25.04.2022
Corona Ticker eingestellt
Liebe Leser*innen,
nach zwei Jahren täglicher Berichterstattung über die Auswirkung der Coronapandemie auf die deutschen Schulen haben wir den Ticker angesichts der aktuellen Entwicklung eingestellt. Sollte die Berichterstattung wieder notwendig werden, machen wir an dieser Stelle weiter.
Ihr Schulen.de-Team
12.04.2022
Zahl der Corona-Tests in Niedersachsen geht deutlich zurück
Seit einigen Tagen gelten in Niedersachsen gelockerte Corona-Regeln. Für viele Bereiche ist nun kein Test mehr notwendig - das schlägt sich spürbar in der Statistik nieder.
Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der genommenen Corona-Tests ist in Niedersachsen deutlich gesunken. In der vergangenen Woche waren es mehr als 1,1 Millionen, eine Woche zuvor noch etwa eine halbe Million mehr, wie Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag in Hannover sagte. Die Tests seien auch künftig wichtig, etwa wenn man ältere Menschen besuche oder zu Veranstaltungen gehe.
Seit Anfang April gelten in Niedersachsen, wie fast bundesweit, gelockerte Corona-Regeln, wodurch auch zahlreiche Testpflichten entfallen sind. Das betrifft etwa den Besuch im Restaurant. Wer beispielsweise Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen betritt, muss hingegen weiterhin einen negativen Test vorweisen.
Laut Behrens werden die kostenlosen Tests derzeit an rund 4400 Stellen im Bundesland angeboten - das kann etwa in Testzentren oder Apotheken sein. Bis zunächst Ende Juni sind die Tests demnach noch kostenlos, eine Weiterführung des bundesweiten Angebots steht allerdings im Raum. Die Ministerin sprach sich dafür aus.
Schülerinnen und Schüler im Bundesland können unterdessen im Mai drei Corona-Testkits pro Woche erhalten, sofern sie sich freiwillig testen wollen. Das teilte das Kultusministerium am Dienstag auf dpa-Anfrage mit. Die Tests bekommen die Schüler in der Regel von der Schule. Nach den Osterferien müssen sich alle Schüler in Niedersachsen acht Schultage in Folge täglich auf das Coronavirus testen, danach entfällt die Testpflicht.
Wer sich in Niedersachsen mit dem Coronavirus infiziert, muss sich indes auch die kommenden Wochen noch in häusliche Isolation begeben. Eine entsprechende Verordnung wurde laut Gesundheitsministerium bis zum 30. April verlängert. Mit Covid infizierte Menschen müssen sich demnach in der Regel zehn Tage in häusliche Isolation begeben und können sich frühestens nach einer Woche freitesten.
Die Gesundheitsminister der Länder und des Bundes hatten sich den Angaben zufolge am Montag darauf verständigt, Veränderungen für Isolation und Quarantäne erst auf Grundlage weiterer Beratungen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und dem Expertenrat der Bundesregierung vorzunehmen. Die Beratungen sollen demnach übernächste Woche abgeschlossen sein. Dazu bemerkte Behrens: «Bis dahin bleibt es zunächst dabei, dass sich alle, die mit dem Corona-Virus infiziert sind, mindestens sieben Tage in Isolation begeben müssen. Ich gehe davon aus, dass wir diesen Zeitraum dann ab Mai noch etwas verkürzen können.»
Niedersachsen will zudem die Erstattung des Verdienstausfalls für alle, die sich aufgrund einer fehlenden Auffrischungsimpfung als Kontaktperson in Quarantäne begeben müssen, künftig im Regelfall einstellen. Dies soll vom 25. April an gelten. Für Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können oder die Kinder in Isolation oder Quarantäne betreuen müssen, erstattet das Land laut Ministerium auch künftig den Arbeitgebern den fortgezahlten Lohn. Jeder, der mit dem Coronavirus infiziert sei, bekomme unabhängig vom Impfstatus weiterhin die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Weniger positive Corona-Tests an Schulen
Berlin (dpa/bb) - Die Zahl der an Berlins Schulen entdeckten Corona-Infektionen ist zurückgegangen - obwohl seit 1. April keine Maskenpflicht mehr gilt. Das geht aus Statistiken der Bildungsverwaltung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorlagen.
Demnach betrug der Anteil der positiven Tests in der ersten Aprilwoche (Schultage 4. bis 8. April) bei den Schülern 0,22 Prozent und bei den Beschäftigten inklusive Lehrkräften 0,51 Prozent. An beide Gruppen wurden fast 1,7 Millionen Corona- Schnelltests ausgegeben, von denen bei den Schülern 3352 und beim Schulpersonal 787 positiv ausfielen.
In der Woche davor (Schultage 28. März bis 1. April) lag der Anteil der positiven Tests laut Statistik im Kreis der Schüler noch bei 0,32 Prozent, bei den Beschäftigten betrug er 0,81 Prozent. Seinerzeit wurden knapp 1,5 Millionen Corona-Schnelltests verteilt, von denen bei den Schülern 4353 und beim Schulpersonal 1010 positiv ausfielen.
Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Berlin geht insgesamt seit geraumer Zeit schrittweise zurück. Experten sehen aber keinen Grund zur Entwarnung. Der Wegfall der Maskenpflicht an den Schulen und zahlreicher anderer Corona-Maßnahmen geht auf Änderungen im Bundes-Infektionsschutzgesetz zurück. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hatte an Schüler und Schulpersonal appelliert, freiwillig weiter Maske zu tragen.
Nach den derzeit laufenden Osterferien werden die Corona-Tests an den Schulen zeitweise ausgeweitet. Ab dem 25. April sind für Schüler wie Beschäftigte eine Woche lang tägliche Tests vorgeschrieben statt bisher drei pro Woche. Die Änderung gilt als Vorsichtsmaßnahme, um für den Fall eines Anstiegs der Corona-Infektionen während der Ferien gewappnet zu sein und diese schnell zu entdecken.
09.04.2022
Zahl der coronainfizierten Kinder im Kita-Alter gesunken
Magdeburg (dpa/sa) - Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten bis zu sechsjährigen Kinder ist in Sachsen-Anhalt in den vergangenen drei Wochen deutlich gesunken. Während in der zehnten Kalenderwoche Anfang März noch 3556 dieser Kinder nachweislich infiziert waren, ist der Wert in den darauf folgenden drei Wochen stets gefallen. In der letzten Märzwoche waren 1716 Kinder dieser Altersgruppe nachweislich infiziert. Das geht aus Zahlen des Landesamtes für Verbraucherschutz hervor. Die Landesregierung hatte in den vergangenen Monaten mehrere Millionen Euro aufgewandt, um Kindertagesstätten mit Corona-Schnelltests zu versorgen.
Deutlich weniger Schüler verpassen wegen Corona Unterricht
München (dpa/lby) - Die Zahl der bayerischen Schüler, die wegen Corona den Präsenzunterricht verpassen, ist deutlich gesunken. Stand Freitag waren es 3,48 Prozent der rund 1,6 Millionen Schüler, wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilte. Das entspricht rund 56 000 Betroffenen. Vor einer Woche waren es noch mehr als 70 000 beziehungsweise 4,44 Prozent. Konkret konnten zuletzt 2,53 Prozent der Schüler den Unterricht aufgrund eines positiven Corona-Tests nicht besuchen. Weitere 0,95 Prozent waren in Quarantäne.
Auch bei den Einrichtungen zur Kinderbetreuung hat sich die Situation ein Stück weit entspannt. Stand Freitag waren laut Sozialministerium 2,2 Prozent der rund 10 300 Einrichtungen in Bayern von Schließungen wegen Corona betroffen. Vor Wochenfrist waren es noch 3,12 Prozent. 19 Häuser waren am Freitag komplett geschlossen, weitere 209 teilweise. Zudem gab es an 771 Kitas intensivierte Tests nach Corona-Fällen. Auch dies war ein leichter Rückgang.
08.04.2022
Universitäten starten mit Präsenzunterricht ins Sommersemester
Frankfurt/Kassel (dpa/lhe) - Die Universitäten in Frankfurt und Kassel wollen im Sommersemester ihre Veranstaltungen weitgehend im Präsenzbetrieb anbieten. Der Präsident der Frankfurter Goethe-Universität, Enrico Schleiff, rief die Studenten am Donnerstag bei einer zentralen Begrüßungsfeier jedoch dazu auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen und in Innenräumen weiterhin eine Maske zu tragen.
Die Uni Kassel ordnete nach Angaben eines Sprechers grundsätzlich eine Maskenpflicht in Innenräumen an. Der reguläre Vorlesungsbetrieb startet an beiden Hochschulen am Montag (11. April). Insgesamt erwartet die Goethe-Uni nach eigenen Angaben rund 42 000 Studenten, Kassel rund 22 000. Die Frankfurter Universität hatte bereits im Wintersemester 21/22 mehrheitlich Präsenzunterricht angeboten.
07.04.2022
Mehr Corona-Tests für Schüler und Lehrkräfte nach Osterferien
Berlin (dpa/bb) - Die Corona-Tests an Berlins Schulen werden nach den zweiwöchigen Osterferien zeitweise ausgeweitet. Ab dem 25. April sind für Schüler wie Beschäftigte eine Woche lang tägliche Tests vorgeschrieben statt bisher drei pro Woche, wie es am Donnerstag auf dpa-Anfrage aus der Bildungsverwaltung hieß. Zudem erhalten Schüler schon vor Ferienbeginn an diesem Samstag Corona-Tests, um sich damit am Ferienende vor dem ersten Schultag zu Hause testen zu können.
Die Änderung gilt als Vorsichtsmaßnahme, um für den Fall eines Anstiegs der Corona-Infektionen während der Ferien gewappnet zu sein und diese schnell zu entdecken. Die Hoffnung ist, auf diese Weise Ansteckungen in der Schule zu verhindern oder zu begrenzen.
Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty verteidigte das Festhalten an den Tests in Schulen, obwohl die allermeisten Corona-Schutzmaßnahmen seit 1. April nicht mehr gelten. «Wir haben in Berlin nach wie vor ein gewisses Infektionsgeschehen. Der Bundesgesetzgeber hat uns leider die Möglichkeiten für eine Maskenpflicht an den Schulen genommen», sagte er im Abgeordnetenhaus.
Eine regelmäßige Testung biete Lehrkräften und Schülern daher eine letzte Chance für einen gewissen Schutz. «Ich kann sagen, dass das für Berlin aus unserer Sicht die absolut richtige Maßnahme ist, und die werden wir bis auf Weiteres auch so fortsetzen.»
Wegen Maskenpflicht nicht in der Schule - Vater muss Strafe zahlen
Heilbronn/Eppingen (dpa/lsw) - Monatelang hat ein Mann seine Tochter wegen der Maskenpflicht nicht in die Schule geschickt - am Donnerstag ist er deshalb zu einem Bußgeld in Höhe von 100 Euro verurteilt worden. Die Geldstrafe hätte höher ausfallen können, allerdings seien die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vaters eingeschränkt, sagte ein Richter des Amtsgerichts Heilbronn. Auch die Kosten des Verfahrens im vierstelligen Bereich muss der 58-Jährige tragen.
Nach Angaben des Vaters infizierte sich die elfjährige Tochter wegen des Tragens einer Maske mit Herpes. Die Infektion habe nicht nur Schmerzen im Mundraum, sondern auch Müdigkeit und Kopfschmerzen ausgelöst. «Das war schon heftig», sagte der Mann. Er habe seine Tochter nicht mehr zur Schule in Eppingen (Kreis Heilbronn) geschickt, obwohl die Infektion nach 10 bis 14 Tagen verheilt gewesen sein soll.
«Definitiv kommt die Infektion nicht durch die Maske», sagte der behandelnde Zahnarzt vor Gericht. Bei Herpes müsse man die Maske lediglich häufiger wechseln. Der Vater habe sich nicht an die Corona-Maßnahmen anpassen wollen, urteilte am Ende das Gericht.
Bei der Verhandlung im Amtsgericht Heilbronn ging es um das Fehlen des Mädchens vom 13. September bis zum 12. Oktober des vergangenen Jahres. Die Elfjährige geht wegen der Maskenpflicht allerdings schon seit März 2021 nicht mehr in die Schule. Der Vater erhielt nach eigenen Angaben weitere Bußgeldbescheide, die er ungeöffnet zurücksendete. Ob es zu weiteren Verfahren kommen wird, war zunächst unklar.
Obwohl die Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg seit Beginn der Woche keine Maske mehr tragen müssen, fehlte das Mädchen dem Vater zufolge auch in den vergangenen Tagen. Die nach wie vor verpflichtenden Corona-Tests an den Schulen seien vorsätzliche Körperverletzung, begründete der Vater das Fehlen seiner Tochter.
06.04.2022
Fit ins neue Schuljahr - Schulen bieten Lerncamps über Ostern an
Wiesbaden (dpa/lhe) - Rund 70 hessische Schulen werden über die Osterferien wieder Lerncamps anbieten. Das Angebot des hessischen Kultusministeriums biete für die rund 2400 Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den durch die Corona-Pandemie verpassten Lernstoff aufzuholen, wie Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch mitteilte.
Die kostenfreien Camps richten sich an alle Schulformen und werden von den Schulen selbstständig veranstaltet. In kleinen Gruppen werde der Fokus vor allem auf die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik gelegt. Dabei machten auch Lehramtsstudierende, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sowie Pensionäre mit.
Die Lerncamps sind Teil des Landesförderprogramms «Löwenstark - Der BildungsKICK», das Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Corona-Folgen unterstützen soll.
03.04.2022
Erster Schultag ohne Maskenpflicht in Baden-Württemberg
Auch in den Südwest-Schulen fallen nun die Masken. Statt auf Verordnung setzt das Kultusministerium auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit.
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Maskenpflicht in den Schulen im Südwesten fällt von diesem Montag an weg. «Unabhängig davon ist es grundsätzlich aber jeder Person freigestellt, eine Maske zu tragen. Wer sie freiwillig tragen möchte, kann dies selbstverständlich weiterhin tun», informierte das baden-württembergische Kultusministerium.
Allerdings sei dies nun vor allem eine Frage der Eigenverantwortlichkeit, so das Ministerium. Es gelten darüber hinaus noch die Testpflicht und andere Sicherheitsmaßnahmen, darunter Lüften und Hygienepläne.
Die Anordnung einer Maskenpflicht seitens der Schulen ist dem Kultusministerium zufolge nicht möglich. Die Situation in den Schulen sei anders als etwa im Einzelhandel. In den Laden gehe man freiwillig, in der Schule herrsche Schulpflicht. Staatliche Eingriffe in die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger brauchen nach Angaben des Ministeriums eine Ermächtigungsverordnung, beispielsweise in Form einer Corona-Verordnung.
Keine Maskenpflicht mehr an Schulen in NRW
Das Ende der Maskenpflicht an Schulen ist angesichts hoher Corona-Infektionswerte umstritten. Dennoch gilt ab Montag in NRW: Der Mund-Nasen-Schutz ist freiwillig.
Düsseldorf (dpa/lnw) - An Schulen in Nordrhein-Westfalen beginnt der Unterricht am Montag ohne Maskenpflicht. Nach vielen Wochen war das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Klassenraum am vergangenen Freitag zum letzten Mal verpflichtend. Nun dürfen Schülerinnen und Schüler nach Worten von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) rein freiwillig weiterhin Maske tragen. Eine schulinterne Verpflichtung ist laut Ministerium aber nicht gestattet. Von der Opposition und vielen Verbänden war das Aus für die Maskenpflicht scharf kritisiert worden.
Kurz vor den Schulferien und bei noch immer hohen Infektionszahlen bezeichnen viele den Schritt als einen Fehler. Auch die Landesschülervertretung hatte daher zum freiwilligen Maske-Tragen aufgerufen. Aus mehreren Schulen hieß es, man appelliere an die Schülerschaft, aus freien Stücken am Mundschutz festzuhalten.
Ende der Schultests und strenger Quarantäne absehbar
Es ist wie beim Domino: Erst fiel die Maske, nun sollen auch die Tests an Schulen bald gestrichen werden. Und die Quarantäne wird wohl bald freiwillig. Beim Impfen pocht das Land darauf, dass Minister Karl Lauterbach sein Versprechen hält.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach dem Wegfall der Maskenpflicht und der Zugangsregeln an diesem Sonntag sollen demnächst weitere, noch übrig gebliebene Corona-Maßnahmen gestrichen werden. An den Schulen im Südwesten soll nur noch bis zu den Osterferien regelmäßig getestet werden. Darauf einigten sich die Spitzen von Grüne und CDU, wie die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Koalitionskreisen in Stuttgart erfuhr. Zudem geht die Landesregierung davon aus, dass kurz nach Ostern auch die Quarantäne-Regeln deutlich gelockert werden. Die Dauer soll von zehn auf fünf Tage verkürzt und auch dies soll nicht mehr so streng gehandhabt werden. Das Land rechnet damit, dass der Vorschlag des Bundes und des Robert Koch-Instituts Ende April greifen wird.
Maske weg, Tests bald weg - was heißt das für die Schulen?
Für die knapp 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler und die etwa 130 000 Lehrkräfte endet an diesem Montag die Maskenpflicht, die seit Mitte November ununterbrochen galt. Wer freiwillig weiter den Mund-Nasen-Schutz tragen will, kann das natürlich. Das letzte Mal getestet wird am 13. April vor den Osterferien. Kinder und Jugendliche sowie Lehrkräfte mit Symptomen können sich aber weiter gratis testen lassen, hieß es. Vor zwei Wochen waren die Tests schon von drei pro Schulwoche auf zwei reduziert worden. Als Grund wird genannt, dass bei der Omikron-Variante der Schnelltest oft erst zu spät ausschlage. Bis dahin habe der Infizierte das Virus schon längst weitergetragen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW ist skeptisch und rechnet mit hohem Unterrichtsausfall nach Ostern. «Derzeit erkranken täglich Hunderte Lehrkräfte und der Personalmangel ist auch ohne Ausfälle hoch. Durch den Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen wird das noch zunehmen», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein der dpa. Es räche sich, dass nicht alle Lehrerstellen besetzt seien und die Reserve zu klein sei. «In vielen Schulen stehen die Abschlussprüfungen bevor, da kann niemand weitere Ausfälle gebrauchen.» Für die SPD sagte Stefan Fulst-Blei, der Wegfall immer mehr Schutzmaßnahmen an den Schulen passe ganz und gar nicht zur Forderung von Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) nach weitergehenden Auflagen. Aus dem «Team Vorsicht» sei die Regierung im «Team lass laufen» angekommen.
Maske nur noch in Bussen und Bahnen, Kliniken und Heimen
Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie waren am Sonntag nahezu alle Schutzmaßnahmen weggefallen. Nur in Bussen und Bahnen, Pflegeheimen und Krankenhäusern muss noch Maske getragen werden. Was in Büros und Betrieben gilt, entscheiden die Arbeitgeber. Die Ampel in Berlin hatte vor allem auf Betreiben der FDP das Infektionsschutzgesetz so geändert, dass kaum noch Auflagen möglich sind. Hintergrund ist, dass die Omikron-Variante milder ausfällt und die Krankenhäuser nicht mehr so stark durch Covid-Patienten belastet sind. Die Landesregierung setzte die Vorschriften des Bundes um - aber nur unter Protest.
Lockerung bei Quarantäne in Sicht
Das Land geht davon aus, dass der Bund demnächst die Regeln für die Quarantäne anpasst. Nach dem vom Bundesgesundheitsministerium an die Länder geschickten Vorschlag sollen die Absonderungen generell verkürzt werden. Sie dauern bisher in der Regel zehn Tage und können mit einem negativen Test nach sieben Tagen beendet werden. Eine formelle Anordnung des Gesundheitsamtes, die häufig jetzt schon nicht mehr erfolgt, soll künftig entfallen. Empfohlen werden soll, freiwillig Kontakte zu reduzieren und - beginnend nach fünf Tagen - wiederholt Tests oder Selbsttests zu machen. Auch die Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten soll künftig noch fünf Tage dauern.
Kommt Sonderregel für infizierte, symptomfreie Pflegekräfte?
Das Land prüft derzeit, ob die Arbeitsquarantäne für Beschäftigte in Pflegeheimen wegen des Personalmangels schnell gelockert werden sollte. Zahlreiche Betreiber hatten gefordert, Pflegekräfte, die sich angesteckt, aber keine Symptome haben, wieder einsetzen zu können. So hatte die Evangelische Heimstiftung verlangt, es müssten «Schutz- und Hygienekonzepte greifen, die es auch positiv getesteten Beschäftigten erlauben zu arbeiten, wenn sie sich nicht krank fühlen». Es sei Zeit für mehr Eigenverantwortung.
Land mahnt Bund: Ohne Geld gehen in Impfzentren Lichter aus
Baden-Württemberg forderte den Bund auf, die Impfzentren bis Ende des Jahres mitzufinanzieren. «Wir sind irritiert über die Ankündigung des Bundes, die Finanzierung der Impfinfrastruktur nur bis Mitte des Jahres übernehmen zu wollen. Das war anders besprochen», sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums der dpa. Man gehe davon aus, dass die Zusage weiter gelte und die Finanzierung zur Hälfte übernommen werde. «Ansonsten wäre eine Aufrechterhaltung der Impfinfrastruktur im notwendigen Rahmen in Baden-Württemberg nicht möglich.» Auch andere Länder wie Bayern und NRW hatten sich beschwert.
Ärzteschaft soll künftig beim Impfen Hauptrolle haben
Für Baden-Württemberg sei es zudem wichtig, die künftige Rolle der Haus- und Fachärzte beim Impfen zu klären. «Damit wir für den Herbst gut vorbereitet sind, brauchen wir eine gesetzliche Regelung, die die Corona-Impfungen als Teil des Pflichtprogramms im Gesundheitsversorgungssystem festschreibt», erklärte die Sprecherin. Das müsse der Bund auf den Weg bringen. Baden-Württemberg hatte beschlossen, sein Impfangebot wegen fehlender Nachfrage und enorm hoher Kosten zum 1. April herunterzufahren. Es soll nur noch ein mobiles Impfteam und einen Stützpunkt pro Stadt- und Landkreis geben. Bisher hatte das Land etwa 350 mobile Teams und 135 Impfstützpunkte vorgehalten.
02.04.2022
Rückgang: 70 000 Schüler verpassen Unterricht wegen Corona
München (dpa/lby) - Rund 70 000 bayerische Schüler haben zuletzt den Präsenzunterricht wegen Corona verpasst. Das sind etwa 10 000 weniger als vor Wochenfrist, wie aus Zahlen des Kultusministeriums hervorgeht. Demnach waren Stand Freitag etwa 3,2 Prozent der rund 1,6 Millionen Schüler in Bayern wegen eines positiven Corona-Tests nicht im Unterricht, weitere 1,24 Prozent waren in Quarantäne. Beide Zahlen sanken im Vergleich zur Vorwoche.
01.04.2022
Bildungsverbände kritisieren Ende der Maskenpflicht an Schulen
Mit dem Inkrafttreten der neuen Corona-Regeln fällt nun auch in den meisten Schulen die Maskenpflicht. In Berlin war es am Freitag schon soweit. Bildungsgewerkschaften kritisieren den Schritt als zu früh.
Berlin (dpa) - Bildungsgewerkschaften, Lehrer- und Schüler-Vertreter haben das Ende der Maskenpflicht an den meisten Schulen in Deutschland scharf kritisiert. Lehrerverband-Präsident Heinz-Peter Meidinger nannte den Schritt am Freitag «völlig verfrüht». «Bei nach wie vor extrem hohen Inzidenzwerten an den Schulen bedeutet das Ende der Maskenpflicht, den einfachsten Gesundheitsschutz für Beschäftigte, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zu beenden», sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte der dpa, vor dem Hintergrund des weiterhin hohen Infektionsgeschehens unter Kindern und Jugendlichen sei es «unverantwortlich», dass die Maskenpflicht in den Schulen falle. «Bei der derzeit herrschenden Personalnot können wir es uns nicht leisten, derart wirksame Infektionsschutzmaßnahmen aufzugeben.»
Auch die Bundesschülerkonferenz sieht das so. «Allein die Testpflicht reicht nicht aus. Tests sind nur eine Momentaufnahme danach - wenn es zu spät ist. Masken beugen vor», sagte Generalsekretärin Katharina Swinka der dpa. Ihr Gremium habe die Änderung bereits seit Wochen kritisiert. «Ich persönlich rate jedem Schüler und jeder Schülerin weiterhin eine medizinische Maske zu tragen, um sich und andere besonders zu schützen.»
In den vergangenen zwei Jahren hatten die Bundesländer für ihre Schulen immer wieder Maskenpflichten angeordnet, mal strenger mit Maske am Platz, mal weniger streng. Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes durch die Ampel-Koalition dürfen Masken in Schulen ab diesem Wochenende nicht mehr vorgeschrieben werden, es sei denn ein Bundesland erklärt eine Region zum sogenannten Hotspot, dort wäre das weiterhin möglich. Nur Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nutzen diese Möglichkeit. In Berlin fiel die Maskenpflicht in der Schule bereits an diesem Freitag weg. Tests wird es an vielen Schulen für eine gewisse Zeit noch geben.
GEW-Chefin Finnern befürchtet durch das Ende der Maskenpflicht noch mehr Ansteckungen, weiteren Unterrichtsausfall und wachsende Lernrückstände. «Das ist verantwortungslos. Die Schulen werden von der Politik allein gelassen», sagte sie. Schon jetzt müssten Stundenpläne eingekürzt und Lerngruppen zusammengelegt werden, sagte der VBE-Vorsitzende Beckmann. «Es wird zwangsläufig zu vermehrten Ausfällen kommen und die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler am Unterricht wird gefährdet.»
Lehrerverbandspräsident Meidinger verwies auch auf Eltern vorerkrankter Kinder und Familien mit Risikopersonen im Haushalt. Diese machten sich «zu Recht große Sorgen, dass damit die Schulen jetzt endgültig zur Durchseuchung freigegeben werden».
Die Corona-Zahlen an den Schulen verharrten zuletzt auf hohem Niveau. In der vergangenen Woche wurden aus den Bundesländern rund 347 000 Infektions- und Quarantänefälle bei Schülerinnen und Schülern gemeldet, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitag mitteilte (Vorwoche 348 000). Bei den Lehrkräften wurde mit 36 400 Corona- und Quarantänefällen erneut ein Höchststand gemeldet (Vorwoche 35 700). Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 11 Millionen Schüler und knapp 900 000 Lehrkräfte an rund 40 000 Schulen und Berufsschulen.
Die Bildungsverbände hätten es nach eigener Aussage befürwortet, mit Lockerungen noch bis Ostern zu warten. Die Feiertage sind in zwei Wochen. Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gehen an diesem Wochenende als erste Bundesländer bereits in die Osterferien. Der Großteil der anderen Länder folgt eine Woche später.
Die FDP, die sich in der Ampel-Koalition maßgeblich für das Auslaufen der meisten Corona-Regeln eingesetzt hatte, appellierte an die Eigenverantwortung. «Auch ich selbst werde an vielen Orten, wo keine Maskenpflicht mehr besteht, noch Maske tragen. Eltern können mit ihren Kindern sprechen und mit ihnen gemeinsam entscheiden, ob diese in der Schule noch eine Maske tragen», sagte der designierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
31.03.2022
Verbände: Wegfall der Maskenpflicht erschwert Abschlussprüfungen
Stuttgart (dpa/lsw) - Lehrerverbände befürchten wegen des Wegfalls der coronabedingten Maskenpflicht an Schulen Probleme bei den Abschlussprüfungen. So sieht der Philologenverband einen «Sprung» der Krankheitszahlen voraus, weil das Infektionsschutzgesetz eine generelle Maskenpflicht an Schulen nicht mehr zulässt. «Das gefährdet nicht nur die Unterrichtsversorgung insgesamt, sondern ist auch ein Risiko für das diesjährige Abitur», sagte der Chef des Verbandes für die Gymnasiallehrer, Ralf Scholl, den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung».
Auch die Berufsschullehrer sehen im Verzicht auf einen obligatorischen Mundschutz ab kommender Woche ein erhebliches Risiko für die Abschlussprüfungen an ihrer Schulart. «Wir haben von April bis zum Juli rund 120 000 Abschlussprüfungen vor uns und befürchten, dass durch den Wegfall der Schutzmaßnahmen sehr viel schiefgehen wird», sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Berufsschullehrer, Gerhard Fechner, den Blättern. Auch aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kämen noch mehr Erkrankungen von Schülern und Lehrkräften derzeit höchst ungelegen. Weitere Ausfälle könne vor den Abschlussprüfungen niemand gebrauchen.
Schulleitungen können das Tragen von Masken nicht über die Schul- und Hausordnung durchsetzen. Wer weiter Maske tragen will, kann das tun - und dazu rät Scholl eindringlich.
29.03.2022
Bayern lässt Corona-Regeln auslaufen - Maske nur noch als Empfehlung
Vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie rühmte sich Markus Söder der oftmals strengeren Regeln in Bayern. Gegen das neue Gesetz der Ampel könnte er nur noch wenig ausrichten - er versucht es aber auch nicht.
München (dpa/lby) - Nun ist es endgültig: Trotz landesweit immer noch hoher Infektionszahlen laufen auch in Bayern am Wochenende die allermeisten Corona-Beschränkungen aus. Die Staatsregierung verzichtet darauf, ganz Bayern oder auch nur einzelne Regionen zu Hotspots zu erklären, wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) nach der Kabinettssitzung am Dienstag mitteilte. Das allerdings wäre die einzige Möglichkeit gewesen, um weiterhin beispielsweise an einer Maskenpflicht in sämtlichen Innenräumen festzuhalten. Über eine bloße Empfehlung dazu geht die Staatsregierung nun aber nicht mehr hinaus.
«Wir empfehlen solche Dinge wie Mindestabstand, wie Masken in Innenräumen», sagte Herrmann. Das seien simple Mittel, um sich zu schützen. Man könne es aber nicht mehr verbindlich anordnen. In Schulen soll laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) empfohlen werden, auf Begegnungsflächen außerhalb des Klassenzimmers noch Masken zu tragen, etwa in Treppenhäusern und auf Fluren.
Damit ist aber nun klar: Von Sonntag (3. April) an gibt es bayernweit keinerlei 2G- oder 3G-Zugangsregeln mehr - auch Ungeimpfte haben damit ohne Test wieder Zugang zu allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Nur in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen müssen Besucher und Beschäftigte tagesaktuelle beziehungsweise regelmäßige Tests machen.
Auch in Schulen und Kitas wird - zunächst bis Ostern - weiter getestet. In den Kitas, die geöffnet haben, auch in den Osterferien. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Piazolo sagte, seine Position sei, dass die Tests auch nach den Ferien noch weitergeführt werden sollten - darüber werde das Kabinett aber noch entscheiden.
Eine FFP2-Maskenpflicht gilt von Sonntag an nur noch im öffentlichen Nahverkehr, in Arztpraxen, Krankenhäusern, in Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften und ähnlichen «vulnerablen Einrichtungen». Überall sonst entfällt die Maskenpflicht, etwa im Einzelhandel, in Freizeiteinrichtungen aller Art, aber auch in sämtlichen Schulen. Auch im Handel bleibt es künftig bei einer bloßen Masken-Empfehlung.
Die Staatsregierung folgt mit ihrer Entscheidung den Vorgaben im neuen Bundesinfektionsschutzgesetz, das die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP in Berlin gegen viele Widerstände durchgesetzt hatten. Nach dem Auslaufen einer Übergangsfrist am 2. April können die Bundesländer nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen strengere Regeln beschließen, nämlich wenn in einer «Gebietskörperschaft» eine gefährlichere Virusvariante auftaucht oder eine Überlastung der Krankenhauskapazitäten droht. Das ist in Bayern aktuell nicht der Fall - obwohl die Infektionszahlen weiter hoch sind.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte deshalb bereits am Montag erklärt, Bayern solle jedenfalls «auf absehbare Zeit» nicht zum Hotspot erklärt werden - das «schlampige» Gesetz, das die Ampel in Berlin durchgesetzt habe, sei rechtlich so nicht umsetzbar. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte, «eigentlich» hätte man sich die Maskenpflicht in Innenräumen wenigstens noch für
Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (abl) kritisierte den Wegfall der Maskenpflicht an den Schulen. Der Präsenzunterricht sei «akut in Gefahr», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Der abl gehören der Realschullehrerverband, die Katholische Erziehergemeinschaft, der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen sowie der Philologenverband an. Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband warnte: «Die Maske fällt und die Schulen werden noch mehr Ausfälle zu verzeichnen haben. Jetzt zu lockern heißt zu riskieren, dass Schülerinnen und Schüler noch weniger Unterricht haben.»
In der bayerischen Wirtschaft löste das Auslaufen der Corona-Einschränkungen gemischte Reaktionen aus. Während der bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) vom «besten Tag seit zwei Jahren» sprach, ist der Handelsverband (HVB) zwiegespalten.
«Endlich wagen wir den Schritt zurück zu mehr Freiheit und Normalität», sagte der Landesgeschäftsführer des Dehoga, Thomas Geppert, zur Entscheidung. Eine zentrale Empfehlung für die Betriebe, wie sie mit dem Thema Masken in Zukunft umgehen sollen, gibt es vom Verband nicht. Geppert geht aber davon aus, «dass es künftig in den meisten Betrieben keine Zugangsbeschränkungen oder Maskenpflicht mehr geben wird». Verbandspräsidentin Angela Inselkammer betonte: «Nun liegt es in der freien Entscheidung eines jeden, seiner Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber gerecht zu werden.»
Der bayerische Handel steht der Lockerung dagegen gespalten gegenüber, wie Geschäftsführer Bernd Ohlmann sagte. Ein Teil der Händler freue sich, dass die Maske «endlich weg» komme, andere seien in Sorge, einen Teil der Kundschaft zu verlieren, wenn diese sich beim Einkaufen nicht sicher fühle. «Wir hatten schon Kunden, die sich bei uns gemeldet haben, und gesagt haben: "Dann kaufe ich nur noch online ein".» Auch der Handelsverband setzt auf Eigenverantwortung und will seinen Mitgliedern Plakate zur Verfügung stellen, mit denen sie etwa um freiwilliges Maskentragen bitten können, oder auch solche, mit denen sie per Hausrecht darauf bestehen können. Ohlmann geht aber nicht davon aus, dass letztere häufig zum Einsatz kommen.
26.03.2022
Rund 80 000 Schüler verpassen wegen Corona Unterricht
München (dpa/lby) - Rund 80 000 Schüler in Bayern konnten zuletzt wegen Corona nicht am Unterricht teilnehmen. Das Kultusministerium meldete (Stand Freitag) einen Anteil von 3,63 Prozent, der wegen eines positiven Tests nicht am Präsenzunterricht teilnahm. Weitere 1,52 Prozent waren in Quarantäne. Das ist ein leichter Anstieg bei den positiven Tests und ein leichter Rückgang bei der Quarantäne. Bayernweit gibt es etwa 1,6 Millionen Schüler. Die aktuellen Zahlen beruhen laut Kultusministerium auf den Meldungen von 96 Prozent aller Schulen.
Auch viele Kinderbetreuungseinrichtungen waren von Corona beeinträchtigt. Laut Sozialministerium waren es (Stand Freitagnachmittag) insgesamt 1605 der rund 10 300 Häuser in Bayern. 46 Einrichtungen waren demnach komplett geschlossen, eine weniger als vor einer Woche. 431 Häuser waren teilweise geschlossen, das sind 42 mehr als vor Wochenfrist. Weitere 1128 waren zwar komplett offen, es galt aber wegen Corona-Fällen ein intensiviertes Testregime - das sind in etwa so viele wie vor einer Woche.
25.03.2022
Corona-Zahlen an Schulen wieder gestiegen - viele Lehrer fallen aus
Berlin (dpa) - An den Schulen in Deutschland sind die Corona-Zahlen wieder gestiegen. In der vergangenen Woche waren 348 000 Corona- und Quarantänefälle bei Schülerinnen und Schülern bekannt, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitag mitteilte. In der Woche davor waren es 275 000 Fälle. Bei den Lehrkräften wurden rund 35 700 Corona- und Quarantänefälle gemeldet (Vorwoche 28 300). Das ist ein Höchststand in der aktuellen Omikron-Welle.
Die wöchentlich von der KMK veröffentlichten Zahlen basieren auf Rückmeldungen aus den Ländern, sie sind aber nur bedingt vergleichbar und aussagekräftig. Zum einen, weil immer wieder Ferien sind und aus den betreffenden Bundesländern dann keine Zahlen gemeldet werden. Außerdem liegen nicht aus allen Ländern Daten zu Quarantänefällen vor. Berlin meldet gar keine Zahlen mehr. Begründung: «In der Schule durchgeführte Schnelltests werden nicht mehr durch PCR-Tests bestätigt, so dass keine validen Daten vorliegen.»
Bei Schülerinnen und Schülern waren in den ersten beiden Februarwochen Höchststände erreicht worden. Damals wurden fast 550 000 Corona- und Quarantänefälle gemeldet. Bei den Lehrkräften waren damals 28 200 Fälle bekannt. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 11 Millionen Schüler und knapp 900 000 Lehrkräfte an rund 40 000 Schulen und Berufsschulen.
Rund 93 Millionen Euro für Corona-Schutz in Hessens Schulen und Kitas
Wiesbaden (dpa/lhe) - In Hessen sind fast 93 Millionen Euro in Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen und Kitas im Land investiert worden. Das Geld sei etwa zu je einem Viertel für bauliche Maßnahmen, für Tests oder Hygieneartikel sowie für mobile Luftreiniger oder Desinfektionsspender und für Personalausgaben sowie Dienstleistungen verwendet worden, teilten Kultusminister Alexander Lorz, Finanzminister Michael Boddenberg (beide CDU) und Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Freitag in Wiesbaden mit.
Den Angaben zufolge wurden für gut 13 Millionen Euro knapp 9000 mobile Luftreiniger angeschafft. Rund 5,3 Millionen Euro flossen demnach in die Anschaffung von CO2-Messgeräten und gut 1,5 Millionen in Desinfektionsspender. Obendrein seien für knapp 10 Millionen Euro Fenster oder Türen umgebaut worden.
Um Kinder während der Schulzeit und in der Kita vor Corona besser schützen zu können, hatte die Landesregierung zusammen mit den Kommunen Ende 2020 ein Programm im Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro aufgelegt. 75 Millionen Euro davon waren Landesgeld, 25 Prozent steuerten die kommunalen Schul- und Jugendhilfeträger bei. Die höchsten Summen verwendeten laut Mitteilung die Stadt Frankfurt mit rund 7,4 Millionen Euro aus Landes- und Eigenmitteln sowie der Landkreis Offenbach (5,6 Millionen Euro) und der Main-Kinzig-Kreis (5,16 Millionen Euro).
24.03.2022
Gewerkschaften: Schulen wegen coronabedingten Ausfällen am Limit
Berlin (dpa) - Bildungsgewerkschaften warnen davor, dass die Schulen angesichts der Corona-Pandemie und des zurzeit hohen Infektionsgeschehens an ihre Belastungsgrenze kommen. «Der corona-bedingte Ausfall von Lehrkräften trifft die Schulen aktuell heftig», sagte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). «Die Zahl der Krankmeldungen wird in den nächsten Wochen weiter steigen, weil die Corona-Schutzmaßnahmen weitestgehend fallen sollen beziehungsweise bereits einkassiert worden sind», warnte sie. Dies sei eine falsche Entscheidung der Politik. Bensinger-Stolze betonte: «Wir appellieren an alle politisch Verantwortlichen, an der Maskenpflicht ebenso wie an Hygiene- und Testkonzepten festzuhalten, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Die Lehrkräfte arbeiten bereits jetzt am Limit.»
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte dem RND: «Die Dynamik der Omikronvariante sorgt in den Schulen für ein immer dramatischeres Infektionsgeschehen und vermehrte Ausfälle von Lehrkräften durch eigene Infektionen und Quarantäne.» Das verstärke den Teufelskreis, dass die verbliebenen Lehrkräfte, die nicht krank seien, immer stärker belastet würden. «Teilweise werden Stundenpläne wochenweise ausgegeben, da eine längerfristigere Planung nicht mehr möglich ist», sagte Beckmann. «Wir spüren in den Schulen Tag für Tag, wie sehr es sich jetzt mehr denn je rächt, dass die Politik den Schulen über Jahre hinweg die personelle Ausstattung verweigert hat, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben gebraucht hätten und brauchen», beklagte Beckmann.
23.03.2022
Maskenpflicht in brandenburger Schulen fällt zum 2. April - Testpflicht nach Ostern
Potsdam (dpa/bb) - Die Maskenpflicht an den Brandenburger Schulen soll am 2. April fallen. Bis dahin wolle man die Übergangsfrist des neuen Infektionsschutzgesetzes nutzen, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch in der Plenardebatte des Landtags. Experten hätten dazu geraten, nicht plötzlich, sondern schrittweise aus den Corona-Maßnahmen auszusteigen, erläuterte die Ministerin.
In einem ersten Schritt sei die Zahl der notwendigen Corona-Tests für Schüler von fünf Mal auf drei Mal pro Woche reduziert worden, berichtete Ernst. Gemeinsam mit Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) würden die Osterferien für ein Ende der Testpflicht angepeilt. Wegen der zu erwartenden Urlaubsreisen solle in der Woche nach den Ferien noch getestet werden, erklärte Ernst.
Die AfD-Fraktion hatte beantragt, die Masken- und Testpflicht in den Schulen sofort abzuschaffen. «Die Landesregierung setzt weiter auf überzogene Maßnahmen, die nicht gegen Corona-Infektionen ausrichten, aber den Kindern massiv schadet», sagte der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Dennis Hohloch. Selbst das Bildungsministerium könne nicht nachweisen, dass mit den Tests auch nur eine Infektion verhindert worden wäre. Dennoch seien vom Land bereits 94 Millionen Euro in die Tests statt etwa in mehr Lehrer investiert worden. Und die Maskenpflicht im Unterricht sei eine unzumutbare Belastung der Kinder und Jugendlichen, meinte Hohloch. Der AfD-Antrag wurde von der Landtagsmehrheit abgelehnt.
Kindererzieher waren im ersten Corona-Jahr häufiger krank
Hannover (dpa/lni) - Beschäftigte in der Kindererziehung und Kinderbetreuung sind im Jahr 2020 in Niedersachsen häufiger krank gewesen als durchschnittliche Arbeitnehmer. Die Kindererzieher und Kindererzieherinnen waren im Durchschnitt 25,8 Tage arbeitsunfähig, alle weiteren Berufe im Mittel genau 18 Tage, wie eine Untersuchung der Krankenkasse Barmer zeigt, die am Dienstag vorgestellt wurde.
Die Krankenkasse hat für die Erhebung Krankheitstage in 26 Berufsgruppen im ersten Corona-Jahr untersucht. Die Beschäftigten in der Kindererziehung und -betreuung seien vor allem seelisch belastet, hieß es. Fast ein Viertel der Fehltage fielen demnach in den Bereich der psychischen Erkrankungen. Ein Grund dafür könnten die zusätzlichen Aufgaben durch die Corona-Pandemie sein, teilte die Krankenkasse mit.
Mit gut sieben Prozent lag den Angaben nach auch der Krankenstand in der Branche über dem Landesdurchschnitt. Das bedeutet, dass von 1000 Beschäftigten täglich 71 krankheitsbedingt gefehlt haben. Der landesweite Krankenstand lag bei fünf Prozent. In der Branche arbeiten in Niedersachsen laut der Barmer knapp 75 000 Menschen.
22.03.2022
Halbe Milliarde Euro für Corona-Selbsttests an Schulen ausgegeben
Jeder kennt den zweifelnden Blick auf den Corona-Schnelltest: Stimmt das Ergebnis oder nicht? An Bayerns Schulen und Kitas werden Berge dieser Tests verbraucht. Ob sie mehr Sicherheit bringen, steht dahin. Die Staatsregierung hält dennoch daran fest - und zahlt viel Geld.
München (dpa/lby) - Die Staatsregierung hat alleine für die Corona-Selbsttests an Bayerns Schulen in den letzten Monaten eine halbe Milliarde Euro ausgegeben. Seit vergangenem September bis März habe der Freistaat Selbsttests in Höhe von rund 500 Millionen Euro für die Schulen abgegeben, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in München.
Zusätzlich zu den Schnelltests werden in Grund- und Förderschulen sowie in den 5. und 6. Klassen PCR-Pooltests gemacht.
Für die Kitas - an denen mindestens jeden zweiten Tag ein Schnelltest gemacht werden muss - könnten noch keine Zahlen zu den Kosten vorgelegt werden. Die Abrechnung der Berechtigungsscheine, mit denen die Eltern in Apotheken die Tests für ihre Kinder bekommen, dauert noch.
Die Staatsregierung will mindestens bis zu den Osterferien an den massenhaften Tests festhalten - selbst wenn die Tests manchmal gar nicht oder nur spät anschlagen. Nach den Ferien werde anhand der Infektionslage und der Laborkapazitäten geprüft, ob die Tests an Schulen und Kitas noch sinnvoll seien, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Unter anderem hatte der Virologe Hendrik Streeck das massenhafte Testen von symptomlosen Schülern kritisiert, es schaffe mehr Schaden als Nutzen, schrieb er in «Der Zeit».
Neben den Kosten fällt auch tonnenweise Müll durch die Schnelltests an. Die Pandemie habe weltweit zu deutlich mehr Müll geführt, ob es nun Masken, Desinfektionsmittel oder Tests seien oder die zusätzlichen Abfälle aus Praxen, Kliniken, Impf- und Testzentren, so das Ministerium. Es lasse sich in der Pandemie «eine gewisse Müllproduktion» nicht vermeiden. Nach Möglichkeit würden Tests in großen Gebinden und Großpackungen bestellt, so dass nicht jeder Test noch einzeln verpackt ist.
Grundschüler wiederholten 2020/21 am meisten freiwillig eine Klasse
Wiesbaden (dpa/lhe) - Rund 7100 Schülerinnen und Schüler haben im Schuljahr 2020/2021 in Hessen insgesamt freiwillig eine Klasse wiederholt. Die Grundschulen seien dabei mit über 2700 Kindern am meisten betroffen gewesen, teilte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) auf eine Kleine Anfrage des fraktionslosen Abgeordneten Rolf Kahnt in Wiesbaden mit. In den hessischen Gymnasien hätten mehr als 1200 Kinder und Jugendliche eine Klasse freiwillig wiederholt. In den Realschulen habe die Zahl bei 962 gelegen. Ob eine Wiederholung wegen der Corona-Pandemie oder aus einem anderen Grund erfolgt sei, teilte der Kultusminister nicht mit.
21.03.2022
Kutschaty kritisiert Wegfall von Tests und Maskenpflicht in Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Thomas Kutschaty hat den in NRW geplanten Wegfall von Tests und Maskenpflicht in Schulen kritisiert. «Keiner hat die Landesregierung gezwungen, das Testen in Kitas und Schulen jetzt zu beenden», sagte der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag am Montag in einem Interview des Radiosenders WDR 5. «Wer auf Nummer Vorsicht gehen will, der sollte auch weiterhin Tests in Schulen und Kitas anbieten.»
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass die Maskenpflicht in den NRW-Schulen zum 2. April endet. Gebauer zufolge kann ein Mund-Nasen-Schutz ab dem 4. April freiwillig getragen werden. Das sei dann eine «individuelle Entscheidung». Anlasslose Corona-Tests soll es noch bis zu den Osterferien geben, also bis zum 8. April. Nach den Osterferien am 25. April sollen diese Testungen nicht wieder aufgenommen werden, sofern es bis dahin keine unerwartete kritische Entwicklung des Infektionsgeschehens gebe.
Den Ländern wird im neuen Bundesgesetz auch nach dem 2. April ermöglicht, weitergehende Beschränkungen für regionale Hotspots vorzugeben. Das geht aber nur über einen Landtagsbeschluss.
Für den Fall, dass ganz Nordrhein-Westfalen Anfang April ein Hotspot sei, stehe die SPD für einen Landtagsbeschluss zu Hotspot-Regelungen bereit. «Wir kommen jeden Tag gerne nach Düsseldorf, um diese Regelungen in Kraft zu setzen», sagte Kutschaty. Schutzmaßnahmen, die ergriffen werden könnten, seien etwa das fortdauernde Tragen der Masken im Einzelhandel und in Schulen.
16.03.2022
Corona-Regeln in Bayern bleiben noch - Keine Masken an Grundschulen
Die Corona-Zahlen sind so hoch wie nie zuvor. Dennoch entfallen - so will es die Bundesregierung - fast alle Regeln. Bayern zögert dies noch etwas hinaus. Sofort gelockert wird ausgerechnet an den Schulen.
München (dpa/lby) - In Bayern bleibt es bis zum 2. April bei den bisherigen 2G- und 3G-Zugangsregeln und bei der Maskenpflicht auch in Schulen oder im Handel - mit einer Ausnahme: In Grund- und Förderschulen entfällt die Maskenpflicht im Unterricht ab kommenden Montag (21.3.), eine Woche später (ab dem 28.3.) auch in den 5. und 6. Klassen. Das hat das Kabinett am Dienstag beschlossen. Bayern nutzt damit - außer eben bei den Grundschülern und in den 5. und 6. Klassen - eine Übergangsfrist für viele bestehende Corona-Regeln aus, wie sie im neuen Bundesinfektionsschutzgesetz vorgesehen ist. Im Handel und anderswo gilt in Bayern vorerst weiter FFP2-Maskenpflicht.
Nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung für das überarbeitete Infektionsschutzgesetz sollen an diesem Wochenende eigentlich bundesweit alle tiefgreifenden Corona-Maßnahmen auslaufen. Bleiben sollen nur Maskenpflichten in Pflegeheimen, Kliniken, im Nah- und Fernverkehr sowie Testpflichten in Pflegeheimen und Schulen. Die Länder können allerdings eine Übergangsfrist bis zum 2. April nutzen. Und: Sollte sich die Corona-Lage regional verschärfen, können die Länder per Landtagsbeschluss wieder strengere Regeln einführen - wobei viele der bislang möglichen Maßnahmen dann ausgeschlossen sind.
Diesen Weg geht das bayerische Kabinett aber bis auf Weiteres nicht. Auch das weitere Vorgehen nach dem 2. April ist offen. Das müsse man rechtzeitig vor dem Hintergrund der weiteren Entwicklung entscheiden, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). «Stand heute» müsste eine Hotspot-Regelung für jeden Landkreis einzeln getroffen werden.
Klar ist nach dem bayerischen Kabinettsbeschluss, dass es bis zum 2. April bei den bisher gültigen Zugangsbeschränkungen (nur für Geimpfte/Genesene/Getestete) bleibt, also etwa 2G im Freizeitbereich, 2G plus in Discos oder 3G in Gaststätten, Hotels und Hochschulen.
Sollte das neue Infektionsschutzgesetz in Berlin in dieser Woche wie bisher vorgesehen beschlossen werden, entfallen auch in Bayern ab dem 19. März aber etwa Vorgaben zu Kapazitäts- und Personenobergrenzen, Sonderregelungen für Gottesdienste und Versammlungen, das Tanz- und Musikverbot in der Gastronomie, das bisherige Verbot von Volksfesten und Jahresmärkten und das Verbot, auf öffentlichen Plätzen zu feiern.
Für Volksfeste sollen bis zum 2. April noch analoge Regeln wie in der Gastronomie gelten, dann fallen auch hier sämtliche Auflagen weg. Die Entscheidung, welche Volksfeste stattfinden, trifft allerdings nicht die Staatsregierung. Das gilt auch für die Wiesn in München. «Die Entscheidung, ob das Oktoberfest in München stattfindet, ist natürlich eine Entscheidung der Landeshauptstadt», sagte Herrmann.
Mit der Abschaffung der Maskenpflicht zunächst an Grundschulen setzten sich die Freien Wähler nunmehr gegenüber der CSU durch, die dies zuletzt noch abgelehnt hatte. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) begründete die Entscheidung damit, dass es an den Grundschulen PCR-Pool-Tests gebe und künftig auch in den 5. und 6. Klassen. Zudem belaste das Maskentragen die Kleinsten ganz besonders. Sowohl in Schulen als auch in Kitas bleibt es bei der Testpflicht.
«Die Pandemie-Lage lässt momentan gar nichts anderes zu, als alle möglichen Maßnahmen zunächst einmal bis zum 2. April zu verlängern», erklärte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Er verteidigte aber das teilweise Ende der Maskenpflicht an Schulen. Dies könne man dank der PCR-Testungen dort angehen, müsse aber «wachsam bleiben».
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte das von der Bundesregierung geplante Auslaufen fast aller Anti-Corona-Maßnahmen. Die Ampel-Parteien seien damit weder Team Vorsicht noch Team Freiheit noch Team Augenmaß, sondern «Team Blindflug», sagte er in einer Regierungserklärung im Landtag. Der schrittweise Ausstieg aus den bisherigen Beschränkungen sei richtig - aber überstürzt sei falsch. «Deutschland ist dann schutz- und wehrlos», warnte Söder. Und die Verantwortung dafür liege dann alleine bei den Ampel-Parteien.
Söder kritisierte insbesondere, dass es nach dem 2. April keine Maskenpflicht in den Schulen mehr geben könne. Dabei hätte die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler damit kein wirkliches Problem. Entscheidender sei doch, dass diese nun jahrelang mit gegen Corona gekämpft hätten - und dass nun die Abschlussprüfungen in Gefahr sein könnten. Wenn es eine Schulpflicht gebe, dann müsse man doch dafür sorgen, dass die jungen Menschen auch ihren Abschluss machen könnten. Zum vom bayerischen Kabinett beschlossenen Ende der Maskenpflicht an Grundschulen und in den 5. und 6. Klassen sagte er aber nichts.
Grünen-Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze sagte ebenfalls, sie hätte sich weiterhin mehr Möglichkeiten bei der Corona-Bekämpfung gewünscht. Sie schob die Verantwortung für den neuen Kurs der FDP in Berlin zu und warf dieser ein fragwürdiges Freiheitsverständnis vor. Die FDP in Bayern wiederum forderte Söder auf, «endlich ins Team Freiheit mit Weitblick» zu wechseln. «Machen Sie Ihre Hausaufgaben in Bayern und hören Sie auf, immer alle belehren zu wollen», forderte der gesundheitspolitische Fraktionssprecher Dominik Spitzer. Frühling und Sommer sollten nicht nutzlos verstreichen, sondern zum Optimieren genutzt werden.
15.03.2022
Wie steht Hessen zwei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown da?
Das nächste Corona-Bund-Länder-Treffen ist für Donnerstag geplant. Dann entscheidet sich auch, welche Beschränkungen die Menschen in Hessen zum Schutz vor dem Virus noch einhalten müssen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - In wenigen Tagen laufen die meisten Corona-Beschränkungen auch in Hessen aus - fast genau auf den Tag des bundesweit ersten Lockdowns vor zwei Jahren. Am 27. Januar 2020 erreichte das Coronavirus erstmals offiziell Deutschland. Der erste Corona-Lockdown wurde am 16. März beschlossen und trat am 22. März in Kraft. Haben die Folgen der monatelangen massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens tiefe Spuren in Hessen hinterlassen? Oder gibt es sogar positive Effekte aus der Zeit der Pandemie im Land?
Schulen
Hessens Schulkindern brachte der Lockdown über Monate Homeschooling mit Digitalunterricht. Die Maskenpflicht am Platz wurde nach der Rückkehr in den traditionellen Unterricht zur täglichen Gewohnheit. Im positiven Sinne habe die Digitalisierung der Schulen jedoch einen bis zum Ausbruch der Pandemie kaum denkbaren, aber notwendigen Schub erhalten, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums. Viele bereits in der Planung und Umsetzung befindliche Vorhaben wie etwa das Schulportal seien im Ausbau massiv beschleunigt worden. Innerhalb weniger Wochen seien mehrere hundert neue Schulen angeschlossen worden.
97 Prozent der weiterführenden Schulen arbeiten laut Ministerium derzeit mit dem Schulportal. «Eine Zahl, die wir ohne die Pandemie nicht so schnell erreicht hätten», berichtete der Sprecher. Auch die aus dem Digitalpakt zur Verfügung stehenden Fördermittel seien durch die Pandemie schneller beantragt worden. Mittlerweile hätten hundert Prozent der öffentlichen Schulträger eine Förderung beantragt. Es seien rund 100 000 Notebooks und Tablets an Schüler und Schülerinnen sowie rund 70 000 Geräte an Lehrer und Lehrerinnen - weitestgehend unbürokratisch - verteilt worden.
Gastgewerbe
Das Hotel- und Gastgewerbe in Hessen habe es weitestgehend durch die Pandemie geschafft, erklärte der Hauptgeschäftsführer des zuständigen Verbandes Dehoga, Julius Wagner, zwei Jahre nach dem ersten Lockdown. Dennoch gebe es Ängste. «Die Branche vergisst nicht, was im letzten Herbst passiert ist, und hat daher die ganz große Sorge, was passiert, wenn es wieder zu einer intensiven Welle der Corona-Pandemie kommt.» Das wäre mental und wirtschaftlich ein Tiefschlag. Er fürchte, dass dann viele Betriebe das Handtuch werfen würden.
Für die stationäre Gastronomie wie Restaurants könne es tatsächlich so sein, dass das Schlimmste überstanden sei und man auf ein starkes Sommergeschäft hoffen könne. Größte Herausforderung sei das Personal. «Uns haben in Hessen allein innerhalb eines Jahres 12 000 festangestellte Mitarbeiter verlassen.» Größere Sorgen habe die Veranstaltungs- und Tagungshotellerie, alles was mit Messen und Kongressen zu tun habe. Dort gebe es große Kapazitäten und das Gröbste sei noch nicht überstanden. Es werde noch seine Zeit brauchen, bis Firmen mit Tagungen zurück in die Hotels gingen.
Öffentlicher Verkehr
Leergefegte Straßen, kaum Fahrgäste in Bussen und Bahnen - der erste Lockdown brachte den Verkehr im März 2020 fast zum Erliegen. Der private Autoverkehr sank nach Schätzungen auf nur noch ein Drittel, die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr brach um bis zu 85 Prozent ein. Die Entwicklung folgte den Kurven der Infektionszahlen. Die Zahlen erholten sich bis heute aber nicht ganz. Für die Verkehrsunternehmen in Hessen bedeutet dies Verluste im mehrstelligen Millionenbereich.
«Ob und wann wir unseren Vor-Corona-Stand erreichen werden, ist aktuell überhaupt nicht abzusehen», sagte die Sprecherin des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV), Sabine Herms. Es gebe bei den Stammkunden die sichtbare Tendenz, keine Jahreskarte mehr zu kaufen. Daher soll es neue Angebote im Ticketbereich geben. Investitionen seien weiter dringend nötig, auch um die Verkehrswende voranzubringen. «Unsere klare Erwartung ist daher an die Politik, mit höchster Priorität die Finanzierung dieser Aufgaben langfristig sicherzustellen und die Mittel kontinuierlich zu erhöhen.» Derzeit kämen die steigenden Energiepreise als zusätzliche Belastung hinzu.
Einzelhandel
«Der erste Lockdown bedeutete für einen großen Teil des Handels, dass der Umsatz von heute auf morgen bei null gewesen ist», sagte Sven Rohde, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Hessen. Gerade für die Händler in den Innenstädten und die inhabergeführten Geschäfte habe das bis heute Auswirkungen. «Die Substanz der Unternehmen wurde angegriffen. Viele haben ihre Altersvorsorge anzapfen müssen.» Die staatlichen Hilfen seien nicht auf den Handel zugeschnitten gewesen.
Wie viele Händler die Corona-Maßnahmen die Existenz kosten, sei noch nicht absehbar, erklärte Rode. «Wir können noch keinen Schlussstrich ziehen. Es wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, wie groß die Liquiditätsprobleme sind.» Die Lockerungen stimmten den Handel zwar optimistisch, aber die Branche sei noch nicht über den Berg. «Es wird nicht leicht, auf das Vorkrisen-Niveau zurückzukommen, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse.»
Medizin
Seit Beginn der Pandemie wurden laut Robert Koch-Institut in Hessen insgesamt rund 1,2 Millionen Covid-Fälle registriert. Die meisten Neuinfektionen gab es im Februar 2022: Am 9. 2. lag die Sieben-Tages-Inzidenz - also die Zahl der Fälle pro 100 000 Menschen in einer Woche - bei dem bisherigen Maximalwert von 1684.
Mehr als 9365 Menschen starben in Hessen seit Beginn der Pandemie an oder mit dem Virus. Die meisten Toten gab es Angang 2021: Am 5. 1. zählte das Divi-Register 523 Tote an einem Tag. Weitere Spitzen gab es im Land auch im April 2020 und im April 2021 sowie - niedriger - im Dezember 2021.
Ministerium: Digitalisierungsschub für Schulen durch Corona-Pandemie
Wiesbaden (dpa/lhe) - Für Hessens Schulen hat die Corona-Pandemie neben den zahlreichen massiven Einschränkungen für die Kinder nach Einschätzung des Kultusministeriums auch positive Effekte gebracht. Die Digitalisierung der Schulen habe einen bis zum Ausbruch der Pandemie kaum denkbaren, aber notwendigen, Schub erhalten, erklärte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. Viele bereits in der Planung und Umsetzung befindliche Vorhaben wie etwa das Schulportal seien im Ausbau massiv beschleunigt und innerhalb weniger Wochen an mehrere hundert neue Schulen angeschlossen worden.
97 Prozent der weiterführenden Schulen arbeiten nach Angaben des Kultusministeriums derzeit mit dem Schulportal. «Eine Zahl, die wir ohne die Pandemie nicht so schnell erreicht hätten», sagte der Sprecher. Auch die aus dem Digitalpakt zur Verfügung stehenden Fördermittel seien durch die Pandemie schneller beantragt worden. Mittlerweile hätten hundert Prozent der öffentlichen Schulträger eine Förderung beantragt. Es seien rund 100 000 Notebooks und Tablets an Schüler und rund 70 000 Geräte an Lehrer weitestgehend unbürokratisch verteilt worden.
Das nächste Corona-Bund-Länder-Treffen ist für diesen Donnerstag geplant. Dann entscheidet sich, welche Regeln die Hessen zum Schutz vor dem Virus noch einhalten müssen. Die meisten Corona-Beschränkungen laufen aus.
14.03.2022
Kultusminister: Grundschulunterricht ohne Maske wichtig und richtig
Trotz steigender Corona-Infektionszahlen werden die Vorschriften in vielen Lebensbereichen weiter gelockert. Auch in den Grundschulen fällt bald die Maskenpflicht. Richtig so, findet Niedersachsens Kultusminister. Das sehen aber nicht alle so.
Hannover (dpa/lni) - An niedersächsischen Grundschulen müssen die Schülerinnen und Schüler vom kommenden Montag an während des Unterrichts keine Maske mehr an ihrem Platz tragen. «Das ist auch in der aktuellen Lage eine vertretbare und richtige Lockerung», bestätigte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Montag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Im Übrigen sei dies eine bundesweite Entwicklung an den Grundschulen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Grünen warnten indes, der Schritt komme zu früh.
Tonne verwies auf auch pädagogische Gründe: «Insbesondere mit Blick auf individuelle Erleichterungen für jedes Kind, aber auch wegen Sprachentwicklung und nonverbaler Kommunikation, halte ich diesen Schritt für wichtig und richtig.» GEW-Landesvorsitzende Holger Westphal sieht den Zeitpunkt noch nicht gekommen. «Die pädagogischen Argumente für das Entfallen der Maskenpflicht am Platz wiegen besonders in der Grundschule schwer, doch der Gesundheitsschutz wiegt im Moment noch schwerer», sagte er auf dpa-Anfrage.
Erst wenn die Corona-Pandemie tatsächlich auf dem Rückzug sei, dürfe es Lockerungen im Unterricht geben. Die Inzidenz in Niedersachsen gehe auf die Marke 1400 zu, bei den Sechs- bis Elfjährigen liege sie sogar doppelt so hoch.
Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg sagte, der eigentlich umsichtige Exit-Plan des Kultusministeriums könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht greifen, weil anhand der Corona-Zahlen überhaupt nicht von einer Entspannung auszugehen sei.
In Niedersachsen seien die Zahlen noch immer nicht am Sinken. «Insofern wäre es sinnvoll, geringe aber wirksame Schutzmaßnahmen auch weiter vorzusehen, bis das Infektionsgeschehen reduziert ist – und nicht Pandemiebekämpfung nach Kalender zu betreiben.»
Der schulpolitische Sprecher der FDP-Landtagfraktion, Björn Försterling, bezeichnete das Lockern der Maskenpflicht hingegen als richtig. «Die Masken stellen nicht nur eine Anstrengung für die Kinder dar, sondern erschweren auch das Lernen. Das gilt insbesondere beim Erlernen der Sprache, wo es auch visuell wichtig ist zu sehen, wie Laute ausgesprochen werden.» Die mehrfachen Tests pro Woche müssten jedoch auf den Fall erhalten bleiben.
Tonne kritisierte gleichzeitig den Entwurf des Bundes für ein neues Infektionsschutzgesetz. Damit würde den Ländern die wirksamste Schutzmaßnahme aus den Händen genommen: «Es ist absolut unverständlich, was sich der Bund bei den Masken gedacht hat. Mit dem Entwurf zum neuen Infektionsschutzgesetz haben wir ab Anfang April keine Option mehr, um die Maske in der Schule bei Bedarf verpflichtend tragen zu lassen», so Tonne.
Er forderte den Bund auf, den Entwurf anzupassen, damit die Länder auch an Schulen die Maske anordnen könnten, wenn die Pandemieentwicklung dies erfordere. «Wenn das nicht so kommt, dann würden wir ab Anfang April auf Freiwilligkeit setzen und insbesondere beim Bewegen durchs Schulgebäude für das Tragen der Maske werben.»
Lucha: Maskenpflicht darf nicht aufgehoben werden - «Es ist absurd»
Am Sonntag sollen die meisten Corona-Beschränkungen fallen. Die Ministerpräsidenten wollen sich beraten. Doch nun wachsen Zweifel am eingeschlagenen Weg. Ein deutlicher Appell kommt auch aus Baden-Württemberg.
Stuttgart (dpa/lsw) - Wenige Tage vor dem Auslaufen der meisten Corona-Beschränkungen lässt Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) kein gutes Haar an den Plänen des Bundes. «Es ist absurd, dass wir in einer Phase, in der nicht nur die Infektionszahlen, sondern auch die Belegungen in den Krankenhäusern kontinuierlich zunehmen, eines der wichtigsten Instrumente aus der Hand geben, mit dem wir den Infektionsdruck abmildern können», sagte er der dpa über das geplante weitgehende Ende der Maskenpflicht in Innenräumen.
Am Mittwoch sollen erstmals im Bundestag Änderungen am Infektionsschutzgesetz beraten werden; die meisten bundesweiten Corona-Auflagen sollen zum 20. März entfallen.
Bereits zwei Tage später soll im Plenum über einen umstrittenen Entwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) entschieden werden. Sie schlagen einen deutlich verringerten Basisschutz vor. Bundesweit möglich sein sollen demnach nur noch Maskenpflichten in Pflegeheimen, Kliniken und Nahverkehr sowie Testpflichten in Heimen und Schulen. Angesichts der rasanten Ausbreitung des Virus wird an diesem Kurs jedoch gezweifelt.
Könne sich die Bundesregierung nicht auf eine Verlängerung über den 19. März hinaus einigen, müssten die Länder wenigstens selbst entscheiden dürfen, forderte Lucha. «Wer vorsorglichen Gesundheitsschutz ernst nimmt, der muss den Ländern die Möglichkeit geben, über die Maskenpflicht in Innenräumen selbst entscheiden zu können.» In Innenräumen träfen Geimpfte und Ungeimpfte künftig ungeschützt aufeinander. «Und das in einer Phase, in der die Infektionszahlen so hoch wie nie zuvor sind», warnte der Grünen-Politiker.
An den Schulen im Südwesten sollen die Testungen auf das Coronavirus vermindert werden - von bisher drei verpflichtenden Tests pro Schulwoche auf zwei. Darüber hinaus sollen sogenannte Wiedereintrittstestungen entfallen, also die Tests an fünf aufeinanderfolgenden Schultagen nach einem Infektionsfall, wie das Kultusministerium mitteilte. Diese Änderungen stünden aber noch unter dem Vorbehalt des Beschlusses der neuen Regelungen des Infektionsschutzgesetzes in der laufenden Woche.
Auch in Baden-Württemberg hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen weiter erhöht. Innerhalb einer Woche wurden laut Landesgesundheitsamt 1870,9 Ansteckungen mit dem Coronavirus je 100 000 Einwohner nachgewiesen (Stand Sonntag,16.00 Uhr). Sonntag vor einer Woche betrug die Wochen-Inzidenz 1485,7. Wegen einer nach wie vor hohen Dunkelziffer dürfte die tatsächliche Inzidenz aber noch deutlich höher sein.
Minister Hoch will Corona-Regeln zwei Wochen später lockern
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt rasant. Die Lage in den Krankenhäusern ist zwar stabil. Aber es fehlen immer mehr Ärzte, Schwestern und Pfleger. Gesundheitsminister Hoch tritt daher bei weiteren Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen auf die Bremse.
Mainz (dpa/lrs) - Angesichts der steigenden Zahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus wird Rheinland-Pfalz voraussichtlich die Corona-Regeln zwei Wochen später lockern als geplant. Mit Blick auf die Infektionsdynamik werde er dem Kabinett am Dienstag vorschlagen, die aktuelle Bekämpfungsverordnung im Wesentlichen bis zum 2. April zu verlängern, kündigte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Montag in Mainz an.
Nach den Vorstellungen des Bundes sollen die meisten Corona-Regeln vom 20. März an fallen. Bestehen bleiben Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und in Bussen und Bahnen. Es ist für die Landesparlamente aber eine Übergangsfrist von zwei Wochen möglich, die Hoch nutzen möchte.
Wo der Impf-, Test- oder Genesenenstatus kontrolliert wird, muss demnach überwiegend keine Maske mehr getragen werden. Im Einzelhandel und in anderen nicht kontrollierten öffentlichen Bereichen gilt die Maskenpflicht weiter.
Auch an allen weiterführenden Schulen bliebe es für zwei Wochen länger bei der Maskenpflicht auch am Platz. Anlasslos werde an Schulen weiterhin zweimal die Woche getestet. Die Regeln blieben auch für Großveranstaltungen weiter bestehen. Der Ministerrat muss Hochs Vorschlag noch zustimmen.
Wegen der Vorgaben des Bundesrechts müssten aber zum Sonntag (20. März) Abstandsgebote, Kapazitäts- und Kontaktbeschränkungen entfallen, sagte Hoch. Die Möglichkeit, sich nach einer Infektion oder als erwachsene Kontaktperson wieder freizusetzen, werde dann um zwei Tage kürzer. Der Tag des letzten Kontakts oder der Test zählen jetzt mit. Freitesten geht bereits am siebten Tag und nicht mehr erst nach Ablauf von sieben Tagen. «Fällt beispielsweise dienstags der Corona-Test positiv aus, so ist bereits am Montag darauf eine Freitestung möglich», erläutertet Hoch.
«Dieses vorsichtige Agieren halte ich für notwendig und angemessen, um die sehr hohe Dynamik noch genauer einordnen zu können», sagte Hoch. Die Lage in den Krankenhäusern sei zwar trotz der hohen Infektionszahlen stabil. «Wir registrieren jedoch, dass immer mehr Menschen, die auch in diesen Einrichtungen arbeiten, selbst erkranken und ausfallen. Die Betreuung von Patientinnen und Patienten lastet somit auf den Schultern von wenigen Menschen, die ohnehin in zwei Jahren Pandemie über ihre eigenen Grenzen hinaus geschuftet haben.»
Experten gingen von einem weiteren Anstieg aus - sowohl bei den Neuinfektionen, als auch bei der Belastung der Krankenhäuser. Grund dafür seien zunehmend mehr Kontakte der Menschen und die Ausbreitung der Omikron-Subvariante BA.2.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz ist am Montag erneut leicht angestiegen. Die Zahl der bestätigten Fälle pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag bei 1375,8 nach 1371,0 am Vortag, wie das Landesuntersuchungsamt am Montag mitteilte (Stand 14.10 Uhr). Die Gesundheitsämter registrierten binnen 24 Stunden 10 861 neue Corona-Fälle. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 stieg um 7 auf 5110.
Die Hospitalisierungsinzidenz sank dem Landesamt zufolge leicht von 7,66 am Sonntag auf 7,11. Diese für die Beurteilung der Belastungen im Gesundheitssystem wichtige Kenngröße gibt die Zahl der Krankenhausaufnahmen von Covid-19-Patienten binnen einer Woche je
100 000 Einwohner an.
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz wies der Kreis Vulkaneifel mit 2456,6 auf, den niedrigsten Wert hatte die Stadt Ludwigshafen mit 897,7.
Seit Montag müssen in den rheinland-pfälzischen Grund- und Förderschulen Kinder und Lehrer keine Masken mehr während des Unterrichts tragen. Dieser Schritt war Anfang März von der Landesregierung beschlossen worden.
Corona-Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen schießt nach oben
Erlangen (dpa/lby) - In der Woche nach Ende der Faschingsferien sind die Corona-Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter nach oben geschossen. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit meldete am Montag für alle drei Gruppen im Altersbereich zwischen sechs und 19 Jahren Anstiege um mehr als 1000 binnen einer Woche. Die höchste Inzidenz gibt es derzeit bei den 16- bis 19-Jährigen mit 4097. Das ist ein Plus von 1787 zum vor einer Woche gemeldeten Wert.
Dahinter folgen die Sechs- bis Elfjährigen mit einer um 1000 auf 3217 gestiegenen Inzidenz vor den Zwölf- bis 15-Jährigen mit einem Anstieg um 1216 auf 3031. Dass gerade diese Gruppen besonders starke Zuwächse verzeichneten, dürfte auch daran liegen, dass mit dem Ende der Faschingsferien hier wieder die regelmäßigen Tests in der Schule dafür sorgen, dass Erkrankungen häufiger erkannt werden.
Auch in allen anderen Altersgruppen steigen die Inzidenzen derzeit. Unter 1000 liegen derzeit nur noch die 60- bis 79-Jährigen mit 971 und die Senioren über 80 mit 865. Bei beiden Gruppen gibt es allerdings deutliche Anstiege von 215 beziehungsweise 189. Etwas vom Trend abgekoppelt haben sich lediglich die Kinder bis fünf Jahren. Hier stieg die Inzidenz nur leicht, um 35 auf 1322.
12.03.2022
SPD fordert: Maskenpflicht an Schulen bis mindestens Osterferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Opposition im Düsseldorfer Landtag fordert, die Maskenpflicht an Schulen bis mindestens zu den Osterferien beizubehalten. Die Ferien beginnen in NRW am 11. April. Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) vom Freitag sollen Corona-Einschränkungen an Schulen spätestens bis Mai aufgehoben werden. Das gelte für das Tragen von Masken ebenso wie für anlasslose Tests, hatte die KMK-Präsidentin, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), in Lübeck gesagt.
Die NRW-Landesregierung hat dazu nach Angaben des Schulministeriums vom Freitag aber bisher noch keine abschließende Entscheidung getroffen.
Hingegen hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) in der «Bild»-Zeitung betont: «Die Maskenpflicht an Schulen endet. In Schulen soll getestet werden können.» Von Verbänden war Kritik an der Aussage gekommen.
SPD-Bildungsexperte Jochen Ott sagte der dpa: «In einem Bundesland wie NRW mit über 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern und circa 200 000 Lehrkräften, die es alle zu schützen gilt, brauchen wir in dieser Phase erneut steigender Zahlen unbedingt eine Übergangsregelung für die Maskenpflicht an Schulen.»
Masken seien ein «niedrigschwelliges und gleichzeitig sehr probates Instrument, um einen Basisschutz zu gewährleisten». Dazu gehörten auch konsequente Corona-Tests. Nachdem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) jüngst kritisiert hatte, dass die Ampelkoalition Basisschutzmaßnahmen abschaffen wolle, sagte Ott: «Dann sind wir uns an der Stelle einig.»
Jeder 22. Schüler wegen Corona zu Hause - viele Kitas betroffen
München (dpa/lby) - In Bayern hat zuletzt jeder 22. Schüler wegen Corona den Präsenzunterricht verpasst. Stand Freitag fehlten 3,05 Prozent der Schülerinnen und Schüler wegen eines positiven Tests und weitere 1,49 Prozent wegen Quarantäne, wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilte.
Auch viele Kinderbetreuungseinrichtungen sind von der Pandemie betroffen. Nach Auskunft des Sozialministeriums waren Stand Freitag 3,57 Prozent der rund 10 200 Einrichtungen von Schließungen betroffen. 26 waren komplett geschlossen, 343 teilweise. In weiteren 1032 Kitas wurde nach einzelnen Corona-Fällen zudem intensiver gestestet.
11.03.2022
8432 Schüler positiv auf Corona getestet
Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit positivem Corona-Test leicht gestiegen. Nach Angaben des Bildungsministeriums vom Freitag waren es zuletzt 8432 und somit rund 2,8 Prozent - in der Vorwoche lag der Anteil bei 2,63 Prozent, in der Woche vor den Ferien dagegen bei vier Prozent.
Zwei Lerngruppen mussten in Quarantäne, in der Vorwoche waren es sieben und vor den Ferien 51. Laut Ministerium wurden 962 Lehrkräfte positiv getestet (3,89 Prozent); in der Vorwoche 875 (3,54 Prozent).
1152 Lehrkräfte sind derzeit in Quarantäne, in der Vorwoche waren es 1106. Knapp 13 500 Schüler sind den Angaben nach in Quarantäne (4,52 Prozent). In der Vorwoche waren es rund 14 000 (4,71 Prozent)
Die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz lag bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren wie in der Vorwoche bei 3. Der Wert gibt an, wie viele Covid-Kranke je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen in ein Krankenhaus gekommen sind.
In Brandenburg gibt es rund 298 000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 25 000 Lehrkräfte an 923 Schulen.
10.03.2022
Vorerst keine Corona-Lollitests in Schulen Mecklenburg-Vorpommerns
Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern wird es an Schulen und Kitas vorerst keine flächendeckenden PCR-Reihentestungen auf Corona-Infektionen, sogenannte Lollitests, geben. Ein von der CDU initiierter Antrag dazu fand am Mittwoch im Landtag in Schwerin keine Mehrheit.
Sprecher der Regierungsfraktionen von SPD und Linke räumten in der Debatte zwar ein, dass solche Test genauer seien als die aktuell verwendeten Schnelltests. Doch habe eine Expertenbefragung im Bildungsausschuss ergeben, dass der Aufwand für Lollitests deutlich höher und diese in Zeiten hoher Infektionszahlen wie jetzt nicht praktikabel seien. Die Labore seien nicht in der Lage, die Vielzahl von Tests auszuwerten. «Für eine flächendeckende Einführung haben wir einfach keine Kapazitäten im Land», sagte die SPD-Abgeordnete Mandy Pfeiffer.
Der CDU-Abgeordnete Torsten Renz mahnte die Landesregierung, schon jetzt Vorkehrungen zu treffen, um die Schüler im Herbst besser schützen zu können, falls es dann zu einer weiteren Infektionswelle kommt. Dazu zähle neben der Organisation wirksamer Tests auch das Werben für Impfungen. Bei den Fünf- bis Elfjährigen betrage die Impfquote im Land erst knapp 10 Prozent, sage Renz. Mit fast 5000 Neuinfektionen je 100 000 Menschen liege die Sieben-Tage-Inzidenz in dieser Altersgruppe zudem besonders hoch.
Auch Grüne und FDP sprachen sich dafür aus, mehr für den Gesundheitsschutz für Kinder zu tun. «Es ist dringend nötig, endlich ein durchdachtes Konzept zu entwickeln, das die Nutzung von PCR-Lollitests ab dem kommenden Herbst in den Kitas und Schulen ermöglicht. Die Landesregierung ist der Lage bisher nur hinterhergelaufen», kritisierte Jutta Wegner von der Grünen-Fraktion.
Nach den Worten von AfD-Fraktionschef Nikolaus Kramer haben sich die Schulen nicht als Pandemietreiber erwiesen. «Wir können die Pandemie sofort beenden, wenn wir aufhören, unnötig zu testen. Wir setzen auf natürliche Durchseuchung», sagte Kramer.
09.03.2022
Einschränkungen im Musikunterricht entfallen - Maskenpflicht bleibt
Hamburg (dpa/lno) - Auch nach Ende der Ferien müssen Hamburgs Schülerinnen und Schüler mit Corona-Schutzmaske zur Schule kommen. Zwar würden ab dem 21. März die bisher noch bestehenden Beschränkungen im Musik- und Theaterunterricht entfallen, teilte die Schulbehörde am Mittwoch mit. Masken-, Test- und Lüftungspflicht sowie der Betrieb der Lüftungsgeräte blieben aber vorerst bis zum 3. April bestehen - auch wegen des durch Reiserückkehrer erhöhten Infektionsrisikos.
Schülerinnen und Schüler könnten aber nach Ende der Ferien wieder gemeinsam und ohne Mindestabstand musizieren und Theater spielen. Auch jahrgangsübergreifende Chöre und Schulorchester dürften wieder zusammen musizieren, hieß es. Wo es für das Musizieren erforderlich sei, könne auch die Maske abgenommen werden - das gelte ausdrücklich auch für das Singen.
Voraussetzung für die Lockerungen sei «die sorgfältige Beibehaltung der anderen Sicherheitsmaßnahmen», betonte Schulsenator Ties Rabe. «Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich drei Mal in der Woche testen, alle 20 Minuten werden für fünf Minuten die Unterrichtsräume gelüftet und die mobilen Luftfiltergeräte sind in Betrieb.»
Hohe Corona-Zahlen treffen Schulen und Kitas - 3700 Schüler zu Hause
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern hat die höchste Corona-Inzidenz bundesweit - das ist in den Schulen und Kitas deutlich zu spüren. Derzeit müssen rund 3700 Schüler wegen Corona-Quarantäne zu Hause bleiben (Stand Dienstag), wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Das seien etwa 200 mehr als vor einer Woche. Der Anteil der Schüler in Quarantäne betrage an den öffentlichen Schulen derzeit rund 2,7 Prozent.
Trotz steigender Infektionszahlen war am Montag die Maskenpflicht am Platz in den Klassen weggefallen. Das Bildungsministerium empfiehlt jedoch weiterhin das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Gibt es einen Corona-Fall in einer Klasse, gilt dort auch wieder für eine gewisse Zeit die Maskenpflicht am Platz.
Zur Situation in den Kitas liegen dem Bildungsministerium, das auch für diesen Bereich zuständig ist, keine Zahlen vor, wie eine Sprecherin sagte. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Landkreisen ergab, dass vielerorts Betreuungspersonal an Corona erkrankt oder in Quarantäne ist. Zahlreiche Kitas mussten demnach bereits Betreuungszeiten reduzieren, in Rostock etwa waren seit Anfang Februar 46 Einrichtungen betroffen. Die Kitas öffneten später und schlössen früher, erklärte ein Sprecher.
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim werden Betreuungszeiten derzeit regelmäßig verkürzt, wie eine Kreissprecherin berichtete. «Die Reaktion der Eltern fällt sehr unterschiedlich aus - und hängt auch immer ein wenig von der Kurzfristigkeit und vom Umfang der notwendigen Maßnahmen ab.» Insgesamt habe es bisher aber keine massiven Spannungen gegeben, sondern eher Verständnis, auch für die Gesamtsituation der jeweiligen Einrichtung.
Einige Kitas sehen sich den Angaben zufolge gezwungen, nur noch Kinder von Eltern zu betreuen, die in sogenannten kritischen Berufen arbeiten. Seit Mitte Januar gab es zum Beispiel im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 23 solche Fälle, wie ein Kreissprecher mitteilte. «Dies betraf in der Regel einen begrenzten Maßnahmezeitraum von jeweils circa einer Woche.» In 17 Fällen seien Kitas wegen coronabedingten Personalmangels vorübergehend ganz geschlossen worden.
08.03.2022
Koalition uneins über Abschaffung der Maskenpflicht an Schule
München (dpa/lby) - Die Staatsregierung ist uneins über ein Ende der Maskenpflicht im Unterricht. Die Freien Wähler konnten sich in der Kabinettssitzung am Dienstag gegenüber der CSU nicht mit der Forderung durchsetzen, die Maskenpflicht wenigstens an Grundschulen in der kommenden Woche abzuschaffen. «Da konnten wir uns heute nicht einigen», räumte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ein.
Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) begründete das Festhalten an den geltenden Regelungen vor allem damit, dass man nicht kurz vor der für kommende Woche geplanten Bund-Länder-Runde zu Corona Dinge beschließen wolle, die kurz darauf möglicherweise hinfällig seien. Es gebe nun keinen Grund für «hektische Bewegungen», betonte er. Zudem wolle man nach den Faschingsferien zunächst noch vorsichtiger sein.
Die Freien Wähler hatten am Montag gefordert, die Maskenpflicht an den Grundschulen spätestens zum kommenden Montag (14. März) abzuschaffen und dann «zeitnah» auch an den weiterführenden Schulen. Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl hatte argumentiert, die Maskenpflicht an Schulen sei «mittlerweile aus der Zeit gefallen» – auch weil sie im «krassen Widerspruch» zu den gerade wiedereröffneten Diskotheken stehe, wo es keine Maskenpflicht für Besucher gebe.
Dieses Argument wies Herrmann zurück: Man könne Discos und Schulen, die Kinder und Jugendliche nun einmal besuchen müssen, nicht vergleichen: Es gebe «keinen Disco-Zwang, aber eine Schulpflicht».
Beschlossen wurde dagegen, dass die regelmäßigen Corona-Tests an Schulen und Kitas zunächst bis zu den Osterferien fortgesetzt werden sollen. Damit sollte weiterhin ein sicherer Betrieb von Schulen und Kindergärten gewährleistet werden, hieß es. Vulnerable Gruppen sollten bestmöglich geschützt werden. Die Testsysteme sollen laut Kabinettsbeschluss auch dann weiterhin bereitgestellt werden, wenn der Bund keinen neuen rechtlichen Rahmen schaffe, um auch nach dem 19. März Tests verpflichtend anordnen zu können. Zu diesem Datum sollen bundesweit alle einschneidenden Corona-Beschränkungen auslaufen - offen ist noch, welche Maßnahmen weiter möglich bleiben.
07.03.2022
Wieder mehr Corona-Fälle bei Lehrern
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle unter den Lehrkräften ist in Nordrhein-Westfalen nach einem rückläufigen Trend wieder gestiegen. Nach der jüngsten Umfrage mit gut 4800 teilnehmenden Schulen am Stichtag 2. März wurden 4460 Corona-Fälle unter den Lehrkräften nach 3868 in der Woche zuvor gemeldet, wie es am Montag aus dem Schulministerium hieß. In Quarantäne befanden sich am 2. März zudem weitere 1243 Lehrkräfte - 31 mehr als in der Woche zuvor. Pandemiebedingte Schulschließungen gab es weiterhin keine.
Dagegen ist die Zahl der bestätigten Corona-Fälle bei den Schülern bis zu dem Stichtag weiter zurückgegangen: Es gab nach der Umfrage insgesamt 35 921 bestätigte Infektionen mit dem Virus nach 46 833 in der Woche zuvor. Das entspricht 1,83 Prozent der Schülerschaft (Vorwoche: 2,39 Prozent). Die Infektionen seien sowohl bei den schulischen als auch außerschulischen Tests festgestellt worden. Zudem befanden sich 21 295 Schüler beziehungsweise 1,1 Prozent (Vorwoche: 1,5 Prozent) in einer behördlich angeordneten Quarantäne.
Während der vierten Corona-Welle waren die Infektionen wochenlang gestiegen - jedoch seit Anfang Februar waren die Zahlen dann rückläufig. Die jüngsten Daten reichen bis zum Aschermittwoch
06.03.2022
Keine Corona-Maskenpflicht im Schulunterricht ab Montag in MV
In die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern zieht wieder etwas Normalität ein. Am Montag fällt die Maskenpflicht im Unterricht am Platz. Das Bildungsministerium ersetzt die Pflicht angesichts sehr hoher Corona-Infektionszahlen allerdings durch eine Empfehlung.
Schwerin (dpa/mv) - Die monatelange Pflicht zum Maskentragen im Unterricht hat an diesem Montag in Mecklenburg-Vorpommern vorerst ein Ende. «Für Schülerinnen und Schüler an ihrem Sitzplatz im Unterricht ist die Maskenpflicht aufgehoben», heißt es in einem Schreiben des Bildungsministeriums an die Schulleitungen. Allerdings empfehle das Ministerium «ausdrücklich», eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen. Auf dem Pausenhof können die Masken demnach ebenfalls fallen und der Mindestabstand muss nicht mehr eingehalten werden.
Der Landeselternrat begrüßte diesen Schritt. «Damit wird ein Teil der Normalität an den Schulen wieder hergestellt», sagte der Vorsitzende Kay Czerwinski. Gebe es einen Corona-Fall in einer Klasse, müsse dort allerdings wieder für fünf Tage Maske getragen werden und die Kinder würden täglich getestet. Die Infektionszahlen in Mecklenburg-Vorpommern gehören zu den höchsten bundesweit.
Weitere Erleichterungen an den Schulen ab Montag betreffen den jahrgangsübergreifenden Unterricht sowie Schulfahrten. «Eine Bildung von definierten Gruppen ist ab dem 07.03.2022 nicht mehr notwendig», so das Bildungsministerium. Unterricht, etwa in Sport und Musik sowie im Fach Darstellendes Spiel, könne wieder jahrgangsübergreifend stattfinden. Auch schulsportliche Wettbewerbe seien wieder möglich. Klassenfahrten können wieder gebucht werden.
In einem zweiten Schritt soll vom 21. März an die Zahl der wöchentlichen Corona-Tests in der Schule von drei auf zwei sinken.
Neue Schulwoche startet mit reduzierter Corona-Testpflicht
Über längere Zeit wurden die Corona-Regeln an Schulen eher verschärft als gelockert. Nun geht es in Niedersachsen in die andere Richtung. Die Lockerungen erfolgen in mehreren Stufen.
Hannover (dpa/lni) - Von der neuen Woche an müssen sich viele Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen seltener auf das Coronavirus testen. Die Testpflicht wird nach Angaben des Kultusministeriums von Montag an von fünf auf dreimal wöchentlich reduziert. Dies gilt demnach bis zum 1. April.
Ausgenommen sind von dieser Pflicht nur Schüler, die bereits dreimal gegen das Coronavirus geimpft sind. Die dreimaligen Tests pro Woche sind dann in der Regel montags, mittwochs und freitags vorgesehen. Die Tests sollen immer zu Hause gemacht werden, damit mögliche Infektionen nicht in die Schule getragen werden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben rund 35 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Niedersachsen eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Nach den Osterferien vom 20. April bis zum 29. April müssen sich dann alle Schüler jeden Tag testen. Diese sogenannte Sicherheitsphase soll dazu dienen, die Infektionen aus der Ferienzeit zu erkennen. Nach dem 29. April ist dann keine Pflicht mehr vorgesehen. Wer sich weiter testen möchte, bekommt dafür drei Tests pro Woche.
Die Maskenpflicht im Unterricht entfällt indes vom 21. März an für Grundschüler. Vom 2. Mai an ist dies auch für die anderen Jahrgangsstufen vorgesehen. Auf den Gängen ist die Maske in allen Lockerungsschritten weiterhin Pflicht, auf dem Pausenhof hingegen nicht.
04.03.2022
Nur Bruchteil der Milliarden für Schuldigitalisierung kam bisher an
Mehr als sechs Milliarden Euro will der Bund in die Digitalisierung der Schulen in Deutschland stecken. Bisher kam dort aber nur wenig an.
Berlin (dpa) - Rund drei Jahre nach dem Start des Digitalpakts Schule für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen sind nur rund 1,2 von mittlerweile 6,5 Milliarden Euro abgeflossen. Das teilte das Bundesbildungsministerium am Freitag in Berlin mit. «Angekommen sind davon bisher vor allem die Gelder für Tablets und Laptops für Schülerinnen und Schüler», sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Die FDP-Politikerin räumte ein, dass die von den Ländern gemeldeten Zahlen zum Mittelabfluss hinter den Erwartungen zurückblieben.
Eine weitere Beschleunigung sei dringend nötig, sagte Stark-Watzinger. «Gemeinsam mit den Ländern will ich daher Hürden abbauen.» Kritiker hatten immer wieder komplizierte Antragsverfahren beklagt. Bereits bewilligt, aber noch nicht ausbezahlt wurden nach Ministeriumsangaben 2,4 Milliarden Euro.
Der Digitalpakt Schule besteht aus mehreren Teilen. Er wurde 2019 für den Ausbau der Infrastruktur in den Schulen auf den Weg gebracht. Der Bund gibt dafür 5 Milliarden Euro - davon floss mit 432 Millionen Euro bisher nicht einmal ein Zehntel ab.
Die Länder hatten die Mittel des Bundes auf 7,15 Milliarden Euro aufgestockt. Die Laufzeit des Digitalpakts endet 2024.
In drei Zusatzvereinbarungen vereinbarten Bund und Länder im Zuge der Corona-Pandemie dann noch 500 Millionen Euro vom Bund für Endgeräte für Schülerinnen und Schüler, die fast komplett abgerufen wurden. 500 Millionen Euro sollten für Leihgeräte für Lehrkräfte fließen können - 300 waren es bisher tatsächlich. Weitere 500 Millionen Euro wurden zur Förderung von Administratoren für digitale Technik bereitgestellt. Davon flossen bisher nur 11 Millionen Euro.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Ministerin Karin Prien (CDU), lobte den Digitalpakt, sprach sich aber auch für die Senkung bürokratischer Hürden aus. Sie kündigte an: «Das muss auch unser Anspruch für ein Nachfolgeprogramm zum Digitalpakt Schule sein.» Die «Digitalisierung von Schule» sei auch nach 2024 eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen.
03.03.2022
Mehrere Bildungspolitiker für Fortführung der Corona-Tests an Schulen
Bisher werden die meisten Kinder und Jugendliche in den Schulen zweimal in der Woche auf eine Corona-Infektion getestet. Doch wie lange soll das noch so weitergehen?
Erfurt (dpa/th) - Mehrere Bildungspolitiker von Rot-Rot-Grün haben sich dafür ausgesprochen, an den Thüringer Schulen auch nach dem 20. März zunächst weiter Corona-Tests anzubieten. «Ich bin dafür, Schulen so sicher wie möglich zu machen», sagte der bildungspolitische Sprecher der Linke-Fraktion, Torsten Wolf. Wie genau das Testen dann aussehen könnte, müsse noch entschieden werden. «Wenn wir künftig mit einem Test pro Woche auskommen wollen, müsste sich der Bildungsausschuss dazu verständigen», so Wolf. Im Bildungsausschuss soll das Thema am Freitag besprochen werden.
Bisher testen sich die Kinder und Jugendlichen an den Schulen zweimal pro Woche unter Aufsicht selbst auf eine Corona-Infektion. Geimpfte oder genesene Schüler sind davon befreit. Allerdings gilt der 20. März als ein mögliches Enddatum für die regelmäßigen Tests, weil dann etliche Corona-Maßnahmen und Vorgaben im Bundesinfektionsschutzgesetz auslaufen. Thüringen hat jedoch eine Menge Corona-Tests beschafft, die noch mindestens bis zu den Osterferien mit dem bisherigen Testsystem reichen würden.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte angekündigt, eine Sitzung des Bildungsausschusses abwarten zu wollen, um zu klären, wie es mit der Teststrategie nach dem 20. März weitergeht.
Die Grünen-Fraktionschefin und Bildungspolitikerin Astrid Rothe-Beinlich sprach sich dafür aus, bis Ostern zweimal wöchentlich weiter zu testen. Für die Zeit nach Ostern müsse man entscheiden, ob es vielleicht auch ausreiche, einmal pro Woche zu testen. «Wir würden die Tests gern bis zur Sommerpause als Monitoring fortführen, zumal das Ende der Pandemie noch nicht in Sicht ist», so Rothe-Beinlich.
Auch der SPD-Bildungspolitiker Thomas Hartung hält Corona-Tests weiter für notwendig - zweimal pro Woche und als verpflichtendes Angebot.
Der bildungspolitische Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion Christian Tischner hingegen spricht sich dafür aus, das Testsystem auslaufen zu lassen. Wenn es noch genügend Tests bis Ostern gebe, könne man die noch verwenden. Aber darüber hinaus halte er ein Festhalten am Testen nicht für notwendig. «Das geben die Zahlen und die Schwere und Häufigkeit von Symptomen nicht her», so Tischner.
02.03.2022
Maskenpflicht im Sportunterricht soll in Bayern wegfallen
München (dpa/lby) - Die seit Ende der Herbstferien 2021 geltende Maskenpflicht im Sportunterricht an Bayerns Schulen soll nach dem Ende der Winterferien erneut wegfallen. Eine entsprechende Änderung der Corona-Verordnung zum Freitag habe das Kabinett am Mittwoch beschlossen, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einer anschließenden Pressekonferenz. Abseits des Sportunterrichts soll die Maskenpflicht an Schulen im Freistaat demnach weiter gelten.
Die Staatsregierung hatte die Maskenpflicht an Bayerns Schulen Anfang Oktober 2021 gekippt, wenige Wochen später aber angesichts steigender Infektionszahlen vorläufig wieder eingeführt - und danach verlängert.
01.03.2022
Minister verteidigt Maskenpflicht in Schulen
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister hat das Festhalten an der Maskenpflicht im Schulunterricht verteidigt. «Aus der Schulpflicht leitet sich auch die Pflicht ab, in der Schule für maximalen Schutz zu sorgen. Das gilt auch, wenn die Kurve jetzt zum Glück abflacht», sagte Grant Hendrik Tonne (SPD) in einem Interview der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). Die Schulpflicht unterscheide den Unterricht von freiwilligen Veranstaltungen.
«Mein Ziel ist, für die Kinder und Jugendlichen den Präsenzunterricht auf lange Sicht zu garantieren», betonte Tonne. Er nehme zwar wahr, dass Schüler von der Maskenpflicht genervt seien. «Aber ich höre bei Schulbesuchen auch immer wieder, dass die Kinder und Jugendlichen auf keinen Fall zu Hause bleiben, sondern in die Schule gehen wollen.»
Die Maskenpflicht im Schulunterricht soll in Niedersachsen erst Ende März stufenweise gelockert werden. In einem ersten Schritt können Grund- und Förderschüler vom 21. März an auf die Mund-Nase-Bedeckung verzichten, bis Anfang Mai sollen alle weiteren Schüler folgen. Auf eigenen Wunsch können sie aber auch weiterhin eine Maske tragen.
Corona-Pandemie sorgt für mehr Schulabschlüsse in Berlin
Berlin (dpa/bb) - Die Corona-Pandemie hat deutlich mehr Berliner Schülerinnen und Schülern einen Schulabschluss beschert als in den Jahren zuvor. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU hervor. Im vergangenen Schuljahr 2020/2021 verließen 1485 Schüler und Schülerinnen ohne Abschluss die Gymnasien, Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen der Hauptstadt, das entsprach einem Anteil von 5,7 Prozent. Im ersten Corona-Jahr 2020 waren es 1574 von rund 25 000 Schülern ohne Abschluss (6,3 Prozent).
Vor Corona waren die Zahlen deutlich höher. 2018 gingen 2171 Schüler (8,6 Prozent) ohne Abitur, Mittleren Schulabschluss, Erweiterte Berufsbildungsreife oder Berufsbildungsreife ab. 2019 waren es 2058 Schüler (8 Prozent). In den beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021 hatten die Abschlussprüfungen zu einem großen Teil nicht stattgefunden - das sorgte offenbar für niedrigere Durchfallquoten.
Ansonsten war bei den Zahlen noch auffällig, dass deutlich mehr junge Frauen als junge Männer Abitur machten. Dafür blieben deutlich mehr männliche als weibliche Jugendliche ohne Abschluss.
27.02.2022
Tests und Masken in Schulen - der unterschiedliche Weg im Norden
Die Zeichen stehen auf Lockerungen in der Corona-Pandemie. Davon sollen auch Schüler profitieren, etwa durch weniger Corona-Tests oder dem Abschaffen der Maskenpflicht im Unterricht. Das Vorgehen dazu ist jedoch recht unterschiedlich in den norddeutschen Bundesländern.
Hannover (dpa) - Bei den Corona-Lockerungen in Schulen ergibt sich in den norddeutschen Bundesländern ein uneinheitliches Bild. In einigen sind bereits konkrete Daten bekannt, ab wann Masken- oder Testpflicht entfallen, beziehungsweise reduziert werden. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nach derzeitigen Plänen können zuerst Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern auf eine Maske im Unterricht verzichten. Vom 7. März an gilt dies für alle Jahrgangsstufen.
Niedersachsen lockert die Maskenpflicht im Unterricht ebenfalls, allerdings nicht für alle Schüler auf einmal. Vom 21. März an müssen Grundschüler laut Kultusministerium keine Maske mehr im Unterricht tragen, Anfang Mai folgen dann die restlichen Jahrgänge.
In Schleswig-Holstein soll die Maskenpflicht im Unterricht nach Angaben der Landesregierung spätestens zum 1. April enden.
Die Maskenpflicht in Hamburgs Schulen bleibt mindestens bis zu den zwei Wochen dauernden Märzferien (letzter Schultag am 4. März) bestehen. Ob und wann sie danach aufgehoben wird, will die Schulbehörde im Einklang mit den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) entscheiden.
In Bremen gilt die Maskenpflicht grundsätzlich im Unterricht. Auch wenn es um eine schnellstmögliche Normalität in Schulen zum Wohle der Kinder gehe, sei es nicht möglich, dass dies von einem auf den anderen Tag geschehe, sagte eine Sprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung.
Die Testpflicht wird indes in mehreren norddeutschen Bundesländern reduziert, beziehungsweise sogar abgeschafft. Die Testpflicht für Schüler entfällt zum 21. März in Schleswig-Holstein. In Mecklenburg-Vorpommern wird diese vom 21. März an von drei auf zweimal wöchentlich reduziert.
Niedersachsen geht dort wie bei der Maskenpflicht in mehreren Stufen vor. Vom 7. März an bis Anfang April wird die Testpflicht von fünf auf dreimal wöchentlich reduziert. Nach den Osterferien wird für rund eineinhalb Wochen wieder täglich getestet. Die verbindlichen Testungen sollen danach dann auslaufen.
In den Bremer Schulen testen sich Schüler seit Anfang Februar dreimal in der Woche. Diese Regelung bleibt erst einmal bestehen. In Hamburg werden alle Schülerinnen und Schüler drei Mal pro Woche getestet. Die Tests sind verpflichtend und erfolgen unter Aufsicht in der Schule. Auch hier ist noch nicht bekannt, wie es nach den Hamburger März-Ferien weitergeht.
26.02.2022
Ende aller Corona-Maßnahmen an Schulen erst nach Ostern
Magdeburg (dpa/sa) - An Sachsen-Anhalts Schulen werden die derzeitigen Corona-Schutzmaßnahmen voraussichtlich erst nach Ostern komplett aufgehoben. Allerdings soll es schon vorher Lockerungen geben, teilte das Bildungsministerium am Freitag in Magdeburg mit. So soll bereits ab dem 7. März die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während des Unterrichts entfallen. Außerhalb des Unterrichts müsse im Schulgebäude jedoch weiterhin eine Maske getragen werden.
Sollte jedoch ein in der Schule durchgeführter Selbsttest positiv ausfallen, werde empfohlen, dass die betroffene Klasse oder Lerngruppe sowie das dort eingesetzte Personal an den nächsten fünf Tagen auch im Unterricht auf freiwilliger Basis wieder einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz trägt. Wenn der Infektionsverdacht durch einen PCR-Test oder einen Antigenschnelltest widerlegt werde, könne diese Maßnahme wieder entfallen.
Wie zuvor bereits angekündigt, werden ebenfalls ab dem 7. März zunächst bis zum Beginn der Osterferien die Covid-19-Testungen auf drei Mal in der Woche reduziert.
25.02.2022
Elternabende und Schulfahrten wieder möglich in Niedersachsen
Hannover (dpa/lni) - Durch gelockerte Corona-Regeln sind ab sofort wieder Elternabende in Niedersachsen möglich. Voraussetzung sei die 3G-Regel, teilte das Kultusministerium am Freitag in Hannover mit. Somit müssen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegen das Coronavirus geimpft, von einer Covid-Infektion genesen oder negativ getestet sein. Klassenkonferenzen, Schulvorstandssitzungen oder Tage der offenen Tür sind unter der 3G-Regel demnach ebenfalls wieder möglich.
Vom 1. April an sind Schulfahrten oder Schüleraustausche den Angaben zufolge ebenfalls wieder erlaubt. Bereits ab dem 21. März entfällt die Kohortenregelung für feste Gruppen zur Corona-Kontaktreduzierung. So seien wieder mehr unterrichtliche und außerunterrichtliche Angebote möglich.
«Schulveranstaltungen und Gremiensitzungen in Präsenz sind durch Online-Formate nicht eins-zu-eins zu ersetzen. Es ist gut, dass die stetige Verbesserung der Infektionslage unser schrittweises Vorgehen bei Lockerungen zulässt», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) laut Mitteilung.
Zahl der mit Corona infizierten Schüler geht weiter zurück
Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der mit Corona infizierten Schüler geht in Niedersachsen weiter zurück. Am Freitag konnten 12 870 Schülerinnen und Schüler im Bundesland wegen eines positiven Tests nicht in die Schule gehen, wie das Kultusministerium auf dpa-Anfrage mitteilte. Am Freitag vergangener Woche waren es noch 15 570 Schüler, am Freitag vor zwei Wochen rund 16 800.
An diesem Freitag waren demnach rund 1400 Schulbeschäftigte von einem positiven Corona-Test betroffen, darunter etwa 1000 Lehrkräfte. Vor einer Woche waren es insgesamt noch rund 1500 Schulbeschäftigte, vor zwei Wochen 1570. Etwa 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen laut Ministerium die rund 3000 Schulen in Niedersachsen, etwa 100 000 Menschen arbeiten dort.
24.02.2022
Bayerns Schüler bekommen in Abschlussprüfungen mehr Zeit
München (dpa/lby) - Bayerns Schulabgänger bekommen bei ihren Abschlussprüfungen mehr Zeit zum Schreiben der Klausuren. Sie sollen aber nicht verschoben werden, wie das Kultusministerium am Donnerstag in München mitteilte. Schließlich habe das laufende Schuljahr im Gegensatz zu den beiden vergangenen im Regelfall im Präsenzbetrieb stattgefunden.
Der Zeitzuschlag bei den zentral gestellten schriftlichen Abschlussprüfungen beträgt nun jeweils zehn Minuten pro Zeitstunde, insgesamt also maximal 30 Minuten. «Wir tragen auch im Schuljahr 2021/2022 der Covid-19-bedingten Sondersituation Rechnung», kommentierte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).
Zudem seien schon vor Schuljahresbeginn in den Lehrplänen aller Jahrgangsstufen Schwerpunkte gesetzt worden. In den Abschlussklassen wurden beispielsweise nicht-prüfungsrelevante Inhalte klar gekennzeichnet, was die Prüfungsvorbereitung für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte entlasten soll.
Faire Bedingungen soll es auch für die übrigen der rund 1,64 Millionen Schülerinnen und Schüler geben. Eine Ballung von Leistungsnachweisen und übermäßigem Zeitdruck solle vermieden werden, betonte Piazolo. Nötig seien flexible Lösungen - etwa wenn einzelne Kinder oder Jugendliche oder auch einzelne Klassen wegen Corona längere Zeit nicht in der Schule waren. In solchen Fällen böten die Schulordnungen entsprechende Spielräume zur Entzerrung.
23.02.2022
Kultusminister: Künftig Online-Aufgaben bei Unterrichtsausfall
Hannover (dpa/lni) - Schüler in Niedersachsen sollen auch bei kurzfristigen Unterrichtsausfällen künftig mit Lernmaterialien versorgt werden. Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will auf dem Bildungsserver künftig eine Notfallreserve an Unterrichtsaufgaben vorhalten. Ein Unterrichtsausfall ohne Lernangebot wie in der vergangenen Woche wegen des Unwetters solle sich nicht wiederholen.
Trotz der Erfahrungen aus dem coronabedingten Homeschooling, sei es nicht möglich gewesen, für den vergangenen Donnerstag kurzfristig ein Distanzlernangebot auf die Beine zu stellen. «Wetterereignisse kommen leider sehr kurzfristig», sagte der Minister der «Neuen Presse» am Mittwoch. Die Organisation einer Notbetreuung hätte Vorrang gehabt. Es sei fest geplant, dass Lehrkräfte künftig in vergleichbaren Situationen auf einen Pool von Aufgaben auf dem Bildungsserver verweisen können. «So dass Schülerinnen und Schüler zumindest Aufgaben erledigen können», sagte Tonne.
22.02.2022
Sachsen plant Lockerungen für Betrieb in Schulen und Kita
Dresden (dpa/sn) - Sachsen möchte in der Corona-Pandemie wieder mehr und mehr zu einem Normalbetrieb in Schulen und Kitas kommen. Die Regierung verständigte sich am Dienstag auf einen Fahrplan, der nach einem Anhörungsverfahren am 1. März beschlossen werden soll. «Schülerinnen und Schüler haben ebenso wie Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in den letzten Monaten besondere Last getragen. Es ist an der Zeit, auch den Kindern und Jugendlichen die Unbeschwertheit und Normalität zu ermöglichen, die für viele Erwachsene im Alltag jetzt wieder selbstverständlich wird», begründete Kultusminister Christian Piwarz (CDU) den Fahrplan.
Danach sollen in der ersten Woche nach den Winterferien die bisherigen erhöhten Schutz- und Hygieneregelungen unverändert fortgelten. Erfahrungsgemäß würden nach den Ferien vergleichsweise viele unentdeckte Infektionsfälle identifiziert, hieß es. Ab 7. März will Sachsen dann die Schutzmaßnahmen «achtsam zurückfahren». So ist vorgesehen, den eingeschränkten Regelbetrieb in Grundschulen und Kindertageseinrichtungen wieder aufzuheben. Gruppen und Klassen müssen dann nicht mehr streng voneinander getrennt werden. Auch die Maskenpflicht im Unterricht für Schüler ab Klasse 5 soll wegfallen. In Grundschulen galt sie im Unterricht ohnehin nicht.
Nach Angaben des Kultusministeriums soll die Testpflicht für den Schulbesuch von drei Mal auf zwei Mal pro Woche reduziert werden. Zudem gilt wieder die Pflicht zum Schulbesuch. Eine Befreiung davon ist nur noch aus medizinischen und aus anderen Gründen gemäß der Schulbesuchsordnung möglich, hieß es weiter. Ebenso sollen mehrtägige Schulfahrten wieder möglich sein.
Ferner ist geplant, Schulen bei erhöhtem Infektionsgeschehen nicht mehr zeitlich befristet zu schließen oder einzelne Klassen in häusliche Lernzeit zu schicken. «Wenn einzelne Infektionsfälle auftreten, müssen lediglich die betroffenen Schüler in häusliche Lernzeit gehen und die übrigen Schülerinnen und Schüler können in der Schule verbleiben», teilte das Ministerium mit. Allerdings müssten sich die verbleibenden Schüler der betroffenen Klasse für fünf Tage täglich testen. In der letzten Woche vor den Ferien waren wegen Corona 18 Schulen befristet geschlossen. Bei 316 Schulen wurden zeitweilig eine oder mehrere Klassen in häusliche Lernzeit geschickt.
Lehrer und Eltern fordern mehr Anstrengungen für Schulen in Pandemie
Schwerin (dpa/mv) - Lehrer-, Schüler- und Elternvertreter haben abermals deutlich höhere Investitionen in die schulische Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern gefordert. Auch mehr als zwei Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie sei man «nicht so sehr vorangekommen», beklagte der Vorsitzende des Landeselternrats, Kay Czerwinski, am Dienstag zusammen mit dem Landesschülerrat und der Gewerkschaft GEW. «Wir baden das aus, was vor einer Dekade oder eineinhalb Dekaden versäumt wurde», sagte Czerwinski. «Uns ist bewusst, dass das nicht morgen geändert werden kann, aber es ist jetzt an der Zeit, die Weichen zu stellen.»
21.02.2022
Corona-Regeln an Hamburgs Schulen etwas gelockert
Mit dem Wegfall der Kontaktbeschränkung für Geimpfte und Genesene und ohne Sperrstunde sowie Alkoholverkaufsverbot macht Hamburg sich locker. Auch für Schüler wird das Leben etwas leichter.
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburgs Schulen gelten von Montag an etwas lockerere Corona-Regeln. Angesichts sinkender Inzidenzen können die Schülerinnen und Schüler nun wieder ohne Maske am Sportunterricht teilnehmen. Auch dürfen die Kinder und Jugendlichen nach Angaben der Schulbehörde wieder bei jahrgangsübergreifenden Kursen mitmachen, sich unabhängig von der Jahrgangsstufe miteinander treffen und können wieder gemeinsam in der Mensa essen. Alle anderen Corona-Regeln, etwa die Maskenpflicht in Schulgebäuden oder die Corona-Tests dreimal in der Woche, bleiben mindestens bis zum Ferienbeginn am 5. März bestehen. Wie es nach den Märzferien weitergehe, hängt laut Schulbehörde von den Beschlüssen der Bundesregierung ab.
Zuvor war am Samstag in der Hansestadt die erste Stufe der von Bund und Ländern geplanten dreistufigen Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in Kraft getreten. Geimpfte und Genesene können sich wieder in unbegrenzter Zahl privat treffen. Außerdem wurden das Alkoholverkaufsverbot für den Handel und die Sperrstunde in der Gastronomie aufgehoben. Bis dato mussten Lokale um 23.00 Uhr schließen, Alkohol durfte schon nach 22.00 nicht mehr verkauft werden.
Der Außer-Haus-Verkauf offener Getränke bleibt aber auch nach der am Freitag geänderten Eindämmungsverordnung verboten, wie die Sozialbehörde mitteilte. Für Ungeimpfte gilt weiterhin eine Beschränkung auf Kontakte mit Mitgliedern des eigenen Haushalts sowie maximal zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts.
Wie schon im Einzelhandel wurde nun auch in Museen, Gedenkstätten, Archiven, Ausstellungshäusern, Bibliotheken, zoologischen und botanischen Gärten sowie Tierparks das 2G-Zugangsmodell (geimpft oder genesen) durch eine FFP2-Maskenpflicht für alle Besucher über 14 Jahre ersetzt. Kinder unter sechs Jahren sind davon befreit, bei über Sechsjährigen reicht eine medizinische Maske. Alle Corona-Beschränkungen auf öffentlichen Spielplätzen wurden ebenfalls gestrichen.
Mit der neuen Verordnung hat der Senat den ersten von drei Öffnungsschritten umgesetzt, die Bund und Länder am vergangenen Mittwoch beschlossen hatten. Am 4. März soll der zweite Schritt unter anderem mit der Öffnung von Musikclubs und Diskotheken nach der 2G-plus-Regel folgen - also für Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem Test oder Auffrischungsimpfung.
Ferienende: Schulen starten mit verschärften Schutzmaßnahmen
Nach dem Ende der Winterferien beginnt die Schule in Mecklenburg-Vorpommern für Schülerinnen und Schüler nochmal mit den bekannten Einschränkungen der Corona-Pandemie. Bald sollen auch dort jedoch die ersten Lockerungen greifen.
Schwerin (dpa/mv) - Zum Start in das zweite Schulhalbjahr in Mecklenburg-Vorpommern gelten ab Montag erneut zwei Wochen lang verschärfte Corona-Schutzmaßnahmen. Doch erste Lockerungen sind bereits beschlossen: «Auch wenn die Omikron-Welle noch nicht zu Ende ist, ein Licht am Horizont ist zu erkennen. Schrittweise, angepasst an die Infektionszahlen und Inzidenzen, werden wir die Corona-Maßnahmen in den kommenden Wochen auch in den Schulen anpassen», hieß es von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) bereits am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Schwerin.
Für Montag erinnerte das Bildungsministerium die Eltern jedoch nochmals daran, dass eine Erklärung über das Reiseverhalten mitgebracht werden müsse. Die Eltern müssen darin bestätigen, dass sich ihr Kind an den vergangenen zehn Tagen nicht in einem Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet aufgehalten hat. Kinder und Jugendliche, die diese Erklärung nicht vorweisen, dürfen nicht am Unterricht teilnehmen. Zudem erfolge eine flächendeckende Corona-Testung der Schülerinnen und Schüler.
Am 7. März soll der erste Lockerungsschritt vollzogen werden: das Ende der Maskenpflicht im Unterricht. Dies gilt jedoch den Angaben des Ministeriums zufolge nicht für die Pausen und in den Gängen, hier muss weiter Maske getragen werden. Auch die Hygienevorschrift für Schüler, sich in der Schule in definierten Gruppen zu bewegen, soll dann aufgehoben werden. Corona-Tests gebe es zunächst drei Mal pro Woche, vom 21. März an dann nur noch zwei Mal.
Sollten Corona-Fälle an Schulen auftreten, greift laut Oldenburg das bewährte Kontaktpersonenmanagement. Positiv getestete Schülerinnen und Schüler müssten demnach in Quarantäne, deren Mitschüler würden separat unterrichtet und vermehrt getestet. Die Linke-Politikerin wies in diesem Zusammenhang auf das geltende Drei-Phasen-Modell für die Schulen im Land hin. Je nach lokaler Infektionslage wird hiermit gesteuert, in welcher Form der Unterricht stattfindet.
20.02.2022
Zwei Jahre Corona im Südwesten - Was das Land gelernt hat
Ein 25-Jähriger bekommt Ende Februar 2020 nach seiner Rückkehr aus Italien Husten. Zwei Jahre später haben sich mehr als 1,8 Millionen weitere Menschen im Südwesten nachweislich mit Corona infiziert. Welche Lehren hat das Land aus dieser Zeit gezogen?
Stuttgart (dpa/lsw) - «Es gibt keinen Grund zur Unruhe», sagte Gesundheitsminister Manne Lucha. Die Aufregung war groß: Am Tag zuvor, dem 25. Februar 2020, war das damals neuartige Coronavirus erstmals im Südwesten nachgewiesen worden - bei einem 25-Jährigen aus dem Landkreis Göppingen, der nach seiner Rückkehr aus Italien Husten bekommen hatte. Auch zwei Tage nach der Meldung schlug Lucha ruhige Töne an: «Es gibt nach wie vor keinen kursierenden Virus bei uns.»
Zwei Jahre und vier Wellen später haben sich mehr als 1,8 Millionen Menschen im Südwesten nachweislich mit diversen Varianten des nicht mehr ganz so neuartigen Coronavirus infiziert. Mehr als 14 000 Menschen sind nach Angaben des Landesgesundheitsamts an oder mit dem Virus gestorben. Mehr als acht Millionen im Land haben sich mindestens einmal gegen Corona impfen lassen. Nach Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Zugangskontrollen versprechen umfassende Öffnungen nun wieder etwas mehr Normalität. Doch was hat das Land in der Zwischenzeit aus den Pandemie-Erfahrungen gelernt?
Gesundheitsämter: Die Behörden hätten erst mal lernen müssen, wie eine Pandemie überhaupt verläuft, sagt Brigitte Joggerst, Landesvorsitzende des Ärzteverbandes des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Baden-Württemberg. Die Politik habe aber auch gelernt, dass die Reduzierung des Personals in den Ämtern in den vergangenen 20 Jahren von Nachteil gewesen sei. Wegen Corona wird nun wieder aufgestockt: 264 neue Stellen schuf das Land im öffentlichen Gesundheitsdienst, 251 wurden dem Gesundheitsministerium zufolge schon besetzt. Weitere 467 Stellen seien im laufenden Jahr geplant.
Für die Arbeit in einer Pandemie würden die bisher geschaffenen Stellen zwar nicht ausreichen, sagt Joggerst. «Wir wissen jetzt aber, wie und wo Personal gewonnen werden kann und wie es rasch geschult werden kann.» Digital seien die Gesundheitsämter im Land ebenfalls deutlich besser aufgestellt als noch vor zwei Jahren - auch wenn Meldungen aus Kliniken und Heimen teils immer noch per Fax kämen.
Schulen: Unterricht in Kohorten, mit Laptop am Küchentisch oder mit Maske in Klassenzimmern - für Schüler und Lehrer geriet im Südwesten wegen Corona einiges durcheinander. Gerade beim Thema Digitalisierung hätten die Schulen zwar «große Fortschritte» gemacht, sagt die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Monika Stein. Aber: «Für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind sie noch nicht ausgestattet.» Das Land müsse zum Beispiel die langfristige Wartung von Tablets und Laptops sicherstellen, zudem brauche es Fortbildungen für Lehrer in Sachen Digitalisierung.
Unternehmen: «Hier hatte kaum jemand eine Ahnung, was eine Pandemie ist», sagt Uschi Götz, Sprecherin des Verbands Unternehmer Baden-Württemberg. «Jetzt haben alle eine Großübung über eine lange Zeit hinweg gehabt.» Flexiblere Schichtmodelle in der Industrie, mehr Homeoffice statt Büro - all das werde wohl auch nach Corona in vielen Unternehmen beibehalten: «Mit Sicherheit bleibt das als Entwurf in der Schublade bei einer möglichen weiteren Pandemie.»
Auch kleinere Betriebe hätten in der Pandemie dazugelernt, sagt die Sprecherin des Bunds der Selbstständigen in Baden-Württemberg, Sybille Erhardt. Viele hätten eigene Online-Shops eingerichtet oder über soziale Netzwerke Kontakt zu ihren Kunden gehalten, als der Einzelhandel geschlossen wurde. All das sei aber auch von der Internetversorgung vor Ort abhängig gewesen, betont Erhardt. Gerade in ländlichen Regionen sei die teils immer noch ein Problem.
Verwaltung: Online-Terminvergabe, Anträge im Internet, Einsatz von Chatbots - viele Rathäuser im Südwesten haben in Sachen Digitalisierung dazugelernt, sagt Antje Dietrich, Studiendekanin für digitales Verwaltungsmanagement an der Hochschule Kehl. Standardanträge wie Anwohner-Parkausweise oder die Anmeldung eines Hundes seien dabei leichter online machbar als zum Beispiel die Beantragung eines neuen Ausweises. «Gerade bei kleinen Kommunen sind die Fortschritte auch sehr personenabhängig - zum Beispiel davon, ob der Bürgermeister dahintersteht», sagt Dietrich.
Allerdings müssten auch die Bürger erst lernen, die Möglichkeiten digitaler Behördengänge in vollem Umfang zu nutzen, betont Dietrich. Oft sei gar nicht bekannt, dass viele Anliegen auch im Internet erledigt werden könnten. «Die Zugänge sind zudem oft noch zu kompliziert und uneinheitlich», sagt Dietrich. «Das muss smart werden.» Wichtig seien zum Beispiel Online-Bezahlmöglichkeiten und leichtere Authentifizierungen. «Das fordert der Bürger auch.»
Gesundheitsministerium: Hundesalons, Bordelle, Hotels - bei der Schließung vieler Betriebe wurde die Landesregierung von Gerichten zurückgepfiffen. Auch Einschränkungen wie nächtliche Ausgangssperren hielten den Bewertungen der Richter teils nicht stand. Ein Lernprozess? Das Gesundheitsministerium betont vielmehr, die Gerichte hätten die Verordnungen «bis auf ganz wenige Fälle bestätigt».
Dazugelernt habe man aber in Sachen Kommunikation. Es könne durchaus der Eindruck entstanden sein, dass Änderungen der Corona-Regeln auch mal «etwas kurzfristig verkündet» wurden, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Man habe zwar versucht, «zeitnah und rechtzeitig» zu kommunizieren. «Wir haben uns aber vorgenommen, unsere Entscheidungen noch transparenter zu machen.» Die öffentliche Experten-Anhörung zur Belastung des Gesundheitssystems im Februar sei ein Beispiel dafür.
Landespolitik: Die grün-schwarze Landesregierung will mit einer eigenen Enquetekommission Lehren aus der Corona-Pandemie für künftige Krisen ziehen. Unter dem Titel «Krisenfeste Gesellschaft» sollen bis zum Frühjahr 2024 neue Vorschläge erarbeitet werden, wie man sich gegen Krisen wie etwa Cyberattacken oder die Klimakrise wappnen könne. Experten, Abgeordnete und Bürger sollen Teil der Gruppe sein.
Welchen Fokus die Kommission haben sollte, darüber waren sich die Parteien im Landtag zuletzt aber uneinig. SPD und FDP warfen Grün-Schwarz vor, sich einer Aufarbeitung der Corona-Politik zu verweigern. Die Fraktionschefs von Grünen und CDU, Andreas Schwarz und Manuel Hagel, betonten dagegen, der Fokus liege auf der Zukunft.
Allerdings würde auch er rückblickend manche Dinge anders machen, sagte Hagel. «Flächendeckende Schulschließungen etwa, mit ihren enormen Auswirkungen auch auf die Psyche junger Menschen, kann ich mir heute so nicht mehr vorstellen.»
Die Opposition sieht darüber hinaus genügend weitere Fehler zum Aufarbeiten. Gesundheitsminister Lucha sei «restlos überfordert» gewesen, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Stoch. Corona habe gezeigt, dass Strukturen zur Digitalisierung «bei uns in wichtigen Bereichen teilweise auf dem Stand eines Entwicklungslandes sind», findet FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Besonders pauschal fällt die Kritik von AfD-Fraktionschef Bernd Gögel aus: «Nichts lief gut.»
19.02.2022
Viel Lob für Expertenrat-Stellungnahme zu Kindeswohl in Pandemie
In einer Extra-Stellungnahme hat der Corona-Expertenrat der Politik aufgetragen, in der Pandemie besonders auf das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu achten. Das stößt auf Zustimmung. Die Schlussfolgerungen sind unterschiedlich.
Berlin (dpa) – Die Empfehlung des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, in der Pandemie das Kindeswohl besonders zu berücksichtigen, ist auf breite Zustimmung gestoßen. Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Gremium habe ein extrem wichtiges Thema aufgegriffen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einer «vorzüglichen Ausarbeitung». Die Expertinnen und Experten hätten darauf hingewiesen, «dass auch der Schutz der Kinder vor Infektion sehr wichtig ist», sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin und sprach sich vor diesem Hintergrund bei hohen Infektionszahlen wie derzeit weiterhin für Masken bei Kindern aus.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) begrüßte die Stellungnahme. Sie lenke das Augenmerk «neben der primären auf die sekundäre Krankheitslast der Pandemie für die Kinder». Die Ausnahmesituation werde von vielen Kindern als belastend und angstbesetzt beschrieben, mit teils relevanten Folgeproblemen im seelischen und sozialen Bereich. «Zwar gelten Kinder nicht als vulnerable Gruppe, wenn es um die Schwere von Covid-19-Erkrankungen geht, in der Folge der gewählten Pandemiemaßnahmen aber sind gerade sie sehr verletzlich. Hier gilt es nun, schützend aktiv zu werden», teilte die DKGJ mit.
Der Expertenrat hatte in der am Donnerstagabend veröffentlichten Stellungnahme beides gefordert: Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden. Als «besonders schwerwiegend» wird die sogenannte sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen bezeichnet, ausgelöst etwa durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe oder an Planungssicherheit.
Seit dem Beschluss von Bund und Ländern für ein schrittweises Aufheben vieler Corona-Maßnahmen bis zum Frühlingsbeginn am 20. März wird verstärkt auch darüber diskutiert, wie lange und in welchem Umfang etwa Masken und Tests für Kinder und Jugendliche in Schulen oder Kitas noch notwendig sind.
Der Koordinator der unionsregierten Bundesländer in der Kultusministerkonferenz, Hessens Bildungsminister Alexander Lorz (CDU), sagte der dpa in Wiesbaden, wenn in allen Bereichen der Gesellschaft gelockert werden solle, müsse man im Sinne der Kinder und Jugendlichen auch an den Schulen für eine Rückkehr zur Normalität Erleichterungen schaffen. «Das bedeutet, dass wir über Änderungen bei der Maskenpflicht am Platz und den Tests sprechen müssen.» Das sei man Schülerinnen und Schülern nach vielen Wochen und Monaten der extremen Belastung schuldig.
Lauterbach sprach sich gegen ein schnelles Ende von Maßnahmen in Schulen aus. Wie bei Erwachsenen gelte es, auch die Kinder in einen «geschützten Raum hinein» mitzunehmen und «nicht eine Durchseuchung in den letzten Monaten bis zum besseren Wetter» zuzulassen. Die Bundesregierung fordere weiter zu einem guten Schutz der Kinder auf. Dazu zählten bei den gerade noch hohen Inzidenzen natürlich auch Masken. Er ärgere sich immer, wenn die Rede davon sei, dass Infektionen für Kinder unbedenklich seien oder gar unbedenklicher als Impfungen. «Das ist beides schlicht falsch», sagte Lauterbach.
Nach Ansicht von Ministerin Spiegel sollten Kinder und Jugendliche auch weiterhin regelmäßig auf Corona getestet werden. Sie stimme der Empfehlung des Expertenrats uneingeschränkt zu, dass Schulen, Kitas und außerschulische Bildungs-, Freizeit- und Sporteinrichtungen für Kinder und Jugendliche offenbleiben müssten. «Um sie allerdings bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen, muss weiter regelmäßig und verbindlich getestet werden.»
18.02.2022
Familienministerin für Beibehaltung von Tests bei Kindern
Berlin (dpa) - Kinder und Jugendliche sollten nach Ansicht von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel weiterhin regelmäßig auf Corona getestet werden. Sie stimme der Empfehlung des Expertenrats der Bundesregierung uneingeschränkt zu, dass Schulen, Kitas und außerschulische Bildungs-, Freizeit- und Sporteinrichtungen für Kinder und Jugendliche offenbleiben müssten, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. «Um sie allerdings bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen, muss weiter regelmäßig und verbindlich getestet werden.»
Der Corona-Expertenrat hatte in einer am Donnerstagabend veröffentlichten neuen Stellungnahme gefordert, dem Wohl von Kindern in der Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen. Kinder und Jugendliche seien besonders stark belastet. Als besonders schwerwiegend wird die sogenannte sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen bezeichnet, ausgelöst etwa durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe oder an Planungssicherheit. Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden.
Das Gremium habe ein extrem wichtiges Thema aufgegriffen und weise zu Recht darauf hin, dass die gesamte Gesellschaft den verantwortungsvollen Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Pandemie in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen müsse, sagte Spiegel. «Wir schulden es den Kindern und Jugendlichen, die Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen für alle jungen Menschen nachhaltig zu verbessern.» Die Stellungnahme gebe wichtige Impulse, die man aufgreifen werde.
17.02.2022
Streit über weiter nötige Corona-Absicherungen im Frühling
In den nächsten vier Wochen sollen die Corona-Alltagsauflagen nach und nach wegfallen. Und was gilt dann? Die Länder wollen eine Palette möglicher Krisenmaßnahmen behalten - doch dagegen gibt es Einspruch.
Berlin (dpa) - Nach den Bund-Länder-Beschlüssen zu einem weitgehenden Ende der Corona-Beschränkungen bis zum Frühlingsbeginn entbrennt Streit über länger nötige Absicherungen. Die mitregierende FDP stellt sich gegen Forderungen der Länder und aus der Ampel-Koalition zu breiter angelegten Eingriffsmöglichkeiten für die Zeit ab dem 20. März. Die Grünen dringen dagegen auf einen weiter gefassten Maßnahmenkatalog für eine mögliche Verschlechterung der Corona-Lage, der über reine Maskenpflichten hinausgehen sollte. Die bundesweite Rechtsbasis für solche Maßnahmen läuft am 19. März aus.
FDP-Vize Johannes Vogel sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: «Die tiefgreifenden Einschränkungen müssen mit dem beginnenden Frühling enden wie in unseren europäischen Nachbarländern auch.» Dabei sei die FDP-Fraktion natürlich bereit, in der Koalition über Wünsche der Länder zu Änderungen des Infektionsschutzgesetzes zu sprechen. «Aber wir machen uns deren Wunschkatalog ausdrücklich nicht zu eigen», betonte Vogel, der auch FDP-Fraktionsgeschäftsführer ist.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die geforderten Instrumente seien «eine Verstetigung des bisherigen angstgetrieben Maßnahmenregimes». Er könne Basismaßnahmen zum Schutz vulnerabler Gruppen in entsprechenden Einrichtungen akzeptieren. Für weitergehende finde er keine Rechtfertigung mehr. FDP-Fraktionschef Christian Dürr nannte eine Verlängerung der Maskenpflicht denkbar.
Bund und Länder hatten am Mittwoch vereinbart, über den 19. März hinaus «Basisschutzmaßnahmen» zu ermöglichen. Die Länder zählen dazu unter anderem Maskenpflichten in Innenräumen, Bussen und Bahnen, Testvorgaben sowie Pflichten zum Nachweis von Impf-, Genesenen- und Teststatus. Solche Möglichkeiten seien auch für Schulen und Kitas nötig. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zugesichert, er werde sich dafür verwenden, dass Regelungen zu Masken, Abstand und anderen Schutzmaßnahmen im Gesetzgebungsprozess aufgegriffen werden.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte der dpa: «Die aktuelle Lage erlaubt Lockerungen, aber keinen Leichtsinn. Eine Trendumkehr ist jederzeit möglich.» Die Länder bräuchten daher für den Frühling einen flexiblen Maßnahmenkatalog - und für regionale Corona-Ausbrüche ein breites Instrumentarium. «Die Maskenpflicht allein reicht dafür nicht aus.» Auch Zugangsbeschränkungen müssten dann schnell reaktiviert werden können. Insgesamt sei es richtig, mit einem Stufenplan für Planbarkeit und Perspektive zu sorgen. Parameter wie die Hospitalisierungsrate oder die Anzahl der betreibbaren Betten blieben für die Umsetzung der Öffnungsschritte entscheidend.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ging laut Robert Koch-Institut (RKI) erneut auf nun 1385,1 zurück - nach 1401,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen am Vortag. Die Gesundheitsämter meldeten 235 626 neue Fälle an einem Tag. Experten gehen derzeit aber von einer hohen Zahl von Fällen aus, die nicht amtlich erfasst sind.
Städtetag-Präsident Markus Lewe (CDU) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, es müsse jetzt schnell geklärt werden, dass «der gesamte Instrumentenkasten» auch nach dem 19. März zu Verfügung stehe. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte, verletzliche Bevölkerungsgruppen müssten weiter geschützt werden. «Für staatliche Maßnahmen braucht es deshalb weiterhin eine wirksame gesetzliche Ermächtigung anstelle eines liberalen Aktionismus», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagt der dpa: «Lockerungen in den Schulen müssen kommen. Aber wir sollten behutsam sein, um den Präsenzunterricht nicht durch steigende Infektionszahlen zu gefährden.» Bei deutlich sinkenden Corona-Zahlen sollte «regional differenziert und unter Berücksichtigung der Impfquote von Kindern und Jugendlichen» gelockert werden. «Dabei geht es zum Beispiel um ein reduziertes Testen und das Abnehmen der Maske am Platz. Wir müssen den Kindern den Weg zurück in die Normalität ebnen.»
16.02.2022
Masken- und Testpflicht an Schulen wird stufenweise aufgehoben
Kinder und Jugendliche müssen in der Pandemie große Belastungen auf sich nehmen. Seit Monaten gehören Masken und regelmäßige Tests zum Schulalltag. Nun ist ein Ende in Sicht.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Schülerinnen und Schüler können sich in den kommenden Wochen und Monaten auf gelockerte Corona-Regeln einstellen. Stufenweise sollen sowohl die tägliche Testpflicht als auch die Maskenpflicht im Unterricht entfallen. «Wir erleichtern den Schulalltag, schmeißen die Sicherheit aber nicht achtlos über Bord», teilte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag mit.
Vom 7. März an soll die Testpflicht für Schüler mit Ausnahme der ersten eineinhalb Wochen nach den Osterferien auf drei statt fünf Tests pro Woche reduziert werden. Bis Anfang Mai soll die Testpflicht komplett entfallen.
In den Kindertagesstätten soll die Testpflicht vorerst bis zum
20. März weiterlaufen. Ob sie dann verlängert wird oder entfällt, wurde noch nicht entschieden. Die Kita-Testpflicht war erst vor wenigen Tagen in Kraft getreten. Sie sieht vor, dass Kinder ab drei Jahren dreimal wöchentlich negativ getestet sein müssen, um in die Kita gehen zu können.
Mit Blick auf die Maskenpflicht können in einem ersten Schritt Grund- und Förderschüler vom 21. März an auf die Mund-Nase-Bedeckung verzichten, bis Anfang Mai sollen alle weiteren Schüler folgen. Auf eigenen Wunsch können die Schüler aber auch darüber hinaus weiterhin eine Maske tragen.
In allen Lockerungsstufen soll zudem gelten, dass im Falle eines Corona-Falls in einer Klasse oder Lerngruppe diese dann für fünf Tage die Maske auch wieder am Platz tragen muss. Zudem ist die Maske in allen Lockerungsstufen weiterhin auf den Gängen zu tragen, auf den Außengeländen und im Sport jedoch nicht. Mehrtägige Schulfahrten mit Übernachtung sollen den Angaben zufolge nach den Osterferien wieder möglich sein.
15.02.2022
Kultusministerium: Immer weniger PCR-Pool-Tests positiv
München (dpa/lby) - An den bayerischen Grundschulen gibt es vorsichtige Hinweise, dass dort der Omikron-Gipfel überwunden sein könnte: Die Positivrate bei den PCR-Pool-Tests ging nach Angaben des Kultusministeriums in den vergangenen beiden Wochen kontinuierlich zurück. Am Montag dieser Woche (14. Februar) waren 7,5 Prozent aller Pool-Tests auf das Coronavirus positiv, das heißt mindestens eine Schülerin oder ein Schüler der betreffenden Klassen war infiziert. Am Montag der Vorwoche (7. Februar) waren noch 8,5 Prozent aller PCR-Pool-Tests positiv gewesen, am Montag davor (31. Januar) 9,0 Prozent.
Bei einem Pooltest werden die Proben mehrerer Personen gemeinsam als Sammelprobe untersucht - das spart Zeit und Material. Fällt diese Poolprobe positiv aus, werden alle Personen nochmals einzeln untersucht.
Nach Corona-Rückgang: Wieder mehr Sitzenbleiber in Schulen
In der ersten Corona-Welle mussten aus Rücksichtnahme weniger Schüler eine Klasse wiederholen. Nun bleiben wieder mehr Kinder und Jugendliche in Niedersachsen sitzen. Das geschieht teilweise auch freiwillig.
Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der niedersächsischen Schülerinnen und Schüler, die eine Klasse wiederholen, ist in diesem Schuljahr wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der Corona-Pandemie gestiegen. Derzeit wiederholen rund 13 400 Kinder und Jugendliche eine Klasse, wie das Kultusministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte. Das sind rund 2,2 Prozent aller Schüler, die eine allgemeinbildende Schule besuchen.
Während im Schuljahr 2019/2020 noch rund 14 400 Schüler eine Klasse wiederholten, waren es nach dem ersten Corona-Sommer 2020/2021 etwa 5000 weniger. Die damals vergleichsweise niedrige Zahl könne unter anderem damit begründet werden, dass aufgrund von pandemiebedingten Herausforderungen wie der Digital-Lehre und dem Wechselunterricht weniger streng benotet wurde und dadurch weniger Schüler sitzen blieben, hieß es aus dem Kultusministerium.
Dass die Zahlen jetzt wieder stiegen, könne zudem daran liegen, dass die Schüler zu diesem Schuljahr zum ersten Mal die Möglichkeit hatten, eine Klasse freiwillig zu wiederholen, ohne dass das Jahr auf die Gesamtschulzeit angerechnet wird, erklärte ein Sprecher.
13.02.2022
Mehr Kinder fehlen unerlaubt in der Schule
Maskenpflicht, Lüften und Abstandsgebot machen den Schulbesuch in der Pandemie nicht unbedingt attraktiver. Die Zahl der Fälle von fernbleibenden Schülerinnen und Schülern steigt.
Stuttgart (dpa/lsw) - Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Kinder gestiegen, die unerlaubt nicht in die Schule gehen. Derzeit seien rund 80 Zwangsgeldverfahren in Baden-Württemberg anhängig, weil Erziehungsberechtigte ihre Kinder nicht zur Schule schickten, teilte ein Sprecher des Kultusministeriums in Stuttgart mit. Die Zahl der Schulpflicht-Verletzungen sei in der Pandemie gestiegen. Es sei davon auszugehen, dass ein Zusammenhang zwischen den Schutzmaßnahmen an den Schulen und den abwesenden Schülerinnen und Schülern bestehe. Es gebe aber keine Erhebung zu den Hintergründen der Fälle. Bei den Zwangsgeldverfahren handelt es sich demnach nicht nur um Fälle im Zusammenhang mit Corona.
Abwesende Schülerinnen und Schüler gibt es laut einer Abfrage des Ministeriums in allen vier Regierungspräsidien im Südwesten. Die Behörden hätten zudem auch «einige wenige Fälle» gemeldet, in denen die Schülerinnen und Schüler privat unterrichtet würden. «Diese Gruppen verstoßen aber gegen die Schulpflicht und deswegen werden entsprechende Maßnahmen gegen die Eltern eingeleitet», so der Sprecher.
Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte etwa Anfang Februar den Fall einer möglicherweise illegalen Schule bei Essingen im Ostalbkreis bestätigt. Die Schulaufsicht sei damit befasst und hole hierzu weitere Informationen ein, hatte eine Sprecherin der Behörde mitgeteilt. Zu Details wollte sich die Behörde zunächst nicht äußern.
Wie viele solcher Fälle es landesweit gibt, ist nicht bekannt. Dem Kultusministerium lägen dazu keine belastbaren Zahlen vor, teilte der Sprecher mit. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sprach sich deutlich gegen solche privaten Initiativen aus: «Wer private Lerngruppen besucht, statt in die Schule zu gehen, verstößt gegen die Schulpflicht – und das wird sanktioniert.»
Kinder und Jugendliche benötigten den Präsenzbetrieb nicht nur für eine gute Bildung, sondern auch für ihr sozial-emotionales Wohlbefinden. Das zeigten Rückmeldungen aus den Schulen und von Kinderärztinnen oder Schulpsychologen. «Daher appelliere ich eindringlich, im Sinne der Schülerinnen und Schüler die Schulpflicht einzuhalten», sagte die Ministerin.
12.02.2022
KMK-Präsidentin Prien: Test und Masken in Schulen allmählich beenden
Berlin/Kiel (dpa) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, fordert Lockerungen der Corona-Maßnahmen an Schulen. «Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst an den Schulen», sagte die CDU-Politikerin der «Bild»-Zeitung (Samstag). Wenn ab Mitte Februar, Anfang März geöffnet werde, müsse auch an Schulen gelockert werden.
«Sport und Musikunterricht muss wieder in vollem Umfang stattfinden. Das Testen muss schrittweise enden. Spätestens Ende März reichen wahrscheinlich auch zwei Tests pro Woche», zitiert das Blatt die Ministerin. Schrittweise müsse die Testpflicht zur «Testmöglichkeit» werden. Auch die Maskenpflicht müsse nach und nach fallen, zuerst im Klassenraum am Platz, dann im Gebäude.
Priens Begründung: Der Höhepunkt der Omikron-Welle sei in ersten Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und Hamburg bereits überschritten. «Das zeigt sich erfreulicherweise auch in den rückläufigen Infektionszahlen bei den 5- bis 18-Jährigen.»
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hatte der Deutschen Presse-Agentur hingegen gesagt, die Omikronwelle habe den Schulbetrieb nach wie vor fest im Griff. Die Infektionszahlen dürften nicht durch zu frühe Lockerungen nochmals hochgetrieben und dadurch der flächendeckende Präsenzunterricht erneut gefährdet werden.
Zahlen der Kultusministerkonferenz zufolge waren in der vergangenen Woche in Deutschland etwa sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler und rund drei Prozent der Lehrkräfte entweder infiziert oder in Quarantäne. Auch einige Schülervertreter hatten mit einem offenen Beschwerdebrief und einer Internetaktion unter dem Motto #WirWerdenLaut der Politik einen «Durchseuchungsplan» vorgeworfen. Sie sprechen sich gegen die Präsenzpflicht aus und fordern kleinere Lerngruppen, PCR-Pooltests und Luftfilter in allen Schulen. Prien hatte sich danach mit Schülervertretern ausgetauscht.
Auf Twitter sorgte derweil eine weitere Äußerung der KMK-Präsidentin im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie für Wirbel. Auf den Tweet einer Nutzerin «Wir haben in den letzten 4 Wochen 17 tote Kinder gehabt. 17 - in VIER Wochen. Und es geht immer schneller. Bis Oktober 21 hatten wir 27 tote Kinder, seit Oktober 38. Also in 4,5 Monaten mehr als in 18 Monaten. Insgesamt sind 65 Kinder verstorben. FÜNFUNDSECHZIG» erwiderte Prien am Freitagabend bei dem Kurznachrichtendienst: «Bitte differenzieren: Kinder sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit COVID_19 und nur extrem selten wegen COVID_19.»
Diese Antwort zog zahlreiche - teils auch beleidigende - Reaktionen nach sich. Viele warfen der Politikerin Empathielosigkeit vor und verlangten eine Entschuldigung. Der Hashtag #Prienruecktritt trendete.
11.02.2022
Sicherer mit Filter? Die Dauer-Debatte über das Lüften an Schulen
Das Thema Luftfilter gehört zu den heißen Streitthemen in der Pandemie. Bei Schulen, Kitas und Kindern kochen die Emotionen besonders hoch. Mancherorts wurde viel investiert, anderswo nicht. Dabei ist Luftfilter nicht gleich Luftfilter.
Berlin (dpa) - Der folgende Dialog ist typisch für die Debatte: «Was machen eigentlich die Luftfilter für Klassenräume? Mein Kind friert», schrieb Twitter-Nutzer oder -Nutzerin «kohondterfay» vor wenigen Tagen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) Karin Prien (CDU) antwortete: «Und genau da liegt das Problem: hat Ihnen tatsächlich jemand weiß gemacht, dass Luftfilter das Lüften ersetzen?»
Prien, die schleswig-holsteinische Bildungsministerin und diesjährige KMK-Präsidentin, und ihre Kolleginnen und Kollegen in den Ländern betonen immer wieder, dass es auf keinen Fall mehr zu großen Schulschließungen kommen soll. In der politischen Debatte wird ihnen dann aber vorgehalten, sie hätten Schulen für durchgehenden Präsenzunterricht nicht sicher genug gemacht. Ein immer wiederkehrender Vorwurf dabei: Es fehlen Luftfilter.
Vorwurf «Durchseuchung»
Schülervertreter hatten zuletzt mit einem offenen Beschwerdebrief im Netz unter #WirWerdenlaut der Politik einen «Durchseuchungsplan» vorgeworfen. Auch in diesem Brief werden «Luftfilter für Klassen-, Fach- und Sanitärräume in allen Schulen» gefordert. TV-Satiriker Jan Böhmermann, dem fast zweieinhalb Millionen Menschen bei Twitter folgen, schrieb Anfang des Monats: «Frage mich, wie die Pandemie wohl aussähe, hätte in Deutschland die Luftfilterindustrie so eine mächtige Lobby wie die Autoindustrie.»
Filter ist nicht gleich Filter
Den Luftfilter gibt es nicht. Die politische Debatte dreht sich vor allem um mobile Geräte. Daneben gibt es «raumlufttechnische Anlagen (RLT)», wie es in der Fachsprache heißt. Das sind fest installierte Zu- und Abluftsysteme direkt in der Außenwand oder Decke oder zentrale Lüftungssysteme die im ganzen Gebäude über Lüftungsschächte dauerhaft verbrauchte Luft nach außen und frische Luft nach innen leiten.
Milliarde für feste Anlagen, Millionen für mobile Geräte
Der Bund hat in der Corona-Pandemie für den Neu- und Umbau solcher festen Anlagen in Schulen und Kitas nach Regierungsangaben gut eine Milliarde Euro Fördergelder bereitgestellt, die auch beantragt oder abgerufen wurden.
Für die Anschaffung mobiler Geräte in Räumen, die sich schlecht lüften lassen, weil etwa Fenster nur angekippt werden können, wurden zusätzlich 200 Millionen Euro bereitgestellt.
Hamburg hat nach eigenen Angaben mehr als 21 000 mobile Lüfter für 92 Prozent der Klassenräume im Wert von über 21 Millionen Euro angeschafft. In Bayern sind nach Angaben von Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mehr als 70 Prozent der Klassenräume damit ausgestattet. Der Freistaat habe im Vergleich zu anderen Bundesländern gegenwärtig die meisten Luftreinigungsgeräte.
Kein großer Unterschied?
Anderswo, wie in Mecklenburg-Vorpommern, hat man auf große Kaufprogramme verzichtet. Die Geräte seien zu laut, nicht nachhaltig und würden nach der Pandemie vermutlich nicht mehr benutzt, hatte es im Norden geheißen.
Vertreter der Kommunen sehen sich nun bestätigt. Der Einsatz der Geräte scheine keinen sehr großen Unterschied zu machen, sagte Arp Fittschen vom Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die niedrigeren Corona-Zahlen bei Kindern und Jugendlichen in seinem Bundesland im Vergleich zu Hamburg. Und vergleicht man die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen in Bayern, wo viele Geräte angeschafft wurden, mit den bundesweiten Zahlen, sind auch keine großen Unterschiede erkennbar.
Was die Experten sagen
Mobile Filter also eine Fehlinvestition? Aus Sicht von Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen wäre das zu kurz gedacht. «Die Wirksamkeit mobiler Luftfilter ist nicht aus dem einfachen Blick auf die nun herrschenden Inzidenzen quer über Bundesländer abzuleiten, dazu sind gezielte Studien nötig.» Die Geräte seien eine von vielen Maßnahmen in Schulen, die zur Sicherheit beitragen könnten. «Allerdings ist es durch die hohe Dynamik bei Omikron offensichtlich kaum mehr möglich, die Infektionshäufigkeiten bei Kindern und Jugendlichen auf niedrigem Niveau zu halten.»
Die Aerosolforscherin Birgit Wehner vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung sagt: «Grundsätzlich helfen Luftfilter immer, das Infektionsrisiko zu senken. Allerdings werden sie ja normalerweise mit anderen Maßnahmen wie Masken und Lüften kombiniert und aus dieser Kombination ergibt sich das individuelle Risiko. Daher sind die Effekte einzelner Faktoren schwer nachzuweisen.»
Umweltbundesamt empfiehlt feste Anlagen
Bildungspolitiker verweisen bei dem Thema auf die Einschätzungen des Umweltbundesamtes und auf die sogenannte S3-Leitlinie für Schulen. Darin bewerten verschiedene wissenschaftliche Fachgesellschaften bestimmte Corona-Maßnahmen. Bei mobilen Luftfiltern bleiben die Experten vage: «Insgesamt überwiegen (...) weder die positiven noch die negativen Wirkungen, so dass die Maßnahme erwogen werden kann», allerdings auch nur als «ergänzende Maßnahme» zum Lüften. Ein mobiler Luftfilter im Klassenzimmer würde demnach auch nicht verhindern, dass Kinder mit Daunenjacke im Klassenzimmer sitzen müssen.
Das Umweltbundesamt hält mobile Lüfter, dort wo Fenster nur gekippt werden können, für «sinnvoll», um während der Pandemie «die Wahrscheinlichkeit indirekter Infektionen zu minimieren».
Schrittweise empfiehlt das Amt allerdings, die Schulen im Land mit festen RLT-Anlagen auszustatten. Dies sei die «nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene» auch für die Zeit nach der Pandemie. Der Deutsche Lehrerverband fordert, solche Lösungen sollten bei Schulsanierungen und Schulhausneubauten der künftige Standard sein.
Über 5000 Lehrer-Jobs vakant - Eltern pochen auf Präsenzunterricht
Schulpolitik gehörte in den vergangenen Jahren zu den wahlentscheidenden Themen in NRW. In der Corona-Krise ist der Druck auf Schulministerin Gebauer umso größer. Drei Monate vor der Landtagswahl präsentiert sie bereits eine Leistungsbilanz.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Rund drei Prozent der knapp 160 000 Lehrerstellen in Nordrhein-Westfalen sind derzeit nicht besetzt. Das berichtete NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag in Düsseldorf. Mit zusätzlichen Studienplätzen für Lehramtsanwärter, Sonderprogrammen und Neueinstellungen habe die Landesregierung seit ihrem Amtsantritt 2017 aber eine deutlich bessere Lehrerversorgung erreicht, bilanzierte sie drei Monate vor der Landtagswahl.
Eine repräsentative Umfrage für 39 Tageszeitungen aus NRW hatte zuvor ergeben, dass nur noch 13 Prozent der Bürger mit der Schulpolitik der Landesregierung zufrieden sind, 73 Prozent dagegen weniger oder gar nicht.
Tatsächlich habe die Landesregierung seit 2017 knapp 10 000 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen und mehr als 6300 Stellen erhalten, die die rot-grüne Vorgängerregierung eigentlich zur Streichung vorgesehen habe, erklärte Gebauer. Im laufenden Schuljahr unterrichteten 13 300 Lehrkräfte mehr an den öffentlichen Schulen des Landes als noch im Schuljahr 2016/17.
Innerhalb von fünf Jahren ist der Schuletat nach Zahlen des Ministeriums um 3,1 Milliarden Euro gesteigert worden. Der größte Einzelposten des Haushaltsplans 2022 umfasst rund 21 Milliarden Euro.
Mit einer Studienplatz-Offensive arbeite NRW daran, das bundesweit knappe Gut an Lehrkräften auszuweiten, betonte Gebauer. In dieser Legislaturperiode seien bereits rund 1450 zusätzliche Studienplätze für Lehrämter geschaffen worden. Mit Sonderprogrammen - etwa für Seiteneinsteiger, Lehrer-Pensionäre und Laufbahnwechsler - seien bislang rund 5700 zusätzliche Einstellungen gelungen.
Die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung zur Bekämpfung des Lehrermangels greifen aus Sicht der SPD-Fraktion im Landtag zu kurz: «Die Landesregierung scheitert an ihren selbst gesetzten Zielen, denn sie wird der Bekämpfung des Lehrkräftemangels nicht Herr. Auch die damit verbundene Unterrichtsgarantie ist kläglich gescheitert», kritisierte Jochen Ott, stellvertretender Fraktionsvorsitzender laut Mitteilung. Es brauche neue Wege bei der Personalgewinnung.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnte erneut eine schulformübergreifend gerechtere Bezahlung an. Während für die mit einer besseren Besoldung bedachten Gymnasien bis zum Jahre 2030 ein Überhang von 19 000 Lehrkräften prognostiziert werde, würden im Grund-, Haupt- und Realschulbereich sowie in der Sekundarstufe I der Gesamtschulen bis dahin etwa 11 000 Lehrkräfte fehlen. Die Lücke bei den Berufskollegs werde zudem circa 4500 fehlende Lehrer umfassen, mahnte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik.
In der am Mittwoch vorgestellten Forsa-Umfrage hatten 63 Prozent der Wahlberechtigten angegeben, dass Schulpolitik für ihre eigene Wahlentscheidung bei der kommenden Landtagswahl wichtig oder sehr wichtig sei. Für 56 Prozent der Befragten bleibt die Corona-Pandemie das mit Abstand wichtigste Problem.
Viele Eltern in NRW wünschen sich trotz der Omikron-Welle weiter Präsenzunterricht für ihre Kinder. Allerdings sind nur wenige von der Sicherheit der Teststrategie für Schüler überzeugt. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Online-Umfrage der Landeselternkonferenz (LEK).
Über alle Schularten hinweg sprechen sich demnach gut 57 Prozent der Eltern für Unterricht im Klassenzimmer aus. Weitere 11,6 Prozent befürworten einen Wechselunterricht an den Schulen - geteilte Klassen, die abwechselnd zu bestimmten Tagen kommen oder auch getrennt nur jeweils halbe Tage in Präsenz lernen. Gut 10 Prozent der Befragten wollen Distanzunterricht, und 20,6 Prozent gaben an, Eltern sollten selbst entscheiden können.
Mit den Corona-Schutzmaßnahmen insgesamt zeigt sich ein Drittel der Eltern zufrieden, knapp 45 Prozent gehen sie nicht weit genug. Bei den Eltern von Förderschülern fällt die Zufriedenheit deutlich höher aus (49,7 Prozent). Das führt die LEK darauf zurück, dass in Förderschulen nach einem positiven PCR-Pool-Test auch weiterhin mit PCR-Einzeltests im Labor nachgetestet wird. Die PCR-Tests im Labor gelten als besonders genau.
An diesem Freitag will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit Schülervertretern und Bau-Experten Kampagnen für dringend nötige Schulsanierungen in NRW und Bayern vorstellen. «Bis heute mangelt es an Luftfiltern, Kinder und Lehrende sitzen viele Stunden täglich in baufälligen und stickigen Gebäuden», kritisiert die DHU. «Durch fehlende Wärmedämmung wächst der Schimmel in den Klassenzimmern und im Keller bollert häufig eine Öl- oder Gasheizung, die die Klimakrise weiter anfeuert.» Statt Vorbild beim Klimaschutz zu sein, seien die öffentlichen Schulgebäude «echte Klimakiller» und gefährdeten zudem die Gesundheit der Kinder.
10.02.2022
Etwa sechs Prozent der Schüler infiziert oder in Quarantäne
Berlin (dpa) - Die Zahl der Corona- und Quarantänefälle an Schulen ist weiter gestiegen. Deutschlandweit waren in der vergangenen Woche etwa sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler in Quarantäne oder selbst mit Corona infiziert. Die Kultusministerkonferenz gab am Donnerstag die wöchentlichen Zahlen bekannt, die auf Rückmeldungen aus den Bundesländern beruhen.
Demnach waren bei 275 000 Schülerinnen und Schülern Corona-Infektionen bekannt (Vorwoche 226 000). Darüber hinaus waren 273 000 in Quarantäne (Vorwoche 270 000). In die Statistik fließen wöchentlich je nach Ferienstand und Rückmeldungen aus den Ländern zwischen 9 und 10 Millionen Schüler und mehr als 28 000 Schulen ein. In der aktuellen Statistik waren es 9,4 Millionen.
Auch bei den Lehrkräften sind die Zahlen weiter gestiegen: 24 800 waren entweder infiziert oder in Quarantäne. In der Vorwoche waren es knapp 20 000 bei insgesamt knapp 900 000 Lehrkräften. Insgesamt waren 34 Schulen ohne Präsenzbetrieb (Vorwoche 21). Etwa 1700 meldeten Einschränkungen (Vorwoche 2000) des Präsenzbetriebs.
Die Statistik gibt nur einen groben Überblick, da nicht in allen Ländern vollständige Zahlen erhoben werden. Aus Hamburg und Niedersachsen etwa liegen keine Daten zu Quarantänefällen vor. In Berlin und Brandenburg waren in der vergangenen Woche außerdem Ferien. Berlin hatte zudem bereits in der Vorwoche die Meldung von Zahlen eingestellt. Begründung: «In der Schule durchgeführte Schnelltests werden nicht mehr durch PCR-Tests bestätigt, so dass keine validen Daten vorliegen.»
Eltern-Umfrage: Mehrheit fordert weiter Präsenzunterricht
Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Viele Eltern in Nordrhein-Westfalen wünschen sich einer Umfrage zufolge weiter Präsenzunterricht für ihre Kinder. Und nur wenige sind von der Sicherheit der Teststrategie für Schüler überzeugt, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Online-Umfrage der Landeselternkonferenz mit breiter Beteiligung ergab. An der Erhebung, die keinen wissenschaftlich-repräsentativen Charakter hatte, nahmen den Angaben zufolge in der vergangenen Woche 39 526 Eltern teil, deren Antworten sich auf rund 49 190 Schüler bezogen, gut die Hälfte (53 Prozent) darunter auf Grundschüler.
Über alle Schularten hinweg sprechen sich demnach gut 57 Prozent der Eltern für Unterricht im Klassenzimmer aus. Weitere 11,6 Prozent befürworten einen Wechselunterricht an den Schulen - geteilte Klassen, die abwechselnd zu bestimmten Tagen kommen oder auch getrennt nur jeweils halbe Tage in Präsenz lernen. Gut 10 Prozent der Befragten wollen Distanzunterricht und 20,6 Prozent gaben an, Eltern sollten selbst entscheiden können.
Mit den Corona-Schutzmaßnahmen insgesamt zeigen sich Drittel (33,2 Prozent) der Eltern zufrieden, knapp 45 Prozent gehen sie nicht weit genug. Und 22 Prozent meinen, die Maßnahmen seien zu weitreichend oder nicht notwendig. Beim Blick auf das Corona-Testsystem falle die hohe Zufriedenheit - 49,7 Prozent - bei den Förderschuleltern auf. Das ist laut LEK damit zu erklären, dass in den Förderschulen nach einem positiven PCR-Pool-Test auch weiterhin mit PCR-Einzeltests im Labor nachgetestet wird.
Dagegen sind unter den befragten Grundschuleltern nur 23,5 Prozent von der Sicherheit des Testverfahrens überzeugt und 53,2 Prozent sehen sie als nicht gegeben an. Seit Ende Januar testen sich Grundschüler nach einem positiven PCR-Pool-Test der Klasse im Anschluss nur noch selbst mit Schnelltests nach. Die PCR-Tests im Labor gelten als besonders genau.
Mit Blick auf die weiterführenden Schulen halten 36,5 Prozent der Eltern das Testsystem für sicher, gut 40 Prozent für unsicher.
Ein Großteil der Eltern in NRW könnten oder wollten nicht auf Präsenzunterricht für ihre Kinder verzichten, bilanzierte die LEK-Landesvorsitzende Anke Staar. Viele seien in Sorge und wünschten sich mehr Schutzmaßnahmen.
09.02.2022
Umfrage: Viele Schüler mit psychosozialen Problemen durch Corona
München (dpa/lby) - In fast jeder ihrer Klassen sitzen nach Einschätzung bayerischer Gymnasiallehrer Kinder oder Jugendliche, für die eine psychosoziale Unterstützung zur Bewältigung der Corona-Krise notwendig scheint. In rund zwei Drittel der Klassen benötigen demnach ein bis drei Schülerinnen und Schüler Hilfe, in gut jeder fünften sind es bis zu sechs, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Philologenverbands unter 1800 Mitgliedern ergab.
In sieben Prozent aller Klassen bräuchten gar mehr als sechs Kinder oder Jugendliche Hilfe. «Wir kommen nicht zum Lösen der Probleme der Schülerinnen und Schüler - seien es psychosoziale oder kognitive», bilanzierte Regina Knape, Schulpsychologin in Coburg. «Die Schule befindet sich noch immer in einem Krisenzustand.»
«Nach Einschätzung der Lehrkräfte hat sich die Situation keineswegs verbessert», sagte der Vorsitzende des Philologenverbands, Michael Schwägerl. «63 Prozent sehen im Vergleich zum letzten Schuljahr eine Verschlechterung mit Blick auf die psychosozialen Probleme der Schülerinnen und Schüler.»
Dies liegt nach Einschätzung des Gilchinger Beratungslehrers Michael Lilla auch daran, dass bei der Befragung im Vorjahr durch den Distanzunterricht viele Notlagen bis hin zu Selbstverletzungen oder Suizidgedanken unbemerkt geblieben seien. Die Lösung - darin waren sich die Lehrkräfte einig - seien in erster Linie mehr Stunden für Schulpsychologen und Beratungskräfte, am besten im Umfang von einer Lehrerstelle pro Schule.
08.02.2022
Mehr Zeit in Abschlussprüfungen für Abiturienten
Testen, Lüften, Quarantäne und viele Regeln - auch an den Schulen gelten in Corona-Zeiten viele Extra-Regeln. Und bei den Abiturprüfungen steigt der Druck. Die Kultusministerin bessert nach.
Stuttgart (dpa/lsw) - Abiturientinnen und Abiturienten im Südwesten bekommen bei den Abschlussprüfungen in diesem Schuljahr mehr Zeit. Bei schriftlichen Prüfungen mit Bearbeitungszeiten von mindestens 180 Minuten gibt es 30 Minuten obendrauf, erklärte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Das gelte etwa für die Fächer Mathematik und Deutsch. Bei kürzeren Prüfungen werden 15 Minuten draufgeschlagen.
