Montag, 18. September 2023

Traumjob Lehrer:in – Alles über Aufgaben, Werdegang, Gehalt und Arbeitszeiten

Wer mit dem Gedanken spielt, Lehrer:in zu werden, sollte sich vorab gründlich mit dem Thema auseinandersetzen. Denn hinter dem Beruf steckt weitaus mehr, als „nur“ Kindern und Jugendlichen in bestimmten Fächern Wissen zu vermitteln. Wie sieht die Lehrertätigkeit also aus und was braucht es, um den Beruf ausüben zu können?

Was macht ein:e Lehrer:in?

Für viele Menschen sind vor allem ideologische Gründe ausschlaggebend, wenn sie sich für den Beruf als Lehrer:in entscheiden. Sie möchten Kindern und Jugendlichen wertvolles Wissen mit auf ihren Lebensweg geben, um ihren Traumberuf ergreifen zu können. Aber auch die Leidenschaft für das jeweilige Fach ist oftmals ein wichtiger Punkt, sprich für die angehenden Lehrer:innen gibt es meist keinen schöneren Gedanken, als sich tagtäglich beispielsweise mit Mathematik, Sport, Geschichte oder Musik auseinandersetzen zu dürfen. Die Gründe, weshalb jemand Lehrer:in werden möchte, sind somit höchst individuell. Das Problem an der Sache ist, dass die Vorstellung von dieser Arbeit nicht immer der Realität entspricht. Denn wie eingangs erwähnt, gehören zum Beruf Lehrer:in noch zahlreiche weitere Aufgaben als das reine Unterrichten vor der Klasse. Wer darüber nachdenkt, diesen Beruf zu ergreifen, sollte sich deshalb darüber informieren, wie der Alltag darin aussieht. Bestenfalls gibt es sogar die Möglichkeit zum „Schnuppern“, um erste Berufserfahrungen zu sammeln und anhand eines realistischen Eindrucks zu prüfen: Passt das Berufsbild wirklich zu mir?

Eine erste Recherche ist hierfür ein guter Ausgangspunkt. Sie sollte sich damit befassen, was ein:e Lehrer:in überhaupt macht. Definiert wird die Lehrkraft als Expert:in für das Lehren und Lernen. Sie entwirft selbständig Unterricht, der vielfältig, fachlich kompetent sowie an die jeweilige Schulart angepasst sein muss. Die Kernarbeit der Lehrer:innen besteht somit im Unterricht, jedoch nicht nur in dessen Durchführung, sondern sie müssen diesen auch qualifiziert vorbereiten sowie nachbereiten. Dazu gehört beispielsweise die Kontrolle der Lernfortschritte durch entsprechende Prüfungen oder auch individueller Entwicklungsprozesse der Schüler:innen. Somit sind Lehrende oftmals wichtige Ansprechpartner:innen für ihre Schüler:innen oder deren Eltern, wenn es beispielsweise zu Problemen kommt. Typische Aufgaben, die im Alltag einer Lehrkraft häufig anfallen, sind zum Beispiel:

