Mittwoch, 14. April 2021

Wie Klassenfahrten die richtige Mischung aus Vergnüglichem und Lehrreichem erzielen können

Im Laufe der Schulzeit erlebt fast jedes Kind mindestens eine Klassenfahrt mit. Es handelt sich um ein Erlebnis, das meist unvergessliche Erinnerungen prägt und somit eine wichtige Lebenserfahrung darstellt – sowohl für die Kinder als auch für die Lehrer. Positiv können diese jedoch nur sein, wenn Klassenfahrten die richtige Balance aus Lehrreichem und Vergnüglichem bieten.

Eine Klassenfahrt ist stets ein Spagat: Einerseits soll sie pädagogisch wertvoll sein. Andererseits soll sie den Klassenzusammenhalt stärken und somit vor allem ein soziales Erlebnis sein, das Spaß macht; denn Spaß kommt heutzutage im Leben vieler Kinder und Jugendlicher zu kurz. Auch bringen Lehrer sowie Schüler oft unterschiedliche Interessen mit, die zu einem schwierigen Spannungsfeld führen können. Umso wichtiger ist es, die Klassenfahrt von Beginn an richtig zu planen, um solche Interessenskonflikte präventiv zu vermeiden. Für die Lehrkräfte bedeutet das einen gewissen Organisationsaufwand und in diesem Zuge kommt zwangsläufig irgendwann die Frage auf, wie sich das Nützliche mit dem Schönen verbinden lässt – nämlich das Lernen mit dem Spaß.

 

Zielsetzung für die Klassenfahrt definieren

 

Zu Beginn der Planung sollte daher stets die Zieldefinition stehen. Dabei handelt es sich noch nicht um das Ziel im örtlichen Sinne, sprich um die Destination, sondern um den Zweck der Klassenfahrt. Denn je nach Altersgruppe der Schüler, nach Zeitpunkt der Klassenfahrt & Co kann es verschiedene Arten geben. Unterschieden wird beispielsweise zwischen

 

 

 

Nicht jede Form der Klassenfahrt hat demnach sowohl pädagogische als auch soziale Hintergründe. Stattdessen können andere Ziele vorrangig sein. Zudem ergeben sich je nach Art der Klassenfahrt meist spezifische Probleme. So leiden Schüler bei einem Schüleraustausch öfters unter Heimweh, da sie in einer fremden Familie wohnen, die auch noch eine fremde Sprache spricht. Im Schullandheim muss hingegen aufgepasst werden, dass die Ausgrenzung einzelner Schüler, vielleicht sogar Mobbing, nicht überhandnimmt. Diese sind nur zwei Beispiele von vielen, die deutlich machen, inwiefern für jede Klassenfahrt eine individuelle Zieldefinition sowie Planung notwendig ist. Bei der klassischen Variante im Sinne eines Klassenausflugs über mehrere Tage stehen in der Regel folgende Ziele im Vordergrund:

 

 

 

Viele dieser Ziele bauen aufeinander auf und greifen bestenfalls wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinander. Eine Klassenfahrt dient daher in erster Linie der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, um eine bessere Beziehung sowohl zu sich selbst als auch zu ihren Mitschülern aufzubauen. Die Vermittlung konkreter Lehrinhalte rückt hingegen in den Hintergrund, sprich die Klassenfahrt ist eher eine „Schule des Lebens“ als eine tatsächliche Schule. Dennoch ist es natürlich möglich, pädagogische Ziele durch einen Besuch in Museen, durch Ausflüge passend zu Unterrichtsinhalten oder ähnliche Methoden zu integrieren.