«Die Jahrgänge, die jetzt ins Abi gehen, sind absolute Corona-Jahrgänge», sagte Schopper. Deswegen seien die Regeln für die Prüfungen - wie im vergangenen Schuljahr - angepasst worden. Schopper bekräftigte, dass wer bei den mündlichen Prüfungen «sozusagen einen Bock geschossen hat», also null Punkte erreicht hat, die Prüfung wiederholen dürfe. Bereits Mitte Januar hatte Schopper angekündigt, die harte Null-Punkte-Regel zu kippen. Die Ministerin betonte, dass wer für das Abitur zugelassen werde, bereits zwei Drittel der erforderlichen Leistungen erbracht habe. Lehrkräfte sollen außerdem mehr Prüfungsaufgaben als sonst zugeschickt bekommen, aus denen sie auswählen dürfen.
Die schriftlichen Prüfungen beginnen in Baden-Württemberg in diesem Jahr nach den Osterferien am 25. April.
Mitte vergangener Woche hatte die Regierung entschieden, dass nicht mehr ganze Klassen oder Gruppen in häusliche Isolation geschickt werden müssen, wenn es einen größeren Corona-Ausbruch gibt. «Wir haben ein Infektionsgeschehen, was tatsächlich auch entsprechend in den Schulen grassiert», erklärte Schopper. Man habe es aber sehr gut hingekriegt, dass der Präsenzunterricht gewährleistet werden könnte.
Im Südwesten gibt es rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler, von denen etwa 2 Prozent (30 300) positiv getestet wurden (Stand Montag). Unter den Lehrkräften gab es zuletzt rund 2400 registrierte Fälle. Das entspricht etwa 1,8 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer. Von den rund 4400 Schulen im Südwesten war zuletzt eine Schule geschlossen, an etwa 250 Schulen gab es nach Angaben der Ministerin ein erhöhtes Infektionsgeschehen.
Corona-Pandemie führt zu deutlich mehr Klassenwiederholungen
Hamburg (dpa/lno) - Die Corona-Pandemie hat zu einem deutlichen Anstieg der Klassenwiederholungen an den Schulen geführt. «Während im Schuljahr 2020/21 nur 1801 Schülerinnen und Schüler eine Klassenstufe wiederholten, sind es im laufenden Schuljahr 2854», teilte die Schulbehörde am Dienstag mit. Normalerweise ist das Wiederholen einer Klasse in Hamburg in der Regel nicht möglich. Es gilt das Prinzip «Fördern statt Wiederholen». Wegen der Corona-Pandemie hat die Behörde es Schülerinnen und Schülern mit coronabedingt starken und fächerübergreifenden Lernlücken ausnahmsweise ermöglicht, Anträge auf Klassenwiederholungen zu stellen.
Aufgrund des erhöhten Anteils von Klassenwiederholungen sank den Angaben zufolge die Zahl der Schulabgänger von 16 822 im Jahr 2020 auf 16 400 im vergangenen Jahr. Die meisten von ihnen - 9101 Jugendliche - verließen die Schule mit dem Abitur in der Tasche, 3053 mit einem mittleren Schulabschluss und 2672 mit einem ersten Schulabschluss. 945 Jugendliche verließen die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss. Das seien rund 170 weniger als im Vorjahr.
07.02.2022
Lehrer an Wüst: Schulbetrieb zur Chefsache machen
Seit Wochen klettern die Infektionszahlen auch an den Schulen enorm. Inzwischen sind 8,5 Prozent der Schüler nicht mehr im Präsenzunterricht. Lehrer schlagen Alarm, Eltern sind verunsichert.
Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Lehrergewerkschaft VBE hat NRW-Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) aufgefordert, einen funktionierenden Schulbetrieb zur Chefsache zu machen. «Sie als Ministerpräsident sind gefordert, umfassende, ressortübergreifende Leitplanken für ein funktionierendes Schulsystem in NRW zu setzen», hieß es in einem offenen Brief an Wüst, den der Verband am Montag veröffentlichte. Die Schulen seien nach zwei Jahren Pandemie und Infektionszahlen in unvorstellbaren Höhen am Limit. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die coronabedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen kann, liegt aktuell laut Schulministerium bei rund 8,5 Prozent.
Wüst müsse kurzfristig Entlastungen für Schulleitungen, Lehrkräfte und das gesamte pädagogische Personal auf den Weg bringen, verlangte der Verband Bildung und Erziehung (VBE). «Die Schulen befinden sich in einer Situation, die durch fehlendes langfristiges Handeln der Landesregierung entstanden ist.» Derzeit könnten Schulen «ausschließlich den Mangel verwalten». Es brauche mehr qualifiziertes Personal und Gesundheitsfachkräfte, damit «das Ziel der Chancengerechtigkeit keine leere Worthülse bleibt», mahnten die Unterzeichner vom VBE-Landesvorstand. Konkret seien auch Testteams vor den Schulen nötig.
Lehrer müssten sich wieder auf Unterricht und Förderung der Schülerschaft konzentrieren können, betonte der VBE. In seiner Regierungserklärung Anfang November habe Wüst zugesagt, er werde sich persönlich dafür einsetzen, Bildung und Erziehung nachhaltig zu stärken. «Der VBE NRW fordert Sie heute auf, diese Ankündigung umzusetzen.»
Zuvor hatte auch die Landeselternkonferenz in NRW ihren Unmut in einem Brief an das Schulministerium und das Gesundheitsministerium geäußert. Vor allem die geänderte Teststrategie für Grundschulkinder verunsichere viele Familien und steigere das Infektionsrisiko. Abhilfe sei dringend nötig. Die Bedürfnisse der Kinder und Schulen müssten vorangestellt werden.
Die Zahl der infizierten Schüler nimmt weiter zu. Zum Stichtag 2. Februar meldeten die Schulen 95 933 bestätigte Corona-Fälle unter der Schülerschaft - nach 76 988 Fällen eine Woche zuvor, wie es aus dem Düsseldorfer Schulministerium hieß. Zudem befinden sich 77 572 Kinder und Jugendliche in Quarantäne. Das bedeutet zwar einen Rückgang im Vergleich zu 88 571 Betroffenen zum Stand 26. Januar. Die Zahl aller Schüler, die nicht im Klassenraum lernen konnten, kletterte aber insgesamt leicht auf nun gut 8,5 Prozent - eine Woche zuvor hatte der Anteil bei rund 8 Prozent gelegen.
Bei den Lehrkräften kam es ebenfalls zu einem Anstieg mit 5767 Corona-Fällen (zuvor 4101) und 2114 Quarantäne-Fällen (Vorwoche 2086). Unverändert waren vier Schulen pandemiebedingt ganz geschlossen. Fast 80 Prozent der Lehrkräfte sind inzwischen geboostert.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, ihr sei bewusst, welcher Anstrengungen es vor Ort bedürfe, um den Unterrichtsbetrieb zu organisieren. In der vergangenen Woche habe sie den Schulen daher mehr Handlungsspielräume ermöglicht, um Unterricht auch etwa bei Personalengpässen sicherstellen zu können. Immerhin könnten mehr als 90 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen.
Infektionszahlen bei Schülern und Lehrern steigen weiter
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der Schüler, die wegen der Pandemie in NRW nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, nimmt weiter zu. Zum Stichtag am 2. Februar meldeten die Schulen 95 933 bestätigte Corona-Fälle unter der Schülerschaft - nach 76 988 Fällen eine Woche zuvor, wie es am Montag aus dem Schulministerium in Düsseldorf hieß.
Zudem befinden sich nach den aktuellsten Meldungen 77 572 Kinder und Jugendliche in Quarantäne - das bedeutet einen Rückgang im Vergleich zu 88 571 Betroffenen zum Stand 26. Januar. Die Zahl aller Schüler, die nicht im Klassenraum lernen konnten, kletterte aber insgesamt leicht auf nun 8,5 Prozent - eine Woche zuvor hatte der Anteil bei rund 8 Prozent gelegen.
Bei den Lehrkräften kam es ebenfalls zu einem Anstieg, mit 5767 Corona-Fällen (zuvor 4101) und 2114 Quarantäne-Fällen (Vorwoche 2086). Unverändert waren vier Schulen pandemiebedingt ganz geschlossen. Die Infektionszahlen steigen auch außerhalb der Schulen in NRW und im Bund erheblich.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, nahezu 80 Prozent der Lehrkräfte seien inzwischen geboostert. Ihr sei bewusst, welche Anstrengungen den Beteiligten vor Ort abverlangt würden, um den Unterrichtsbetrieb zu organisieren. Immerhin sei für mehr als 90 Prozent der Schüler Präsenzunterricht möglich.
Inzidenz bei jüngeren Schulkindern beträgt fast 5000
Erlangen (dpa/lby) - Die Corona-Inzidenz bei Schulkindern erklimmt in Bayern immer neue Höhen. In der Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen liegt sie inzwischen bei 4828, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Montag mitteilte. Das ist ein Anstieg um rund ein Drittel zu dem vor einer Woche gemeldeten Wert. Inklusive Nachmeldungen könnte der Wert zudem noch auf mehr als 5000 steigen, hieß es. Das würde bedeuten, dass sich binnen einer Woche etwa jedes 20. Kind dieser Gruppe infiziert hätte.
Die zweit- und dritthöchsten Inzidenzen gibt es in den Altersgruppen der Zwölf- bis 15-Jährigen mit 3653 und der 16- bis 19-Jährigen mit 2797. Auch hier steigen die Zahlen nach wie vor deutlich. Dahinter folgen die Altersgruppen 20 bis 34 mit einer Inzidenz von 2117 und null bis fünf Jahre mit 1907. Die niedrigsten Werte finden sich aktuell in der Gruppe über 80 mit 458 und bei den 60- bis 79-Jährigen mit 578. Für alle Gruppen sind dies die jeweils höchsten bisher erreichten Werte.
Bei allen Inzidenzen ist von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen, auf die auch das LGL hinweist. Bei Schul- und Kindergartenkindern dürfte sie wegen verpflichtender Corona-Tests aber niedriger ausfallen.
04.02.2022
Rund 13 000 Schüler wegen positiver Corona-Tests nicht in Schule
Hannover (dpa/lni) - Rund 13 000 Schülerinnen und Schüler können in Niedersachsen derzeit wegen eines positiven Corona-Tests nicht in die Schule gehen. Zudem seien 1080 Schulbeschäftigte, darunter 970 Lehrer betroffen, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Freitag in Hannover. Drei komplette Schulen befinden sich derzeit im Distanzlernen - im Landkreis Peine, im Landkreis Göttingen sowie in der Stadt Salzgitter. Außerdem sind an 26 Schulen landesweit insgesamt 58 Klassen und Kurse im Distanzlernen. Auf die rund 3000 Schulen in Niedersachsen gehen etwa 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler.
Schullandheime bis Ostern ohne Gäste - Vereine hoffen auf Hilfen
Bis Ostern gibt es in Niedersachsen wegen der Omikron-Welle keine mehrtägigen Klassenfahrten. Das trifft die Schullandheime im Land, denn die Buchungslage war gut. Nun hoffen die Trägervereine auf Hilfen von der Landesregierung. Von dort kommen positive Signale.
Oldenburg (dpa/lni) - Das verlängerte Schulfahrten-Verbot bringt Schullandheime in Niedersachsen in finanzielle Bedrängnis. «Die Unsicherheit ist im Moment sehr groß», sagte der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Schullandheime, Heiko Pannemann, der Deutschen Presse-Agentur. Für Februar und März sei die Buchungslage wegen eines großen Nachholbedarfs ungewöhnlich gut gewesen. Wegen der Verfügung der Landesregierung, die das Verbot von mehrtägigen Klassenfahrten von Januar bis zu den Osterferien im April verlängerte, mussten diese Reisen aber nun storniert werden.
«Die Einnahmeausfälle durch weggefallene Schulfahrten bis zu den Osterferien werden sich in unseren 15 Häusern in Niedersachsen insgesamt auf ungefähr 500 000 Euro belaufen», sagte Pannemann. Im Gegensatz etwa zu Jugendherbergen, in denen auch noch andere Gästegruppen unterkommen, lebten die Schullandheime fast ausschließlich von Klassen- und Schulfahrten. Die 15 Häuser, die in der Arbeitsgemeinschaft organisiert sind, werden ehrenamtlich von Vereinen verwaltet. Schätzungen des Verbandes zufolge übernachten pro Jahr 90 000 bis 100 000 Schülerinnen und Schüler in den Häusern.
«Dieses Jahr wollten viele Schulen ihre ausgefallenen Fahrten nachholen. Alle Häuser waren sehr gut ausgelastet bis zu den Osterferien», sagte Pannemann. Üblicherweise starte die Saison in den Schullandheimen sonst erst nach Ostern. «Weil die Buchungslage so gut war, ist das echt ein Schlag ins Kontor, dass das Schulfahrten-Verbot verlängert wurde», sagte der stellvertretende Vorsitzende.
Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen durch die Omikron-Variante des Coronavirus hatte das Kultusministerium verfügt, den Zeitraum für das Verbot mehrtägiger Schulfahrten zu verlängern. Demnach umfasst das Verbot nun nicht mehr nur Fahrten bis zum 31. Januar, sondern bis zum Anfang der Osterferien am 4. April. Eintägige Schulausflüge seien dagegen weiter möglich, wenn nach Abwägung der Schule der pädagogische Nutzen das Risiko durch das aktuelle Infektionsgeschehen überwiege, teilte das Ministerium mit.
Im vergangenen Jahr, als schon einmal Klassenfahrten ausfielen, hätten die Schullandheime Hilfsprogramme des Landes Niedersachsens und des Bundesfamilienministeriums in Anspruch nehmen können. Diese Programme seien nun aber ausgelaufen, eine Fortsetzung sei «hochnotwendig», sagte Pannemann. «Es kommen einige Häuser schnell an den Rand der Insolvenz, wenn Buchungen wegfallen und keine Förderungsmöglichkeit da ist.» Ein Sprecher des Sozialministeriums in Hannover sagte auf dpa-Anfrage, dass bereits an der Neuauflage eines Hilfsprogramms für die Schullandheime gearbeitet werde.
Die Bremer Schullandheime, die alle rund um die Hansestadt in Niedersachsen liegen, seien von dem Schulfahrten-Verbot dagegen wahrscheinlich weniger betroffen, sagte Holger Schröder, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bremer Schullandheime. Zwar lägen keine konkreten Zahlen vor, in der Vergangenheit seien aber 70 bis 80 Prozent der Buchungen für die Schullandheime auf Bremer Schulklassen entfallen. In Bremen gibt es derzeit kein Schulfahrten-Verbot. Die zehn Bremer Häuser seien für dieses Jahr gut gebucht, sagte Schröder. Wenn ein normaler Betrieb über die Hauptsaison ab März anlaufen könne, gebe es kein Risiko für finanzielle Schwierigkeiten.
03.02.2022
Esken: Müssen über zusätzliche Corona-Hilfen für Schüler nachdenken
Berlin (dpa) - SPD-Chefin Saskia Esken hat zusätzliche Corona-Hilfen für Schülerinnen und Schüler ins Spiel gebracht. Das Aufholpaket von Bund und Ländern unterstütze zwar besondere Maßnahmen, um Bildungsrückstände aufzuholen. «Weil die Corona-Pandemie aber länger andauert und tiefere Spuren hinterlässt als gedacht, müssen wir darüber nachdenken, ob die überwiegend auf 2021/2022 befristeten Maßnahmen ausreichen», sagte Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). «Durch die Corona-Beschränkungen, aber auch durch Leistungsdruck und Zukunftsängste hat sich gerade bei jungen Menschen eine psychisch-mentale Belastung aufgebaut, die nicht ohne Antwort bleiben darf.»
In einem offenen Brief von Schülervertretern, der im Netz unter dem Hashtag #WirWerdenlaut geteilt wird, werfen die Schülerinnen und Schüler der Politik derzeit vor, sie im Stich zu lassen. Sie fordern unter anderem Luftfilter in allen Schulen, kleinere Lerngruppen und PCR-Pooltests. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wertet die Initiative als Warnsignal an die politisch Verantwortlichen. «Es entsteht der Eindruck, dass Politik die Pandemie an den Schulen durchlaufen lässt - und damit die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern gefährdet», sagte GEW-Chefin Maike Finnern dem RND (Freitag).
Kaum Menschenleben gerettet? Lockdown-Studie in der Kritik
Eine Studie über Corona-Maßnahmen schlägt hohe Wellen. Angeblich sollen staatliche Lockdowns kaum Menschenleben gerettet haben. Doch ist das Papier dreier Ökonomen mit Vorsicht zu genießen.
Berlin (dpa) - Pandemie, Lockdowns, Corona-Tote. Mit diesen Zutaten kann man sich der öffentlichen Aufmerksamkeit häufig sicher sein. Nun hat es eine Studie ins mediale Rampenlicht geschafft - zunächst unter Umgehung einer wissenschaftlichen Kontrolle. Doch nicht nur das ist befremdlich an dem Papier.
Behauptung: Staatliche verordnete Maßnahmen während der Pandemie haben kaum oder keinen Einfluss auf die Zahl der Menschen, die in Zusammenhang mit Corona gestorben sind. So lautet das Ergebnis einer Studie dreier Ökonomen, die auf der Seite des Johns Hopkins Institute for Applied Economics veröffentlicht wurde.
Bewertung: Die Untersuchung wirft eine wichtige Frage auf, kann sie aber nicht abschließend klären. Experten nennen mehrere Kritikpunkte.
Fakten: Unbestritten ist, dass eine Reduktion von Kontakten die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Covid-19 verlangsamen. Das führt auch zu weniger Toten. Die Frage allerdings, ob darüber hinaus staatlich verordnete Maßnahmen helfen, ist Gegenstand der aktuell medial vielbeachteten Untersuchung der drei Ökonomen.
Was untersucht die Studie - und was nicht?
Ihr Papier bezeichnen Jonas Herby, Lars Jonung und Steve Hanke als sogenannte Meta-Studie, die als eine Art Überblick die Daten von Einzelstudien und Arbeitspapieren zusammenfasse. Die Autoren wollten prüfen: Gibt es Belege für die Annahme, dass staatlich verordnete Lockdowns einen zusätzlichen Effekt auf die Covid-19-Sterblichkeit hatten - verglichen mit den Maßnahmen, die die Bevölkerung ohnehin freiwillig umgesetzt hat?
Die Untersuchung macht also keinerlei Aussage darüber, ob generelle Maßnahmen wie Kontaktreduzierung, Maskentragen oder Handhygiene überflüssig gewesen seien. Auch fallen Informationskampagnen der Behörden oder bereitgestellte Testkapazitäten aus der Betrachtung.
Worüber kann die Studie keine Aussagen machen?
Wie die staatlichen Maßnahmen im Verlauf der Pandemie und unter anderen Voraussetzungen - wie etwa dem Vorhandensein von Impfstoffen - gewirkt haben, zeigen die Ergebnisse der Meta-Studie nicht. Denn die von ihr untersuchten Einzelstudien beschäftigen sich nur mit der ersten Infektionswelle im Frühjahr 2020.
Was in der Untersuchung überhaupt nicht betrachtet wird: «Wir schließen Studien aus, die Fälle, Krankenhausaufenthalte oder andere Messgrößen verwenden», heißt es explizit. Damit kann die Analyse nicht für Aussagen herangezogen werden, ob staatliche Maßnahmen zum Beispiel die Zahl der Corona-Infektionen oder die Menge an schweren Krankheitsverläufen beeinflussen. Doch gerade die drohende Überlastung in den Krankenhäusern und der Pflege war für die Politik immer wieder die Begründung für sehr tiefgreifende Regelungen.
Welche Einzelstudien sind einbezogen - und welche nicht?
Die Autoren wollen 18 590 Studien identifiziert haben, die sich potenziell mit ihrer Fragestellung befassen könnten. In Frage kommen aber nur 34 Studien, von denen schlussendlich allerdings lediglich 24 in die Meta-Analyse aufgenommen sind - neben von Fachleuten begutachteten Studien auch nicht evaluierte Arbeitspapiere.
Es gebe eine Fülle wissenschaftlich qualitativ wesentlich hochwertigere Studien, «die aber auf der Basis der von den Autoren gewählten Auswahlkriterien nicht berücksichtigt wurden», teilt der Leiter des Instituts für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie an der Universität Marburg, Max Geraedts, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.
Skepsis gegenüber der Meta-Analyse gibt es auch deswegen, weil die Gewichtung der herangezogenen Studien nicht eindeutig nachvollziehbar ist. Statistik-Professor Christoph Rothe von der Universität Mannheim zum Beispiel twittert: «In der von Ökonomen verfassten Meta-Analyse [...] werden Studien von Nicht-Sozialwissenschaftlern (z.B. Epidemiologie) automatisch als "von geringerer Qualität" eingestuft.»
Der Ökonom Andreas Backhaus analysiert, dass einige der untersuchten Einzelstudien «nicht übermäßig überzeugend» seien. Sie erhielten «in der Meta-Analyse jedoch ein sehr hohes Gewicht, treiben also das Gesamtergebnis», twitterte er. Backhaus ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Was ist das konkrete Ergebnis der Meta-Studie?
Herby und seine Kollegen kommen in ihrem Papier zu dem Schluss, dass staatlich geregelte Maßnahmen weltweit im Vergleich zu Empfehlungen und freiwilligen Verhaltensänderungen der Bevölkerung kaum Effekt gehabt hätten: In der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 sei aus den untersuchten Studien herauszulesen, dass die Covid-Todesrate durch verordnete Regelungen um nur 0,2 Prozent gesenkt worden sei.
Herby erklärt konkret: «Es gab insgesamt ungefähr 300 000 Covid-19-Tote in Europa und den USA während der ersten Welle mit Lockdowns», schreibt er auf Twitter. «Ohne Lockdowns wären es nach wissenschaftlichen Schätzungen 300 601 gewesen.»
In einem ausführlichen Artikel zur Meta-Analyse erläutert Herby, dass diese nicht zwangsläufig den Schluss zulasse, Lockdowns hätten in keinem Land der Welt etwas bewirkt. Wenn Regierungen «das richtige Timing» für ihre Maßnahmen gefunden hätten, dann könnten die Regeln eine große Wirkung erzielt haben.
Die 0,2 Prozent beziehen sich auf alle staatlichen Maßnahmen zum Lockdown insgesamt. Einzelnen Regelungen hingegen wird in der Meta-Analyse durchaus ein deutlicher Effekt hinsichtlich der Todeszahlen zugeschrieben - etwa dem Maskentragen am Arbeitsplatz oder geschlossenen Clubs und Bars.
Was versteht die Studie unter Lockdown?
Herby und Kollegen definieren Lockdown «als die Auferlegung von mindestens einer obligatorischen, nicht-pharmazeutischen Intervention». Unter diese fallen staatliche Anordnungen, die Menschen direkt betreffen - wie etwa die Einschränkung der Bewegungsfreiheit oder das Verbot grenzüberschreitender Reisen.
Das Team um den Mobilitätsforscher Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin hält den Begriff Lockdown für nicht sehr aussagekräftig. «In Deutschland wurde darunter vor allem ein weitgehendes Herunterfahren der öffentlichen Freizeit, des Einzelhandels sowie der Schulen verstanden», erklären die Experten. Hingegen sei hierzulande im Bereich Arbeit im Vergleich zu anderen Ländern wenig eingegriffen worden.
Besonders problematisch ist, dass sich die Meta-Analyse auf den «Government Stringency Index» der Universität Oxford bezieht. «Die Studien zum Stringency-Index zeigen, dass die Covid-19-Sterblichkeit durch Lockdowns in Europa und den Vereinigten Staaten im Durchschnitt nur um 0,2 Prozent gesenkt werden konnte», schreiben die Autoren.
Doch hat dieser Index einen massiven Nachteil. Denn er beachtet immer nur die strengsten Maßnahmen, die egal auf welcher Verwaltungsebene in einem Land gelten. Beispiel Deutschland: Haben Bundesländer oder gar einzelne Landkreise zeitweise strengere Regeln, als sie bundesweit vorgesehen sind, behandelt der Stringency-Index das so, als würden die Maßnahmen deutschlandweit gelten.
«Dieser Index kann die tatsächliche Effizienz verschiedener ergriffener Maßnahmen nicht objektiv bewerten», heißt es denn auch von Nagel und Kollegen. Der Epidemiologe Geraedts aus Marburg findet «besonders problematisch», dass unklar sei, inwiefern diese staatlichen Maßnahmen «tatsächlich in den verschiedenen betrachteten Ländern durchgesetzt wurden».
Wie wird die Arbeit in Fachkreisen eingeschätzt?
Die Berliner Mobilitätsforscher um Nagel sehen in der Studie von Herby und Kollegen «erste Ansätze», um die Wirkung behördlicher Anordnungen besser zu verstehen, wie sie auf dpa-Anfrage schreiben. Das Team weist allerdings darauf hin, dass die deutsche Bevölkerung bereits während der ersten Corona-Welle ihre Mobilität eingeschränkt habe, «bevor die formalen Restriktionen begannen» - und dass die Menschen wieder mehr unterwegs waren, bevor die Politik offiziell die formalen Restriktionen beendet habe. Eine Reaktion der Bevölkerung hänge also von vorgegebenen Regeln ab.
Eine Schwierigkeit - auch dieser Meta-Analyse - ist es also, herauszuarbeiten, welchen Anteil staatliche Regelungen am tatsächlichen Verhalten der Menschen hat.
Auch Geraedts gibt zu bedenken, dass sich die Bevölkerungen in den unterschiedlichen Ländern auch bereits ohne verpflichtende Maßnahmen in ihrem Verhalten an die Pandemie angepasst habe. Er wirft den Autoren vor, mit einer «eklektischen Literaturzusammenstellung» absichtlich versucht zu haben, die von Ihnen gewünschte Aussage zu belegen.
Wer steckt eigentlich hinter der Studie?
Die Autoren sind keine Epidemiologen, Virologen oder sonstige Mediziner. Steve Hanke ist Professor für angewandte Wirtschaftswissenschaften an der Johns Hopkins University in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland). Auf dem Server seiner Hochschule ist das Papier der drei Ende Januar veröffentlicht worden. In der Werbung für die Studie schrieb er damals auf Twitter: «Lockdowns sind für Verlierer.» Zudem ist er in der Vergangenheit damit aufgefallen, staatliche Corona-Maßnahmen etwa in Italien oder Deutschland öffentlich als «faschistisch» zu bezeichnen.
Zudem ist Hanke leitender Wissenschaftler am Cato-Institut, einer wirtschaftspolitischen US-Denkfabrik mit nach eigenen Angaben «libertären Prinzipien», die sich gegen staatlichen Einfluss in Wirtschaft und Gesellschaft einsetzt.
Jonas Herby ist ein Berater der politisch-libertären Denkfabrik Cepos in Kopenhagen. Nach eigener Aussage sind seine Schwerpunkte Recht und Wirtschaft. Der dritte Autor ist der pensionierte Wirtschaftsprofessor Lars Jonung, der an der Universität im schwedischen Lund lehrte.
Warum ist der Weg der Veröffentlichung befremdlich?
Die Studie ist nicht in einem begutachteten Fachjournal erschienen, sondern Ende Januar auf der Internetseite eines der wirtschaftswissenschaftlichen Institute der Johns Hopkins Universität. «Der gute Ruf der Johns Hopkins Universität wurde genutzt, um diesem Arbeitspapier eine hohe Glaubwürdigkeit zu bescheinigen», erklärt Experte Geraedts aus Marburg.
«Die Publikationsreihe erlaubt es Studierenden, Mitarbeitenden und ehemaligen Angehörigen dieses Instituts, ihre Arbeiten zur Diskussion zu stellen», so Geraedts. Qualitätskriterien, die Arbeitspapiere erfüllen müssten, würden auf der Institutsseite nicht benannt.
Die Ergebnisse von Herby und Co. wurden also vor Veröffentlichung nicht in einem nachvollziehbaren Prüfverfahren untersucht. «Dadurch umgehen die Autoren die Begutachtung durch Fachleute (Peer Review), eine der wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft», teilt der Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen der dpa mit. «Studien im Eigenverlag herausgeben ist absolut unüblich und unwissenschaftlich.» Auch Geraedts wirft den Autoren vor, «bewusst nicht den Weg gewählt» zu haben, ihre Methodik und die daraus erzielten Ergebnisse und Interpretationen von unabhängigen Wissenschaftlern überprüfen zu lassen.
02.02.2022
Ganze Klassen und Kita-Gruppen müssen nicht mehr in Quarantäne
Die Schulen sollen aufbleiben, die Gesundheitsämter kommen wegen Omikron eh nicht mehr hinterher: Deshalb lockert das Land die Regeln für Quarantäne. Gewerkschaften sehen ein «Durchseuchungsexperiment».
Stuttgart (dpa/lsw) - Das Land Baden-Württemberg ändert mitten in der Omikron-Welle seine Quarantäne-Regeln in Schulen und Kitas: Künftig müssen nicht mehr ganze Klassen oder Gruppen in häusliche Isolation geschickt werden, wenn es einen größeren Corona-Ausbruch gibt. «Damit schützen wir den Präsenzunterricht und gewährleisten einen einigermaßen geregelten Schul- und Kitabetrieb», sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart. Auch Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hält den Schritt für verantwortbar - trotz Inzidenzwerten von mehr als 3400 bei den sechs bis neun Jahre alten Kindern und von mehr als 2400 bei den 10- bis 19-Jährigen.
Die Lehrer-Gewerkschaften halten die neuen Regeln für einen «Witz». Gerhard Brand, Landeschef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) sagte: «Dies klingt nach einem gezielten Durchseuchungsexperiment und steht im krassen Widerspruch zum gegenwärtigen exponentiell fortschreitenden Infektionsgeschehen.»
Lucha sagte: «Nach der alten Regel hätten immer mehr komplette Schulklassen und Kitagruppen in Quarantäne gehen müssen - das wollen wir verhindern.» Die aktuelle Omikron-Variante verlaufe etwas milder. «Zudem sind immer mehr Menschen im Land geboostert und damit auch die Familienmitglieder der Schülerinnen und Schüler und Kitakinder geschützt.» Schopper ergänzte: «Mit regelmäßigen Testungen, Masken, dem Förderprogramm für Luftfilter und Vorgaben zum Lüften können wir diesen Schritt gehen und gewähren weiterhin einen sehr hohen Schutz für die Jugendlichen und ihre Familien.»
Die Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Monika Stein, widersprach vehement. Die Regierung habe viel zu wenig getan, um die Corona-Zahlen zu bremsen. Es gebe keine FFP2-Masken und viel zu wenige Luftreiniger. «Wir können nur hoffen, dass möglichst niemand in der Schulgemeinschaft schwer erkrankt.» Der Philologenverband erklärte, durch die neue Regelung werde die Zahl der Schüler in Quarantäne sinken. «So kann man auch versuchen, das explodierende Infektionsgeschehen an den Schulen und Kitas schönzureden», sagte Landeschef Ralf Scholl. VBE-Landeschef Brand sprach zudem von einem kommunikativen Desaster, weil die Information nicht zuerst aus dem Kultusministerium gekommen sei. «Wer ist denn eigentlich für die Schulen im Land zuständig?»
Das Sozialministerium aktualisierte ihren Handlungsleitfaden für die Gesundheitsämter. Demnach müssen sich künftig nur noch positiv getestete Kitakinder und Schülerinnen und Schüler absondern. Bisher war es so, dass die ganze Klasse oder Kitagruppe in Quarantäne geschickt werden musste, wenn mehr als fünf Jugendliche oder Kinder oder 20 Prozent einer Klasse oder Gruppe infiziert waren.
Schopper sagte der dpa, über Fernunterricht sollten künftig die Schulleitungen befinden. «Eigentlich ist es so, dass die Schulleitungen das relativ selbstständig entscheiden können.» Hintergrund sei, dass es auch aus organisatorischen Gründen notwendig sein könne, vorübergehend im Fernunterricht zu unterrichten - zum Beispiel wenn zahlreiche Lehrkräfte erkrankt sind. Die neue Regel lautet: Wenn der Präsenzunterricht auch unter Ausschöpfung aller Ressourcen nicht mehr vollständig sichergestellt werden kann, können Schulen vorübergehend für einzelne Klassen oder auch die gesamte Schule zu Fernunterricht oder Hybridunterricht wechseln.
Omikron hat zuletzt zu einem rasanten Anstieg der Corona-Zahlen an den Schulen im Südwesten geführt. Die Folge sind Unterrichtsausfälle und hohe Belastungen in den Lehrkollegien. Im Vergleich zum vergangenen Herbst habe sich die Zahl der Infektionsfälle an den Schulen in Baden-Württemberg verzehnfacht, sagte Brand. Experten gehen davon aus, dass Mitte Februar der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht wird.
Laut Kultusministerium blieben am Mittwoch 1071 Schulklassen coronabedingt zu Hause. Eine Woche zuvor waren es noch 731 Klassen. Infiziert sind derzeit 2589 Lehrkräfte (1,88 Prozent). 1661 weitere Lehrerinnen und Lehrer, das sind 1,21 Prozent aller Lehrkräfte, befinden sich aktuell in Quarantäne (Stand Mittwoch). Darüber hinaus wurden 35 444 Schülerinnen und Schüler positiv auf Corona getestet. Das sind etwa 2,42 Prozent. 38 502 weitere Schülerinnen und Schüler (2,62 Prozent) befinden sich in Quarantäne. Die Belastung der Lehrkräfte sei hoch, sagte der VBE-Chef: «Die Nerven liegen blank.»
Sonderregeln für Schulabschlussprüfungen - Distanzunterricht möglich
Schon zum dritten Mal stehen in diesem Frühjahr Abi-Prüfungen unter Corona-Bedingungen an. Das Schulministerium gestattet auch dem Abschluss-Jahrgang 2022 Erleichterungen. Und was ist den Schulen sonst erlaubt in der Pandemie? Dazu gibt es nun Klarstellungen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Auch in diesem Jahr wird es an den nordrhein-westfälischen Schulen wegen der Corona-Pandemie Erleichterungen für die bevorstehenden Abschlussprüfungen geben. Das gab NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf bekannt.
Gleichzeitig stellte sie einen Handlungsrahmen vor, wie Schulen auf drastische Personalengpässe infolge der pandemischen Entwicklung reagieren könnten. In besonderen Ausnahmefällen sei es, nach Ausschöpfen aller weiteren Möglichkeiten, auch zulässig, für einzelne Jahrgangsstufen und Lerngruppen vorübergehend Distanzunterricht anzubieten, erklärte sie. Oberstes Ziel der Landesregierung bleibe es aber, den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten und notwendige Einschränkungen schnellstmöglich wieder aufzuheben, betonte die Ministerin.
«Es wird keinen flächendeckenden Distanzunterricht, so wie im vergangenen Jahr, mehr geben», versicherte Gebauer. «Die Folgen dieses Distanzunterrichts über mehrere Wochen spüren wir bei den Schülerinnen und Schülern sehr deutlich.» Da mit allen Schutzvorkehrungen sichergestellt werde, dass über 90 Prozent aller Schüler in NRW am Unterricht teilnehmen könnten, wäre ein flächendeckender Distanzunterricht auch nicht verhältnismäßig, stellte Schulstaatssekretär Mathias Richter fest. Hinzu komme: «Die Schulen wollen es nicht.»
Im Notfall seien aber eine ganze Reihe von Maßnahmen zulässig. Über einen vorübergehenden Distanzunterricht für einzelne Klassen und Lerngruppen entscheide die Schule vor Ort. Die Schulkonferenz sei dabei einzubinden. Der Schulaufsicht müsse die Entscheidung aber nur angezeigt, sie müsse nicht dort genehmigt werden. In der Schuleingangsphase, in den Abschlussklassen und für Schüler vor wichtigen Qualifikationen oder Übergängen sei aber Präsenzunterricht sicherzustellen.
Auch die Zahl der schriftlichen Leistungsüberprüfungen könne vorübergehend vermindert werden - in einzelnen Fächern auch die Zahl der Wochenstunden. Letzteres gelte jedoch nicht für prüfungsrelevante Fächer zentraler Prüfungsverfahren. Falls die Lehrkräfte-Ausstattung das zulasse, seien Kürzungen ansonsten möglichst gleichmäßig auf die Fächer zu verteilen, sagte Gebauer.
Die Schüler seien weiterhin verpflichtet, an den wöchentlichen Corona-Tests teilzunehmen beziehungsweise negative Bürgertests vorzulegen und Maske im Unterricht zu tragen, bekräftigte Gebauer. Eine Impfpflicht werde aber nicht Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht.
Trotz der hohen Neuinfektionsraten nehme die Landesregierung keineswegs eine Durchseuchung der Grundschulen in Kauf, betonte Gebauer. Gerade Grundschulen seien mit zwei PCR-Tests pro Woche so gut überwacht wie keine andere gesellschaftliche Gruppe.
Für die bevorstehenden zentralen Abschlussprüfungen der Klasse 10 und der angehenden Abiturienten werde es auch in diesem Jahr wieder eine erweiterte Aufgabenauswahl geben, kündigte die Ministerin an. Dadurch werde die Auswahl an Themen erhöht, die zum erteilten Unterricht passten.
Für die Abiturienten sei zudem erneut eine besondere Prüfungsvorbereitungszeit vorgesehen: Vom 1. bis zum 7. April 2022 werde für sie Unterricht nur noch zur Vorbereitung auf die Prüfungen in den Abiturfächern erteilt. Diese Maßnahme sei im vergangenen Jahr von den Schülern sehr begrüßt worden, sagte die Ministerin.
Für die zentralen Prüfungen der Klasse 10 würden, ebenso wie schon im vorherigen Jahr, fachliche Vorgaben konkretisiert und bestimmte Inhalte der Kernlehrpläne von der Prüfung ausgenommen. Der Stoff werde auf die Unterrichtszeit nach der Prüfung verschoben, erläuterte die Ministerin. Dadurch würden die Prüflinge entlastet, ohne bundesweite Bildungsstandards einzuschränken. «Wer am Ende dieses Schuljahres eine zentrale Abschlussprüfung ablegt, der wird hier bei uns in Nordrhein-Westfalen auch einen vollwertigen Abschluss erhalten», versicherte die Ministerin.
01.02.2022
Schulbehörde schnürt Förderpaket gegen Corona-Folgen
Die Folgen von Corona auf Schülerinnen und Schüler sind vielfältig. Nach den Schulschließungen werden Lernrückstände und psychische Probleme sichtbar. Der Bund gibt viele Millionen, um etwas dagegen zu tun. Hamburgs Schulbehörde legt einen Plan vor.
Hamburg (dpa/lno) - Mit einem Förderpaket im Umfang von 34 Millionen Euro will Hamburg gegen Lernrückstände und psychische Probleme bei Schülern durch coronabedingte Schulschließungen vorgehen. Mit rund 26 Millionen Euro würden zusätzliche Förderkurse am Nachmittag und Lernangebote in den Ferien finanziert, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag. Weitere acht Millionen Euro würden für zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler mit sozialen und psychischen Problemen bereitgestellt.
«Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass die Schulschließungen deutliche Spuren in der Bildung sowie der seelischen und sozialen Entwicklung vieler Schülerinnen und Schüler hinterlassen haben», sagte der Senator. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen sei deshalb, «dass die Schulen jetzt offen bleiben».
Es handele sich um einen Ausbau schon bestehender Maßnahmen, sagte Rabe, für die die Stadt bereits eine viel höhere Summe ausgebe. Mit den zusätzlichen 34 Millionen Euro solle das Angebot erweitert werden. 32 Millionen Euro stammen nach seinen Angaben vom Bund, 2 Millionen lege Hamburg zusätzlich «oben drauf».
Für alle Schülerinnen und Schüler sollen in den Ferien zusätzliche kostenlose Lernkurse mit kleinen Lerngruppen von rund acht Schülern pro Kurs angeboten werden. Auch die speziellen Förderkurse für Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse, in der über den Besuch der weiterführenden Schule entschieden wird, sollen ausgebaut werden. Ebenso die allgemeine Lernförderung am Nachmittag, die für Schüler, die eine ungenügende Leistung in Fächern wie Deutsch oder Mathe erbracht haben, verpflichtend ist. Sie soll nun auch allen anderen Schülern offenstehen. Zudem würden Lernfördermaßnahmen für die berufsbildenden Schulen gebündelt.
Um die psychosozialen Probleme der Kinder und Jugendlichen aufzufangen, sollen 20 zusätzliche Psychologen befristet eingestellt werden. An den Gymnasien würden die Beratungslehrer in den kommenden eineinhalb Jahren pro Woche mit zwei Unterrichtsstunden entlastet, damit sie sich stärker psychisch belasteten Schülern widmen können. Auch soll es mehr Schulbegleitungen und zwei zusätzliche temporäre Lerngruppen für besonders belastete Kinder und Jugendliche geben.
Alles, was zusätzlich an Förderung angeboten werde, sei «freiwillig in der Teilnahme und es findet kostenlos statt für die Schülerinnen und Schüler», sagte Rabe.
Die Opposition in der Bürgerschaft forderte Nachbesserungen. So komme die spezielle Förderung in der vierten Klasse zu spät, da es häufig nicht mehr möglich sei, Lernrückstände aufzuholen, sagte die Bildungsexpertin der CDU, Birgit Stöver. «Die CDU-Fraktion appelliert daher an den rot-grünen Senat, das Corona-Förderprogramm "Anschluss - das Hamburger Mentorenprogramm" der Grundschulen auch für die Drittklässler anzubieten.»
Für Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken, greift das Programm zeitlich und inhaltlich zu kurz. «Erst wenn der Bund Geld bereitstellt, gibt Hamburg es auch aus», sagte sie. Rabe müsse dafür sorgen, dass die Förderung auch im Anschluss an die Finanzierung des Bundes sichergestellt sei. Hinzu kämen inhaltliche Mängel: «Offenbar hat der Schulsenator von der notwendigen inklusiven Ausrichtung der Lernförderung und einer systematischen Stärkung der Angebote für die geistige Gesundheit noch nichts gehört.»
Für den schulpolitischen Sprecher der AfD, Alexander Wolf, zeigt sich durch die Probleme der Schüler nun «das ganze Dilemma der Corona-Einschränkungen an den Schulen». Seine Partei habe von Anfang an davor gewarnt. «Viele Probleme sind durch die nachhaltigen Einschränkungen entstanden und somit hausgemacht.»
Mecklenburg-Vorpommern will auch nach den Ferien Schulen offen halten
Auch durch Mecklenburg-Vorpommern rollt die Omikron-Welle. Für die Schulen im Land gibt es aber eine Verschnaufpause: Am Samstag beginnen die Winterferien. Danach soll der Präsenzunterricht wieder aufgenommen werden.
Schwerin (dpa/mv) - Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) will auch in der Zeit nach den Winterferien in Mecklenburg-Vorpommern den regulären Schulbetrieb so weit wie möglich fortführen. «Unser gemeinsames Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler so viel Präsenzunterricht wie möglich erhalten, solange der Gesundheitsschutz für alle gewährleistet werden kann», erklärte Oldenburg am Dienstag in Schwerin.
Seit Jahresbeginn hatte sich das Coronavirus vor allem auch unter Kindern und Jugendlichen im Land rasant ausgebreitet. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) gab die Sieben-Tage-Inzidenz für Schüler mit etwa 3000 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner und Woche an. Damit war der Wert fast drei Mal so hoch wie im Durchschnitt über alle Altersgruppen.
Nach Angaben Oldenburgs wurden die Schulen im Land mit einem Schreiben über die Organisation des Schulbetriebs nach den am Samstag beginnenden zweiwöchigen Ferien informiert. Demnach wird das sogenannte Drei-Phasen-Modell zunächst bis zum 31. März fortgeführt.
Es ermöglicht den Schulleitungen, die Unterrichtsgestaltung lokal an die jeweilige Infektionslage unter Lehrern und Schülern anzupassen. Laut Ministerium werden Schüler und Eltern vor dem Start des zweiten Halbjahres über die Schulportale informiert, in welcher Phase an ihrer Schule unterrichtet wird. Zum Schulstart am 21. Februar werde es Corona-Tests geben.
Oldenburg betonte, dass es nach den Winterferien darum gehe, Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen und die oberen Klassen gut auf die Prüfungen vorzubereiten. Die Ministerin hatte in Absprache mit Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden festgelegt, dass Abschlussklassen auch bei sehr hohen Infektionszahlen an den Schulen in Präsenz unterricht werden.
Dem Schreiben zufolge sind Eltern erneut dazu angehalten, zum Schulstart eine Erklärung über das Reiseverhalten zu unterzeichnen. Darin solle bestätigt werden, dass sich ihr Kind in den vergangenen zehn Tagen nicht in einem Hochrisikogebiet oder Virusvariantengebiet aufgehalten hat. Wer eine solche Erklärung nicht vorweisen kann, darf nicht am Unterricht teilnehmen. Laut Oldenburg wird vom 20. Februar an wieder eine Telefon-Hotline (0385 588 7174) geschaltet.
31.01.2022
Umfrage: Schulleitungen berichten von mehr Krankheitsausfällen
Berlin (dpa) - Fast alle Schulleitungen in Deutschland berichten von zusätzlichen Belastungen der Lehrkräfte durch die Corona-Pandemie - und viele sind der Ansicht, dass krankheitsbedingte Ausfälle des Personals an Schulen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. In einer am Montag vorgelegten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Bildungsgewerkschaft VBE gaben 97 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter an, dass sich ihrer Ansicht nach in der Zeit der Corona-Pandemie die Anforderungen an das Kollegium nochmals gesteigert hätten.
Mehr Schulleitungen als noch bei der letzten Befragung 2019 waren außerdem der Ansicht, dass längere Krankheitsausfälle bei Lehrkräften zugenommen haben. 50 Prozent hatten demnach den Eindruck, die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die langfristig wegen psychischer oder physischer Erkrankungen ausgefallen sind, habe in den vergangenen Jahren zugenommen. 2019 waren 36 Prozent der Meinung, Ausfälle wegen physischer Erkrankungen hätten zugenommen und 37 Prozent sahen eine Zunahme bei Ausfällen wegen psychischer Erkrankungen.
Von 84 auf 89 Prozent gestiegen ist auch der Anteil der Schulleiterinnen und Schulleiter, die für «fast alle» oder «die meisten» Lehrkräfte Mehrbelastungen durch «neue Herausforderungen und Anforderungen im Schulalltag, z. B. durch Inklusion, Integration oder andere Entwicklungen» sahen.
«Die anhaltende Überlastung bereits vor Corona und der enorme Mehraufwand in der Pandemie machen die Lehrkräfte zunehmend krank», sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. «Wenn nicht schleunigst ein Umdenken stattfindet, die Schulen bedarfsgerecht finanziert werden und der Lehrkräftemangel angegangen wird, wird das "Kartenhaus Schule" über kurz oder lang zusammenbrechen.»
Kultusminister Lorz setzt weiter auf Präsenzunterricht
Die Omikron-Welle hat längst die Schulen erfasst - mit steigenden Corona-Infektionszahlen. Kultusminister Lorz setzt weiter auf gemeinsames Lernen - und sieht gute Gründe dafür.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Kultusminister Alexander Lorz (CDU) will hessischen Schülern weiter den Präsenzunterricht in ihren Klassen ermöglichen. Es gebe in Hessen zwar insgesamt stark steigende Corona-Zahlen und an dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung nähmen natürlich auch die Schulen teil, sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. Die Schulen seien in der Regel aber nicht die Orte, wo Infektionen entstehen, sondern die Orte, wo diese festgestellt werden. Er halte daher an der Präsenz im Unterricht in den Schulen fest.
Lorz verwies auf das engmaschige Testen an den Schulen, damit gebe es quasi keine Dunkelziffer. «Die Schulen sind das größte Testzentrum dieser Republik», sagte der Minister. Über Kinder und Jugendliche gebe es den besten Überblick was Infektionen angeht. «Die Infektionen, die wir in der Schule feststellen, sind im überwiegenden Teil im privaten Umfeld erfolgt.»
Schulen seien von allen öffentlichen Orten in der Corona-Pandemie mit am besten abgesichert, erklärte Lorz. «Das ist auch der Grund, warum ich mit gutem Gewissen Kinder und Jugendliche weiter in die Schule schicken kann.»
In Hessen gebe es zwar seit April 2021 die Möglichkeit, dass Eltern ihre Kinder vom Präsenzunterricht abmelden können, sagte der Minister. Das hänge mit der Corona-Testpflicht in den Schulen zusammen. Wenn Eltern diese ablehnen, müssten die Schülerinnen und Schüler am Schultor abgewiesen werden. Um den Kinder das zu ersparen, gebe es die Möglichkeit der Abmeldung vom Unterricht.
«Das macht mich nicht glücklich, weil die Kinder später dann wieder an das Lernen in der Klasse herangeführt werden müssen», sagte der Kultusminister. Die Abmeldequote sei mit landesweit rund 0,3 Prozent aber sehr niedrig. «Ich möchte natürlich, dass die Schüler alle in den Präsenzunterricht gehen, weil ich weiß, wie wichtig der soziale Kontakt mit anderen Kindern ist.»
Es gebe derzeit eine geschlossene Schule in Hessen, teilte der Kultusminister mit. Das sei eine kleine Schule mit nur wenigen Klassen in Nordhessen. Ansonsten seien etwa 100 von den insgesamt mehr als 30 000 Klassen und Lerngruppen wegen hoher Corona-Infektionszahlen im Distanzunterricht.
Von Einschränkungen seien derzeit vor allem die Schulamtsbezirke im Rhein-Main-Gebiet betroffen, sagte Lorz. Überall dort, wo es generell hohe Corona-Inzidenzen gebe, sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch in den Schulen mehr Kinder und Jugendliche morgens vor dem Unterricht positiv getestet werden. Aber dies könne eben auch an anderen Orten geschehen. «Natürlich wird es in den nächsten Wochen weiter lokal, regional und temporär zu Einschränkungen des Unterrichtsbetriebs kommen, wenn die Infektionszahlen noch weiter steigen.»
Rund 3,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler (25 000) sind derzeit wegen einer eigenen Corona-Infektion oder als enge Kontaktperson zu einem Infizierten in Quarantäne, bei den Lehrkräften beträgt dieser Wert 2,2 Prozent (1300). «Die Situation ist schwierig, sie ist nicht schön, aber sie ist im Moment jedenfalls noch gut beherrschbar», sagte Lorz.
Eine Ausweitung der Testpflicht würde nach Einschätzung des Ministers keinen zusätzlichen Schutz bieten. Derzeit werden die Kinder und Jugendlichen dreimal pro Woche in der Schule getestet. Bei einem Infektionsgeschehen wird zur täglichen Testung übergegangen. Die Gesundheitsexperten sagten, dass ein noch häufigeres Testen keinen Sinn mache, erklärte Lorz.
30.01.2022
Schulschwänzen in Corona-Zeiten - Hunderte Bußgeldverfahren anhängig
Ansbach/Rosenheim (dpa/lby) - Ob aus Angst vor Corona oder wegen der Ablehnung des deutschen Staates durch die Eltern: Hunderte Schülerinnen und Schüler haben bayernweit seit Beginn der Corona-Pandemie vor fast zwei Jahren die Schule geschwänzt. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehr als 45 Landkreisen und kreisfreien Städten im Freistaat. In vielen Fällen ergingen vor allem im aktuellen Schuljahr Bußgeldbescheide - zusammengerechnet waren es seit März 2020 allein bei den befragten Behörden weit mehr als 120 000 Euro.
Etliche Verfahren sind den Angaben zufolge noch offen, weil Betroffene etwa Einspruch einlegten, die Zahlung verweigerten oder nicht auf behördliche Schreiben reagierten. Zu einem Mittel griffen die Ämter auf Weisung des Kultusministeriums aber bisher wohl so gut wie nie: ein Kind unter Zwang oder per Polizei zur Schule zu bringen - denn zu den verpflichtenden Corona-Tests und der Maske dürfen die Schüler nicht gezwungen werden.
Wie viele Bußgeldverfahren wegen coronabedingten Schulschwänzens bisher eingeleitet wurden, wird nicht zentral beim Kultusministerium erfasst. Der Umfrage zufolge dürften es bayernweit Hunderte sein - alleine das Landratsamt Oberallgäu verschickte seit März 2020 Bußgeldbescheide über insgesamt mehr als 15 600 Euro. «Das sind tatsächlich alles Corona-Bußgelder», sagt eine Sprecherin.
29.01.2022
Anker in der Pandemie - Schulsozialarbeit geht persönliche Nöte an
In der Corona-Tristesse brauchen junge Menschen Mutmacher für den Blick nach vorn. Ansprechpartner in den Kommunen wirken dem Gefühl entgegen, in der Pandemie abgehängt zu werden.
Mainz (dpa/lrs) - Die Corona-Pandemie belastet das Alltagsleben von Kindern und Jugendlichen. Ärger, Ängste und die Einschränkung von Kontakten bedrücken viele Schülerinnen und Schüler. Einige Kommunen in Rheinland-Pfalz haben deswegen ihre Schulsozialarbeit verstärkt. In der Landeshauptstadt Mainz etwa werden erstmals auch die Gymnasien einbezogen.
«Die vielen Einschränkungen und die zusätzlichen Belastungen führen einerseits zu Frustration, andererseits zu Ängsten, den Lernstoff nicht bewältigen zu können, abgehängt zu werden, im Berufsleben nicht Fuß fassen zu können», sagt die Kreisjugendpflegerin im Landkreis Kaiserslautern, Petra Brenk. In der kurzen Kinder- und Jugendzeit seien Kontaktbeschränkungen nachteilig für die Entwicklung der Persönlichkeit. Der Verlust sozialer Interaktion gebe vielen Jugendlichen das Gefühl, allein zu sein. Zusätzliche psychische Belastungen könnten sich durch die häusliche Situation ergeben.
Gerade während der Pandemie seien Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter wichtige Anlaufstellen für Jugendliche, aber auch ihre Familien, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Das Land beteiligt sich mit zehn Millionen Euro an der Finanzierung der Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.
Zusätzliche Förderung ermöglicht das Aktionsprogramm des Bundes mit dem Titel «Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche in den Jahren 2021 und 2022». In Rheinland-Pfalz wird dies im Landesprogramm «Chancen@lernen.rlp» abgebildet, mit 8,4 Millionen Euro für sozialpädagogische Angebote. Nach 2,75 Millionen im vergangenen Jahr, nehmen die Programme mit einer Förderung von 5,63 Millionen in diesem Jahr nochmal deutlich an Fahrt auf.
Bei der Umsetzung dieser Programme vor Ort geht es auch um die Stärkung von «Soft Skills» wie Konzentrationsfähigkeit, Motivation oder Selbstwertgefühl. Diese Fähigkeiten, so heißt es in Kaiserslautern, sind wichtig, «um überhaupt richtig lernen zu können».
Wie arbeitet eine Schulsozialarbeiterin? Zunächst gehe es darum, einen geeigneten Raum und Zeit zu finden, antwortet Kreisjugendpflegerin Petra Brenk. «Gerade der Kontakt- und Beziehungsaufbau ist von großer Bedeutung.» Mal ist ein Gespräch in kleinen Gruppen sinnvoll, mal ist ein spielerischer Zugang besser geeignet oder das Reden bei einem Spaziergang. Geht es um ein bestimmtes Anliegen, begleiten die Schulsozialarbeiter den jungen Menschen auch zu einer Fachberatung oder sie vermitteln zwischen Familie und Schule.
Es gehe um eine vertrauensvolle Atmosphäre mit dem Blick auf die individuellen Bedürfnisse, erklärt Ministerin Hubig. Der junge Mensch soll das Gefühl haben, dass da eine Art Anwalt für ihn eintritt. Die Schulsozialarbeit könne aber auch Ansprechpartner für Sorgen und Ängste der Eltern oder für Belange der Schule sein - dabei müssten die anvertrauten Informationen strikt vertraulich behandelt werden.
Schule und Schulsozialarbeit seien in der Corona-Pandemie ein wichtiger Anker für Kinder, Jugendliche und deren Eltern, heißt es bei der Stadt Mainz. Bei Bedarf könnten konkrete Hilfe- und Unterstützungsleistungen organisiert werden. Auch Lehrerinnen und Lehrer könnten kompetente Unterstützung erhalten, etwa in der sozialen Gruppenarbeit, bei Hilfen des Jugendamtes oder im Kinderschutz. In Mainz wird die bisherige Schulsozialarbeit um zehn Vollzeitstellen aufgestockt. Erstmals gibt es Schulsozialarbeit auch an den sechs öffentlichen Gymnasien in der Landeshauptstadt, abgedeckt mit jeweils einer halbe Stelle.
Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die Lage von jungen Menschen aus sogenannten bildungsbenachteiligten Familien, den Übergang von der Grundschule zum Gymnasium und auf die Anbindung der Gymnasien an die Jugendberufsagentur. «Wir wollen damit Kindern und Jugendlichen noch mehr Unterstützung gerade in dieser schwierigen Zeit bieten, damit sie in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden können», erklärte Schuldezernent Eckart Lensch (SPD).
«Gerade in der jetzigen Situation stehen wir als Gesellschaft mehr denn je in der Verantwortung, den Kindern und Jugendlichen zu helfen», sagt der Landrat des Kreises Kaiserslautern, Ralf Leßmeister (CDU). «Hier ist engagierte Schulsozialarbeit unverzichtbar.» Er fordert, dass Bund und Land die Schulsozialarbeit auch künftig stärker fördern sollten, um Kommunen in dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen.
28.01.2022
Mehr Corona-Fälle unter Berlins Schülern - Infektionsquote 5 Prozent
Berlin (dpa/bb) - In Berlin sind aktuell 16 677 Schülerinnen und Schüler nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Die Infektionsquote liegt damit bei 5,0 Prozent. Hinzu kommen 1856 Mitarbeiter, darunter Lehrkräfte. Das heißt, momentan sind 4,6 Prozent der Belegschaft infiziert und deshalb in Isolation. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Statistik der Senatsbildungsverwaltung hervor. Die steigende Tendenz bei den Infektionen setzte sich an den Schulen demnach fort - wie in allen anderen Bereichen auch.
Die Zahl der infizierten Schüler liegt um gut 3000 über der vor einer Woche. Die Zahl der Schulbeschäftigten mit Corona stieg binnen einer Woche um knapp 400.
In 659 von 675 allgemein bildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft steht die Corona-Ampel laut dem geltenden Stufenplan auf grün. 16 sind gelb - dort greift also wegen der Zahl der Infektionen Wechselunterricht oder Unterricht in kleineren Gruppen.
Da an den Schulen relativ engmaschig getestet wird, gilt das von der Statistik vermittelte Bild als vergleichsweise realistisch. Fachleute gehen davon aus, das die Dunkelziffer hier geringer ist als in vielen anderen Bereichen. Die Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, ist in den Altersgruppen der Schüler weit höher als im Durchschnitt der Stadt.
Wegen der Omikron-Welle war die Präsenzpflicht an den Berliner Schulen am Montag aufgehoben worden. Eltern können also selbst entscheiden, ob ihre Kinder in der Schule oder von zu Hause aus lernen. In der kommenden Woche sind erst einmal Ferien.
Vier Prozent der Schüler in einer Woche positiv auf Corona getestet
Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit positivem Corona-Test innerhalb einer Woche hat in Brandenburg deutlich zugenommen - liegt aber insgesamt noch auf niedrigem Niveau. Seit dem Donnerstag der vergangenen Woche bis diesen Donnerstag (27.1.) wurden nach Angaben des Bildungsministeriums 11 897 Schülerinnen und Schüler positiv getestet. Das sind rund 4,0 Prozent und im Vergleich zur Vorwoche fast doppelt so viele Infizierte. Da waren es 6969 Schülerinnen und Schüler mit einem Positivtest (2,34 Prozent).
Unter den Lehrkräften waren es binnen einer Woche 758 positiv Getestete - ein leichter Anstieg im Vergleich zur vergangenen Woche. Da wurden 512 Lehrkräfte positiv auf das Virus getestet. In Brandenburg gibt es rund 298 000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 25 000 Lehrkräfte an 923 Schulen.
Auch die Zahl der Schüler und Lehrkräfte in Quarantäne nahm zu: 24 597 Schülerinnen und Schüler mussten sich im Verlauf der sieben Tage in häusliche Isolation begeben; 15 390 waren es in der Vorwoche. Bei den Lehrkräften in Quarantäne stieg die Zahl auf 1150 - nach 793 in der vergangenen Woche.
27.01.2022
Regierung will Pool-Tests «so lange wie möglich» halten
München (dpa/lby) - Ungeachtet erster Engpässe bei den Laborkapazitäten will Bayern sein System von Pool-Tests auf das Coronavirus bei Grund- und Förderschulkindern «so lange wie möglich» aufrechterhalten. Das sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums auf eine entsprechende Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangenen Tagen hatten einzelne Eltern die Pool-Tests ihrer Kinder als «im Labor nicht auswertbar» ohne Ergebnis zurückerhalten.
Insgesamt ist das Ministerium mit dem Verfahren der Pool-Tests zufrieden. «Bayern ist bei der erfolgreichen Umsetzung von PCR-Pool-Testungen bundesweit an der Spitze», betonte die Sprecherin. In der vergangenen Woche seien die Ergebnisse von mehr als 50 000 PCR-Pool-Tests und mehr als 45 000 Einzel-PCR-Tests mit einer Quote von 95 Prozent vor Unterrichtsbeginn des Folgetages an Schulen und Eltern übermittelt worden.
Die Kapazitäten für PCR-Tests sollen aber weiter gesteigert werden. Bereits in den vergangenen Wochen sei es gelungen, die Zahl der wöchentlichen PCR-Tests von rund 360 000 auf 486 000 zu erhöhen. «Weitere Steigerungen sind zu erwarten», sagte die Sprecherin.
Entlastung solle etwa der Einsatz sogenannter PoC (Point of Care)-PCR-Geräte bringen - etwa in Apotheken oder in von Hilfsorganisationen betriebenen Testzentren. Die Apotheken, halten die bisher angebotene Vergütung von 30 Euro pro Test jedoch nicht für kostendeckend, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf ihrer Internetseite mitteilt. Die Ministeriumssprecherin sagte, man stehe mit den Leistungserbringern und dem Bund «in konstruktivem Austausch».
Für den Fall, dass einzelne Proben in den Laboren nicht ausgewertet werden können, gebe es klare Richtlinien. «Wenn ein Pool positiv ist und die Rückstellproben nicht ausgewertet werden können, bleiben die Schülerinnen und Schüler am nächsten Tag zuhause und können beispielsweise in den lokalen Testzentren einen kostenfreien PCR-Test durchführen lassen», erklärte die Ministeriumssprecherin. «Für den Fall, dass ein Pool nicht ausgewertet werden kann, erfolgt am nächsten Tag ein Antigen-Selbsttest in der Schule.»
Wachsende Unruhe an Schulen wegen hoher Infektionszahlen
In der Schulgemeinschaft wächst die Sorge. Alle würden «wahnsinnig» schreibt eine Twitter-Nutzerin. Die Vertretung der Schülerinnen und Schüler stellt sich wieder auf Wechselunterricht ein.
Mainz (dpa/lrs) - Die Corona-Infektionen bei Schülern in Rheinland-Pfalz haben sich in diesem Monat mehr als vervierfacht. «Die Omikron-Variante wirbelt unsere Bildungslandschaft durcheinander», sagt Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). In der Schulgemeinschaft wachsen Besorgnis und Unruhe.
Das zeigt sich etwa im Internet-Dienst Twitter in vielen kritischen Reaktionen auf die Erklärung des Bildungsministeriums zu den neuen Regeln beim Umgang mit einer Infektion. «Nicht einmal 14 Tage hat der 14. (!) Hygieneplan Bestand», schrieb eine Twitter-Nutzerin. «Als ob nicht ohnehin an Schulen alle wahnsinnig würden.»
Die Zahl infizierter Schülerinnen und Schüler stieg seit dem Ende der Weihnachtsferien Anfang Januar bis Mittwoch um 367 Prozent auf 12 123. Das entspricht einem Anteil von 2,3 Prozent aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von der Grundschule bis zur Berufsbildenden Schule. Die Zahl der infizierten Lehrkräfte stieg im gleichen Zeitraum um 244 Prozent auf 664. Das sind etwa 1,6 Prozent aller Lehrerinnen und Lehrer.
Für die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler (LSV) begrüßte Colin Haubrich, dass die Zahl der wöchentlichen Tests von zwei auf drei erhöht wurde. Diese sollten aber für alle verpflichtend sein - ein Teil der Geimpften mache von der Möglichkeit freiwilliger Testungen Gebrauch, andere aber nicht und man könne diesen auch keinen Vorwurf machen. Auch, dass jetzt nur noch Infizierte zuhause bleiben sollen, sieht Haubrich kritisch - damit erhöhe sich das Infektionsrisiko. «Wenn die Zahlen so krass steigen, müssen wir uns darauf vorbereiten, dass es wieder Wechselunterricht und Home Schooling geben wird.»
«Immer mehr Klassen bleiben zuhause, da zu viele sich angesteckt haben», sagt Landeselternsprecher Reiner Schladweiler. Er kritisiert, dass das Ministerium weiter an der Präsenzpflicht festhalte. «Ich kenne inzwischen viele Schulen, die teilweise ganze Klassen zuhause lassen und bereits über Fernunterrichtssysteme den Unterricht nach Hause verlagern.» Leider gebe es noch keine spürbare Verbesserungen beim Online-Unterricht seit dem Lockdown von 2021.
Der Lehrerverband VBE tritt dafür ein, die Schulen als «kritische Infrastruktur» so lange wie möglich offen zu halten. Der stellvertretende Landesvorsitzende Lars Lamowski wirft dem Bildungsministerium vor, in der Pandemie immer nur zu reagieren und nicht aktiv zu steuern. «Anstatt einer präventiven Politik mit Fokus auf den Gesundheitsschutz riskiert man hohe Infektionszahlen in den Schulen.»
«Wir wollen möglichst viel Präsenz ermöglichen», bekräftigt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) mit Blick auf die Nachteile des Online-Unterrichts nicht nur bei der Vermittlung des Bildungsstoffs, sondern auch für das soziale Miteinander in der Schulgemeinschaft. «Unsere Schulen sind durch das regelmäßige Testen, den Schutz der Masken und die konsequente Einhaltung der Hygiene-Vorschriften sehr sichere Orte», erklärt Hubig, die dazu regelmäßig mit Experten der Universitätsmedizin Mainz im Austausch ist. «Sie haben ein hohes Schutzniveau.» Aber natürlich gebe es entsprechend der allgemeinen Entwicklung der Pandemie auch mehr Infektionen an den Schulen.
Schulfahrten-Verbot trifft Jugendherbergen im Nordwesten
Mehrtägige Klassenfahrten bleiben in Niedersachsen noch bis Ostern untersagt. Das trifft vor allem die Jugendherbergen im Nordwesten, denn viele Schulfahrten waren für März bereits gebucht. Nun wendet sich ein Herbergsverband mit einem Appell an die Landesregierung.
Bremen/Oldenburg (dpa/ln) - Leere Betten und verwaiste Gästezimmer: Die längere Streichung von Schulfahrten wegen der Corona-Pandemie trifft die Jugendherbergen in Niedersachsen. Viele Schulen hatten vor allem für März Klassenfahrten gebucht und das sogar in einem «deutlich stärkeren Maß» als noch vor der Pandemie, wie der Landesverband Unterweser-Ems des Deutschen Jugendherbergswerks auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Nach einer entsprechenden Verfügung der Landesregierung, die das Verbot von mehrtägigen Klassenfahrten von Januar bis zu den Osterferien im April verlängerte, mussten diese Reisen nun storniert werden. Nach Angaben des Verbandes fallen so rund 20 000 Übernachtungen weg.
Aus Sicht der Jugendherbergen ist ein generelles Verbot unnötig, da die Häuser ihre Stornierungskonditionen bereits auf die Pandemie-Lage angepasst hätten. Demnach konnten Schulen flexibel auf ein Infektionsgeschehen reagieren und Klassenfahrten coronabedingt bis zum Tag der Anreise kostenfrei stornieren. «Wir haben daher kein Verständnis für die langfristige Untersagung der Schulfahrten bis Ostern», sagte Geschäftsführer Thorsten Richter.
Die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften stehe ohne Zweifel an erster Stelle, sagte Richter. Daher habe er Verständnis, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine Klassenfahrten geben könne. Richter mahnte aber auch, Schulfahrten als Orte für außerschulisches Lernen und der Kompetenzentwicklung jungen Menschen nicht unnötig lang vorzuenthalten. «Wir hören von Lehrern, Eltern und Schülern, wie wichtig nach zwei Jahren Corona-Pandemie gemeinsame Fahrten für das soziale Gefüge einer Klasse sind», sagte Richter.
Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen durch die Omikron-Variante des Coronavirus hatte das Kultusministerium verfügt, den Zeitraum für das Verbot mehrtägiger Schulfahrten zu verlängern. Demnach umfasst das Verbot nun nicht mehr nur Fahrten bis zum 31. Januar sondern bis zum Anfang der Osterferien am 4. April. Eintägige Schulausflüge seien dagegen weiter möglich, wenn nach Abwägung der Schule der pädagogische Nutzen das Risiko durch das aktuelle Infektionsgeschehen überwiege, teilte das Ministerium mit.
Von der Stornierungswelle sind nach Angaben des Verbandes nahezu alle 27 Jugendherbergen im Nordwesten Niedersachsen betroffen. Da Schulfahrten eher langfristig gebucht würden, gebe es kaum Hoffnung auf Ersatzbuchungen etwa aus anderen Bundesländern. Auch die übrigen Jugendherbergs-Landesverbände Hannover (23 Herbergen) und Nordmark (4 Herbergen) in Niedersachsen seien von dem Verbot betroffen, hieß es.
Mit Ungewissheit blicken die Herbergen daher auf das Jahr 2022. Zwar seien die Vorausbuchungen gut, die Pandemie habe zuletzt aber gezeigt, wie schnell sich Entwicklungen wieder ändern könnten. «Wir appellieren dringend an die Landesregierung, keine weiteren langfristigen Verbote auszusprechen, Klassenfahrten so früh wie möglich wieder zu erlauben und damit den sozialen Stellenwert von Schulfahrten zu unterstreichen», sagte Thorsten Richter.
26.01.2022
Neue Testverfahren für Grundschulen - Kritik, Frust, Verunsicherung
Praktisch über Nacht sind die ohnehin aufwändigen Testverfahren für die Grundschulen in NRW geändert worden. Schulen, Eltern, Lehrergewerkschaften und politische Opposition sind allesamt verärgert.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die kurzfristigen Änderungen beim Corona-Testverfahren für Grundschüler in NRW haben Verwirrung, Frust und viel Kritik ausgelöst. Die neuen detailreichen Test-Regelungen gelten seit Mittwoch für die Primarstufe, waren als «Strategie 2.0» aber erst am späten Dienstagabend bekanntgemacht worden.
Neu ist im Kern, dass bei Grundschülern nach einem positiven Pool-Ergebnis der Klasse bei den Lolli-PCR-Tests nur noch mit einzelnen Schnelltests nachgetestet wird. Bisher hatten Schüler zusätzlich noch einzelne PCR-Rückstellproben abgegeben, die bei einem positiven Pool-Ergebnis rasch in einem zweiten Schritt in den Laboren überprüft worden waren, um infizierte Kinder zu identifizieren.
Das entfällt nun - laut Schulministerium wegen der sprunghaft angestiegenen Infektionszahlen, der starken Labor-Belastungen und der von Bund und Ländern beschlossenen Konzentration von PCR-Testungen auf bestimmte Gruppen (Priorisierung). PCR-Tests gelten als besonders genau.
Aus Lehrer- und Elternverbänden sowie der Opposition kam scharfe Kritik. Der SPD-Oppositionsführer im Landtag, Thomas Kutschaty, warf Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) ein «Kommunikationschaos» vor. Die Bund-Länder-Pläne zur Priorisierung bei den PCR-Tests seien bereits am Montag bekannt gewesen. «An unseren Grundschulen ist das Testregime regelrecht zusammengebrochen», sagte Kutschaty im Landtag. «Kinder konnten nicht zur Schule, Eltern nicht zur Arbeit.» Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul monierte, die NRW-Regierung lasse «klare Kommunikation und gutes Krisenmanagement» vermissen.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) verteidigte die kurzfristigen Änderungen. Zum einen seien die Infektionszahlen sprunghaft gestiegen und die Labore an ihre Grenzen gekommen. Zum anderen müsse sich NRW an den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) von Montag halten. Demnach muss bei den als besonders genau geltenden PCR-Tests eine Konzentration auf bestimmte sensible Bereiche wie Krankenhäuser und Pflege erfolgen. Sie hätte sich gewünscht, dass auch Schulen als systemrelevant eingestuft worden wären, sagte Gebauer.
Das bisherige Testsystem habe zu viele Labor-Kapazitäten gebunden, sagte Gebauer. Das hochwertige PCR-Pool-Testverfahren sei für die Grundschüler aber trotzdem teilweise und für die Förderschüler vollständig erhalten geblieben. Außerdem könne durch den Verzicht auf die Rückstellprobe das Ergebnis der Pool-Testung noch am gleichen Abend vorliegen, sagte die FDP-Politikerin in einer Fragestunde im Landtag.
Vorwürfe zur Kommunikation wies die Ministerin auch im Landtag zurück. Die Landesregierung habe nicht einmal 24 Stunden nach dem Bund-Länder-Beschluss gehandelt. «Die Pandemie verlangt oft Entscheidungen in Echtzeit», sagte Gebauer. Ihr sei bewusst, dass der Zeitraum sehr kurz gewesen sei. Aber die Landesregierung habe auch nicht vor dem Bund-Länder-Beschluss das Testsystem ändern können, sagte Gebauer zur Kritik der Opposition, nicht schon früher gehandelt zu haben, obwohl sie schon vergangene Woche von drohenden Engpässen gewusst habe. Erst am vergangenen Montag habe es zudem von allen Laboren die gemeinsame Anzeige gegeben, dass sie die Einzel-PCR-Tests nicht mehr schafften.
Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp nahm seine Parteikollegin in Schutz. Das Testsystem sei nicht zusammengebrochen, sondern Gebauer habe eine Lösung vorgelegt. Die SPD habe dagegen permanent PCR-Pool-Tests nicht nur für Schulen, sondern auch für alle Kitas gefordert. «Wir hätten einen Zusammenbruch der Laborkapazitäten bekommen, wenn wir (...) Ihrem völlig absurden Vorschlag gefolgt wären», sagte Stamp im Landtag.
Die angepasste Testregelung sieht vor: Schüler eines positiv getesteten Klassen-Pools dürfen nur am Unterricht teilnehmen, wenn sie vorher noch ein negatives Schnelltestergebnis oder ein «anderweitig eingeholtes» negatives PCR-Testergebnis vorweisen können. Oder wenn sie zum Unterrichtsbeginn einen Schnelltest mit negativem Ergebnis in der Schule durchführen.
Sobald sich ein Corona-Schnelltest als positiv erweise, müsse sich der Schüler umgehend in häusliche Isolation begeben. Es muss dann eine Kontrolltestung «außerhalb des Schulsystems durch eine Teststelle mindestens als Corona-Schnelltest» erfolgen. Fällt auch dieser Schnelltest positiv aus, gilt der Schüler als infiziert und kann sich erst nach sieben Tagen an einer offiziellen Teststelle oder über einen PCR-Test freitesten. An Förderschulen bleibt das bestehende PCR-Testsystem erhalten.
Grundschulen in Düsseldorf und Wuppertal machten am Mittwoch mit weißen Fahnen und Tüchern, die sie aus den Fenstern hängten, auf ihre angespannte Lage aufmerksam. Holger Thrien von der Gewerkschaft GEW forderte unter anderem Fachpersonal für die Corona-Tests vor Unterrichtsbeginn und einen reduzierten Lehrplan.
Die GEW befürchtet, dass es mit dem geänderten Verfahren zu einem erhöhten Ansteckungsrisiko für Schüler und Lehrer kommen kann. Die Landesschülervertretung forderte das Land auf, den Präsenzunterricht sofort auszusetzen. Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Behlau, sagte, die erneute kurzfristige Umstellung habe vielerorts Frust und Ärger hervorgerufen. Schulen wünschten sich endlich wieder Zeit für die Kinder, für Unterricht und schulisches Leben. Der Elternverband LEiS bezeichnete die Teststrategie als «krachend gescheitert».
Der Verband Lehrer NRW verwies auf eine rasche Zunahme auf aktuell 6349 Lehrkräfte, die wegen einer Infektion, Quarantäne oder aus Fürsorgegründen nicht im Präsenzunterricht einsetzbar seien. Flächendeckender Präsenzunterricht sei unter der Wucht der Omikron-Welle nicht aufrecht zu erhalten. Derzeit sind laut Ministerium rund 80 Prozent der Pool-Tests negativ. Diese Schülerinnen und Schüler können am Folgetag wie gewohnt am Unterricht teilnehmen.
Lehrer und Eltern fordern mehr Anstrengungen für Schulen in Pandemie
Der Präsenzunterricht hat sowohl bei den Betroffenen als auch in der Politik aktuell Priorität. Was die Landesregierung dafür tut, lässt jedoch zu wünschen übrig, wie Lehrer, Schüler und Eltern meinen.
Schwerin (dpa/mv) - Aus Sicht von Lehrer-, Schüler- und Elternvertretern muss mehr getan werden, um die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern in der Pandemie zu unterstützen. «Die Rückmeldungen zu Krankenständen, Überlastung durch Mehrarbeit und die nach wie vor fehlende sächliche Ausstattung sind alarmierend», sagte Annett Lindner, Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, am Mittwoch bei einer digitalen Pressekonferenz mit dem Landesschüler- und Landeselternrat.
Die stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates, Paula Szumotalski, berichtete zudem davon, dass Pooltests und Lüfter immer noch nicht in den Schulen angekommen seien. Dies belaste Schülerinnen und Schüler aktuell immer stärker. Es gibt ihr zufolge in den Klassen, aber auch unter den Lehrkräften, immer mehr Corona-Fälle.
Aus Sicht des Vorsitzenden des Landeselternrats, Kay Czerwinski, wurde in den vergangenen zwei Jahren versäumt, die bürokratischen Vorgänge an die Lage anzupassen. Dazu bemerkte Szumotalski: «Die Schulen in MV waren kaum auf den anstehenden Distanzunterricht mit all seinen technischen Problemen vorbereitet. Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass viele Probleme in der Digitalisierung und Kommunikation in unserem Bundesland weiterhin bestehen».
Den Präsenzunterricht wollen die Verbände den Aussagen zufolge trotz der Omikron-Welle beibehalten. Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist das Stufenmodell im Land, das einen Wechsel in den Distanzunterricht je nach der Situation an der einzelnen Schule erlaubt, angemessen. Auch Czerwinski und Szumotalski betonten, dass die Schulen, solange es geht, offen gehalten werden sollten. Beide verwiesen hier insbesondere auf die Nachteile für Schülerinnen und Schüler, die zu Hause nicht die nötige Ausstattung und das Umfeld für den Distanzunterricht haben.
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist die Inzidenz bei den Kindern und Jugendlichen deutlich höher - bei einer sehr geringen Zahl an Krankenhauseinweisungen. Laut dem Bericht des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lagus) für Minderjährige erreichte die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe von 0 bis 17 Jahre am Mittwoch den Wert von 2297. Regional liegen die Inzidenzzahlen jedoch stellenweise deutlich über dem Durchschnitt. Seit Jahresbeginn kamen jedoch nur 19 Kinder und Jugendliche wegen Covid-19 ins Krankenhaus.
Die Impfquote in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler ist dem Lagus zufolge immer noch sehr niedrig. 17,4 Prozent aller Minderjährigen im Nordosten sind demnach mindestens einmal und 16,4 Prozent zweifach geimpft. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einer Auffrischungsimpfung liegt hingegen nur bei 3,7 Prozent.
25.01.2022
Lehrer-Verbandschef kritisiert Aufhebung der Präsenzpflicht
Berlin (dpa/bb) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hält die Aufhebung der Präsenzpflicht an Berliner Schulen für falsch. «Es ist auch ein Eingeständnis der Politik, dass die Schulen anders als zuvor versprochen keine sicheren Orte mehr sind», sagte Meidinger dem Nachrichtenportal «Business Insider» (Dienstag). Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hatte am Montag mitgeteilt, angesichts steigender Corona-Infektionszahlen könnten Eltern ab sofort bis Ende Februar selbst entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht oder zu Hause arbeitet und lernt. Der Präsenzunterricht bleibe aber die «Regelform».
Zuvor hatten die Berliner Amtsärzte angekündigt, direkte Kontaktpersonen von Schülern mit Corona-Infektion nicht mehr in Quarantäne zu schicken. Meidinger sieht deutliche Nachteile im Verzicht auf die Präsenzpflicht: Ein geordneter Unterrichtsbetrieb und eine angemessener Lernfortschritt seien kaum möglich, weil die gleichzeitige Betreuung von Präsenz- und Distanzlernenden durch Lehrkräfte im Grunde nicht umzusetzen sei.
Hinzu komme, dass zum Teil gerade die Kinder zuhause blieben, die die direkte persönliche Unterstützung durch Lehrkräfte besonders brauchten und schon Lernlücken hätten. «Die Lücken werden in diesem Zeitraum eher größer als kleiner werden», sagte Meidinger.
Forderungen nach der Aufhebung der Präsenzpflicht hatte es unter anderem vom Landeselternausschuss, aber auch von den Linken gegeben, die in Berlin zusammen mit SPD und Grünen regieren. Kritik an der Entscheidung des Senats kam dagegen von den Oppositionsparteien. Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid nannte die Aussetzung der Präsenzpflicht am Montag eine «entsetzliche Dummheit».
Studie: Maske mindert Leistung der Schüler wohl nicht
Bochum (dpa/lnw) - Das Tragen einer Maske im Unterricht beeinträchtigt einer kleinen Studie der Universitätskinderklinik Bochum zufolge wohl nicht die Leistungsfähigkeit der Schüler. Das zumindest habe eine Untersuchung mit Kindern an einer Gesamtschule in Gelsenkirchen ergeben, teilte die Uni Bochum am Dienstag mit. «Das Tragen der Maske wirkt sich nicht negativ auf die Leistungs- und Aufnahmefähigkeit der Schüler aus.» Teilgenommen hatten 133 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren aus insgesamt 13 Klassen der Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 in Räumen mit guten Ventilationssystemen und Luftfiltern. Auch die «Westfälische Allgemeine Zeitung» berichtete.
Neben der Zahl einbezogener Schüler war auch der Untersuchungszeitraum vergleichsweise gering: In den ersten beiden Unterrichtsstunden trugen alle beteiligten Kinder einen Mund-Nasen-Schutz – eine FFP-Maske oder eine medizinische Maske. Danach wurden die Gruppen nach Angaben der Hochschule geteilt und zwei weitere Stunden in getrennten Räumen unterrichtet. 65 Kinder trugen eine Maske, 68 Kinder lernten ohne Mund-Nasen-Bedeckung. Es folgte ein computerbasierter Leistungstest in Kleingruppen auf Basis einer standardisierten Messmethode, die das ALA-Institut für Arbeiten Lernen Altern (Bochum) entwickelt hatte.
Ergebnis: In keiner der drei Jahrgangsstufen gab es - bezogen auf das Maske-Tragen - signifikante Abweichungen in den Testergebnissen. Und: «Unbeeinträchtigt von der Maske zeigten sich insbesondere Schülerinnen und Schüler, die viel Sport treiben.» Das Ergebnis könne Eltern aufatmen lassen: «Gut zu wissen, dass die schulische Leistung durch die Maske nicht geschmälert wird. Das ist beruhigend», betonte Thomas Lücke, Direktor der Universitätskinderklinik, laut Mitteilung.
Ein Uni-Sprecher sagte auf dpa-Anfrage, man gehe auch bei 133 Teilnehmern an lediglich einer Schule von einer hohen und generellen Aussagekraft der Untersuchung aus. Sie war kurz zuvor in der Fachzeitschrift «Children» publiziert worden. Seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren gehört das Tragen von Masken auch an Schulen zum Alltag. Vielen Eltern bereite das Sorge, zitierte die Uni Schulleiterin Maike Selter-Beer. Das Resultat der Wissenschaftler zeige nun, dass diese Ängste unbegründet seien.
24.01.2022
Corona-Kurs halten - Wieder Corona-Beratungen von Bund und Ländern
Die befürchtete Omikron-Wand ist da, auf den Intensivstationen wird es wieder enger. Doch manche reden bereits wieder über Lockerungen. Nun beraten die Ministerpräsidenten und Kanzler Scholz über die Lage: Ihr Kurs ist ziemlich klar.
Berlin (dpa) - Im Lichte weiter emporschnellender Corona-Infektionszahlen beraten die Spitzen von Bund und Ländern an diesem Montag über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Dabei deutet sich bereits an, dass sie ihren bisherigen Kurs beibehalten wollen: Keine Verschärfungen der bisherigen Maßnahmen, aber vorerst auch keine Lockerungen. Änderungen dürfte es aber bei den inzwischen raren PCR-Tests geben, die nicht mehr für alle Verdachtsfälle, sondern nur noch für Risikogruppen sowie Krankenhaus- und Pflege-Beschäftigte vorgehalten werden sollen.
Die ansteckende Virusvariante Omikron lässt die Infektionszahlen derzeit rasant steigen. Das Robert Koch-Institut meldete am Montag 63 393 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100 000 Einwohner kletterte auf 840,3. Auch die Zahl der Corona-Intensivpatienten stieg am Sonntag erstmals seit Mitte Dezember wieder: um 28 auf 2426. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet den Höhepunkt mit täglich mehreren Hunderttausend Neuinfizierten für Mitte Februar, wie er im ZDF («Berlin direkt») bekräftigte.
Die wichtigsten Punkte, über die Kanzler Scholz und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten ab dem Mittag reden wollen:
Maßnahmen verschärfen?
Der Expertenrat der Bundesregierung hatte geraten, die bestehenden Maßnahmen beizubehalten, aber vorsorglich weitere Schritte vorzubereiten, falls kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht werden.
In der der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Beschlussvorlage für die Beratungen (Stand Sonntag, 18.00 Uhr) ist von ersterem die Rede, von letzterem nicht: Man sei sich «einig, dass die bisher geltenden Regeln weiterhin Bestand haben». Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, der Nordrhein-Westfale Hendrik Wüst (CDU), sagte bei RTL und ntv: «Die Kernaussage ist jetzt: Keine Lockerungen!» Auch Scholz hatte der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) bereits gesagt: «Wir brauchen keine Kurskorrektur.»
Das Problem ist allerdings, dass Gerichte in einigen Bundesländern bereits bestehende Vorgaben gekippt haben, so zuletzt die 2G-Regel im Einzelhandel im Saarland, in Bayern und in Niedersachsen, die nur doppelt Geimpften und Genesenen Zutritt gewährte.
Maßnahmen lockern?
Manche Politiker von FDP und CSU fordern bereits einen Plan für künftige Lockerungen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der «Welt», er erwarte von der Runde eine kluge Strategie, um sich «Stück für Stück aus der Pandemie herauszubewegen». Und: «Dabei gilt es, Ermüdungseffekte in der Gesellschaft zu erkennen und aufzunehmen.» Der FDP-Landtagsfraktionschef von Nordrhein-Westfalen, Christof Rasche, verlangte dort Lockerungen bei Großveranstaltungen und dass die 2G-Regelung im Einzelhandel und 2G plus in Restaurants abgeschafft wird.
Bundesjustizminister Marco Buschmann aus dem gleichen FDP-Landesverband ist da etwas vorsichtiger: Wenn der Höhepunkt überschritten sei und die Zahlen auch in den Krankenhäusern zurückgingen, müssten die Maßnahmen gelockert werden, sagte er in der ARD («Anne Will»). «Das ist selbstverständlich.» Der eher vorsichtige Gesundheitsminister Lauterbach sieht das ähnlich: «Wenn wir das hinter uns haben, dann kann es bei den Einschränkungen natürlich nicht bleiben. Und dann würde man Schritt für Schritt wieder Öffnungen machen. Das jetzt schon ins Auge zu fassen, ist richtig», erklärte Lauterbach. Wüst wies darauf hin, dass das Prinzip der Verhältnismäßigkeit grundsätzlich immer und bei allen Maßnahmen gelte.
In der Beschlussvorlage heißt es dazu: «Bund und Länder werden Öffnungsperspektiven entwickeln für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann.» Näher ausgeführt wird das nicht. Allerdings ist die Vorlage lediglich eine Diskussionsgrundlage - bis zum Beschluss könnte sich einiges ändern.
PCR-Tests für wen?
Die steigende Zahl Infizierter lässt PCR-Tests knapp werden. Lauterbach hat daher mit Billigung seiner Länderkollegen vorgeschlagen, diese besonders genauen Labor-Tests nur noch eingeschränkt einzusetzen - und so werden es Bund und Länder voraussichtlich beschließen. PCR-Tests sollen auf Risikogruppen konzentriert werden und auf Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln, heißt es in der Vorlage. Genannt werden ältere Menschen und andere Risikogruppen, Beschäftigte in Kliniken, Praxen, Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Lauterbach soll «intensiv an einer Ausweitung der PCR-Testkapazitäten» arbeiten.
In die PCR-Priorisierungsliste wollten auch Lehrerverbände ihren Berufsstand aufgenommen sehen. Dazu sagte aber Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: «Ich kann den Wunsch der Betroffenen verstehen, habe aber meine Zweifel.» Er wies darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler kein überdurchschnittliches Risiko schwerer Krankheitsverläufe haben.
Quarantäne- und Isolationsregeln nochmal ändern?
Für die Allgemeinheit wurden sie bereits geändert. Nun werden auch die bisher noch strengeren Fristen für Klinik- und Pflegepersonal ebenfalls verkürzt: Infiziertes Personal kann sich laut dem Entwurf nach sieben Tagen mit einem zertifizierten Antigen-Schnelltest vorzeitig freitesten, wenn es seit 48 Stunden symptomfrei ist; ansonsten bleibt es bei zehn Tagen. Als Kontaktpersonen können sie ebenfalls nach sieben Tagen mit negativem Test die Quarantäne beenden. Haben sie als Kontaktpersonen eine Booster-Impfung oder sind sonst frisch geimpft oder frisch genesen, entfällt die Quarantäne.
Wie ist das umzusetzen?
Das ist unklar, Details dazu aus einer früheren Version der Vorlage wurden wieder gestrichen. Nach den Beratungen müssen jedenfalls zuerst die geltenden Testvorschriften überarbeitet und dann voraussichtlich noch in den Ländern umgesetzt werden.
Was ist mit der Impfpflicht?
Die geplante allgemeine Pflicht ist in der Beratungsvorlage nur am Rande Thema. Bund und Länder bekräftigen demnach deren Notwendigkeit.
Die Gesundheitsminister hatten zudem gefordert, dass ungeimpften Klinik- oder Pflege-Beschäftigten, die ab März bereits der einrichtungsbezogenen Impfpflicht unterliegen, bevorzugt der neue Impfstoff Novavax angeboten werden soll. Er gilt als eine Art Totimpfstoff und könnte damit nicht den Vorbehalten mancher Impfskeptiker gegen die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna unterliegen. Im Beratungsentwurf wird aber nur darauf hingewiesen, dass er ab Ende Februar zur Verfügung steht.
Und was halten die Bürger davon?
Dass nicht gelockert wird, hält die große Mehrheit für richtig. Nach einer Online-Umfrage des YouGov-Instituts für die dpa finden je etwa ein Drittel die derzeitigen Maßnahmen genau richtig (35 Prozent) oder noch zu lasch (34). Lediglich ein Viertel (24) sind für Lockerungen.
23.01.2022
Diskussion um Öffnungsschritte in der Corona-Pandemie hält an
Lange waren die Inzidenzen die ausschlaggebende Größe in der Corona-Krise. Das soll nun nicht mehr gelten. Manche Wissenschaftler warnen aber weiterhin vor einer Überlastung der Kliniken.
München (dpa/lby) - Steigende Inzidenzen, aber mehr freie Intensivbetten - angesichts der Entwicklungen in der Corona-Pandemie ist auch am Wochenende die Diskussion um weitere Öffnungsschritte fortgesetzt worden. Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner hält bei hohen Infektionszahlen Einschränkungen weiter für notwendig und plädiert für ein Beibehalten der Regelung zu regionalen Lockdowns ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1000. Er halte es für sinnvoll, «dass der 1000er Wert eingehalten wird», sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing der Deutschen Presse-Agentur.
«Ich würde schon sagen, dass wir angesichts extrem steigender Neuinfektionen in diesen Tagen und voraussichtlich auch in den nächsten Wochen weitere Kontaktbeschränkungen benötigen», meinte der Corona-Experte. Es müsste versucht werden, die Infektionszahlen nicht zu extrem werden zu lassen, um die Kliniken nicht zu überlasten. Das gelte auch mehr und mehr für die Normalstationen, die stärker in den Blick genommen werden müssten.
Vor dem Spitzengespräch von Bund und Ländern zur weiteren Corona-Strategie am Montag kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder allerdings noch einmal Lockerungen an. «Bayern wird in der Ministerpräsidentenkonferenz keine Verschärfungen mittragen, sondern die Regeln an einzelnen Stellen anpassen», sagte der CSU-Chef der «Augsburger Allgemeinen». In der Kultur, beim Sport und in der Jugendarbeit werde dann wieder mehr Teilhabe möglich.
Der entscheidende Maßstab sei die Belastung des Gesundheitssystems, sagte Söder. «Und dank der konsequenten Maßnahmen der vergangenen Wochen sowie der milderen Verläufe bei Omikron sind die Zahlen bei den belegten Intensivbetten insgesamt erfreulicherweise gesunken.»
Am Wochenende war die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern weiter nach oben geklettert auf knapp 864 am Sonntag, nachdem der Wert am Freitag laut Robert Koch-Institut bei 755 lag. Der Freistaat lag damit am Wochenende deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der am Sonntag erstmals die Schwelle von 800 überschritt (807).
Trotz dieser hohen Zahlen entspannte sich die Situation in den Kliniken weiter etwas. Laut dem Intensivregister Divi lagen am Sonntag 332 erwachsene Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen in Bayern - dies waren elf weniger als noch am Freitag.
Der Münchner Virologe Oliver Keppler warnte dennoch vor erneut sehr hohen Zahlen von Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Die Wucht der Infektionswelle werde sich dort niederschlagen. «Eine Verharmlosung von Omikron wäre daher fatal, die häufig zu lesende Einordnung als «mild» halte ich für brandgefährlich», sagte der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Auch die Schulen spüren die Entwicklung der Fallzahlen. Laut Kultusministerium fehlen in Bayern immer mehr Schüler wegen Corona-Infektionen oder Quarantäne im Unterricht. Stand Freitag waren es 3,8 Prozent. Das sind mehr als doppelt so viele wie kurz nach den Weihnachtsferien am 11. Januar. Und auch bei Kindergärten, Krippen und Horten sind inzwischen sehr viele Einrichtungen vom Infektionsgeschehen betroffen.
Am Wochenende hatten wieder Tausende Menschen in mehreren Städten Bayerns gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen demonstriert. Zu größeren Protesten kam es beispielsweise am Samstag in Ansbach mit rund 2500 und in Regensburg mit etwa 2300 Teilnehmern. Auch in weiteren Städten wie Augsburg, Ingolstadt, Passau, Straubing und München machten die Gegner der Beschränkungen mobil. In manchen Orten kam es bei den Protesten auch zu Gegendemonstrationen.
22.01.2022
Omikron-Welle auch in Schulen spürbar - aber noch keine Schließung
Omikron zeigt Folgen auch in den Schulklassen. Hunderte von ihnen sind in Quarantäne, zahlreiche Lehrkräfte und Schüler sind infiziert. Alles noch in vergleichsweise geringem Rahmen zwar, aber die Gewerkschaften sind alarmiert.
Stuttgart (dpa/lsw) - Zwei Wochen nach den Ferien ist die Omikron-Welle auch in den Schulen im Südwesten nicht mehr zu übersehen. Nach Angaben des baden-württembergischen Kultusministeriums waren am Freitag 390 Klassen in Quarantäne oder zumindest aus dem Präsenzbetrieb herausgenommen. Eine Woche zuvor waren es noch 27. Außerdem hätten die Schulen derzeit 1031 infizierte Lehrkräfte gemeldet, 716 Lehrerinnen und Lehrer seien in Quarantäne.
Die Zahl der positiv getesteten Schülerinnen und Schüler liegt laut Ministerium bei 16 809, das sind mehr als doppelt so viele wie vor einer Woche. 18 347 waren am Freitag in Quarantäne. Nach wie vor seien aber keine Schulen geschlossen, hieß es.
Das Gesundheitsministerium erklärte, die Fallzahlen ließen nicht auf ein besonders hohes Infektionsrisiko für Kinder und Jugendliche an Schulen schließen. «In Kitas und Schulen finden ohne Zweifel auch Übertragungen statt. Sie sind jedoch auch Einrichtungen, in denen wie kaum an anderen Stellen des öffentlichen Lebens durch regelmäßige Testung das Infektionsgeschehen sehr engmaschig kontrolliert wird», heißt es aus dem Ministerium. Um Ansteckungen aufzudecken, seien Schüler und Schülerinnen nach den Winterferien verstärkt getestet worden.
Auch steigt die Zahl der Infizierten als Folge der Ansteckungen durch die Omikron-Variante landesweit in allen Altersgruppen deutlich. So legte die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg auch am Freitag stark zu und erreichte den Wert von landesweit 734,3 registrierten Infektionen innerhalb von sieben Tagen je 100 000 Einwohner. Das war ein Plus von 67,1 im Vergleich zum Vortag.
Um sich gegen Omikron in Schulen wappnen zu können, fordern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Landesverband für Bildung und Erziehung (VBE) ausreichend Tests und FFP2-Masken für Lehrkräfte sowie für ältere Schüler und Schülerinnen. Für Lehrerinnen und Lehrer verschickt das Kultusministerium im Januar nach eigenen Angaben insgesamt 2,6 Millionen FFP2-Masken.
21.01.2022
Ein Drittel weniger Wiederholer im Corona-Schuljahr 2020/21
Wiesbaden (dpa) - Während der Corona-Pandemie haben deutlich weniger Kinder eine Klassenstufe wiederholt. Laut Statistischem Bundesamt lag das unter anderem an veränderten Versetzungsregelungen. Wie das Amt am Freitag berichtete, wiederholten im Schuljahr 2020/21 an allgemeinbildenden Schulen 93 100 Schülerinnen und Schüler eine Klasse - entweder freiwillig oder weil sie nicht versetzt wurden. Das waren 50 500 weniger als im Schuljahr davor.
Damit sank die Quote der Wiederholer bundesweit von 2,3 Prozent im Schuljahr 2019/20 auf zuletzt 1,4 Prozent. «Aufgrund von Unterrichtsausfällen, Wechsel- und Distanzunterricht wurden in vielen Bundesländern besondere Regeln in Hinblick auf die Versetzung eingeführt. So wurde die Versetzung vielfach nicht mehr an die schulischen Leistungen geknüpft», ordneten die Statistiker ein.
Die Quote ging in allen Bundesländern zurück. Am höchsten war sie, wie in den Vorjahren, in Bayern – 26 500 Schülerinnen und Schüler beziehungsweise 2,8 Prozent besuchten dort im Schuljahr 2020/2021 erneut ihre Klassenstufe. Am niedrigsten war die Quote in Berlin, hier wiederholten nur 2500 Schülerinnen und Schüler die Klassenstufe, weniger als ein Prozent. Die Versetzung wird in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. 58 Prozent der Wiederholer waren männlich.
Bildungsgewerkschaft: Auch Lehrer bei PCR-Tests priorisieren
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gefordert, Lehrer und Erzieher bei einer Priorisierung von Corona-PCR-Tests mit zu berücksichtigen. «Sie haben am Arbeitsplatz nicht nur viel Kontakt, sondern auch sehr viel Kontakt mit ungeimpften Menschen», sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will am Wochenende eine Verordnung zur Priorisierung der Auswertung von PCR-Tests vorlegen. In einem Verordnungsentwurf seines Ministeriums mit Stand von Dienstagnachmittag hieß es, angesichts knapper Kapazitäten und drastisch zunehmender Infektionen sei es notwendig, dass «eine vorrangige Befundung von Probenmaterial von Beschäftigten mit Kontakt zu besonders vulnerablen Personengruppen sichergestellt wird».
Finnern kritisierte: «Es hätte nicht passieren dürfen, dass wir jetzt den Zugang zu den PCR-Tests priorisieren müssen.» Es sei immer gesagt worden, dass Schulen unbedingt geöffnet bleiben sollten. «Da wäre die Vorsorge bei der Verfügbarkeit von Tests ein Baustein gewesen.» Sie ergänzte: «Wenn es eine flächendeckende Versorgung mit PCR-Lollitests für Schulen und Kitas gäbe, stünden wir jetzt ganz anders da.» Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen war zuletzt deutlich gestiegen und hat den höchsten Stand seit Pandemie-Beginn erreicht.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach sich erneut gegen Schulschließungen aus: «Es besteht große Einigkeit, die Schulen offen zu halten», sagte sie der «Passauer Neuen Presse» (Freitag). Dafür müsse alles getan werden, da Schüler in den ersten Pandemie-Wellen stark unter Schulschließungen gelitten hätten. Kinder und Jugendliche sind stark von den jüngsten Infektionen betroffen.
20.01.2022
Elternvertreter werfen Senat Verharmlosung der Lage an Schulen vor
Berlin (dpa/bb) - Berliner Elternvertreter haben den Senat für seine Schulpolitik in der Corona-Pandemie deutlich kritisiert. Die Kommunikation der Bildungsverwaltung zu den aktuellen Infektionszahlen sei darauf ausgelegt, die Situation an den Schulen zu verharmlosen, heißt es in einem offenen Brief von Elternausschussvorsitzenden aus elf Berliner Bezirken an die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (beide SPD), der am Donnerstag öffentlich gemacht wurde.
«Über 6900 gleichzeitig infizierte Schülerinnen und Schüler und fast 800 PCR-positive Pädagoginnen und Pädagogen sowie 207 geschlossene Lerngruppen sind nur der Stand vom 14. Januar», heißt es darin. In Berlin gibt es rund 335 000 Schülerinnen und Schüler und mehr als 30 000 Lehrkräfte. Die große Zahl der Kontaktpersonen in Quarantäne werde gar nicht veröffentlicht, heißt es weiter. Dennoch würden im Berliner Stufenplan 98 Prozent der Schulen als «grün» bewertet. «Das ist für niemanden mehr nachvollziehbar!», kritisierten die Elternvertreter.
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte zur Kritik der Eltern mit: «Wir nehmen die Sorgen der Eltern ernst. Doch mit den regemäßigen Testungen, mit dem Stufenplan und mit Hilfe unbürokratischer Absprachen mit der Schulaufsicht können wir den wichtigen Präsenzunterricht absichern.» In der ersten Woche nach den Winterferien im Februar werde es außerdem wie nach den Weihnachtsferien zunächst wieder tägliche Corona-Tests an den Schulen geben.
Die Elternvertreter forderten in ihrem offenen Brief unter anderem, den Schulen müssten ausreichen Masken für alle Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stehen. «Für diejenigen, die dies wollen, sollten auch passende FFP2-Masken bereitstehen. Deren Anschaffung belastet alle Familien finanziell erheblich.» Außerdem sprachen sich die Elternvertreter generell für tägliche Schnelltests an den Schulen aus. Derzeit sind sie drei Mal pro Woche Standard.
Darüber hinaus sollten die Schulen die Möglichkeit erhalten, unkompliziert flexible Unterrichtsmodelle zu nutzen. Das biete große Chancen, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Schülern, Familien und Lehrkräften aufeinander abzustimmen. Um psychosoziale Probleme aufzufangen, müssten ausreichend Geld und zusätzliches Personal zur Verfügung stehen und therapeutische Angebote in den Schulen geschaffen werden, so die Elternvertreter.
«Regretting Parenthood»: Corona hat Eltern-Kind-Verhältnis gestört
Berlin (dpa) - Lockdown, Homeschooling, Kita- und Schulschließungen: Die Corona-Pandemie hat Familien hart getroffen. Besonders Eltern hatten an den vergangenen zwei Jahren oft schwer zu knabbern, teilweise bereuen sie sogar ihre Elternschaft («regretting parenthood») - das geht aus Zahlen einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom Donnerstag hervor.
Demnach gaben 23 Prozent der befragten Eltern in Deutschland an, dass die Pandemie sie in Bezug auf die Kindererziehung an ihre Grenzen gebracht hat. Väter (25 Prozent) sagten dies häufiger als Mütter (21 Prozent).
Wirklich verschlechtert hat sich das Eltern-Kind-Verhältnis allerdings nur bei sieben Prozent der Befragten. 13 Prozent gaben an, dass sich das Verhältnis seit Corona sogar verbessert habe. Und für den Großteil - 76 Prozent - ist es unverändert.
20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Kinder mehr bekommen wollten, wenn sie sich heute noch einmal entscheiden könnten. 73 Prozent sind nicht dieser Meinung. Jedoch gab etwas mehr als die Hälfte der befragten Eltern (53 Prozent) an, dass sie es nachvollziehen könnten, dass es Frauen gibt, die ihre Mutterschaft auch schon mal bereuen. Väter (56 Prozent) können das der Umfrage zufolge eher nachvollziehen als Mütter (51 Prozent).
19.01.2022
Ministerium: Schulen für neuen Distanzunterricht gut gerüstet
Die steigenden Corona-Fälle mehren auch in Brandenburg die Sorge vor einer Ausweitung des Distanzunterrichts an Schulen. Das Bildungsministerium will jedoch so lange wie möglich Präsenzunterricht gewährleisten.
Potsdam (dpa/bb) – Brandenburgs Bildungsministerium sieht die Schulen für einen möglichen erneuten pandemiebedingten Distanzunterricht gut gerüstet. Nach Überführung der Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts aus der Pilotphase in den Regelbetrieb im August 2021 stehe allen Brandenburger Schulen dieses Lernmanagementsystem kostenlos zur Verfügung. Dazu gehöre auch das Videokonferenzsystem BigBlueButton, teilte das Ministerium auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion mit.
Für eine bessere digitale Ausstattung der Brandenburger Schulen seien 779 Anträge im Rahmen des Digitalpaktes zwischen Bund und Ländern gestellt worden. Die Fördersumme betrage rund 133 Millionen Euro, erklärte das Ministerium weiter. Bis Ende Dezember des vergangenen Jahres seien 561 Anträge mit einer Zuwendungssumme über 97,6 Millionen Euro bewilligt und etwa 9,4 Millionen Euro abgerufen worden.
Von 16,4 Millionen Euro, die die Schulträger für die Anschaffung von rund 22 000 Laptops für Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Digitalpaktes beantragt hatten, sind laut Ministerium bereits 16,2 Millionen Euro ausgezahlt worden. Für Ausbildung und Beschäftigung von IT-Fachkräften an den Schulen wurden den Angaben zufolge bis Ende des vergangenen Jahres 19 Anträge über Zuwendungen von rund 578 000 Euro gestellt. Förderanträge hierfür könnten bei der Investitionsbank des Landes noch bis Ende Februar 2022 eingereicht werden.
Für die Ausstattung der Schulen mit Leihgeräten für Lehrkräfte sind bis Anfang Januar dieses Jahres 143 Anträge von 77 öffentlichen und 66 freien Schulträgern gestellt worden. Das seien 44 Prozent aller Schulträger des Landes Brandenburg, so das Ministerium. Beantragt worden seien insgesamt 7877 Laptops.
Aus dem 23 Millionen Euro umfassenden Landesprogramm zur Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten haben 300 Schulträger Fördergelder von rund 22 Millionen Euro beantragt. Davon seien bis Ende Dezember rund 14,5 Millionen Euro ausgezahlt worden.
Für den Fall, dass mehr Selbsttests an den Schulen notwendig seien, könnten Kräfte eingesetzt werden, die ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten. Bereits jetzt seien mehr als 400 Studenten im Rahmen eines speziellen Programms an den Schulen tätig.
Städtetag NRW fordert Notfallplan für Schulen und Kitas
Düsseldorf (dpa/lnw) - Angesichts der Omikron-Welle hat der Städtetag NRW Notfallpläne für den Betrieb von Schulen und Kindergärten im bevölkerungsreichsten Bundesland gefordert. «Wir sehen eine deutliche Zunahme der Infektionen und Quarantäne bei den Kindern und vor allem auch beim Personal. Deshalb brauchen wir für Schulen und Kitas Notfallpläne, wie wir sie auch für die kritische Infrastruktur haben», sagte der Geschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy, der «Rheinischen Post» (Mittwoch).
Die Eltern, die Schüler, die Beschäftigten und die Träger von Schulen und Kindergärten bräuchten Klarheit, was passiere, wenn immer mehr Personal ausfalle. «Hierzu muss das Land einen Stufenplan für den Notfall liefern», sagte Dedy. «Wir müssen wissen, in welchem Umfang Präsenzunterricht und Betreuung zurückgefahren werden können, wenn der Personalausfall eine kritische Marke erreicht.»
Bei Personalnotstand müsse das Land ermöglichen, verbindliche Vorgaben zu Qualifikation und Personalschlüssel im Kindergartenbereich vorübergehend auszusetzen, forderte er. «Uns fehlt auch immer noch die Möglichkeit, die Arbeitszeit von Teilzeitkräften zu erhöhen, weil das Familienministerium dafür das Alltagshelferprogramm nicht ausgeweitet hat», kritisierte Dedy. Ohne diese Ausweitung werde es vermehrt zu Einschränkungen des Kitabetriebs kommen. Dann seien die Kinder, Eltern und das Erzieherpersonal die Leidtragenden.
Rabe: 99 Prozent WLan an den Schulen - 140 000 Computer
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass Hamburg bei der Digitalisierung der Schulen weit zurückliegt. Die Schulbehörde hat nachgelegt und nun Bilanz gezogen. Das Ergebnis: Tausende neue Tablets, WLan in den Klassenräumen und ein zufriedener Schulsenator.
Hamburg (dpa/lno) - Die mit Ausbruch der Corona-Pandemie massiv verstärkte Digitalisierung an Hamburgs 376 staatlichen Schulen trägt Früchte. «Die digitale Infrastruktur an den Schulen wurde in den vergangenen zweieinhalb Jahren verdreifacht», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag. Das sei eine stolze Leistung, sei das Hamburger Schulsystem doch das mit Abstand «größte Unternehmen» Norddeutschlands mit mehr als 30 000 Beschäftigten, 285 000 Nutzerinnen und Nutzern, mehr als 1000 Standorten und rund 2,7 Millionen Quadratmetern Büro- und Bildungsräumen. «Eine Digitalisierung in einem solch gigantischen Bereich (...) die lässt sich nicht einfach machen, indem man den Lichtschalter anknipst und alles wird hell», sagte Rabe.
Nach Angaben des Senators ist die Zahl der Computer und digitalen Endgeräte an den Schulen seit 2018 von 55 000 auf nunmehr rund 140 000 gestiegen. Insgesamt gebe es rund 75 000 Notebooks und Tablets. Lehrkräften stünden seit diesem Schuljahr zudem erstmals rund 20 500 Dienst-Tablets zur Verfügung. Zusätzlich seien in den rund 12 000 Unterrichtsräumen 11 500 digitale Tafeln installiert worden. WLan gebe es nun in allen Klassenräumen fast aller Schulen, konkret in 153 der 155 weiterführenden und berufsbildenden staatlichen Schulen und 218 der 221 staatlichen Grundschulen und Sonderschulen.
Ein 100-prozentiger Ausbau sei nur deshalb nicht zustande gekommen, weil einige Schulen umgebaut oder saniert würden und vor Abschluss der Bauarbeiten keine WLan-Installation möglich sei. Die Leistungsfähigkeit des WLan betrage an den weiterführenden Schulen ein Gigabit pro Sekunde, an den Grundschulen 500 Megabits pro Sekunde. Von den bis 2023 zur Verfügung stehenden 166 Millionen Euro des Bundes seien inzwischen rund 95 Millionen Euro investiert worden. «Zusammen mit unseren Landesmitteln ist das ein gewaltiges Investitionsprogramm von 200 Millionen Euro», sagte Rabe.
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Birgit Stöver, sprach zwar von erfreulichen Fortschritten. WLan an fast allen Schulen sollte im Jahr 2022 jedoch eine Selbstverständlichkeit sein und nicht als großer Erfolg verkauft werden. Auch der Datenschutz sei weiterhin ein Hemmschuh. «Als CDU-Fraktion erwarten wir, dass sich der Schulsenator mit dem Hamburger Datenschutzbeauftragten und seinen Kollegen aus den Ländern und Bund verständigt und für Rechtssicherheit sorgt, damit auch in Schulen die marktübliche Standard-Software eingesetzt werden kann.» Schule dürfe an der Lebenswirklichkeit nicht vorbeilaufen.
Die Linken-Schulexpertin Sabine Boeddinghaus gestand Rabe zu, dass sich in den beiden Corona-Jahren viel getan habe. Doch der entscheidende Punkt sei, dass immer noch nicht wirklich jede Schülerin und jeder Schüler ein Endgerät besitze, dass wirklich alle Schulen die notwendige Bandbreite und alle Klassenräume WLan hätten, dass alle Lehrkräfte des Digitalen mächtig seien und allen Schülern funktionstüchtige Lernplattformen zur Verfügung stünden. «Diese digitale Schlafmützigkeit von Bund und Ländern sorgt dafür, dass das augenblickliche Omikron-Chaos an den Schulen nicht mit Wechsel- und Distanzunterricht aufgelöst werden kann», sagte Boeddinghaus.
FDP-Landesvize Ria Schröder betonte, «neben Geräten brauchen die Schülerinnen und Schüler aber vor allem gut ausgebildete Lehrkräfte, die digitale Möglichkeiten für die individuelle Förderung nutzen». Der Bund werde im Rahmen eines Digitalpakts 2.0 entsprechende Mittel zur Verfügung stellen. Der AfD-Schulexperte Alexander Wolf nannte die Digitalisierung an Hamburgs Schulen dagegen ungenügend. «Für Senator Rabe kann es da nur eine Bewertung geben: Setzen, Sechs!» Rabe müsse endlich seine Hausaufgaben machen, «ansonsten bleibt das Internet an Schulen weiterhin Neuland».
18.01.2022
Testpflicht für Kinder soll ausgeweitet werden - Impftempo sinkt
Während die Omikron-Variante zu Corona-Rekordwerten in Niedersachsen führt, ändert die Landesregierung ihre Teststrategie für Kinder und Jugendliche. Die Impfkampagne verliert derweil an Schwung.
Hannover (dpa/lni) - In Niedersachsen sollen sich künftig mehr Kinder als bislang regelmäßig auf das Coronavirus testen müssen. Die Landesregierung plant, die Testpflicht an den Schulen zum neuen Halbjahr im Februar auszuweiten. «Eine Ausnahme gäbe es dann nur noch für bereits geboosterte Kinder und Jugendliche», erklärte eine Regierungssprecherin am Dienstag. Bisher sind die Tests für geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler freiwillig.
Für Kindergartenkinder ab drei Jahren soll nach Vorstellung des Kultusministers künftig ebenfalls eine Testpflicht gelten. «Ich unterstütze den Weg zu einer Testpflicht in den Kitas», sagte der SPD-Politiker Grant Hendrik Tonne. Derzeit werde die Logistik geplant, damit die Tests verlässlich zur Verfügung stehen. Daneben gelte es, die Abstimmung innerhalb der Landesregierung zu dem Thema zu beenden. «Sobald beides steht, wird die Testpflicht scharfgestellt. Auf einen Zeitpunkt legen wir uns heute nicht verbindlich fest, streben aber eine zügige Umsetzung bis zirka Mitte Februar an», erklärte der Minister.
Die Grünen und die Gewerkschaft Verdi hatten zuvor erneut auf die Einführung einer Testpflicht an den Kitas gedrungen. So hatte Verdi erklärt, verpflichtende Corona-Tests schützten die Beschäftigten und Kinder, aber auch deren Eltern. Für die Kinder im Vorschulalter sollen nun vor allem Lolli-Tests beschafft werden. Für Krippenkinder unter drei Jahren stellt das Land dagegen bisher überhaupt keine Corona-Tests zur Verfügung, auch nicht zur freiwilligen Verwendung.
Jugendliche müssen sich derweil darauf einstellen, dass auch für sie demnächst die 2G- und 3G-Regeln gelten. Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) hatte schon vergangene Woche angekündigt, dass die Ausnahme für Minderjährige Anfang Februar angepasst werden solle. Ab welchem Alter der Impfstatus dann berücksichtigt wird, war am Dienstag allerdings immer noch unklar. Die Meinungsbildung der Regierung in dieser Frage sei noch nicht abgeschlossen, sagte der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz.
Seine Stellvertreterin Claudia Schröder warnte mit Blick auf das Impftempo in Niedersachsen, dass die Zahlen rückläufig seien. In den ersten beiden Januarwochen seien etwas mehr als 900 000 Impfungen gezählt worden - das seien deutlich weniger als in zwei Wochen im Dezember, sagte Schröder. «Wir brauchen im Moment nicht mehr Impfstellen, sondern mehr Impfwillige», betonte sie. «Wir haben ausreichend Impfstoff und ausreichend Impfstellen für alle.»
Landesweit stehen demnach 226 mobile Impfteams zur Verfügung, außerdem beteiligten sich rund 4800 niedergelassene Ärzte an der Impfkampagne. Darüber hinaus bereiteten sich Apothekerinnen und Apotheker darauf vor, ebenfalls zu impfen.
Rund drei Viertel (74,3 Prozent) der Niedersachsen sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher grundimmunisiert. Die Booster-Impfquote liegt bei 52 Prozent - das ist der vierthöchste Wert im Vergleich der Bundesländer.
Dennoch breitet sich das Virus insbesondere in der Omikron-Variante weiter extrem schnell aus, die Zahlen für Niedersachsen liegen auf Rekordniveau. Laut RKI wurden seit Montag 5996 neue Fälle gemeldet. Die Inzidenz stieg auf 461,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche (Vortag: 431,0). Der Krankenhausindikator stieg von 4,9 auf 5,2. Der Wert gibt an, wie viele Covid-19-Patienten innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner in den Krankenhäusern aufgenommen wurden. Die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten sank dagegen von 5,5 auf 5,3 Prozent.
Rund 95 Prozent aller positiven Corona-Proben gehen nach Angaben des Landes mittlerweile auf Omikron zurück. Die Auswertung basiert auf einer Stichprobe von rund 3100 Untersuchungen.
Die Regierung des Landes Bremen beschloss am Dienstag schärfere Corona-Regeln unter anderem mit regelmäßigen Tests für Kita-Kinder. Kinder dürfen demnach in Kindertagesstätten nur dann betreut werden, wenn sie mindestens drei Mal pro Woche getestet werden, wie der Senat mitteilte. Möglicherweise könnten die neuen Regeln schon diese Woche in Kraft treten, sagte ein Sprecher. Das Parlament müsse aber noch zustimmen.
Der Senat beschloss darüber hinaus unter anderem eine Maskenpflicht im Öffentlichen Personennahverkehr und Einzelhandel schon ab sechs Jahren. Außerdem soll die 2G-plus-Regel unabhängig von der Warnstufe im Bundesland Bremen bis zum 13. Februar gelten. Dies bedeutet, dass Geimpfte und Genesene auch einen aktuellen Corona-Test benötigen, wenn sie zum Beispiel in einem Restaurant im Innenraum essen wollen. Ausnahmen von der Testpflicht gelten für alle, deren zweite Impfung nicht länger als drei Monate zurück liegt, oder die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben. Auch Kinder unter 18 Jahren sind in Bremen von 2G plus ausgenommen.
Im Vergleich der Bundesländer hat Bremen die höchste Sieben-Tages-Inzidenz. Sie lag am Dienstag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 1297,4. Die Inzidenz gibt an, wie viele Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner binnen sieben Tagen gemeldet wurden.
Schulministerin steht Rede und Antwort zur Omikron-Ausbreitung
Nach den Weihnachtsferien können auffällig viele Schüler und Lehrer wegen Corona-Infektionen nicht zur Schule kommen. Offenbar schlägt auch hier die sich schnell verbreitende Omikron-Virusvariante durch. Die Schulministerin gibt einen Lagebericht für NRW.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen nach den Weihnachtsferien werden am Mittwoch (9.30 Uhr) den Schulausschuss im nordrhein-westfälischen Landtag beschäftigen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) berichtet dort über die aktuelle Lage in der Pandemie.
Bereits am Montag hatte das Ministerium bekanntgegeben, dass in den ersten Tagen nach Schulbeginn mehr Schüler und Lehrer positiv getestet worden waren als vor den Weihnachtsferien. Demnach waren bis zum 12. Januar schon über 20 000 Schülerinnen und Schüler in NRW positiv auf das Coronavirus getestet worden. 0,99 Prozent aller Tests seien positiv ausgefallen, vor den Ferien seien es 0,78 Prozent gewesen. Unter den Lehrern wurden im selben Zeitraum rund 1700 bestätigte Corona-Fälle gemeldet - fast dreimal so viele wie vor den Ferien.
Der Schulausschuss wird sich auch mit der Frage beschäftigen, wie zuverlässig die für die weiterführenden Schulen angeschafften neuen Antigen-Selbsttests die Omikron-Variante erfassen. Das Schulministerium hatte versichert, alle verwendeten Tests reagierten auf alle bekannten Virusvarianten einschließlich Omikron. SPD und Grüne zweifeln das an.
17.01.2022
Strengere Corona-Regeln an Hamburgs Schulen - Testpflicht für alle
Wegen der sich noch rascher ausbreitenden Omikron-Variante gelten an Hamburgs Schulen nun strengere Corona-Regeln. Schülerinnen und Schüler müssen sich nun ausnahmslos dreimal pro Woche testen lassen. Schulsport in Hallen geht auch nur noch mit Maske.
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburgs Schulen gelten angesichts der sich noch schneller verbreitenden Omikron-Variante ab Montag strengere Corona-Regeln. Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich dann regelhaft drei Mal pro Woche unter Aufsicht in der Schule auf Corona testen lassen - statt wie bislang zweimal pro Woche. Getestet werde jeweils montags, mittwochs und freitags, teilte die Schulbehörde mit. Teilnehmen müssen ausnahmslos alle Schülerinnen und Schüler, sofern sie nicht einen negativen Corona-Test aus einem anerkannten Testzentrum nachweisen. Bislang waren Geimpfte und Genesene von der Pflicht ausgenommen, konnten sich aber auf freiwilliger Basis testen lassen.
Da die allerwenigsten Schüler bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten hätten, schaffe die generelle Testpflicht deutlich mehr Sicherheit, erklärte die Behörde. Zudem trage die Testpflicht dazu bei, dass alle Schüler weiterhin außerhalb der Schule an 2G-plus-Veranstaltungen teilnehmen könnten, ohne ein zusätzliches Testergebnis vorlegen zu müssen. Tests gebe es genug. Insgesamt stünden derzeit rund 4,8 Millionen Tests zur Verfügung.
Die seit vergangenem Montag in weiten Teilen des öffentlichen Lebens geltenden 2G-plus-Regeln sind nun auch für Schulveranstaltungen verpflichtend, die nicht ausdrücklich im Schulgesetz vorgeschrieben sind, etwa Vorträge oder Informationsabende. Außerschulische Besucherinnen und Besucher dürfen daran nur noch teilnehmen, wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind und zudem ein negatives Testergebnis vorweisen. Nur Geboosterte seien von der Testpflicht befreit.
Beim Sportunterricht in der Turnhalle muss nun wieder eine medizinische Maske getragen werden. «Diese Änderung ist notwendig, weil die Omikron-Variante auch einfach und doppelt geimpfte Personen infizieren und von ihnen übertragen werden kann», hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) zuletzt erklärt. Mannschaftssport in Innenräumen ist weiter möglich. Aber «dabei soll auf Übungen und Aufgaben verzichtet werden, bei denen das Herz-Kreislauf-System in höherem Maße belastet wird», hieß es. Empfohlen werde, den Sportunterricht möglichst im Freien stattfinden zu lassen. An der frischen Luft müssten auch keine Masken getragen werden.
Schulverweigerer - wegen Maske und Test nicht im Unterricht
Durch die Pandemie haben die Schulkinder im Unterricht viel verpasst. Während die Schulen im Südwesten daran arbeiten, den Stoff nachzuholen, ziehen manche Eltern ihre eigenen Konsequenzen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Einige Eltern lassen ihre Kinder wegen der Masken- und Testpflicht an baden-württembergischen Schulen nicht mehr in den Unterricht. Eine Mutter im Ostalbkreis sei mit ihrem Kind sogar ins Ausland gereist, um der Schulpflicht zu entgehen, sagte Gerhard Brand, der Landesvorsitzende des Lehrerverbandes VBE. Die Regierungspräsidien sprechen von Einzelfällen. Eine Statistik über die Zahl abwesender Kinder und die Gründe dafür gibt es nicht.
Schon vor der Pandemie sei es vorgekommen, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schickten, heißt es übereinstimmend. Für solche Fälle sei eine «Eskalationsleiter» eingerichtet, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums.
Zu Beginn stünden immer Gespräche zwischen den Eltern und der Schule. Kommen die Kinder dann nicht zurück, kann die Kommune den Verstoß gegen die Schulpflicht als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld ahnden. Um die Kinder wieder zurück an die Schule zu holen, kann das jeweilige Regierungspräsidium laut Ministerium ein Zwangsgeldverfahren einleiten.
Das Präsidium in Tübingen geht von zehn bis 15 Kindern aus, die den Unterricht aufgrund der Masken- oder Testpflicht nicht besuchen. Im Zuständigkeitsbereich Karlsruhe laufen nach Angaben der Sprecherin zwölf Zwangsgeldverfahren, um abwesende Kinder zurück in den Unterricht zu holen.
In Stuttgart seien drei Zwangsgeldverfahren eingeleitet. Auch beim Regierungspräsidium Freiburg seien einzelne Kinder gemeldet, die nicht mehr zur Schule kommen. Zwangsgeldverfahren gab es nach Angaben des Sprechers zunächst nicht.
16.01.2022
Lehrer kritisieren Quarantäne-Praktiken - Testfrequenz bleibt vorerst
Der eine Banknachbar kommt in Quarantäne, der andere nicht - wie kann das sein? Das fragen sich nicht nur Lehrervertreter. Die Schulen im Thüringen bleiben größtenteils in Präsenz - und bei einer bekannten Regelung.
Erfurt (dpa/th) – Lehrervertreter haben das uneinheitliche Vorgehen der Thüringer Gesundheitsämter bei Corona-Quarantäneanordnungen für Schüler kritisiert. Die Ämter träfen bei vergleichbaren Fällen immer wieder unterschiedliche Entscheidungen, zum Beispiel über die Quarantänedauer, sagten die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft (GEW), Kathrin Vitzthum, und der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes, Rolf Busch, der Deutschen Presse-Agentur.
Besonders krass lasse sich dies beobachten, wenn es einen bestätigten Corona-Fall in einer Klasse gegeben habe und für die Kontaktpersonen des betroffenen Schülers verschiedene Gesundheitsämter zuständig seien, weil sie in unterschiedlichen Landkreisen wohnten, sagte Busch. «Ich formuliere es überspitzt: Der eine war der rechte Banknachbar, der andere der linke Banknachbar – dann muss der eine in Quarantäne, der andere gar nicht.»
Sie kenne auch solche Fälle, bestätigte Vitzthum. Besonders betroffen davon seien die Berufsschulen, in deren Klassen Schüler aus verschiedenen Regionen sitzen, für die verschiedene Gesundheitsämter zuständig sind. Unterschiedliche Entscheidungen der Gesundheitsämter der Landkreise oder kreisfreien Städte bei gleich gelagerten Fällen seien für die Betroffenen und deren Angehörige kaum nachzuvollziehen und erschwerten es Lehrern, ihren Unterricht planbar zu gestalten.
In Thüringen sind die Regeln zur Dauer der Quarantäne inzwischen an die Bund-Länder-Beschlüsse angepasst worden. Für Kontaktpersonen von Infizierten, die nicht durch Impfung oder überstandene Infektion geschützt sind, dauert sie zehn Tage. Bei Mädchen und Jungen unter 18 Jahren ist bei einem negativen Test eine Verkürzung auf fünf Tage erlaubt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums haben die Gesundheitsämter im Einzelfall jedoch einen Ermessensspielraum.
Zuletzt hatte es auch von Lehrervertretern Forderungen gegeben, die Testfrequenz an den Schulen zu erhöhen und auch PCR-Tests einzusetzen. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte angekündigt, zumindest für das zweite Schulhalbjahr eine Ausweitung der Corona-Tests an Schulen prüfen zu wollen. Nach Angaben eines Sprechers soll es aber zunächst bei zwei Antigen-Schnelltests in der Woche bleiben. «Derzeit sind keine Änderungen am Testregime an Thüringer Schulen geplant», sagte er und verwies auf die aktuelle Beschaffungssituation.
Die Schulen bleiben nach Angaben des Bildungsministeriums größtenteils weiter im Präsenzunterricht; derzeit sei keine geschlossen. Bei etwa 70 der 972 Schulen im Freistaat gebe es Einschränkungen im Lehrbetrieb. Diese arbeiteten etwa mit festen Lerngruppen, Wechselunterricht oder Distanzunterricht für einzelne Klassenstufen. Die Schulleiter sollen seit Anfang des Jahres selbst entscheiden, wie sie den Unterricht organisieren.
Dass die Schulen inzwischen selbst entscheiden können, ob sie eine Klasse in Distanzunterricht schicken oder nicht, sei vor dem Hintergrund der Quarantäne-Entscheidungen eine echte Erleichterung, sagte Busch. Wenn es in einer Klasse einen oder mehreren Corona-Fälle gegeben habe, könne ein Schulleiter für diese Klasse Unterricht aus der Ferne anordnen, um mögliche Infektionsrisiken zu senken. Ohnehin seien die Gesundheitsämter seit langem mit der Nachverfolgung von Kontaktpersonen von Infizierten überfordert.
Der Gesamtelternsprecher des Freistaats, Roul Rommeiß, sagte, nach seiner Einschätzung sei es einerseits durchaus richtig, dass die Gesundheitsämter der Kommunen für unterschiedlich gelagerte Kontaktfälle auch unterschiedliche Quarantäne-Anordnungen träfen. «Oftmals fehlt es aber an einer guten Darstellung, warum nun in diesem Fall so und in einem anderen Fall so entschieden wird.» Problematisch sei indes, wenn in vergleichbaren Fällen unterschiedliche Gesundheitsämter unterschiedliche Entscheidungen träfen.
Regierung: Querdenker schicken Drohschreiben an Schulen
In der Pandemie wird über kaum ein Thema emotionaler diskutiert als über Corona-Maßnahmen an Schulen und Kitas. Oft belassen es die Gegner nicht bei Wörtern: Die Regierung berichtet von konkreten Drohungen und Aktionen von sogenannten Querdenkern im Schulumfeld.
Berlin (dpa) - In der Corona-Krise haben sogenannte Querdenker, Reichsbürger und Selbstverwalter nach Angaben der Bundesregierung auch Schulen und Kitas ins Visier genommen. Der Regierung sei bekannt, dass Gegner der Corona-Maßnahmen und der Impfkampagne in einzelnen Fällen vor Schulgebäuden demonstrierten und «dabei zuweilen auch das Zwiegespräch mit Schülern suchten». Das ergab sich aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Hierbei handelte es sich zum Teil auch um führende Personen der "Querdenken-Bewegung"», schreibt das Ministerium weiter.
Zudem berichtet die Regierung von Briefen, E-Mails und Drohschreiben, die Reichsbürger und sogenannte Selbstverwalter an Schulen, Behörden, Lehrerkollegien und Kitas gesendet haben. In manchen Schreiben werden demnach «pseudojuristische Argumente» angeführt, die den Corona- oder Masken-Verordnungen ihre Rechtsgültigkeit absprechen. Reichsbürger und Selbstverwalter erkennen die Bundesrepublik Deutschland und ihr Rechtssystem nicht an. Ob es im Zusammenhang mit den genannten Aktionen auch zu Straftaten kam, dazu habe das Innenministerium «keine Erkenntnisse».
Die Informationen der Bundesregierung bestätigen Befunde einer repräsentativen Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE, an der Lehrkräfte im Mai teilnahmen. 22 Prozent hatten darin angegeben, dass sie an der eigenen Schule Beschimpfungen, Bedrohungen oder Beleidigungen im «Zusammenhang mit der Durchsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen» erlebt hatten. 25 Prozent der Befragten berichteten von Beschimpfungen und Bedrohungen per Mail oder in Chats.
Rund sieben Prozent der Lehrkräfte gaben auch an, persönlich von solchen Vorfällen betroffen gewesen zu sein. Als Beispiele wurden Drohungen beim Elternabend, eskalierende Gespräche, Briefe sowie Drohungen mit Strafanzeigen und Berufsverboten genannt. Der Verband berichtete auch von Plakataktionen und Demonstrationen im Umfeld von Schulen. Anwaltsschreiben oder standardisierte Schreiben, die sich Eltern im Netz heruntergeladen haben, seien an Lehrer verschickt worden.
Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann rief die Bundesländer mit Hinblick auf die neuen Erkenntnisse der Bundesregierung dazu auf, «als Dienstherr» ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen. Etwaige Angriffe auf Lehrkräfte müssten konsequent verfolgt und angemessen geahndet werden. «Schulleitungen und Lehrkräfte dürfen in dieser belastenden Situation nicht im Stich gelassen werden.»
Die Bildungsexpertin der Linken, Nicole Gohlke, nannte die Befunde alarmierend. «Ich erwarte vom Bundeskriminalamt und den Länderpolizeien, dass sie alles dafür tun, damit Beschäftigte und Kinder ohne Angst vor Einschüchterungen in die Schulen und Kitas gehen können.» Was heute noch Hetze ist, könnte sehr bald in tätliche Übergriffe übergehen, warnt sie.
14.01.2022
Fast 7000 Corona-Fälle unter Berlins Schülern - Kritik am Senat
Die Zahl der Infektionen schnellt berlinweit nach oben. Auch an den Schulen macht sich das bemerkbar. Lässt sich weiter unterrichten wie gewohnt?
Berlin (dpa/bb) - Berlinweit sind fast 7000 Schülerinnen und Schüler nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Laut der Corona-Statistik der Senatsbildungsverwaltung von Freitag waren es 6911. Das sind angesichts von fast 337 000 Schülern insgesamt überschaubare Zahlen. Aber die Veränderung ist unübersehbar: Nach dem Stufenplan der Bildungsverwaltung gehörten vor einer Woche sämtliche der mehr als 800 Berliner Schulen zu der mit grün bezeichneten Gruppe, in der Präsenzunterricht uneingeschränkt möglich ist. Diesmal sind es bereits 15 Schulen, die gelb markiert sind und zum Wechselunterricht übergehen. Elternvertreter fordern Konsequenzen - wie die Aufhebung der Präsenzpflicht, die vorschreibt, dass alle Schülerinnen und Schüler in die Schulen kommen müssen.
«Ich glaube schon, dass wir an dem Punkt angekommen sind, dass Eltern die Möglichkeit gegeben werden muss, diese Entscheidung für ihr Kind zu treffen», sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Immer wieder darauf zu verweisen, dass die Schulen offen bleiben, ist keine Entscheidung zugunsten der Kinder.» Aus Sicht der Eltern sei das falsch.
«Es ist nur dieses wirtschaftliche Interesse, dass die Eltern an den Arbeitsplätzen zur Verfügung stehen sollen», sagte Heise. Der Landeselternausschuss hatte schon vor Weihnachten ein Ende der Präsenzpflicht für den Fall gefordert, dass sich die Pandemielage zuspitzen sollte. Der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, sagte am Freitag: «Wir halten an der Präsenzpflicht fest.»
Schülerinnen und Schüler hätten durch die Schulschließungen im vergangenen Jahr massiv gelitten. «Sie leiden unter Lernlücken und unter psychosozialen Beeinträchtigungen. Das belegen mittlerweile zahlreiche Studien, und das berichten viele Schulleitungen», so Klesmann weiter. «Wir nehmen selbstverständlich wahr, dass sich einige Eltern Sorgen machen wegen der Präsenzpflicht.» Es gebe aber gute Gründe dafür.
Klesmann verteidigte den Stufenplan, der für jede Schule einen Plan A, B und C vorsehe. «Dabei begutachten die Gesundheitsämter in Absprache mit der regionalen Schulaufsicht jede einzelne Schule ganz genau und treffen dann die entsprechenden Maßnahmen.»
Elternvertreter Heise sieht noch an anderen Stellen Grund für Kritik an der Linie der neuen Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD): Wenn Lehrkräfte angesichts der Pandemie-Entwicklung in großem Umfang ausfallen sollten, dann sei der Unterricht in Gefahr, sagte er. «Natürlich wird Unterricht wieder ausfallen.»
Dann sei zu klären, welche Klassen verstärkt unterrichtet würden. Der Stufenplan sehe vor, dass etwa die Abschlussjahrgänge Priorität haben sollten. «Das benachteiligt natürlich die Klassen, die relativ spät aus dem Lockdown gekommen sind und größere Lücken haben.» Heise räumte ein, es sei schwierig, in dieser Frage eine ausgewogene Lösung zu finden.
Unklar ist aus seiner Sicht auch, wie sich das hinbekommen lasse, dass Lehrkräfte, die in Quarantäne, aber nicht selbst erkrankt sind, arbeiten sollen. «Wie wirkt sich das auf den Unterricht aus, kann man dann von zu Hause unterrichten? Das wird nicht an allen Schulen und in allen Jahrgangsstufen funktionieren», sagte Heise.
Der Landeselternausschuss ist außerdem dafür, sich davon zu verabschieden, sämtliche Prüfungsteile für den Mittleren Schulabschluss (MSA) durchzuziehen. Er will der Bildungssenatorin vorschlagen, wie in den vorigen Corona-Jahren nur auf dem Präsentationsteil zu setzen - und auf die übrigen Prüfungen zu verzichten.
Die Bildungsverwaltung sieht die Chancen, am Präsenzunterricht auch in Zeiten der Omikron-Variante festhalten zu können, deutlich positiver: Die neuen Quarantäneregeln machten das deutlich einfacher, sagte Klesmann. «Viele Lehrkräfte sind geboostert und brauchen dann nicht mehr in Quarantäne.» Sollten an einer Schule auffällig viele Lehrkräfte in Quarantäne sein, könne die Schulleitung in Abstimmung mit der Schulaufsicht entscheiden, welche besonderen Regeln dann greifen sollen. «Im Fall der Fälle haben abschlussrelevante Jahrgänge und Klassen im Übergang Priorität.»
Grünen-Fraktion erwägt FFP2-Maskenpflicht für ältere Schüler
Stuttgart (dpa/lsw) - Angesichts der wieder stark steigenden Corona-Zahlen im Südwesten hat Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz eine FFP2-Maskenpflicht für ältere Schülerinnen und Schüler ins Gespräch gebracht. «FFP2-Masken bieten ein wesentlich höheres Schutzniveau», sagte Schwarz am Freitag in Stuttgart. Deswegen seien diese Masken seit Mittwoch auch in Innenräumen wie Geschäften und Museen vorgeschrieben. Er könne sich gut vorstellen, dass etwa Berufsschüler künftig FFP2-Masken tragen sollten.
Bei der Frage, ob Jugendliche an weiterführenden Schulen ebenfalls eine solche Maske tragen sollten, wollte er sich zunächst nicht festlegen. Das müsse man noch beraten. In Grundschulen soll es indes bei einer einfachen Maske bleiben, erklärte Schwarz.
Das zuständige Kultusministerium äußerte sich zurückhaltend: «Vorschläge und Ideen wie die des Fraktionsvorsitzenden der Grünen nehmen wir gerne auf und prüfen diese gemeinsam mit den Gesundheitsexperten des Sozialministeriums. Das Thema FFP2-Masken an Schulen ist komplexer.» Zum Beispiel ist unklar, ob die Gesichtsform von Kindern für eine FFP2-Maske geeignet ist. Auch müssten Kinder und Jugendliche eine solche Maske regelmäßig abnehmen dürfen.
Grundsätzlich gebe es an den Schulen aber «zahlreiche Sicherheitszäune, die weit über die Vorkehrungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen hinausgehen». Es gebe zum Beispiel ein «Testregime, in das aktuell zum Beispiel auch geimpfte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte einbezogen sind». Zudem sei man dabei, im Januar 2,6 Millionen FFP2-Masken an die Schulen zu verschicken, die Lehrerinnen und Lehrer freiwillig statt einer Alltagsmaske tragen können.
CDU-Fraktionschef Manuel Hagel sagte, er finde die Position des Kultusministeriums richtig, auf Alltagsmasken zu setzen. Noch sei die Studienlage zu Auswirkung der Omikron-Variante des Coronavirus nicht eindeutig für Minderjährige.
Elternvertreter kritisieren Festhalten an der Präsenzpflicht
Berlin (dpa/bb) - Vor dem Hintergrund der deutlich steigenden Infektionszahlen fordern Berlins Elternvertreter die Aufhebung der Präsenzpflicht an den Schulen. «Ich glaube schon, dass wir an dem Punkt angekommen sind, dass Eltern die Möglichkeit gegeben werden muss, diese Entscheidung für ihr Kind zu treffen», sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Immer wieder darauf zu verweisen, dass die Schulen offen bleiben, ist keine Entscheidung zugunsten der Kinder.» Die Präsenzpflicht schreibt vor, dass alle Schülerinnen und Schüler in die Schulen kommen müssen.
Aus Sicht der Eltern sei das falsch. «Es ist nur dieses wirtschaftliche Interesse, dass die Eltern an den Arbeitsplätzen zur Verfügung stehen sollen», sagte Heise. Der Landeselternausschuss hatte schon vor Weihnachten ein Ende der Präsenzpflicht für den Fall gefordert, dass sich die Pandemielage zuspitzen sollte. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte am Freitag: «Wir halten an der Präsenzpflicht fest.»
13.01.2022
Kultusminister: Keine Prüfungsnachteile wegen Corona
Berlin (dpa) - Schülerinnen und Schüler sollen sich auch in diesem Corona-Schuljahr keine Sorgen um ihre Abschlüsse machen müssen. Die Abschlüsse und Abschlussprüfungen 2022 seien denen früherer und späterer Jahrgänge gleichwertig und würden gegenseitig anerkannt, erklären die Kultusministerinnen und -minister in einem gemeinsamen Beschluss, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Diese Vereinbarung hatten sie auch in den beiden Vorjahren bereits getroffen.
«Dies schafft Planungssicherheit für alle, die in diesem Jahr Prüfungen ablegen werden und für die Lehrkräfte, die auf die Prüfungen vorbereiten», sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und schleswig-holsteinische Bildungsministerin, Karin Prien (CDU). «Wir gehen davon aus, dass die Abiturprüfungen sowie die Abschlussprüfungen der beruflichen Schulen auch im Jahr 2022 unter Beachtung der dann möglicherweise geltenden Hygieneregelungen wie geplant stattfinden werden.» In Rheinland-Pfalz haben die Abiturprüfungen bereits begonnen.
Auch in diesem Jahr können die Länder laut KMK-Beschluss wieder verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Schülern angesichts der anhaltenden Ausnahmesituation entgegenzukommen: Das können nach hinten geschobene Prüfungstermine sein oder weniger Klassenarbeiten und Klausuren, um Lernzeit zu gewinnen. Auch die Dauer von Prüfungen kann verlängert werden, damit Schülerinnen und Schüler mehr Zeit zum Lösen der Aufgaben haben. Prien hatte für ihr Bundesland Schleswig-Holstein beispielsweise angekündigt, dass beim Mittleren Abschluss eine von drei schriftlichen Prüfungen abgewählt und stattdessen eine mündliche Prüfung absolviert werden kann.
Zahl der Corona-Fälle in Schulen ist sprunghaft gestiegen
Rostock/Schwerin (dpa/mv) - Die aktiven Infektionsfälle in den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns haben sich binnen 24 Stunden mehr als verdoppelt. Am Mittwoch habe es 314 davon unter Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften gegeben, teilte das Bildungsministerium in Schwerin auf Basis von Daten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) mit. Am Vortag waren es nur 139 aktive Infektionen. Insgesamt seien nun fast ein Viertel der Schulen im Nordosten von Corona-Infektionen betroffen, von Quarantänemaßnahmen hingegen nur 0,45 Prozent der Schülerschaft.
Unter den Schülern mit einer aktiven Corona-Infektion am Mittwoch waren dem Lagus zufolge 263 sogenannte Indexfälle, also Infektionen die in die Schulen getragen wurden und 40 daraus resultierende Folgefälle. Bei den Lehrkräften waren es am Mittwoch 10 Indexfälle und ein Folgefall.
Mehr als 2000 positive Corona-Tests an Schulen im Norden
Kiel (dpa/lno) - An den ersten beiden Schultagen nach Ende der Weihnachtsferien sind in Schleswig-Holstein insgesamt 2089 Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Am Montag fielen Schnelltests bei 1670 Schülerinnen und Schülern sowie 81 Lehrkräften positiv aus, wie aus Daten des Bildungsministeriums hervorgeht. Am Dienstag gab es 419 Fälle in der Schülerschaft und 20 unter Lehrerinnen und Lehrern.
In Schleswig-Holstein besuchen nach Angaben des Bildungsministeriums fast 362 000 Schülerinnen und Schüler 794 öffentliche allgemeinbildende Schulen. Die Landesregierung hatte angesichts der Corona-Pandemie zunächst für zwei Wochen die Testpflicht ausgeweitet. Statt wie bisher zwei seien jetzt drei Tests pro Woche vorgesehen. Mit der nächsten Schul- und Corona-Verordnung soll die Testpflicht auch auf Genesene und Geimpfte ausgeweitet werden.
12.01.2022
Ministerium: Auffrischimpfungen für Jugendliche im Ermessen der Ärzte
Booster-Impfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf werden bisher in den Bundesländern ganz unterschiedlich gehandhabt. Hessen verweist darauf, dass es keine generelle Stiko-Empfehlung gebe - und setzt auf die Ärzte.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Land Hessen überlässt die Entscheidung über Booster-Impfungen für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren weiterhin den Arztpraxen. Es liege im Ermessen der Ärzte, Impf-Entscheidungen für Patienten zu treffen, die derzeit nicht unter die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) fallen, teilte das hessische Sozialministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. «Sollte ein Arzt oder eine Ärztin hier mit Verweis auf die Stiko-Empfehlung nicht impfen wollen, kann zum Beispiel im Falle von Risikopatienten in der Familie auch der behandelnde Facharzt eine solche Impfung vornehmen.»
In einigen anderen Bundesländern können seit Anfang Januar bereits Minderjährige von 12 bis 17 Jahren über zentrale Anmeldeportale Termine für die Booster-Impfungen bekommen, so etwa in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In Nordrhein-Westfalen bieten die Impfstellen der Landkreise und kreisfreien Städte solche Auffrischimpfungen für die Altersgruppe an. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte von einem sehr großen Bedarf an Auffrischimpfungen in dieser Altersgruppe gesprochen.
Ein Sprecher des hessischen Sozialministeriums sagte: «Die Jugendlichen sind ja nicht gänzlich ungeimpft.» Es sei auch davon auszugehen, dass der Immunschutz in dieser Altersgruppe deutlich langsamer nachlasse als bei älteren Menschen. Die Kapazitäten für Auffrischimpfungen in dieser Altersgruppe wären grundsätzlich da. «Es ist einfach so, dass man sich an den Stiko-Empfehlungen orientieren möchte.» Ähnlich äußerte sich die Landesärztekammer Hessen. «Wir verweisen bei Fragen zu Impfungen auf das RKI beziehungsweise die Empfehlungen der Stiko», erklärte eine Sprecherin.
Die Stiko empfiehlt allen Geimpften ab 18 Jahren eine Auffrischimpfung gegen das Coronavirus mit einem sogenannten mRNA-Impfstoff - im Mindestabstand von drei Monaten zur Grundimmunisierung. In Einzelfällen - etwa wenn eine Ausbildung in einem Seniorenheim oder im Krankenhaus absolviert wird - empfehle die Stiko das Boostern auch für Jugendliche ab zwölf, so das Ministerium.
Ende Dezember hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einem Schreiben, das unter anderem an die Bundesländer ging, klargestellt, dass Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren «unabhängig von den Empfehlungen» der Stiko grundsätzlich einen Anspruch auf Auffrisch-Impfungen hätten. Für sie komme der Biontech-Impfstoff in Frage. Im Falle von Impfschäden bei Kindern und Jugendlichen garantiere der Bund einen Versorgungsanspruch, sofern ein für diese Personengruppe zugelassener mRNA-Impfstoff wie etwa Biontech verwendet werde
Lehrerverbände: Corona-Regeln bei verschärfter Lage rasch umsteuern
Berlin (dpa) - Lehrerverbände haben eine schnelle Anpassung der Corona-Maßnahmen an Schulen gefordert, falls sich die Infektionslage weiter verschärfen sollte. «Wir sind froh, dass die Schulen wieder mit vollem Präsenzunterricht begonnen haben. Doch die Situation ist angesichts der zunehmenden Verbreitung der Omikron-Variante volatil», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Die Politik müsse die Situation genau im Blick haben und schnell reagieren.
«Da, wo die Infektionslage sich verschärft, muss der Gesundheitsschutz an den Schulen rasch hochgefahren werden», sagte Meidinger. Dabei könne es konkret um tägliche Corona-Tests gehen und um eine FFP2-Maskenpflicht. «Auch die Aussetzung der Präsenzpflicht ist eine Option.»
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte dem RND: «Ich warne die politisch Verantwortlichen davor, sich die Gefährdungslage für Kinder angesichts der Omikron-Variante in der Corona-Pandemie schönzureden.» Auch Kinder könnten schwer krank werden. «Wenn die Infektionszahlen rasant ansteigen, müssen wir auch auf Möglichkeiten wie den Wechselunterricht zurückgreifen können.» Dabei gehe es darum, Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien vor Ansteckung zu schützen. Auch die Frage, wie viele Lehrerinnen und Lehrer erkranken, sei systemrelevan
11.01.2022
Behörden streichen wegen Omikron Schulfahrten bis Osterferien
Hannover (dpa/lni) - Angesichts der steigenden Infektionszahlen durch die Coronavirus-Variante Omikron sind mehrtägige Klassenfahrten in Niedersachsen bis zu den Osterferien verboten. Eine entsprechende Rundverfügung sei den Schule zugestellt worden, teilte das Kultusministerium am Dienstagabend mit. Damit werde der Zeitraum, an dem mehrtägige Schulfahrten mit Übernachtung untersagt seien, vom 31. Januar bis zum Beginn der Osterferien am 4. April verlängert. Das Verbot umfasst auch Austauschfahrten ins Ausland.
Möglich bleiben den Angaben zufolge aber eintägige Schulausflüge, wenn nach Abwägung der Schule der pädagogische Nutzen das Risiko durch das aktuelle Infektionsgeschehen überwiege. «Es ist bedauerlich, dass wir erneut an dem Punkt sind, dass Schulfahrten abgesagt oder in der Planung verschoben werden müssen», sagte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Für die Schulleitungen, Lehrer, Schüler und Eltern sei es aber zentral, Klarheit zu haben.
Die Infektionsdynamik lasse Reisen und Fahrten nur in sehr begrenztem Umfang und mit Augenmaß zu. Insbesondere mehrtägige Fahrten, die naturgemäß auch Übernachtungen erforderlich machten, seien aktuell nicht angezeigt, so Tonne. «Wir müssen in der derzeitigen Lage Prioritäten setzen, und Priorität hat der Präsenzunterricht. Gleichwohl lassen wir mit dem gewählten Weg Spielräume für Tagesausflüge, um die Möglichkeit des außerschulischen Lernens aufrecht zu erhalten.»
Jugendliche rücken bei Corona-Maßnahmen stärker in den Fokus
Bislang sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von vielen Corona-Regeln ausgenommen, müssen also nicht geimpft sein. Damit könnte nun schon bald für einige Schluss sein.
Hannover (dpa/lni) - Für einige nicht gegen das Coronavirus geimpfte Jugendliche könnte der Alltag noch in diesem Winter unbequemer werden. In naher Zukunft sollen sie nicht weiter von den 2G-Regeln ausgenommen werden. Dies werde nicht in der nächsten Corona-Verordnung geschehen, aber «sicherlich in der darauffolgenden», sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag in Hannover.
Noch nicht ganz klar ist, ab welchem Alter dies greifen soll. Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte, das Alter 16 sei durchaus eine Zahl, die in den Diskussionen eine Rolle spiele. In anderen Bundesländern greife dies ab 16 oder 14 Jahren. Die kommende Corona-Verordnung soll laut Behrens am Samstag in Kraft treten und nach Angaben der Staatskanzlei bis Anfang Februar datiert sein. Somit könnte die Verschärfung in wenigen Wochen für zahlreiche Jugendliche Realität werden. Eine mögliche Verschärfung bei Jugendlichen hatte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bereits vor rund einem Monat angedeutet.
Derzeit sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren noch von den 2G-Regeln ausgenommen. Diese müssen somit nicht gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Covid-Infektion genesen sein, um etwa in ein Restaurant gehen zu können. Wer als Kind oder Jugendlicher noch nicht geimpft ist, muss derzeit täglich einen Test vor dem Schulbesuch machen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte Mitte August des vergangenen Jahres eine Impfempfehlung für alle 12- bis 17-Jährigen ausgesprochen. Somit hatte die Altersgruppe monatelang Zeit, sich impfen zu lassen.
Der Kita-Alltag soll zunächst weiterhin nicht mit einer Testpflicht verbunden sein. Die Corona-Verordnung soll im Wesentlichen fortgeschrieben und keine weiteren Testverpflichtungen enthalten. Anders als im Schulbereich gibt es bei den Kitas keine Testpflicht in Niedersachsen. Das Land stellt den Landkreisen und kreisfreien Städten laut Kultusministerium pro Woche und Kind im Kindergartenalter drei Antigen-Schnelltests zur Verfügung. Die Anwendung dieser Tests soll zu Hause durch die Eltern erfolgen.
Die aktuelle Corona-Verordnung ist nur noch wenige Tage gültig. Daher wird derzeit beraten, welche Veränderungen in einer überarbeiteten Fassung enthalten sein könnten. Große Änderungen sind jedoch nicht zu erwarten, da Niedersachsen vor den jüngsten Bund-Länder-Beratungen bereits einen recht strengen Pandemie-Kurs eingeschlagen hatte und viele der vereinbarten Beschlüsse bereits galten.
Wegen der Zunahme der Corona-Infektionen lässt die Landesregierung in Teilen der kritischen Infrastruktur längere Arbeitszeiten zu. Von Mittwoch an und bis zum 10. April wird laut Sozialministerium die zulässige Arbeitszeit auf 60 Stunden pro Woche erhöht. Außerdem sind in dieser Zeit Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit möglich. Im Schnitt dürfe die Wochenarbeitszeit 48 Stunden aber weiterhin nicht übersteigen. Die Mehrarbeit müsse zudem ausgeglichen werden.
Die Verfügung gilt unter anderem für Not- und Rettungsdienste, Testzentren sowie Energie- und Wasserversorgungsbetriebe. Aber auch die Beschäftigten in Lebensmittelbetrieben und -geschäften können betroffen sein, wenn das Infektionsgeschehen in ihrem Betrieb die Ausnahmen erforderlich macht.
Das Ministerium begründete den Schritt mit der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus, wegen der personelle Engpässe in der kritischen Infrastruktur drohten. Mittlerweile gehen demnach mehr als 85 Prozent der Corona-Fälle in Niedersachsen auf Omikron zurück.
Das Infektionsgeschehen in dem Bundesland blieb unterdessen auch am Dienstag angespannt: Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 322,4 nach 308,6 am Vortag. Sie gibt an, wie viele Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner in den vergangenen sieben Tagen gemeldet wurden. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstag wurden in Niedersachsen 3267 Neuinfektionen sowie 10 weitere Covid-19-Todesfälle innerhalb eines Tages registriert.
Der Anteil der mit Covid-19-Kranken belegten Intensivbetten ging im Vergleich zum Vortag zurück. Am Dienstag waren landesweit 6,5 Prozent der zur Verfügung stehenden Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, am Montag waren es noch 6,9 Prozent. Der Indikator für die Krankenhausaufnahmen veränderte sich nicht und blieb bei 4,6. Er beschreibt, wie viele Covid-19-Patienten innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner in den Krankenhäusern aufgenommen wurden.
Corona-Infektionen nehmen auch an den Schulen zu
Mainz (dpa/lrs) - In der ersten Schulwoche des Jahres ist es an den Schulen in Rheinland-Pfalz vermehrt zu Corona-Infektionen gekommen. Die Zahlen erreichten aber bisher nicht das hohe Niveau von Anfang Dezember, wie aus den Daten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hervorgeht. In der Gesamtbevölkerung wurde in dieser Woche ein Höchststand erreicht.
Die Zahl infizierter Schülerinnen und Schüler stieg innerhalb einer Woche bis Montag um 50,7 Prozent auf 3913. Das entspricht einem Anteil von 0,7 Prozent aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von der Grundschule bis zur Berufsbildenden Schule. Der bisherige Höchststand wurde am 6. Dezember vergangenen Jahres mit 6260 infizierten Schülerinnen und Schülern erreicht. Die Zahl der infizierten Lehrkräfte stieg in einer Woche um 51,8 Prozent auf 293. Hier wurde der Höchststand ebenfalls am 6. Dezember mit 469 registriert.
KMK: Vor Weihnachten 50 000 Corona-Fälle bei Schülern bekannt
Berlin (dpa) - Etwa 50 000 Corona-Fälle bei Schülerinnen und Schülern waren kurz vor Weihnachten an Schulen in Deutschland bekannt. Das geht aus der wöchentlichen Corona-Statistik der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor. 80 000 Schülerinnen und Schüler waren demnach zusätzlich in Quarantäne.
Die Zahlen sind nur begrenzt mit denen der Vorwoche vom 13. bis 19. Dezember vergleichbar, als 86 000 Corona-Fälle und 111 000 Quarantäne-Fälle gemeldet wurden, da es dieses Mal aus einigen Bundesländern wegen bereits begonnener Ferien keine Rückmeldungen mehr gab. Basis sind Meldungen aus rund 23 000 Schulen mit etwa acht Millionen Schülern (sonst etwa 28 000 Schulen mit 10 Millionen Schülern).
An rund 870 Schulen gab es kurz vor Weihnachten Einschränkungen im Präsenzbetrieb (Vorwoche: 1400). Geschlossen waren zehn Einrichtungen (Vorwoche: 38). Die Statistik weist außerdem 2800 Corona-Fälle bei Lehrkräften aus (Vorwoche: 5300) und zusätzlich rund 2100 Quarantäne-Fälle (Vorwoche: 2700). Zugrunde liegen hier Angaben zu rund 700 000 Lehrkräften (sonst rund 900 000).
07.01.2022
FDP fordert wegen Omikron mehr Schutz für Schulen
Am Montag geht die Schule wieder los - in den meisten Fällen im Präsenzunterricht. Angesichts der wachsenden Omikron-Welle dringt die Opposition deshalb auf eine besseren Schutz von Schülern und Lehrern.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Schulen müssen nach Ansicht der FDP besser vor der Omikron-Welle geschützt werden. «Die Politik hat versprochen, dass die Kitas und Schulen offen bleiben. Dafür müssen angesichts der Omikron-Variante weitere Maßnahmen ergriffen werden», erklärte FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling. Konkret forderte er den Januar über tägliche Corona-Tests für alle Schulkinder unabhängig vom Impfstatus, die Beschaffung qualitativ höherwertiger Tests, um fehlerhafte Ergebnisse zu vermeiden, sowie FFP2-Masken für Lehrer. Am Montag beginnt nach den Weihnachtsferien wieder der Unterricht.
Das Land habe es verpasst, rechtzeitig in zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Raumluftanlagen zu investieren, kritisierte Försterling. Dafür bräuchten die Schulträger mehr Flexibilität, denn bisher würden die Filter nur für schlecht belüftete Räume finanziert. Für die meisten Schüler bedeute das «weiterhin Unterricht mit Mütze und Handschuhen», sagte der Bildungspolitiker. «Dabei hilft gute Luft im Klassenzimmer auch in einer Zeit nach Corona.»
Nach Angaben der Landesregierung wird die Schutzausstattung der Schulen mit mehreren Förderprogrammen unterstützt. So seien Ende 2020 zunächst 20 Millionen Euro für die Anschaffung von FFP2- und Alltagsmasken, Schutzkleidung, Acrylglas-Wänden und CO2-Ampeln zur Verfügung gestellt worden, heißt es vom Kultusministerium in einer Antwort auf eine FDP-Anfrage. Ende August 2021 sei die Richtlinie dann mit einem ebenfalls 20 Millionen Euro schweren Programm «zum infektionsschutzgerechten Lüften» fortgeschrieben worden.
Seit Mitte November stehen den Angaben zufolge darüber hinaus 30 Millionen Euro, davon 11 Millionen Euro vom Land, zur Beschaffung von mobilen Luftreinigern an Schulen und Kitas zur Verfügung. Dem Schulpersonal seien zudem im Laufe der Pandemie schon mehr als 13 Millionen Masken zur Verfügung gestellt worden.
Mit Blick auf die Teststrategie erklärte das Ministerium, dass sich geimpfte und genesene Schüler im Rahmen der bereitgestellten Testkapazitäten freiwillig testen könnten, auch wenn sie von der Testpflicht ausgenommen sind.
Aufholen nach Corona - Schulen sollen weiter Budgets erhalten
Am kommenden Montag startet an den Schulen wieder der Unterricht. Auch dann geht es unter Pandemiebedingungen weiter. Programme zum Aufholen von coronabedingten Defiziten laufen.
Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt will den Schulen auch über die bisherige Bundesförderung hinaus Budgets zur Verfügung stellen, um Schülerinnen und Schüler beim Aufholen von Lernrückständen zu unterstützen. «Die Bundesförderung läuft in diesem und im nächsten Schuljahr», sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. «Und im Rahmen des Corona-Sondervermögens wird seitens des Landes Geld bis 2027 dafür eingestellt. Die Finanzierung des Budgets wird, weil die Bundesförderung dann aufhört, fortgesetzt.»
Sachsen-Anhalt habe für das Jahr 2021 rund 8,7 Millionen Euro aus dem Bundesaktionsprogramm «Aufholen nach Corona» zur Verfügung gehabt. Ein Betrag von 1,6 Millionen Euro sei für Maßnahmen eingeplant worden, die allen Schulen zugute kommen, etwa um Lernprogramme zu erwerben. «Des Weiteren wurden sieben Millionen Euro nach Anzahl der Schülerinnen und Schüler an alle öffentlichen und freien Schulen verteilt - in Form von Budgets», sagte Feußner. Diese Budgets sollten weitergeführt werden.
Mit dem Budget könnten Lernmaterialien und digitale Lernprogramme gekauft sowie Honorarverträge mit Externen geschlossen werden, die in jeglicher Form das schulische Leben unterstützten. Das könnten Kräfte sein vom Computerspezialisten über den Handwerker bis zum Volkshochschuldozenten. Auch ältere Schüler könnten jüngeren helfen, ebenso wie Studenten. «Wir schreiben den Schulen da nichts vor», sagte Feußner. «Schule muss erstmal selbst erkennen, wo die Defizite sind. Das ist manchmal von Schüler zu Schüler, von Klasse zu Klasse unterschiedlich.»
Am kommenden Montag soll der Unterricht an den Schulen in Sachsen-Anhalt nach dreiwöchigen Weihnachtsferien wieder beginnen.
06.01.2022
Nur ein Drittel der infizierten Schüler steckte sich in Schule an
Hamburg (dpa/lno) - Nur rund ein Drittel der in Hamburg mit Corona infizierten Schülerinnen und Schüler hat sich einer Studie zufolge auch in der Schule angesteckt. Das hat eine Auswertung von 7165 zwischen August 2020 und Oktober 2021 von den Schulen an die Schulbehörde gemeldeten Infektionsfälle durch das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung ergeben, wie das Robert Koch-Institut in seinem am Donnerstag veröffentlichen Epidemiologischen Bulletin berichtete. «Größere schulische Ausbruchsgeschehen wurden nur selten beobachtet. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Infektionen im Schulkontext vermutlich in geringerem Umfang vorkommen als außerhalb des Schulsettings», heißt es darin.
