Dienstag, 16. April 2024

Sanierungsstau an deutschen Schulen – darum ist Handeln gefragt

Abblätternder Putz, Fenster, die dem Wetter nicht standhalten, und Toiletten in einem Zustand, der nicht hinnehmbar ist: Die Verfassung vieler Schulen ist besorgniserregend.

Abblätternder Putz, Fenster, die dem Wetter nicht standhalten, und Toiletten in einem Zustand, der nicht hinnehmbar ist: Die Verfassung vieler Schulen ist besorgniserregend. Schüler sind gezwungen, ihren Alltag in heruntergekommenen Räumen zu verbringen. Dies beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden von Lehrern und Schülern, sondern auch die Qualität des Lernens. Die Sanierung von Schulen ist daher nicht nur aus energetischen Gründen angezeigt. Nicht umsonst wird von verschiedenen Seiten gefordert, den Sanierungsstau mit Nachdruck anzugehen.

Zahlen und Fakten zur aktuellen Lage

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) macht darauf aufmerksam, dass die deutschen Schulen einen Investitionsbedarf von rund 50 Milliarden Euro haben, um bestehende Mängel zu beheben. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Bank, betont die entscheidende Rolle der Bildung für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Sie weist darauf hin, dass moderne und gut ausgestattete Schulgebäude neben der Qualität der Lehrkräfte die Basis für ein leistungsfähiges Bildungssystem sind. Der langjährige Investitionsstau bei den Schulen sei mit Blick auf die Fähigkeiten und Kenntnisse der Arbeitskräfte von morgen besorgniserregend. Eine Umfrage der KfW aus dem Jahr 2022 zeigt, dass rund ein Viertel der befragten Kommunen mit einem weiteren Anstieg des Defizits rechnet.

Die Situation ist regional sehr unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise hat die Stadt Münster die Sommerferien 2022 genutzt, um dreißig Schulgebäude zu sanieren und insgesamt sechs Millionen Euro zu investieren. Auch Brandenburg hat in den letzten Jahren wichtige Schritte zur Verbesserung der Bildungsinfrastruktur unternommen.

Großstädte in dicht besiedelten Gebieten sind besonders vom Sanierungsstau betroffen. Im Rahmen der Initiative zur Sanierung und Erweiterung der Schulinfrastruktur in Berlin werden über das Stadtgebiet verteilt neue Schulen gebaut, um dem steigenden Bedarf an Lernräumen in der wachsenden Metropole gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist der Neubau einer Schule in der Melchiorstraße im Bezirk Berlin-Mitte, der bis Ende 2024 fertiggestellt werden soll. Das rund 30 Millionen Euro teure Projekt in Modulbauweise ist Teil der Berliner Schulbauoffensive.


Wer für die Sanierung von Schulgebäuden zuständig ist

Die Verantwortung für den Schulbau, einschließlich Neubau, Sanierung, Modernisierung und Instandhaltung, liegt bei den Schulträgern, deren Budgets von den Finanzen der jeweiligen Kommunen abhängen. Dies bedeutet, dass es in der Verantwortung der Landespolitik liegt, günstige Voraussetzungen für kommunale Investitionen zu schaffen. Zur Unterstützung der Errichtung oder Sanierung von Schulgebäuden existieren verschiedene Förderprogramme. Eine weltweit führende Institution in diesem Bereich ist die KfW. Finanziert durch staatliche Gelder und unter der Aufsicht des Bundesministeriums für Finanzen, engagiert sich die KfW für die Verbesserung der Lebensbedingungen in mehreren Bereichen.

Wenn die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen, fällt die Wahl von Schulträgern häufig auf einen Generalunternehmer. Doch was ist ein Generalunternehmen und welche Vorteile sprechen für eine solche Entscheidung?


Diese Vorteile sprechen für die Beauftragung eines Generalunternehmens

Ein Generalunternehmer trägt die Gesamtverantwortung für die Durchführung eines Bauprojekts, von der Planung über die Koordination bis hin zur Fertigstellung. Als primärer Ansprechpartner für den Auftraggeber kümmert er sich um die nahtlose Abwicklung aller Projektphasen. Dies beinhaltet die Koordination der Zusammenarbeit mit Subunternehmern, die Beschaffung von Materialien, das Management des Personals, die Einhaltung gesetzlicher Bauvorschriften sowie die Überwachung des Finanzrahmens.