 

Die richtigen Methoden entwickeln – und anwenden

 

Für Lehrerinnen sowie Lehrer ist es wichtig zu verstehen, dass die Organisation einer Klassenfahrt somit anders aussieht als jene einer klassischen Gruppenreise. Im Vordergrund stehen nämlich die Ziele und die dafür eingesetzten Methoden. Daher müssen im zweiten Schritt abhängig von der individuellen Zielsetzung die jeweiligen Methoden für die anstehende Klassenfahrt festgelegt werden. Dafür ist es natürlich wichtig, diese zu kennen, zu verstehen, richtig auszuwählen und anzuwenden. Solche Methoden können beispielsweise sein:

 

 

 

Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Methoden ist groß und die Lehrkräfte können dabei durchaus auf ihr pädagogisches Knowhow, ihre Erfahrungswerte sowie ihre persönliche Kreativität zurückgreifen. In jedem Fall sollte die Klassenfahrt aber unterschiedliche Methoden umfassen, am besten mindestens eine aus jeder der folgenden vier Kategorien:

 

 

 

Je bunter der Mix aus Methoden ist, die angewendet werden, desto mehr und nachhaltiger können die Schüler im Rahmen der Klassenfahrt lernen. Wichtig ist jedoch, dieses Lernen spielerisch zu gestalten, sodass es quasi ganz automatisch und nebenbei passiert. Das erhöht die Lernerfolge vor allem im Kindesalter und sorgt für den Spaßfaktor bei der Klassenfahrt. Neben klassischen Zielen wie Museen, historischen Sehenswürdigkeiten & Co sind daher auch Aktivitäten wie der gemeinsame Besuch im Kletterpark sinnvoll oder altersgemäße „Teambuilding-Events“ wie ein Escape Room, das Bowlen & Co – um nur einige von vielen Möglichkeiten zu nennen.

 

Erlebnispädagogik ist der Schlüssel zum Erfolg

 

Bei der Klassenfahrt geht es also darum, pädagogische Inhalte auf andere Art und Weise zu vermitteln als an normalen Schultagen. Die Herausforderung für die Lehrkräfte besteht darin, keinen klassischen und als langweilig empfundenen Unterricht abzuhalten, auch nicht vor Ort in einem Museum oder in einer anderen Location. Stattdessen ist Erlebnispädagogik der Schlüssel zum Erfolg, sprich die Erlebnisse stehen bei der Klassenfahrt im Vordergrund. Das Lernen rückt dabei in den Hintergrund, passiert aber automatisch und quasi nebenbei – oftmals sogar ohne, dass die Schüler dies bewusst merken. Nur handelt es sich dabei eben weniger um Daten oder Fakten als um wichtige Lektionen für das ganze Leben im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung. Lehrkräfte, die das verstanden haben, können den Spagat zwischen Vergnüglichem und Lehrreichem optimal meistern. Bleibt nur noch die Frage offen, wie diese Erlebnispädagogik in der Praxis funktionieren kann?

 

Die Pädagogik auf einer Klassenfahrt hat einen gänzlich anderen Schwerpunkt als jene im Schulalltag. Es geht vor allem darum, die Kinder oder Jugendlichen bewusst vor Herausforderungen zu stellen, denen sie im Alltag weder im Klassenzimmer noch im Privatleben typischerweise begegnen – aber natürlich Herausforderungen, die sie meistern können und die möglichst viel Spaß machen. Dabei kann es sich um verschiedenste Herausforderungen handeln, beispielsweise physischer oder sozialer Art. So können Lehrkräfte die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schüler aktiv fördern oder sie lehren, dass und wie sie sich zukünftig Herausforderungen stellen können. Im Rahmen einer Klassenfahrt lässt sich die Erlebnispädagogik vor allem in Form von Ausflügen umsetzen, wie bereits erwähnt kann es sich dabei um einen Kletterpark handeln oder auch um einen Besuch im Schwimmbad, bei dem die Schüler gewisse Aufgaben lösen müssen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, sofern eben zwei Grundprinzipien berücksichtigt werden: Einerseits müssen die Kinder sowie Jugendlichen, wie bereits erwähnt, die Herausforderungen meistern können, ansonsten würden sie die falschen Lehren aus dem Erlebnis ziehen. Andererseits muss ihre Sicherheit jederzeit gewährleistet sein.