Zwar zeigten die Ergebnisse, dass im Beobachtungszeitraum Übertragungen in Schulen stattfanden, diese in der Regel jedoch keine Ausgangspunkte für umfangreiche schulische Ausbrüche gewesen seien. Schülerinnen und Schüler in höheren Jahrgangsstufen seien häufiger von einer Infektion betroffen gewesen als in niedrigeren Jahrgangsstufen. Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 656 Ausbrüche an 276 Schulen beobachtet. Bei der überwiegenden Zahl der Ausbrüche seien neben dem ersten Infizierten, dem sogenannten Indexfall, lediglich ein oder zwei weitere Infektionen von der Schule an die Schulbehörde gemeldet worden.
Ernst: Krankenstand bei Lehrern noch nicht erhöht
Potsdam (dpa/bb) - Der Unterricht in Brandenburgs Schulen ist nach Darstellung von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach den Weihnachtsferien planmäßig angelaufen. Die Krankheitsquote bei den Lehrkräften habe sich mit 12 bis 13 Prozent gegenüber Dezember nicht erhöht, sagte sie am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags. Bis zu einer Krankheitsquote von 20 Prozent könnten die Schulen den Unterricht mit eigenen Mitteln aufrechterhalten. Ernst betonte, dass die Schulen seit den Sommerferien im Präsenzunterricht offen seien.
Die Präsenzpflicht für die Schüler zahlreicher Jahrgangsstufen soll ihr zufolge bis mindestens zu den Winterferien ausgesetzt bleiben. Dies werde von 2,5 bis 5 Prozent der Familien dazu genutzt, die Kinder zuhause zu lassen.
Die Ministerin bekräftigte die Absicht der Landesregierung, dass auch Kinder ab einem Jahr in Krippen und Kitas künftig zwei Mal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden sollen. Dies solle kommende Woche in der Eindämmungsverordnung verankert werden. Dazu müsse mit Kommunen und Trägern aber noch eine Einigung über die Beschaffung und Finanzierung der Tests erzielt werden. Daher sei noch nicht absehbar, wann die Tests für die Kleinsten starten können. Die Testkits sollen von Kommunen und Trägern dezentral beschafft und die Kosten vom Land erstattet werden.
Schüler und Schülerinnen müssen sich seit dem 15. November drei Mal pro Woche vor dem Schulbesuch selbst testen. Nach den Winterferien soll ab Mitte Februar die Frequenz der Tests auf fünf Mal pro Woche erhöht werden.
Landesregierung weitet Testpflicht an Schulen aus
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Landesregierung weitet die Testpflicht an den Schulen angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus aus. Künftig nehmen nach Angaben des Schulministeriums auch Geimpfte und Genesene verpflichtend an den regelmäßigen Tests in den Schulen teil. Die erweiterte Testpflicht gelte für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie für das gesamte darüber hinaus in den Schulen tätige Personal, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Neben den Schülerinnen und Schülern wird demnach auch das gesamte Personal am ersten Schultag nach den Ferien vollständig getestet.
«Um einen sicheren Schulstart zu ermöglichen, kommen am ersten Schultag nach den Ferien bei allen Schülerinnen und Schülern an den weiterführenden Schulen Antigen-Selbsttests zur Anwendung», heißt es in einer Mitteilung. An den Grund- und Förderschulen sowie an den weiteren Schulen mit Primarstufe würden ebenfalls am kommenden Montag alle Schülerinnen und Schüler mit den PCR-Lolli-Tests getestet.
Alle Lehrerinnen und Lehrer sowie andere in Schulen beschäftigten Menschen an den Grund- und Förderschulen sowie an den weiterführenden Schulen, die immunisiert sind, führten ab kommendem Montag dreimal pro Woche einen Antigen-Selbsttest in eigener Verantwortung durch oder hätten den Nachweis über einen negativen Bürgertest vorzulegen, heißt es zum Verfahren in der am Donnerstag verbreiteten Schulmail.
Unberührt davon bleibe die im Infektionsschutzgesetz begründete Verpflichtung der nicht immunisierten und in Präsenz tätigen Lehrerinnen, Lehrer und Beschäftigten, an ihren Präsenztagen in der Schule einen Antigen-Selbsttest unter Aufsicht in der Schule vorzunehmen oder den Nachweis über einen Bürgertest vorzulegen.
Schulen im Norden starten mit verschärften Corona-Regeln
Die Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein steigen rasant und am Montag enden die Weihnachtsferien. Das Bildungsministerium reagiert mit verschärften Regeln. Dennoch soll es so viel Normalität wie möglich an den Schulen geben.
Kiel (dpa/lno) - Mit der weihnachtlichen Ferienruhe an den schleswig-holsteinischen Schulen ist es am Montag vorbei. Weil die Corona-Infektionszahlen stark steigen, gelten mit Schulbeginn aber schärfere Regeln zum Beispiel bei Tests für Schüler, Lehrer und andere Beschäftigte. Der Präsenzunterricht habe dabei höchste Priorität, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag. «Schülerinnen und Schüler brauchen so viel wie möglich Kontinuität und Normalität.»
Zu den verschärften Maßnahmen gehöre eine zunächst für zwei Wochen ausgeweitete Testpflicht. Statt wie bisher zwei seien jetzt drei Tests pro Woche vorgesehen. Mit der nächsten Schul- und Corona-Verordnung soll die Testpflicht auch auf Genesene und Geimpfte ausgeweitet werden. Prien forderte alle an Schulen Tätigen und alle Schüler dazu auf, bereits jetzt freiwillig an Tests teilzunehmen, auch wenn sie geimpft oder genesen sind.
Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gelte für alle Schularten und alle Jahrgänge, erläuterte die Ministerin. Von Ausnahmen solle zurückhaltend Gebrauch gemacht werden.
Für Grundschulen und Förderzentren werde das Kohortenprinzip wieder eingeführt. Die Kohorten sollen möglichst klein gehalten werden. Sie könnten bei klassenübergreifendem Unterricht oder zur Umsetzung von Ganztags- und Betreuungsangeboten aber mehrere Lerngruppen oder sogar Jahrgänge umfassen. Lehrkräfte, die in mehreren Kohorten unterrichten, sollen vorsorglich FFP2-Masken tragen.
Außerunterrichtliche Angebote in den Nachmittagsstunden werden bis zum 23. Januar ausgesetzt. Im Sport- und Musikunterricht sollen besonders infektionsanfällige Aktivitäten vermieden werden. Wettkämpfe oder Singen sowie das Musizieren mit Blasinstrumenten sind nicht erlaubt.
Bei Quarantäneanordnungen der Gesundheitsämter können die Schulen zum Distanzunterricht für betroffene Lerngruppen, Jahrgänge oder die gesamte Schule übergehen. Das kommt nach Priens Angaben in Betracht, wenn mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in der entsprechenden Gruppe von einer Quarantäneanordnung oder ein Drittel der Lehrkräfte betroffen sind.
Prien, die auch Vorsitzende der Kultusministerkonferenz ist, warb erneut für Schutzimpfungen. «Impfen ist und bleibt der Schlüssel, um diese Pandemie in den Griff zu kriegen. Deshalb appelliere ich noch einmal ausdrücklich an alle Erwachsenen und die Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 17, die bestehenden Angebote für Beratung und Impfung anzunehmen.» Ab sofort seien auch für die 12- bis 17-Jährigen Booster-Termine in den Impfzentren buchbar, betonte die Ministerin. Auch für die Fünf- bis Elfjährigen gelte die Bitte, die Beratungsangebote wahrzunehmen und eine bewusste Entscheidung durch die Eltern zum Impfen zu treffen.
Aus Sicht des bildungspolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Martin Habersaat, ist es richtig, den Start der Schulen mit einem strengeren Testregime zu verknüpfen. Drei Tests pro Woche machten andere Länder seit längerem vor. Tests auch für Geimpfte und Genesene habe die SPD bereits im Dezember gefordert. Kontinuität und Normalität seien wichtig. «Dazu könnte allerdings längst ein regelhafter Einsatz von digitalen Möglichkeiten im Distanzunterricht gehören.»
Rufe nach neuen Kontaktbeschränkungen - Debatte über Impfpflicht
Die um sich greifende Corona-Variante Omikron zwingt Bund und Länder schon zu Jahresbeginn zu neuen Schritten. Die hochinfektiöse Variante gibt auch einem weiteren Streitthema neue Nahrung.
Berlin (dpa) - Vor den Beratungen von Bund und Ländern über die Corona-Lage wird angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante der Ruf nach weiteren Kontaktbeschränkungen lauter. «Wir werden wahrscheinlich noch einmal zulegen müssen», sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwochabend im ZDF-«heute journal». Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann rief dazu auf, berufliche Kontakte einzuschränken und Homeoffice auszuweiten. Auch die Kommunen erwarten verschärfte Kontaktbeschränkungen.
Die Ministerpräsidentenkonferenz berät am Freitag erneut mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) über das Vorgehen in der Pandemie. Aus Sicht der Bundesregierung dürfte die ansteckendere Omikron-Variante schon in wenigen Tagen auch deutschlandweit dominierend sein. Lauterbach und die Ressortchefs der Länder legten am Mittwoch jeweils Vorschläge zu künftigen Quarantäne-Vorgaben vor - mit kürzeren Auszeiten für Personal in wichtigen Versorgungsbereichen, geknüpft an PCR-Tests. Lauterbach betonte am Abend im ZDF, damit würden solche Bereiche lebensfähig gehalten.
Der Minister warnte davor, die Gefahren durch Omikron wegen der Berichte über leichtere Verläufe herunterzuspielen. Omikron werde bei vielen bleibende Schäden hinterlassen. «Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hier werden viele schwer krank werden», warnte Lauterbach. Er halte weitergehende Kontaktbeschränkungen für notwendig, sagte der Minister, ohne Details zu nennen. Der beste Schutz vor Omikron seien aber die Booster-Impfungen. Lauterbach rief dazu auf, das hohe Impftempo wie vor Weihnachten wieder aufzunehmen. Gut 40 Prozent der Bevölkerung haben inzwischen eine Booster-Impfung.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte Bund und Länder auf, Vorbereitungen für eine weitere Boosterimpfung gegen das Coronavirus zu treffen, wenn ein angepasster Impfstoff zur Verfügung steht. Entschieden werden müsse auch, ob eine Priorisierung der nächsten Impfungen für besonders gefährdete Personen, ältere Menschen und Personal in der kritischen Infrastruktur stattfinden solle, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Er betonte zugleich, die Reduzierung der Kontakte sei die einzige Möglichkeit, um das Infektionsgeschehen zu begrenzen.
Grünen-Fraktionschefin Haßelmann setzt auf eine Verringerung der Kontakte auch im Beruf. «Wir befinden uns in einer schwierigen Phase der Pandemie», sagte Haßelmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Zusätzliche Schutzmaßnahmen seien erforderlich. «Das gilt für weitere Kontaktbeschränkungen, nicht nur im Privaten, sondern auch bei der Arbeit», sagte Haßelmann. «Homeoffice ist da ein zentraler Baustein. Das muss jetzt wieder mehr Anwendung finden.»
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag): «Wir müssen angemessen auf Omikron reagieren. Das können weitere Kontaktbeschränkungen sein, aber auch eine kürzere Quarantäne, um unsere kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten.»
Die Omikron-Variante facht auch die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht neu an. Der baden-württembergische FDP-Landeschef Michael Theurer sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Je länger die Diskussion anhält, desto mehr stellt sich heraus, dass die Impfpflicht kein Allheilmittel ist.» Es sei eine trügerische Hoffnung, dass die Impfpflicht als Patentrezept zu einem Ende der Pandemie führe. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium führte etwa an, dass Geimpfte dennoch ansteckend sein könnten, dass es neue Mutationen gebe und Menschen mit Vorerkrankungen, die sich nicht impfen lassen könnten.
FDP-Vize Johannes Vogel erwartet, dass die Ausbreitung von Omikron die Impfpflicht-Debatte beeinflussen wird. «Vielleicht wird die Frage einer Impfpflicht dadurch auch obsolet, weil die Herausforderung für das Gesundheitssystem sich verändert», sagte Vogel der «Welt» (Donnerstag). «Vielleicht aber bleibt zum Beispiel unsere Impflücke gerade bei den Älteren gefährlich. Hier lernen wir derzeit ja jeden Tag dazu. In der Bundestagsdebatte werden diese Themen besprochen werden.»
Wie die «Bild»-Zeitung (Donnerstag) unter Berufung auf hochrangige Bundestagskreise berichtet, soll eine erste Debatte über eine allgemeine Impfpflicht erst Ende Januar stattfinden. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese hatte kurz vor dem Jahreswechsel noch die kommende Woche für eine erste Befassung genannt. Eine spätere Abstimmung soll ohne Fraktionszwang erfolgen.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, mahnte zu einer differenzierten Diskussion über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Die körperliche Selbstbestimmung, um deren Einschränkung es bei der Impfpflicht gehe, sei ein hohes Gut, sagte Buyx der dpa. Es müsse also sorgfältig überlegt werden. Am Ende müsse die Politik entscheiden.
In seiner im Dezember veröffentlichten Stellungnahme hatte der Ethikrat mehrheitlich eine Ausweitung der kürzlich beschlossenen Corona-Impfpflicht für Personal in sensiblen Einrichtungen auf «wesentliche Teile der Bevölkerung» befürwortet. Zum Umfang und der genauen Ausgestaltung einer erweiterten Impfpflicht gab es aber unterschiedliche Ansichten.
FDP-Bildungsexpertin gegen Schulschließungen auch bei hohen Zahlen
Berlin (dpa) - Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ria Schröder, hat gefordert, die Zusage für offene Schulen auch bei stark steigenden Corona-Zahlen durch Omikron einzuhalten. Die Virusvariante sei eine große Belastung, da sie sich schnell verbreite und die hohen Infektionszahlen vielen Menschen Angst machten, sagte Schröder der Deutschen Presse-Agentur. «Die Folgen von Schulschließungen sind jedoch ebenso dramatisch, nur sind psychische und physische Belastungen, häusliche Gewalt oder Lerndefizite zunächst unsichtbar.»
Die Kultusministerinnen und -minister der Länder hatten am Mittwoch das Ziel bekräftigt, Schulen nicht wieder großflächig zu schließen. Das wäre nach Änderungen am Infektionsschutzgesetz durch die Ampel-Parteien momentan so auch nicht möglich, es sei denn, das Infektionsschutzgesetz würde erneut geändert oder der Bundestag würde die sogenannte epidemische Lage von nationaler Tragweite wieder feststellen.
Vertreter verschiedener Bundesländer hatten zuletzt gefordert, die epidemische Lage wieder festzustellen. Schröder sagte auf die Frage, ob ein solcher Schritt denkbar wäre, Politik, Schulen, Lehrkräfte und Eltern müssten gemeinsam dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler in den Schulen bestmöglich geschützt würden und flächendeckende Schulschließungen auch bei hohen bundesweiten Inzidenzen verhindert werden könnten.
05.01.2022
Kultusminister: Schulen sollen offen bleiben
Flächendeckende Schulschließungen sind nach derzeitiger Rechtslage nicht mehr möglich. Dazu kommt nun ein erneutes Bekenntnis der Politik: Schulen sollen nicht schließen, auch nicht in der sich aufbauenden Omikron-Welle. Wie lange hält die Zusage?
Berlin (dpa) - Die für Bildung zuständigen Kultusministerinnen und -minister der Länder bleiben bei ihrer Linie, dass Schulen in der aktuellen Corona-Lage offen gehalten werden sollen. «Auch wenn sich die Pandemie durch eine neue Virusvariante verändert, müssen wir die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen noch stärker in den Blick nehmen. Das bedeutet, dass wir die Schulen erst dann schließen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind», sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), am Mittwoch nach einer Sonderschalte der Minister.
Die KMK hatte die außerplanmäßige Beratung wegen des drohenden massiven Anstiegs der Ansteckungszahlen durch die Omikron-Variante anberaumt. Zuletzt war vor diesem Hintergrund die Frage aufgekommen, ob durchgehender Unterricht in den Schulen weiterhin möglich bleiben wird. Das Präsenzlernen habe höchste Priorität, sagte Prien, die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein. Sie verwies auch auf die geltende Rechtslage, wonach flächendeckende Schulschließungen momentan gar nicht mehr möglich sind.
Die Ampel-Parteien hatten durch Änderungen am Infektionsschutzgesetz ausgeschlossen, dass es erneut zu einem großen Schullockdown wie vor einem Jahr kommt. Möglich wäre eine solche Maßnahme erst wieder, wenn das Infektionsschutzgesetz erneut geändert würde, wofür es zumindest momentan keine Pläne gibt, oder wenn der Bundestag die sogenannte epidemische Lage von nationaler Tragweite wieder feststellen würde, was sich bisher auch nicht abzeichnet - aber je nach Entwicklung auch nicht ausgeschlossen ist.
In ihrem Beschluss vom Mittwoch schreiben die Kultusminister, dass in den kommenden Wochen wegen Omikron «unter Umständen ein sehr dynamisches Infektionsgeschehen eintreten» könnte. «Allerdings gibt es deutliche Hinweise, dass eine mögliche Erkrankung milder verläuft», heißt es weiter. Der Maßstab des Handelns seien deshalb nicht allein die Infektionszahlen, sagte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) nach den Beratungen.
Die KMK spricht sich vor diesem Hintergrund für überarbeitete Quarantäneregeln auch an den Schulen aus. «Die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs ist für Kinder und Jugendliche systemrelevant und darüber hinaus eine Grundlage für die Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit anderer Kritischer Infrastrukturen», heißt es im Beschluss. Über das Quarantäne-Thema stimmen sich Bund und Länder momentan noch ab. Am Freitag werden Entscheidungen dazu erwartet.
Auch wenn flächendeckende Schulschließungen auf Landesebene momentan nicht mehr verfügt werden können, kann es örtlich an Schulen zu Einschränkungen kommen, etwa wenn Gesundheitsämter das anordnen, wie Prien erläuterte. Bundesländer wie Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern überlassen es den Schulen inzwischen selbst, wie sie vorgehen. Auch so kann es vereinzelt zu Wechsel- oder auch wieder Distanzunterricht kommen.
Vom Deutschen Lehrerverband wird dieses Modell begrüßt. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte am Mittwoch im Sender n-tv: «Ganz ehrlich, es werden nicht alle Schulen aufbleiben können. Das muss man deutlich so sagen.» Unterricht in Präsenz sei erste Wahl, «aber auch nicht um jeden Preis».
Im vergangenen Jahr hatten sich die großflächigen Einschränkungen an den Schulen bis ins Frühjahr gezogen. Nur schrittweise kehrten Schülerinnen und Schüler zurück, manche erst im Mai. Wegen der langen Ausfälle wird geschätzt, dass sich bei fast einem Viertel der Schülerinnen und Schüler Lernrückstände aufgebaut oder vergrößert haben.
Schülervertreter zeigten sich mit dem KMK-Beschluss zufrieden. Im Großen und Ganzen stimme dies mit den Positionen der Bundesschülerkonferenz überein, sagte deren Generalsekretärin Katharina Swinka am Mittwoch im Nachrichtensender «Welt». Sie verwies auf mögliche negative psychosoziale Folgen durch Schulschließungen, Lerndefizite und darauf, dass es für die Entwicklung wichtig sei, dass Schülerinnen und Schüler ihre Freunde sehen könnten.
Gebauer: Präsenzunterricht ist oberstes Gebot
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nach dem Ferienende soll der Unterricht in Nordrhein-Westfalen nach Angaben von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in der kommenden Woche in den Schulräumen fortgesetzt werden. «Es findet Präsenzunterricht statt», sagte Gebauer am Mittwoch im WDR2 Morgenmagazin auf Fragen von Hörern. Ein Wechselunterricht mit der Aufteilung in Lerngruppen, die im Wechsel in den Schulen und zu Hause unterrichtet werden, würde eine maximale Belastung für alle Lehrkräfte darstellen und würde als schlechteste Variante angesehen. Es müsste zudem eine Notbetreuung für die Kinder eingerichtet werden, deren Eltern in der sogenannten kritischen Infrastruktur tätig seien. Präsenzunterricht sei
Rabe für einheitliche Quarantäneregelungen für Schulen
Hamburgs Schulsenator Rabe fordert von der Kultusministerkonferenz einheitliche Quarantäneregelungen für Schulen. Die gut 200 000 Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen der Hansestadt starten derweil in voller Präsenz in den Unterricht.
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schulsenator Ties Rabe rechnet bei der Kultusministerkonferenz an diesem Mittwoch trotz rasant steigender Corona-Zahlen fest mit einer Bestätigung des Präsenzunterrichts an den Schulen. «Ich gehe davon aus, dass die Kultusministerkonferenz noch einmal ihren Beschluss bekräftigen wird, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten und nach den Weihnachtsferien wieder mit dem Präsenzunterricht zu beginnen», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Darüber hinaus hoffe er, dass die Ministerrunde deutlich mache, wie wichtig - gerade vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Omikron-Variante - einheitliche und klare Quarantäneregelungen für die Schulgemeinschaften seien. «Die neue Variante fordert aus meiner Sicht klare Vorgaben in allen Bundesländern, auf die sich Eltern, Schülerinnen und Schüler aber auch Lehrkräfte verlassen können», betonte Rabe.
Hamburgs Schülerinnen und Schüler starten am Mittwoch nach zwei Wochen Weihnachtsferien wieder in voller Präsenz in den Schulalltag. Die steigenden Inzidenzzahlen seien zwar Anlass zur Sorge, doch es bestehe politischer Konsens in Deutschland, dass Schulschließungen nur das allerletztes Mittel sein dürften, wenn alle anderen Maßnahmen wie ein kompletter Lockdown, Ausgangssperren oder Einkaufsverbote vollständig ausgeschöpft seien, erklärte die Schulbehörde.
Für die gut 200 000 Schülerinnen und Schüler sowie die Schulbeschäftigten gelten den Angaben zufolge strenge Corona-Regeln. So wird die Testfrequenz bei den Kindern und Jugendlichen in den ersten beiden Schulwochen nach Ferienende erhöht - auf drei Tests pro Woche. Vom 17. Januar an sind es dann wieder zwei Tests wöchentlich. Nachdem in der Vergangenheit viele falsch positive Corona-Tests zu Ärger bei Schülern, Eltern und Lehrern geführt haben, würden nun neue Schnelltests der Firma Siemens ausgeliefert, so die Behörde.
Darüber hinaus dürfen Beschäftigte Schulen nur betreten, wenn sie geimpft, genesen oder getestet sind. Es gelte weiterhin in allen Schulgebäuden eine Maskenpflicht. Klassenräume müssen alle 20 Minuten für fünf Minuten gelüftet werden. Zudem stehen in rund 90 Prozent der etwa 11 000 Unterrichts- und Fachräume mehr als 21 000 mobile Luftfilter.
Die im vergangenen Jahr begonnenen Impftage an den weiterführenden und berufsbildenden Schulen sowie Sonderschulen für Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 18 Jahren sollen fortgesetzt werden. Die nun auch möglichen Impfungen für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren würden dagegen nicht an jeder Schule angeboten. Deren Impfung soll auf Wunsch der Hamburger Ärzte vorrangig über Kinderärzte, Kinderkliniken und das zentrale Kinderimpfzentrum organisiert werden, erklärte die Behörde.
Sollten einzelne Schulen dennoch Impfungen für 5- bis 11-Jährigen organisieren wollen, werde dies von der Behörde jedoch unterstützt. Einige wenige hätten bereits Impfaktionen angekündigt. Die Behörde betonte jedoch, dass sich diese ausschließlich an Schülerschaft und Schulbeschäftigte richteten, nicht an die allgemeine Bevölkerung.
04.01.2022
Ringen um weitere Corona-Maßnahmen - Omikron breitet sich aus
Deutschland wappnet sich für die drohende nächste Corona-Welle - bis Ende der Woche sollen Vorschläge auf dem Tisch liegen. Für mögliche kürzere Quarantäne-Zeiten kommen besondere Bedingungen ins Gespräch.
Berlin (dpa) - Vor erneuten Corona-Beratungen von Bund und Ländern ringen Politik und Experten um zusätzliche Krisenmaßnahmen wegen der ansteckenderen Virusvariante Omikron. Die Arbeitgeber forderten, schnell Quarantäne-Verkürzungen zu regeln. Dies steht im Blick, um wichtige Versorgungsbereiche auch für den Fall am Laufen zu halten, dass Infektionen sprunghaft zunehmen. Patientenschützer verlangten aber engmaschige PCR-Labortests als Bedingung dafür.
Nach Angaben der zuständigen Landesbehörden ist Omikron inzwischen in mehreren Bundesländern wie Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg nachweislich die vorherrschende Virusvariante. Regional werden Corona-Auflagen teils schon verschärft. An diesem Mittwoch will auch die Kultusministerkonferenz tagen. Zur Mitte der Woche ist in der Hälfte der Bundesländer nach den Weihnachtsferien wieder Schule.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten wollen am Freitag erstmals nach dem Jahreswechsel über den Kurs beraten. Im Visier steht vor allem die schnelle Omikron-Ausbreitung. Über die Lage beriet am Dienstag auch der Expertenrat der Bundesregierung. Die Zahl der übermittelten sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen Omikron-Fälle hat sich laut Robert Koch-Institut (RKI) binnen einer Woche mehr als verdreifacht. Nunmehr 35 529 würden der neuen Variante zugeordnet, hieß es auf einer RKI-Übersicht am Dienstag. Vor einer Woche waren es 10 443. Die Zahl bezieht sich auf Fälle seit November.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) rief zu schnellen Änderungen bei Quarantäneregeln auf, damit auch in einer Omikron-Welle immer Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne. Bei symptomlosen Infizierten und Kontaktpersonen müsse eine verkürzte Quarantäne möglich sein, wenn der Betrieb der Infrastruktur gefährdet
wäre. Schon bewährt hätten sich auch Arbeitsquarantänen - also, dass Beschäftigte in Quarantäne mit besonderen Hygienekonzepten arbeiten.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte eine Verkürzung bei Quarantäne-Vorschriften wie in anderen Ländern. Es sei nötig, die jetzige Regelung zu überarbeiten. «Wir können ja bei einer rasch wachsenden Verbreitung nicht das ganze Land zeitgleich in Quarantäne schicken», sagte der CSU-Chef der Deutschen Presse-Agentur. «Die Basis muss dazu eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung sein.» Vor allem sei wichtig zu wissen, ob es durch mildere Verläufe zu einer geringeren Belastung der Krankenhäuser kommen werde.
Im Gespräch sind kürzere Quarantänezeiten insbesondere in wichtigen Bereichen wie Kliniken, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung. Der Grünen-Experte Janosch Dahmen sagte in der ARD: «Ich bin bei der Verkürzung der Quarantäne ganz pauschal sehr vorsichtig.» Vorstellen kann er sich es bei spezialisierten technischen Berufen. «Aber die Krankenschwester, die sich jetzt um den Herzinfarkt oder Schlaganfall kümmert, jetzt aus Quarantäneregeln auszunehmen, die dann möglicherweise weitere Patienten ansteckt, das öffnet für Omikron zu viele Türen.»
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte für Krankenhäuser, Pflegeheime und ambulante Pflege tägliche Labortests. «Es braucht eine PCR-Test-Priorisierung für Berufe, die sich um Pflegebedürftige und Kranke kümmern», sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Der Immunologe Carsten Watzl sagte der dpa, es könne «durchaus Sinn machen», dass sich jemand nach fünf oder sieben Tagen freitestet - gerade, wenn es um kritische Infrastruktur gehe. Dies könne man aber nur seriös machen, wenn es mit negativen PCR-Tests begleitet sei.
Aktuell gilt: Bei engem Kontakt zu nachgewiesenermaßen Infizierten soll man für zehn Tage in häusliche Quarantäne. Diese kann mit einem negativen Schnelltest auf sieben Tage verkürzt werden, mit PCR-Test auf fünf Tage. Zu unterscheiden ist davon die Isolierung: Wer infiziert ist, soll für 14 Tage nach Symptombeginn in Isolierung - vollständig Geimpfte fünf Tage, wenn sie danach symptomfrei und negativ PCR-getestet sind. Für Omikron-Fälle sind die Vorgaben strenger. Nach den aktuellen RKI-Empfehlungen sollen Kontaktpersonen von Omikron-Inifizierten immer in Quarantäne - auch wenn sie geimpft oder genesen sind.
Bei der Bund-Länder-Runde im Blick stehen auch mögliche weitere Beschränkungen. In Hamburg verschärft der Senat ab Montag bereits Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene. Der Kommunal-Vertreter im Expertenrat, Stefan Sternberg, sprach sich für einheitliche Regeln aus - etwa bei Gaststätten. «Wir sehen es bei uns im Kreis, dass wir einen regelrechten "Gastronomie-Run" haben auf andere Bundesländer, in denen man - anders als bei uns in Mecklenburg-Vorpommern - keinen zusätzlichen negativen Corona-Test braucht», erklärte der SPD-Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim nach der Ratssitzung. Er denke, dass dies auch Thema bei der Konferenz der Ministerpräsidenten sein werde.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU) aus Schleswig-Holstein, machte vor der Videoschalte der Ressortchefs deutlich, es gebe keinen Hinweis, dass die Omikron-Variante für Schulkinder gefährlicher sei als die Delta-Variante. «Insofern glaube ich müssen wir jetzt verantwortlich, unter strengen Hygienemaßnahmen, aber trotzdem im Regelbetrieb die Schulen wieder öffnen», sagte Prien im Sender Phoenix. Angestrebt wird Präsenzunterricht. Zuletzt wurde auch über möglichen Distanz- oder Wechselunterricht diskutiert.
Kultusminister beraten über Schulbetrieb mit Omikron
Berlin (dpa) - Die Kultusministerinnen und -minister der Länder beraten am Mittwoch über die Lage an den Schulen vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus. Die Videokonferenz war außerplanmäßig vereinbart worden. In der Hälfte der Bundesländer hat die Schule nach den Weihnachtsferien bereits wieder begonnen oder beginnt am Mittwoch. Nächste Woche kommen die Schülerinnen und Schüler in den restlichen acht Bundesländern zurück in die Klassen. Angestrebt wird überall Präsenzunterricht. Die Kultusminister dürften ihre Position dahingehend noch einmal bekräftigen.
Wegen befürchteter stark ansteigender Infektionszahlen durch die Omikron-Variante war zuletzt auch wieder über möglichen Distanz- oder Wechselunterricht diskutiert worden. Thüringen wollte mit Fernunterricht ins neue Jahr starten, zog den Plan dann aber kurzfristig wieder zurück.
Ministerin: NRW-Schulen haben bereits Omikron-sensible Corona-Tests
Was bedeutet die Omikron-Variante für den Schulstart nach den Weihnachtsferien? Aus Sicht der Opposition muss es jedenfalls viel mehr Vorsichtsmaßnahmen geben - und mehr Handlungsspielräume für die Schulen vor Ort. Schon geschehen, hält die Schulministerin dagegen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat SPD-Forderungen nach neueren Corona-Tests, die auch auf die Omikron-Variante ansprechen, als substanzlos zurückgewiesen. «Seit geraumer Zeit verfügen die Schulen über Corona-Tests, die auch für die Omikron-Variante geeignet sind und die notwendige Sensitivität aufweisen», versicherte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.
Sie reagierte damit auf Oppositionsführer Thomas Kutschaty. Der Chef der SPD-Landtagsfraktion und Landespartei hatte sie zuvor aufgefordert, allen Schulen neue Corona-Tests in gleicher Qualität zur Verfügung zu stellen, wie sie jüngst für die Kitas bestellt worden seien.
Alle Schulen verfügten schon vor dem Schulstart nach den Weihnachtsferien in der kommenden Woche über ausreichend Tests und Testmaterial, hielt das Schulministerium dagegen. Dort könnten sowohl die neuen Tests zum Einsatz kommen als auch solche aus noch vorhandenen älteren Beständen, erklärte ein Sprecher. Dem Ministerium lägen Zertifikate des Herstellers vor, dass sowohl die bisher genutzten als auch die neuen Antigen-Selbsttests für die Omikron-Variante geeignet seien, stellte Gebauer klar.
Nach Angaben des Ministeriums wurden für die Corona-Tests an den NRW-Schulen «langfristige Lieferverträge geschlossen, die die Belieferung in den kommenden Monaten sicherstellt». Die Laufzeit der Rahmenvereinbarung sei zunächst bis zum Beginn der Osterferien am 8. April befristet - mit Verlängerungsoptionen bis zum 22. Dezember 2022. Damit sei sichergestellt, dass «das Land sich nicht für einen zu langen Zeitraum im Voraus zur Abnahme von Lieferungen verpflichtet, sondern in Ansehung der Entwicklung der Pandemie flexibel entscheidungsfähig ist». Die neuen Tests seien mit allen nötigen Utensilien einzelverpackt; die Lehrkräfte müssten nichts mehr einteilen. Damit verringere sich ihr Aufwand.
Kutschaty forderte, an allen rund 6000 Schulen in NRW möglichst täglich zu testen. Außerdem müsse nach den Weihnachtsferien unbedingt an der Maskenpflicht im Unterricht festgehalten werden, da Masken ein ganz wesentliches Schutzinstrument seien, betonte er. Das Hin und Her mit der Maskenpflicht rund um die Herbstferien dürfe sich nicht wiederholen.
Die Landesregierung und die Kultusminister müssten alle Vorkehrungen treffen, damit der Unterricht auch nach den Ferien möglichst in der Klasse aufrechterhalten werden könne, unterstrich Kutschaty. Dazu gehöre auch, in den Schulen systematisch für das Impfen zu werben oder etwa gemeinsame Besuche bei den Gesundheitsämtern zu organisieren, um Kinder und Jugendliche dort zentral impfen zu können.
Außerdem müssten endlich Luftfilter für alle Schulen beschafft werden. «Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein Luftfiltergerät, parallel zum Stoßlüften alle dreiviertel Stunde in der kleinen Pause, die Infektionsgefahr dramatisch reduziert», sagte Kutschaty.
Im Notfall müssten die Schulen aber die Option haben, in den Wechselunterricht mit kleineren Lerngruppen oder auch auf einen weitreichenderen Distanzunterricht umschwenken zu können. Für einen solchen «Plan B» müsse die Landesregierung jetzt einen groben Rahmen abstecken. «Es darf nicht dem Zufall überlassen bleiben, welche Schülerinnen und Schüler plötzlich Distanzunterricht bekommen und ob er dann überhaupt stattfinden kann.»
Oberstes Gebot sei aber, so lange wie möglich Präsenzunterricht anzubieten. «Wir dürfen nicht die Schulen schließen und die Fabriken auflassen. Schulen gehören aus meiner Sicht zur systemrelevanten Infrastruktur.» Auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer, forderte, den Schulen jetzt alle Möglichkeiten zu eröffnen, um ohne Verzögerung auf unterschiedliche Infektionsszenarien reagieren zu können.
Am Mittwoch stehen Beratungen der Kultusminister zur Situation an den Schulen nach den Weihnachtsferien an. Für Freitag werden neue Corona-Beschlüsse nach einer weiteren Bund-Länder-Konferenz zur Pandemie erwartet.
03.01.2022
Präsenzpflicht und Corona-Tests: Schule beginnt mit Fragezeichen
In Berlin hat die Schule wieder begonnen und es gilt Präsenzpflicht. Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich zunächst täglich auf Corona testen. Für die Zeit danach sind jedoch viele Fragen offen.
Berlin (dpa/bb) - In Berlin hat der Unterricht unter Pandemiebedingungen nach den Weihnachtsferien wieder begonnen. Tägliche Corona-Tests sind in der ersten Woche verpflichtend. Die Ankündigung der Bildungsverwaltung, es danach bei drei wöchentlichen Tests zu belassen, hat allerdings Kritik ausgelöst. Noch wichtiger ist die Frage, wie lange es angesichts der Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante beim Präsenzunterricht bleibt, bei dem die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler in der Schule vorgeschrieben ist. Berlins neue Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, so lange wie möglich daran festzuhalten.
Auch der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektorinnen und Oberstudiendirektoren des Landes Berlin (VOB), Arnd Niedermöller, findet es richtig, noch nicht zum Wechselunterricht überzugehen: «Dass wir in Präsenz starten, halte ich für sehr sinnvoll», sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Forderung, die Schulen offen zu halten, sei zuletzt von vielen Seiten immer wieder erhoben worden. «Stellen wir uns vor, die Politik hätte entschieden, wir würden im Wechselunterricht starten, dann wäre der Aufschrei sehr groß, dass man noch einkaufen und arbeiten gehen kann und bei den Schulen wird schon wieder zugemacht», sagte der Schulleiter. «Ich bin froh, dass wir erst einmal so starten.»
Vor Weihnachten sei das Infektionsgeschehen an den Schulen außerdem deutlich abgeflacht, sagte Niedermöller. «Wie es jetzt aussieht nach den Ferien, wird sich in der Woche zeigen.» Falls es notwendig werden sollte, sei das Umschwenken auf Wechselunterricht allerdings nicht ohne Aufwand möglich. «Jede Änderung des Systems beinhaltet auch eine zusätzliche Belastung.»
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte am Montagnachmittag mit, nach ersten Rückmeldungen habe es bei den Corona-Tests keine Ausreißer nach oben gegeben. «Nur in einzelnen Bezirken gab es etwas mehr Krankmeldungen oder einen leichten Anstieg bei den positiven Schnelltestungen.»
Bildungssenatorin Busse hat sich klar gegen Corona-Tests von Schülerinnen und Schülern zu Hause ausgesprochen: «Wir haben ja schon lange, dass die Kinder vor Ort getestet werden, weil möglicherweise das nicht in allen Elternhäusern so genau genommen wird», sagte Busse am Montag im RBB-Inforadio. «In der Schule ist das schon absolute Routine und vor dem Unterricht, und das wollen wir auch beibehalten.»
Geimpfte Kinder und Jugendliche sind von der Testpflicht in der Schule allerdings ausgenommen. «Es wird sehr empfohlen, dass auch geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher sich in dieser ersten Woche täglich testen», sagte Busse. Sie gehe davon aus, dass 99 Prozent der Geimpften und Genesenen das auch tun werden. Es werde aber niemand «festgebunden und gezwungen».
Schulleiter Niedermöller findet die Ausweitung der Tests gut: «Fünf Mal wöchentlich testen trägt dazu bei, dass die Lage an den Schulen sicher ist, auch bei vollem Betrieb», sagte er. «Ich würde es auch begrüßen, wenn diese Testung noch eine Woche weitergeht», ergänzte der Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Berlin-Lichtenberg. Auch der Landeselternausschuss und die Gewerkschaft GEW in Berlin haben sich dafür ausgesprochen, die täglichen Tests nicht auf eine Woche zu begrenzen.
«Bis die Situation geklärt ist und wir verlässliche Zahlen haben, sollte man weiter täglich testen», sagte Landeselternausschuss-Vorsitzender Norman Heise am Montag. Heise bemängelte, die Bildungsverwaltung habe nach wie vor keinen Plan B für den Fall, dass die Infektionszahlen in den Schulen deutlich steigen sollten. Der Landeselternausschuss plädiert dafür, die Präsenzpflicht dann auszusetzen.
Wie lange Präsenzunterricht noch möglich erscheint, dürfte in der nahen Zukunft vermehrt für Diskussionen sorgen. Am Mittwoch wollen sich die Kultusminister- und ministerinnen der Länder in einer Videokonferenz darüber beraten. Der Berliner Hygienebeirat, der Empfehlungen für die Bildungsverwaltung abgibt, trifft sich am kommenden Montag das nächste Mal, um über diese Themen zu sprechen. Bis dahin dürften ausreichend Daten dazu vorliegen, wie viele Berliner Schülerinnen und Schüler infiziert aus den Ferien zurück in die Schule gekommen sind.
01.01.2022
Schulen.de wünscht allen Nutzern ein frohes, gesundes und großartiges Jahr 2022!
24.12.2021
Frohe Weihnachten
Schulen.de bedankt sich bei allen Lesern des Corona-Newstickers für die treue Leserschaft im Jahr 2021 und wünscht eine frohes, besinnliches und entspanntes Weihnachtsfest.
23.12.2021
Testpflicht auch für geimpfte Schüler ab 10. Januar nun fix
München (dpa/lby) - Nun ist es fix: Die regelmäßige Testpflicht an Bayerns Schulen gilt nach den Ferien auch wieder für geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler. Das geht aus der veränderten Corona-Verordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums vom Donnerstag hervor. Bislang waren Schüler, die doppelt geimpft sind, von der regelmäßigen Testpflicht - nämlich dreimal pro Woche - befreit.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die Neuregelung bereits in Aussicht gestellt, aber der förmliche Beschluss stand da noch aus.
Mit der geänderten Verordnung setzt das Ministerium wie angekündigt auch den Bund-Länder-Beschluss zu Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten um: Vom 28. Dezember an dürfen sich nur noch maximal zehn Geimpfte und Genesene privat treffen - dies gilt bei privaten Zusammenkünften außerhalb der Gastronomie. Wenn auch nur ein Ungeimpfter dabei ist, gelten ohnehin noch striktere Kontaktregeln: Dann sind nur noch Treffen der Angehörigen eines Hausstands mit höchstens zwei Angehörigen eines weiteren Hausstands erlaubt.
Ausgenommen sind, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Donnerstagabend mitteilte, bei der Zählung Kinder unter 14 Jahren, wie im Bund-Länder-Beschluss vereinbart. Das bedeutet für Bayern eine gewisse Lockerung: Bislang waren lediglich Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren und drei Monaten von der Zählung ausgenommen gewesen.
Diese Lockerung für viele Kinder greift auch in anderen Bereichen, etwa bei Zugangsbeschränkungen nach der 2G- oder der 2G-plus-Regel. Auch dort sind nun Kinder unter 14 generell ausgenommen - und nicht nur wie bisher Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren und drei Monaten.
Damit schwenkt Bayern nun doch auf den gemeinsamen Bund-Länder-Kurs ein. In den vergangenen Wochen war die Staatsregierung ausdrücklich noch bei der strikteren Regel (zwölf Jahre, drei Monate) geblieben.
Neu in der Corona-Verordnung ist nach Angaben einer Sprecherin auch, dass das bislang für große überregionale Sportveranstaltungen geltende Zuschauerverbot künftig auch für große überregionale Kulturveranstaltungen und vergleichbare Veranstaltungen gilt. Tanzveranstaltungen sind zukünftig auch außerhalb von Clubs und Diskotheken untersagt - soweit es sich nicht um Sportausübung handelt.
Sozialministerium: Auffrischimpfungen auch für Jugendliche möglich
Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg können nach Angaben des Sozialministeriums jetzt auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren Auffrischungsimpfungen gegen Corona erhalten, wenn die impfenden Ärzte dazu bereit sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe bei der Gesundheitsministerkonferenz am Mittwoch klargestellt, dass der Bund die Haftung dafür übernehme, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Donnerstag in Stuttgart. Vor allem wegen offener Haftungsfragen für Ärzte hatte das Land Booster-Impfungen für diese Altersgruppe zuvor demnach nur «positiv bewertet».
Ärzte, Impfstützpunkte und mobile Impfteams würden über die Entscheidung noch im Laufe des Tages informiert, teilte das Sozialministerium am Donnerstag mit. «Ich freue mich, dass der Bund uns hierfür grünes Licht gegeben hat», sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne). «Angesichts der nahenden Omikron-Welle ist das ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Pandemie.» Die letzte Entscheidung über die Impfungen liege aber immer noch bei den Ärzten, betonte ein Ministeriumssprecher.
Omikron-Welle: GEW und Landeselternrat fordern Wechselunterricht
Potsdam (dpa/bb) - Angesichts der erwarteten fünften Infektionswelle durch die Omikron-Variante des Coronavirus haben sich die Lehrer-Gewerkschaft GEW und der Landeselternrat Brandenburg für erneuten Wechselunterricht in den Schulen ausgesprochen. Damit sollte bei steigenden Fallzahlen die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Lerngruppen deutlich reduziert werden, hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. Daher müssten insbesondere die weiterführenden Schulen auf geeignete Formen des Distanzlernens vorbereitet werden.
Als weitere Maßnahme müsse es eine tägliche Testpflicht für Lehrkräfte, Schüler und andere Mitarbeiter an den Schulen geben, forderten GEW und Landeselternrat. Bei einem Wechselmodell müsse für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 eine Notbetreuung angeboten werden. Auch ein früherer Beginn und eine Verlängerung der Winterferien seien vorzubereiten.
«Die neue Infektionswelle wird die Schulen mit voller Wucht treffen», warnten der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs und der Sprecher des Landeselternrats, René Mertens. «Ständig darauf hinzuweisen, dass die Zahl von schweren Verläufen der Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen noch relativ niedrig ist, ist verantwortungslos und unethisch zugleich.» Niemand könne bislang die Langzeitfolgen bestimmen oder diese ausschließen. «Wer jetzt nicht handelt, gefährdet das Kindswohl und lässt die Schulen als Treiber der Pandemie wissentlich zu.»
Kultusministerin hält Nein zu Impfung für unsolidarisch mit Kindern
Sollte man sich impfen lassen gegen das Coronavirus? Viele sind unsicher, aber die Kultusministerin hat eine klare Meinung. Man tue es schließlich nicht nur für sich.
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat ungeimpfte Erwachsene zu mehr Solidarität mit Kindern aufgefordert. «Ich kann es nicht verstehen, warum man dieses Angebot nicht annimmt, weil immer klar war, es müssen sich die Erwachsenen schützen lassen, damit die Kinder den entsprechenden Herdenschutz kriegen», sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob sie solche Erwachsenen unsolidarisch finde, sagte sie: «In gewisser Weise ja.»
Völlig unverständlich sei, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer nicht gegen das Coronavirus impfen lassen, obwohl sie es könnten. Es sei ihr noch kein Lehrer begegnet, der ihr gesagt habe, er könne sich nicht impfen lassen, sagte Schopper. Klar sei aber: «In solchen Berufen, wo ich auf Ungeimpfte treffe wie etwa Kinder oder auf vulnerable Gruppen wie im Altenheim, da finde ich es einfach unverantwortlich.»
Sie hält eine Impfpflicht auch hier für zumutbar. «Ich finde, das ist auch durchaus verlangbar in so einem Beruf.» Sie gehe aber davon aus, dass 95 Prozent der Lehrkräfte geimpft seien. «Da sind wir schon deutlich über anderen Berufsgruppen.»
Piazolo: Schulen bei hartem Lockdown nicht zwangsläufig dicht
Die Folgen des Distanzunterrichts im vergangenen Schuljahr sind noch immer spürbar. Präsenzunterricht habe deshalb höchste Priorität, sagt der Kultusminister.
München (dpa/lby) - Die Schulen in Bayern könnten selbst während eines harten Lockdowns wegen der Omikron-Variante geöffnet bleiben. «Präsenzunterricht ist und bleibt die oberste Maxime», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in München unmittelbar vor dem letzten Schultag vor den Weihnachtsferien am Donnerstag.
Der Minister führte drei Gründe an, die für die Beibehaltung des Lernens in den Schulgebäuden sprächen: «Erstens um den Bildungsauftrag und das Recht auf Bildung sicherzustellen, zweitens weil Schule ein Ort der sozialen Begegnung ist und drittens, weil wir durch die hohen Sicherheitsstandards und besonders durch das Testen in den Schulen geholfen haben, die letzten Wellen abzuflachen. Das haben auch Studien gezeigt.»
Deswegen wäre es dem Minister zufolge bislang kontraproduktiv gewesen, die Schulen erneut zu schließen. Eine endgültige Entscheidung könne man aber angesichts der unvorhersehbaren Entwicklungen in der Pandemie nicht treffen, betonte Piazolo. «Selbstverständlich muss man immer wieder, wenn sich Dinge neu entwickeln, die Lage neu bewerten.»
Piazolo versicherte: «Wir sind auf alle Eventualitäten gut vorbereitet.» In den letzten Monaten sei alles getan worden, um die Technik auf Vordermann zu bringen, erst vor wenigen Tagen sei ein großer Lasttest eines Videokonferenztools durchgeführt worden. Dennoch bleibe eine Erkenntnis: «Auch guter Distanzunterricht kommt, besonders in sozialer Sicht, nicht an Präsenzunterricht heran.»
Nachholjagd und Teststäbchen: Schule in Coronazeiten
Im bisherigen Schuljahr konnten die bayerischen Kinder und Jugendlichen im Regelfall in ihren Klassenzimmern lernen. Doch die Folgen des Distanzunterrichts wirken fort - und das wohl noch für lange Zeit.
München (dpa/lby) - Seit fast zwei Jahren dominiert die Corona-Pandemie das Leben und Lernen an den Schulen in Bayern. Regelmäßige Tests sind ebenso zur Gewohnheit geworden wie Maskentragen und Abstandhalten. Und doch herrscht in den Schulen alles andere als Normalität: Allzu verbreitet sind noch immer die Lernrückstände, allzu groß die psychisch-sozialen Folgen des monatelangen Distanz- und Wechselunterrichts.
«Beides ist eine große Herausforderung», räumt Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) unmittelbar vor den am Freitag beginnenden Weihnachtsferien freimütig ein. «Es gibt Schülerinnen und Schüler, die haben schon vieles aufgeholt, aber man kann da keineswegs sagen, dass wir schon dort sind, wo wir sein wollen. Das Thema wird uns in diesem, aber auch noch im nächsten Schuljahr erhalten bleiben.»
Zugleich malt die Omikron-Variante mit ihren hohen Ansteckungsraten wieder das Schreckgespenst eines harten Lockdowns an die Wand. Und solange die Pandemie nicht überstanden ist, herrscht bei vielen die Angst vor erneuten Schulschließungen. «Für mich ist Präsenzunterricht ganz entscheidend», betont Piazolo.
Damit spricht er den meisten Beteiligten, Kindern wie Eltern wie Lehrkräften, aus der Seele. Die Sprecherin des bayerischen Elternverbands, Henrike Paede, verweist aber darauf, dass es auch auf die Art und Weise des Präsenzunterrichts ankomme. «Es hilft überhaupt nichts, Sachwissen in die Kinder zu stopfen, wenn die keinen Spaß am Lernen haben.»
«Wir müssen die in die Motivation bekommen, wir müssen die in Projekte bringen, ganzheitlich, es muss auf vielen Kanälen ins Gehirn hineingehen», skizziert Paede die Erwartungen der Eltern. «Mit sozialem Miteinander, mit Spaß, mit Bewegung, mit Tun und Machen und der Erfahrung, dass ich was bewirken kann, wenn ich die Ärmel hochkrempel.» Stattdessen würden an vielen Schulen sehr viele Leistungsnachweise erhoben - oft mit schlechten Noten, weil der versäumte Stoff nur im Schnelldurchgang behandelt worden sei.
Der Chef des Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, zeigt sich dennoch «fest davon überzeugt, dass die Qualität der Bildung in diesem Schuljahr noch erreicht wird». Dem häufig zu hörenden «Ober-Katastrophengerede» könne er sich nicht anschließen, auch wenn es bei einzelnen nach wie vor Nachholbedarf gebe. «Aber wir müssen schauen, dass die Leistungsansprüche bei den Kindern aufrechterhalten bleiben.»
Ein hoher Prüfungsdruck müsse nicht sein, findet Michael Schwägerl vom bayerischen Philologenverband, einer Vertretung der Gymnasiallehrkräfte. Bei Kurzarbeiten, Lernproben und Schulaufgaben sei mehr Flexibilität nötig. «Die Leistungserhebungen müssen angeschaut werden.» Auch beim Lehrplan müssten die Lehrkräfte situativ entscheiden, was sie «für die nächsten Monate, das nächste Schuljahr, für den Abschluss benötigen. Ob da die Vorgaben des Ministeriums reichen, wird sich zeigen.»
Denn das Auffangen der Rückstände jeglicher Art brauche Zeit - und eine individuelle Beschäftigung mit dem einzelnen Kind und Jugendlichen, erläutert der Verbandsvorsitzende. «Die Problematik ist aber, wer kann das leisten, wo sind die Köpfe und die Hände, die eine individuelle Unterstützung leisten können?»
In das gleiche Horn bläst auch Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband: «Wir müssen doch nach zwei Jahren Pandemie endlich erkennen, dass die Heterogenität noch größer geworden ist und wir nicht alle gleich behandeln können. Das Geld für Förderung, Differenzierung und Individualisierung hätten wir ja vielleicht noch, aber das Personal haben wir nicht.»
Fleischmann zieht daher ein gänzlich gegensätzliches Fazit wie ihr Verbandskollege Böhm. «Alle miteinander haben wir es in den zwei Jahren nicht geschafft, den Kindern gerecht zu werden. Nicht weil die Kinder es nicht geschafft haben, sondern weil wir es als System nicht geschafft haben, sie aufzufangen.»
22.12.2021
Kontaktbeschränkungen für alle - Schulen starten im Distanzunterricht
Nach Weihnachten sollen sich nur noch bis zu zehn Menschen treffen können. Thüringen will diese Vereinbarung von Bund und Ländern schnell umsetzen. Die Gesundheitsministerin hätte sich aber mehr gewünscht.
Erfurt (dpa/th) - Um eine drohende Infektionswelle mit der Omikron-Variante des Coronavirus hinauszuzögern, führt Thüringen Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte und Genesene ein. Ab kommendem Dienstag sollen Zusammenkünfte von nur noch maximal zehn Personen erlaubt sein, wie Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung ankündigte. Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren sollen dabei nicht mitgezählt werden.
Eine entsprechende neue Corona-Verordnung soll bereits am Donnerstag - ein Tag vor Heiligabend - verkündet werden. Damit will Thüringen die am Dienstag gefassten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz umsetzen. Derzeit gelten bereits Kontaktbeschränkungen, sobald Menschen bei einer Zusammenkunft dabei sind, die weder gegen das Coronavirus geimpft noch von Covid-19 genesen sind. Dann sind Treffen nur noch mit Mitgliedern des eigenen Haushaltss und mit bis zu zwei Menschen aus einem weiteren Haushalt erlaubt.
Werner zeigte sich mit dem Ergebnis der Schalte von Bund und Ländern unzufrieden: «Ich hätte mir gewünscht, dass die Ministerpräsidenten den Bundestag und die Bundesregierung auffordern, die epidemische Notlage nationaler Tragweite schnellstmöglich gesetzlich wieder zu verankern.» Damit hätte man den Bundesländern ihren Worten zufolge die Möglichkeit gegeben, bestimmte Instrumente zur Eindämmung der Pandemie zu nutzen, die derzeit nicht zur Verfügung stünden.
Die Beschlüsse seien hinter ihren Erwartungen geblieben, stellte Werner fest. Die Omikron-Variante des Coronavirus sei wahrscheinlich um 50 Prozent ansteckender als die Delta-Variante und könnte um 30 Prozent mildere Krankheitsverläufe hervorrufen. Der Effekt der milderen Verläufe werde aber bei sehr hohen Infektionszahlen aufgebraucht. «Wir werden damit rechnen müssen, dass trotz alledem wir viele Menschen haben werden, die hospitalisiert werden oder auf Intensivstationen behandelt werden müssen.»
Das Kabinett folgte am Mittwoch auch den Vorschlägen von Bildungsminister Helmut Holter (Linke), im Bildungssektor weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen. Die ersten beiden Schultage nach den Weihnachtsferien (3./4.1.) sollen demnach unterrichtsfrei sein. Lehrerinnen und Lehrer sollen sich in dieser Zeit auf eine Umstellung auf Distanzunterricht vorbereiten. Holter appellierte an alle Familien, die Kinder zu Hause zu lassen. Für Schüler bis zur sechsten Klasse und Förderschüler werde es eine Notbetreuung geben.
Vom 5. bis 14. Januar soll Distanzunterricht stattfinden, wie Holter sagte. Eine Notbetreuung soll es in dieser Zeit nur für Kinder geben, deren Eltern in der kritischen Infrastruktur arbeiteten. Der Minister geht nach eigenen Worten davon aus, dass auch das Personal an Kindergärten und Schulen zur kritischen Infrastruktur gerechnet wird. Ab dem 17. Januar soll es dann Wechselunterricht an den Schulen geben - in welchem Rhythmus und in welcher Struktur, sollen die Schulen selbst entscheiden.
Die Betreuung in den Kindergärten soll aufrechterhalten werden, wie das Bildungsministerium mitteilte. Kinder würden weiter in festen Gruppen betreut. «Angesichts der vorhergesagten Omikron-Infektionswelle appelliere ich dennoch an alle Thüringer Familien, ihre Kinder im Januar, wenn möglich, nicht in die Kindergärten zu schicken», sagte Holter. Zudem sei offen, welche weiteren Maßnahmen der Bund und das Land Thüringen für den Januar ergreifen würden. Spätestens ab dem 15. Januar 2022 soll es ein Testangebot für alle Kinder ab drei Jahren geben.
Bildungsgewerkschaft VBE fordert Klarheit für Schulbetrieb
Berlin (dpa) - Nach den Bund-Länder-Beratungen über Schritte im Kampf gegen die Corona-Variante Omikron hat der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, mehr Klarheit für den Schulbetrieb gefordert. «Ich erwarte, dass die Politik für den Schulbereich nicht wie bisher nach dem Motto verfährt, das wird schon irgendwie alles gut gehen», sagte Beckmann der Deutschen Presse-Agentur.
Die politisch Verantwortlichen müssten eine konkrete Einschätzung des Corona-Expertenrats der Regierung einholen, «wie der Schulbereich aus virologischer Sicht mit der neuen Situation umgehen soll und welche Infektionsschutzmaßnahmen zwingend erforderlich sind».
Bund und Länder hatten sich am Dienstagabend unter anderem auf Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte nach den Weihnachtsfeiertagen geeinigt, um die Ausbreitung der Omikron-Variante zu bremsen. Größere Schließungen von Schulen sind zumindest bisher nicht geplant.
Das Robert Koch-Institut hatte kurz vor den Beratungen empfohlen, die Weihnachtsferien zu verlängern. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will Schließungen «unbedingt vermeiden». «Solange wir noch ins Fußballstadion gehen können, darf keine Schule schließen», hatte sie gesagt.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt nach eigenen Angaben als Gewerkschaft die Interessen von rund 164 000 Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland.
Schülerausweise gelten in Ferien nicht als Testnachweise
Ob S-Bahn, Restaurant oder Kino: Weil Kinder und Jugendliche in den Schulen regelmäßig getestet werden, öffnen ihre Schülerausweise viele Türen. In den Weihnachtsferien gilt diese Ausnahme aber nicht mehr. Manche Schüler müssen sich daran wohl bald dauerhaft gewöhnen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Für Bus- und Bahnfahrten, Restaurant- und Kinobesuche müssen sich Schüler und Schülerinnen im Südwesten bald wieder vorab auf Corona testen lassen. Ihre Schülerausweise gelten während der Weihnachtsferien vom 27. Dezember an nicht mehr als Testnachweise, weil sie dann nicht mehr regelmäßig in den Schulen auf Corona getestet werden, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums in Stuttgart. Bislang hatten Schülerausweise Minderjährigen Zugang zu 3G-, 2G- und 2G-plus-Angeboten verschafft. Nach den Feiertagen brauchen sie dafür stattdessen ein negatives Schnelltest-Ergebnis.
Wegen einer bundesweiten Sonderregel seien negative Tests im öffentlichen Nahverkehr sogar schon von Donnerstag an nötig, teilte das Kultusministerium mit. Erst mit Beginn des Unterrichts am 10. Januar 2022 gelten die Schülerausweise für Minderjährige demnach wieder in allen Bereichen als Testnachweise.
Gerade bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ist bislang aber unklar, wie lange die Schülerausweis-Sonderregel nach dem Ferienende noch gelten soll. Angekündigt sei deren Ende für den 31. Januar, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Regel sei in der Vergangenheit aber schon mehrfach verlängert worden.
«Wie es damit weitergeht, wird die Landesregierung noch beraten», sagte der Sprecher. «Wir haben aber immer gesagt, dass die Ausnahmen für Schülerinnen und Schüler mittelfristig voraussichtlich auslaufen sollen.» Wann dies angesichts der begonnenen Kinderimpfungen auch bei Fünf- bis Elfjährigen erfolgen könnte, sei bislang nicht absehbar.
Volljährige Schüler können ihre Schülerausweise schon seit Ende November nicht mehr als Ersatz für Testnachweise nutzen. Sie hätten bis dahin genug Zeit gehabt, sich impfen zu lassen, begründete Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) damals die Entscheidung. «Für die Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren besteht eine Impfempfehlung seit August. Ich mahne und appelliere deswegen noch einmal: Lassen Sie, lasst Euch impfen.»
Sorge vor Omikron-Welle - Engmaschigere Tests in NRW-Kitas
Düsseldorf (dpa/lnw) - Angesichts der befürchteten neuen Corona-Welle durch die Omikron-Variante will die nordrhein-westfälische Landesregierung in den Kindertageseinrichtungen engmaschiger auf das Virus testen lassen. Die Testfrequenz solle von zwei auf drei Tests pro Woche erhöht werden, kündigte Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Mittwoch in einem Brief an Eltern und Kita-Beschäftigte an. Ab der zweiten Januarwoche stehe ein neuer Antigen-Lolli-Test zur Verfügung, der noch sensitiver sei. Zudem liege eine Bestätigung des Herstellers vor, dass dieser Lolli-Test auch auf die Omikron-Variante anspreche.
Seit Anfang April stellt das Land allen Kindern in der vom Land geförderten Kindertagesbetreuung Antigentests zur Eigenanwendung (Selbsttests) zur Verfügung. Stamp appellierte an die Eltern, die Tests konsequent und sorgfältig anzuwenden, auch wenn es mit einiger Mühe verbunden sei. Das Kita-Personal müsse sich unabhängig vom Impfstatus ebenfalls konsequent testen.
Statt der Selbsttests böten einige Kommunen in NRW sogenannte Lolli-Pool-Tests mit anschließender PCR-Laborauswertung an, schrieb der stellvertretende Ministerpräsident weiter. Eine Übertragbarkeit dieses Konzepts auf die Kitas in ganz NRW sei leider weder logistisch noch mit Blick auf die Laborkapazitäten umsetzbar. Dies habe die Landesregierung intensiv geprüft. Allerdings können die Kommunen, bei denen die Laborkapazität und Logistik gegeben seien, selber Lolli-Pool-Tests organisieren und dafür vom Land einen entsprechenden Kostenersatz erhalten.
Stamp bat das Kitapersonal dringend, sich impfen zu lassen und schnellstmöglich Angebote zur Auffrischungsimpfung (Booster) wahrzunehmen. Für Kinder ab fünf Jahren besteht jetzt auch die Möglichkeit zur Impfung. Stamp rief Eltern auf, sich an ihre Kinderärzte zu wenden und beraten zu lassen.
21.12.2021
Bundesbildungsministerin gegen flächendeckende Schulschließungen
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will neue flächendeckende Schulschließungen «unbedingt vermeiden». «Kinder und Jugendliche haben schon bisher eine große Last in der Corona-Pandemie getragen. Sie brauchen beste Bildung. Die Lernrückstände dürfen nicht noch zunehmen», sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur vor den Bund-Länder-Beratungen am heutigen Dienstag über schärfere Beschränkungen zum Jahreswechsel.
Stark-Watzinger: «Solange wir noch ins Fußballstadion gehen können, darf keine Schule schließen.» Die Corona-Variante Omikron stelle das Land vor große Herausforderungen. «Es ist gut, dass der Expertenrat der Bundesregierung eine erste Stellungnahme dazu erarbeitet hat», sagte sie. «Impfen, boostern und auch Kontaktbeschränkungen sind die richtigen Gegenmaßnahmen.»
Lehrer: Homeschooling und Ferienverlängerung wegen Omikron denkbar
Berlin (dpa) - Wegen der sich rasch ausbreitenden Coronavirus-Variante Omikron kann sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vorstellen, die Weihnachtsferien zu verlängern oder Homeschooling kurzzeitig wieder einzuführen. «Distanzunterricht für eine begrenzte Zeit nach den Weihnachtsferien kann eine Möglichkeit sein, die Verbreitung der Omikron-Variante zu erschweren», sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Dies müsse aber eine Ausnahme bleiben, die allein der aktuellen Situation geschuldet sei, erklärte sie weiter.
Der Präsident des Deutsche Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte: «Wenn die Infektionszahlen aufgrund von Omikron in den Weihnachtsferien massiv nach oben gehen, dürfen Ferienverlängerungen beziehungsweise erneuter Distanzunterricht nicht ausgeschlossen werden.» Es sei falsch, Schulen bei einem größeren Maßnahmenkatalog komplett auszunehmen, weil dort demnächst eine hochansteckende Virusvariante auf eine Vielzahl von Kontakten treffe.
20.12.2021
Britische Regierung trotz Omikron zögerlich mit Corona-Maßnahmen
Selbst in der freiheitsliebenden Downing Street wird langsam klar: Ohne härtere Maßnahmen könnte mit Omikron eine Katastrophe drohen. Doch noch zögert die Regierung mit härteren Maßnahmen.
London (dpa) - Die britische Regierung will trotz eines massiven Anstiegs an Corona-Infektionen mit der Omikron-Variante vorerst keine weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einführen. «Wir haben beschlossen, dass wir die Daten von jetzt an unter ständiger Beobachtung halten und sie stündlich bewerten sollten», sagte Premierminister Boris Johnson am Montag nach einer mehrstündigen Sitzung seines Kabinetts in London. Die Regierung behalte sich aber weitere Maßnahmen vor, um den Gesundheitsdienst zu schützen.
Großbritannien verzeichnete am Montag erneut mehr als 90 000 Neuinfektionen. Geschätzt infizieren sich tatsächlich jedoch wohl bereits mehrere Hunderttausende täglich. In den Landesteilen England und Schottland ist Omikron bereits dominant. Auch bei den Krankenhauseinweisungen ist ein Anstieg zu verzeichnen. Die Zahl der Todesfälle blieb zuletzt relative stabil bei rund 800 Fällen innerhalb von sieben Tagen.
Ohne schärfere Maßnahmen drohen nach Ansicht des britischen Expertenrats Sage allein in England 3000 Krankenhauseinweisungen pro Tag und die Überlastung des Gesundheitssystems. Trotzdem setzt die britische Regierung weiterhin vor allem auf das Booster-Programm mit Impfstoffen und die freiwillige Zurückhaltung der Menschen.
Johnson mangelt es zudem derzeit an politischer und moralischer Autorität, um konsequente Maßnahmen zu verteidigen. Einerseits rebellierten erst kürzlich bei einer vergleichsweise moderaten Verschärfung schon fast 100 Abgeordnete seiner eigenen Partei, weil sie die Einführung von 3-G-Nachweisen für Clubs und Großveranstaltungen als Eingriff in britische Freiheiten ansehen. Andererseits steht Johnson wegen mehrerer mutmaßlicher Lockdown-Partys in der Downing Street in der Kritik.
In London, wo Omikron bereits rund 80 Prozent der Fälle ausmacht, fehlen in Krankenhäusern bereits Hunderte Beschäftigte. Bildungsminister Nadhim Zahawi rechnet auch in Schulen mit hohen Personalausfällen - und ruft Lehrerinnen und Lehrer im Ruhestand auf, sich zu melden. Alle, die sich imstande fühlten, zu helfen, sollten sich jetzt auf einer entsprechenden Internetseite registrieren, um die «Störungen durch das Virus im neuen Jahr» zu reduzieren, berichtete der Sender Sky News am Montag. Einige Schulen bereiten sich schon wieder auf Online-Unterricht vor.
Deutschland hat die Einreise aus Großbritannien drastisch beschränkt und die Insel erneut zum Virusvariantengebiet erklärt. Rückkehrer müssen 14 Tage in Quarantäne, egal ob geimpft oder ungeimpft. Außerdem dürfen nur noch Deutsche und Menschen, die in Deutschland leben, aus Großbritannien einreisen.
Testpflicht für Kinder im ÖPNV während der Ferien
München (dpa/lby) - Ungeimpfte Schüler ab sechs Jahren brauchen in den anstehenden Weihnachtsferien einen negativen Schnelltest, wenn sie den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nutzen wollen. Das berichtete Antenne Bayern am Montag und verwies auf eine entsprechende Regelung. Im kürzlich geänderten Infektionsschutzgesetz ist vorgesehen, dass Schüler nur außerhalb der Ferienzeit von der sogenannten 3G-Regel im öffentlichen Personenverkehr - also Zugang nur für Geimpfte, Genesene und Getestete - ausgenommen sind.
Das bayerische Gesundheitsministerium teilte Antenne Bayern mit: Die Ausnahme, dass Schüler in den Ferienzeiten nicht als getestet gelten, sei erst «in letzter Minute durch Änderungsanträge der Ampelkoalition» in das Gesetz gekommen. Bayern habe auf die Ausgestaltung keinen Einfluss gehabt.
Grünen-Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek aus München sagte dem Radiosender: «Gerade in ländlichen Räumen lässt sich das nur schlecht umsetzen, wenn Sie zum Beispiel erst zur Teststation fahren müssen und dafür einen Bus brauchen. An diese Regel sollte man nochmal rangehen». Kinder unter zwölf Jahren sollten von einer Testpflicht im ÖPNV ausgenommen werden, sagte er. Kinder hätten in der Pandemie schon mehr als genug gelitten. Die Maßnahmen müssten so getroffen werden, dass Familien davon am wenigsten betroffen sind.
Vorgezogene Weihnachtsferien: Betreuung in Schulen läuft
Potsdam (dpa/bb) - In den Brandenburger Schulen sind am Montag mehr als 10 000 Schülerinnen und Schüler betreut worden. Wegen der um drei Tage vorgezogenen Weihnachtsferien, kamen die allermeisten Schüler nicht zur Schule. Die Betreuung hätten rund 2000 freiwillige Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Studierende und Kräfte im Freiwilligen Sozialen Jahr übernommen, berichtete die Sprecherin des Bildungsministerium, Ulrike Grönefeld, auf Anfrage.
Allerdings seien nicht alle der rund 11 500 angemeldeten Schüler zu den Betreuungsangeboten erschienen, sagte die Sprecherin. Die Angebote gelten für Kinder der Jahrgangsstufen 1-6, deren Eltern keine Betreuung organisieren können. Insgesamt besuchen in Brandenburg rund 131 000 Schüler diese Jahrgangsstufen.
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte die vorgezogenen Ferien wegen der Corona-Pandemie bereits im November angekündigt. Der Präsident des Brandenburger Pädagogenverbandes, Hartmut Stäker, begrüßte am Montag diese Maßnahme. «Da werden die Kontakte der Schüler für zwei Wochen unterbrochen», sagte er. Gerade in den Grundschulen habe es in den vergangenen Wochen besonders hohe Corona-Inzidenzen gegeben, in einigen Landkreisen hätten die Werte bei den 9 bis 14-Jährigen über der 2000er Marke gelegen.
GEW: Schulen auf Folgen der Omikron-Variante einstellen
Mainz (dpa/lrs) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz fordert von der Landesregierung, die Schulen noch vor Beginn der Weihnachtsferien auf die neue Situation mit der Virusvariante Omikron vorzubereiten. Dazu gehörten neben der Einhaltung von Abstandsregeln und dem Maskentragen auch Corona-Tests für Schüler, Lehrer und andere Beschäftigte an mindestens drei Tagen pro Woche, sagte der Vorsitzende Klaus-Peter Hammer, am Montag in Mainz. Die Schulen müssten dazu mit ausreichend Tests und auch FFP2-Masken versorgt werden.
Am Mittwoch (22.12.) ist in Rheinland-Pfalz letzter Schultag vor den Weihnachtsferien, im neuen Jahr geht der Unterricht am 3. Januar wieder los. Sollten Klassen dann ganz oder teilweise in den digitalen Unterricht wechseln, müsse sichergestellt sein, dass alle Beteiligten mit digitalen Endgeräten versorgt seien, forderte Hammer. Dies sei noch nicht immer der Fall.
England holt wegen Omikron Lehrer aus dem Ruhestand
London (dpa) - Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante in Großbritannien will der britische Bildungsminister Lehrkräfte aus dem Ruhestand zurückholen. Alle, die sich imstande fühlten, zu helfen, sollten sich jetzt auf einer entsprechenden Internetseite registrieren, um die «Störungen durch das Virus im neuen Jahr» zu reduzieren, sagte Nadhim Zahawi am Montag dem Sender Sky News zufolge. Aufgrund der extrem hohen Übertragbarkeit von Omikron wird befürchtet, dass im ganzen Land viele Lehrkräfte gleichzeitig ausfallen, was den Schulbetrieb erheblich stören könnte. Einige Schulen sollen sich bereits wieder auf Online-Unterricht vorbereiten.
In England und Schottland hat sich Omikron innerhalb weniger Wochen als vorherrschende Variante durchgesetzt. Mit mehr als 93 000 bestätigten Corona-Neuinfektionen erlebte Großbritannien Ende der Woche einen neuen Höchststand, tatsächlich sollen sich aber täglich Hunderttausende infizieren.
Auch in anderen systemrelevanten Branchen werden massive Personalausfälle befürchtet. In London, wo Omikron bereits rund 80 Prozent der Fälle ausmacht, fehlen in Krankenhäusern bereits Hunderte Beschäftigte.
18.12.2021
Betreuung an Schulen wegen vorgezogener Weihnachtsferien
Potsdam (dpa/bb) - Wegen der um drei Tage vorgezogenen Weihnachtsferien wird an den Schulen in Brandenburg ein umfangreiches Betreuungsangebot geschaffen. Von Montag an werde in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 eine Betreuung in der Zeit angeboten, in der sonst Unterricht geplant war, berichtete das Bildungsministerium am Freitag auf Anfrage. Dafür hätten sich mehr als 800 Lehrkräfte freiwillig bereit erklärt. Zudem stünden 450 pädagogische Unterrichtshilfen sowie 370 Kräfte im Freiwilligen Sozialen Jahr, Studierende und Honorarkräfte zur Verfügung.
Nach Angaben des Ministeriums haben Eltern für rund 10 200 bis 11 300 Schülerinnen und Schüler Bedarf für eine Betreuung an den drei vorgezogenen Ferientagen angemeldet. Laut Ministerium sind rund 131 000 Schülerinnen und Schüler betroffen. Am Freitag seien noch weitere Meldungen möglich. Die Ferien waren in Brandenburg wegen der hohen Corona-
15.12.2021
Keine früheren Weihnachtsferien in vierter Corona-Welle
Potsdam (dpa/bb) - Wegen der um drei Tage vorgezogenen Weihnachtsferien wird an den Schulen in Brandenburg ein umfangreiches Betreuungsangebot geschaffen. Von Montag an werde in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 eine Betreuung in der Zeit angeboten, in der sonst Unterricht geplant war, berichtete das Bildungsministerium am Freitag auf Anfrage. Dafür hätten sich mehr als 800 Lehrkräfte freiwillig bereit erklärt. Zudem stünden 450 pädagogische Unterrichtshilfen sowie 370 Kräfte im Freiwilligen Sozialen Jahr, Studierende und Honorarkräfte zur Verfügung.
Nach Angaben des Ministeriums haben Eltern für rund 10 200 bis 11 300 Schülerinnen und Schüler Bedarf für eine Betreuung an den drei vorgezogenen Ferientagen angemeldet. Laut Ministerium sind rund 131 000 Schülerinnen und Schüler betroffen. Am Freitag seien noch weitere Meldungen möglich.
13.12.2021
Sonderlieferung von mehr als sechs Millionen Schnelltests an Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Das Schulministerium will den weiterführenden Schulen in NRW für den Start nach den Weihnachtsferien sechs Millionen Corona-Schnelltests zusätzlich zur Verfügung stellen. Hintergrund seien unter anderem sich weltweit abzeichnende Engpässe, so das Ministerium in einer E-Mail an alle Schulen.
Tatsächlich läuft der aktuelle Vertrag mit dem Schnelltest-Lieferanten Siemens Healthcare Ende des Jahres aus. Das Ministerium hatte in einer früheren Mail den Schulen bereits gesagt, dass sie für den Januar Tests bunkern sollten - bis ein neuer Vertrag greift. Die Ausschreibungsfrist endete vor wenigen Tagen.
13.12.2021
Ärzte gegen Impfungen an Schulen
Berlin (dpa/bb) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin lehnen Corona-Impfungen für Kinder an Schulen ab. Es sei unnötig, eine solche Notfallmaßnahme heraufzubeschwören, sagt der Verbandssprecher und Berliner Arzt Jakob Maske am Montag im RBB-Inforadio.
12.12.2021
Sachsen verschärft Corona-Regeln in Schulen und Kitas nicht
Dresden (dpa/sn) - Sachsen will den Betrieb in Schulen und Kitas mit den bisherigen Schutzmaßnahmen fortsetzen und verzichtet vorerst auf eine Verschärfung der Regeln in der Corona-Pandemie. Die Weihnachtsferien würden nicht verlängert und vorgezogen, teilte das Kultusministerium am Freitag mit. Die neue Verordnung für Schulen und Kindertagesstätten gilt bis 9. Januar 2022. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärte: «Das aufgebaute System hat sich bisher bewährt. Wir müssen aber das Infektionsgeschehen weiter im Blick behalten und gegebenenfalls nachjustieren, wenn nötig.»
Nach Angaben des Ministeriums gehen die von den Schulen erfassten Infektionszahlen derzeit leicht zurück. So wurden für die Woche vom 22. bis 28. November 7761 Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern sowie 591 bei Lehrkräften gemeldet. In der Woche danach waren es noch 6451 beziehungsweise 439. Aktuell seien 39 der insgesamt 1400 öffentlichen Schulen vorübergehend komplett geschlossen, hieß es.
11.12.2021
Schüler in Niedersachsen können früher in Weihnachtsferien starten
Hannover (dpa/lni) - Die Präsenzpflicht an Niedersachsens Schulen wird zur Eindämmung des Coronavirus vor Weihnachten aufgehoben. Vom 20. Dezember an und damit drei Tage vor Ferienbeginn könnten die Schülerinnen und Schüler auf Antrag der Eltern vom Unterricht befreit werden, kündigte die Landesregierung am Freitag in Hannover an. Einen Anspruch auf Distanzlernen gebe es an diesen Tagen nicht. Die Ferien sollen aber wie geplant am 23. Dezember beginnen und bis zum 7. Januar dauern. Vor einem Jahr hatte Niedersachsen den Ferienbeginn coronabedingt um zwei Tage vorgezogen.
08.12.2021
Selbstgewählte Schul-Quarantäne vor Weihnachten möglich
Stuttgart (dpa/lsw) - Schülerinnen und Schüler können sich in Baden-Württemberg unmittelbar vor den Weihnachtsferien für mehrere Tage in eine selbstgewählte Quarantäne begeben. Damit soll die Infektionsgefahr vor den Ferien begrenzt werden, heißt es in einem Brief des Kultusministeriums an die Schulen im Land.
Das Ministerium verstehe den Wunsch einiger Eltern, sich in der Zeit unmittelbar vor den Feiertagen isolieren zu wollen. «Deshalb eröffnen wir im Zeitraum vom 20. bis zum 22. Dezember 2021 als besondere Ausnahmeregelung die Möglichkeit, dass sich Schülerinnen und Schüler in eine selbstgewählte Quarantäne begeben», heißt es im Brief, über den zunächst der SWR am Mittwoch berichtet hatte. Die Beurlaubung vom Präsenzunterricht müsse schriftlich beantragt werden. Schüler müssten in diesen Tagen aber die Aufgaben erledigen, die sie von der Schule als eine Art Hausaufgabe bekommen hätten.
Ziel bleibe es aber weiterhin, Schulen und Kitas offen zu halten, heißt es in dem Schreiben an die Schulen. «Und wir werden nach derzeitigem Stand auch den Beginn der Weihnachtsferien nicht vorziehen.» Es könne jedoch auch keine Maßnahme kategorisch ausgeschlossen werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nannte die Quarantäne-Entscheidung nachvollziehbar. Sie entspanne die Situation und sei für die Lehrkräfte vertretbar. «Das kann aber auch keine Dauerlösung sei», sagte GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider.
07.12.2021
Ärzte sollen in saarländischen Schulen impfen können
Saarbrücken (dpa/lrs) - Niedergelassene Ärzte sollen im Saarland künftig auch in Schulen für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler Corona-Impfungen anbieten können. «Wir sind dabei, mit der Kassenärztlichen Vereinigung unkomplizierte Lösungen zu suchen», sagte Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) nach der Ministerratssitzung am Dienstag in Saarbrücken. Derzeit sei man mit Schulen im Gespräch, um den konkreten Bedarf abzuklären.
Beim Thema Impfen gehe man verschiedene Wege, um niedrigschwellige Angebote zu machen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums planten einige Gemeinden auch Sonderimpfaktionen für Lehrkräfte und Kita-Personal. Dies hatte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) kürzlich als «vorbildhaft» bezeichnet. Sie wünsche sich, dass viele weitere Kommunen im Land diesem Beispiel folgten.
Die aktuelle Corona-Situation an den Schulen hat sich laut Streichert-Clivot «stabilisiert, aber wir sind weit weg davon zu sagen, dass sich die Lage entspannt hat.» Aktuell seien (mit Stand Montag) 88 Lehrkräfte und 1052 Schülerinnen und Schüler positiv getestet. Zum Vergleich: Anfang November gab es 131 Corona-Fälle bei Schülern und 11 bei Lehrkräften.
Bei den Quarantäne-Meldungen könne man nach Angaben der Ministerin derzeit «etwas Entlastung spüren»: Davon betroffen seien aktuell 1731 Schülerinnen und Schüler und 97 Lehrkräfte.
06.12.2021
Kretschmann: Schulschließungen nur, wenn nichts anderes mehr geht
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz der verschärften Corona-Lage will das Land die Schulen so lange es geht geöffnet lassen. Schulen würden erst geschlossen, «wenn gar nichts anderes mehr geht, bei Inzidenzen wie wir sie in Sachsen haben, bei etwa 2000», sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Samstag am Rande des Grünen-Landesparteitags in Heidenheim. Derzeit liegt die landesweite Inzidenz bei 525,3 (Stand Freitag, 16.00 Uhr). Zwei Kommunen liegen laut Landesgesundheitsamt nur knapp unter der Inzidenz-Marke von 1000: der Schwarzwald-Baar-Kreis (975,7) und der Landkreis Tuttlingen (987,4).
Auch der Chef-Epidemiologe des Landesgesundheitsamts, Stefan Brockmann, geht davon aus, dass die Schulen im Südwesten ohne Lockdown und Verschärfung der Quarantänemaßnahmen durch die Weihnachtszeit und die Ferien kommen werden. «Es wäre falsch zu sagen, dass mit den Kindern und Jugendlichen die vierte Coronawelle steht oder fällt», sagte Brockmann «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). Er glaube nicht, dass Schulschließungen das Zünglein an der Waage werden. Er erwarte, dass die Schulen im Südwesten regulär in die Weihnachtsferien gehen und mit dem Unterricht im neuen Jahr starten können, sagte Brockmann.
In der Debatte über Verbote und Einschränkungen hatten zuletzt die Lehrkräfte der baden-württembergischen Gymnasien gefordert, auch Schulschließungen nicht mehr auszuschließen. «Jede Überlegung zur Sicherung des Schulbetriebs muss jetzt auf den Tisch», hatte der Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW), Ralf Scholl, gesagt. «Auch Schulschließungen dürfen angesichts der Corona-Infektionslage kein Tabu mehr sein.» Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 9000 Gymnasiallehrerinnen und -lehrer in Baden-Württemberg.
05.12.2021
Corona-Lernferien auch im Frühjahr 2022 - 6500 Teilnehmer im Herbst
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schüler bekommen auch in den Frühjahrsferien 2022 kostenlose und freiwillige Lernangebote, um durch die Corona-Pandemie verursachte Lernrückstände aufzuholen. Bereits die zurückliegenden Herbstferien hätten knapp 6500 Schülerinnen und Schüler an 261 Schulen zum Abbau von Lernrückständen genutzt, teilte die Schulbehörde am Sonntag mit. Schulsenator Ties Rabe (SPD) betonte: «Diese Zahlen bestärken uns darin, dass es richtig ist, die Hamburger Lernferien bis Ende 2022 zu verlängern.» Neueste Überprüfungen der Lernstände hätten bestätigt, dass dringend Mathematik und Lesen geübt werden müsse.
Die Lernangebote reichen den Angaben zufolge von den Grundschulen über die Stadtteilschulen und die Gymnasien bis hin zu den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren. In der Regel erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Woche lang jeden Tag drei Mal 45 Minuten Nachhilfe in einer Lerngruppe mit acht bis zwölf Kindern und Jugendlichen. Unterrichtet werden sie von Honorarkräften, Lehrkräften Erzieherinnen und Sozialpädagogen. Die bislang höchste Teilnehmerzahl mit mehr als 10 500 Schülerinnen und Schülern wurde den Angaben zufolge in den Frühlingsferien 2021 verzeichnet.
02.12.2021
Keine längeren Weihnachtsferien in Rheinland-Pfalz
Mainz (dpa/lrs) - Im Unterschied zu anderen Bundesländern sollen die Weihnachtsferien in Rheinland-Pfalz nicht verlängert werden. «Wir müssen es schaffen, möglichst viel Normalität an den Kitas und Schulen zu gewährleisten», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Donnerstag in Mainz. Anders als in Brandenburg oder Sachsen solle auch nicht die Präsenzpflicht aufgehoben werden. Ausnahmeregeln gibt es für vulnerable Kinder und Jugendliche oder bei Angehörigen mit besonderen Risiken.
«Wir haben gesehen, wie wichtig es ist die Schulen offen zu halten», sagte Hubig mit Blick auf die Schulschließung Anfang dieses Jahres. Die Bestätigung des ursprünglichen Ferientermins liege auch im Elterninteresse der Planbarkeit von Arbeits- und Familienzeit. Auch die Abiturprüfungen sollen am 5. Januar planmäßig beginnen.
02.12.2021
Oldenburg: Auch Schülerfahrkarten gelten als Testnachweis
Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Als Nachweis für absolvierte Corona-Tests bei Kindern und Jugendlichen gelten in Mecklenburg-Vorpommern neben dem regulären Schülerausweis auch Schülerkarten für den Nahverkehr. Zudem stellen die Schulen bei Bedarf Impfzertifikate aus. «Kein Kind, kein Jugendlicher geht hier ohne irgendein Zertifikat, Schülerausweis oder Fahrausweis nach Hause. Irgendetwas gilt immer», sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) am Donnerstag im Gespräch mit dem Radiosender Ostseewelle. Damit reagierte sie auf Debatten um eine mögliche Ungleichbehandlung von Schülern ohne Schülerausweis.
Oldenburg hatte nach der Kabinettssitzung am Dienstag erklärt, dass wegen der engmaschigen Kontrollen in den Schulen der Schülerausweis fortan als Testzertifikat etwa bei Kino- oder Gaststättenbesuchen diene. Das hatte wiederum Eltern aufgeschreckt, deren Kinder keine solchen Schülerausweise besitzen. Einem Bericht der «Schweriner Volkszeitung» (Donnerstag) zufolge gingen beim Schulfachverlag im brandenburgischen Spremberg, der die Vordrucke liefert, binnen weniger Stunden Bestellungen für mehr als zehntausend Schülerausweise ein.
Wegen der hohen Zahl von Corona-Patienten in den Kliniken gelten im Nordosten verschärfte Schutzvorkehrungen, darunter 2G plus etwa bei Kino-, Zoo- oder Restaurantbesuchen. Für Schüler entfallen mit der neuen Regelung die zusätzlich geforderten Tests.
Oldenburg stellte im Gespräch mit der Ostseewelle klar, dass für den 20. und 21. Dezember, wenn die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vorfristig geschlossen bleiben, eine Notbetreuung für Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 sichergestellt wird. Auch die Horte seien geöffnet. «Das ist alles geregelt, so dass Eltern, die arbeiten und ihre Kinder nicht betreuen können an den Tagen, sich darauf verlassen können: ihre Kinder werden an den Schulen betreut.»
Die Weihnachtsferien beginnen regulär am Mittwoch, dem 22. Dezember. Doch auch an den beiden Tagen davor bleiben die Schulen im Land geschlossen; die Schüler sollen für zu Hause Arbeiten aufbekommen.
02.12.2021
Bremen verschärft Maskenpflicht in Schulen
Bremen (dpa/lni) - Das Bundesland Bremen wird gemäß den Bund-Länder-Beschlüssen die Maskenpflicht an den Schulen verschärfen. Sie werde dann für alle Klassenstufen gelten, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) am Donnerstag. «Das ist ein Abweichung von der Bremer Position». Bremen werde den mehrheitlich gefassten Beschluss aber mittragen. Er habe in der Bund-Länder-Runde angeregt, dass dann auch die Maskenpflicht am Arbeitsplatz verschärft werden sollte. «Das haben die Kolleginnen und Kollegen anders gesehen.»
Bislang brauchten Schüler und Schülerinnen an den Bremer Grundschulen keine Maske zu tragen. Am Freitag sollten der Bremer Senat und der Geschäftsordnungsausschuss des Landesparlaments die Änderungen der Corona-Verordnung beraten. Sie sollen dann am kommenden Montag in Kraft treten, sagte Bovenschulte.
01.12.2021
Nordrhein-Westfalen führt Maskenpflicht im Unterricht wieder ein
Düsseldorf (dpa) - Einen Monat nach Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht kehrt Nordrhein-Westfalen wieder um: Schüler müssen bereits ab diesem Donnerstag wieder eine Corona-Schutzmaske an ihrem Sitzplatz tragen. Das beschloss die Landesregierung am Mittwoch. Lediglich auf dem Außengelände der Schulen gelte wie bisher grundsätzlich keine Maskenpflicht, heißt es in einer Mitteilung.
Die Maske am Sitzplatz gelte auch wieder für Ganztags- und Betreuungsangebote und für alle sonstigen Zusammenkünfte im Schulbetrieb wie Konferenzen und Gremiensitzungen, sofern ein Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden könne.
«In der gegenwärtigen Situation, in der wir uns auch mit einer neuen Virusvariante auseinandersetzen müssen, haben wir aus Gründen der Vorsicht entschieden, die Maskenpflicht im Unterricht am Sitzplatz wieder einzuführen», erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Damit solle der Präsenzunterricht gesichert werden.
Zudem würden mit der Maskenpflicht die behördlichen Anordnungen von Quarantänemaßnahmen auf ein unbedingt erforderliches Maß beschränkt. Sofern nicht außergewöhnliche Umstände wie Ausbrüche oder Auftreten von neuen Virus-Varianten vorlägen, werde sich die Anordnung von Quarantänen wieder nur auf die infizierte Person beziehen.
29.11.2021
Präsenz an Schulen für einige Klassenstufen nicht mehr Pflicht
Potsdam (dpa/bb) - Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen müssen Eltern in Brandenburg ihre Kinder in einigen Klassenstufen von Montag an nicht mehr zur Schule schicken. Die Präsenzpflicht wird in den Klassen 1 bis 5, 7 und 8 sowie den Jahrgangsstufen 5 und 6 der Leistungs- und Begabtenklassen und der Förderschulen aufgehoben, wie das Bildungsministerium am Freitag in einem Brief an die Eltern mitteilte. Die Präsenzpflicht gilt dagegen weiter für Schülerinnen und Schüler der Klassen 6, 9 und 10 sowie für die der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren.
«Die Schulen sollen ihre Kinder am Anfang der Woche mit Lernaufgaben versorgen», hieß es in dem Schreiben vom Freitag. Ein Anspruch auf Distanzunterricht - also Lernangebote etwa per Video - bestehe aber nicht. Das Fernbleiben werde als entschuldigtes Fehlen dokumentiert, Eltern müssten die Schulleitung vorab über das Fernbleiben ihrer Kinder informieren. Die Schulen wurden des Weiteren gebeten, die Zeit bis zu den Weihnachtsferien vorwiegend zum Üben und Wiederholen zu nutzen.
28.11.2021
Immer mehr coronapositive Schüler und Lehrer
Magdeburg (dpa/sa) - Die Zahl coronapositiver Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte steigt in Sachsen-Anhalt weiter stark an. Jeweils rund drei Prozent von ihnen waren zum Stichtag am Donnerstag infiziert, wie aus einer online veröffentlichten Statistik des Bildungsministeriums hervorgeht. Demnach meldeten 737 Schulen im Land zusammen 6052 aktuell infizierte Schüler, in der Vorwoche waren es knapp 3700 gewesen. Der Anteil stieg somit von 1,85 auf 2,92 Prozent. Die Zahl der als infiziert gemeldeten Lehrkräfte erhöhte sich von 295 (1,94 Prozent) auf nun 487 (3,08 Prozent).
Die Werte bedeuten massive Einschränkungen des Schulbetriebs. An 69 von 737 meldenden Schulen befinden sich den Angaben zufolge wegen aktueller Covid-19-Fälle Klassen oder Lerngruppen im Distanzunterricht. Das entspricht 9,36 Prozent.
Seit diesem Donnerstag ist die Präsenzpflicht an den Schulen in Sachsen-Anhalt aufgehoben. Damit sollen laut Bildungsministerium insbesondere Personen geschützt werden, bei denen ein schwerer Covid-19-Verlauf droht. Der Präsenzunterricht soll jedoch weiterhin die bevorzugte Form des Unterrichts sein. Ab Montag besteht an den Schulen eine Testpflicht an jedem Unterrichtstag.
27.11.2021
Ministerium: Immer mehr Corona-infizierte Schüler und Lehrkräfte
Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Lehrer und Schüler in Brandenburg steigt weiter. Am Donnerstag (Stichtag) gab es 490 positiv getestete Lehrkräfte in Brandenburg, in der Woche davor waren es noch 376 (1,5 Prozent mehr), wie das Bildungsministerium am Freitag mitteilte. 687 Lehrer waren in Quarantäne, in der Vorwoche waren es 594 (rund 2,4 Prozent mehr). Die Zahl der positiv getesteten Schüler stieg um rund 2,1 Prozent von 4813 auf 6182 Schüler. Von den 923 Schulen in Brandenburg waren am Donnerstag zwei Schulen geschlossen. In der Woche zuvor waren es noch drei Schulen.
Die Präsenzpflicht an den Brandenburger Schulen wird vom kommendem Montag an laut Ministerium nicht generell aufgehoben. Sie gilt weiterhin für Schüler der Klassen 6, 9 und 10 sowie für die der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren (OSZ). Dagegen können die Eltern von Kindern der Klassen 1 bis 5 entscheiden, ob ihr Kind am Präsenzunterricht teilnimmt oder nicht. Das gilt auch für die Klassen 7 und 8 sowie die Jahrgangsstufen 5 und 6 der Leistungs- und Begabtenklassen und der Förderschulen. Schülerinnen und Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, haben keinen Anspruch auf Distanzunterricht, also Lernangebote etwa per Videokonferenz.
26.11.2021
24 Prozent der Schulen in Sachsen ganz oder teilweise geschlossen
Dresden (dpa/sn) - Die Zahl der wegen Corona geschlossenen Schulen in Sachsen steigt stark. Aktuell sind 214 Schulen teilweise und 121 Schulen vollständig geschlossen, wie das Kultusministerium am Freitag mitteilte. Das entspricht einem Anteil von knapp 24 Prozent. Am Montag waren noch elf Prozent der öffentlichen Schulen betroffen.
Die Landesregierung hatte zuletzt auf die steigenden Infektionszahlen reagiert und eine neue Schul- und Kita-Corona-Verordnung verabschiedet. Sie sieht vor, dass Grundschulen spätestens ab Montag in den eingeschränkten Regelbetrieb müssen. Dieser bedeutet die strenge Trennung der Klassen und Gruppen einschließlich des Personals.
25.11.2021
Künftige Bildungsministerin: Möglichst keine Schulschließungen
Berlin (dpa) - Die designierte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will Schulschließungen trotz der steigenden Corona-Infektionszahlen vermeiden. «Wir sind dafür, keine Schulschließungen zu machen», sagte sie bei «Bild Live». Ihre Partei sei der Überzeugung, dass die Schülerinnen und Schüler «jetzt nicht noch einmal Bildungsrückstände erleiden sollten».
Stark-Watzinger forderte in dem Interview am Mittwochabend außerdem mehr Kompetenzen für den Bund im Bereich der Bildungspolitik. Sie wolle ein «Kooperationsgebot», damit Bund und Länder besser zusammenarbeiten. Die 53-Jährige ist FDP-Chefin in Hessen und Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte die Länder auf, nicht einseitig die Weihnachtsferien vorzuziehen, ohne für alle Menschen weitere Kontaktbeschränkungen einzuführen. «Wenn die Bundesländer die Weihnachtsferien vorziehen wollen, dann müsste es aber gleichzeitig auch mehr Kontaktbeschränkungen in der Gesamtgesellschaft geben, also Lockdowns oder Teil-Lockdowns», sagte Meidinger der «Rheinischen Post» (Donnerstag). «Denn so eine Schulschließung light macht ja nur Sinn, wenn das Infektionsgeschehen insgesamt eingedämmt wird, nicht nur in den Schulen.»
Die Politik habe längst nicht alle Optionen ausgereizt, um Schulschließungen zu vermeiden, sagte er. «Ich verstehe nicht, warum es in einigen Bundesländern immer noch keine Maskenpflicht in den Unterrichtsräumen gibt. NRW ist da ein Negativbeispiel.» Gebraucht würden auch endlich Raumluftfilter in den Schulen. «Dass Fördergelder von mehreren Hundert Millionen Euro noch nicht abgerufen wurden, ist ein Skandal», sagte er.
25.11.2021
Knapp zwei Prozent der Lehrer wegen Corona nicht in Schule
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen können derzeit 1,8 Prozent der Lehrkräfte aufgrund von Corona nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden. Die wöchentliche Abfrage des NRW-Schulministeriums ergab zum Stand 17. November 683 bestätigte Corona-Fälle unter Lehrerinnen und Lehrern. In der Vorwoche hatten die Schulen 487 Fälle gemeldet. Auch bei der Quarantäne ist eine leicht steigende Tendenz zu verzeichnen: Nach aktuellstem Stand befinden sich 544 Lehrkräfte in Quarantäne, am 10. November waren es 374 Pädagogen, wie es aus dem Schulministerium am Mittwoch hieß.
Weder eine Infektion noch eine Quarantäne-Anordnung müsse aber unmittelbar zu Unterrichtsausfall führen, sagte ein Sprecher. Nicht nachweislich infizierte, aber in Quarantäne befindliche Lehrkräfte erteilten Distanzunterricht und unterstützten Kollegen - etwa bei Korrekturen. Zudem hätten vier Maßnahmenpakete der Landesregierung zu gut 5500 zusätzlichen Einstellungen geführt. Es seien deutlich mehr Lehrer und weiteres Personal in den Schulen tätig als vor der Pandemie.
24.11.2021
Elternrat fordert einheitliche Regeln für Homeschooling
Dresden (dpa/sn) - Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen in Sachsen sind viele Schulen derzeit geschlossen - der Landeselternrat fordert jetzt einheitliche Regeln für das Homeschooling. «Es ist nicht klar, wie der Unterricht bei Schulschließungen sichergestellt wird», sagte der stellvertretende Vorsitzende André Jaroslawski am Dienstag.
Es brauche eindeutige Regeln. Zurzeit entscheide jeder Landkreis, jede Schule und zum Teil jeder Lehrer, in welcher Form die Kinder zu Hause unterrichtet würden. Das gleiche Problem gelte, wenn Eltern ihre Kinder freiwillig aus dem Unterricht nähmen. Zwar sei die Schulpflicht zurzeit ausgesetzt. «Das ist aber nicht zu Ende gedacht.»
Ähnlich hatte sich die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Uschi Kruse, am Montag geäußert. Lehrer müssten zurzeit den Präsenzunterricht sicherstellen, aber auch die Beschulung von Kindern, die in Quarantäne seien oder die zu Hause bleiben wollten, sagte sie. Das sei eine Dreifachbelastung.
Jaroslawski beklagte zudem, dass Sachsen schon wieder im Krisenmodus in Sachen Schulen sei. Noch im Sommer habe man Pläne gefordert, um die Lernlücken aus den vorherigen Schulschließungen zu schließen. «Wir reden noch über alte Defizite und bauen schon wieder neue auf.»
24.11.2021
Sachsen-Anhalt hebt Präsenzpflicht an Schulen auf - längere Ferien
Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt hebt angesichts der rasant steigenden Corona-Zahlen die Präsenzpflicht für alle Schülerinnen und Schüler auf und verlängert die Weihnachtsferien. Das hat das Kabinett am Dienstag in Magdeburg beschlossen. Die schriftliche Abmeldung müsse im Zusammenhang mit dem Pandemiegeschehen stehen, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). Es gehe darum, Personen aus besonders gefährdeten Gruppen zu schützen. An den Schulen gelte ab dem 29. November an den Schulen eine tägliche Testpflicht. Um das Infektionsgeschehen zu bremsen, werden die Weihnachtsferien auf drei Wochen verlängert. Der letzte Schultag soll der 17. Dezember sein, sagte Feußner.
24.11.2021
Präsenzpflicht für Schulen in Brandenburg ab Montag aufgehoben
Die Situation an Schulen ist angesichts der Corona-Krise angespannt. Brandenburgs Kultusministerin reagiert, weil viele Eltern ihre Kinder nicht zum Präsenzunterricht schicken wollen.
Potsdam (dpa/bb) - Angesichts der Corona-Krise mit steigenden Infektionszahlen wird an den Schulen in Brandenburg die Präsenzpflicht von Montag an (29. November) aufgehoben. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) kündigte an, die Details sollten an diesem Mittwoch geklärt werden. Schüler können damit dem Unterricht fernbleiben.
Wichtig sei aber, dass die Schulen geöffnet blieben, sagte Ernst. «Aus der Lernstandserhebung und wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem und im vergangenen Jahr wissen wir, dass Kinder im Präsenzunterricht besser lernen und ihre soziale Kompetenz besser ausbilden als in der Distanz.» Mit der Möglichkeit des Fernbleibens vom Unterricht komme Brandenburg den Elternbitten entgegen. Der Brandenburger Pädagogenverband sieht das Vorhaben skeptisch.
Es sei angedacht, die Präsenzpflicht wiedereinzusetzen, sobald die Infektionszahlen sinken oder wenn ausreichend geeignete Selbsttests zur Verfügung stünden, um die Testungen auf fünf Tests pro Woche zu erhöhen, kündigte die Bildungsministerin an. Es müssten weitere geeignete Tests auf dem Weltmarkt organisiert werden. Nach Angaben des Ministeriums wurden den Schulen bisher rund 18,3 Millionen Antigen-Schnelltests für rund 31,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
In Brandenburg werden zudem die Weihnachtsferien vorgezogen: Sie beginnen am Montag, 20. Dezember, und nicht am 23. Dezember.
22.11.2021
Bildungsministerium will Sportunterricht bis Weihnachten aussetzen
Schwerin (dpa) - Die Schweriner Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) hat sich angesichts der Corona-Pandemie für ein vorläufiges Aussetzen des Sportunterrichts an Schulen ausgesprochen. «Ich glaube, das können wir erst einmal bis Weihnachten tun», sagte Oldenburg am Montag dem Sender NDR 1 Radio MV. Sporthallen könnten dann als große Klassenräume genutzt werden, um Abstände einzuhalten. Außerdem werde die Frage nach der aktuell nicht vorhandenen Maskenpflicht im Sportunterricht obsolet. Derzeit werde die Schul-Corona-Verordnung überarbeitet, die Anfang Dezember ausläuft.
Eine Neuerung sei auch, dass für Schülerinnen und Schüler medizinische Masken vorgesehen seien und nicht nur einfachere Mund-Nasen-Bedeckungen. Das Land wolle entsprechende Masken zur Verfügung stellen. Die Regierung arbeite gerade daran und brauche noch etwa 10 bis 14 Tage dafür.
Zum absehbaren Widerspruch gegen das Aussetzen des Sportunterrichts berief sich Oldenburg auf Empfehlungen von Experten. «Wir müssen jetzt gucken, was ist wichtiger.» Man müsse das Infektionsgeschehen so gering wie möglich halten. Noch seien nur ein Prozent der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte mit Corona infiziert. «Alles ist zu prüfen, damit eben die Schulen geöffnet bleiben.»
22.11.2021
Niedersachsen stellt neue Corona-Regeln vor - viel mehr 2G
Hannover (dpa/lni) - Die niedersächsische Landesregierung stellt am Dienstag (11.00 Uhr) die neue Corona-Verordnung vor. Die schärfer gefassten Bestimmungen sollen ab Mittwoch greifen. Für viele Bereiche des Lebens wird dann die 2G-Regel gelten: Nur Geimpfte oder Genesene haben Zugang.
Wenn sehr hohe Warnstufen gelten, kommt teilweise auch 2G plus: Dann müssen sich auch Geimpfte und Genesene zusätzlich testen lassen. An der Pressekonferenz werden Ministerpräsident Stephan Weil, Sozialministerin Daniela Behrens, Kultusminister Grant Hendrik Tonne (alle SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) teilnehmen.
22.11.2021
Warnstreik an Schulen und Hochschulen
Schwerin (dpa/mv) - Die Lehrergewerkschaft GEW hat für Dienstag zu einem ganztägigen Warnstreik in Schulen und Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns aufgerufen. Sie will damit den Druck auf die Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen des Öffentlichen Dienstes erhöhen. Vor der Staatskanzlei ist eine Kundgebung (13.00 Uhr) geplant. Dazu erwartet die Gewerkschaft bis zu 1000 Teilnehmer. In Grund- und Förderschulen soll es eine Notbetreuung für die Kinder geben. Das hat die GEW mit dem Bildungsministerium in Schwerin vereinbart. In der aktuellen Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst fordern die Gewerkschaften eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent.
21.11.2021
Hauptpersonalrat für Lehrer dringt auf tägliche Tests
Potsdam (dpa/bb) - Der Hauptpersonalrat für Lehrkräfte in Brandenburg hält die Lage in Schulen wegen der steigenden Infektionszahlen für besorgniserregend und fordert mehr Corona-Tests. «Da der Virus sowohl von Geimpften, Genesenen oder Ungeimpften übertragen werden kann, ist für alle Personen, die die Schule betreten wollen, ein negativer täglicher Test unverzichtbar», heißt es in einem Maßnahmenpaket, das der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag. Derzeit sind drei Tests pro Woche Pflicht.
Der Hauptpersonalrat dringt auch auf die Möglichkeit von Auffrischungsimpfungen für Lehrkräfte. Wenn beides für einen Zeitraum noch nicht komplett umgesetzt werden könne, solle übergangsweise Wechsel- oder Distanzunterricht angeordnet werden.
«Durch die ansteigenden Infektionszahlen in den Schulen, durch unterschiedlichste Quarantäneanordnungen und durch den hohen Krankenstand herrscht in vielen Klassen eine Situation, die einen geordneten Schulbetrieb nicht möglich machen», heißt es in einem Brief an Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) und Staatssekretärin Ines Jesse. «Es sind umgehend konkrete Maßnahmen zu ergreifen, die die Arbeitsbelastung senken, den Gesundheitsschutz aller Beteiligten sichern und dazu beitragen, dass ein möglichst langer Unterrichtsbetrieb unter realistischer Betrachtung der Pandemiesituation noch gesichert werden kann.»
21.11.2021
Elternvertretung fordert regelmäßige Maskenpausen für Schüler
Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer Landeselternvertretung hat regelmäßige Maskenpausen für Schüler angemahnt. Angesichts des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens gebe es zur Maskenpflicht keine Alternative, erklärte Claudia Koch von der Landeselternvertretung am Sonntag in einer Mitteilung. «Allerdings berichten Eltern immer wieder, dass Kinder die Maske den gesamten Tag tragen müssen, auch während der Pausen auf dem Schulhof oder beim Sport», heißt es in dem Schreiben. Koch forderte das Einhalten regelmäßiger Pausen ohne den Mund-Nasen-Schutz für die Schüler.
«Es ist niemandem geholfen, wenn die Akzeptanz von Schutzmaßnahmen durch deren falschen Einsatz leidet», erklärte sie und wies darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler im Sportunterricht keine Masken tragen müssten und dass die Masken während der Pausen im Freien abgesetzt werden dürften.
21.11.2021
Sachsen testet wieder dreimal wöchentlich an Schulen auf Corona
Dresden (dpa/sn) - An Sachsens Schulen wird ab Montag wieder dreimal pro Woche auf das Coronavirus getestet. Das Kultusministerium reagiert damit auf die zuletzt stark gestiegenen Infektionszahlen. Davon betroffen sind nur ungeimpfte Menschen, jedoch werden auch ihnen die regelmäßigen Tests empfohlen.Die generelle Schließung von Schulen ist in der ab Montag gültigen neuen Schul- und Kita-Corona-Verordnung nicht vorgesehen. Jedoch werde das Infektionsgeschehen an jeder einzelnen Schule täglich in den Blick genommen, um mit Maßnahmen wie temporären Schulschließungen oder der Anordnung des eingeschränkten Regelbetriebes lokale Corona-Ausbrüche unter Kontrolle zu bekommen.Eingeschränkter Regelbetrieb bedeutet die strenge Trennung der Klassen und Gruppen einschließlich des Personals. Für Grund- und Förderschulen sowie Kitas gilt der eingeschränkte Regelbetrieb ab Montag unabhängig vom Infektionsgeschehen.
17.11.2021
Schülerinnen und Schüler für mehr Tests und Impfungen
Mainz (dpa/lrs) - Die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler (LSV) in Rheinland-Pfalz hat sich am Mittwoch für mehr Corona-Tests und einen Ausbau der Impfmöglichkeiten ausgesprochen. Die von der Landesregierung angepasste Teststrategie sei nur «ein Tropfen auf den heißen Stein», erklärte die LSV in Mainz. Sie werde der aktuellen Lage alles andere als gerecht.
«Um einen sicheren Unterricht für alle zu gewährleisten, brauchen wir - auch und vor allem in Warnstufe 1 - mindestens zwei Testungen pro Woche für alle am Schulleben beteiligten Personen - ungeimpft und geimpft», forderte LSV-Vorstandsmitglied Colin Haubrich. Nur so lasse sich der nötige Schutz in den Schulen sicherstellen.
Die Zahl der Corona-Tests an den Schulen soll sich ab nächster Woche nach der Warnstufe der jeweiligen Kommune richten. In der bislang noch vorwiegenden Warnstufe 1 ist ein Test vorgesehen, in der Warnstufe 2 sind es zwei und in der Warnstufe 3 drei Tests. Im Falle einer Infektion müssen sich weiterhin alle Mitglieder einer Lerngruppe fünf Tage lang in Folge testen und auch im Unterricht eine Maske tragen.
17.11.2021
Mehrere tausend Beschäftigte aus Ämtern und Schulen im Warnstreik
Berlin (dpa/bb) - Notbetreuung für Kinder, leere Schreibtische in Bürgerämtern: Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben auch am Mittwoch in Berlin zu Einschränkungen geführt. Mehrere tausend Beschäftigte zogen nach Gewerkschaftsangaben am Vormittag zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor. «Unsere Forderungen liegen auf dem Tisch, heute setzen wir noch einmal ein Zeichen», sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin.
Für Donnerstag kündigte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Warnstreiks an der Freien Universität Berlin, den Stadtbibliotheken des Landes Berlin, der Zentral- und Landesbibliothek sowie der Berufsbildungsstiftung Lette-Verein an. In Zehlendorf und Kreuzberg sind Kundgebungen geplant.
Zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte Verdi Angestellte der Bürger- und Ordnungsämter und der Polizei sowie angestellte Lehrkräfte, Erzieher, Erzieherinnen und Hochschulbeschäftigte zum Warnstreik am Mittwoch aufgerufen. Nach Angaben der GEW beteiligten sich rund 8000 Menschen. Die Gewerkschaften wollen so in der laufenden Tarifrunde Druck auf die Arbeitgeber machen.
Seit dem 8. Oktober verhandeln mehrere Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Sie fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro monatlich. Außerdem sollen Auszubildende und Praktikanten monatlich 100 Euro mehr bekommen. Die TdL wies die Forderungen bisher als unrealistisch zurück. Ende November soll weiterverhandelt werden.
Lehrer, die nicht angestellt, sondern verbeamtet sind, dürfen nicht streiken. Das gilt auch für Beamte in der Verwaltung.
16.11.2021
Bis Weihnachtsferien: Sachsen plant dreifache Testung von Schülern
Dresden (dpa/sn) - Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen sollen die Schülerinnen und Schüler in Sachsen weiter bis zu den Weihnachtsferien dreimal pro Woche getestet werden. Eine entsprechende Schul- und Kita-Coronaverordnung soll am Freitag im Kabinett verabschiedet werden, wie Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag nach Beratungen der Regierung erklärte. Die drei wöchentlichen Tests hatte die sächsische Regierung zunächst für die zwei Wochen nach den Herbstferien eingeführt. Für geimpfte Schüler gilt die Pflicht nicht, das Kultusministerium empfiehlt Tests jedoch ausdrücklich.Die steigenden Infektionszahlen machten auch vor den Bildungseinrichtungen keinen Halt, sagte Piwarz. Die dreimalige Testung in der Woche ermögliche einen genauen Überblick über das Infektionsgeschehen an den einzelnen Schulen. «Wir haben immer sehr deutlich gesagt, wir wollen keine flächendeckenden Schließungen mehr haben», sagte Piwarz.Im Fall lokaler Ausbrüche seien jedoch Schutzmaßnahmen nötig. Von den 1400 öffentlichen Schulen im Freistaat sind laut Angaben des Kultusministers zurzeit 40 Schulen teilweise und weitere 43 Schulen vollständig geschlossen. Sechs Schulen sind demnach im eingeschränkten Regelbetrieb.Um die Schulen auch in Zukunft offen halten zu können, sollten sich die Bürgerinnen und Bürger impfen lassen, mahnte Piwarz. «Es liegt an jedem von uns selbst, an jedem Erwachsenen, ob es uns gelingt, dass wir Schulen und Kitas offen lassen können.» Es sei ein dringender Appell an diejenigen, die das bislang nicht getan haben.Forderungen nach einer Aussetzung der Schulbesuchspflicht erteilte Piwarz zunächst eine Absage. Gespräche mit den Schulen hätten ergeben, dass sich die Lehrkräfte auf den Präsenzunterricht konzentrieren müssten. Die Beschulung der Kinder zu Hause könne zurzeit nicht sichergestellt werden. «Wir werden sicher aber noch mal über diesen Punkt beraten», sagte der CDU-Politiker.
16.11.2021
Wieder Maskenpflicht an Stuttgarter Schulen
Stuttgart (dpa/lsw) - Ab Mittwoch müssen Schüler und Lehrkräfte in Stuttgart wieder Masken tragen. Mit der Maskenpflicht im Unterricht will die Stadt nach eigenen Angaben auf die schnelle Ausbreitung des Coronavirus reagieren. «Kinder und Jugendliche sind zu weiten Teilen noch nicht geimpft und haben sehr viele Kontakte. Das beschleunigt die Virusübertragung», sagte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) am Montag.
Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte in der Landeshauptstadt müssen medizinische Masken demnach wieder am Platz tragen - auch dann, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden könne. Nur sonderpädagogische Einrichtungen sind von der Regelung ausgenommen.
Im Landkreis Biberach, wo die Infektionszahlen momentan besonders hoch sind, gilt die Maskenpflicht an Schulen schon seit Anfang der Woche. Der Mund-Nasen-Schutz im Unterricht müsse landesweit wieder eingeführt werden, forderte Andreas Stoch, SPD-Fraktionsvorsitzender in Baden-Württemberg, am Montag.
Erst vor wenigen Tagen hatte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulklassen im Südwesten verteidigt. Kinder seien nicht das Hauptproblem in der Pandemie. Schulschließungen sollten keine Option mehr sein.
15.11.2021
Corona-Tests an Schulen bis Faschingsferien - für 64 Millionen Euro
Bald gilt im Südwesten wohl die Corona-Alarmstufe. In Schulen müssen dann wieder überall Masken getragen werden. Um Schließungen wie im letzten Winter zu verhindern, beschafft das Land schon neue Tests.
Stuttgart (dpa/lsw) - Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage will Baden-Württemberg die regelmäßigen Corona-Tests in Schulen und Kitas mindestens bis zu den Faschingsferien Ende Februar fortsetzen. Das geht aus einer Kabinettsvorlage des Sozialministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart vorliegt. Ungeimpfte Kinder und Jugendliche müssen demnach bis Ende Februar dreimal die Woche einen Corona-Schnelltest machen. Bei PCR-Tests reichen zwei pro Woche. Die Regel gilt nicht für Geimpfte und Genesene. Bisher war geplant, nur bis Jahresende kontinuierlich zu testen.
Das Ressort von Sozialminister Manne Lucha (Grüne) veranschlagt für den Kauf der Tests und die Verteilung an die Schul- und Kitaträger weitere Kosten in Höhe von rund 64,5 Millionen Euro. Das Geld soll aus der Rücklage für Corona-bedingte Haushaltsrisiken entnommen werden. Zur Begründung heißt es, es habe «oberste Priorität» Schulen und Kindertagesstätten offenzuhalten. Nur durch engmaschige Tests könnten «unkontrollierte Ausbruchsgeschehen verhindert und ein dauerhafter Präsenzbetrieb gewährleistet werden».
Ein Viertel aller Infizierten im Südwesten sind Kinder und Jugendliche. «Nach infektiologischer Bewertung der Situation ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen», heißt es in der Vorlage. Das Sozialministerium will die Tests mit genügend Vorlauf bestellen, «da ansonsten eine pünktliche Belieferung der Schulen nicht mehr gewährleistet werden kann mit der Folge, dass gegebenenfalls Anfang Januar 2022 Schulschließungen drohen».
14.11.2021
Schulen sollen trotz Corona-Alarmstufe offen bleiben
Stuttgart (dpa/lsw) - Auch wenn wegen steigender Corona-Zahlen die Zügel in Baden-Württemberg wohl bald angezogen werden, soll der Schulbetrieb in Präsenz nach dem Willen der Regierung weitergehen. Schulschließungen sollten keine Option mehr sein, sagte ein Sprecher von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). Oberstes Ziel sei es, so viel Präsenzunterricht anzubieten wie möglich. Der Gesundheitsschutz an den Schulen werde dabei an das Infektionsgeschehen angepasst.
Wenn die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen in baden-württembergischen Krankenhäusern an zwei Werktagen in Folge die Marke von 390 erreicht oder überschreitet, gelten landesweit schärfere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Das Ausrufen der sogenannten Alarmstufe wird für kommende Woche erwartet.
Erst vor wenigen Tagen hatte Schopper die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulklassen verteidigt und ungeimpfte Erwachsene scharf kritisiert. Krankenhäuser seien überlastet, «weil die Ungeimpften nicht beim Doktor waren, verdammte Axt». Kinder seien nicht das Hauptproblem in der Pandemie. Seit Beginn des Schuljahres habe noch keine Schule vollständig schließen müssen. Nie seien mehr als 56 der rund 68 000 Klassen im Land in Quarantäne gewesen.
14.11.2021
In Brandenburg gelten ab Montag strengere Corona-Regeln
Von Entspannung in der Corona-Pandemie kann keine Rede sein - im Gegenteil. Künftig greifen in Brandenburg härtere Maßnahmen.
Potsdam (dpa/bb) - Die Corona-Zahlen in Brandenburg sind weiter besorgniserregend. Das Land greift daher ab Montag zur 2G-Regel - Ungeimpfte und nicht-genesene Brandenburger müssen sich somit auf Einschränkungen einstellen. Sie sollen bis zum 5. Dezember gelten und strenge Kontrollen obendrein die Einhaltung gewährleisten.
Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und des Landeselternrates greift die 2G-Regel jedoch nicht in den Schulen. Sie fordern dort tägliche Tests für Schüler und alle Mitarbeiter. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) will hier indes eine weitere Verschärfung der Maßnahmen vermeiden. «Die Maske ist etwas, was man vertreten kann», sagte sie in der rbb-Sendung «Brandenburg aktuell». Wechsel- und DistanzunterrIcht wären jedoch ein großer Rückschritt, das wäre nicht zu verantworten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuansteckungen erhöhte sich am Sonntag nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf 359,3; am Samstag war ein Wert von 342,7 ermittelt worden. Vor einer Woche hatten sich innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner rechnerisch 227,1 Menschen mit dem Virus infiziert. An den Wochenenden kann es jedoch zu einem Meldeverzug zwischen dem Bekanntwerden der Fälle und der Übermittlung an die zuständigen Ämter kommen.
Alle Landkreise und kreisfreien Städte hatten am Sonntag eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 200. Die höchsten Werte wiesen nach wie vor die südbrandenburgische Landkreise Elbe-Elster mit 869,6, Oberspreewald-Lausitz (672,5) und Spree-Neiße (519,4) auf.
Mit einem offenen Brief hatten sich GEW und Landeselternbeirat an die kommunalen Vertreter gewandt und ab sofort Corona-Tests in Schulen gefordert. Im Rahmen ihrer Zuständigkeiten sollten Landräte und Oberbürgermeister wirksame Maßnahmen zum Schutz aller Beteiligten in ihren Regionen treffen, heißt es in dem am Samstag veröffentlichten Schreiben.
«Nach unserer Auffassung ist die Landesregierung Brandenburg zurzeit nicht in der Lage und willens, alle erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der Gesundheit und zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen», wird in dem Brief kritisiert. Alle Kinder und Jugendlichen sowie alle, die in den Schulen beschäftigt seien, müssten täglich getestet werden.
Beim Besuch im Supermarkt, bei der Bank, der Post oder dem Kaufhaus ändert sich nichts. Der Mindestabstand von 1,50 Meter muss ebenso wie die Maskenpflicht eingehalten werden, in Gaststätten gilt die 2G-Regel. Für Hotels und Pensionen wird der Zutritt verschärft. In Ferienwohnungen und -häusern, auf Campingplätzen und Charterbooten ist die Übernachtung mit negativem Test aber möglich.
In Schulen müssen im Land nun alle Schüler eine Maske tragen. Drei statt zwei Corona-Tests pro Woche sind dann Pflicht. In Theater, Konzert- und Opernhäuser, Kinos, Spielbanken, Spielhallen, Freizeitbäder oder Saunen kommen nur diejenigen, die geimpft oder genesen sind.
13.11.2021
Mehr als 2000 positive Corona-Schnelltests unter Schülern
Hannover (dpa/lni) - 2090 positive Corona-Schnelltests unter den Schülerinnen und Schüler im Bundesland sind das Resultat nach der ersten Unterrichtswoche nach den Herbstferien. Von diesen positiven Tests wurden 1233 mit einem PCR-Test bestätigt, wie das Kultusministerium am Freitag in Hannover mitteilte. Die Zahlen beruhen demnach auf der vergangenen Woche, am 1. November begann wieder die Schule nach den Ferien. Die Tests bei Schulbeschäftigten führten den Angaben zufolge zu 337 positiven Schnelltests, 139 davon wurden durch PCR-Tests bestätigt. PCR-Tests gelten als zuverlässiger als Schnelltests.
In der ersten Woche nach den Ferien mussten sich Schüler sowie Beschäftigte jeden Tag auf das Coronavirus testen, sofern sich nicht vollständig geimpft oder genesen sind. Mittlerweile ist diese Testpflicht noch dreimal wöchentlich vorgesehen - in der Regel montags, mittwochs und freitags. Die am Freitag veröffentlichten Daten beruhen demnach auf Angaben von etwa 92 Prozent aller Schulen im Bundesland. Auf die allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen des Landes gehen rund 1,1 Millionen Schüler, rund 100 000 Menschen arbeiten dort.
13.11.2021
Brandenburg zieht die Notbremse - Die neuen Corona-Regeln
Die Corona-Neuinfektionen erreichen Höchststände, deshalb gelten ab Montag schärfere Regeln. Die rot-schwarz-grüne Koalition tritt in Brandenburg auf die Bremse, die 2G-Regel wird für weite Bereiche eingeführt. Was gilt wo?
Potsdam (dpa/bb) - Wer nicht geimpft ist, muss sich in Brandenburg ab Montag auf mehr Schwierigkeiten einstellen. Allerdings sind nicht alle Bereiche des Alltags davon betroffen. Angesichts von Rekordwerten bei der Zahl neuer Corona-Infektionsfälle hat die Brandenburger Landesregierung die Notbremse gezogen, aber keinen Lockdown verhängt. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einer Notfallsituation. Das sind die neuen Regeln ab Montag (15. November), die vorerst bis zum 5. Dezember gelten.
Was ändert sich, wenn ich einkaufe?
Beim Besuch im Supermarkt, bei der Bank, der Post oder dem Kaufhaus ändert sich nichts. Der Mindestabstand von 1,50 Meter muss ebenso weiter eingehalten werden wie die Maskenpflicht. Eine Corona-Testpflicht oder ein Zutritt nur für Genesene und Geimpfte wird im Einzelhandel nicht eingeführt.
Kann ich noch mit negativem Test in die Gaststätte gehen?
Das kommt auf die Gaststätte an. Grundsätzlich führt Brandenburg die 2G-Regel - geimpft oder genesen - in der Gastronomie ein. Dann ist nur noch der Zutritt möglich mit Impfung, Genesung, als Kind bis zum 12. Geburtstag und - als Ausnahme - für Jugendliche bis zum 18. Geburtstag mit negativem Test. Die Beschäftigten müssen bei Kundenkontakt geimpft oder genesen sein oder einen tagesaktuellen Test vorlegen und Maske tragen. Die Regel gilt aber nicht für Imbisse mit Außer-Haus-Verkauf, Mensen, Kantinen sowie Rast- und Autohöfe.
Gilt die 2G-Regel auch für Hotels und Ferienwohnungen?
Für Hotels und Pensionen wird der Zutritt mit Einführung von 2G verschärft. In Ferienwohnungen und Ferienhäusern, auf Campingplätzen und Charterbooten ist die Übernachtung mit negativem Test aber möglich. Die Übernachtung in Hotels und Pensionen ist so auch möglich im Zuge einer medizinischen Behandlung, zur Wahrnehmung des Sorgerechts und wegen des Besuchs schwer erkrankter Kinder oder Sterbender.
Was ändert sich in den Schulen?
Zuletzt stieg die Zahl positiv getesteter Schülerinnen und Schüler um mehr als das Doppelte im Vergleich zur Vorwoche. Vier Schulen sind nach Angaben des Bildungsministeriums vom Freitag ganz geschlossen. Ab Montag müssen alle Schülerinnen und Schüler zum besseren Schutz eine Maske tragen, also auch wieder die Erst- bis Sechstklässler. Drei statt zwei Corona-Tests pro Woche sind dann Pflicht. Im Hort gilt die Maskenpflicht ab dem sechsten Geburtstag.
Kann ich einen runden Geburtstag weiter größer feiern?
Für private Feiern ändert sich in der neuen Eindämmungsverordnung nichts. Bis zu 50 Leute können zuhause oder in angemieteten Räumen zusammen feiern, im Freien bis zu 100. Wer geimpft oder genesen ist, zählt für die Obergrenze nicht mit. Wer in einer Gaststätte feiert, muss aber die 2G-Regel beachten. Für Volksfeste gilt die 3G-Regelung, das heißt geimpft, genesen oder negativ getestet.
Was ist mit dem Besuch von Theater, Kino und Museum?
Für Theater, Konzert- und Opernhäuser, Kinos, Spielbanken, Spielhallen, Freizeitbäder, Saunen, Stadtrundfahrten und Schiffsausflüge ist die 2G-Regel ab Montag Pflicht - wer nicht geimpft oder genesen ist, muss dann draußen bleiben. Unter 18-Jährige dürfen mit negativem Test rein. Museen fallen nicht unter die neue Regelung.
Gibt es neue Einschränkungen beim Sport?
Der Zutritt nur für Geimpfte und Genesene gilt für Erwachsene bei Kontaktsport wie etwa Fußball oder Volleyball in Sporthallen. Generell darf man aber Sport in geschlossenen Räumen einschließlich Schwimmbädern auch treiben, wenn man einen negativen Test vorlegt.
Wird kontrolliert, ob ich die Regeln einhalte?
Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat strenge Kontrollen angekündigt. Wie bereits vor einem Jahr soll es gemeinsame Kontrollen von Polizei und den kommunalen Behörden geben.
11.11.2021
Kultusministerin verteidigt Abschaffung der Maskenpflicht in Klassen
Die Kritik ist groß gegen die Kultusministerin und sie ist heftig. Theresa Schopper hätte die Maskenpflicht in den Schulklassen nicht abschaffen dürfen, heißt es bei Eltern und Verbänden. Die Grünen-Minsterin wehrt sich nun. Lautstark und vehement.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach scharfen Vorwürfen von Verbänden, Eltern und der Opposition hat Kultusministerin Theresa Schopper die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulklassen verteidigt und ungeimpfte Erwachsene scharf kritisiert. «Wir haben ein riesiges Sicherheitskonzept innerhalb der Schulen aufgebaut. Nirgends wird so viel getestet, nirgends wird so viel gescreent wie an den Schulen», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Landtag in Stuttgart. Außerdem gebe es ein «ausgeklügeltes Quarantänesystem». Es sei zudem ein «wirkliches Märchen», dass die Schulen Treiber der Infektionen seien.
Zudem folgten die Schulen klaren Regelungen und eindeutigen Werten, nach denen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte Schopper. Ein Schutz am Platz müsse laut Corona-Verordnung außerdem automatisch wieder getragen werden, wenn die sogenannte Alarmstufe des Landes greife. «Und wir werden in den nächsten Tagen diese Alarmstufe erreichen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche», sagte Schopper.
Den «ganzen Zinnober» habe das Land nur, weil zu viele ungeimpfte Menschen über 18 Jahren die baden-württembergischen Intensivstationen belasteten. «Kein Intensivbett wird von einem Kind belegt», rief Schopper wütend ins Plenum. «Aber wir haben eine Überlastung der Krankenhäuser, weil die Ungeimpften nicht beim Doktor waren, verdammte Axt.»
Die Opposition hielt an ihrer Kritik fest. Ohne Masken im Unterricht riskiere die Landesregierung einen weiteren Lockdown an den Schulen, warnte der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. Zuvor hatten bereits Schüler, Eltern und mehrere Lehrerverbände eine erneute Maskenpflicht in den Klassen gefordert. Der Versuch, auf Masken im Unterricht zu verzichten, habe mehr Corona-Ausbrüche verursacht, argumentierten sie. An vielen Schulen habe es Quarantänemaßnahmen gegeben, es sei massiv Unterricht ausgefallen.
Das allerdings wies Ministerin Schopper zurück. Seit Beginn des Schuljahres habe noch keine Schule vollständig schließen müssen. Es seien auch nie mehr als 56 der insgesamt rund 68 000 Klassen im Land in Quarantäne gewesen. «Es ist nicht so, dass da die Kinder wie in einem Virenherd sich das gegenseitig aneinander an die Backe kleben», sagte Schopper.
Während im Nachbarland Bayern der Mundschutz im Unterricht seit dieser Woche wieder vorgeschrieben wird, hält sich Baden-Württemberg trotz der steigenden Zahl von Corona-Fällen weiter zurück. Mit der Ausrufung der verbindlichen letzten Eskalationsstufe wird spätestens in der kommenden Woche gerechnet.
Im besonders belasteten Landkreis Biberach appelliert der Landrat des Hotspots allerdings bereits an Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, die Masken zu tragen. «Wo immer es geht, auch während des Unterrichts, und warten Sie nicht auf eine Entscheidung aus Stuttgart», fordert Heiko Schmid. «Es ist nicht verboten, Maske zu tragen, es ist in Anbetracht der Lage mehr als klug.»
Die Landesregierung hatte die Maskenpflicht in den Klassenzimmern zum 18. Oktober aufgehoben - gegen den Rat unter anderem der Bildungsgewerkschaft GEW, aber auf Drängen auch von Eltern.
10.11.2021
Schulministerin ermahnt: Kein Druck auf Schüler, Maske zu tragen
Viele Schulgemeinden in NRW fühlen sich unwohl mit der neuen Maskenfreiheit im Unterricht und suchen Auswege. Die Ministerin sieht sich bereits zu Warnungen veranlasst: Kein Druck auf die Schüler!
Düsseldorf (dpa/lnw) - Im anhaltenden Streit über die Maskenfreiheit im Unterricht hat Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor unzulässiger Einflussnahme auf die Schüler gewarnt. «Es darf weder über Lehrkräfte, noch über Schulleitungen Druck ausgeübt werden auf die Schülerinnen und Schüler - auch nicht über die Kommunen vor Ort, dass das umgangen wird», sagte Gebauer zur landesweiten Abschaffung der Maskenpflicht am Sitzplatz.
Die seit dem 2. November geltende Aufhebung gelte für alle Schulen, bekräftigte sie am Mittwoch im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags. Die Schulen seien nach wie vor «ein sicherer Lern- und Lebensort», unterstrich die Ministerin. «Es gibt Infektionen auch an Schulen, aber keine Ausbrüche.»
Nur etwa 1,5 Prozent der Lehrer und Schüler könnten laut jüngster Erhebung coronabedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, berichtete sie. Allerdings wurden die Zahlen zwischen dem 28. Oktober und dem 3. November erhoben und können mögliche Auswirkungen der Maskenbefreiung noch nicht abbilden.
Die SPD-Opposition untermauerte ihre Ansicht, die Maßnahme sei falsch und gehe angesichts steigender Corona-Neuinfektionsraten an den Warnungen der Virologen vorbei. Die Krefelder SPD-Abgeordnete Ina Spanier-Oppermann mahnte eine Kurskorrektur der schwarz-gelben Landesregierung an. An den Schulen vor Ort werde die Maskenfrage «absolut unterschiedlich gehandhabt». Eltern erhielten Briefe mit dringenden Aufforderungen, die Maskenpflicht beizubehalten.
Die Sorge sei verständlich: «Hinter jedem Schüler steht eine ganze Familie», sagte Spanier-Oppermann. Dazu gehörten eben auch besonders schutzbedürftige ältere Mitglieder. «Das macht was mit den Schülern und ihren Familien.» Dafür dürfe die Regierung «den politischen Instinkt nicht verlieren». Krefeld war kürzlich mit einem Antrag zur Fortsetzung der Maskenpflicht am Landesgesundheitsministerium gescheitert.
Ausdrücklich betonte Gebauer, «dass das Tragen von Masken - rein auf freiwilliger Basis, ohne Druck - auch im Unterricht am Sitzplatz selbstverständlich weiterhin möglich ist». Nicht tolerabel sei hingegen, wenn vor Ort «alles Mögliche aufgeführt wird» gegen die Maskenfreiheit und die Gesellschaft damit gespalten werde. Aus Sicht der SPD liegt das Konfliktpotenzial hingegen gerade in der nun an die einzelnen Schüler und Lehrer delegierte Entscheidungsfreiheit.
07.11.2021
Corona-Inzidenz erstmals über 400 - Einschränkungen in allen Regionen
Die Thüringer Corona-Zahlen steigen auf den höchsten Wert seit Pandemiebeginn. Auch die Intensivbettenbelegung steigt. Viele Menschen müssen sich nun wieder auf mehr Beschränkungen einstellen.
Erfurt (dpa/th) - Auch am Wochenende hat sich der rasante Anstieg der Corona-Zahlen in Thüringen fortgesetzt. Die Sieben-Tage-Inzidenz sprang laut Robert Koch-Institut (RKI) erstmals seit Beginn der Pandemie über die 400er-Marke, zugleich rutschte mit dem Landkreis Nordhausen die letzte Kommune in die höchste Corona-Warnstufe drei. Damit gilt ab Montag in allen Kreisen und kreisfreien Städten eine Testpflicht an Schulen - außerdem müssen auch Grundschüler im Unterricht Maske tragen. Kinder in Kindergärten dürfen nur noch in festen Gruppen betreut werden.
Für den Vereinssport gilt nach Angaben des Bildungsministeriums in Warnstufe drei auch an der frischen Luft eine Testpflicht. In Stufe zwei hatte das nur in geschlossenen Räumen und im Freien für Kontaktsport gegolten. Ausgenommen sind Geimpfte und Genesene, Kinder unter sechs Jahren sowie Schüler, die regelmäßig in der Schule getestet werden.
Außerdem sollen die Landkreise und kreisfreien Städte schärfere Regeln für den Zugang zu Gastronomie oder Veranstaltungen umsetzen. Das Gesundheitsministerium empfiehlt dringend den Zugang nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete mit PCR-Test. Viele Kommunen wollen aber auch weiterhin Schnelltests zulassen.
Die Intensivstationen laufen währenddessen weiter voll. Zuletzt waren im Schnitt fast neun von zehn Intensivbetten (88,1 Prozent) im Freistaat belegt. In knapp jedem fünften (18,4 Prozent) Bett lag ein Covid-19-Patient, wie am Sonntagmittag aus dem Register der Intensivmedizinervereinigung Divi hervorging. Mit 116 intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fällen lag die Zahl jedoch weit entfernt vom Höchststand der Pandemie: Mitte April waren noch rund 220 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt worden.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte zuvor gewarnt, dass Ungeimpfte wegen der vollaufenden Intensivstationen schon bald nicht mehr in Thüringen behandelt werden könnten. In den nächsten Tagen werde man in die Situation kommen, dass es nicht mehr genug Intensivbetten gibt, hatte er dem ZDF gesagt. Den Menschen werde geholfen, allerdings gebe es keine Garantie, dass sie auch in ihrem Heimatbundesland behandelt würden.
Aus der Opposition kam Kritik an den Äußerungen. Es gebe keine Patienten erster und zweiter Klasse, Ramelow müsse die Menschen um Verzeihung bitten, forderte etwa die FDP im Landtag. Zudem scheine er seinen Amtseid vergessen zu haben, sagte Sprecher Thomas Kemmerich: «Zur Erinnerung: Er hat geschworen, dem gesamten Volk zu dienen - und nicht nur den Geimpften.»
Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte am Sonntag weiter und erreichte den Wert von 419,9. Am Samstag hatte sie bei 406,0 gelegen, am Freitag bei 386,9. Auf dem Höchststand vergangenen Winter lag der Wochenwert bei 327,9. Am Sonntag kamen 1038 Neuinfektionen und ein weiterer Todesfall binnen 24 Stunden hinzu. Thüringen ist damit nach Sachsen (444,0) das Bundesland mit der zweithöchsten Wocheninzidenz.
Im Südwesten des Freistaats haben mittlerweile fünf Kommunen die Marke von 500 wöchentlichen Neuinfektionen je 100 000 Einwohner überschritten. Am höchsten war die Zahl weiterhin im Landkreis Sonneberg mit 739,8, gefolgt vom Landkreis Gotha mit 523,2 und Schmalkalden-Meiningen mit 512,7. Auch der Landkreis Hildburghausen und der Ilm-Kreis waren über der 500er-Marke. Am niedrigsten lag die Inzidenz im Landkreis Sömmerda mit 269,1.
07.11.2021
Wieder weniger Corona-Tests für Schüler - neue Regeln möglich
Hannover (dpa/lni) - Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen können sich für die neue Schulwoche wieder auf weniger Corona-Tests einstellen. In der ersten Woche nach den Herbstferien mussten sich Schüler und Lehrer jeden Tag testen, sofern sie nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Wie lange diese dreimalige Testpflicht pro Woche nun bestehen bleibt oder sogar verschärft wird, ist noch nicht bekannt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind rund 55 Prozent der 12- bis 17-Jährigen im Bundesland einmal geimpft, knapp die Hälfte vollständig.
Die Corona-Landesverordnung ist noch wenige Tage gültig, die überarbeitete Fassung wird Anfang der Woche erwartet. Somit sind neue Schulregeln zumindest möglich. Große Veränderungen im Schulalltag zeichneten sich in Beratungen des jüngsten Gesundheitsausschusses sowie einem Entwurf der Verordnung jedoch bislang nicht ab.
06.11.2021
Mehr Corona-Fälle: Schülervertreter und Pädagogen in Sorge vor Winter
Die vierte Corona-Welle macht auch vor den Schulen nicht halt - die Zahl der Corona-Fälle steigt. Schülervertreter und Pädagogen blicken sorgenvoll auf den Winter. Auch Lerndefizite machen Bauchschmerzen.Cottbus (dpa/bb) - Die auch in den Schulen wieder gestiegenen Corona-Infektionszahlen machen Schülervertretern in Brandenburg Sorgen. «Schwierig ist, wenn es jetzt draußen kalt ist. Dann tummeln sich die Schüler wieder mehr in den Räumen», sagte Vertreterin Katharina Swinka. Das werde sich auf den Unterricht auswirken, auch weil wieder mehr Lehrkräfte infiziert seien. Sie hoffe, dass die Schulen aus den vergangenen Monaten der Pandemie gelernt und bei den eigenen Hygienekonzepten nachgesteuert hätten.Entsprechend der rasant steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen gibt es auch an den Schulen im Land deutlich mehr Corona-Fälle. Nach Angaben des Bildungsministeriums vom Freitag lag die Zahl der positiv getesteten Schülerinnen und Schüler bei 1267 (Stand: 4.11.). In der Vorwoche waren es mit 557 positiv getesteten Schülern weniger als die Hälfte. Bei den Lehrkräften waren es mit 124 Infizierten gut doppelt so viele wie in der Vorwoche, als 56 positiv Getestete gemeldet waren.Schwierig sieht sie, dass vor allem viele jüngere Schüler an weiterführenden Schulen nicht geimpft seien. Die Gespräche mit Eltern dazu könnten die Schulen nicht leisten. Sie schlug Familienimpftage vor, die sich in Kommunen schon bewährt hätten. Das sei eine Alternative, um Jugendliche und Eltern zu erreichen.Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat sich für allgemeine Corona-Impfungen für alle Kinder ab 12 Jahren ausgesprochen. Zugelassen sind die Impfstoffe von Biontech und Moderna.Auch der Brandenburger Pädagogenverband (BPV) blickt angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie mit Sorge auf die kühlere Jahreszeit. «Das wird ein harter Winter», sagte Präsident Hartmut Stäker. Die Ständige Impfkommission kritisierte er für ihre unklaren Empfehlungen, was das Impfen von Kindern angehe. Das verunsichere Eltern und Schüler. Er appellierte, die Teststrategie an den Schulen fortzusetzen. Das stehe allerdings konträr dazu, wie die Lage sich außerhalb der Schulen darstelle. Stäker befürchtet deshalb, dass die Infektionszahlen in den Einrichtungen weiter ansteigen - egal, wie politisch über die pandemische Lage entschieden werde und was das für Maßnahmen nach sich ziehe.
Schülervertreterin Swinka sieht angesichts der Pandemie noch ein anderes Problem. Lernende, die vor dem Abitur stünden seien derzeit klar überlastet. «Wir sind ausgeburnt», sagte die 19-Jährige. Es sei nach der langen Zeit des Online-Unterrichts und Selbststudiums sehr viel Lernstoff aufzuholen. Sie sehe mit Sorge, dass das von den vor Prüfungen Stehenden kaum zu leisten sei. «Man muss jetzt alles daran setzen, den Schülern nicht noch mehr aufzubürden sondern sie zu entlasten.»Stäker berichtete, dass die Schulen die Unterstützung des Landes für die Schulen zum Aufholen von Lerndefiziten gut angenommen hätten. Was die einzelnen Einrichtungen genau für Projekte durchführten, darüber hatte er zunächst keinen Überblick.
Das Programm «Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche» des Bildungsministeriums soll beim Abbau fachlicher Defizite und im sozialen Miteinander unterstützen. Dafür stehen nach Angaben des Bildungsministeriums in den kommenden zwei Jahren insgesamt 68,7 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund beteiligt sich demnach mit 38,7 Millionen Euro. In dem Programm sind unter anderem ergänzende Lernangebote, individuelle Lernbegleitung und schulergänzende Förderangebote enthalten.
29.10.2021
WHO Europa warnt vor neuen coronabedingten Schulschließungen
Kopenhagen (dpa) – Das europäische Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO rät davon ab, angesichts der steigenden Corona-Zahlen in vielen Ländern die Schulen zu schließen. «Die Unterbrechung der Ausbildung der Kinder sollte der letzte Ausweg sein», hieß es am Freitag in einer Mitteilung.
In der letzten Woche hätte mehr als die Hälfte der 53 Länder der Europäischen Region einen deutlichen Anstieg der Covid-19-Infektionen in allen Altersgruppen gemeldet. Die Zahl der Neuerkrankungen in Europa sei um 18 Prozent gestiegen. Die fünf anderen Regionen der WHO hingegen hätten einen Rückgang gemeldet, hieß es in der Mitteilung.
Das habe auch Auswirkungen auf den Schulunterricht. Insgesamt 45 Länder und Territorien empfählen, dass die Schulen mit Infektionsprävention und -kontrolle geöffnet bleiben. In sieben Ländern seien die Schulen teilweise oder ganz geschlossen, zwei Länder empfählen Fernunterricht.
«Die weit verbreiteten Schulschließungen im letzten Jahr, die die Bildung von Millionen Kindern und Jugendlichen unterbrachen, haben mehr geschadet als genutzt», sagte Hans Henri Kluge, Regionaldirektor des WHO-Regionalbüros für Europa. «Wir können nicht die gleichen Fehler wiederholen.»
Anstatt Bildungseinrichtungen zu schließen, empfiehlt die WHO ein breites Spektrum von Maßnahmen wie physische Distanzierung, häufiges Händewaschen, das Tragen von Masken, häufige Test und ausreichende Belüftung in den Klassenzimmern.
28.10.2021
Ausbildungskrise trübt Freude über Herbstbelebung am Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt weiter der Corona-Pandemie. Es sind sogar so viele Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie noch nie. Doch die Ausbildung junger Menschen bereitet Sorgen - denn Fachkräfte werden dringend gebraucht.
Nürnberg (dpa) - Die Konjunktur ist vor allem bei den Dienstleistungen stark, die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt hält an, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist so hoch wie nie: Trotz solch positiver Signale ist der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit nicht vollends zufrieden. «Es können nicht alle Menschen in gleicher Weise davon profitieren», beklagte Detlef Scheele am Donnerstag in Nürnberg.
Scheele meint Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, die sich besonders schwer täten, nach der Corona-Krise in einen Job zurückzukehren. Und er meint Schulabgänger, die noch auf eine Ausbildung warten. Die Vermittler des Ausbildungsjahrganges 2021 lief schlecht: pandemiebedingt weniger Ausbildungsbörsen, schwieriger Zugang für Berufsberater zu Schulen, weniger Praktika.
«Die Ergebnisse bleiben trotz einer Aufhellung noch sehr deutlich hinter denen vor der Pandemie zurück und wir stehen weiterhin vor großen Herausforderungen», sagte Scheele. In den vergangenen zwölf Monaten wurden den Jobcentern und den Arbeitsagenturen 511 300 Lehrstellen gemeldet, 19 000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Demgegenüber haben den Angaben nach 433 500 Bewerber Beratungen der Jobcenter und Agenturen in Anspruch genommen - 39 400 weniger als im Vorjahreszeitraum. 5,7 Prozent der Bewerber waren am 30. September noch unversorgt - eine etwas günstigere Quote als im vergangenen Jahr. «Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im Ergebnis nicht zufrieden sein können mit diesem Ausbildungsjahr», betonte Scheele.
«Der Rückgang liegt nicht an der Demografie, die Schülerzahlen sinken nicht, sie sind stabil», sagte Scheele. Die jungen Leute suchten sich Alternativen zur dualen Ausbildung - etwa in einem längeren Schulbesuch, einem Studium oder auch in ungelernter Erwerbstätigkeit. Auch Fachschulausbildungen, etwa für Erzieherinnen und Altenpflegerinnen, stünden in Konkurrenz zur klassischen Lehrstelle.
Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland dank einer anhaltenden Herbstbelebung im Oktober kräftig auf 2,377 Millionen gesunken. Das sind 88 000 weniger als im September und 383 000 weniger als im Oktober vergangenen Jahres, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. In den Jahren 2018 und 2019 - also vor der Pandemie - war die Arbeitslosigkeit im Oktober nur um jeweils etwa 50 000 zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sank im Oktober um 0,2 Punkte auf 5,2 Prozent. Die Bundesagentur hat für ihre Statistik Datenmaterial berücksichtigt, das bis zum 12. Oktober eingegangen ist.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland stieg im Oktober auf einen Rekordwert. Mit 33,97 Millionen ist deren Zahl so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sei höher als vor der Pandemie, sagte Scheele. Das belege die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften, besonders Facharbeitern.
«Der Fachkräftemangel ist nach wie vor die Wachstumsbremse in Deutschland», sagte er. Es werde für die neue Bundesregierung eine der Herausforderungen sein, das inländische Potenzial zu heben und Zuzug aus dem Ausland so zu ermöglichen, dass auch das Problem der Anerkennung etwa von im Ausland erworbenen Handwerksausbildungen gelöst werden könne.
«Klar ist: Der wirtschaftliche Aufschwung kann nur mit den richtigen Fachkräften gelingen», sagte auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. «Wir Arbeitgeber halten mit aller Kraft an Ausbildung fest.» Auch im zweiten Corona-Jahr stünden deutlich mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. «Wir müssen alles daransetzen, das Matching von Angebot und Nachfrage voranzubringen. Eine praxisorientierte Berufsorientierung ist dafür ein Muss», betonte Dulger.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil erinnerte besonders an das Problem der Langzeitarbeitslosen, deren Zahl in der Pandemie deutlich zugenommen hat und immer noch jenseits der Grenze von einer Million liegt. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen - also der Menschen, die länger als zwölf Monate ohne Job sind - habe sich während der Pandemie seit März 2020 von 30,3 auf 42,4 Prozent erhöht, heißt es im Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur.
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel forderte größere Anstrengungen im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit. «Die nächste Koalition muss aktive Arbeitsmarktpolitik angehen für die, die besonders schwer Arbeit finden», sagte sie. Fast 60 Prozent der Landgzeitarbeitslosen hätten keinen Berufsabschluss. Rund 120 000 arbeitslosen Menschen, die bereits länger als zehn Monate ohne Arbeit seien, drohe in naher Zukunft die Langzeitarbeitslosigkeit, sagte Piel. «Sie müssen verstärkt beraten und gefördert werden. Denn mit jedem Monat, den Menschen länger arbeitslos sind, gelingt ihnen der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt schwerer.»
Zwischen dem 1. und dem 24. Oktober hatten Betriebe für 93 000 Personen Kurzarbeit angemeldet. Wie viel tatsächlich davon in Anspruch genommen wird, entscheidet sich aber erst später. Die neuesten Daten für die tatsächliche Inanspruchnahme stammen aus dem August. In diesem Monat zahlte die Bundesagentur für 760 000 Menschen Kurzarbeitergeld. Dies ist deutlich weniger als auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als knapp sechs Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit waren.
OECD: Soziale und emotionale Fähigkeiten steigern Schulerfolg
Berlin (dpa) - Ein höheres Maß an Kreativität, Empathie und Stressresistenz steigert bei Schülerinnen und Schülern auch die Leistungen. Darauf wies OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher am Donnerstag bei einer Online-Veranstaltung der Organisation hin unter Berufung auf eine neue OECD-Studie zu sozialen und emotionalen Kompetenzen.
Demnach sind Kreativität, Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Toleranz, die Fähigkeit zur Gefühlsregulation, Stressresistenz und ähnliche Fähigkeiten auch ausschlaggebend für die Noten. Schleicher sagte, Mathematik zum Beispiel sei nicht nur eine Frage der Fähigkeit zum Formeln-Lernen, sondern auch eine Frage der Neugierde.
Dabei nähmen die sozial-emotionalen Fähigkeiten mit zunehmendem Alter tendenziell etwas ab. Bei 15-jährigen Schülerinnen und Schülern seien die sozialen und emotionalen Fähigkeiten im Schnitt geringer ausgeprägt als bei Zehnjährigen. Bei Mädchen falle der Rückgang sogar noch größer aus als bei Jungen.
Eine Sonderrolle nehme der Faktor Kreativität ein - wer kreativer sei, habe oft auch verstärkt andere sozial-emotionale Fähigkeiten. «Empathie müssen sie sich erarbeiten, aber Kreativität ist etwas, mit dem wir geboren werden», sagte Schleicher. «Es sieht aber so aus, als ob das so langsam im Schulverlauf verloren geht.» Dabei seien Schülerinnen und Schüler, die an künstlerischen Aktivitäten auch außerhalb der Schule teilgenommen haben, im Schnitt auch später kreativer und neugieriger als andere, erklärte Schleicher.
Zudem wiesen Schüler, die sich in der Schuler zugehörig fühlten, deutlich höhere Werte bei sozial-emotionalen Fähigkeiten auf. Wer sich einsam fühle, eine schlechte Beziehung zu den Lehrkräften und wenig Freunde habe, tue sich auch hier schwerer. «Bildung ist nicht Transaktion, es ist immer eine soziale Arbeit, es ist immer eine Beziehungsarbeit», sagte Schleicher.
Die OECD hatte in dieser ersten Studie zum Thema in zehn verschiedenen Städten weltweit bei Tausenden Schülerinnen und Schülern die sozialen und emotionalen Fähigkeiten erhoben. Dazu gab es umfangreiche Befragungen.
Maskenpflicht im Unterricht wird abgeschafft - Quarantäne erweitert
Die Maskenpflicht für Schüler und Lehrer in NRW entfällt, ab der kommenden Woche zumindest am Platz im Klassenraum. Die Neuinfektion im Land nehmen allerdings zu. Deshalb gibt es auch Kritik.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht bald keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Die Maskenpflicht auf den Sitzplätzen im Klassenraum werde zum 2. November abgeschafft. Das teilte das NRW-Schulministerium am Donnerstag mit. Allerdings werden die Quarantäne-Regeln erweitert. Zur Begründung hieß es, an den Schulen gebe es keinen übermäßigen Anstieg bei den Corona-Infektionen. Gleichzeitig steige die Impfquote, bei Lehrkräften liege sie sogar über 90 Prozent.
Schülerinnen und Schüler müssen die Maske ab Dienstag nur weiterhin noch im übrigen Gebäude tragen und wenn sie ihren festen Sitzplatz verlassen. Für den Außenbereich war die Maskenpflicht schon vor einiger Zeit abgeschafft worden. Für Lehrkräfte entfällt die Maskenpflicht, so lange ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.
Verschärft wurden im Gegenzug aber die Quarantäne-Regeln in Schulen. Tritt in einer Klasse oder einem Kurs ein Corona-Fall auf, wird die Quarantäne von Schülerinnen und Schülern auf die nachweislich infizierte Person sowie jetzt auch auf die unmittelbare Sitznachbarin oder den unmittelbaren Sitznachbarn ausgedehnt. Vollständig geimpfte oder genesene Schüler ohne Symptome sind von der Quarantäne weiterhin ausgenommen.
Außerdem gelten die Regeln zum Freitesten fort. Frühestens am fünften Tag kann die häusliche Isolation durch einen negativen PCR-Test oder einen Schnelltest vorzeitig beendet werden. Dann können Schüler sofort wieder am Unterricht teilnehmen.
Der neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) rechtfertigte am Donnerstag die Maßnahmen. «Unsere Philosophie war immer und ist es auch weiterhin: so viel Schutz wie nötig und so viel Freiheit wie möglich.» Deswegen gehöre zum Fall der Maskenpflicht am Sitzplatz auch gleichzeitig die neue Quarantäne-Pflicht. Darüber habe im Kabinett auch Konsens mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bestanden.
Der Verband Lehrer NRW kritisierte die Entscheidung als «hochgradig riskant». «Die Infektionszahlen steigen aktuell rasant – und zwar ganz besonders unter Kindern und Jugendlichen. Mitten in diese gefährliche Entwicklung hinein die Maskenpflicht im Unterricht aufzuheben, setzt alle am Schulleben Beteiligten einem hohen Risiko aus», sagte der Vorsitzende, Sven Christoffer.
Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte, letztlich seien die Maßnahmen auch ein Kompromiss hinsichtlich der Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI). «Politik ist immer, gerade auch in Krisen, notwendigerweise auch ein Kompromiss.» Es handele sich um eine «minimale Quarantäne-Erweiterung», die aber auch durch die Möglichkeit des Freitestens und die Fortsetzung der Tests bis Weihnachten «überschaubar».
Die üblichen Corona-Tests an den Schulen sollen fortgesetzt werden: also drei Corona-Selbsttests pro Woche an weiterführenden Schulen und zwei PCR-Pooltests pro Woche an Grund- und Förderschulen.
«Die bisherige Entwicklung der Pandemie hat gezeigt, dass unsere Schulen sichere Orte sind. Alle Schülerinnen und Schüler werden engmaschig und mehrfach die Woche getestet und unsere strengen Vorgaben für die Hygiene und den Infektionsschutz gelten selbstverständlich weiterhin», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut Mitteilung.
«An unseren Schulen gibt es keinen übermäßigen Anstieg des Infektionsgeschehens. Gleichzeitig steigen die Impfquoten weiter an, bei Lehrerinnen und Lehrern liegt sie sogar über 90 Prozent. Und schon fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren ist schon vollständig geimpft», sagte Gebauer. In dieser Situation sei die Aufhebung der Maskenpflicht am Sitzplatz ein verantwortbarer Schritt. «Wir geben unseren Kindern und Jugendlichen damit ein weiteres und wichtiges Stück Normalität zurück», sagte die FDP-Politikerin. Sie bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihren Beitrag, den sie zur Eindämmung der Pandemie und zum Schutz der Älteren geleistet haben.
Lehrervertreter reagierten unterschiedlich auf die Entscheidung aus dem Schulministerium. «Die Maske auf dem Sitzplatz abnehmen zu können, bedeutet ohne Zweifel eine Erleichterung. Allerdings gilt es, die Situation weiterhin genau zu beobachten. Denn das wichtigste Ziel muss sein, möglichst allen Schülerinnen und Schülern kontinuierlich Unterricht zu ermöglichen», sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung NRW, Stefan Behlau.
Der NRW-Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, nannte die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt riskant. «Präsenzunterricht ist wichtig und notwendig. Und die Infektionszahlen steigen rasant. Experten warnen vor dem Fall der Maskenpflicht an Schulen. Es darf im Sinne der Schülerinnen und Schüler nicht wieder einen Herbst und Winter mit Distanz- und Wechselunterricht geben», sagte die Vorsitzende Sabine Mistler. Das Ende der Maskenpflicht komme zu früh.
Maskenpflicht im Unterricht wird abgeschafft - Quarantäne erweitert
Die Maskenpflicht für Schüler und Lehrer in NRW entfällt, ab der kommenden Woche zumindest am Platz im Klassenraum. Die Neuinfektion im Land nehmen allerdings zu. Deshalb gibt es auch Kritik.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht bald keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Die Maskenpflicht auf den Sitzplätzen im Klassenraum werde zum 2. November abgeschafft. Das teilte das NRW-Schulministerium am Donnerstag mit. Allerdings werden die Quarantäne-Regeln erweitert. Zur Begründung hieß es, an den Schulen gebe es keinen übermäßigen Anstieg bei den Corona-Infektionen. Gleichzeitig steige die Impfquote, bei Lehrkräften liege sie sogar über 90 Prozent.
Schülerinnen und Schüler müssen die Maske ab Dienstag nur weiterhin noch im übrigen Gebäude tragen und wenn sie ihren festen Sitzplatz verlassen. Für den Außenbereich war die Maskenpflicht schon vor einiger Zeit abgeschafft worden. Für Lehrkräfte entfällt die Maskenpflicht, so lange ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.
Verschärft wurden im Gegenzug aber die Quarantäne-Regeln in Schulen. Tritt in einer Klasse oder einem Kurs ein Corona-Fall auf, wird die Quarantäne von Schülerinnen und Schülern auf die nachweislich infizierte Person sowie jetzt auch auf die unmittelbare Sitznachbarin oder den unmittelbaren Sitznachbarn ausgedehnt. Vollständig geimpfte oder genesene Schüler ohne Symptome sind von der Quarantäne weiterhin ausgenommen.
Außerdem gelten die Regeln zum Freitesten fort. Frühestens am fünften Tag kann die häusliche Isolation durch einen negativen PCR-Test oder einen Schnelltest vorzeitig beendet werden. Dann können Schüler sofort wieder am Unterricht teilnehmen.
Der neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) rechtfertigte am Donnerstag die Maßnahmen. «Unsere Philosophie war immer und ist es auch weiterhin: so viel Schutz wie nötig und so viel Freiheit wie möglich.» Deswegen gehöre zum Fall der Maskenpflicht am Sitzplatz auch gleichzeitig die neue Quarantäne-Pflicht. Darüber habe im Kabinett auch Konsens mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bestanden.
Der Verband Lehrer NRW kritisierte die Entscheidung als «hochgradig riskant». «Die Infektionszahlen steigen aktuell rasant – und zwar ganz besonders unter Kindern und Jugendlichen. Mitten in diese gefährliche Entwicklung hinein die Maskenpflicht im Unterricht aufzuheben, setzt alle am Schulleben Beteiligten einem hohen Risiko aus», sagte der Vorsitzende, Sven Christoffer.
Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte, letztlich seien die Maßnahmen auch ein Kompromiss hinsichtlich der Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI). «Politik ist immer, gerade auch in Krisen, notwendigerweise auch ein Kompromiss.» Es handele sich um eine «minimale Quarantäne-Erweiterung», die aber auch durch die Möglichkeit des Freitestens und die Fortsetzung der Tests bis Weihnachten «überschaubar».
Die üblichen Corona-Tests an den Schulen sollen fortgesetzt werden: also drei Corona-Selbsttests pro Woche an weiterführenden Schulen und zwei PCR-Pooltests pro Woche an Grund- und Förderschulen.
«Die bisherige Entwicklung der Pandemie hat gezeigt, dass unsere Schulen sichere Orte sind. Alle Schülerinnen und Schüler werden engmaschig und mehrfach die Woche getestet und unsere strengen Vorgaben für die Hygiene und den Infektionsschutz gelten selbstverständlich weiterhin», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut Mitteilung.
«An unseren Schulen gibt es keinen übermäßigen Anstieg des Infektionsgeschehens. Gleichzeitig steigen die Impfquoten weiter an, bei Lehrerinnen und Lehrern liegt sie sogar über 90 Prozent. Und schon fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren ist schon vollständig geimpft», sagte Gebauer. In dieser Situation sei die Aufhebung der Maskenpflicht am Sitzplatz ein verantwortbarer Schritt. «Wir geben unseren Kindern und Jugendlichen damit ein weiteres und wichtiges Stück Normalität zurück», sagte die FDP-Politikerin. Sie bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihren Beitrag, den sie zur Eindämmung der Pandemie und zum Schutz der Älteren geleistet haben.
Lehrervertreter reagierten unterschiedlich auf die Entscheidung aus dem Schulministerium. «Die Maske auf dem Sitzplatz abnehmen zu können, bedeutet ohne Zweifel eine Erleichterung. Allerdings gilt es, die Situation weiterhin genau zu beobachten. Denn das wichtigste Ziel muss sein, möglichst allen Schülerinnen und Schülern kontinuierlich Unterricht zu ermöglichen», sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung NRW, Stefan Behlau.
Der NRW-Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, nannte die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt riskant. «Präsenzunterricht ist wichtig und notwendig. Und die Infektionszahlen steigen rasant. Experten warnen vor dem Fall der Maskenpflicht an Schulen. Es darf im Sinne der Schülerinnen und Schüler nicht wieder einen Herbst und Winter mit Distanz- und Wechselunterricht geben», sagte die Vorsitzende Sabine Mistler. Das Ende der Maskenpflicht komme zu früh.
27.10.2021
Viele falsch positive Corona-Schnelltests an Hamburgs Schulen
Kaum zurück aus den Herbstferien, müssen einige Hamburger Schüler schon wieder zu Hause bleiben. Wer positiv auf Corona getestet wird, darf nicht mehr in die Schule. Doch nicht immer ist das Testergebnis auch richtig.
Hamburg (dpa/lno) - Neue Corona-Schnelltests haben nach den Herbstferien an Hamburgs Schulen zu einer Vielzahl von falschen Positivergebnissen geführt. Von rund 200 000 am ersten Schultag durchgeführten Tests seien die Ergebnisse bei 287 Schülerinnen und Schülern sowie sieben Schulbeschäftigten positiv ausgefallen, sagte der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Weniger als ein Drittel dieser Ergebnisse seien später durch einen PCR-Test bestätigt worden, zwei Drittel hingegen nicht. «Es ist davon auszugehen, dass es unter anderem viele Probleme bei der fachgerechten Durchführung gegeben hat.»
Anders als bei den zuvor verwendeten Tests müsse bei dem neuen Test-Kit das Probenröhrchen nach dem Abstrich gut geschüttelt werden. Die Schulen seien deshalb vorab gebeten worden, die Testroutinen nach den Herbstferien aufzufrischen. Zur Unterstützung sei ihnen eine gesonderte Anleitung zur Testdurchführung zur Verfügung gestellt worden.