  • Unterrichtsvorbereitung, wozu die Erstellung von Lehrmaterialien wie Arbeitsblättern gehört, die Strukturierung des Lernstoffs gemäß Lehrplan, das Entwerfen von Klassenarbeiten und weitere Aufgaben. Dieser Schritt beinhaltet außerdem einen gewissen Spielraum für Kreativität, denn oft können die Lehrer:innen innerhalb gewisser Grenzen selbst bestimmen, wie ihr Unterricht gestaltet werden soll und wie sie den Schüler:innen das Wissen vermitteln. Neben dem klassischen Unterricht stehen hierfür beispielsweise Gruppenarbeiten, (digitale) Spiele, Videos und viele weitere Möglichkeiten zur Verfügung.
  • Unterrichten, sprich die Zeit vor der Klasse, die jedoch nicht die gesamte Arbeitszeit abdeckt. Das Unterrichten selbst findet in geringerem Ausmaß statt als oftmals gedacht, um eben auch ausreichend Zeit für die Nebentätigkeiten zu haben. Beim Unterrichten sind spezielle Kompetenzen gefragt, vor allem in pädagogischer Hinsicht und um die Aufmerksamkeit der Schüler:innen zu generieren sowie zu erhalten. Lehrer:innen sollten also gerne vor vielen Menschen sprechen und die Fähigkeit haben, bei Bedarf auch Autorität zu beweisen. Ziel sollte dabei stets sein, von den Kindern sowie Jugendlichen gemocht, aber auch respektiert zu werden.
  • Förderung von sozialen Beziehungen, denn an den meisten Schulen haben die Lehrer:innen eine „eigene“ Klasse, für die sie die Hauptverantwortung tragen. Das betrifft nicht nur die Lernfortschritte, sondern auch das soziale Gefüge in der jeweiligen Klasse. Typische Ziele sind zum Beispiel, Mobbingfälle zu verhindern, familiäre Probleme bei Schüler:innen zu erkennen oder Individuen speziell zu fördern, je nach Bedarf. Dadurch wird die Arbeit als Lehrer:in vielfältig und niemals langweilig, allerdings auch herausfordernd. Manchen Lehrkräften fällt es daher schwer, nach der Arbeitszeit auch gedanklich von ihrem Job abzuschalten.
  • Leistungs- und Verhaltenskontrolle, was auf den ersten Blick negativ klingt. Doch Lehrer:innen sind auch dafür zuständig, den Lernfortschritt der Schüler:innen festzustellen, wofür zum Beispiel schriftliche oder mündliche Prüfungen zum Einsatz kommen. Hierzu gehört außerdem die Korrektur von Hausaufgaben sowie das sorgfältige Beobachten des Verhaltens der einzelnen Schüler:innen während das Unterrichts – und abseits. Diese Beobachtungen gilt es anschließend zu bewerten und gegebenenfalls mit den Betroffenen, den Eltern oder den Kolleg:innen zu besprechen, beispielsweise im Rahmen von Elternabenden.
  • Fortbildung, denn jedes Fachgebiet entwickelt sich stetig sowie in rasantem Tempo weiter. Deshalb müssen sich Lehrkräfte regelmäßig fortbilden, um beispielsweise fachlich oder bezüglich der Lehrmethoden immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben.

Damit ist die Liste an potenziellen Aufgaben noch nicht zu Ende. Manchmal gehen die Lehrer:innen mit den Schüler:innen auch auf Klassenfahrten und Ausflüge oder sie organisieren gemeinsam mit dem Kollegium besondere Aktionen wie ein Schulfest. Der Lehrberuf ist somit äußerst abwechslungsreich und sein Alltag kann sich je nach Schule, gewählten Fächern, Alter der Schüler:innen & Co stark unterscheiden. Zu den Kompetenzen, die ein:e Lehrer:in mitbringen sollte, gehören demnach zum Beispiel:

  • Abgrenzungsfähigkeit
  • Anpassungsfähigkeit
  • Belastbarkeit
  • Empathie
  • Flexibilität
  • Humor
  • Interkulturelle Kompetenzen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Offenheit
  • Organisationstalent
  • Selbstbewusstsein
  • Toleranz
  • Verantwortungsbewusstsein

Auch diese Liste könnte weiter fortgeführt werden und hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist aber immer, dass die grundlegenden Fähigkeiten sowie der Wille, sich dem anspruchsvollen Berufsbild zu stellen, vorhanden sind. Dann verspricht die Arbeit als Lehrer:in einen Alltag, der niemals langweilig wird und auf einer sozialen Ebene unglaublich erfüllend sein kann. Kein Wunder, dass sich knapp 800.000 Menschen in Deutschland bereits für den Beruf entschieden haben. Dennoch besteht vielerorts ein Mangel an Lehrer:innen, was für Berufseinsteiger:innen hervorragende Zukunftsperspektiven bedeutet – was aber auch das Stresslevel im Arbeitsalltag erhöhen kann, wenn beispielsweise fehlende Kolleg:innen vertreten oder mehr „To-Dos“ auf weniger Lehrer:innen verteilt werden müssen.