 

Die richtigen Spiele für die Klassenfahrt

 

Spaß sollte also bei der Klassenfahrt im Vordergrund stehen. Dabei kann es sich um Erlebnisse oder klassische Spiele handeln, sofern sie einen pädagogischen Wert haben. Kinder lassen sich meistens noch einfacher begeistern als Jugendliche in der Pubertät. Wichtig ist daher natürlich, das Programm der Klassenfahrt auf das Alter der Schüler abzustimmen. Doch nicht nur im Sinne der Erlebnispädagogik können Spiele zum Einsatz kommen, sondern auch zwischendurch, wenn beispielsweise schlechtes Wetter herrscht oder die Schüler mal Langeweile haben. Sich eine Liste mit Spielen anzulegen und diese vorzubereiten, gegebenenfalls also dafür benötigte Utensilien einzupacken, ist daher im Rahmen der Vorbereitung ein guter Tipp für Lehrkräfte. An Ideen für solche Spiele mangelt es nicht, spätestens nach einem Blick ins Internet. Möglich ist zum Beispiel

 

 

 

Solche und ähnliche Spiele bringen einen großen Spaßfaktor und können somit den Zusammenhalt in der Klasse stärken. Auch, wenn es sich also nicht immer um konkrete Erlebnispädagogik handelt, haben Spiel und Spaß bei der Klassenfahrt einen tieferen Sinn. So können Probleme wie Mobbing bestenfalls präventiv verhindert, zumindest aber gelindert werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Lehrkräfte nicht dennoch ein Bewusstsein für die Thematik haben müssen.

 

Mobbing und weitere Probleme bei der Klassenfahrt

 

Die Klassenfahrt ist für Lehrkräfte nämlich auch eine Chance – oder sogar die Aufgabe – einen realistische(re)n Einblick in den Klassenverband zu bekommen. Das ist im Alltag oftmals schwierig, wenn sie die Klasse nur wenige Stunden pro Woche und nur in der Unterrichtssituation sehen. Auf einer Klassenfahrt offenbaren sich hingegen oftmals die tatsächlich Probleme, sozusagen jene hinter den Kulissen. Mobbing kann hierbei ein wichtiges Thema sein, aber auch häusliche Gewalt, Angststörungen oder viele weitere Szenarien können ans Tageslicht treten. Es ist selbstverständlich auch die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer, solche Probleme zu erkennen und angemessen zu handeln. Das ist nicht immer einfach, doch in jedem Fall gibt es eine Lösung. In einigen Fällen wie beim Mobbing ist es zudem wichtig, anschließend an die Klassenfahrt das Gespräch mit den Eltern zu suchen, damit auch diese richtig reagieren können. Die Arbeit ist also nicht mit der Rückkehr getan, sondern eine Nachbereitung ist in vielen Fällen notwendig.

 

Sicherheit: Ein wichtiges Thema bei der Klassenfahrt

 

Lehrkräfte übernehmen auf der Klassenfahrt also mehrere Rollen, deutlich mehr als im normalen Schulalltag. Sie sind eben nicht nur Lehrende, sondern auch Spaßbringer, Beobachter und ein Stück weit Beschützer. Mit der Sicherheit ist nämlich bereits ein weiteres wichtiges Stichwort gefallen. Bei der Planung und vor Ort ist hat die Sicherheit aller Kinder und Jugendlicher die oberste Priorität auf jeder Klassenfahrt. Bei einem Betreuungsschlüssel von oftmals nur zwei Lehrkräften für dutzende Kinder kann das durchaus eine Herausforderung sein. Denn auf die Vernunft der Kinder oder Jugendlichen können und sollten sich diese nicht verlassen. Sicherheit bedeutet daher einen individuellen Schutz von Bedürftigen, beispielsweise vor Mobbing – aber auch den Schutz der gesamten Gruppe, beispielsweise in der Unterkunft oder bei den Erlebnissen.