Inzwischen gehe die Zahl der positiven Schnelltestungen nach ersten Abfragen wieder zurück, sagte Albrecht.
Die schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Birgit Stöver, äußerte Unverständnis. «Es bleibt mir ein Rätsel, warum die Schulbehörde direkt nach den Ferien einen neuen Schnelltest einsetzt, bei dem schon vorab bekannt war, dass er bei einer falschen Handhabung zu falsch positiven Ergebnissen führt.» Für falsch positiv getestete Schüler bedeute es mindestens zwei Tage Schulausfall, «weil sie sich um einen PCR-Test zur Bestätigung kümmern müssen. Ein mehrfach falsch positives Ergebnis ist dann schon sehr ärgerlich», sagte sie.
Nach Angaben Albrechts hat nicht die Schulbehörde über den Wechsel des Schnelltest-Herstellers entschieden. Die Tests würden in Hamburg zentral von der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz beschafft. «Hierbei werden die Vorgaben für das allgemeine Beschaffungswesen berücksichtigt. Darüber hinaus ist Voraussetzung für die Vergabe eine hohe Sensitivität und Spezifität des Schnelltests.»
BGH: Familienrichter können keine Corona-Maßnahmen an Schulen kippen
Karlsruhe (dpa) - Familiengerichte sind grundsätzlich nicht befugt, Corona-Maßnahmen an Schulen außer Kraft zu setzen. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) jetzt grundsätzlich geklärt, wie die Karlsruher Richterinnen und Richter am Mittwoch mitteilten. Familienrichter können demnach gegenüber schulischen Behörden prinzipiell keine Anordnungen zur Durchsetzung des Kindeswohls erlassen. Die gerichtliche Kontrolle in diesem Bereich obliege ausschließlich den Verwaltungsgerichten. (Az. XII ARZ 35/21)
Die Frage hatte im Frühjahr Brisanz bekommen, als ein Weimarer Familienrichter zwei Schulkinder auf Antrag ihrer Eltern im Eilverfahren von der Maskenpflicht freistellte. Im oberbayerischen Weilheim hatte es einen ähnlichen Fall gegeben. Beide Entscheidungen hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Gegen den Richter und die Richterin waren mehrere Anzeigen wegen Rechtsbeugung gestellt worden.
Dem Beschluss des BGH lag nun ein Fall zugrunde, den das Amtsgericht Wesel in seiner Funktion als Familiengericht in Karlsruhe vorgelegt hatte. Dort wollte eine Mutter durchsetzen, dass sich ihre 15-jährige Tochter an ihrer Gesamtschule nicht mehr an Maskenpflicht, Abstandsgebote und Testpflichten halten muss. Das Amtsgericht hatte das Verwaltungsgericht für zuständig gehalten, das Verwaltungsgericht das Amtsgericht - so landete der Fall zur Klärung am BGH.
Dort waren laut Mitteilung auch andere Verfahren zur selben Frage anhängig, die parallel entschieden wurden. Auch in dem Thüringer Fall hatte das Oberlandesgericht Jena die Möglichkeit einer Rechtsbeschwerde zum BGH zugelassen, nachdem es den eigenmächtigen Beschluss des Weimarer Familienrichters gekippt hatte.
Das Verfahren aus Wesel wird nicht mehr fortgesetzt, die BGH-Richter stellten es direkt ein. Eine Verweisung an das eigentlich zuständige Verwaltungsgericht komme «wegen unüberwindbar verschiedener Prozessgrundsätze» nicht in Betracht, hieß es.
Umfrage: 95 Prozent der Lehrkräfte geimpft
Berlin (dpa) - Fast alle Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland sind einer Umfrage zufolge vollständig gegen Corona geimpft. 95 Prozent der Lehrkräfte hatten demnach bereits Ende September eigenen Angaben nach den vollständigen Impfschutz gehabt, wie eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung ergab, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
63 Lehrkräfte halten der Umfrage zufolge die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen für ausreichend. Breite Unterstützung finden aber auch zusätzliche Schutzmaßnahmen: Fast drei Viertel sprechen sich für die Anschaffung von mehr Luftfiltergeräten für Unterrichtsräume aus. Solche Geräte kommen der Umfrage zufolge derzeit an etwa einem Viertel der Schulen zum Einsatz. Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer wären auch für die Einführung einer Impfpflicht für Lehrkräfte und anderes Personal an Schulen.
Die Mehrheit der Befragten (71 Prozent) ist der Ansicht, dass im vergangenen Schuljahr 2020/2021 im Vergleich zur Zeit vor Corona «weniger» oder sogar «deutlich weniger» Schülerinnen und Schüler die Lernziele erreicht haben. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, dass an ihrer Schule auf zusätzliches Personal zurückgegriffen wird, um Lernrückstände der Schüler auszugleichen - etwa Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte, Eltern oder auch Nachhilfeinstitute.
26.10.2021
Maskenpflicht in Schleswig-Holsteins Schulen entfällt weitgehend
Trotz aktuell wieder zunehmender Corona-Infektionen lockert Schleswig-Holstein die Auflagen weiter. Jetzt ist die Maskenpflicht in Schulen dran.
Kiel (dpa/lno) - Erleichterung in Corona-Zeiten für Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein: Von November an müssen sie keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen, wenn sie in den Schulen an ihren Plätzen sitzen. Für nicht geimpfte und nicht genesene Schüler bleibe die Testpflicht bestehen, kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag in Kiel an. «Damit gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung Normalität. Wir bitten herzlich darum, dass alle verantwortungsbewusst mit dem Schritt umgehen», sagte der Regierungschef.
Sollte es in einer Lerngruppe zu einer Infektion kommen, gelte dort für fünf Tage eine tägliche Testpflicht und eine Maskenpflicht. Günther wies auf die im Bundesvergleich hohe Impfquote in Schleswig-Holstein hin, die gemessen an der Gesamtbevölkerung bei 71,1 Prozent liege. In der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen liege sie mit 53,9 Prozent auf dem Spitzenplatz der Bundesländer.
Ein wichtiger Grund für die Entscheidung sei, dass Kinder sich außerhalb der Schule - zum Beispiel beim Sport oder im Freundeskreis - ohne Maske treffen könnten. Oftmals sei der Kreis identisch mit der Schulklasse.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Montag in Schleswig-Holstein auf 58,0. Eine Woche zuvor hatte die Zahl neuer Ansteckungen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen noch 32,6 betragen, am Sonntag 57,6. Die Hospitalisierungsinzidenz - also die Zahl der Corona-Kranken, die je 100 000 Menschen binnen sieben Tagen in Kliniken aufgenommen wurden - stieg von zuletzt 1,68 auf 1,75. Günther betonte, die Inzidenzentwicklung sei nicht mehr der entscheidende Faktor zur Lagebewertung. Auch Krankenhaus- und Intensivbelegung müssten stärker einbezogen werden. Hier sei die Situation im Land weiterhin stabil.
Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) nahm die Erwachsenen in die Pflicht: «Kinder- und Jugendliche unter zwölf Jahren können wir derzeit am besten schützen, indem wir Erwachsenen uns impfen lassen.» Auch Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) appellierte an die Erwachsenen: «Je disziplinierter wir als Erwachsene sind, je mehr von uns sich impfen lassen, desto mehr Entlastung kann es für unsere Kinder geben.» Das Spannungsfeld, Vorsicht zu wahren und zurück ins alte Leben zu starten, wird ihrer Überzeugung nach angesichts der aktuellen Entwicklung auch in den nächsten Wochen noch bestehen bleiben.
Heinold berichtete, das Land habe bisher für die Schulen 20 Millionen Selbsttests angeschafft. Die Kosten dafür hätten 73 Millionen Euro betragen. Es werde nach Bedarf nachbestellt. Der aktuelle Bestand reiche bis Mitte November.
Natürlich freuten sich Schüler, Lehrer und Eltern, wenn im Unterricht keine Masken mehr getragen werden müssen, teilte die SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli mit. «Aber wir können alle nur hoffen, dass auf die Freude nicht die Ernüchterung folgt.» Man könne nicht ignorieren, dass die Inzidenzzahlen in ganz Deutschland wieder steigen.
Für die Gewerkschaft GEW teilte die Landesvorsitzende Astrid Henke mit, man halte die Entscheidung vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens in Schleswig-Holstein für vertretbar. «Die allermeisten unserer Kolleginnen und Kollegen werden die heutige Entscheidung aber durchaus mit gemischten Gefühlen aufnehmen.» Unterricht ohne Maske mache auf der einen Seite das Unterrichten leichter. Auf der anderen Seite stehe die Sorge um die Gesundheit. «Uns erscheint es daher wichtig, sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen.» Wenn es notwendig sei, müsse man schnell zu strengeren Maßnahmen zurückkehren.
Schulunterricht soll nach den Ferien mit angekündigten Regeln starten
Hannover (dpa/lni) - Der Schulunterricht nach den Herbstferien in Niedersachsen soll am kommenden Montag mit den bereits angekündigten Regeln starten. Das teilte eine Regierungssprecherin am Dienstag in Hannover mit. Im Unterricht müssen die meisten Schülerinnen und Schüler eine Maske tragen - die Jahrgänge eins und zwei müssen dies nicht tun. In der ersten Schulwoche nach den Herbstferien müssen sich Schüler und Lehrer jeden Tag testen, wenn sie noch nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft oder einer Infektion genesen sind. Danach soll die Testung wieder dreimal wöchentlich sein.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte vor einigen Wochen angekündigt, dass die Maskenpflicht bei den Jahrgängen drei und vier als nächster Schritt wegfallen soll. Entschieden ist dies jedoch noch nicht. Die derzeitige Corona-Landesverordnung, die auch die Regelungen zum Schulalltag beinhaltet, ist noch bis zum 10. November gültig. In anderen Bundesländern hatten sich die Regelungen zur Schule jüngst verändert, wie etwa in Schleswig-Holstein. Dort müssen Kinder und Jugendliche von November an keine Maske mehr am Platz tragen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind 53 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Niedersachsen einmal gegen das Coronavirus geimpft, 46,7 Prozent sind vollständig geimpft.
Corona-Infektionszahlen an Schulen binnen einer Woche verdoppelt
Rostock (dpa/mv) - Trotz Maskenpflicht in den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Schüler, Lehrer und Mitarbeiter in den vergangenen sieben Tagen mehr als verdoppelt. Am Dienstag meldete das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) 127 laufende Infektionsfälle an 71 Schulen des Landes. Am Dienstag vergangener Woche waren es noch 57 an 41 Schulen.
Aufgrund der in der Gesamtbevölkerung gestiegenen Infektionszahlen sind inzwischen alle Landkreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg-Vorpommern auf der Landes-Risikokarte in der Stufe gelb angekommen. In allen Regionen herrscht aktuell wieder Maskenpflicht in der Schule.
Am vergangenen Freitag befanden sich landesweit mehr als 500 Schülerinnen und Schüler wegen einer Corona-Infektion in häuslicher Isolation oder als enge Kontaktperson in Quarantäne. In den MV-Schulen lernen rund 155 000 Kinder und Jugendliche.
Hygienebeirat: Maskenpflicht ab 7. Klasse soll noch bleiben
Berlin (dpa/bb) - An den Berliner Schulen soll die Maskenpflicht für die höheren Klassen zunächst bestehen bleiben. Dafür hat sich der Hygienebeirat am Montag ausgesprochen, wie die «Berliner Morgenpost» (Dienstag) berichtet. In den Klassen eins bis sechs gilt sie seit Anfang Oktober nicht mehr. In der Überlegung war, sie nach den Herbstferien auch für die älteren Schüler und Schülerinnen aufzuheben. «Die Zahlen lassen eine Lockerung zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht zu», sagte Arnd Niedermöller, Sprecher der Vereinigung der Oberstudiendirektoren in Berlin (VOB), der «Berliner Morgenpost» mit Blick auf die Pandemieentwicklung. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in Berlin bis Montag auf 114,9.
Niedermöller plädierte dafür, in den nächsten Wochen auf Vorsicht zu setzen. An seiner Schule, dem Immanuel-Kant-Gymnasium, habe es am Montag nach Ende der Herbstferien zwar keinen nachgewiesenen Corona-Fall gegeben. Er rechne jedoch damit, dass die Zahlen bei den Schülern und Schülerinnen in den nächsten Tagen ansteigen würden. Auch der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann, hält das Festhalten an der Maskenpflicht für richtig: Andernfalls hätte man für viele Klassen Quarantäne riskiert, sagte er der Zeitung. Und das sei ein erster Schritt in Richtung Schulschließung. Für ihn stellt sich sogar die Frage: «Wann müssen wir bei diesen Zahlen an den Grundschulen zur Maskenpflicht zurückkehren?»
25.10.2021
Schulstart nach den Herbstferien mit verschärften Corona-Regeln
Maske auf, auch am Platz! Nach den Herbstferien müssen sich die Schülerinnen und Schüler in Hessen auf - zunächst - strengere Corona-Regeln einstellen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Nach dem Ende der Herbstferien startet diese Woche in Hessen wieder der Schulunterricht - und zwar mit verschärften Corona-Regeln. Aus Sorge vor steigenden Infektionszahlen hat das Kultusministerium in Wiesbaden zwei Präventionswochen mit mehr Tests und strengerer Maskenpflicht angekündigt. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass Kinder eine Corona-Infektion aus dem Urlaub an der Schule weiterverbreiten.
Ein Sprecher von Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sprach am Montag von einem ruhigen Start in den Schulen nach den Herbstferien. Die Schulen hätten keine besonderen Vorkommnisse gemeldet. Vom 25. Oktober bis 5. November müssen die Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht am Platz eine Maske tragen. Außerdem müssen alle nicht geimpften Kinder und Jugendlichen für die Teilnahme am Präsenzunterricht drei- statt zweimal pro Woche einen negativen Test nachweisen.
Dieser Corona-Test kann weiterhin kostenfrei in der Schule gemacht werden. Das Ergebnis wird im Testheft vermerkt. Alternativ kann der Nachweis auch über eines der Testzentren erfolgen. Der Test darf zu Beginn des Schultags aber höchstens 72 Stunden alt sein.
Der Philologenverband forderte, die Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen im Land konsequent einzuhalten. «Die Corona-Zahlen kennen derzeit wieder nur die Richtung nach oben, die Lage ist unsicher», erklärte Landeschef Reinhard Schwab. Lockerungen der bewährten Infektionsschutzmaßnahmen würden eine Verschärfung der Situation provozieren. «Ich möchte keine Dramatik hineininterpretieren, aber erwartungsgemäß werden die Infektionszahlen im Herbst und Winter weiter steigen», mahnte Schwab. «Laxheit bei den grundlegenden Schutzmaßnahmen können wir uns nicht leisten.»
Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer hatte sich zuletzt für längere Corona-Präventionswochen nach den Herbstferien ausgesprochen. «Eine konsequente Maskenpflicht in den Schulen in Kombination mit einer engmaschigen Testung ist sicherlich ein probates Mittel, allerdings sollte das nicht nur auf zwei Wochen beschränkt bleiben», sagte er der dpa in Wiesbaden. «Es gibt sonst kaum geeignete Maßnahmen in den Schulen, um anderweitig die Schüler zu schützen.» Dies gelte vor allem für die unter Zwölfjährigen, «für die es ja noch keine Impfung gibt», sagte der Experte.
Der hessische AfD-Bildungsexperte Heiko Scholz kritisierte dagegen die Maßnahmen der Landesregierung. «Was das Kultusministerium hier angeordnet hat, ist Schaufensterpolitik zum Schaden der Schüler.» Bei der Ausstattung der Schulen etwa durch stationäre Luftfilteranlagen habe sich seit einem Jahr so gut wie nichts geändert. Darauf müsste der Fokus des Ministeriums liegen, wenn es etwas Nachhaltiges zum Nutzen der Schüler tun möchte.
21.10.2021
Landesschülersprecher: Lüften gegen Corona-Infektionen unpraktisch
Erfurt (dpa/th) - Nach Ansicht der Thüringer Landesschülervertretung ist Lüften als Mittel des Infektionsschutzes unpraktikabel. «Das ist überhaupt nicht angenehm, es wäre viel besser, wenn es Luftfilter gäbe», sagte die zweite Vorsitzende der Landesschülervertretung der Deutschen Presse-Agentur. Zwar gebe es nun in vielen Klassenräumen CO2-Ampeln, doch nicht alle Lehrer würden auch tatsächlich lüften, wenn das Gerät ein Warnsignal sende.
Es gebe aber auch Lehrer, die durchgängig lüfteten, weil sie vielleicht selbst zu einer Risiko-Gruppe gehörten oder sich schlicht besser vor einer Infektion schützen wollten.
Auch der erste Vorsitzende der Schülervertretung, Vincent Raue, sagte, regelmäßiges Lüften sei im normalen Schulbetrieb kaum umsetzbar. Es gebe immer jemanden, der friere, oder Schüler und Schülerinnen, die sich beschwerten, sie würden Zugluft abbekommen.
Raue begrüßte es, dass nach den Herbstferien in den Schulen umfassender getestet werden soll als bisher. «So hat man die Gewissheit, dass alle negativ getestet sind», sagte Raue.
20.10.2021
Bildungsministerium stoppt Einsatz eines Antigen-Selbsttests
Schwerin (dpa/mv) - Das Bildungsministerium in Schwerin hat am Mittwoch vorsorglich den weiteren Einsatz des Antigen-Selbsttests der Marke «Deepblue» an den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns gestoppt. Eine Verunreinigung der Testlösung könne nicht ausgeschlossen werden. Daher habe das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) zum Schutz der Anwender von einer Verwendung des Testkits «Anhui Deepblue Medical Technology» bis zur Klärung des Sachverhaltes abgeraten. «Die Sicherheit der Kinder, Jugendlichen und Lehrkräfte geht vor», hieß es in der am Abend verbreiteten Mitteilung. Die Staatlichen Schulämter seien benachrichtigt. Über diese würden die Schulen informiert.
Dem Vernehmen nach hatten aufmerksame Eltern an einer Schule bemerkt, dass sich die Testflüssigkeit bei einem Selbsttest trüb eingefärbt hatte. In einem Labor sei dann eine Verunreinigung festgestellt worden, und das Lagus habe daraufhin reagiert. Dieses prüfe nun, ob auch weitere Tests des Herstellers Bakterien aufweisen. Sobald das Ergebnis vorliege, werde über das weitere Vorgehen entschieden.
Laut Bildungsministerium wird der aus China stammende Selbsttest von «Deepblue» an den Schulen des Landes in großem Umfang eingesetzt. Das Land habe für die regelmäßigen Corona-Tests rund 900 000 Stück erworben. In der Regel würden die Antigen-Tests jeweils Montag und Mittwoch durchgeführt. Für Schüler, die als mögliche Corona-Kontaktpersonen noch diese Woche getestet werden müssten, gebe es in den vier Staatlichen Schulämtern Reserven eines anderen Herstellers.
CDU-Fraktion kritisiert Holter für Corona-Maßnahmen an Schulen
Erfurt (dpa/th) - Die CDU-Fraktion hat Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) wegen seiner Corona-Politik an den Schulen scharf angegriffen. Der bundesweite Sonderweg, auf ein bewährtes Testsystem zu verzichten, sei krachend gescheitert, sagte der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Tischner, am Mittwoch bei einer Aktuellen Stunde im Thüringer Landtag. Die Regierung habe die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren. «Sie bringen die Menschen mit Ihrem Dogmatismus und mit Ihren Alleingängen in Gefahr», sagte Tischner.
Hintergrund ist eine seit Monaten andauernde Diskussion über die richtige Corona-Teststrategie an Thüringens Schulen. Bildungsminister Holter hatte bislang an einem eher zurückhaltendem Einsatz von Tests - vor allem bei niedriger Belastung des Gesundheitssystems - festgehalten. Das hatte auch für Unruhe in der Regierungskoalition von Linke, SPD und Grünen gesorgt.
Am Dienstag beschlossen die drei Partner im Kabinett, nach den Herbstferien alle Schulen in die Warnstufe zwei zu versetzen - verbunden mit einem Testangebot und der Separierung von Schülern, die nicht geimpft, genesen oder getestet sind.
Holter warf der CDU vor, politische Unruhe in die Schulen zu tragen. «Die Schulen arbeiten und sie arbeiten ruhig», sagte der Minister. Er verteidigte sein Vorgehen. «Wir wollen zurück zur Normalität.» Zudem versicherte er, dass genügend Corona-Tests vorhanden und zusätzliche Tests bestellt seien. Holter gab zu bedenken, dass bei zwei verpflichtenden Tests pro Woche in den Schulen wöchentlich zwei Unterrichtsstunden verloren gingen.
Schulministerium: Kaum Test-Verweigerer an NRW-Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - An Schulen in Nordrhein-Westfalen verweigern laut Ministerium nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler die verpflichtenden Corona-Selbsttests. Der Anteil der Testverweigerer schwanke auf einem sehr niedrigen Niveau, hieß es aus dem Düsseldorfer Schulministerium. Nach dem aktuellsten Stand vom 6. Oktober habe der Anteil bei unter 0,05 Prozent gelegen. Das ergebe sich aus der allgemeinen wöchentlichen Abfrage zum Schulbetrieb in Corona-Zeiten an allen öffentlichen Schulen. Zu den Gründen der Nichtteilnahme an den Tests habe man keine Erkenntnisse.
An weiterführenden Schulen sind Selbsttests dreimal pro Woche vorgeschrieben. An Grund- und Förderschulen werden zweimal pro Woche PCR-Pooltests durchgeführt.
Nur eine staatliche Schule in Thüringen fragte Impfteam an
Die Impfquote in Thüringen ist niedrig, die Inzidenzen steigen. Seit mehr als einem Monat können Schulen Impfteams ordern, um vor Ort niedrigschwellige Impfangebote für Kinder und Jugendliche zu machen. Interesse gibt es kaum - aus wohl mehreren Gründen.
Erfurt (dpa/th) - Das Interesse, Corona-Impfteams an die Schulen zu holen, ist in Thüringen bislang mau. Nur eine staatliche und zwei freie Schulen hätten solche Impfteams bei der Kassenärztlichen Vereinigung angefragt, erklärte das Bildungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dabei handele es sich um zwei Berufsschulen und eine Gemeinschaftsschule. Seit 10. September können sich Schulen um ein mobiles Team bemühen, das Kinder und Jugendliche über zwölf Jahren vor Ort impfen kann.
Generell gehört Thüringen beim Impfen im bundesweiten Vergleich zur Schluss-Gruppe. Nach Daten des Robert Koch-Instituts lag der Freistaat bei den Erstimpfungen mit Stand vom Dienstag mit einer Impfquote von 61,5 Prozent auf dem vorletzten Platz, bei den vollständig Geimpften liegt Thüringen mit einer Quote von 59,9 Prozent vor Sachsen und Brandenburg auf dem drittletzten Platz.
Nach Angaben des Bildungsministeriums werden Minderjährige im Freistaat vor allem in den Impfzentren, den Impfstellen und bei Kinderärzten geimpft. Dies seien die «Hauptsäulen», hieß es. Die mobilen Impfteams seien stets nur als «Zusatzangebot für Schulgemeinschaften gedacht» gewesen, wo sich eine entsprechende Nachfrage abzeichnen würde.
Ein Sprecher des Ministeriums wies darauf hin, dass die bisherigen Bedarfsanmeldungen erst in den vergangenen Tagen eingegangen seien. Es sei noch nicht absehbar, wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen entwickeln werde. «Das Thema könnte indes an Schulen noch einmal weiter gestiegenes Interesse hervorrufen, falls es im laufenden Schuljahr eine Impfstoffzulassung für die Altersgruppe unter zwölf Jahren geben sollte», erklärte der Sprecher.
Zu den möglichen Ursachen für das bisher geringe Interesse der Schulen an Impfteams nannte der Sprecher unter anderem den Aufwand. In der Regel sei vorher mit Schülern und Eltern abzustimmen, wie groß das Interesse sei. «Einige Schulen gehen angesichts der nach wie vor gespaltenen öffentlichen Debatte zum Impfen von Minderjährigen auch sehr behutsam mit dem Thema um, um den Schulfrieden nicht zu gefährden, der ebenfalls ein hohes Gut ist», so der Sprecher.
Es sei jedoch auch zu befürchten, dass der jüngste Vorstoß des Datenschutzbeauftragten zur Frage, ob das Impfen im Rahmen des Unterrichts thematisiert werden kann, «zu nachhaltiger Verunsicherung an den Schulen beiträgt».
Das Büro des Landesdatenschutzbeauftragten prüft derzeit einen möglichen Datenschutzverstoß einer Ostthüringer Lehrerin, weil diese im Rahmen einer Diskussion im Deutschunterricht die Schüler fragte, ob diese sich impfen lassen würden.
19.10.2021
Teils strengere Corona-Regeln für Schüler nach den Herbstferien
Seit Monaten sind sich die Regierungspartner von Linke, SPD und Grünen uneins, wie Infektionsschutz und ein Corona-Testsystem an den Schulen umgesetzt werden sollen. Nun gibt es einen Kompromiss. Doch die Opposition sieht die Last bei Lehrern und Schülern.
Erfurt (dpa/th) - Angesichts stark gestiegener Infektionszahlen bei jüngeren Thüringern sollen in allen Schulen nach den Herbstferien die Corona-Regeln der Warnstufe zwei gelten - mit Testangebot und Maskenpflicht im Unterricht für ältere Schüler. Darauf hat sich das Kabinett am Dienstag nach Beratungen geeinigt, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz erklärte. Oberstes Ziel sei es, Bildung zu sichern, aber die Sicherheit von Schülern und Lehrern nicht aus dem Blick zu verlieren, betonte Ramelow.
Die Corona-Maßnahmen an Thüringer Schulen sind an die Warnstufen angepasst. Bisher gilt, dass in der Basisstufe an den Schulen keine anlasslosen Tests angeboten werden. In der Warnstufe eins gibt es ein Testangebot zweimal wöchentlich - ohne Konsequenzen für Ungetestete.
In der Warnstufe zwei müssen Tests zweimal pro Woche angeboten werden. Schüler, die weder geimpft, noch genesen und auch nicht getestet sind, müssen in Warnstufe zwei in separaten Lerngruppen unterrichtet werden.
Außerdem gilt in Warnstufe zwei eine Maskenpflicht im Unterricht für ältere Schüler - ab den Sekundarstufen. Ohne Test gilt die Maskenpflicht im Unterricht auch für Grundschüler im Unterricht. Nach Angaben eines Sprechers des Bildungsministeriums sollen die Regeln der Warnstufe zwei nach den Ferien auch in Landkreisen gelten, die in der Basisstufe sind.
Die neue Regelung soll vorerst mindestens vom 8. bis 24. November gelten, hieß es. Hintergrund für diese Terminierung ist ein Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Beendigung der Corona-Notlage in Deutschland. Spahn hatte sich dafür ausgesprochen, dass es nicht zu einer erneuten Verlängerung kommt. Damit würde die bundesweite Corona-Notlage offiziell am 25. November auslaufen.
Nach einer Entscheidung des Bundestages über die epidemische Notlage will auch das Kabinett in Thüringen neu über die Maßnahmen an Schulen entscheiden.
Das Kabinett befriedete mit dem Kompromiss vorerst einen Streit zwischen den drei Regierungspartnern Linke, SPD und Grünen, der seit Monaten teils unterschwellig, teils offen ausgetragen brodelte. Kritik kam immer wieder aus den Fraktionen von SPD und Grünen. Vor allem die SPD hatte darauf gedrungen, eine Testpflicht an Schulen einzuführen und hatte zuletzt zu dem Thema einen Koalitionsausschuss gefordert. Dieser sollte am Mittwoch tagen, nun ist er nach Angaben eines Regierungssprechers abgesagt.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte: «Durch die zeitlich festgelegte Ausweitung der Warnstufe 2 auf alle Schulen im ganzen Land nach den Herbstferien greifen wir nun die Anliegen der Koalitionspartner adäquat auf.» Ihn stimme zuversichtlich, «dass sich die wissenschaftliche Erkenntnisbasis zu verdichten scheint, dass Kinder und Jugendliche nach wie vor kaum ernstzunehmende gesundheitliche Einschränkungen zu erwarten haben», erklärte Holter.
Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) betonte, sie sei froh, dass eine Lösung im Kabinett gefunden worden sei, wo sie hingehöre. «Das ist klassisches exekutives Handeln», sagte sie.
SPD-Chef und Innenminister Georg Maier regte an, weitere niedrigschwellige Impfangebote an Schulen - vor alllem bei älteren Schülern - zu machen.
Die Thüringer CDU-Fraktion warf der Landesregierung vor, «ihr Versagen und ihre Sturheit auf dem Rücken von Schülern, Eltern und Lehrern» abzuladen. Den Schulen fehle das Personal für die Einrichtung von Extraklassen und -gruppen je nach Teststatus. «Dieser Formelkompromiss mag den Koalitionsfrieden retten, den Schülern und ihren Familien hilft er nicht. Solange die Tests nur ein Angebot bleiben, hinkt Thüringen weiter als einziges Bundesland hinterher, wenn es um die Sicherheit unserer Kinder und Jugendlichen geht», erklärte der bildungspolitische Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion, Christian Tischner.
Kompromiss zur Teststrategie an Schulen - kein Koalitionsausschuss
Erfurt (dpa/th) - An Thüringens Schulen sollen nach den Herbstferien bereits in der Warnstufe eins die strengeren Corona-Regeln der Warnstufe zwei gelten - mit Testangebot und Maskenpflicht im Unterricht für ältere Schüler. Darauf hat sich das Kabinett am Dienstag nach Beratungen geeinigt, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz erklärte. Oberstes Ziel sei es, Bildung zu sichern, aber die Sicherheit von Schülern und Lehrern nicht aus dem Blick zu verlieren, betonte Ramelow.
Die neue Regelung soll vorerst mindestens vom 8. bis 24. November gelten, hieß es. Das Kabinett befriedete damit vorerst einen Streit zwischen den drei Regierungspartnern Linke, SPD und Grünen. Vor allem die SPD hatte darauf gedrungen, eine Testpflicht an Schulen einzuführen und hatte zu dem Thema einen Koalitionsausschuss gefordert. Dieser sollte am Mittwoch tagen, nun ist er nach Angaben eines Regierungssprechers abgesagt.
Die Corona-Maßnahmen an Thüringer Schulen sind an die Warnstufen angepasst. Bisher gilt, dass in der Basisstufe an den Schulen keine anlasslosen Tests angeboten werden. In der Warnstufe eins gibt es ein Testangebot zweimal wöchentlich - ohne Konsequenzen für Ungetestete.
In der Warnstufe zwei müssen Tests zweimal pro Woche angeboten werden. Schüler, die weder geimpft, noch genesen und auch nicht getestet sind, müssen in Warnstufe zwei in separaten Lerngruppen unterrichtet werden.
Außerdem gilt in Warnstufe zwei eine Maskenpflicht im Unterricht für ältere Schüler - ab den Sekundarstufen. Ohne Test gilt die Maskenpflicht im Unterricht auch für Grundschüler im Unterricht.
18.10.2021
Schulbeginn mit Präsenz-, Masken- und Testpflicht in Hamburg
Schulferien sind Reisezeit - und mit der Rückkehr der Urlauber steigen erfahrungsgemäß die Corona-Infektionszahlen. Nach den Herbstferien gelten deshalb auch für Hamburgs Schülerinnen und Schüler besondere Regeln.
Hamburg (dpa/lno) - Mit Präsenz-, Masken- und Testpflicht beginnt in Hamburg am Montag nach zweiwöchigen Herbstferien wieder die Schule. Reiserückkehrer aus dem Ausland müssen - sofern sie nicht geimpft oder vollständig genesen sind - vor Betreten des Schulgeländes einen negativen Corona-Test vorlegen, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Um einen reibungslosen Schulbeginn zu ermöglichen, würden in allen Schulen Schnelltests zu Unterrichtsbeginn angeboten.
Im vergangenen Herbst hatte in Hamburg nach dem Ferienende die zweite Corona-Welle begonnen. Um Infektionen in den Schulen möglichst rasch zu erkennen, würden in den ersten beiden Wochen nach den Ferien jeweils drei statt wie bisher zwei Schnelltests durchgeführt, hieß es.
Nach rund zehnmonatiger pandemiebedingter Aussetzung gilt ab sofort auch wieder die Präsenzpflicht. Bislang konnten Eltern oder volljährige Schüler selbst entscheiden, ob sie beziehungsweise ihre Kinder in den Schulen oder digital zu Hause am Unterricht teilnehmen. Ausnahmen von der Präsenzpflicht sind jetzt nur noch aus medizinischen Gründen und mit entsprechender ärztlicher Bescheinigung möglich.
Trotz anderslautender Forderungen seitens der Opposition gilt in Hamburg die Maskenpflicht in Unterrichtsräumen und in allen Klassenstufen auch nach den Ferien - zumindest vorerst - weiter. Schulsenator Ties Rabe hatte zwar kürzlich angekündigt, dass er sich einen Wegfall der Maskenpflicht in den Grundschulen im November vorstellen könne, allerdings nur «wenn die Infektionszahlen sich weiter positiv entwickeln».
Die CDU setzt sich in einem Antrag für die Bürgerschaft für ein Ende der Maskenpflicht in allen Schulen ein - ebenfalls ab November und sofern die Corona-Infektionszahlen auch in zwei Wochen noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau liegen. Die FDP fordert einen sofortigen Wegfall der Maskenpflicht für alle Schulen und Klassenstufen.
Schulstart ab Montag in Schleswig Holstein - Maskenpflicht bleibt
Kiel (dpa/lno) - Auch zum Schulstart nach den Herbstferien an diesem Montag bleibt die Maskenpflicht in den Schulen in Schleswig-Holstein zunächst bestehen. Wegen der vielen Reiserückkehrer bestehe ein erhöhtes Infektionsrisiko, sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Nach Ende der Ferien waren bundesweit die Infektionszahlen meist gestiegen, hieß es weiter.
Daher gilt in Klassenräumen und Gängen im Schulgebäude in den ersten zwei Wochen nach den Herbstferien die Maskenpflicht weiterhin. Auf dem Schulhof muss niemand Maske tragen. Regelmäßige Tests sollen ebenfalls für Sicherheit sorgen. Die Regierung will die Corona-Zahlen in den ersten Wochen beobachten und die Regeln an das Infektionsgeschehen anpassen. Der Lehrbetrieb pausierte wegen der Herbstferien vom 4. bis zum 15. Oktober.
16.10.2021
Südwesten lockert Maskenpflicht in Schulen ab Montag
Nicht alle sind überzeugt, dass das eine gute Idee ist: An den Schulen im Südwesten soll die Maskenpflicht gelockert werden. Noch ist das aber nicht 100 Prozent amtlich.
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz zahlreicher Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen hält Baden-Württemberg an den Lockerungen der Maskenpflicht in Schulen ab Montag fest. Noch am Wochenende will das Kultusministerium eine geänderte Corona-Verordnung notverkünden.
Die Pläne sind schon bekannt: Schülerinnen und Schüler müssen am Platz keine Maske mehr tragen. «Auf den sogenannten Begegnungsflächen gilt die Maskenpflicht aber weiterhin – sie bleibt dort als Sicherheitszaun erhalten», erläuterte das Ministerium. Auch Lehrer und Lehrerinnen können die Maske ablegen, wenn sie 1,5 Meter Abstand einhalten. «Selbstverständlich verbieten wir das Tragen der Maske nicht. Wer will, kann also im Klassenzimmer weiterhin freiwillig eine Maske tragen», so Ministerin Theresa Schopper (Grüne).
Das Robert Koch-Institut hatte am Freitag berichtet, in den vergangenen vier Wochen seien bundesweit 636 Ausbrüche in Schulen übermittelt worden - wegen möglicher Nachmeldungen sind demnach aber insbesondere die vergangenen beiden Wochen noch nicht zu bewerten.
Schon seit einiger Zeit werden zahlreiche Corona-Infektionen insbesondere bei Kindern ab dem Schulalter und bei Jugendlichen festgestellt. An Kitas und Schulen wird jedoch in der Regel auch zwei Mal in der Woche auf das Virus getestet. Die Covid-19-Impfstoffe sind bislang ab zwölf Jahren zugelassen. Kinder und Jugendliche erkranken zwar deutlich seltener schwer an Covid-19 als ältere Menschen, es gibt aber noch offene Fragen rund um Langzeitfolgen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigte sich besorgt über die hohen Corona-Inzidenzen bei Kindern und die Langzeitfolgen. Parallel zu Lockerungen von Auflagen würden die Zahlen weiter steigen, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Das ist eine Gefahr, denn wir werden große Probleme mit Long Covid bei Kindern bekommen.» Ein Hauptgrund für Infizierungen sei mangelndes Lüften in Schulen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rief Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Er werbe dafür «so dringlich wie bei Erwachsenen» und empfehle die Impfung «uneingeschränkt», nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem RND. Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der «Passauer Neuen Presse»: «Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter.» Ein Licht am Ende des Tunnels sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige.
Stand Freitag waren in Baden-Württemberg nach Angaben des Ministeriums 20 Klassen/Gruppen von landesweit ungefähr 67 500 Klassen wegen Corona-Fällen aus dem Präsenzbetrieb genommen worden. In weiteren Fällen seien nur einzelne Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrkräfte infiziert oder in Quarantäne/Isolation. 0,07 Prozent aller Lehrkräfte in Baden-Württemberg und 0,13 Prozent der Schülerschaft seien derzeit positiv auf Coronavirus getestet.
Tischner dringt auf Pool-Tests an Schulen und warnt vor Geiz
Suhl/Erfurt (dpa/th) - Der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner hat davor gewarnt, bei der Corona-Teststrategie an Schulen Geld sparen zu wollen. Bei Gesundheit und Bildung solle man nicht sparen, sagte Tischner am Samstag am Rande eines CDU-Landesparteitages in Suhl. «Und wenn die Ramelow-Regierung meint, sie müsse jetzt bei der Gesundheit sparen, im Bildungsbereich, dann ist das doppelt schlimm», so Tischner.
Mit Blick auf ein am Freitag bekannt gewordenes Sondergutachten des wissenschaftlichen Beirates der Landesregierung zum Infektionsschutz an Schulen, betonte Tischner, dass es zwischen Wissenschaft und Politik Unterschiede gebe. «Ich glaube, Politik muss die Realitäten vor Ort zur Kenntnis nehmen», sagte Tischner.
Er höre aus den Landkreisen, dass sich das Infektionsgeschehen dort vor allem deshalb ausbreite, weil Infektionsketten unter anderem in Schulen nicht unterbrochen würden. «Dann glaube ich, dass ein Testsystem als Frühwarnsystem notwendig ist», sagte Tischner.
In dem Sondergutachten kommt der wissenschaftliche Beirat zu dem Schluss, dass anlasslose Corona-Tests an Schulen nicht mehr gut begründbar seien. Zugleich empfiehlt der Beirat das «konsequente Tragen von Masken und eine systematische Umsetzung der AHAL-Regeln». AHAL steht für Abstand, Alltagsmaske, Hygiene, Lüften. Offen blieb zunächst, ob der Beirat das Tragen von Masken im Unterricht oder nur im Schulgebäude, also in den Gängen oder in der Kantine, meint.
Der Beirat signalisierte in dem Gutachten weitere Gesprächsbereitschaft mit der Landesregierung und forderte bessere Daten. Ohne eine verbesserte Datengrundlage könne der Beirat seiner «Bratertätigkeit nicht mehr in der angestrebten Qualität nachkommen», heißt es in dem Sondergutachten.
Es sei nicht auszuschließen, dass es aufgrund einer geringen Impfbereitschaft regional zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen könne, von der auch Geimpfte und Kinder betroffen sein könnten. «Hierauf sollte die politische Priorität gelegt werden.»
Corona-Inzidenz wieder über 70 - Kinderärzte fordern Impfung
Lange waren Kinderärzte abwartend, was die Impfung von Kindern und Jugendlichen angeht. Das ist vorbei. «Ich werbe dafür so dringlich wie bei Erwachsenen», sagt Verbandspräsident Dötsch. Die Sorge über hohe Corona-Zahlen unter Kindern wächst.
Berlin (dpa) - Nach wochenlanger Stagnation scheint das Infektionsgeschehen in Deutschland wieder etwas Fahrt aufzunehmen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt erstmals seit dem 20. September wieder über der Marke von 70. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche am Samstagmorgen mit 70,8 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 68,7 gelegen, vor einer Woche bei 64,4. Aktueller Spitzenreiter ist weiter Thüringen (129,1), gefolgt von Bayern und Sachsen (je 105,2). Am Ende der Skala liegt Schleswig-Holstein mit einem Wert von 27,1.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rief Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. «Nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, empfehle ich die Impfung den über 12-Jährigen heute allgemein und uneingeschränkt, ich werbe dafür so dringlich wie bei Erwachsenen», sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus.
Das Robert Koch-Institut hatte am Freitag von besonders vielen Corona-Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen (RKI) in einzelnen Regionen Deutschlands berichtet. In acht Landkreisen und einer kreisfreien Stadt liege die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei den 10- bis 19-Jährigen bei mehr als 500. Laut RKI wurden in den vergangenen vier Wochen bundesweit 636 Schulausbrüche übermittelt - wegen möglicher Nachmeldungen sind demnach aber insbesondere die vergangenen beiden Wochen noch nicht zu bewerten.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigte sich besorgt über die hohen Corona-Inzidenzen bei Kindern und die Langzeitfolgen. Parallel zur Lockerungen von Auflagen würden die Zahlen weiter steigen, sagte er dem RND. «Das ist eine Gefahr, denn wir werden große Probleme mit Long Covid bei Kindern bekommen.» Ein Hauptgrund für Infizierungen von Kindern und Jugendlichen sei mangelndes Lüften in Schulen.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der «Passauer Neuen Presse»: «Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter.» Ein Licht am Ende des Tunnels sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige.
Dötsch sagte mit Blick auf die Corona-Situation in Schulen: «Wir wollen weiterhin keine Durchseuchung der Kinder - aber wir wollen auch unbedingt vermeiden, dass die Jüngsten nochmal unter den Folgen der Schulschließungen und der Isolationsmaßnahmen leiden müssen.» Die Infektionszahlen seien «nicht mehr das Entscheidende, auch nicht dann, wenn sie regional sehr hoch sind.»
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10 949 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von Samstag 5.52 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 8854 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 75 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 65 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 365 107 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 2,02 (Donnerstag 1,93) an. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Corona-Impfquote steigt in Deutschland langsam. 65,7 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, wie aus Daten des RKI vom Samstag hervorgeht. 68,8 Prozent haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren haben inzwischen 44,1 Prozent mindestens eine erste Spritze bekommen, 38,5 Prozent sind vollständig geimpft.
Das RKI geht allerdings davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen. So hieß es in einem Bericht Anfang Oktober, dass die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu fünf Prozentpunkte höher sein dürfte.
15.10.2021
Corona-Folgen: Schüler haben größeren Unterstützungsbedarf
Potsdam (dpa/bb) - Nach dem monatelangen Lockdown mit Distanzunterricht im vergangenen Schuljahr haben die Schülerinnen und Schüler in Brandenburg einen größeren Unterstützungsbedarf zum Erreichen der Lernziele als im Vorjahr. Dies sei das Ergebnis der Lernstandserhebungen zu Beginn des neuen Schuljahrs, teilte das Bildungsministerium am Freitag mit.
So haben den Angaben zufolge 112 Grundschulen (27,9 Prozent) Risiken für das Erreichen der Bildungsziele in mehr als einem Unterrichtsfach angezeigt. Im Vorjahr waren es nur 46 (11,5 Prozent). Bei den weiterführenden Schulen zeige sich der größte Unterstützungsbedarf im Fach Mathematik, aber auch in den Fächern Deutsch und Englisch, hieß es in der Mitteilung.
In der gymnasialen Oberstufe sei im Vergleich zum Vorjahr insgesamt aber weniger Unterstützungsbedarf angemeldet worden, berichtete das Ministerium. «Das lässt vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler dieser Schulform den Distanzunterricht gut absolviert haben und ihre zu erwartende Selbstständigkeit dazu führt, dass die Lernrückstände gut behoben werden können.»
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verwies darauf, dass mit dem Aktionsprogramm «Aufholen nach Corona» 200 zusätzliche Stellen für die Schulen bereit stünden. «Mit diesen Stellen soll sehr gezielt fachliche Unterstützung gewährt werden», sagte die Ministerin. «Damit erhalten betroffene Schulen größeren Spielraum, mit zusätzlichen Angeboten Lernstoff aufzuarbeiten und Schülerinnen und Schüler beim Aufholen zu unterstützen.»
Schule in Schleswig Holstein gestartet - Maskenpflicht bleibt
Kiel (dpa/lno) - Am Montag hat die Schule in Schleswig-Holstein nach den zweiwöchigen Herbstferien wieder begonnen. Die Maskenpflicht bleibt dabei zunächst bestehen. Wegen der vielen Reiserückkehrer besteht nach Angaben des Bildungsministeriums ein erhöhtes Infektionsrisiko. Nach Ende der Ferien waren bundesweit die Infektionszahlen meist gestiegen, hieß es weiter.
Daher gilt in Klassenräumen und Gängen im Schulgebäude in den ersten zwei Wochen nach den Herbstferien weiterhin die Maskenpflicht. Auf dem Schulhof muss niemand Maske tragen. Regelmäßige Tests sollen ebenfalls für Sicherheit sorgen. Die Regierung will die Corona-Zahlen in den ersten Wochen beobachten und die Regeln an das Infektionsgeschehen anpassen.
14.10.2021
Weiter Streit um Maskenpflicht an Hamburger Schulen
Noch sind in Hamburg Schulferien - und damit haben die Kinder auch frei von der Maskenpflicht im Unterricht. Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein will, dass das auch nach Ferienende so bleibt und attackiert den Senat.
Hamburg (dpa/lno) - Wie schon die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft fordert auch die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein ein Ende der Maskenpflicht an Hamburgs Schulen. «Die halbe Republik und große Teile des Auslands» schafften die Maskenpflicht in Schulen ab, «weil das Infektionsgeschehen dies zulässt», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Nur Hamburg hält wieder stur an diesem schwerwiegenden Grundrechtseingriff gegenüber Schülerinnen und Schülern fest.»
In seiner Antwort auf ihre schriftliche Kleine Anfrage hatte der rot-grüne Senat auf den Infektionsschutz und auf Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums sowie des Robert Koch-Instituts (RKI) verwiesen: «Sowohl das RKI als auch das Gesundheitsministerium haben zur Maskenfrage erst vor wenigen Tagen am 6. Oktober 2021 klar Stellung bezogen und weiterhin das Tragen der Maske in den Schulen eingefordert», hieß es.
Zudem hätten Erfahrungen gezeigt, dass das Infektionsrisiko in den ersten 14 Tagen nach Ferien höher sei. Auch würden die Maßnahmen laufend anhand des aktuellen Infektionsgeschehens überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Von Treuenfels zeigte sich unbeeindruckt. «Das ist unverantwortlich, macht den Unterricht zur Zumutung und wird auch durch vage Andeutungen des Schulsenators nicht besser, die Maskenpflicht in Grundschulen vielleicht im November fallen zu lassen», sagte sie. «Rabe hat die daraus resultierenden langfristigen Lerndefizite zu verantworten.»
Senator Ties Rabe (SPD) hatte im Interview mit dem «Hamburger Abendblatt» (Mittwoch) gesagt, sich «eine Lockerung der Maskenpflicht für Grundschüler im November durchaus vorstellen» zu können, «wenn die Infektionszahlen sich weiter positiv entwickeln». Zunächst jedoch sollten die bisherigen Regeln bestehen bleiben, und danach gilt in allen Unterrichtsräumen Maskenpflicht.
Auch die CDU setzt sich in einem Antrag für die Bürgerschaft für ein Ende der Maskenpflicht in allen Schulen ein - allerdings erst ab November und sofern die Corona-Infektionszahlen auch zwei Wochen nach Ende der Herbstferien weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau liegen. Am kommenden Montag beginnt für Hamburgs Schüler wieder der Unterricht.
13.10.2021
Thüringen bundesweiter Corona-Hotspot - Kritik am Bildungsministerium
Seit Monaten gibt es innerhalb von Rot-Rot-Grün einen Konflikt bei der Frage nach der richtigen Corona-Strategie an Schulen. Angesichts der steigenden Infektionszahlen flammt dieser nun stärker auf. Vor allem die SPD dringt auf Klärung.
Erfurt (dpa/th) - Thüringen ist bundesweit erstmals seit Monaten wieder Deutschlands Corona-Hotspot und hat im Vergleich der Bundesländer die höchste Sieben-Tage-Inzidenz. Mit Stand Mittwochmorgen wurden im Freistaat 103,7 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in einer Woche gemeldet, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Am Tag zuvor waren es noch 97,1. Damit hat Thüringen auch den bisherigen Negativ-Spitzenreiter Bremen (96,0) überholt. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz betrug nach RKI-Zahlen 65,4 und veränderte sich damit nur leicht.
Angesichts der sich verschärfenden Infektionslage und eines deutlichen Anstiegs der Inzidenzen in jungen Altersgruppen wächst der Unmut mehrerer Landtagsfraktionen über die Corona-Strategie namentlich des Bildungsministeriums. Nach den aktuellen Corona-Regeln gibt es an Schulen keinerlei Testangebot in der sogenannten Basis-Stufe, also wenn die Belastung des Gesundheitswesens als gering gilt. Ab Warnstufe eins müssen Tests angeboten werden, in der höchsten Warnstufe drei sind sie Pflicht.
Die SPD-Abgeordnete Dorothea Marx schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter, Thüringen habe es «dank des massiv kritisierten Verzichts auf Tests in Schulen heute wieder auf Platz 1 geschafft». Dazu erwähnte sie Bildungsminister Helmut Holter (Linke) und die Staatssekretärin Julia Heesen und schrieb: «Danke für Nichts».
Seit Monaten dringen vor allem die Grünen und die SPD auf eine Testpflicht oder zumindest ein durchgängiges Testangebot an Schulen. Doch Bildungsminister Holter hält an den aktuell geltenden Regeln fest. Rückendeckung bekam er bisher vor allem vom wissenschaftlichen Beirat der Landesregierung.
SPD-Fraktionschef Matthias Hey kritisierte das Agieren des Bildungsressorts. Es scheine dort in bestimmten Arbeitskreisen die Überzeugung zu geben, dass ein Testangebot besser sei als eine Testpflicht. «Diese Meinung teilen wir nicht.» Nach Angaben einer Sprecherin der SPD-Fraktion wollen die Abgeordneten den Koalitionsausschuss von Rot-Rot-Grün zu dieser Frage einberufen.
Hey gab zu bedenken, dass die Kinder, auch wenn sie sich unbemerkt infizierten oder nicht schwer erkrankten, das Virus in ihre Familien und an Bekannten weitergeben könnten. «Es betrifft also die gesamte Gesellschaft.» Zudem könne derzeit niemand die Frage beantworten, was eine Infektion mit den Kindern in 20 oder 30 Jahren mache. «Die Kinder müssen, wenn sie einmal mit Covid infiziert waren - und es gibt Long Covid - damit 60, 70 Jahre leben.»
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Madeleine Henfling, sagte, sie fände eine Testpflicht an Schulen sinnvoll. Allerdings dürfe diese nicht zu Lasten der Kinder und Jugendlichen gehen, indem man sie etwa vom Unterricht in der Schule ausschließt, wenn sie sich nicht testen lassen wollen. «Ich finde die Pflicht-Frage gar nicht so entscheidend, weil ich wahrnehme, dass, wenn das Angebot da ist, die meisten das auch wahrnehmen.»
Rabe: Lockerung der Maskenpflicht für Grundschüler vorstellbar
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hält unter bestimmten Bedingungen weniger strenge Corona-Regeln an Grundschulen für möglich. «Wenn die Infektionszahlen sich weiter positiv entwickeln, kann ich mir eine Lockerung der Maskenpflicht für Grundschüler im November durchaus vorstellen», sagte er dem «Hamburger Abendblatt». Zunächst jedoch sollen die bisherigen Regeln noch bestehen bleiben. «Nach den Herbstferien gilt an Hamburgs Schulen zunächst weiterhin für alle die Maskenpflicht, um das bekannte Infektionsrisiko durch die vielen Urlaubsrückkehrer aus dem Ausland zu verringern. Weiterhin gilt: lieber eine Sicherheitsmaßnahme mehr als neue Schulschließungsdebatten.»
Die CDU setzt sich schon länger für ein Ende der Maskenpflicht in den Hamburger Schulen ein. Sofern die Corona-Infektionszahlen auch zwei Wochen nach Ende der Herbstferien noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau seien, solle die Maskenpflicht im Unterricht zum
1. November fallen, hieß es Anfang Oktober in einem entsprechenden Antrag der Fraktion für die Bürgerschaft.
08.10.2021
Kultusminister wollen Schulen weiter offenhalten
Potsdam (dpa) - Die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder setzen sich weiterhin dafür ein, dass es in der Corona-Pandemie nicht zu erneuten Schulschließungen kommt. Es sei «unerlässlich, die Schulen offen zu halten und den Präsenzunterricht dauerhaft zu sichern», heißt es in einem Beschluss, den die Minister am Freitag nach Beratungen in Potsdam fassten. Sie bekräftigen damit im Wesentlichen ihre bereits im Juni und August formulierten Beschlüsse für einen «Schulischen Regelbetrieb im Schuljahr 2021/2022».
Im aktuellen Schuljahr sei es gelungen, trotz Pandemie und Delta-Variante durchweg in allen Ländern vollständigen und kontinuierlichen Präsenzunterricht sicherzustellen. Das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung, Freizeitgestaltung und Zusammenkünfte sei weitestgehend ohne Einschränkungen gesichert.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) sprach sich zudem für eine zurückhaltende Quarantäne-Politik durch die Gesundheitsämter aus: Auch bei einer weitgehenden Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen sollten Quarantäneanordnungen «im Interesse eines verlässlichen Präsenzunterrichts» auf tatsächlich infizierte Personen beziehungsweise enge Kontaktpersonen eingegrenzt werden.
Ob, wann und wo an Schulen weiter Masken getragen werden müssen, regeln die Länder grundsätzlich selbst. Das gilt auch für Tests. Entsprechend offen formuliert wird im Beschluss der Minister: «Um die gewonnene Sicherheit für den Schulbetrieb zu erhalten, können die regelmäßigen Testungen für Schülerinnen und Schüler bis auf Weiteres fortgeführt werden.» Sie appellieren gleichzeitig an Erwachsene, sich impfen zu lassen, und empfehlen das Schülern ab zwölf Jahren.
Studie: Corona-Lockdown macht Kinder psychisch krank
Berlin (dpa) - Die Politik der Corona-Lockdowns hat einer aktuellen Studie zufolge weltweit zu deutlich mehr Erkrankungen bei Kindern geführt. Das berichtete die Hilfsorganisation Save the Children am Freitag unter Berufung auf Daten des «Oxford Covid-19 Government Response Trackers». Zugenommen hätten Fälle von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und sogar Selbstgefährdung. Berücksichtigt wurden die Umfrageergebnisse von mehr als 13 000 Kindern in 46 Ländern.
83 Prozent der Kinder berichteten den Angaben zufolge über einen Anstieg von negativen Gefühlen aufgrund der Pandemie. Diese Gefühle zeigten sich bei der Mehrheit der Kinder (96 Prozent) weitaus stärker, nachdem Schulen bereits über 17 Wochen geschlossen waren. In den Industrieländern blieben bis zu 50 Prozent der psychischen Erkrankungen unbehandelt, in den Entwicklungsländern seien es sogar zwischen 76 Prozent und 85 Prozent.
Marie Dahl, Leiterin des Bereichs psychische Gesundheit von Save the Children, sagte, die Corona-Maßnahmen seien wichtig, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Aber soziale Isolation könne bei Kindern Angst und Depressionen hervorrufen. «Wird hier nicht reagiert, kann es zu Langzeitfolgen kommen - selbst wenn die Beschränkungen aufgehoben werden.»
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 hätten Kinder im Durchschnitt an 184 Tagen unter gesetzlichen Schließungen oder Einschränkungen gelebt, hieß es weiter. In einkommensstarken Ländern wie Kanada mussten einige Kinder insgesamt 13 Monate (402 Tage) lang zu Hause zu bleiben, wie es weiter hieß. In Europa waren es im Durchschnitt neun Monate. In Indien verbrachten Kinder mindestens 100 Tage zu Hause.
Aber auch die Unregelmäßigkeit des Online-Unterrichts habe gestörte Routinen zur Folge, wie Save the Children anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit am Sonntag berichtete. Das wirke sich auch auf soziale Interaktionen und ihren Schlaf und somit das Wohlbefinden der Kinder aus. Alle Regierungen seien aufgefordert, der psychischen Gesundheit und dem geregelten Lernen von Kindern während und nach der Covid-19-Pandemie Priorität einzuräumen und in sie zu investieren.
RKI-Daten: So steht es um die Corona-Lage an Schulen und Kitas
In der Pandemie blieben Schulen und Kitas oft geschlossen. Viele Kinder ohne Impfschutz und die ansteckende Delta-Variante des Coronavirus - wie läuft das nach Ende der Sommerferien?
Berlin (dpa) - Seit August hat es nach Beobachtung des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder vermehrt Corona-Ausbrüche an Kitas und vor allem an Schulen gegeben. Die übermittelte Häufigkeit von Ausbrüchen steige in diesem Jahr etwa zwei Monate früher an als im Vorjahr, geht aus dem Wochenbericht des RKI vom Donnerstagabend hervor. Demnach wurden für die vergangenen vier Wochen 201 Kita- und 481 Schulausbrüche übermittelt. Die jüngste Entwicklung, insbesondere der vergangenen zwei Wochen, lasse sich noch nicht gut bewerten, hieß es vor dem Hintergrund möglicher Nachmeldungen.
«Beim ansteigenden Trend der Ausbruchshäufigkeit in Kitas und Schulen spielen vermutlich die ausgeweiteten Testaktivitäten und die leichtere Übertragbarkeit der Delta-Variante eine Rolle», erläutern die Autoren zu den Zahlen. Fälle, darunter auch solche ohne Krankheitssymptome, würden frühzeitig erkannt.
An Kitas steckten sich durchschnittlich fünf Menschen pro Ausbruch an, an Schulen vier. Vereinzelt gebe es aber an beiden Arten von Einrichtungen größere Ausbrüche mit mehr als zehn Ansteckungen. Ab zwei Infizierten an einer Einrichtung wird dies als Ausbruch definiert.
Bei den Schulausbrüchen würden überwiegend Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 14 Jahren bekannt, hieß es. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz vergangene Woche bei den 10- bis 14-Jährigen am höchsten von allen Altersgruppen: mit 178 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Bei Kindern im Grundschulalter (5 bis 9 Jahre) lag der Wert bei 142. Bei Menschen ab 50 Jahren waren die Inzidenzen niedriger als 50.
RKI-Chef Lothar Wieler hatte am Mittwoch in Berlin bekräftigt, dass nach RKI-Empfehlung die Maßnahmen zum Infektionsschutz an Kitas und Schulen - ebenso wie in Alten- und Pflegeheimen - bis zum Frühjahr 2022 aufrechterhalten werden sollten. Wieler sagte: «Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen.» Mehrere Bundesländer hatten zuletzt die Maskenpflicht an Schulen aufgehoben.
Die Zahl der Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen in Deutschland gibt das RKI im Bericht für vergangene Woche mit 52 an. Das Institut spricht von einem deutlichen Rückgang solcher Ausbrüche insbesondere wegen Impfungen und Hygienemaßnahmen.
Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Covid-19-Impfstoff. In dieser Gruppe sind schwere Verläufe zwar viel seltener als bei älteren Menschen. Wieler wies aber zum Beispiel auf das mögliche Risiko von Langzeitfolgen der Infektion hin. Es liege in der Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger, diese Gruppe zu schützen, sagte Wieler. «Dazu gehört auch, dass alle, die es können, die mit den Kindern umgehen, sich impfen lassen gegen Covid-19 und auch die anderen Maßnahmen einhalten.»
07.10.2021
Ukraine ordnet Corona-Impfung für Lehrer und Staatsangestellte an
Kiew (dpa) - Wegen steigender Corona-Zahlen hat das ukrainische Gesundheitsministerium eine Impfpflicht für viele Staatsbedienstete angeordnet. Auf der Liste stehen vor allem Lehrer aller Schularten, Erzieher und Verwaltungsangestellte, wie das Ministerium am Donnerstag in Kiew mitteilte. Diese Berufsgruppen haben demnach einen Monat Zeit, um sich gegen Corona impfen zu lassen. Ungeimpfte sollen danach ohne Gehaltsfortzahlung vom Dienst freigestellt werden.
Aktuell werden in der Ukraine wieder täglich hohe Infektionszahlen registriert. Am Donnerstag wurden 15 125 neue Fälle gemeldet. 314 Menschen starben mit Covid-19. Mehrere Gebiete des Landes bereiten sich auf eine Verschärfung der geltenden Quarantäne-Maßnahmen vor. Ausnahmen sollen dabei für Geimpfte gelten. Jedoch sind bisher nur etwa 15 Prozent der rund 40 Millionen Einwohner immunisiert. Mehr als die Hälfte der Ukrainer will sich Umfragen nach nicht impfen lassen.
RKI: Corona-Ausbrüche an Schulen häufen sich früher als 2020
Berlin (dpa) - Seit August hat es nach Beobachtung des Robert Koch-Instituts (RKI) vermehrt Corona-Ausbrüche an Kitas und vor allem an Schulen gegeben. Die übermittelte Häufigkeit steige in diesem Jahr etwa zwei Monate früher an als im Vorjahr, geht aus dem Wochenbericht des RKI vom Donnerstagabend hervor. Demnach wurden der Behörde für die vergangenen vier Wochen 201 Kita- und 481 Schulausbrüche gemeldet. Die jüngste Entwicklung insbesondere der vergangenen zwei Wochen lasse sich aber noch nicht gut bewerten, hieß es vor dem Hintergrund möglicher Nachmeldungen.
«Beim ansteigenden Trend der Ausbruchshäufigkeit in Kitas und Schulen spielen vermutlich die ausgeweiteten Testaktivitäten und die leichtere Übertragbarkeit der Delta-Variante eine Rolle», erläutern die Autoren des Berichts. Fälle, darunter auch solche ohne Krankheitssymptome, würden frühzeitig erkannt.
RKI-Chef Lothar Wieler hatte am Mittwoch in Berlin bekräftigt, dass nach RKI-Empfehlung die Maßnahmen zum Infektionsschutz an Kitas und Schulen - ebenso wie in Alten- und Pflegeheimen - bis zum Frühjahr 2022 aufrechterhalten werden sollten. Er sagte: «Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen.» Mehrere Bundesländer hatten zuletzt die Maskenpflicht an Schulen aufgehoben.
Die Zahl der Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen in Deutschland gibt das RKI im Bericht für vergangene Woche mit 52 an. Das Institut spricht von einem deutlichen Rückgang solcher Ausbrüche insbesondere wegen Impfungen und Hygienemaßnahmen.
Umfrage: Mehrheit der Deutschen gegen Maskenpflicht im Unterricht
Berlin (dpa) - Die Mehrheit der Bürger ist einer Umfrage zufolge für die Abschaffung der Maskenpflicht im Klassenzimmer. 57 Prozent sind der Meinung, dass die Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft werden sollte, wie eine Befragung von Infratest-dimap für den ARD-Deutschlandtrend ergab. Bei den Eltern mit schulpflichtigen Kindern sind es sogar 71 Prozent. Lediglich 37 Prozent sind für eine Beibehaltung der Maskenpflicht an Schulen - und nur 27 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder.
In Berlin müssen jüngere Schüler bis zur sechsten Klasse seit Montag im Unterricht keine Maske mehr tragen, in Bayern entfiel die Tragepflicht im Klassenzimmer zum Wochenbeginn für alle Schüler. Solche oder ähnliche Regelungen gelten auch in anderen Bundesländern oder sind dort in Planung.
Die Sorgen der Bürger vor einem Anstieg der Corona-Infektionszahlen ist der Umfrage zufolge im Vergleich zum Sommer kleiner geworfen. Aktuell treibt diese Sorge 42 Prozent um – im Juli gab noch eine Mehrheit von 62 Prozent an, sehr große oder große Sorgen zu haben, dass die Infektionen wieder steigen könnten. Wie zu Beginn des Sommers bezeichnen sechs von zehn Befragten (60 Prozent) die bestehenden Corona-Maßnahmen grundsätzlich als angemessen.
Verschärfung der Corona-Regeln in Hessens Schulen nach Herbstferien
Die Sorge vor steigenden Corona-Zahlen nach den Herbstferien ist groß. Zwei Präventionswochen in den Schulen mit mehr Tests und Maskenpflicht sollen dazu beitragen, dass es beim Unterricht in den Klassenzimmern bleiben kann.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen verschärft in den ersten zwei Wochen nach den Herbstferien die Corona-Regeln in den Schulen im Land. Vom 25. Oktober bis 5. November müssen die Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht am Platz eine Maske tragen und zudem öfter zum verpflichtenden Corona-Test gehen, wie das Kultusministerium am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
«Wir wollen, dass auch nach den Herbstferien so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich jeden Tag in die Schule gehen können», erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) die zwei Präventionswochen. Damit solle vor allem die Infektionsgefahr durch Reiserückkehrer minimiert und der Infektionsschutz an den Schulen auch in den Herbst- und Wintermonaten aufrechterhalten werden.
Neben der Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske im Unterricht am Platz müssen alle nicht geimpften Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme am Präsenzunterricht drei- statt zweimal pro Woche einen negativen Testnachweis erbringen. Dieser könne weiterhin kostenfrei in der Schule erbracht werden und werde im Testheft vermerkt, teilte Lorz mit. Alternativ könne der Testnachweis auch über eines der Testzentren erfolgen. Der Nachweis darf zu Beginn des Schultags höchstens 72 Stunden alt sein.
Das Kultusministerium hatte bereits für die Zeit nach den Sommerferien zwei Präventionswochen mit diesen Maßnahmen angeordnet. Nach Einschätzung von Lorz hat dieses Vorgehen besonders mit dazu beigetragen, dass es im laufenden Schuljahr bislang durchgehend Präsenzunterricht an den hessischen Schulen gibt.
Die regelmäßige Dokumentation der Schülertests im Testheft, die auch als Negativnachweis in der Freizeit etwa im Kino oder Restaurant gilt, bleibt nach Angaben des Ministers auch in den Ferien gültig. Voraussetzung dafür sei, dass in der Woche vor den Ferien die zwei notwendigen Tests im Heft dokumentiert sind. Sollte das Testheft bei Vorlage während der Ferien nicht akzeptiert werden, könnten die Kinder ein entsprechendes Schreiben des Kultusministeriums als Bestätigung vorlegen. Das Schreiben erhielten die Eltern noch vor den Ferien über die Schulen.
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) riefen derweil zum Start der Herbstferien eindringlich dazu auf, auch im Urlaub die Corona-Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und sich impfen zu lassen. Auch das Testen bleibe gerade in und nach Urlauben in den Herbstferien wichtig. «Wir wissen, dass es an Urlaubsorten auch zu größerem Publikumsverkehr kommt, beispielsweise auf Märkten oder in belebten Innenstädten.» Daher sei es wichtig, dass sich die Menschen an die Abstands- und Hygieneregeln halten und immer dort, wo viel los ist, eine Maske tragen.
Mehr Corona-Tests und strengere Maskenpflicht nach Herbstferien
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Schüler müssen nach den Herbstferien öfter zum Corona-Test und auch im Unterricht am Platz eine Maske tragen. Diese verschärften Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus gelten vom 25. Oktober bis 5. November, wie das Kultusministerium am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
«Wir wollen, dass auch nach den Herbstferien so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich jeden Tag in die Schule gehen können», erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) die zwei Präventionswochen. Damit solle vor allem die Infektionsgefahr durch Reiserückkehrer minimiert und der Infektionsschutz an den Schulen auch in den Herbst- und Wintermonaten aufrechterhalten werden.
Neben der Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske im Unterricht am Platz müssen alle nicht geimpften Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme am Präsenzunterricht drei- statt zweimal pro Woche einen negativen Testnachweis erbringen. Dieser könne weiterhin kostenfrei in der Schule erbracht werden und werde im Testheft vermerkt, teilte Lorz mit. Alternativ könne der Testnachweis auch über eines der Testzentren erfolgen. Der Nachweis darf zu Beginn des Schultags höchstens 72 Stunden alt sein.
06.10.2021
Kultusminister beraten über Corona und Schulen
Berlin/Potsdam (dpa) - Die Kultusministerinnen und -minister der Länder beraten am Donnerstag und Freitag unter anderem über das weitere Vorgehen an den Schulen in der Corona-Pandemie. Bundesweit bindende Beschlüsse sind bei dem Treffen in Potsdam nicht zu erwarten, da die Bundesländer über Maßnahmen an ihren Schulen selbst entscheiden. So ist beispielsweise unterschiedlich - auch abhängig von regionalen Corona-Zahlen - geregelt, wann und wo Schülerinnen und Schüler Masken tragen müssen und wie oft sie getestet werden.
Einig war sich die Kultusministerkonferenz schon im Sommer, dass es in diesem Schuljahr nicht wieder zu Ausfällen wie im vergangenen kommen soll. Kontinuierlichem Präsenzunterricht müsse in der Gesellschaft höchste Priorität eingeräumt werden. Über die Ergebnisse der Beratungen will die derzeitige KMK-Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst am Freitag bei einer Pressekonferenz informieren.
Maskenpflicht an Schulen soll ab 2. November entfallen
Müssen Schüler im Unterricht weiter die Maske tragen? In einer Reihe von Bundesländern ist die Maskenpflicht an Schulen bereits gelockert. Das NRW-Schulministerium stellt das für Anfang November in Aussicht. Die Ankündigung wird von verschiedenen Seiten kritisch gesehen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Landesregierung hat eine Lockerung der Maskenpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen ab dem 2. November in Aussicht gestellt. Unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens sei es die Absicht der Landesregierung, die Maskenpflicht im Unterricht auf den Sitzplätzen mit Beginn der zweiten Woche nach den Herbstferien abzuschaffen, heißt es in einer am Mittwoch versendeten Schulmail des NRW-Schulministeriums. Eine Maskenpflicht bestehe dann nur noch im übrigen Schulgebäude. Im Außenbereich gebe es bereits heute keine Maskenpflicht mehr.
«Unsere Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Monaten der Pandemie viele Einschränkungen hinnehmen müssen», erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in einer Mitteilung. Sie hätten das auf eine bewundernswerte Art und Weise und mit einer großen Verantwortungsbereitschaft getan. «Wir sind es ihnen schuldig, dass wir unsere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie kontinuierlich überprüfen und nicht länger aufrechterhalten als unbedingt erforderlich», betonte Gebauer. Sie appellierte an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen und so auch die Kinder zu schützen.
Am ersten Schultag nach den Herbstferien (25. Oktober) sollen zum Unterrichtsbeginn alle Schülerinnen und Schüler getestet werden, die nicht immunisiert sind. Es sei denn, sie können einen sogenannten Bürgertest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Dies gelte auch für die Lehrkräfte und sonstiges schulisches Personal, heißt es in der Mail. Ab dem zweiten Schultag würden dann die in den Schulen üblichen Tests bis zu den Weihnachtsferien fortgeführt. Das gelte für die Corona-Selbsttests (dreimal pro Woche) an den weiterführenden Schulen wie für die PCR-Pooltests (zweimal pro Woche) an den Grund- und Förderschulen.
Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW begrüßte die Ankündigung. «Eine gute Entscheidung mit Bedacht, denn die Kinder werden durch die Situation belastet», erklärte der Verband. Wer die Maske freiwillig weiter tragen möchte, könne das auch tun. Die Lockerung sei eventuell nicht risikolos. «Aber wenn Millionen von Schülern über Stunden jeden Schultag, über Wochen und Monate hinweg im Klassenzimmer kein Lächeln von dem sympathischen Lehrer oder der netten Sitznachbarin erhalten können, entsteht möglicherweise ein ganz anderes Risiko», hieß es.
Die Gewerkschaft GEW übte heftige Kritik an der Landesregierung. «Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge», sagte die Landesvorsitzende Ayla Çelik der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). Man müsse über hellseherische Fähigkeiten verfügen, um ein Ende der Maskenpflicht heute schon für November zu beschließen.
Nach Ansicht des Verbandes Bildung und Erziehung NRW ist es richtig, nach den Herbstferien zunächst vorsichtig zu starten. «Denn es gilt, Quarantäne zu vermeiden und den Unterrichtsbetrieb zu gewährleisten», sagte Landeschef Stefan Behlau. Der Verband Lehrer NRW bewertete die Ankündigung der Landesregierung hingegen als eine riskante Entscheidung. «Klar ist: Alle am Schulleben Beteiligten wünschen sich eine schulische Normalität ohne Maske – allerdings ist der Zeitpunkt 2. November zu früh», erklärte der Vorsitzende Sven Christoffer.
Die SPD-Landtagsfraktion warnte die Landesregierung davor, falsche Erwartungen zu wecken. «Wir wissen aus dem vergangenen Jahr, welche Risiken der Herbst mit sich bringen kann», sagte Fraktionsvize Jochen Ott. Es sei richtig, die Auswirkungen der Herbstferien abzuwarten und die Maskenpflicht nicht bereits jetzt abzuschaffen. Die Entscheidung sei mit der Schulmail jedoch vorweggenommen worden. Damit wecke die Regierung Erwartungen, für die sie noch keine Grundlage habe.
Die Zahl der Corona-Infektionen bei Schülern ist nach Angaben des Ministeriums weiter gesunken. In der vergangenen Woche hätten die Schulen 3925 bestätigte Corona-Infektionen bei Schülern gemeldet. Das seien 0,2 Prozent aller Schüler in den Schulen, die sich an der Umfrage beteiligten. Eine Woche zuvor waren es 4780 (0,25 Prozent) und vier Wochen zuvor sogar 9330 bestätigte Fälle (0,5 Prozent).
Mehr als 90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer in NRW sind nach Daten des Schulministeriums vollständig gegen Corona geimpft. Der Anteil der Lehrkräfte mit vollständigem Impfschutz lag in der vergangenen Woche bei 90,9 Prozent, wie aus der Übersicht zur wöchentlichen Schulabfrage hervorgeht. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung von NRW sind 68,3 Prozent vollständig geimpft, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des Robert Koch-Institutes hervorgeht.
In einer Reihe von Bundesländern ist die Maskenpflicht an Schulen bereits gelockert. So traten Anfang vergangener Woche in Bayern und Berlin Lockerungen in Kraft, auch in anderen Bundesländern werden Neuregelungen erwogen. Sie fallen aber nicht einheitlich aus. In Berlin müssen jüngere Schüler bis zur sechsten Klasse seit Montag im Unterricht keine Maske mehr tragen, in Bayern entfiel die Tragepflicht im Klassenzimmer für alle Schüler. Im Saarland müssen Schüler in der Schule überhaupt keine Maske mehr tragen.
05.10.2021
Deutlich mehr Schüler fehlen in England wegen Corona im Unterricht
London (dpa) - In englischen Schulen breitet sich das Coronavirus offensichtlich wieder stärker aus. Wie das Bildungsministerium in London am Dienstag mitteilte, verpassten am vergangenen Donnerstag (30. September) mehr als 200 000 Kinder aus Corona-Gründen den Unterricht. Das sind etwa 2,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler im größten britischen Landesteil. Am 16. September fehlten laut Ministerium etwa 122 000 Kinder und Jugendliche (1,5 Prozent) im Unterricht.
Abwesend waren nun allein 102 000 Schülerinnen und Schüler wegen einer bestätigten Corona-Infektion und 84 100 mit einer vermuteten - jeweils fast doppelt so viele wie zwei Wochen zuvor. Tausende verpasst zudem wegen coronabedingter Schulschließungen den Unterricht.
Schulleiter berichteten von einem «hohen Ausmaß an Störungen», weil die neuen Corona-Regeln zur Selbstisolation zur Ausbreitung des Virus in Schulen beitrügen. Seit dem Beginn des Schuljahres müssen sich Schülerinnen und Schüler nur noch isolieren, wenn sie selbst positiv getest werden und nicht mehr nach Kontakt mit Infizierten. «Wir wissen von Schulen, an denen zehn Prozent und mehr der Schüler fehlen und auch Lehrer und Angestellte wegen des Virus nicht zur Arbeit kommen», sagte Geoff Barton, Generalsekretär des Schulleiterverbands Association of School and College Leaders.
Bildungsminister Nadhim Zahawi betonte hingegen, die Regierung halte an den Maßgaben fest. Mittlerweile dürfen auch 12- bis 15-Jährige gegen das Coronavirus geimpft werden.
Corona-Pandemie hat «Brennglaseffekt» bei psychischer Gesundheit
Die einen futtern nur noch Chips oder legen das Smartphone nicht mehr aus der Hand. Die anderen hören auf zu essen und ziehen sich zurück. In der Corona-Pandemie leiden Kinder und Jugendliche auch psychisch. Was tun?
Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Daniel Schröder, Regionalleiter des Kinderprojektes «Die Arche» in Frankfurt, hat nach dem Corona-Lockdown Kinder gesehen, die «kiloweise zugenommen» haben: ohne den Sportunterricht an der Schule, oft in kleinen und beengten Wohnungen lebend, mit Eltern, die hofften, dass es schon wieder rund ginge und nicht oder zu spät einschritten. «Es gab Kinder, die haben nur noch Chips gegessen und waren 16 Stunden online», sagte er am Dienstag beim «Runden Tisch» der Landesärztekammer Hessen.
Es ging um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche - nicht nur die körperlichen durch Bewegungsmangel, sondern vor allem um die seelischen Folgen. Dass es mehr psychische Auffälligkeiten und Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie gab, war in den vergangenen Monaten Thema gleich mehrerer Studien. Am Dienstag in Frankfurt kam immer wieder der «Brennglaseffekt» von Corona zur Sprache.
«Wir stellen häufig fest, dass Symptome stärker ausgeprägt sind als vor Corona», sagte die Kinder- und Jugendpsychiaterin Martina Pitzer, Direktorin einer Fachklinik in Eltville. So habe es eine deutliche Zunahme von Essstörungen gegeben mit untergewichtigen jungen Patienten, die in die Klinik gekommen seien. Auch sehe sie eine Zunahme vor allem bei Patientinnen mit ausgeprägter Depression bis hin zu Gedanken an einen Suizid oder Versuchen, sich das Leben zu nehmen.
Das Risiko von Kindern und Jugendlichen, während der Corona-Pandemie psychisch zu erkranken, hängt nach Ansicht der Experten auch stark mit der jeweiligen Lebenssituation zusammen. Wer in beengten Verhältnissen ohne Balkon oder Garten lebe, habe weniger Möglichkeiten, etwa durch Bewegung ein positives Erlebnis zu haben, als Kinder, die buchstäblich Raum zur Entfaltung haben, hieß es.
Eltern sollten darauf achten, ob ihre Kinder Anzeichen eines sozialen Rückzugs zeigten, empfahl der Kinder- und Jugendarzt Karlheinz Dieter Moebus. Er habe einen deutlichen Anstieg von Kindern mit psychosomatischen Beschwerden festgestellt, von Kindern, die unter Schmerzen leiden, für die keine organische Ursache erkennbar sei. Manche Kinder und Jugendliche seien niedergeschlagen, andere zeigten ein «unangepasstes Sozialverhalten».
Wenn Kinder morgens gar nicht mehr aus dem Bett kämen oder nur noch online Freundschaften schließen, könne dies ein Warnsignal sein, so Moebus. Noch ungewiss seien die Auswirkungen auf ganz junge Kinder, die in die Pandemie hineingeboren wurden und außerhalb der Familie kaum einen Erwachsenen ohne Mund-Nase-Maske zu Gesicht bekommen hätten.
Hilfsangebote dürften nicht kurzfristig angelegt sein und müssten deutlich über die Zeit der Pandemie hinausgehen, waren sich die Experten am «Runden Tisch» einig. Doch genau hier zeige sich ein schon lange bestehendes Problem. «Es fehlen Stellen, und es fehlen Fachkräfte», sagte Moebus.
«Unsere Schulen müssten besser ausgestattet sein, es braucht mehr Personal, um Auffälligkeiten festzustellen» sagte auch Schröder. Es fehle an Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen. Gerade an Schulen in sozialen Brennpunkten seien sie aber dringend nötig, um Probleme frühzeitig zu erkennen und Hilfsangebote machen zu können. Die Frankfurter Arche habe den Kontakt zu den Kindern und den etwa 300 Familien, mit denen sie arbeite, zwar auch im Lockdown nicht abreißen lassen. Dieser habe jedoch gerade bei Kindern aus sozial schwachen Familien ohne Deutsch als Muttersprache im Grundschulalter schwere Folgen gehabt. «Es gab Kinder, die die Grundrechenarten und Sprachfertigkeit verlernt haben. Da muss man im Grunde bei Null anfangen.»
04.10.2021
Landesmittel zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur an Schulen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Um die digitale Infrastruktur der Schulen sowie deren Ausstattung zu verbessern, hat das Land Hessen nach Angaben des Hessischen Kultusministeriums die Bundesmittel des Digitalpakts um 129 Millionen Euro von 371 Millionen auf 500 Millionen Euro aufgestockt. Auch die Bundesmittel der drei Zusatzprogramme zur Ausstattung von Lehrkräften und bedürftigen Schülerinnen und Schülern mit mobilen Endgeräten sowie zum Ausbau der IT-Administration seien jeweils um 13 Millionen Euro von 37 Millionen auf 50 Millionen Euro mit Landesmitteln erweitert worden. Hinzu kommen dem Ministerium zufolge 3,7 Millionen Euro für Betrieb und Ausbau der landesweiten pädagogischen Online-Plattform «Schulportal Hessen», 4 Millionen Euro für die Einrichtung eines landesweiten Videokonferenzsystems sowie 1 Million Euro für unterstützende medienpädagogische Maßnahmen und schulische Projekte.
Kinderärzte bekräftigen Ablehnung von Maskenpflicht an Schulen
Berlin (dpa) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat seine Forderung nach einem Ende der Maskenpflicht an Schulen bekräftigt. Dafür sei jetzt der richtige Zeitpunkt, sagte der Verbandssprecher, der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, am Montag im Deutschlandfunk. Kinder und Jugendliche hätten genug gelitten, zurückgesteckt und Rücksicht auf ältere Altersgruppen genommen. «Jetzt ist endlich wieder Zeit, normalen Unterricht zu machen, normal durch Mund und Nase atmen zu können, ohne dass hier eine Beschränkung durch die Maske da ist.» Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hatte die Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen mit Verweis auf die hohe Anzahl Nicht-Geimpfter, darunter Kinder, «verfrüht» genannt. In mehreren Bundesländern wurden Maskenregeln für Schüler inzwischen gelockert. Natürlich würden sich Viren dadurch wieder schneller verbreiten, sagte Maske. «Aber wir sind wenig besorgt, weil Kinder sehr, sehr, sehr selten wirklich schwer erkranken.» Sie sollten aber weiter durch Impfungen des Schulpersonals und der Lehrer geschützt werden. «Wann wollen wir denn zur Normalität zurückkehren? Wollen wir jetzt immer Maske tragen?», fragte der Kinderarzt. Infektionen gebe es immer. Corona sei für diese Altersgruppe relativ harmlos. «Wir wollen das nicht herunterspielen, es gibt einzelne schwere Verläufe, gar keine Frage, aber es ist ein im Moment für Kinder harmloser Infekt.»/p>
Kommunen warnen vor genereller Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen
Berlin (dpa) - Der Städte- und Gemeindebund hat vor einer vorschnellen Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen gewarnt. Schülerinnen und Schüler seien eine besonders gefährdete Gruppe, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Sie könnten zum großen Teil noch nicht geimpft werden und müssten über viele Stunden auf vergleichsweise engem Raum täglich am Unterricht teilnehmen. «Deswegen ist es weiterhin wichtig, dass Schülerinnen und Schüler regelmäßig getestet werden und insbesondere in Gebieten, wo die Inzidenzzahlen vergleichsweise hoch sind, auch an der Maskenpflicht festgehalten wird.»
Zwei Bundesländer lockern an diesem Montag die Maskenpflicht an Schulen. In Berlin ist die Pflicht zum Masketragen im Unterricht bis zur sechsten Klasse fortan aufgehoben, in Bayern müssen im Unterricht nun generell keine Masken mehr getragen werden. Im Saarland gilt das Ende der Maskenpflicht an Schulen bereits seit Freitag, in Baden-Württemberg und Sachsen wird es erwogen. Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird schon seit langem kontrovers diskutiert.
01.10.2021
Länder lockern Corona-Regeln - Debatte über Masken an Schulen
Die Corona-Regeln an Schulen gehören seit Beginn der Pandemie zu den am meisten diskutierten Maßnahmen. Nun fallen in mehreren Bundesländern weitere Einschränkungen im Alltag und auch Maskenvorgaben an Schulen. Das sorgt für Diskussionen.
Berlin (dpa) - In weiteren Bundesländern treten zum Wochenende Corona-Lockerungen in Kraft. Tanzen in Clubs ohne Abstand und Maske ist in Bayern oder dem Saarland wieder möglich, für Menschen die geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen dürfen wieder mehr Zuschauer zu Konzerten oder ins Fußballstadion. Hintergrund sind neue Corona-Verordnungen in den Ländern. Parallel dazu werden auch Maskenregeln an Schulen gelockert. Das stößt auf Zustimmung aber auch auf Kritik.
Der Deutsche Lehrerverband zeigte sich skeptisch. Präsident Heinz-Peter Meidinger nannte den Schritt «zu früh». Der Verzicht auf Masken, Tests und die «zu starke Reduzierung» von Quarantänemaßnahmen erhöhe die Gefahr, dass die Schule zur Black Box werde, was eine Kontrolle von Infektionen nicht mehr zulasse, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, sagte dem RND, eine Maskenpflicht bleibe als «Teil des Maßnahmenbündels abhängig vom Infektionsgeschehen sinnvoll».
Die Bildungsgewerkschaft VBE rief ebenfalls zur Vorsicht auf. «Jedes kurze Aufatmen ob leicht sinkender Zahlen wird genutzt, um Schutzmaßnahmen in den Wind zu schießen», kritisierte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. «Bei schwächelnder Impfquote in der Gesamtgesellschaft und fehlender technischer Unterstützung für das Lüften kann das Maskentragen einen wirkungsvollen Schutzmechanismus anbieten, der nicht bedenkenlos abgeschafft werden sollte», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
In Bayern beispielsweise soll die Maskenpflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen. Auch in Baden-Württemberg und Sachsen wird ein solcher Schritt für die nächste Zeit erwogen. Im Saarland muss seit Freitag generell keine Maske mehr in der Schule getragen werden. An Berliner Schulen wird sie bis zur sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall.
Für die Jüngsten ist das aus Sicht von Edgar Bohn, dem Vorsitzenden des Grundschulverbandes aus pädagogischer Sicht sinnvoll. «Das Kennenlernen unserer Erstklässler mit Maske ist schwierig. Wenn Kinder nur die Augen sehen, fehlen viele Ausdrucksmöglichkeiten», sagte der ehemalige Grundschulleiter der dpa. Es gehe auch um den Erwerb der wichtigen sozialpsychologischen Fähigkeit, aus der Mimik von Mitschülern Rückschlüsse zu ziehen, wie es diesen gehe, sagte Bohn.
Zudem gestalte sich der Erwerb der Schriftsprache mit Maske schwierig, «weil man dort auf Mund- und Zungenstellung achten muss und darauf, wie der Laut gebildet wird, der dann auch in einem Wort beim Lesen erkannt werden muss.» Bohn betonte aber auch, dass weiterhin die Infektionslage zum Beispiel durch Tests beobachtet werden müsse. «Das Weglassen der Maskenpflicht muss mit der Absicherung passieren, dass bei sich verschlechternder Infektionslage schnell entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.»
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor einer Corona-Welle im Herbst und Winter. «Immer noch sind 30 Prozent der Unter-60-Jährigen nicht geimpft. Wir unterschätzen diese enorme Zahl. Sie ist zu hoch, um einen Anstieg der Infektionszahlen zu verhindern», sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Freitag). Auch das Robert Koch-Institut (RKI) erwartet nach einem Rückgang der Zahlen in den vergangenen Wochen für Herbst und Winter wieder einen Anstieg, wie es in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend schreibt.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, man sei in einer etwas besseren Situation als vor einigen Wochen, «aber wir haben keine Gewissheit, dass es so gut weitergeht und müssen deswegen natürlich vorsichtig bleiben».
Das Coronavirus geht nach den RKI-Daten besonders stark bei Kindern ab dem Vorschulalter und Jugendlichen bis 19 Jahren um. Gegen Covid-19 geimpft werden kann bisher ab einem Alter von 12 Jahren. Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren sind laut RKI inzwischen 34,6 Prozent vollständig geimpft. In Deutschland insgesamt sind es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 64,6 Prozent der Bevölkerung.
Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird kontrovers diskutiert. Befürworter strengerer Sicherheitsmaßnahmen an Schulen argumentieren damit, dass auch Kinder schwer erkranken könnten und weisen auf mögliche Langzeitfolgen («Long Covid») hin. Kinder- und Jugendmediziner hatten Anfang September dagegen in einem offenen Brief für weniger strenge Maßnahmen geworben: Es sei wissenschaftlicher Konsens, dass Kinder und Jugendliche selbst nur in seltenen Fällen schwer durch eine Corona-Infektion erkrankten und in der Regel schnell genesen würden. «Auch die unter Long-Covid diskutierten Symptome treffen Kinder selten und nicht oder kaum häufiger als Gleichaltrige, die nie eine Sars-CoV-2-Infektion durchlaufen haben.»
Weniger Schülerinnen und Schüler in Quarantäne
Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Brandenburger Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, die wegen Corona-Fällen in Quarantäne sind, ist im Vergleich zur Vorwoche leicht gesunken. Mit Stand Donnerstag befanden sich nach Angaben des Bildungsministeriums zuletzt 1984 Kinder und Jugendliche in häuslicher Isolation, was einem Anteil von 0,67 Prozent entspricht. In der Vorwoche waren es 2079. Wie in der vergangenen Woche ist landesweit keine Schule wegen Corona-Fällen komplett geschlossen. Auch die Zahl der Infektionen unter den Lernenden nahm ab - von 440 auf 316, wie das Ministerium am Freitag weiter mitteilte.
Außerdem waren 57 Lehrerinnen und Lehrer in Quarantäne, ein Anteil von 0,23 Prozent aller Beschäftigten. In der Vorwoche waren hier 59 in häuslicher Isolation. Hingegen nahmen die Corona-Fälle unter Lehrkräften leicht zu - von 27 in der vergangenen Woche auf 30 in der laufenden. Derzeit lernen an 923 Schulen rund 297 700 Schülerinnen und Schüler und es gibt etwa 25 000 Lehrkräfte.
In diesem Schuljahr lernen die Schülerinnen und Schüler im vollständigem Präsenzunterricht, auch die rund 23 000 Erstklässler. Allerdings gilt wegen der Corona-Pandemie für alle Schüler und Lehrkräfte eine Masken- und regelmäßige Testpflicht.
Prien: Corona-Tests für Schüler weiterhin kostenlos
Kiel (dpa/lno) - Die Schüler in Schleswig-Holstein können in den am Montag startenden Ferien die Corona-Tests an Schulen durch Tests zu Hause und eine «qualifizierte Selbstauskunft» ersetzen. Darauf hat Bildungsministerin Karin Prien am Freitag hingewiesen. «Dadurch gelten die Kinder und Jugendlichen weiterhin als getestet und können so Kultur- und Freizeitangebote nutzen», äußerte die CDU-Politikerin. «Das heißt, dass wir bis auf weiteres ein kostenloses Testangebot vorhalten, damit Kinder und Jugendliche auch in der Freizeit an Sport, Musik und Gemeinschaftserlebnissen teilnehmen können.»
Prien bekräftigte die geplante Masken-Regelung für Schulen: Nach den Ferien werde zunächst für zwei Wochen weiterhin die Maskenpflicht in Kombination mit regelmäßigen Tests an Schulen gelten, erläuterte sie. Ab November solle bei günstiger Pandemielage die Maskenpflicht weiter gelockert werden. Details seien in der letzten Abstimmung. «Ich gehe davon aus, dass wir etwa an den Sitzplätzen auf die Masken verzichten werden, während auf den Laufwegen weiterhin die Maske getragen wird.»
Die Hygienemaßnahmen haben sich laut Prien bewährt. Nur in sehr wenigen Einzelfällen hätten Lerngruppen zu Beginn des Schuljahres in Quarantäne gehen müssen. Besonders erfolgreich sei das Impfen an Schulen gewesen. «Über 13 000 Schülerinnen und Schüler und auch deren Angehörige haben ein Impfangebot an den Schulen wahrgenommen.» Prien rief die Ungeimpften auf, die Herbstferien zum Impfen zu nutzen.
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat verwies darauf, dass sich Kinder unter zwölf Jahren sich noch nicht impfen lassen können und Hersteller Impfstoff für Jüngere in Aussicht gestellt hätten. «Davon und von den tatsächlichen Infektionszahlen im Herbst sollte abhängig gemacht werden, ob und wie weit die Maskenpflicht ab November gelockert werden kann.» Sicherheit sollte vor Schnelligkeit gehen.
Kultusminister erwägt Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht
Dresden (dpa/sn) - Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erwägt, für die Zeit nach den Herbstferien die Maskenpflicht im Schulunterricht abzuschaffen. Während bei einer Inzidenz ab 35 im Schulgebäude eine Maske getragen werden müsste, sollte sie am Platz und im Unterricht nicht mehr nötig sein, teilte das Ministerium am Freitag mit. Zuvor hatten mehrere Medien übereinstimmend von den Plänen berichtet. Eine Entscheidung des Kabinetts steht aber noch aus.
«Wir müssen die Abschaffung der Maskenpflicht ernsthaft diskutieren. Kaum eine Bevölkerungsgruppe muss am Tag so lange Maske tragen wie die Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen. Wir dürfen von Kindern und Jugendlichen nicht mehr abverlangen als von Erwachsenen», erklärte Piwarz. An der Testpflicht werde man aber festhalten. Nach den Herbstferien soll in der ersten Woche wieder drei Mal wöchentlich getestet werden.
Die CDU-Fraktion im Landtag begrüßte die Pläne. Masken im Unterricht seien lange Zeit notwendig gewesen, um die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen, sagte ihr Bildungsexperte Holger Gasse. «Aber die Erfahrung nach den Sommerferien hat gezeigt, dass das Test-System an den Schulen vollkommen ausreicht.» Auch andere Bundesländer gingen diesen Weg.
Nach Angaben des Kultusministeriums wurden seit vergangenem Dienstag 7 Corona-Infektionen bei Lehrerinnen und Lehrern und 18 bei Schülerinnen und Schülern registriert. Aktuell sind 873 Mädchen und Jungen in Quarantäne. Das sind 0,2 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Freistaat.
30.09.2021
Luftfilter für 26 500 Klassenzimmer gefördert oder beantragt
München (dpa/lby) - Bislang hat nur ein Teil der bayerischen Klassenzimmer Luftreiniger bekommen. Alles in allem wurden von den Schulaufwandsträgern Förderanträge für 26 500 Räume beim bayerischen Kultusministerium gestellt, wie das Kultusministerium am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dem stehen in Bayern etwa 75 000 Schulklassen gegenüber, die Zahl der Zimmer - auch Fachräume, Räume für Ganztagesangebote oder Lehrerzimmer werden von der aktuellen Förderung eingeschlossen - liegt höher.
Von den 26 500 Anträgen wurden 14 000 bereits in den beiden abgeschlossenen Förderrunden im vergangenen Herbst, Winter und Frühjahr gestellt. Der Rest der Anträge entfällt auf die aktuell laufende Runde. Diese sei «in vollem Gange», heißt es vom Kultusministerium. «Die Anzahl der gestellten Anträge erhöht sich täglich.» Wie viele Räume bereits einen Luftfilter erhalten haben, ist beim Kultusministerium nicht bekannt. Zudem verweist es darauf, dass auch Luftreinigungsanlagen ohne eine entsprechende Förderung durch den Freistaat geben könne.
29.09.2021
Zwei Wochen Maskenpflicht in Schulen nach den Herbstferien
Schwerin (dpa/mv) - Nach den Herbstferien gilt in Mecklenburg-Vorpommerns Schulen für zwei Wochen die Maskenpflicht. «Diese Regelung, die zuletzt nach den Sommerferien umgesetzt wurde, dient ausdrücklich dem gegenseitigen Schutz nach längerer unterrichtsfreier Zeit», hieß es aus dem Bildungsministerium. Die Regelung sei jedoch bereits bekannt und Teil der aktuellen Schul-Corona-Verordnung.
Weiter hieß es, dies gelte unabhängig von der risikogewichteten Einstufung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus). Ansonsten gelte die Maskenpflicht in der Schule und auf schulischen Anlagen erst ab Stufe 2 (gelb) der Corona-Ampel MV.
Daneben müssen den Angaben zufolge Erziehungsberechtigte und volljährige Schülerinnen und Schüler - wie schon nach den vergangenen Ferien - eine unterschriebene Erklärung über das Reiseverhalten vorlegen. Die Erklärung müsse in der Schule abgegeben oder in digitaler Form übermittelt werden, hieß es. Ihre Rückgabe werde in der digitalen Form im Klassenbuch vermerkt. Personenbezogene Daten werden dabei einem Sprecher zufolge nicht gespeichert.
Baden-Württemberg erwägt Ende der Maskenpflicht in Schulen
Stuttgart (dpa/lsw) - Die baden-württembergische Regierung aus Grünen und CDU erwägt ein Ende der Maskenpflicht im Unterricht an Schulen. «Es gibt Überlegungen, die Maskenpflicht in Schulen am Platz zu überarbeiten», sagte Regierungssprecher Arne Braun am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die nächste Aktualisierung der Corona-Verordnung stehe für übernächste Woche an. «Es kann sein, dass wir das da schon überarbeiten.» Eine solche Lockerung wäre aber Teil eines Gesamtpakets.
Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sagte der dpa: «Die Corona-Maßnahmen stehen kontinuierlich auf dem Prüfstand - natürlich schließt das die Überprüfung der Maskenpflicht im Klassenzimmer ein. Insofern denken wir auch darüber nach, ob die Maskenpflicht am Platz aufgehoben werden kann.» In Bayern sollen Schülerinnen und Schüler schon von nächster Woche an im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen.
Saarland verzichtet komplett auf Maskenpflicht an Schulen
Saarbrücken (dpa/lrs) - An den Schulen im Saarland gilt von diesem Freitag an keine Maskenpflicht mehr - sowohl in den Klassenzimmern als auch in allen anderen Bereichen. Auch auf die Einteilung der Schülerinnen und Schüler in feste Gruppen wird dann verzichtet, wie Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Mittwoch in Saarbrücken mitteilte. Demzufolge erübrigten sich feste Wegeführungen in den Schulgebäuden oder die Aufteilung des Schulhofes in getrennte Bereiche.
Die Testpflicht an den Schulen bleibt hingegen bis auf weiteres bestehen. An den weiterführenden Schulen reichen Selbsttests aus. An Grund- und Förderschulen testet nach wie vor medizinisches Personal. Anfang November ist dann eine Umstellung auf sogenannte Lolli-Antigen-Schnelltests vorgesehen, die von den Grundschülern selbst gemacht werden können.
Bund: Lockerungen bei Maskenpflicht in Schulen Ländersache
Berlin (dpa) - Lockerungen bei Corona-Vorgaben zur Maskenpflicht im Unterricht liegen aus Sicht der Bundesregierung in der Verantwortung der Länder. Unter Schutz- und Hygienekonzepte an den Schulen könne auch das Maskentragen fallen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Grundsätzlich würden Konzepte an die Pandemielage angepasst. Die Ausgestaltung sei aber Sache der Länder.
Das Tragen von Masken könne weiterhin eine sinnvolle Maßnahme sein, erläuterte Seibert. Generell gelte es, die Entwicklung der Infektionszahlen und den Impffortschritt bei Kindern zwischen 12 und 17 Jahren zu beobachten.
In Bayern sollen Schülerinnen und Schüler in Kürze am Platz keine Masken mehr tragen müssen. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach Teilnehmerangaben in einer CSU-Fraktionssitzung am Mittwoch an. Demnach soll dies in der Kabinettssitzung an diesem Donnerstag beschlossen werden. Seit Beginn des neuen Schuljahres müssen Schulkinder auch am Platz wieder eine Maske tragen. Ausnahmen gelten bislang etwa beim Sportunterricht oder bei einer Stoßlüftung.
In den Berliner Schulen wird ab Montag die Maskenpflicht bis zur einschließlich sechsten Klasse aufgehoben. Das gilt vor allem für Grundschulen, Gemeinschaftsschulen und die ersten beiden Klassen grundständiger Gymnasien, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung mitteilte.
Keine Maskenpflicht am Platz in Bayerns Schulen mehr
München (dpa) - Schülerinnen und Schüler in Bayern sollen von nächster Woche an im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen. Dies kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch in einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion in München an. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zufolge endet die Maskenpflicht am 4. Oktober auch im Sportunterricht. Förmlich beschlossen werden soll dies vom Kabinett an diesem Donnerstag. Die Freien Wähler als kleinerer Koalitionspartner hatten vehement darauf gedrängt.
«Wie von mir vorgesehen wird die Maskenpflicht im Unterricht am Platz ab dem 4. Oktober aufgehoben», sagte Piazolo. «Für mich war immer klar: Die Maskenpflicht am Platz fällt, wenn es die Zahlen und Umstände zulassen.» In den ersten Unterrichtswochen sei Ziel gewesen, Infektionen durch Reiserückkehrer zu verhindern. «Dieses Ziel haben wir erreicht.» Inzwischen habe man insbesondere mit den regelmäßigen Corona-Tests ein sehr enges Sicherheitsnetz. Außerhalb des Klassenzimmers muss im Schulhaus aber weiter Maske getragen werden.
Seit dem Beginn des Schuljahrs mussten Schülerinnen und Schüler auch am Platz wieder Mund- und Nasenschutz tragen - an weiterführenden Schulen eine medizinische Maske, an Grundschulen sind auch Mund-Nasen-Bedeckungen aus Stoff erlaubt. Regelmäßige Corona-Tests sind für alle Schülerinnen und Schüler in Bayern Pflicht - entweder mit Selbsttests dreimal pro Woche oder an Grundschulen mit neuartigen PCR-Pool-Tests. Diese sollen bis Ende der Woche möglichst überall eingeführt sein.
28.09.2021
Teamviewer steigt in den Bildungsmarkt ein
Göppingen (dpa) - Der Softwareanbieter Teamviewer wird künftig auch eine Lösung für den Online-Unterricht anbieten. Das kündigte das MDax-Unternehmen am Dienstag in Göppingen an. «TeamViewer Classroom» sei die erste vollständig datenschutzkonforme Lösung eines großen Softwareanbieters, die auf die Nutzung von Drittanbietern verzichte. «Damit können alle datenschutzrechtlichen Anforderungen der Kultusministerien in Deutschland, wie auch der europäischen Partnerländer, erfüllt werden», sagte ein Firmensprecher.
In der Coronakrise hatten viele Schulen in Deutschland ihren Online-Unterricht mit Lösungen von US-Anbietern wie Microsoft, Zoom oder Google bestritten, obwohl etliche Datenschutzbeauftragte massive Bedenken dagegen hatten. «Mit dem neuen Schuljahr werden wir allen Beschwerden nachgehen - und wir haben sehr viele Beschwerden von Eltern und Schülern über die Nutzung bestimmter Produkte», sagte Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter Stefan Brink in einem Interview mit dem «Schwäbischen Tagblatt» vor den Sommerferien. «Falls wir rechtswidrigen Einsatz von Tools feststellen, untersagen wir ihn.»
Teamviewer will sich mit mehreren Maßnahmen von den US-Anbietern absetzen. Die Classroom-Lösung sei in Europa von Teamviewer selbst entwickelt worden und werde auf eigenen Servern in deutschen Rechenzentren betrieben. «Es erfüllt sämtliche Regularien der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und legt einen besonderen Fokus auf die Barrierefreiheit.» Die webbasierte Lösung setze nur einen gängigen Browser auf PC, Laptop, Tablet oder Smartphone voraus und funktioniert damit auch auf älteren Geräten und unabhängig von Betriebssystemen.
Der Vorstoß auf den Bildungsmarkt ist auch ein Versuch von Teamviewer, das eigene Produktportfolio zu erweitern. Bislang ist das M-Dax-Unternehmen auf Fernwartungssoftware und Videokonferenzlösungen fokussiert. Zu Beginn der Coronakrise hatte Teamviewer von einer starken Sondernachfrage nach Homeoffice-Lösungen in der Corona-Krise profitiert. Seitdem hat Teamviewer viel Geld ins Wachstum gesteckt, was sich zuletzt unter anderem in höheren Kosten für Vertrieb, Marketing und Entwicklung niederschlug.
«Teamviewer Classroom» werde über reine Online-Meetings hinausgehen. So könnten Dokumente in Netz gemeinsam bearbeitet werden. Außerdem biete man digitale Tafeln, separate Räume für Gruppenarbeiten sowie die Möglichkeit von Echtzeitumfragen innerhalb der Lerngruppen. Die Anbindung von offenen Lernplattformen wie Moodle sei möglich.
Kultusministerin berichtet über Schulstart unter Corona-Bedingungen
Viel wurde vor einer vierten Corona-Welle gewarnt, die vor allem über die Schulen hinwegrollen könnte. Schließlich ist ein Großteil der Kinder und Jugendlichen ungeimpft. Noch verläuft es glimpflich.
Stuttgart (dpa/lsw) - Gut zwei Wochen nach der Rückkehr von Kindern und Jugendlichen in die Schulen will Kultusministerin Theresa Schopper am Dienstag (12.00) über den Verlauf des Unterrichts unter Corona-Bedingungen berichten. Die Befürchtungen, dass Rückkehrer aus dem Urlaub das Coronavirus massenweise in die Schulen tragen könnten, haben sich zunächst nicht erhärtet. Allerdings müssen Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht Maske tragen und sich mehrfach pro Woche testen lassen. Hintergrund ist, dass es für unter Zwölfjährige keine Impfempfehlung gibt, die für ältere Kinder und Jugendliche gilt erst seit kurzem.
Seit dieser Woche müssen sich Kinder und Jugendliche, die nicht geimpft oder genesen sind, dreimal die Woche einem Corona-Schnelltest unterziehen. Mit PCR-Tests reichen zwei. Das Ministerium berichtete, dass derzeit (Stand: Montag, 12.00) an sechs Schulen insgesamt sechs Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne sind. Darüber hinaus gebe es in etwa 770 Schulen Einzelfälle von Infektionen. Im Südwesten gibt es ungefähr 4500 Schulen.
27.09.2021
Beruf oder Studium: Test kann bei Orientierung helfen
Welcher Beruf passt zu mir? Welches Studium oder welche Ausbildung bereiten mich darauf optimal vor? Um gute Antworten auf diese Fragen zu finden, gibt es verschiedene Optionen.
Nürnberg (dpa/tmn) - Es gibt so viele verschiedene Ausbildungsberufe und Studienfächer. Wie treffe ich hier die richtige Wahl? Neben Praktika, Berufsmessen oder Hochschultagen an Universitäten, können bei der Suche nach einer passenden Option auch Tests helfen, schreibt das Portal «abi.de».
Viele Angebote sind kostenlos. So gibt es etwa Online-Tests, die die eigenen Stärken und Interessen abfragen. Aber auch Wissens- oder Eignungstest für alle, die bereits konkretere Vorstellungen dazu haben, welchen Beruf oder welches Studium sie anstreben.
Stärken und Interessen erkennen
Um die eigenen Fähigkeiten und Interessen zu entdecken, können Schülerinnen und Schüler beispielsweise auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit den kostenlosen Online-Test Check-U absolvieren.
Interessenten sollten vorab einen Account erstellen, diesen Test am besten am Computer mit ausreichend Ruhe ausfüllen und sich für die Aufgaben und Fragen etwa zwei Stunden Zeit nehmen.
Am Ende erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Übersicht zu ihren Stärken und Schwächen sowie zu ihren sozialen Kompetenzen. Zudem geht es um Interessen und berufliche Vorlieben, und es gibt Vorschläge zu sechs passenden Ausbildungs- und Studienfeldern.
Beratungsgespräch und studienbezogene Tests
Wer ein bestimmtes Fach studieren will, kann den kostenlosen Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) nutzen. Die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen müssen Teilnehmer für den Test anmelden. Daher gilt es, zuerst einen Termin mit einem Berufsberater zu vereinbaren.
Der SFBT klärt anhand konkreter Aufgaben ab, ob die Fähigkeiten der Interessierten für das angestrebte Studium ausreichen. Im Anschluss gibt der Berufspsychologische Service (BPS) eine Einschätzung zu den Ergebnissen ab.
Eine ähnliche Option gibt es für Ausbildungsberufe - insbesondere für Schülerinnen und Schüler, die dies nach der zehnten Klasse anstreben. Beim kostenlosen Berufswahltest (BWT) ist ebenfalls eine Anmeldung über einen Berufsberater oder eine Berufsberaterin möglich.
Wissenstest zu den Anforderungen bestimmter Unis
Sind Schülerinnen und Schüler an einem bestimmten Studienfach interessiert, können sie das Online-Portal Studiencheck der Arbeitsagentur nutzen.
Dort finden sie Wissenstests, die anzeigen, ob man die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule erfüllen würde.
25.09.2021
Britischer Corona-Experte: Mehrheit der Kinder wird sich anstecken
London (dpa) - Angesichts hoher Corona-Fallzahlen in britischen Schulen geht ein Experte davon aus, dass sich die meisten Kinder im Winter mit dem Virus anstecken werden oder schon angesteckt waren. «Ich denke, dass sich in sechs Monaten die Mehrheit infiziert haben wird», sagte der Public-Health-Experte Azeem Majeed vom Imperial College London der Deutschen Presse-Agentur.
Seit Ende der Schulferien in England sind die Fallzahlen unter den 5- bis 14-Jährigen enorm gestiegen. Die Inzidenz liegt mehr als doppelt so hoch wie in anderen Altersgruppen, wie etwa in einer Auswertung der «Financial Times» zu erkennen ist.
Großbritannien impft erst seit kurzem auch 12- bis 15-Jährige. «Es wäre besser gewesen, damit früher zu beginnen», sagte Majeed. «Da waren wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern spät dran.»
Für Kinder unter 12 Jahren gibt es bislang keine zugelassenen Corona-Impfstoffe, allerdings erkranken sie auch seltener schwer. Das Risiko sei eher, dass Kinder das Virus an Erwachsene weitergäben, die nicht oder weniger wirksam durch Impfstoffe geschützt seien, sagte der Mediziner.
Majeed hat keine großen Hoffnungen, dass die noch immer sehr hohen Corona-Fallzahlen in Großbritannien vor dem nächsten Frühjahr deutlich sinken werden. Die Inzidenz hat sich seit längerem um die 300 eingependelt. Pro Woche sterben im Schnitt etwa 1000 Menschen an oder mit Covid-19. «Die Regierung scheint das akzeptiert zu haben», sagte der Experte. Dabei handele es sich um einen der höchsten Werte in Europa.
Die Corona-Beschränkungen sind in England seit Mitte Juli fast vollständig aufgehoben. In den anderen Landesteilen des Vereinigten Königreichs gelten ähnlich Regeln, allerdings setzt man dort zum Beispiel noch stärker auf die Maskenpflicht.
Schüler brauchen in den Herbstferien aktuellen Corona-Test für 3G
Düsseldorf (dpa/lnw) - In den Herbstferien benötigen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen für die Teilnahme an 3G-Veranstaltungen einen aktuellen negativen Corona-Test. Das hat das Gesundheitsministerium in Düsseldorf auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur klargestellt. An 3G-Veranstaltungen dürfen nur gegen das Coronavirus Geimpfte, Genesene oder Getestete teilnehmen. Eigentlich gelten Schüler laut Coronaschutzverordnung «aufgrund ihrer Teilnahme an den verbindlichen Schultestungen als getestete Personen». Dieser Passus werde in den Ferien nun ausgesetzt, da die regelmäßigen Schultests in dieser Zeit wegfallen, erklärte ein Sprecher.
Wo nur Personen nach der 3G-Regel - geimpft, genesen oder getestet - zugelassen sind, müssten auch Schüler das Ergebnis eines höchstens 48 Stunden alten Schnelltests vorlegen. Nach einem Bund-Länder-Beschluss bleiben die Tests für Unter-18-Jährige weiterhin kostenlos.
Sofern die Corona-Schutzverordnung es zulasse, dürfe ein Schnelltest auch durch einen gemeinsamen Selbsttest vor Ort ersetzt werden, sagte der Sprecher. Dies gilt demnach bei «Bildungsangeboten, Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit und Sportangeboten für Kinder und Jugendliche».
24.09.2021
Weniger Schüler in NRW in Quarantäne - Infektionszahl geht zurück
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Corona-Quarantäne ist seit Einführung neuer Regeln in Nordrhein-Westfalen deutlich gesunken. Am Stichtag 22. September befanden sich nach Auskunft der Schulen landesweit rund 7580 Kinder und Jugendliche in häuslicher Isolation, zwei Wochen zuvor (Stichtag: 8. September) waren es noch mehr als 31 400. Das teilte das Schulministerium am Freitag mit. Seit Mitte September gelten in NRW Quarantäne-Erleichterungen. So müssen grundsätzlich nur noch nachweislich infizierte Schüler in Isolation.
Auch die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in der Schülerschaft geht laut Ministerium zurück. Meldeten die Schulen zum Stichtag 8. September noch insgesamt 8437 bestätigte Corona-Fälle, so seien es in dieser Woche noch 4780 gewesen. Das entspreche einem Anteil von etwa 0,25 Prozent der Schüler.
Allerdings liegt der Inzidenzwert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter immer noch weit höher als in anderen Altersgruppen. So lag die Inzidenz in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen laut Zahlen des Landeszentrums Gesundheit vom Donnerstag bei 182,7 und bei den 5- bis 9-Jährigen bei 134,9.
Mit den neuen Test- und Quarantäneregeln werde ein stabiler Präsenzunterricht für Kinder und Jugendliche gesichert, erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Durch inzwischen drei wöchentliche Schnelltests an den weiterführenden Schulen behalte das Ministerium die Entwicklung des Infektionsgeschehens «sehr genau im Blick». An Grund- und Förderschulen werde weiter auf die PCR-Lolli-Tests gesetzt.
Nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft GEW NRW bedeuten sinkende Quarantänezahlen gerade nicht Sicherheit im Präsenzunterricht. «Wenn nur das positiv getestete Kind in Quarantäne geht und gleichzeitig in weiten Teilen auf Selbsttests gesetzt wird, ist das riskant», erklärte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. So würden Infektionsketten nicht durchbrochen und Infektionen blieben unter dem Radar. Vielmehr sollten flächendeckende, engmaschige PCR-Tests und Luftfilter selbstverständlich sein - besonders mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit.
23.09.2021
Betreiberin von illegaler Schule soll aus «Querdenker»-Szene stammen
In Oberbayern wollten Eltern ihre Kinder nicht mehr in staatliche Schulen schicken. Lieber gaben sie ihre Söhne und Töchter in eine fragwürdige private Einrichtung. Die Behörden reagierten nach ersten Hinweisen schnell.
Rosenheim (dpa) - Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim haben möglicherweise Vertreter aus der sogenannten Querdenker- und Reichsbürger-Szene versucht, eine eigene Schule aufzubauen. Die Bildungseinrichtung auf einem Bauernhof in Schechen wurde nach Hinweisen aus der Bevölkerung von den Behörden geschlossen. Die Betreiberin der illegalen Schule könne in die Querdenker- und Reichsbürger-Richtung eingeordnet werden, sagte der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp, am Donnerstag.
Dies gehe aus den Unterlagen der Einrichtung hervor. «Es gibt einige eindeutige Hinweise auf den querdenker- und reichsbürger-typischen Sprachgebrauch», erläuterte er. Ob die Eltern der rund 50 an der Schule unterrichteten Kinder auch diesen Szenen zuzuordnen seien, könne aber noch nicht gesagt werden.
Laut dem Bayerischen Rundfunk wies die Gründerin der nicht zugelassenen Bildungseinrichtung den Vorwurf zurück, dass es sich um eine «Querdenker-Schule» handele. Die Frau habe erklärt, es handele sich um eine russische Stiftungsschule. Unter den Eltern der Kinder seien «unter anderem Kräuter- und Musik-Pädagogen, aber auch Schamanen», berichtete der BR unter Berufung auf die Frau. Sie wolle nicht, dass ihr Name in der Berichterstattung genannt werde.
Nach Angaben des Sprechers der Regierung von Oberbayern handelt es sich um eine «selbst ernannte Stiftung». Diese habe auch Schulverträge mit den Eltern abschließen wollen, es habe zudem Infoflyer für die Einrichtung gegeben. Demnach wollten die Betreiber die Kinder gegen Bezahlung auf dem Bauernhof zu unterrichten. Jungen und Mädchen aus der ersten bis zur neunten Klasse seien in die Einrichtung gegangen.
Vor dem Bauernhof war ein einfaches Schild mit der Aufschrift «Stiftung Freiheit braucht Mut» angebracht. Die Bildungseinrichtung wurde darauf als «Ort der ganzheitlichen Begegnung» bezeichnet.
Bei den Schülern soll es sich um Kinder handeln, die wegen der verpflichtenden Coronatests und der Maskenpflicht von den Eltern vom Präsenzunterricht an verschiedenen Schulen abgemeldet wurden. In diesen Fällen müssen Kinder in Bayern derzeit von ihrer Schule im Distanzunterricht betreut werden, beispielsweise mit der Überlassung von Lehrmaterial und der Betreuung per Online-Videoschalte. «Im Fernunterricht war bislang nicht bekannt, dass die Kinder gefehlt haben», sagte Rupp.
Die Behörden hatten die nicht genehmigte Schule am Mittwoch geschlossen. Am Montag habe es erste Hinweise gegeben, dass dort eine schulische Einrichtung in einem alten Bauernhof betrieben werde, erklärte der Sprecher. Die Einrichtung in Schechen soll Schüler aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufgenommen haben. Wie lange dort schon Unterricht angeboten wurde, sei unklar. Nach Einschätzung der Behörden hätte die Schule selbst bei einem Antrag auf den Betrieb einer privaten sogenannten Ersatzschule keine Genehmigung erhalten.
Eine Nachbarin berichtete, dass der Hof bereits im Frühjahr neu bezogen worden sei. «Richtig viel los war die letzten beiden Monate», sagte Jacqueline S. der Deutschen Presse-Agentur. Es seien bis zu 40 Autos zu dem ländlich gelegenen Anwesen gekommen. «Das kam uns etwas suspekt vor.»
Nach ihren Angaben hätten sich Nachbarn darüber ausgetauscht, was dort los sei, zumal es sich um schulpflichtige Kinder gehandelt habe. Konkrete Hinweise auf «Reichsbürger» oder «Querdenker» habe es nicht gegeben. «Aber wir haben uns schon gedacht, dass es sowas sein muss, weil die ja alle ohne Masken und auf engem Raum zusammen waren», meinte sie.
Die Behörden hatten auch durch einen Elternteil selbst einen Hinweis auf die illegale Schule bekommen. Dieser habe sein Kind offiziell von einer staatlichen Schule abgemeldet und an der nicht zugelassenen Privatschule angemeldet, sagte Rupp. «Das war strategisch etwas blöd.»
Der Fall erinnert an die Schule, die die Sekte «Zwölf Stämme» einst im nordschwäbischen Landkreis Donau-Ries betrieben haben. Dort hatte der Freistaat der Sekte den Betrieb einer Privatschule allerdings gestattet, nachdem Eltern sich geweigert hatten, ihre Kinder in staatliche Schulen zu schicken. Die Behörden hatten dann aber jahrelang bei der Schule nicht mehr so genau hingeschaut.
Im Jahr 2013 wurde der Sekte die Ersatzschul-Genehmigung entzogen. Zudem wurde bekannt, dass an der Sektenschule das Verprügeln der Kinder zu den üblichen pädagogischen Maßnahmen zählte. Mehrere Sektenmitglieder mussten sich vor Gerichten verantworten, eine Lehrerin der Einrichtung erhielt sogar eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Die Frau hatte zudem gar nicht die notwendige Qualifikation, um überhaupt als Lehrerin zu arbeiten.
Lehrerverband: «Freedom Day» an Schulen nicht vor Februar
Die Sommerferien sind abgehakt. In allen Bundesländern ist wieder Schule. Wird es das dritte Corona-Schuljahr in Folge? Bildungsverbände und Schülervertreter sehen noch einen langen Weg bis zur Normalität. Politik und Behörden verteidigen die Einschränkungen.
Berlin (dpa) - Während Corona-Maßnahmen in vielen Lebensbereichen immer mehr gelockert werden, müssen Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbands wohl noch Monate mit Einschränkungen wie Masken, Tests und Abstandsregeln zurechtkommen. Den «Freedom Day» für Schulen sehe man frühestens ab etwa Februar 2022 als wahrscheinlich und möglich an, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, der Deutschen Presse-Agentur. Der Begriff «Freedom Day» stammt aus England, wo am 19. Juli die Corona-Maßnahmen weitgehend aufgehoben wurden.
Auch die Bildungsgewerkschaften GEW und VBE, die Hunderttausende Lehrkräfte in Deutschland vertreten, sehen die Schulen im neuen Schuljahr, das nun überall in Deutschland läuft, noch weit von einer Normalität wie vor Corona entfernt. Die Bundesschülerkonferenz befürchtet erneut einen Herbst und Winter, in dem Schülerinnen und Schüler wegen der Lüftungsvorgaben frierend mit Winterjacke im Klassenzimmer sitzen.
Auch Gerichte beschäftigen sich weiterhin mit dem Thema. Wie der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg am Donnerstag mitteilte, wurde der Eilantrag einer Fünftklässlerin aus dem Neckar-Odenwald-Kreis gegen die Masken- und Testpflicht als unbegründet abgelehnt. Die Maskenpflicht diene dem legitimen Zweck, das Leben und die körperliche Unversehrtheit der Schülerinnen und Schüler sowie einer potenziell sehr großen Zahl von Menschen zu schützen.
Der Hamburger Senat antwortete bei Twitter auf Fragen zu einem Ende der Maskenpflicht an Schulen: «Die Maskenpflicht wird dort aufgehoben, wo alle geimpft sind.» An Schulen sei das nicht der Fall, da es für unter Zwölfjährige noch keinen Impfstoff gebe. Mit der Zulassung eines Corona-Impfstoffs für Kinder unter zwölf Jahren rechnet Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres.
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) verteidigte die Maßnahmen an Schulen ebenfalls mit Verweis auf die fehlende Impfmöglichkeit für Kinder und widersprach kritischen Äußerungen von Altbundespräsident Christian Wulff. Sicherheitsmaßnahmen zur Absicherung des Präsenzunterrichts seien nach wie vor notwendig, sagte Tonne der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Wulff hatte zuvor gesagt: «Die Schulen sind strenger geregelt als die Erwachsenenwelt - das ist empörend.»
Die Landesregierung von Schleswig-Holstein stellte Schülerinnen und Schülern im Norden unterdessen ein Ende der Maskenpflicht in Aussicht. «Unser gemeinsames Ziel ist Stand heute, dass wir diese Pflicht Ende Oktober auslaufen lassen werden», sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Donnerstag.
Von einer Normalisierung des Schulalltags sei man noch weit entfernt, sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze der dpa. «Es bleibt schwierig, einerseits eine gute Beziehungsarbeit aufzubauen, die für das soziale Miteinander unerlässlich und Grundlage des gemeinsamen Lernens ist, wenn andererseits aus guten Gründen Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen einzuhalten sind.»
An einen Schulalltag wie vor Corona sei weiter nicht zu denken, sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. «Dafür nimmt das Testen, Abstandhalten und die Unterbrechung durch das ständige Lüften weiter zu viel Platz ein. Vielerorts kann zudem das, was kindgerechte Schule ausmacht, das Lernen in wechselnden Gruppen und an Projekten, nicht umgesetzt werden.»
Dario Schramm, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, sieht zwar inzwischen deutlich mehr Normalität an den Schulen als noch vor den Sommerferien. «Es ist trotzdem ein Corona-Schuljahr bis jetzt.» Schramm wies etwa auf Quarantäne-Anordnungen bei Schülern hin. Außerdem werde es zunehmend kälter. «Wir erleben jetzt wieder immer mehr die Situation mit Winterjacke im Unterricht.» Der Schülervertreter kritisierte, es gebe immer noch zu wenig Luftfilter. Damit könnte man das Lüften besser regulieren und «ein wenig dieses Frieren der Schülerinnen und Schüler abwenden».
Lehrerverbands-Chef Meidinger sagte, er hoffe auf eine baldige Möglichkeit zur Impfung für Kinder unter zwölf Jahren. «In dem Augenblick, wo alle Schülerinnen und Schüler ein Impfangebot erhalten haben und wahrnehmen konnten, ist an den Schulen die weitgehende Aufhebung von Gesundheitsschutzmaßnahmen wie etwa der Maskenpflicht möglich und auch verantwortbar.» Ab diesem Zeitpunkt falle die Verantwortung für eine Erkrankung von Nichtgeimpften in den privaten persönlichen Verantwortungsbereich jedes Einzelnen.
Corona-Ausbruch unter Schülern - Ansteckung auf Busfahrt?
Gelnhausen (dpa/lhe) - An neun Schulen im Main-Kinzig-Kreis hat es eine auffällige Häufung an Corona-Infektionen gegeben. Insgesamt wurden bislang 82 Fälle bestätigt, wie ein Sprecher am Donnerstag in Gelnhausen mitteilte. Der Kreis geht davon aus, dass sich ein Großteil der Kinder in der vergangenen Woche bei einer Fahrt im Schulbus angesteckt hat. Betroffen sind demnach vor allem Schüler der Bergwinkel-Grundschule in Schlüchtern. Der private Rundfunksender «Hit Radio FFH» hatte über den Corona-Ausbruch berichtet.
An allen Schulen, die von der Buslinie angefahren werden, wurden eine Maskenpflicht und tägliche Schnelltests angeordnet. «Bis der Vorgang rund um diese Busfahrt komplett aufgearbeitet ist, wird das Unternehmen nicht im Einsatz sein», sagte der Kreis-Sprecher. Die Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig habe vorübergehend einen anderen Anbieter beauftragt. Unter den Infektionen sind den Angaben zufolge auch 20 Folgeinfektionen innerhalb der betroffenen Familien.
Impfgegner demonstrieren gegen Corona-Impfaktion an Freiburger Schule
Freiburg (dpa/lsw) - Rund 100 Impfgegner haben in Freiburg vor einer Schule gegen eine Corona-Impfaktion demonstriert. Zwischen den Demonstrierenden und mehreren Dritten sei es zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen, sagte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag. Da es bereits zuvor im Internet Hinweise auf den Protest gegen die geplante Impfaktion an der Freiburger Schule gegeben habe, sei die Polizei mit Einsatzkräften vor Ort gewesen. Abgesehen von verbalen Auseinandersetzungen sei die Demonstration am Donnerstag ruhig verlaufen, sagte die Sprecherin. Zuvor hatte der Südwestrundfunk berichtet.
Maske schützt - VGH lehnt Eilantrag einer Schülerin dagegen ab
Maske und Test für Schülerinnen und Schüler sind zumutbar. Beides sichert den Präsenzunterricht. Der ist richtig und wichtig, betont der Verwaltungsgerichtshof.
Mannheim (dpa/lsw) - Masken und Tests in Schulen müssen weiterhin sein: Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg hat einen dagegen gerichteten Eilantrag einer Fünftklässlerin aus dem Neckar-Odenwald-Kreis als unbegründet abgelehnt. Wie das Gericht am Donnerstag mitteilte, sind die Regelungen zur Masken- und Testpflicht auch im neuen Schuljahr voraussichtlich rechtmäßig. Der Beschluss (AZ:1 S 2944/21 - 22. September 2021) sei unanfechtbar. Schon im vergangenen Schuljahr hatte der VGH über zwei Dutzend Anträge gegen die Maskenpflicht abschlägig beschieden.
Die Maskenpflicht diene dem legitimen Zweck, das Leben und die körperliche Unversehrtheit der Schülerinnen und Schüler sowie einer potenziell sehr großen Zahl von Menschen zu schützen. Darüber hinaus solle damit trotz des anhaltenden Infektionsgeschehens Präsenzunterricht ermöglicht werden. Der sei vor dem Hintergrund der sozialen Teilhabe und der Bildungsgerechtigkeit nicht zu beanstanden.
Aus Sicht des Gerichts sind Einschränkungen durch Maske und Tests für die Schülerin zumutbar. Gerade in Schulen habe es vor den Sommerferien zahlreiche Ausbrüche gegeben. Nun sei aus den Erfahrungen des letzten Herbstes zu erwarten, dass aufgrund eingetragener Infektionen aus dem Ausland die Zahl der Infizierten auch im Schulbereich steige. Dies gelte umso mehr, als die Grundinzidenz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum höher sei. Das Gericht verwies zudem auf zahlreiche Erleichterungen bei der Maskenpflicht im Schulalltag; so seien immer wieder Masken-Pausen möglich.
Regelmäßige Tests könnten dazu führen, dass Infektionen nicht in die Schule kommen oder schnell erkannt werden. Infizierte könnten so rasch isoliert und Infektionsketten unterbrochen werden.
21.09.2021
Inzidenz bei schulpflichtigen Kindern in Bayern stark gestiegen
In der ersten Schulwoche gingen in Bayern die Corona-Infektionszahlen zurück - aber nicht in der Altersgruppe der schulpflichtigen Kinder, dort gab es einen deutlichen Anstieg. Mit den Schultests dürften viele unentdeckte Infektionen zum Vorschein gekommen sein.
München (dpa/lby) - Durch die Corona-Tests in den Schulen sind möglicherweise deutlich mehr Infektionen bei Kindern und Jugendlichen entdeckt worden. Dies lassen die aktuellen Infektionszahlen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vermuten.
Demnach ist die Inzidenz in der Altersgruppe der 6- bis 15-Jährigen in der zurückliegenden Woche deutlich gestiegen, während bei fast allen anderen Altersgruppen die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat rückläufig war. Auch das Gesundheitsministerium in München schließt nicht aus, dass der Anstieg der Fallzahlen mit den nach den Ferien wieder begonnenen Schultests, bei denen zuvor unentdeckte Infektionen mit mildem Verlauf auffielen, zusammenhängt.
Am Dienstag der vergangenen Woche war in Bayern Schulstart nach den Sommerferien. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich seitdem entsprechend des bayerischen Testkonzeptes mehrfach pro Woche in der Schule testen. In der ersten Schulwoche waren noch überall die Schnelltests im Einsatz, die bereits vor den großen Ferien verwendet wurden.
In der Gruppe der 6 bis 11 Jahre alten Kinder gab es in der ersten Schulwoche ein Anstieg der Inzidenz von 149 auf 191, während es bei jüngeren Kindern einen leichten Rückgang auf 87 gab (minus 3). Ähnlich deutlich war der Anstieg bei den 12- bis 15-Jährigen von 175 auf 202. Auch hier gab es bei den älteren Jugendlichen (16 bis 19 Jahre) einen Rückgang von 194 auf 173.
Bei den weiteren Altersgruppen gab es meistens rückläufige Zahlen, nur bei den über 80-Jährigen gab es einen geringfügigen Anstieg. Allerdings sind die Infektionszahlen bei den Rentnern weiterhin unterdurchschnittlich in Bayern. Der Landesdurchschnitt der Inzidenz sank laut Gesundheits-Landesamt in Erlangen in der vergangenen Woche von 94 auf 87.
Woran der Anstieg bei den schulpflichtigen Kindern liegt, ist im Detail nicht bekannt. Allerdings vermutet Henrike Paede vom Bayerischen Elternverband einen Zusammenhang mit den seit 14. September wieder stattfindenden Schultestungen. «Im Urlaub wurde nicht getestet», sagte sie.
Dass sich die Kinder erst in der Schule angesteckt haben, schließt die stellvertretende Landesvorsitzende als Grund für den deutlichen Anstieg allerdings aus. Aufgrund der Inkubationszeit würden solche Infektionen noch nicht in der Statistik auftauchen können.
Bayerns Gesundheitsministerium verweist darauf, dass allerdings auch der Schulbetrieb selbst Infektionen begünstigen könne. Es fänden schließlich wieder mehr Kontakte unter Jugendlichen statt, erklärte eine Sprecherin.
«Zusätzlich gilt es noch zu beachten, dass der Impffortschritt in der Altersgruppe 12-17 Jahre deutlich hinter dem anderer Altersgruppen liegt», betonte sie. Eine Impfung sei ja erst nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) möglich geworden. Daher sei erst etwa ein Viertel der Jugendlichen in dieser Gruppe vollständig geimpft. Für Jüngere gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.
Die Kinder und Jugendlichen müssen sich in den Schulen mehrfach pro Woche selbst testen, um unerkannte Infektionen zu finden. In den Grund- und Förderschulen werden die Schnelltests ab dieser Woche nach und nach durch die sogenannten PCR-Lollitests ersetzt, die in den Laboren ausgewertet werden und genauer sind als die bisherigen Tests.
20.09.2021
Rund 1000 Schüler in Quarantäne - Verdoppelung zur Vorwoche
Seit dem Ferienende gab es an den Schulen drei Mal pro Woche Corona-Selbsttests und eine Testpflicht. Die Zahl der Infizierten und derer in Quarantäne steigt.
Magdeburg (dpa/sa) - In den rund zweieinhalb Wochen seit den Sommerferien hat Corona an Sachsen-Anhalts Schulen bereits Spuren hinterlassen. 1035 Schülerinnen und Schüler befanden sich zum Stichtag am vergangenen Donnerstag in Quarantäne, 260 waren aktuell infiziert, wie das Bildungsministerium am Montag in Magdeburg mitteilte.
Damit seien 0,57 Prozent der gemeldeten Schülerinnen und Schüler im Land in Quarantäne und 0,14 Prozent corona-positiv gewesen. Zudem seien vier Lehrkräfte infiziert gewesen (0,03 Prozent) und zwölf in Quarantäne (0,09 Prozent). Die Fälle verteilen sich den Angaben zufolge auf vier Prozent von insgesamt 656 Schulen.
In der Woche zuvor - mit dem Stichtag 9. September - waren 468 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne und 104 infiziert. Binnen einer Woche verdoppelten sich die Zahlen also. In den ersten beiden vollen Schulwochen nach den Sommerferien hatte es in den Schulen jeweils drei Corona-Selbsttests pro Woche gegeben. Von dieser Woche an sind es wieder zwei pro Woche. Es gilt eine Testpflicht.
Wie viele Schülerinnen und Schüler sich dem verweigern, wird laut Ministerium nicht erfasst. «Nach bisherigen Rückmeldungen handelt es sich um Einzelfälle», sagte eine Sprecherin. «Die Schule ist gehalten, der Testpflicht- und damit Schulverweigerung in erster Linie mit pädagogischen und erzieherischen Mitteln vermittelnd zu begegnen.» Im Vordergrund stehe der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern und deren Erziehungsberechtigten.
Sachsen-Anhalt zählt weiter zu den Bundesländern mit dem geringsten nachgewiesenen Infektionsgeschehen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) kamen von Sonntag auf Montag 24 Neuinfektionen hinzu. Die Zahl registrierte neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche lag am Montag bei 36,4; am Sonntag waren es 36,2. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 71,0. Den niedrigsten Wert hatte Mecklenburg-Vorpommern mit 31,8.
Unterdessen sind 62,6 Prozent der Sachsen-Anhalter einmal gegen Corona geimpft, 59,9 Prozent haben auch die Zweitimpfung erhalten und somit den vollen Impfschutz. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) rief am Montag dazu auf, die Impfquote auf mindestens 80 Prozent zu steigern. «Die Wirtschaft und Kultur, der Sport- und Bildungsbereich dürfen nicht wieder in einen Lockdown gehen, wie wir ihn schon zweimal erleben mussten. Das steht die Gesellschaft nicht durch», mahnte Trümper. In den kommenden Wochen entscheide sich, ob es einen weiteren Corona-Winter gebe oder nicht.
Kommunen kaufen Luftreiniger für Schulen
Schwerin (dpa/mv) - Nach anfänglichem Zögern kaufen einige Kommunen nun doch im größeren Stil Luftreinigungsgeräte für ihre Schulen, um die Ausbreitung von Corona-Infektionen in den Klassenräumen im Herbst und Winter zu verhindern. So sollen im Schulamtsbezirk Schwerin 100 Geräte für sieben Schulen angeschafft werdenen, im Schulamtsbezirk Neubrandenburg 46 Geräte für 27 Schulen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervor.
Die Schulträger hätten dafür einen Zuschuss des Landes aus einem zwei Millionen Euro umfassenden Förderprogramm beantragt. Die beantragte Förderung beläuft sich demnach für beide Bereiche zusammen auf rund 200 000 Euro, was einem Zehntel des gesamten Programms entspricht.
Im Juli waren die Kommunen als Schulträger um Auskunft zum Bedarf an Luftfiltergeräten gebeten worden. «Derzeit liegen Daten von circa 25 Prozent aller Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vor», teilte die Landesregierung mit. «Der Bedarf an Luftreinigungsgeräten wurde mit 511 angegeben. Für die Anschaffung von 146 dieser Geräte liegen entsprechende Förderanträge vor.»
Anfangs hatten die meisten Kommunen erklärt, mit Hilfe des Förderprogramms lieber die billigeren CO2-Messgeräte anschaffen zu wollen, die anzeigen, wenn die Luft im Klassenzimmer allgemein zu schlecht wird und gelüftet werden sollte. Einige Kommunen haben mit Blick auf den nahenden Herbst und Winter offenbar umgedacht. Darüber hinaus planen Schulträger laut Regierung den Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen.
Kinder impfen als Schutz vor Long-Covid? Forscher bemängeln Datenlage
Auch Kinder und Jugendliche können längerfristig an Corona leiden. Ist das ein Argument für eine Impfung der Jüngsten? Forscher beklagen eine unzureichende Studienlage zu Long-Covid in diesem Alter.
Melbourne (dpa) - Die Problematik von Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen lässt sich anhand der aktuellen Studienlage kaum beurteilen. Das schreiben australische Forscher in einem Übersichtsartikel in «The Pediatric Infectious Disease Journal». Die Frage nach Long-Covid - als dem Anhalten von Corona-Symptomen über viele Wochen - ist brisant, weil das Syndrom ein Argument für Kinder-Impfungen sein könnte, sollte es weit verbreitet sein.
Eine Corona-Infektion verläuft bei Kindern und Jugendlichen in der Regel deutlich milder als bei Erwachsenen. Die meisten Kinder entwickeln keine Symptome, manche erkranken leicht. Zwei Prozent müssen in einem Krankenhaus behandelt werden, schreiben die australischen Forscher mit Verweis auf verschiedene internationale Untersuchungen. Rund 0,03 Prozent versterben demnach als Folge der Infektion. Sollten Kinder unter 12 Jahren trotzdem geimpft werden? Dazu läuft in Deutschland eine hitzige Debatte.
«Das geringe Risiko der akuten Erkrankung bedeutet, dass einer der Hauptvorteile einer Impfung von Kindern darin liegen könnte, sie vor Long-Covid zu schützen», sagt Nigel Curtis von der Universität Melbourne, einer der Autoren des Übersichtsartikels. Er und sein Team fassten vierzehn Einzelstudien zu Long-Covid zusammen, die rund 19 426 Kinder einbezogen. Die Prävalenz von typischen Symptomen variierte je nach Studie zwischen 4 und 66 Prozent. Die kleinen Patienten klagten über Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Bauchschmerzen und Muskel- sowie Gelenkbeschwerden.
In drei Studien waren Mädchen deutlich häufiger betroffen. Nach höchstens zwölf Wochen war der Großteil der Kinder beschwerdefrei. Kinder scheinen zwar an Long-Covid zu erkranken - aber weniger lange und ausgeprägt als Erwachsene.
Die Autoren betonen stark die begrenzte Datenlage. «Die vorliegenden Studien geben keine klare Definition für das Syndrom an», so Curtis. Mittels Online-Umfragen oder Telefoninterviews wurden die Daten erhoben. Patienten mit starkem Leidensdruck würden diese Tools vielleicht mehr nutzen als Kinder mit leichten Symptomen. Die Prävalenz von Long-Covid könnte dadurch überschätzt werden.
Zudem sei unklar, ob die berichteten Symptome überhaupt auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückzuführen sind - oder beispielsweise Folgen eines Lockdowns. Für zukünftige Studien fordern die Autoren klare Kontrollgruppen. Long-Covid-Patienten müssten mit gesunden Probanden sowie Kindern verglichen werden, die an anderen Atemwegsinfektionen erkrankt sind. Nur so könnte ein kausaler Zusammenhang tatsächlich festgestellt werden.
Sollten Kinder also geimpft werden, um sie vor Langzeitfolgen der Erkrankung zu schützen? «In der Debatte über die Vorteile einer Impfung müssen wir das Risiko für Long-Covid in dieser Altersgruppe kennen», so Curtis. Die aktuellen Studien reichten dafür aber noch nicht aus. Daniel Vilser, leitender Oberarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena, sieht das ähnlich.
«Die Studie fasst gut zusammen, wie die Datenlage im Moment aussieht», sagt er zu dem Übersichtsartikel. «Aber die Daten sind noch nicht gut vergleichbar.» Über 200 Symptome sind mit Long-Covid assoziiert. Es gibt viele Überschneidungen zu Erkrankungen, die schlecht fassbar sind - beispielsweise zu Depressionen und psychosomatischen Krankheitsbildern. Die Übergänge sind fließend. «Wir haben keinen Biomarker, der die Verdachtsdiagnose objektiv bestätigen könnte. Das ist unser Hauptproblem.» Vilser leitet eine neu eingerichtete Long-Covid-Sprechstunde.
«Wir schulen die Kinder im Umgang mit der Erkrankung», sagt er. Eine kausale Behandlung gibt es nicht. Manche Kinder profitieren von Physio-, Ergo- oder Psychotherapie. «Wir stellen aber auch Bescheinigungen aus, sodass weniger belastbare Kinder zum Beispiel nur für zwei Stunden pro Tag zur Schule gehen müssen.»
Vilser stimmt mit den Autoren der Studie überein, dass die Symptome auch als Folge der Pandemie gewertet werden können. «Wenn wir die Schäden durch den Lockdown mit den Schäden durch das Virus betrachten: Dann überwiegt klar der Lockdown», sagt Vilser. Seit Beginn der Pandemie ist die Inzidenz von psychosomatischen Erkrankungen bei Kindern stark gestiegen. «Dass es Long-Covid bei Kindern nicht gibt, ist aber falsch. Es wäre schade, wenn die Betroffenen keine Hilfe bekämen.»
Zeitung: Land plant weitere Lockerungen und Impfoffensive an Schulen
Osnabrück/Hannover (dpa/lni) - Die Landesregierung in Hannover plant laut der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag) für den Schulbetrieb die nächsten Lockerungsschritte und eine Impfoffensive. Nachdem noch in dieser Woche die Maskenpflicht im Unterricht für die Klassen eins und zwei fallen solle, sei es nach Darstellung von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) denbar, nach den Herbstferien die Maskenpflicht für die Klassen drei und vier aufzuheben.
«Sobald es verantwortbar ist, gehen wir die nächsten Schritte», sagte Tonne in einem Interview mit dem Blatt. «Auch ich möchte die Maske im Unterricht nicht dauerhaft installieren, weil ich als Vater von vier schulpflichtigen Kindern genau weiß, was das für eine Belastung ist.» Das Land werde nach den Herbstferien mit mobilen Impfteams in die Schulen gehen. «Das jedenfalls ist der gemeinsame Wunsch von Sozialministerin Daniela Behrens und mir.»
Er sehe immer wieder, wie wichtig es sei, Schülern niedrigschwellige Impfangebote zu machen und mit dem Impfstoff zu ihnen zu kommen, betonte Tonne. Auch Eltern könnten sich in den Schulen impfen lassen und so einen Beitrag dazu leisten, Präsenzunterricht zu schützen.
Nach Angaben der Zeitung hat das Land bisher für die Schulen 42,5 Millionen Corona-Schnelltests beschafft und bis zu den Herbstferien 205 Millionen Euro in das Testkonzept an den Schulen investiert. Für den Zeitraum nach den Herbstferien bis Ende des Jahres plane Niedersachsen mit rund 30 Millionen weiteren Tests und Kosten in Höhe von mehr als 42 Millionen Euro - inklusive der fünftägigen Testung nach den Herbstferien.
19.09.2021
Schulleiter wütend: Pooltests ab Montag unrealistisch
München (dpa/lby) - Eigentlich sollten ab diesem Montag die sogenannten Pooltests in Grund- und Förderschulen starten - doch Schulleiter stehen wegen zusätzlicher Bürokratie auf den Barrikaden. «Die Einführung der Pooltests (...) mit diesem Zeitdruck ohne soliden verifizierten Verwaltungsvorlauf ist unrealistisch», schrieb die Vorsitzende des bayerischen Schulleitungsverbandes (bsv), Cäcilia Mischko, am Sonntag in einem Brief an Kultusminister Michael Piazolo.
«Entgegen Ihren pressewirksamen Ankündigungen ist der Verwaltungsaufwand in den Schulen immens. Die Schulleitungen müssen sich in einer vollkommen unrealistischen und unnötigen Terminsetzung in einen medizinischen Bereich einarbeiten.» Schulleitungen müssten erneut lernen, «sich mit seriellen Testungen und digitalen Schnittstellen und Barcodes zu befassen», heißt es in dem Verband, der die Interessen von Schulleitungen an Grund-, Mittel- und Förderschulen vertritt.
Viele Eltern stünden den neuen Tests skeptisch gegenüber, von ihnen braucht man allerdings eine Einwilligung. «Der Sinn der Eile der Pooltests ist unwirklich und überdies nicht erkennbar. In den Schulen sind genügend Selbsttests für viele Wochen eingelagert. Was für eine Verschwendung der Ressourcen! Uns bleibt im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg, Herr Minister!»
Das Kultusministerium hatte angekündigt, dass die Pooltests ab dem 20. September für noch mehr Sicherheit sorgen sollen. Allerdings hatte ein Sprecher bereits am Freitag erklärt, dass es wohl nicht überall mit der Einführung ab Montag klappe. Bei den neuen PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden und die als genauer gelten als die bisherigen Schnelltests, sollen die Kinder an zwei Tupfern lutschen. Zunächst werden die Proben von allen in einem größeren Röhrchen gesammelt - also als Pool - untersucht. Findet sich ein Hinweis auf eine Infektion in der Klasse, werden die zweiten Proben der Kinder einzeln analysiert.
18.09.2021
Ab Montag Testnachweispflicht für Kita-Beschäftigte
München (dpa/lby) - Ab Montag müssen ungeimpfte Beschäftigte in Kindertagesstätten in Bayern nachweisen, dass sie negativ auf Corona getestet sind. Daran erinnerte Familienministerin Carolina Trautner (CSU) am Samstag. So solle die Sicherheit für Kinder, Eltern und die Mitarbeiter erhöht werden, teilte das Ministerium mit. Die Beschäftigten müssen sich ab kommender Woche dreimal pro Woche testen. Ohne Nachweis dürfen sie nicht in die Einrichtung.
Die Regel hatte das Kabinett vergangene Woche beschlossen. Neben den eigenen Beschäftigten gilt die Pflicht auch für Mitarbeiter von außen, also zum Beispiel Reinigungskräfte oder Musiklehrer. Der Freistaat stellt den Kitas Selbsttests bereit. So könnten sich auch geimpfte oder genesene Beschäftigte freiwillig testen.
Eltern müssen sich nicht testen lassen, wenn sie ihre Kinder bringen und abholen oder kurz mit den Erziehern reden wollen. Für Kinder soll es sogenannte Lollitests geben, zudem bekommen Eltern Berechtigungsscheine für kostenlose Selbsttests - verpflichtend ist das allerdings nicht. Masken müssen Erwachsene weiter tragen. Trautner sagte, derzeit seien sehr wenige Kitas wegen Corona geschlossen.
Zurück in den Hörsaal - Wintersemester mit Präsenzveranstaltungen
Für viele Studentinnen und Studenten geht es im Wintersemester wieder zurück in die Universitäten. Ganz auf Online-Angebote verzichten will man dabei jedoch nicht.
Hannover (dpa/lni) - Die großen Universitäten in Niedersachsen wollen zum Start des diesjährigen Wintersemesters wieder so weit möglich in den Präsenzunterricht zurückkehren. «Dies entspricht dem Wunsch von Studierenden wie Lehrenden gleichermaßen», sagte eine Sprecherin der Leibniz Universität Hannover. Ab Oktober dürfen nur noch geimpfte, genesene oder getestete Menschen die Gebäude der größten Universität in Niedersachsen betreten. Die 3G-Regel soll durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an den Gebäude- und Hörsaaleingängen kontrolliert werden. Die Impfquote unter den Studentinnen und Studenten sei laut der Sprecherin sehr hoch: «Studien belegen bis zu 90 Prozent.»
Ob eine Veranstaltung vor Ort oder weiterhin online stattfindet, entscheiden aber letztlich die Lehrenden. Onlineangebote werden zudem bei großen Grundlagenvorlesungen zusätzlich angeboten. Die Universität in Hannover zählt momentan mehr als 30 000 Studentinnen und Studenten.
Auch an der Georg-August-Universität in Göttingen wollen die Verantwortlichen möglichst viel Präsenzlehre anbieten. Vorlesungssäle und kleinere Unterrichtsräume sollen dabei aber höchstens zur Hälfte besetzt werden. Soweit wie mögliche sollen alle Lehrveranstaltungen auch live gestreamt werden. Dadurch sollen auch Studierende teilnehmen können, die sich in Quarantäne befinden oder sich noch nicht in größere Menschenmassen trauen. Und auch in Göttingen werde die 3G-Regelung kontrolliert. «Wir gehen im Moment von einer Kontrolle an den Eingängen von größeren Lehrveranstaltungsgebäuden aus, beispielsweise am zentralen Hörsaalgebäude», sagte ein Sprecher der Universität.
An der Technischen Universität Braunschweig sollen in der kommenden Vorlesungszeit möglichst alle Vorlesungen und Seminare vor Ort stattfinden, die weniger als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben. Größere Veranstaltungen und solche, bei denen sich die digitale Form in den letzten Semestern bewährt habe, sollen weiter online angeboten werden, sagte eine Sprecherin.
In Bremen soll die 3G-Regelung im Wintersemester per QR-Codes an den Zugängen überprüft werden. «Wir arbeiten gerade an elektronischen Lösungen», sagte eine Sprecherin der Universität. Jede Lehrveranstaltung habe demnach einen QR-Code, über den sich die Teilnehmenden über eine App an- und abmelden müssen. Die 3G-Regel gilt seit Anfang August auf dem gesamten Campus-Gelände. Bei den Vorlesungen und Seminaren verfolge man ein zweigleisiges System mit einer Mischung aus Präsenz- und Online-Lehre.
Umfrage: Gespräche und Vorbilder helfen Kindern gegen Corona-Stress
annover (dpa) - Rad fahren, ruhige Vorbilder, Gespräche in der Familie - Eltern haben in der Corona-Pandemie verschiedene Wege gewählt, um den Stress für ihre Kinder zu reduzieren. In einer Forsa-Umfrage gaben viele von ihnen an, es helfe dem eigenen Kind, wenn die Eltern als Vorbild ruhig blieben (89 Prozent) oder man etwas unternehme, zum Beispiel Rad fahre oder Gesellschaftsspiele spiele (89 Prozent). Viel miteinander zu reden (84 Prozent), die coronabedingten Einschränkungen verständlich zu erklären (75 Prozent) und mit den Großeltern eine Videokonferenz zu haben statt sie persönlich zu treffen (57 Prozent) helfe ebenfalls.
Forsa befragte im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse bereits im Frühjahr 1002 Eltern, die Ergebnisse wurden nun zum Weltkindertag am 20. September veröffentlicht. KKH-Psychologin Franziska Klemm erklärt dazu: «Regelmäßige Gespräche über Ängste, Wünsche und Sorgen können helfen, jedes Familienmitglied wahrzunehmen und Verständnis füreinander zu schaffen.» In mehr als jeder zweiten Familie (57 Prozent) habe es zudem geholfen, die Kinder in die Arbeit im Haushalt einzubeziehen. «Sich nützlich fühlen und gebraucht zu werden, vermittelt immer ein gutes Gefühl. Das gilt nicht nur in Krisensituationen», so die KKH-Psychologin.
Mehr als drei Viertel der Eltern (77 Prozent) gaben bei der Umfrage an, die Schulschließungen und die anderen coronabedingten Einschränkungen hätten beim eigenen Kind Stress verursacht. Besonders oft wurden als Stressfaktoren genannt, dass sich Kinder nicht mit Freunden treffen konnten (85 Prozent) und Freizeitaktivitäten wie Vereine fehlten (81 Prozent). Auch das digitale Lernen zu Hause im Homeschooling (56 Prozent) und das Alleinsein, weil die Eltern arbeiten mussten und Schulen geschlossen waren (32 Prozent), machten Eltern oft als Grund für zusätzliche Belastung aus.
16.09.2021
Schwerin und Neubrandenburg kaufen Luftreiniger für Schulen
Schwerin (dpa/mv) - Nach anfänglichem Zögern kaufen einige Kommunen nun doch im größeren Stil Luftreinigungsgeräte für ihre Schulen, um die Ausbreitung von Corona-Infektionen in den Klassenräumen im Herbst und Winter zu verhindern. So will die Landeshauptstadt Schwerin 100 Geräte für sieben Schulen anschaffen, die Stadt Neubrandenburg 46 Geräte für 27 Schulen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervor.
Beide Kommunen hätten dafür einen Zuschuss des Landes aus einem zwei Millionen Euro umfassenden Förderprogramm beantragt. Die beantragte Förderung beläuft sich demnach für beide Städte zusammen auf rund 200 000 Euro, was einem Zehntel des gesamten Programms entspricht.
Im Juli waren die Kommunen als Schulträger um Auskunft zum Bedarf an Luftfiltergeräten gebeten worden. «Derzeit liegen Daten von circa 25 Prozent aller Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vor», so die Landesregierung. «Der Bedarf an Luftreinigungsgeräten wurde mit 511 angegeben. Für die Anschaffung von 146 dieser Geräte liegen entsprechende Förderanträge vor.»
Zunächst hatten die meisten Kommunen erklärt, mit Hilfe des Förderprogramms lieber die billigeren CO2-Messgeräte anschaffen zu wollen, die anzeigen, wenn die Luft im Klassenzimmer allgemein zu schlecht wird und gelüftet werden sollte. Einige Kommunen haben mit Blick auf den nahenden Herbst und Winter offenbar umgedacht. Darüber hinaus planen Schulträger laut Regierung den Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen.
Entwurf: Maskenpflicht könnte für einige Schüler gelockert werden
Seit Schulbeginn Anfang September müssen alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen Maske tragen. Das könnte sich künftig zumindest für einige ändern.
Hannover (dpa/lni) - Jüngere Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen könnten von der geplanten überarbeiteten Corona-Verordnung profitieren und künftig keine Maske mehr im Unterricht tragen müssen. Wie aus einem Verordnungsentwurf hervorgeht, müssen Kinder, die in die erste und zweite Klasse gehen, keine Maske mehr tragen, wenn sie einen Sitzplatz in einem Unterrichts- oder Arbeitsraum eingenommen haben. Ein entsprechender Entwurf der Corona-Landesverordnung liegt der Deutschen Presse-Agentur in Hannover vor. Alle Schülerinnen und Schüler im Bundesland müssen derzeit im Unterricht noch Schutzmasken tragen. Die derzeitige Corona-Landesverordnung gilt noch bis zum 22. September. Mögliche Änderungen könnten somit kommende Woche in Kraft treten.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte diese Woche im Landtag bereits angekündigt, dass mit der sogenannten 2G-Regel künftig in weiteren Bereichen die Maskenpflicht und das Abstandhalten wegfallen sollen - etwa in Gastronomie, Kultur und Sport.
Nach der 2G-Regel wird der Zutritt zu bestimmten Bereichen nur gewährt, wenn Menschen gegen das Coronavirus geimpft oder genesen sind. Ein negativer Corona-Test reicht dann in der Regel nicht mehr aus. In der derzeitigen Corona-Verordnung können Betreiber von Diskotheken, Clubs und Shisha-Bars bereits den Zugang auf Gäste beschränken, die geimpft oder genesen sind. Dann muss zum Beispiel keine Maske mehr getragen werden. Menschen bis 18 Jahren sollen demnach auch ohne Impfung oder Genesung Zutritt bekommen, da sie sich regelmäßig vor dem Schulbesuch testen. Kinder, die jünger als zwölf Jahre sind, können sich noch nicht impfen lassen.
Laut des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) befürwortet die Mehrheit der Gastronomen in Niedersachsen die 2G-Regel, erwartet aber auch, dass sie die angekündigten Erleichterungen dann auch tatsächlich umsetzen können.
Für einen Wechsel von einer Corona-Warnstufe in die nächsthöhere muss laut Weil künftig der entsprechende Leitwert bei dem Krankenhausindikator erreicht sein - hinzukommen müsse dann ein weiterer Indikator, entweder die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen oder der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Auch dort müssten jeweils die bereits bekannten Schwellenwerte überschritten werden. Daneben werde auch die 50er Inzidenzschwelle beibehalten, ab dem der Zutritt für bestimmte Bereiche auf Genesene, Geimpfte und Getestete (3G) beschränkt werden soll.
In dem Verordnungsentwurf ist von drei Warnstufen die Rede. Erreicht ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt die höchste Stufe, benötigen demnach Ungeimpfte einen PCR-Test für Bereiche, die mit einer Testpflicht verbunden sind.
An der bestehenden Corona-Verordnung hatte es beispielsweise von Oppositionsparteien Kritik gegeben, weil einzelne Warnstufen, die entscheidend für verschärfte Maßnahmen sind, nicht konkret benannt worden seien.
«Auch wenn in der neuen Verordnung nun alle drei Warnstufen endlich mit ihren Folgen definiert sind, ist die Verordnung weiterhin unübersichtlich und zu komplex, um alltagstauglich eine Übersicht über die geltenden Regeln zu bieten», kritisierte der FDP-Fraktionsvorsitzende Stefan Birkner den Entwurf. Nach Ansicht seiner Fraktion sollte die Maskenpflicht im Unterricht unabhängig vom Alter der Schülerinnen und Schüler wegfallen.
Kritik zum Verordnungsentwurf kam ebenfalls von den Grünen: «Transparenz und Verständlichkeit sehen anders aus. Diese Verordnung ist noch umfangreicher und unverständlicher geworden, als die vorherigen», bemängelte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Meta Janssen-Kucz. «Fakt ist: wenn nur noch Experten die Verordnung lesen und den Überblick behalten können, verlieren die Maßnahmen an Akzeptanz und damit ihre Wirkung für ausreichenden Gesundheitsschutz und den Schutz vor der Überlastung des Gesundheitssystems.»
OECD: Mehr als 180 Tage gestörter Unterricht in Corona-Zeit
Schulen und Kitas sollen nicht mehr schließen, wird immer wieder betont. Zahlen der OECD zeigen nun, wie sehr die Schließungen und Einschränkungen in der Vergangenheit den Unterricht eingeschränkt haben.
Berlin (dpa) - Zwei Drittel der Unterrichtstage waren in den ersten Corona-Wellen in Deutschland durch geschlossene oder nur teilweise geöffnete Schulen beeinträchtigt. Diese Zahlen hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag vorgelegt. Die rund elf Millionen Schülerinnen und Schüler im Land hatten seit Beginn der Pandemie bis zu diesem Frühjahr im Schnitt an mehr als 180 Tagen sogenanntes Homeschooling, Wechselunterricht oder andere Unterrichtsformen, weil Schulen zu oder nur zum Teil geöffnet waren. Das sind 67 Prozent der rund 270 Schultage im untersuchten Zeitraum zwischen Januar 2020 und 20. Mai 2021.
Grundschulen waren demnach im Schnitt 64 Tage geschlossen und 118 Tage nur teilweise geöffnet. Weiterführende Schulen waren an 85 Tagen geschlossen und an 98 Tagen nur eingeschränkt in Betrieb, Gymnasien oder Berufsschulen waren 83 Tage zu und 103 Tage nur teilweise geöffnet. Kitas waren im Untersuchungszeitraum im Durchschnitt 61 Tage vollständig geschlossen. Zahlen zum Teilbetrieb bei Kitas liegen nicht vor.
OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sagte am Donnerstag: «Man muss bei zukünftigen Krisen sich Gedanken machen, was die Prioritäten sind.» Er verwies darauf, dass andere OECD-Länder bei ähnlicher oder noch schwierigerer Infektionslage, die politische Entscheidung getroffen hätten, die Schulen offenzuhalten.
Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) begründete das Vorgehen in Deutschland mit der starken Rolle der Gesundheitsfrage im Abwägungsprozess, «was übrigens auch von der Gesellschaft ja lange, lange so auch mitgetragen wurde.» In Umfragen habe man weitestgehende Akzeptanz dafür gesehen, dass man sehr restriktiv rangegangen sei. Schleicher sagte, es sei international keinerlei statistischer Zusammenhang zwischen der Höhe der Infektionsraten und der Länge der Schulschließungen zu sehen.
Die OECD legte die Daten im Rahmen ihrer jährlich veröffentlichten Erhebung «Bildung auf einen Blick» vor. In der mehr als 500-seitigen Studie werden die Bildungssysteme der 38 OECD- und weiterer Länder miteinander verglichen. Unter anderem wird untersucht, wie viel Geld die Länder für Bildung ausgeben oder wie Schulen und Kitas personell aufgestellt sind.
Hervorgehoben wird für Deutschland, dass sowohl in der Altersgruppe unter drei Jahren als auch im vorschulischen Bereich mehr Kinder an frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung teilnähmen als im OECD-Durchschnitt. Die jährlichen Bildungsausgaben pro Schülerin und Schüler seien zudem höher als im OECD-Durchschnitt. Allerdings gibt Deutschland dem Bericht zufolge bezogen auf sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) weniger Geld für Bildungseinrichtungen aus als die OECD-Länder im Schnitt. 2018 waren es demnach 4,3 Prozent des BIP, verglichen mit einem OECD-Durchschnittswert von 4,9 Prozent.
Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt müsse deutlich wachsen, forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). «Mit den bisher eingesetzten Mitteln schaffen wir es in Deutschland bis heute nicht, für Chancengleichheit zu sorgen», sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Die Gewerkschaft erneuerte zudem ihre Forderung nach besserer Bezahlung für Lehrkräfte und verwies auf einen «dramatischen Lehrkräftemangel» an Grundschulen. Nur so werde der Lehrkräfteberuf für junge Menschen bei der Berufswahl wieder attraktiver.
OECD-Bildungsdirektor Schleicher sieht andere Gründe: «Es geht weniger daum, den Lehrerberuf finanziell attraktiver zu machen, das ist er schon. Es geht eher darum das Berufsfeld intellektuell attraktiver zu machen». Laut OECD-Bericht sind die Gehälter für Lehrkräfte in Deutschland höher als in allen anderen OECD-Ländern mit verfügbaren Daten. Schleicher plädierte für neue Karrierestrukturen, die Lehrkräften eine Weiterentwicklung ermöglichten. Schule müsse ein spannendes Arbeitsumfeld sein. In Deutschland sei der Lehrerberuf immer noch sehr auf Unterricht im Klassenzimmer beschränkt.
Kostenlose Tests für Schüler - Neue Corona-Regeln beschlossen
Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Schüler können sich auch in den Herbstferien (4. bis 16. Oktober) kostenlos auf Corona testen lassen. Das gehe in den Testzentren, bei Bedarf stellten Schulen vor den Ferien aber auch Testkits zur Verfügung, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag. «Die Selbstauskunft nach einem negativen Corona-Selbsttest gilt dann für Schülerinnen und Schüler wie ein Testzertifikat aus dem Testzentrum.» Der Test gelte 72 Stunden.
