Montag, 26. Mai 2025

Matheangst adé: Wie neue Lernmethoden Schüler:innen stärken

Mathematik ruft bei vielen Schüler:innen keine Freude, sondern puren Stress hervor. Laut dem IQB-Bildungstrend 2021 zeigen sogar schon knapp ein Viertel der Viertklässlerinnen Anzeichen von Matheangst – Tendenz steigend.

Foto von Artturi Jalli auf Unsplash

Die emotionale Belastung äußert sich häufig in Anspannung, Leistungsdruck und Vermeidungsverhalten. Wer Angst vor einem Fach entwickelt, bringt langfristig schlechtere Leistungen, das bestätigen auch entsprechende Untersuchungen. Dies ergibt sich sogar unabhängig von der tatsächlichen Begabung.

Solche Ängste entstehen meist schon früh und verfestigen sich im Laufe der Schulzeit. Aus einzelnen Misserfolgen entwickeln sich tiefgehende negative Glaubenssätze: „Ich kann das nicht“, „Ich bin einfach kein Mathe-Typ“. Wer sich einmal als unfähig wahrnimmt, findet schwer wieder zurück in eine positive Lernhaltung. Es ist deshalb essentiell, frühzeitig und gezielt gegenzusteuern.

Ursachen verstehen, Stärken fördern

Matheangst hat viele Gesichter. Neben den individuellen Lernerfahrungen spielen auch pädagogische Faktoren eine Rolle.

Frontalunterricht, wenig Zeit für individuelle Fragen oder ein rein prüfungsorientierter Fokus verschärfen die Situation nur. Umgekehrt zeigen die Forschungsergebnisse: Ein Unterricht, der zum Denken anregt, statt nur Rechenschemata abzufragen, kann die Lernfreude neu wecken, selbst bei zuvor entmutigten Schüler:innen.

Programme wie “MKiD – Mathe kann ich doch!”, entwickelt in Hessen, setzen auf diese Ansätze. Sie fördern das mathematische Selbstbewusstsein durch spielerisches Lernen, individuelle Förderung und kreative Aufgabenstellungen.

Das Ziel besteht darin, die Schüler:innen zu zeigen, dass mathematisches Verständnis nicht angeboren ist, sondern durch Übung, Unterstützung und eine passende Lernumgebung aufgebaut werden kann.

Digitale Formate als sinnvolle Ergänzung

Neben schulischen Unterstützungsprogrammen gewinnen digitale Lernangebote bei dem Thema zunehmend an Bedeutung. Diese bieten zusätzliche Flexibilität und können individuell auf Lücken eingehen.

Eine Möglichkeit, bei konkreten Schwierigkeiten gezielt Unterstützung zu erhalten, stellt zum Beispiel die Nachhilfe online in Mathe dar. Diese Form des Lernens ermöglicht es, auch außerhalb der Schule Verständnislücken zu schließen – ganz unabhängig vom Wohnort oder starren Terminen.

Solche digitalen Lernformate sind besonders dann hilfreich, wenn die Schüler:innen Hemmungen haben, im Unterricht Fragen zu stellen oder zusätzliche Unterstützung benötigen. Es ist allerdings zu beachten, dass nicht jeder Online-Anbieter gleich effektiv ist. Die Qualität hängt stark von der didaktischen Aufbereitung, der methodischen Vielfalt und der Begleitung durch erfahrene Fachkräfte ab.

QuaMath und Co.: Unterricht innovativ gestalten

Ein aktueller Ansatz zur Verbesserung des Mathematikunterrichts ist das bundesweite Programm „QuaMath“, Qualitätsentwicklung im Mathematikunterricht. Das Projekt wird von dem Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik koordiniert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Im Zentrum steht die kontinuierliche Weiterqualifizierung von Mathematiklehrkräften aller Schulformen.

QuaMath legt den Fokus auf die kognitive Aktivierung, also auf Denkprozesse, die das mathematische Verständnis nachhaltig fördern, statt die Inhalte lediglich auswendig zu lernen. Zudem sollen Lehrkräfte befähigt werden, Lernstände differenziert zu erfassen und gezielt darauf zu reagieren. Erste Rückmeldungen zeigen: In den beteiligten Schulen entwickeln Schüler:innen tatsächlich ein stabileres Selbstvertrauen und eine positivere Einstellung zum Fach.

Ein weiteres zentrales Element besteht in der Förderung der sogenannten metakognitiven Strategien. Gemeint ist damit die Fähigkeit, den eigenen Lernprozess zu beobachten, zu reflektieren und bei Bedarf anzupassen.

Perspektiven für eine angstfreie Lernkultur

Es ist heute längst belegt, dass Matheangst keine Randerscheinung, sondern ein verbreitetes schulisches Problem mit langfristigen Folgen ist.

Umso wichtiger ist es, dass Lehrkräfte, Eltern und Bildungspolitik gemeinsam Verantwortung übernehmen und neue Wege im Umgang mit Mathematik ermöglichen. Schulische Programme wie MKiD, Fortbildungen über QuaMath und digitale Angebote wirken dabei nicht gegeneinander, sondern ergänzen sich sinnvoll.

Auch außerschulische Initiativen wie “Mathematik zum Anfassen” des Mathematikums Gießen oder niedrigschwellige Projekte in Jugendzentren tragen dazu bei, das Bild von Mathematik als trockenem, abstraktem Fach zu verändern.

Entscheidend ist also vor allem die Haltung: Mathe kann sich als zugänglich und lösbar zeigen – auch für diejenigen, die sich bislang damit schwertun.