Montag, 14. April 2025
Verschlechtert ChatGPT die schulischen Leistungen? Ein Blick auf aktuelle Studien
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 hat sich die Bildungswelt rasant verändert. Hausaufgaben, Referate und sogar Prüfungen werden zunehmend mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erledigt – zur Freude vieler Schüler, aber mit wachsender Sorge bei Lehrkräften. Eine zentrale Frage steht im Raum: Verschlechtern sich die schulischen Leistungen von Jugendlichen durch die Nutzung von ChatGPT?
Foto von Solen Feyissa auf Unsplash
Studien zeigen: Weniger Leistung durch KI-Nutzung
Mehrere aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT mit schlechteren schulischen Leistungen in Verbindung stehen kann – insbesondere, wenn Schüler sich zu sehr auf die KI verlassen.
So zeigte eine Studie der University of Pennsylvania mit über 1.000 Schülern der Klassen 9 bis 11 in der Türkei, dass jene, die ChatGPT zur Vorbereitung auf Mathematiktests nutzten, im Schnitt 17 % schlechter abschnitten als Schüler, die ohne KI lernten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der Einsatz der KI das tiefere Verständnis der Lerninhalte eher behindert als fördert.
Auch die Studie von Wecks et al. (2024) unter Studierenden zeigte ähnliche Tendenzen: Diejenigen, die generative KI intensiv nutzten, erzielten in Prüfungen im Durchschnitt 6,71 Punkte weniger. Besonders auffällig: Selbst leistungsstarke Studierende schnitten schwächer ab, wenn sie sich zu stark auf KI-vermittelte Antworten verließen.
Kognitive Effekte: Weniger Denken, weniger Erinnern?
Neben der Leistung in Tests haben Forscher auch die kognitiven Auswirkungen der KI-Nutzung untersucht. Eine groß angelegte Metastudie von Deng et al. (2025), die 69 Studien auswertete, zeigt: ChatGPT senkt die kognitive Belastung beim Lernen – was auf den ersten Blick positiv klingt. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass Schüler weniger tiefgehend lernen und Inhalte schlechter behalten.
Auch eine Analyse auf futuriq.de zeigte, dass häufige ChatGPT-Nutzung mit Aufschiebeverhalten (Prokrastination) und vermindertem Erinnerungsvermögen einherging. Die permanente Verfügbarkeit von Antworten kann dazu führen, dass Schüler kognitive Anstrengungen vermeiden – mit langfristig negativen Folgen für das Gedächtnis und die Fähigkeit zu eigenständigem Denken.
Fazit: Hilfreiches Werkzeug – mit Verantwortung
ChatGPT kann ein mächtiges Hilfsmittel sein – etwa beim Strukturieren von Texten, beim Üben von Fremdsprachen oder zum Recherchieren. Doch ohne kritischen Umgang birgt die KI die Gefahr, dass Schüler das selbstständige Denken verlernen und ihre langfristigen Lernerfolge gefährden.
Für Lehrkräfte bedeutet das: Verbote allein reichen nicht aus. Stattdessen sollte KI-Nutzung thematisiert und pädagogisch begleitet werden. Ziel sollte sein, digitale Kompetenzen und kritisches Denken gleichzeitig zu fördern – damit ChatGPT zum Werkzeug wird, nicht zum Ersatz für das eigene Gehirn.