Bereits am Mittwoch hatte die Landesregierung mit der ab 20. September geltenden neue Corona-Verordnung des Landes einen Paradigmenwechsel beschlossen. Die Corona-Beschränkungen werden damit überall aufgehoben, wo die sogenannte 3G-Regel gilt, wonach Menschen vollständig geimpft, genesen oder getestet sein müssen. Dies gilt für alle Veranstaltungen. Die Maskenpflicht gilt künftig nur noch beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr oder dem Einzelhandel.
Draußen sind zudem viele Aktivitäten wieder uneingeschränkt möglich. Kino- oder Konzertsäle können bei Einhaltung der 3G-Regel wieder voll ausgelastet werden. Bei Sportveranstaltungen gibt es keine Zuschauer-Obergrenzen mehr. Auch in Diskotheken darf wieder ohne Maske getanzt werden. Wer nicht vollständig geimpft ist, braucht aber ein höchstens sechs Stunden altes Testergebnis.
Das Abstandsgebot von 1,5 Metern ist in Schleswig-Holstein nur noch eine Empfehlung (Ausnahme sind Wahlgebäude). Die Regelungen zur Erfassung der Kontaktdaten in Innenbereichen werden nahezu aufgehoben. Dies betrifft insbesondere Veranstaltungen, Gaststätten, Freizeit- und Kultureinrichtungen, körpernahe Dienstleistungen, Sporteinrichtungen und touristische Busfahrten. Auch im Hotel gilt künftig die 3G-Regel, die Vorgaben zu wiederholten Tests entfallen.
Oberverwaltungsgericht bestätigt Maskenpflicht an allen Schulen
Lüneburg (dpa) - Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat die derzeit geltende Maskenpflicht in Schulgebäuden in Niedersachsen bestätigt. Eine Ausnahme sei derzeit auch nicht für Grundschüler geboten, teilte das Gericht nach einem entsprechenden Beschluss am Donnerstag mit. Eltern hatten im Namen ihrer Kinder gegen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Schulen geklagt. Ihrer Ansicht nach ist diese vor allem für Grundschüler unverhältnismäßig. Das Gericht folgte der Argumentation der Eltern nicht.
Zwar könne das längere Tragen einer Maske bei Kindern zu kurzfristigen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen führen. Schwere gesundheitliche Schäden seien aber nicht belegt. Der Schutz vor Überlastung des Gesundheitssystems rechtfertige zurzeit noch die generelle Maskenpflicht in Schulgebäuden. Sobald aber eine Überlastung nicht mehr zu befürchten sei - etwa bei einer höheren Impfquote -, müsse die Maskenpflicht zumindest für jüngere Kinder aufgehoben werden. Der Gerichtsbeschluss ist rechtskräftig.
Seit Ende der Sommerferien müssen alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen wieder zur Schule gehen. Sie müssen auch im Unterricht eine Maske tragen.
15.09.2021
Ärger bei Lehrerverbänden: Lolli-Tests zu kurzfristig
München (dpa/lby) - Die Ruhe währte nur kurz: Unmittelbar nach Beginn des neuen Schuljahrs haben sich Lehrervertreter am Mittwoch zornig zu Wort gemeldet. Grund für den Unmut ist einmal mehr das Vorgehen des Kultusministeriums - speziell die Vorgaben zu den kurzfristig einzuführenden Lolli-Tests an Grund- und Förderschulen sowie die Organisation von Impfangeboten.
«Das Schuljahr beginnt, wie das alte geendet hat: Hektik, Stress und großer Druck. Musste das so sein?», so die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, in München. Erst am Freitag habe das Ministerium die Schulen über die neuen PCR-Pooltests informiert, bemängelte auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Mit den kindgerechten Lolli-Tests zum Lutschen soll es bereits am nächsten Montag flächendeckend losgehen. «Das ist Wahnsinn», so Landesvize Florian Kohl.
Binnen weniger Tage sollten die Eltern informiert, Einverständniserklärungen eingeholt, Elternabende abgehalten, Zugänge zu einer digitalen Schnittstelle erstellt und die Logistik geklärt sein. «Das ist schlicht unmöglich», betonte Kohl. Fleischmann kritisierte zudem, dass die Schulleitungen obendrein noch Impfangebote direkt an den Schulen zu organisieren hätten. Die Verbände forderten, den Zeitdruck rauszunehmen und Schulen von nicht-pädagogischen Aufgaben zu entlasten.
Leere Klassen: Österreich lockert Quarantäneregeln an Schulen
Wien (dpa) - Österreich lockert nach einem starken Anstieg isolierter Jungen und Mädchen innerhalb kürzester Zeit seine Quarantäneregeln an Schulen. Künftig dürfen sich Schüler laut neuem Erlass des Gesundheitsministeriums bereits nach fünf statt zehn Tagen aus der Quarantäne freitesten. Ein negativer PCR-Test soll die frühzeitige Rückkehr ermöglichen. Zudem sollen bei älteren Schülern nur noch direkte Sitznachbarn und enge Kontaktpersonen erkrankter Kinder in Quarantäne geschickt werden. An Grundschulen konnte schon bisher bei nur einem Infektionsfall von einer Quarantäne der Mitschüler abgesehen werden. Wissenschaftler und Ärzte äußerten sich skeptisch zu den neuen Regeln.
Österreichweit waren kurz nach Schulbeginn nach Angaben der Tageszeitung «Kurier» schon 465 Klassen isoliert. Genaue Zahlen, wie viele Kinder betroffen waren, gab es von offizieller Seiten nicht.
Am Mittwoch meldeten die Behörden über 2600 Corona-Neuinfektionen im Land mit fast neun Millionen Einwohner. Das ist der höchste Wert seit Mitte April. Dies bedeutete eine Sieben-Tages-Inzidenz von 164 Fällen auf 100 000 Einwohner. 198 Menschen mussten auf der Intensivstation betreut werden. Insgesamt lagen 825 Patienten aufgrund einer Infektion mit dem Virus im Spital. Zudem wurden sieben Todesfälle gemeldet. Nicht ganz 60 Prozent der Österreicher sind durch Impfungen voll immunisiert.
14.09.2021
Schulstart: Söder verspricht keine weiteren Schulschließungen
Um Schulen weiterhin offen halten zu können, setzt der Freistaat verstärkt auf Tests und eine neue Quarantäne-Regelung. Doch bei den Vorbereitungen auf das neue Schuljahr lief nicht alles rund. Der Ministerpräsident zeigt sich trotzdem zuversichtlich.
München (dpa/lby) - Nach den langen Sommerferien hat auch in Bayern das neue Schuljahr wieder begonnen. Trotz der Dauersorgen vor Infektionen an den Schulen, gibt sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuversichtlich: «Ich glaube insgesamt, dass wir ein sicheres Schuljahr erleben werden - trotz Corona», sagte er am Dienstag vor Schülern eines Gymnasiums in München.
Bei seinem Besuch zusammen mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) räumte Söder aber erneut Nachholbedarf bei der Beschaffung von Luftreinigern für Klassenzimmer ein. Der Wunsch sei nach wie vor, viele Luftreiniger in den Schulen stehen zu haben. «Da gibt es tatsächlich noch bei einigen Nachholbedarf», gestand Söder. Wie groß dieser genau ist, weiß die Staatsregierung allerdings nicht, weil die jeweiligen Schulträger den Bedarf dezentral ermitteln.
Anhaltspunkte für die Summe der bereits angeschafften Geräte geben die Zahlen der Förderanträge, auch wenn nicht alle Träger die finanzielle Unterstützung des Freistaats in Anspruch genommen haben. Nach Angaben des Kultusministeriums wurden in den ersten beiden Antragsrunden - wie bereits bekannt - für rund 14 100 Klassenzimmer und Fachräume Luftreinigungsfilter bewilligt. In der aktuell laufenden dritten Runde erhöhe sich die Anzahl der gestellten Anträge täglich spürbar, bislang seien es rund 10 000.
Die zur Verfügung stehende Fördersumme für Schulen und Kitas sei damit aber noch nicht ausgeschöpft, erläuterte ein Sprecher des Ministeriums. Sie war von 50 Millionen Euro für die ersten beiden Runden auf 190 Millionen Euro aufgestockt worden.
Seit Dienstag gehen wieder rund 1,64 Millionen Buben und Mädchen in die Schule - darunter 121 000 Erstklässler. Um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden, setzt der Freistaat auf Maskenpflicht und Corona-Tests an den Schulen. Ziel sei es auch, so viele Schüler wie möglich zur Impfung zu bewegen.
Nach Angaben von Söder seien in Bayern knapp 33 Prozent der 12- bis 17-Jährigen einmal und 25 Prozent vollständig geimpft. Um diese Zahlen zu steigern, sollen für Schüler ab zwölf Jahren Anreize mit Impfangeboten in Schulen gemacht werden. Impfen sei der einzige Weg aus der Pandemie, betonte Söder.
Die Delta-Variante des Virus hatte sich in den vergangenen Wochen insbesondere unter den jüngeren Menschen, die nicht geimpft sind, massiv verbreitet. In anderen Bundesländern waren nach dem dortigen Ferienende auch immer wieder Schulen von Corona-Fällen betroffen.
«Wir wollen mehr Normalität, möglichst viel Normalität haben in diesem Schuljahr», betonte Piazolo. Ziel sei es, dass es auch wieder Besuche von Schullandheimen und mehr Angebote für Kunst und Sport gebe. Im vergangenen Schuljahr waren wegen der Pandemie und der langen Phasen von Distanzunterricht primär nur noch die Kernfächer unterrichtet worden.
Die an Grundschulen bereits fest eingeplanten sogenannten Lollitests sollen außerdem bald auch die Sicherheit in Kitas verbessern. Nach einem Kabinettsbeschluss vom Dienstag übernimmt der Freistaat ab sofort auch die Kosten für solche Pool-Tests auf PCR-Basis. PCR-Tests gelten als zuverlässiger als Antigen-Schnell- oder Selbsttests. Bei den Lollitests lutscht jedes Kind an zwei Tupfern. Die Proben werden gesammelt und im Labor als Pool untersucht. Sollte eine Sammelprobe positiv sein, wird das betreffende Kind ermittelt.
Um weitere Schulschließungen zu vermeiden, wurde außerdem die Quarantäne-Regel neu angepasst: Bei einem Corona-Fall soll nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden. Stattdessen sollen die Kinder eine Woche lang täglich getestet werden. Enge Kontaktpersonen, die doch in Quarantäne mussten, können diese nach fünf Tagen mit einem negativen Testergebnis vorzeitig beenden.
Zum Beginn des Schuljahres ist für den Ablauf des Unterrichts nicht mehr primär die Inzidenz maßgeblich, also die Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche, sondern die Auslastung der Krankenhäuser. Bei jüngeren Menschen sind die Krankheitsverläufe verglichen mit Älteren zwar meist weniger problematisch. Gleichwohl gibt es aber auch hier Risiken, auch hinsichtlich möglicher Langzeitfolgen.
Flächendeckende Schnelltests: Nur wenige Corona-Fälle in Schulen
Dresden (dpa/sn) - Nur wenige Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler waren nach Angaben des Kultusministeriums zu Beginn des Schuljahres mit Corona infiziert. Die flächendeckenden Antigen-Schnelltests in den ersten Schultagen ergaben bei den Kindern und Jugendlichen eine Infektionsrate von 0,02 Prozent, wie das Kultusministerium am Dienstag mitteilte. Von mehr als einer Million Tests fielen demnach nur 219 positiv aus. Unter den Lehrkräften wurden 22 Infektionen nachgewiesen. Die Infektionsrate lag demnach bei 0,05 Prozent.
«Schülerinnen und Schüler sowie das Schulpersonal sind die einzigen Bevölkerungsgruppen, die seriell so umfangreich getestet werden», heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Derzeit müssten sich beide Gruppen dreimal wochentlich testen, solange kein vollständiger Impfschutz besteht.
Schüler- und Lehrervertreter vermissen «Plan B» für Corona-Schuljahr
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Schülervertreter und die Lehrergewerkschaft GEW vermissen zum Start des neuen Schuljahrs unter Corona-Bedingungen in Hessen einen «Plan B». «Es wurde versäumt, gute Konzepte für den Wechselunterricht zu erstellen», sagte Landesschulsprecherin Jessica Pilz am Dienstag in Frankfurt. «Nur Präsenzunterricht zu planen, ist ein Wiederholungsfehler.» Sie sprach sich außerdem für Verbesserung der Hygieneausstattung an den Schulen aus, etwa Hygienespender in den Gängen oder die Bereitstellung hochwertiger FFP2-Masken.
Masken nützten allerdings nur, wenn sie auch passten, so Volkmar Heitmann, Vorsitzender des Landeselternbeirates. «Wir brauchen FFP2-Masken auch für kleinere Köpfe.» Heitmann sprach sich gegen Impfaktionen an den Schulen aus, da dies zu großem Ärger in der Elternschaft führen könne, wenn die Frage einer Impfung unterschiedlich gesehen werde. Etwas anderes seien beispielsweise Impfbusse vor den Schulen mit ausführlicher Beratung.
Birgit Koch, Vorsitzende der GEW Hessen, plädierte für zusätzliche Förderangebote, mit denen nicht nur Lernrückstände aufgeholt, sondern auch soziales Lernen gefördert werden solle. Das Nachholen versäumten Stoffes müsse aber im Schulalltag geschehen, in kleinen Gruppen und mit Doppelbesetzung in den Klassen, so dass ein Lehrer oder eine Lehrerin Förderangebote innerhalb des normalen Unterrichts integrieren könne. Dazu sei allerdings mehr Personal an den Schulen nötig.
11.09.2021
Deutlich mehr Schulabbrecher im Jahr 2021
Nach den ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020 konnten alle Schüler in MV versetzt werden, auch wenn die Leistungen nicht ausreichend waren. Die Zahl der Schulabbrecher sank in dem Jahr. Das ist nun vorbei.
Schwerin (dpa/mv) - Die Zahl der Schulabbrecher ist in Mecklenburg-Vorpommern nach einem Rückgang im vergangenen Jahr jetzt wieder gestiegen. Im Juni verließen 1075 Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen mit weniger als der Berufsreife, wie das Statistische Landesamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Von ihnen haben 646 gar keinen Abschluss und 429 einen Förderschulabschluss, der ebenfalls nicht zur nahtlosen Aufnahme einer Berufsausbildung berechtigt. Im bundesweiten Vergleich gelten diese Jugendlichen deshalb ebenfalls als Schulabbrecher.
Im vergangenen Jahr waren dem Amt zufolge nur 919 Jungen und Mädchen mit weniger als der Berufsreife aus den allgemeinbildenden Schulen entlassen worden (432 ohne Abschluss, 487 mit Förderschulabschluss). Noch ein Jahr davor - 2019 - waren es 1225 (705 ohne Abschluss, 520 mit Förderschulabschluss). Ihr Anteil an allen Schulabgängern lag 2019 bei 9,2 Prozent, sank 2020 auf 7,2 Prozent, um 2021 wieder auf 8,1 Prozent zu steigen.
«Größere Abweichungen zu den Vorjahren resultieren mutmaßlich aus den pandemiebedingten, geänderten Versetzungsregeln», erläuterten die Statistiker. In der Tat hatte das Bildungsministerium nach den wochenlangen Schulschließungen in der ersten Infektionswelle und des teils holprigen Fernunterrichts im Frühjahr 2020 verfügt, dass alle Schüler ungeachtet der Leistung versetzt werden können. Oppositionspolitiker hatten daraufhin gewarnt, dass es 2021 ein «böses Erwachen» geben werde. Nicht jeder, der 2020 Lernlücken erlitten hatte, konnte sie 2021 so weit schließen, dass er den Abschluss schaffte.
Die Linke hatte vorgeschlagen, das Schuljahr nach den Sommerferien 2020 bis zu den Herbstferien des darauffolgenden Schuljahres zu verlängern, um pandemiebedingte Wissenslücken zu schließen. Dem folgte das Bildungsministerium nicht. «Das rächt sich jetzt», meinte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Simone Oldenburg. «Der Anstieg der Zahl der Jugendlichen, die in der Corona-Pandemie die Schule ohne Abschluss verlassen haben, geschah mit Ansage.» Die Schüler seien zu wenig unterstützt worden und hätten jetzt einen schlechteren Start ins Berufsleben.
10.09.2021
Künftig drei Corona-Selbsttests an weiterführenden Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Im Zuge der neuen Quarantäne-Regeln sollen sich Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen künftig drei Mal die Woche selbst testen - und zwar montags, mittwochs und freitags. Bisher waren zwei Corona-Selbsttests üblich. «Eine dritte regelhafte Testung gibt zusätzliche Sicherheit bei der Kontrolle des Infektionsgeschehens», heißt es in einer Rundmail des NRW-Schulministeriums. Die neue Vorgabe gilt vom 20. September an. An Grund- und Förderschulen bleibt es bei zwei PCR-Pooltests pro Woche.
Das Ministerium präzisierte eine Ankündigung vom Dienstag, wonach eine Quarantäne von Schülerinnen und Schülern grundsätzlich nur noch auf die nachweislich infizierte Person zu beschränken ist. Dies gelte «ab sofort». Die Quarantäne von Kontaktpersonen oder ganzen Kurs- oder Klassenverbänden werde nur noch in ganz besonderen und sehr eng definierten Ausnahmefällen erfolgen, betonte Staatssekretär Mathias Richter in der Mail an alle Schulen.
Bedingung dafür, dass nur die infizierte Person in Quarantäne muss, sei die Einhaltung aller Hygieneregeln einschließlich des Masketragens in Innenräumen. Erhalte die zuständige Behörde von der Schule keine gegenteiligen Hinweise, müssten Kontaktpersonen nicht einzeln nachverfolgt werden. «Dies gilt auch für die Betreuung von Kindern in Rahmen des Offenen Ganztags und weiterer schulischer Betreuungsangebote», betonte Richter.
Auch bei Ausnahmen von der Maskenpflicht - etwa im Sportunterricht - soll es bei einzelnen Infektionen keine Nachverfolgung geben. Diese Ausnahmen müssen klar dokumentiert sein. Außerdem müssten die Regeln wie etwa zum Abstand weitmöglichst eingehalten werden. Das Ministerium wies darauf hin, dass vollständig Geimpfte oder Genesene ohne Symptome von Quarantäne ohnehin ausgenommen sind.
Die bisherige Pflicht, die Platzverteilung durch Sitzpläne zu dokumentieren, fällt weg. Nur im Einzelfall soll das noch nötig sein. Ebenfalls «ab sofort» können sich Schüler, die gegenwärtig in Quarantäne sind, durch einen PCR-Test «freitesten». Allerdings darf der Test frühestens nach dem fünften Tag der Quarantäne gemacht werden. Bei einem negativen Testergebnis darf man sofort wieder am Unterricht teilnehmen.
Die SPD kritisierte, die Erhöhung auf drei Tests pro Woche reiche für eine von Corona betroffene Klasse nicht. «Deshalb bleiben wir bei unserer Forderung, dass die Kinder, die nicht in Quarantäne gehen, umgehend täglich getestet werden müssen», sagte Fraktionsvize Jochen Ott. Das gelte erst Recht für die Grundschulen, wo es noch keinerlei Impfschutz gebe.
Corona-Testheft soll Schülern Erleichterungen im Alltag bringen
(dpa/lhe)Für alle hessischen Schülerinnen und Schüler gibt es seit Beginn des neuen Schuljahrs ein Corona-Testheft. Damit kann man sich die Teilnahme an einem Antigen-Selbsttest und am Schutzkonzept der Schule bescheinigen lassen. Das Heft in Kombination mit Schülerausweis, Personalausweis oder Kinderreisepass ersetzt nach Angaben des Kultusministeriums den Nachweis eines negativen Tests durch eine zertifizierte Einrichtung. Es kann etwa für Kinos oder Restaurants genutzt werden. Wer das Heft regelmäßig und aktuell führt, gilt als negativ getestet.
Studie: Zweiter Corona-Lockdown hinterlässt deutliche Lernlücken
Hamburg (dpa/lno) - Vor allem der zweite Corona-Lockdown hat einer aktuellen Studie zufolge deutliche Lernlücken bei Hamburger Schülerinnen und Schülern hinterlassen. Das zeige sich vor allem beim Lesen und in Mathe für Kinder aus bildungsfernen Familien, teilte die Schulbehörde am Freitag mit. Zu diesem Fazit kommt die Schulbehörde nach Auswertung der hamburgweiten Lernstandsuntersuchung «Kermit 3», an der mehr als 15 000 Schüler teilgenommen haben - das sind mehr als 85 Prozent der Hamburger Drittklässler. Die Gruppe der lernschwachen Schüler im Bereich Lesen sei um rund 11 Prozent größer geworden. Bei Mathematik stieg der Anteil lernschwacher Schüler um 8,7 Prozent.
In der Rechtschreibung verbesserten sich die Leistungen im Vergleich zu früheren Jahrgängen jedoch. Allerdings kann dieser Effekt auch damit zusammenhängen, dass die Getesteten als erster Jahrgang von der «Rechtschreiboffensive» an Hamburger Grundschulen profitierten, hieß es. Die Schulschließungen im Rahmen des ersten Lockdowns von März bis Mai 2020 führten dagegen laut Untersuchung nur zu geringen Lernrückständen.
Der zweite Lockdown begann im Dezember 2020 und dauerte bis Frühjahr dieses Jahres. «Fernunterricht war und ist kein Ersatz für den Unterricht in der Schule», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). «Die Schulschließungen haben gerade bei Kindern aus sozial benachteiligten Stadtteilen zu deutlichen Lernrückständen geführt.» Die Hamburger Untersuchung sei zurzeit vermutlich die einzige Studie dieser Größenordnung in Deutschland.
Laut Schulbehörde ist es eine schwierige Aufgabe, diese Lernrückstände aufzuholen. «Damit das gelingt, setzt Hamburg jetzt das größte Lernförderungsprogramm der letzten Jahrzehnte um», berichtete Rabe. Die Bundesregierung und die Landesregierungen hätten ein gemeinsames Lernförderprogramm vereinbart. Hamburg bekommt nach Angaben der Behörde in diesem und dem nächsten Jahr rund 26 Millionen Euro für zusätzliche Lernförderkurse und weitere rund 26 Millionen Euro für Angebote zur sozialen und psychischen Stärkung der Kinder und Jugendlichen.
Ferienende: Deutlicher Anstieg der Infektionen bei Schülern erwartet
Wenn nach den Sommerferien wieder Schüler im ganzen Land aufeinander treffen, werden Infektionen nicht ausbleiben. Das Landesgesundheitsamt erwartet deutlich steigende Fallzahlen. Doch auch andere Bereiche stehen im Fokus.
Stuttgart (dpa/lsw) - Infektion statt Wiedersehen mit Freunden: Zum Schulstart im Südwesten rechnet das Landesgesundheitsamt mit einem starken Anstieg der Corona-Infektionen bei Schülern. «Es ist zu erwarten, dass die Inzidenz nach dem Beginn des neuen Schuljahres etwa in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen deutlich steigen wird», sagte der Leiter des Referats für Gesundheitsschutz und Epidemiologie, Stefan Brockmann, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Inzidenz bei den Jüngeren dürfte deutlich höher ausfallen als im Rest der Bevölkerung.»
Man schaue mit Zunahme der Impfungen aber bewusst nicht mehr nur auf die Inzidenz, sagte der Chef-Virologe. Zugleich habe man sich das Ziel gesetzt, dass es keine Schulschließungen mehr geben soll. Baden-Württemberg habe den Vorteil, dass die Schulferien in anderen Bundesländern bereits beendet seien und man beobachten könne, wie sich die Infektionszahlen dort entwickeln, um im Südwesten entsprechend zu handeln, sagte Brockmann.
Für die rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im Land beginnt am kommenden Montag wieder der Unterricht. Das Konzept der Landesregierung im Infektionsfall in einer Klasse heißt Testen statt Quarantäne. Bildungsverbände rechnen deshalb ebenfalls mit einer starken Ausbreitung des Virus unter den Schülern und schon bald wieder mit leeren Klassenräumen.
Doch nicht nur bei den Schülern, auch in der übrigen Bevölkerung erwartet Brockmann wieder eine Zunahme der Ansteckungen. Je herbstlicher es werde, und somit wieder mehr in Innenräumen stattfinde, desto mehr müsse man mit höheren Corona-Fallzahlen rechnen. Das Impfen und die Hygienekonzepte bleiben deshalb aus Sicht Brockmanns die wichtigsten Mittel im Kampf gegen das Virus.
Das Infektionsgeschehen im Land ist in den vergangenen Wochen bereits merklich angestiegen. Zuletzt verzeichnete Brockmanns Behörde rund 2000 tägliche Neuinfektionen, die landesweite Inzidenz stieg über den Wert von 90. Dabei ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche bei den Ungeimpften oder Menschen mit unvollständiger Impfserie mit etwa 200 mehr als doppelt so hoch wie im Landesschnitt. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Menschen mit vollständigem Impfschutz ist dagegen viermal geringer als landesweit. Auch liegen wieder mehr Menschen zur Behandlung von Covid-19 in Kliniken.
Mit mehr Ansteckungen rechnet Brockmann im Herbst auch in den Unternehmen im Land. «Wir beobachten den ganzen Sommer über schon, dass der Arbeitsplatz eine große Rolle bei der Übertragung des Virus spielt», sagte Brockmann. Mit Blick auf mögliche Übertragungswege hält der Chef-Virologe es deshalb für vorteilhaft, wenn Firmen den Impfstatus von Beschäftigten abfragen können.
Angesichts weiter steigender Fallzahlen rücken beim Landesgesundheitsamt zudem die Fälle von Menschen mit Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung, sogenannte Long-Covid-Fälle, stärker in den Fokus. «Aufgrund der großen Anzahl an Menschen, die von Long Covid betroffen sind, muss dies auch Einfluss auf unser Handeln in dieser Pandemie haben», sagte Brockmann. Noch immer sei vieles beim Thema Long Covid unbekannt. Dazu komme, dass es für Long Covid-Fälle keine Meldepflicht gebe. Man sehe diese Fälle erst drei bis sechs Monate nach einer Infektion. «Zugleich beobachten wir, dass die Zahl der Fälle weiter steigt.»
Falsche Coronatest-Ergebnisse an Grundschulen verschickt
Bremer Grundschulen nutzen Lolli-PCR-Tests, die als sehr zuverlässig gelten. Doch ein Software-Fehler hat zahlreiche Lehrkräfte, Eltern und Schüler unnötig beunruhigt.
Bremen (dpa/lni) - Falsche Coronatest-Ergebnisse haben am Freitag zu Aufregung in zahlreichen Bremer Grundschulen geführt. Wie ein Sprecher des Bildungsressorts sagte, erhielten mindestens 30 Schulleitungen Benachrichtigungen über positive Tests an ihren Grundschulen - manche für alle Klassen. Einige Einrichtungen stellten den Schulbetrieb daraufhin ein. «Es ist sehr sicher, dass sehr viele Testergebnisse falsch waren», sagte der Sprecher. «Wie viele Tests tatsächlich positiv waren, wissen wir noch nicht.» Demnach ist klar, dass ein Software-Fehler des Anbieters der Lolli-PCR-Tests dazu führte, dass zahlreiche falsche Ergebnisse verschickt wurden. «Es ist ein Riesen-Ärgernis auf allen Seiten.» Über die Panne hatte zunächst «buten un binnen» berichtet.
Nach Bekanntwerden des Softwarefehlers stellte die Firma das Push-System ein, wie der Sprecher der Bildungsbehörde sagte. Das Unternehmen begann damit, alle Benachrichtigungen zu prüfen und die Schulleitungen über falsche Nachrichten zu informieren. Manche Schulen ließen die Kinder daraufhin zum Unterricht kommen, andere blieben im Distanzunterricht. «Sie sind mit Hochdruck dabei, diesen Fehler auszumerzen, damit er nächste Woche nicht wieder passieren kann», so der Sprecher über die Firma.
Die Schülerinnen und Schüler der Bremer Grundschulen müssen derzeit zwei Mal pro Woche einen Lolli-PCR-Test in der Schule machen. Dabei wird das Test-Stäbchen wie ein Lolli im Mund gelutscht. Anschließend werden alle Stäbchen einer Klasse in einem Behälter gesammelt und als eine Probe im Labor auf das Corona-Virus untersucht. Bis zum nächsten Unterrichtstag ist das Ergebnis da. Wenn es positiv ist, muss jedes Kind einzeln einen PCR-Test machen, um zu wissen, wer infiziert ist. PCR-Tests sind zuverlässiger als Antigen-Schnelltests.
Wie greifen die Corona-Maßnahmen an Hessens Schulen?
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat nach den Sommerferien zwei Präventionswochen in den Schulen angeordnet, in denen die Frequenz von zwei auf drei Corona-Tests erhöht wird. Das Prozedere läuft trotz zeitlicher Einschränkungen im Unterricht ordentlich ab.
Wiesbaden (dpa/lhe) - An Hessens Schulen laufen die Corona-Tests im neuen Schuljahr weitgehend reibungslos. Es gibt vergleichsweise wenige neue Corona-Fälle. Die Kritik von Eltern, Schülern und Gewerkschaftern an zu wenigen Luftfiltergeräten sowie einem Mangel an Sozialarbeitern hält an.
Der Landeselternbeirat und die Landesschülervertretung bestätigten eine Einschätzung des Kultusministeriums, wonach die nach den Sommerferien ausgeweiteten Corona-Tests trotz zeitlicher Beeinträchtigung des Unterrichts problemlos liefen. Es gebe von den Eltern dennoch eine große Zahl von Fragen zu Tests, Hygienebedingungen, Impfungen, Elternabenden und Klassenfahrten, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Volkmar Heitmann, der Deutschen Presse-Agentur.
Er kritisierte die noch sehr geringe Zahl von Luftreinigungsgeräten in den Schulen. Die bevorstehende kalte Jahreszeit werde das Lüften erschweren. Heitmann forderte den Einsatz von FFP2-Masken auch für Kinder. Auch die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Birgit Koch, mahnte, die Luftfilter seien noch nicht flächendeckend in den Schulen angekommen, obwohl der Bund weiteres Geld bereitgestellt habe.
Der Leiter der Gesamtschule Gießen-Ost mit etwa 1500 Kindern und Jugendlichen, Frank Reuber, berichtete von knapp 7000 Corona-Tests, die alle negativ seien. Die Lage sei aber von Schule zu Schule unterschiedlich. Durch die Tests gehe auch Unterrichtszeit verloren. «In den Stunden, in denen getestet wird, kann man erstmal 15 Minuten keinen Unterricht machen.» Er hoffe, dass seiner Schule noch Lüftungsgeräte geliefert würden. Ansonsten werde es wieder Kinder geben, die mit Decken den Unterricht verfolgen - und Schulen, die zum Fenster hinaus heizen.
Es müsse zudem mehr Lehrkräfte geben, um versäumten Unterrichtsstoff aus dem vergangenen Schuljahr aufzuholen und auch das soziale Lernen zu fördern, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats. Auch die Sozialarbeit sollte deutlich aufgestockt werden. Es müsse mehr Kinder- und Jugendpsychologen geben. «Insgesamt wird viel zu wenig Geld in das System Schule gesteckt.»
Die Forderung nach einer flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit Luftfiltergeräten kam auch von der Landesschülervertretung. An den meisten Schulen werde zudem noch immer kein Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt, sagte Landesschulsprecherin Jessica Jolene Pilz der Deutschen Presse-Agentur. «Solche Zustände sind außerhalb von Schulen undenkbar und müssen unverzüglich beendet werden.»
Pilz machte sich für langfristige, in den Schulalltag integrierte Förderangebote sowie einen Ausbau der Sozialarbeit stark, um Versäumnisse aufzufangen. Außerdem müsse die digitale Infrastruktur besser werden. Ein Wunsch der Landesschülervertretung sei auch, Lernkonzepte wie freies Lernen und Lernen in Modulen verstärkt in den Unterricht zu bringen.
Zum Start in die zweite Schulwoche nach den Sommerferien befanden sich etwa 1000 Schülerinnen und Schüler (0,13 Prozent) und etwa 60 Lehrkräfte (0,10 Prozent) in Quarantäne, wie das Kultusministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Vor den Weihnachtsferien Ende vergangenen Jahres habe die Zahl mit 17 000 bis 18 000 (mehr als 2 Prozent) deutlich höher gelegen.
Das Ministerium hat für die Zeit nach den Sommerferien zunächst zwei Präventionswochen angeordnet. Dabei wurde die Testfrequenz von zwei auf drei Corona-Tests pro Woche erhöht. Es besteht auch am Platz während des Unterrichts eine Maskenpflicht. Mehr als 1,45 Millionen Schnelltests wurden nach Angaben des Ministerium von Schülerinnen und Schülern absolviert. Davon seien 1300 (0,09 Prozent) positiv gewesen. Nach einer Prüfung durch PCR-Tests habe die Zahl bei 725 (0,05 Prozent) gelegen.
Bei den Lehrkräften seien lediglich 53 von 64 000 Tests positiv gewesen, nach der PCR-Überprüfung lediglich 14. Diese Werte und auch die aktuelle Zahl der Lehrkräfte in Quarantäne zeigten den Wert von Impfungen, betonte das Haus von Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Schulschließungen gebe es nicht. Zu Beginn des vergangenen Schuljahres waren noch sieben Schulen innerhalb der ersten beiden Schulwochen geschlossen worden.
In Hessen lernen in insgesamt 1806 öffentlichen Schulen derzeit 761 500 Schülerinnen und Schüler. Die Zahl der Lehrerstellen beträgt 55 540.
09.09.2021
Das neue Schuljahr startet in Bayern wieder mit Maskenpflicht
In wenigen Tagen startet auch in Bayern das neue Schuljahr. Und Corona wird ein weiteres Jahr ein beherrschendes Thema bleiben - das ist sicher. Masken und Tests bleiben an der Tagesordnung. Lehrerorganisationen sehen dennoch Mängel bei der Vorsorge.
München (dpa/lby) - Von gelockerten Corona-Vorgaben werden Bayerns Schüler am Dienstag, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, erst einmal nicht viel spüren. Mit umfassenden Hygienevorgaben starten die mehr als 6000 Schulen im Freistaat ins neue Schuljahr. Im Klassenzimmer gilt dann erst einmal wieder eine generelle Maskenpflicht. Einige Antworten darauf, welche neuen und alten Regeln zum Schulstart gelten:
Wo müssen die Schülerinnen und Schüler Masken tragen?
In den «ersten Unterrichtswochen» gilt generell in allen Innenräumen der Schulen wieder die Maskenpflicht. Auch am Arbeitsplatz im Klassenzimmer dürfen Kinder und Jugendliche diese nicht absetzen, sofern sie nicht mindestens eineinhalb Meter vom Sitznachbarn entfernt sind - selbst wenn sie geimpft sind. An Grundschulen reicht eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung aus, ab der fünften Klasse ist eine medizinische Maske gefordert.
Die Maßnahme solle insbesondere Infektionen durch Reiserückkehrer verhindern, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bereits am Ende des vergangenen Schuljahres. Er forderte die Eltern auch auf, die Kinder auf jeden Fall in den Tagen vor dem Schulstart noch einmal testen zu lassen. Wie lange die Maskenpflicht konkret gelten soll, ist bislang nicht bekannt.
Werden die Kinder weiterhin in der Schule getestet?
Die bereits aus dem vergangenen Schuljahr bekannten Schnelltests bleiben. Drei Mal die Woche sollen sich alle Kinder und Jugendlichen selbst testen. Für die Grundschüler sowie Kinder in Förderzentren wird es, spätestens nach einer Übergangsphase, allerdings neue Tests geben. Bei ihnen sollen dann die sogenannten PCR-Pooltests zum Einsatz kommen, sobald die logistischen Voraussetzungen dafür geschaffen sind. PCR-Tests gelten als zuverlässiger als die sonst üblichen Schnelltests.
Wie funktionieren diese neuen «Lollitests»?
Die Kinder sollen künftig zwei Mal pro Woche die sogenannten Lollitests machen - statt drei Schnelltests. Jedes Kind lutscht dafür dann an zwei Tupfern. Zunächst werden dann im Labor die Proben von allen gesammelt - also als Pool - untersucht. Findet sich ein Hinweis auf eine Infektion in der Klasse, werden die zweiten Proben der Kinder einzeln analysiert, um die Betroffenen zu finden und die Schulen sowie Eltern vor dem Schulbeginn am nächsten Tag zu informieren.
Ob dies bereits in der kommenden Woche flächendeckend so funktioniert, ist noch unklar. Piazolo hat zugesagt, dass die Pooltests «rasch nach Unterrichtsstart» beginnen würden. Zumindest noch im September sollen diese überall möglich sein.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in München müssten für eine halbe Million Schülerinnen und Schüler aus mehr als 25 000 Klassen an 3300 Standorten täglich die Tests abgeholt und in Labore transportiert werden. Bis dieses System steht, kommen auch in Grundschulen noch die bisherigen Selbsttests zum Einsatz.
Werden auch die Kinder in den Kitas auf diese Weise getestet?
In den Kindertagesstätten sind keine Pooltests geplant. Das Sozialministerium setzt auf freiwillige Selbsttests, die die Eltern zu Hause bei ihren Kindern durchführen sollen. Dazu sollen weiterhin Berechtigungsscheine von den Einrichtungen verteilt werden, die in Apotheken eingelöst werden können. «Mit jedem Berechtigungsschein erhalten die Familien für einen Zeitraum von jeweils fünf Wochen zehn Selbsttest-Kits pro Kind», erklärte das Ministerium.
Müssen ganze Schulklassen in Quarantäne, wenn ein Kind positiv getestet wird?
Dies soll nach Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) vermieden werden. «Wir alle wollen so wenig Quarantäne wie möglich», sagte Bayerns Gesundheitsminister und GMK-Vorsitzender Klaus Holetschek (CSU) am Montag nach der Sitzung der Minister. Der Präsenzunterricht solle so weit wie möglich stattfinden können.
Grundsätzlich soll bei einem Corona-Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden. Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen zunächst in Quarantäne mussten, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können.
Die Bundesländer hatten bislang unterschiedliche Regelungen und wollen nun möglichst einheitlich agieren. Wie die bayerischen Gesundheitsämter die Regelungen nun konkret umsetzen und wer insbesondere bei Verdachtsfällen als Kontaktperson gilt, bleibt abzuwarten.
Sind die Lehrer mit den Maßnahmen zufrieden?
Zumindest mehrere Lehrerverbände sehen das Konzept der Staatsregierung nicht als ausreichend an. Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände, in der vier Einzelverbände vertreten sind, bemängelt, dass es auch nach drei Corona-Wellen kein «klares Gesundheitskonzept für unsere Schulen» gebe.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert ebenfalls die Pläne der Ministerien. Die GEW bemängelt beispielsweise wie die Arbeitsgemeinschaft, dass bislang nicht ausreichend Luftreiniger in den Klassenzimmern zur Verfügung stünden. Obwohl dies seit mehr als einem Jahr diskutiert, vehement gefordert und vor den Sommerferien auch von der Staatsregierung versprochen worden sei, existierten «in der Breite keine technischen Lüftungs- oder Luftfilteranlagen», teilte die GEW mit.
08.09.202
Südwesten bleibt dabei: Intensiv-Tests statt Quarantäne in Schulen
Ist Quarantäne für Kontaktpersonen bei einem Corona-Fall in Schulen und Kitas noch zeitgemäß? Die grün-schwarze Regierung hält tägliche Tests für genauso effektiv. Der Vorteil: Präsenzunterricht und Kita-Betrieb können einstweilen weitergehen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Fünfmal Testen statt fünf Tage nicht in die Schule: Baden-Württemberg will die etwas stärker gelockerten Quarantäne-Regeln bei Corona-Fällen in Schulen und Kitas beibehalten. Das Land hält an den geplanten Intensiv-Testungen der Kontaktpersonen in den Klassen über fünf Tage hinweg fest - anders als es die Länderrunde erst am Montag mehrheitlich beschlossen hatte.
«Mit verstärkten Tests als Alternative zur Quarantäne erhöhen wir die Sicherheit und ermöglichen verlässlichen Schulunterricht in Präsenz», sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Mittwoch. Zuvor hatte die Landesregierung nach dem mehrheitlichen Beschluss der Gesundheitsminister der Länder vom Montag nochmal überprüft, ob die Regelungen angepasst werden müssen. Danach sollen alle Schülerinnen und Schüler vom 27. September an dreimal statt nur zweimal die Woche getestet werden, wie das Kultusministerium der «Schwäbischen Zeitung» bestätigte.
Bund und die meisten Länder hatten bei der Quarantäne entschieden, dass symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in häusliche Isolation müssen, diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Baden-Württemberg hat sich enthalten und will das zum Schulstart am Montag anders regeln: Statt Quarantäne sollen sich alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse fünf Tage lang mindestens mit einem Schnelltest täglich testen, sollte ein Mitschüler infiziert sein - geimpfte und genesene Schüler sind ausgenommen. Das infizierte Kind oder der Jugendliche muss sofort für 14 Tage zu Hause bleiben.
Die Kommunen begrüßten das Vorgehen. Der Chef des Landkreistags, Joachim Walter, sagte: «Mit dieser verantwortlichen und abgewogenen Entscheidung sind die Weichen für einen gelingenden Schulstart gut gestellt.»
Gesundheits- und Kultusministerium einigten sich zudem darauf, dass diese Regel nicht nur für weiterführende Schulen gelten soll, sondern auch für Grundschulen. Ursprünglich sollten sich Kontaktpersonen in Grundschulen nur einmal vor Wiederbetreten der Schulen testen lassen. In Kitas bleibt es dabei: Die Quarantäne von Kindern kann bei einem positiven Fall in der Betreuungsgruppe entfallen, wenn diese einmalig negativ getestet werden.
Grundsätzlich sei das Vorgehen von dem Beschluss der Gesundheitsminister gedeckt, ist man sich in der Regierung sicher. Es wird darauf verwiesen, dass auch andere Länder wie NRW, Sachsen oder Bremen ähnlich vorgingen wie der Südwesten.
Die Landesregierung will ihre Verordnung um weitere Regeln ergänzen: So sollen sich Beschäftigte in Schulen und Kitas, die nicht geimpft oder genesen sind, täglich morgens testen. Bei einem Corona-Fall sollen die anderen Schülerinnen und Schüler der Klasse so weit wie möglich - etwa in den Pausen - unter sich bleiben. Der Sportunterricht soll nur draußen und im Klassenverband stattfinden. Im Fach Musik soll während der fünf Tage auf Gesang und das Spielen von Blasinstrumenten verzichtet werden.
Außerdem gilt: Wenn sich ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler einer Klasse innerhalb von zehn Tagen mit dem Coronavirus angesteckt hat, muss das Gesundheitsamt prüfen, ob nicht doch eine weitergehende Quarantäne angeordnet werden muss. Das gleiche gilt für Kitas.
Lucha sprach von einer Abwägung zwischen dem Recht auf Bildung, dem Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen und der Sicherheit vor Corona. «Quarantäne und Isolation sind gerade für viele Familien mit Kindern eine enorme psychosoziale Belastung.» Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) erklärte, das Ziel sei: «Schülerinnen und Schüler konsequent schützen und gleichzeitig - soweit es geht - die Teilnahme am Präsenzunterricht ermöglichen.» Lucha und Schopper wiesen darauf hin, dass tägliche Tests eine gleichwertige Alternative zur Quarantäne sein sollen. Darauf deuteten erste Studien, etwa der Universität Oxford, hin.
Lehrerverbände: Schulschließungen durch schnelles Handeln verhindern
Kultusministerin Schopper will wegen Corona eigentlich keine Schulen mehr schließen. Doch in der vierten Welle werden sich voraussichtlich viele Kinder und Jugendliche anstecken. Hat die Politik genügend Vorkehrungen getroffen, um Präsenzunterricht abzusichern?
Stuttgart (dpa/lsw) - Lehrerverbände und SPD haben die grün-schwarze Landesregierung unmittelbar vor Schulstart aufgefordert, durch schnelles Handeln erneute Schließungen im Herbst noch zu verhindern. Es gebe angesichts der steigenden Infektionszahlen viel zu wenige Luftfilter, CO2-Ampeln und kaum mobile Impf- und Testteams, kritisierten die Gewerkschaft GEW, der Verband der Berufsschullehrer und die SPD-Fraktion am Mittwoch in Stuttgart. «Meine Befürchtung ist, dass wir im Herbst wieder über Fernunterricht reden werden», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. In welchem Ausmaß Schulen geschlossen werden müssten, hänge von der Entwicklung der Corona-Zahlen und der Impfbereitschaft ab.
Die Verantwortung für mögliche Lockdowns liege bei Bund, Land und Kommunen, die nicht genügend in Schutzmaßnahmen investiert hätten, sagte Stein. «Alle drei haben zu wenig dafür getan, Schulen so sicher wie möglich zu machen.» Auch der Chef des Berufsschullehrerverbands im Land, Thomas Speck, sagte: «Der Präsenzunterricht ist meiner Meinung nach sehr gefährdet.» In anderen Bundesländern, in denen die Schule schon länger wieder läuft, sehe man, dass die Zahl der Ansteckungen bei jungen Leuten stark steige, weil viele nicht geimpft seien. Am Montag beginnt in Baden-Württemberg wieder die Schule. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) setzt auf Präsenzunterricht im gesamten Schuljahr 2021/2022.
GEW-Landeschefin Stein forderte erneut, alle Klassenzimmer mit Luftreinigungsgeräten auszustatten. «Ein Lockdown würde sich dadurch vermeiden lassen.» Das Land und die Kommunen müssten hier viel schneller handeln. «Ich bin mehr als sauer an dieser Stelle.» Speck berichtete, eine Umfrage des Verbands habe ergeben, dass 53 von 180 Schulen keine CO2-Messgeräte hätten, obwohl diese preislich günstig seien. «Es ist peinlich und traurig zu gleich.» Die Lehrkräfte fühlten sich «im Stich gelassen». Zwei Drittel der befragten Berufsschulen hätten angegeben, keine Luftfilter zu haben. Hier habe man in der Corona-Krise zu viel Zeit verstreichen lassen.
Für die SPD unterstützte Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei die Forderungen der Lehrerverbände: «Deutlich mehr Geld für mobile Luftreinigungsgeräte in den Schulen, mehr Angebote zum Impfen mit mobilen Impfteams an den Schulen und flächendeckend Pool-Testungen an den Schulen und Kitas», forderte er.
Bei der Impfkampagne sehen beide Verbände noch großen Nachholbedarf. So müssten auch Impfungen an Schulen für Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren angeboten werden. Die Idee: Mobile Impfteams und Impfaktionen an Schulen. Um die Impfquote zu erhöhen, seien zudem kreative Ideen gefragt - auch im Gesundheitsministerium von Manne Lucha (Grüne). «Wie wäre es zum Beispiel mit einem Lucha-Schüler*innen-Döner-Gutschein für jede geimpfte Person ab zwölf Jahren?», schlug Stein vor. Der Grüne könne aber auch Geld für «vegetarische Döner» lockermachen. Zudem müsse mehr informiert werden - auch über die sozialen Medien.
Das Sozialministerium verwies darauf, dass am kommenden Wochenende die Impfzentren vor allem für 12- bis 17-Jährige geöffnet seien. «Fast ein Drittel der 12- bis 17-Jährigen in Baden-Württemberg hat bereits eine erste Corona-Schutzimpfung erhalten», sagte Ute Leidig, Staatssekretärin im Ministerium. Man dürfe jetzt nicht nachlassen.
Die GEW geht nach eigenen Umfragen davon aus, dass 80 bis 95 Prozent der Lehrkräfte vollständig geimpft seien. Die Auskunftspflicht über den Impfstatus der Lehrerinnen und Lehrer hält Stein für nicht sinnvoll. «Es erschließt sich uns nicht, was der Vorteil ist. Welche Konsequenz soll daraus folgen?», fragte Stein. Speck sagte: «Eine Auskunftspflicht bringt nichts, weil wir die Lehrkräfte nicht aus dem Unterricht nehmen können, weil wir sie brauchen.»
Beide Verbände dringen auf regelmäßige Lolli-PCR-Tests in den Schulen. Dieses seien sicherer als die zwei wöchentlich geplanten Antigen-Schnelltests. Wenn die grün-schwarze Regierung dies aus finanziellen Gründen verweigere, sei das «beschämend», sagte Stein. Speck bemängelte, dass durch die Testung am Morgen viel Unterrichtszeit verloren gehe. «Wo bleiben die mobilen Testteams?»
GEW und der Berufsschulverband blicken mit Sorge auch auf den Lehrermangel. Die Zahl der Berufsschullehrer sank nach Specks Angaben im Zeitraum von 2017 bis 2020 um rund 20 Prozent. Besonders in den sogenannten Mangelfächern, wie Elektrotechnik und Informatik fehle der Nachwuchs bei den Lehrkräften. Die GEW befürchtet, dass die Corona-Pandemie das Problem sogar noch verschlimmern könnte. Mehr ältere Lehrerinnen und Lehrer würden überlegen, früher in den Ruhestand zu gehen. «Die Aussage lautet oft: "Lieber gehe ich mit Verzicht auf Bezüge und gehe früher in Rente"», sagte Stein.
Lehrerverbände befürchten wegen vierter Corona-Welle Fernunterricht
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft rechnet damit, dass wegen mangelnder Corona-Schutzmaßnahmen im Herbst wieder Schulen schließen müssen. «Meine Befürchtung ist, dass wir im Herbst wieder über Fernunterricht reden werden», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein am Mittwoch in Stuttgart. Die Verantwortung dafür liege bei Bund, Land und Kommunen, die nicht genügend in Schutzmaßnahmen investiert hätten. «Alle drei haben zu wenig dafür getan, Schulen so sicher wie möglich zu machen.»
Auch der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbands im Land, Thomas Speck, sagte: «Meiner Meinung nach ist der Präsenzunterricht gefährdet.» Beide kritisierten, dass es noch immer kaum Luftfilter in den Schulen gebe.
Stein bekräftigte ihre Forderung, alle Klassenzimmer mit Luftreinigungsgeräten auszustatten. «Ein Lockdown würde sich dadurch vermeiden lassen.» Das Land und die Kommunen müssten hier viel schneller handeln. «Ich bin mehr als sauer an dieser Stelle.» Sie sprach sich gegen die Pläne von Bund und Ländern aus, die Lehrkräfte zu einer Impfauskunft zu verpflichten. «Wir halten da nichts davon», erklärte die Gewerkschaftschefin. «Wir wollen nicht, dass sensible Gesundheitsdaten abgefragt werden.» Speck sieht das ähnlich: «Eine Auskunftspflicht bringt nichts, weil wir die Lehrkräfte nicht aus dem Unterricht herausnehmen können.» Dafür sei das Personal viel zu knapp.
Beide Verbände dringen auf regelmäßige Lolli-PCR-Tests in den Schulen. Dieses Tests seien sicherer als die zwei wöchentlich geplanten Antigen-Schnelltests. Wenn die grün-schwarze Regierung dies aus finanziellen Gründen verweigere, sei das «beschämend», sagte Stein. Bleibe die Landesregierung bei ihrem Plan, bei einem Corona-Fall alle anderen Schülerinnen und Schüler fünf Tage lang zu testen, müsse auch dies mit PCR-Tests geschehen. Die grün-schwarze Regierung überprüft derzeit, ob bei einem Corona-Fall in einer Klasse nicht doch auch wieder direkte Kontaktpersonen in Quarantäne müssen.
07.09.2021
GEW-Chefin fordert zum Freitesten an Schulen PCR-Tests
Berlin (dpa) - Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hat den Beschluss der Länder für ein einheitlicheres Corona-Konzept an Schulen grundsätzlich begrüßt - jedoch auch Kritik daran geübt. «Dass es jetzt endlich einheitliche Leitlinien gibt, das war dringend überfällig», sagte Finnern RTL/ntv (Dienstag).
Solange es ein funktionierendes Masken- und Lüftungskonzept an Schulen gebe, sei es nachvollziehbar, nur direkte Sitznachbarn im Falle einer Corona-Erkrankung in der Klasse in Quarantäne zu schicken. «Nur: Für mich ist es ganz wichtig, dass das Freitesten mit einem PCR-Test und nicht mit einem Selbsttest passiert, weil wir doch zu oft wissen, dass das Ergebnis der Schnelltests nicht gut genug ist», sagte die GEW-Chefin.
Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich am Montag mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Corona-Fällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt in einem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund. Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte, dies solle als «Leitplanken» für die Gesundheitsämter dienen. Der Beschluss wurde bei Enthaltung zweier Länder angenommen.
Mit Blick auf das Schuljahr zeigte sich Finnern vorsichtig optimistisch «Ich glaube, dass wir in diesem Winter schon anders durchkommen, als im letzten Jahr - auch wenn das Schuljahr alles andere als normal sein wird.»
Luftfilter-Förderung nur für 23 000 Klassen beantragt
Luftfilter in Klassenräumen sollen ein wichtiges Mittel sein, damit Schüler und Schülerinnen in Bayern wieder in der Schule lernen können - und nicht nur daheim am Computer. Doch kurz vor Schulstart ist klar: In vielen Klassen bleibt die Luft ungefiltert.
München (dpa/lby) - Zum Schulstart werden wohl zahlreiche Klassenräume in Bayern nicht mit Luftfiltern ausgestattet sein. Wie viele das sind, ist zwar unklar, aber bis Ende August waren beim bayerischen Kultusministerium nach Angaben eines Sprechers erst für rund 23 000 Klassenräume Fördergelder beantragt worden - von insgesamt rund 75 000. Allerdings gebe es auch Schulen, die die Luftfilter ohne Fördergelder beschafft hätten, betonte ein Ministeriumssprecher. Die Zahl der tatsächlich mit einem Filter ausgestatteten Klassen dürfe darum höher sein. Wie hoch wisse er aber nicht.
«Die beantragte Summe erhöht sich jedoch täglich», sagte der Sprecher außerdem. Nach Angaben von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) waren nur zwei Wochen vor Beginn des Schuljahrs aber erst zehn Prozent der Gelder aus dem jüngsten, im Sommer aufgelegten Förderprogramm abgerufen worden. Das Kultusministerium betonte allerdings, dass früher ausgezahlte Fördergelder dagegen schon zu 100 Prozent abgerufen worden seien.
«Das ist uns schlicht zu wenig. Hier wurde furchtbar viel Zeit verschenkt», sagte die stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes, Henrike Paede zu den Zahlen aus dem Ministerium. «Viele Schulträger wollen nicht investieren, weil sie nicht wussten, ob mit entsprechender Ausstattung auch wirklich mehr Präsenzunterricht stattfinden kann. Dazu hat die Politik leider nie eine Ansage gemacht.»
Auch für die Präsidentin des bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Simone Fleischmann, ist diese Situation untragbar. Denn die Schulen, die es sich leisten konnten, auch ohne Fördergelder Luftfilter anzuschaffen, seien diejenigen, die finanziell gut ausgestattet sind. «Und nicht diejenigen aus einem schwierigeren sozio-ökonomischen Umfeld, in denen die Schüler besonders dringend auf Präsenzunterricht angewiesen sind.»
Sie kritisierte scharf, dass auch nach anderthalb Jahren Pandemie noch immer nicht überall die Möglichkeit für guten Unterricht unter Corona-Bedingungen geschaffen worden sei. «Und so reden wir wieder nur über Corona-Rahmenbedingungen und nicht über Inhalte oder darüber, wie wir es unseren Schülern erleichtern können, mit der Pandemie umzugehen.»
Der Landeselternverband Bayerischer Realschulen forderte «bis spätestens Ende 2021 ein Raumluftreinigungsgerät und Plexiglastrennwände in jedem Klassenraum» und schrieb einen «Brandbrief» an Kultusminister Michael Piazolo. «Unsere Kinder sind die Leidtragenden, weil Sachaufwandsträger sich vor Kosten scheuen, deren Ausgabe die Gesundheit unserer Kinder sichern sollen und die Erhaltung des Bayerischen Bildungsstandards gewährleisten», heißt es darin.
Bildungsministerin Karliczek: Quarantäne-Einigung richtig
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat die Vereinbarung der Gesundheitsminister der Länder zu Quarantäne-Regeln in Schulen begrüßt. «Das wird die Akzeptanz der Regeln erhöhen. Richtig ist der Ansatz, dass die Dauer und die Zahl der Betroffenen der Quarantäne maßvoll eingeschränkt werden», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das werde dazu beitragen, dass der Präsenzunterricht für möglichst viele Kinder und Jugendliche aufrechterhalten werde. «Wichtig ist aber auch, dass die Gesundheitsämter immer auf den Einzelfall schauen werden.»
Karliczek appellierte erneut an Erwachsene, das Angebot zur Corona-Impfung anzunehmen. «Die Pandemie bleibt für unsere Kinder, die noch nicht geimpft werden können oder noch ungeimpft sind, eine Gefahr.» Je mehr Menschen geimpft seien, desto leichter lasse sich auch das Infektionsgeschehen an den Schulen beherrschen.
Die Gesundheitsminister hatten sich am Montag mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, hieß in einem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund. Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können.
06.09.2021
Gesundheitsminister: Nicht mehr ganze Klassen in Quarantäne
Was passiert, wenn ein Kind in der Klasse Corona hat? Quer durch die Republik gibt es verschiedene Vorgaben, wer dann wie lange zu Hause bleiben muss. Die Länder nehmen einen Anlauf für mehr Gemeinsamkeit.
Berlin/München (dpa) - Die Gesundheitsminister der Länder haben sich mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt in einem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund am Montag. Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte, dies solle als «Leitplanken» für die Gesundheitsämter dienen. Der Beschluss wurde bei Enthaltung zweier Länder angenommen.
Bislang gehen die Länder bei einer Quarantänedauer von 14 Tagen unterschiedlich damit um, wenn sich in einer Klasse ein infiziertes Kind findet. Teilweise werden nur Sitznachbarn in Quarantäne geschickt, teils ganze Klassen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befürwortete einfachere Regeln, pochte aber zugleich auf Schutzkonzepte. Voraussetzung sei, dass Grundregeln umgesetzt würden, nämlich Maske im Unterricht, regelmäßige Tests und Lüftungskonzepte, sagte der CDU-Politiker vor den Bund-Länder-Beratungen.
In dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Beschluss heißt es, Quarantäne-Anordnungen seien generell «mit Augenmaß» in Abhängigkeit von der Einhaltung solcher Konzepte zu erlassen. Im Interesse eines möglichst verlässlichen Präsenzunterrichts sei die Anordnung einer Quarantäne außerdem «auf möglichst wenige Personen» zu beschränken. Geimpfte und genesene Personen sollen grundsätzlich ausgenommen sein. Die nötigen Maßnahmen solle die Gesundheitsbehörde vor Ort treffen.
Bei übrigen Kindern der Klasse, die nicht als enge Kontaktpersonen eingestuft sind, sollten «für eine gewisse Zeit» intensivierte Tests vorgenommen werden, heißt es in dem Beschluss weiter. Auch in Kitas solle es Quarantäne «nur mit Augenmaß unter Berücksichtigung der Belange der Kinder und Kinderbetreuungseinrichtungen» geben. Auch hier soll ein «Freitesten» aus einer Quarantäne nach frühestens fünf Tagen möglich sein. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte vor den Beratungen für eine große gemeinsame Linie der Länder geworben, die für sehr viel Akzeptanz bei Eltern sorgen würde.
Die Länder-Gesundheitsminister beschlossen außerdem, das Angebot für Auffrischungs-Impfungen auszuweiten. «Künftig können auch Bürgerinnen und Bürger über 60 Jahren nach ärztlicher Beratung und individueller Entscheidung eine Drittimpfung wahrnehmen – aber frühestens sechs Monate nach der ersten vollständigen Impfserie», sagte Holetschek. Angeboten werden solle dies zudem auch Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen und weiteren Einrichtungen für gefährdete Gruppen. Möglich sind Auffrischungsimpfungen unter anderem schon für Pflegebedürftige, Menschen mit Immunschwäche und ab 80 Jahren.
Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Die Zeit für eine Quarantäne zu verkürzen und sie auf fünf Tage durch einen Test zu begrenzen, trägt dazu bei, transparente Regelungen zu schaffen. Das baut Unmut und Unverständnis der Menschen ab.» Die eigentliche Aufgabe bleibe aber, nachvollziehbar und möglichst ebenso bundesweit festzulegen, nach welchen Indikatoren entschieden werde, wer in Quarantäne gehen müsse.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sprach sich für gezieltere Quarantäneregeln an Schulen aus. Bedingung sei eine sorgfältige Kontrolle über Tests, sagte Präsident Jörg Dötsch bei einem Pressebriefing des Science Media Centers. Er rief zugleich Erwachsene zu Impfungen auf. Schulschließungen hätten dazu beigetragen, dass es unter Erwachsenen weniger schwere Verläufe gegeben habe. «Wir fordern ganz klar: Bevor noch einmal eine Schule geschlossen wird, müssen auch alle anderen Bereiche des öffentlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens geschlossen werden.»
Spahn appellierte ebenfalls an die Verantwortung der Älteren. Kinder und Jugendliche hätten in der Pandemie auf viel verzichtet, jetzt hätten sie es verdient, dass auf sie Rücksicht genommen werde. Dazu gehöre, die Corona-Ausbreitung durch Vorsicht einzudämmen - denn es gebe einen klaren Zusammenhang zwischen den Infektionen insgesamt und dem Ausbruchsgeschehen etwa in Kitas und Schulen. Zudem sollten sich mehr Menschen impfen lassen. «Es sollten nicht die Impfmuffel am Ende auch noch die unter 12-Jährigen mit in eine schwierige Situation bringen», sagte Spahn. Für Kinder unter 12 gibt es keinen Impfstoff.
Vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geimpft sind laut RKI knapp 51 Millionen Menschen oder 61,3 Prozent der Bevölkerung. Etwa 54,7 Millionen Menschen oder 65,8 Prozent aller Einwohner haben mindestens eine Impfung. Die Bundesregierung rief erneut dazu auf, Impfangebote zu nutzen. «Für einen sicheren Herbst und einen sicheren Winter zählt jede Impfung», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er verwies auf eine geplante bundesweite Aktionswoche vom 13. bis 19. September, bei der Impfgelegenheiten vor Ort angeboten werden sollen.
Gesundheitsminister beraten über Quarantäne-Regeln an Schulen
In den meisten Bundesländern läuft die Schule wieder. Diskussionen gibt es noch immer über den Umgang mit Schülerinnen und Schülern, in deren Klassen Corona-Fälle aufgetreten sind. Einen bundesweiten Flickenteppich an Regeln will Gesundheitsminister Spahn vermeiden.
Berlin (dpa) - Die Gesundheitsminister der Länder wollen am Montag über Quarantäne-Maßnahmen im Fall von Corona-Infektionen an Schulen sprechen. Dabei solle es um «möglichst einheitliche Regeln» gehen, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern.
Bislang gibt es in den Ländern höchst unterschiedliche Vorgaben für die Quarantäne, sollte sich in einer Klasse ein infizierter Schüler finden. Teilweise werden bereits jetzt nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt. Viele Schülerinnen und Schüler sind noch nicht geimpft, weil es derzeit keine Impfstoffe gibt, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind. Zuletzt waren die Infektionszahlen besonders in jüngeren Altersgruppen stark gestiegen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Länder am Wochenende aufgerufen, sich auf eine «klare Linie» zu verständigen. Sie würde sich freuen, wenn die Quarantäne von 14 Tagen mit einer klugen Teststrategie verkürzt werden könnte, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vor kurzem einheitliche Vorgaben gefordert.
«Wenn eine gute Lüftung im Klassenzimmer gewährleistet ist, wenn vielleicht sogar eine Raumluftfilteranlage drin ist, dann muss man nicht die Kinder einer ganzen Klasse in Quarantäne schicken», sagte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im RND-Podcast «Die Schulstunde». «Dann kann man sich auch auf die unmittelbaren Banknachbarn konzentrieren.» Eine Rolle spiele auch, ob es eine Maskenpflicht gebe. Geimpfte Kinder müsse man nicht in Quarantäne schicken.
Meidinger betonte, unterm Strich gehe es darum, wie genau die Situation vor Ort aussehe. Er verstehe, dass Quarantäne-Anordnungen Eltern vor enorme Probleme stellten, teils seien sie aber schlicht notwendig. Ausschließlich infizierte Schüler in Quarantäne zu schicken und dabei auf Kontaktverfolgung komplett zu verzichten, wäre «ein Signal für die schnelle Durchseuchung der Schulen», sagte er.
Der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin am Uniklinikum Jena, Mathias Pletz, hatte am Wochenende davor gewarnt, Corona-Maßnahmen an Schulen vorschnell aufzuheben. «Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen.»
Wie die Vertreter der Bundesregierung forderte auch die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, einheitliche Regeln. «Die Verunsicherung bei Eltern, Lehrerinnen und Lehrern durch die vielen unterschiedlichen Quarantäneregeln ist groß», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Zum Teil unterschieden sich die Verfahren nicht nur von Land zu Land, sondern auch zwischen einzelnen Gesundheitsämtern. «Die Länder müssen sich jetzt dringend auf bundeseinheitliche Quarantäneregeln für Schulen einigen», forderte Teichert. «Das schafft Sicherheit und erleichtert die Akzeptanz der Maßnahmen.»
Schulstart nach Sommerferien - Corona-Tests und Verkehrskontrollen
Erfurt (dpa/th) - Nach den Sommerferien beginnt an den rund 970 Schulen in Thüringen am Montag wieder der Unterrichtsalltag. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die an den allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen im Freistaat lernen, ist nach Angaben des Bildungsministeriums in diesem Jahr um gut ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen - auf mehr als 249 000. Die meisten von ihnen - rund 220 000 - lernen an rund 800 staatlichen Schulen. Rund 28 500 werden an den 163 Schulen in freier Trägerschaft unterrichtet. In das neue Schuljahr startet Thüringen nicht nur mit den üblichen Verkehrskontrollen auf Schulwegen, sondern wegen der andauernden Corona-Pandemie auch mit einer landesweiten zweiwöchigen Corona-Testpflicht.
Nach dieser Phase soll es diese Pflicht nur in der höchsten Corona-Warnstufe 3 des Freistaates geben. Ausschlaggebend für das Erreichen einer Warnstufe ist in Thüringen neben der Sieben-Tage-Inzidenz unter anderem auch die Belegung der Intensivbetten in Krankenhäusern. In der sogenannten Basis-Stufe, also bei sehr niedrigen Inzidenzen, soll es nach den ersten 14 Tagen gar keine Tests an den Schulen geben.
Schulstart in Sachsen nach den Sommerferien
Dresden (dpa/sn) - Erster Schultag nach den Sommerferien: Für rund 494 000 Schülerinnen und Schüler in Sachsen beginnt an diesem Montag (08.00 Uhr) der Schulalltag. Darunter sind knapp 40 000 Erstklässler und damit etwa 1000 mehr als im vergangenen Jahr. Erneut steht das Schuljahr im Zeichen von Corona - mit zahlreichen Regeln für Quarantäne, Test- und Maskenpflicht.
So müssen sich in den ersten beiden Wochen nach Schulbeginn Schüler, Lehrer und Erzieher dreimal pro Woche testen, wenn die Inzidenz in der jeweiligen Region über dem Wert von zehn liegt. Hinzu kommt eine verschärfte Maskenpflicht in den Schulen. Sie gilt zumindest in den ersten beiden Schulwochen außer an Grund- und Förderschulen auch im Unterricht.
Geplant ist das neue Schuljahr laut Kultusministerium im Präsenzunterricht - unabhängig von der jeweiligen Inzidenz. Einschränkungen wie Wechselunterricht drohen erst dann, wenn die Überlastungsstufe - also eine kritische Bettenauslastung in Krankenhäusern - erreicht ist.
Mit dem Start des neuen Schuljahres beginnt auch wieder die Verkehrssicherheitsaktion «Die Schule hat begonnen» mit verstärkten Verkehrskontrollen vor allem vor Schulen. Innenminister Roland Wöller (CDU) gibt in Döbeln den Startschuss für die Aktion.
Lehrerverband mahnt Umsicht in Schul-Quarantänedebatte an
Berlin (dpa) - In der Debatte über Corona-Quarantänemaßnahmen an Schulen hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Umsicht angemahnt. «Wenn eine gute Lüftung im Klassenzimmer gewährleistet ist, wenn vielleicht sogar eine Raumluftfilteranlage drin ist, dann muss man nicht die Kinder einer ganzen Klasse in Quarantäne schicken», sagte Heinz-Peter Meidinger im Podcast «Die Schulstunde» des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). «Dann kann man sich auch auf die unmittelbaren Banknachbarn konzentrieren.» Auch ob es eine Maskenpflicht gebe, spiele dabei eine Rolle. Geimpfte Kinder müsse man nicht in Quarantäne schicken.
Unterm Strich gehe es darum, genau hinzuschauen, wie die Situation vor Ort aussehe, sagte Meidinger und fügte an: Er verstehe, dass Quarantäne-Anordnungen Eltern vor enorme Probleme stellten. Das ändere aber nichts daran, dass teils die Notwendigkeit bestehe. Ausschließlich infizierte Schüler in Quarantäne zu schicken und dabei auf Kontaktverfolgung komplett zu verzichten, wäre «ein Signal für die schnelle Durchseuchung der Schulen».
Die Gesundheitsminister der Länder wollen an diesem Montag über Quarantäne bei Schülern sprechen. Dabei soll es um «möglichst einheitliche Regeln» gehen, wie der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte.
05.09.2021
Befragung von Fachkräften: Schulsozialarbeit in Pandemie kaum möglich
Dresden (dpa/sn) - Schulsozialarbeit in Zeiten von Corona ist kaum oder nur beschränkt möglich - zu diesem Ergebnis ist eine Befragung von Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern in Sachsen gekommen. Die Befragten gaben an, dass ihre Hauptaufgabe in der Pandemie war, Kindern bei der Bewältigung von schulischen Defiziten zu helfen, wie die Evangelische Hochschule Dresden am Sonntag mitteilte. Die eigentliche Schulsozialarbeit, zu der soziale Bildung und das Stärken von Netzwerken gehören, sei in den Hintergrund gerückt.
Besondere Hilfe bräuchten die Mädchen und Jungen, die bereits vor Corona Schwierigkeiten mit dem Schulsystem hatten. «Weniger als zuvor scheint das Schulsystem also chancengleiche Lernbedingungen schaffen zu können, ohne im Zuge von spezifischen Lern- und Leistungsnormen Benachteiligungskomplexe zu produzieren», heißt es in einer Mitteilung.
Die Befragung war Bestandlteil eines dritten Zwischenberichts zur Schulsozialarbeit in Sachsen, an dem ein Forschungsteam aus Wissenschaftlern und Praktikanten unterschiedlicher Institutionen der Landeskirche Sachsen und der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit e.V. gearbeitet haben. Eine weitere Befragung ist geplant.
Zuckertüten für Erstklässler - Schuljahresstart in Thüringen
Die meisten Abc-Schützen freuen sich sehnlichst auf ihren ersten Schultag. Am Montag geht es in Thüringen für sie los. Es ist der zweite Jahrgang, der unter Pandemie-Bedingungen startet.
Erfurt (dpa/th) - Mit gefüllten Zuckertüten hat für rund 19 200 Erstklässler in Thüringen am Wochenende ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Landesweit feierten Grundschulen und Familien Schuleinführung. In vielen Familien gehören nicht nur Kuchentafel und leckeres Essen zu dem Fest. Viele Eltern spendieren den Schulanfängern auch Besuche im Zoo oder Museum. Der Abc-Schützenjahrgang 2021/22 ist der zweite, für den der Schulalltag unter Corona-Bedingungen beginnt. Landesweit startet der Unterricht nach den Sommerferien am Montag für rund 249 000 Kinder und Jugendliche aller Schulformen. Die Debatte um den Corona-Schutz an Schulen ging derweil auch am Wochenende weiter.
Der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz warnte davor, die Corona-Maßnahmen im neuen Schuljahr komplett aufzuheben. «Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen», sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen, weil die mittlerweile auch in Deutschland vorherrschende Delta-Variante für Kinder gefährlicher sein könne als bisherige Varianten. Und zum anderen, weil auch viele Erwachsene noch nicht geimpft seien.
Grundsätzlich erkrankten Kinder weniger schwer als Erwachsene an Covid-19, sagte Pletz. Auch gegenüber Teenagern hätten Kinder unter 14 Jahren ein deutlich geringeres Risiko zu erkranken. Während einer schweren Grippewelle etwa sterben demnach mehr Kinder als 2020 durch Covid-19. «Ob das nun mit Delta auch noch gilt, bleibt abzuwarten.» Bei der Variante wisse man noch nicht, ob sie möglicherweise für schwerere Verläufe bei Kindern verantwortlich ist. «Es gibt aber Berichte aus verschiedenen Regionen der Welt, dass aktuell die Hospitalisierungsrate bei Kindern steigt.» Auch in Deutschland stiegen in der Gruppe der Fünf- bis 14-Jährigen zuletzt die Zahlen für Neuinfektionen und Krankenhauseinweisungen.
«Schulen werden sicher nicht mehr so niedrigschwellig geschlossen werden wie man das 2020 gemacht hat», sagte der Arzt. Er plädierte angesichts des Geschehens dafür, zunächst weiter regelmäßig zu testen. Es sei vernünftig, in den ersten Wochen nach den Ferien, wenn die Schüler nach dem Urlaub erstmals wieder aufeinandertreffen, zu testen und sich das Infektionsgeschehen anzusehen.
In Thüringen gilt zu Schuljahresbeginn eine landesweite zweiwöchige Corona-Testpflicht. Nach dieser Phase soll es diese Pflicht nur in der höchsten Corona-Warnstufe 3 des Freistaates geben. Ausschlaggebend für das Erreichen einer Warnstufe ist in Thüringen neben der Sieben-Tage-Inzidenz unter anderem auch die Belegung der Intensivbetten in Krankenhäusern. In der sogenannten Basis-Stufe, also bei sehr niedrigen Inzidenzen, soll es nach den ersten 14 Tagen gar keine Tests an den Schulen geben.
In dieser Stufe befanden sich am Sonntag fast alle Kommunen. In Suhl und Hildburghausen gilt nach zunehmenden Neuinfektionen auch mehr Klinikeinweisungen im Zusammenhang mit Corona allerdings schon die Warnstufe 1.
Ließe man das Virus «durchrauschen», gäbe es unabhängig davon, wie viel gefährlicher Delta nun für Kinder ist, eine weitere Gefahr, warnte Pletz: «Kinder können das Virus aus der Schule nach Hause bringen und ihre ungeimpften Eltern anstecken.» Noch sei die Quote von knapp über 60 Prozent vollständig Geimpften zu niedrig, um alle Maßnahmen aufzuheben. In einigen Modellierungen gebe es bereits Hinweise auf zu erwartende Zahlen bei der Intensivbettenbelegung, «die im Bereich der dritten Welle liegen». Als einzigen Weg aus der Pandemie sieht Pletz das Impfen.
04.09.2021
Rund 77 000 Kinder in Niedersachsen eingeschult
Hannover (dpa/lni)Rund 77 000 Jungen und Mädchen in Niedersachsen sind am Samstag eingeschult worden. Für die Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der von zahlreichen Corona-Regeln geprägt wird. So müssen sich die Schülerinnen und Schüler regelmäßig morgens vor dem Unterricht mit einem Schnelltest auf das Virus testen. An den ersten Tagen sind tägliche Tests, vom 13. September an drei Tests pro Woche vorgesehen.Im Unterricht müssen die Kinder einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Im Freien, beim Essen und Trinken, und beim Sportunterricht dürfen sie die Maske ablegen. Außerdem sollen die Lehrkräfte weitere «Maskenpausen» ermöglichen, wie das Kultusministerium mitteilte. Tests, Masken, Lüften und Hygieneregeln sollen verhindern, dass sich das Corona-Virus in den Schulen ausbreitet. Ziel ist so viel Präsenzunterricht und Sicherheit wie möglich.
Spahn kritisiert Länder: Zu wenig Luftfilter in Schulen angeschafft
Hannover (dpa/lni) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das Verhalten der Bundesländer im Bezug auf den Schutz von Schülerinnen und Schülern kritisiert. «Die Bildungsminister der Länder haben es bislang nicht geschafft, sich auf einheitliche Regeln für die Schulen zu verständigen», sagte der CDU-Politiker in der «HAZ» (Samstag). Es würden nicht alle Möglichkeiten genutzt, Kinder zu schützen.
«Nehmen Sie die PCR-Lollitests. Die sind einfach durchzuführen und sorgen für mehr Sicherheit. Oder die Luftfilter. Warum haben die Länder davon bislang nicht mehr angeschafft?» Wenn er als Bundesminister über Tests und Impfstoffe so diskutiert hätte wie manche Länder über Lüftungsanlagen in Schulen, dann hätte Deutschland bis heute keinen Impfschutz.
Die Kritik beziehe sich auch auf Niedersachsen, wo die Landesregierung erst kurz vor den Sommerferien die Möglichkeit geschaffen hatte, Luftfilter finanziell zu fördern. Auch Lollitests gibt es an Niedersachsens Schulen nicht, wohl aber in Kindertagesstätten. Die Schüler führen derzeit täglich zu Hause Selbsttests durch.
Als weiteres Beispiel nannte Spahn das Impfangebot: «Wir waren uns als Gesundheitsminister völlig einig, dass wir den über Zwölfjährigen noch vor Ferienbeginn ein Angebot machen für die erste Impfung. Und dann haben die Ministerpräsidenten drei, vier Wochen später gesagt: Wollen wir nicht. Auch Ihr Herr Weil.» Die, die am lautesten gesagt hätten, wollen wir nicht, hätten sich später darüber beschwert, dass es kein Impfangebot vor den Ferien gegeben habe.
Schuleinführung für knapp 40 000 Kinder in Sachsen
Dresden (dpa/sn) - Knapp 40 000 Mädchen und Jungen feiern am Samstag Schuleinführung in Sachsen - bevor dann am Montag (6. September) der erste Schultag bevorsteht. Für die Schuleingangsfeiern gelten Ausnahmen bei den Corona-Regeln - so müssen sich etwa Abc-Schützen und ihre Gäste bei den Feiern in der Schule nicht extra auf das Coronavirus testen lassen. Wie viele Begleitpersonen erlaubt sind, hängt von den Vorgaben der jeweiligen Schule ab. Bei einer Sieben-Tage-Indizenz über 10 - wie das derzeit in allen Städten und Landkreisen im Freistaat der Fall ist - muss allerdings auf dem Schulgelände eine Maske getragen werden.
Nach sechs Wochen Sommerferien beginnt dann am Montag für rund 494 000 Schülerinnen und Schüler der Unterricht. Um die Infektionszahlen möglichst niedrig zu halten, gilt eine verschärfte Test- und Maskenpflicht. So müssen sich in den ersten 14 Tagen nach den Ferien Schüler, Lehrer sowie Erzieher zweimal pro Woche auf das Coronavirus testen lassen, in Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 10 sogar dreimal wöchentlich. Geimpft und Genesene sind davon ausgenommen. Außer an Grund- und Förderschulen ist zudem Maskenpflicht angesagt - auch im Unterricht.
Infektiologe: Corona an Schulen nicht einfach laufen lassen
Zum Start des neuen Schuljahres ziehen die Corona-Zahlen bei Kindern an. Ein Infektiologe warnt angesichts der Delta-Variante vor einem zu leichtfertigen Umgang mit dem Virus im Klassenzimmer - auch, weil es den Weg nach Hause finden könnte.
Jena (dpa) - Die Corona-Maßnahmen an den Schulen sollten aus Sicht des Jenaer Infektiologen Mathias Pletz auch im neuen Schuljahr nicht komplett aufgehoben werden. «Nach allem, was wir über Delta wissen, kann man es nicht einfach laufen lassen», sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen, weil die mittlerweile auch in Deutschland vorherrschende Delta-Variante für Kinder gefährlicher sein könne als bisherige Varianten. Und zum anderen, weil auch viele Erwachsene noch nicht geimpft seien.
Grundsätzlich erkrankten Kinder weniger schwer als Erwachsene an Covid-19, sagte Pletz. Auch gegenüber Teenagern hätten Kinder unter 14 Jahren ein deutlich geringeres Risiko zu erkranken. Während einer schweren Grippewelle etwa sterben demnach mehr Kinder als 2020 durch Covid-19. «Ob das nun mit Delta auch noch gilt, bleibt abzuwarten.» Bei der Variante wisse man noch nicht, ob sie möglicherweise für schwerere Verläufe bei Kindern verantwortlich ist. «Es gibt aber Berichte aus verschiedenen Regionen der Welt, dass aktuell die Hospitalisierungsrate bei Kindern steigt.»
Auch in Deutschland stiegen in der Gruppe der 5- bis 14-Jährigen zuletzt die Zahlen für Neuinfektionen und Krankenhauseinweisungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in dieser Gruppe laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) binnen eines Monats von unter 30 auf über 170 (Stand 2.9.). Die Zahl wöchentlicher Krankenhauseinweisungen mit Covid-19 je 100 000 Kinder verdoppelte sich zeitweise auf über 0,7. Damit lag sie aber weiter unter dem Niveau für andere Altersgruppen. Über alle Altersgruppen hinweg lag der Wert am Freitag bei 1,83.
«Schulen werden sicher nicht mehr so niedrigschwellig geschlossen werden wie man das 2020 gemacht hat», sagte Infektiologe Pletz. Er plädierte angesichts des Geschehens dafür, zunächst weiter regelmäßig zu testen. Es sei vernünftig, in den ersten Wochen nach den Ferien, wenn die Schüler nach dem Urlaub erstmals wieder aufeinandertreffen, zu testen und sich das Infektionsgeschehen anzusehen.
Ließe man das Virus «durchrauschen», gäbe es unabhängig davon, wie viel gefährlicher Delta nun für Kinder ist, eine weitere Gefahr: «Kinder können das Virus aus der Schule nach Hause bringen und ihre ungeimpften Eltern anstecken.» Noch sei die Quote von knapp über 60 Prozent vollständig Geimpften zu niedrig, um alle Maßnahmen aufzuheben. In einigen Modellierungen gebe es bereits Hinweise auf zu erwartende Zahlen bei der Intensivbettenbelegung, «die im Bereich der dritten Welle liegen».
Der einzige Weg heraus sei das Impfen. Mittlerweile sei gesichert, dass Impfungen auch besser vor Übertragungen schützen. Dazu komme: «Jeder Corona-Patient, der auf einer Intensivstation behandelt wird, weil er sich nicht impfen lassen wollte, nimmt einem anderen Patienten, der zum Beispiel auf eine komplizierte Tumorchirurgie wartet, das Bett weg.» Das gelte nicht für Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten.
Wie lange es noch bis zu vollständiger Normalität dauere, lasse sich nicht vorhersagen. «Wir haben viele kluge Modellierer. Aber das individuelle menschliche Verhalten, das die größte Rolle spielt, kann man in diesen Modellen nicht gut abbilden.» Entscheidend sei auch das mögliche Auftreten neuer Varianten. Wenn eine Immun-Escape-Variante mit hoher Übertragbarkeit auftauche - also eine Variante, die einer Immunität durch Impfung oder Infektion entkommen kann - «kann uns das ganz schön zurückwerfen». Der Vorteil sei, dass sich die Impfstoffe relativ schnell anpassen ließen.
Rund 77 000 Kinder in Niedersachsen werden eingeschult
Hannover (dpa)Rund 77 000 Jungen und Mädchen in Niedersachsen werden am Samstag eingeschult. Für die Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der von zahlreichen Corona-Regeln geprägt wird. So müssen sich die Schülerinnen und Schüler regelmäßig morgens vor dem Unterricht mit einem Schnelltest auf das Virus testen. An den ersten Tagen sind tägliche Tests, vom 13. September an drei Tests pro Woche vorgesehen. Im Unterricht müssen die Kinder einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Im Freien, beim Essen und Trinken, und beim Sportunterricht dürfen sie die Maske ablegen. Außerdem sollen die Lehrkräfte weitere «Maskenpausen» ermöglichen, wie das Kultusministerium mitteilte. Tests, Masken, Lüften und Hygieneregeln sollen verhindern, dass sich das Corona-Virus in den Schulen ausbreitet. Ziel ist so viel Präsenzunterricht und Sicherheit wie möglich.
Karliczek fordert «klare Linie» bei Quarantäneregeln in der Schule
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat die Länder aufgefordert, sich bei Corona-Quarantäneregeln in der Schule auf eine «klare Linie» zu verständigen. Diese solle den Gesundheitsämtern aber auch «notwendige Spielräume im Einzelfall» lassen, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstag). Das Robert Koch-Institut überarbeite auch seine Empfehlungen. «Grundsätzlich gilt: Die Empfehlungen sollten die Richtschnur sein. Ich würde mich freuen, wenn die Quarantänezeit von 14 Tagen für Kinder mit einer klugen Teststrategie verkürzt werden könnte.»
Bislang gibt es in den Ländern höchst unterschiedliche Vorgaben für die Quarantäne, sollte sich in einer Klasse ein infizierter Schüler finden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte zuletzt darauf gedrungen, die Regeln zu vereinheitlichen. «Wir brauchen einheitliche Vorgaben für die Quarantäne in Schulen. Darauf sollten sich die Gesundheitsminister der Länder endlich einigen», sagte der CDU-Politiker am Freitag dem «Spiegel». Wenn die Schüler im Unterricht Masken trügen, müsse man nicht die ganze Klasse in Quarantäne schicken, wenn ein positiver Fall auftrete. «Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können.»
Viele Schülerinnen und Schüler sind noch nicht geimpft, weil es derzeit keine Impfstoffe gibt, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind. Zuletzt waren die Corona-Infektionszahlen besonders in jüngeren Altersgruppen stark gestiegen.
03.09.2021
Kitas, Schulen und Heime sollen Impfauskunft einholen dürfen
Keine Impfpflicht in Deutschland - darüber sind sich in der Koalition alle einig. Doch nun sollen Arbeitgeber von Lehr-, Erziehungs- und Pflegekräften bei Corona eine Impfauskunft einholen dürfen. Drohen Konsequenzen für Ungeimpfte?
Berlin (dpa) - Arbeitgeber sollen von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Mit den Stimmen von Union und SPD brachte der Gesundheitsausschuss des Bundestags am Freitag eine entsprechende Gesetzesänderung auf den Weg. Sie soll am Dienstag im Bundestag beschlossen werden. Gewerkschaften lehnen das geplante Auskunftsrecht als zu weitgehend ab. Arbeitgeber fordern eine Ausweitung auf die gesamte Wirtschaft. Die Opposition warf der Koalition vor, die Regelung mit heißer Nadel gestrickt zu haben.
GEPLANTES AUSKUNFTSRECHT:
Im Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es: «Der Arbeitgeber kann (...) vom Beschäftigten Auskunft oder die Vorlage eines Nachweises über das Bestehen eines Impfschutzes oder das Bestehen einer natürlichen Immunität in Bezug auf die Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID19) verlangen.» Gerade in Kita, Schule und Heim könne es «im Interesse des Infektionsschutzes» nötig sein, Beschäftigte hinsichtlich ihres Corona-Impf- und Antikörper-Status «unterschiedlich einzusetzen oder von einer Beschäftigung ungeimpfter Personen (in bestimmten Bereichen) abzusehen».
BEGRÜNDUNG DES AUSKUNFTSRECHTS:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem «Spiegel», bei Krankenhäusern gelte seit vielen Jahren «aus gutem Grund», dass ein Arbeitgeber seine Beschäftigten im Patientenkontakt fragen dürfe, ob sie gegen Infektionskrankheiten geimpft seien. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, sagte, es sei richtig, die Liste der Einrichtungen zu ergänzen, in denen der Impfstatus bei Corona erfasst werden könne. «Wo Menschen sehr nah zusammenkommen, insbesondere verletzliche, muss besondere Vorsicht gelten», sagte Dittmar. Spahn erklärte: «Wie wollen Sie einem Angehörigen erklären, dass die Mutter an Covid gestorben ist, weil der Pfleger nicht geimpft war?» Laut Antrag können die Arbeitgeber durch die Informationen die Arbeitsorganisation so ausgestalten, «dass ein sachgerechter Einsatz des Personals möglich ist und gegebenenfalls entsprechende Hygienemaßnahmen treffen».
BEGRENZUNG DES AUSKUNFTSRECHTS:
Die Möglichkeit soll nur während der festgestellten epidemischen Lage von nationaler Tragweite gelten, die der Bundestag vergangene Woche für weitere drei Monate verlängert hatte. Die Daten sollen direkt beim Beschäftigten zu erheben sein. «Die Freiwilligkeit der Entscheidung über die Inanspruchnahme von Impfschutz bleibt unberührt», stellt der Entwurf klar.
DEBATTE ÜBER AUSWEITUNG AUF DIE WIRTSCHAFT:
Seit Wochenbeginn fordern die Arbeitgeber entsprechende Regelungen für die ganze Wirtschaft. Am Mittwoch hatte das Bundeskabinett eine geänderte Corona-Arbeitsschutzverordnung von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) beschlossen, nach der Auskünfte der Beschäftigten zu ihrem Impf- oder Genesenenstatus freiwillig bleiben sollen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sagte nun: «Es ist unverständlich, dass der Arbeitgeber bei der Festlegung und der Umsetzung der Maßnahmen des betrieblichen Infektionsschutzes den Impf- oder Genesungsstatus der Beschäftigten berücksichtigen kann, ihn aber nicht erfragen darf.» Spahn sagte: «Sinn würde es machen. Aber dafür sehe ich aktuell keine Mehrheit im Parlament.» Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zeigte sich überzeugt, «dass weitere Schritte notwendig und erforderlich sind».
KRITIK DER GEWERKSCHAFTEN:
Für Verdi-Chef Frank Werneke ist es angemessen, dass überprüft wird, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist. «Es muss dann aber auch reichen, wenn die Kolleginnen und Kollegen ein Testergebnis vorlegen. Sie sollten nach meiner Ansicht nicht dazu gezwungen werden, ihren Impfstatus offenzulegen.» Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte der dpa: «Aus gutem Grund stehen persönliche Daten in Deutschland unter besonderem Schutz. Diesen Schutz müssen wir gewährleisten.» Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sprach unter Berufung auf Umfragen und Daten der Schulministerien von einer Impfquote von rund 90 Prozent bei Lehrkräften. «Diese Zahlen rechtfertigen aus Sicht des VBE in keiner Weise den mit der Abfrage des Impfstatus verbundenen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.» Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, äußerte die Befürchtung, dass «dies nur die Vorstufe zu einer allgemeinen Impfpflicht ist.»
UMSETZUNG DER AUSKUNFTSRECHTS:
Ein Sprecher Spahns sagte, die Maßnahme diene alleine arbeitsorganisatorischen Abläufen, etwa dem Erstellen von Dienstplänen. Auf die Frage, was passiere, wenn jemand nicht geimpft sei, sagte er, bei Erzieherinnen und Erzieher werde sich die Frage stellen, ob es ein Infektionsrisiko gebe und ob die betreffende Person in einem anderen Bereich innerhalb der Einrichtung eingesetzt werden könne. Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz versicherte, arbeitsrechtliche Konsequenzen seien damit nicht verbunden. «Es gibt keine Erzwingungsmöglichkeit, was das Impfen betrifft, das finde ich sehr wichtig, und es kann auch niemand deswegen gekündigt werden, weil er sich nicht hat impfen lassen.»
REAKTIONEN VON OPPOSITION UND PATIENTENSCHÜTZERN:
FDP, Linke und Grüne bemängelten, dass die Koalition bis zum späten Donnerstagabend verhandelte und den entsprechenden Antrag erst elf Stunden vor der Beratung im Ausschuss zur Verfügung gestellt habe. «Diese Art der Gesetzgebung zwischen Tür und Angel wird die Legitimität und Akzeptanz des Auskunftsanspruchs wie des gesamten Pandemiemanagements nicht erhöhen», betonten FDP, Linke und Grüne im Bundestag in einer gemeinsamen Erklärung. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, begrüßte das Vorhaben und sagte: «Kranke, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wollen sicher sein, dass der Immunstatus von medizinisch-pflegerischen Beschäftigten bekannt ist.»
Mehr Corona-Infektionen an Brandenburger Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Corona-Fälle an Brandenburger Schulen hat gegenüber der Vorwoche zugenommen. Zwei Schulen sind in dieser Woche wegen Corona-Infektionen geschlossen worden, wie das Bildungsministerium in Potsdam am Freitag mitteilte. In der vergangenen Woche gab es noch keine Schließung. In 62 Schulen sind mit Stand Donnerstag 113 einzelne Lerngruppen in Quarantäne, in der vergangenen Woche waren es 60 betroffene Schulen mit 99 Lerngruppen. Von den rund 25 000 Lehrkräften sind 25 positiv auf das Coronavirus getestet worden. In der Vorwoche waren es 12 Lehrerinnen und Lehrer. 97 Lehrkräfte sind in Quarantäne nach 68 in der vergangenen Woche.
Von den rund 297 700 Schülerinnen und Schülern an Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft sind 318 positiv getestet worden, in der Vorwoche waren es 268. 3085 Schüler sind in Quarantäne nach 2928 in der vergangenen Woche.
Im neuen Schuljahr lernen die Schülerinnen und Schüler im vollständigem Präsenzunterricht, auch die rund 23 000 Erstklässler. Allerdings gilt wegen der Corona-Pandemie für alle Schüler und Lehrkräfte eine Masken- und regelmäßige Testpflicht.
KMK-Präsidentin und Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte mit Blick auf Corona und die Lage an den Schulen in einem Interview mit «Zeit Online» gesagt: «Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun, erneute Schulschließungen zu verhindern». Sie nannte die Möglichkeit zur Impfung ab zwölf, Masken, Luftfilter und Tests.
Bundesschülerkonferenz lehnt Impfstatusabfrage bei Lehrkräften ab
Berlin (dpa) - Die Bundesschülerkonferenz lehnt wie auch die führenden Bildungsgewerkschaften in Deutschland eine Impfauskunftspflicht für Lehrkräfte ab. «Ich halte nichts davon, jetzt bei den Lehrerinnen und Lehrern die große Abfrage mit den Impfungen zu starten», sagte der Generalsekretär Dario Schramm der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies, wie die Gewerkschaften zuvor auch schon, auf eine ohnehin hohe Impfbereitschaft bei Lehrkräften. Der Ansatz im Bereich Vorsorge und Impfungen solle jetzt eher sein, Kindern und Jugendlichen ab 12 Impfangebote zum Beispiel an Schulen zu machen, sagte Schramm.
Union und SPD hatten sich darauf verständigt, dass Arbeitgeber von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen künftig Auskunft über eine Corona-Impfung oder eine überstandene Covid-Erkrankung verlangen können. Die Neuregelung soll am Dienstag im Bundestag beschlossen werden.
Holetschek: Geimpfte Schüler müssen nicht getestet werden
München (dpa/lby) - Geimpfte Kinder und Jugendliche müssen nicht mehr zum Corona-Test in der Schule. «Wer vollständig geimpft ist, muss sich nicht mehr in der Schule testen lassen und in der Regel auch nicht mehr in Quarantäne bei engem Kontakt mit infizierten Mitschülern oder Freunden», sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Ärztevertretern in München.
Er rief alle über Zwölfjährigen zur Impfung vor dem Ferienende auf. «Es gibt noch genug Zeit, um erstgeimpft in die erste Schulwoche zu starten. Damit kann auch das Ansteckungsrisiko für die Mitschülerinnen und Mitschüler gesenkt werden.»
Die Infektionszahlen unter Kindern würden derzeit steigen, so Holetschek laut Mitteilung. Ende August lagen die Inzidenzen in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei rund 130 und bei der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen bei rund 192. Derzeit seien in Bayern 29,8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen erst- und 21,9 Prozent zweitgeimpft.
Markus Beier, der Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, sagte: «Leider steigen aktuell die Infektionszahlen und die Krankenhauseinweisungen bei Ungeimpften und auch bei jungen Menschen wieder deutlich an. Auch Kinder und Jugendliche können am besten durch eine Impfung geschützt werden.»
Dominik Ewald, Landesverbandsvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, betonte, dass Kinder weniger schwer an Corona erkrankten und auch selten ins Krankenhaus kämen. «Alle Daten deuten darauf hin, dass die zugelassenen Impfstoffe auch für die Jugendlichen unbedenklich sind.»
Spahn will Corona-Quarantäneregeln für Schüler vereinfachen
Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Corona-Quarantäneregeln für Schüler lockern und vereinheitlichen. «Wir brauchen einheitliche Vorgaben für die Quarantäne in Schulen. Darauf sollten sich die Gesundheitsminister der Länder endlich einigen», sagte der CDU-Politiker am Freitag dem «Spiegel». Wenn die Schüler im Unterricht Masken trügen, müsse man nicht die ganze Klasse in Quarantäne schicken, wenn ein positiver Fall auftrete. «Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können. Eine ganze Schulklasse wie jetzt in Quarantäne zu schicken führt dazu, dass irgendwann Hunderttausende Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen nicht am Unterricht teilnehmen, obwohl sie gar nicht infiziert sind», sagte Spahn.
Bislang gibt es in den Ländern höchst unterschiedliche Vorgaben für die Quarantäne, sollte sich in einer Klasse ein infizierter Schüler finden, teilweise werden bereits jetzt nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt. «Wir arbeiten daran, das jetzt möglichst schnell über die Gesundheitsminister zu lösen», sagt Spahn. Außerdem spricht sich der Bundesgesundheitsminister für den Einsatz von Lolli-PCR-Tests an Schulen aus.
Viele Schülerinnen und Schüler sind noch nicht geimpft, weil es derzeit keine Impfstoffe gibt, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind. Zuletzt waren die Corona-Infektionszahlen besonders in jüngeren Altersgruppen stark gestiegen.
02.09.2021
Empfehlungen des Umweltbundesamtes für bessere Luft in Schulräumen
Dessau-Roßlau/Kassel (dpa/lhe) - Das Umweltbundesamt (UBA) teilt mit Blick auf die Corona-Pandemie Schulräume in drei Kategorien ein: in Räume mit guter Lüftungsmöglichkeit dank Fenstern oder fest eingebauter raumlufttechnischer Anlagen (Kategorie 1), Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit, in denen etwa Fenster nur kippbar sind und keine stationären Anlagen bestehen (Kategorie 2) sowie in nicht zu belüftende Räume (Kategorie 3).
In den Empfehlungen des UBA heißt es, dass in Räumen der Kategorie 1 der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte nicht notwendig sei, wenn der erforderliche Luftwechsel entweder durch regelmäßiges Stoß- und Querlüften oder durch raumlufttechnische Anlagen gewährleistet werde.
In Räumen der Kategorie 2 könne als technische Maßnahme die Zufuhr von Außenluft durch den Einbau einfach und rasch zu installierender Zu- und Abluftanlagen oder durch mobile Luftreiniger erhöht werden.
Räume der Kategorie 3 würden aus innenraumhygienischer Sicht für den Schulunterricht nicht empfohlen.
Schulstart mit Maskenpflicht - rund 77 000 Kinder werden eingeschult
Für die Einschulung gelten in diesem Jahr viele Regeln. Zehntausende Jungen und Mädchen müssen sich nicht nur an Mathe- und Deutschunterricht, sondern auch an Corona-Tests und Maskenpflicht gewöhnen.
Hannover (dpa/lni) - Rund 77 000 Kinder werden an diesem Samstag in Niedersachsen eingeschult. Für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt - geprägt von zahlreichen Corona-Regeln.
Haben es die Schulanfänger in diesem Jahr besonders schwer?
Die Vorbereitung auf die Schule war durch die Corona-Pandemie erschwert. Kindergartenbesuche in der Schule und Vorschulprojekte fielen vielerorts aus. Dem Grundschulverband in Niedersachsen zufolge haben viele Jungen und Mädchen weniger Erfahrungen in Gruppen, in der gemeinsamen Interaktion, im Einhalten von Regeln und Ritualen gesammelt als Schulanfänger vor der Pandemie.
Kinder nichtdeutscher Muttersprache haben wegen der Corona-Einschränkungen mitunter weniger Sprachförderung erhalten. «Auch durch das eingeschränkte Bewegungsangebot oder musikalische Einschränkungen fehlen den Kindern wichtige Erfahrungen», teilte der Verband mit.
Welche Vorgaben gibt es für den Schulalltag?
Neben regelmäßigen Corona-Tests vor Unterrichtsbeginn kommt auf die Kinder eine Maskenpflicht zu. Sie müssen sich daran gewöhnen, im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Während der Pausen im Freien, auf Außengeländen, beim Essen und Trinken sowie beim Sportunterricht dürfen sie die Maske ablegen. Außerdem sollen die Lehrkräfte weitere «Maskenpausen» ermöglichen, wie das Kultusministerium mitteilte.
Beeinträchtigt die Maske das Lernen?
Möglicherweise erschwere der Mund-Nasen-Schutz manchen Jungen und Mädchen, Laute richtig zu verstehen und zu sprechen, sagte die Vorsitzende des Grundschulverbandes, Eva-Maria Osterhues-Bruns. Vor allem für Kinder nichtdeutscher Muttersprache und Kinder mit Hörbeeinträchtigungen sei das Ablesen von den Lippen oft eine große Unterstützung. Aber: Präsenzunterricht mit Maske ist dem Verband zufolge besser als Wechselunterricht. Gemeinsames Lernen in der Schule gebe den Kindern Sicherheit. Die Möglichkeit für soziale Kontakte sei wichtig.
Gibt es weitere Corona-Regeln?
In den Schulen gelten strenge Hygienevorschriften. Schülerinnen und Schüler müssen zum Beispiel regelmäßig ihre Hände waschen und sollen persönliche Gegenstände nicht teilen. Die Lehrkräfte müssen die Unterrichtsräume regelmäßig lüften.
Wie reagieren Schulverbände auf die Regeln?
Die Schulen wollen so viel Präsenzunterricht und Sicherheit wie möglich. Vorsichtsmaßnahmen seien wichtig, die Herausforderungen groß - da sind sich verschiedene Verbände einig. Unterricht mit Maskenpflicht sei weit von der Normalität entfernt, sagte die Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, Andrea Kunkel. «Aber wenn wir Präsenzunterricht wollen und sagen, wir brauchen das Lernen hier vor Ort und auch in der Gemeinschaft, dann müssen wir auf die Bedingungen eingehen.»
Welche Vorgaben gibt es für die Einschulungsfeiern?
Wer an einer Einschulungsfeier teilnehmen möchte, muss geimpft, genesen oder getestet (3G) sein. Das gilt für alle Personen ab 6 Jahren. In Innenräumen müssen alle ab 6 Jahren eine Maske tragen. Für Menschen ab 14 Jahren ist eine medizinische Maske Pflicht.
Was gilt für Menschen, die kurz vor Schulstart im Ausland waren?
Wer in einem Hochrisikogebiet war, muss nach der Einreise zehn Tage in häusliche Quarantäne. Diese kann ab dem fünften Tag durch einen negativen Corona-Test beendet werden. Geimpfte und genesene Personen brauchen nicht in Quarantäne. Für Kinder unter 12 Jahren endet die Quarantäne fünf Tage nach der Einreise. Wer aus einem Virusvariantengebiet zurück nach Deutschland kommt, muss grundsätzlich vierzehn Tage in Quarantäne, Ausnahmen gibt es nicht.
Was passiert bei einem Corona-Fall in einer Klasse?
Über Quarantänemaßnahmen entscheidet das zuständige Gesundheitsamt. Unabhängig davon gilt: Nach einem positiven Testergebnis in einer Klasse dürfen die Schülerinnen und Schüler dieser Lerngruppe die Schule nur mit einem negativen Testergebnis betreten. Für Schülerinnen und Schüler, die vollständig geimpft oder genesen sind, gilt die Zutrittsbeschränkung nicht.
01.09.2021
Gebauer will Corona-Quarantäne nur für infizierte Schüler
Die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen gehen steil nach oben. Doch die NRW-Landesregierung will am Präsenzunterricht unbedingt festhalten. Es sollen bei Corona-Fällen auch weniger Schüler in Quarantäne gehen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Trotz rasant steigender Corona-Infektionszahlen unter Schulkindern plant das nordrhein-westfälische Schulministerium keine schärferen Schutzmaßnahmen und dringt auf eine bundesweite Lockerung der Quarantäne-Regeln an Schulen. «Unsere Schutzmaßnahmen greifen», sagte FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags. Ihr «Wunsch» sei, dass künftig nur noch nachweislich mit Corona infizierte Schülerinnen und Schüler in häusliche Quarantäne gehen sollten. Sie hoffe auf einen entsprechenden Beschluss bei den laufenden Bund-Länder-Gesprächen. Die Gesundheitsminister der Länder werden nach ihren Worten bis kommenden Montag Vorschläge für bundesweit möglichst einheitliche Quarantäne-Regelungen unterbreiten.
Derzeit sollen laut Verordnung in NRW bei einem Corona-Fall «enge Kontaktpersonen» in häusliche Quarantäne gehen. Das sind Schüler, die vor, hinter, rechts oder links von einem Infizierten gesessen haben. Geimpfte ohne Symptome sind von der Quarantäne ausgenommen. Oft wird aber von den Behörden eine 14-tägige Quarantäne für ganze Gruppen oder Klassen angeordnet. Dies hatte Kritik bei Eltern von Schülern sowie auch Kita-Kindern ausgelöst. Die Stadt Köln hat bereits einen Modellversuch angekündigt, bei dem nur noch positiv getestete Schüler in Quarantäne gehen sollen.
Die oppositionelle SPD hatte gefordert, bei einem Corona-Fall eine gesamte Klasse fünf Tage lang in Quarantäne zu schicken. Gebauer sagte dazu, fünf Tage Quarantäne für alle Kinder, egal ob genesen oder geimpft, sei «familienunfreundlich» und «sträflich» für die, die auf Präsenzunterricht angewiesen seien.
Gut 30 000 Schüler in Nordrhein-Westfalen sind nach aktuellsten Rückmeldungen (Stichtag 26. August) in Quarantäne geschickt worden. Das entspricht etwa 1,6 Prozent der Schülerschaft. Unter allen Schülern wurde bei etwa 0,35 Prozent - rund 6500 Personen - eine Corona-Infektion bestätigt. Sollten ganze Klassen in Quarantäne müssen, wie es die SPD wolle, dann säßen derzeit mehr als 160 000 Schüler in Quarantäne, so die Ministerin.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) relativierte die Infektions- und Quarantäne-Zahlen bei Schulkindern. So hätten sich bei den festgestellten Corona-Infektionen in den ersten eineinhalb Wochen nach dem Schulstart die betroffenen Kinder noch außerhalb der Schulen angesteckt, sagte Laumann im Gesundheitsausschuss des Landtags. Inzwischen gingen die Zahlen im geregelten Schulbetrieb wieder nach unten.
Auch er wolle den Schul- und Kitabetrieb sicherstellen, sagte Laumann. Es sei immer eine Abwägung zwischen sozialen Bildungsproblemen und der Frage der Sicherheit, dass nicht eine schnelle «Durchseuchung» passiere. Wenn die Infektionszahlen weiter sänken, hoffe er, dass das Ministerium kommende Woche die Quarantäne in NRW «neu justieren» könne. Er wünsche sich, dass sich die Bundesländer dabei absprächen.
Gebauer sagte, es müssten jetzt «nicht voreilig» weitergehende Maßnahmen ergriffen werden, die das Recht auf Bildung weiter einschränkten Auch nach Ansicht von Experten müsse alles darangesetzt werden, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Nicht mehr der Inzidenzwert dürfe ausschlaggebend sein. Die Landesregierung habe daher einen inzidenzunabhängigen Schulunterricht beschlossen.
Gebauer verwies auf die Hygienemaßnahmen an den Schulen und die laufende Impfkampagne bei 12- bis 17-Jährigen. Mindestens bis zu den Herbstferien würden zudem nicht geimpfte Schüler weiter getestet. Auch das Luftfilter-Programm für Schulen laufe. 5500 Räume seien damit bereits ausgestattet. Es sei jedoch «unrealistisch», davon auszugehen, dass angesichts des beschlossenen Präsenzunterrichts jede einzelne Infektion an den Schulen verhindert werden können, so Gebauer.
Die steigenden Infektionszahlen mit Schuljahresbeginn vor zwei Wochen seien absehbar gewesen. Sie seien auch durch Reiserückkehrer ausgelöst worden. Daher müssten die bisherigen Schutzmaßnahmen weiter gelten. «Unsere Schulen waren sicher und sind auch weiterhin sichere Orte», sagte die FDP-Politikerin.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW war bis Mittwoch zwar auf 120,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gesunken. Allerdings ist die Inzidenz in der Altersgruppe der Schulkinder weiterhin mit Abstand am höchsten und erreicht Werte teilweise weit über 300.
Die Grünen-Bildungsexpertin Sigrid Beer nannte die Lage an den Schulen dramatisch. Gebauer ignoriere mit ihrem Quarantäne-Vorschlag nur für infizierte Kinder Fakten, dass Kinder nicht den ganzen Schultag auf ihrem Stuhl säßen, sondern zur Mensa gingen oder in wechselnden Lerngruppen arbeiteten. Nur tägliches Testen in Kombination mit schnellem Freitesten durch einen PCR-Test nach fünf Tagen könne Abhilfe schaffen.
Die Impfquote in der Lehrerschaft liegt nach Angaben Gebauers in NRW laut freiwilligen Angaben bei 87,5 Prozent, bei Grund- und Förderschullehrern sogar über 90 Prozent. In der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen habe fast jeder Vierte (24 Prozent) den vollständigen Impfschutz.
Am Donnerstag kommt auf Antrag der SPD der Landtag zu einer Sondersitzung zusammen, um über die Situation der Jugendlichen und Kinder in der Corona-Krise zu diskutieren. Laumann wird die Abgeordneten dabei über die Maßnahmen der Landesregierung wie Hygienekonzepte, Tests und Impfungen unterrichten.
Nach Ansicht des Lehrerverbandes VBE NRW sorgt die unterschiedliche regionale Auslegung der Quarantäneregelung in vielen Schulen «für berechtigten Frust». Der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau sagte: «Es ist ein Hohn, dass die Gesundheitsminister der Länder sich erst nach Beginn des Schuljahres zusammensetzen, um Vorschläge zu bundesweit einheitlichen Quarantäne-Regelungen zu unterbreiten.» Bereits seit Monaten fordere der VBE einheitliche und nachvollziehbare Regelungen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Gesundheitsämter überfordert mit der derzeitigen Nachverfolgung der Quarantäneregeln. Der Präsenzunterricht brauche verlässliche Maßnahmen. «In diesem Chaos ist die Beibehaltung der Maskenpflicht und engmaschige Tests das Mindeste», so die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik.
Präsenzunterricht, Maskenpflicht und Testen: So startet die Schule
Die Schule startet für die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen mit Präsenzunterricht, aber auch mit täglichen Tests und Masken im Unterricht. Der Kultusminister wirbt dennoch für einen zuversichtlichen Blick auf das neue Schuljahr.
Hannover (dpa/lni) - Am Donnerstag beginnt in Niedersachsen für rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler und etwa 100 000 Lehrkräfte das neue Schuljahr. Sie starten in den Regelbetrieb («Szenario A»), müssen sich aber - zumindest zu Beginn - auf tägliche Corona-Tests und eine Maskenpflicht im Unterricht einstellen. Laut Kultusministerium werden knapp 77 000 Kinder eingeschult.
Niedersachsens Kultusminister ermunterte Schüler und Eltern dazu, zuversichtlich ins neue Schuljahr zu gehen. «Wir sind gut beraten, mit viel Zuversicht und auch ohne Furcht in diese Schulzeit zu gehen», sagte Grant Hendrik Tonne (SPD) am Mittwoch in Hannover. «Schule ist viel, viel mehr als Corona und viel, viel mehr als Pandemiebekämpfung.»
Dennoch sei klar und erkennbar: «Gerade der Schulstart wird nicht ein normaler Schulstart so wie wir ihn aus vergangenen Jahren kannten. Die Pandemie ist nicht weg», sagte Tonne. Ziel sei es aber, so viel Normalität in der Schule zu bieten wie möglich. Dabei verfolge das Kultusministerium die Leitlinie «maximale Präsenz bei maximaler Sicherheit».
An den ersten sieben Schultagen (bis zum 10. September) müssen sich Schülerinnen und Schüler an jedem Tag vor der Schule «freitesten». Nach diesem Zeitraum seien mögliche Corona-Fälle durch Urlauber identifiziert, erläuterte Tonne. Dann werde auf drei Testungen pro Woche umgestellt - voraussichtlich montags, mittwochs und freitags.
Das Instrument der Selbsttestung hat sich laut Kultusminister bewährt. Rund 26 Millionen Testkits seien mittlerweile an den Schulen ausgegeben worden, 8600 Mal seien die Tests positiv angeschlagen. Daraus hätten sich 3200 Bestätigungen durch positive PCR-Tests ergeben.
Daneben gilt für alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen von Donnerstag an eine Maskenpflicht im Unterricht. Regelmäßige «Maskenpausen» insbesondere an den Grund- und Förderschulen sollen in den Tagesablauf integriert werden.
«Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, es war eine schwierige Abwägung», sagte Tonne. Man habe dabei auch die Erfahrungen aus anderen Ländern miteinbezogen. Gerade zum Schulstart wolle man das Sicherheitsnetz etwas höher ziehen, «auch um massenhafte Quarantäneanordnungen so gut es geht zu verhindern».
Daneben gelten an den Schulen auch in diesem Schuljahr wieder Hygiene- und Lüftungskonzepte: Alle 20 Minuten soll der Unterrichtsraum für fünf Minuten gelüftet werden. Dann sollen die Schüler ihre Masken abnehmen dürfen, sagte Tonne. Auch in Klassenzimmer mit Liftfilteranlagen müssten zunächst Masken getragen werden. «Der Mix aus Maßnahmen macht die Sicherheit an Schulen aus», sagte Tonne.
Gestartet werden soll der Schulbetrieb mit einer «sanften Einstiegsphase» von in der Regel einer Woche, in der Lehrkräfte und Schüler ohne Druck zusammenfinden und Erfahrungen austauschen können. Dafür können die Schulen auch zusätzlich Personal einstellen. Bis zum 24. September sollen keine Arbeiten geschrieben werden, anschließend sollen es maximal zwei Arbeiten pro Woche sein.
Laut Tonne sind bis dato 1600 der knapp 2000 ausgeschriebenen Lehrstellen besetzt worden. Das Einstellungsverfahren aber laufe noch.
Der Verband niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) zeigte sich damit nicht zufrieden. Das neue Schuljahr beginne mit den Problemen des alten, teilte der Verband mit, nämlich einer mangelnde Unterrichtsversorgung, dem stockenden, nicht rechtzeitig erfolgten Einbau von Luftfilteranlagen sowie der hakenden Umsetzung der Digitalisierung an vielen Schulen.
Auch von den Oppositionsparteien im niedersächsischen Landtag gab es Kritik: «Nach über einem Jahr drastisch eingeschränktem Unterricht durch die Corona-Pandemie droht allen Rechenspielen und Bekundungen des Ministers zum Trotz dennoch Unterrichtsausfall und ein Mangel an Förder- und Unterstützungsangeboten», sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Björn Försterling, befürchtet, dass jede zehnte Unterrichtsstunde ausfallen könnte. «Minister Tonne muss hier schnellstens nachbessern und eine Lehreroffensive starten, um zumindest bis zum nächsten Halbjahr die notwendigen Lehrkräfte aufzustocken», sagte er. Beide Parteien warfen dem Minister zudem vor, sich nicht ausreichend um die Ausstattung der Schulen mit Lüftungsanlagen gekümmert zu haben.
Eltern ungetesteter Schüler in Thüringen droht Bußgeld bis 250 Euro
Erfurt (dpa) - In der Corona-Pandemie droht Thüringer Eltern, deren Kinder ungetestet in die Schule kommen, künftig ein Bußgeld zwischen 60 und 250 Euro. Das gilt nicht für Eltern geimpfter oder genesener Kinder und Jugendlicher, wie Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Mittwoch in Erfurt mitteilte. Geplant ist demnach, dass das Vergehen als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird.
Nach der 14-tägigen Testphase, die Holter als Sicherheitspuffer bezeichnet, soll es diese Testpflicht nur in der höchsten Corona-Warnstufe 3 des Freistaates geben. Ausschlaggebend für das Erreichen einer Warnstufe ist in Thüringen neben der Sieben-Tage-Inzidenz unter anderem auch die Belegung der Intensivbetten in Krankenhäusern. Die Schule beginnt im Freistaat am Montag.
Holter sagte, dass das Bußgeld für die Eltern, die ihre Kinder nicht testen lassen wollten, gestaffelt berechnet werden solle. Demnach sollen bei wiederholtem Vergehen höhere Strafen drohen. An den Details werde aber noch gearbeitet.
31.08.2021
Corona und Lehrermangel: Verband sieht ungelöste Probleme an Schulen
Dauermangel trifft Dauerkrise? Zum Start des neuen Schuljahres sieht der Thüringer Lehrerverband große Herausforderungen auf die Schulen zukommen. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Auch ein älteres Problem hält er für ungelöst.
Erfurt (dpa/th) - Vor dem Start ins neue Schuljahr am Montag hat der Thüringer Lehrerverband (tlv) vor Personalnot an den Schulen und zu wenig Vorkehrungen in der Corona-Pandemie gewarnt. Die Personalsituation sei «extrem kritisch», sagte der tlv-Vorsitzende Rolf Busch am Dienstag in Erfurt. Hunderte Lehrerstellen seien noch nicht besetzt. Busch bezog sich dabei auf Übersichten der Schulämter. «Die Stellen, die dort stehen, sind alle deshalb da, weil es dafür noch keine Bewerberinnen oder Bewerber gibt», sagte Busch.
Der Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums, Felix Knothe, sagte, die Listen der Schulämter bildeten nicht eins zu eins die aktuelle Situation ab. «Wir befinden uns in der Hocheinstellungsphase», sagte Knothe. Man sei auf einem guten Weg und zuversichtlich, die selbstgesteckten Ziele bei den Lehrereinstellungen zu erreichen.
Buschs Einschätzung nach hat sich der Lehrermangel in Thüringen im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlimmert, eine Trendwende sei zudem nicht in Sicht. Der tlv-Vorsitzende kritisierte, dass die Verfahren zur Besetzung von Lehrerstellen trotz jahrelanger Kritik immer noch zu lange dauerten und insgesamt zu wenig gegen den Lehrermangel getan werde.
Felix Knothe sprach von einem «geerbten Problem», das der Lehrermangel sei. Schon seit Jahren sei absehbar gewesen, dass es dazu kommen werde. Die rot-rot-grüne Landesregierung sei die erste, die dem entgegengewirkt habe, sagte der Sprecher. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will am Mittwoch bei einer Pressekonferenz unter anderem auch über Einstellungszahlen von Lehrern sprechen. Thema soll auch der Umgang mit der Corona-Pandemie an Thüringer Schulen sein.
Der Tlv-Vorsitzende Rolf Busch begrüßte, dass das Bildungsministerium eine 14-tägige Testpflicht zum Schulstart vorsieht. Die Umsetzung aber kritisierte er - insbesondere die Bildung von Lerngruppen für Schüler, die nicht geimpft sind, nicht als genesen gelten und sich auch nicht testen lassen wollen. Er sprach sich für ein Betretungsverbot für ungetestete Schüler aus.
Auch sieht er die Schulen in der Pandemie nicht ausreichend vom Land für die Herbst- und Winterzeit vorbereitet. Es gebe kaum Luftfilter an den Schulen, es fehlten immer noch Geräte wie Laptops für Lehrerinnen und Lehrer und er befürchte, dass die Thüringer Schulcloud wieder zusammenbrechen werde, wenn im Fall von Distanzunterricht zu viele Menschen gleichzeitig auf das Portal zugreifen wollen.
Holter hatte angekündigt, dass es von Seiten seines Ministeriums nicht zu Schulschließungen oder Wechselunterricht kommen werde. Lediglich in Einzelfällen durch Entscheidungen der jeweiligen Gesundheitsämter sei dies denkbar.
Modellversuch in Köln geplant: Quarantäne nur für infizierte Schüler
Vierzehn, fünf oder null - Die Diskussion um die Dauer der Quarantäne von Schülern in NRW ebbt nicht ab. Die Stadt Köln plant einen Modellversuch. Kritiker sehen das nicht als Lösung an.
Köln (dpa/lnw) - Angesichts der vierten Corona-Welle will die Stadt Köln in einem Schul-Modellprojekt nur noch positiv auf Corona getestete Schüler in Quarantäne schicken. Direkte Sitznachbarn der Infizierten sollen stattdessen täglich getestet werden und nicht mehr mit in Quarantäne müssen, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Die Stadt führe wegen des Modellversuchs Gespräche mit der Uniklinik Köln. Zuvor hatten der «Kölner Stadt-Anzeiger» und der WDR berichtet.
«Infektionen bei Kindern und Jugendlichen nehmen nur äußerst selten einen schweren Verlauf», teilte die Stadt mit. Durch das Verfahren sollen demnach die psycho-sozialen Folgen von Quarantäne und Unterrichtsausschluss gemindert werden. Unter welchen Voraussetzungen der Modellversuch starten könnte, blieb zunächst offen. Über Einzelheiten solle bald informiert werden, hieß es. Das Gesundheitsministerium äußerte sich am Dienstag zunächst nicht.
Aktuell müssen Kinder, die engen Kontakt mit einem Infizierten hatten, 14 Tage in Quarantäne. Als enge Kontaktpersonen gelten nach einem Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums Schüler und Schülerinnen, die vor, hinter, rechts oder links vom Infizierten gesessen haben. Geimpfte ohne Symptome sind davon ausgenommen.
Der Sprecher der Elterninitiative «Mobile Raumluftfilter NRW», Franz-Josef Kahlen, bezeichnete den Modellversuch als ein «äußert riskantes Spiel». Durch die hochansteckende Delta-Variante sei das Risiko, sich in einem Klassenraum anzustecken, sehr groß. «Nur die positiv Getesteten in Quarantäne zu schicken, greift unseres Erachtens viel zu kurz.» Die Initiative fordert, alle Klassenräume zum Schutz der Kinder mit Luftreinigern auszustatten. Sie kritisiert die Landesregierung, nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen zu haben.
Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, kommt das geplante Projekt in Köln viel zu spät. Seine Fraktion plädiert dafür, bei einem Corona-Fall die ganze Klasse für fünf Tage in Quarantäne zu schicken. Danach bestehe die Möglichkeit, mit einem negativen Test zurückzukehren.
Es fehle eine Vorbereitung und Strategie, wie auf steigende Infektionszahlen zu reagieren ist, warf Ott der Landesregierung vor. Er forderte mehr Tests an den Schulen. Am Donnerstag wird der Landtag auf Antrag der SPD in einer Sondersitzung über die Situation der Jugendlichen und Kinder in der Corona-Krise diskutieren.
Eltern von Kita-Kindern fordern ebenfalls eine Änderung der Quarantäne-Regeln in Kindergärten. «14 Tage Quarantäne für alle Kontaktpersonen sind nicht verhältnismäßig», kritisierte der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertageseinrichtungen in NRW.
Nach Angaben der Stadt sind aktuell 839 Schüler und Schülerinnen in Köln mit dem Coronavirus infiziert, 471 davon seien im infektiösen Zeitraum in der Schule gewesen. Zudem gebe es 105 infizierte Kita-Kinder, von denen 45 im infektiösen Zeitraum in der Kita waren. Demnach sind zusätzlich 2 320 Kontaktpersonen aus Schule und Kita in Quarantäne. In Köln gibt es 295 Schulen mit gut 150 000 Schülern.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen lag nach Daten des Landeszentrums Gesundheit NRW (LZG) in Köln am Montag bei 383. Über alle Altersgruppen hinweg meldete das LZG eine Inzidenz von 149,3 für die Domstadt.
Regierung gibt Millionen für Luftfilter an Schulen und Kitas frei
Magdeburg (dpa/sa) - Für die Anschaffung von mobilen Luftfiltern in Schulen, Kitas und Horten bekommt Sachsen-Anhalt einen Millionenbetrag vom Bund. Die geschäftsführende Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen hat die Finanzierung am Dienstag freigegeben. Das Kabinett habe auf seiner Sitzung der entsprechenden Verwaltungsvereinbarung des Bundes zugestimmt, teilte die Staatskanzlei mit. Damit können 5,4 Millionen Euro an Bundesmitteln für die Anschaffung der Filter nach Sachsen-Anhalt abfließen, das Land stellt noch einmal den gleichen Betrag zur Verfügung.
Auch bereits angeschaffte Filter können mit den Geldern finanziert werden, Anträge sind rückwirkend bis zum 1. Mai möglich. Die Landesregierung hatte, wie in vielen anderen Bundesländern, in der Kritik gestanden, weil die meisten Schulen zum Beginn des neuen Schuljahres am Donnerstag noch immer nicht mit Filtern ausgestattet sind. Die Regierung hatte daraufhin auf eine lange unklare Datenlage zu Sinn und Effizienz der Filter verwiesen.
Vollständiger Präsenzbetrieb an den Kindertageseinrichtungen und Schulen habe oberste Priorität, teilte der geschäftsführende Bildungsminister Marco Tullner (CDU) mit. Um dies zu ermöglichen, müssten verschiedene Instrumente ineinandergreifen. «Der Einsatz mobiler Luftreiniger, die helfen können, die Virenlast zu reduzieren, ergänzt die bisherigen Infektionsschutzmaßnahmen sinnvoll», sagte Tullner.
Maskenpflicht während des Unterrichts gilt im Saarland weitere Woche
Saarbrücken (dpa/lrs) - Die derzeitigen Regelungen zur Maskenpflicht an den Schulen im Saarland werden um knapp eine Woche verlängert. Somit müssen Lehrer und Schüler auch in der dritten Schulwoche nach den Sommerferien während des Unterrichts eine medizinische Maske tragen. Das beschloss der Ministerrat am Dienstag, wie die Staatskanzlei in Saarbrücken mitteilte. Bislang war die Maskenpflicht auf die ersten zwei Wochen nach Schulbeginn begrenzt gewesen. Sie gilt im Schulgebäude und während des Unterrichts, nicht aber im Freien auf dem Schulhof.
Grund für die Verlängerung bis zum 16. September sei das derzeit diffuse Corona-Infektionsgeschehen, das auf Reiserückkehrer und Infektionen im privaten Umfeld zurückgeführt werde. Am Montag hatte der Unterricht nach den sechswöchigen Sommerferien wieder begonnen.
Schüler und Beschäftigte an den Schulen müssen derzeit außerdem zwei Antigen-Schnelltests pro Woche an den Schulen machen. Ausgenommen davon sind vollständig gegen Corona Geimpfte oder von Covid-19 Genese.
Söder: Erst zehn Prozent der Mittel für Luftfilter abgerufen
München (dpa/lby) - Zwei Wochen vor dem Schulstart in Bayern sind nach Angaben von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erst zehn Prozent der Fördermittel für Luftfilter abgerufen worden. Das sagte er am Dienstag nach der Sitzung des Ministerrates in München. «Aber das wird jetzt täglich mehr».
Rund 190 Millionen Euro stellt die Staatsregierung den Kommunen für die Ausstattung von rund 60 000 Klassenzimmern und 50 000 Räumen in Kindergärten mit mobilen Filteranlagen zur Verfügung. Damit können sich die für die Schulausstattung verantwortlichen Kommunen bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten kofinanzieren lassen.
Söder: Kein Wechselunterricht mehr
München (dpa/lby) - Bayerns Schüler und Schülerinnen sollen künftig nicht mehr in den Wechselunterricht geschickt werden, wenn die Corona-Infektionszahlen steigen. «Es gilt der Präsenzunterricht», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Die Regelungen zum Wechselunterricht ab einer Inzidenz von 100 wird gestrichen.
Allerdings müssen die Schüler und Schülerinnen zum Unterrichtsbeginn im neuen Schuljahr weiterhin Masken tragen - auch an ihrem Platz.
Außerdem sollen die Corona-Tests ausgeweitet und die Quarantäne-Vorschriften gelockert werden. Gibt es einen Infektionsfall, soll anders als bisher nicht zwangsläufig die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt werden, sondern nur die, die unmittelbaren und ungeschützten Kontakt zu dem erkrankten Mitschüler hatten. Gibt es Luftreiniger, könne sogar vollständig auf die Quarantäne anderer Schüler verzichtet werden, sagte Söder.
Erster Schultag für rund 40 000 Kinder
Mit Schultüte und offenen Augen in einen neuen Lebensabschnitt: Die ganz Kleinen bereichern die Schulgemeinschaft. Mehr Lehrkräfte fordert der Verband VBE. Das Ministerium verweist auf 345 neue Planstellen.
Mainz (dpa/lrs) - Mit dem ersten Tag im Klassenzimmer hat für 39 470 Kinder in Rheinland-Pfalz das gemeinschaftliche Lernen in der Schule begonnen. Während die älteren Kinder und Jugendlichen schon am Montag wieder ihre Plätze einnahmen, ging es für die meisten Erstklässler und Erstklässlerinnen am Dienstag los. Grüße dazu kamen von der Landesregierung auf Twitter: «Wir wünschen einen guten Start und eine schöne Feier der Einschulung.»
Auch für die Kleinen gilt zunächst die Maskenpflicht im Unterricht - zumindest für die ersten zwei «Präventionswochen» im neuen Schuljahr. «Unser Ziel ist, dass im Unterricht die Maske wieder fallen kann», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig. Bis zu den Herbstferien werden auch alle diejenigen zweimal wöchentlich getestet, die nicht geimpft oder genesen sind.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dessen Mitglieder vor allem an den Grundschulen unterrichten, kritisierte zum Schulstart die Personalausstattung der Schulen in Rheinland-Pfalz. «Das Land muss dringend Geld in die Hand nehmen und sich darum kümmern, dass in Zukunft mehr Stellen mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden», erklärte der Landesvorsitzende Gerhard Bold. «Dafür muss es nicht nur mehr Planstellen geben, der Lehrberuf muss auch attraktiver werden.» Der VBE fordert dazu eine Anhebung der Besoldung von Grundschullehrerinnen und -lehrern auf die Stufe A13 und damit auf das gleiche Niveau wie für das Lehramt an Realschulen plus und Gymnasien.
Für das neue Schuljahr wurden nach Angaben des Bildungsministeriums 345 zusätzliche Lehramtsstellen eingerichtet. Rund 1400 Lehrerinnen und Lehrer wurden neu eingestellt, nach 1100 im vergangenen Jahr. Insgesamt unterrichten an den Schulen in Rheinland-Pfalz rund 41 000 hauptamtliche Lehrkräfte. Positiv merkte Ministerin Hubig an, dass die Zahl der Studierenden für das Lehramt an Grundschulen wieder steige.
27.08.2021
Schuljahr soll wie geplant mit Präsenzunterricht für alle starten
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das neue Schuljahr in Hessen soll kommende Woche wie geplant mit Präsenzunterricht in allen Schulen und Jahrgängen starten. Die jüngste Anpassung des hessischen Corona-Eskalationskonzepts sehe vor, dass es auch bei steigenden Inzidenzwerten keine Schulschließungen und damit auch keinen Distanz- oder Wechselunterricht mehr geben werde, erläuterte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Freitag in Wiesbaden. Die Pandemie habe zwar gezeigt, dass es keine absolute Sicherheit gebe. Lorz zeigte sich aber zuversichtlich, dass das Land besser durch das neue Schuljahr kommen werde als durch das zurückliegende.
Im neuen Schuljahr steigt die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler um rund 1500 auf 761 500, wie das Kultusministerium mitteilte. Die Zahl der Erstklässlerinnen und Erstklässler klettert um rund 1700 auf 57 300. In Hessen gibt es insgesamt 1806 öffentliche Schulen, die Zahl der Lehrerstellen beträgt 55 540. Investitionsschwerpunkte im neuen Schuljahr sind den Angaben zufolge der Ausbau der Ganztagsangebote, Deutsch-Vorlaufkurse für Kinder mit schlechten Sprachkenntnissen und die Aufstockung der sozialpädagogischen Fachkräfte.
Lehrer müssen ihren Impfstatus bislang nicht offenlegen
Wenn am 6. September in Thüringen das neue Schuljahr startet, will Bildungsminister Holter Schulschließungen oder Wechselunterricht vermeiden. Doch bei den Lehrern fehlt bislang ein Gesamtüberblick über den Impffortschritt.
Erfurt (dpa/th) - In Thüringen müssen Lehrer dem Land bislang nicht preisgeben, ob sie gegen das Coronavirus geimpft sind oder nicht. Es gebe keine generelle Offenlegungspflicht des Personals, teilte das Thüringer Bildungsministerium auf Nachfrage mit. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass unklar ist, wie hoch der Anteil der geimpften Lehrer an Thüringer Schulen ist. Eine «statistisch saubere Erfassung» könne «Stand jetzt auch nicht erfolgen», hieß es. «Wir gehen von einer insgesamt sehr hohen Impfquote im Lehrpersonal aus», teilte das Ministerium mit.
Grund für diese Annahme sind Zahlen von Mai, als in Thüringen begonnen wurde, Lehrer zu impfen. Zuerst durften sich die Grundschul- und Förderschullehrer impfen lassen, erst später kamen auch die Lehrer weiterführender Schulen wie Gymnasien oder Regelschulen an die Reihe. Für die Lehrer wurden damals Extra-Impftage eingerichtet, so dass eine statistische Erfassung möglich war, wie viele Lehrer geimpft wurden. Zu dieser Gruppe der Impfberechtigten zählte allerdings das gesamte Personal an Grund- und Förderschulen, also nicht nur Lehrer.
Mitte Mai waren nach den Zahlen des Bildungsministeriums rund 31 000 von 49 000 Menschen dieser Gruppe mindestens einmal geimpft. Dies entsprach einem Anteil von 63 Prozent. «Die zunehmende Ausweitung der Impfkampagne auf Hausärzte sowie die Aufhebung der Impfpriorisierung ermöglichen keine statistische Erfassung einzelner Berufsgruppen mehr», erklärte das Bildungsministerium.
Nach derzeitigen Plänen will das Bildungsministerium eine abgestufte Teststrategie einführen, die sich an Warnstufen ausrichtet. «Dort, wo sich Regelungen etwa zum Testen am Prinzip 3G orientieren, würden Geimpfte und Genesene von Testungen ausgenommen. Insofern müssten Lehrkräfte dann ihren Status offenlegen, wenn sie nicht getestet werden möchten», heißt es aus dem Ministerium. Das 3G-Prinzip steht für Geimpfte, Genesene und Getestete.
Kinderstudie: Mehr Kilos, weniger Fitness im ersten Pandemiejahr
Graz (dpa) - Der Anteil der dicken Grundschulkinder ist bereits nach den ersten Corona-Maßnahmen laut einer österreichischen Studie um rund 20 Prozent gestiegen. Einen deutlichen Negativtrend fand das Forschungsteam der Universität Graz auch bei der körperlichen Ausdauer. Schulen sollten daher jetzt nicht nur Wissenslücken schließen sondern auch bei der Fitness der Kinder aufholen, schrieben sie in einem Artikel, der am Donnerstag im Journal «Jama - Network Open» erschien.
Ursprünglich wollte das Team um Gerald Jarnig am Grazer Institut für Bewegungswissenschaften den Effekt von Sportunterricht untersuchen. Dazu wurden rund 760 Mädchen und Jungen zwischen sieben und zehn Jahren im Raum Klagenfurt im September 2019 gewogen und gemessen. Außerdem wurde die Ausdauer getestet. Wegen monatelanger Schließungen und Schichtbetriebs in den Grundschulen wurde aus der Studie eine Untersuchung über Lockdowns.
Als die Tests im September 2020 wiederholt wurden, waren die Ergebnisse eindeutig: Im Herbst vor der Pandemie waren 20,3 Prozent der Kinder übergewichtig oder fettleibig gewesen. Ein Jahr später lag der Wert bei 24,1 Prozent.
Um die Ausdauer zu untersuchen, liefen die Kinder sechs Minuten lang. Vor der Pandemie kamen sie dabei im Schnitt 917 Meter weit. Im September 2020 waren die erreichten Strecken um 11 Prozent kürzer. «Man kann sagen, dass das eine sehr starke Verschlechterung ist», sagte Ko-Autor Johannes Jaunig der Deutschen Presse-Agentur.
Auch wenn bislang keine weiteren Daten zu diesen Kindern vorliegen, sei anzunehmen, dass sich diese Negativtrends während neuerlicher Lockdowns ab Herbst 2020 fortsetzten, meinte er. Den Autoren zufolge können zusätzliche Kilos und kürzere Laufstrecken nicht nur mit Bewegungsmangel zu tun haben, sondern auch mit Veränderungen der Essgewohnheiten und der psychischen Gesundheit während der Pandemie.
Weil sowohl Stadt- also auch Landkinder untersucht wurden, könnten die Ergebnisse nach Forscherangaben auf Österreich umgelegt werden. Sie seien wahrscheinlich auch mit der Situation in anderen europäischen Ländern vergleichbar, sagte Jaunig.
26.08.2021
Lehrerpräsident warnt vor Durchseuchung der Schulen
Augsburg (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, warnt vor einer Durchseuchung der Schulen. «Auch wenn Kinder seltener schwer erkranken, dürfen wir eine Durchseuchung der Schulen nicht zulassen», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» (Donnerstag). «Wir wollen es als Lehrerverband auch, dass Präsenzunterricht beim Schulstart möglichst vollständig stattfindet, aber nicht, indem man Gesundheitsschutzmaßnahmen herunterfährt und vor der Infektionsgefahr an Schulen kapituliert.»
Neuere Studien hätten herausgefunden, dass zwischen 0,3 bis 1,7 Prozent der mit Corona infizierten Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssen. «Bezogen auf Deutschland bei knapp elf Millionen Schülern hieße das, dass zwischen 30 000 und 180 000 in Krankenhäusern behandelt werden müssten, von eventuellen Long-Covid-Folgen mal völlig abgesehen. Das, glaube ich, darf kein Politiker verantworten.»
Er sieht auch in der Vorbereitung auf dieses Schuljahr schwere Versäumnisse der Politik: Man komme «um die Feststellung nicht herum, dass auch bei der Vorbereitung dieses Schuljahres wieder vieles suboptimal gelaufen ist. Das fängt damit an, dass bis heute nicht klar ist, nach welchen Vorgaben, Kriterien und Regeln der Schulunterricht laufen soll. Es setzt sich fort bei dem Trauerspiel um die Anschaffung von Raumluftfilteranlagen (...). Und es endet damit, dass wir immer noch bei der digitalen Infrastruktur der Schulen große Defizite haben, fast die Hälfte hat nach wie vor kein schnelles Internet».
Nicht nur Corona - Die größten Baustellen an den Schulen
Der Schulbetrieb hat unter Corona gelitten. Nun wird viel über die Folgen für Kinder und Jugendliche diskutiert. Langfristig gibt es an Deutschlands Schulen aber weitere Probleme, die dringend gelöst werden müssen, sagen Bildungsexperten vor der Bundestagswahl.
Berlin (dpa) - Die Corona-Krise hat viele Probleme an den Schulen aufgedeckt und manche verschärft: fehlende Technik, wackeliger Online-Unterricht, lückenhafte Kommunikation. Manche Schülerinnen und Schüler wurden nur schlecht erreicht, Lernrückstände haben sich vergrößert. Bund und Länder steuern mit einem sogenannten Aufholprogramm dagegen.
Doch daneben gibt es andere Großbaustellen im deutschen Schulsystem, die durch Corona überdeckt wurden, auf denen aber unbedingt auch weitergearbeitet werden muss, fordern Bildungsgewerkschaften mit Blick auf die Bundestagswahl und die kommenden vier Jahre.
«LEHRERMANGEL DRAMATISCH»
«Der Lehrkräftemangel ist in Deutschland seit Jahren dramatisch», erklären die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nach Berechnungen der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) dürfte vor allem im Sekundarbereich I, also oberhalb der Grundschule, und an den Berufsschulen bis 2030 Lehrermangel herrschen.
Als Gegenmaßnahme fordern die Gewerkschaften eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Konkret: die Bezahlung aller Lehrkräfte mit Hochschulabschluss nach Tarif A13 bei Beamten und nach E13 bei Angestellten. Viele Lehrkräfte an Grundschulen werden etwa schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen.
VBE und GEW setzen sich außerdem für bessere Arbeitsbedingungen durch «multiprofessionelle Teams» ein. An Schulen sollten demnach zur Unterstützung der Lehrkräfte je nach Bedarf Gesundheitsfachkräfte, IT-Administratoren, Schulsozialarbeiter und Sozialpädagogen, Psychologen oder auch Integrationshelfer eingesetzt werden.
Der Deutsche Lehrerverband fordert eine grundsätzliche Verbeamtung aller Lehrkräfte, den Abbau befristeter Arbeitsverhältnisse und den Aufbau einer «Unterrichtsreserve im Umfang von 10 Prozent aller Lehrerstellen», wie Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger auf Anfrage mitteilte.
TOILETTEN, FENSTER, TURNHALLEN
Marode Turnhallen, kaputte Schultoiletten oder Fenster in Klassenräumen, die sich nicht öffnen lassen, sind ein Dauerthema. 2017 hatte die damalige große Koalition ein Schulsanierungsprogramm aufgelegt: 3,5 Milliarden Euro für Schulgebäude in finanzschwachen Kommunen. Doch die Bildungsgewerkschaften sehen weiterhin einen «Modernisierungs- und Sanierungsstau» und verweisen auf Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau, wonach es bei den Schulen einen «Investitionsrückstand» von 46,5 Milliarden Euro gibt.
GEW und VBE fordern daher ein «Zehn-Jahresprogramm» für die Modernisierung der Schulen. Der Lehrerverband ist für «eine Neuauflage eines umfassenden Schulsanierungsprogramms».
Zu den Toiletten oder Turnhallen kommen nun noch die Luftfilteranlagen hinzu, die durch Corona auf die Bau-Liste gekommen sind. Das Umweltbundesamt empfiehlt langfristig Wärmetauschanlagen, bei denen Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch die nach außen strömende Abluft erwärmt wird (Wärmerückgewinnung). Das sei die nachhaltigste Lösung für den Abtransport von Viren, Kohlendioxid und Feuchte. Das gilt auch dann, wenn Corona einmal vorbei ist.
DIGITALISIERUNG
In der Pandemie wurden Leihlaptops für bedürftige Schüler angeschafft und Dienstgeräte für Lehrkräfte. Dabei ging es aber vor allem darum, dass der sogenannte Fernunterricht halbwegs funktionierte. Bei der Schuldigitalisierung steht vor allem die Infrastruktur in den Schulen im Mittelpunkt: schuleigenes Wlan, Smartboards statt Kreidetafeln, Tablets für interaktiven Unterricht. Der Bund hatte ein massives Förderprogramm mit mehr als fünf Milliarden Euro (Digitalpakt Schule) aufgelegt, um das voranzutreiben.
Dies müsse durch einen «Digitalpakt 2» fortgeschrieben werden, fordert Lehrerverbandspräsident Meidinger. Auch VBE und GEW fordern eine «Verstetigung» und «erhebliche Aufstockung» der Mittel und mehr Fortbildungsangebote für Lehrkräfte in der Digitalisierung. Die Technik muss schließlich auch bedient und im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können.
Die beiden Gewerkschaften sind außerdem dagegen, dass Bildungsplattformen von privaten Anbietern genutzt werden. Stattdessen müsse sich der Staat um «datenschutzkonforme und hoch leistungsfähige Plattformen zum Lehren, Lernen und Kommunizieren» kümmern. 2,5 Milliarden Euro pro Jahr seien nötig, um Systeme und Geräte auf aktuellem Stand zu halten.
MEHR BERLIN IM BILDUNGSSYSTEM ODER NICHT?
Bildung ist ein heikles Thema in Deutschland: Das Grundgesetz schreibt vor, dass die Bundesländer für alles zuständig sind, was nicht ausdrücklich laut Grundgesetz in der Hand des Bundes liegt. Schulen sind damit Ländersache. Wenn Berlin zu viel reinredet, gibt es regelmäßig scharfen Gegenwind aus den Ländern.
Allerdings hat der Bund die dickere Schatulle. Also müssen sich die Länder, wenn sie Fördergelder wie beim Digitalpakt Schule wollen, auf Vereinbarungen und Verträge mit dem Bund einlassen, die regeln, wo das Geld hinfließen soll und wie kontrolliert wird, ob es auch dort ankommt. Das sind jedes Mal zähe und langwierige Verhandlungen.
VBE und GEW sind dafür, die strengen Zuständigkeitsregeln aufzubrechen und das sogenannte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung abzuschaffen, «um die notwendigen Milliardenbeträge in Bildung investieren zu können und dem Bund eine dauerhafte Finanzierung des Bildungssystems zu ermöglichen». Der Lehrerverband ist der Ansicht, eine bessere Kooperation von Bund und Ländern wäre auch ohne Verfassungsänderung möglich.
CORONA
Und auch Corona fehlt nicht in der Liste der Baustellen, denn so schnell dürften die Folgen an den Schulen nicht verdaut sein. Lehrerverbandspräsident Meidinger fordert ein «langfristig weiterfinanziertes, über das nächste Schuljahr hinausreichendes Aufholprogramm für Schüler, die in der Pandemie abgehängt worden sind.» Auch VBE und GEW kritisieren, das bisher aufgelegte zwei Milliarden Euro schwere Aufholprogramm des Bundes zur Finanzierung von Nachhilfekursen, Sozial- und Freizeitangeboten sei nur «ein Tropfen auf den heißen Stein». Es müsse grundsätzlich mehr Geld ins System Schule fließen für eine langfristige Ausrichtung auf individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen.
25.08.2021
Sollen Schulen Impfungen anbieten? Debatte über Vorstoß des Landes
Natürlich können sich Jugendliche ab 12 Jahren bereits überall impfen lassen. Aber vielleicht steigt mit dem Angebot auch die Nachfrage, hofft das Land. Es ruft die Schulen auf, Impfungen mit Hilfe der Experten selbst zu planen. Die Schulleiter sind wenig begeistert.
Stuttgart (dpa/lsw) - Mit mobilen Impfteams und Zeitfenstern in Impfzentren sollen Schulen nach den Ferien die Zahl ihrer geschützten Schülerinnen und Schüler steigern können. «Jede Impfung hilft dabei, Schule in Präsenz und damit auch das soziale Miteinander zu gewährleisten», sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), deren Haus gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium in einem Brief an die Schulleitungen über das Angebot informiert hat. Kinder und Jugendliche könnten allerdings auch bereits jetzt beim Haus-, Kinder- und Jugendarzt sowie in Impfzentren oder bei Vor-Ort-Impfaktionen gegen das Coronavirus geimpft werden, betonte Schopper.
Bislang ist nach Angaben der beiden Ministerien von Mittwoch etwas mehr als jeder vierte 12- bis 17-Jährige in Baden-Württemberg mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Der Besuch einer Schule ist im kommenden Schuljahr aber nicht abhängig von einer Impfung. «Es muss sich niemand Sorgen machen, von der Schule ausgeschlossen zu werden, wenn er oder sie nicht geimpft ist», sagte auch Schopper.
Die Verantwortlichen der Schulen können laut Ministerium selbst entscheiden, ob sie ein mobiles Impfteam anfordern möchten. Das ist allerdings einer der Knackpunkte, den die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert. Der organisatorische Aufwand dürfe nicht den Schulleitungen zugeschoben werden, die derzeit zudem oft im Urlaub seien, sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein der Deutschen Presse-Agentur. «Hier muss das Land organisieren, aber auch die Kommunen sind gefragt.»
Außerdem schließen die Impfzentren bereits Ende September, zudem gibt es nach den Planungen des Landes lediglich 18 mobile Impfteams, die auch in den Pflegeheimen eingesetzt werden sollen. «Es kann nicht sein, dass sich die Schulleiter darüber streiten müssen, bei wem das mobile Impfteam vorbeikommt», sagte Stein. Die Zahl der Teams müsse erhöht werden, forderte sie. Es gebe ausreichend Personal aus den Impfzentren, die geschlossen würden.
«Das ist eine weitere zusätzliche Aufgabe für Schulleitungen, und das zu Beginn eines neuen, nicht ganz unproblematischen Schuljahres», kritisierte auch Werner Weber, der Landeschef der Schulleitervereinigung. Der Zeitdruck komme hinzu. Die letzten Tage der Sommerferien seien geprägt durch intensive Vorbereitungen auf den Schuljahresbeginn und die Organisation des kommenden Schuljahres. «Die umfangreiche Vorbereitung einer schulinternen Impfaktion käme on top zu all den anderen Aufgaben noch mit dazu», sagte Weber. «Es ist aber nicht die elementare Aufgabe von Schule, Impfungen von Minderjährigen, mit allem was dazugehört, zu organisieren.»
Kritik kam aus der Opposition: SPD-Landes- und Fraktionschef Andreas Stoch sprach laut einer Mitteilung von einer «Politik des Wegduckens». Nun sollten es die Schulen richten, das Land versuche, diese Aufgabe «nach unten zu schieben». «Dass man jeder Schülerin und jedem Schüler ab 12 eine Impfung anbietet, ist ein Muss – aber es ist nicht die Aufgabe der Schulen, das auch noch zu organisieren!», sagte er.
Schulen sollen nach Start am Montag so lang wie möglich offen bleiben
Im neuen Schuljahr soll der Unterricht im Klassenzimmer unbedingt erhalten bleiben. Darin sind sich alle einig. Zur «Schule der Zukunft» wollen sich Ende September alle Beteiligten zu einem Runden Tisch zusammenfinden.
Mainz (dpa/lrs) - Trotz der wieder steigenden Corona-Zahlen wollen nach dem Schulstart am kommenden Montag alle Beteiligten möglichst lange am Präsenzunterricht festhalten. «Dass die Schulen irgendwann wieder schließen müssen, das ist die große Angst», sagte Pascal Groothuis von der Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler nach einem Treffen mit dem Landeselternbeirat und Lehrerverbänden am Mittwoch in Mainz. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) besuchte am Mittwoch einen Kurs der Sommerschule und wünschte den Schülerinnen und Schülern neben einem guten Start ins neue Schuljahr, dass ihnen dann Wechsel- und Fernunterricht erspart bleiben mögen.
Es seien wirksame Maßnahmen nötig, um die Schulen weiter offen halten zu können, sagte Groothuis. Dazu müssten mit Einwilligung der Eltern auch Impfkampagnen an Schulen gehören, etwa mit Impfbussen vor den Schulen. Die Vorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz, sagte, die Maskenpflicht im Unterricht sei «keine angenehme Sache, aber das kleinere Übel verglichen mit einer Quarantänemaßnahme». Zum neuen Schuljahr sind auch regelmäßige Corona-Tests an zwei Tagen in der Woche vorgesehen.
Rund einen Monat nach Beginn des neuen Schuljahres wollen sich alle Akteure der Schulgemeinschaft in Rheinland-Pfalz zu einem Runden Tisch zur Bildungspolitik zusammenfinden. Es gebe die Zusage des Bildungsministeriums zu einem großen Runden Tisch, der voraussichtlich am 30. September starten solle, sagte Landeselternsprecher Reiner Schladweiler. Dabei soll es vor allem um das von der Landesregierung geplante Projekt einer «Schule der Zukunft» gehen. Bislang hatten der Landeselternbeirat und die LSV einen Bildungsgipfel gefordert, um Konsequenzen aus der Corona-Situation zu besprechen.
Auch in den Sommerferien 2022 soll es wieder eine landesweite Sommerschule geben. «Ich bin überzeugt, dass wir das Projekt Sommerschule wieder auf die Spur setzen können, vielleicht in veränderter Form», sagte Hubig beim Besuch eines Deutschkurses im Mainzer Rabanus-Maurus-Gymnasium. So könnten die Angebote für spielerisches Lernen noch stärker mit den Lehrkräften der Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden.
Da bereits vor den Sommerferien wieder länger Präsenzunterricht möglich gewesen sei, seien die Kurse in diesem Jahr anders ausgerichtet gewesen, sagte Hubig anschließend. Im Corona-Jahr 2020 sei es vor allem darum gegangen, Lernrückstände aufzuholen. Diesmal sei das spielerische Lernen deutlich ausgebaut worden. «Uns ist wichtig, dass die Kinder wieder ins Lernen kommen», sagte die Bildungsministerin. Die mehr als 300 Kurse in ganz Rheinland-Pfalz seien von etwa 10 000 Kindern und Jugendlichen besucht worden.
Im neuen Schuljahr wird es wahrscheinlich erstmals seit 2004 wieder eine steigende Zahl von Schülerinnen und Schülern geben. Die allgemeinbildenden Schulen werden nach Angaben von Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück (SPD) etwa 1300 junge Menschen mehr unterrichten als im vergangenen Schuljahr.
Als möglichen Grund nannte die Staatssekretärin die Corona-Pandemie mit der Möglichkeit, ein Schuljahr zu wiederholen. Im vergangenen Schuljahr wurden an den rund 1500 allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz insgesamt 409 408 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Das ist ein Rückgang um 16,1 Prozent seit 2005/06. Bei der Einschulung von Kindern gab es zuletzt schon einen steigenden Trend. Vor einem Jahr wurden rund 37 100 Erstklässler eingeschult, 1450 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Kinder an den Grundschulen stieg seit 2018/19 um 2,7 Prozent auf 142 331.
95 Corona-Infektionsfälle an Schulen in MV
Rostock (dpa/mv) - Derzeit sind in Mecklenburg-Vorpommern 95 Corona-Infektionsfälle an Schulen bekannt. Betroffen sind davon 93 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrer, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) hervorgeht. Vor einer Woche waren es den Angaben zufolge insgesamt noch 62 Schüler und Lehrer. Demnach sind derzeit 47 Schulen landesweit betroffen - Mehrfachnennungen seien jedoch möglich - etwa wenn zeitversetzt an einer Schule mehrere Infektionsfälle bekanntwerden.
Laut Lagus sind bis auf den Landkreis Ludwigslust-Parchim Schulen in allen Regionen des Bundeslandes betroffen, am häufigsten in der Hansestadt Rostock und im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Laut Bildungsministerium gibt es im Nordosten 615 Schulen.
Insgesamt 17 Corona-Fälle sind laut Lagus derzeit an Kitas und Horten bekannt, darunter sind zwölf Kinder sowie fünf Erzieher. Vor einer Woche waren es noch insgesamt vier Corona-Fälle mehr. Den Angaben zufolge sind derzeit keine Kitas in den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Rügen sowie Ludwigslust-Parchim von Corona-Fällen betroffen.
24.08.2021
FDP fordert staatliche Garantie für Präsenzunterricht
Berlin (dpa) - Bundesregierung und Bundesländer sollen nach dem Willen der FDP eine «staatliche Garantie» für Präsenzunterricht an den Schulen abgeben - unabhängig vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie. Die FDP-Fraktion im Bundestag will bei der Sondersitzung im Bundestag an diesem Mittwoch einen entsprechenden Antrag zur Abstimmung stellen. RTL und ntv berichteten zuerst darüber.
In dem Antrag, der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und der von der FDP-Fraktion offiziell noch verabschiedet werden muss, werden Regierung und Länder zur Abgabe einer solchen Garantie aufgefordert. Zudem solle die Regierung «unverzüglich» eine Sondersitzung mit den Kultusministern der Länder einberufen, bei der ein Aktionsplan für pandemiesicheren Unterricht beschlossen werde. «Kinder, Jugendliche und Eltern brauchen jetzt dringend planbare Normalität.»
Die FDP fordert außerdem eine Ausweitung des Förderprogramms des Bundes zur Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte auf alle Klassenstufen. Der Bund fördert bisher nur Geräte für Räume jüngerer Kinder unter 12, die noch nicht geimpft werden können.
Impfstatus der Erwachsenen beeinflusst Situation an Schulen im Herbst
Bremen/Berlin (dpa) - Für die Offenhaltung der Schulen im zweiten Pandemie-Herbst spielen Experten zufolge Erwachsene eine entscheidende Rolle. Vereinzelte Infektionen an den Schulen sind nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten hinnehmbar, wenn möglichst alle Eltern und Lehrer geimpft sind. «Ein kontrolliert schwelendes Geschehen muss man akzeptieren, wenn der Schulbetrieb laufen soll. Man wird nicht jegliche Verbreitung an Schulen unterbinden können, aber möglichst eine unkontrollierte Ausbreitung.»
Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält es generell für wichtig, dass sich so viele Erwachsene wie möglich impfen lassen. «Das ist wichtig für den Eigenschutz, aber eben auch, um diejenigen zu schützen, die sich nicht beziehungsweise noch nicht impfen lassen können. Dazu zählen insbesondere auch Kinder.»
Einen wesentlichen Einfluss auf die Situation an den Schulen wird auch die Akzeptanz der Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche haben, die seit Mitte August von der Ständigen Impfkommission für die Altersgruppe ab 12 Jahren empfohlen wird. Derzeit beobachten Kinderärzte eine hohe Nachfrage in den Praxen. Auf die medizinische Empfehlung der Kommission hätten viele Eltern gewartet, sagte Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Neben dem Gesundheitsschutz für ihre Kinder gehe es vielen Eltern auch darum, mit Hilfe der Impfungen neue Schulschließungen möglichst zu verhindern.
23.08.2021
New York verpflichtet Schulpersonal zu Corona-Impfung
New York (dpa) - Nach der vollständigen Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech und Pfizer in den USA hat die Stadt New York die verpflichtende Injektion des Vakzins für alle Schulangestellten angekündigt. Unter anderem Lehrer sowie alle anderen Beamten und Menschen mit Kontakt zu Schülern müssten bis zum 27. September mindestens eine Dosis erhalten haben, sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Montag in New York. Es blieb dabei zunächst offen, was mit jenen passieren wird, die die Impfung trotzdem verweigern.
«New York City sendet eine starke Botschaft: Wir werden alles tun, um die Delta-Variante zu bekämpfen, um Covid zu bekämpfen», meinte Stadtoberhaupt de Blasio mit Blick auf die steigenden Infiziertenzahlen. Die vollständige Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes, die von der zuständigen US-Behörde FDA kurz zuvor verkündet worden war, sei ein Wendepunkt im Kampf gegen die Pandemie. Zuvor war Impfskeptikern in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die Option geboten worden, der Impfung durch regelmäßige Tests zu entgehen.
In New York waren Anfang des Sommers fast alle Covid-Restriktionen angesichts der voranschreitenden Impfkampagne gefallen - doch die Delta-Variante heizte die Verbreitung zuletzt wieder an. Der größten US-Stadt könnten nun ähnliche Entscheidungen in anderen Städte folgen.
Keine Testpflicht für Schüler in Ferien bei 3G-Regel
Seit Montag gilt vielerorts in Bayern die sogenannte 3G-Regel. In viele Räume darf nur noch, wer geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Doch was ist mit Kindern und Jugendlichen?
München (dpa/lby) - Die sogenannte 3G-Regel im Kampf gegen Corona hat in Bayern gleich zu Beginn Verwirrung gestiftet. So müssen sich Schüler auch in den Ferien nicht testen lassen, wenn sie in Innenräume von zum Beispiel Schwimmbädern, Restaurants oder Turnhallen wollen. Das stellte das Gesundheitsministerium klar. Seit Montag müssen Menschen ab einem Inzidenzwert von 35 in Innenbereichen nachweisen, dass sie entweder geimpft, genesen oder negativ auf Corona getestet (3G) sind.
Davon ausgenommen sind Kinder bis zum sechsten Geburtstag und Schüler, die im Rahmen des Unterrichts regelmäßig getestet werden. Diese Ausnahme für Schüler gilt explizit auch in den noch laufenden Sommerferien, wie das Gesundheitsministerium in München betonte. Und das, obwohl Schulkinder in den Ferien nicht getestet werden. Zuvor hatte der Radiosender Antenne Bayern berichtet.
Kinder und Jugendliche aus Deutschland müssen für eine Befreiung von der 3G-Regel ein Dokument vorlegen, das den Schulbesuch beweist - zum Beispiel einen Schülerausweis oder ein Schülerticket. Es sei nicht erforderlich, dass die Kinder ein negatives Ergebnis vorweisen, so das Gesundheitsministerium in München. Schüler aus dem Ausland müssen eine Bestätigung der Schule vorlegen und beweisen, dass auch dort regelmäßig Tests gemacht werden.
Was mit Kindern ist, die auch mit sechs Jahren noch im Kindergarten sind, blieb unklar. Die Sommerferien in Bayern gehen noch bis Mitte September.
Bis zum Schulstart in drei Wochen ist noch vieles ungeklärt. Zum Beispiel, ob dann auch wieder Wechselunterricht bei höheren Inzidenzen droht oder es eine neue Regel geben wird. Laut der seit diesem Montag geltenden Corona-Verordnung ist für die Schulen Wechselunterricht ab einer Inzidenz von 100 binnen sieben Tagen in einer Kommune vorgeschrieben. Aktuell (Stand Montag) wäre dies zwar nur in Schweinfurt und Rosenheim der Fall, die Tendenz ist aber bayernweit klar steigend.
«Der inzidenzabhängige Wechselunterricht muss daher endlich aus Bayerns Corona-Verordnung gestrichen und eine überzeugende Sicherungsstrategie präsentiert werden», sagte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Matthias Fischbach. Es könne nicht sein, dass getestet in Bayern so gut wie alles möglich sei – «nur in die Schule gehen nicht». Die Corona-Verordnung müsse daher rechtzeitig vor Schulbeginn abgeändert und vom Inzidenzwert abgerückt werden.
Abgesehen von den Schulen kommt jetzt auf Gastronomen oder Hoteliers ein neues Stück Arbeit hinzu, da dort die Auflagen kontrolliert werden müssen. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) vertraut darauf, dass diese die Gäste auch wirklich überprüfen. «Ich habe im Moment keinen Zweifel daran, dass das gemacht wird», sagte der Minister am Montag dem Bayerischen Rundfunk. «Und wenn nicht, dann ist das natürlich schon auch ein Thema, das man sanktionieren muss und dem man auch nachgehen muss.»
Generell zeigte er sich zuversichtlich, dass man mit der 3G-Regel einen Lockdown vermeiden könne. «Ich bin der Meinung, wir werden keinen Lockdown mehr kriegen, wie wir ihn schon in anderen Wellen hatten.» Die Impfquote sei da ein wesentlicher Faktor.
Bund gibt Ländern 200 Millionen für Luftreiniger in Schulen und Kitas
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung unterstützt die Länder mit 200 Millionen Euro bei der Beschaffung von mobilen Luftreinigern für Schulen und Kitas. Wie das Wirtschaftsministerium am Montag mitteilte, haben sich Bund und Länder jetzt auf eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung verständigt. Grundsätzlich beschlossen war die Hilfe bereits Mitte Juli.
Profitieren sollen davon besonders Einrichtungen mit Kindern unter zwölf Jahren, für die es derzeit keinen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt. Bei Kinderbetreuung und Unterricht solle der bestmögliche Infektionsschutz erreicht werden, hieß es.
«Unser Ziel ist es, in diesem Herbst und Winter den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten», erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Brandenburgs Bildungsministerin und Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), betonte: «Es ist gut, dass die finanzielle Unterstützung des Bundes kommt.» Mobile Luftreiniger könnten Schulen und Kitas helfen, auch Räume zu nutzen, die sich nicht gut lüften ließen.
Die 200 Millionen Euro sollen nach dem Königsteiner Schlüssel zwischen den Ländern aufgeteilt werden, die Länder müssen sich hälftig an den Kosten für die Anlagen beteiligen. Beantragt werden die Mittel über die Lände
Jeder fünfte Schüler zwischen 12 und 17 vollständig geimpft
Berlin (dpa/lnw) - Jeder fünfte Schüler im Alter zwischen 12 und 17 ist in Nordrhein-Westfalen vollständig gegen Corona geimpft. Nach den am Montag veröffentlichten Impfdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) haben landesweit inzwischen 20,3 Prozent der Jugendlichen und Kinder dieser Altersgruppe die Zweitimpfung erhalten. Mit 32,8 Prozent hat in NRW fast jeder dritte Schüler der 12- bis 17-Jährigen eine erste Spritze bei den Corona-Impfungen bekommen. Beide Quoten liegen deutlich über den Bundesdurchschnitten von 17,8 beziehungsweise 27,5 Prozent.
Alle Altersgruppen zusammengenommen sind im bevölkerungsreichsten Bundesland inzwischen 61,7 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Mindestens eine Impfung haben 68,0 Prozent der Einwohner. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 59,0 beziehungsweise 64,1 Prozent.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Dienstag der vergangenen Woche erklärt, dass bis dahin rund 80 Prozent der über 16-Jährigen in NRW geimpft worden seien. Damit seien rund drei Millionen Menschen in NRW im Alter von über 16 Jahre bis dahin noch nicht geimpft gewesen. Davon gelte es noch etwa die Hälfte zu überzeugen, um eine Impfquote von 90 Prozent zu erzielen. Mit mobilen Impfteams versuchen die Kommunen, noch mehr Menschen zu erreichen.
