Freitag, 08. November 2024

Wiederbelebung soll Teil des Schulunterrichts werden

Wiederbelebungstraining als Pflichtstoff für Niedersachsens Schülerinnen und Schüler: Das fordern SPD, CDU und Grüne gemeinsam. Auch ein regelmäßiger Aktionsmonat wird gefordert.

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Hannover (dpa/lni) - Alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen sollen künftig lernen, wie man einen Herz-Kreislauf-Stillstand erkennt und Maßnahmen zur Wiederbelebung ergreift. Das sieht ein gemeinsamer Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen sowie der oppositionellen CDU vor, der heute im Landtag beraten wird.

Der Wiederbelebungsunterricht soll demnach fester Bestandteil der Lehrpläne werden. Die Landesregierung solle dazu die Kerncurricula Biologie und Naturwissenschaften der Sekundarstufe I überarbeiten, fordern die Fraktionen. Die Sekundarstufe I umfasst die Jahrgänge 5 bis 10. Die Regierung solle zudem praxisorientierte Unterrichts- und Informationsmaterialien zur Verfügung stellen.

Aktionsmonat zur Wiederbelebung

Zusätzlich soll es mit Unterstützung externer Hilfsorganisationen regelmäßig einen Aktionsmonat zur Wiederbelebung geben. In diesem Jahr waren erstmals «Wochen der Wiederbelebung» mit dem Motto «Schule rettet Herzen» durchgeführt worden.

SPD, Grüne und CDU begründen ihr Vorhaben damit, dass die Ausbildung in Wiederbelebung essenziell sei, um die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen. Durch die Integration von Wiederbelebungsinhalten in den Schulunterricht könnten die Schülerinnen und Schüler die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass in Notfallsituationen rechtzeitig und kompetent gehandelt wird, heißt es in dem Antrag.

Hilfsorganisationen begrüßen Antrag

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Johanniter in Niedersachsen fordern schon seit Jahren, dass Wiederbelebung in den Lehrplan aufgenommen wird. Beide Hilfsorganisationen begrüßen nun den Antrag. «Wir freuen uns, dass die Wichtigkeit wie auch die Chancen dieses Themas Anerkennung finden und hierbei fraktionsübergreifend Konsens besteht», sagte Hannes Wendler aus dem Landesvorstand der Johanniter.

Aus langjähriger Erfahrung wisse man, «dass Kinder einmal erlernte Erste-Hilfe-Maßnahmen noch Jahre später umsetzen können und so zu selbstbewussten Ersthelfern werden». Angesichts des akuten Lehrkräftemangels stelle sich jedoch die Frage der Umsetzung, sagte Wendler. «Hier bietet sich ein starker Schulterschluss mit den Hilfsorganisationen an.» Diese verfügten über das nötige Equipment und Know-how.

Auch das DRK stehe zur Verfügung, um mit fachlicher und didaktischer Expertise bei der Umsetzung zu unterstützen. «Wer bereits als Kind und Jugendlicher Erste Hilfe und die Wiederbelebung lernt, hat weniger Scheu und wendet sie viel selbstverständlicher im Notfall an», erklärte der Referatsleiter für den Bereich Erste Hilfe im DRK-Landesverband, Jörg Zacharias. Er fügte hinzu: «Es trägt auf alle Fälle dazu bei, dass viel mehr Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand überleben.»

«Hier geht es um Leben und Tod»

Grundsätzlich könne man Menschen jeden Alters an die Erste Hilfe heranführen, schon im Kindergartenalter sei dies auf kindgerechte Weise möglich. Beim DRK in Niedersachsen gibt es nach eigenen Angaben rund 650 Ausbilder im Bereich der Ersten Hilfe.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zähle jede Sekunde. «Hier geht es um Leben und Tod oder die Vermeidung schwerer Schädigungen durch die fehlende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff», hieß es vom DRK. Daher solle in diesen Fällen sofort mit der Herzdruckmassage begonnen und diese bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht unterbrochen werden.