Wie werde ich Lehrer:in?

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Wer sich sicher ist, dass der Beruf als Lehrkraft die richtige Wahl ist, stellt sich im nächsten Schritt oft die Frage, wie der Werdegang in diese Richtung gelingt. Denn um Lehrer:in zu werden, müssen verschiedene Hürden überwunden werden, wobei die Anforderungen je nach Schulart differieren. Der klassische Weg in den Beruf führt über die Allgemeine Hochschulreife und ein Studium auf Lehramt, wobei sich die Studierenden bereits auf ihre Fächerkombination festlegen. Dieses Studium kann an einer Universität stattfinden, beispielsweise als Biologie-Studium auf Lehramt gemeinsam mit Student:innen der Biologie, die später in die Forschung gehen oder andere Wege einschlagen wollen. In diesem Fall steht also die Fachrichtung im Vordergrund, weniger die pädagogische Komponente. Alternativ ist das Lehramtsstudium an einer Pädagogischen Hochschule möglich, bei der ebenfalls eine Fächerkombination gewählt wird. So oder so stehen auch allgemeine Fächer wie Pädagogik oder Didaktik auf dem Stundenplan und die angehenden Lehrer:innen müssen mehrere Praktika an verschiedenen Schulen absolvieren.

Das Lehramtsstudium besteht aus einem Bachelor- sowie Masterstudium; mancherorts wird es noch als Staatsexamen durchgeführt. Nach Abschluss des Studiums beginnt das Referendariat, das 18 Monate dauert und ebenfalls mit einer Prüfung endet. War diese erfolgreich, können sich die Absolvent:innen mit ihrer Fächerkombination auf eine Stelle als Lehrer:in an einer Schule bewerben. Diese Stellen können Beamtenstellen sein, müssen sie aber nicht. Eine Verbeamtung findet außerdem nicht sofort nach dem Berufseinstieg statt – aber dazu später mehr. Übrigens: In Sonderfällen ist die Arbeit als Lehrer:in auch als Quereinsteiger:in oder mit geringeren Anforderungen möglich. Das gilt beispielsweise an beruflichen Schulen, wo für die Auswahl der Lehrkräfte oftmals ihre praktischen Erfahrungen wichtiger sind als ihre Ausbildung. Fachlehrer:innen müssen mancherorts zum Beispiel „nur“ einen einjährigen Vorbereitungsdienst ableisten, das sogenannte Bewährungsjahr, und können anschließend eine Qualifikationsprüfung ablegen.

Je nach Einzelfall sind also verschiedene Wege möglich, oder eben nicht, weshalb sich eine allgemeine Recherche lohnt, wenn die Arbeit als Lehrer:in auch ohne Abitur oder Studienabschluss erwünscht ist. Besonders gut stehen die Chancen in solchen Fällen, wenn es sich um ein Fach oder ein Bundesland mit starkem Lehrermangel handelt. Überhaupt sind in Deutschland die Bundesländer für die Lehrkräfte verantwortlich und bestimmen über die Zulassungsvoraussetzungen und viele weitere Themen. Es ist deshalb wichtig, die Bestimmungen in verschiedenen Bundesländern zu kennen und gegebenenfalls lohnt sich sogar ein Umzug in ein anderes Bundesland, um beispielsweise eine der begehrten Beamtenstellen zu ergattern.

Wann erhalte ich den Beamtenstatus?