Nach dem Votum der Ständigen Impfkommission zu Corona-Impfungen für alle Kinder ab zwölf Jahren sollen auch die kommunalen Impfzentren in NRW entsprechende Impfangebote machen, hatte Laumann erklärt.
22.08.2021
Wachsendes Corona-Risiko für Ungeimpfte - «3G» ab Montag
Geimpft, getestet, genesen - ohne einen entsprechenden Nachweis kommt man ab Montag kaum noch in eine Gaststätte oder ins Kino. Corona macht ganz überwiegend Ungeimpfte schwer krank.
Berlin (dpa) - Corona breitet sich in Deutschland wieder stark aus und bedroht vor allem ungeimpfte Menschen. Gleichzeitig gilt ab Montag weitgehend «3G»: Zutritt zu öffentlichen Innenräumen gibt es bei hohem Infektionsgeschehen nur noch für Geimpfte, Genese oder negativ Getestete. Gemäß einer Vereinbarung von Bund und Ländern schreiben die Bundesländer «3G» für Kliniken, Pflegeheime, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Friseure, Hotels und etwa in Restaurants oder bei Veranstaltungen vor.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Samstag erstmals seit Mai wieder über 50. Am Sonntag hatten sich 54,5 pro 100 000 Menschen innerhalb sieben Tagen neu mit Corona infiziert. Das Land mit der stärksten Steigerung ist derzeit mit Abstand Nordrhein-Westfalen mit 99,2, gefolgt von Berlin mit einer Inzidenz von 67,3. Flächenländer wie Baden-Württemberg (46,6) und Bayern (41,1) liegen unter dem Bundesschnitt. Die Zahl der Klinikpatienten mit Corona steigt. Vor allem 35- bis 59-Jährige sind betroffen. Fast alle Infektionen gehen auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurück.
Menschen mit vollem Impfschutz erkranken dabei nur vergleichsweise selten an Corona und sehr selten schwer, wie eine Auswertung des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt. Zwar gab es seit Februar mehr als 13 000 Infektionen trotz Impfung. Nur 2,4 Prozent der Corona-Intensivpatienten von 18 bis 59 Jahren waren zuletzt aber voll geimpft. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für Geimpfte ist die Situation weiterhin vergleichsweise entspannt.» Insgesamt zählte das RKI seit Pandemiebeginn knapp 3,9 Millionen Corona-Infektionen.
Menschen Anfang 20 - die im Schnitt wesentlich seltener geimpft sind - steckten sich zuletzt mehr als zehn Mal häufiger an als jene zwischen 65 und 84 Jahren. Das Impftempo in Deutschland hatte in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. 58,8 Prozent der Menschen sind vollständig geimpft, 63,9 Prozent mindestens einmal. Zeeb erwartet eine bundesweite Inzidenz von 100 in gut zwei Wochen.
In Bayern will Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Coronakurs nicht mehr nur an der Inzidenz ausrichten. «Aufgrund der hohen Impfquote ist die Methodik der ersten drei Wellen, also sich nur auf die Inzidenz zu konzentrieren, nicht mehr passend», sagte Söder der «Mediengruppe Münchner Merkur tz» (Samstag). Stattdessen soll künftig die Lage in den Kliniken maßgeblich berücksichtigt werden und «eine Art Krankenhaus-Ampel» die rote Linie vorgeben.
In Baden-Württemberg dürfen alle Menschen bereits seit vergangenem Montag unabhängig von der Inzidenz wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen - vorausgesetzt, sie sind geimpft, genesen oder getestet. Bevor in Bayern ähnliche Regeln greifen, wird dort «3G» ab diesem Montag ab einer Inzidenz von 35 vorgeschrieben. Unter anderem auch in Rheinland-Pfalz oder Hamburg soll die «3G»-Regel ab Montag gelten, in Niedersachsen ab Dienstag, in Berlin gilt sie bereits seit Freitag für mehr Bereiche als zuvor schon.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schließt künftige Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen für Genesene und Geimpfte aus. Ziel sei es, mit Abstand, Hygiene und Masken im öffentlichen Raum, «3G-Regeln» in Innenräumen «und Impfen, Impfen, Impfen ohne weitere Maßnahmen durch den Herbst und Winter zu kommen», sagte er am Freitagabend bei einem virtuellen Besuch bei der CDU Wiesbaden. Wirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU) sagte der Funke-Mediengruppe: «Nach allem, was wir heute wissen, können wir einen neuen Lockdown für Geimpfte und Genesene vermeiden.»
Nicht zufrieden sind Hotels und Gaststätten mit «3G». Die Regeln bedeuteten mehr Aufwand, Umsatzeinbußen drohten, sagte die Geschäftsführerin ihres Verbands Dehoga, Ingrid Hartges, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Großer Bedarf an Nachhilfe: Schüler wollen Lernlücken schließen
In vielen sächsischen Landkreisen mussten die Schulen wegen der Corona-Pandemie wochenlang geschlossen bleiben. Die Folgen machen sich auch in den Ferien bemerkbar.
Dresden (dpa/sn) - Zwei Wochen vor dem Start ins neue Schuljahr versuchen viele Schülerinnen und Schüler in Sachsen, ihre coronabedingten Lerndefizite durch Nachhilfe auszugleichen. Der Bedarf an außerschulischen Angeboten macht sich bei Nachhilfe-Schulen bemerkbar. «Wir haben schon immer Ferienkurse angeboten, aber haben in diesen Sommerferien noch einmal aufgestockt», sagt Thomas Momotow vom Nachhilfe-Institut Studienkreis, das in Sachsen 70 Standorte hat.
Der Bedarf sei jetzt sehr groß, auch Grundschülerinnen und Grundschüler bräuchten wegen Schulschließungen schon Nachhilfe, sagte Momotow. Problemfach Nummer 1 sei noch immer Mathe, gefolgt von Deutsch und Englisch.
Auch beim Anbieter Schülerhilfe sind die drei Hauptfächer sehr gefragt. Sprecherin Denise Kirchberger sagte, dass der Nachhilfebedarf durch die Corona-Krise derzeit immens hoch sei. «In unserer täglichen Arbeit erleben wir, wie Lerndefizite sich während der anhaltenden Schulschließungen vergrößern.»
Vor allem Kinder aus finanziell schwächeren Familien hätten immer mehr den Anschluss an die Schule verloren, weil technische Voraussetzungen oft nicht gegeben seien und Eltern nicht helfen könnten, so Kirchberger.
Erst in der vergangenen Woche hatte die wirtschaftsnahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gezielte Förderprogramme für Sachsens Schülerinnen und Schüler gefordert. Nur so könnten Lernrückstände aufgeholt werden, die durch Schulschließungen entstanden seien, schrieben die Autoren der Studie «Bildungsmonitor».
20.08.2021
Bundestagsbildungsausschuss berät über Corona und Schulen
Berlin (dpa) - Der Bildungsausschuss des Bundestages berät an diesem Freitag (11.00 Uhr) in einer Sondersitzung über den Schulbetrieb in der Pandemie. Die Bildungspolitiker kommen zu einer Videokonferenz zusammen. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Oliver Kaczmarek, forderte die Bundesregierung anlässlich der Beratungen dazu auf, «die notwendigen Voraussetzungen» für einen sicheren Betrieb von Kitas und Schulen im Herbst zu schaffen.
«An erster Stelle stehen schnell zugängliche Impfangebote für junge Menschen ab zwölf Jahren und Gruppen mit bisher großer Impfzurückhaltung», sagte Kaczmarek. Von Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte er, die Forschung zu Long-Covid-Effekten in den verschiedenen Altersgruppen und zu Therapiemöglichkeiten deutlich engagierter auszubauen.
Bindende Beschlüsse für den Schulbetrieb kann der Ausschuss nicht fassen. Schulen und Bildung liegen in Deutschland in der Zuständigkeit der Bundesländer. In 6 von 16 Ländern hat das neue Schuljahr bereits wieder begonnen.
Freiwilligendienst in Corona-Zeiten etwas stärker gefragt
Bei Schulabgängern sind Freiwilligendienste in der Pandemie gefragt. Einer der Gründe ist die Fridays-For-Future-Bewegung - ein anderer die Corona-Pandemie.
Mainz (dpa/lrs) - In der Corona-Pandemie ist in Rheinland-Pfalz die Nachfrage von jungen Menschen nach einem Freiwilligendienst leicht gestiegen. Das Angebot sei auch etwas gewachsen, heißt es in einer Antwort von Familienministerin Katharina Binz (Grüne) auf eine Kleine Anfrage des ebenfalls grünen Abgeordneten Fabian Ehmann. Mit 3642 absolvierten Ende 2020 demnach 65 Menschen mehr ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) als ein Jahr zuvor. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 habe es zunächst weniger Bewerbungen gegeben, danach aber mehr. Die Träger des FSJ gingen davon aus, dass auch für den kommenden Jahrgang 2021/2022 mit einem leichten Plus bei den Bewerbungen zu rechnen sei, heißt es weiter.
Ganztagsschulen sind als Einsatzorte besonders häufig: Fast jede dritte FSJ-Stelle fand sich demnach an einer solchen Schule - etwa zur Unterstützung der Notbetreuung der Schüler.
Im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) seien auf 145 Plätze mehr als 900 Bewerbungen gekommen. Fridays For Future habe zu einem größeren Interesse Jugendlicher an ökologischen Themen geführt, ergänzte Binz.
Insgesamt sei der Anstieg der Bewerbungen unter anderem darauf zurückzuführen, «dass sich viele alternative Pläne der Freiwilligen, wie beispielsweise Auslandsjahre und der Beginn einer Ausbildung nicht wie gewünscht umsetzen ließen». Zudem habe so mancher Schulabgänger den Beginn seines Studiums wegen der Online-Veranstaltungen zurückgestellt.
«Gerade während der Corona-Pandemie wirken die Freiwilligendienste für viele Jugendliche sinnstiftend», sagte der Abgeordnete Ehmann der Deutschen Presse-Agentur. «Hier können auch in Krisenzeiten Gemeinschaft und das Hinarbeiten auf ein Ziel erlebt werden.» Das große Interesse an ökologischen Fragen zeige: «Man sieht, dass die Jugendlichen Verantwortung übernehmen wollen.»
«Beim Freiwilligendienst leisten die Jugendlichen einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Wir sollten ihnen dafür in Zukunft noch mehr Wertschätzung entgegenbringen», forderte Ehmann. Ein Jahres-Ticket, mit dem für einen Euro pro Tag Busse und Bahnen genutzt werden könnten, könne die Situation der Freiwilligen erheblich verbessern.
Stiko-Begründung für Kinderimpfungen zielt auch auf soziale Teilhabe
Berlin (dpa) - Die Ständige Impfkommission hat bei ihrer Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in der Pandemie auch deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben mit im Blick. Neben der Verhinderung von Erkrankungen und Klinikeinweisungen gehe es auch darum, Einschränkungen der sozialen und kulturellen
Teilhabe von Kindern und Jugendlichen abzumildern, heißt es in der wissenschaftlichen Begründung der Kommission, die am Donnerstag im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht wurde. Auch die psychosozialen Folgen der Pandemie, insbesondere von Isolationsmaßnahmen, seien in dieser Altersgruppe unabhängig von individuellen Infektionen erheblich. Die Impfempfehlung ist bereits seit Montag bekannt, die ausführliche Begründung fehlte aber noch.
Die Kommission rät nun für alle 12– bis 17-Jährigen zur Impfung mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs der Hersteller Biontech/Pfizer oder Moderna im Abstand von drei bis sechs beziehungsweise vier bis sechs Wochen. Beide Impfstoffe seien grundsätzlich sehr wirksam und nach den bisher vorliegenden Daten sicher, heißt es. Zu Biontech-Pfizer lägen dabei in diesem Zusammenhang bereits deutlich mehr Daten vor.
Als einzige gesicherte, sehr seltene unerwünschte Impf-Nebenwirkung sind laut Kommission bisher Herzmuskelentzündungen bekannt, die bei Jungen häufiger als bei Mädchen auftreten könnten. Die Erkrankung verlaufe unter stationärer Behandlung meist mild. Über mögliche Langzeitfolgen lägen noch keine Erkenntnisse vor.
Basis für die Begründung der Kommission sind vor allem Studien aus den USA und Kanada nach über 12 Millionen Impfstoffdosen, die dort an Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren verabreicht wurden.
Covid-19 ist laut Bulletin in der Regel bei Kindern und
Jugendlichen keine schwere Erkrankung. Die Mehrzahl der Infektionen verlaufe asymptomatisch oder mit milden Symptomen. Todesfälle seien ohne Vorerkrankungen eine absolute Seltenheit.
In Einzelfällen könne es jedoch nach einer Ansteckung mit
Covid-19 auch bei jungen Leuten zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen kommen, deren Langzeitprognosen nicht
endgültig bekannt seien. US-amerikanische Daten deuteten darauf hin, dass Herzmuskelentzündungen durchaus auch nach einer Sars-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen auftreten können.
Für das Pandemiegeschehen im Herbst und Winter ist die Impfung von Kindern und Jugendlichen weniger entscheidend. Mathematische Modellierungen wiesen darauf hin, dass zuerst das schnelle Erreichen einer hohen Impfquote (75 Prozent und mehr) bei Erwachsenen für den Verlauf der vierten Infektionswelle von Bedeutung sei, heißt es im Bulletin. Mit einer insgesamt hohen Impfquote bei jungen Leuten könne aber die Krankheitslast von ungeimpften Kindern und Jugendlichen reduziert werden.
Impfungen ab 12 Jahren sind in Deutschland bereits seit Ende Mai nach ausführlicher ärztlicher Beratung rechtlich möglich. Viele Eltern hätten aber auf die medizinische Begründung gewartet, sagte Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte. Seit Montag sei die Nachfrage nach Impfungen für junge Leute in den Praxen sprunghaft angestiegen.
19.08.2021
Mobile Teams impfen gegen Corona jetzt auch an Schulen
Kiel (dpa/lno) - Impfungen gegen das Coronavirus haben in Schleswig-Holstein am Donnerstag auch an Schulen im Land begonnen. Zunächst ging es nach Angaben des Bildungsministeriums an 24 Schulen los. Insgesamt können sich an 250 Standorten von Gemeinschaftsschulen und Gymnasien Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren sowie Beschäftigte impfen lassen. Als weitere Schutzmaßnahme an den Schulen wurde die Maskenpflicht in Innenräumen verlängert.
Für das Impfen an Schulen hatten sich zunächst 10 500 Mädchen und Jungen angemeldet. Laut Bildungsministerium steigt die Zahl weiter. Mehr als ein Drittel der Schüler ab zwölf Jahren ist im Norden schon gegen das Coronavirus geimpft - das ist bundesweit der Spitzenwert. «Ich bin sehr zufrieden», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag beim Besuch einer Impfaktion an der Leif-Eriksson-Gemeinschaftsschule und am Thor-Heyerdahl-Gymnasium in Kiel-Mettenhof. Rund 150 Anmeldungen lagen hier vor, etwa 130 davon in der Gemeinschaftsschule.
Die Informationen zum Impfen wurden auch in die wichtigsten Migrantensprachen übersetzt. «Wir hoffen, auf diese Weise noch mehr Eltern zu erreichen», sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. «So bekommen Eltern die Informationen über ihre Kinder und haben einen weiteren Anlass, sich selbst zu reflektieren.» Eltern konnten sich auch in der Schule impfen lassen. Die Lehrkräfte haben das bereits getan: «Die Kollegen sind alle durch», sagte der Leiter der Gemeinschaftsschule, Dieter Ruser.
Die Erstimpfungen an den Schulen im Norden sollen zwei Wochen dauern. Jeweils nach drei Wochen sollen die Zweitimpfungen folgen, auch an den Schulen. «Jeder einzelne Geimpfte hilft, Infektionsketten zu durchbrechen», sagte Prien.
Drosten: Auffrischungsimpfung im Herbst für die meisten unnötig
Der Herbst naht - wer braucht dann eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus? Der Großteil der Bevölkerung nicht, meint der Virologe Drosten. Die WHO hält Booster-Impfungen für Gesunde ohnehin für unangebracht - zumindest im jetzigen Stadium der Pandemie.
Berlin (dpa) - Für die meisten Geimpften wird nach Überzeugung des Virologen Christian Drosten im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus nötig sein. «Die Schutzwirkung der Corona-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Auch das baldige Aufkommen einer neuen Virusvariante, die gegen die verfügbaren Impfstoffe resistent ist, erwartet er nicht.
Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst jedoch durchaus für sinnvoll. «Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörper-Level vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter.» In besonderen Umfeldern wie Seniorenheimen sei eine Auffrischung daher denkbar. Die dafür benötigten Dosen nicht ins Ausland abzugeben sei trotz der internationalen Impfstoff-Knappheit vertretbar. Für die übrige Bevölkerung werde irgendwann vielleicht ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde. «In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen.»
Die US-Regierung hatte am Mittwoch angekündigt, die gesamte amerikanische Bevölkerung voraussichtlich ab September mit Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus versorgen zu wollen. Vollständig Geimpfte sollen rund acht Monate nach der zweiten Spritze mit den Präparaten von Moderna oder Pfizer/Biontech eine dritte Dosis bekommen, wie hochrangige Gesundheitsbeamte mitteilten. Grund dafür seien die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante sowie Datenauswertungen zum allmählich abnehmenden Impfschutz.
Das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten am Montag erste Daten für die Zulassung einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. In den kommenden Wochen sollten die Daten einer Phase-1-Studie auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und weiteren Behörden eingereicht werden. Die Teilnehmer hätten acht bis neun Monate nach der zweiten Dosis eine Auffrischungsimpfung erhalten, hieß es. Im Vergleich zu einer zweifachen Impfung hätten bei den Menschen mit Auffrischungsimpfung «signifikant höhere neutralisierende Antikörpertiter» nachgewiesen werden können.
In den USA, weiteren Ländern und vereinzelt auch Deutschland werden für bestimmte Gruppen bereits Auffrischungsimpfungen vorgenommen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert die Pläne für Auffrischimpfungen bei gesunden Menschen. Bislang sei nicht einmal klar, ob sie nötig seien, sagte die Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Mittwoch in Genf. Während in reichen Ländern jede Menge Impfstoff vorhanden ist, warten weltweit in Dutzenden Ländern viele Millionen Menschen noch auf die Chance einer Impfung. Der WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan meinte, Menschen eine Auffrischimpfung anzubieten sei so, als gebe man Menschen mit Rettungswesten noch eine weitere Weste dazu, während Millionen andere ohne jeglichen Schutz bleiben müssten.
Nach Angaben des Kölner Intensivmediziners Christian Karagiannidis haben die meisten der derzeit in deutschen Kliniken behandelten Covid-Patienten keine Corona-Impfung. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Donnerstag, Print Freitag), es gebe aber auch Fälle von geimpften Corona-Patienten in stationärer Behandlung - sogenannte Impfdurchbrüche. «Aktuell haben wir in Nordrhein-Westfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-Patienten in den Kliniken mit Impfschutz. Diese Quote dürfte auch der bundesweiten Quote entsprechen.»
Bei den stationär behandelten Menschen mit Impfdurchbrüchen handele es sich nach seiner Erfahrung beispielsweise um Patienten mit eingeschränkter Immunantwort, etwa als Folge einer medikamentösen Dämpfung des Immunsystems. Wichtig sei, dass jetzt insbesondere jenen Patienten eine dritte Impfung als Booster angeboten werde, die ein gedämpftes Immunsystem hätten, sagte Karagiannidis.
Unterdessen kritisiert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die Pläne mehrerer Bundesländer, Kinder und Jugendliche an und im Umfeld von Schulen gegen das Coronavirus zu impfen. «Die Jugendlichen stehen in den Schulen sehr stark unter Gruppenzwang, so dass eine freie und unabhängige Entscheidung schwierig wird», sagte der Bundessprecher des Verbandes, der Kinderarzt Jakob Maske, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Maske riet stattdessen zur Impfung in den Praxen: «Das Impfen beim eigenen Kinder- und Jugendarzt hat den Vorteil, dass der Arzt die Familie und das Umfeld gut kennt und die Eltern besser beraten kann, ob die Impfung für die Familie sinnvoll ist oder nicht.»
Der Deutsche Lehrerverband begrüßte hingegen die Pläne, Impfungen an Schulen durchzuführen. «Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut», sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem RND.
Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe angelaufen oder in Planung. So werden etwa mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind «Familienimpftage» in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen und Tierparks geplant, und es werden spezielle «Impfstraßen» für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.
Impfung gegen Covid-19: Andrang bei Kinderärzten
Berlin (dpa/bb) - Nach dem Votum der Ständigen Impfkommission für eine Impfung gegen Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren ist die Nachfrage in Berlin sprunghaft angestiegen. «Das ging sofort nach der Empfehlung am Montag los», sagte Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Der Andrang sei groß, es sei aber genug Impfstoff da. Allerdings dauere die Nachbestellung in den Praxen rund zwei Wochen und es brauche deshalb manchmal etwas Geduld bis zu einem Termin. Engpässe seien aber nicht zu befürchten. Neben den Kinder- und Jugendärzten böten unter anderem auch viele Hausärzte Impftermine für Kinder und Teenager an.
In Berlin gibt es nach Angaben des Verbandes rund 180 000 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren. Auf die medizinische Empfehlung der Impfkommission hätten viele Eltern gewartet, sagte Maske. Das politische Drängen zuvor habe manchmal eher Skepsis und Verunsicherung erzeugt. Motive von Eltern für die Impfung ihrer Kinder seien der Gesundheitsschutz und die Sorge vor einer Ausgrenzung nicht geimpfter Kinder in der Schule. Zudem wollten viele Eltern neue Schulschließungen in der Pandemie möglichst verhindern.
Maske appellierte aber auch dringend an alle Eltern, sich auxh gegen Covid-19 impfen zu lassen. Ihr Erkrankungsrisiko sei deutlich höher als das ihrer Kinder, wenn Infektionen zum Beispiel aus der Schule nach Hause gelangten, betonte Maske.
Maskenpflicht an Rostocker Schulen - Testpflichten wohl ab Montag
Rostock (dpa/mv) - Wegen gestiegener Corona-Infektionszahlen in der Hansestadt Rostock müssen Schülerinnen und Schüler seit Mittwoch wieder Masken in Schulgebäuden tragen. Das gilt laut einer zuvor erlassenen Allgemeinverfügung der Stadt für alle Menschen, die sich in den Gebäuden aufhalten und auch für Horte. Ausnahmen sind etwa aus medizinischen Gründen zulässig.
Außerdem wurde die Besucherzahl beispielsweise in Pflegeheimen oder Einrichtungen zur Betreuung behinderter Menschen beschränkt. Demnach dürfen sich in den Einrichtungen je Bewohner gleichzeitig nur zwei Besucher aufhalten. Diese müssen jedoch nicht dauerhaft festgelegt werden. Auch die Teilnehmerzahl für Veranstaltungen dieser Einrichtungen ist demnach beschränkt auf 30 im Innenbereich und 50 im Freien.
Eigentlich war die Maskenpflicht an Schulen wie geplant nach den ersten zwei Unterrichtswochen nach den Sommerferien landesweit aufgehoben worden. Für Rostock war allerdings am Sonntag die Corona-Ampel auf Orange gesprungen und hatte diese Stufe auch am Montag und Dienstag angezeigt, so dass hier die Maskenpflicht wieder eingeführt wurde.
Vom kommenden Montag an sollen in Abhängigkeit von der Corona-Ampel auch weitere Testpflichten für Ungeimpfte und nicht Genesene gelten, etwa beim Friseurbesuch, im Fitnessstudio, im Innenbereich der Gaststätten sowie in Kino und Theater. Welche konkreten Regelungen ab dann in der Stadt Rostock gelten, bleibt laut einem Sprecher der Stadt noch abzuwarten. Er verwies darauf, dass sich Vorgaben im Zweifel auch kurzfristig noch änderten.
Coronabedingte Lernrückstände bei Schülern: Lehrer geteilter Meinung
Berlin (dpa) - Die Corona-Folgen für Schüler werden von Lehrkräften einer Umfrage zufolge unterschiedlich dramatisch bewertet. 47 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind demnach der Ansicht, dass es «bei mehr als der Hälfte» (30 Prozent) oder sogar «bei fast allen» (17 Prozent) Schülerinnen und Schülern «gravierende Lernrückstände» gibt, wie eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey für die wirtschaftsnahe «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft» (INSM) zwischen Juni und August ergab.
Auf der anderen Seite gaben 44 Prozent an, dass es bei «bei weniger als der Hälfte» (25 Prozent) oder «bei sehr wenigen» (19 Prozent) Schülern solche Rückstände gibt. Die Zahlen lagen der Deutschen Presse-Agentur vor. Die heterogenen Ergebnisse zeigten, wie wichtig eine genaue und möglichst individuelle Überprüfung der Lernstände sei, hieß es bei der INSM. Statt pauschaler Maßnahmen müsse es zielgerichtete Angebote geben.
Die Initiative veröffentlicht die Umfragedaten an diesem Mittwoch im Rahmen ihres jährlichen «Bildungsmonitors». Dabei handelt es sich um einen Bundesländervergleich der Bildungssysteme anhand verschiedener Faktoren. Neben dem Leistungsstand von Schülern wird unter anderem verglichen, wie viel Geld ein Land pro Schüler ausgibt, wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern oder wie hoch der Anteil jüngerer Lehrer ist. Zuletzt lag regelmäßig Sachsen vorn.
18.08.2021
Kritik an möglichen Bußgeldern für ungeimpfte Schüler ohne Tests
Nach den Sommerferien droht in Sachsen-Anhalt Kindern und Jugendlichen, die weder geimpft, noch negativ getestet oder genesen sind, ein Bußgeld. Kritik kommt von Teilen der Opposition. Und die GEW wirbt für Augenmaß.
Magdeburg (dpa/sa) - Wie können Schülerinnen und Schüler in den Schulen gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt werden? Das Land setzt auf 3G - die Folge: Wegen der geltenden Präsenzpflicht drohen ungeimpften Schülerinnen und Schülern, die sich auch nicht testen lassen wollen, nach den Sommerferien Bußgelder. Die Linke und die Grünen üben Kritik an der Auffassung der Landesregierung. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt stellt klar, dass die Strafen wohl gar nicht so schnell kommen würden.
Bei Schulschwänzern würde zunächst versucht, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, sagte die GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Unter Corona-Bedingungen sei das allerdings noch nicht erprobt worden. Wenn es wirklich Menschen gebe, die ihr Kind nicht testen oder impfen lassen wollen, müsse man sehen, wie Schulen letztendlich damit umgingen. «Am Ende geht's darum, die beste Lösung für das Kind zu finden.»
Gerth warb in dem Zusammenhang für besonnenes Handeln. «Ich gehe einfach davon aus, dass es auch pädagogische Lösungen geben wird dafür. Dass man nicht sofort mit dem großen Holzhammer losrennt und ein Bußgeld verhängt.» Die regelmäßigen Tests für Schülerinnen und Schüler seien vertretbar. Alles sei auch eine Frage der gesellschaftlichen Solidarität, da es Kinder oder Lehrkräfte gebe, die sich aufgrund ihrer Erkrankungen nicht impfen lassen könnten.
Die Landesregierung stellte klar, dass Bußgelder zwar möglich sind, man aber eigentlich keine Strafen will. Bevor ein Bußgeld verhängt werde, würden zunächst alle möglichen anderen Maßnahmen ausgeschöpft werden, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehörten etwa Gespräche mit den Eltern. Ziel sei es, eine möglichst hohe Akzeptanz für die Tests zu schaffen und damit einen möglichst hohen Gesundheitsschutz. «Wir wollen nicht bestrafen, wir wollen überzeugen», sagte Schuppe weiter.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatten am Dienstag angekündigt, dass nach den Sommerferien Schülerinnen und Schülern, die sich nicht regelmäßig testen lassen wollen, unter Umständen ein Bußgeld drohe. Das ergibt sich demnach aus der Kombination von Präsenzpflicht und der bundesweit ab dem 23. August für alle ab sechs Jahren geltenden 3G-Regel - also Zutritt zu bestimmten Innenräumen nur für Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete. Ein entsprechender Hinweis sollte auch in die neue Änderungsverordnung aufgenommen werden, die das Kabinett im schriftlichen Umlaufverfahren passieren soll.
Kritik daran kam von der Linken. Zwar müssten die Voraussetzungen für einen kontinuierlichen Präsenzunterricht an den Schulen geschaffen werden, sagte der bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Thomas Lippmann. Dazu gehörten auch regelmäßige Tests von Schülern, die nicht geimpft oder vollständig genesen seien. Aus einer Verweigerung des Tests aber eine Schulpflichtverletzung abzuleiten, die mit Bußgeld bewehrt sei und bis zu einem Jugendarrest führen könnte, sei «abenteuerlich» und «unsensibel».
Aus Sicht der Grünen ist eine Testpflicht an den Schulen nur unter Aussetzung der Präsenzpflicht sinnvoll. Denn grundsätzlich sei es gut und wichtig für den sicheren Schulbetrieb, dass nur getestete Schülerinnen und Schüler in die Schule dürfen, sagte der bildungspolitischer Sprecher der Fraktion, Wolfgang Aldag. «Wichtiger ist es jetzt Überzeugungsarbeit zu leisten, diese Tests durchzuführen.»
17.08.2021
Luftfilter in Schulen: Was können sie leisten - und was nicht?
Die Schule beginnt, die Corona-Zahlen steigen wieder - vor allem bei den Jüngeren. Und so rückt die Sicherheit im Unterricht immer stärker in den Fokus.
Berlin (dpa) - Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, in den ersten Bundesländern haben die Schulen wieder begonnen. An diesem Mittwoch beginnt im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen das neue Schuljahr. Ist alles getan, um die Gesundheit von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften zu schützen und einen neuerlichen Corona-Lockdown zu verhindern? Welche Rolle können mobile und stationäre Luftreiniger dabei spielen?
Worum geht es in der Debatte?
Angesichts der Corona-Gefahr in Schulen hat das Thema Luftfilter lange für Streit gesorgt. Gewerkschaften, Eltern und Lehrer forderten immer wieder, so schnell wie möglich in Luftfilteranlagen für den Unterricht zu investieren, damit es nach den Sommerferien nicht wieder zu Schließungen kommt. Dass politische Beschlüsse zu spät gekommen seien, kritisierte unter anderen der Deutsche Lehrerverband. Während der Nutzen fest installierter Luftreinigungsanlagen, die aufwendiger einzubauen sind, auf der Hand liegt, ist die Lage bei mobilen Geräten nicht so klar. Diverse Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Was plant die Bundesregierung?
Das ursprüngliche Luftfilterprogramm des Bundes in Höhe von rund 500 Millionen Euro, das 2020 aufgelegt wurde, förderte bereits den Einbau festinstallierter Anlagen in öffentlichen Gebäuden, Theatern und Museen. Seit Mitte Juni 2021 gilt dies nun unter anderem auch für Kitas und Schulen. Die Förderung ist allerdings auf Räume und Einrichtungen für Kinder bis 12 Jahre begrenzt, da für sie bisher kein Impfstoff gegen Corona zugelassen ist. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, Luftfilter - unabhängig vom Alter der Schüler - in allen Klassenräumen zu installieren.
Ist auch die Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte in Schulen geplant?
Auch dafür will die Bundesregierung nach anfänglichem Zögern nun 200 Millionen Euro bereitstellen. «Gemeinsam mit den Ländern wollen wir damit einen Beitrag dafür leisten, den Präsenzunterricht und die Kinderbetreuung im Herbst und Winter auch bei Verschlechterung der Infektionslage aufrecht zu erhalten», erläuterte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Mitte Juli. Der Förderanteil des Bundes beträgt bis zu 50 Prozent. Die Beantragung der Mittel und die Durchführung der Förderung erfolgt über die Länder.
Wie bewerten Fachleute den Nutzen von stationären Luftfilteranlagen?
Dass sich fest installierte Anlagen bestens eignen, um virushaltige Partikel aus der Raumluft zu entfernen, ist unbestritten. Deren Einbau sei die «nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene», allerdings auch mit hohem technischen und zeitlichen Aufwand verbunden, heißt es beim Umweltbundesamt (UBA). Neben der Einhaltung der Hygieneregeln sei daher auch regelmäßiges Lüften über die Fenster in der Pandemie besonders effizient. Wo die Belüftungsmöglichkeiten unzureichend sind, könnten aber auch mobile Luftreiniger - mit «hocheffizienten Gewebefiltern» zum Beispiel - ergänzend zum Einsatz kommen.
Ist sich die Forschung mit Blick auf den Nutzen mobiler Geräte einig?
Der Nutzen von mobilen Luftfiltern ist in der Fachwelt zumindest umstritten. Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt zum Beispiel betonen als Ergebnis einer Studie, dass Luftreiniger der Filterklasse Hepa das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus deutlich verringern und empfehlen sie für Klassenräume. Forscher der Universität Stuttgart hingegen warnen: Mobile Geräte seien «keine Alternative zu einem Außenluftwechsel» und nur dort zur Unterstützung ratsam, wo es zu kleine oder zu wenige Fenster gebe. In einer Richtlinie für den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen hatten sich medizinische Fachgesellschaften, Robert Koch-Institut, Bildungs- und Kinderschutzverbände weder klar dafür noch dagegen positioniert.
Was konkret spricht für oder gegen mobile Filtergeräte?
Kritiker wenden unter anderem ein, die Geräte seien für den Einsatz im Klassenzimmer zu laut, angesichts des Stromverbrauchs ökologisch nicht sinnvoll und erzeugten unangenehme Zugluft. Zudem wälzten sie die Raumluft nur um und könnten die notwendige Zufuhr frischer Luft daher nicht ersetzen. Befürworter verweisen auf den technischen Nutzen mobiler Filter bei der Virenreduktion und plädieren für ein Zusammenspiel aller Maßnahmen, um die Infektionsgefahr einzudämmen. «Fachgerecht positioniert und betrieben ist ihr Einsatz wirkungsvoll, um während der Dauer der Pandemie die Wahrscheinlichkeit indirekter Infektionen zu minimieren», heißt es auch beim UBA.
16.08.2021
Erweiterte Impfangebote für Kinder und Jugendliche in MV
Über Corona-Schutzimpfungen für Kinder wurde wochenlang hitzig debattiert. Nun hat sich die Ständige Impfkommission dafür ausgesprochen. Im Impfzentrum Schwerin können sich Kinder und Jugendliche ab Mittwoch ohne Anmeldung impfen lassen.
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern will das Impfangebot gegen Corona für Kinder und Jugendliche an Schulen erweitern. Parallel zum Impfstart für Schüler ab 16 Jahren am Dienstag werde eine Befragung jüngerer Schüler zu deren Impfbereitschaft erfolgen. Das kündigte am Montag ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin an. Das Ministerium reagierte damit auf die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko), sich nach gründlicher Prüfung doch für Corona-Impfungen für alle Kinder ab 12 Jahren auszusprechen. Die Expertenkommission kam zu dem Schluss, «dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen».
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) äußerte sich erfreut über diese Entscheidung. «Für die Eltern und ihre Kinder ist wichtig, dass es eine eindeutige Empfehlung gibt», sagte Schwesig. Alle, die wollten, könnten sich jetzt auch zügig impfen lassen. Doch bleibe die Impfung «selbstverständlich freiwillig», betonte sie.
Impfungen für Minderjährige waren für Kinder mit Gesundheitsrisiken sowie als individuelle Entscheidung von Kindern und Eltern nach ärztlicher Aufklärung auch bisher schon möglich. Doch zögerten viele, weil es eine generelle Empfehlung der Stiko nicht gab. Der offizielle Empfehlungstext lag zunächst noch nicht vor, Änderungen sind in einem Abstimmungsverfahren mit Ländern und Fachkreisen noch möglich.
Schwesig hatte zu Beginn des Schuljahres Anfang August angekündigt, nach einer konkreten Empfehlung der Stiko das Impfangebot für 12- bis 17-Jährige im Land ausweiten zu wollen. An diesem Dienstag werden laut Bildungsministerium erstmals mobile Impfteams an den Schulen sein. Das Impfangebot richtet sich zunächst nur an Schüler und Schülerinnen ab 16 Jahren. In einer landesweiten Befragung hatten 1800 von ihnen Interesse bekundet. Damit war die Resonanz geringer als erwartet.
An welchen Schulen die ersten Corona-Schutzimpfungen stattfinden, wurde nicht mitgeteilt. Die Termine würden in Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden der Kreise und kreisfreien Städte festgelegt und die impfwilligen Schüler darüber informiert.
Die Stadt Schwerin reagierte unterdessen umgehend auf die Entscheidung der Stiko. Am Mittwoch und Donnerstag werde es im Impfzentrum der Stadt Impfangebote für Schüler geben, kündigte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) an. Sie könnten nach der Schule ohne vorherige Anmeldung ihre Impfung erhalten. Für beide Tage würden 600 Dosen des mRNA-Impfstoffes von Moderna zur Verfügung stehen. In der EU für Kinder und Jugendliche zugelassen ist ebenfalls der Impfstoff von Biontech/Pfizer.
Während bei Schülern zwischen 12 und 15 Jahren die Begleitung durch einen Sorgeberechtigten erforderlich sei, benötigten Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren für die Impfung im Impfzentrum lediglich die schriftliche Zustimmung der Eltern. Dafür gebe es Formulare des Robert Koch-Instituts, hieß es aus der Stadtverwaltung.
Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) hatten bis Ende voriger Woche im Nordosten etwa 15,4 Prozent der Jugendlichen in der Altersgruppe 12 bis 17 mindestens eine Impfung erhalten, rund 10,3 Prozent auch die für den vollständigen Schutz erforderliche zweite.
Impfkommission nun für Corona-Impfung für alle Kinder ab 12
Im Kampf gegen die Pandemie sind Impfungen das zentrale Mittel. Doch was ist mit Kindern und Jugendlichen? Seit Wochen wird darüber hitzig debattiert. Jetzt ändert ein wichtiges Gremium seine Einschätzung.
Berlin (dpa) - Wenige Wochen vor dem Ende der Schulferien in vielen Bundesländern spricht sich die Ständige Impfkommission (Stiko) für allgemeine Corona-Impfungen für alle Kinder ab 12 Jahren aus. Nach sorgfältiger Bewertung neuer Daten komme man nun zu der Einschätzung, «dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen», teilte das unabhängige Gremium am Montag mit. Bund und Länder begrüßten das Votum als wichtige Orientierung für Jugendliche und Eltern und stellten rasche Impfangebote in Aussicht. Es gab aber auch Kritik an der Stiko und an politischem Druck auf das Gremium.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer guten Nachricht: «Eltern und Jugendliche haben damit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden.» Ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen sei da. «Wenn gewünscht, kann eine Impfung diese Woche noch stattfinden.» Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, nun gebe es «noch mehr Sicherheit bei der Entscheidung für
die Impfung». Sie betonte zugleich: «Die Impfung bleibt freiwillig und darf nicht zur Voraussetzung für den Schulbesuch gemacht werden.»
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Auch wer sich nicht impfen lassen kann oder will, hat ein Anrecht auf Zugang zum Unterricht.» Die gut eingespielten und bewährten Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen blieben dabei wichtig, auch für geimpfte Schülerinnen und Schüler und für die Lehrkräfte.
Die Stiko empfahl Impfungen bei Kindern zwischen 12 und 17 Jahren bisher nicht allgemein - sondern nur bei höherem Risiko für schwere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes. Sie waren laut Stiko aber auch schon mit ärztlicher Aufklärung als individuelle Entscheidung von Kindern und Eltern möglich. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind bereits 24,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal gegen Corona geimpft und 15,1 Prozent vollständig. Ab 12 Jahren zugelassen sind die Impfstoffe von Biontech und Moderna.
Mittlerweile könnten mögliche Risiken der Impfung in der Altersgruppe zuverlässiger beurteilt werden, erklärte die Stiko am Montag. Sie verwies auf nahezu zehn Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche im US-Impfprogramm. Die Zurückhaltung hatte Stiko-Chef Thomas Mertens zuletzt mit unzureichenden Daten zur Sicherheit der Impfung bei Heranwachsenden begründet. Im Fokus standen vor allem mögliche Folgen von Herzmuskelentzündungen bei Geimpften. Am Montag sprach die Stiko von meist unkomplizierten Verläufen. Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind in einem Abstimmungsverfahren mit Ländern und Fachkreisen noch möglich.
Bereits Anfang August hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern breitere Impfangebote für Kinder vereinbart - etwa auch in regionalen Impfzentren. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, nannte die Entscheidung der Stiko ein wichtiges Signal an Eltern und die Jugendlichen selbst: «Lassen Sie sich und Ihre Kinder jetzt impfen!» Je mehr Kinder geimpft seien, «umso sicherer können wir auch in das kommende Schuljahr starten». Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Jetzt braucht es Tempo, um einfach zugängliche Schulhof-Impfangebote für Schülerinnen und Schüler zu schaffen, die dann auch gleich ihren Eltern offen stehen.» Auch die Aufklärung und die Informationskampagne müssten nun Schritt halten.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte, die Stiko habe sehr lange mit ihrer Entscheidung gewartet. «Damit hat sie es für viele Kinder über 12 Jahre schwer gemacht, eine Impfung zu erhalten. Umso mehr begrüße ich den Schritt jetzt», sagte er der «Rheinischen Post» (Dienstag). Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb bei Twitter: ««Endlich!». Die Entscheidung sei nun für den Schulstart wichtig. «Leider haben wir viel Zeit verloren», kritisierte er. «Umso schneller sollte jetzt das Impfangebot erfolgen.»
Die FDP-Gesundheitsexpertin im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus, sagte, die Stiko-Entscheidung schaffe Klarheit für Eltern und Kinder sowie Rechtssicherheit für Ärzte. «Die Bundesregierung hätte dieses Ergebnis abwarten sollen, statt unabgestimmt vorzupreschen. Damit sollte die Stiko schlicht unter Druck gesetzt werden.» Für Kinder unter 12 Jahren ist bislang kein Corona-Impfstoff verfügbar.
NRW-Grüne wollen tägliche Corona-Tests an Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Kurz vor dem Schulstart fordern die nordrhein-westfälischen Grünen tägliche Corona-Tests für Schülerinnen und Schüler. «Wer Präsenzunterricht garantieren will, der muss die Schule wirklich zu einem sichereren Ort machen. Da sind die Vorbereitungen weiterhin mangelhaft», kritisierte Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, am Montag die schwarz-gelbe Landesregierung. Angesichts der hohen Ansteckungsgefahr durch die Delta-Variante und aufgrund von Reiserückkehrern reichten gerade zum Schulstart ab Mittwoch ein- bis zweimalige Tests pro Woche nicht aus, um Risiken zu minimieren, sagte Beer weiter. Außerdem solle mehr auf die verlässlicheren PCR-Lollitests gesetzt werden, die bislang nur in Förder- und Grundschulen zum Einsatz kommen.
Die Forderung ist Teil eines am Montag vorgestellten Positionspapiers der NRW-Grünen für vorrangigen Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie. «Natürlich ist Impfen der Weg aus der Pandemie», hob die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Josefine Paul, hervor. Aufsuchende und unkonventionelle Impf- und Aufklärungsangebote an Schulen und Jugendzentren, bestenfalls für die ganze Familie, seien daher wichtig. Gleichzeitig appellierte Paul an alle anderen, sich immunisieren zu lassen: «Die Erwachsenen sind jetzt in der Verantwortung hier auch einen Schutzkokon um die Jüngeren herum zu bauen», sagte sie und verwies besonders auf die Kinder unter zwölf Jahren, für die es keinen zugelassenen Impfstoff gibt.
Kinder und Jugendliche dürften bei der sich abzeichnenden vierten Corona-Welle nicht erneut die Leidtragenden werden, betonten die Grünen-Politikerinnen. Die vergangenen eineinhalb Jahre seien für sie sehr herausfordernd gewesen. Schule brauche mehr pädagogische Spielräume statt einer reinen Prüfungsfixierung, sagte Paul. Gleichzeitig brauche es kleine Lerngruppen auch außerhalb der Schulgebäude, um übervolle Klassen zu entzerren und auch ganzheitliche Lernangebote, etwa in den Bereichen Kultur und Sport, machen zu können.
Schulstart: GEW kritisiert Abkehr von Inzidenzwerten
Düsseldorf (dpa/lnw) - Vor dem Start ins neue Schuljahr hat die Lehrergewerkschaft GEW die Abkehr der Landesregierung von den Inzidenzwerten kritisiert. «Das Schulministerium hat nicht die medizinische Expertise, um die RKI-Empfehlungen zu ignorieren und die Inzidenzwerte zu missachten», sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik am Montag in Düsseldorf. Den Präsenzunterricht losgelöst von der Inzidenz umzusetzen sei waghalsig. «"Augen zu und durch" ist als Motto nicht geeignet.»
«Lüften und Frieren können nicht die Lösung sein», sagte Çelik. Die Ankündigung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), bei einem Corona-Fall nur noch die unmittelbaren Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken, stieß bei der GEW ebenfalls auf Ablehnung: «Die Quarantäne an der Sitzordnung fest zu machen ist realitätsfremd. Kinder sind agil», sagte Çelik. Sie sprach sich für ein Fortführen der Regelungen des vergangenen Herbstes aus.
Die Corona-Pandemie habe die soziale Ungleichheit in den Schulen verschärft. «Wir sind nicht da, wo wir sein könnten», sagte sie und sprach sich erneut für den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern aus. Die Sicherheit in den Schulen dürfe nicht vom Geldbeutel der Kommunen abhängen.
Der Sanierungsstau für die Schulgebäude Nordrhein-Westfalens betrage zehn Milliarden Euro. In vielen Klassenräumen in NRW reagiere immer noch der Overhead-Projektor. «Ich kann Eltern nicht erklären, warum in einer Pandemie ein funktionierendes Waschbecken im Gebäude schon fast Luxus ist», sagte Çelik.
Der Lehrkräftemangel an den Schulen sei mittlerweile chronisch. Im Grundschulbereich habe die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden können. NRW sei im Bundesvergleich bei der Bildungsfinanzierung abgeschlagen auf dem vorletzten Platz. «Gewinner stehen nicht auf dem letzten Platz. Wer beste Bildung propagiert, muss beste Bedingungen schaffen. Die chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems darf nach Corona nicht fortgesetzt werden», sagte Çelik.
Rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler starten am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen trotz Corona-Pandemie grundsätzlich im Präsenzunterricht ins neue Schuljahr. Dabei werden entschärfte Quarantäne-Regeln greifen. Die Gesamtschullehrerin Ayla Çelik aus Köln war Ende Juni zur neuen Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gewählt worden.
Maskenpflicht an Schulen in MV ausgesetzt - Impfungen ab Dienstag
Zwei Wochen nach dem Schulstart können an den Schulen im Nordosten die Masken wieder fallen. Vorerst. Denn die wachsende Zahl von Corona-Neuinfektionen lässt befürchten, dass wieder schärfere Schutzmaßnahmen nötig werden. Impfen soll dem entgegenwirken.
Schwerin (dpa/mv) - Trotz wieder steigender Infektionszahlen wird von Montag an die Maskenpflicht an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern ausgesetzt. Der Landeselternrat begrüßte diese Entscheidung der Landesregierung, verlangt aber flankierende Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. «Ziel muss ganz klar der vollumfängliche Präsenzunterricht für alle Schüler im Land sein. Dem muss sich alles unterordnen», forderte der Elternratsvorsitzende Kay Czerwinski.
Er erneuerte seine Kritik an der fehlenden Ausstattung der Schulen mit Luftfilteranlagen. Während andere Bundesländer alle Klassenräume bis zu den Herbstferien mit solchen Geräten ausstatten wollten, habe dies die Landesregierung in Schwerin mit ihrem zögerlichen Handeln verschlafen.
In Mecklenburg-Vorpommern bestand für die ersten zwei Schulwochen nach den Ferien Maskenpflicht, um Ansteckungen durch Reiserückkehrer aus Risikogebieten möglichst einzudämmen. Sie wird von Montag an ausgesetzt. Nach Erhebungen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales wurden vom 2. bis zum 13. August knapp 60 Schüler positiv auf das Coronavirus getestet. Sie wie auch unmittelbare Kontaktpersonen mussten daraufhin der Schule fernbleiben.
Der neuen Corona-Schulverordnung des Landes zufolge sollen Schulen bei Infektionsfällen und Überschreitung bestimmter Inzidenzwerte in Kreisen und Städten nicht mehr automatisch und präventiv geschlossen werden. Die Entscheidungen darüber treffen die kommunalen Gesundheitsämter.
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in der Schule wird allerdings wieder zur Pflicht, sobald im Landkreis oder der kreisfreien Stadt die landeseigene Corona-Ampel an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Stufe Orange oder höher anzeigt. Am Sonntagnachmittag standen alle Regionen noch bei Grün oder Gelb. Das freiwillige Tragen der Maske ist weiterhin erlaubt. Für Schüler und Lehrer besteht laut Bildungsministerium weiterhin die Pflicht, sich zweimal pro Woche zu testen. Davon ausgenommen sind vollständig geimpfte oder genesene Personen.
Czerwinski äußerte sich froh darüber, dass «wirklich sehr selektiv mit positiv getesteten Schülern umgegangen wird und nicht ganze Klassen, Klassenstufen oder sogar Schulen in Quarantäne geschickt werden». Distanzlernen und Wechselunterricht - wie im vorigen Schuljahr fast an der Tagesordnung - dürfe es nicht mehr geben. «Die mit diesen Maßnahmen ausgelösten psychosozialen Erkrankungen bei Kindern sind sehr viel gravierender als die Infektion mit Corona», sagte Czerwinski unter Hinweis auf die in der Regel milden Krankheitsverläufe bei Kindern.
Laut Bildungsministerium wird es von diesem Dienstag an erste Corona-Impfangebote für Schüler an ihren Schulen geben. Wie ein Sprecher sagte, werden die Termine für die Corona-Schutzimpfungen in Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden der Kreise und kreisfreien Städte festgelegt und die impfwilligen Schüler darüber informiert.
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) hatte zu Schuljahresbeginn Impfaktionen für Schüler im Alter ab 16 Jahren angekündigt. Landesweit sollten bis zu 50 mobile Teams an den Schulen zum Einsatz kommen. Allerdings blieb die Resonanz hinter den Erwartungen zurück. In einer landesweiten Befragung hatten laut Ministerium rund 1800 Schülerinnen und Schüler und damit etwa sechs Prozent dieser Altersgruppe ihr Interesse bekundet. Allerdings seien bis zum 20. August noch Nachmeldungen möglich, hieß es.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bislang noch keine generelle Empfehlung für das Impfen gegen das Coronavirus von Minderjährigen gegeben. Jedoch können sich 12- bis 17-Jährige nach ärztlicher Beratung und mit Zustimmung der Eltern impfen lassen, da etwa für den Impfstoff von Biontech/Pfizer und von Moderna eine EU-weite Zulassung für Menschen ab 12 Jahren besteht. Solange noch keine Stiko-Empfehlung vorliegt, will das Bildungsministerium sein Impfangebot an Schulen auf Schüler ab 16 Jahren begrenzen.
Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) haben im Nordosten bislang (Stand: Donnerstag) etwa 15 Prozent der Jugendlichen in der Altersgruppe 12 bis 17 mindestens eine Impfung erhalten, rund 10 Prozent auch die für den vollständigen Schutz erforderliche zweite.
15.08.2021
Lehrerverband will keine Impfungen in Schulen
Hannover (dpa/lni) - Der Verband Erziehung und Wissenschaft (VBE) sieht mögliche Impfangebote in Schulen kritisch. «Impfbusse in die Schule zu schicken, halte ich für falsch», sagte der Landesverbandsvorsitzende Franz-Josef Meyer dem NDR Niedersachsen. Er befürchte Diskussionen mit Impfgegnern. Schülerinnen und Schüler würden außerdem indirekt unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen.
Das niedersächsische Kultusministerium plant nach den Sommerferien an den Schulen des Landes gezielte Corona-Impfaktionen auf freiwilliger Basis, Details sind aber noch nicht geklärt. Der Einsatz mobilder Impfteams sei denkbar, hieß es am Freitag. Die Impfzentren des Landes
12.08.2021
Ab Montag keine Maskenpflicht mehr an Schulen in MV
In Mecklenburg-Vorpommern können Schüler und Lehrer bald wieder ohne Maske durchatmen. Auch wenn die Corona-Infektionszahlen im Land aktuell steigen, wird die vorsorglich verhängte Maskenpflicht ausgesetzt.
Schwerin (dpa/mv) - An den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern wird die Maskenpflicht für Schüler und Lehrer - wie zu Beginn des Schuljahres angekündigt - von Montag an ausgesetzt. Dies gelte sowohl für den Unterricht als auch für den Aufenthalt im Schulgebäude oder auf dem Schulhof, teilte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag in Schwerin mit. Sie hatte die Maskenpflicht für die ersten zwei Schulwochen nach den Ferien verfügt, um Ansteckungen durch Reiserückkehrer aus Risikogebieten möglichst einzudämmen.
«Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine große Erleichterung, wenn sie im Unterricht keine Maske tragen müssen. Das gilt insbesondere für die Kleinen», erklärte Martin. Sie verwies auf die Regelungen in der neuen Schul-Corona-Verordnung. Wo die Corona-Ampel auf Grün oder Gelb stehe, müsse in der Schule keine Maske getragen werden. Doch sei das freiwillige Tragen einer Maske weiterhin erlaubt. Nur im Kreis Ludwigslust-Parchim und in Schwerin stand die Ampel am Mittwoch auf Gelb, in den anderen Regionen auf Grün.
In Mecklenburg-Vorpommern gilt eine Ampelregelung, die neben der Sieben-Tage-Inzidenz auch die Krankenhausbelegung berücksichtigt. Laut Schul-Corona-Verordnung wird das Tragen der Mund-Nase-Bedeckung in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt wieder zur Pflicht, sobald dort an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Stufe Orange oder eine höhere Stufe erreicht wird.
Für Schüler und das gesamte Schulpersonal besteht laut Martin weiterhin die Pflicht, sich zweimal pro Woche zu testen. Davon ausgenommen sind vollständig geimpfte oder genesene Personen. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales wurden landesweit bislang 37 Schüler mit einem positiven Corona-Befund registriert. Außerdem sei die Infektion bei einem Schulmitarbeiter nachgewiesen worden. Unmittelbare Kontaktpersonen mussten in Quarantäne.
«Die Tests schaffen Sicherheit in den Schulen. So können Verdachtsfälle frühzeitig erkannt werden, und die Gesundheitsbehörden können gezielt eingreifen», betonte Martin. Ziel bleibe, auch bei steigenden Inzidenzen den Präsenzunterricht abzusichern und flächendeckende, präventive Schulschließungen zu verhindern.
Rund 200 neue Corona-Fälle an Schulen im Norden
Kiel (dpa/lno) - An den Schulen in Schleswig-Holstein sind von Montag bis Mittwoch dieser Woche insgesamt 199 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. 198 Fälle davon betrafen Schüler, einer eine Lehrkraft. Dies geht aus Angaben des Bildungsministeriums vom Donnerstag hervor. Der Anteil der Schüler an allen Neuinfektionen im Land ist unterschiedlich: Am Mittwoch waren es 49 von 266, am Dienstag 80 von 282 und am Montag 69 von 172. In der gesamten Vorwoche wurden 294 Schüler-Fälle gemeldet - bei 362 000 Schülern an fast 800 Schulen im Land. Derzeit ist keine Schule coronabedingt geschlossen, an 5 der 950 Standorte gibt es Beeinträchtigungen.
Bildungsministerin Karin Prien bekannte sich ausdrücklich zum Präsenzunterricht und betonte den Stellenwert des Impfens. «Im vergangenen Jahr wurde der Präsenzunterricht eingeschränkt, weil ältere Menschen und vulnerable Gruppen noch keine Impfangebote hatten», erläuterte die CDU-Politikerin. Die Situation habe sich geändert. Alle Schleswig-Holsteiner ab 12 Jahren hätten ein Impfangebot bekommen. «Von den Erwachsenen erwarte ich auch, dass sie es wahrnehmen, wenn es ihnen gesundheitlich möglich ist.»
Es sei ethisch nicht vertretbar, müssten Schüler auf Präsenzunterricht verzichten, weil sich Erwachsene nicht impfen lassen wollten, sagte Prien. Für Kinder sei Covid-19 kein solches Gesundheitsrisiko wie für Erwachsene. «Daher ist auch ein vermehrtes Auftreten von Infektionen mit leichten Verläufen bei Kindern und Jugendlichen kein Grund, um den Präsenzunterricht einzuschränken.»
Es gelte weiter der bewährte Mix aus regelmäßigen Testungen, Masken und Mindestabständen, wo keine Maske getragen wird. Die Infektionsschutzmaßnahmen reichten an den Schulen deutlich weiter als im privaten Bereich. «Lockerungen in allen gesellschaftlichen Bereichen dürfen jetzt nicht dazu führen, dass wieder strengere Regeln für die Schülerinnen und Schüler gelten», betonte Prien.
Ernst: Keine Notwendigkeit für Distanz- und Wechselunterricht
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der Unterricht an den Schulen trotz steigender Corona-Infektionszahlen im Regelbetrieb bleibt. «Für uns ist es in der Bewertung so, dass die Notwendigkeit, dass Kinder durch Distanz- und Wechselunterricht einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Infektionsgeschehens leisten, jetzt nicht mehr gegeben ist», sagte Ernst am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags.
Dies sei zunächst notwendig gewesen, um die Erwachsenen zu schützen, erläuterte Ernst, die auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist. Doch dies sei nun nicht mehr erforderlich, «weil Erwachsene in der Lage sind, sich selbst mit einer Impfung zu schützen». Allerdings müsse die regelmäßige Testpflicht für alle, die eine Schule betreten, aufrecht erhalten bleiben, um Infektionen schnell zu erkennen. Auch die Maskenpflicht in den Innenräumen sei eine wichtige Schutzmaßnahme. In den Grundschulen soll diese Pflicht jedoch nur in den ersten zwei Wochen nach den Ferien gelten.
Für Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren sollen Impftage an den Oberstufenzentren angeboten werden, kündigte die Ministerin an. Man gehe davon aus, dass Jugendliche in diesem Alter nach einer Beratung durch den Arzt selbst über ihre Impfung entscheiden könnten. Die Lehrkräfte und das weitere Personal seien zu 75 bis 95 Prozent gegen das Coronavirus geimpft, berichtete Ernst. Dies habe eine Umfrage unter den Schulleitungen ergeben.
In schlecht belüftbaren Klassenräumen sollen mit Mitteln des Bundes mobile Luftfilter eingesetzt werden, erklärte Ernst. Die notwendige Verwaltungsvereinbarung mit dem Bund könne bald unterschrieben werden. Zudem wolle das Land Luftfilter auch an weiterführenden Schulen fördern, wenn dort Räume schlecht belüftbar seien, kündigte die Ministerin an.
Eine Woche nach Ferienende nur wenig Corona-Fälle an Hamburgs Schulen
Seit einer Woche läuft die Schule in Hamburg wieder. Verglichen mit dem Ferienbeginn sind die Corona-Zahlen in der Stadt inzwischen durch die Decke gegangen. In den Schulen ist das noch nicht zu spüren.
Hamburg (dpa/lno) - Seit Beginn des neuen Schuljahres vor einer Woche sind der Hamburger Schulbehörde 193 infizierte Schülerinnen und Schüler gemeldet worden. Dabei handele es sich um Meldungen der Familien, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Sie seien nicht an den Schulen passiert, «sondern schon vor Beginn des Schulbetriebs und somit im privaten Umfeld, wahrscheinlich überwiegend beim Aufenthalt in Hochrisiko- oder Virusvarianten-Gebieten beziehungsweise in der Folge davon.»
Die Infektionszahlen zeigten «schmerzhaft», dass es vom Bund «mehr als fahrlässig war, die Corona-Einreiseregeln erst so spät und für Hamburg zu spät» anzupassen, sagte Rabe. Hamburg war nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eines des ersten Länder, in denen die Ferien zu Ende gingen.
Seit vergangenen Donnerstag läuft der Unterricht in den Schulen wieder in voller Präsenz. Eine Auswertung der für Schüler verpflichtenden zwei Corona-Selbstschnelltest pro Woche wird laut Behörde erst Anfang kommender Woche vorliegen. Auch vier Schulbeschäftigte hätten sich seit dem Schulstart am vergangenen Donnerstag infiziert.
Die betroffenen Schüler machten etwa 0,08 Prozent der rund 257 000 Jungen und Mädchen an den Hamburger Schulen aus. Sie hätten die Schulen jeweils nicht betreten. Für vier Schulklassen sei von Gesundheitsämtern wegen möglicher Corona-Ansteckungen Quarantäne vorsorglich angeordnet worden. «Die Quarantäne-Maßnahmen beziehen sich auf vier Schulen», sagte Behördensprecher Peter Albrecht.
Eine Woche nach Schulbeginn seien noch keine Luftfilteranlagen in den Unterrichtsräumen aufgestellt worden. «Es ist ja gerade erst das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen. Wir gehen von einer Belieferung der meisten Geräte bis zu den Herbstferien und einer Vollausstattung bis Ende Oktober aus», sagte er. Hamburg will in den Unterrichtsräumen rund 10 000 mobile Luftreiniger aufstellen und dafür bis zu 40 Millionen Euro investieren.
11.08.2021
Brandenburg plant Modellprojekte für Lolli-Tests in Schulen
Ein Corona-Test mit Lolli - dafür hat die Bundesregierung geworben. Nun will Brandenburg dafür Schulen suchen. Bildungsministerin Ernst sieht aber auch Nachteile.
Potsdam (dpa/bb) - Die Corona-Tests könnten an einigen Schulen in Brandenburg bald zum Lutschen sein: Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) plant entsprechende Modellprojekte. Bisher kommen Antigen-Schnelltests zum Einsatz, die zuhause in den Familien vorgenommen werden. «Wir wollen (...) mit diesen Lolli-PCR-Tests Erfahrungen sammeln und sind jetzt dabei, geeignete Schulen für ein Modellprojekt zu finden, um auch herauszufinden, ob es in einem Flächenland tatsächlich überall eingesetzt werden kann», sagte Ernst am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Potsdamer Landtages.
Die Ministerin sieht auch Nachteile in den Lolli-Tests, die sich an ganze Schulklassen richten. «Wir sind nicht der Meinung, dass das für einen flächendeckenden Einsatz jetzt die gute Lösung ist.» Bei gestiegenen Corona-Inzidenzwerten kämen die Labore nicht unbedingt hinterher, diese Tests zu bearbeiten. Die Auswertung der PCR-Tests zum Lutschen könne außerdem bis zu zwei Tage dauern - das hielten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei gestiegenen Inzidenzen nicht für optimal. Die Lolli-PCR-Tests seien allerdings genauer als Antigen-Schnelltests. Berlin wollte unterdessen sein Pilotprojekt mit Lolli-Tests von Kitas auf Schulen ausweiten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) hatten die Länder dazu aufgerufen, Schulen und Kitas nach den Sommerferien über den flächendeckenden Einsatz von Lolli-Tests offen zu halten. Für Kinder unter 12 Jahre ist bisher kein Impfstoff zugelassen. Für Kinder ab 12 gilt eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) nur bei Vorerkrankungen oder beim Umgang mit gefährdeten Menschen. Die Gesundheitsminister der Länder hatten vereinbart, das Impfangebot für 12- bis 17-Jährige auf Impfzentren zu erweitern. In Brandenburg sind Impfungen in Oberstufenzentren für über 16-Jährige geplant.
Die Schnelltests sollen nach Angaben von Ernst kostenlos bleiben. Bund und Länder hatten vereinbart, dass Tests für alle grundsätzlich nur bis zum 10. Oktober kostenlos sind. Die Tests für Schulen sollen mindestens bis Ende des Jahres weiterhin beschafft werden. Der AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch kritisierte dies, weil nur ein Bruchteil der Schüler und Lehrer positiv getestet worden sei. «Wir halten die Fortsetzung der Teststrategie für erforderlich und für notwendig», sagte Ernst. Damit könnten Infektionen entdeckt werden.
Der Bund fördert mobile Luftfilteranlagen in Schulen. Laut Ernst ist die Förderung bis zum Jahresende begrenzt, Brandenburg wolle diese aber darüber hinaus verlängern. Die Linksfraktion im Landtag forderte den Einsatz von Luftfiltern. Das Lüften sei zum Teil eine Zumutung, sagte ihre Bildungspolitikerin Kathrin Dannenberg. «Von daher können Luftfilteranlagen (...) durchaus helfen, dass wir die Schulen und Kitas offen halten.» Ihr Ministerium wies darauf hin, dass die mobilen Luftreiniger kein Ersatz für das Lüften ist.
Die Zahl neuer Corona-Infektionen stieg in Brandenburg so stark wie zuletzt Anfang Juni nicht mehr. Innerhalb eines Tages seien 94 neue Fälle hinzugekommen, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch. In den vergangenen sieben Tagen steckten sich 13,5 je 100 000 Einwohner an, der Wert betrug vor einer Woche noch knapp 10.
Diese Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun in zwei Landkreisen und zwei Städten über 20: Die Prignitz hat mit 36,8 weiter den höchsten Wert, gefolgt von Cottbus mit 22,1, Potsdam mit 20,5 und Ostprignitz-Ruppin mit 20,2. Wenn der Wert an fünf Tagen über 20 liegt, gilt wieder die Pflicht für Corona-Tests etwa für Hotels und Gaststätten drinnen. Die Lage in den Krankenhäusern ist laut Nonnemacher noch entspannt.
Sorgen und Kritik zum neuem Schuljahr - NRW gut gerüstet?
Für einen sicheren Start ins neue Schuljahr 2021/22 in NRW sieht das Schulministerium alles gut vorbereitet. Aus Elternschaft, von Lehrerseite und Opposition kommt dagegen Kritik. Die Sommerferien seien - wie schon 2020 - nicht gut genutzt worden. Kinderärzte sind in Sorge.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Vorfreude, Skepsis, Ängste: Wenn in einer Woche die Schule in Nordrhein-Westfalen wieder beginnt, lassen sich die Erschwernisse der Pandemie auch diesmal nicht ausblenden. Vor dem Start des neuen Schuljahrs 2021/22 am 18. August rücken Kinder- und Jugendärzte teils dramatische körperliche und psychische Folgen nach anderthalb Jahren Corona-Krise in den Fokus. Sie mahnen, weitere Schulschließungen wären «nicht verkraftbar». Aus Eltern- und Lehrerschaft kommt Kritik, die Sommerferien seien erneut nicht ausreichend für einen verbesserten Infektionsschutz genutzt worden. Schulministerin Yvonne Gebauer sieht die Schulen dagegen gut gerüstet.
Man habe die Ferien zur «umfassenden Vorbereitung für einen sicheren Schulstart nach den Ferien» genutzt, sagte die FDP-Politikerin vor wenigen Tagen. Es werde landesweit mit Präsenzunterricht gestartet, weiterhin gelte Maskenpflicht im Gebäude und Klassenraum. Bei den verpflichtenden zwei Tests pro Woche - nachweislich Geimpfte und Genesene werden davon befreit - seien alle organisatorischen und logistischen Vorkehrungen «für einen reibungslosen Ablauf ab Tag eins» getroffen. Für Luftfilter stellt das Land den Schulträgern erneut Millionenbeträge bereit. Eine Corona-Schutzimpfung wird für Schüler in NRW keine Voraussetzung sein, um am Präsenzunterricht teilzunehmen.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte wies auf einen massiven Anstieg von psychischen Belastungen bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen bei vielen Heranwachsenden hin. «Wir sehen in unseren Praxen dieselben Krankheitsbilder wie schon immer - nur in einem nie zuvor gekannten Ausmaß. Angst-, Schlaf-, Essstörungen, Konzentrationsproblematik, Aggressivität, Schulabsentismus, selbstverletzendes Verhalten, depressive Verstimmungen, manifeste Depressionen bis hin zu Suizidversuchen», schilderte NRW-Verbandschef Axel Gerschlauer. Therapieplatz-Mangel verschlimmere die Lage.
Fehlendes Freizeit- und Sportangebot in der Pandemie habe vermehrt zu Verzögerungen bei der grobmotorischen Entwicklung geführt, zu längerer Bildschirmzeit vieler Kinder und zu teils drastischem Übergewicht, berichtete Gerschlauer. «Vermutet werden muss ein Anstieg der körperlichen und seelischen Misshandlungen während des Lockdowns.» Er betonte: «Auch vor dem Hintergrund dieser dramatischen Zunahme an Belastungen und Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen muss Präsenzunterricht gewährleistet sein. Eine vierte Welle mit Schulschließungen wäre nicht verkraftbar.» Das «Vertrauen in und die Hoffnung auf ein geregeltes Schuljahr» sei bei Eltern und Schülern allerdings gering.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mahnte mehr Anstrengungen für digitale Bildung an. Nur ein Drittel der Schulen sei ausreichend ausgestattet, monierte GEW-Landesvize Sebastian Krebs. Es brauche zudem umfassende Fortbildungen für Lehrkräfte und landesweit gültige Beurteilungskriterien für den Wechselunterricht.
Er befürchtet einen «unruhigen Herbst und Winter». Bei Prüfungen und Lehrplänen solle entschlackt werden.
Nach Einschätzung des Philologenverbands sind zusätzliche Lehrkräfte und weiteres Unterstützungspersonal wichtig. Lehrpersonal müsse von unterrichtfremden Aufgaben entlastet werden, verlangte die Landesvorsitzende Sabine Mistler. «Sie sind Experten für pädagogisches Handeln und Unterricht.» Und das müsse wieder in den Fokus rücken.
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) bekräftigte, das Land stelle in einem zweiten Lüftungsprogramm rund 90 Millionen Euro bereit. Sie mahnte vom an der Finanzierung beteiligten Bund eine schnelle Verwaltungsvereinbarung an, ohne die das Land keine Förderrichtlinie erlassen und man in den Kommunen nicht an die Umsetzung gehen könne. Vertretern kommunaler Spitzenverbände zufolge ist Fensteröffnen die beste, an den meisten Schulen auch mögliche Methode. Lüftungsanlagen seien nicht zwingend überall erforderlich. GEW-Landeschefin Ayla Çelik, sagte dagegen, weil Luftfilter die Virenlast nachweislich senkten, seien sie als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme flächendeckend sicherzustellen.
Auch nach Ansicht der Grünen-Landtagsfraktion war die Förderung bei Luftfiltern bisher «halbherzig». Zudem müssten Testungen in den Schulen noch engmaschiger erfolgen. «Sichere Schulen sehen anders aus.» SPD-Fraktionsvize Jochen Ott bemängelte, das Verfahren in Sachen Quarantäne bleibe ungewiss. Offen sei, wie die Schulen verfahren sollten, wenn ein Kind positiv getestet werde - ob dann die gesamte Klasse in Quarantäne müsse oder ob dies nur für die direkten Sitznachbarn gelte. Würden trotz eines Infektionsfalls Schüler in der Klasse belassen, müsse dort deutlich mehr getestet werden.
SPD fordert Klarheit für Schulen bei Quarantäne
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die oppositionelle SPD hat eine Woche vor dem Schulstart in Nordrhein-Westfalen klare Vorgaben zum Thema Quarantäne verlangt. Die schwarz-gelbe Landesregierung lasse offen, wie die Schulen verfahren sollten, wenn ein Kind positiv getestet werde, kritisierte SPD-Vizefraktionschef Jochen Ott. Es sei unklar, ob dann die gesamte Klasse in Quarantäne müsse oder ob dies nur die direkten Sitznachbarn müssten. Würden trotz eines Infektionsfalls Schüler in der Klasse belassen, müsse dort deutlich engmaschiger getestet werden.
Ott, der auch schulpolitischer Sprecher der SPD ist, forderte zudem am Mittwoch in Düsseldorf mobile Teams möglichst an allen Schulen - zum Testen auf Corona, aber bei älteren Schülern ab 12 Jahren auch für Impfangebote. Allen Eltern müsse Beratung angeboten werden. Um Lernrückstände nach anderthalb Jahren Pandemie aufzuholen, solle man bei Lehrplänen und Leistungsüberprüfungen «Druck aus dem System nehmen». Lernstände sollten individuell erfasst werden, Lehrkräfte sollten für jedes Kind einen eigenen Förderplan erstellen.
Der SPD-Politiker kritisierte, ähnlich wie zu Beginn des vergangenen Schuljahres lasse die Landesregierung eine «klare, stringente Vorgehensweise» vermissen. Schulen und Familien müssten auch 2021/22 erneut mit vielen kurzfristig geänderten Vorgaben je nach Inzidenzwert-Entwicklung rechnen.
Bildungsminister besucht Lerncamp: Lernrückstände schwer zu messen
Naumburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hat am Mittwoch ein Lerncamp in Naumburg (Burgenlandkreis) besucht. Das Camp soll Schülern auf freiwilliger Basis helfen, den coronabedingt entstandenen Lernrückstand zu vermindern, teilte eine Sprecherin mit. «Uns ist bewusst, dass (...) nicht alle Schülerinnen und Schüler vom Distanzunterricht gleichermaßen profitieren konnten. Lerncamps sind daher eine geeignete Maßnahme, um entstandene Lerndefizite auszugleichen», sagte Minister Tullner bei dem Besuch.
Zielgruppe seien Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Klassen der Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. An insgesamt drei Jugendherbergs-Standorten fänden die fünftägigen Lerncamps für je rund 20 Schülerinnen und Schüler statt, erklärte die Ministeriumssprecherin. Weitere Standorte befänden sich in Schierke (Harz) und Dessau-Roßlau. Die Lerncamps sind im Bildungsministerium eigens konzipiert worden.
«Zum Umfang von Lernrückständen sind keine quantitativen Aussagen möglich», schrieb die Sprecherin. Die Zahl der Nicht-Versetzten und Wiederholer läge noch nicht vor, zumal insbesondere das freiwillige Wiederholen noch bis zu Beginn des neuen Schuljahres beantragt werden könne.
10.08.2021
Elternverband fordert Verbot von Distanzunterricht bis zur 6. Klasse
Rosenheim (dpa/lby) - Distanzunterricht erst ab der sechsten Klasse und auch dann nur in Ausnahmefällen, neue Quarantäneregeln und die komplette Kostenübernahme für Raumluftfilter: Das sind einige der Forderungen, die der Bayerische Elternverband (BEV) in einem offenen Brief an die Staatsregierung stellt. «Kinder und Eltern haben in den letzten beiden Schuljahren unverhältnismäßig viele und schwere Opfer gebracht», heißt es in dem am Dienstag in Rosenheim veröffentlichten Schreiben.
Deshalb müsse die Sicherung des Präsenzunterrichtes oberste Priorität haben, argumentiert der Verband mit Blick auf Bildungsverlust, Sozialkontakte und psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen. Um den Unterricht in den Schulgebäuden sicherzustellen, müssten die Pooltestungen bis zur sechsten Klasse ausgeweitet werden. Auch sollten die Quarantäneregeln nicht immer gleich das Ausschließen ganzer Klassen zur Folge haben. Nötig sind aus Verbandssicht zudem verbindliche Regeln zu Luftreinigungsanlagen, die noch dazu in voller Höhe und nicht nur zu Hälfte vom Freistaat finanziert werden sollten.
Untersuchung: Corona-Dunkelziffer bei Kindern in Vorpommern niedrig
Viel wurde über die Dunkelziffer von mit dem Coronavirus infizierten Kindern spekuliert. Eine Untersuchung in Vorpommern kommt zu einem überraschenden Ergebnis.
Greifswald (dpa/mv) - Untersuchungen der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) zufolge ist die Zahl unerkannter Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen in Vorpommern niedrig. Von 526 ausgewerteten Proben habe nur bei maximal 12 eine unerwartete Corona-Infektion nachgewiesen werden können, sagte Almut Meyer-Bahlburg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Sie schließe daraus, «dass wir eine relativ niedrige Dunkelziffer haben», sagte die Oberärztin der Kinderklinik der UMG, die das Projekt leitet. Sie habe mit einer höheren Dunkelziffer gerechnet.
Seit Ende des vergangenen Jahres prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Blutproben, die bei Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren anfallen. Die Teilnahme erfolgt nach Zustimmung der Eltern beziehungsweise der Jugendlichen. Die Daten seien «halbwegs repräsentativ», sagte Meyer-Bahlburg. Die UMG kooperiert dazu mit Krankenhäusern in Pasewalk, Stralsund, Anklam, Demmin, Bergen und einer Praxis in Greifswald. Die untersuchten Proben reichten bis etwa Mitte Juli.
Insgesamt seien 18 Proben positiv gewesen. Bei vier der getesteten Probanden sei die Infektion bereits diagnostiziert gewesen. Bei zwei stammten die Antikörper von einer Impfung. Sechs Probanden hatten laut einem zur Untersuchung gehörenden Fragebogen zumindest Kontakt mit coronapositiven Menschen, bei zwei fehlte der Fragebogen. In vier Fällen sei die Infektion gänzlich unerwartet gewesen.
«Ich schließe daraus, dass die Hygienemaßnahmen schon gegriffen haben», sagte Meyer-Bahlburg. «Denn sonst hätten wir ja viel mehr.» Auch das Homeschooling und der eingeschränkte Schul- und Kindergartenbetrieb habe offenbar einen Effekt gehabt. «Jetzt muss man mal sehen, was im Herbst kommt.» Wenn die Schulen offen bleiben, erwartet Meyer-Bahlburg mehr positive Proben. Die Untersuchungen sollen nach jetzigem Stand bis ins kommende Frühjahr fortgesetzt werden.
05.08.2021
Gericht lehnt Eilantrag gegen Corona-Impfungen an Schulen ab
Schleswig (dpa) - Das Verwaltungsgericht in Schleswig hat einen Eilantrag gegen Corona-Schutzimpfungen an Schulen als unzulässig abgelehnt. Die Antragsstellerin wollte mit ihrem Antrag demnach erreichen, dass das Impfen von Schülerinnen und Schülern an den Gymnasien und Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein unterlassen wird. Der Frau, mutmaßlich Mutter eines betroffenen Kindes, fehle bereits die erforderliche Befugnis zur Klage, teilte das Gericht am Donnerstag mit.
Beim Impfen in der Schule handele es sich um ein freiwilliges Angebot, das niemand annehmen müsse. Es werde auch weder von den Eltern noch von den Schülerinnen und Schülern, die die Möglichkeit nicht annehmen möchten, eine Erklärung verlangt (Az. 1 B 104/21).
Vom 19. August an können sich in Schleswig-Holstein an den 250 Standorten von Gemeinschaftsschulen und Gymnasien Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren sowie alle Beschäftigten gegen das Coronavirus impfen lassen.
Gegen den Beschluss des Gerichts von Mittwoch kann innerhalb von zwei Wochen Beschwerde beim Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgericht eingelegt werden.
Britische Schulen stellen Regierung vernichtendes Corona-Zeugnis aus
London (dpa) - Britische Schulleiter haben ihrer Regierung einer Umfrage zufolge für die ersten Monate der Pandemie ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Von knapp 300 Befragten gaben mehr als 70 Prozent der Leitenden an, es habe «zu viel Input und zu viele Informationen» gegeben, wie aus einer Analyse im «British Educational Research Journal» hervorgeht.
Die Umfrage von Forschern der Universität Cambridge und des University College London bezieht sich auf die ersten drei Monate der Pandemie im vergangenen Jahr, in der die Schulen zuerst geschlossen waren und dann teilweise wieder ihren Betrieb aufnahmen. In dieser Zeit gab es den Studienautoren zufolge mehr als 200 Änderungen an gesetzlichen Vorgaben, die sich teilweise mehrmals täglich änderten. Ein Problem sei gewesen, dass die Öffentlichkeit Änderungen oft zeitgleich mit den Schulen erfahren habe. So hätten Eltern bereits angerufen, bevor Schulleiter die neuen Vorgaben hätten lesen können.
«Wir dachten, die größte Herausforderung für Schulleiter während des Lockdowns sei das Wohl der Schüler gewesen», sagte Erstautor Peter Fotheringham laut einer Mitteilung. Tatsächlich sei aber die Kommunikation des Bildungsministeriums und anderer Behörden für die Schulleiter «überwältigend» gewesen. Immer wieder sei das Wort «Lawine» für das Ausmaß an Informationen und darauffolgenden Änderungen in den Befragungen gefallen.
Die Forscher verweisen darauf, dass auch während der Schweinegrippe im Jahr 2009 britische Schulen geschlossen waren, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Es hätte also bekannt sein können, dass Ankündigungen der Regierung Schulen vor Probleme stellen können. «Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass wir diese Lektionen nicht gelernt haben», so Fotheringham.
Nur 16 Prozent sehen Schulen besser für Corona-Krise gewappnet
Berlin (dpa) - Nur wenige Bürger sehen die Schulen nach den Sommerferien besser gegen die Herausforderungen der Corona-Krise gewappnet als zum Schulstart vor einem Jahr. Optimistisch zeigten sich in einer YouGov-Befragung lediglich 16 Prozent, während 14 Prozent sogar der Meinung waren, die Schulen seien diesmal schlechter vorbereitet. Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) meinten, die Schulen seien gleich gut oder schlecht auf das nächste Schuljahr im Zeichen der Pandemie eingestellt. Keine Angabe machten 16 Prozent. Befragt wurden nur Erwachsene ab 18 Jahren, also nicht die Schülerinnen und Schüler selbst.
Am heutigen Donnerstag beginnt die Schule wieder in Hamburg. In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein büffeln die Schülerinnen und Schüler bereits wieder seit Montag. Zum Ferienende ist eine Debatte darüber entbrannt, ob Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ebenfalls gegen eine Covid-19-Erkrankung geimpft werden sollen.
Kritik von Eltern und Lehrern an Präsenzpflicht ohne Luftfiltergeräte
Präsenzunterricht hat absoluten Vorrang im kommenden Schuljahr. Ein coronabedingtes Anrecht auf Fernunterricht besteht nur noch sehr eingeschränkt. Eltern, die die Präsenzpflicht ihrer Kinder ohne ärztliche Bescheinigung verletzen, müssen mit Sanktionen rechnen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Im vergangenen Schuljahr konnten Eltern ihre Kinder wegen Corona einfach daheim online unterrichten lassen - das ist ab Mitte September nur noch sehr eingeschränkt möglich. «Für die Befreiung vom Präsenzunterricht bedarf es im neuen Schuljahr besonderer, durch ein ärztliches Attest bestätigter Gründe», sagte der Bildungsdezernent des Städtetags, Norbert Brugger. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine Ausrüstung aller Klassenräume an den 4500 Schulen im Land mit Luftreinigungsgeräten als Vorbedingung einer Präsenzpflicht.
«Die Kommunen müssen erst ihrer Verantwortung nachkommen und die Technik für alle Unterrichtsräume bereitstellen», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein.
Auch mit Blick auf eine vierte Infektionswelle sei diese Sicherheitsmaßnahme immens wichtig. «Die meisten Kommunen schnarchen leise vor sich hin, obwohl es schon vor über einem Jahr klar war, dass wir solche Geräte brauchen.» Auch ohne Kenntnis der noch ausstehenden Förderrichtlinie hätten Gemeinderäte bereits vorbeugende Beschlüsse fassen können.
Ungeachtet der GEW-Forderung wird im neuen Schuljahr die Befreiungsregelung verschärft. Im vergangenen Schuljahr genügte eine formlose Abmeldung vom Präsenzunterricht durch die Eltern oder durch die volljährigen Schüler selbst. Eine Befreiung von der Präsenzpflicht ist jetzt nur möglich etwa, wenn im Falle einer Covid-19-Erkrankung mit einem besonders schweren Krankheitsverlauf für den Schüler oder für einen mit ihm eng zusammen lebenden Menschen zu rechnen ist. Nur in einem solchen Fall könne die Schulpflicht durch Fernunterricht erfüllt werden. Gewerkschafterin Stein begrüßte die Regelung. In anderen Bundesländern gebe es keinerlei Ausnahmen, was die Familien in «fürchterliche Situationen» bringe.
Der Umfang der coronabedingten Befreiungsfälle war bislang mit rund einem Prozent aller Schüler sehr gering. In diesem vom Kultusministerium im vergangenen Oktober erhobenen Wert sind nicht nur die aus gesundheitlichen Gründen Befreiten, sondern auch solche Kinder und Jugendliche enthalten, die aus dem Radar der Lehrer verschwanden. Diese wieder «einzufangen» und etwaige Lernrückstände aufzuholen, sei ein Grund für die jetzt striktere Handhabung, sagte ein Ministeriumssprecher.
Der Gesamtelternbeirat Mannheim forderte mehr Ehrlichkeit beim Thema Präsenz. Schulen im Norden Deutschlands seien wegen Corona-Ausbrüchen schon wieder geschlossen worden, sagte GEB-Chef Thorsten Papendick. «Das zeigt schon, wohin die Entwicklung geht.» Er betonte: «Die Eltern wollen Präsenz und maximale Sicherheit.» Sie hätten in der Pandemie gelernt, dass sie keine Pädagogen seien. In vielen Familien arbeiteten beide Eltern, die deshalb auf die Schulen angewiesen seien.
Letztendlich würden die meisten ihre Kinder zur Schule schicken. Der GEB hat eine Petition für die Installation von Luftfiltern in allen Unterrichtsräumen der Mannheimer Schulen gestartet.
In Baden-Württemberg ist Schülern, die weder zwei Testnachweise pro Woche noch Nachweise von Impfung oder Genesung vorlegen, der Schulbesuch verboten, ohne dass sie ein Anrecht auf Fernunterricht hätten. Ihr Fernbleiben wird als Verletzung der Schulpflicht gewertet. Wenn Überzeugungsarbeit und Ordnungsmaßnahmen wie Nachsitzen nicht fruchten, können Kommunen ein Bußgeld verhängen. Dessen Höhe liegt zwischen 5 und 1000 Euro je nach Einzelfall. Bei beharrlicher Weigerung können die Regierungspräsidien (RP) ein Zwangsgeld festsetzen. Dieses liegt nach Angaben des RP Tübingen erfahrungsgemäß zunächst im niedrigen dreistelligen Eurobereich und kann erhöht werden.
Die rund 1,5 Millionen Schüler erwartet zudem vom Schulbeginn am 13. September bis einschließlich 26. September eine Maskenpflicht - unabhängig von der aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz. Grund: Schutz vor der Ausbreitung von Virusvarianten durch Reiserückkehrer.
Vom 18.07.2021 bis zum 04.08.2021 war der Ticker in Sommerferien.
17.07.2021
Abschluss in der Pandemie: Letzte Abibälle der Saison stehen an
Mehrere Monate sind Schüler ganzer Jahrgangsstufen nicht mehr in größeren Gruppen zusammengekommen. Sinkende Corona-Werte machten vielerorts aber rechtzeitig Abibälle möglich. Kurz vor den Ferien sind einige Feiern nun doch wieder von Verschärfungen betroffen.
Hildesheim/Hannover (dpa/lni) - Für die letzten Abschlussfeiern in Niedersachsen vor den Ferien bereitet den Schulabgängern die steigende Corona-Inzidenz Sorge - teils gelten kurzfristig auch verschärfte Auflagen für die Partys. «Die meisten Abi-Bälle sind zwar mittlerweile durch, für die noch ausstehenden Feiern sind die höheren Werte und die Deltavariante aber sicher ein großes Thema, sagte Justus Scheper vom Landesschülerrat Niedersachsen. Er hoffe, dass die verbleibenden Veranstaltungen nicht in Gefahr kommen.
Reagieren müssen etwa die Veranstalter der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Hemmingen für ihre am Samstag geplante Feier im Hangar No.5 in Hannover. Denn in der Region gelten seit Donnerstag wegen einer Inzidenz über 10 verschärfte Corona-Auflagen, die auch Auswirkungen auf Abibälle haben. Bei Feiern mit einem offiziellen Veranstalter sind Masken zu tragen und die Abstandsregeln einzuhalten. Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Gästen, die teilweise auch stehen, müssen vorab genehmigt werden.
«Wir machen jetzt das Beste draus», sagte der Geschäftsführer des Hangar No.5, Martin Diedloff. Die Enttäuschung bei den Schülerinnen und Schülern sowie seiner Firma sei aber riesengroß. Als Konsequenz der Verschärfungen muss der Ball nun kleiner ausfallen als geplant. «Und wer wird schon gerne ausgeladen?», fragte Diedloff. Er selbst müsse sich vor allem um die zu große Menge an Lebensmitteln kümmern.
Die kurzfristige Verschärfung ist aus Sicht des Geschäftsführers Diedloff ein großes Problem. Nach den zuvor sinkenden Zahlen hätten die Veranstalter gerade erst den Personenkreis für ihren Ball erweitert. Erst vor wenigen Tagen hatte die Schillerschule aus dem Stadtteil Kleefeld mit 250 Gästen laut Diedloff problemlos bei ihm gefeiert - ohne Maskenpflicht. Die Feiernden jetzt müssten wieder Maske tragen, wenn sie nicht sitzen.
Die Schülerinnen und Schüler hätten es sich nach anstrengenden eineinhalb Jahren verdient, doch noch mal mit dem gesamten Jahrgang zu feiern, sagte Landesschülerrat Scheper. «Das würde zumindest einen würdigen Abschluss markieren». Für die Stufen in diesem Jahr sei es überhaupt nicht einfach gewesen, Termine und Orte zu finden, berichtete der 18-Jährige aus Nordhorn. Räumlichkeiten wurden Scheper zufolge auch kurzfristig abgesagt.
Außer in Hannover sollen auch andernorts in Niedersachsen noch Abibälle durchgezogen werden. In der Hildesheimer Volksbank-Arena ist laut einer Sprecherin in den kommenden Tagen fast täglich ein Abschluss geplant. In dem Landkreis lag die Inzidenz am Freitag mit 5,8 aber deutlich unter 10. Für Samstag werden zur Feier des Otto-Hahn-Gymnasiums Springe 500 Gäste erwartet, am Sonntag sollen es etwa 400 Feiernde von der Albert-Einstein-Schule Laatzen sein.
Studie rät zu intelligenter Schüleraufteilung im Wechselunterricht
Präsenzunterricht soll im kommenden Schuljahr Vorrang haben. Sollte es coronabedingt anders kommen, könnten sich Bildungspolitiker an der Studie einer Forschergruppe mit Mannheimer Beteiligung orientieren. Die rät im Ernstfall zu intelligentem Wechselunterricht.
Mannheim (dpa/lsw) - Vor dem Beginn des neuen Schuljahres raten Soziologen von der Universität Mannheim bei Wechselunterricht Freundschaften unter den Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen. Wer bei steigenden Corona-Fallzahlen Infektionsausbrüche an Schulen vermeiden oder abmildern wolle, müsse die Schüler intelligent aufteilen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) und der Columbia University (USA).
Die in der Fachzeitschrift «The Lancet Regional Health – Europe» erschienene Studie hatte Kontakte zwischen 14- und 15-Jährigen in 507 Klassen in weiterführenden Schulen in England, den Niederlanden, Schweden und Deutschland analysiert. Dabei hat das Forschungsteam herausgefunden, dass die zufällige Verteilung der Schüler in zwei Gruppen am wenigsten gegen die Ausbreitung der Infektion wirkte.
Eine Aufteilung nach Geschlecht sei deutlich effektiver, da sich Kinder und Jugendliche im Schulalter eher mit Angehörigen des eigenen Geschlechts träfen. Zusätzliche Kontakte und damit Ansteckungen zwischen den Geschlechtergruppen seien daher nicht so häufig.
Als besonders wirksam erwies sich die Aufteilung, die die von den Schülerinnen und Schülern in Befragungen angegebenen Sozialkontakte berücksichtigte. Auch die Wahrscheinlichkeit für sogenanntes Superspreading – also relativ viele Ansteckungen, ausgehend von wenigen Infizierten – lasse sich mit dieser Form der Gruppenbildung anhand von Freundschaften verringern.
Außerdem konnte das Forschungsteam zeigen, dass der wechselnde Unterricht geteilter Schulklassen im wöchentlichen Turnus Infektionsketten besser unterbrechen kann als Unterrichtsformen, bei denen die Klassenhälften am selben Tag in der Schule präsent sind und beispielsweise unterschiedliche Räume zu verschiedenen Zeiten nutzen. Wöchentlicher Wechsel wirke wie eine Art kurze Quarantäne, während der ein aufkeimendes Infektionsgeschehen abklingen könne, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Ministerpräsident Kretschmer gegen neue Schulschließungen wegen Corona
Dresden (dpa) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich angesichts steigender Inzidenzen gegen erneute Schulschließungen ausgesprochen - und für die Impfung von Kindern und Jugendlichen. Offene Schulen und Kindergärten seien eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, aber auch der psychischen Gesundheit von Kindern und Familien, sagte der CDU-Politiker im Interview der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag). Der Fehler, die Schulen zu schließen, dürfe nicht wiederholt werden.
Kretschmer plädierte für Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Sachsen habe genügend Impfstoffe und viele Kinderärzte, die bereit seien, junge Menschen zu impfen. Er hoffe auf eine entsprechende generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) in den nächsten Tagen. «Dann hätten wir noch mehr Sicherheit und Akzeptanz. Es gibt einen großen Teil der Bevölkerung, der sich sehr nach den Kriterien der Stiko richtet.»
16.07.2021
Mehr als 60 Prozent der Schulen in Bremen mit Luftfiltern
Bremen (dpa/lni) - Die Stadt Bremen kann zum kommenden Schuljahr mehr als 60 Prozent ihrer Schulen mit Luftfiltern zur Abwehr von Coronaviren ausstatten. In den vergangenen Monaten seien bereits mehr als 2500 mobile Luftreinigungsanlagen für Klassenzimmer beschafft worden, in denen nicht optimal gelüftet werden kann. Das teilte das Schulressort am Freitag mit. «Da Luftfilteranlagen zum sicheren Präsenzunterricht und damit auch zur möglichst uneingeschränkten Entwicklung von Kindern beitragen, darf an dieser Stelle nicht gespart werden», sagte die neue Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD).
Auch Bremerhaven komme bei der Anschaffung von Luftfiltern voran, sagte ein Sprecher. Das Bundesland sehe sich deshalb weit vorn bei der Ausstattung seiner Schulen. Der 1,2 Milliarden Euro große Bremen-Fonds zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hat auch einen 48,6 Millionen Euro großen Topf für technische Beschaffung. Daraus werden die Luftfilteranlagen bezahlt.
Laumann: NRW-Kabinett berät über Lüftungstechnik an Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung will in ihrer Sondersitzung zur Hochwasserkatastrophe auch über den Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten in Schulen beraten. In der Kabinettssitzung am Freitag werde es auch um die Frage gehen, «was man noch an der Lüftungstechnik der Schulen machen kann», sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Radioprogramm WDR5.
Laumann betonte, mobile Lüfter könnten beim Schutz vor Corona-Ansteckungen «eine Ergänzung sein, aber kein Ersatz fürs Lüften». Das hätten wissenschaftliche Studien gezeigt. Wenn jemand glaube, «das Problem sei in den Schulen gelöst durch die Aufstellung von mobilen Lüftungsanlagen, dann wird er sich wundern, was er an Infektionen bekommen wird», sagte der Gesundheitsminister.
Unter anderem hatte eine Elterninitiative Ende Juni mobile Raumluftfilter in jedem Klassenzimmer in Nordrhein-Westfalen gefordert, um in der Pandemie flächendeckend Präsenzunterricht zu sichern. Der Schulunterricht beginnt nach den Sommerferien Mitte August.
Laumann äußerte sich zufrieden zum Stand der Impfkampagne in Nordrhein-Westfalen. Bis zum Ende der Sommerferien würden mindestens 70 Prozent der Menschen in NRW zweimal geimpft sein. «Die Impfkampagne wird bis dahin weitestgehend abgeschlossen sein», sagte der Minister. Dann müssten noch die Nachzügler erreicht werden, um eine höhere Quote zu erzielen.
Letzter Schultag: «Keine Corona-Zeugnisse zweiter Klasse»
Vor den Sommerferien werden die schulischen Leistungen benotet. In einem Jahr soll es in Rheinland-Pfalz an zwölf Pilotschulen auch erstmals digitale Zeugnisse geben.
Mainz (dpa/lrs) - Trotz aller Einschränkungen des Unterrichts in der Corona-Pandemie haben die am letzten Schultag vor den Sommerferien ausgeteilten Zeugnisse nach Überzeugung des Bildungsministeriums ihren vollen Wert. «Es sind keine Corona-Zeugnisse zweiter Klasse», sagte Staatssekretärin Bettina Brück (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Es habe eine reguläre Notenfeststellung gegeben, so dass auch die Zeugnisse vom Freitag aussagekräftig seien.
«Wir haben wegen der Corona-Situation lediglich die Möglichkeit zugelassen, dass weniger Klassenarbeiten geschrieben werden», erklärte Brück, die mit Bildung der neuen Landesregierung vom Parlament ins Ministerium gewechselt ist. «Dafür waren dann andere Leistungsnachweise zu erbringen wie Referate, Projektarbeiten oder mündliche Leistungen.»
Im neuen Schuljahr, das am 30. August beginnt, soll es in Rheinland-Pfalz erstmals auch digitale Zeugnisse geben. Zwölf Schulen, die Hochschule Koblenz, die Technische Hochschule Bingen sowie die Universität Mainz wirken gemeinsam mit Berlin und Nordrhein-Westfalen an einem Pilotprojekt zur Einführung digitaler Zeugnisse mit. Das Projekt ist Teil der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), das bis Ende 2022 alle Verwaltungsakte im Internet ermöglichen soll.
«Ziel ist die Vergabe der ersten digitalen Zeugnisse im Schuljahr 2021/22», sagte Brück. Zeugnisse zum Anfassen in Papierform werde es auch künftig geben. Aber mit dem digitalen Zeugnis werde ein Nachweis der erbrachten Schulleistungen möglich, ohne dass wie bisher Kopien beglaubigt werden müssten. «Das befreit die Sekretariate der Schulen von Arbeiten und vereinfacht Bewerbungen der Schulabgänger.»
Viel Arbeit statt Ferien gibt es jetzt für die Schulplaner im Bildungsministerium und in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). «Die Planung des neuen Schuljahrs ist immer ein Riesenunterfangen, ein Großprojekt, das jährlich mit Beginn der Sommerferien seinen Höhepunkt erlebt», sagte die Staatssekretärin im Bildungsministerium, Bettina Brück (SPD). «Grundlage dafür sind Prognosen zur erwarteten Zahl der Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig erhoben werden.»
«Diesen Bedarf bringen wir mit der Planung des bestmöglichen Einsatzes der Lehrkräfte zusammen, damit alle Schulen versorgt sind und wir für die anstehenden Fächerkombinationen die benötigten Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte zur Verfügung haben», sagte Brück im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. In Gliederungsbögen stellen die Schulen dar, wie viele Schülerinnen und Schüler in welchen Klassenstufen zu erwarten sind.
Für die Grundschulen liegen die wichtigsten Daten der Anmeldezahlen zum neuen Schuljahr bereits Anfang März vor. Alle Kinder, die bis zum 31. August sechs Jahre alt werden, sind schulpflichtig. Ihre Anmeldungen finden traditionell im Herbst vor Beginn des neuen Schuljahres statt. Wer nach dem 1. September den sechsten Geburtstag hat, gilt als «Kann-Kind» und wird in der zweiten Februarhälfte angemeldet.
Die benötigten Planstellen werden der Schulaufsicht im Mai vom Ministerium zugewiesen. Dann kann die ADD mit der konkreten Planung an den einzelnen Schulen beginnen. «Das ist ein stetiger Prozess, der zu den Sommerferien noch nicht abgeschlossen ist», erklärte Brück. «Dann beginnt die heiße Phase bei der Schulaufsicht, vor allem wenn noch neue Lehrkräfte rekrutiert werden müssen.» Die Detailplanung der Ausstattung mit Lehrkräften bis zur Zuweisung zu den einzelnen Schulen findet in den Ferien statt. «Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen aber schon zu Beginn der Ferien, wo sie im neuen Schuljahr eingesetzt werden.»
Brück erwartet, dass es im Schuljahr 2021/22 voraussichtlich erstmals seit 2004/05 wieder steigende Schülerzahlen geben wird - etwa 1300 Schülerinnen und Schülern mehr als im jetzt abgeschlossenen Schuljahr. Ein Grund könnte die Corona-Pandemie sein mit der Möglichkeit, ein Schuljahr zu wiederholen. «Gerade in den Abschlussklassen haben manche wegen ungewisser Perspektiven die Möglichkeit genutzt, länger in der Schule zu bleiben», sagte Brück.
Vor allem müsse jetzt darauf geachtet werden, wie sich die Corona-Situation auf die Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern ausgewirkt habe. «Die Lehrerinnen und Lehrer sind gehalten, Lernrückstände zu ermitteln und Bereiche mit Nachholbedarf zu identifizieren», erklärte Brück. Dafür gebe es unterschiedliche Diagnose-Tools wie die bundesweit eingeführten Lernstandserhebungen Vera 3 und Vera 8 für das dritte und das achte Schuljahr. «Es geht nicht nur darum, Wissen nachzuholen, sondern auch darum, allgemein soziale Kompetenzen zu schärfen und das gemeinsame Miteinander zu gestalten.»
15.07.2021
Ministerin will trotz Delta Präsenzpflicht an Schulen nach Ferien
Noch zehn Tage Schule, dann sind Sommerferien im Südwesten. Aber wie geht es am 13. September weiter, wenn Delta die Inzidenz nach oben treibt? Die Ministerin will neue Schulschließungen unbedingt vermeiden - doch in der Corona-Krise kam es schon öfter anders.
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz der Gefahr einer vierten Corona-Welle im Herbst geht Kultusministerin Theresa Schopper davon aus, dass es nach den Sommerferien wieder Präsenzpflicht an den Schulen gibt. «Wir haben es fest vor», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Stuttgart. Sie sei sehr zuversichtlich, dass die «Korsettstangen der Sicherheit» ausreichten, um in Vollpräsenz in die Klassenzimmer zurückzukehren. Schopper sprach sich dafür aus, die Inzidenz nicht mehr als einzigen Maßstab für Corona-Auflagen zu nehmen, um Schulen offen lassen zu können. Da die Sommerferien erst Mitte September enden, habe man aber noch Zeit, das Infektionsgeschehen zu beobachten. Die SPD hielt der Ministerin vor, noch kein schlüssiges Konzept zu haben, um den Präsenzunterricht abzusichern.
Schopper rechnet damit, dass viele ungeimpfte Kinder und Jugendliche sich mit der aggressiveren Deltavariante anstecken werden. «Delta wird sich in den Schulen breitmachen, da muss man sich nichts vormachen.» Allerdings zeichne sich ab, dass es bei Schülerinnen und Schülern nur leichte Verläufe wie Husten oder Schnupfen gebe. Es sei übertrieben, an Schulschließungen zu denken, wenn Kinder und Jugendliche im Wesentlichen «einen Packen Taschentücher» bräuchten. Zwar müsse man noch genau schauen, ob es sogenannte Long-Covid-Folgen bei Jüngeren gebe. Sie sei aber zuversichtlich, dass die Deltavariante keine Schüler und Schülerinnen «niederstreckt».
Die Ministerin hält es deshalb nicht für nötig, dass die Schulen wieder geschlossen werden müssen, wenn die Inzidenzen «in die Höhe schnellen». Bisher müssen gemäß der Bundesnotbremse bei einer Inzidenz von 165 die Schulen geschlossen werden. Für die Notbremse sei entscheidend gewesen, dass die Krankenhäuser nicht überlastet werden sollten. Wenn sich aber künftig vor allem Kinder und Jugendliche ansteckten und milde Verläufe hätten, sei das eine andere Lage.
Der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei widersprach der Ministerin: «Offenbar unterschätzt Frau Schopper die Delta-Variante. Während die Wissenschaft sehr eindringlich warnt, legt Grün-Schwarz bei den Schulen weiter die Hände in den Schoß. Offensichtlich hat die Landesregierung aus dem Jahr 2020 rein gar nichts gelernt.» Er erneuerte die Forderung der SPD, Luftfilter in allen Klassenzimmern zu installieren. Grün-Schwarz hat angekündigt, den Kommunen als Schulträgern 60 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um Filtergeräte oder CO2-Ampeln anzuschaffen. Das sei zu wenig und werde der Lage nicht gerecht, sagte Fulst-Blei.
Schopper machte deutlich, dass auch für Lehrkräfte Präsenzpflicht gelte. «Wir gehen davon aus, dass alle Lehrer einsetzbar sind, weil alle ein Impfangebot hatten.» Wer sich nicht mit einem Attest entschuldige, müsse in die Schule kommen. Zwar dürfe man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nachfragen, welche Lehrerinnen und Lehrer sich haben impfen lassen. Die Rückmeldung aus den Schulen sei aber so, dass wohl die meisten Pädagogen sich haben impfen lassen.
Nach den Ferien gebe es zwei Wochen Maskenpflicht, um zu verhindern, dass Urlaubsrückkehrer das Virus einschleppen. Zudem werde weiter zweimal die Woche getestet. Die Tests seien neben den Impfungen der Lehrkräfte auch der entscheidende Unterschied zur Lage im Lockdown von Weihnachten bis Pfingsten.
Die Kultusministerin kündigte zudem an, dass im kommenden Schuljahr auch wieder mehr Zusatzangebote möglich sein sollen. «Die Kohorten werden sich immer mehr mischen im kommenden Jahr.» Derzeit prüfe man, ob zum Beispiel Chöre, Theater-AG oder Jugend trainiert für Olympia wieder zugelassen werden. Sie deutete an, dass dies mit bestimmten Schutzmaßnahmen wieder möglich werden könnte.
Für die AfD erklärte der Sprecher für Bildung, Rainer Balzer: «Am Prinzip des Präsenzunterrichts darf nicht, ja darf nie mehr gerüttelt werden.» Klar sei: «Wir werden das mutationsfreudige Virus nicht los. Unser Immunsystem wird mit ihm leben lernen und wir können das auch.»
Hamburgs Schulklassen bekommen nun doch Luftfilter
Hamburg (dpa/lno) - Hamburg Schulen sollen zur Verminderung des Corona-Risikos nun doch mit mobilen Luftfilteranlagen ausgestattet werden. Spätestens bis zu dem Herbstferien sollen 10 000 Geräte in den Unterrichtsräumen aufgestellt werden, kündigte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag an. Am Montag werde ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren gestartet. 30 bis 40 Millionen Euro will die Stadt den Angaben zufolge investieren.
Bisher hatte Rabe sich unter Hinweis auf bestehende Abstandsregeln, Hygiene- und Lüftungskonzepte gegen den flächendeckenden Einsatz von Luftfilteranlagen in Klassenräumen ausgesprochen. Nach wie vor stehe nicht fest, ob mobile Raumluftfilter wirklich Sinn machen, betonte er am Donnerstag. «Um aber das Risiko erneuter Schulschließungen in jedem Fall auszuschließen, starten wir jetzt das sicherlich umfangreichste Beschaffungsprogramm aller Bundesländer.»
Am Mittwoch hatte die Bundesregierung mitgeteilt, die Anschaffung mobiler Luftfilter für die Schulen in den Ländern mit insgesamt 200 Millionen Euro zu fördern. Der Förderanteil des Bundes soll laut Wirtschaftsministerium bei 50 Prozent liegen.
Die Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft nannte die Anschaffung der Geräte längst überfällig. Rabes Einsicht komme «reichlich spät», sagte die Bildungsexpertin der CDU, Birgit Stöver. «Hamburg muss jetzt auf einem sehr angespannten Markt flächendeckend Luftfilter anschaffen und zu den Bundesmitteln noch ausreichend Landesmittel hinzugeben.»
Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linken, warf Rabe fehlenden politischen Willen vor, alles für einen umfassenden Schutz der Schüler vor der Delta-Variante zu unternehmen. «Dabei wissen wir: Viel hilft viel und Lüften allein ist ganz sicher nicht das beste Mittel der Wahl.» Ähnlich äußerte sich die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein.
Kultusministerin geht von Rückkehr zu Präsenzpflicht nach Ferien aus
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Theresa Schopper geht trotz der Gefahr durch die Deltavariante des Coronavirus davon aus, dass es nach den Sommerferien wieder Präsenzpflicht an den Schulen gibt. «Wir haben es fest vor», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Stuttgart. Sie sei sehr zuversichtlich, dass die «Korsettstangen der Sicherheit» ausreichten, um in Vollpräsenz in die Klassenzimmer zurückzukehren. Da die Sommerferien erst Mitte September enden, habe man aber noch Zeit, das Infektionsgeschehen zu beobachten.
Schopper rechnet damit, dass viele ungeimpfte Kinder und Jugendliche sich mit der aggressiveren Deltavariante anstecken werden. «Delta wird sich in den Schulen breitmachen, da muss man sich nichts vormachen.» Allerdings zeichne sich ab, dass es bei Schülerinnen und Schülern nur leichte Verläufe gebe. Kinder und Jugendliche bräuchten im wesentlichen «einen Packen Taschentücher». Die Ministerin hält es deshalb nicht für nötig, dass die Schulen wieder geschlossen werden müssen, wenn die Inzidenzen «in die Höhe schnellen».
Auch für Lehrkräfte gelte Präsenzpflicht, machte Schopper deutlich. «Wir gehen davon aus, dass alle Lehrer einsetzbar sind, weil alle ein Impfangebot hatten.» Wer sich nicht mit einem Attest entschuldige, müsse in die Schule kommen. Zwar dürfe man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nachfragen, welche Lehrerinnen und Lehrer sich haben impfen lassen. Die Rückmeldung aus den Schulen sei aber so, dass wohl die meisten Pädagogen sich haben impfen lassen.
14.07.2021
Sieben Millionen Euro vom Bund für Luftfilter in Schulen
Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holstein erhält sieben Millionen Euro Bundesmittel für den Kauf mobiler Luftfilteranlagen für Schulen. «Das ist ein gutes Signal, das wir als Land aufnehmen, indem wir uns im Rahmen der Kofinanzierung an den Beschaffungskosten der Schulträger beteiligen werden», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch. Die Luftfilter ersetzten nicht das Lüften, Impfen und Testen, würden aber helfen, für alle Schüler wieder dauerhaft Präsenzunterricht zu ermöglichen.
Die Bundesregierung fördert nun auch den Einbau mobiler Luftfilter in Schulen. Dazu sollen den Ländern 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, wie das Wirtschaftsministerium nach einem Beschluss des Kabinetts am Mittwoch mitteilte. Bisher fördert der Bund nur den Einbau fester Anlagen. Der Bund beteiligt sich mit 50 Prozent an den Kosten.
Die Jamaika-Koalition will 3,5 Millionen Euro des Landesanteils tragen. Ebenso viel Geld müssten die Kommunen als Schulträger beisteuern. Laut Regierung sind Gespräche mit den Kommunalen Landesverbänden bereits initiiert.
«Die Landesregierung wird dem Parlament vorschlagen, den Landesanteil für das Programm aus dem Notkredit mitzufinanzieren», sagte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne). Sozial-Staatssekretär Matthias Badenhop sagte, eine möglichst gute Raumluft sei für Kinder jeden Alters ein Beitrag zur Infektionsprävention.
Die SPD forderte die Übernahme der kompletten sieben Millionen Euro durch das Land. «Im Herbst 2020 wurde landauf, landab die Forderung nach Luftfiltern erhoben», sagte der Schulpolitiker Kai Vogel. Das habe die Regierung damals abgelehnt. «Jetzt auf einmal ließ Frau Prien sich den Wind der Filter um die Nase wehen – natürlich wie immer unter der Voraussetzung, dass der Bund es bezahlt.»
Trotz Corona: Abiturschnitt in Thüringen verbessert sich leicht
Der Abiturjahrgang 2021 dürfte wohl zu den ungewöhnlichsten der vergangenen Jahre zählen: Zwei Schuljahre prägte die Corona-Pandemie die Lernbedingungen für die Schüler. Nun legten 6279 junge Thüringer ihr Abitur ab - mit einem guten Notenschnitt.
Erfurt (dpa/th) - Trotz Schulschließungen, Distanz- und Wechselunterricht in der Corona-Pandemie haben Thüringer Gymnasiasten in diesem Jahr im Schnitt ein besseres Abitur geschrieben als im Vorjahr. Der Notenschnitt lag in diesem Jahr bei 2,06, im Jahr 2020 hatte er noch bei 2,16 gelegen, wie das Thüringer Bildungsministerium auf dpa-Anfrage mitteilte. 311 Schüler schafften ihr Abi mit einem glatten Einserschnitt von 1,0 - 99 mehr als noch im Jahr 2020.
«Die Leistungen unserer Abiturientinnen und Abiturienten 2021 können sich sehen lassen», erklärte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Niemand sollte diese Leistung kleinreden, betonte Holter. Der Anforderungsstandard des Abiturs war auf dem Standard der Vorjahre.
Allerdings hatte es wegen der Corona-Pandemie für den aktuellen Abiturjahrgang ein paar Änderungen gegeben: So sollten die Schüler beispielsweise bei den Aufgaben mehr Wahlmöglichkeiten erhalten. Auch der Prüfungsstart war in Thüringen frühzeitig nach hinten verschoben worden. Außerdem galten für Abschlussklassen oft Ausnahmen, damit sie sich im Präsenzunterricht auf die Prüfungen vorbereiten und einen engeren Kontakt mit ihren Lehrern halten konnten.
Holter würdigte das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer. «Sie haben junge Erwachsene gebildet und stark gemacht für den weiteren Lebensweg. Das bemisst sich an mehr als nur an Noten», so Holter.
Insgesamt 6279 junge Menschen legten in diesem Jahr in Thüringen ihr Abitur ab, teilgenommen hatten 6389, von denen 110 das Abitur nicht bestanden.
Die Landeselternvertretung zollte den Abiturienten angesichts des guten Notendurchschnitts Respekt. «Nun aber schauen wir nach vorn: Nach einer verdienten Erholungsphase gilt es, alle Anstrengungen zu bündeln und sich auf die Jahrgänge zu konzentrieren, die die Schulen im letzten Jahr nur selten von innen gesehen haben und wieder an einen regelmäßigen Schulalltag herangeführt werden müssen», hieß es in einer Mitteilung der Landeselternvertretung.
Die Ergebnisse der anderen Abschlussprüfungen liegen laut Bildungsministerium erst im Herbst vor.
Karliczek: Corona-Tests an Schulen werden uns noch Monate begleiten
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) geht davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler in Deutschland auch in einigen Monaten noch regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden müssen. «Damit Kinder und Jugendliche sicher zu ihrem normalen Schulalltag zurückkehren können, müssen wir dort weiter auf Testen als mildes, aber wirksames Mittel der Kontrolle setzen. Das Testen in den Schulen wird uns sicher noch über Monate begleiten», sagte Karliczek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Wo keine Abstände eingehalten werden können, bleibe der Schutz durch Masken wichtig - auch im Klassenraum. «Auch Luftfilter können einen Beitrag leisten, obwohl sie kein Allheilmittel sind», sagte Karliczek.
Sie betonte zudem, dass es hohe Priorität habe, nach Möglichkeit den Regelunterricht aufrechtzuerhalten. «Es muss aber auch gut vorbereitete Alternativen geben für die Situation, dass es anders kommt», so die Ministerin.
13.07.2021
Ministerium: 90 Prozent der Lehrkräfte mindestens einmal geimpft
Hannover (dpa/lni) - Eine deutliche Mehrheit der Lehrkräfte in Niedersachsen ist nach Angaben des niedersächsischen Kultusministeriums mittlerweile gegen das Coronavirus geimpft. «90 Prozent der Lehrkräfte haben mindestens die erste Impfung, über 74 Prozent sogar bereits Erst- und Zweitimpfung erhalten und sind damit durchgeimpft», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag in Hannover. Die Impfangebote würden von den Lehrerinnen und Lehrern sehr gut und verantwortungsbewusst angenommen. Eine Impfpflicht für diese Gruppe brauche es deshalb nicht.
Es sei richtig gewesen, dass Niedersachsen beim Bund auf die Öffnung der Priorisierung 2 für Lehrkräfte gedrungen habe. «Durchgeimpfte Kollegen sind ein wichtiger Grundstein für ein neues Schuljahr in Sicherheit und mit möglichst viel Präsenzunterricht», sagte Tonne. Die Quote bei den Erstimpfungen in Niedersachsen liegt derzeit bei 60,6 Prozent.
Niedersachsen organisiert Impfaktion für Kinder und Jugendliche
Zwar gibt es noch keine Empfehlung zum generellen Impfen von Kindern und Jugendliche ab zwölf Jahren. Dennoch organisiert Niedersachsen für interessierte Eltern und junge Menschen eine Impfaktion mit Biontech. Für das Angebot vor Ferienstart gibt es viel Interesse.
Hannover (dpa/lni) - Rechtzeitig vor Ferienstart organisiert Niedersachsen am kommenden Sonntag eine landesweite Impfaktion für Kinder und Jugendliche, in die fast die Hälfte der 50 Impfzentren eingebunden sind. Rund 27 000 Impfdosen gegen das Coronavirus seien für den Aktionstag reserviert, sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Dienstag in Hannover. Termine können über die Hotline unter 0800 9988665 ausschließlich telefonisch reserviert werden. Die Bindung an das örtliche Impfzentrum ist für die Aktion aufgehoben.
Hintergrund ist, dass einzelne Ärzte in manchen Zentren es ablehnen, Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankung zu impfen. Nur für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen gibt es nämlich bislang eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).
«Uns haben einfach viele Anfragen erreicht von Eltern, woraus wir herleiten können, dass es ein großes Interesse gibt», sagte Schröder. Je nach Nachfrage werde die Impfaktion an weiteren Terminen fortgesetzt. Wie Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte, handele es sich nicht um eine zwingend einmalige Aktion. Bei großem Interesse könne die Aktion wiederholt werden.
In Niedersachsen haben bislang nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums 5,4 Prozent der jungen Menschen unter 18 eine erste Impfung erhalten, 1,4 Prozent der Altersgruppe haben bereits den vollständigen Impfschutz. Dabei sei zu beachten, dass in Niedersachsen weit mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen jünger sind als zwölf Jahre und derzeit noch keine Impfung erhalten können, hieß es vom Ministerium.
Trotz einer noch nicht existierenden Impfempfehlung der Stiko empfiehlt das niedersächsische Gesundheitsministerium Eltern, sich über eine Impfung für ihre Kinder zu informieren. «Wir wollen den Kindern und Jugendlichen, die Interesse an einer Impfung haben, die Möglichkeit geben, sich noch vor den Ferien gegen Covid-19 impfen zu lassen», sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Die zweite Impfung nach sechs Wochen könnte so noch vor dem Schulstart stattfinden.
An der Impfaktion beteiligen sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums landesweit 23 Impfzentren. Diese erhalten jeweils eine Sonderlieferung im Umfang von 1170 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Dies sei der bisher einzige Impfstoff, der für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen ist. Auch in vielen weiteren Landkreisen und kreisfreien Städten, deren Impfzentren am Sonntag nicht teilnehmen, würden in diesen Tagen Impfaktionen für Kinder und Jugendliche organisiert.
Flächendeckende Impfaktionen an Schulen seien wegen der fehlenden Stiko-Empfehlung in naher Zukunft nicht möglich, sagte Schröder. Trotzdem habe es an einer Schule in Osnabrück am Montag eine Pilot-Impfaktion gegeben. Diese wird im Kultusministerium ausgewertet, um derartige Aktionen gegebenenfalls an weiteren Schulen anzubieten. Schulen sind nach Angaben von Schröder ein guter Impf-Ort. «Uns geht es darum, aus den Impfzentren rauszugehen und aufsuchend zu impfen». Zudem wird es nach Angaben von Schröder in der kommenden Woche in einzelnen Impfzentren gezielte Angebote für Eltern und Kindern geben.
Rheinland-Pfalz will an Unterricht im Klassenraum festhalten
Für die Raumlufthygiene an den Schulen stellt das Land zwölf Millionen Euro bereit. Die Regeln zu Corona-Tests werden gelockert. In den Sommerferien sollen Spaß und Spiel nicht zu kurz kommen, empfiehlt Bildungsministerin Hubig.
Mainz (dpa/lrs) - Nach den Sommerferien sollen Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz weiter in ihrer Lerngemeinschaft unterrichtet werden. «Wir wollen im neuen Schuljahr den Präsenzunterricht, den wir jetzt haben, in allen Klassenstufen fortsetzen», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag in Mainz. Das Land unterstützt dies mit Blick auf die bislang nicht absehbare Pandemie-Situation im Herbst mit zusätzlichen zwölf Millionen Euro für die Anschaffung von Luftfilteranlagen an Schulen. Außerdem werden die Corona-Tests an den Schulen neu geregelt: Zwei Wochen lang werden alle Schülerinnen und Schüler weiter getestet, danach nur noch aus bestimmtem Anlass.
«Wir werden ein Zwölf-Millionen-Programm für Raumlufthygiene auflegen», sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Anschluss an die letzte reguläre Kabinettssitzung vor der Sommerpause. Zusammen mit einer neuen Teststrategie seien dann die Voraussetzungen gegeben, «dass wir gut gerüstet in die Sommerferien gehen können».
«Das Lüften ist das A und O», sagte Hubig. Mit den zusätzlich bereitgestellten Mitteln solle aber die Frischluftzufuhr in den Klassenräumen weiter verbessert werden. Kann nicht ausreichend gelüftet werden, gibt es Geld für eine Vielzahl von Maßnahmen. Gefördert wird nach den Empfehlungen des Umweltbundesamts unter anderem der Umbau von Fenstern, die Anschaffung von CO2-Messgeräten, der Einbau von ventilatorgestützten Zu- und Abluftsystemen und die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten.
Ein erstes Programm für Luftfilteranlagen im Umfang von sechs Millionen Euro wurde im Oktober 2020 aufgelegt. Bis Ende Juni wurden Anträge im Umfang von drei Millionen Euro gestellt, die vollständig bewilligt wurden. Davon profitierten nach Angaben des Ministeriums landesweit rund 1300 Schulen. Sie sei überzeugt, dass sich inzwischen weitere Schulträger auf den Weg machen wollten und von dem neuen Programm profitieren könnten, sagte die Ministerin.
Nach den Sommerferien soll es zunächst zwei «Präventionswochen» bis zum 10. September geben, in denen wie bisher alle Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche getestet werden. «Danach wird künftig ein anlassbezogenes Testkonzept greifen», erklärte Hubig - etwa wenn Infektionen in einer Schule auftreten oder in einer Region mit erhöhter Infektionsdynamik. Außerdem soll es zu Vergleichszwecken regelmäßige Testungen an 20 ausgewählten Schulen geben.
Kritik an den Ankündigungen kam von der CDU-Landesvorsitzenden Julia Klöckner. «Die Planungen und Vorsorgemaßnahmen gehen absolut nicht weit genug», erklärte Klöckner. «Ich bezweifle, dass die SPD-geführte Landesregierung Eltern und Schülern über die Sommerferien hinweg ein sicheres Gefühl vermitteln kann.» Sollte im Verlauf des Herbstes wieder Wechselunterricht nötig werden, «stehen die Schulen offenbar weiter im Regen», fügte die CDU-Politikerin hinzu und nannte dabei die digitale Ausstattung der Schulen.
Mit Blick auf Einschränkungen des Lernens in der Pandemie-Zeit sagte Hubig: «Viele, die im Wechselunterricht waren, haben tatsächlich gelitten.» Das Angebot der Sommerschule trage dazu bei, dass die Betroffenen eine gute Basis für den weiteren Unterricht erhielten. Die Ministerin betonte aber, «dass es auch um Spaß und Spiel gehen muss, gerade nach der langen Zeit der geringeren sozialen Kontakte.»
12.07.2021
Lehrerverband für 14 Tage Test- und Maskenpflicht nach Schulferien
Bald sind in Thüringen Sommerferien - Urlaubszeit. Wenn dann im September die Schule wieder losgeht, soll es nicht mehr zu Schulschließungen oder Wechselunterricht kommen. Der Lehrerverband fordert zur Absicherung aber eine Maßnahme.
Erfurt (dpa/th) - Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands, Rolf Busch, hat eine 14-tägige Test- und Maskenpflicht im Unterricht nach den Sommerferien in den Schulen gefordert. Auch als Laie könne man erkennen, dass im Falle einer vierten Welle mit Corona-Infektionen wahrscheinlich vor allem die Schulen betroffen sein würden, weil dort noch wenige Schüler geimpft seien und bestimmte Altersgruppen noch gar nicht geimpft werden könnten. «Wenn wir die Schulen offen halten wollen, brauchen wir mindestens die ersten 14 Tage nach der Ferien- und Urlaubszeit eine Test- und Maskenpflicht», sagte Busch der Deutschen Presse-Agentur.
Er bedauere, dass die Testpflicht an den Schulen wenige Wochen vor den Ferien in ein Testangebot umgewandelt worden sei. Die Infektionszahlen rechtfertigten eine Abschaffung der Tests an den Schulen im Moment. Mit der Lösung eines Testangebots sei aber nichts gewonnen. «Entweder ganz oder gar nicht. Die jetzige Regelung bringt nichts als zusätzlichen Aufwand und ausfallende Unterrichtszeit», sagte Busch.
Die Testpflicht habe eine gewisse Sicherheit in die Schulen gebracht. «Wenn ich diese Sicherheit will und das Impfen sie noch nicht bringen kann, kann ich nur testen und eine Maske tragen», sagte Busch.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte die Testpflicht an Thüringer Schulen Anfang Juli abgeschafft, was aus vielen Richtungen kritisiert wurde. Sogar die Fraktion seiner eigenen Partei hatte empfohlen, den Schritt noch einmal zu überdenken. Auch von den Koalitionspartnern Grüne und der SPD kommt anhaltende Kritik an dem Vorgehen.
Holter hatte seine Entscheidung damit begründet, dass künftig wieder alle Schüler in die Schulen gehen sollen. Es habe etwa 1500 Testverweigerer gegeben. Die Testpflicht hatte diese vom Präsenzunterricht ausgeschlossen, weil es ein Betretungsverbot für alle gab, die sich nicht testen lassen wollten.
Kultusminister stellt Corona-Schutzkonzept für Schulen vor
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) will am Montag (9.30 Uhr) ein neues Corona-Schutzkonzept für Schulen vorstellen. Die Planungen für das kommende Schuljahr liefen auf Hochtouren, teilte das Ministerium mit. Das Land stelle nun die Weichen für einen sicheren Schulbetrieb nach den Sommerferien. Die großen Ferien in Hessen dauern vom 19. Juli bis zum 27. August.
Die Landesregierung hatte vor kurzem mitgeteilt, dass bislang 60 Millionen Euro Fördergeld des Landes in einen besseren Corona-Schutz an Schulen und Kitas geflossen seien. Unter anderem wurden mehr als 9 Millionen Euro in mobile Luftreinigungsgeräte investiert. Für 4,4 Millionen Euro wurden CO2-Ampeln zur Luftüberwachung angeschafft.
11.07.2021
Sorgen vor erneuten Schulschließungen im Herbst
Viele Familien blicken mit Sorge auf das kommende Schuljahr. Wird es das dritte Corona-Schuljahr mit Ausfällen, Einschränkungen und Schließungen in Folge? Diskutiert wird darüber, wie das verhindert werden kann.
Berlin (dpa) - Mit Blick auf das kommende Schuljahr haben sich Politiker verschiedener Parteien für die Aufrechterhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen und Impfungen ausgesprochen, um erneute Schulschließungen zu verhindern. Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, warnte davor, Schülerinnen und Schüler wieder ins sogenannte Homeschooling zu schicken.
Bis zum nächsten Schuljahr müssten Schulen technisch so umgerüstet werden, dass der Unterricht auch bei schwieriger Infektionslage ungestört fortgeführt werden könne, sagte Schleicher, der auch für den internationalen Schulleistungsvergleich Pisa verantwortlich ist, im «Interview der Woche» von MDR Aktuell. «Diese Schulschließungen dürfen sich einfach nicht wiederholen.»
Eine große Zahl junger Menschen sei während der Krise «völlig durchs Raster gefallen», stellte der Bildungsexperte fest. Die Pandemie habe die sozialen Benachteiligungen noch einmal deutlich verstärkt. Schleicher warb dafür, jüngere Kinder und Kinder aus «sozial benachteiligten Schichten» nun gezielt zu fördern.
Sechs Bundesländer sind inzwischen in den Sommerferien. Die meisten anderen folgen bis zum Monatsende. Anfang August beginnt dann in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schon wieder das neue Schuljahr.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte am Sonntag im hessischen Völkershausen, ihm sei wichtig, dass jetzt alles getan werde, was an Vorbereitung möglich sei, um nach den Sommerferien Präsenzunterricht an jeder Schule, für jede Schülerin und Schüler möglich zu machen. Ähnlich äußerte sich Unionskanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet im ARD-«Sommerinterview». Präsenzunterricht sei die einzige Garantie für manche Kinder, dass sie echte Bildungschancen haben, sagte er.
Bundesfamilien- und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach sich für die Beibehaltung der Maskenpflicht an den Schulen aus. Verschiedene Länder haben das zumindest für die ersten Wochen des neuen Schuljahres auch schon angekündigt, um Übertragungen durch Reiserückkehrer einzudämmen. Lambrecht sagte der «Welt am Sonntag», stundenlanges Maskentragen in den Klassenräumen sei sehr belastend, aber noch notwendig, um einen sicheren Schulbetrieb zu gewährleisten.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) warnte in der «Bild am Sonntag» vor neuen Schulschließungen und sprach sich für die Impfung von jungen Menschen aus, wenn diese das wollten. «Wenn wir es durch Impfungen der 12- bis 17-Jährigen schaffen, dass wir Einschränkungen im Schulbetrieb vermeiden, dann ist das ein gewichtiges Argument», sagte Schäuble. Er plädierte auch dafür, in geschlossenen Räumen weiter Masken zu tragen, bevor man riskiere, wieder Schulen schließen zu müssen.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die Ständige Impfkommission habe bislang keine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ausgesprochen. «Ich halte es jedoch für selbstverständlich, in einer Situation, in der sich die Delta-Variante unter Kinder und Jugendlichen verstärkt ausbreitet, fortwährend zu überprüfen und Empfehlungen gegebenenfalls anzupassen.» Hans plädierte zudem für die Fortführung der regelmäßigen Tests in den Schulen.
SPD-Chefin Saskia Esken warnte vor Covid-Langzeitfolgen für junge Menschen und forderte, Kinder und Jugendliche stärker zu schützen. «Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren in dem Irrglauben, Kinder und Jugendliche seien nicht gefährdet», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie forderte Rücksichtnahme von «den überwiegend geimpften älteren Erwachsenen» und äußerte sich kritisch zu Großveranstaltungen. Tests für Reiserückkehrer und für nicht Geimpfte in Betrieben sollten nach Eskens Ansicht aufrechterhalten werden.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisierte die Bundesregierung: «Wir laufen mit Ansage in einen zweiten Corona-Herbst, und wieder unternimmt die Bundesregierung viel zu wenig, um Kitas und Schulen zu sichern. Kinder, Jugendliche und ihre Familien drohen erneut, vergessen zu werden», sagte sie den Funke-Zeitungen. Sie forderte «jetzt einen Kita- und Schulgipfel, damit sich dieses Planungsversagen nicht wiederholt».
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte sich mit Blick auf das neue Schuljahr optimistisch gezeigt. Sie sei «zuversichtlich, dass diesen Herbst die Schulen grundsätzlich offen gehalten werden können». «Wir haben jetzt eine ganz andere Ausgangslage nach den Ferien. Wir haben eine steigende Impfquote, eine gute Teststruktur», sagte die CDU-Politikerin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag).
OECD-Experte: «Schulschließungen dürfen sich nicht wiederholen»
Leipzig/Berlin (dpa) - Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, hat vor erneuten Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie gewarnt. Bis zum nächsten Schuljahr müssten Schulen technisch so umgerüstet werden, dass der Unterricht auch bei schwieriger Infektionslage ungestört fortgeführt werden könne, sagte Schleicher, der auch für den internationalen Schulleistungsvergleich Pisa verantwortlich ist, im «Interview der Woche» von MDR AKTUELL. «Diese Schulschließungen dürfen sich einfach nicht wiederholen.»
Eine große Zahl junger Menschen sei während der Krise «völlig durchs Raster gefallen», stellte der Bildungsexperte fest. Die Pandemie habe die sozialen Benachteiligungen noch einmal deutlich verstärkt. Schleicher warb dafür, jüngere Kinder und Kinder aus «sozial benachteiligten Schichten» nun gezielt zu fördern.
SPD-Landeschef Stoch will aktive Corona-Vorsorge in Schulen
(dpa/lsw)Die SPD fordert von der grün-schwarzen Landesregierung eine aktive Corona-Vorsorge für den Präsenzunterricht nach den Schulferien. Abgesehen von der 14-tägigen Maskenpflicht nach den Ferien gebe es kein Konzept, kritisierte SPD-Landes- und Fraktionschef Andreas Stoch in einer Mitteilung vom Sonntag. Offen sei etwa, ab wann Schüler geimpft werden. Auch bei Luftfiltern sei noch «rein gar nichts passiert». Falls die nächste Corona-Welle komme, würden Schulen die Hauptleidtragenden sein. «Offensichtlich hat die Landesregierung aus dem Jahr 2020 rein gar nichts gelernt», sagte Stoch.
10.07.2021
GEW für mehr Luftfilter in Klassenräumen - Sorgen um neues Schuljahr
Der monatelange Distanz- und Wechselunterricht hat Schüler, Schülerinnen, Lehrkräfte und Eltern in Hessen geschlaucht. Die Gewerkschaft GEW fordert mehr Anstrengungen, um ähnliche Maßnahmen im neuen Schuljahr zu vermeiden.
Frankfurt (dpa/lhe) - Die Lehrer-Gewerkschaft GEW fürchtet angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie Beeinträchtigungen des Unterrichts auch im kommenden Schuljahr. Es sei unseriös, das jetzt öffentlich auszuschließen, wie es etwa die Kultusministerkonferenz getan habe, erklärte Roman George, Referent Bildungspolitik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Anstatt sich auf reines Wunschdenken zurückzuziehen, gilt es jetzt vielmehr, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit die Schulen möglichst gut vorbereitet in das dritte Schuljahr unter Pandemie-Bedingungen starten», so George.
Am Montag (12. Juli) will Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) in einer Pressekonferenz Eckpunkte für einen sicheren Schulbetrieb nach den Sommerferien vorstellen. Die GEW fordert beispielsweise mehr Luftfilter für die Klassenräume, um Ansteckungsrisiken einzudämmen. «Perspektivisch sind Filteranlagen für alle Klassenräume wünschenswert, da sie zusätzliche Sicherheit ermöglichen. Auch unabhängig von der Corona-Pandemie können sie zu einem dauerhaft verbesserten Gesundheitsschutz an den Schulen beitragen», so George.
Abgesehen von chronisch Erkrankten sei der Großteil der Jugendlichen bisher von Corona-Impfungen ausgeschlossen und für Kinder unter zwölf Jahren gebe es bisher überhaupt keinen zugelassenen Impfstoff. «Auch für die Schülerinnen und Schülern aus den Risikogruppen - wie auch für viele Familienangehörige - war es bislang häufig noch nicht möglich, einen vollen Impfschutz zu erwerben», so George. Die seit den Osterferien vorgesehenen regelmäßigen Testungen hätten zwar dazu beigetragen, den Schulbetrieb sicherer zu machen. Das jüngste Infektionsgeschehen an einer Frankfurter Grundschule im Zusammenhang mit der Delta-Variante mache aber deutlich, «dass Schulen nach wie vor Teil des Infektionsgeschehens sind - nicht mehr und nicht weniger», so George.
Die Impfkampagne müsse jetzt vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen forciert werden, in welchen bislang aus unterschiedlichen Gründen besonders wenige Menschen Zugang zu Impfangeboten gehabt hätten. «Das ist auch für die in diesen Quartieren angesiedelten Bildungseinrichtungen essenziell», mahnte George. Die regelmäßigen Corona-Tests sollten zunächst verbindlich fortgeführt werden, aber die Teststrategie sollte angepasst werden, so der GEW-Referent. Hierzu sollte sich die Landesregierung an den Empfehlungen von Fachleuten orientieren. Nach wie vor mangele es an einem Stufenplan, der für alle Beteiligten klar und nachvollziehbar regele, wann gegebenenfalls verstärkte Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel eine Rückkehr zur Maskenpflicht im Unterricht umzusetzen seien.
09.07.2021
Geimpfte brauchen an US-Schulen keine Masken mehr
Washington (dpa) - In den USA brauchen vollständig geimpfte Schülerinnen und Schüler nach einer Empfehlung der nationalen Gesundheitsbehörde in Schulgebäuden keine Masken mehr. Die Behörde CDC empfahl am Freitag in neuen Richtlinien das Tragen von Masken für alle, die nicht vollständig gegen Covid-19 geimpft sind - auch für das Lehrpersonal. Besonders wichtig sei es in geschlossenen Räumen oder in einer Umgebung, in der kein Abstand gehalten werden kann. Draußen besteht generell keine Maskenpflicht.
Priorität habe die «sichere Rückkehr» zum Präsenzunterricht im Herbst, hieß es weiter. Obwohl auch Covid-19-Ausbrüche in Schulen aufgetreten seien, hätten Studien gezeigt, dass die Übertragungsrate dort niedriger sei als an anderen Orten oder ähnlich hoch. Die CDC gibt nur Empfehlungen ab. Letztlich entscheiden die US-Bundesstaaten und auch einzelne Schulbezirke selbst.
Schulen: Einführung des landesweiten Videosystems verzögert sich
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Schulen müssen ohne das von der Landesregierung angekündigte landesweite Videokonferenzsystem in das neue Schuljahr starten. Grund dafür ist ein Nachprüfungsantrag, den ein im Vergabevefahren unterlegener Bieter bei der Vergabekammer des Landes Hessen gestellt hat, wie das Kultusministerium am Freitag mitteilte. Bevor die Vergabekammer den Antrag nicht geprüft habe, könne der Auftrag für das Videosystem nicht vergeben werden. Bis das Verfahren abgeschlossen ist, dürfen die Schulen daher ihre derzeitigen Konferenzsysteme weiter nutzen.
Mehrere hundert Schulen in Hessen hätten eigentlich nach den Sommerferien aus Datenschutzgründen ihren Distanzunterricht auf ein anderes Videosystem umstellen müssen. Die coronabedingte Duldung von nicht datenschutzkonformen Videokonferenzsystemen laufe Ende Juli aus, hatte der Landesdatenschutzbeauftragte Alexander Roßnagel im dpa-Interview erklärt. Das Kultusministerium hatte zugesagt, allen Schulen ein landeseinheitliches, datenschutzkonformes und technisch leistungsfähiges Videokonferenzsystem über das Schulportal (Landes-VKS) zur Verfügung zu stellen. Derzeit nutzen rund 1600 der 2000 Schulen das Schulportal des Landes.
Der FDP-Abgeordnete Moritz Promny warf Kultusminister Alexander Lorz (CDU) Untätigkeit vor. Es sei bereits vor mehr als einem Jahr klar gewesen, dass Hessens Schulen ein datenschutzkonformes Videosystem benötigten. «Neues Schuljahr, alte Probleme», kommentierte er die Verzögerung.
Psychologen beobachten erhebliche Corona-Folgen bei Kindern
Die vergangenen eineinhalb Jahre Corona-Pandemie haben die Psyche junger Menschen stark belastet. Manche finden nicht mehr in den Alltag. Experten rechnen mit lang anhaltenden Problemen, wie ein Ortstrermin im Vogtlandkreis zeigt.
Rodewisch (dpa/sn) - Homeschooling, fehlende Sozialkontakte, kaum eine Alltagsstruktur - Kinder und Jugendliche könnten durch die Folgen der Corona-Pandemie psychiatrische Kliniken künftig stärker beanspruchen. Erste Untersuchungen zeigten bundesweit einen erhöhten Bedarf an psychiatrischen und psychologischen Beratungen, sagte Wolfgang Liskowsky vom Sächsischen Krankenhaus in Rodewisch (Vogtlandkreis) bei einem Besuch von Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Freitag.
Die Einrichtung und niedergelassene Kollegen verzeichneten eine Zunahme junger Patienten, die sich mit akuten psychischen Krisen vorstellen - insbesondere seit Oktober 2020 und auch aktuell in Zusammenhang mit den Schulöffnungen. «Die Situation hier in der Klinik hängt sehr davon ab, wie gut die Versorgung draußen im ambulanten Bereich funktioniert», erklärte Liskowsky. Konkrete Zahlen lägen aber noch nicht vor.
«Das System arbeitet am Limit, Überstunden sind die Regel», sagte Ken Schönfelder, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut aus Auerbach im Vogtland. In der ambulanten Behandlung seien die Anfragen bundesweit um rund 40 Prozent gestiegen. Statt sonst einem Erstgespräch mit einem neuen Patienten pro Woche übernehme er im Moment drei. «Trotzdem bin ich über Monate ausgebucht. Wir gehen davon aus, dass die psychischen Belastungen lange anhalten werden und der erhöhte Bedarf vorerst Dauerzustand sein wird.»
Die Angst vor Ansteckung, fehlende Orientierung, ökonomische Sorgen der Eltern oder auch Einsamkeit sind einige der Probleme, die jungen Menschen laut Schönfelder zu schaffen machen. Angststörungen und Depressionen nähmen aktuell vor allem bei Mädchen zu, ADHS als eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung und ein gestörtes Sozialverhalten bei den Jungen. Vorbelastete Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen oder mit bereits psychischen Auffälligkeiten seien besonders gefährdet. Schönfelder forderte weniger Bürokratie und dadurch einen unkomplizierteren Zugang zu Hilfsangeboten ohne lange Wartezeiten für die jungen Menschen.
«Wir wissen, dass Kinder und Jugendliche aufgrund der Corona-Situation besonderen Belastungssituationen ausgesetzt waren und sind», sagte Ministerin Köpping. Sachsen habe versucht, Schulschließungen im letzten Lockdown zu vermeiden. Besonders der Vogtlandkreis sei lange wegen hoher Fallzahlen belastet gewesen. «Deshalb sollten die Impfangebote wahrgenommen werden - auch um den Kindern im Herbst wieder ähnliche Probleme zu ersparen.»
«Auch wenn die Schulen wieder öffnen - wir können nicht erwarten, dass sich bei den Kindern sofort ein Schalter umlegt und alles wieder in Ordnung ist», sagte Cornelia Metge, sächsische Vorsitzende der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer aus Zschopau. Das vergangene Jahr habe jungen Menschen viel abverlangt. Sie empfahl schnelle und unkompliziert erreichbare Beratungsangebote sowie eine Zusammenarbeit von Psychotherapeuten und Sozialarbeitern.
Reicht eine ambulante Therapie bei psychischen Problemen nicht aus, wird meistens ein stationärer Aufenthalt angestrebt. In Sachsen stemmen neun Krankenhäuser die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Und die sei dort nach wie vor sichergestellt, betonte Liskowsky, der als Chefarzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Sächsischen Krankenhaus Rodewisch arbeitet. «Bisher konnten wir alle versorgen, mussten noch niemanden abweisen.» Das Krankenhaus in Trägerschaft des Landes hat 50 stationäre sowie 20 tagesklinische Plätze.
Städte- und Gemeindetag dämpft Erwartung an Lüftungsanlage in Schulen
Dresden (dpa/sn)Sachsens Städte- und Gemeindetag (SSG) hat vor unrealistischen Versprechungen zur Nachrüstung von Lüftungsanlagen in Schulen gewarnt. Die kommunalen Schulträger könnten die derzeit von der Bundespolitik geweckten Erwartungen kaum erfüllen, hieß es in einer Mitteilung am Freitag. Die Nachrüstung von fest verbauten raumlufttechnischen Anlagen sei mit erheblichen und kostenintensiven baulichen Eingriffen verbunden. Diese Eingriffe kämen nur im Zusammenhang mit langfristig zu planenden Schulsanierungen in Betracht.
Abi-Durchschnitt 2020/2021 mit 2,38 trotz Corona besser als zuvor
Hannover (dpa/lni) - Trotz der erschwerten Lernbedingungen in der Corona-Pandemie haben die Abiturientinnen und Abiturienten in Niedersachsen im Schuljahr 2020/2021 durchschnittlich bessere Abschlussnoten erzielt als in den Jahren zuvor. Wie das Kultusministerium am Freitag in Hannover mitteilte, lag der Notendurchschnitt bei 2,38. «Auf diese Leistung können Sie stolz sein, Sie haben Enormes geleistet und es wurde Ihnen nichts geschenkt», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
Von den 30 993 angetretenen Schülerinnen und Schülern bestanden den Angaben zufolge 30 100 ihre Abi-Prüfungen. 658 schafften dabei die Bestnote 1,0. Erstmals erreichten zwei Abiturientinnen den Höchstwert von 900 Punkten.
Es sei richtig gewesen, auch in der Pandemie die Prüfungen durchzuführen, sagte Tonne. Man habe weder am Bewertungsmaßstab noch an der Qualität des Abiturs etwas heruntergeschraubt. «Dieses Abitur ist genau so viel wert wie das der Vorjahre», sagte Tonne. Ob die guten Ergebnisse mit dem Wechsel von G8 auf G9 zusammenhängen, konnte der Minister noch nicht abschätzen.
08.07.2021
Studie in Siegen-Wittgenstein: Priorisierte Impfung für Jugendliche
Bislang gibt es in Deutschland keine allgemeine Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche. Im Kreis Siegen-Wittgenstein soll nun dennoch Menschen ab zwölf Jahren ein Impfangebot gemacht werden - im Rahmen einer Studie hoffen Forscher auf neue Erkenntnisse.
Siegen (dpa/lnw) - Wissenschaftlich begleitet sollen Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren im Kreis Siegen-Wittgenstein nun bevorzugt geimpft werden. Am Freitag (12.00 Uhr) informieren die beteiligten Wissenschaftler und Mediziner mehrerer Universitäten über die Impfstudie für junge Menschen, die in den kommenden Tagen starten soll.
Eine priorisierte Covid-19 Impfung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermögliche eine schnelle Rückkehr in den gewohnten schulischen oder universitären Alltag, teilte die am Projekt beteiligte Universität Siegen mit. Außerdem solle das Ansteckungsrisiko für die Elterngeneration gesenkt und ein positiver Effekt auf das Infektionsgeschehen in der Gesamtbevölkerung erzielt werden.
Von der Studie erhoffe man sich Aufschluss darüber, wie sich eine Impfung aller Bevölkerungsgruppen auf die Pandemie, aber auch auf andere infektiöse Situationen, etwa die jährlich wiederkehrende Grippewelle auswirkt. Dazu sollen die jungen Geimpften und ihre Eltern befragt werden.
Minister: Besserer Infektionsschutz in Schulen ist «Chefsache»
Die Sommerferien rücken näher und zugleich wächst die Sorge, eine neue Corona-Infektionswelle könnte im Herbst vor allem die Schulen treffen. Mit Hilfe eines Landesprogramms sollen Schulen dafür fit gemacht werden. Doch es gibt Kritik.
Erfurt (dpa/th) - Das Förderprogramm für einen bessern Infektionsschutz an den Thüringer Schulen wird nach Einschätzung von Bauminister Benjamin-Immanuel Hoff gut angenommen. «Wir haben einen sehr guten Mittelabfluss», sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Bisher hätten 26 der 33 Schulträger Geld aus dem fünf Millionen Euro schweren Landesprogramm abgerufen.
Zugleich rief er die Kommunen dazu auf, auch Mittel des Bundes zu nutzen, um Schulen für eine möglicherweise bevorstehende vierte Corona-Welle vorzubereiten. Sein Ministerium habe alle Landkreise und kreisfreien Städte früh über diese Möglichkeiten informiert. «Alle wissen Bescheid und haben auch die Förderrichtlinien bekommen», sagte Hoff.
Er appellierte an die Schulträger, das Thema ernst zu nehmen. Für die Eltern sei das sehr wichtig. «Insofern ist das ein Thema, das bei uns im TMIL (Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft) Chefsache ist», sagte Hoff.
Zuvor hatte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Franziska Baum, größere Investitionen in den Infektionsschutz an Schulen gefordert. «Die bisher ausgereichten Mittel reichen bei weitem nicht, um den Bedarf an Luftfiltern zu decken», erläuterte Baum. Zwar seien die Infektionszahlen derzeit gering, doch sei es für ein «großes Aufatmen» noch zu früh.
«Um den Unterricht unter allen Bedingungen abzusichern, muss die Landesregierung endlich ihre Hausaufgaben machen und in Technik investieren, die für saubere und frische Luft im Klassenzimmer sorgt», ergänzte Baum.
Hoff entgegnete, dass der Bedarf bei den Schulträgern abgefragt worden sei. Nun könnten die Mittel abgerufen werden. Nach Angaben seines Ministeriums waren bis Mitte Juni von den 4,5 Millionen Euro, die für die pandemiebedingte Ausstattung zur Verfügung stehen, 3,6 Millionen Euro abgerufen. Von den insgesamt 5 Millionen Euro sind rund 500 000 Euro für eine wissenschaftliche Begleitung gedacht.
Hoff machte klar, dass es nicht nur um Luftfilter gehe. «Es kann nicht und sollte auch nicht das Ziel sein, dass in jedem Klassenraum Luftfilter eingebaut werden», sagte Hoff. Diese Geräte seien vor allem für Schulhallen, Turnhallen oder andere Schulräume gedacht, in denen nicht gelüftet werden könne. Darüber hinaus gehe es darum, die Luftqualität in den Klassenräumen auch mit anderen Mitteln zu verbessern. «Aber die Kommunen rufen nicht danach, dass man ihnen mehr Geld für Luftfilter gibt, sondern für die unterschiedlichen Bedarfe für die Luftqualitätsverbesserung», sagte Hoff.
Der parlamentarische Geschäftsführer Andreas Bühl (CDU) kritisierte, dass die Kriterien zum Mittelabruf für die Kommunen zu eng gefasst seien. Seiner Ansicht nach sollten die Schulträger Luftfilter nicht nur dann mit dem Geld anschaffen können, wenn keine ausreichende Belüftung des Raumes gewährleistet ist. Es gehe auch darum, zu verhindern, dass die Kinder im Winter krank werden, wenn ständig die Fenster geöffnet werden müssten, sagte Bühl.
Schüler und Eltern sehen Lernrückstände durch Schulschließungen
Monatelang waren wegen Corona Schulen geschlossen. Videokonferenzen und Aufgabenpakete per Mail haben das nach Ansicht von Eltern und Schülern nicht auffangen können: Die Mehrheit ist der Ansicht, dass es jetzt Lernrückstände gibt.
Berlin (dpa) - Die monatelangen Schulschließungen wegen Corona haben Kinder und Jugendliche nach Ansicht der meisten Eltern und Schüler bei der Bildung ausgebremst. Eine große Mehrheit geht davon aus, dass durch die Schließungen Lernrückstände aufgebaut wurden, wie eine repräsentative Befragung von Fünft- bis Zehntklässlern und Eltern im März und April durch das Institut für Demoskopie Allensbach ergab. Die meisten gaben in der von der Deutschen Telekom Stiftung beauftragten Studie zwar an, mit dem sogenannten Homeschooling ganz gut zurechtgekommen zu sein. Wie gut, das hängt aber stark von der Schule und vom persönlichen Umfeld ab.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bedankte sich am Donnerstag in einer Videobotschaft bei Schülerinnen und Schülern für deren Geduld «und dafür, dass Ihr auf manches verzichtet und mitgeholfen habt, dass wir den Kampf gegen Corona gewinnen!»
Corona hat Ungleichheit wahrscheinlich verstärkt
Der ehemalige Bundesinnenminister und heutige Vorsitzende der Telekom-Stiftung, Thomas de Maizière, sagte am Donnerstag bei der Vorstellung der Schülerumfrage in einer Online-Pressekonferenz: «Es gibt einen nicht unerheblichen Teil, die sind stärker abgehängt als zuvor.» Er sprach sich für die Pflicht zur Teilnahme an Nachhilfeangeboten aus. Freiwillige Sommercamps oder ähnliche Angebote würden «exakt die nutzen, die es nicht am nötigsten haben». Diejenigen, die stärkere Rückstände haben, müssten überproportional Angebote bekommen. «Und da wird es möglicherweise nicht anders gehen, als mit Verpflichtungen.»
Fast alle Eltern und Schüler sehen Lernrückstände
Bildungspolitiker gehen davon aus, dass jeder vierte oder fünfte Schüler wegen der Schließungen und Einschränkungen an Schulen große Lernrückstände aufgebaut hat. In der vorliegenden Schülerbefragung waren 27 Prozent der Meinung, dass sie und ihre Mitschüler beim Lernstoff «deutlich» im Rückstand sind, 52 Prozent gehen von «etwas» Rückstand aus. Von den Eltern dieser Altersklasse machen sich 61 Prozent Sorgen wegen der Lernrückstände ihrer Kinder. 49 Prozent sind der Ansicht, ihr Kind ist durch die Schulschließungen beim Lernstoff «etwas» im Rückstand, 32 Prozent sprechen von einem «deutlichen» Rückstand.
Mehrheit kam gut durchs Homeschooling, aber ...
Beim sogenannten Homeschooling ziehen Schüler und Eltern eine gemischte Bilanz: Zwar gaben 58 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, damit gut oder sehr gut zurechtgekommen zu sein, aber ein großer Teil von 38 Prozent kam auch weniger oder gar nicht gut damit zurecht. Das Urteil der Eltern, von denen viele monatelang den Spagat zwischen Arbeit und Ersatzlehrer schaffen mussten, fällt ebenfalls gemischt aus: 53 Prozent sind der Ansicht, die Familie sei mit dem Lernen von zu Hause aus gut oder sogar sehr gut zurechtgekommen, 42 Prozent sehen das nicht so.
Auffällig ist, dass Befragte, die sich selbst als gute Schüler einschätzen, deutlich häufiger angaben, gut durch die Schulschließungszeit gekommen zu sein. Gymnasiasten ziehen eine positivere Bilanz als Haupt-, Real- oder Gesamtschüler. Auch die technische Ausstattung im eigenen Haushalt spielt bei der Bewertung eine Rolle. Die Krise habe die sozialen Unterschiede und den Einfluss der Bedingungen im Elternhaus auf die Entwicklung der Schüler vergrößert, sagte die Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts, Renate Köcher am Donnerstag.
Auch positive Effekte - aber Plädoyer für Schule vor Ort
Der Ausnahmezustand an den Schulen hatte aber auch ein paar positive Begleiteffekte: Eine Mehrheit der Schüler hat sich nach eigener Auffassung im Umgang mit Computern und digitalen Medien verbessert, hat Fortschritte beim Recherchieren von Informationen gemacht und dabei, sich selbst zu organisieren und sich Dinge zu erarbeiten. Das sehen auch die Eltern so.
Trotzdem wünschen sich die meisten, dass die Vermittlung von Schulstoff auch nach Corona weitgehend von den Lehrern in der
Schule übernommen wird, statt sich selbst Wissen zu erarbeiten. Und fast allen Schülerinnen und Schülern (93 Prozent) wäre es am liebsten, wenn der Unterricht «ausschließlich» oder «überwiegend» in der Schule stattfindet. Bei den Eltern ist dieser Wunsch noch ausgeprägter (96 Prozent).
Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Katja Suding forderte am Donnerstag eine «verbindliche Unterrichtsgarantie» für den Schulstart nach den Sommerferien. «Der Präsenzunterricht darf keinen Tag länger in Frage stehen», sagte sie. De Maizière sagte mit Blick auf das kommende Schuljahr, er warne davor, genau anzukündigen, was in einigen Wochen passiere.
Man könne für den Herbst viel daraus lernen, was jetzt in Großbritannien passiere, bei hohen Ansteckungszahlen, hohen Impfungen und gleichzeitig viel Öffnung. «Das ist ein großes gesamtgesellschaftliches Experiment.» Wichtig sei, so viele Menschen wie möglich zu impfen. Umso besser könne man auch die Schulen offenhalten.
Steinmeier sagte in seiner Videobotschaft an die Schülerinnen und Schüler gerichtet, sie hätten sich die Sommerferien mehr als verdient. «Ich wünsche Euch schöne Ferien – und dass Ihr nach den Ferien gemeinsam in ein gut vorbereitetes und möglichst normales neues Schuljahr starten könnt.»
Studie: Mobile Luftfilter nur in wenigen Klassenräumen sinnvoll
Stuttgart (dpa) - Die Wirkung mobiler Luftfilter in Klassenräumen zum Schutz gegen das Coronavirus ist nach einer Studie der Universität Stuttgart begrenzt. Die Experten sprechen sich in ihrer Analyse im Auftrag der Stadt Stuttgart dagegen aus, solche Geräte für alle Schulen anzuschaffen. In der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es: «Basierend auf den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt ist der flächendeckende Einsatz von Luftreinigungsgeräten nicht indiziert (angezeigt).» In einzelnen Klassenräumen, die zu kleine oder zu wenige Fenster haben, sollte aber der Einsatz mobiler Geräte oder der Einbau stationärer Filter geplant werden.
Die Experten des Instituts für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung hatten für die Studie ein halbes Jahr lang an zehn Stuttgarter Schulen die Wirkung der Filter gemessen. Sie warnen nun, die Geräte seien kein Ersatz für das Stoßlüften in Pausen. «Beim Einsatz von Luftreinigungsgeräten sollte generell beachtet werden, dass diese keine Alternative zu einem Außenluftwechsel darstellen, sondern lediglich als Unterstützung zur Partikel- und potenziellen Virenreduktion im Raum eingesetzt werden sollten.» Zusammenfassend stellen die Fachleute fest, der Einsatz von Luftreinigungsgeräten könne nicht die anderen Schutzmaßnahmen wie das Maske tragen oder Testen zur Eindämmung der Infektionsausbreitung ersetzen.
06.07.2021
Modellversuch zu Luftfiltern in Kitas
Berlin (dpa/bb) - Ein Modellversuch soll mehr Klarheit über Vor- und Nachteile von Luftfiltern in Berliner Kitas in der Corona-Pandemie bringen. Der für die Bezirke Treptow-Köpenick und Neukölln zuständige Kita-Eigenbetrieb werde die Geräte nun in zwei Einrichtungen ausgiebig testen, teilten die zuständigen Bezirksstadträte am Dienstag mit.
Der Einsatz solcher Geräte in Kitas und Schulen ist umstritten: Etliche Eltern oder etwa auch die CDU fordern schon länger eine flächendeckende Anschaffung. Der Senat setzt auf Luftfilter bisher eher als ergänzendes Instrument dort, wo das Öffnen der Fenster schwierig ist, insbesondere in der kalten Jahreszeit.
«Ich begrüße die Initiative von Eltern, sich für den Einsatz von Luftfiltern stark zu machen. Mit dem geplanten Modellprojekt unterstützen wir sie dabei», erklärte der Neuköllner Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit, Falko Liecke. «Was wir nicht wollen, ist einfach nur möglichst billige Geräte irgendwo hinzustellen, ohne zu wissen, was sie bringen.» Daher solle die Zeit, bis es wieder kälter wird, nun für das Modellprojekt genutzt werden.
Gernot Klemm, Bezirksstadtrat für Soziales und Jugend in Treptow-Köpenick, gab zu bedenken: «Luftfilter in Kitas stellen möglicherweise eine Gefahr dar - insbesondere für sehr kleine Kinder.» Sie seien sowohl in Anschaffung als auch im Unterhalt sehr kostspielig, geichzeitig sei ihr genauer Nutzen bislang unklar.
Kitas seien bislang keine Treiber der Pandemie gewesen, fügte Klemm hinzu und verwies auf die Teststrategie und fortschreitenden Impfungen der Beschäftigten. Gleichzeitig betonte er: «Wenn sich ein relevanter Vorteil für unsere Beschäftigten oder unsere betreuten Kinder durch Luftfilter nachweisen lässt, werden wir die weitere Anschaffung dort unterstützen, wo Eltern und Kitapersonal das wünschen.»
Corona-Tests an Schulen auch im Herbst - Pool-Tests für Grundschulen
München (dpa/lby) - Schülerinnen und Schüler in Bayern müssen sich auch nach den Sommerferien noch längere Zeit auf regelmäßige und verpflichtende Corona-Tests an den Schulen einstellen. Das kündigte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München an. An weiterführenden Schulen soll es bei Selbsttests bleiben. An den Grund- und Förderschulen dagegen wird die Teststrategie umgestellt: Dort sollen vom neuen Schuljahr an so genannte PCR-Pool-Tests die Regel sein.
Dabei handelt es sich beispielsweise um Lolly- oder Lutsch-Tests, die für Kinder leichter sein sollen. Alle Proben einer Klasse werden gesammelt per PCR-Test untersucht - also mit dem genaueren und empfindlicheren Testverfahren. Sollte die Probe positiv sein, müssen die Kinder einzeln getestet werden. Besonders bei geringem Infektionsgeschehen sei dies eine effiziente und kostenschonende Möglichkeit für Reihentestungen, so die Staatskanzlei. Man werde nun «zeitnah» Labor- und Logistikkapazitäten schaffen, Schulen informieren und bei Bedarf auch Schulungen anbieten.
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) zufolge sollen auch die PCR-Pool-Tests zweimal pro Woche gemacht werden. Sollten die Sieben-Tage-Inzidenzen wieder über 100 steigen, könne es einen zusätzlichen Schnelltest zu Beginn der Woche geben.
Schüler können Betriebspraktika in Ferien nachholen
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen können Schüler Praktika zur Berufsorientierung, die wegen der Corona-Pandemie ausgefallen sind, bis Frühjahr 2022 in den Ferien nachholen. Solche Praktika könnten einmalig während der Schulferien - mit Beginn der Sommerferien 2021 bis Ende der Osterferien 2022 - absolviert werden, teilte das NRW-Schulministerium der «Rheinischen Post» mit. Voraussetzung sei die Zustimmung von Eltern und Schülern im Rahmen der Jahrgangsstufenpflegschaft. «Nur so können unzumutbare organisatorische Aufwände und Komplikationen vermieden werden.»
Außerdem müssten die Schüler im Unterricht vorbereitet worden sein. Die Landeselternschaft der Gymnasien begrüßte die Flexiblisierung, auch wenn aufgrund der Kurzfristigkeit zumindest in den Sommerferien kaum Betriebspraktika mehr möglich seien. Zur Vorbereitung auf die Arbeitswelt ist für Schüler und Schülerinnen ein zwei bis dreiwöchtiges Betriebspraktikum vorgeschrieben - meist in Klasse 9 oder 10. An vielen Betrieben war das im Corona-Frühjahr jedoch nicht möglich.
05.07.2021
Landesregierung plant Zuschüsse für Luftfilter in Schulen
Mannheim (dpa/lsw) - In der Debatte um mobile Lüftungsanlagen in den Schulen zum Schutz vor Corona-Infektionen will das Land Baden-Württemberg den Kommunen jetzt ein Landes-Förderprogramm von 60 Millionen Euro vorschlagen. «Damit werden wir die Kommunen bei der Anschaffung mobiler Anlagen und CO2-Ampeln hälftig unterstützen», sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann dem «Mannheimer Morgen» (Dienstag). Luftfilter ersetzten aber nicht das Lüften, sagte der Grünen-Politiker. Sie seien ein Baustein, der das regelmäßige Testen sowie das Maskentragen, die eingeübten Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie gezieltes Impfen ergänze. «Im Herbst müssen wir an den Schulen mehrgleisig fahren», sagte Kretschmann. «Uns muss aber bewusst sein: Keine Schutzmaßnahme bietet uns eine Garantie.»
Dem Vernehmen nach sollen die Mittel vorrangig in Räumen, die nicht belüftbar sind, und in den Klassenstufen 1 bis 6 eingesetzt werden, da diese Schüler bislang noch keinerlei Impfangebot haben, schreibt das Blatt.
Kretschmann und auch Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatten sich bislang skeptisch über die Wirkung der mobilen Filteranlagen geäußert, die etwa 3000 bis 4000 Euro kosten sollen. Vertreter von SPD, FDP und Lehrerverbänden hatten seit längerem die Anschaffung von mobilen Raumluftfiltern gefordert.