Durch die zentrale Koordination aller Bauaktivitäten durch das Generalunternehmen wird eine erhebliche Zeitersparnis erzielt. Die Planung, Ausführung und Überwachung der verschiedenen Gewerke liegen in einer Hand, was die Kommunikationswege verkürzt und Abstimmungsprozesse beschleunigt. Auftraggeber profitieren von einem straffen Zeitmanagement, das zur Einhaltung des festgelegten Zeitrahmens beiträgt.

Die Verantwortung des Generalunternehmers umfasst auch die Qualitätssicherung aller Bauarbeiten. Durch die enge Zusammenarbeit mit bewährten Subunternehmern und die ständige Überwachung wird ein hohes Maß an Ausführungsqualität gewährleistet. Mängel werden frühzeitig erkannt und behoben, was langfristig zur Werterhaltung des Bauobjekts beiträgt.

Auch wenn der Generalunternehmer die Hauptverantwortung trägt, werden Auftraggeber in wichtige Entscheidungsprozesse einbezogen. Dies sichert eine hohe Zufriedenheit auf Seiten des Auftraggebers, da individuelle Wünsche und Anforderungen Berücksichtigung finden.

Bei Neubauten und Erweiterungen im Schulbereich gibt es viele Vorschriften und Gesetze zu beachten. Es ist wichtig sich mit einer geeigneten und gut informierten Baufirma zusammenzuarbeiten um Kosten und Mühen zu sparen.


Schulsanierung - energetische Vorteile stehen im Mittelpunkt

Bei der Sanierung von Schulen gewinnen energetische Aspekte zunehmend an Bedeutung. Eine gute Wärmedämmung reduziert den Wärmeverlust im Winter und hält die Hitze im Sommer ab, was zu einem geringeren Heiz- und Kühlbedarf führt. Energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme benötigen weniger Energie, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen und zu halten. Dies trägt wesentlich zur Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs der Schule bei. Die Einführung intelligenter Energiemanagementsysteme erlaubt eine präzise Überwachung und Kontrolle des Stromverbrauchs.

Mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung werden herkömmliche Glühbirnen und Leuchtstoffröhren durch effizientere Technologien ersetzt, die bei vergleichbarer oder besserer Beleuchtungsstärke deutlich weniger Energie verbrauchen. Darüber hinaus zeichnen sich LEDs durch eine längere Lebensdauer aus, was die Notwendigkeit eines regelmäßigen Austauschs verringert und somit zu weiteren Kosteneinsparungen führt. Dabei geht es nicht nur um die Kosten von Glühbirnen und Leuchtstoffröhren, sondern auch um die Ausgaben in Bezug auf Hausmeisterdienstleistungen.

Insgesamt schafft die energetische Sanierung von Schulgebäuden eine Win-win-Situation: Sie leistet einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks, während sie gleichzeitig die Betriebskosten senkt und die Bildungsqualität durch zusätzliche Investitionen in pädagogische Ressourcen erhöht.


Sicherheit – tatsächlich und rechtlich nicht zu vernachlässigen

Aber nicht nur energetische Vorteile sprechen für die Sanierung von Schulen und damit für die Beseitigung des Investitionsstaus. Ein zentraler Faktor bei der Sanierung von Schulgebäuden ist die Minimierung von Sicherheitsrisiken. Asbest, ein Material, das in der Vergangenheit aufgrund seiner feuerbeständigen Eigenschaften und seiner günstigen Herstellungskosten weit verbreitet war, ist eines der kritischsten Probleme in älteren Gebäuden. Die Exposition gegenüber Asbestfasern kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, einschließlich Asbestose, Lungenkrebs und Mesotheliom. Bei der Renovierung von älteren Schulgebäuden geht es daher häufig darum, Asbest und andere gesundheitsschädliche Stoffe zu entfernen.

Brandschutz ist ein weiteres entscheidendes Element, das bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen eine wichtige Rolle spielt. Alte Schulgebäude entsprechen oft nicht mehr den aktuellen Brandschutzvorschriften, was das Risiko im Falle eines Brandes erheblich erhöht. Die Aktualisierung von Brandschutzeinrichtungen, die Installation von Rauchmeldern und Sprinklersystemen sowie die Sicherstellung klarer Fluchtwege sind entscheidende Schritte, um die Sicherheit der Schüler sowie des Personals zu gewährleisten.