 

Es ist daher wichtig, bereits bei der Planung der Klassenfahrt die Risiken zu prüfen und die An- sowie Rückreise, die Unterkunft, die Ausflüge & Co so zu planen, dass die Sicherheit aller Teilnehmer jederzeit gewährleistet ist. Sie ist daher auch ein wichtiger Faktor, wenn es um die Auswahl der Destination geht. Denn nicht alle Reiseziele sind kindergeeignet. Vielleicht bergen sie auch spezielle Gefahren je nach Jahreszeit (wie die Lawinen- oder Verletzungsgefahr auf der Skipiste) oder nach Unternehmungen (wie beim Schwimmen im Meer). Das Reiseziel für die Klassenfahrt sollten Lehrkräfte daher einerseits passend zu den Zielsetzungen und Methoden auswählen; andererseits anhand der gewährleisteten Sicherheit.

 

Die richtige Unterkunft für die Klassenfahrt

 

Erst, nachdem ein Reiseziel gefunden wurde, das zu all diesen Kriterien passt, kann die konkrete Planung und damit die Suche nach einer Unterkunft beginnen. Auch hierbei steht natürlich die Sicherheit an oberster Stelle, wenn es beispielsweise um die Hygiene geht. Aber es sind noch weitere Faktoren ausschlaggebend, denn die Auswahl an potenziellen Unterkünften ist groß und sie alle bringen spezifische Vor- und Nachteile mit sich. Klassische Hotels mit Einzel- oder Doppelzimmer sind oftmals zu teuer, denn auch die Kosten gilt es selbstverständlich im Blick zu behalten. Zudem geht dabei schnell der soziale Faktor verloren, der bei einer Klassenfahrt eigentlich im Vordergrund stehen sollte. Besser ist daher die Wahl einer Unterkunft, die neben dem Faktor Sicherheit auch ausreichend Raum für das „Zusammensein“ bietet, beispielsweise in Form von Tagungsräumen oder Freiplätzen für Gruppen.  Spezielle Unterkünfte für Klassenfahrten bringen dabei weitere Vorteile mit sich, wie hilfreiche Unterstützung für die Lehrkräfte oder unverbindliche Reservierungsbedingungen, sodass weder die Lehrkräfte noch die Eltern ein finanzielles Risiko eingehen müssen. Nachdem die Fragen nach Transport sowie Unterkunft geklärt sind, müssen nur noch die Aktivitäten vor Ort sowie die Spiele geklärt werden, damit keine Langeweile aufkommt – und an dieser Stelle schließt sich der Kreis.

 

Nach der Klassenfahrt ist vor der Klassenfahrt

 

Lehrkräfte, die das erste Mal eine Klassenfahrt betreuen oder organisieren, fühlen sich angesichts dieser Anforderungen oftmals überfordert. Das ist vollkommen normal, doch mit den genannten Grundregeln sowie der Hilfe erfahrener Kollegen handelt es sich um ein Problem, das sich im Regelfall meistern lässt. Auch für die Lehrkräfte ist die Klassenfahrt also eine Möglichkeit zum Lernen, was bekanntlich ein Leben lang wichtig ist, und für die persönliche Weiterentwicklung. Denn Verantwortung für so viele Kinder oder Jugendliche zu übernehmen, erfordert ein hohes Maß an persönlicher Reife. Und die Klassenfahrt kann noch auf eine zweite Art und Weise lehrreich sein: Sie selbst ist ein (neues) Erlebnis und somit eine Chance, um wichtige Lektionen für die nächste Klassenfahrt mitzunehmen. Auch deshalb ist die Nachbereitung so wichtig, denn sie dient der Reflektion, ob alle Ansprüche von der Sicherheit bis zur Zielsetzung erreicht wurden – und was in Zukunft vielleicht besser laufen könnte. Nach der Klassenfahrt ist vor der Klassenfahrt, lautet daher das Motto für Lehrkräfte. So können sie sich stetig weiterbilden im Bereich der Erlebnispädagogik, wertvolle Erfahrungen sammeln und dadurch jede weitere Klassenfahrt umso erfolgreicher gestalten; was sowohl im pädagogischen Sinne als auch hinsichtlich des Spaßfaktors gilt.