Stiko-Chef zweifelt an Sinnhaftigkeit von Schüler-Massentests
Ravensburg (dpa)Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, zweifelt an der Sinnhaftigkeit von Massentests für Schüler. «Ich frage mich, wie wichtig es tatsächlich ist, jedes symptomlos infizierte Kind durch Testung zu entdecken», sagte Mertens der «Schwäbischen Zeitung» (Montagausgabe) in Ravensburg. «Würde es möglicherweise reichen, jedes Kind mit Symptomen frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren? Das mag zwar ketzerisch klingen, aber man sollte darüber nachdenken.» Mertens betonte, alle Maßnahmen zum Infektionsschutz an Schulen sollten «auch hinsichtlich ihrer spezifischen Wirksamkeit» überprüft werden. Diese solle man «möglichst sinnvoll» einsetzen.
04.07.2021
Laschet: NRW will Schwimmunterricht an den Schulen verstärken
Köln (dpa/lnw) NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will den Schwimmunterricht an den Schulen verstärken, um den in der Corona-Zeit entstandenen Stau in der Schwimm-Ausbildung aufzulösen. «Viele Kinder und Jugendliche haben wegen der Pandemie eine wichtige Zeit in ihrem Leben verloren. Ihnen zu helfen das auszugleichen wird jetzt zu einem Schwerpunkt unserer Politik», sagte Laschet dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Montag). «Die Defizite beim Schwimmen wollen wir auch durch mehr Schwimmunterricht an den Schulen aufholen.» Gleichzeitig solle auch das ehrenamtliche Engagement von Schwimmlehrern in Vereinen mehr unterstützt werden.
Helfen Filter gegen Delta in Schulen? Kretschmann muss entscheiden
Wer will riskieren, dass nach den Sommerferien die Schulen wieder schließen müssen? Grün-Schwarz schiebt das Thema Luftfilter in den Klassen schon ziemlich lange vor sich her. Was macht Kretschmann?
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will Anfang dieser Woche über die Ausrüstung von Schulen und Kitas mit Luftreinigern entscheiden. Wie die dpa am Wochenende aus Regierungskreisen in Stuttgart erfuhr, hat Kretschmann die beteiligten Ministerien schon in der Kabinettssitzung am vergangenen Dienstag dringend aufgefordert, endlich eine Kosten-Nutzen-Rechnung für mobile Raumluftfilter vorzulegen. Es könne nicht sein, dass man nach eineinhalb Jahren Corona-Krise noch nicht genau wisse, ob die Filteranlagen das Infektionsrisiko deutlich senken oder nicht.
Es geht um viel Geld. Die mobilen Geräte kosten zwischen 3000 und 4000 Euro. Im Südwesten gibt es mehr als 67 000 Klassenzimmer. Würde man alle ausrüsten, käme man auf Kosten von rund 270 Millionen Euro. An diesem Montagabend kommen Landesregierung und Kommunen zur Gemeinsamen Finanzkommission zusammen. Dabei soll es dem Vernehmen nach neben Corona-Hilfen für gebeutelte Städte und Gemeinden auch um die Luftfilter gehen. Die Kommunen sind für die meisten Schulen als Träger zuständig. Hinzu kämen noch die etwa 9300 Kitas im Land.
Mittlerweile haben Kultus- und Sozialministerium ihre Einschätzung abgeliefert. Nach dpa-Informationen heißt es in dem Papier, dass die Filter ein Baustein für mehr Sicherheit in Klassenzimmern und Kita-Räumen sind. Das entspricht in etwa der Empfehlung des Umweltbundesamts, das erklärt hatte, dass mobile Luftfilter nur eine Ergänzung zum aktiven Lüften sein könnten.
Die Ministerien bringen dem Vernehmen nach die Möglichkeit ins Spiel, vor allem die unteren Klassen mit Raumfiltern auszurüsten, weil für Kinder unter 12 Jahren noch keine Impfungen zugelassen sind. Die Ständige Impfkommission hat bisher aber auch keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen.
Der politische Druck auf die Koalition wächst, weil die gefährliche Delta-Variante des Coronavirus wieder dazu führen könnte, dass Schulen und Kitas im Herbst geschlossen werden müssen. Einige Länder wie Berlin oder Hessen sind schon weiter als Baden-Württemberg. Bayern hat das Ziel ausgerufen, dass es bis zum Herbst in allen Klassenzimmern einen Luftreiniger geben soll. Der Freistaat will den Kommunen dafür 50 Prozent der Anschaffungskosten erstatten, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vergangene Woche ankündigte. Politische Brisanz erhält das Thema aber auch dadurch, dass zwei Wochen nach Ende der Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg Bundestagswahl ist.
Kretschmann und Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatten sich zuletzt äußerst skeptisch über die Wirkung der mobilen Filtergeräte geäußert. Allerdings hatte die grüne Landtagsfraktion schon Schoppers Vorgängerin Susanne Eisenmann (CDU) dazu gedrängt, die Anschaffung der Filter voranzutreiben. Damals hatte das Land den Schulen über die Schulträger schon ein Budget von 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt habe, das auch für die Beschaffung mobiler Luftreiniger eingesetzt werden könne. Jedoch konnten mit dem Geld auch digitale Geräte beschafft werden.
SPD-Fraktionschef Andreas Stoch wundert sich über Kretschmann: «Der Ministerpräsident zögert noch immer bei einer flächendeckenden Lüfter-Ausstattung der Klassenzimmer, hat aber sein Staatsministerium damit großzügig ausstatten lassen.» Das Land dürfe sich angesichts der Delta-Variante nicht erneut sehenden Auges in Schulschließungen hineinmanövrieren. «Es braucht Luftfilter in allen Klassenzimmern des Landes.»
Auch die Lehrerverbände und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dringen seit langem auf die Anschaffung der mobilen Filteranlagen. GEW-Landeschefin Monika Stein forderte das Land auf, die Kommunen finanziell zu unterstützen, sonst drohe ein Flickenteppich, da manche Städte und Gemeinden das wegen der Corona-Krise nicht allein stemmen könnten. Für Verdi im Südwesten warnte Sprecher Andreas Henke: «Wir laufen völlig naiv auf den Herbst zu.» Bei schlechtem Wetter müssten die Kinder wieder in ihre Gruppenräume. «Wir brauchen das Maximum an Schutz, da gehören Luftfilter dazu.»
03.07.2021
Jugendherbergen warten dringend auf Signale der Bildungsministerien
Die Jugendherbergen sind von der Corona-Pandemie hat getroffen worden. Die Basis des Geschäfts, die Schulfahrten, sind vollständig weggebrochen.
Rostock (dpa/mv) - Nach dem rund eineinhalbjährigen coronabedingten Verbot von Schulfahrten warten die Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern dringend auf Signale aus den Bildungsministerien der Länder. Der Vorstand des Landesverbands MV des Deutschen Jugendherbergswerks, Kai-Michael Stybel, verwies auf Länder wie Berlin, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt, die wieder grünes Licht für Schulfahrten gegeben haben. Dort könnten die Schulen, Lehrer und auch Eltern verbindlich für das kommende Schuljahr planen.
Es wäre schön, wenn es diese Klarheit auch in Mecklenburg-Vorpommern geben würde. Wenn der Schulfahrtenmarkt nicht berechenbar reaktiviert werde, sei die Zukunft der Jugendherbergen ungewiss, sagte Stybel. Denn Schulfahrten seien das wichtigste Segment, das Brotgeschäft der Herbergen. Allerdings bräuchten alle Beteiligten in den Schulen und Herbergen die Gelegenheit für eine langfristige verbindliche Planung.
Seit Mitte Juni seien sieben der 14 Jugendherbergen im Land geöffnet, sagte Stybel. Dass einige Häuser noch geschlossen haben, liege auch an den bislang schwierigen Bedingungen im Lockout für das Personal. Wie im übrigen Gastgewerbe seien 15 bis 20 Prozent der Beschäftigten in andere Arbeitsbereiche oder Länder abgewandert. «Das Gastgewerbe musste am längsten auf Öffnungsperspektiven warten.»
Bildungsexperten seien sich einig, dass Schüler sehr positiv auf außerschulische Maßnahmen wie Ausflüge oder Klassenfahrten reagieren. Nach den Monaten mit Homeschooling seien von der Wiederherstellung der Lerngemeinschaften viel zu erwarten, sagte Stybel. Dies wünschten sich auch die Lehrer, um mit den Schülern eine gemeinsame Basis für den Schulunterricht herzustellen.
Hunderte Kinder und Jugendliche engagieren sich als Naturwächter
Das Programm «Junge Naturwächter» bringt Kindern und Jugendlichen in Sachsen den Schutz der Natur nahe. Doch können Wildblumen und Kröten in der Gunst der jungen Generation mit Handy und Spielkonsole konkurrieren?
Dresden/Chemnitz (dpa/sn) - Wiesenblumen bestimmen, Fledermäuse beim Jagen beobachten, Spuren von Wildtieren im Wald lesen: Hunderte Kinder und Jugendliche engagieren sich als Junge Naturwächter in Sachsen. Und der Lockdown während der Corona-Pandemie hat nach Einschätzung von Experten den Trend zu Freizeitbeschäftigungen in der Natur verstärkt. Derzeit gibt es 50 solche Naturwächter-Gruppen in Sachsen mit etwa 750 jungen Aktiven, wie die Landesstiftung Natur und Umwelt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur informierte. An diesem Samstag laden sie zu einem sachsenweiten Aktionstag mit Schnupperangeboten an zahlreichen Orten.
Laut einer Studie des Bundes wächst das Interesse von Jugendlichen an der Natur. Bei einer repräsentativen Befragung von 14- bis 17-Jährigen gab mehr als die Hälfte an, die Natur sei ihnen während der Corona-Krise wichtiger geworden. Ebenso viele erklärten, sie hielten sich nun häufiger draußen in der Natur auf. Und viele wollen Tiere und Pflanzen besser kennenlernen: Rund 60 Prozent der Jugendlichen würden gern Tier- und Pflanzenarten namentlich kennen.
Das Programm der Jungen Naturwächter (JuNa) für Menschen im Alter von 7 bis 18 Jahren gibt es offiziell seit 2017 im Freistaat. Ziel sei, Nachwuchs für den Naturschutz zu gewinnen, erklärte Andrea Gößl von der Landesstiftung. Dazu wurde ein Programm mit Basiskursen und Praxisbausteinen entwickelt. «Die meisten JuNas suchen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung draußen in der Natur, bei der sie mit ihren Händen etwas Gutes für die Natur und Umwelt tun können.» Das sei auch ein Ausgleich zum stundenlangen Sitzen und Zuhören in der Schule.
In der Ausbildung der jungen Naturschützer-Generation spielen laut Gößl auch moderne Medien eine Rolle, etwa Apps zum Bestimmen von Pflanzen und Tieren. Solche Apps seien wertvolle Hilfsmittel, auch um Beobachtungen zu dokumentieren. Allerdings lernten die Jugendlichen, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen - etwa mit Hilfe analoger Bestimmungsmittel, betonte sie. Zudem gehe es um gemeinsame Aktionen wie Teiche entschlämmen, Amphibienzäune und Insektenhotels bauen oder das Bestimmen von Vögeln.
Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) lobte den Einsatz der Jungen Naturwächter. Sie leisteten eine wichtige Arbeit für den Erhalt von Artenvielfalt und Lebensräumen. Die Natur kennen und verstehen zu lernen und sich darüber auszutauschen, gehöre zu den reizvollsten und interessantesten Dingen, die Kinder und Jugendliche tun könnten, erklärte Günther.
02.07.2021
An Brandenburger Schulen 1,17 Millionen Schnelltests in sechs Wochen
Potsdam (dpa/bb) - Am Brandenburger Schulen sind im Frühjahr innerhalb von sechs Wochen rund 1,17 Millionen Corona-Schnelltestergebnisse von Kindern und Jugendlichen erfasst worden. Bei 99,95 seien negative Ergebnisse festgestellt worden, teilte das Brandenburger Bildungsministerium auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion im Potsdamer Landtag mit. Es habe 293 (0,02 Prozent) positive Testergebnisse gegeben, die auch durch PCR-Tests bestätigt wurden.
Von Lehrkräften wurden in den sechs Wochen (19. April bis 28. Mai) etwa 137 300 Schnelltestergebnisse gemeldet. Davon seien 55 (0,04 Prozent) durch Nachtestung bestätigt positiv gewesen, hieß es.
Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Dennis Hohloch, kritisierte weitere Schulschließungen und eine Weiterführung der Test- sowie der Maskenpflicht als unverhältnismäßig.
Drei Länder machen gemeinsame Sache bei der Schul-Cloud
Potsdam (dpa) - Niedersachsen, Thüringen und Brandenburg wollen das digitale Lernen ausbauen und gemeinsam die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) weiterentwickeln. Die drei Länder unterzeichneten am Freitag in Potsdam ein entsprechendes Abkommen. Mit dem System können Schülerinnen und Schüler in digitalen Räumen gemeinsam lernen - mit Lernmaterial, Chats und Konferenzen. Bundesweit greifen nach Angaben des HPI rund 4000 Schulen und knapp 1,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf das System zurück.
«Umso mehr freuen wir uns, dass sich die Bundesländer Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen, die bereits landesspezifische Varianten der HPI Schul-Cloud anbieten, darauf verständigt haben, das Forschungsprojekt zu übernehmen und für die schulische und berufliche Bildung weiterzuentwickeln», sagte HPI-Direktor Christoph Meinel in einer gemeinsamen Mitteilung mit den drei Ländern, die die Cloud in den Regelbetrieb übernehmen.
Brandenburgs Bildungsstaatssekretärin Ines Jesse sprach von einem «Leuchtturmprojekt der Digitalisierung» in der Bildung. «Mit der Schul-Cloud Brandenburg haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht - insbesondere bei der pandemiebedingten Ausweitung des Pilotbetriebes für alle Brandenburger Schulen.»
Thüringens Bildungsstaatssekretärin Julia Heesen sagte, mittlerweile arbeiteten fast 900 Schulen in Thüringen stabil mit der Schul-Cloud. Die schnelle Entwicklung der Cloud sei aktive Pandemiebekämpfung gewesen.
Niedersachsens Kultusstaatssekretärin Gaby Willamowius sagte, rund 1600 Schulen seien in der Niedersächsischen Bildungscloud registriert, sie habe sich auch in Hochzeiten mit vielen Zugriffen als stabil erwiesen und sei datenschutzkonform.
Das Bundesbildungsministerium hatte im März 2020 als Reaktion auf die Corona-Pandemie entschieden, die HPI Schul-Cloud deutschlandweit für alle Schulen zu öffnen, die keine vergleichbare Lösung des Landes oder Schulträgers nutzen konnten. Das quelloffene und freie System war in der Branche nicht unumstritten, es steht vor allem im Wettbewerb mit Lösungen, die auf der Open-Source-Plattform Moodle aufsetzen.
Druck steigt wegen Delta: SPD fordert Filter in allen Klassenzimmern
Stuttgart (dpa/lsw) - Angesichts der Gefahr durch die Delta-Variante des Coronavirus steigt der Druck auf Grün-Schwarz die Schulen im Südwesten bis zum Herbst mit Luftfiltern auszurüsten. «Es muss jetzt jede Maßnahme ergriffen werden, um das Infektionsrisiko für unsere Kinder im Herbst zu senken», sagte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch am Freitag in Stuttgart. Viele Schülerinnen und Schüler würden dann noch nicht geimpft sein. «Deshalb braucht es Luftfilter in allen Klassenzimmern des Landes», forderte Ex-Kultusminister Stoch. Die Regierung dürfe sich «nicht erneut sehenden Auges in Schulschließungen hineinmanövrieren». Auch die Lehrerverbände haben sich immer wieder für die Anschaffung von mobilen Raumluftfiltern ausgesprochen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann und auch Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne) hatten sich zuletzt beide skeptisch über die Wirkung der mobilen Filteranlagen geäußert, die etwa 3000 bis 4000 Euro kosten sollen. So hatte das Umweltbundesamt erklärt, dass mobile Luftfilter nur eine Ergänzung zum aktiven Lüften sein könnten. Doch nun ist der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mal wieder vorgeprescht und hat das Ziel ausgerufen, dass es bis zum Herbst in allen bayerischen Klassenzimmern einen Luftreiniger geben soll. Der Freistaat will den Kommunen dafür 50 Prozent der Anschaffungskosten erstatten. Auch die Grünen-Bundestagsfraktion fordert schon länger die Ausrüstung der Klassenzimmer mit Luftfiltern, um die Schulen offen halten zu können.
In Baden-Württemberg kommen Landesregierung und Kommunen an diesem Montagabend zur Gemeinsamen Finanzkommission zusammen. Dabei soll es dem Vernehmen nach neben Corona-Hilfen für gebeutelte Städte und Gemeinden auch um die Luftfilter gehen. Im Südwesten gibt es mehr als 67 000 Klassenzimmer.
Langfristig sprechen sich die Fachleute des Umweltbundesamtes dafür aus, Schulen mit Wärmetauschanlagen auszustatten. Bei solchen Lüftungsanlagen wird Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch die nach außen strömende Abluft erwärmt. Das sei die nachhaltigste Lösung für den Abtransport von Viren, verbrauchter Luft und Feuchte. In Neubauten ist das mit einer zentralen Lüftungsanlage am einfachsten umzusetzen, in bestehenden Schulgebäuden wären aufwendige Umbauten nötig.
Trotz niedriger Inzidenzen: Corona-Leitlinie für Schulen gilt weiter
Berlin (dpa) - Mehrere Fachgesellschaften haben klargestellt, dass ihre gemeinsamen Empfehlungen zum Infektionsschutz an Schulen auch nach den Sommerferien gültig bleiben. «Ziel der Leitlinie ist es, einen sicheren Schulbetrieb während der Pandemie zu ermöglichen und Schulen möglichst offen zu halten», teilten die beteiligten Gesellschaften am Freitag mit, darunter die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
Die Maßnahmen seien mit Blick auf den Herbst und den Anstieg von leichter übertragbaren Varianten wie Delta auch bei niedrigen Infektionszahlen relevant. Abhängig vom Infektionsgeschehen empfiehlt die Leitlinie etwa das Tragen von Masken, einen regelmäßigen Luftaustausch in Klassenräumen und Wechselunterricht. Wie dies konkret ausgestalte werde, müsse an regionalen beziehungsweise lokalen Bedingungen ausgerichtet werden, heißt es. Für den Herbst soll es ergänzende Empfehlungen zu Teststrategien geben.
Die gemeinsame Leitlinie, die im Februar veröffentlicht wurde, sollte am Freitag auch bei einem Treffen des Regionalbüros Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgestellt werden.
Kultusminister-Präsidentin: Schulschließungen nur als letzte Maßnahme
Berlin (dpa) - Im Falle einer vierten Corona-Welle im Herbst sollen Schulen nach Ansicht der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst, nur im äußersten Notfall erneut schließen. «Was ich ablehne ist, dass bei steigenden Zahlen im Herbst zuerst über Einschränkungen in Schulen diskutiert wird», sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). «Wenn das Infektionsgeschehen solche Probleme macht, dass Lockerungen zurückgenommen werden, sollte über die Schließung von Schulen als letztes nachgedacht werden.»
Die langen Schließungen in der Vergangenheit hätten Folgen für Kinder und Jugendliche gehabt, nicht nur im fachlichen, sondern auch im psychosozialen Bereich, sagte Brandenburgs Bildungsministerin. Jede neue Einschränkung, werfe im Aufholprozess zurück.
Ernst zeigte sich optimistisch, dass Schulen nach den Sommerferien in vollem Präsenzunterricht starten können. Die Rahmenbedingungen hätten sich im Vergleich zum letzten Schuljahr geändert. Alle Lehrkräfte hätten sich zweimal impfen lassen können, zudem gebe es die Möglichkeit von Tests. «Expertinnen und Experten sagen uns, mit diesen Rahmenbedingungen könnten die Schulen auch bei der Delta-Variante offen gehalten werden.»
Derweil forderte FDP-Chef Christian Lindner die KMK auf, außer der Reihe noch vor den Sommerferien zu tagen. «Ein neuerlicher Lockdown und Schließungen von Schulen bei einer möglichen vierten Welle müssen ausgeschlossen werden», sagte Lindner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die KMK und die Bundesregierung sollten «noch im Juli zusammenkommen, um eine Strategie zu beraten». Der nächste Termin im Oktober sei «viel zu spät». Im Zentrum der Beratungen müssten «die Ausdehnung der Lolli-Tests, Hygienekonzepte, Luftreiniger und Impfangebote stehen». Bereits über den Sommer könne man die Logistik dafür vorbereiten.
01.07.2021
Noch kein Normalbetrieb an Schulen nach dem Sommer
Mit Nordrhein-Westfalen startet am Wochenende das nächste und bevölkerungsreichste Bundesland in die Ferien. Das neue Schuljahr scheint noch weit weg, doch der erste Schultag kommt schneller, als manchem lieb ist. In den Ländern gibt es noch große Unsicherheiten, wie es dann in Sachen Corona weitergeht.
Berlin (dpa) - Nach zwei von Corona geprägten Schuljahren können Eltern, Schüler und Lehrkräfte auch im kommenden Schuljahr nicht mit einem Normalbetrieb an den Schulen wie vor der Pandemie rechnen. Zumindest am Anfang wird es weiter Einschränkungen geben, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Kultusministerien der 16 Bundesländer ergab. Zusagen, dass die Schulen dieses Mal dauerhaft geöffnet bleiben, kommen aus keinem Bundesland. Einen Überblick darüber, wie viele Schulen in die vieldiskutierten Raumluftfilter investieren oder investiert haben, gibt es nicht.
SCHULSCHLIESSUNGEN NICHT AUSGESCHLOSSEN
Nach den Schulschließungen in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 waren sich Bundes- und Landespolitiker einig, dass es nicht noch einmal zu Schließungen kommen sollte. Es kam dann doch anders. Die zweiten Schulschließungen dauerten sogar noch länger. Die Frage, ob im neuen Schuljahr mit durchgehendem Präsenzunterricht zu rechnen ist, beantworten die meisten Kultusministerien nur sehr vorsichtig: Alle planen zunächst mit weitgehendem Normalbetrieb und auch mit Schulaktivitäten, Ausflügen und Klassenfahrten.
Festlegen für den Rest des Schuljahres will sich aber niemand: Präsenzunterricht soll es «zu Beginn des Schuljahres auf jeden Fall» geben (Hessen). Die weitere Entwicklung sei «nicht absehbar» (Bremen). Es gibt Normalbetrieb, «solange die Infektionsentwicklung das zulässt» (Berlin). Die Bildungsministerin hoffe, dass sich «die Infektionslage im neuen Schuljahr so entwickelt, dass Präsenzbetrieb beibehalten werden kann» (Rheinland-Pfalz).
Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) plädiert für einen neuen Ansatz: Sofern das Virus seine Eigenschaften «nicht grundlegend» verändere und der Impfschutz für die Risikogruppen erhalten bleibe, vermittele «der reine Blick auf die Infektionszahlen dann kein vernünftiges Lagebild» mehr, sagte sie der dpa in Saarbrücken. In Sachsen wird das ähnlich gesehen. Der Freistaat hatte schon vor der Bundes-Notbremse angekündigt, Schulen nicht mehr in Abhängigkeit von der Inzidenz zu schließen.
Der CDU-Politiker und frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz sagte am Donnerstag in der «Rheinischen Post»: «Ganz gleich, ob die vierte, fünfte, sechste oder siebte Welle kommt: Lasst die Schulen auf!». Die Politik habe auch die Aufgabe, hin und wieder einmal etwas Zuversicht zu vermitteln. Es gebe keine Veranlassung für Panik. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Katja Suding forderte von Bund und Ländern eine Garantie für Präsenzunterricht nach den Sommerferien. Sie müssten dafür sorgen, dass die unterrichtsfreie Zeit genutzt werde, um die Schule pandemiefest zu machen. «Der Normalbetrieb darf nicht länger in Frage stehen.»
MASKEN UND TESTS
Die Maske dürfte in vielen Ländern nach den Sommerferien weiter zum Schulbild gehören - zum Teil auch im Klassenzimmer. Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen planen mit einer Maskenpflicht oder denken darüber nach. Zumindest in den ersten beiden Wochen des Schuljahres soll es sie als Sicherheitsmaßnahme wegen möglicher Ansteckungsgefahren durch Reiserückkehrer geben.
Andere Länder wollen Entscheidungen zu Masken in der Schule erst treffen, wenn das neue Schuljahr näher rückt und die Lage klarer ist (Bayern, Saarland, Hessen, Sachsen-Anhalt).
An den zwei Tests pro Woche wollen viele Bundesländer festhalten. Brandenburg plant in der ersten Schulwoche sogar drei Tests wegen der Urlaubsrückkehrer. Hamburg bleibt außerdem bei der sogenannten Kohortentrennung - also der Trennung von Gruppen, die sich in der Schule möglichst nicht begegnen sollen.
KEIN KLARES BILD BEI LUFTFILTERN
Für manche sind Luftfilter die Lösung für einen coronasicheren Schulbetrieb, andere bezweifeln ihre Wirksamkeit. Einen Überblick, wie es in den Schulen damit aussieht, haben die Bundesländer nicht. Verwiesen wird darauf, dass für solche Anschaffungen und Baumaßnahmen die Schulträger, also meistens die Kommunen, selbst zuständig sind und entsprechend selbst investieren oder nicht. Oft liegen deshalb keine Zahlen vor.
Es gibt aber neben Eigeninvestitionen durch die Kommunen auch ein Förderprogramm des Bundes und Förderprogramme in den Ländern, die von den Trägern angezapft werden können. Über ein solches Landesprogramm wurden in Bayern Anträge für Filteranlagen für 14 000 Räume in Schulen gestellt und rund 37 Millionen Euro Fördergelder ausgegeben. In Nordrhein-Westfalen wurden aus einem 50-Millionen-Euro-Programm bisher Fördergelder in Höhe von knapp 20 Millionen Euro beantragt.
Berlin hat nach eigenen Angaben die Anschaffung von rund 8000 mobilen Luftfiltern mit 14,6 Millionen Euro gefördert. In Hessen gibt es einen Fördertopf mit 75 Millionen, in Mecklenburg-Vorpommern können Gelder aus einem 100-Millionen-Euro-Schulsanierungsprogramm auch für Luftfilter beantragt werden. In Thüringen haben Schulträger bis jetzt gut 3,6 Millionen Euro aus einem entsprechenden Schulsanierungsprogramm abgerufen.
Viele Länder setzen vor allem weiter auf das Lüften über die Fenster und verweisen auf die Empfehlungen des Umweltbundesamtes, wonach zumindest mobile Luftfilter nur eine Ergänzung zum aktiven Lüften sein könnten. «Das ist nicht das Ei des Kolumbus», hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gesagt. Mobile Geräte seien zu laut und große Umbaumaßnahmen auch nicht die Lösung.
Langfristig sprechen sich die Experten des Umweltbundesamtes dafür aus, Schulen mit Wärmetauschanlagen auszustatten. Bei solchen Lüftungsanlagen wird Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch die nach außen strömende Abluft erwärmt. Das sei die nachhaltigste Lösung für den Abtransport von Viren, verbrauchter Luft und Feuchte. In Neubauten ist das mit einer zentralen Lüftungsanlage am einfachsten umzusetzen, in bestehenden Schulgebäuden wären aufwendige Umbauten nötig.
30.06.2021
Wenig Einschränkungen - Sachsen lockert Corona-Regeln zum 1. Juli
Die Maskenpflicht im Freien fällt, in der Disco darf ohne Maske getanzt werden, Konzerte sind erlaubt: Ab Donnerstag ist vieles in Sachsen möglich. Lediglich die Furcht vor der Ausbreitung der Delta-Variante bremst die Hoffnung auf einen unbeschwerten Sommer.
Dresden (dpa/sn) - Im Sommermonat Juli greifen in Sachsen neue Corona-Regeln. Die neue Landesverordnung gilt vom 1. bis zum 28. Juli und sieht umfassende Lockerungen bei niedrigen Infektionszahlen vor. Dafür wurde in die neue Corona-Schutzverordnung ein neuer Schwellenwert aufgenommen - eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 10. Diese Marke wird derzeit in allen Landkreisen und Städten deutlich unterschritten. Lockt damit ein unbeschwerter Sommer? Das sind die neuen Regeln:
SCHWELLENWERTE: Die neue Verordnung - das mittlerweile 34. Regelwerk - legt Schwellenwerte von 10, 35, 50 und 100 fest. Je nachdem gelten dann Lockerungen oder Verschärfungen - und zwar nach der «Fünf-plus-Zwei-Regelung»: Wenn die Schwellenwerte an fünf aufeinanderfolgenden Tagen überschritten werden, gelten ab dem übernächsten Tag die bisher bekannten Verschärfungen. Sachsen musste auch wieder Regeln bei steigenden Infektionszahlen über 100 festlegen, weil die bundesweit einheitliche Notbremse zum 30. Juni ausläuft. Unter der Inzidenz-Marke von 10 entfallen die meisten Beschränkungen. Aber nicht die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner allein zählt - Verschärfungen gelten, wenn 1300 Covid-Patienten auf den Normalstationen liegen oder 420 Menschen auf der Intensivstation.
MASKENPFLICHT: Entfällt bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter zehn Neuinfektionen je 100 000 Einwohner unter freiem Himmel komplett. Bisher musste eine Maske auch unter freiem Himmel getragen werden, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden konnte. Lediglich beim Einkaufen, in Bus und Bahn sowie bei körpernahen Dienstleistungen wie beim Friseur bleibt der Mund-Nasenschutz weiter Pflicht. Im Pflegeheim müssen Beschäftigte und Besucher eine FFP2-Maske tragen, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind.
SCHULEN UND KITAS: Vom 1. Juli an müssen sich Schüler und Lehrer statt wie bisher zweimal pro Woche nur noch einmal testen lassen. Voraussetzung ist auch hier die Sieben-Tage-Inzidenz von unter zehn. Generell sollen Schulen und Kitas künftig nicht mehr so schnell schließen - auch wenn die Zahl der Corona-Infektionen wieder nach oben schnellen sollte. Sie sollen unabhängig von den Inzidenzwerten geöffnet bleiben. Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 100, gehen laut Kultusministerium Grund- und Förderschulen sowie Kitas in den eingeschränkten Regelbetrieb mit festen Gruppen und Klassen. An weiterführenden Schulen wird im Wechselmodell unterrichtet.
KONTAKTE UND KONZERTE: Ab 1. Juli gibt es keine Kontaktbeschränkungen mehr (bei einer Inzidenz unter zehn): Partys mit Freunden, Familienfeiern, Sommerfeste sind dann wieder möglich, ohne auf Hausstände oder die Zahl der geladenen Gäste zu achten. Auch Großveranstaltungen wie Konzerte mit mehr als 1000 Teilnehmern sind erlaubt - aber nur mit Hygienekonzept, Kontakterfassung und aktuellem Negativ-Test. Auch in Musikclubs und Diskotheken darf wieder mit Test, aber ohne Maske getanzt und gefeiert werden.
Ministerium rechnet mit weitgehendem Regelbetrieb im neuen Schuljahr
Saarbrücken (dpa/lrs) - Das saarländische Bildungsministerium geht nach derzeitiger Corona-Lage davon aus, dass es im neuen Schuljahr «weitgehend regulären Präsenzunterricht» geben wird. «Bei aller gebotenen Vorsicht halte ich es nicht für angebracht, Ängste zu schüren - zumal gerade Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zum neuen Schuljahr weitestgehend geimpft sein werden», sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.
Sofern das Virus seine Eigenschaften «nicht grundlegend verändere» und der Impfschutz insbesondere für diese Gruppen erhalten bleibe, vermittele «der reine Blick auf die Infektionszahlen dann kein vernünftiges Lagebild» mehr. «Da müssen wir uns auch andere Kriterien anschauen, die Aufschluss über die Belastung unseres Gesundheitssystems geben», sagte die Ministerin.
Seit Beginn der Pandemie orientierten sich Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen an dem Ziel, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. «Derzeit gehen wir davon aus, dass ein weitgehend regulärer Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr mit diesem Ziel vereinbar ist.» Das Ziel sei «der möglichst weitgehende Regelbetrieb an unseren Schulen», betonte sie.
Welche Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen - wie zum Beispiel ein Mund-Nasen-Schutz - zum Beginn des neuen Schuljahres nötig sein werden, sei von der tatsächlichen Lage zu diesem Zeitpunkt abhängig. «Wir werden darüber rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres informieren.» Noch vor Ferienbeginn werde die Landesregierung mit Experten beraten, welche Vorbereitungen für den Herbst zu treffen seien.
Die Anschaffung von Luftfiltern oder Luftfilteranlagen fördere das Land mit rund vier Millionen Euro. Bis Mitte Mai seien rund 200 Klassenräume mit Geräten ausgestattet worden. Rund 480 000 Euro der Fördersumme wurden von Schulträger abgerufen, wie das Ministerium mitteilte. Der Einsatz solcher Geräte sei im Musterhygieneplan für die Schulen geregelt. Räume, die nicht ausreichend gelüftet werden könnten, dürften für den Unterricht nicht genutzt werden.
Externe Bildungsträger für zusätzliche Förder- und Unterstützungsangebote an Schulen sollten für das nächste Schuljahr gewonnen werden, hieß es. Das Ministerium werde Schulen eine Liste zur Verfügung stellen, aus der sie entsprechend der schulspezifischen Bedürfnisse und des zugewiesenen Budgets auswählen könnten. Über deren Budget würden die Schulen in Kürze informiert.
In den Sommerferien seien vor allem im Rahmen der Ferienbetreuungen der Ganztagsschulen zusätzliche Bildungsangebote in Form von Projekten geplant, die grundsätzlich allen offenstehen sollen. Die Planungen liefen noch. Teilnehmerzahlen für die Zusatzangebote in den Ferien lägen noch nicht vor.
Landtag diskutiert über Unterricht nach den Sommerferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Schulausschuss des Landtags wird an diesem Mittwoch (8.30 Uhr) in einer Sondersitzung über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach den Sommerferien diskutieren.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte angekündigt, dass das kommende Schuljahr so beginnen werde, wie das alte aufgehört hat: mit Präsenzunterricht in vollem Umfang. An Grund- und Förderschulen solle weiterhin zweimal pro Woche mit den sogenannten Lollitests auf das Coronavirus getestet werden, an den weiterführenden Schulen mit Selbsttests.
In den Schulen müssten auch nach den Sommerferien zunächst weiter Masken getragen werden, draußen nicht. Das Tragen der Masken in Innenräumen stehe aber auf dem Prüfstand, hatte die Ministerin angekündigt. Man werde die Inzidenzzahlen beobachten und dann entscheiden, ob die Maskenpflicht abgeschafft wird.
29.06.2021
Abi-Jahrgang muss wegen Verdacht auf Delta-Variante zum Corona-Test
Solingen (dpa/lnw) - Wegen des Verdachts auf Corona-Infektionen mit der Delta-Variante muss ein Abiturjahrgang aus Solingen zum PCR-Test. Das hat das Gesundheitsamt der Stadt laut Mitteilung von Dienstag angeordnet, nachdem zwei Schülerinnen nach einer Abi-Entlassfeier positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Weil keine andere Mutation nachweisbar sei, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um die Delta-Variante handele. Eine Sequenzierung und damit der Beleg, dass die Schülerinnen sich mit der besonders ansteckenden Corona-Virusvariante angesteckt haben, steht allerdings noch aus.
Die beiden Schülerinnen hatten sowohl an der Entlassfeier als auch an einem Gottesdienst teilgenommen. Beide Veranstaltungen fanden im Freien statt und sahen ausreichende Abstände, aber keine Maskenpflicht vor. Wer engeren Kontakt zu den Infizierten hatte, sei in Quarantäne geschickt worden, hieß es.
Weniger Maske, größere Gruppen: NRW lockert Regeln für Ferienangebote
Düsseldorf (dpa) - Nordrhein-Westfalen lockert die Corona-Regeln für Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche. Abgesichert durch Corona-Schnelltests soll im ganzen Land bei Sommerferienaktionen der Jugendverbände und Jugendhilfeträger «weitgehende Normalität» möglich gemacht werden, wie Familien- und Gesundheitsministerium am Dienstag gemeinsam mitteilten.
So dürfen nun bei Kinder- und Jugendreisen auch Gruppen mit mehr als 25 Menschen gemeinsam betreut werden und unterwegs sein. Eine Aufteilung in kleinere feste Gruppen sei nicht mehr erforderlich. Neben einer Sieben-Tage-Inzidenz von höchstens 35 sind dafür zwei Coronatests pro Woche sowie ein gemeinsamer Test am Ende der Reise vorgesehen, um eine Weiterverbreitung möglicher Infektionen nach der Rückkehr zu vermeiden. Möglich seien gemeinsam durchgeführte Tests oder die kostenfreien Bürgertests.
Auch bei Ferienangeboten ohne Übernachtung gibt es Lockerungen: Im Freien dürfen ab sofort 50 und in Innenräumen 30 junge Menschen gemeinsam betreut werden. Hier sei zu Beginn und am Anfang jeder neuen Woche ein Test erforderlich. Bei größeren oder täglich wechselnden Gruppen müsse alle drei Tage getestet werden.
Die Maskenpflicht für Ferienprogramme fällt zudem in vielen Bereichen: Nur noch größere Gruppen von mehr als 20 jungen Menschen und fünf Betreuern müssen in Innenräumen Masken tragen - allerdings nicht beim Essen. Auch die Mindestabstände dürfen unterschritten werden.
Kinder und Jugendliche sollten «möglichst unbeschwerte Ferien genießen können» - auch jene, die nicht verreisen, teilte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit. Dank der aktuell niedrigen Inzidenzzahlen und leicht verfügbaren Tests seien die Lockerungen sehr gut zu verantworten. «Kinder und Jugendliche brauchen soziale Kontakte», betonte auch Familienminister Joachim Stamp (FDP). «Wir möchten ihnen mehr Normalität ermöglichen und gemeinsames Erleben wieder zum Alltag machen», sagte Stamp weiter.
Die Maskenpflicht kehrt an die Schulen zurück
Die Delta-Variante geht um, immer mehr Experten sagen eine vierte Welle voraus. Gleichzeitig machen sich viele Menschen auf den Weg in den Urlaub im Ausland. Die Landesregierung warnt bereits jetzt vor einem ungemütlichen Herbst - und einer Rückkehr in den Lockdown.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Schülerinnen und Schüler müssen nach den Sommerferien vorübergehend wieder Masken im Unterricht tragen. Für die ersten zwei Wochen nach den Ferien wird die Maskenpflicht inzidenzunabhängig wieder eingeführt, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart sagte. Damit wolle die Regierung auf die Gefahr einer Einschleppung von Infektionen durch Reiserückkehrer reagieren. Man müsse mit einer erhöhten Reisetätigkeit rechnen, sagte er.
In Baden-Württemberg können Schülerinnen und Schüler erst seit vergangener Woche auf eine Maske verzichten, sofern die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region niedrig ist und es zwei Wochen an der jeweiligen Schule keinen neuen Corona-Fall gab. «Wir können nicht ausschließen, dass im Laufe des kommenden Schuljahres wieder mehr Schutzmaßnahmen notwendig sein werden, wenn die Inzidenzen steigen sollten oder Virusmutanten das Infektionsgeschehen verändern», sagte Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne).
Angesichts der besonders ansteckenden Delta-Variante und der Massenveranstaltungen rund um die Fußball-Europameisterschaft kann sich Kretschmann auch einen weiteren Lockdown durchaus vorstellen. «Das würde ich in keiner Weise ausschließen. Wenn die Welle dann kommt und wir in die Exponentialität kommen, haben wir ja keine anderen Möglichkeiten», sagte er.
Er mache sich große Sorgen, dass sich die Delta-Variante weiter unaufhaltsam ausbreite. Mit Blick auf die feiernden Fußball-Fans in den Stadien sei das seiner Ansicht nach möglich. «Wenn ich diese Bilder sehe, ist mir da ganz mulmig», sagte Kretschmann.
Die entscheidende Frage sei, «ob wir dagegen animpfen können», sagte der Grünen-Politiker weiter. Einige Wissenschaftler hätten die vierte Welle vorausgesagt, «und sie hatten meistens recht».
Zuvor hatte unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einer vierten Pandemie-Welle gewarnt und neue Einschränkungen nicht ausgeschlossen. «Wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern», hatte sie nach dem EU-Gipfel Ende der vergangenen Woche in Brüssel gesagt. Das sei gerade mit Blick auf mögliche wirtschaftliche Folgen von großer Bedeutung.
28.06.2021
Landesschülerrat: Viele Abschlussfeiern werden erst später nachgeholt
Magdeburg (dpa/sa) - Laut Corona-Verordnung sind Abschlussfeiern in Sachsen-Anhalt zwar wieder erlaubt, viele finden trotzdem erst im Spätsommer statt. Von vielen Schulen sei die Rückmeldung gekommen, dass die Entscheidung bezüglich der Veranstaltungen zu kurzfristig gekommen sei, sagte der Vorsitzende vom Landesschülerrat, Felix Schopf. Dort würden zunächst feierliche Zeugnisübergaben im kleineren Rahmen stattfinden. Viele der Feiern könnten später nachgeholt werden - etwa im September vor Beginn des neuen Schuljahres. Einige wenige Schülerinnen und Schüler im Land können im Rahmen von Modellprojekten im Juli schon feiern.
Mit der Änderung der Corona-Verordnung Anfang Juni wurden Feiern wieder erlaubt, seit der letzten Änderung Mitte des Monats sogar in einem größeren Rahmen. Aktuell dürfen laut Gesundheitsministerium Abschlussfeiern, die professionell organisiert sind, in geschlossenen Räumen mit 500 Personen stattfinden. Im Freien dürfen 1000 Gäste teilnehmen. Vorausgesetzt werde dabei, dass die Gäste einen negativen Corona-Test vorweisen können und Anwesenheitslisten geführt werden, erklärte ein Sprecher des Ministeriums.
27.06.2021
Müller hofft für das neue Schuljahr auf weitere Impffortschritte
Aus Sicht von Berlins Regierendem Bürgermeister ist das Impfen das A und O beim Schutz von Lehrkräften, aber auch von Schülern. Müller hofft dabei auch auf eine andere Einschätzung der Stiko.
Berlin (dpa/bb) - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller setzt mit Blick auf den Präsenzunterricht im neuen Schuljahr auf weitere Fortschritte beim Impfen. «Wir werden mit Masken- und Testpflicht in den Präsenzunterricht starten nach den Ferien, das haben viele Länder so vor», sagte Müller in der ZDF-Sendung «Berlin direkt» am Sonntagabend. «Und natürlich haben wir auch einen Impffortschritt bei den Eltern und den Kindern und Jugendlichen, die auch die Impfangebote annehmen können.»
Im Schutz auch gegen die ansteckendere Delta-Variante sei das Impfen der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern, aber auch der Schülerinnen und Schüler das A und O, sagte der SPD-Politiker. «Insofern hoffe ich sehr, dass auch Herr Spahn die Initiative ergreifen kann, um mit der Stiko zu klären, ob man nicht anhand einer größeren Datenbasis eine gute Empfehlung auch für die Kinder aussprechen kann und das Impfen wirklich vorantreiben kann.»
Die Ständige Impfkommission hat bisher empfohlen, dass nur Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren geimpft werden sollen, die bestimmte Vorerkrankungen haben. Der Stiko zufolge sind wegen der relativ kleinen Gruppe von rund 1100 Kindern und Jugendlichen in der Zulassungsstudie und einen Beobachtungszeitraum von nur zwei Monaten mögliche schwere Nebenwirkungen nicht hinreichend auszuschließen.
Außerdem sprach sich Müller für strengere Regeln für Corona-Tests bei der Rückkehr von Urlaubern nach Deutschland aus. Er sei eindeutig dafür, sagte Müller in der ZDF-Sendung. «Diese Stichproben reichen nicht, die im Moment von der Bundespolizei umgesetzt werden», so der SPD-Politiker.
Es gebe auch gar keinen Grund dafür, das nicht flächendeckend zu kontrollieren. «Sie können schon bei der Anreise kontrollieren, wer hat den entsprechenden negativen Testnachweis. Und dann hier nach einer bestimmten Quarantänezeit auch mit einem erneuten Test gegenchecken, dass man auch wirklich negativ ist», erklärte Müller. «Es ist schön, wenn die Menschen Urlaub machen können, aber wir wollen die Gefahren ja nicht zurückbekommen hier nach Deutschland.»
Zur Diskussion um eine mögliche vierte Corona-Welle im Herbst sagte der derzeitige Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz: «Wenn wir nicht mit neuen Varianten, mit einer neuen großen Infektionswelle konfrontiert sind, glaube ich, werden wir über den Impffortschritt so einen guten Schutz haben, auch für die jetzt bekannte Delta-Variante, dass wir keinen anderen erneuten Lockdown brauchen.» Aber auch im Herbst werde der Gesundheitsschutz im Vordergrund stehen.
«Sunday Times»: Corona-Fälle unter britischen Schülern steigen rasant
London (dpa) - Das Coronavirus breitet sich unter britischen Schülern einem Bericht der «Sunday Times» zufolge rasant aus. In der Woche zum 20. Juni sei die Zahl der infizierten 5- bis 9-Jährigen im Vergleich zur Vorwoche um 70 Prozent gestiegen, bei den 10- bis 14-Jährigen sei es ein Plus von 56 Prozent, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health. Insgesamt 16 100 Schüler waren wegen einer Corona-Infektion abwesend, in der Vorwoche waren es noch 10 600. Weil zudem Zehntausende wegen möglichen Kontakts mit Infizierten in Selbstisolation geschickt wurden, fehlten insgesamt 216 000 Schüler im Unterricht.
Grund für die rasche Ausbreitung sei die hoch ansteckende Delta-Variante, berichtete die Zeitung. Der Co-Generalsekretär der Lehrergewerkschaft National Education Union, Kevin Courtney, warnte vor einer Vervielfachung der Fälle. Steve Chalke von der Wohltätigkeitsorganisation Oasis Trust sagte, Schulen seien «Inkubationszentren für die neue Delta-Variante». «Der Trend in Schulen zeigt seit drei Wochen nach oben. Wir haben offensichtlich noch nicht die Spitze dieser dritten Welle erreicht», sagte Chalke.
Eltern kritisieren zunehmend die Strategie der Regierung, bei positiven Corona-Selbsttests die ganze Klasse für zehn Tage in Selbstisolation zu schicken. Zehntausende gesunde Kinder würden deshalb den Unterricht versäumen. Befürworter der Praxis weisen indes darauf hin, dass nur 15 Prozent der Eltern ihre Kinder regelmäßig testen. Gewerkschaften fordern eine Beibehaltung der Maskenpflicht sowie eine bessere Belüftung für Schulklassen. Schulleiter hoffen auf eine baldige Entscheidung zugunsten einer Impfung von Kindern.
Bildungsministerin schließt erneute Schulschließungen nicht aus
Wie geht es nach den Sommerferien an den Schulen weiter? Besser Vorsicht walten lassen als das Nachsehen haben, fordert ein Lehrerverband. Die Bundesbildungsministerin will die Schulen möglichst lang offen halten - sieht aber Unwägbarkeiten.
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) schließt corona-bedingte Schulschließungen auch nach den Sommerferien nicht aus. Sie zeigt sich aber zuversichtlich, dass sie vermieden werden können. Für den Start ins neue Schuljahr dringt der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) auf eine «Sicherheitsphase» mit verstärkten Tests und Maskenpflicht, unabhängig von der Inzidenzrate.
Karliczek sagte am Samstag im RTL/ntv-«Frühstart»: «Ich bin sehr optimistisch, dass wir gut starten können und dass wir es dann (...) schaffen können, Schulen möglichst lange offen zu halten.» Eine Garantie könne aber niemand geben, da niemand wisse, «was diese Mutationen, die auf der Welt unterwegs sind, uns da noch zumuten».
Im Vergleich zum vergangenen Sommer gebe es jetzt aber die Vorteile des Impfens, der Tests und guter Hygienekonzepte. «Die höchste Priorität hat Präsenzunterricht und wir tun alles dafür, dass wir ihn möglichst lange aufrechterhalten können», sagte Karliczek. Sie zeigte sich insgesamt «sehr optimistisch», dass alles gut gehe. Selbst bei einer Virusvariante, wo der Impfstoff nicht 100-prozentig wirke, sorge er dafür, dass die Erkrankung nicht mehr ganz so schwer sei.
Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann rief zu «erhöhter Vorsicht» gerade zu Beginn des Schuljahres auf. «Wir fordern daher eine mindestens 14-tägige Sicherheitsphase nach den Sommerferien», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag). In dieser Zeit müsse verstärkt getestet werden. Zudem solle es in den beiden Wochen wieder eine Maskenpflicht im Gebäude und auch im Unterricht geben.
«Natürlich ist das nicht der Start, den wir uns wünschen würden», sagte Beckmann. «Aber Vorsicht ist besser, als das Nachsehen zu haben - und das hatten wir in den letzten Monaten genug.»
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verlangte ebenfalls, sich auf eine mögliche vierte Corona-Welle vorzubereiten. Um auch dann einen sicheren Schulbeginn zu gewährleisten, könne es sein, dass von allen Schülerinnen und Schülern vor Betreten der Schule ein negativer Test verlangt werde, sagte er der «Augsburger Allgemeinen» (Samstag). «Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass wir komplett mit Maske in das Schuljahr starten.»
Freiwillig in die Sommerschule - Nachhilfe-Angebote in MV gefragt
Im zurückliegenden Schuljahr war für viele Schüler wegen der Corona-Pandemie der Unterricht an der Schule monatelang nicht möglich. Das hatte Folgen für die Wissensvermittlung. Mit Nachhilfe in den Ferien, vom Land finanziert, sollen Lücken geschlossen werden.
Schwerin (dpa/mv) - Auch in den Sommerferien wird in Mecklenburg-Vorpommern gebüffelt. Wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur ergab, verzeichnen die Anbieter von Nachhilfeunterricht eine rege Nachfrage nach den Sommer-Lernkursen. «Wir haben deutlich mehr Anfragen als im vorigen Jahr. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass in diesem Jahr schon Mitte Mai klar war, wie die Landesförderung aussieht. Alle konnten sich darauf einstellen», sagte in Schwerin Holger Liß, Landesleiter des Abacus Nachhilfe-Instituts mit 26 Niederlassungen im Nordosten. Nach seinen Angaben wurden vor allem Kinder im Grundschulalter für die Nachhilfekurse in den Ferien angemeldet. Und über alle Klassenstufen hinweg gebe es ein Schwerpunktfach: Mathematik.
Nach Angaben des Bildungsministeriums gewährt das Land jedem Schüler und jeder Schülerin für maximal 30 Unterrichtsstunden jeweils 12,50 Euro. Das Geld stamme aus dem MV-Schutzfonds, der als Reaktion auf die andauernde Corona-Pandemie im Vorjahr eingerichtet worden war. Nehmen die Kinder am Gruppen-Unterricht teil, entfallen in aller Regel Zusatzzahlungen für die Nachhilfe. Bei Einzelunterricht liegen die Eigenbeiträge laut Liß bei etwa 20 Euro pro Unterrichtsstunde.
Im Vorjahr hatten laut Ministerium rund 1400 Schüler an dem außerschulischen Lernprogramm teilgenommen, um Lücken zu schließen, die durch die coronabedingte Aussetzung des Präsenzunterrichts entstanden waren. Insgesamt zahlte das Land rund 400 000 Euro für gut 31 000 Nachhilfestunden. Die Antragstellung sei in diesem Jahr vereinfacht worden, was auch von den Nachhilfe-Instituten bestätigt wurde. Zudem sei nun auch Online-Lernförderung möglich, um Schülern auf dem Lande lange Anfahrtswege zu ersparen, hieß es aus dem Ministerium. Aktuelle Zahlen zu den Anmeldungen lagen nicht vor.
Beim Studienkreis Nachhilfe in Rostock wurden nach Angaben von Mitarbeiterin Jana Murk auch Schüler für die Sommerkurse angemeldet, die zuvor noch keine Nachhilfe in Anspruch genommen hatten. Doch seien in den sommerlichen Tagen zu Ferienbeginn nicht alle angemeldeten Schüler erschienen. «Ich hoffe, dass die Ernsthaftigkeit zunimmt und die Landesförderung im Interesse der Kinder nicht verpufft», sagte Murk. In der Mehrzahl seien auch bei ihr Grundschüler angemeldet worden. «Bei den ganz Kleinen kommt es darauf an, vor allem das Lesen zu üben», erklärte Murk.
Im Lernstudio Neubrandenburg wollen nach Angaben von Christian Weihmüller «Schüler quer durch alle Altersgruppen» im Sommer Unterrichtsstoff nachholen und festigen. «Und wer angemeldet ist, der kommt in aller Regel auch zu den vereinbarten Terminen», sagte Weihmüller. Allerdings würden nicht alle Schüler die maximal möglichen 30 Nachhilfestunden für den Sommer buchen.
Nach Einschätzung des Landesschülerrats, der sich mehrfach kritisch zum Krisenmanagement für die Schulen geäußert hatte, hat das Bildungsministerium aus den Fehlern des Vorjahres Schlüsse gezogen. «Die Regelungen zur außerschulischen Nachhilfe wurden diesmal frühzeitig bekanntgegeben. Damit können alle vernünftig planen. Für viele Schüler ist es nach dem monatelangen Home-Schooling eine gute Sache, im direkten Kontakt mit Schülern und Lehrern Schulstoff zu festigen», sagte der Landesschülerratsvorsitzende Anton Fischer.
Eine nicht repräsentative Online-Umfrage in Mecklenburg-Vorpommern, an der sich zu Jahresbeginn etwa 13 000 Eltern, gut 9000 Schüler und über 1000 Lehrer beteiligten, hatte massive Probleme beim Distanzlernen offenbart. Es gebe wenig Video-Unterricht und gerade Eltern von Grund- und Förderschülern seien oft überfordert, erklärten die Initiatoren vom Landeseltern- und Landesschülerrat sowie der Lehrergewerkschaft GEW. Der Landesschülerrat beklagte psychische Folgen für Kinder und Jugendliche durch das wochenlange Lernen allein zu Hause. Es fehle der geregelte Tagesablauf und das soziale Miteinander. Erst Mitte Mai hatte die Landesregierung zunächst Grundschulen, später auch weiterführenden Schulen wieder für Präsenz- und Wechselunterricht geöffnet.
Lehrerverband fordert «Sicherheitsphase» nach Sommerferien
Berlin (dpa) - Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) dringt auf eine «Sicherheitsphase» nach den Sommerferien mit verstärkten Tests und Maskenpflicht in den Schulen, unabhängig von der Inzidenzrate. «Gerade zu Beginn des Schulbetriebs müssen wir erhöhte Vorsicht walten lassen. Wir fordern daher eine mindestens 14-tägige Sicherheitsphase nach den Sommerferien», sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag). In dieser Zeit müsse verstärkt getestet werden.
Vorbild könne dabei Berlin sein. Die Hauptstadt will den Angaben zufolge Schülerinnen und Schüler in der ersten Woche dreimal testen, in der zweiten Woche zweimal. Zudem solle in diesen beiden Wochen die Maskenpflicht im Gebäude und auch im Unterricht wieder eingesetzt werden, forderte Beckmann. «Natürlich ist das nicht der Start, den wir uns wünschen würden. Aber Vorsicht ist besser, als das Nachsehen zu haben - und das hatten wir in den letzten Monaten genug.»
26.06.2021
Ministerin: Keine Garantie für offene Schulen - Neue Variantengebiete
Angesichts der Virus-Mutationen können offene Schulen im kommenden Jahr nicht garantiert werden, sagt die Bildungsministerin. Die Bundesregierung legt sich derweil auf neue Virusvariantengebiete fest - darunter ein beliebtes Urlaubsland.
Berlin (dpa) - Angesichts sich verbreitender Corona-Mutationen schließt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek Schulschließungen auch im kommenden Schuljahr nicht aus. Auf eine entsprechende Frage in der Sendung «Frühstart» von RTL/ntv (Samstag), sagte die CDU-Politikerin: «Ich bin sehr optimistisch, dass wir gut starten können und dass wir es dann (...) schaffen können, Schulen möglichst lange offen zu halten». Eine Garantie könne niemand geben, fügte sie hinzu. «Weil wir nicht wissen, was diese Mutationen, die auf der Welt unterwegs sind, uns da noch zumuten.» Im Vergleich zum vergangenen Sommer gebe es jetzt aber die Vorteile des Impfens, der Tests und guter Hygienekonzepte.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der «Rheinischen Post» (Samstag): «Das Hauptziel der Politik in Deutschland sollte sein, eine neuerliche Phase des Distanz- und Wechselunterrichts zu vermeiden. Wenn zusätzliche Gesundheitsschutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Maskenpflicht und regelmäßige Testungen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, dann sollte man das auch machen.» Ähnlich äußerte sich die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), gegenüber der Zeitung.
Politiker und Experten warnen seit einiger Zeit vor der Delta-Variante des Coronavirus, die sich in vielen Ländern stark ausbreitet. Um die Verbreitung in Deutschland zumindest zu verlangsamen, schränkt die Bundesregierung die Einreise aus Portugal und Russland massiv ein. Das Robert Koch-Institut teilte am Freitagabend mit, dass die beiden Länder am Dienstag als Virusvariantengebiete eingestuft werden.
Die Einstufung als Virusvariantengebiet zieht ein weitgehendes Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen nach sich. Sie dürfen nur noch deutsche Staatsbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland über die Grenze bringen. Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine strikte 14-tägige Quarantänepflicht, die nicht durch einen Test verkürzt werden kann und auch für vollständig Geimpfte und Genesene gilt.
Deutschland hat bisher 14 Länder als Virusvariantengebiete eingestuft, darunter mit Großbritannien auch ein Land in Europa. Portugal und Russland sind nun Nummer 15 und 16. Die zuständigen Ministerien hatten am Freitag lange um die Entscheidung gerungen. Sie falle nicht leicht, da gerade in Portugal viele Urlauber betroffen seien, hieß es anschließend aus der Bundesregierung. «Aber wir müssen die immer stärkere Verbreitung der Delta-Variante so lange als möglich verlangsamen. Das geht vor.» Die Regelung dürfte zahlreiche deutsche Touristen treffen, die entweder jetzt schon in Portugal im Urlaub sind, oder eine Reise dorthin geplant haben.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) drängt den Bund derweil zu verschärften Vorkehrungen für Reiserückkehrer. «Internationale Reisen dürfen nicht dazu führen, dass sich wieder mehr Menschen infizieren und das Virus nach Hause tragen. Deshalb ist es wichtig, dass für alle Rückkehrer aus Risikogebieten gilt, dass sie zwei Tests machen: Zu Beginn der Rückkehr und nach fünf Tagen Quarantäne», betonte Schwesig in Schwerin.
Die bislang geltende Regelung, nach der ein einmaliger negativer Corona-Test gleich nach der Rückkehr ausreicht, werde der Realität nicht gerecht. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unterstützte diese Forderung in der «Rheinischen Post»: So könne man die zu erwartende vierte Welle im Herbst stark abschwächen.
25.06.2021
Ministerium: Größere Abibälle mit Anmeldung möglich
Erfurt (dpa/th) - Größere Abiturfeiern im privaten Rahmen sollen laut Bildungsministerium im Juli per Anmeldung möglich sein. Nach bisherigen Plänen für eine neue Corona-Verordnung müssen private Veranstaltungen mit mehr als 30 Teilnehmern in geschlossenen Räumen oder mehr als 70 unter freiem Himmel beim Gesundheitsamt angemeldet werden, wie das Bildungsministerium am Freitag mitteilte. «Abibälle und andere Feiern fallen unter diese Regelung», so das Ministerium. Die Anmeldung muss dabei mindestens fünf Werktage vor der geplanten Feier erfolgen.
Die neue Corona-Verordnung wird in der kommenden Woche erwartet. Sie soll nach bisherigem Stand ab 1. Juli gelten. Bis dahin sind noch Änderungen möglich.
Das Bildungsministerium stellte klar, dass Veranstaltungen zur Zeugnisübergabe in der Regel als schulische Veranstaltungen gelten - und dafür die Infektionsschutzkonzepte der Schulen gelten. Der Abiturzeugnistermin ist laut Ministerium in diesem Jahr der 9. Juli.
Traumnote trotz Pandemie: 421 Schüler schaffen ihr Abi mit 1,0
Berlins Abiturienten haben ungewöhnliche Zeiten samt Maskenpflicht und Abstandsgebot hinter sich. Der stadtweite Abischnitt liegt auf dem Niveau es Vorjahrs. Die Spitzengruppe ist sogar noch größer geworden.
Berlin (dpa/bb) - Trotz erheblicher Einschränkungen beim Unterricht in den vergangenen beiden Schuljahren haben Berlins Abiturientinnen und Abiturienten besser abgeschnitten als in der Zeit vor der Corona-Pandemie. Bei den Top-Durchschnittsnoten gab es sogar einen deutlichen Sprung nach oben im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Traumnote von 1,0 haben diesmal 421 Schülerinnen und Schüler erreicht - das sind 114 mehr als 2020, wie die Senatsverwaltung für Bildung am Freitag mitteilte.
Einen Schnitt von 1,1 gab es 245 Mal und damit ebenfalls noch häufiger als im Vorjahr (205). Bei den Abiturientinnen und Abiturienten nichtdeutscher Herkunftssprache hat sich der Anteil mit einem 1,0-Abi sogar verdoppelt: von 1,1 auf 2,2 Prozent.
Der Abiturdurchschnitt lag berlinweit wie im Vorjahr bei 2,3 - in den neun Jahren davor jeweils bei 2,4. Von den 12 653 Schülerinnen und Schülern, die das Abi machen wollten, haben 12 232 bestanden. Die Quote liegt damit ebenfalls wie im Vorjahr bei 96,7 Prozent.
Im Nachbarland Brandenburg ist der Abitur-Durchschnitt mit 2,2 etwas besser als in der Hauptstadt, die Bestnote 1,0 erreichten 346 Prüflinge. Die Durchschnittsnote hat sich im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr außerdem um 0,1 Prozentpunkte verbessert. Nach Angaben des Bildungsministeriums in Potsdam haben 9347 und damit 95,9 Prozent aller Abiturienten die Prüfungen bestanden.
Die Abiturienten haben eine Oberstufenzeit mit ungewöhnlichen Belastungen und unter besonderen Umständen hinter sich. Phasenweise waren die Schulen komplett geschlossen, monatelang gab es einen Mix aus Präsenzunterricht und Lernen zu Hause und nicht immer sofort geglückte Experimente mit digitalem Unterricht.
Hinzu kamen Abstandsgebot und Maskenpflicht, Einschränkungen bei zahlreichen Aktivitäten von Arbeitsgemeinschaften bis Kursfahrten und kaum Möglichkeiten, Mitschülerinnen und Mitschüler wie gewohnt regelmäßig zu treffen - und sei es zum gemeinsamen Lernen.
Zum Teil wurden die Prüfungsbedingungen in Berlin daran angepasst. So hatte die Bildungsverwaltung die Unterrichtsphase vor den Prüfungen verlängert und den Termin für die ersten schriftlichen Prüfungen nach hinten verschoben, so dass die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit zum Lernen hatten. Die Zeit für die Klausuren wurde verlängert, und für die mündliche Prüfung konnten sie sich aussuchen, über welche zwei Kurshalbjahre sie sich prüfen lassen wollen.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gratulierte ihnen am Freitag: «Ein außergewöhnlicher Abiturjahrgang hat es mit Bravour geschafft.» Die Abiturientinnen und Abiturienten könnten ganz besonders stolz auf ihre Leistungen sein. «Sie haben ihr Abitur in einer nie da gewesenen Zeit mit langen Lockdownphasen herausragend absolviert», sagte Scheeres - und dabei ein hohes Maß an Selbstständigkeit gezeigt.
24.06.2021
Kinderkommission rügt Corona-Politik
Berlin (dpa) - Die Kinderkommission des Bundestages hat den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie kritisiert und mehr Rücksichtnahme auf ihre Interessen gefordert. Kinder und Jugendliche seien in der öffentlichen Debatte vor allem zu Beginn der Pandemie «leider des Öfteren als "Virenschleudern" einerseits und "Coronaparty-Feiernde" andererseits» dargestellt worden, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums. «Die entwicklungsspezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen traten dahingehend weitgehend in den Hintergrund», kritisiert die Kommission. Sie seien zunächst auch nicht beteiligt worden.
Die Kinderkommission ist ein Unterausschuss des Familienausschusses im Bundestag und versteht sich als Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche. Für ihre Stellungnahme hatte sie über mehrere Monate Experten aus Gewerkschaften und Verbänden und Vertreter jugendlicher Mitbestimmungsstrukturen angehört.
Verwiesen wird in der Stellungnahme auf mangelnden Kontakt zu Gleichaltrigen, wenig Platz und Bewegung, fehlende Tagesstruktur und fehlende technische Ausstattung. «Uneinheitliche und kurzfristige Öffnungen bzw. Schließungen von Kitas und Schulen haben Kindern und Eltern viel abverlangt und Unsicherheit geschaffen», heißt es außerdem. Sachverständige hätten der Kommission von erhöhten Fallzahlen der Kinder- und Jugendpsychiatrie berichtet.
Die Kommission fordert für die Zukunft die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und die Berücksichtigung ihrer Interessen bei Corona-Eindämmungsverordnungen und lokalen Pandemieplänen. Empfohlen wird dafür die Schaffung von Expertengremien unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und Jugendverbänden zur Beratung von Bundes- und Landesregierungen. «Die Rechte von Kindern, insbesondere auf Bildung, Beteiligung und Freizeit müssen in zukünftigen Pandemieplänen eine zentrale Rolle spielen», sagte der Linken-Abgeordnete Norbert Müller, unter dessen Vorsitz die Stellungnahme entstand.
Piazolo sieht bei Luftreinigern für Schulen Kommunen in Pflicht
München (dpa/lby)Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat die Kommunen an ihre Pflicht erinnert, für die Ausstattung der Schulen beim Schutz vor dem Coronavirus zu sorgen. Bei der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten seien zum Beispiel zunächst die Städte und Gemeinden gefordert, sagte Piazolo am Donnerstag in München. Die Co-Finanzierung des Landes stehe zur Verfügung. «Es hindert niemand die Kommunen, dort tätig zu werden.»
Die Schule ist zu Ende - aber viele Fragen sind noch offen
Mit dem Ferienbeginn geht ein Schuljahr zu Ende, das für viele noch anstrengender gewesen ist als üblicherweise. Die Hoffnung ist, dass es danach mit etwas mehr Normalität weitergeht. Sicher ist das nicht.
Berlin (dpa/bb) - In Berlin haben die Ferien am Donnerstag gerade erst begonnen. Viele Schüler und Eltern fragen sich aber bereits, wie es im neuen Schuljahr weitergeht. Dass die Bildungsverwaltung für die Zeit nach den Ferien Regelbetrieb mit Präsenzpflicht angekündigt habe, sei ein wichtiges Zeichen, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, der Deutschen Presse-Agentur. Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge müssen dann wieder zum Unterricht in der Schule sein, nachdem die Präsenzpflicht monatelang ausgesetzt war.
Das heißt, Kinder und Jugendliche mussten nicht in die Schule kommen, wenn sie oder ihre Eltern das vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht wollten. Das wird nach den Ferien anders. «Wichtig ist das vor allem für diejenigen, die in der Pandemie als verloren gegangen gelten, die wirklich nicht mehr erreichbar gewesen sind, die nicht an Videokonferenzen teilgenommen haben, nicht ans Telefon gegangen sind», sagte Heise.
In manchen Fällen wisse man nicht immer, was mit ihnen passiert sei. «Man kann nur das Beste hoffen, dass es ihnen gut geht und dass sie im nächsten Schuljahr wieder da sind», sagte der Elternvertreter. Und dass sie durch die geplanten Förderangebote gut unterstützt würden.
Heise plädiert dafür, vorsichtig ins neue Schuljahr zu starten, auch angesichts der als ansteckender geltenden Delta-Variante, von der nicht sicher sei, wie weit sie sich Anfang August auch in Deutschland ausgebreitet habe. «Deshalb ist es angemessen, einen vorsichtigen Plan zu haben», sagte Heise.
Nach dem Willen der Bildungsverwaltung gilt in den ersten beiden Wochen des neuen Schuljahrs ab dem 9. August in geschlossenen Räumen eine Pflicht zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung. Wenn die Infektionszahlen dem nicht entgegenstehen, soll sie anschließend wegfallen. Außerdem sind in der ersten Unterrichtswoche drei Schnelltests für Schülerinnen und Schüler vorgesehen, danach zwei pro Woche.
Auch aus Sicht der Berliner Schülervertreter ist es vernünftig, das neue Schuljahr mit Test- und Maskenpflicht beginnen zu lassen. «Ich glaube, dass das eine gute Regelung ist, eine mit Augenmaß», sagte der Sprecher des Landesschülerausschusses, Rufus Franzen. «Testen ist für uns der Ausweg aus dem Homeschooling. War es schon immer und wird es noch länger bleiben», so der Oberstufenschüler am Beethoven-Gymnasium in Lankwitz (Steglitz-Zehlendorf).
«Die Testpflicht sollte eines der Mittel sein, das als letztes aufgehoben wird und definitiv auch nach der Maskenpflicht.» Tests seien eine Möglichkeit, frühzeitig Infektionsherde zu entdecken, so der Elftklässler. «Das hat an unserer Schule auch sehr gut funktioniert und bei vielen anderen Schulen in Berlin.»
Probleme gibt es noch genug. Die Schulleiterverbände haben erst kürzlich Alarm geschlagen, auf fehlende Lehrkräfte hingewiesen und die Rückkehr zur Verbeamtung gefordert - Berlin ist das einzige Bundesland, das darauf verzichtet. Die Gewerkschaft GEW kämpft für kleinere Klassen. Elternvertreter Heise hofft, dass Berlins Lehrerinnen und Lehrer nicht nur neue Laptops und Tablets bekommen, sondern damit auch im Schulalltag umgehen können. Zudem will er, dass im neuen Schuljahr alle Fenster in den Schulen tatsächlich zu öffnen sind, damit gelüftet werden kann.
Aus Sicht von Franzen ist im zu Ende gegangenen Schuljahr schon vieles besser gelaufen als in dem davor, zum Beispiel beim Einsatz der Lernraum-Plattform. «Auch Videokonferenzen wurden mehr genutzt. Trotdem sind wir noch nicht auf einem Stand, der dem 21. Jahrhundert entspricht», sagte der Elftklässler. «Wir müssen digitale Methoden auch in den analogen Unterricht einbinden, damit sie zum Standard werden.»
Schülervertreter sind für Festhalten an der Testpflicht
Berlin (dpa/bb) - Das neue Schuljahr nach den Sommerferien mit Test- und Maskenpflicht beginnen zu lassen, ist aus Sicht der Berliner Schülervertreter vernünftig. «Ich glaube, dass das eine gute Regelung ist, eine mit Augenmaß», sagte der Sprecher des Landesschülerausschusses, Rufus Franzen, der Deutschen Presse-Agentur. «Testen ist für uns der Ausweg aus dem Homeschooling. War es schon immer und wird es noch länger bleiben», so der Oberstufenschüler am Beethoven-Gymnasium in Lankwitz (Steglitz-Zehlendorf). «Die Testpflicht sollte eines der Mittel sein, das als letztes aufgehoben wird und definitiv auch nach der Maskenpflicht.»
In Berlin haben am Donnerstag die Sommerferien begonnen. Nach dem Willen der Bildungsverwaltung gilt in den ersten beiden Wochen des neuen Schuljahrs ab dem 9. August in geschlossenen Räumen eine Pflicht zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung. Wenn die Infektionszahlen dem nicht entgegenstehen, soll sie anschließend wegfallen.
Außerdem sind in der ersten Unterrichtswoche drei Schnelltests für Schülerinnen und Schüler vorgesehen, danach zwei pro Woche. «Ich glaube, dass das sinnvoll ist», sagte Franzen. Tests seien eine Möglichkeit, frühzeitig Infektionsherde zu entdecken, so der Elftklässler. «Das hat an unserer Schule auch sehr gut funktioniert und bei vielen anderen Schulen in Berlin.»
23.06.2021
Laschet: Werden mit Corona leben müssen - Schulen bleiben offen
Mit einem Bein steht Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet schon in Berlin. Für Nordrhein-Westfalen setzt der Ministerpräsident aber noch einige Akzente - besonders in der Corona-Politik.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rechnet im Herbst mit wieder steigenden Corona-Zahlen, will aber die Schulen nach den Sommerferien offen lassen. Der Bildschirm könne soziale Kontakte für Kinder und Jugendliche nicht ersetzen, sagte der Unions-Kanzlerkandidat am Mittwoch mit Blick auf den wochenlangen Distanzunterricht im ablaufenden Schuljahr.
Anders als etwa in Bayern werde die Maskenpflicht im Unterricht bis zum Beginn der Sommerferien in NRW aber bleiben. Es seien nur noch wenige Tage bis Ferienbeginn. «Wir bereiten uns sehr genau für die Zeit nach den Sommerferien vor, so dass dann ein sicherer Schulstart beginnen kann.»
Zugleich machte Laschet klar, dass es keine Impfpflicht für Schüler geben werde und auch «keine Impfvorgänge» in den Schulen. Er folge den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die Eltern hätten die Verantwortung, ob sie ihre Kinder impfen lassen wollten. Die Impfkommission empfiehlt die Corona-Impfung für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren nur bei Vorerkrankungen.
SORGE VOR DELTA-VARIANTE
Trotz der Ungewissheit wegen der sich ausbreitenden Delta-Variante will Laschet am Öffnungskurs festhalten. Die Grundrechtsbeschränkungen könnten in der Phase, wo die Corona-Inzidenz gegen Null gehe, nicht prophylaktisch einfach aufrecht erhalten werden. «Das wäre verfassungswidrig.» Die Delta-Variante mache in NRW etwa sechs bis sieben Prozent der Corona-Infektionen aus. Wenn aber trotz der Verbreitung der Delta-Variante die Inzidenz weiter sinke, scheine deren Auswirkung nicht so groß zu sein. «Du kannst im Ist-Zustand den Menschen nicht Rechte vorenthalten, wenn es den objektiven Grund dafür gar nicht mehr gibt», so Laschet. «Wir werden in den nächsten Jahren mit Coronaviren leben müssen.» Auch im Herbst werde es wieder steigende Zahlen geben. «Nullrisiken» bei Viren werde es nicht geben.
IMPFUNGEN IN NRW
Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner in NRW sei mit 7,4 so niedrig wie seit 27. Juli 2020 nicht mehr, sagte Laschet. Auf den Intensivstationen lägen noch 169 Covid-19-Patienten. «Stand heute ist das Virus erfolgreich eingedämmt.» Dennoch sei wegen der Ausbreitung der Delta-Variante Vorsicht geboten.
In NRW haben laut Laschet fast zehn Millionen Menschen die erste Impfung bekommen. Mehr als sechs Millionen und damit ein Drittel der Bevölkerung hätten den vollen Impfschutz. Nach derzeitigem Stand könnten Anfang September nach den Sommerferien 80 Prozent der Bevölkerung den vollen Impfschutz haben. Auch Laschet selbst hat nach eigenen Angaben inzwischen die erste Impfung bekommen.
«Die Brücke in ein normales Leben steht auf einem festen Fundament», sagte der CDU-Bundesvorsitzende. Noch vor den Sommerferien werde die Corona-Schutzverordnung überarbeitet. Vielleicht würden in zwei Wochen auch noch einmal größere Schritte etwa zur Frage der Maskenpflicht in Innenräumen möglich sein.
Der interdisziplinäre Corona-Expertenrat hat sich nach Angaben Laschets nach 15 Monaten Digitalsitzungen am Mittwoch zu seiner letzten Sitzung getroffen - erstmals in Präsenz. Das Gremium gab eine letzte Stellungnahme heraus. Die Experten rieten zu einem besonnenen Umgang mit der Entspannung der Krise, da ab Herbst wieder mit einem Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen sei. Zudem empfahl das Gremium eine intensive Analyse und Bewertung des Pandemiemanagements von Bund, Ländern und Kommunen, um für zukünftige pandemische Lagen gut vorbereitet zu sein.
NEUES KLIMAGESETZ FÜR NRW
Die Wirtschaft in NRW versprühe «eine regelrechte Aufbruchsstimmung», sagte Laschet. Experten rechneten mit einem Wachstum von 3,5 Prozent. NRW «übererfüllt» dem Regierungschef zufolge seine eigenen Klimaschutzziele und liege beim Einsparen des klimaschädlichen Kohlendioxids über dem Bundesschnitt. NRW werde als erstes Bundesland die neuen Klimaziele der Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts kommende Woche in ein Landesgesetz gießen.
Das Bundesverfassungsgericht hatte den Gesetzgeber verpflichtet, das Klimaschutzgesetz für die Zeit nach 2030 näher zu regeln. Das Bundeskabinett beschloss daraufhin eine neue Fassung. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden - und damit fünf Jahre früher als bisher geplant nur noch so viele schädliche Treibhausgase ausstoßen, wie wieder gebunden werden können.
VIER JAHRE CDU/FDP-KOALITIONSVERTRAG IN NRW
Zu seinem geplanten gemeinsamen Auftritt mit FDP-Chef Christian Lindner am Freitag aus Anlass des vierten Jahrestags der Unterzeichnung des schwarz-gelben Koalitionsvertrags in NRW sagte der CDU-Chef: «Wir trinken ein Bier zusammen.» Angesichts des Spotts der Opposition, den ungewöhnlichen Jahrestag mit Bier und Würstchen zu feiern, sprach Laschet ironisch von einem «Grill-Gate».
Als Wahlhilfe für die FDP will der Kanzlerkandidat das Event mit Lindner aber nicht verstanden wissen. Mit Blick auf aktuelle Wahlumfragen, nach denen nach der Bundestagswahl im September auch eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP möglich wäre, sagte Laschet: «Ich glaube, eine Ampel wäre für Deutschland von Schaden.» Ob die FDP am Ende wirklich in eine solche Regierung eintreten würde, müssten die Liberalen Ende September selbst entscheiden. Er halte nach wie vor eine Koalition aus CDU und FDP für eine gute Kombination, sagte Laschet. «Das wären mindestens zwei gute Partner für Berlin.»
Bildungssenatorin: Für die Sommerschulen ist das Personal begrenzt
Berlin (dpa/bb) - Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat eingeräumt, dass nicht allen Schülern, die in den Ferien an einem Sommerschul-Angebot teilnehmen möchten, ein Platz sicher ist. «Uns war es wichtig, dass wir von Anfang an seit der Pandemie Sommerschulen, Winterschulen, Herbstschulen, Osterschulen anbieten», sagte die SPD-Politikerin in der RBB-«Abendschau» am Mittwoch. «Und in diesem Jahr wollen wir insgesamt für 20 000 Schülerinnen und Schüler Plätze anbieten, jetzt in den Sommerferien 7400 Plätze», so die Senatorin. «Das ist begrenzt, das hat was mit dem Personal zu tun, weil das Personal entsprechend qualifiziert wird und auch da sein muss.»
Der Vater einer Berliner Elftklässlerin erzählte in der «Abendschau», es sei sehr ernüchternd, dass seine Tochter kurzfristig erfahren habe, keinen Platz zu bekommen. «Das war ein ganz schöner Dämpfer.» Scheeres sagte: «Im Vergleich zu anderen Bundesländern bieten wir hier sehr viel an, aber ich kann die Enttäuschung natürlich verstehen, wenn dann eine Schülerin oder ein Schüler keinen Platz erhält.»
Die Bildungssenatorin betonte, neben der Sommerschule gebe es noch weitere Angebote: «Das Gute ist ja, dass wir das Bund-Länder-Programm "Stark trotz Corona" haben, dass wir hier 64 Millionen Euro zur Verfügung haben, um auch während der Schulzeit Unterstützungsangebote zur Verfügung zu stellen, einerseits um Lernlücken zu schließen, aber andererseits auch, um Kinder und Jugendliche zu stärken.» Schließlich seien die vergangenen Monate für die Schüler auch psychisch eine schwierige Situation gewesen.
Neue Corona-Lockerungen geplant - Streit um Testpflicht an Schulen
Thüringens Landesregierung will den Bürgern im Freistaat angesichts niedriger Corona-Inzidenzwerten mehr Freiheiten zurück geben. Bei den Abgeordneten trifft das in den Grundzügen weitgehend auf Zustimmung. Doch eine Änderung im Bildungssektor halten viele für falsch.
Erfurt (dpa/th) - Keine Kontaktbeschränkungen, keine Testpflicht an Schulen, Perspektiven für Clubs und Veranstaltungen: Die Thüringer Landesregierung plant angesichts niedriger Inzidenzwerte weitere Lockerungen von Corona-Maßnahmen. Das geht aus einem Verordnungsentwurf hervor, der dpa vorliegt. Demnach sollen unter anderem die Kontaktbeschränkungen komplett wegfallen und nur noch als Empfehlung gelten. Nach bisherigen Plänen soll die Verordnung am 1. Juli in Kraft treten. Bis dahin sind noch Änderungen möglich.
Nach dem Entwurf sollen die landesspezifischen Inzidenzwert-Grenzen von 35 und 50 wegfallen. Strengere Regeln würde es dann automatisch erst wieder bei einer Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern geben, wenn die Bundesnotbremse dann wieder greift. Allerdings sollen die Landkreise gegensteuern, wenn die Inzidenzen zum Beispiel die 50er-Schwelle überschreiten. Schon ab einem Wert von 35 sollen strengere Maßnahmen geprüft werden. Am Mittwoch lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen bei 6,2.
Bei einer gemeinsamen Ausschusssitzung des Gesundheitsausschusses mit dem Bildungsausschuss begrüßten viele Abgeordnete teils auch von der Opposition die geplante Verordnung. Es seien die richtigen Schritte, die nun gegangen würden, sagte etwa der CDU-Abgeordnete Thadäus König.
Auf breite Ablehnung stießen aber Pläne von Bildungsminister Helmut Holter (Linke), die bisher geltende Testpflicht an Schulen abzuschaffen. Ein Überblick über die geplanten Maßnahmen:
KONTAKTEMPFEHLUNGEN:
Es soll kein Verbot und keine Einschränkung mehr geben, sondern nur noch Empfehlungen. Damit würde sich die neue Verordnung klar an den Regeln des vergangenen Sommers im Corona-Jahr 2020 orientieren, als Thüringen mit sehr niedrigen Inzidenzen relativ unbeschwert über die Sommermonate kam. Nach dem Verordnungsentwurf soll den Menschen trotzdem empfohlen werden, sich nur mit Angehörigen des eigenen und eines weiteren Haushaltes zu treffen oder mit nicht mehr als zehn anderen Menschen.
MASKENPFLICHT
In geschlossenen Räumen, die öffentlich zugänglich sind oder wo Publikumsverkehr besteht, sollen Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden müssen. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren sollen dafür auch selbstgenähte oder andere Stoffmasken verwenden können. Für alle anderen sollen weiterhin medizinische oder FFP2-Masken Pflicht sein - zum Beispiel beim Shoppen, in Bussen oder der Straßenbahn und bei Sitzungen kommunaler Gremien.
DISKOTHEKEN/CLUBS
Bisher konnten Diskotheken und Clubs nur unter bestimmten Voraussetzungen öffnen - wenn die Inzidenz im jeweiligen Landkreis unter 35 lag und die zuständigen Behörden die entsprechenden Anträge genehmigten. Mit der neuen Verordnung soll es generell keine Schließungen mehr geben. Allerdings müssen Diskos und Clubs die Kontaktnachverfolgung weiterhin sicherstellen und Besucher brauchen einen aktuellen negativen Test, einen Impfnachweis oder müssen belegen, dass sie die Krankheit bereits durchgemacht haben.
TESTPFLICHT
Nach dem Verordnungsentwurf soll es kaum noch Bereiche geben, wo Tests erforderlich sind. Neben dem Besuch von Clubs und Discos wäre ein negativer Test auch bei körpernahen Dienstleistungen, bei Tanz- und Ballettunterricht Chor- und Orchesterproben und bei sexuellen Dienstleistungen noch nötig.
Wegfallen soll nach Plänen von Bildungsminister Helmut Holter (Linke) auch die Testpflicht an Schulen, was in den Reihen seiner eigenen Partei sowie bei SPD, Grünen und der CDU auf Skepsis stieß. Seine Fraktion empfehle, die geplanten Veränderungen bezüglich der Testpflicht zu prüfen, sagte der Linke-Abgeordnete Christian Schaft am Mittwoch im Thüringer Landtag.
«Wir sind auch etwas unglücklich und sehr skeptisch mit dem faktischen Fast-Wegfallens des Testens an Kindergärten und an Schulen», sagte SPD-Abgeordnete Dorothea Marx. Es sollte nicht von dem engmaschigen Testangebot abgewichen werden.
Holter wies in der gemeinsamen Ausschusssitzung im Landtag darauf hin, dass man sich trotz des geplanten Wegfalls der Testpflicht vorbehalte, dies auch wieder rückgängig zu machen, sollte dies nötig sein.
VERANSTALTUNGEN
Öffentliche Veranstaltungen müssen der jeweils zuständigen Behörde - in der Regel dem Gesundheitsamt - angezeigt werden. Ausdrücklich soll es möglich bleiben, Veranstaltungen zu verbieten, wenn damit gerechnet werden muss, dass dadurch die Ausbreitung der Corona-Pandemie gefördert werden könnte.
Außerdem soll nach Größe der Veranstaltungen entschieden werden. Kommen draußen mehr als 1000 Teilnehmer zusammen, soll ein Antrag nötig werden, der genehmigt werden müsste. Nicht öffentliche Veranstaltungen im Freien müssen angezeigt werden, wenn mehr als 70 Menschen zusammenkommen, in geschlossen Räumen bei mehr als 30 Menschen. Nach den geplanten Regelungen sollen auch Abibälle und Abschlussfeiern möglich sein. Je nach Größe und Art der Feier kann es dafür aber nötig sein, das jeweilige Gesundheitsamt zu informieren.
Saarland kündigt Lockerungen für Schulen an
Saarbrücken (dpa/lrs) - Die saarländische Landesregierung lockert angesichts gesunkener Corona-Zahlen ab diesem Freitag einige Regeln im Schulbereich. So werden etwa Elternabende, Informations- und Abschlussveranstaltungen in Präsenz, Schulfeste, Fahrten sowie Praktika unter Auflagen wieder möglich. «Mit den Regelungen wollen wir den Schulgemeinschaften zum Schuljahresende hin auch ermöglichen, das Schuljahr angemessen und mit schönen gemeinsamen Erlebnissen abzuschließen», erklärte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Freitag.
Wanderausflüge, Schulfahrten und internationale Begegnungen sind demnach unter Beibehaltung fester Gruppen wieder möglich. Allerdings dürfen keine Risikogebiete im Ausland besucht werden. Erlaubt sind zudem Besuche in Theatern, Museen, Kinos und Betrieben unter der Voraussetzung, dass diese über ein Infektionsschutzkonzept verfügen.
Bayerns Zeugnisfeiern ohne Testpflicht und pauschale Teilnehmergrenze
München (dpa/lby) - Für die feierlichen Verleihungen der Zeugnisse an Bayerns Schulen gibt es trotz der Corona-Krise keine pauschale Deckelung der erlaubten Teilnehmerzahl. Allerdings ergebe sich in der Praxis durch das Abstandsgebot zu Angehörigen anderer Hausstände vielfach dennoch eine Begrenzung der Teilnehmerzahl durch die räumliche Situation, teilte das Kultusministerium am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in München mit. Zur Teilnahme sei auch keine Vorlage eines negativen Corona-Tests erforderlich.
«Ich freue mich sehr, dass die Schulen auch in diesem Schuljahr die Abschlusszeugnisse der rund 244 000 Absolventinnen und Absolventen im Rahmen von feierlichen Zeugnisverleihungen übergeben können», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Für viele Schülerinnen und Schüler sei dies ein wichtiges Ereignis im Leben, das sie lange in Erinnerung behalten. «Wichtig ist, dass wir auf Infektionsschutzmaßnahmen achten.»
Konkret bedeutet dies, dass die Veranstaltungen von der Schule organisiert und durchgeführt werden müssten, aber sowohl im Freien als auch im Schulgebäude stattfinden dürften. Möglich seien - anders als im vergangenen Jahr - auch Reden und eine musikalische Begleitung, wodurch die Veranstaltungen eine «feierliche Note» erhielten. Eine Bewirtung sei aber auch in diesem Jahr nicht möglich. Generell würden für alle Veranstaltungen die Vorgaben des Rahmenhygieneplans für die Schulen gelten. Dazu gehöre etwa das Abstandsgebot und die Maskenpflicht.
Hilft sie oder hilft sie nicht? Reaktionen auf Maskenverzicht geteilt
Die Delta-Variante breitet sich aus - und ausgerechnet Kinder, die bisher soviel zurückstecken mussten, sollen sich vielleicht bald wieder einschränken? Dem Vorsitzenden des Landeselternbeirats reicht es, andere dagegen warnen vor einem Maskenverzicht in Schulen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Der teilweise Verzicht auf die Maskenpflicht in Schulen stößt weiter auf ein geteiltes, oft aber kritisches Echo. Während Lehrer und Mediziner vor einem Risiko warnen und auf die Ausbreitung der sogenannten Delta-Variante bei den Coronavirus-Infektionen hinweisen, greifen Eltern die Corona-Schulpolitik scharf an. Schülerinnen und Schüler können seit dem vergangenen Montag in Baden-Württemberg zwar teilweise auf eine Maske verzichten. Steigen die Infektionszahlen wieder, will die Landesregierung sie an Schulen allerdings auch erneut einführen.
Es sei überhaupt nicht nachvollziehbar, warum jetzt schon wieder darüber nachgedacht werde, die Maskenpflicht an Schulen einführen zu müssen, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirates, Michael Mittelstaedt. Dabei attackierte er am Mittwoch auch die neue Landesregierung. «Nichts ist in den letzten Monaten passiert, um die Klassenzimmer krisensicher zu machen», sagte er. Die Vorgehensweise des Bildungsministeriums unter seiner neuen Ministerin Theresa Schopper (Grüne) habe sich zwar geändert. In der Sache aber habe sich nichts getan.
Nach momentanem Wissensstand sei die Delta-Variante zwar viel ansteckender als andere Mutationen. In der Gruppe Kind aber sei sie überhaupt nicht gesundheitsschädlicher, sagte Mittelstaedt. «Dann muss die Politik sich doch die Frage stellen, warum dann die Gruppe Kind schon wieder zurückstecken soll», sagte er. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum es immer noch Lehrer oder Erzieher gebe, die nicht geimpft seien. «Da frage ich mich, ob sie sich darum überhaupt gekümmert haben.» Es sei zudem ein Unding, dass Stadien geöffnet und Fußballspiele zugelassen würden, Kinder aber erneut in Haft genommen werden könnten, um die Verbreitung der Delta-Variante zu bremsen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hält die Aufhebung der Maskenpflicht in den Klassenräumen dagegen für voreilig und gefährlich. GEW-Landeschefin Monika Stein spricht sich angesichts des Delta-Risikos dafür aus, dass Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler bis zu den Sommerferien die Maske weitertragen. Die Ansteckungszahlen in den Schulen seien in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Es sei trotz der allgemein sinkenden Inzidenzen fahrlässig, die Erfolge bei der Corona-Bekämpfung aufs Spiel zu setzen.
Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, stimmt zu und bezeichnet den Verzicht in Schulen als unüberlegt. «Wir haben angemahnt, dass der Rückgang der Inzidenzen auf die konsequente Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen ist», sagte Brand. «Es ist gut, dass die Landesregierung dies jetzt einzusehen scheint und die unüberlegte Lockerung nochmal überdenkt.»
Einen «Fehler» nennt der Stuttgarter Labormediziner und Chefarzt Matthias Orth die Entscheidung, auf Masken in einigen Bereichen der Schulen zu verzichten. Da der Anteil in Baden-Württemberg weiter steige, sei eine Mund-Nasen-Bedeckung weiterhin ein wenig aufwendiger Schutz, sagte er in einem SWR-Interview. «Die Maskenpflicht stört die meisten Menschen wenig und ist ziemlich effektiv», fügte er an. «Wir haben wenig Aufwand und einen guten Nutzen. Für mich ist es unverständlich, darauf zu verzichten.»
Dort, wo das Tragen einer Maske eine Ansteckung verhindern könne, solle sie getragen werden, sagte das Vorstandsmitglied im Berufsverband Deutscher Laborärzte. Orth ist zudem Ärztlicher Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienhospital in Stuttgart.
Liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region unter 35 und gibt es zwei Wochen an der Schule keinen Corona-Fall, gilt die Maskenpflicht seit dem vergangenen Montag nicht nur im Freien und somit auch auf Schulhöfen nicht mehr, sondern auch in Klassenräumen. Außerhalb der Unterrichtsräume, also zum Beispiel auf Fluren, müssen Schüler und Lehrer aber weiterhin Masken tragen. Alle 44 Regionen im Südwesten liegen derzeit (Stand: Dienstagnachmittag) nach Angaben des Landesgesundheitsamtes (LGA) unter der 35er-Marke.
Landeselternbeirat stinksauer über Corona-Schulpolitik
Die Delta-Variante breitet sich aus - und ausgerechnet Kinder, die bisher soviel zurückstecken mussten, sollen sich vielleicht bald wieder einschränken? Dem Vorsitzenden des Landeselternbeirats reicht es.
Stuttgart (dpa/lsw) - Der Vorsitzende des Landeselternbeirates, Michael Mittelstaedt, hat die Corona-Schulpolitik scharf angegriffen. Es sei überhaupt nicht nachvollziehbar, warum jetzt schon wieder darüber nachgedacht werde, die Maskenpflicht an Schulen oder möglicherweise auch wieder Wechselunterricht einführen zu müssen, wenn die Infektionen mit der Delta-Variante zunähmen. Dabei attackierte er am Mittwoch auch die neue Landesregierung. «Nichts ist in den letzten Monaten passiert, um die Klassenzimmer krisensicher zu machen», sagte er. Die Vorgehensweise des Bildungsministeriums unter seiner neuen Ministerin Theresa Schopper (Grüne) habe sich zwar geändert. In der Sache aber habe sich nichts getan.
Dabei gebe es die Möglichkeit mobile Lüfter einzusetzen, Plexiglaswände zwischen die Schüler zu stellen oder endlich vernünftig, sprich oft genug, während der Woche zu testen. Argumente wie zu laute Lüfter seien Nebelgefechte. «Jeder Lärm von der Straße vor dem Schulhaus ist lauter, als diese Geräte», sagte er. Außerdem gebe es sehr leise, aber teurere Lüfter. «Dann muss man eben das Geld in die Hand nehmen.»
Nach momentanem Wissensstand sei die Delta-Variante zwar viel ansteckender. In der Gruppe Kind aber sei sie überhaupt nicht gesundheitsschädlicher. «Dann muss die Politik sich doch die Frage stellen, warum dann die Gruppe Kind schon wieder zurückstecken soll», sagte er. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum es immer noch Lehrer oder Erzieher gebe, die nicht geimpft seien. «Da frage ich mich, ob sie sich darum überhaupt gekümmert haben.» Es sei zudem ein Unding, dass Stadien geöffnet und Fußballspiele zugelassen würden, Kinder aber erneut in Haft genommen werden könnten, um die Verbreitung der Delta-Variante zu bremsen.
Die Eltern würden im Angesicht einer großen Lehrer- und Schulträger-Lobby nicht gehört und ignoriert. «Immer nur salbungsvolle Worte helfen überhaupt nicht weiter.»
Brinkhaus: Sieht gut aus, dass Schulen nicht wieder schließen müssen
Berlin (dpa) - Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus ist optimistisch, dass Schulen in Deutschland nicht erneut wegen der Corona-Pandemie schließen müssen - will sich aber nicht definitiv festlegen. «Wir arbeiten da dran, dass das nicht passiert, und es ist so, dass es auch sehr, sehr gut aussieht», sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im RTL/ntv-«Frühstart». Jedoch sagte er auch: «Ganz ehrlich: Jemand, der jetzt definitive Versprechen abgibt, der wagt sich da weit aus dem Fenster raus, weil das Geschehen natürlich noch weiter dynamisch ist.»
Brinkhaus betonte, man wisse nicht, welche Virusvarianten im Verlauf der Pandemie noch auftauchten. Derzeit bereitet vor allem die zunächst in Indien entdeckte Delta-Variante Sorgen, weil sie als ansteckender als bisherige Virus-Mutanten gilt. Brinkhaus zufolge wurde in einigen Bundesländern jedoch «wunderbar» an Lüftungs- und Testkonzepten gearbeitet, andere Länder müssten nachziehen. «Da muss über die Sommerferien entsprechend gearbeitet werden.»
Kinderschützer hatten zuletzt angesichts der Delta-Variante gewarnt, dass Kinder erneut zum Pandemie-Verlierer werden könnten und auf besseren Schutz an Schulen gedrungen.
Schulen beginnen nach Ferien mit Präsenzunterricht
Nach den Sommerferien sollen Niedersachsens Schulen in einen geregelten Alltag finden. Dazu dient auch Präsenzunterricht. Das Ministerium will Lerndruck rausnehmen und Unterstützungsangebote schaffen. Vielen reichen die Pläne aber nicht aus.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Schulen werden nach den Sommerferien mit Präsenzunterricht und Schutzmaßnahmen ins neue Schuljahr starten. Die Testpflicht wird bis Ende September beibehalten und die Maskenpflicht gilt weiter - bei einer Inzidenz über 35 auch während des Unterrichts, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag in Hannover sagte.
Schulen sollten sich außerdem weiterhin regelmäßig ans Lüften halten. «Es steht für mich ganz oben auf der Agenda, dass die Bildungs- und Abschlusschancen unserer Schülerinnen und Schüler gewahrt und vergleichbar bleiben zu den Vorjahren. Niemand muss sich Sorgen machen um sein Kind», versicherte Tonne. «Das nächste Schuljahr bietet große Chancen, die Auswirkungen der Pandemie aufzuarbeiten und die Schülerinnen und Schüler ankommen zu lassen.» Deshalb beginne das Schuljahr mit einer prüfungsfreien Phase, die für Projekte und für das Wiederholen von Unterrichtsstoff genutzt werden könne.
Der Minister sprach von veränderten Rahmenbedingungen, die für das kommende Schuljahr gelten würden. Das Impfen sei dabei ein wichtiger Faktor. Mindestens 86 Prozent der Lehrkräfte hätten bereits eine Erstimpfung erhalten. Wenn sich die Infektionslage allerdings mit der befürchteten vierten Welle möglicherweise verschlechtert, sind Einschränkungen im Schulbetrieb weiter denkbar. Vorstellbar seien tägliche Schnelltests oder Maskenpflicht auch im Unterricht. Vier Wochen und zwei Wochen vor dem Schulstart ist jeweils eine Lageeinschätzung geplant.
Eine Herausforderung ist laut Tonne das Ab- und Ausgleichen von Lernständen der Schülerinnen und Schüler. Dafür würde jede Schule ein Sonderbudget erhalten. Mit dem Geld sollen Schulen unter anderem Unterstützungsangebote finanzieren können, bei denen etwa Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte und Nachhilfelehrer hinzugezogen werden können. Luftfilter ersetzen nach Angaben von Tonne keine einzige Maßnahme. Lüften könne nicht durch mobile Geräte ersetzt werden. Diese könnten auf mittel- und langfristige Sicht gesehen an einzelnen Schulen, aber nicht flächendeckend eingesetzt werden.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Björn Försterling, nannte den Plan des Kultusministers ernüchternd. «Minister Tonne hat es zudem erneut versäumt, seine ablehnende Haltung gegenüber Luftreinigern und Belüftungssystemen zu überdenken und die Ausstattung der Schulen über das Bundesprogramm hinaus zu unterstützen».
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warf dem SPD-Politiker vor, er ignoriere den notwendigen Bedarf an Investitionen für Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten. «Es fehlen noch immer feste Zusagen des Ministers, wie die bestehenden Mängel bei Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten kompensiert werden sollen. Schöne Worte reichen schon lange nicht mehr», sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth.
Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg bezeichnete den Plan als unverständlich. «Gerade mit Blick auf die Delta-Variante braucht es mehr Antworten, um Kinder und Jugendliche besser schützen zu können. Hierzu sollte die Impfdebatte dringend erneut eröffnet werden, denn das Virus sucht sich die Wege zu den Ungeimpften.» Zudem bräuchten die bereits jetzt strapazierten Schulen noch vor Ferienbeginn Planungssicherheit.
Der Philologenverband Niedersachsen bemängelte den von Tonne vorgestellten Plan, weil er Lernrückstände nicht behebe. «Die Lücken müssen geschlossen werden, sonst potenzieren sich die Probleme in den Folgejahren, gerade bei denjenigen, die in der Pandemie auf der Strecke geblieben sind», erklärte der Verband.
22.06.2021
Bayerns Grundschüler müssen am Platz keine Masken mehr tragen
Um die Maskenpflicht im Schulunterricht gab es lange Streit. Nun lockert das Kabinett die Pflicht - an den Grundschulen. Die Debatte dürfte damit an den weiterführenden Schulen aber weiter gehen.
München (dpa/lby) - Bayerns Grundschüler müssen ab Mittwoch keine Masken mehr an ihren Sitzplätzen tragen. Das hat das Kabinett am Dienstag in München beschlossen. Aufgrund der niedrigen Inzidenz, der hohen Temperaturen und der Tatsache, dass die Schüler zwei Mal pro Woche getestet würden, sei die Lockerung zu verantworten, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) in München. Er betonte, dass die Regelung nur dort gelte, wo die Inzidenz unter 50 liege und darüber hinaus die Maskenpflicht im Schulgebäude weiter bestehe.
Die Lockerung der Maskenpflicht gelte auch für die Grundschulstufen an den Förderschulen, sagte Herrmann. Auch an Horten wird die Maskenpflicht an den Sitzplätzen gelockert. In anderen Schulformen bleibt es laut Herrmann aber zunächst weiter bei der bestehenden Maskenpflicht auch am Sitzplatz. Dem Vernehmen nach könnte diese Regel aber schon kommende Woche vom Kabinett neu bewertet werden.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bezeichnete den Kompromiss als ein gutes Zeichen, betonte aber auch, dass er sich gewünscht hätte, dass auch an den weiterführenden Schulen die Maskenpflicht im Unterricht am Sitzplatz gelockert werde. Zugleich sei er aber auch davon überzeugt, dass im übrigen Schulgebäude die Maske auch weiter notwendig sei. Diese Vorsichtsmaßnahme sei auch perspektivisch für die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts ab dem Herbst ganz wichtig.
Bisher mussten auch die Kleinsten in den Schulen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus Masken im Unterricht tragen. Bayern folgt damit dem Beispiel mehrerer anderer Bundesländer. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Kabinett zudem ermöglicht, dass die Maskenpflicht in den Pausen auf dem Schulhof oder bei Wandertagen entfallen kann. Herrmann betonte am Dienstag, dass diese Lockerungsmöglichkeit auch für Kitas und an den Universitäten gelte.
Innerhalb der Regierung hatten sich vor allem die Freien Wähler für den Wegfall des Mund-Nasen-Schutzes bei den Kleinsten stark gemacht. Piazolo hatte in der vergangenen Woche erklärt, es gebe unterschiedliche Auffassungen bei den Koalitionspartnern in dieser Frage. Herrmann betonte am Dienstag, dass gerade die sich auch in Bayern verbreitende gefährlichere Deltavariante des Virus weiter ein vorsichtiges Vorgehen erfordere.
SPD-Landeschef Florian von Brunn kritisierte, dass die Lockerungen nicht für weiterführende Schulen gelten. «Es ist angesichts der hohen Sommer-Temperaturen und der zugleich niedrigen Inzidenzen nicht mehr zu vermitteln, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule eine Maske tragen müssen. Sie werden ja auch zwei Mal pro Woche getestet», sagte er und forderte die Aufhebung an allen Schulen.
Auch Elterninitiativen und Lehrer hatten zwischenzeitlich immer wieder bemängelt, dass den Kindern mit der Maske ein Teil ihrer Identität genommen werde und die pandemiebedingten Einschränkungen mit der Maskenpflicht unnötig verlängert würden.
20.06.2021
Land setzt weitere Corona-Lockerungen um - Weil: «Vorsichtig bleiben»
Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus flauen ab, gleichzeitig nimmt der Anteil der Geimpften zu. Niedersachsen setzt deshalb die nächsten Lockerungsschritte wie geplant um. Einige Regeln sind aber weiter zu beachten - und der Blick richtet sich auf die Delta-Variante.
Hannover (dpa/lni) - Das Land Niedersachsen lockert angesichts der entspannteren Infektionslage weitere Corona-Beschränkungen. Nachdem es bereits am Samstag Lockerungen bei privaten Treffen gegeben hatte, folgen am Montag eine Reihe zusätzlicher Erleichterungen - auch hier vor allem zu Kontaktregeln. Grundsätzlich wären damit Geburtstags-, Hochzeits-, Grill-, Sport- oder Einschulungsfeiern möglich. So dürfen nach Angaben der Staatskanzlei bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz bis einschließlich 10 wieder mehr Menschen zusammenkommen: Bis zu 25 in Innenräumen und bis zu 50 draußen.
In diesen Gruppengrößen müssen keine Masken mehr getragen werden. Haben alle Erwachsenen außerdem einen negativen Testnachweis, können sich noch mehr Menschen treffen. Wer am Tisch sitzt, braucht keine Maske zu tragen - wer aufsteht und herumläuft dagegen schon. Außerdem sind Teilnehmerlisten nötig.
Von der neuen Woche an wechselt Niedersachsen in die Stufe null seines Lockerungsplans. Das bedeutet: Wenn die Inzidenz fünf Werktage lang nicht mehr als 10 beträgt, können auch in Restaurants, Lokalen und Cafés die Begrenzungen entfallen. Ab 25 Personen drinnen und 50 draußen müssen aber alle nicht vollständig Geimpften oder Genesenen in der Gastronomie ebenfalls ein Negativ-Testergebnis vorweisen.
Ähnliches gilt für Besucher von Clubs und Diskotheken: Sie brauchen beim Tanzen keine Maske mehr zu tragen, sollen jedoch einen negativen Test oder Nachweis über vollständige Impfung oder Genesung vorlegen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist auch auf Wochenmärkten nicht mehr nötig.
Nach Angaben der niedersächsischen Staatskanzlei gelten die Lockerungen am Montag für die Kreise Osnabrück, Emsland, Leer, Wittmund, Friesland, Ammerland, Wesermarsch, Oldenburg, Cuxhaven, Osterholz, Verden, Rotenburg (Wümme), Nienburg (Weser), Hameln-Pyrmont, Harburg, Lüneburg, Heidkreis, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Celle, Gifhorn, Peine, Helmstedt, Goslar, Göttingen. Außerdem für die kreisfreien Städte Wilhelmshaven, Oldenburg, Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter.
Bereits seit Samstag sind in Kreisen und kreisfreien Städten, in denen die Inzidenz fünf Werktage nicht mehr als 35 beträgt, wieder Treffen von bis zu zehn Personen «aus beliebig vielen Haushalten erlaubt». Dazu kommen können noch vollständig Geimpfte und Genesene sowie Kinder unter 14 Jahren. Zuletzt hatte eine Begrenzung auf maximal drei Haushalte gegolten.
In Freizeiteinrichtungen dürfte der Kontrollbedarf hoch bleiben. So musste das Freibad in Peine am Freitag geräumt werden, weil manche Besucher einen Einlassstopp ignorierten und den Zaun überstiegen.
In Hotels oder Pensionen reicht es für die Gäste künftig aus, einen Negativtest nur noch einmal bei der Anreise vorzuzeigen. Und das «Übernachten zu touristischen Zwecken» in Wohnmobilen oder Autos ist ab der neuen Woche auch wieder auf öffentlichen Flächen erlaubt - dabei soll die konkrete örtliche Inzidenz keine Rolle mehr spielen. Führungen durch Städte oder die Natur sind nun breiter möglich, für Bus- oder Schiffsfahrten wurden weitere Regeln angepasst.
Die Änderungen der Corona-Regeln gelten zunächst bis zum 16. Juli. Auch in den Schulen gibt es Lockerungen, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) schon am Freitag erklärt hatte. Schülerinnen und Schüler müssen in Außenbereichen wie dem Pausenhof keine Masken mehr tragen - anders als auf Fluren, in Treppenhäusern oder auf Toiletten.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Corona-Entwicklung im Land ermutigend: «Die Infektionszahlen in Niedersachsen befinden sich in einem deutlichen Abwärtstrend.» Gleichzeitig mahnte er jedoch: «Bei aller Freude müssen wir vorsichtig bleiben. (...) Die Delta-Variante breitet sich in Europa aus und wird auch an uns nicht vorbeigehen.» Vor allem in Großbritannien wachsen die Fallzahlen damit.
Noch stabilisiert sich die Gesamtsituation in Niedersachsen weiter. Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sank die Sieben-Tage-Inzidenz bis Sonntag im Schnitt aller Kommunen von 5,2 am Vortag auf zuletzt 4,9. 54 Neuinfektionen waren binnen eines Tages dazugekommen. Ein weiterer Todesfall wurde gemeldet. Insgesamt starben bisher in Niedersachsen im Zusammenhang mit dem Covid-19-Erreger 5727 Menschen.
Bei drei Kommunen überstieg nach den Daten vom Sonntag die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 10. Der Landkreis Holzminden hatte statistisch mit 19,9 Fällen die vergleichsweise meisten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner über eine Woche. Es folgten der Kreis Stade (13,7) und die Stadt Delmenhorst (10,3). Für die Kreise Goslar und Lüchow-Dannenberg gab das RKI einen Wert von 0 an.
Mehr als die Hälfte der Niedersächsinnen und Niedersachsen sind mittlerweile mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Nach Angaben des RKI lag die Quote am Wochenende bei 51,5 - gut 4,1 Millionen Menschen. Knapp 2,4 Millionen Menschen (29,9 Prozent) im Land sind demnach vollständig geimpft.
Studie: Eltern können Schulerfolg ihrer Kinder beeinflussen
Dass Elternhaus und gute Leistungen in der Schule zusammenhängen, ist keine neue Erkenntnis. Nun zeigt eine Studie, welche Faktoren eine besondere Rolle spielen - und was sich Eltern schlicht sparen können.
München (dpa) - Eltern können den Schulerfolg ihrer Kinder einer Studie zufolge positiv beeinflussen - aber auf eine andere Art und Weise als manche glauben. «Besonders hilfreich ist es, wenn Eltern mit den Kindern Erwartungen besprechen, wenn sie über mögliche Leistungen, Schulabschlüsse, Berufswege reden, Lernstrategien diskutieren und möglichst differenziert Lob und Kritik an einzelnen Schularbeiten kommunizieren», erläuterte Doris Holzberger von der Technischen Universität München. Das reine Kontrollieren der Hausaufgaben helfe hingegen wenig.
Holzberger und ihr Team hatten 18 Metastudien mit rund 1700 Einzelstudien ausgewertet. «Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Eltern durch ihre Verhaltensweisen einen Einfluss auf die schulische Leistung und die Motivation der Schülerinnen und Schüler ausüben können», sagte die Professorin für Schul- und Unterrichtsforschung der Deutschen Presse-Agentur.
Wichtig sei dabei sei vor allem das große Feld der Erwartungen. «Ein lernförderliches Umfeld, viele Bücher, mit dem Kind in die Bücherei gehen - das ist schön und gut. Aber im Vergleich zu den Gesprächen und der Kommunikation über Schule und Bildung hat das eine deutlich geringere Auswirkung auf die Leistung der Schüler und Schülerinnen», erläuterte Holzberger.
Gemeinsam solle man ausloten, was das Kind erreichen möchte und welche Möglichkeiten es gibt. Auch bei einzelnen Schulfächern könne man gemeinsam möglichst konkrete Ziele anpeilen, die Kinder und Jugendlichen ermutigen und Anstrengungen mit entsprechender Rückmeldung belohnen. «Lob und Kritik muss immer ganz konkret und differenziert sein, nicht einfach mit der Gießkanne ausschütten», mahnte Holzberger.
Weniger wirkungsvoll sind dagegen Diskussionen über die Bedeutung von Bildung im Allgemeinen. Überhaupt gehe es letztlich darum, das Kind differenziert wahrzunehmen, schilderte Holzberger. Differenzierung gilt auch mit Blick auf die Hausaufgaben: Während sich eine reine Überwachung sogar negativ auswirken könne, sei es hilfreich, mit den Kindern zu besprechen, wann und wo die Aufgaben gemacht werden. «Aber dann schon zum eigenständigen Arbeiten ermutigen», forderte Holzberger. «Und wenn Schwierigkeiten entstehen, Hilfestellungen anbieten.»
19.06.2021
Massig Schulkinder wegen Corona ohne Radfahrausbildung
Die Radfahrausbildung gehört für Grundschüler in Thüringen fest in den Lehrplan. Der Corona-Lockdown hat auch hier Lücken gerissen.
Erfurt (dpa/th) - Der Corona-Lockdown hat starke Auswirkungen auf die Radfahrausbildung von Schulkindern in Thüringen gehabt. «Vielerorts konnte aufgrund der angespannten Infektionslage der letzten Zeit der praktische Teil der Radfahrausbildung leider nur eingeschränkt oder gar nicht erfolgen», hieß es aus dem Verkehrsministerium in Erfurt. Im Rahmen des Distanz- und Wechselunterrichts sei die Verkehrssicherheit durchgehend berücksichtigt worden, Fahrausbildung aber größtenteils ausgefallen.
Zwar sei die praktische Ausbildung weiterhin an die regionalen Inzidenzwerte geknüpft, mit der Entspannung der Corona-Lage gingen die Projekte aber langsam wieder los, sagte die Geschäftsführerin der Landesverkehrswacht (LVW) Thüringen, Katrin Jakobi. Das sei besonders wichtig, da viele Kinder nach der Grundschule ihren täglichen Schulweg mit dem Fahrrad zurücklegen.
Um ihnen Sicherheit beim Radfahren zu vermitteln und das Wissen um wichtige Verkehrszeichen und Vorfahrtsregeln aufzufrischen, bieten einige Wachten auch 2021 in den Ferien Kurse an, welche freiwillig von den Schulen und den Kindern genutzt werden können.
Auf den Übungsplätzen sollen Teile der Radfahrausbildung laut Bildungsministerium im Rahmen bildungsunterstützender Sommerferienkurse nachgeholt werden. «Viele Schulen kommen bereits von sich aus auf die Wachten zu und melden Bedarf an», sagte Jakobi. Da es sich um ehrenamtliche Tätigkeiten handle, könne jedoch kein flächendeckendes Angebot unterbreitet werden.
«Verkehrserziehung im Kindesalter ist enorm wichtig, so auch die Radfahrausbildung», sagte Jakobi. Ob sich die fehlende Ausbildung in naher Zukunft im Unfallgeschehen widerspiegeln werde, bleibe abzuwarten.
Die Fahrradausbildung ist in Thüringen Teil des Lehrplans. In den ersten drei Schuljahren werden die Jungen und Mädchen schrittweise ans Radfahren herangeführt, im vierten Schuljahr findet die theoretische und praktische Ausbildung in den mobilen oder stationären Jugendverkehrsschulen statt. Im Regelfall durchlaufen sie alle Grundschulkinder. Ausnahmen gelten beispielsweise für Kinder mit starken körperlichen Beeinträchtigungen oder Behinderungen.
18.06.2021
Alle Lehrkräfte im Saarland werden mit Laptops ausgestattet
Das Corona-Jahr 2020 hat die digitale Bildung im Saarland beschleunigt. Vor allem bei der IT-Ausstattung ist viel passiert. Nun geht es mit digitalen Endgeräten für Lehrer und Schüler weiter.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Das Saarland will alle seine 9400 Lehrkräfte bis zu den Herbstferien des Schuljahres 2021/22 mit Laptops oder Tablets ausrüsten. Das sieht ein Plan zur Digitalisierung der Schulen vor. Zudem sollten alle Schüler ab der dritten Klasse zum Schuljahr 2022/23 mit mobilen Endgeräten ausgestattet sein, teilte das Bildungsministerium am Freitag in Saarbrücken mit.
Die ersten Geräte sollten zu Beginn des Schuljahres 2021/22 an die Schülerinnen und Schüler ausgegeben werden: 8300 Schüler der Klassen 6 an Gemeinschaftsschulen und an Gymnasien bildeten einen «Pilotjahrgang». Im Schuljahr 2022/23 sollen dem Ministerium zufolge dann rund 90 000 Schüler mit Tablets oder Notebooks ausgestattet sein. In den Landkreisen sollen Kompetenzzentren entstehen, die auch für Wartung und Hilfen verantwortlich sind.
Die bestehende Schulbuchausleihe werde dann weitgehend von der «Landesweiten Systematischen Medienausleihe Saar» (LSMS 2.0) - auch mit digitalen Büchern und Lernmedien - abgelöst. «Bücher und Arbeitshefte wird es natürlich auch in Zukunft dort geben, wo ihr Einsatz pädagogisch sinnvoll ist», hieß es.
Wichtiger Baustein für die digitale Bildung ist die landeseigene Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS), die seit März 2020 für digital gestützten Unterricht am Start ist. 305 von 316 Schulen nutzten die OSS bereits, hieß es. Es seien 94 000 Nutzer registriert, darunter 85 000 Schüler - von landesweit insgesamt 120 000.
Die Erstfinanzierung der mobilen Endgeräte in Höhe von 50 Millionen Euro übernehme das Land aus dem Landeshaushalt. Die Beschaffung laufe über die Landkreise. Im laufenden Betrieb sollen die Endgeräte und die digitalen Schulbücher dann über Leihgebühren wie bei der Schulbuchausleihe finanziert werden.
Nach Angaben von Ende 2020 wird das Saarland bis 2024 rund 137 Millionen Euro in die digitale Bildung investieren; 66,8 Millionen kommen über den Digitalpakt Schule vom Bund. Das Geld aus dem Digitalpakt ist für Investitionen in die digitale Ausstattung der Schulen gedacht. Dazu hätten seit Anfang 2020 Schulträger bereits 191 Anträge mit eine Volumen von 29 Millionen Euro eingereicht.
An knapp 60 Prozent der Saar-Schulen liefen bereits Maßnahmen wie die Einrichtung von schulischem Wlan, Verkabelung oder Kauf von interaktiven digitalen Tafel (Smartboards). Mit Mitteln des Bundes und des Saarlandes sind in den vergangenen Monaten rund 23 500 Laptops- und Tablets für bedürftige Schüler angeschafft worden.
Ferienprogramm soll Kindern Atempause in der Pandemie verschaffen
Hannover (dpa/lni) - In der Corona-Pandemie mussten Kinder und Jugendliche viel einstecken, nun will das niedersächsische Kultusministerium mit einem 3,5 Millionen schweren Ferienprogramm Ausgleich schaffen. Bei dem Programm «LernRäume» soll es nach Angaben von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag vor allem um Erholung gehen. Nicht das Aufholen von verpasstem Lernstoff in der Corona-Pandemie stehe im Vordergrund.
Kinder und Jugendliche hätten in den vergangen Wochen und Monaten einen enormen Beitrag geleistet, um das Pandemiegeschehen einzudämmen, sagte Kultusminister Tonne. «Wir wollen Spaß und gemeinsame Aktivitäten zurückgeben», sagte er. Geplant seien etwa Workshops rund um die Themen Natur, Tiere und Kunst. Mitmachen wollen unter anderem Jugendherbergen, Schullandheime und Volkshochschulen. Das Betreuungsangebot richtet sich den Angaben zufolge insbesondere an Schülerinnen und Schüler der ersten bis achten Klassen.
Bereits im Pandemie-Jahr 2020 hatte das niedersächsische Kultusministerium ein solches Ferienprogramm angeboten. Insgesamt hätten bereits 20 000 Schülerinnen und Schüler an den «LernRäumen» teilgenommen. Nach Einschätzung des Kultusministerium können im kommenden Schuljahr nicht alle ausgefallenen Klassenfahrten und der Schwimmunterricht nachgeholt werden. Auch daher sei es wichtig, die Angebote außerhalb der Schule auszubauen und zu stärken.
Kritik für die Pläne gab es vom bildungspolitischen Sprecher der FDP, Björn Försterling. «Das Programm war schon im vergangenen Jahr ein Freizeitangebot für die Kinder, mit dem Aufholen von Lernrückständen hat es aber wenig zu tun.» Dies habe aus seiner Sicht Priorität, weil sonst im kommenden Schuljahr für alle Betroffenen ein enormes Arbeitspensum drohe.
Mehr Feriensprachkurse und Hausaufgabenhilfen in Rheinland-Pfalz
Mainz (dpa/lrs) - Neben der Sommerschule können Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr auch an mehr Feriensprachkursen teilnehmen. Die Mittel für diese Kurse wurden von 450 000 auf 650 000 Euro erhöht, wie das Bildungsministerium am Freitag mitteilte. An den Feriensprachkursen stehen allen offen, die einen erhöhten Bedarf am Deutschlernen haben, etwa Kinder aus Flüchtlingsfamilien. In den Oster- und Pfingstferien gab es bereits 330 dieser Kurse.
Verstärkt wurde auch die «qualifizierte Hausaufgabenhilfe», bei der Schülerinnen und Schüler der Grundschule, insbesondere aus Familien mit Migrationserfahrung, drei Stunden in der Wopche eine Hausaufgabenhilfe mit spielerischem Kommunikationstraining erhalten. Dafür stellte das Land 1,1 Millionen Euro bereit, womit mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler teilnehmen können.
«Viele Kinder und Jugendliche leiden unter der Pandemie und ihren Folgen wie Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen», erklärte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Bei Schülerinnen und Schülern mit Flucht- und Migrationserfahrung komme oft dazu, dass sie die deutsche Sprache nicht oder noch nicht so gut beherrschten. «Hier setzen im schulischen Bereich unsere Feriensprachkurse und die qualifizierte Hausaufgabenhilfe an.»
Die Sommerschule richtet sich an alle bis zur neunten Klasse, die einen Lernrückstand aufholen wollen. Neben den Kernfächern Mathematik und Deutsch kann es diesmal auch Angebote in Englisch und den Naturwissenschaften geben. Das Land stellt für die Sommer- und die Herbstschule insgesamt eine Million Euro bereit.
17.06.2021
Unterricht in den Schulen jetzt ohne Maske
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland müssen Schülerinnen und Schüler ab diesem Donnerstag keine Maske mehr im Unterricht tragen. Das hat die saarländische Landesregierung angesichts gesunkener Corona-Zahlen beschlossen. Im Schulgebäude und auf dem Schulweg im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bleibt es aber weiterhin bei der Pflicht zum Tragen einer Maske.
Das Bildungsministerium betonte, wer im Schulunterricht weiter eine Maske nutzen möchte, könne das natürlich tun. Was entfalle, sei die Verpflichtung dazu. Auf dem Außengelände von Schulen gibt es bereits seit dem 11. Juni keine Maskenpflicht mehr. Seit Ende Mai läuft der Unterricht an der Saar wieder im vollen Präsenzunterricht.
Rheinland-Pfalz hatte ebenfalls am Dienstag angekündigt, dass Schüler im Unterricht ab kommenden Montag keine Maske mehr tragen müssen.
16.06.2021
Spahn befürwortet Masken im Unterricht vorerst bis zu Sommerferien
München (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befürwortet es, wenn im Schulunterricht vorerst noch eine Corona-Maskenpflicht beibehalten wird. Er habe «großes Verständnis» für die Bundesländer, die zumindest bis in die Sommerferien hinein dieses Maß an Sicherheit geben wollten, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in München nach Beratungen mit seinen Länderkollegen. Über das Vorgehen nach den Sommerferien würden die Kultusminister im Lichte der Entwicklung und der Impfungen beraten. In Schulen seien naturgemäß viele Menschen in einem geschlossenen Raum, auch wenn man Fenster öffnen könne.
Masken seien nervig, aber im Vergleich zu allem anderen eine einfach und erträglich umzusetzende Maßnahme, sagte Spahn. Wenn alle in einem Raum sie trügen, gebe dies viel Schutz und Sicherheit. Der Minister verwies auch darauf, dass es Impfungen für Kinder unter 12 Jahre nicht gebe. Ab 12 Jahre seien sie gerade erst möglich geworden und außerdem eine Abwägungsfrage.
Maskenpflicht auf Schulhöfen in NRW endet - Laschet: Kein «Übermut»
Auch in Nordrhein-Westfalen bröckelt die Maskenpflicht. Vor allem auf Schüler kommen entspanntere letzte Schultage vor den Sommerferien zu. Dennoch mahnt Ministerpräsident Laschet zu Vorsicht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Maskenpflicht im Freien soll in Nordrhein-Westfalen größtenteils aufgehoben werden - auf den Schulhöfen endet sie bereits ab kommenden Montag. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stellte am Mittwoch ein generelles Ende der Maskenpflicht im Freien in Aussicht, warnte aber vor «Übermut» bei Lockerungen. «Wir dürfen kein Risiko eingehen», sagte der Unions-Kanzlerkandidat.
Millionen Schüler können bald aufatmen. Als ersten Schritt verkündete Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Aufhebung der Maskenpflicht auf den Pausenhöfen. «Bei den aktuell niedrigen Infektionszahlen und der geringen Ansteckungsgefahr an der frischen Luft ist dieser Schritt verantwortungsvoll und angemessen.»
Vor dem Hintergrund des aktuell anhaltend niedrigen Infektionsgeschehens und des guten Vorankommens der Impfkampagne sei es «verantwortungsvoll vertretbar», die Maskenpflicht im Freien «größtenteils» abzuschaffen, teilte zudem das Gesundheitsministerium mit. «In Innenräumen wird an der Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes überall dort festgehalten werden, wo es zum Schutz nötig ist.» Das Land arbeite derzeit an den Details der Umsetzung und werde die Regelungen anschließend unverzüglich öffentlich kommunizieren.
Auch Laschet sprach sich in einer Landtagsdebatte dafür aus, in Innenräumen den Mund-Nasen-Schutz überall dort beizubehalten, wo es nötig sei. Dies findet auch Zustimmung bei FDP, SPD und Grünen. Mehrere Bundesländer haben bereits die Aufhebung oder Lockerung der Maskenpflicht im Freien beschlossen. Wo in den Schulen noch Masken getragen werden müssen, wird nach Angaben Gebauers in der neuen Corona-Betreuungsverordnung ausgearbeitet, die in den nächsten Tagen von der Landesregierung verabschiedet werden soll.
Laschet sagte, Öffnungen sollten Schritt für Schritt erfolgen. Deshalb solle an Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen «mit geringen Einschränkungen der Freiheitsrechte festgehalten werden», sagte Laschet. «Wir sind im Endspurt.» Die Landesregierung werde «pragmatisch» auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens reagieren. Grünen-Fraktionschefin Verena Schäffer warnte: «Der Bundestagswahlkampf darf nicht zu einem Wettbewerb führen, wer welche Vorsichtsmaßnahmen am schnellsten über Bord wirft.»
Laschet, der auch CDU-Bundesvorsitzender ist, warnte vor der in Großbritannien verbreiteten Delta-Variante des Coronavirus. Trotz eines hohen Anteils an Erstimpfungen stiegen dort die Infektionszahlen wieder deutlich an. «Eine vierte Welle will niemand. Es gilt, alles zu tun, damit sie vermieden werden kann», sagte Laschet mit Blick auf Deutschland.
Laschet rief die Menschen zu Geduld bei den Corona-Impfungen auf. Nachdem derzeit in den Impfzentren fast ausschließlich Zweitimpfungen möglich seien, würden im Juli auch wieder Erstimpfungen ermöglicht. Weiterhin gelte das Versprechen: «Im Laufe des Sommers wird jeder und jede ein Impfangebot erhalten.»
Laschet stellte Sonderimpfangebote auch für Studenten und Studentinnen an den Hochschulen und Universitäten in Aussicht. Spätestens mit Beginn des kommenden Wintersemesters müsse an den Hochschulen wieder ein Regelbetrieb mit Präsenz und Studentenleben möglich sein.
Zugleich sprach sich der CDU-Politiker gegen jeglichen Zwang bei den Corona-Impfungen für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren aus. Zwar habe die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat den Biontech-Impfstoff für diese Altersgruppe zugelassen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfehle ihn allerdings «aus gutem Grund» nur für Jugendliche mit Vorerkrankungen. Eltern sollten daher das Gespräch mit dem Kinderarzt suchen und sich beraten lassen. «Es darf keinen Impfzwang geben, und es darf auch keinen Druck geben, gerade bei Kindern nun das Impfen unbedingt zur Pflicht zu machen.»
NRW sei als bevölkerungsreichstes Bundesland nicht nur im Vergleich der Bundesländer, sondern auch im europäischen Vergleich mit am besten durch diese Krise gekommen, sagte Laschet. Das Bundesland werde «Zugpferd der wirtschaftlichen Erholung» in Deutschland nach der Pandemie. Ein Grund seien die offenen Grenzen und die nicht unterbrochenen Lieferketten für die Wirtschaft. Laschet verwies darauf, dass sich die Wirtschaft in NRW laut der Konjunkturprognose des RWI um 0,4 Prozentpunkte besser als im Bundesschnitt entwickle.
SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty forderte als Folge aus der Corona-Pandemie einen «nationalen Kraftakt für Kinder und Bildung». «Auch nach Corona braucht jedes Kind einen Computer», sagte der Partei- und Fraktionschef der SPD. Auch Wlan in Schulgebäuden müsse Standard sein. Die Corona-Pandemie müsse auch ein Wendepunkt für die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sein, sagte Kutschaty. Die Kommunen brauchten ein Programm zur Belebung ihrer Innenstädte. Es drohe ein massives Ladensterben. Auch für die Gastronomie und die Kulturschaffenden dürfe die Zeit der Hilfsprogramme noch nicht vorbei sein.
SPD und Grüne forderten die Landesregierung auf, Vorsorge für Auffrischungsimpfungen im Herbst zu treffen. Die Impfzentren sollten nach Ansicht der SPD bis ins nächste Jahr hinein erhalten bleiben.
Bisher sind die Impfzentren bis Ende September finanziell abgesichert. FDP-Fraktionschef Christof Rasche schlug vor, den Bürgern zu empfehlen, sich einmal pro Woche testen lassen sollten. Damit könne man schneller erkennen, wo es wieder Corona-Ausbrüche gebe.
Die AfD warf den Regierungen Angst und Panikmache» in der Corona-Politik vor. Die Politiker hätten mit Inzidenzzahlen «gewürfelt», sagte AfD-Fraktionschef Markus Wagner mit Blick auf den Stufenplan für Lockerungen der Corona-Auflagen. Die «Dauerlockdowns» seien auch damit begründet worden, dass die Intensivbetten in den Krankenhäusern knapp würden. «Sie waren es nie.»
Deutlich mehr Klassenwiederholer nach Corona-Schuljahr 2020/21
Die wochenlangen Schulschließungen in der Corona-Krise haben ihre Spuren hinterlassen: Fast jeder 20. Schüler wiederholt das Schuljahr. Das ist rund ein Drittel mehr als normalerweise.
Schwerin (dpa/mv) - Nach zwei Schuljahren mit jeweils wochenlangem Distanz-Unterricht in der Corona-Krise steigt die Zahl der Klassenwiederholer deutlich. Drehten nach dem Schuljahr 2018/19 vor der Pandemie 4615 Schülerinnen und Schüler an staatlichen Schulen eine «Ehrenrunde», so sind es jetzt 6217, wie das Bildungsministerium in Schwerin am Mittwoch mitteilte. Das ist ein Plus von rund einem Drittel.
4,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler wiederholen damit das zu Ende gehende Schuljahr freiwillig oder weil sie aufgrund zu schlechter Noten nicht versetzt werden können. In den Vorjahren waren es jeweils 3,5 bis 3,6 Prozent gewesen. Eine Ausnahme bildet das Schuljahr 2019/2020. Nach den coronabedingten Schulschließungen im Frühjahr 2020 wurden auch die Schüler versetzt, die das Klassenziel eigentlich nicht erreicht hatten. Die Wiederholerrate betrug 2,9 Prozent - alle auf freiwilliger Basis.
Die Linke sieht die Schulen in MV vor großen Herausforderungen. «Es sind nicht nur zusätzliche Räumlichkeiten notwendig, die Zahl der wiederholenden Schülerinnen und Schüler erfordert auch zusätzliche Lehrkräfte», sagte die Fraktionsvorsitzende der oppositionellen Linken im Landtag, Simone Oldenburg. Zudem müssten alle Schüler gefördert werden, um ihr massives Unterrichtsdefizit auszugleichen. «Andernfalls droht die Bugwelle der Wiederholerinnen und Wiederholer das Schulsystem zu überrollen - Klassen werden immer größer und damit die individuelle Unterstützung immer kleiner.»
Auch die Lehrergewerkschaft VBE (Verband Bildung und Erziehung) fordert vom Land, deutlich mehr Lehrkräfte einzustellen, um Schülerinnen und Schüler mit Lerndefiziten besser individuell fördern zu können. Aus dem Bildungsministerium hieß es, man prüfe derzeit, inwieweit durch die Klassenwiederholungen die Zuweisung zusätzlicher Lehrerstunden notwendig ist. Ein Sprecher erklärte, der Anstieg der Wiederholer-Zahlen sei «gut beherrschbar».
Der VBE-Landesvorsitzende Michael Blanck forderte, die Schulen bereits jetzt auf eine mögliche vierte Corona-Welle im Herbst vorzubereiten, um erneute Schulschließungen zu verhindern. In den nächsten Wochen seien dazu große Anstrengungen des Landes und der Schulträger erforderlich, mahnte er. So müssten flächendeckend Luftfilteranlagen eingebaut werden. Auch die Digitalisierung müsse weitergehen. «Viele Lehrkräfte warten immer noch auf die versprochenen Endgeräte», sagte Blanck.
Die Landesregierung hat für die Schüler in MV ein Aktionsprogramm «Stark machen, Anschluss sichern» mit 38 Millionen Euro aufgelegt. Zum Aufholen von versäumtem Schulstoff will das Ministerium Lehramtsstudenten und ehemalige Lehrer zur Unterstützung in die Schulen holen. Außerdem soll private Nachhilfe vom Land bezahlt werden.
Ringen um notwendige Lehren aus Corona für die Schulen
Die Corona-Pandemie hat digitale Defizite der Schulen schonungslos offengelegt. Das neue Schulgesetz schafft Grundlagen für Digitalunterricht, greift nach Ansicht der Opposition aber zu kurz. Kümmern will sich die Koalition außerdem um Schulschwänzer.
Kiel (dpa/lno) - Kurz vor den Sommerferien haben sich Regierung und Opposition im Kieler Landtag eine Auseinandersetzung um die Schulpolitik geliefert. Neben der Verabschiedung einer Reform des Schulgesetzes ging es dabei am Mittwoch um die Digitalisierung und Mittel gegen das Schulschwänzen. Mit dem neuen Schulgesetz haben CDU, Grüne und FDP rechtliche Grundlagen für Digitalunterricht geschaffen. Nach Ansicht von SPD und SSW fehlt der Jamaika-Koalition jedoch der Mut.
Mit dem neuen Schulgesetz stärkt das Land nach Ansicht von Bildungsministerin Karin Prien die Schulen. «Wir stellen wieder durchgängig klar, dass Schule einen Bildungs- und einen Erziehungsauftrag hat», sagte die CDU-Politikerin. Zudem zog die Koalition eine Lehre aus der Corona-Pandemie: «Wir haben jetzt die gesetzliche Grundlage für die Nutzung digitaler Lehr- und Lernformen gerade auch anstelle von Präsenzunterricht, wenn besondere Umstände es erfordern.»
Ab dem neuen Schuljahr drohen Schülern bei Fehlverhalten härtere Sanktionen. Beispielsweise können sie für die Dauer von bis zu drei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen werden; bislang sind es zwei Wochen. Bei schwerer oder wiederholter Störung des Unterrichts in einem bestimmten Fach ist ein dreiwöchiger Ausschluss möglich. Prien betonte, die Schulleitungen könnten künftig sachgerechter und verhältnismäßiger auf Fehlverhalten reagieren.
Ab dem neuen Schuljahr können auch Schüler in den fünften und sechsten Klassen als Mitglieder mit beratender Stimme in der Schulkonferenz mitwirken. Andere Änderungen betreffen Lehrer: Schulinterne Bewerbungen für Schulleiter-Posten werden erst bei einer wiederholten Ausschreibung berücksichtigt. Die freie Schulwahl bleibe im Rahmen der Kapazitäten bestehen, sagte Prien. «Wir wollen einerseits eine möglichst gleichmäßige Auslastung der Schulen erreichen und andererseits das Recht der Eltern auf die Schulwahl erhalten.»
Scharfe Kritik an der Reform kam von SPD und SSW. Nach Ansicht der SSW-Bildungspolitikerin Jette Waldinger-Thiering fehlen dem Regierungsbündnis schlicht Visionen. Ihr SPD-Kollege Martin Habersaat vermisste Mut zum Anpacken wichtiger Themen. «Stattdessen hat die Regierung sehr viel Arbeit auf Semantik vergeudet.» Der Begriff Erziehung habe bereits zuvor im Gesetz gestanden.
Mehr Engagement forderte Habersaat vor allem im Bereich der Digitalisierung. «Natürlich freuen wir uns alle, dass jetzt Präsenzunterricht wieder möglich ist. Aber die Laptops dürfen doch jetzt nicht wieder im Klassenschrank verschwinden.» Schulen sollten bei digitalen Angeboten kooperieren können oder im Einzelfall in Distanz arbeiten. Als Beispiel nannte Habersaat Projekte mit Partnerschulen im Ausland. Stattdessen dürften Schulen digitale Medien nutzen, wenn sie zur Verfügung stehen - «ja und wenn nicht, ist halt schade».
Nach Angaben der Landesregierung stehen für Digitalisierungsmaßnahmen an Schulen von 2019 bis 2024 rund 300 Millionen Euro zur Verfügung. Grundlage sind unter anderem Vereinbarungen mit dem Bund und Landesprogramme. 80 Prozent der Schulen seien an das Glasfasernetz angeschlossen, sagte der CDU-Bildungspolitiker Tobias von der Heide. «Uns muss es darum gehen, Schule mit Digitalisierung besser zu machen.» Mittlerweile gebe es Leihgeräte für Kinder, deren Eltern sich kein Tablet-PC leisten könnten.
Schärfer vorgehen will die Koalition gegen Schulabsentismus. «Unsere Gesellschaft kann und darf es sich nicht leisten, junge Menschen bei der Bildung zurückzulassen», heißt es in einem vom Parlament beschlossenen Antrag. Bis Ende des Jahres soll das Bildungsministerium ein Konzept vorlegen, wie Schulen gegen Schulschwänzer vorgehen können. «Im Einzelfall vielleicht auch mit der Polizei», sagte von der Heide.
Die Grünen-Bildungspolitikerin Ines Strehlau betonte: «Schulen müssen wissen, wie sie die Belastung von Kindern erkennen.» Und wo sie Hilfe holen können. Die FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn verwies auf mögliche Folgen des Unterrichtsausfalls der vergangenen Monate. «Es bleibt zu hoffen, dass wir keine Häufung von Schulabsentismus feststellen werden oder allgemeine Anlaufprobleme, wenn es wieder in den regulären Schulbetrieb geht.»
Gebauer: Wegen Maskenpflicht Hitzefrei auch in Oberstufe möglich
Düsseldorf (dpa/lnw) - Wegen der Maskenpflicht im Schulunterricht erlaubt das NRW-Schulministerium erneut Hitzefrei auch für Oberstufenschüler. Ein entsprechender Erlass sei in dieser Woche an die Schulen ergangen, teilte das Ministerium am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. «Das ist eine kleine Erleichterung für die Schülerinnen und Schüler an besonders heißen Tagen», erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Eine entsprechende Regelung hatte NRW bereits im Sommer 2020 verfügt.
Aktuell werden bis zum Wochenende Temperaturen teils über 30 Grad gemeldet. Nach den geltenden Vorschriften entscheiden ab 27 Grad Raumtemperatur in den Schulen die Schulleiter und Schulleiterinnen über Hitzefrei. Oberstufenschüler sind davon aber eigentlich ausgenommen. Diese Einschränkung wird nun - wie auch schon 2020 - wegen der besonderen Belastung durch die Coronaschutzmaske ausgesetzt. Die Ausnahmeregelung gelte so lange wie die Maskenpflicht.
15.06.2021
Neues Schuljahr soll wieder in Präsenz stattfinden
Rückkehr zum normalen Schulunterricht: Bildungsministerin Prien plant in Schleswig-Holstein ein Präsenz-Schuljahr. Bei der Maskenpflicht und Corona-Tests wird es in den ersten Wochen nach den Sommerferien wohl bleiben.
Kiel (dpa/lno) - Nach den Einschränkungen im Unterricht durch die Corona-Pandemie sollen Schleswig-Holsteins Schulen nach den Sommerferien wieder ihren Normalbetrieb aufnehmen. «Wir starten nach den Sommerferien in ein Präsenzschuljahr», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag in Kiel. Zuvor hatte das Kabinett über das Rahmenkonzept für das kommende Schuljahr beraten.
Unter welchen dauerhaften Hygieneregeln der Unterricht ablaufen wird, soll zwei Wochen vor Beginn des Schuljahres entschieden werden. «Dazu müssen wir den Verlauf der Pandemie über den Sommer beobachten und sind auch weiterhin in engem Austausch mit unserem wissenschaftlichen Beirat», sagte Prien. Sie geht davon aus, dass zum Beginn des Schuljahres voraussichtlich für zwei Wochen die Maskenpflicht bestehen bleibt und es in dieser Zeit verpflichtende Corona-Tests geben wird. Prien begründete dies mit der Rückkehr vieler Familien aus dem Sommerurlaub.
«Schule wird nicht mehr so sein, wie sie vor der Pandemie war», sagte Prien. Der Präsenzunterricht habe vielen Schülern im zu Ende gehenenden Schuljahr gefehlt. «Dabei geht es nicht nur um fehlende Lernfortschritte, sondern auch um das Fehlen von Schule als sozialem Ort.»
Für das kommende Schuljahr sind neben zusätzlichem Personal an den Schulen und Förderprogrammen auch weitere Lernangebote in den Sommerferien in diesem und im kommenden Jahr sowie in den Herbst- und den kommenden Osterferien geplant.
Laut Ministerium haben bereits mehr als 130 Schulen die Teilnahme am Programm Lernchancen.SH zugesagt. 40 weitere planen noch, wie sie teilnehmen werden. Dabei sollen Schüler Hilfe im Unterricht, bei Hausaufgaben oder der Prüfungsvorbereitung bekommen. Für mehr als 20 000 Schüler gibt es Gutscheine beispielsweise für zwei Wochen gezielte Nachhilfe.
Die Abschlussprüfungen sind nach ersten Einschätzungen trotz der Corona-Krise auf gleichem Niveau wie in den vergangenen Jahren verlaufen, sagte Prien. Noch keine konkreten Zahlen gibt es darüber, wie viele Kinder und Jugendliche das Schuljahr wiederholen werden. Allerdings werde von der Möglichkeit des freiwilligen Wiederholens nach ersten Erkenntnissen «nur zurückhaltend Gebrauch gemacht», sagte die Ministerin.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einer Fülle von Versprechen. Konkrete Aussagen, wie es nach den Ferien weitergehen solle, fehlten allerdings. Die Schulen brauchten für die Förderung zusätzliches Personal. Vor allem die Förderung der Schüler, die Nachteile durch die Pandemie erleiden mussten, müsse im Vordergrund stehen. «Wir brauchen eine Verteilung nach Sozialfaktoren», forderte die GEW-Landesvorsitzenden Astrid Henke. Die Gewerkschaft warnte davor, bei der Erhebung der Lernrückstände vermehrt auf Tests und Leistungsbewertungen zu setzen. «Der Schwerpunkt der ersten Wochen muss auf sozialen und gemeinschaftlichen Projekten liegen», sagte Henke.
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat warf der Ministerin vor, verbindliche Regeln und Standards für das Distanzlernen schuldig zu bleiben. «Zum zweiten Mal in Folge wurde ein Lernsommer in kürzester Frist aus dem Boden gestampft, als käme der Termin der Ferien überraschend», sagte Habersaat. «Wer wirklich auf Unterstützung angewiesen ist, bekommt vielleicht nur einen Nachhilfegutschein in die Hand gedrückt.» Geschoben worden sei die Anschaffung der Endgeräte für Lehrer. «Niemand weiß, warum.»
Nach Ansicht der FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn müssen die Lernrückstände der Kinder im neuen Schuljahr verstärkt in den Fokus rücken. «Unterrichtsausfall und Distanzunterricht wurden unterschiedlich umgesetzt und aufgenommen, daher ist es wichtig, dass wir genau schauen, auf welchem Stand die Schülerinnen und Schüler sind», sagte sie.
Rheinland-Pfalz lockert die Maskenpflicht
Erleichterung für die Schulen in Rheinland-Pfalz: Nach mehr als einem halben Jahr wird Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben. Auch die Grundlage für kommunale Maskenpflicht-Vorgaben im Freien entfällt.
Mainz (dpa/lrs) - Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als einem Jahr hat die Landesregierung weitgehende Lockerungen der Maskenpflicht beschlossen. So müssen Schülerinnen und Schüler ab Montag keine Maske mehr im Unterricht tragen. Und in der Landesverordnung fällt ab Freitag die Grundlage für die in mehreren Städten verhängte Maskenpflicht auf Straßen und Plätzen mit vielen Passanten.
Die Landesregierung reagiert damit auf die gesunkene Zahl von Corona-Infektionen, wie Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Mainz sagte. Die neue Regelung für den Unterricht gelte überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen unter einem Wert von 35 bleibe. Maßgeblich ist die Inzidenz in den jeweiligen Landkreisen und Städten. Landesweit waren es am Dienstag 14,7.
Auf dem Weg zum Platz im Klassenzimmer solle die Schutzmaske weiter getragen werden, sagte Hubig. Damit gebe es eine ähnliche Regelung wie für Restaurants. Aber im Unterricht und auf dem Pausenhof muss keine Maske mehr getragen werden. «Unsere Schulen setzen ihre Hygienekonzepte hervorragend um, die Impfungen bei unseren Lehrkräften sind weit fortgeschritten», sagte die Ministerin.
Die Maskenpflicht im Unterricht wurde im November vergangenen Jahres eingeführt, zunächst nur für die weiterführenden Schulen und bei hoher Inzidenz. Zuletzt galt, dass an allen Schulen im Unterricht eine Maske getragen werden musste - bei vereinbarten Maskenpausen. An den Grundschulen gab es eine Ausnahme für den Aufenthalt auf dem Schulhof.
Zum Wochenbeginn und damit zum Beginn des Präsenzunterrichts an allen Schulen in Rheinland-Pfalz hatte die Vertretung der Eltern eine Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht gefordert. Bei einer Online-Sitzung des Landeselternbeirats wurde ein entsprechender Antrag mehrheitlich angenommen. Der Beschluss vom Dienstag wurde vom Landeselternbeirat begrüßt.
Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hebt auch die bisherigen Vorgaben zum Tragen einer Corona-Schutzmaske im Freien auf. «Für alle Menschen entfällt grundsätzlich die Maskenpflicht im Freien», teilte die Staatskanzlei am Dienstag in Mainz mit. Ausgenommen sind Situationen, in denen es zu Gedränge kommt, etwa in Warteschlangen. Die Änderungen sollen in einer neuen Landesverordnung festgehalten werden, die ab Freitag gelten soll.
Nach der aktuellen Landesverordnung besteht die Maskenpflicht «an allen Orten mit Publikumsverkehr, so auch an Örtlichkeiten in der Öffentlichkeit unter freiem Himmel, an denen sich Menschen entweder auf engem Raum oder nicht nur vorübergehend begegnen». Daraufhin haben Kommunen wie die Landeshauptstadt Mainz Plätze und Straßen ausgewiesen, auf denen Maskenpflicht besteht.
In Innenbereichen wie in Geschäften oder in Bussen und Bahnen muss nach Mitteilung der Landesregierung weiter die Maske getragen werden. Das Coronavirus sei aber noch nicht besiegt, die Pandemie noch nicht vorbei, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach einer Kabinettssitzung. «Abstand und Maske haben sich als sehr effektives Mittel der Pandemiebekämpfung erwiesen.»
Die neue Landesverordnung sieht außerdem vor, dass
- Bus- und Schiffsreisen wieder gestattet sind,
- Hallenbäder und Thermen öffnen,
- sportliche Aktivitäten im Freien mit bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugelassen werden,
- Gemeinschaftseinrichtungen von Hotels, Jugendherbergen und Campingplätzen wieder öffnen dürfen sowie
- private Feiern mit bis zu 25 Gästen in Innenräumen möglich sind.
Umfrage: Mehrheit für Aufhebung der Maskenpflicht in Schulräumen
Berlin (dpa) - Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet eine Aufhebung der Maskenpflicht in Unterrichtsräumen an Schulen. In einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 59 Prozent dafür aus. 31 Prozent lehnen dies ab. 10 Prozent machten keine Angaben. Frauen befürworten eine Aufhebung mit 62 Prozent etwas stärker als Männer mit 56 Prozent.
Der Deutsche Lehrerverband hatte sich gegen eine schnelle Aufhebung der Maskenpflicht an den Schulen ausgesprochen. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Berlin, er rate insbesondere während des Unterrichts zu «größtmöglicher Vorsicht». «Das Virus ist ja noch nicht von der Bildfläche verschwunden.» Maskenpflicht und auch regelmäßige Tests sollten im auslaufenden Schuljahr bleiben.
Land plant Rückkehr zum Regelbetrieb der Schulen
Kiel (dpa/lno) - Nach den pandemiebedingten Einschränkungen des Unterrichts auch in Schleswig-Holstein plant die Landesregierung für kommendes Schuljahr die Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen. Das Kabinett will am Dienstag über das Rahmenkonzept für das Schuljahr 2021/22 beraten. Anschließend (12.00 Uhr) will Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.
Nach den Sommerferien soll an den Schulen wieder die Normalität zurückkehren - allerdings wegen der Corona-Pandemie weiter unter Hygienebedingungen. Präsenzunterricht soll für alle Schüler im Land wieder zum Regelfall werden. In dem am Freitag zu Ende gehenden Schuljahr war viel Unterricht auf Distanz erfolgt. Je nach Infektionsgeschehen vor Ort gab es Distanzlernen, Wechsel- oder Präsenzunterricht.
Erst seit Ende Mai waren im Norden wieder alle Schüler im Präsenzunterricht. Für Bildungsministerin Prien ist dieser aber unbedingt erforderlich für die Entwicklung und den Bildungserfolg von Kindern. Für das kommende Schuljahr sind neben zusätzlichem Personal an den Schulen und Förderprogrammen auch zusätzliche Lernangebote in den Sommerferien in diesem und im kommenden Jahr sowie in den Herbst- und den kommenden Osterferien im Gespräch.
Thüringer Kabinett entscheidet über Weiterführung der Schulcloud
Erfurt (dpa/th) - Das Thüringer Kabinett entscheidet als letztes von drei beteiligten Bundesländern über die Fortführung des gemeinsamen Schulcloud-Projektes. Über das Ergebnis will Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Dienstag (13.00 Uhr) informieren. Die Landesregierungen in Brandenburg und Niedersachsen hatten dem entsprechenden Verwaltungsabkommen bereits zugestimmt. Alle drei Länder nutzen für den digitalen Unterricht an ihren Schulen eine Lernplattform, die vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam entwickelt wurde - bisher als Pilotprojekt.
Die Schulcloud ging in Thüringen bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie an den Start. Später wurde die Cloud deutlich früher als geplant für alle Schulen geöffnet, um im Lockdown digitalen Unterricht zu erleichtern.
Allerdings gab es auch immer wieder Kritik an der Leistungsstärke der Lernplattform. Außerdem wurden im vergangenen Jahr Hackerangriffe, Datenschutzlücken und Sicherheitsprobleme bekannt, die nach Angaben des Hasso-Plattner-Instituts aber behoben wurden.
14.06.2021
Corona-Regeln nicht eingehalten - Schulleiterin zu Recht suspendiert
Düsseldorf (dpa/lnw) - Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat die Suspendierung einer Grundschulleiterin wegen mehrfacher Nichtbeachtung von Vorschriften zur Bekämpfung des Coronavirus bestätigt. Das Gericht lehnte am Montag laut einer Mitteilung den Eilantrag der Schulleiterin ab. Die Frau wollte damit gegen das ausgesprochene Verbot der Führung ihrer Dienstgeschäfte vorgehen. Das Gericht begründete seine Entscheidung mit mehreren Verstößen der Schulleiterin auf dem Gelände der Schule.
Die Lehrerin habe dort wiederholt keine medizinische Maske getragen und sich «eigenmächtig» über die Verpflichtung hinweggesetzt, wöchentlich Selbsttests bei allen in Präsenz in der Schule tätigen Personen durchzuführen. Im April habe sie die Eltern benachrichtigt, dass sie die Testung der Schüler ausgesetzt habe und die Eltern gebeten, dies im Testzentrum vorzunehmen. Es gebe Hinweise, dass die Frau auch andere Schutzvorkehrungen wie das Lüften der Klassenzimmer nicht beachtet habe. Die von ihr vorgelegten ärztlichen Atteste, wonach sie aus medizinischen Gründen keine Maske tragen könne, seien unzureichend.
Landeselternvertretung: Schulen besser auf Corona-Winter vorbereiten
Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer Landeselternvertretung hat Schulträger dazu aufgerufen, die Schulen besser auf einen Winter unter Pandemie-Bedingungen vorzubereiten. «Jetzt ist die Zeit, in der die Schulen fit gemacht werden müssen für den kommenden Winter», erklärte die Landeselternvertretung am Montag. Zu wenige Schulträger hätten bisher Strategien und Konzepte entwickelt, Fördergelder abgerufen oder mit dem Einbau von Luftreinigern oder Lüftungsanlagen begonnen, hieß es.
Man dürfe sich nicht auf der aktuellen Euphorie angesichts der niedrigen Infektionszahlen ausruhen, hieß es in einer Mitteilung der Landeselternvertretung. Die Sommermonate müssten dafür genutzt werden, die entsprechende Infrastruktur an den Schulen zu schaffen.
Während bis zum Ende des Sommers ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland die Möglichkeit bekommen sollen, sich impfen zu lassen, gibt es für Kinder unter zwölf Jahren derzeit keinen zugelassenen Impfstoff.
Bis zum 31. Oktober können Schulträger insgesamt 4,5 Millionen Euro beim Thüringer Infrastrukturministerium abrufen, um für ihre Schulen Luftreiniger zu kaufen oder andere Ausstattung, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie helfen soll. Weitere 500 000 Euro sind für eine wissenschaftliche Begleitung zu Raumluftanlagen an Schulen vorgesehen.
Niedersachsen fördert Anbieter von digitaler Schulplattform
Braunschweig (dpa/lni) - Der Anbieter der digitalen Schulplattform Iserv wird vom Land Niedersachsen bei Investitionen und Schaffung neuer Arbeitsplätze unterstützt. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) überreichte am Montag einen Förderbescheid von rund 1,7 Millionen Euro an das Braunschweiger Unternehmen. «Mitten in dieser für die Wirtschaft unsicheren Situation beweist Iserv durch die Verlagerung und auch personelle Erweiterung des Betriebs unternehmerischen Mut», sagte Althusmann zur Begründung.
Durch eine zunächst kostenfreie Version hätten im März 2020 kurzfristig über 700 Bildungseinrichtungen ans Netz angeschlossen werden können. «In den aktuell schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie hat Iserv einen wichtigen Beitrag geleistet», sagte der Wirtschaftsminister beim Besuch der Baustelle für eine neue Firmenzentrale.
Iserv hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 60 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Bis Februar 2022 sollen weitere 40 hinzukommen. Die Softwarelösungen zur Schuldigitalisierung wird nach Firmenangaben von über 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften an rund 5000 Schulen in ganz Deutschland genutzt.
Schulen in Rheinland-Pfalz nehmen Präsenzunterricht wieder auf
Mainz (dpa/lrs) - Erstmals seit einem halben Jahr nehmen alle Schulen in Rheinland-Pfalz an diesem Montag den Präsenzunterricht wieder auf. Es sei wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler «vor den Sommerferien noch einmal einen geregelten Schulalltag erleben können», sagte Bundesministerin Stefanie Hubig (SPD).
Wegen stark gestiegener Corona-Infektionszahlen wurde die Präsenzpflicht am 16. Dezember aufgehoben. Am 4. Januar starteten dann alle Schulen in Rheinland-Pfalz in den Fernunterricht, im digitalen Austausch zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern. Am 22. Februar begann zuerst an den Grundschulen der Wechselunterricht mit Gruppen, die teils zuhause und teils im Klassenzimmer unterrichtet wurden. Später folgten die Fünft- und Sechstklässler, ab 15. März waren dann alle Klassenstufen im Wechselunterricht.
«Sie müssen nach der Phase des Fern- und Wechselunterrichts wieder in der Schule ankommen», sagte Hubig der Deutschen Presse-Agentur. «Sie müssen tatsächlich wieder lernen, in der Schule und mit der gesamten Schulgemeinschaft zu lernen und zu leben.» Dies habe in den nächsten fünf Wochen Priorität.
12.06.2021
Feiern zur Schulentlassung in Niedersachsen starten
Dank niedriger Infektionszahlen und Corona-Lockerungen können sich Abiturienten und Abschlussklassen in Niedersachsen auf ihre Entlassungsfeiern freuen. Die ersten Abientlassungen beginnen an diesem Wochenende. Doch es gibt einiges zu beachten.
Hannover (dpa/lni) - Nach einem von der Pandemie geprägten Schuljahr können sich die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen in Niedersachsen auf ihre Entlassfeiern freuen. An der Internationalen Schule in Hannover (ISHR), einer Privatschule mit rund 630 Schülern, werden schon an diesem Samstag die Hüte geworfen. 54 junge Frauen und Männer bekommen dann ihre Entlassungszeugnisse. An der ISHR endet das Schuljahr früher als an den anderen Schulen in Niedersachsen.
Dank niedriger Inzidenzen und Corona-Lockerungen sind solche Feiern wieder möglich. Allerdings gelten auch hier die Veranstaltungsregeln der niedersächsischen Landesverordnung. Im vergangenen Jahr feierte die ISHR noch mit einer Autokino-Veranstaltung. In diesem Jahr wird eine Open-Air-Bühne genutzt, auf der noch vor kurzem Comedian Oliver Pocher als erster Künstler nach langer Kulturpause auftrat.
Entscheidend für die Veranstaltungsregeln ist die Sieben-Tage-Inzidenz des jeweiligen Kreises, in dem gefeiert wird - also die Anzahl registrierter Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche. Landesweit lag dieser Wert am Freitag bei 11,1.
Bis zu einem Inzidenzwert von 35 dürfen der Verordnung zufolge im Freien bis zu 500 Menschen zusammenkommen. In Innenräumen dürfen sich ebenfalls 500 Menschen treffen, vorausgesetzt das Publikum nimmt Platz. Gibt es keine Stühle, sieht die Landesverordnung eine maximale Personenanzahl von 100 vor. Hygiene- und Abstandsregeln müssen eingehalten werden.
Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über 35 dürfen im Freien nur bis zu 250 Menschen zusammenkommen, vorausgesetzt das Publikum sitzt. Bei stehendem Publikum ist die Anzahl der Gäste im Freien hingegen auf 100 begrenzt. Auch in Innenräumen dürfen sich bis zu 100 Menschen treffen, aber nur dann, wenn es Stühle im Saal oder der Halle gibt. Voraussetzung in jedem dieser Fälle ist ein negativer Coronatest oder ein Nachweis über einen vollständigen Impfschutz.
Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 50 sind Feiern dieser Größenordnung in Innenräumen nicht zulässig. Draußen dürfen sich bis zu 50 Menschen mit negativem Test oder Impfnachweis nur dann treffen, wenn das Publikum sitzt.
11.06.2021
Sommerschule gibt es auch in diesem Jahr
Mainz (dpa/lrs) - Zum zweiten Mal in Folge können Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz in den Sommerferien einen Lernrückstand aufholen. Das Land stellt für die Sommer- und die Herbstschule insgesamt eine Million Euro bereit, wie das Bildungsministerium am Freitag mitteilte. In diesem Jahr richtet sich das Förderangebot auch an Jugendliche in den neunten Klassen.
«Wir wissen aus dem vergangenen Jahr, dass das Angebot gut angenommen wird», erklärte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Zuvor hatten das Bildungsministerium und die kommunalen Spitzenverbände eine Vereinbarung über die Ferienschule 2021 für die Sommer- und Herbstferien geschlossen. Die kommunalen Schulträger kümmern sich um die Organisation vor Ort, das Land kümmert sich um die Lerninhalte. Der Schwerpunkt liegt auf den Kernfächern Mathematik und Deutsch. Diesmal kann es aber auch Angebote in Englisch und den Naturwissenschaften geben.
Den Unterricht über drei Stunden am Tag gestalten Studierende fürs Lehramt, Lehrkräfte und besonders geschultes Personal. Die Kursleiter erhalten eine Aufwandsentschädigung von 300 Euro für einen zweiwöchigen Einsatz. «Die Ferienschule ist ein großes Gemeinschaftsprojekt, mit dem Land und Kommunen die Folgen der Corona-Pandemie abfedern», erklärte der Direktor des Landkreistages, Burkhard Müller.
10.06.2021
Künftige GEW-Chefin: Nicht noch einmal monatelange Schulschließungen
Berlin (dpa) - Die designierte Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, hält lange coronabedingte Schulschließungen im neuen Schuljahr für höchstwahrscheinlich verzichtbar. «Das ist nicht noch einmal vorstellbar. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal in eine Situation kommen, in der Schulen mehrere Monate geschlossen werden müssen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Finnern soll an diesem Donnerstag beim digitalen Gewerkschaftstag der GEW zur neuen Vorsitzenden gewählt werden. Die bisherige NRW-Landeschefin löst damit die langjährige Vorsitzende Marlis Tepe ab. Gleichzeitig beraten die Kultusminister der Länder am Donnerstag in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen an den Schulen nach den Sommerferien.
«Wichtig ist, dass die Bundesländer jetzt die Phase bis zum kommenden Schuljahr nutzen, um in den Schulen zu investieren», sagte Finnern. Es gehe nicht nur um Luftfiltergeräte, sondern auch darum, dass Fenster sich öffnen lassen, Heizungen funktionieren und es in jedem Raum ein Waschbecken gibt. «Das ist eine dringende Aufgabe, damit es im kommenden Winter einen verlässlicheren Betrieb gibt.»
09.06.2021
Mit dem Zeugnis Zertifikat für Leistungen in Corona-Pandemie
Schwerin (dpa/mv) -Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern können Schülern mit dem Zeugnis ein Zertifikat zur Anerkennung ihrer Leistungen in der Corona-Pandemie überreichen. Dazu sei den Schulen der Vordruck der Urkunde übersandt worden, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Es handele sich um eine Anerkennung, dass die Schüler dieses besonders schwierige Schuljahr mit den großen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gut gemeistert hätten.
Die mitregierende CDU findet die Idee nicht gut. «Ich fühle mich durch den Vorgang peinlich berührt», erklärte der CDU-Bildungspolitiker Marc Reinhardt. «Ein Zertifikat, mit dem pauschal das "Üben vom Lernen am Computer", das "Befolgen der Hygieneregeln" oder das "Aufbringen von Kraft zur Gestaltung des Alltags" bescheinigt beziehungsweise gewürdigt werden soll, erscheint mir einerseits wertlos, andererseits aber auch wie eine Verhöhnung der Schülerinnen und Schüler.» Jedermann wisse, dass die Schulen mehr schlecht als recht durch die Pandemie gekommen seien. Daran gebe es wenig zu beschönigen. «Nutzlose Zertifikate heilen diesen Zustand nicht. Ausdruck von Wertschätzung sind sie auch nicht.»
Abschlussfeiern an Schulen erlaubt
Düsseldorf (dpa/lnw) - An den Schulen in Nordrhein-Westfalen dürfen Abschlussfeiern stattfinden. Darauf hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Mittwoch hingewiesen. Die Zeugnisübergabe zum Schulabschluss dürfe gemeinsam mit den Eltern gefeiert werden. Die aktuellen Regelungen der Coronaschutzverordnung und die sinkenden Inzidenzen ließen dies zu. Darüber hinaus könnten die Grundschulen bereits Einschulungsfeiern zum kommenden Schuljahr planen.