Viele ältere Schulgebäude sind nicht für die Nutzung durch Personen mit körperlichen Einschränkungen ausgelegt. Die Verbesserung der Zugänglichkeit durch den Einbau von Aufzügen, Rampen und barrierefreien Toiletten ist nicht nur eine Frage der Inklusion, sondern auch eine rechtliche Anforderung. Grundsätzlich müssen Schulträger sicherstellen, dass alle Schüler, Lehrkräfte und Besucher unabhängig von körperlichen Einschränkungen Zugang zu Bildungseinrichtungen haben.


Neuorganisation des Lernraums – eine große Chance

Die Herausforderungen, die der Sanierungsbedarf mit sich bringt, eröffnen gleichzeitig Perspektiven für eine pädagogische Erneuerung. Umfassende Sanierungsmaßnahmen bieten die Chance, Schulen als Lernorte neu zu denken und für die Zukunft zu rüsten. Vielseitig nutzbare und flexible Räumlichkeiten, die das Konzept von Lernclustern oder offenen Lernlandschaften unterstützen, liegen im Trend. Solche Gestaltungsansätze erlauben es, dass Lernbereiche von unterschiedlichen Schülergruppen gemeinsam genutzt werden. Dabei wird nicht zwingend mehr Platz in Form eines Anbaus benötigt – eine effiziente Raumnutzung innerhalb des bestehenden Gebäudebestands ist hierfür ausreichend.

Mit der Umsetzung eines solchen Raumkonzeptes werden den Schülern und Lehrern mehr Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Statt klassischer Klassenräume mit Fluren entstehen multifunktionale Bereiche, die unterschiedliche Arbeitsweisen - von der Einzelarbeit über Gruppendiskussionen bis hin zum Frontalunterricht - unterstützen. Kleine, mit Sitzkissen ausgestattete Zonen können als neue Basis für Klassengemeinschaften dienen. Viele Schulgebäude, besonders jene aus den 60er und 70er Jahren sowie gründerzeitliche Bauten mit ihren breiten Fluren, bieten bereits eine ideale Grundstruktur für ein offenes Raumkonzept.

Der Nutzen solcher vielseitig einsetzbaren und transparenten Lernumgebungen liegt auf der Hand: Sie fördern individuelle wie auch kollektive Lernprozesse in diversen Formaten und erleichtern inklusives Lernen.


Grünflächen und Außenbereiche als erweiterte Lernumgebungen

Auch die Gestaltung von Grünflächen und Außenbereichen ist bei der Sanierung von Schulgebäuden ein wichtiges Thema. Diese Flächen bieten nicht nur Erholungsräume, sondern auch außerschulische Lernorte, die den Schülern direkte Erfahrungen mit der Natur eröffnen. Schulgärten, Biotopflächen oder Wetterstationen erweitern das Klassenzimmer ins Freie und unterstützen fächerübergreifendes Lernen in den Bereichen Biologie, Geografie und Umweltwissenschaften. Zudem fördern sie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Die Integration von Grünflächen trägt auch zum Wohlbefinden bei, indem sie Orte der Ruhe und Entspannung schafft. Untersuchungen zeigen, dass der Kontakt mit der Natur Stress reduziert und die Konzentrationsfähigkeit verbessert. Daher ist die Berücksichtigung von Grün- und Außenbereichen bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus pädagogischer und gesundheitlicher Perspektive sinnvoll.


Kulturelle und soziale Dimension der Schulraumgestaltung

Schulen sind nicht nur Orte des Lernens, sondern auch soziale und kulturelle Zentren. Die Gestaltung der Schulgebäude und -räume sollte daher auch die kulturelle Identität der Schulgemeinschaft und des Umfelds widerspiegeln. Beispielsweise können Wandgemälde, die von lokalen Künstlern oder sogar von den Schülern selbst geschaffen werden, die Wände der Schulflure zieren. Ausstellungsräume und Projekträume innerhalb der Schule erweitern die Möglichkeiten. Auch hier ist es wie bei den genannten Lernbereichen nicht zwingend erforderlich, über einen Anbau oder eine weitere Etage zusätzliche Fläche zu schaffen. Lediglich die tragenden Wände geben den Rahmen für die Raumstruktur vor.

Die Einrichtung von speziellen Veranstaltungsräumen ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Schulraumgestaltung. Diese Räume stehen für eine Vielzahl von Veranstaltungen zur Verfügung, darunter Theateraufführungen, Konzerte und Gemeinschaftsveranstaltungen. Indem Schulen solche Aktivitäten beherbergen, werden sie zu einem lebendigen Mittelpunkt des sozialen und kulturellen Lebens.