Die Möglichkeit zur Verbeamtung ist für viele Lehrer:innen ein weiterer Hauptgrund, um sich für diesen Beruf zu entscheiden – oder sie möchten sich die damit einhergehenden Vorteile zusätzlich zu ihrem Traumberuf einfach nicht entgehen lassen. Die Frage, ob, wann und wie sie den Beamtenstatus erhalten, wird daher häufig gestellt. Prinzipiell ist es wichtig zu wissen, dass nicht alle Lehrer:innen verbeamtet werden. Derzeit sind nur rund 600.000 der 800.000 Lehrer:innen in Deutschland verbeamtet, sprich etwa 200.000 arbeiten in einem regulären Anstellungsverhältnis. Für eine Verbeamtung müssen also bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Erneut spielt das Bundesland eine wichtige Rolle, denn alle Bundesländer bewilligen eine unterschiedliche Anzahl an Beamtenstellen für Lehrer:innen pro Jahr und einige hatten die Verbeamtung in der Vergangenheit zeitweise sogar vollständig ausgesetzt. Da sich diese Bestimmungen regelmäßig ändern, lohnt sich eine intensive Recherche vor dem Bewerbungsprozess, um die eigenen Chancen auf eine Verbeamtung zu erhöhen.
  • Mit dem Bewerbungsprozess ist ein weiteres wichtiges Stichwort gefallen. Stellen für Lehrer:innen werden in der Regel von Vornherein als Beamtenstellen ausgeschrieben. Es lohnt sich deshalb, die Chance auf Verbeamtung bei der Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung beziehungsweise ein Jobangebot zu berücksichtigen.
  • Um verbeamtet zu werden, ist eine deutsche Staatsangehörigkeit oder jene eines anderen EU-Mitgliedsstaats notwendig. Auch einige wenige außereuropäische Länder gehören in diese Liste.
  • Die Lehrer:innen müssen eine Befähigung gemäß Landesrecht vorweisen, die zumeist das erfolgreich abgeschlossene Referendariat voraussetzt. Deshalb ist es als Quer- oder als sogenannter Seiteneinsteiger in vielen Bundesländern nicht möglich, verbeamtet zu werden.
  • Auch die gesundheitliche Eignung ist erforderlich, die durch Amtsärzt:innen festgestellt wird. 

Zu den weiteren Voraussetzungen für eine Verbeamtung gehören ein vorstrafenfreies behördliches Führungszeugnis und die Altershöchstgrenze darf noch nicht überschritten sein, die je nach Bundesland etwa zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr liegt. Diese hohen Hürden für eine Verbeamtung liegen in den zahlreichen Vorteilen begründet, die mit ihr einhergehen und für das Bundesland eine finanzielle Belastung darstellen können. Denn wer einmal auf Lebenszeit verbeamtet ist, genießt einen Kündigungsschutz, einen höheren Nettolohn durch wegfallende Sozialabgaben, bessere Kreditkonditionen, Anspruch auf Pension sowie weitere Ansprüche wie jene auf Beihilfe oder freie Heilfürsorge. Zudem haben Lehrer:innen mit Beamtenstatus die Möglichkeit, eine private Krankenversicherung abzuschließen, was ebenfalls Vorteile mit sich bringt. Sie genießen also oft eine bessere sowie umfassendere medizinische Versorgung mit kürzeren Wartezeiten, einer Chefarztbehandlung und weiteren Vorteilen, jedoch zu geringeren Kosten als viele Arbeitnehmer:innen in der gesetzlichen Krankenversicherung tragen müssen.

Doch auch einige Nachteile gehen mit dem Beamtenstatus einher: Beamte besitzen kein Streikrecht, ein Arbeitsplatzwechsel gestaltet sich oft schwierig sowie langwierig und Mehrarbeit ist bis zu einer gewissen Grenze ohne Vergütung verpflichtend. Insgesamt dauert die Verbeamtung relativ lang, meist rund zwei bis drei Jahre, was jedoch im individuellen Fall schwanken kann.

Wie viel verdient eine Lehrkraft?

Dennoch: Die Vorteile der Verbeamtung überwiegen zumindest in finanzieller Hinsicht, denn mit der Vergütung ist ein weiteres wichtiges Stichwort gefallen. Als Beamte werden Lehrer:inen gemäß Tarifvertrag in ihrem Bundesland bezahlt. Die Besoldung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, die über die Besoldungsgruppe bestimmen, zum Beispiel von der Schulart oder dem Familienstand. Eine Besoldungstabelle gibt somit über die individuellen Verdienstchancen Aufschluss. Tendenziell gilt der Lehrberuf aber als überdurchschnittlich bezahlter Beruf und verbeamtete Lehrkräfte genießen maximale finanzielle Sicherheit sowie weitere, vorab erwähnte Vorteile wie geringere Sozialabgaben. Tendenziell kann beim Berufseinstieg mit etwa 4.000 bis 4.500 Euro brutto pro Monat gerechnet werden. Mit der Zeit steigt dieses Gehalt, meistens auf rund 5.500 Euro brutto als Grundgehalt pro Monat, wobei verschiedene Zuschläge hinzukommen können, eben je nach Besoldungsgruppe. Pauschale Aussagen zu treffen, ist daher schwierig.

Das Bruttogehalt von verbeamteten und angestellten Lehrer:innen unterscheidet sich übrigens kaum. Wie vorab erwähnt, ist das Nettogehalt von verbeamteten Lehrkräften aber deutlich höher, da sie weniger Abzüge haben. Die Verbeamtung lohnt sich dementsprechend auch in finanzieller Hinsicht. Größere Unterschiede beim Gehalt gibt es außerdem je nach Bundesland oder Schulart. So liegt das Gehalt für Grundschullehrer bei der Erfahrungsstufe 5 beispielsweise in Sachsen bei 4.790,84 Euo, aber in NRW bei 4.111,51 Euro. Wer den Werdegang als Lehrer:in einschlagen möchte, kann also einen Blick in die Besoldungstabellen werfen, um sich einen realistischen Eindruck von den individuellen Verdienstchancen zu machen. Dabei sollten aber auch andere Faktoren berücksichtigt werden, wie die überdurchschnittlich langen Urlaubszeiten im Lehrberuf.

Wie steht es um Arbeitszeiten, Urlaub und Work-Life-Balance?

Unterrichten und anschließend nach Hause gehen – diese weit verbreitete Vorstellung von der Arbeit als Lehrer:in hat mit der Realität wenig gemeinsam. Tatsächlich machen die Unterrichtsstunden nur einen gewissen Anteil an Arbeitsstunden von Lehrer:innen aus. Wer in Vollzeit angestellt ist, hat eine feste Anzahl an Pflichtstunden. Diese liegen meist zwischen 22 und 28 Wochenstunden. Doch wie bereits deutlich wurde, ist die Arbeit als Lehrkraft damit nicht zu Ende. All die Nebentätigkeiten verteilen sich auf die übrigen Arbeitsstunden, sodass auch vollbeschäftigte Lehrer:innen in der Theorie auf die üblichen 40 Wochenstunden kommen. In der Praxis arbeiten sie oft sogar deutlich mehr. Durchschnittlich 46,38 Stunden sind es, viele davon auch am Wochenende oder in der Nacht. Allerdings gilt diese Zahl nur für die Schulzeiten. In den Ferienzeiten haben die Lehrer:innen meist zwar nicht gänzlich frei und müssen vielleicht Weiterbildungen belegen oder Unterricht vorbereiten. Trotzdem haben sie unterm Strich deutlich länger Urlaub als die meisten Angestellten. Allein die Sommerferien betragen in vielen Bundesländern sowie Schularten sechs Wochen am Stück. Ein Zeitraum, von dem viele Menschen in einem klassischen Arbeitsverhältnis nur träumen können.