Wer die Dienste eines Generalunternehmers in Anspruch nimmt, kann bei der Gestaltung von Veranstaltungsräumen auf entsprechendes Know-how zurückgreifen. Erfahrene Generalunternehmer verfügen über ein Netzwerk verschiedener Fachfirmen und übernehmen bei Bedarf auch die Installation von Beschallungsanlagen. Je nach Gestaltung der Veranstaltungsräume wird unter Umständen eine Bühnenbeleuchtung gewünscht. Auch bei solchen Wünschen befinden sich regelmäßig entsprechende Fachfirmen in den Kontaktlisten von Generalunternehmen.


Finanzierungsherausforderungen und innovative Lösungsansätze

Die Finanzierung von Sanierungsprojekten stellt für viele Kommunen eine große Herausforderung dar. Angesichts begrenzter Haushaltsmittel und konkurrierender Prioritäten sind innovative Finanzierungsmodelle und die Nutzung von Fördermitteln entscheidend. Public-Private-Partnerships (PPP), Leasingmodelle oder die Beteiligung von Stiftungen und privaten Spendern sind alternative Wege.

Zusätzlich können Schulen durch die Einbindung in lokale Energieeffizienz-Netzwerke oder durch die Teilnahme an nachhaltigen Entwicklungsprojekten zusätzliche Fördermittel und Unterstützung erhalten. Solche Ansätze fördern nicht nur die energetische Sanierung, sondern integrieren die Schulen auch in größere Gemeinschaftsinitiativen, was den pädagogischen Wert und die Sichtbarkeit der Projekte steigert.


Partizipation und Kommunikation als Grundlage erfolgreicher Sanierungsprojekte

Die Nutzer – Lehrkräfte, Schüler und Eltern – sollten frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden werden. Deren Erfahrungen und Bedürfnisse liefern wertvolle Einsichten, die bei der Gestaltung der Lernumgebungen hilfreich sind. Partizipative Ansätze in der Projektplanung und -umsetzung fördern das Verständnis und die Akzeptanz von Veränderungen innerhalb der Schulgemeinschaft. Zudem tragen sie zur Identifikation mit dem sanierten Gebäude bei und stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle. Regelmäßige Informationsveranstaltungen, Workshops und Umfragen tragen dazu bei, Transparenz zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, über den Fortschritt der Bauarbeiten zu informieren und zu erklären, wie die Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Lernbedingungen beitragen. Werden die Maßnahmen von einem Generalunternehmer begleitet, können dessen Zwischenberichte verwendet werden. Es ist nicht unüblich, dass Vertreter des Generalunternehmens an Veranstaltungen der Schule teilnehmen und den künftigen Nutzern Fragen beantworten.


Fazit: Der Sanierungsstau ist eine gesellschaftliche Aufgabe

Angesichts des umfassenden Sanierungsstaus an deutschen Schulen ist ein dringendes und koordiniertes Handeln erforderlich. Die aktuelle Situation, gekennzeichnet durch baufällige Gebäude und unzureichende Lernumgebungen, beeinträchtigt nicht nur die Qualität der Bildung, sondern auch das Wohlbefinden von Schülern und Lehrkräften. Mit einem geschätzten Investitionsbedarf von 50 Milliarden Euro steht Deutschland vor einer gewaltigen Aufgabe, die jedoch auch als Chance begriffen werden kann, Bildungseinrichtungen nicht nur baulich zu erneuern, sondern auch pädagogisch zukunftsfähig zu gestalten.

Die Verantwortung für diese umfangreichen Sanierungsprojekte liegt primär bei den Kommunen, doch die Unterstützung durch Land und Bund sowie die Nutzung innovativer Finanzierungsmodelle sind unabdingbar, um den Herausforderungen effektiv zu begegnen. Der Einsatz von Generalauftragnehmern bietet dabei den Vorteil einer zentralen Koordination und Qualitätssicherung, was zu einer Beschleunigung der Umsetzung und zur Sicherstellung des Sanierungserfolges führen kann.

Zusammenfassend erfordert die Überwindung des Sanierungsstaus an deutschen Schulen eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung und ein Umdenken in Bezug auf die Rolle und Ausgestaltung von Bildungseinrichtungen. Durch die Kombination von notwendigen Investitionen, kreativen Gestaltungsansätzen und einer starken Einbindung der Schulgemeinschaft werden Schulen zu Orten, die nicht nur bildungs-, sondern auch zukunftsfähig sind.