Offiziell belaufen sich die dienstfreien Tage auch für Lehrer:innen übrigens nur auf 30 Tage im Jahr. Das erklärt, weshalb viele von ihnen in den scheinbar freien Ferienzeiten dennoch arbeiten. Allerdings gibt es auch eine Vielzahl an Lehrkräften, die in Teilzeit angestellt sind und deren Work-Life-Balance deutlich entspannter ist. Schlussendlich hängt es also vom Einzelfall ab, beispielsweise von der Schulart, wie die Arbeits- sowie Urlaubszeiten tatsächlich gestaltet sind. Zudem hilft Organisationstalent dabei, alle Aufgaben innerhalb der offiziellen Arbeitszeit zu erledigen, um trotz Vollzeitstelle eine gute Work-Life-Balance zu erreichen. Erneut sind pauschale Aussagen somit schwierig und es gibt durchaus eine große Zahl an Lehrer:innen, die sich überlastet fühlen. Es ist deshalb wichtig, auch das Thema Stress bei der Berufs- sowie Jobwahl zu berücksichtigen, wenn die Arbeit als Lehrkraft in Erwägung gezogen wird.

Bin ich für den Job geeignet?

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Wie bei jedem anderen Beruf auch, ist die Arbeit als Lehrer:in nicht für jeden Menschen geeignet. Für die einen ist sie ein echter Traumjob, für andere Personen vielleicht der direkte Weg in ein Burnout-Syndrom. Deshalb ist es wichtig, ein realistisches Bild auf den Arbeitsalltag zu erhalten, um darauf basierend zu prüfen, ob der Beruf im eigenen Fall die richtige Wahl ist – sowie an welcher Schulart, mit welcher Fächerkombination oder mit welcher Anzahl an Wochenstunden. Am besten ist es, diesen Prozess zu durchlaufen, bevor ein Studium beziehungsweise ein Quer- oder Seiteneinstieg begonnen wird. Hierfür hilft es beispielsweise, ein FSJ an einer Schule zu absolvieren, persönliche Gespräche mit erfahrenen Lehrer:innen zu führen, im Internet zu recherchieren oder einen Nebenjob in einer artverwandten Tätigkeit auszuüben, beispielsweise als Nachhilfelehrer:in.

Schlussendlich bedarf es ein ausreichendes Maß an Selbstreflexion, um basierend auf all den eingeholten Informationen zu entscheiden, ob die Arbeit als Lehrer:in tatsächlich die richtige Berufswahl für einen selbst ist – oder eher nicht. Neben logischen Überlegungen ist es dabei auch sinnvoll, das Bauchgefühl einzubeziehen, denn dieses ist häufig im Leben ein guter Ratgeber. Mit Sicherheit wissen viele Lehrer:innen aber erst, ob sie die richtige Wahl getroffen haben, wenn sie bereits einige Jahre im Berufsleben stecken; und wenn sie vielleicht schon verbeamtet sind. Dann ist die Hemmschwelle natürlich hoch, doch noch einmal den Job zu wechseln. Glücklicherweise ist dies heutzutage aber relativ einfach möglich, vor allem mit einer akademischen Ausbildung wie jener als Lehrer:in. Betroffene können alternativ beispielsweise an Nachhilfeinstituten, Sprachschulen, in der Kinderbetreuung, im Bereich der Weiterbildungen, als Bildungsreferent:innen, in der Erstellung von Lehrmitteln oder in zahlreichen anderen Branchen tätig werden. Wer also von der Arbeit als Lehrer:in träumt, hat wenig zu verlieren, wenn er oder sie diesen Werdegang einschlägt. Denn letztendlich überwiegen in den allermeisten Fällen die genannten Vorteile, so jedenfalls die Ergebnisse des Schulbarometers 2022. Demnach waren rund 74 Prozent der befragten Lehrkräfte eher bis sehr zufrieden mit ihrem Beruf, wohingegen sich nur fünf Prozent als sehr unzufrieden einstuften.