Bei einer Sieben-Tages-Inzidenz bis 35 in Kreis oder Stadt seien in geschlossenen Räumen Feiern mit bis zu 1000 Teilnehmern erlaubt - im Freien auch mehr. Bei einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 35 bis 50 seien es in geschlossenen Räumen und im Freien bis zu 500 Teilnehmer. Bei einer Sieben-Tages-Inzidenz über 50 seien in geschlossenen Räumen bis zu 250 Teilnehmer, im Freien bis zu 500 erlaubt.
Die bekannten Infektionsschutzmaßnahmen seien dabei einzuhalten: das Tragen von Masken, die Einhaltung von Mindestabständen und die Vorlage eines negativen Corona-Testergebnisses.
Rückkehr zum Regelbetrieb: In Berlin werden die Klassen wieder voller
Mit dem Wechselunterricht ist es erstmal vorbei. Jetzt heißt es für Berlins Schulen: Zurück zum Regelbetrieb. Seit Mittwoch sind wieder deutlich mehr Schülerinnen und Schüler zeitgleich in den Klassenräumen.
Berlin (dpa/bb) - Schülerinnen und Schüler in Berlin sind wieder zurück in ihren Klassen. Am Mittwoch ist der Regelbetrieb in den Schulen wieder aufgenommen worden - zwei Wochen vor den Sommerferien. Mit dem Wechsel aus Unterricht in der Schule und digitalem Lernen zu Hause, auf den Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bisher gesetzt hat, ist es damit vorbei, und somit auch mit den verkleinerten Lerngruppen.
Präsenzpflicht gilt aber nach Angaben der Bildungsverwaltung noch nicht. Das heißt, Kinder müssen nicht in die Schule kommen, wenn sie oder ihre Eltern vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie das nicht möchten.
Und es geht auch nicht darum, in der Zeit bis zum letzten Schultag am 23. Juni noch möglichst viel Stoff durchzunehmen. In einem Schreiben an die Schulleitungen hat die Bildungsverwaltung ausdrücklich betont, neben dem Fachunterricht sollten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit haben, sich in der ganzen Lerngruppe zu treffen, Kontakte wieder aufzunehmen, über Erlebtes zu sprechen und gemeinsame Aktivitäten anzugehen. Die Bildungsverwaltung hat außerdem angeregt, die Gelegenheit zu nutzen, kurz vor Sommerbeginn möglichst viel im Freien zu lernen.
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung wies am Dienstag darauf hin, dass die Maskenpflicht auf dem Schulhof ab Mittwoch aufgehoben ist. Das gilt auch, wenn ein Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann. In geschlossenen Räumen ist das Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske nach wie vor vorgeschrieben. Und auch die Testpflicht bleibt bestehen: «Schülerinnen und Schüler müssen zweimal in der Woche einen Schnelltest machen.»
Die Gewerkschaft GEW fordert, bei der Rückkehr der Kinder und Jugendlichen in den pädagogischen Alltag müssten die sozialen Aspekte und das Miteinander im Vordergrund stehen. «Der Regelbetrieb nach Stundentafel ist nicht, was die Schülerinnen und Schüler jetzt brauchen», sagte der Geschäftsführer der GEW Berlin, Markus Hanisch, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Möglichkeit für die Schulen, mit ganzen Lerngruppen Ausflüge im Freien zu unternehmen, ist der richtige Weg, um die letzten Schulwochen sinnvoll zu gestalten.» Wenn Unterricht in vollen Klassen stattfinde, solle das möglichst infektionssicher im Freien passieren.
Gleichzeitig mahnte Hanisch, die Bildungsverwaltung müsse bereits jetzt für die Zeit nach den Ferien planen: Bis zu den Sommerferien seien es nur noch zwei Wochen, aber mit Blick auf das nächste Schuljahr fordere die GEW, schon jetzt die Weichen zu stellen. «Die zusätzlichen Gelder aus dem Aufholprogramm von Bund und Ländern müssen jetzt schnell den Schulen übertragen werden.»
Noch vor der Sommerpause sollten außerdem Schulleitungen die Möglichkeit erhalten, Projekte mit dem Kollegium für das kommende Schuljahr anzustoßen. «Die Schulen brauchen dringend mehr Personal, um jetzt die verloren gegangene Beziehungsarbeit mit den Schülerinnen und Schülern leisten zu können.»
Die Gewerkschaft Verdi in Berlin sprach von Personalmangel und teilte mit, es sei daher mit einer Mehrbelastung der vor Ort Arbeitenden zu rechnen. Zudem bestehe für die Beschäftigten in Schulen ein erhöhtes Infektionsrisiko. «Der Schutz der Beschäftigten muss für die Senatsverwaltung oberstes Gebot sein. Leider können wir aber bisher kein bis zum Ende durchdachtes Schutzkonzept der Behörden feststellen», kritisierte die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann.
Freiwillig war die Rückkehr zum Regelbetrieb vor den Ferien nicht. Bildungssenatorin Scheeres war ausdrücklich dagegen. Doch das Verwaltungsgericht Berlin hatte Ende Mai nach Eilanträgen entschieden, dass Berlin für eine Schülerin und einen Schüler einer Grundschule Präsenzunterricht sichern muss. Daraufhin beschloss der Senat, das Wechselunterrichtsmodell ab dem 9. Juni zu beenden.
Kultusminister beraten über neues Schuljahr unter Corona-Bedingungen
Berlin (dpa) - Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) berät am Donnerstag über die Vorbereitung des kommenden Schuljahres. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie der Schulbetrieb mit Blick auf die Corona-Pandemie nach den Sommerferien weitergehen soll. KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD) hatte gesagt, es sei wichtig, dass die Schulen nach dem Sommer in voller Präsenz öffnen, unabhängig davon, ob Kinder geimpft sind oder nicht. Im noch laufenden Schuljahr haben erste Bundesländer wegen der gesunkenen Corona-Zahlen bereits Lockerungen bei der Maskenpflicht an den Schulen angekündigt.
Die Ministerinnen und Minister wollen außerdem eine gemeinsame Empfehlung zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule verabschieden. Auf der Tagesordnung der Videokonferenz steht dazu ein Gespräch mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und den Vorsitzenden der Gemeinsamen Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens, Felix Klein und Samuel Salzborn. Am Freitag (12.00 Uhr) sollen die Ergebnisse der Beratungen bei einer Pressekonferenz vorgestellt werden.
Kultusminister Piazolo fordert Lockerung der Maskenpflicht an Schulen
Zum Schutz vor Corona müssen Schulkinder auch in der Klasse eine Maske tragen. Nach dem Ende der dritten Welle muss das aber nun kritisch hinterfragt werden, findet der Fachminister. Die CSU bremst.
München (dpa/lby) - Wegen der stark sinkenden Corona-Infektionszahlen fordert Bayerns Kultusminister Michael Piazolo Lockerungen bei der Maskenpflicht an Schulen. «Die Maskenpflicht ist ein großer Eingriff in die Freiheit und wir müssen immer wieder kritisch hinterfragen, ob sie noch verhältnismäßig ist», sagte der Freie-Wähler-Politiker am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. Mit Blick auf die am Donnerstag beginnende Konferenz der Kultusminister (KMK) forderte er dazu «einen intensiven Austausch» für ein bundeseinheitliches Vorgehen.
Aus der Sicht von Piazolo sollte es im Schulgebäude selbst weiter die Maskenpflicht geben, eine Aufhebung sei aber auf dem Schulhof und auch am Sitzplatz in den Klassen angemessen. «Voraussetzung dafür ist eine Inzidenz, die deutlich unter 50 liegt. Über den genauen Wert für einen Korridor müssen wir uns aber natürlich gemeinsam verständigen», betonte Piazolo. Er könne sich gut vorstellen, die Lockerung unterhalb des Wertes 20 bis 25 zu gestatten. Er unterstütze aber auch ausdrücklich, dass jeder der wolle weiter eine Masken tragen könne.
Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen haben bereits beschlossen, die Maskenpflicht für Schüler aussetzen zu wollen. Aus anderen Bundesländern sind bisher keine Überlegungen bekannt. «Das Thema steht aber jetzt an und wir müssen uns damit befassen», sagte Piazolo. Es sei «wichtig und richtig» gewesen, die Maskenpflicht einzuführen, aber nun habe sich die Lage glücklicherweise geändert.
Sollte sich die KMK bei ihrer Videoschalte nicht auf ein einheitliches Vorgehen einigen können, hält Piazolo auch ein Vorgehen nur für Bayern für angebracht: «Das Thema ist jetzt virulent. Ich werde mich deshalb dafür einsetzen, dass wir zeitnah auch im Ministerrat darüber austauschen werden.»
Der Koalitionspartner der Freien Wähler, die CSU, hatte bislang nicht erkennen lassen, die Maskenpflicht an Schulen lockern zu wollen. Auf Anfrage der dpa betonte Staatskanzleichef Florian Herrmann: «Wir alle freuen uns über die sinkenden Zahlen, dennoch sollten wir jetzt nicht gleich wieder in Hektik verfallen. Der Präsenzunterricht hat in vielen Schulklassen erst vor zwei Tagen wieder begonnen - und in manchen noch gar nicht. Daher sollten wir sorgfältig beobachten, wie sich die Maßnahmen auf die Inzidenzwerte auswirken.»
Herrmann weiter: Die laufende Corona-Verordnung sei erst vergangene Woche vom Kabinett einstimmig für vier Wochen beschlossen worden. «Dass die Staatsregierung alle Zahlen im Blick hat und auf Entwicklungen zum Wohle aller Beteiligten reagiert, versteht sich von selbst.» Eine «zeitnahe» Änderung ist demnach nicht in Sicht.
Piazolo sagte, neben den sinkenden Inzidenzen spreche auch die kontinuierliche Testung an den Schulen für Lockerungen. Diese würden die Sicherheit hoch halten und helfen, Ansteckungen zu verhindern. Seit Anfang September 2020 gibt es in Bayerns Schulen eine Maskenpflicht, diese galt zunächst nur auf dem Schulgelände und nicht auf dem Sitzplatz im Klassenzimmer. Wenige Wochen später wurde sie dann im Verlauf der Pandemie aber auch auf diesen ausgeweitet.
Der Bayerische Realschullehrerverband äußerte sich zustimmend zu Piazolos Gedankenspielen: «Es war schon immer unsere klare Haltung, dass die Inzidenzgrenzen entscheidend für den Umgang mit der Pandemie sind. Bei niedrigen verlässlichen Inzidenzwerten unter 35 muss über die Lockerung der Maskenpflicht im Unterricht und über die Verlagerung der Selbsttests für Schüler aus der Schule in den Verantwortungsbereich der Familien nachgedacht werden», sagte Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands.
Die Grünen im Landtag unterstützten die Position Piazolos grundsätzlich, mahnten aber auch zu Vorsicht: «Wir müssen hier schrittweise vorgehen – aber vor allem muss es endlich vorangehen», sagt Anna Schwamberger, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion. Das Wichtigste für die Schüler sei, dass der Präsenzunterricht mindestens bis zum Ende des Schuljahres für alle aufrecht erhalten werden könne.
Die FDP im Landtag forderte dagegen gar ein sofortiges Ende der Maskenpflicht. «Es kann nicht sein, dass man in der Gastronomie innen wie außen stundenlang ohne Maske sitzen darf, unsere Kinder aber nicht nur im Klassenzimmer sondern auch auf dem Hortgelände und auf dem Schulhof Masken tragen müssen», sagte Vize-Fraktionschefin Julika Sandt. Bei hochsommerlichen Temperaturen von bis zu 30 Grad sei das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes beim Spielen und Toben eine «unsinnige Quälerei».
Umfragen an Schulen: Große Sorge wegen Lernlücken und Drucks
Ein mehr als schwieriges Schuljahr geht zu Ende. Die meisten Schüler, Eltern und Lehrer sind sich einig: Im nächsten Schuljahr kann es nur besser werden. Nötig seien allerdings bestimmte Rahmenbedingungen, fordert die Gewerkschaft.
Schwerin (dpa/mv) - Zum Ende des Schuljahres haben Schüler, Eltern und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Sorge über die aktuelle Situation an den Schulen und in den Familien ausgedrückt. Umfragen unter rund 2000 Schülern, 3500 Eltern und 400 Pädagogen hätten große Lernlücken, einen enormen psychischen Druck und eine hohe Arbeitsbelastung aller Beteiligten deutlich gemacht, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm am Mittwoch.
Für das kommende Schuljahr müssten deshalb mehr Lehrkräfte an die Schulen und es müssten kleinere Klassen gebildet werden. Darüber hinaus seien eine bessere technische Ausstattung, die Überarbeitung der Rahmenpläne und mehr individuelle Förderung im Unterricht nötig.
Anton Fischer, Chef des Landesschülerrates, machte auf die psychischen Folgen der Schulschließungen aufmerksam. In der Umfrage hätten 63 Prozent der Schüler gesagt, dass sie unmotiviert seien. Knapp 50 Prozent fühlten sich gestresst, knapp 40 Prozent müde, 30 Prozent alleine gelassen.
Bereits im Januar habe der Landesschülerrat die Politik aufgefordert, den geistigen Zustand der Schüler nicht weiter zu strapazieren. «Leider ist so gut wie gar nichts passiert», sagte Fischer. Dabei wäre es aus Schülersicht durchaus möglich gewesen, wenigstens sechs Unterrichtseinheiten in der Woche für jeden Schüler zu ermöglichen. «Man hat Angst gehabt, falsche Entscheidungen zu treffen.» Es sei zu erwarten, dass die Auswirkungen sich über Jahre immer weiter zeigen und zu erheblichen Folgen für die Schüler führen werden.
Aus Sicht der Lehrer erfüllen nahezu 90 Prozent der Schüler nicht beziehungsweise nur teilweise die schulischen Anforderungen, sagte Walm. Mehr als 70 Prozent der Pädagogen hätten in den vergangenen Monaten Mehrarbeit leisten müssen. «Alle in der Schule zahlen gemeinsam den Preis für unzureichende personelle, technische, inhaltliche und organisatorische Rahmenbedingungen.»
Der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, bezeichnete die Situation in den Familien als angespannt und kritisch. Über alle Schularten hinweg bezeichneten 73 Prozent der Eltern die Schulschließungen als belastend bis sehr belastend. Es gebe keine Sicherheit, dass die aktuellen Entscheidungen der Landesregierung auch noch im kommenden Schuljahr Geltung haben werden. Rund die Hälfte der Eltern wünschte sich die Anpassung der Rahmenpläne und eine Konzentration auf die Kernfächer.
Ein Weg dahin könnte sein, Lehrern in Teilzeit den Weg zur Vollbeschäftigung schmackhaft zu machen, sagte Czerwinski. Auch müsste die Zuweisung der Sollstunden auf 113 Prozent angehoben werden. «Lehrer sind Menschen und die sind auch krank.» Aktuell würden die Sollstunden unter 100 Prozent geplant. Um das zu ändern, müsse von den politisch Verantwortlichen im Land Geld in die Hand genommen werden, damit das Ministerium seine Aufgabe vernünftig erledigen kann.
08.06.2021
Weniger Ausbildungsplätze im Südwesten seit der Corona-Pandemie
Stuttgart (dpa/lsw) - Im Südwesten werden seit der Corona-Pandemie deutlich weniger Ausbildungsplätze angeboten. 2020 seien mehr als zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr, teilten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Stuttgart mit.
Baden-Württemberg sei eines der Länder mit dem höchsten Anteil an an- und ungelernten Beschäftigten. In der Altersgruppe zwischen 25 Jahren und 35 Jahren hätten 194 000 Menschen oder 13,4 Prozent überhaupt keinen berufsqualifizierenden Abschluss.
Der DGB und die Regionaldirektion begrüßten, dass sich die grün-schwarze Koalition auf die Einführung einer Ausbildungsgarantie verständigt habe. Wegen der in den kommenden Jahren absehbar angespannten Situation auf dem Ausbildungsmarkt sei ein dreistufiges Modell notwendig: Wenn keine Vermittlung in einen Betrieb gelinge, ist demnach die Vermittlung in eine überbetriebliche Verbundausbildung sinnvoll. Die dritte Stufe sei dann die Ausbildung bei einem außerbetrieblichen Träger.
Der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann sagte, die Ausbildung bei einem außerbetrieblichen Träger müsse inhaltlich und formal gleichwertig gegenüber einer betrieblichen Ausbildung sein. «Teilqualifizierungen lehnen wir ab. Bei der Qualität dürfen keine Abstriche gemacht werden.»
Viele junge Menschen konzentrierten sich jetzt auf ihren Schulabschluss und warteten, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden, sagte Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. Dadurch verschlechtere sich die Stellen-Bewerber-Relation in den kommenden Jahren dramatisch. Durch künftige Schulabgänger werde die Konkurrenz stärker, und die Zahl der unversorgten Bewerber nehme zu.
Behörde: Abitur-Abschlussfeiern sollen unbedingt stattfinden
Nach vielen Jahren Schule gilt er als einer der wichtigsten Momente im Leben von Abiturienten: Der Tag der Zeugnisübergabe. Damit das trotz Corona-Pandemie möglichst festlich vonstatten geht, soll es auf jeden Fall Abschlussfeiern geben. Teilnehmerzahl: fast unbegrenzt.
Hamburg (dpa/lno) - Nach der coronabedingt teils trostlosen Übergabe der Abiturzeugnisse im vergangenen Jahr soll es diesmal wieder festlich zugehen. «Wir erwarten von den Schulen, dass sie - im Rahmen der derzeit geltenden Regeln - Abschlussfeiern durchführen», sagte ein Sprecher der Hamburger Schulbehörde der Deutschen Presse-Agentur. In diesem Jahr haben sich seit dem 23. April rund 9900 junge Frauen und Männer unter erschwerten Corona-Bedingungen durch die schriftlichen und mündlichen Prüfungen gekämpft - ihre Zeugnisse sollen sie bis zum 18. Juni erhalten. Wie sich die Abiturienten letztlich geschlagen haben, will die Behörde nach Auswertung der Noten voraussichtlich am 25. Juni veröffentlichen.
Wegen der Corona-Pandemie fallen Abibälle erneut aus, so sollen die Abiturienten wenigstens bei offiziellen Feiern gewürdigt werden. In einem der dpa vorliegenden Brief der Behörde an die Schulleitungen heißt es: «Schulische Abschluss- und Einschulungsfeiern sind für das Schulleben außerordentlich wichtig und sollen auch in diesem Schuljahr in jedem Fall stattfinden. Wir bitten Sie, die entsprechenden Feiern zusammen mit den Kollegien zu ermöglichen.»
Die Veranstaltungen können sowohl drinnen als auch draußen stattfinden. Teilnahmeberechtigt seien Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, schulisches Personal sowie Eltern und Angehörige. «Es gibt keine Obergrenze für die Zahl der Teilnehmenden.» Allerdings sei die Gästezahl so zu bemessen, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern sichergestellt sei. Der gelte nicht für Familienangehörige und ihre Kinder sowie für die Schüler und Schülerinnen selbst etwa bei der Aufstellung für das Klassenfoto.
Für alle Teilnehmenden gilt grundsätzlich eine Maskenpflicht. Vor Beginn der Abschlussfeier müssen dem Schreiben zufolge mit Ausnahme der Schüler und des schulischen Personals zudem alle Teilnehmer schriftlich erklären, dass sie über einen höchstens zwölf Stunden alten, negativen Corona-Schnelltest oder über einen höchstens 48 Stunden alten, negativen PCR-Test verfügen. Zur Kontaktnachverfolgung können die Schulen auf die Luca-App zurückgreifen.
07.06.2021
«Überbrücke die Lücke»: Lehramtsstudierende sollen Schülern helfen
Monatelang fiel der Unterricht aus oder wurde nicht komplett angeboten. Kinder und Jugendliche verpassten wegen der Corona-Zwangspause massenweise von dem Stoff, der ihnen sonst beigebracht worden wäre. Das soll aufgeholt werden, so gut es geht.
Stuttgart (dpa/lsw) - Die grün-schwarze Regierung befasst sich an diesem Dienstag mit einem ersten Unterstützungsprogramm für Schülerinnen und Schüler, die während der Corona-Krise in Lernrückstand geraten sind. Mit dem Programm unter dem Namen «Bridge the gap» («Überbrücke die Lücke») sollen schon bald etwa 500 Aushilfslehrer bis zu den Sommerferien an die Schulen kommen. Wer auf Lehramt studiert und im 4. Fachsemester ist, konnte sich auf die Stellen bewerben. Die Resonanz war groß, es gibt schon eine Warteliste. Kultusministerin Theresa Schopper und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (beide Grüne) wollen das Programm am Dienstag den Medien vorstellen.
Rückkehr ins Klassenzimmer: Inzidenz und Impfung machen es möglich
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach fast einem halben Jahr Home Schooling steht für Hunderttausende Schülerinnen und Schüler im Südwesten an diesem Montag die Rückkehr ins Klassenzimmer an. Grund sind die sinkenden Corona-Inzidenzzahlen und die Impfung fast aller Lehrkräfte.
Liegt die Inzidenz in den Stadt- und Landkreisen stabil unter 50 Infektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen, dürfen neben den Grundschulen auch die weiterführenden Schulen ihre Pforten nach den Pfingstferien wieder für alle Kinder und Jugendlichen öffnen. In Regionen mit einer Inzidenz über 50 gibt es an weiterführenden Schulen Wechselunterricht.
Ab dem 21. Juni sollen aber auch diese Schulen wieder in den Regelbetrieb gehen, auch wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in ihrem Kreis noch zwischen 50 und 100 liegt. Außerdem ist wieder Sportunterricht unter Auflagen möglich.
06.06.2021
Verbände skeptisch vor Start des Präsenzunterrichts in allen Schulen
Monatelang mussten auch die Brandenburger Schüler wegen der Corona-Pandemie häufig zuhause lernen. Nun geht es wieder zurück in den Präsenzunterricht in den Schulen - doch die Gewerkschaft, der Pädagogenverband und der Landesschülerrat sehen hohe Risiken.
Potsdam (dpa/bb) - Vor dem Start des Präsenzunterrichts in allen Brandenburger Schulen haben sich die Bildungsgewerkschaft GEW und weitere Verbände skeptisch gezeigt. Unabdingbare Voraussetzung dafür wäre zumindest eine Corona-Erstimpfung für alle im Präsenzunterricht eingesetzten Lehrkräfte, sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs der Deutschen Presse-Agentur. «Und viele Lehrkräfte haben noch immer keine Impfung erhalten.»
Der Brandenburgische Pädagogenverband und die Landesschülervertretung befürchten, dass Corona-Infektionen den Schülern und ihren Familien den Start in die Sommerferien verhageln könnten.
Am Montag starten in Brandenburg nach den Grundschulen auch die weiterführenden Schulen wieder im Präsenzunterricht. Zweieinhalb Wochen später beginnen in Brandenburg am 24. Juni die Sommerferien.
Das Bildungsministerium hatte erklärt, dass bereits alle Lehrkräfte und das gesamte Personal an den Schulen ein Impfangebot erhalten hätten. Es bestehe allerdings ein grundsätzlicher Unterschied zwischen der Ausgabe der Berechtigungsscheine, dem Bemühen um einen Termin und einer tatsächlichen Impfung, kritisierte Fuchs. «Die Lehrkräfte fühlen sich von den Äußerungen verkohlt und im Stich gelassen.» Wichtig sei zugleich, dass schnell zusätzliche Stellen für Lehrkräfte und Schulsozialarbeit zur Verfügung gestellt würden. «Die Rückkehr zum Präsenzunterricht darf nicht bedeuten, dass die Klassen wieder übervoll werden», betonte Fuchs.
Auch der Brandenburgische Pädagogenverband (BPV) sieht große Risiken für die Lehrkräfte. «Sie riskieren ihre Gesundheit, wenn sie noch nicht geimpft beziehungsweise durchgeimpft sind», sagte BPV-Präsident Hartmut Stäker. «Ich schätze 80 Prozent der Lehrer haben noch keine oder keine zweite Impfung.» Dabei müssten sich im vollen Präsenzunterricht 30 Schüler und ein Lehrer einen meist kleinen Klassenraum teilen. «Und wenn vor den Ferien die Inzidenzen wieder hochgehen, dann ist auch der Urlaub im Eimer», warnte Stäker.
Stäker räumte aber ein, dass es wichtig für die Schüler sei, sich im Klassenverband wieder direkt zu begegnen und auszutauschen. Zudem würden die Eltern vom Homeschooling entlastet und auch viele Lehrer begrüßen die Rückkehr zum Präsenzunterricht. «Die Meinungen der Lehrer sind in dieser Frage gespalten.»
Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Landesschülerrats, Katharina Swinka. Der gemeinsame Unterricht und Tagesausflüge brächten auf jeden Fall einen Ausgleich für die lange Zeit allein zuhause. Doch: «In diesen zwei Wochen, die uns jetzt noch bleiben, wird keine Stoffvermittlung mehr stattfinden können», sagte Swinka. Daher liege der Fokus wohl auf der Verbesserung der Sozialkompetenz. «Aber da man sich nicht umarmen soll und auf dem Schulhof Abstand halten soll, wird das ein bisschen schwierig mit der Sozialkompetenz», meinte sie.
Hinzu komme die Angst vor einer Corona-Infektion. «Und das betrifft einen ja nicht nur selbst, sondern auch die Familie, Eltern, Großeltern und so weiter», sagte Swinka. «Meine persönlich Angst ist, dass ich mich in den zwei Wochen vor den Ferien irgendwo infiziere und dann in den Sommerferien erstmal zuhause sitze.»
Dagegen erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) auf Anfrage, sie freue sich, dass ab Montag alle Schüler und Lehrer wieder zurückkehren könnten. «Die verbleibenden Wochen vor den Sommerferien sollen insbesondere für den sozialen Zusammenhalt der gesamten Klassengemeinschaft genutzt werden», betonte sie. «Das ist ganz wichtig, denn viele haben unter den Beschränkungen enorm gelitten.» Daher seien eintägige Ausflüge und Exkursionen wieder erlaubt und außerschulische Lernorte könnten verstärkt besucht werden.
Kultusministerin Schopper drückt bei Kinder-Impfung auf die Bremse
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper trägt den Bedenken der Experten bei Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche Rechnung und bläst die angedachte Impfkampagne an Schulen zunächst ab. «Es ist in der Verantwortung der Eltern, mit den Jugendlichen zu überlegen, ob diese zum Impfen gehen sollen», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Ich würde das niemandem vorschreiben wollen.»
Die Grünen-Politikerin geht davon aus, dass viele Eltern registriert haben, dass die Ständige Impfkommission den ab 12 Jahren zugelassenen Biontech-Impfstoff für Kinder und Jugendliche bisher nicht empfehle. «Ich glaube, dass die Eltern vorsichtig sein werden», sagte sie. Vor drei Wochen hatte die neue Ministerin noch zur Eile gedrängt und vorgeschlagen, sogar an den Schulen zu impfen.
Allerdings hält es Schopper für möglich, dass sich bis zu den Sommerferien Ende Juli noch etwas tut. «Ich glaube aber, dass es da noch eine Entwicklung geben wird, wenn mehr Impfstoff da ist und der Sommerurlaub ansteht», sagte die Kultusministerin. Zudem gebe es dann womöglich noch mehr Daten für das Impfen bei Kindern.
Schopper sieht aber keinen Grund, die Öffnung von Schulen nach den Sommerferien mit den Impfungen der Kinder zu verknüpfen. «In der Erwachsenenwelt hat jeder bis Ende des Sommers ein Impfangebot bekommen.» Die Voraussetzungen für Unterricht seien dann ganz andere als in den vergangenen Monaten, auch weil die Lehrkräfte größtenteils durchgeimpft seien. «Ich bin optimistisch, aber auch weiter vorsichtig. Hoffentlich kriegen wir keine Mutante, die alles auf den Kopf stellt.»
Auch nach den großen Ferien werde Corona noch eine Rolle spielen: «Stand heute gehe ich nicht davon aus, dass wir die Maskenpflicht nach den Sommerferien aufheben werden.»
05.06.2021
Bislang keine coronabedingten Klassenwiederholungen in Hamburg
Schätzungen zufolge hat rund ein Viertel der rund elf Millionen Schüler in Deutschland wegen der Corona-Pandemie Lernrückstände. In Hamburg zeichnen sich dennoch kaum freiwillige Klassenwiederholungen ab.
Hamburg (dpa/lno) - Das freiwillige Wiederholen des Schuljahres wegen der Corona-Pandemie ist in Hamburg derzeit kein Thema. «Bislang haben wir keine Meldungen aus den Schulen erhalten», sagte ein Sprecher der Schulbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings müssten noch die Zeugniskonferenzen Mitte Juni abgewartet werden. «Wie rechnen aber nicht mit einer größeren Anzahl von Anträgen.»
Bundesweit wird davon ausgegangen, dass rund ein Viertel der rund elf Millionen Schüler in Deutschland Lernrückstände aufzuholen hat, weil sie per Fernunterricht kaum oder nur schlecht erreicht wurden. Das Bundeskabinett hat deshalb bereits ein zwei Milliarden Euro schweres Corona-«Aufholprogramm» für Nachhilfe- und Förderprogramme sowie soziale Projekte beschlossen.
In Hamburg wurde das Sitzenbleiben bereits vor zehn Jahren abgeschafft und durch eine verpflichtende fächerbezogene Lernförderung ersetzt. Insofern sei die Klassenwiederholung bei Hamburgs Familien eher kein Thema, sagte der Sprecher. Gleichzeitig habe die Stadt bereits einen Maßnahmenkatalog zur Aufarbeitung von Lernrückständen aufgelegt, der in Teilen bereits in den Sommerferien starte.
04.06.2021
Neue Corona-Regel: Präsenzunterricht unter Inzidenz 100 ab 21. Juni
Stuttgart (dpa/lsw)Die coronabedingte Durststrecke für Hunderttausende Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg nähert sich angesichts sinkender Infektionszahlen dem Ende. Liegt die Inzidenz in den Stadt- und Landkreisen stabil unter 50 Infektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen, dürfen nach den Grundschulen auch die weiterführenden Schulen ihre Pforten nach den Pfingstferien wieder für alle Kinder und Jugendlichen öffnen. In der neuen, am Freitagnachmittag notverkündeten Verordnung des Kultusministeriums wird zudem festgelegt, dass weiterführende Schulen ab dem 21. Juni auch dann wieder in den Regelbetrieb gehen können, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in ihrem Kreis unter 100 liegt. Außerdem ist von Montag in Kreisen, die stabil unter einer Inzidenz von 35 liegen, wieder Sportunterricht jeglicher Art zulässig.
Lehrer beklagen zu viel Aufwand bei Corona-Testbescheinigungen
Stuttgart (dpa/lsw) - Schülerinnen und Schülern künftig eine Bescheinigung für einen Corona-Test in der Schule auszustellen, ist aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW nicht machbar. «Es ist eine Frechheit, dass den Schulen schon wieder eine zusätzliche Aufgabe aufgezwungen wird», sagte die Landesvorsitzende Monika Stein den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). «Die Ressourcen dafür sind zurzeit nicht vorhanden.» Die Formulare auszufüllen binde Zeit und Arbeitskraft, die eigentlich in den Unterricht gesteckt werden sollten. Außerdem hätten die Schulen bisher keine Informationen zu der neuen Regelung bekommen, die ab Montag gilt.
Eine Bescheinigung der Schule über einen negativen Test soll dann ausreichen, damit sich Schülerinnen und Schüler etwa bei Freizeitaktivitäten nicht erneut testen lassen müssen. Ein Sprecher des Sozialministeriums sagte der Zeitung, man werde den Schulen eine sehr einfache Vorlage zur Verfügung stellen. Diese müssten auch nicht generell, sondern nur auf Verlangen ausgestellt und zudem von den Kindern und Jugendlichen vorausgefüllt werden.
Regierung: Interne Abi-Feiern und Zeugnis-Zeremonien möglich
Düsseldorf (dpa/lnw) - Interne Abi-Feiern sowie Abschlussfeiern von Vorschulkindern und feierliche Zeugnisvergaben werden bis Mitte Juli landesweit möglich sein. In der neuen Coronaschutzverordnung wird für «selbst organisierte Feste von Schulabgangsklassen oder -jahrgängen» außerhalb von Schulen allerdings ein Negativtestnachweis als Voraussetzung genannt.
Die zuständige Behörde muss über die Veranstaltung mindestens zwei Werktage vorher informiert werden. Zu Abschlussfesten von Vorschulkindern dürfen jeweils zwei Erwachsene, Geschwister und Lehrer kommen - ebenfalls nur bei negativem Testergebnis.
Wie die Landesregierung bei Twitter mitteilte, sind auch feierliche Zeugnisvergaben zum Beispiel bei Abi-Klassen erlaubt. Mit festem Sitzplan und Corona-Test. Kommen dürfen dann neben den Schülern auch Eltern und Lehrer.
«Stark trotz Corona» - Aufholprogramm für junge Berliner
Berlin (dpa/bb) - Ein «Aufholprogramm» soll Berliner Kindern und Jugendlichen helfen, Lernrückstände in der Schule wettzumachen und mit den Belastungen durch die Corona-Pandemie besser klarzukommen. Das teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Freitag mit. Für das mit «Stark trotz Corona» überschriebene Programm stehen den Angaben zufolge 64 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung. Der Großteil davon (44 Millionen) soll eingesetzt werden, um Schülerinnen und Schüler darin zu unterstützen, Lernrückstände aufzuholen.
Um bewerten zu können, welche Defizite es gibt, seien in Berlin zu Beginn des Schuljahrs sogenannte Lernstandserhebungen geplant, so ein Sprecher der Bildungsverwaltung. Jede Schule soll für das Programm «Lernrückstände aufholen» ein eigenes Schulbudget erhalten. Den Angaben zufolge sind Förderangebote wie Lerncoaching oder auch Wochenendschulen möglich.
Schon während der Sommerferien soll es vor allem für Schulanfänger sowie Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8 Lernangebote zum Abbau von Lernrückständen geben. Geplant sind nach Angaben der Bildungsverwaltung außerdem Intensivschwimmkurse sowie Ferienlernangebote zur Berufsorientierung ab Klasse 9.
«Die Berliner Kinder und Jugendlichen haben ein hartes Jahr hinter sich», so Bildungssenatorin Sandra Scheeres am Freitag. «Die Corona-Pandemie hat ihr Leben komplett durcheinandergewirbelt. Zum Glück aber neigt sich diese schwere und anstrengende Zeit ihrem Ende entgegen.» Es gebe in allen Bereichen viel aufzuholen. Dafür sei das Aktionsprogramm ins Leben gerufen worden.
Die Ferien beginnen in Berlin am 24. Juni. Das neue Schuljahr soll dann für alle Jahrgangsstufen und alle Schularten mit komplettem Präsenzunterricht starten. Die Testpflicht für Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte bleibt nach Angaben der Bildungsverwaltung bestehen.
Für Schülerinnen und Schüler sind in der ersten Schulwoche sogar drei statt wie üblich zwei Schnelltests Pflicht. Lehrkräfte müssten sich schon während der Präsenztage vor Schuljahresbeginn testen lassen, sagte der Sprecher. In allen Schulräumen bestehe weiterhin die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.
Wieder mehr Präsenzunterricht in Bayern ab Montag
München (dpa/lby)Bayerns Schüler sollen in Kommunen mit einer niedrigen Corona-Inzidenz unter 50 ab kommendem Montag wieder vollzählig in ihre Schulen zurückkehren. Ab 21. Juni gilt das dann auch für Gebiete mit einer Inzidenz unter 100, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag nach der Kabinettssitzung ankündigten. «Wir haben für die Schulen ein hervorragendes Sicherheitskonzept», sagte Piazolo. Masken- und Testpflicht gelten weiter, nur im Sportunterricht müssen die Schüler keine Masken mehr tragen.
KMK-Präsidentin: Schulöffnung nicht von Impfungen abhängig machen
Berlin (dpa)Nach den Sommerferien soll es an den Schulen in Deutschland mit vollem Präsenzbetrieb weitergehen, unabhängig davon, ob Schüler geimpft sind oder nicht. Das sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, am Freitag in der Sendung «Frühstart» von RTL/ntv. Geimpfte Kinder machten die Schule «natürlich auch sicherer». Die Eltern müssten mit den Ärzten ihres Vertrauens darüber beraten, wann und ab welchem Alter sie ihre Kinder impfen lassen wollten. Je jünger die Kinder, desto zurückhaltender seien die Empfehlungen der Kinder- und Jugendärzte. «Für uns ist wichtig, dass unabhängig davon, ob die Kinder geimpft sind, die Schulen trotzdem in voller Präsenz öffnen können.» Sie hoffe, dass der Unterricht nach den Sommerferien «so normal wie möglich» mit «voller Klassenstärke» weitergehen werde.
Ab Montag voraussichtlich alle Grundschüler im Präsenzunterricht
Wiesbaden (dpa/lhe) - Am kommenden Montag können erstmals seit dem Beginn des Corona-Lockdowns vergangenen Herbst voraussichtlich alle hessischen Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 wieder jeden Tag der Woche in die Schule gehen. «Das ist ein toller Tag für unsere Schulen und eine große Erleichterung für die Familien», erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) in Wiesbaden. Nach Monaten des Distanz- oder Wechselunterrichts kehre damit wieder mehr Normalität ein in den Alltag von rund 360 000 Schülern und ihren Eltern.
Der «neue» Schulalltag werde von regelmäßigen Selbsttests vor Unterrichtsbeginn begleitet. Allein in der vergangenen Woche seien an den Schulen mehr als eine Million dieser Tests gemacht worden, erklärte Lorz. Davon seien nach einer Überprüfung etwa 0,02 Prozent positiv gewesen. «Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass unsere Schulen weiterhin keine Infektionsherde sind», sagte Lorz.
Nach dem Zwei-Stufenplan der Landesregierung gilt für alle Regionen, für welche die Bundes-Notbremse entfällt, in einer ersten Stufe, dass neben den Abschlussklassen auch die Klassen 1 bis 6 in Präsenz unterrichtet werden. Für die Klassen 7 bis 11 gilt Wechselunterricht. Ab Stufe 2 können alle Kinder wieder jeden Tag zur Schule gehen - die Testpflicht zweimal in der Woche bleibt erhalten.
Lorz betonte nochmals, dass die derzeit diskutierte mögliche Impfung der Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren keine Bedingung für die Teilnahme am Präsenzunterricht nach den Sommerferien sein werde. «Ein extra Impfprogramm des Landes für alle rund 500 000 in Frage kommenden Schülerinnen und Schüler wird es bedauerlicherweise nicht geben», erklärte ein Ministeriumssprecher. Als Grund nannte er, dass der Bund anders als angekündigt keine zusätzlichen Impfdosen zur Verfügung stellen werde.
03.06.2021
Holter: Kein Marathon von Klassenarbeiten und Leistungskontrollen
Erfurt (dpa/th) - Nach Ansicht von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) kann der Lernstand von Schülerinnen und Schülern nicht allein an den Noten gemessen werden. «Wir wollen keinen Marathon von Klassenarbeiten und Leistungskontrollen, um auf Teufel komm‘ raus noch bis zum Schuljahresende möglichst viele Noten zu vergeben», erklärte Holter am Donnerstag. Sein Ministerium wolle die Schulen zum Umgang mit Lernstanderhebungen, Klassenarbeiten und der Notengebung informieren.
Holter rief dazu auf, dass «Zeit und Aufmerksamkeit für das gemeinsame Lernen» im Mittelpunkt stehen sollten. «Wer in dieser Lage nur auf Noten schaut und allein daran den Aufholbedarf festmacht, verkennt die Lage und nimmt die vielen anderen Möglichkeiten, die den Schulen zur Verfügung stehen, nicht ausreichend wahr», erklärte Holter.
Die Thüringer Landeselternvertretung begrüßte Holters Einschätzung zur Lernstandserhebung. Auch die Thüringer Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnte eine «behutsame Rückkehr in einen Schulalltag in Präsenz» an. Es nütze niemandem, «wenn es zu einem stupiden Nachholen der nicht durchgeführten Leistungsnachweise kommt. Pädagogik statt Notenhuberei lautet das Motto!», erklärte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum.
Mehrere Fraktionen und Landespolitiker hatten in der Vergangenheit gefordert, die Lernstände der Thüringer Schüler zu erfassen, um Lücken und Nachholbedarf zu erkennen. Nach eigenen Angaben plant das Bildungsministerium «umfangreiche Programme», um Lernrückstände zu bewältigen.
Ernst setzt auch im kommenden Schuljahr auf Testpflicht für Schüler
Potsdam (dpa/bb) - Nach dem Start des Präsenzunterrichts an allen Brandenburger Schulen am kommenden Montag will Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) auch im kommenden Schuljahr 2020/21 weitgehende Normalität in den Einrichtungen erreichen. Dafür werde die regelmäßige Corona-Testpflicht für Schüler und nicht geimpfte Lehrer auch nach den Sommerferien beibehalten, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag mit. Das Ministerium verwies darauf, dass alle Lehrkräfte sowie das gesamte Personal an den Schulen bereits ein Impfangebot erhalten hätten.
An allen Schulen sollen zu Beginn des neuen Schuljahres Lernstandserhebungen durchgeführt werden, um die Wissensdefizite der Schüler infolge der monatelangen Corona-Beschränkungen zu erfassen. Bereits in den am 24. Juni beginnenden Sommerferien soll es wie im vergangenen Jahr Ferienbetreuung mit Lernangeboten für Kinder und Jugendliche geben.
NRW plant keine bessere Benotung der Abi-Klausuren in Mathe
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mathe-Abiturienten in Nordrhein-Westfalen können nicht auf eine bessere Benotung hoffen. «NRW plant keine Notenanhebung», berichtet die «Rheinische Post» (Donnerstag) unter Berufung auf das Schulministerium in Düsseldorf. Grundsätzlich sei festzuhalten, dass die Prüfungsaufgaben im Fach Mathematik angemessen seien, weil sie lehrplankonform seien und den bundesweiten Standards entsprächen. Die Klausuren seien auch deshalb angemessen, weil es erweiterte Auswahlmöglichkeiten für die Lehrkräfte gegeben habe.
Damit sei den Besonderheiten des Corona-Jahres ausreichend Rechnung getragen, so das Ministerium weiter. In Mecklenburg-Vorpommern hatte das Bildungsministerium anders entschieden und die Noten für die entsprechenden Klausuren pauschal um zwei Punkte hochgesetzt.
02.06.2021
Knapp 69 Millionen Euro für Bewältigung der Corona-Folgen an Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Zur Bewältigung der schulischen und psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche stehen in Brandenburg für die kommenden zwei Schuljahre knapp 69 Millionen Euro bereit. Mit knapp 39 Millionen Euro aus dem Bundes-Aktionsprogramm «Aufholen nach Corona» sollen außerschulische Angebote am Nachmittag gefördert werden, mit denen Lernrückstände aufgeholt und soziale Kompetenzen trainiert werden sollen, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Das Land Brandenburg stelle aus dem Corona-Rettungsschirm weitere 30 Millionen Euro für zusätzliche Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal zur Verfügung.
«Wir wollen die Schülerinnen und Schüler tatkräftig unterstützen, ihre teilweise schwierige Situation zu bewältigen», sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). «Es ist nicht ihre Schuld, dass es zu Lernrückständen und psychosozialen Problemen gekommen ist.» Mit den Mitteln des Bundes sollen auch im kommenden Jahr Ferien- und Wochenendfreizeiten sowie weitere Angebote zur Bewältigung der Pandemiefolgen ermöglicht werden.
Kassenärzte: Bei Impfungen von Kindern kein Ansturm erwartet
Düsseldorf (dpa/lnw) - Vor der ab kommendem Montag möglichen Corona-Schutzimpfung auch für Kinder ab 12 Jahren rechnen die Kassenärzte zunächst nicht mit einem gewaltigen Ansturm. Man gehe in dieser Gruppe von einer nicht allzu hohen Impfbeteiligung aus, hieß es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) am Mittwoch. Wenn sich - schon recht hoch geschätzt - rund 50 Prozent der 12- bis 15-Jährigen im Bereich Nordrhein immunisieren lassen wollten, könnten diese etwa bis zum Ende der Sommerferien Mitte August geimpft sein. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich 80 Prozent der Kinderarztpraxen beteiligten, im Schnitt wöchentlich 45 Impfungen durchführten - und genug Impfstoff komme.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Impfstoff von Biontech vor wenigen Tagen auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Zuvor war das Vakzin erst ab 16 Jahren freigegeben gewesen. Die Ständige Impfkommission hat aber bisher keine Empfehlung für Kinderimpfungen ausgesprochen und prüft weiter. KVNO-Vorstandschef Klaus Bergmann sagte, gefährdete Heranwachsende - etwa mit schweren Allergien, Lungenproblemen oder anderen Erkrankungen - sollten zuerst geimpft werden. Das geschehe in vielen Kinderarztpraxen schon seit Wochen und könne nun ausgeweitet werden.
Grundsätzlich laufe der Impfmotor wegen fehlenden Impfstoffs «stotternd», bemängelte Bergmann. In den vergangenen Wochen sei deutlich weniger geliefert worden als angekündigt. Zugleich wachse die Erwartungshaltung in der Bevölkerung mit Blick auf die Aufhebung der Priorisierung ab nächstem Montag gewaltig. Man habe schon vielen Patienten absagen müssen, es sei mit weiterem Unmut und Unverständnis zu rechnen.
Hochschulen wechseln erst zum Wintersemester in den Präsenzbetrieb
Hamburg (dpa/lno) - Trotz inzwischen niedriger Corona-Zahlen bleiben Hamburgs Studierende noch während des gesamten Sommersemesters im Distanzunterricht. Erst zum Wintersemester im Oktober sollen die Studentinnen und Studenten nach dann drei Online-Semestern wieder an ihre Hochschulen zurückkehren, wie Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) am Mittwoch mitteilte. Die konkrete Ausgestaltung werde derzeit von Hochschulen und Behörde erarbeitet. Im Zentrum der Planungen stünden Kontakt- und Hygieneregelungen, Corona-Tests sowie die Entwicklung von Impfquote und Infektionsgeschehen.
«Es ist es unser klares Ziel, das Wintersemester an den Hamburger Hochschulen wieder in Präsenz stattfinden zu lassen», erklärte Fegebank. Damit erhielten Studierende im wahrsten Sinne wieder mehr Raum für Begegnung und gemeinsames Lernen. Derzeit erlaubt die Corona-Eindämmungsverordnung nur Präsenzformate etwa bei Prüfungen sowie Forschungs- und Lehrtätigkeiten in Laboren und Werkstätten. Seit Mitte Mai sind zudem die wissenschaftlichen Bibliotheken wieder für den Präsenzbetrieb geöffnet.
«Gleichzeitig wollen wir den Digitalisierungsschub an den Hochschulen weiter vorantreiben und auch künftig digitale Veranstaltungsformate anbieten», sagte Fegebank. So könnte die reine Wissensvermittlung in großen Vorlesungen wie in den Sozial- oder Rechtswissenschaften weiterhin ein digitaler beziehungsweise hybrider Baustein bleiben - «und so zum Lernen im eigenen Tempo beitragen», schrieb die Senatorin in einem Gastbeitrag für den Blog des Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda.
Der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz und Präsident der Technischen Universität (TU) Hamburg, Prof. Andreas Timm-Giel, sagte: «Hochschulen leben von dem persönlichen Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden.» Eine Rückkehr auf den Campus sei ihm daher eine Herzensangelegenheit. «Dafür entwickeln wir gemeinsam mit allen Hamburger Hochschulen mehrere Szenarien abhängig von der Pandemielage.» Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts gab es im Wintersemester 2020/21 in Hamburg rund 116 000 Studierende.
01.06.2021
Längere Schultage nach Corona? Ministerium und Lehrer skeptisch
Berlin (dpa) - Eine Verlängerung der Schultage nach der Pandemie, wie in Großbritannien geplant, sehen Lehrervertreter und Bundesbildungsministerium in Deutschland eher nicht. «Jetzt ist vor allem wichtig, dass wir zum Normalbetrieb zurückkehren. Das allein ist schon eine Kraftanstrengung, auch weil der Infektionsschutz weiter beachtet werden muss», sagte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Sie verwies auf das Aufholprogramm mit Nachhilfeangeboten, das Bund und Länder gerade auf den Weg bringen. «Dieses Aufholprogramm wird für viele Schülerinnen und Schüler zusätzliche Lernzeit bedeuten. Ob darüber hinaus eine Verlängerung der Unterrichtszeit um eine halbe Stunde sinnvoll und in Deutschland vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels kurzfristig umsetzbar wäre, müsste genau abgewogen werden.»
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, äußerte sich ebenfalls skeptisch. Die Situation sei mit der in Großbritannien nicht ganz vergleichbar, sagte er der dpa. Dort gebe es die Ganztagsschule, an die einfach eine halbe Stunde herangehängt werde. In Deutschland gebe es überwiegend Halbtagsschulen. «Wir brauchen für zusätzliche Angebote auch zusätzliche Lehrkräfte, die wir aufgrund des massiven Lehrermangels derzeit nicht haben.»
In Großbritannien ist eine Verlängerung der Schultage um rund eine halbe Stunde Teil eines Maßnahmenplans aus Regierungskreisen, aus dem die «Times» am Dienstag zitierte. Ziel soll es sein, die durch die Pandemie entstandenen Rückstände aufzuholen und Wissenslücken zu schließen.
Regelstudienzeit soll um weiteres Semester verlängert werden
Hannover (dpa/lni) - Die Regelstudienzeit soll für Studierende in Niedersachsen wegen der erschwerten Studienbedingungen in der Corona-Pandemie um ein weiteres Semester verlängert werden. Das kündigte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) am Dienstag in Hannover an. Demnach soll auch das Sommersemester 2021 nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet werden. Durch die Verlängerung ist es unter anderem möglich, dass Bafög-Zahlungen entsprechend länger fließen und Langzeitstudiengebühren später fällig werden.
Thümler sagte, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur habe eine entsprechende Verordnung für die Verlängerung um ein drittes Semester auf den Weg gebracht. «Wir gehen davon aus, dass das dann auch in Kürze veröffentlicht werden kann», sagte er. Bereits im März hatte der niedersächsische Landtag eine Verlängerung der Regelstudienzeit für das Wintersemester 20/21 beschlossen. Gleichzeitig wurde der Landesregierung die Möglichkeit eingeräumt, die Regelstudienzeit bei Bedarf per Verordnung erneut zu verlängern.
Müller: Regelunterricht in Schulen von 9. Juni bis zu Ferien
Berlin (dpa) - Nach einer Niederlage des Landes Berlin vor dem Verwaltungsgericht sollen die Schulen ab dem 9. Juni in den Regelunterricht zurückkehren. Das kündigte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag an. Das gelte dann für die beiden letzten Wochen des Schuljahres vor den Sommerferien. Der derzeitige Unterricht für wenige Stunden pro Tag in kleinen Gruppen werde wieder erweitert, sagte Müller. Geplant sei «pandemiebedingter Regelbetrieb (...) in vollen Lerngruppenstärken». Der Senat akzeptiere die Gerichtsentscheidungen.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte am Montag bereits einen «Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen» angekündigt. Wichtig sei dabei, dass die Schulen genug Vorbereitungszeit erhielten, um sich darauf einzustellen.
Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Berlin nach Eilanträgen entschieden, dass Berlin für eine Schülerin und einen Schüler einer Grundschule Präsenzunterricht sichern muss. Die beiden werden aktuell im Wechsel bei halbierter Klassenstärke unterrichtet. Die Kinder können Vollbeschulung bei weiter geltenden Corona-Schutzmaßnahmen beanspruchen, wie aus einer Mitteilung des Gerichts hervorging.
31.05.2021
SWR: Präsenzunterricht schon ab 14. Juni
Mainz (dpa/lrs) - Angesichts günstiger Corona-Fallzahlen kehrt Rheinland-Pfalz laut dem SWR bereits am 14. Juni zum Präsenzunterricht an Schulen zurück. Ursprünglich waren nach den Pfingstferien vom 7. Juni an zwei Wochen Wechselunterricht und erst vom 21. Juni an voller Unterricht geplant. Nun sollen die Mädchen und Jungen schon nach nur einer Woche Wechselunterricht wieder jeden Werktag in die Schule gehen können.
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte dem SWR, sie sehe den deutlichen Rückgang der Corona-Fallzahlen mit großer Freude: «Ich glaube, das konnte sich vor zwei Wochen noch niemand in diesem Maße vorstellen.» Die Schülerinnen und Schüler könnten somit noch fünf volle Wochen in ihren Schulen bis zu den Sommerferien verbringen. Die verbleibende einzige Woche Wechselunterricht nach den Pfingstferien begründete Hubig laut SWR damit, dass Schulen, Lehrer und Familien damit die nötige Übergangszeit für die Vorbereitung auf vollen Präsenzunterricht hätten.
Die Gesundheitsämter in Rheinland-Pfalz hatten zum Wochenbeginn 127 neue Corona-Infektionen registriert. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg im Vergleich zum Sonntag leicht auf 32,3, wie das Landesuntersuchungsamt in Koblenz am Montag mitteilte. Eine Woche zuvor hatte der Wert jedoch noch bei 53,4 gelegen.
Grundschüler haben wieder komplett Unterricht im Klassenzimmer
Viele Eltern sind erleichtert, aber nicht alle Sorgen sind schon weg: Seit Montag dürfen die Grundschulkinder fast überall in Brandenburg wieder für den kompletten Unterricht in die Schule - trotz der Corona-Pandemie.
Potsdam (dpa/bb) - In fast ganz Brandenburg gibt es an den Grundschulen seit Montag wieder Unterricht in den Klassenräumen. Die Zeit des Wechselunterrichts mit verkleinerten Lerngruppen und regelmäßigen Lernphasen zu Hause ist vorerst vorbei. Eine Ausnahme macht die Stadt Brandenburg/Havel, wo die Corona-Inzidenz bisher noch nicht stabil unter dem wichtigen Schwellenwert von 50 lag. Am Montag (7. Juni) sollen die weiterführenden Schulen folgen. Manche Sorgen und Probleme bleiben allerdings.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht bei der Rückkehr zum Regelunterricht an den Grundschulen manches skeptisch. «Jeder Tag, an dem Kinder nicht zur Schule gehen, ist nicht unbedingt ein guter Tag. Die Frage ist aber, ob die Bedingungen stimmen», sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs am Montag. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht so tun, als gäbe es keine Probleme», sagte Fuchs. «Wir haben sehr, sehr volle Klassen. Wir müssen sehr wachsam sein, dass wir nicht das, was wir über einen langen Zeitraum unter großem Engagement erreicht haben, wieder gefährden.»
Auch der Pädagogenverband Brandenburg hält die Öffnung der Schulen für ein Risiko: «Die Lehrer sind noch nicht durchgeimpft und riskieren ihre Gesundheit und die Schüler auch», sagte Verbandspräsident Hartmut Stäker. Die Auswirkungen seien noch nicht absehbar, er bleibe aber skeptisch. Es sei zu befürchten, dass die Infektionszahlen erneut nach oben gehen. «Ich hätte mir gewünscht, dass es bliebe, wie es war mit dem Wechselunterricht - so wie in Berlin auch.»
Für die weiterführenden Schulen sei es genau das gleiche: «Wir haben da auch 30 Schüler im Gymnasium auf engsten Raum», so der Verbandspräsident. Die Lehrer hätten vielleicht eine Impfung, in seltenen Fälle alle beide. «Das ist ein Risiko. Das ist wie mit 100 durch die Kurve.»
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte, die Primarstufen seien gut wieder in den Präsenzunterricht gestartet. «Das freut mich sehr. Auch die Grundschülerinnen und Grundschüler, Eltern und Lehrkräfte haben sich gefreut, dass die Kinder nach langer Zeit des Distanz- und Wechselunterrichts wieder in der Klassengemeinschaft Schule erleben können.»
Nach Einschätzung des Landeselternrats muss die Zeit bis zu den Sommerferien nun genutzt werden, um Lerndefizite möglichst schnell aufzuholen. «Der Fokus muss auf Wissensvermittlung liegen», sagte Landeselternrats-Sprecher René Mertens am Montag. Die Entscheidung, den Wechselunterricht zu beenden, sei richtig gewesen. «Gerade die Grundschüler haben es ganz nötig, dass sie wieder ihre sozialen Kontakte und auch den Unterricht bekommen», sagte Mertens. «Da ist uns so viel verloren gegangen.»
Dass die weiterführenden Schulen erst in der kommenden Woche vollständig zum Präsenzunterricht zurückehren, findet Mertens nicht einleuchtend: «Man hätte damit auch schon in dieser Woche starten können.»
Für Kinder und Jugendliche aus dem Berliner Umland, die in Berlin zur Schule gehen, bleibt es dagegen beim Wechselunterricht. Dort soll es vor den Sommerferien, die in beiden Ländern am 24. Juni beginnen, keinen Normalbetrieb mehr geben. Und Pandemiebedingungen gelten auch für die Kinder und Jugendlichen in Brandenburg: Test- und Maskenpflicht bleiben, Klassenfahrten sind weiterhin untersagt.
Landesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 18,7 nach 20,0 am Sonntag, wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte. Den Daten zufolge liegen alle Landkreise und kreisfreien Städte mittlerweile unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von 40. Das gilt mit 37,4 auch für Brandenburg an der Havel. Dort lag die Inzidenz am Samstag aber noch bei 51,3, also über der kritischen Marke. Erst wenn die kreisfreie Stadt drei aufeinanderfolgende Tage unter 50 bleibt, wäre der Regelbetrieb an den Grundschulen auch hier wieder möglich.
30.05.2021
Mathe-Abi zu schlecht ausgefallen - Anhebung um zwei Notenpunkte
Schwerin (dpa/mv) - Weil das Mathematik-Abitur in diesem Jahr viel zu schlecht ausgefallen ist, werden alle Noten in diesem Fach um zwei Notenpunkte angehoben. Dies gelte für die Grund- und die Leistungskurse, wie das Bildungsministerium am Sonntag in Schwerin berichtete. Im Durchschnitt lagen die Notenpunkte in diesem Jahr bei 4,1 im Grundkurs und bei 5,6 im Leistungskurs, im vergangenen Jahr bei 5,7 beziehungsweise 8,4.
Für dieses außergewöhnlich niedrige Niveau hätten mehrere Rahmenbedingungen zusammengewirkt. So habe in diesem Jahr der erste Jahrgang der neuen Oberstufe das Abitur nach neuen Vorgaben abgelegt. Die Aufgaben seien erstmals in Grund- und Leistungskurs-Klausuren aufgeteilt worden. Gleichzeitig sei ein qualitativ neuer Aufgabentypus Grundlage für das Abitur gewesen, der stärker auf Kompetenzen als auf Anwendung von erlerntem Formelwissen beruhe.
Die Schüler sollten durch das Zusammenwirken dieser Umstände keine Nachteile erfahren, hieß es. Mit der Anhebung um zwei Punkte solle der Punktedurchschnitt rechnerisch an die Ergebnisse der vergangenen Jahre angeglichen werden. Das Ministerium gab bekannt, dass eine für 2023 vereinbarte Evaluation auf 2021 vorgezogen werde. Zudem werde ab dem kommenden Schuljahr ein Sonderprogramm für Mathematik-Förderung in der Oberstufe aufgelegt.
Viele Schulen kehren in den Regelbetrieb zurück
Berlin (dpa) - Dank gesunkener Corona-Zahlen kehren am Montag die Schulen in mehreren Bundesländern in den Regelbetrieb zurück. In Nordrhein-Westfalen nehmen die Schulen den Präsenzunterricht in voller Klassenstärke wieder auf, und auch Länder wie Niedersachsen, das Saarland oder Hamburg verabschieden sich von Wechsel- und Distanzunterricht.
In Brandenburg gilt das zunächst nur für die Grundschulen. Einzige Ausnahme ist die Stadt Brandenburg/Havel, wo die Zahlen noch zu hoch sind. In einer Woche sollen auch die weiterführenden Schulen folgen. Die Masken- und Testpflicht gilt aber weiterhin. In Mecklenburg-Vorpommern, dem Land mit der bundesweit geringsten Inzidenz, sind die Schülerinnen und Schüler schon am vergangenen Donnerstag zum Präsenzunterricht in die Klassen zurückgekehrt.
29.05.2021
Bildungsminister Holter enttäuscht über fehlende Kinder-Impfdosen
Nach einer Vereinbarung der Gesundheitsminister rechnete Thüringen mit zusätzlichen Impfdosen, um Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zu impfen. Doch nun soll es anders kommen - sehr zum Unmut des Bildungsministers.
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hat sich enttäuscht darüber gezeigt, dass den Ländern keine zusätzlichen Impfdosen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zur Verfügung gestellt werden. «Die große Hoffnung vor dem Impfgipfel war ja, dass zusätzlicher Impfstoff bereitgestellt wird. Das ist nicht aufgegangen und das ist eine große Enttäuschung», sagte Holter am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Bei einer Gesundheitsministerkonferenz Anfang Mai hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass die Länder Konzepte erarbeiten, um bis Ende August allen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ein Impfangebot machen zu können. Der Bund sollte dafür die nötigen Impfdosen zusätzlich bereitstellen. Bei dem Impfgipfel am Donnerstag hieß es dann aber nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums, es werde keine zusätzlichen Impfdosen geben.
Es sei nun eine Herausforderung zu regeln, wie der Impfstoff verteilt werden soll, sagte Holter. «Jetzt muss geschaut werden: Wie kann man das Impf-Angebot für die Kinder und Jugendlichen auch mit der Versorgung der Kinderärzte und der Impfstellen absichern?» Thüringen werde bei der nächsten Beratung der Gesundheitsminister an die Zusage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erinnern, kündigte das Gesundheitsressort in Erfurt an. Die Aussage der Bundesregierung, es werde keinen zusätzlichen Impfstoff geben, habe beim Impfgipfel überrascht.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, das weitere Vorgehen hänge nun von der Empfehlung der Ständigen Impfkommission ab. Anschließend wolle man das Thüringer Impfkonzept anpassen. «Die Kinder- und Jugendärzte können nach einer Zulassung den Impfstoff bei den Apotheken bestellen, so wie es bisher schon bei den niedergelassenen Ärzten läuft.» Die Zuteilung an die Apotheken erfolge durch den Bund.
Holter betonte, die Impfstellen und Kinderarztpraxen sollten die wichtigsten Orte zum Impfen von Kindern ab zwölf Jahren sein. Doch auch Impfteams, die in den Schulen impften, seien durchaus denkbar - die Entscheidung darüber liege aber bei den Schulen.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte am Donnerstag nach dem Impfgipfel angekündigt, man prüfe, ob es Sonderzeiten in den Impfstellen für Familien geben kann. Holter sagte, dass damit auch eine Art Priorisierung erfolge. Er wolle nicht, dass sich Kinder «hinten anstellen» müssen.
28.05.2021
GEW hält zu Scheeres: Rückkehr zum Regelunterricht wäre falsch
Berlin (dpa/bb) - In der Diskussion um die Rückkehr zum Regelunterricht an Berliner Schulen bekommt die Bildungsverwaltung ungewohnte Unterstützung von Gewerkschaftsseite. In den vergangenen Tagen ist die Kritik an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) immer lauter geworden, die bis zu den Sommerferien am Wechselunterricht festhalten will. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält das weiterhin für genau richtig. «Corona ist nicht vorbei», sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich werde auch die Arbeit in Großraumbüros kritisch gesehen. «Insofern macht es überhaupt keinen Sinn, über volle Klassenzimmer nachzudenken, denn die sind nichts anderes als Großraumbüros für Schüler und Lehrkräfte», sagte Erdmann.
Die GEW unterstütze deshalb die Entscheidung der Bildungsverwaltung, am Wechselmodell festzuhalten. «Wohlwissend, dass das für die Kinder und die Familien eine erhebliche Belastung ist.» Das sei überhaupt nicht infrage zu stellen. «Aber das wird durch eine übereilte Schulöffnung nicht beendet», sagte Erdmann.
«Man darf bei der Debatte um das Kindeswohl außerdem nicht vergessen, dass in der Schule auch Erwachsene arbeiten, die viel zu wenig geschützt sind», so der GEW-Vorsitzende. «Gerade in den weiterführenden Schulen gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die noch kein einziges Mal geimpft sind.» Erdmann hat außerdem auf praktische Schwierigkeiten einer schnellen Rückkehr zum regulären Unterricht hingewiesen: «Eine Schule kann man von heute auf morgen nicht auf Präsenzbetrieb umstellen.»
Auch die Stundenpläne müssten dann neu geschrieben werden - und das sei ein Aufwand, der vor Schuljahresbeginn sonst oft Wochen in Anspruch nehme. «Und wenn das passiert, muss außerdem die Testdichte erhöht werden. Dann reichen zweimal die Woche nicht mehr», so der Gewerkschafter.
«Kurz vor den Ferien noch mit Präsenzunterricht zu starten, macht auch pädagogisch keinen Sinn», sagte Erdmann. Die Arbeiten seien geschrieben, bald sei Notenschluss - für die wenigen Wochen sei der Aufwand nicht gerechtfertigt. «Die Frage würde sich anders stellen, wenn wir noch acht Wochen Schule hätten, aber die haben wir nicht.»
Für ihre Haltung war Bilungssenatorin Scheeres in den vergangenen Tagen mehrfach kritisiert worden. Forderungen nach einer möglichst schnellen Rückkehr zum Präsenzunterricht gab es sowohl aus den Reihen der Berliner Grünen, als auch aus der CDU, von Kinder- und Jugendärzten und Elterninitiativen.
27.05.2021
Impfung von Kindern ab 12 Jahren soll ab 7. Juni möglich sein
Bund und Länder wollen millionenfache Corona-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen ermöglichen. Den Eltern wird niemand die Entscheidung abnehmen - auch indirekter Zwang soll aber vermieden werden.
Berlin (dpa) - Kinder ab 12 Jahren sollen sich in Deutschland vom 7. Juni an generell gegen Corona impfen lassen können. Das beschlossen Bund und Länder auf einem Impfgipfel am Donnerstag in Berlin. Voraussetzung ist, dass die EU-Arzneimittelbehörde EMA den bisher ab 16 Jahren freigegebenen Impfstoff von Biontech/Pfizer auch für diese Altersgruppe zulässt. Die EMA will darüber an diesem Freitag beraten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte das Ziel, «dass bis zum Ende des Sommers jeder Bürgerin und jedem Bürger ein Impfangebot gemacht wird». Das solle auch die 12- bis 16-Jährigen einschließen.
In ihrem Beschluss legen Bund und Länder fest, dass sich Kinder und Jugendliche ab 12 nach einer Zulassung «ab dem Ende der
Priorisierung, also in der Regel ab dem 7.6.2021, in vergleichbarer Weise wie bei anderen Impfwilligen, die keiner Priorisierung unterliegen, um einen Impftermin insbesondere bei den niedergelassenen Ärzten bemühen» können. Merkel sagte zu, Kinder mit Vorerkrankungen würden vorrangig geimpft würden - wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) dies in ihrer erwarteten Empfehlung rät. Das gelte dann ähnlich wie für Erwachsene.
ROLLE DER STÄNDIGEN IMPFKOMMISSION
Die Stiko will binnen anderthalb Wochen ihre Bewertung abschließen, wie Stiko-Mitglied Martin Terhardt im RBB sagte. Eine Variante könne eine Impfempfehlung nur für chronisch Kranke sein. Einer generellen Empfehlung für eine Impfung steht ein Mangel an Daten über mögliche Risiken von Infektionen und Impfungen entgegen.
Merkel erläuterte: «Die Impfung von Kindern ist ein sehr sensibler Akt.» Die Stiko werde fragen, wie groß der Nutzen und wie groß der Eingriff sei. Die Stiko werde sich nur davon leiten lassen: «Was bedeutet das für das einzelne Kind?»
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Abend der Deutschen Presse-Agentur, viele Länder planten, gezielt auf Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zuzugehen und ihnen ein Impfangebot zu machen. «In jedem Fall sollen Eltern und Kinder zusammen mit dem impfenden Arzt individuell abwägen und entscheiden, ob sie sich lieber durch eine Impfung schützen oder das Risiko einer Infektion eingehen wollen.» Klar sei: «Je mehr wir impfen, desto besser bringen wir als Gesellschaft das Virus unter Kontrolle.»
IMPFANGEBOT
Merkel sagte, auch nach dem 7. Juni werde nicht allen ein Angebot gemacht werden können. «Wir haben dafür keine zusätzlichen Impfstoffe», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der der Ministerpräsidentenkonferenz vorsitzt. Für die Kinder ab 12 können laut dem Bund-Länder-Beschluss in den Ländern auch Angebote in Impfzentren gemacht oder spezifische Programme aufgelegt werden. Die Gesundheitsminister der Länder hatten bereits beschlossen, dass bis Ende August allen Kindern ab zwölf Jahren ein Impfangebot gemacht werden soll.
In einem Bericht an die Länder hatte das Bundesgesundheitsministerium die Rechnung aufgemacht, angesichts von 5,3 Millionen Menschen zwischen 12 und 18 und einer angenommenen Impfbereitschaft von 60 Prozent gebe es Bedarf von jeweils 3,18 Millionen Dosen für die Erst- und die Zweitimpfung.
IMPFEN UND SCHULE
Merkel betonte: «Ein sicherer Schulbetrieb wird auch in Zukunft völlig unabhängig von der Frage sein, ob ein Kind geimpft ist oder ob ein Kind nicht geimpft ist.» Für Kita- und Grundschulkinder gelte dies mangels zugelassenen Impfstoffs ohnehin. «Es soll auch kein indirekter Zwang entstehen.»
Dies gelte auch für den Urlaub. «Sowohl im europäischen Ausland als auch in Deutschland kann man auch, wenn man keine Impfung hat, Urlaub machen, weil die Testungen dann als Voraussetzungen für die Urlaubsangebote natürlich vollkommen ausreichen werden», sagte Merkel.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: «Keiner muss geimpft werden. (...) Wir wollen Impfangebote machen, aber es gibt keine Impfpflicht.»
IMPFFORTSCHRITT
Bund und Länder betonten, die Impfkampagne habe seit Beginn des zweiten Quartals deutlich an Fahrt gewonnen. Knapp 35 Millionen Deutsche (41,5 Prozent) seien mindestens einmal geimpft, 13 Millionen (15,7 Prozent) vollständig. Die Zahl der Neuinfektionen sinke in allen Bundesländern deutlich. Mehr als 75 Prozent der Über-60-Jährigen seien im Bundesschnitt mindestens einmal geimpft, über 30 Prozent voll geschützt, so das Gesundheitsressort.
Das Ressort von Spahn stellte in seinem Bericht an die Länder fest: «Auch nach der Aufhebung der Impfpriorisierung stellen die Länder sicher, dass etwaige Nachzügler aus den Priorisierungsgruppen möglichst kurzfristig ein Impfangebot erhalten können.»
LIEFERMENGEN
Im kommenden Monat werden in Deutschland voraussichtlich mehr als 31 Millionen Corona-Impfdosen ausgeliefert, wie die Daten des Gesundheitsressorts zeigen. Von den ursprünglich für das gesamte zweite Quartal 80 Millionen zugesagten Impfdosen wurden 31 Millionen bereits geliefert. Astrazeneca und Johnson & Johnson kündigten Lieferungen aber nur kurzfristig an, was die Organisation erschwere. Insgesamt wurden in den Ländern 88 Prozent der gelieferten Impfdosen verimpft - die Spanne reicht von 76 Prozent in Brandenburg bis 98 Prozent in Bremen. Vom Biontech-Präparat wurden 91 Prozent verimpft, von Moderna 76 und von Astrazeneca 87 Prozent. Bei Johnson & Johnson, dem einzigen Serum, bei dem nur eine Spritze reicht, liegt die ausgewiesene Quote bisher nur bei 35 Prozent. Für das dritte Quartal liegen laut Gesundheitsministerium außer von Moderna bisher keine Lieferpläne vor - erwartet werden über 120 Millionen Impfstoff-Dosen.
NEUE PROBLEME
Der US-Hersteller Johnson & Johnson zeigte nach Angaben aus EU-Kreisen Lieferprobleme an. Die für das zweite Quartal erwarteten 55 Millionen Impfstoffdosen würden wohl nicht erreicht, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Brüssel. Hintergrund seien ein Produktionsausfall in den USA sowie US-Ausfuhrbeschränkungen.
REAKTIONEN
FDP-Chef Christian Lindner sprach von einem Gipfel der verpassten Chancen. «Alle für die Menschen wichtigen Fragen, wie die Beschleunigung der Impfkampagne, Auffrischungsimpfungen im Herbst, der digitale Impfpass und der Präsenzunterricht an Schulen, sind nicht beantwortet», kritisierte er. Ebenso fehlten klare Aussagen zu weiteren Öffnungen.
Maskenpflicht auf Schulhof wird am 1. Juni aufgehoben
Schwerin (dpa/mv)Die Maskenpflicht auf den Schulhöfen Mecklenburg-Vorpommerns wird vom kommenden Dienstag an (1.6.) wieder aufgehoben. Das kündigte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstagabend in Schwerin an. Am 18. Juni ist der letzte Schultag vor den Sommerferien. Im Unterricht muss weiterhin eine Maske getragen werden.
Söder kündigt weitere Lockerung von Corona-Regeln für Schulen an
Markus Söder will die Corona-Regeln für die Schulen in Bayern in Kürze weiter lockern. Dabei soll auch ein entscheidender Grenzwert angehoben werden.
München/Berlin (dpa/lby) - Zwei Wochen nach den Pfingstferien soll es in Bayern fast überall wieder normalen Präsenzunterricht geben. Lediglich in Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 - davon gibt es aktuell nur noch ganz wenige - bleibt es auch nach dem 21. Juni bei Wechselunterricht. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag an.
Er will die Corona-Regeln für die Schulen damit weiter lockern. Bereits direkt nach den Pfingstferien, vom 7. Juni an, ist wieder überall dort Präsenzunterricht möglich, wo die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt - das hatte das bayerische Kabinett vergangene Woche beschlossen. Zwei Wochen später soll der Grenzwert dann auf 100 steigen. Diese Zeitspanne solle als «Sicherheit» nach den Ferien dienen, erklärte Söder. Er äußerte sich, zugeschaltet aus Nürnberg, nach gemeinsame Bund-Länder-Beratungen zum Thema Impfen.
Man wolle nun wieder Schule ermöglichen, sagte der Regierungschef. «Das Konzept mit dem Testen und den bereits geimpften Lehrern hat sich sehr, sehr gut bewährt, so dass wir auch ein Signal der Perspektive setzen.» Damit seien bis zu den Sommerferien entweder sieben oder mindestens fünf Wochen wieder tatsächlicher Präsenzunterricht möglich.
Söder versicherte in dem Zusammenhang, dass es keine Corona-Impfpflicht für Kinder und Jugendliche geben soll. «Keiner muss geimpft werden», sagte der CSU-Politiker. «Wir wollen Impfangebote machen, aber es gibt keine Impfpflicht.» Schule werde trotzdem möglich sein.
Insgesamt zeigte sich Söder zuversichtlich, was die Corona-Lage und die Impfkampagne angeht - auch wenn man noch nicht über dem «Impf-Berg» sei. Insgesamt werde die Lage jeden Tag besser. Aber es gebe keinen Anlass für Übermut und Euphorie, es gebe noch viel Arbeit.
Günther: Schulbesuch nicht von Impfung abhängig
Kiel (dpa/lno) - Ein Schulbesuch wird im Norden auch nach der Zulassung eines Corona-Impfstoffs für unter 16-Jährige ohne Impfung möglich sein. «Ein sicherer Schulbetrieb wird immer gewährleistet, unabhängig davon, ob Kinder geimpft sind oder nicht», sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Donnerstagabend nach Beratungen mit seinen Länderkollegen und der Bundesregierung. Bei dem sogenannten Impfgipfel habe der Bund klargestellt, dass für Kinder ab zwölf Jahren keine zusätzlichen Impfstoffe zur Verfügung gestellt werden könnten.
Sobald die erwartete Zulassung des Impfstoffs von Biontech durch die Europäische Arzneimittel-Agentur erfolgt sei, «können im Zuge der Aufhebung der Priorisierung ab dem 7. Juni Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft werden», sagte Günther. Eltern könnten dann über die üblichen Wege einen Termin für ihre Kinder vereinbaren. «Da bisher noch keine Stiko-Empfehlung vorliegt, ist zu empfehlen, dies in enger Abstimmung mit den Haus- oder Kinderärzten zu machen», empfahl der Regierungschef.
Die Stiko ist die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts, die nach der Zulassung von Impfstoffen in der EU eine Empfehlung für deren Einsatz in Deutschland abgibt.
Impfangebot auch für Kinder - Bald Regelbetrieb an allen Schulen
In Sachsen-Anhalt sind fast 40 Prozent der Menschen einmal geimpft, mehr als 15 Prozent komplett - nun sollen auch Kinder ein Angebot zur Immunisierung bekommen. Unterdessen geht es an den Schulen weiter Richtung Normalität.
Magdeburg/Leipzig (dpa/sa) - Die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff (beide CDU) haben betont, dass die Corona-Impfungen auch für Kinder freiwillig bleiben. Weder für den Schulbesuch noch für den Sommerurlaub werde eine Corona-Impfung vorausgesetzt, sagten sie auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in Leipzig. «Wir haben immer deutlich gemacht: Geimpft, genesen, getestet - das ist gleichgestellt», sagte Kretschmer.
Zuvor hatten sich Bund und Länder geeinigt, dass ab dem 6. Juni auch Kinder mit dem Präparat von Biontech/Pfizer geimpft werden können. Voraussetzung ist, dass die europäische Arzneimittelbehörde EMA den Impfstoff vorher für diese Altersgruppe freigibt, wovon Bund und Länder ausgehen.
Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt hatte zuvor vor einer vorschnellen Impfung von Kindern und Jugendlichen gewarnt. Man begrüße, «dass in absehbarer Zeit chronisch erkrankte Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren mit einem mRNA-Impfstoff vor Covid geschützt werden können», schrieb der Verband am Donnerstag. Darüber hinaus sollte es aber keine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche geben, wie verschiedene Mitglieder der Ständigen Impfkommission schon deutlich gemacht hätten. Die Ärztekammer warnte politische Entscheidungsträger, die Empfehlungen zu negieren. Kinder spielten im epidemiologischen Geschehen eine untergeordnete Rolle.
Das Bildungsministerium in Magdeburg teilte unterdessen mit, dass angesichts vergleichsweise niedriger Corona-Zahlen voraussichtlich bald alle Kinder und Jugendlichen im Land wieder täglich zur Schule gehen könnten. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen könne in jeder Schulform ab dem 31. Mai wieder Unterricht im Regelbetrieb stattfinden. Vom 7. Juni an sei das bei Werten unter 100 definitiv der Fall. In der Woche dazwischen entschieden die Schulleitungen über die Unterrichtsform. Die Präsenzpflicht bleibe weiterhin ausgesetzt.
«Die Schulen können endlich in den Regelbetrieb zurückkehren. Wir halten selbstverständlich die Testpflicht und weitere Hygienemaßnahmen aufrecht und können damit einen weitgehend regulären Schulbetrieb ermöglichen», sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Vor allem an den weiterführenden Schulen gilt aktuell das Wechselmodell, an den Grund- und Förderschulen wird zumeist schon wieder im Regelbetrieb unterrichtet.
Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche ist im Land rapide gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Donnerstag einen Wert von 34,8 nach 40,6 am Mittwoch und 50,3 am Dienstag. Binnen 24 Stunden seien 125 neue Corona-Fälle gemeldet worden sowie 10 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Alle 14 Landkreise und kreisfreien Städte in Sachsen-Anhalt lagen am Donnerstag weiter deutlich unter der Marke von 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner und sieben Tagen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz wurde für den Saalekreis mit 62,6 ausgewiesen, die niedrigste mit 11,4 für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
Bislang sind laut dem Sozialministerium 39,1 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt einmal geimpft, das sind 862 235 Personen. Die Quote bei den Zweitimpfungen liegt bei 15,3 Prozent. Somit sind rund
330 600 Menschen komplett immunisiert.
Umfrage: 90 Prozent der Kinder vermissten Sport in Corona-Zeit
Berlin (dpa) - Eine große Mehrheit der Kinder in Deutschland hat nach einer Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks während der Corona-Krise unter fehlender Bewegung gelitten. 90 Prozent der Befragten hätten den Sport vermisst, teilte die Kinderrechtsorganisation am Donnerstag mit. Einem Großteil der Jungen und Mädchen gefällt demnach an Sport und Bewegung besonders, dabei mit anderen Kindern zusammen zu sein und Spaß zu haben. Fast zwei Drittel der Kinder (62 Prozent) mögen vor allem, an der frischen Luft zu sein.
«Die Bundesregierung muss jetzt deutlich mehr in den Kinder- und Jugendsport investieren», sagte Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. «So sollte sie unter anderem jedem Kind ein Jahr lang den kostenfreien Zugang zu einem Sportverein ermöglichen.»
Das scheinen sich auch viele der Mädchen und Jungen zu wünschen: Wenn jedes Kind ein Jahr lang kostenlos in einem Sportverein mitmachen könnte, würden laut der Umfrage 86 Prozent der Kinder dieses Angebot auf jeden Fall oder wahrscheinlich wahrnehmen.
Die Zahlen gehen aus einer Umfrage des Forschungsinstituts Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes und der Deutschen Sportjugend hervor. Befragt wurden dabei im Mai deutschlandweit rund 1000 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren sowie rund 1000 Erwachsene. Anlass für die Umfrage ist der Weltspieltag am Freitag.
Kritik an Plänen zur Abschaffung der Testpflicht an Schulen
Erfurt (dpa/th) - Bildungspolitiker von CDU, SPD und Grünen haben Pläne des Bildungsministeriums kritisiert, die Corona-Testpflicht an Schulen perspektivisch abzuschaffen. Der SPD-Bildungspolitiker Thomas Hartung argumentierte, dass gerade in einer Zeit mit Öffnungsschritten das Monitoring von Corona-Infektionen nicht vernachlässigt werden dürfe, «damit ich weiß, was passiert, wenn ich öffne», sagte er am Donnerstag bei einer gemeinsamen Sitzung des Bildungs- und des Gesundheitsausschusses.
Hartung betonte, dass er die Pläne für einen Verstoß gegen das Bundesinfektionsschutzgesetz halte. Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte, dass das Testangebot an Schulen verbunden mit einem Betretungsverbot für Nicht-Getestete im Juni bestehen bleiben werde.
Bisher darf eine Thüringer Schule nur betreten, wer einen negativen Test vorweisen kann oder sich in der Schule selbst testet. Allerdings haperte es in der Vergangenheit teilweise an den verfügbaren Tests. Die Opposition hatte dem Bildungsministerium vorgeworfen, sich zu spät darum gekümmert zu haben.
Bildungsstaatssekretärin Julia Heesen machte in der gemeinsamen Ausschusssitzung klar: «Wir möchten gerne zum freiwilligen Testen kommen, weil wir den Präsenzbetrieb als Normalität haben wollen.» Man wolle erreichen, dass Schüler, die wegen der Testpflicht nicht in die Schulen kämen, wieder am Präsenzunterricht teilnehmen können. Außerdem wolle man Lehrerinnen und Lehrer entlasten, für die es mehr Aufwand bedeute, wenn einige Schüler noch zu Hause unterrichtet werden müssten, während andere bereits am Präsenzunterricht teilnehmen können.
Die FDP-Bildungspolitikerin Franziska Baum sagte am Rande der Sitzung: «Das führt im Zweifel dazu, dass diejenigen nicht mehr in die Schule kommen, die bisher kamen, weil sie sicher sein konnten, dass alle getestet sind.» Ähnlich argumentierte Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich.
Zuvor hatte bereits der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner die Beibehaltung einer Testpflicht gefordert.
Abschlussprüfungen für 20 000 Ober- und Förderschüler in Sachsen
Dresden (dpa/sn) - Für rund 20 000 Förder- und Oberschüler in Sachsen stehen die Abschlussprüfungen an. Am Montag (31. Mai) geht es los mit dem Fach Englisch, wie das Kultusministerium am Donnerstag mitteilte. Für rund 16 500 Schülerinnen und Schüler geht es um den Realschulabschluss, dafür müssen sie vier schriftliche und eine mündliche Prüfung absolvieren. 3500 Mädchen und Jungen streben einen Hauptschulabschluss an. «Die Prüfungssituation in diesem Jahr ist ohne Zweifel eine besondere Herausforderung für die Schüler», sagte Kultusminister Christian Piwarz.
Der CDU-Politiker verwies auf Maßnahmen, um es den Schülern in der Corona-Krise leichter zu machen. So wurden bereits zu Beginn des Schuljahres Themen festgelegt, die nicht Schwerpunkt der schriftlichen Prüfungen sind. Zudem konnten einige nicht prüfungsrelevante Fächer abgewählt werden, und in den schriftlichen Prüfungen gibt es 15 Minuten mehr Zeit. Im vergangenen Jahr bekamen 97,8 Prozent der Prüflinge einen Realschulabschluss.
Alle Schüler in MV können wieder in die Schule gehen
Schwerin (dpa/mv)Alle Schülerinnen und Schüler Mecklenburg-Vorpommerns können von Donnerstag an wieder zum Unterricht in die Schule gehen. Dies war bisher noch nicht für alle möglich, weil die Sieben-Tage-Inzidenz nicht in allen Regionen des Landes in der vergangenen Woche unter 50 lag. Diesen Wert unterschreiten mittlerweile aber auch die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Rostock sowie Vorpommern-Greifswald, womit dort ebenfalls Schüler wieder in die Schule gehen können. Für die anderen Regionen ist dies bereits seit Mittwoch wieder möglich.
26.05.2021
Alle Hamburger Schüler dürfen ab Montag wieder in der Schule lernen
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schüler dürfen im Zuge weiter sinkender Corona-Zahlen von Montag an wieder in der Schule unterrichtet werden. Das gilt für Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge und Schulformen und auch für alle Schulfächer, wie Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Mittwoch mitteilte. «Nach einem halben Jahr ohne oder nur mit stark eingeschränktem Schulunterricht sollen Hamburgs Schülerinnen und Schüler wenigstens in den letzten drei Wochen vor den Sommerferien noch einmal vollständigen Unterricht in der Schule bekommen», sagte Rabe laut Mitteilung seiner Behörde.
Dieser nächste Öffnungsschritt war bereits vor einer Woche angekündigt worden. Unklar war aber noch, welche Klassenstufen das genau betrifft. Erst Mitte Mai waren nach teils monatelangem Homeschooling wieder alle Jahrgänge im Wechselunterricht in Schulen zurückgekehrt, werden seither aber nur in kleineren Gruppen unterrichtet. Zuvor mussten rund 40 Prozent der rund 200 000 Schüler der allgemeinbildenden Schulen ausschließlich zu Hause lernen.
Die Rückkehr vom Wechsel- zum vollständigen Präsenzunterricht ist Teil des Stufenplans, den der Hamburger Senat beschlossen hatte. Er sieht - in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen - schrittweise Lockerungen vor; dazu zählt seit Samstag auch die Öffnung der Außengastronomie und des Einzelhandels unter Auflagen.
Die strengen Hygieneregeln für die Schulen, wie unter anderem Test- und Maskenpflicht, bleiben in Kraft. Die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt, Eltern können also weiter entscheiden, ob ihr Kind in die Schule geht oder zu Hause lernt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, lag in Hamburg am Mittwoch bei gut 31, das Robert Koch-Institut (RKI) gab auf Basis einer anderen Berechnungsmethode einen Wert von 29 an.
Kosten für Lernplattformen an Berliner Schulen steigen deutlich
Berlin (dpa/bb) - Die Kosten für die Nutzung von Lernplattformen an Berliner Schulen ziehen erheblich an. Das geht aus einer schriftlichen Anfrage der Linke-Fraktion an das Berliner Abgeordnetenhaus hervor. Danach haben sich die Kosten für Betrieb, Weiterentwicklung und Support für die bislang vorwiegend genutzte Plattform Lernraum Berlin im vergangenen Jahr auf rund 790 350 Euro summiert. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung sind für dieses Jahr rund 1 611 750 Euro veranschlagt. Größter Posten sind in beiden Jahren die Kosten für die Weiterentwicklung mit rund 548 935 und 746 420 Euro.
Am Lernraum gab es im Dezember und nach den Weihnachtsferien Kritik, nachdem zahlreiche Schülerinnen und Schüler an einzelnen Tagen Probleme bei der Nutzung hatten und zum Teil schon das Einloggen sehr lange dauerte. Inzwischen können die Schulen eine weitere, kostenpflichtige Plattform namens itslearning nutzen. Der Lizenzvertrag wurde im Februar abgeschlossen.
Die Kosten für Betrieb, Weiterentwicklung und Support belaufen sich der Bildungsverwaltung zufolge für das erste Jahr der Aufbauphase auf 1 082 855 Euro. Dabei entfällt der größte Teil mit 677 705 Euro auf Kosten für den Betrieb. Der Betrag basiere allerdings auf einer Schätzung von 100 000 Nutzern und könne auch geringer ausfallen.
Als Vorteil einer zweiten, kostenpflichtigen Lernplattform gab die Senatsverwaltung an, sie sorge für eine Entlastung des Lernraums. Die itslearning-Plattform biete insbesondere den Schulen eine Alternative, die kein mit den Personalgremien abgestimmtes, datenschutzkonformes Lernmanagementsystem einsetzten.
Zur Frage, warum vor der Entscheidung für itslearning kein Vergabeverfahren erfolgte, antwortete die Bildungsverwaltung, wegen der Überlastung der Lernraum-Plattform und der hohen Dringlichkeit vor dem Hintergrund der pandemiebedingten Schulschließungen sei ein Verhandlungsverfahren ohne Teilnahmewettbewerb durchgeführt worden.
Thüringen: Abiturprüfungen im Corona-Jahrgang starten - 6447 Prüfungsanmeldungen
Lernstress und dann noch Corona-Pandemie: In Thüringen brüten von diesem Mittwoch an Tausende Schüler über ihren Abituraufgaben. Immerhin haben sie aufgrund einer Sonderregelung bei den Aufgaben mehr Wahlmöglichkeiten.
Erfurt (dpa/th) - Mit dem Fach Deutsch beginnen in Thüringen an diesem Mittwoch die Prüfungen für das Abitur. Nach Angaben des Bildungsministeriums wurden in diesem Jahr 6447 Abi-Prüfungen angemeldet. Bereits am Freitag schreiben die jungen Erwachsenen ihr Mathe-Abitur. Wegen der Corona-Pandemie war der Start der Abiturprüfungen in Thüringen frühzeitig nach hinten geschoben worden, damit die Schüler mehr Zeit zur Vorbereitung haben.
Seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 gab es an Thüringens Schulen immer wieder teils sehr starke Einschränkungen im Schulbetrieb. Zwischenzeitlich blieben die Schulen komplett geschlossen und die Kinder und Jugendlichen mussten zu Hause unterrichtet werden, teils wurden Klassen abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet. Bis heute sind noch nicht alle Schulen zum vollständigen Präsenzunterricht zurückgekehrt.
Wegen der besonderen Umstände war zwischendurch auch eine Streichung der Abiprüfungen diskutiert, jedoch rasch wieder verworfen worden. Dennoch gibt es in Thüringen in diesem Jahr Änderungen: Den Abiturprüflingen werden unter anderem mehr Wahlmöglichkeiten bei Prüfungsaufgaben eingeräumt, teilweise soll es auch mehr Bearbeitungszeit geben. Das Niveau aber, betonte ein Sprecher des Bildungsministeriums, bleibe gleich. Da sei man auch an Vorgaben der Kulturministerkonferenz gebunden.
Spitzenrunde berät über Covid-19-Impfungen für Heranwachsende
Erfurt (dpa/th) - Thüringen rüstet sich für das Impfen von Kindern ab zwölf Jahren und Jugendlichen gegen Covid-19. Wie das praktisch funktionieren soll, beraten Ministerpräsident Bodo Ramelow, Bildungsminister Helmut Holter und Gesundheitsministerin Heike Werner (alle Linke) am Mittwoch (16.00) in einem digitalen Treffen mit Lehrkräften, Eltern, Ärzten sowie Vertretern von Schulen und Kommunen. Denkbar ist nach Angaben des Bildungsministeriums, dass Heranwachsende auch in den Impfzentren und regionalen Impfstellen geimpft werden. Außerdem sollen Kinder- und Jugendmedizin-Praxen und mobile Impfteams zum Einsatz kommen.
Noch ist allerdings kein Impfstoff für diese Altersgruppe zugelassen. Die Europäische Gesundheitsbehörde EMA prüft derzeit, ob sie den Impfstoff von Biontech für ältere Jugendliche empfiehlt.
25.05.2021
Stiko: Schulöffnung nicht entscheidend für Impfung von Kindern
Berlin (dpa) - Die Rückkehr zum Präsenzunterricht ist nach Ansicht der Ständigen Impfkommission (Stiko) kein entscheidender Grund für die Corona-Impfung von Kindern. Im Vordergrund müsse die Frage stehen, wie hoch die Gefährdung der Kinder durch eine Infektion mit dem Coronavirus sei, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens am Dienstag im Deutschlandfunk. Auch Privatleben oder Urlaub mit den Eltern seien sekundäre Argumente, «die für sich alleine genommen keine ausreichende Begründung liefern, um jetzt alle Kinder zu impfen».
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt Schülerinnen und Schülern in Aussicht gestellt, bis Ende August ein Impfangebot zu erhalten. Die Europäische Gesundheitsbehörde EMA prüft, ob sie den Impfstoff von Biontech für ältere Jugendliche empfiehlt. Die Stiko behält sich vor einer Empfehlung noch eine Prüfung vor. Mertens rechnet innerhalb der nächsten 10 bis 14 Tage mit einem Ergebnis der Beratungen. «Es kann sein, dass die Stiko den Vorstellungen der Politik nicht in allen Punkten nachkommen kann, da die Ergebnisse das unter Umständen nicht hergeben», so Mertens.
Knapp zwei Drittel der Bürger für Rückkehr zu Präsenzunterricht
Sollen Schülerinnen und Schüler noch in Wechselunterricht oder mit Homeschooling beschult werden? Die meisten Bundesbürger haben eine klare Meinung - doch eine starke Minderheit sieht es anders.
Berlin (dpa) - Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. 65,2 Prozent sind einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion auf jeden Fall oder eher dafür. Die Umfrage liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. 24,7 Prozent sind auf jeden Fall oder eher dagegen. Jeder Zehnte ist unentschieden. Die Mehrheit für die sofortige Rückkehr zum Präsenzunterricht reicht von 78,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 55 Prozent in Bremen.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding sagte der dpa, jede Verzögerung einer Rückkehr zum Präsenzunterricht sei ein Bruch des Versprechens, die Schulen bei sinkenden Fallzahlen als erstes wieder zu öffnen. «Luftfilter, Schnelltests, Impfungen für Lehrkräfte ermöglichen sicheren Präsenzunterricht», sagte Suding. «Es gibt längst keinen Grund mehr, Kindern ihr Recht auf Bildung auch nur einen Tag länger zu verwehren.»
In den Ländern wird die Frage teils kontrovers diskutiert. So sollen in Nordrhein-Westfalen alle 2,5 Millionen Schüler ab dem 31. Mai wieder Präsenzunterricht erhalten - bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern. Die Landeselternkonferenz kritisierte dort, die Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI), erst bei einer Sieben-Tages-Inzidenz von weniger als 50 zu öffnen, werde ignoriert.
In Niedersachsen wechseln Schulen und Kindergärten vom 31. Mai an in den Präsenz- und Regelbetrieb, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in den jeweiligen Kreisen und Großstädten stabil unter 50 liegt. Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper hatte in einem Interview gesagt, sie hoffe auf «ein bisschen Normalität» an den Schulen nach den Pfingstferien. Die Brandenburger Landesregierung wollte an diesem Dienstag über die Wiederaufnahme des vollen Präsenzunterrichts an Grundschulen beraten.
Laut dem jüngsten Tagesbericht des RKI sank in den vergangenen Wochen die Sieben-Tage-Inzidenz in allen Altersgruppen, also die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und sieben Tagen. Covid-19-Ausbrüche beträfen vor allem private Haushalte, aber auch das berufliche Umfeld sowie Kitas und Schulen. Mehr als 112 000 Fälle sind aus Kitas, Horten und Schulen gemeldet. 46 000 Mal waren dort Beschäftigte wie etwa Lehrkräfte betroffen.
24.05.2021
Schule trotz Corona: Karliczek fordert Impfungen für Kinder ab zwölf
Dank der sinkenden Zahl an Neuinfektionen werden in vielen Regionen die Corona-Schutzmaßnahmen gelockert. Aber wie kann Schulunterricht möglichst bald wieder flächendeckend in Präsenz stattfinden?
Berlin (dpa) - Mit weiter sinkenden Corona-Neuinfektionszahlen wird verstärkt über den künftigen Schulbetrieb nachgedacht. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek forderte einen Fahrplan für Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren in allen Bundesländern. Dieser solle bezwecken, dass den Kindern und Jugendlichen möglichst bis zum Beginn des kommenden Schuljahres ein Impfangebot gemacht werden könne, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). «Ich möchte, dass vor allem nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder relativ normal beginnen kann. Dafür wäre es sehr hilfreich, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler geimpft wären.» Nach dem Willen der Ministerin soll sich der Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag mit dem Thema befassen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor Corona-Impfungen für Schüler bis Ende August in den Raum gestellt. Dazu müssten Impfdosen von Biontech/Pfizer reserviert werden. «Ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien ist das Impfen der Jugendlichen», sagte der CDU-Politiker der «Bild am Sonntag». «Das erklärte Ziel ist, dass die Länder den minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen. Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden.»
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) wollte noch im laufenden Monat über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden.
Der US-Pharmahersteller Moderna strebt Ähnliches an. Der Konzern hofft auf eine europäische Impfstoffzulassung für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Ein Antrag bei der EMA sei Anfang kommenden Monats geplant, sagte Moderna-Vorstandschef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche».
Der Städte- und Gemeindebund forderte, den Corona-Infektionsschutz an Schulen für das kommende Schuljahr zu verbessern. «Wir können nicht ausschließen, dass die Pandemie im Herbst unser Leben wieder beeinträchtigt», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online: Montag/ Print: Dienstag). «Nachdem die Schülerinnen und Schüler ein schweres Pandemiejahr hinter sich haben, muss jetzt alles unternommen werden zu verhindern, dass wir im Herbst wieder zu einem schulischen Lockdown kommen.»
Unterstützung kam von der Bildungsgewerkschaft VBE. «Es ist geradezu fahrlässig, weiterhin nicht alle technischen Möglichkeiten zu nutzen, um ein möglichst sicheres Schulumfeld zu etablieren», sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann am Montag. Es sei bereits in dem Fachgespräch mit der Kultusministerkonferenz im Frühjahr 2020 sehr deutlich gemacht worden, dass Lüften nur dann wirklich effektiv sei, wenn es nennenswerte Temperaturunterschiede zwischen der Raum- und der Außenluft gebe. «Mit dem nahenden Sommer vor der Tür muss daher dringend die Nachrüstung der Lernräume mit mobilen oder stationären Lüftungssystemen angegangen werden. Es wurde schon viel Zeit vertan.»
Der CSU-Vorsitzende Markus Söder möchte die Lage der Schülerinnen und Schüler in der Corona-Pandemie nicht zu negativ bewerten. «Wir dürfen den Schülern nicht einreden, sie seien eine verlorene Generation», sagte Söder den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). «Ich glaube zum Beispiel nicht, dass das Abi in diesem Jahr schlechter ausfallen wird.» Die Herausforderung liege bei den Jüngeren und bei den Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Familien. Für sie werde man spezielle Bildungsprogramme anbieten, etwa in Form von Sommerschulen.
Für einen möglichst unbeschwerten Sommer hatte Gesundheitsminister Spahn als Zielmarke eine Inzidenz von unter 20 ausgegeben. Der CDU-Politiker sagte der «Bild am Sonntag»: «Im vergangenen Sommer lag sie unter 20. Das sollten wir wieder anstreben. Vorsicht und Umsicht gelten weiterhin.»
Und weiter: «Konzerte im nicht voll besetzten Olympiastadion oder im Park mit Tests und Abstand sind aus heutiger Perspektive drin.» Man habe aus dem vergangenen Sommer gelernt. «Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern», sagte Spahn. Beispielsweise wolle er frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) am Montag binnen eines Tages 2682 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.13 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 5412 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Montagmorgen mit bundesweit 62,5 an (Vortag: 64,5; Vorwoche: 83,1). Am Sonn- und Feiertagen sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil weniger getestet wird.
Söder: Schüler sollen nicht als «verlorene Generation» gesehen werden
Berlin (dpa) - Der CSU-Vorsitzende Markus Söder möchte die Lage der Schülerinnen und Schüler in der Corona-Pandemie nicht zu negativ bewerten. «Wir dürfen den Schülern nicht einreden, sie seien eine verlorene Generation», sagte Söder den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). «Ich glaube zum Beispiel nicht, dass das Abi in diesem Jahr schlechter ausfallen wird.» Die Herausforderung liege bei den Jüngeren und bei den Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Familien. Für sie werde man spezielle Bildungsprogramme anbieten, etwa in Form von Summerschools. «Vielleicht müssen wir auch die Lehrpläne anpassen und unkonventionelle Wege gehen. Aber das ist gut machbar», so Söder.
Der bayerische Ministerpräsident zeigte sich außerdem hoffnungsvoll, dass Reisen ins Ausland künftig gut möglich sein werden. Es müsse ein «Tapetenwechsel drin sein». Man solle den Menschen kein schlechtes Gewissen machen, wenn sie wegfahren wollten, sagte Söder. «Wer nach Mallorca fliegt, darf das mit ruhigem Gewissen tun».
23.05.2021
Spahn stellt Corona-Impfungen für Schüler bis Ende August in den Raum
Die deutsche Impfkampagne gegen das Coronavirus ist in vollem Gange. Damit richtet sich der Blick auf jene, die derzeit in der Regel noch gar keine Impfungen bekommen können: Kinder und Jugendliche.
Berlin (dpa) - Um die Impfkampagne auch unter jungen Menschen voranzutreiben, plädiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dafür, Impfdosen der Hersteller Biontech und Pfizer zu reservieren. «Ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien ist das Impfen der Jugendlichen», sagte der CDU-Politiker der «Bild am Sonntag». «Das erklärte Ziel ist, dass die Länder den minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen. Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden.»
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) will noch im laufenden Monat über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte das Präparat des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer auch für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren zugelassen.
Der US-Pharmahersteller Moderna strebt Ähnliches an. Der Konzern hofft auf eine europäische Impfstoffzulassung für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Ein Antrag bei der EMA sei Anfang kommenden Monats geplant, sagte der aus Frankreich stammende Moderna-Vorstandschef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche». Das Präparat von Moderna ist einer von vier Corona-Impfstoffen mit einer Zulassung in der Europäischen Union.
Der Deutsche Städtetag regte an, die Impfzentren im Sommer in die Impfung von Schülern einzubinden. Es müsse jetzt zügig geklärt werden, wo demnächst Kinder ab 12 Jahren geimpft werden sollen, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Vor dem neuen Schuljahr sollten möglichst viele Jugendliche mindestens die erste Impfung erhalten.» Generell plädierte er für die Beibehaltung der Zentren, weil unklar sei, wann Arztpraxen und Betriebsärzte die Impfungen vollständig leisten könnten.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) derweil binnen eines Tages 6714 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.11 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 8500 Ansteckungen gelegen. Die 7-Tage-Inzidenz gab das RKI am Sonntagmorgen mit bundesweit 64,5 an (Vortag: 66,8; Vorwoche: 83,1). Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Sonntagabend bei 0,87 (Vortag ebenfalls: 0,87). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 87 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
Spahn gab als Zielmarke für weitreichende Lockerungen im Sommer eine Inzidenz von unter 20 aus. Für einen unbeschwerten Sommer müsse die Inzidenz weiter gesenkt werden, sagte er der «Bild am Sonntag». «Im vergangenen Sommer lag sie unter 20. Das sollten wir wieder anstreben. Vorsicht und Umsicht gelten weiterhin.»
Man habe aus dem vergangenen Sommer gelernt, sagte der Minister. «Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern», sagte Spahn. Beispielsweise wolle er frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen.
Kritik an Spahn kam von der FDP. Bundestagsvize Michael Theurer sagte: «Deutschland braucht einen klugen Stufenplan für Öffnungen und nicht einen Bundesgesundheitsminister, der mit Inzidenzen zockt wie ein Pokerspieler und so die Menschen und Wirtschaft alle paar Monate verunsichert.» Theurer warnte vor einem «Gezerre mit den Ländern wie im Frühjahr um die Inzidenz von 35».
22.05.2021
Regierung will Dienstag über Rückkehr zum Präsenzunterricht beraten
Potsdam (dpa/bb) - Die Brandenburger Landesregierung will sich am Dienstag mit der aktuellen Corona-Lage befassen und dabei auch über die Wiederaufnahme des vollständigen Präsenzunterrichts an Grundschulen beraten. Das sagte Regierungssprecher Florian Engels am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Corona-Lage entwickle sich erfreulicherweise gut. «Sicherlich werden auch mögliche weitere Öffnungsschritte in verschiedenen Bereichen beraten.» Darüber werde anschließend auf einer Pressekonferenz berichtet.
Einen Bericht der «Märkischen Allgemeinen» (Samstag) zu konkreten Schritten zum Unterricht in den Schulen in einem Entwurf der neuen Eindämmungsverordnung wollte der Sprecher nicht kommentieren. «Die Abstimmung zu den konkreten Inhalten erfolgt regierungsintern laufend», sagte Engels. In dem Zeitungsbericht hieß es, ein Entwurf der neuen Eindämmungsverordnung sehe vor, dass Grund- und Förderschüler bis zur 6. Klasse und alle weiteren Schulen ab dem 7. Juni - vorbehaltlich einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 an drei Werktagen in Folge - wieder zurück in den Normalbetrieb kehren könnten.
In Brandenburg wiesen am Samstag alle Landkreise und kreisfreien Städte eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 auf. Landesweit stieg die Zahl der neuen Corona-Infektionen binnen einer Woche je 100 000 Einwohner jedoch leicht von 49,1 am Freitag auf 49,4, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Karliczek: Lernstand wird noch vor Ferien bei Klassenarbeiten erhoben
Berlin (dpa) - An den Schulen soll der Lernstand der Schüler nach den Worten von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek noch vor den Sommerferien flächendeckend gesondert überprüft werden. Dies sei mit den Ländern vereinbart worden, erklärte die CDU-Politikerin im Deutschlandfunk-«Interview der Woche». Damit sollten Nachhilfeprogramme im neuen Schuljahr passgenauer ausgerichtet werden können.
Mit den Programmen sollen coronabedingte Lücken geschlossen werden. Der Bund stellt für diesen Zweck eine Milliarde Euro bereit und für soziale Förderprogramme eine weitere Milliarde.
Die Tests sollten in den nächsten Wochen nicht als bundesweite Vergleichstests durchgeführt werden, sondern niedrigschwellig als Klassenarbeit, «aber ein bisschen standardisierter», wie sie sagte. «Dafür gibt es Module, die jetzt länderübergreifend genutzt werden können.» Auf der Basis sollten die jeweiligen Klassenlehrer dann individuelle Empfehlungen aussprechen, was nachzuholen sei.
Karliczek wies auf den Lehrerverband hin, der nach ihren Worten davon gesprochen hatte, dass 20 bis 25 Prozent der Kinder pandemiebedingt große Lücken hätten.
Allerdings ist die Zeit für solche Erhebungen, soweit es sie nicht schon gibt, teils äußerst knapp bemessen: Die ersten Bundesländer gehen bereits in vier Wochen in die Sommerferien, für Klassenarbeiten bleiben dort allenfalls noch zwei bis drei Wochen.
Kultusministerin hofft auf «ein bisschen Normalität» nach Pfingsten
Stuttgart (dpa/lsw) - Die neue Kultusministerin Theresa Schopper hofft nach den Pfingstferien auf «ein bisschen Normalität» an den Schulen in Baden-Württemberg. In den zwei Monaten bis zum Ende des Schuljahres sollten natürlich Lernrückstände angegangen werden, sagte die Grünen-Politikerin der «Badischen Zeitung» (Samstag). «Aber man darf den emotionalen Aspekt nicht vernachlässigen. Wir wollen, dass Ausflüge und Sport wieder möglich sind. Dass Schüler zusammen in der Schule hocken, ratschen, Gemeinschaft und Nähe erleben – das ist wichtig», erklärte die Ministerin. «Schule ist ein Lebensraum, nicht nur ein Ort des Lernens und der Klausuren.»
Schopper hofft, dass die starke Polarisierung in der Debatte um Schulschließungen infolge der Corona-Pandemie mit fallenden Inzidenzen nachlassen wird. «Die große Belastung für Eltern durch Homeschooling und Betreuung plus Beruf wird zurückgehen, wenn Schule wieder verlässlich stattfindet. Auch für Lehrer wird die hohe Belastung zurückgehen», sagte sie der Zeitung. Langfristig sehe sie die Schulen bei entsprechendem Infektionsgeschehen offen. «Vielleicht muss man darüber reden, die Präsenzpflicht weiterhin auszusetzen, aber das kann man jetzt noch nicht abschließend bewerten.»
Landeselternrat sieht Fortschritte beim digitalen Lernen
Schulunterricht hat sich durch die Pandemie stark verändert. Aus Sicht vieler Eltern gibt es manches, was nach der Pandemie fortgeführt oder ausgebaut werden sollte.
Hannover (dpa/lni) - Beim digitalen Lernen haben die Schulen in Niedersachsen während der Corona-Pandemie aus Sicht des Landeselternrats große Fortschritte gemacht. Schulleitungen, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte hätten das schnell umgesetzt, sagte die Vorstandsvorsitzende Cindy-Patricia Heine. «Zumindest dort, wo die digitalen Infrastrukturen es möglich machen.»
Dem Elternrat zufolge sollten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler auch nach der Pandemie digitale Lernplattformen zur Kommunikation nutzen. Die Digitalisierung müsse auch im Präsenzunterricht intensiviert werden. «Da müssen alle Entscheidungsträger massiv investieren und vorantreiben, damit das im Flächenland Niedersachsen auch zuverlässig flächendeckend gelingt», so Heine. Verzögerungen im Breitbandausbau dürfe es nicht geben.
Viele Schülerinnen und Schüler finden es laut Landeselternrat hilfreich, dass sie in kleineren Lerngruppen als früher arbeiten. Derzeit sind die meisten Klassen geteilt. «Ein effektiveres und intensiveres Lernen hat manchen Lernrückstand kleiner werden lassen», sagte Heine. «Zumindest dort, wo überhaupt Unterricht für Schülerinnen und Schüler stattgefunden hat.» Das Gremium forderte die Politik auf, nach der Pandemie für möglichst kleine Klassen zu sorgen. Zudem brauche es dringend eine dritte Sportstunde. «Der Bewegungsmangel hat sich durch Corona noch weiter verschärft», so Heine.
Die Auswirkungen des vielen Homeschoolings sind dem Elternrat zufolge unterschiedlich. «Für manche Schülerinnen und Schüler war das eigenbestimmte und selbstständige Lernen sehr gut, andere sind dadurch abgehängt worden.» Es müsse sichergestellt werden, dass Kinder und Jugendliche die Chance bekommen, durch die Pandemie verpassten Lernstoff später aufzuholen.
Für die kommenden Monate fordert der Landeselternrat umfassende Schutzkonzepte mit Luftfilteranlagen, ausreichend Lehrkräfte, psychologische und sozialpädagogische Fachkräfte an allen Schulen sowie genügend Lernräume. «Wir brauchen sichere Schulen, in denen in voller Klassenstärke Präsenzunterricht abgehalten werden kann! Hier ist das Land und sind die Schulträger in der Pflicht», sagte die Vorstandsvorsitzende Heine.
Der Landeselternrat vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der Erziehungsberechtigten von derzeit rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern in den allgemeinbildenden sowie berufsbildenden Schulen in Niedersachsen. Die Organisation hat ihre Geschäftsstelle in Hannover.
21.05.2021
Althusmann will Impfaktionen an Schulen
Oldenburg (dpa/lni) - Niedersachsens CDU-Landeschef Bernd Althusmann hat dazu aufgerufen, die Voraussetzungen für Impfaktionen gegen das Coronavirus in Schulen zu prüfen. «Unser Ziel sollte es sein, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler gut geschützt ins neue Schuljahr starten können», sagte der Vize-Regierungschef der «Nordwest-Zeitung» (Freitag) in Oldenburg. Viele Jugendliche setzten sich ehrenamtlich etwa in der Kirche, bei der Jugendfeuerwehr oder beim Roten Kreuz ein - und «sollten zeitnah ein Impfangebot erhalten». Zunächst gehe es um Sorgfalt bei der Prüfung und Freigabe des Impfstoffs. «Aber bitte keine Überregulierung.»
Unter Kindern und Jugendlichen gebe es ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach sozialen Kontakten oder Sport, betonte Althusmann. «Bildungsexperten sagen uns gar, dass die motorische und sprachliche Entwicklung gerade bei Grundschülern durch Corona eingeschränkt werden könnte und hier jedes vierte Kind einen Bildungsrückstand habe. Den müssen wir jetzt aufholen.» Althusmann sprach sich für freiwillige Angebote aus, «um Erlerntes zu vertiefen oder um mögliche Lücken zu schließen». Er könne sich Sommercamps mit kleinen Lern-Gemeinschaften vorstellen.
Studie: Pandemie belastet Schulkinder in Deutschland stark
Kiel (dpa) - Weniger Treffen mit Freunden, kein regulärer Schulunterricht: Die Corona-Pandemie belastet einer Studie zufolge viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Jungen ist im vergangenen Jahr unglücklicher geworden, wie der am Freitag veröffentliche Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit ergab. Die Lebenszufriedenheit sei im Schnitt aller befragten Kinder um rund 20 Prozent im Vergleich zu der Situation vor der Corona-Krise gesunken.
Jedes dritte Kind fühle sich zudem in der Schule nicht ausreichend vor dem Virus geschützt. 56 Prozent hielten die Corona-Regeln dort dagegen für angemessen. Gleichzeitig hätten die emotionalen Probleme stark zugenommen - vor allem bei Mädchen, wie die Krankenkasse mitteilte. In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Störungen wie Traurigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Interessensverlust und sozialen Rückzug. Im Vorjahr waren es lediglich 18 Prozent. Den Angaben zufolge führt auch der Wegfall vieler Sportangebote zu Problemen: Insgesamt sei der Anteil der Befragten mit ausreichender Bewegung im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken. Die Mehrheit komme nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten täglich.
Grundlage der Studie ist eine Befragung von 14 000 Schulkindern der Klassen fünf bis zehn in dreizehn Bundesländern im Schuljahr 2020/21, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel im Auftrag der Krankenkasse übernahm. Schulen in Hamburg, Bayern und dem Saarland waren nicht an der Umfrage beteiligt. Die DAK-Gesundheit ist mit 5,6 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands.
20.05.2021
Karliczek für weitere Öffnungen an Schulen
Endlich wieder mit den Klassenkameraden in der Schule lernen - das soll in den nächsten Wochen für immer mehr Kinder und Jugendliche möglich sein. Die Bildungsministerin fordert, parallel dazu eine Impfkampagne vorzubereiten.
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek wirbt für weitere Schritte bei der Öffnung der Schulen und die Vorbereitung einer Impfkampagne für Kinder und Jugendliche. «Das Infektionsgeschehen geht zurück», sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). «Daher sollten nicht nur die die Öffnungen in der Wirtschaft und Kultur - so verständlich das selbstverständlich ist - im Fokus stehen, sondern über eine weitere Rückkehr zum Präsenzunterricht nachgedacht werden.»
Natürlich sei weiter Vorsicht angesagt. Aber: «Eine breitere Rückkehr zum Präsenzunterricht unter den bekannten Hygienestandards und begleitet von Tests dürfte in den meisten Regionen sehr wahrscheinlich verantwortbar sein, weil die Inzidenzen überwiegend deutlich unter 100 liegen.» Kinder und Jugendliche müssten Schritt für Schritt in ein normales Leben zurückfinden. Dazu gehöre auch ein regelmäßiger Schulbesuch, am besten noch vor den Sommerferien.
Die psychischen Belastungen seien zum Teil sehr groß gewesen. «Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen in diesen Wochen viel Aufmerksamkeit schenken, damit sie nachholen können, was in der Pandemie nicht möglich war», unterstrich Karliczek. «Dazu gehört auch, dass intensiv eine Impfkampagne für die Kinder und Jugendlichen vorbereitet wird, sobald der Impfstoff für die Kinder ab 12 Jahren zugelassen ist.» Bis der Impfstoff für die jüngeren Kinder bis 12 Jahren zur Verfügung stehe, werde es aber noch eine Weile dauern.
Der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban (CDU), verlangte den Einsatz von mobilen Impfteams in Schulen, sobald die Zulassung des Impfstoffs für Jüngere erfolgt sei. «Vielen Schülerinnen und Schülern unter 18 Jahren im ländlichen Raum ist es nicht so einfach möglich, auf eigene Faust in Impfzentren zu fahren», sagte Kuban der «Rheinischen Post» (Freitag). Mit mobilen Impfteams seien bereits die Menschen in Pflegeheimen geimpft worden. Ihr neuerlicher Einsatz wäre «ein klares Signal, dass die junge Generation nicht vergessen wird und sie im Fokus der Debatte steht».
Mehrere Bundesländer haben bereits angekündigt, in Kürze zum Regelbetrieb in den Schulen zurückkehren. So soll es etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern nach Pfingsten in Regionen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 wieder täglich Präsenzunterricht geben. In Nordrhein-Westfalen sollen alle Schüler ab dem 31. Mai wieder landesweit Präsenzunterricht erhalten, sofern die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liegt.
Bildungsgewerkschaft gegen Impfpflicht für Lehrer
Berlin (dpa) - Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, hat sich gegen eine Corona-Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer ausgesprochen. «Wir halten viel davon, ein Impfangebot für alle Lehrerinnen und Lehrer zu machen», sagte Tepe am Donnerstag im ZDF-«Morgenmagazin». Eine Impfpflicht lehne sie jedoch ab. Es sei auch gut verständlich, dass für Kinder in den Schulen keine Impfpflicht vorgesehen werde.
Vor wenigen Tagen hatte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, eine Impfpflicht für verbeamtete Lehrer ins Spiel gebracht. Er rechne mit einer politischen Debatte über das Thema, sagte Meidinger der «Welt». Seiner Ansicht nach hätte der Staat bei entsprechender gesetzlicher Regelung die Handhabe dazu.
Schulleitungen: Kinder haben in der Pandemie viel gelernt
Viele sorgen sich um Lernrückstände der Kinder. Die Schulleitungen fordern einen anderen Blick und wollen Mut machen.
Hannover (dpa/lni) - Kinder und Jugendliche haben in der Corona-Pandemie aus Sicht des Schulleitungsverbandes Niedersachsen viel gelernt. Viele Schülerinnen und Schüler könnten viel selbstständiger arbeiten als früher, sagte die Vorsitzende des Verbandes, Andrea Kunkel. Sie verwies darauf, dass inzwischen schon Grundschulkinder wissen, wie Dokumente heruntergeladen werden oder wie sie an einer Videokonferenz teilnehmen. Statt einer Diskussion über vermeintliche Lernrückstände brauche es den Blick auf die erworbenen Kompetenzen. «Der Fokus muss darauf liegen, was sie gelernt haben und wie darauf aufgebaut werden kann», sagte die Leiterin einer Grundschule.
Kinder, die Monate lang nicht im Präsenzunterricht waren, brauchen Kunkel zufolge Zuspruch und keinen Druck. Es sei wichtig, ihnen Mut zu machen und sie neu für die Schule zu begeistern. Wissenslücken könnten mit der Zeit ausgeglichen werden. Dafür brauche es Unterstützungssysteme in den Schulen.
Für die pädagogische Arbeit an den Schulen fordert der Verband mehr Freiraum. Die Pandemie sei ein Einschnitt, der auch Möglichkeiten aufzeige, so Kunkel. «Wir haben jetzt die Chance, Schule anders zu denken», sagte sie. Ihr zufolge sind für die Zeit nach der Pandemie grundlegende Veränderungen nötig. «In das System Schule muss anders investiert werden», forderte sie. Es brauche mehr Personal und die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche individueller zu fördern. Auch die Lehrpläne sollten kritisch überprüft werden, um den Schulbetrieb zukunftsweisend aufzustellen.
Die vielen Herausforderungen in der Corona-Krise haben Schulleitungen und Lehrkräfte stark gefordert. Viele seien an ihren Grenzen, so Kunkel. Immer wieder neue Regularien und kurze Zeitfenster für die Umsetzung waren demnach für die Schulleitungen kräftezehrend. «Auch wir müssen mal zur Ruhe kommen und Energie tanken können.» Inzwischen habe sich vieles eingespielt, dennoch sei die Belastung groß. Die Verbandsvorsitzende hofft daher, dass in den kommenden Monaten keine kurzfristigen Anordnungen kommen. «Es wäre gut, dieses Schuljahr in Ruhe zu Ende zu bringen. Wir brauchen keine überstürzten Aktionen.»
19.05.2021
Schüler kehren ab 31. Mai in Präsenzunterricht zurück
Nach viel Hin und Her für die Schulen auch in NRW soll es bald wieder mehr Normalität geben. Also wieder tägliches Lernen im Klassenzimmer. Sinkende Corona-Zahlen machen es möglich, sagt die Landesregierung.
(dpa/lnw) - Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab dem 31. Mai bei stabilen Inzidenzen unter 100 wieder täglich in den Präsenzunterricht zurückkehren. Das kündigten Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Schulministerin Yvonne Gebauer am Mittwoch in Düsseldorfer Landtag an. Voraussetzung sei für die jeweiligen Kreise und kreisfreien Städte eine stabile Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Diese sei schon aktuell in mehr als der Hälfte der 53 Kreise und kreisfreien Städten erreicht. Es sei davon auszugehen, dass sich diese Zahl bis Ende Mai noch deutlich erhöhen werde.
Nordrhein-Westfalen will Schülern aller Schulformen mit dem Schritt zum Monatsende wieder etwas Normalität zurückgeben, betonte Gebauer (FDP). Derzeit befinden sich die Schulen in der überwiegenden Zahl der Kreise und Städte noch in einem abwechselnden Betrieb aus Online- und Präsenzunterricht. Die Inzidenzwerte sinken aber seit einiger Zeit. Bleiben Kreise und Städte unter 100, so könnten die Schüler dort für die verbleibenden fünf Schulwochen bis zu den Sommerferien wieder in den Klassenräumen unterrichtet werden. Letzter Schultag ist der 2. Juli.
Die Inzidenz für NRW war am Mittwoch landesweit laut Robert Koch-Institut auf 79,9 Neuinfektionen weiter gesunken. Parallel dazu schreitet das Impfen laut Ministerin gut voran. Hygienevorschriften, Masken- und Testpflicht sollten auch weiterhin in den Schulen gelten. Seit Frühjahr werden Schüler und Lehrkräfte im Präsenzmodus zweimal pro Woche getestet.
Nach mehreren Monaten mit weitgehenden Schulschließungen sei sie zuversichtlich, «dass wir Kindern und Jugendlichen ein Stück Normalität zurückgeben können». Das Leid vieler Kinder und Jugendlichen - emotionale, psychische oder soziale Beeinträchtigungen infolge geschlossener Schulen und fehlender Begegnungen - bleibe oft verborgen. «Man kann es nicht messen, nicht grafisch abbilden, aber es ist da.» Schulen, Lehrkräften und Eltern hätten ausreichend Zeit, sich auf die Änderungen im Schulbetrieb einzustellen. Die Möglichkeiten der Bundesnotbremse würden damit im Land voll umgesetzt.
Laschet betonte, Corona sei besonders für die Jüngeren eine langfristige Gefahr, auch in psychosozialer Hinsicht. Nach gut einem Jahr mit stark eingeschränkten sozialen Kontakten brauche es unbedingt wieder eine sichere Rückkehr in die Klassenzimmer. «Soziale Kontakte kann kein Bildschirm ersetzen, und deshalb ist der Präsenzunterricht so wichtig.»
Nach der Bundesnotbremse ist reiner Distanzunterricht vorgeschrieben, wenn in Kreisen und kreisfreien Städten eine Sieben-Tage-Inzidenz von 165 registriert wird. Am Mittwoch lag in NRW nur noch Hagen über dieser Schwelle. Unter einem Wert von 165 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner darf es einen Wechselmodus aus Distanz- und Präsenzlernen geben. Ausnahmen galten immer für die Abschlussklassen sowie für die Förderschulen, die im Präsenzbetrieb bleiben konnten.
Die Pandemie drohe auch zu einer Bildungskatastrophe zu werden - mit langfristigen Schäden für viele Schüler, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. Man habe viel zu lange über Themen wie die Öffnung der Außengastronomie gesprochen statt vorrangig über Kitas und Schulen.
Die Lehrergewerkschaft GEW mahnte, den Erfolg der bisherigen Maßnahmen dürfe man mit einem Unterricht in voller Klassenstärke nicht aufs Spiel setzten. In Schulen würden damit bald andere Regeln gelten als überall sonst im Land - etwa bei Abstandsgebot oder einem Aufenthalt vieler Menschen in einem Raum über einen längeren Zeitraum hinweg. Man hätte die Entwicklung der Lage noch weiter beobachten sollen, meinte die GEW. Der Verband Bildung und Erziehung betonte: «Vorfreude darf Vorsicht nicht ersetzen.» Nach der Devise «Sicherheit vor Schnelligkeit» solle es vollen Präsenzunterricht erst bei Inzidenzen stabil unter 50 geben, forderte der Verband lehrer nrw.
Landtag lehnt Verzicht auf Schulnoten ab
Potsdam (dpa/bb) - Der Brandenburger Landtag hat einen Verzicht auf Schulnoten bis zum Sommer und eine generelle Versetzung aller Schüler abgelehnt. Ein entsprechender Antrag der oppositionellen Linken fand im Landesparlament am Mittwoch keine Mehrheit. Damit wiesen die Abgeordneten auch die Forderung zurück, Lehrpläne in Mathe, Deutsch, Englisch und anderen Fächern zu reduzieren und außerschulische Bildungsangebote zu stärken.
«Für unsere Kinder herrscht seit mehr als einem Jahr Ausnahmezustand», hatte die Linken-Bildungspolitikerin Kathrin Dannenberg den Antrag begründet. «Der Bildungszug fuhr weiter und nach und nach wurde ein Waggon abgehängt, insbesondere mit Kindern, die nicht in der erste Klasse sitzen.» Mit dem Antrag wolle man den Druck von den Familien nehmen und für Motivation sorgen.
Dieses grundsätzlichen Ziel trug die SPD-Abgeordnete Katja Poschmann mit. «Ja, Kinder und Jugendliche stärker unterstützten», sagte sie. Dafür sei eine bessere Ausstattung notwendig. «Aber wir führen hier noch keine Haushaltsverhandlungen.» Der CDU-Abgeordnete Gordon Hoffmann betonte: «Wir halten Noten und Zeugnisse für richtig.» Sie böten eine klare Rückmeldung und Orientierung. Er setze auf das Fingerspitzengefühl und die Eigenverantwortung der Schulen.
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) bekräftigte, den Wechselunterricht möglichst noch vor den Sommerferien beenden zu wollen. «Wir haben darauf hingewirkt, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mit Tests überfallen werden, wenn sie wieder in die Schulen kommen», sagte Ernst. «Wir haben natürlich im Blick, dass die Pandemie psychosoziale Folgen für Kinder und Jugendliche hat», fügte sie hinzu. Die Zahl der Klassenarbeiten sei halbiert worden.
60 Millionen Euro aus dem Aktionsprogramm des Bundes flössen nach Brandenburg. So würden Ferienprogramme und Nachhilfe in den Kernfächern angeboten. «Wir müssen auch nicht so tun, als wenn Kinder und Jugendlichen das Lernen komplett verlernt haben.» Viele hätten sich wacker geschlagen.
Der Brandenburger Pädagogenverband kritisierte die Kommunikation des Bildungsministeriums über eine Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. Lehrkräfte und Schüler hätten das erneut aus der Presse erfahren. «Diese Art von Kommunikation mit den Betroffenen kritisieren wir gemeinsam aufs Schärfste mit anderen Gewerkschaften, Verbänden und Mitwirkungsgremien schon seit über einem Jahr», erklärte Präsident Hartmut Stäker am Mittwoch.
Der Pädagogenverband unterstütze grundsätzlich eine Rückkehr zum Präsenzunterricht, aber unter bestimmten Voraussetzungen, betonte Stäker. Dazu gehöre unter anderem die Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes und eine vernünftige Vorlaufzeit für die Schulen. Ein Problem sieht der Verband aber vor allem darin, dass noch nicht allen Lehrenden ein Impfangebot gemacht wurde. Zudem könnten in vielen Schulen in vollen Klassen nicht die Hygiene-und Abstandsregeln eingehalten werden. Ähnlich sieht es der Landesschülerrat.
Aufregung und Petition nach Mathe-Abi - «Corona nicht berücksichtigt»
München (dpa/lby) - Nach der Abiturprüfung im Fach Mathematik haben sich zahlreiche Abiturienten in sozialen Medien über zu schwere Aufgaben beschwert. Vor allem auf Instagram warfen sie Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vor, dass das Mathe-Abi das schwerste seit Jahren gewesen sei - und die zurückliegende Pandemie-Zeit mit Distanz- und Wechselunterricht nicht ausreichend berücksichtige. Mehr als 17 000 Unterzeichner forderten daher in einer Online-Petition die Anpassung des Notenschlüssels. Auch die SPD-Landtagsfraktion forderte das Kultusministerium am Mittwoch auf, die Ergebnisse zu überprüfen.
«Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sind sich einig, dass es sich bei der Prüfung am 18. Mai um eine der schwersten Aufgabenstellungen der letzten Jahre gehandelt hat», berichtete SPD-Bildungsexpertin Simone Strohmayr. Dabei seien die Bedingungen während des Corona-Unterrichts für viele extrem herausfordernd gewesen. «Die Schülerinnen und Schüler wollen kein geschenktes Abi, aber sie haben ein Recht auf Fairness», betonte Strohmayr.
Das Ministerium hingegen versicherte gegenüber der «Main-Post»: «Die diesjährigen Abiturprüfungsaufgaben im Fach Mathematik wurden von den Experten insgesamt als gut machbar eingeschätzt.» Demnach zeigte Piazolo Verständnis für die Aufregung: «Schon in normalen Jahren sind Abiturientinnen und Abiturienten in der Prüfungsphase natürlich angespannt. (...) In diesem von Corona geprägten Jahr besteht diese Anspannung sicher bei vielen umso mehr, das kann ich gut verstehen.»
Ähnliche Aufregung um das Mathe-Abi hatte es bereits vor zwei Jahren gegeben, auch damals war in Online-Petitionen sogar bundesweit die Änderung des Bewertungsschlüssels gefordert worden. Das bayerische Ministerium hatte die Noten dann auch tatsächlich überprüft, aber festgestellt, dass der Abi-Durchschnitt im üblichen Schwankungsbereich lag. Der Bewertungsmaßstab wurde daher nicht geändert.
Gewerkschaft für Festhalten am Wechselunterricht
Berlin (dpa/bb) - Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Kurs des Berliner Senats ausdrücklich begrüßt, bis zu den Ferien am Wechselunterricht festzuhalten. Gleichzeitig forderte sie mehr Personal für Schulen und Jugendämter. Berlins GEW-Vorsitzender Tom Erdmann sagte am Mittwoch, die Gewerkschaft sei froh, dass der Senat auch bei sinkenden Inzidenzwerten nicht vorhabe, die Schulen wieder uneingeschränkt zu öffnen.
In den Schulen habe es wegen der Corona-Pandemie ständig Veränderungen gegeben. «Es wäre gut, wenn nun wenigstens in den letzten Wochen des Schuljahres etwas Ruhe reinkommt», sagte Erdmann. Viele Lehrkräfte und die meisten Schülerinnen und Schüler seien außerdem weiterhin noch nicht geimpft.
Co-Vorsitzende Doreen Siebernik forderte eine bessere Personalausstattung, damit die Folgen der Pandemie langfristig zu bewältigen seien. Das gelte nicht nur für Lehrkräfte, sondern auch für das Personal in der Schulpsychologie, der Schulsozialarbeit und in den Jugend- und den Gesundheitsämtern. Allein bei den Regionalen Sozialen Diensten der Jugendämter in Berlin seien rund 100 Stellen unbesetzt.
Die Bildungsverwaltung hatte den Schulleitungen am Freitag in einem Schreiben mitgeteilt, dass die Berliner Schülerinnen und Schüler bis zum Ende des Schuljahrs wie bisher nur zum Teil in der Schule unterrichtet werden - im Wechsel mit digitalem Lernen zu Hause. Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) stellte am Dienstag nach der Senatssitzung in Aussicht, dass es zum neuen Schuljahr wieder Präsenzunterricht geben soll, wenn die Infektionszahlen entsprechend niedrig sind.
Schwimmunterricht an sächsischen Schulen geht wieder los
Dresden (dpa/sn) - Der Schwimmunterricht an den sächsischen Schulen kann nach Angaben des Kulturministeriums ab sofort wieder aufgenommen werden. Ziel sei, dass die Schülerinnen und Schüler in den neun Wochen bis zu den Sommerferien noch 20 bis 25 Stunden Schwimmunterricht erhalten. Dabei sollen sie möglichst die Basisstufe erreichen. Zudem gebe es Planungen, in den Ferien Schwimmkurse anzubieten. Dafür stünden 600 000 Euro zur Finanzierung bereit.
Wie das Ministerium am Mittwoch mitteilte, hatten im laufenden Schuljahr rund 38 000 Schülerinnen und Schüler nur sehr kurz Schwimmunterricht. Seit dem 2. November sind die Hallenbäder wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Grundvoraussetzung für die Wiederaufnahme des Unterrichts sei eine Sieben-Tage-Inzidenz unter 165.
NRW kehrt ab 31. Mai landesweit zum Präsenzunterricht zurück
Nach viel Unruhe für Schüler und Lehrer auch in NRW soll nun schnell wieder landesweit ganz auf Präsenzunterricht umgestellt werden. Kontinuierlich sinkende Werte bei den Corona-Neuinfektionen machen es möglich.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen sollen alle Schüler ab dem 31. Mai wieder landesweit Präsenzunterricht erhalten. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag an. Das gelte für alle Schulformen und bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Einzelheiten wollte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Anschluss mitteilen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz für NRW war am Mittwoch laut Robert Koch-Institut auf 79,9 Neuinfektionen weiter gesunken. Laschet betonte, Corona sei besonders für die Jüngeren eine langfristige Gefahr, auch in psychosozialer Hinsicht. Nach gut einem Jahr mit stark eingeschränkten sozialen Kontakten brauche es unbedingt wieder eine sichere Rückkehr in die Klassenzimmer. «Soziale Kontakte kann kein Bildschirm ersetzen, und deshalb ist der Präsenzunterricht so wichtig.» Der solle nun in den fünf Wochen vor den Sommerferien für alle wieder kommen.
Unter den rund 2,5 Millionen Schülern in NRW und in den Lehrerkollegien dürfte die Ankündigung für Erleichterung sorgen - nach vielen Monaten mit oft kurzfristigen Wechseln hinein in die Schulen und wieder heraus. Nach der Bundesnotbremse ist Präsenzunterricht verboten in Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165. Am Mittwoch lag nur noch Hagen über dieser Schwelle. Unter einem stabilen Wert von 165 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner ist ein Wechselmodus aus Distanz- und Präsenzlernen vorgesehen. Zuletzt waren am Montag noch Schulen in zehn Kreisen und kreisfreien Städten im reinen Distanzunterricht.
Ausnahmen galten dabei immer für die Abschlussklassen sowie für die Förderschulen, die im Präsenzunterricht bleiben konnten.
18.05.2021
Hessen unterstützt Schüler beim Schließen von Corona-Bildungslücken
Wegen der Corona-Pandemie herrscht bei Schülern großer Nachholbedarf beim Lernstoff. Viele benötigen auch sozialpädagogische oder psychologische Unterstützung. Hessen startet ein millionenschweres Förderprogramm.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit dem Landesprogramm «Löwenstark – der Bildungskick» will Hessen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, in der Corona-Pandemie verpassten Lernstoff aufzuholen. Corona habe negative Spuren im Bildungssystem hinterlassen und hinterlasse sie noch immer, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. Das Landesprogramm setzt unter anderem auf Förderkurse, individuelle Lernbegleitung im Unterricht und Hausaufgabenbetreuung.
Angeboten werden sollen außerdem Online-Nachhilfe, Lerncamps, kulturelle Bildung, Sportkurse sowie sozialpädagogische und psychologische Unterstützung. Das Land stellt nach den Worten von Lorz für das laufende Jahr 60 Millionen Euro aus dem Corona-Sondervermögen bereit. Hessen habe auch das von der Bundesregierung geplante Förderprogramm im Blick, das sich noch in der Abstimmung befinde und später mit dem Landesprogramm verzahnt werden solle.
Für «Löwenstark - der Bildungskick» habe Hessen bewährte und neue außerschulische Partner mit ins Boot geholt, sagte der Minister. Dazu gehören unter anderem Stiftungen, Organisationen aus Sport und Kultur sowie ehrenamtliche Projekte.
«Ob Nachhilfe in Mathe, Leseförderung oder Bewerbungstraining, Musikangebote, Theaterbesuche, ein langer Schultag im Museum, Schwimmunterricht oder ein Bewegungsangebot auf dem Schulhof – so vielfältig die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler sind, so breitgefächert soll auch unser Unterstützungsangebot sein», erläuterte Lorz.
Dies gelte auch für Schulleitungen und Lehrkräfte, die in den kommenden Monaten zusätzliche Möglichkeiten zur personellen Unterstützung, für Fortbildungen, zur speziellen Beratung und zum Coaching erhalten sollen.
Die Geschäftsführerin der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen, Susanne Hilf, erklärte: «Kinder und Jugendliche brauchen gerade jetzt künstlerisch-kulturelle Angebote, um die Herausforderungen des letzten Jahres zu reflektieren, ihren individuellen Sichtweisen Ausdruck zu verleihen und wieder Selbstwirksamkeit zu erfahren.»
Die Corona-Krise habe Defizite etwa beim Lesen nochmal vergrößert, erläuterte der Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen, Jörg Maas. «Ohne Lesen geht es nicht. Egal ob in der Schule, im Beruf oder in der Freizeit: Lesen ist die Grundlage, damit wir unseren Alltag meistern und gestalten.» Die Stiftung biete unter anderem Lesestart-Sets für junge Familien und ein Erstlesebuch für alle hessischen Schulanfängerinnen und Schulanfänger an. Das Aufholprogramm käme genau zum richtigen Zeitpunkt - während in anderen Ländern noch diskutiert werde, sagte Maas.
Kabinett beschließt: Saar-Schulen nach Pfingsten wieder in Präsenz
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland sollen nach den Pfingstferien ab dem 31. Mai wieder alle Schulen für den Vollpräsenz-Betrieb öffnen. Das beschloss der Ministerrat nach einem entsprechenden Vorschlag von Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Dienstag. Zwingende Voraussetzung für die Rückkehr in den vollständigen Präsenzunterricht ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz auf Landesebene stabil unter 100 liegt.
Streichert-Clivot sprach von einem «sehr starken Signal: Das machen andere Bundesländer anders». Alle Hygiene- und Infektionsschutzregelungen sowie die Testpflicht zweimal in der Woche hätten Bestand. Auch bleibe es bei einer festen Kohortenbildung unter den Jahrgängen. Derzeit gibt es für die rund 120 000 Schüler im Saarland Wechselunterricht, das heißt, sie lernen im Wechsel von zu Hause und im Klassenzimmer.
Kinderärzte für schnelle Schulöffnungen - «Triage in Psychiatrien»
Kinder- und Jugendärzte sprechen von einer politischen Vernachlässigung von Kindern in der Pandemie. Eindringlich fordern sie die Öffnung von Kitas und Schulen.
Berlin (dpa) - Kinder- und Jugendmediziner fordern schnelle Schul- und Kitaöffnungen. «Schulen öffnen, Kitas öffnen - natürlich gemäß den geltenden Leitlinien und mit angemessenen Testungen. Jetzt ist es an der Zeit, das Ruder herumzureißen», sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, der «Rheinischen Post» (Dienstag). «Wir sehen die dringende Notwendigkeit, dass sich Menschen, die sich noch nicht impfen lassen können, keine Nachteile davon haben dürfen. Es ist absolut notwendig, selbst wenn Jugendliche in den höheren Jahrgängen geimpft werden können, für Kinder im Grundschulalter, aber auch in mittleren Jahrgängen wieder ein normales soziales Leben zu ermöglichen, damit sie sich normal entwickeln können.»
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisierte die politische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie scharf. «Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie von Anfang an massiv vernachlässigt. In der ersten Phase waren die pauschalen Einschränkungen wie Schul- und Kitaschließungen noch nachvollziehbar. Aber inzwischen haben wir gelernt, dass Kinder die Infektion deutlich weniger weitertragen und selbst deutlich seltener erkranken als Erwachsene», sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske der «Rheinischen Post». «Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und «nur» eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen.»
Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte von Bund und Ländern mehr Anstrengungen zugunsten der Schüler. «Die Lage der jungen Generation steht aus meiner Sicht gegenwärtig immer noch viel zu wenig im Mittelpunkt der Diskussion», sagte sie der «Bild» (Dienstag). Das werde den Sorgen, die «wir uns machen sollten, nicht gerecht». Der Ausfall an Präsenzunterricht habe zu erheblichen Lernrückständen geführt.
Der Deutsche Lehrerverband hält eine Rückkehr zum vollständigen Präsenzunterricht ab einer Inzidenz von 50 für empfehlenswert. «Wir haben ja bereits jetzt nur noch wenige Landkreise oberhalb der 165er Inzidenz, die für reinen Distanzunterricht ausschlaggebend ist», sagte ihr Präsident Heinz-Peter Meidinger der Zeitung. Unterhalb der 100er Inzidenz könnten Länder vollständigen Präsenzunterricht anordnen. «Unsere Auffassung ist allerdings, dass man sich bei vollständigem Präsenzunterricht ohne Abstandsregelung an der Empfehlung des RKI (Inzidenz 50) orientieren sollte, solange viele Lehrkräfte und fast alle Kinder noch nicht geimpft sind». Für das nächste Schuljahr zeigte sich Meidinger «recht optimistisch, dass da deutlich mehr Normalität in den Schulbetrieb zurückkehrt und bei fortschreitenden Impfungen die Inzidenzen niedrig gehalten werden können».
Minister: Impfangebot für Schüler bis Ferienende - Gymnasium startet
Die Impfkampagne gewinnt weiter an Fahrt: Mittlerweile wird die Immunisierung von Schülern vorbereitet. Minister Holetschek kündigt Impfangebote bis Ende der Sommerferien an. Ein Gymnasium startet schon jetzt.
München (dpa/lby) - An einem Gymnasium im Münchner Vorort Planegg können sich Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren am Freitag gegen das Coronavirus impfen lassen. Eine niedergelassene Praxis habe dies der Schule kurzfristig angeboten, sagte der Schulleiter Matthias Spohrer am Montag in Planegg. Die Biontech-Impfdosen seien den Ärzten regulär zugeteilt worden. Alle priorisierten Patienten der Praxis seien bereits geimpft.
«So entstand in Absprache mit dem Landratsamt München und nach Wegfall der Priorisierung in Bayern der Vorschlag, die Jugendlichen ab 16 in unserer Schule zu impfen», sagte Spohrer. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» darüber berichtet. Bayerns Hausärzte dürfen Patienten ab diesem Donnerstag (20. Mai) unabhängig von der Impfreihenfolge mit sämtlichen Corona-Impfstoffen impfen.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kündigte unterdessen in der «Augsburger Allgemeinen» (Dienstag) Vorbereitungen an, um bis zum Ende der Sommerferien allen Schülern sogar ab zwölf Jahren eine Corona-Impfung anzubieten und den Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr zu sichern. In Bayern gibt es rund 835 000 Schüler zwischen 12 und 18 Jahren.
«Sofern der Impfstoff zugelassen wird, gehe ich davon aus, dass jede Schülerin und sogar jeder Schüler ab zwölf Jahren bis zum Ende der Sommerferien ein Impfangebot bekommt», sagte der Minister der Zeitung. Die Impfung der Schüler würde Schulen mehr Optionen eröffnen; es wäre auch wieder mehr Präsenzunterricht möglich.
Auch der Planegger Schulleiter Spohrer hält die Immunisierung der Jugendlichen für sinnvoll. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei dieser Altersgruppe liege um ein Vielfaches höher als bei Älteren. Außerdem schützten geimpfte Jugendliche ihre Kontaktpersonen in der Schule und in der Familie. Aus diesem Grund habe sich die Schulleitung entschieden, das Angebot anzunehmen und die Umsetzung vor Ort zu organisieren. Man habe das Angebot an die Familien weitergeleitet und darauf aufmerksam gemacht, dass es «absolut freiwillig» sei.
Holetschek sagte in der «Augsburger Allgemeinen» weiter, derzeit werde ein Konzept erarbeitet, wie die Impfungen für Schüler logistisch organisiert werden könnten. «Wir wollen die Impfzentren einbinden und prüfen, ob auch an den Schulen selbst geimpft werden kann.» Auch die Haus-, Kinder- und Jugendärzte sollten eingebunden sein.
Der Gesundheitsminister forderte vom Bund zusätzliche Impfdosen über die jetzigen Kontingente, die bei Biontech derzeit ab 16 Jahren zugelassen sind. «Der Impfstoff für Schüler muss komplett vom Bund zur Verfügung gestellt werden - so ist es vereinbart», sagte Holetschek. Aber: «Es ist wichtig, dass er nicht anderswo fehlt.»
Die Staatsregierung hatte vergangenen Mittwoch angekündigt, die Priorisierung bei den Hausärzten für Corona-Impfungen im Laufe dieser Woche aufzuheben.
17.05.2021
Schüler fordern: Klassenarbeiten erst einmal absagen
Hannover (dpa/lni) - Schülerinnen und Schüler aus der Region Hannover haben Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne in einem offenen Brief aufgerufen, auf Klausuren und Klassenarbeiten zunächst zu verzichten. Statt auf der Leistungsüberprüfung solle der Fokus zur Zeit auf der Vermittlung von Wissen und dem gemeinsamen Lernen liegen, heißt es in dem Brief. Deshalb plädierten die Schüler dafür, den entsprechenden Erlass zu ändern - und Klassenarbeiten sowie Klausuren in diesem Schulhalbjahr für die Jahrgänge 5 bis 11, mit Ausnahme der Abschlussklassen, auszusetzen. Der Landesschülerrat unterstützt den Vorstoß zur Absage von Klassenarbeiten.
Der SPD-Politiker Tonne hatte zuvor ebenfalls eine Übergangsphase angemahnt und dazu aufgerufen, die Schüler nach ihrer Rückkehr nicht sofort mit Tests und Klausuren zu überhäufen. «Die Schule soll nicht mit Druck starten», sagte er. Der verpasste Stoff könne auch in den nächsten Schuljahren aufgeholt werden. Das Land hatte die regionale Inzidenz-Grenze für den Distanzunterricht von 100 auf 165 geschoben. Unterhalb des Werts greift das Wechselmodell mit geteilten Klassen.
«Das monatelange Distanzlernen war eine enorme Belastung. Was wir nun brauchen, ist eine ruhige Ankunft in der Schule - und keine Klassenarbeiten», betonte Florian Reetz, der Vorsitzende des Landesschülerrates. «Die psychischen Belastungen sollten mit dem Übergang ins Wechselmodell abgebaut werden. Wenn einige Schulen meinen, die zusätzlichen Präsenztage für mehr Leistungsdruck zu nutzen, dann ist das eindeutig der falsche Ansatz.»
Anlass für den offenen Brief war den Angaben zufolge, dass Lehrkräfte angekündigt hätten, mit der Rückkehr in den Präsenzunterricht schnell Klausuren und Klassenarbeiten anzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler begrüßten es, wieder zur Schule gehen zu können, heißt es in dem Brief. Aber: Monatelange Isolation, gepaart mit «teils enormen Anforderungen durch Hausaufgaben, Videokonferenzen und Ersatzleistungen» hätten viele Schüler «sehr stark belastet. Viele sind am Rande ihrer Kräfte angelangt und befinden sich in einer schlechten psychischen Verfassung».
Schon in den vergangenen Wochen habe sich eine deutliche Zunahme an Onlineklausuren abgezeichnet - eine zusätzliche Belastung. Noten sollten sich aus den Leistungen im ersten Halbjahr, der Beteiligung im Homeschooling und der folgenden Präsenzzeit zusammensetzen.
Voller Präsenzunterricht an Schulen in Rheinland-Pfalz ab Mitte Juni
In zwei Stufen sollen alle Jahrgangsstufen zum gemeinsamen Unterricht in den Klassenräumen zurückkehren - bei einer Inzidenz unter 100. Das laufende Schuljahr könne so gemeinsam abgeschlossen werden, teilt Bildungsministerin Hubig mit.
Mainz (dpa/lrs) - Die Schulen in Rheinland-Pfalz sollen nach den Pfingstferien noch zwei Wochen im Wechselunterricht bleiben und dann wieder grundsätzlich zum Unterricht in den Klassenräumen zurückkehren. «Ab dem 21. Juni 2021 öffnen wir so viel wie möglich», teilte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Montag mit. «Danach findet für alle Klassen- und Jahrgangsstufen Präsenzunterricht statt, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in den kreisfreien Städten und Landkreisen stabil unter 100 liegt.»
Rheinland-Pfalz sei mit landesweit zurückgehenden Infektionszahlen auf einem sehr guten Weg, erklärte Hubig. Im Anschluss an die bis zum 2. Juni dauernden Pfingstferien seien daher zwei Öffnungsstufen vorgesehen. In einem ersten Schritt werde in allen Jahrgangsstufen der Wechselunterricht fortgesetzt, bis zum 18. Juni. Danach könnten alle Schülerinnen und Schüler bei einer Inzidenz von weniger als 100 000 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen in die Klassenräume zurückkehren. «Alle Schülerinnen und Schüler können das Schuljahr bis zu den Sommerferien so gemeinsam abschließen», teilte Hubig mit.
Diese Planungen seien mit den Experten der Universitätsmedizin Mainz abgestimmt, fügte die Ministerin hinzu. Das Vorgehen sei auch mit Personalräten, Landeselternbeirat und der Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler besprochen worden.
Der weit überwiegende Teil der Lehrkräfte wurde nach Angaben des Ministeriums mindestens einmal geimpft. Die Auswertung des Landesuntersuchungsamts habe bestätigt, dass die Hygienekonzepte an den Schulen «sehr wirksam» sind. Weiter bestehen bleibt die Testpflicht. «Das sind sehr gute Voraussetzungen dafür, dass wir ab dem 21. Juni noch mehr Präsenzunterricht anbieten können.»
Nach den Bestimmungen des Bundes findet Wechselunterricht statt, wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Sieben-Tage-Inzidenz den Schwellenwert von 100 überschreitet. Ab einer Inzidenz von 165 muss Fernunterricht stattfinden.
Schulen wieder offen für alle - Rabe: Normal-Unterricht bald möglich
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburgs Schulen sind mit Wochenstart alle Jahrgänge zurück in den Klassenräumen. Die Kinder und Jugendlichen aller Klassen werden in der Corona-Pandemie nun im Wechsel an den Schulen unterrichtet. 40 Prozent der rund 200 000 Schüler der allgemeinbildenden Schulen konnten bisher ausschließlich zu Hause lernen. Zudem wechseln die Hamburger Kitas vom Not- in den eingeschränkten Regelbetrieb. Damit können die Mädchen und Jungen an mindestens drei Tagen in der Woche eine Betreuung von 20 Stunden in Anspruch nehmen.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) hält indes mit Blick auf die sinkende Sieben-Tage-Inzidenz normalen Unterricht noch vor den Sommerferien für möglich. «Also, wenn das so weitergeht, dann kann ich mir das durchaus vorstellen. In einzelnen Bundesländern hat man ja schon solche Schritte gemacht. Aber wir müssen das nochmal genauer angucken», sagte Rabe am Sonntagabend dem Hamburg Journal des Norddeutschen Rundfunks. Die Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, lag in Hamburg am Wochenende der Gesundheitsbehörde zufolge bei 53,2.
LKA: Drei Aktionen von Corona-Leugnern vor Schulen bekannt
Vor allem die Maskenpflicht im Unterricht ist Kritikern der staatlichen Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung ein Dorn im Auge. In Niedersachsen gab es vereinzelte Proteste.
Hannover (dpa/lni) - Dem Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) sind im Mai drei Aktionen von Corona-Leugnern beziehungsweise Kritikern der pandemiebedingten Einschränkungen vor Schulen bekanntgeworden. In Hannover sei es zu Sachbeschädigungen an zwei Grundschulen gekommen, dort hätten Unbekannte Texte mit Corona-Bezug auf den Boden gesprüht, berichtete eine LKA-Sprecherin. In Peine seien vor einer Schule Zettel im Zusammenhang mit den Pandemie-Maßnahmen verteilt worden. Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» vor einer Woche berichtete, hatten sich vor weiteren Schulen Kreide-Sprüche gefunden - etwa «Hände weg von unseren Kindern» oder «Masken machen krank». Seither seien keine ähnlichen Aktionen bekanntgeworden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in Hannover.
Vor kurzem hatte der niedersächsische Kinderschutzbund beklagt, dass Mädchen und Jungen von ihren Eltern auf Demonstrationen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen instrumentalisiert würden. So sei im April bei einer nicht angemeldeten Demonstration von Maskenverweigerern in Cuxhaven ein Kleinkind in ein Handgemenge zwischen Teilnehmenden und Polizisten gezogen worden. Solche bewusst eingegangenen Kindeswohlgefährdungen seien nicht hinzunehmen, hieß es. Auch Jugendliche würden manipuliert. Bei Corona-Demos in der Vergangenheit etwa in Hannover waren Kinder als Redner aufgetreten.
Schulen und Kitas in MV öffnen wieder
Schwerin (dpa/mv) - Nach einem deutlichen Rückgang der Corona-Infektionszahlen öffnen am Montag die Schulen und Kindertagesstätten in Mecklenburg-Vorpommern wieder. In den meisten Regionen haben die Kinder von Klasse eins bis sechs und die Schüler der Vor-Abschlussklassen täglich Präsenzunterricht. Für die anderen gibt es zunächst Wechselunterricht.
In den Landkreisen Ludwigslust-Parchim, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald haben auch die Jüngeren diese Woche Wechselunterricht. Dort hatte am Stichtag Mittwoch die Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) noch über 100 gelegen. Seit Freitag liegt sie aber in allen Kreisen und kreisfreien Städten unter diesem wichtigen Wert. Wer in die Schule geht, muss sich zweimal die Woche testen.
Die Schulen und Kitas waren am 19. April geschlossen beziehungsweise auf Notbetrieb umgestellt worden, um die dritte Corona-Welle zu brechen. Nach vier Wochen können sie nun wieder öffnen. Das Schuljahr ist indes fast vorbei. In fünf Wochen beginnen die Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern. Die Schulen waren in der zweiten Corona-Welle bereits kurz vor Weihnachten geschlossen und im Februar/März schrittweise wieder geöffnet worden.
16.05.2021
Baldauf plädiert für flächendeckende Nutzung von «Lolli-Tests»
Mainz (dpa/lrs) - In Kindertagesstätten und Grundschulen sollten «Lolli-Tests» nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Baldauf flächendeckend eingeführt werden. «Spätestens nach den Pfingstferien müssen die Lolli-Tests flächendeckend im Einsatz sein», forderte der Fraktionschef im rheinland-pfälzischen Landtag am Wochenende. Bei den «Lolli-Tests» müssen Kinder auf den Teststäbchen wie auf einem Lolli 30 Sekunden lang herumlutschen.
Gerade für kleinere Kinder sei die «Lolli-Test»-Methode viel angenehmer als ein Nasen-Rachen-Abstrich, erklärte Baldauf. «Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrerinnen und Lehrern bringt sie Entlastung und neuen Schutz vor dem Virus zugleich.» Daher sollte die Landesregierung alle notwendigen und organisatorischen Maßnahmen zur Vorbereitung der «Lolli-Test»-Methode auf den Weg bringen. Einer größeren Verbreitung der «Lolli-Tests» stand bislang vor allem die fehlende Zulassung für Selbsttests im Weg.
15.05.2021
Lockerungen für Schulen in Regionen mit niedriger Inzidenz
Stuttgart (dpa/lsw) - Schüler aus Regionen mit niedrigen Inzidenzwerten können sich auf Lockerungen einstellen. Die neue Corona-Verordnung des Landes sieht vor, dass Schüler bei einer Inzidenz von unter 50 in ihrem Stadt- oder Landkreis in allen Schularten wieder in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen gehen. Während das Abstandsgebot nicht mehr gilt, bleiben Test- und Maskenpflicht bestehen, wie das Kultusministerium am Samstag in Stuttgart mitteilte. Außerdem sind Tagesausflüge wieder zulässig.
Auch in Kommunen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 bis 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gibt es Lockerungen: Hier kehren die Grundschulen, Grundschulförderklassen sowie die Grundstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und die Schulkindergärten zum Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen zurück. Für alle anderen Schularten bleibt es beim Wechselunterricht - mit der Aussicht auf mehr Präsenz nach den Pfingstferien.
Die Regelungen gelten zum 11. Juni. Die Schulen können sie schon vor den Pfingstferien vom 25. Mai bis 5. Juni umsetzen; sie müssen dies aber wegen der noch wenigen verbleibenden Tage bis zum Ferienbeginn und des damit einhergehenden Aufwandes nicht.
Weiter stellt das zuständige Gesundheitsamt fest, wann welche Öffnungsstufe greift. Die einzelnen Schritte treten dann am übernächsten Tag nach der Bekanntmachung in Kraft. Sie treten außer Kraft, wenn der Schwellenwert fünf Tage nacheinander unterschritten ist. In Kommunen mit einem Inzidenzwert von über 100 findet weiterhin Wechselunterricht statt, ab einem Wert von 165 ist selbst dieser untersagt und muss durch Fernunterricht ersetzt werden.
Für das Fach Sport ergibt sich eine Neuerung: Liegt der maßgebliche Inzidenzwert unter 100, ist Unterricht im Freien sowie innerhalb des Klassenverbands möglich. An allen weiterführenden Schulen findet der fachpraktische Sportunterricht bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 darüber hinaus ausschließlich kontaktarm statt. Ab einer Inzidenz von 100 ist Sportunterricht weiterhin untersagt.
Lehrerverband rechnet mit Regelbetrieb nach den Sommerferien
Die Corona-Zahlen sinken, die Impfquoten steigen. Viele Bereiche des öffentlichen Lebens bereiten sich auf Lockerungen vor. Und was ist mit den Schulen?
Berlin (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ist optimistisch, dass die Schulen nach den Sommerferien zum normalen Unterricht zurückkehren können. «Ich rechne damit, dass der dritten Welle keine vierte mehr folgen wird und das nächste Schuljahr bei anhaltend sinkenden Inzidenzen und weiteren Impffortschritten im Regelbetrieb starten kann», sagte Meidinger der «Welt» (Samstag).
Zumindest für die älteren Schüler gebe es eine reelle Chance, bis dahin geimpft zu sein. «Wir befürworten auch Impfaktionen an Schulen, um ein niedrigschwelliges Angebot für Schüler und Lehrkräfte zu schaffen», betonte Meidinger. Daran schließe sich aber die Frage an, wie der Schulbetrieb im Nebeneinander von geimpften und ungeimpften Schülern sowie Lehrkräften organisiert werden könne.
Dazu zählten Frage wie: «Was passiert, wenn Eltern nicht wünschen, dass ihr Kind von einem ungeimpften Lehrer unterrichtet wird? Dürfen ungeimpfte Schüler mit auf Klassenfahrt und in die Theatergruppe? Kann ich Geimpften das Tragen einer Maske abverlangen?»
Er rechne fest damit, dass es eine politische Debatte um eine Impfpflicht für Lehrkräfte geben werde, sagte Meidinger. Der Lehrerverband spreche sich zwar gegen eine Pflichtimpfung aus. Seiner Ansicht nach hätte der Staat bei verbeamteten Lehrkräften und entsprechender gesetzlicher Regelung aber wohl die Handhabe dazu.
Meidinger fordert, bereits jetzt Konzepte zu entwickeln, wie Lerndefizite aufgeholt werden könnten. «Wir brauchen noch vor den Sommerferien Lernstandserhebungen in den Kernfächern, um den Förderbedarf abschätzen zu können und entsprechende Beratungsgespräche mit den Eltern führen zu können.»
Insgesamt haben die knapp elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland laut des Lehrerverbands seit Beginn der Corona-Pandemie auf rund die Hälfte der Schulstunden im Präsenzunterricht verzichten müssen. Seit März 2020 seien durchschnittlich zwischen 350 und 800 Stunden Präsenzunterricht für jeden Schüler ausgefallen, sagte Meidinger der «Bild» (Samstag). «Das ist im Schnitt wohl ein halbes Schuljahr.»
Lehrerverband: Halbes Schuljahr Präsenzunterunterricht verloren
Berlin (dpa) - Die knapp elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes seit Beginn der Corona-Pandemie auf rund die Hälfte der Schulstunden im Präsenzunterricht verzichten müssen. Seit März 2020 seien durchschnittlich zwischen 350 und 800 Stunden Präsenzunterricht für jeden Schüler ausgefallen, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der «Bild» (Samstag). «Das ist im Schnitt wohl ein halbes Schuljahr.»
Meidinger verlangte differenzierte Lösungen, um die entstandenen Lücken wieder zu schließen. Nötig seien verpflichtende Zusatzangebote im nächsten Schuljahr, nachmittags, aber auch am Wochenende und in den Ferien. «Das kann auch digitale Nachhilfe sein.» Noch wisse niemand, wo angesichts des Lehrermangels die zusätzlichen Kräfte für die Lernförderung herkommen sollen. «Ohne Lehramtsstudierende und Lehrkräfte, die schon in Rente oder Pension sind, wird es nicht gehen», warnte er.
14.05.2021
Dresdner Grundschulen öffnen wieder im eingeschränkten Regelbetrieb
Dresden (dpa/sn) - Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen dürfen die Grundschulen in Dresden wieder im eingeschränkten Regelbetrieb öffnen. Die Regelung gelte von Dienstag (18. Mai) an, teilte das Kultusministerium am Freitag mit. Der bisherige Wechselunterricht wird damit aufgehoben. Mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 gilt nicht mehr die Bundesnotbremse, sondern die Corona-Schutzverordnung des Landes. Diese sieht in diesem Fall Präsenzunterricht vor - allerdings in festen Gruppen und Klassen mit wenigen festen Lehrern.
Am Freitag lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen in der Landeshauptstadt bei 87,3. Für Kinderkrippen, Kindergärten und Horteinrichtungen verändert sich damit nichts. Diese sind ohnehin im eingeschränkten Regelbetrieb geöffnet.
Mehr als 40 Millionen für Schulbauförderung 2021
Erfurt (dpa/th) - Um Schulen zu vergrößern, sie barrierefrei zu gestalten oder grundsätzlich zu sanieren, nimmt Thüringen in diesem Jahr 42,3 Millionen Euro in die Hand. Geplant seien weitere 14 Bauvorhaben an staatlichen und 3 an Schulen in freier Trägerschaft, teilte das Infrastrukturministerium am Freitag mit. Insgesamt hätten 16 von 33 staatlichen Schulträgern 30 Projekte zur Förderung angemeldet. Für diese Träger - Städte und Landkreise - stünden 37,23 Millionen Euro zur Verfügung. Die Gelder stammten größtenteils aus dem Thüringer Schulbauprogramm.
«Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Schulbetriebs während der Pandemie verdienen Thüringens Schülerinnen und Schüler mehr denn je ein gutes und modernes Lernumfeld und Lehrerinnen und Lehrer einen attraktiven Arbeitsplatz», sagte Infrastrukturstaatssekretärin Susanna Karawanskij. Bei den Investitionen gehe es auch darum, ländliche Räume als Wohn- und Lebensort für Familien attraktiver zu machen und gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu gewährleisten.
13.05.2021
Corona-Pandemie erschwert weiter die Vermittlung von Lehrstellen
Rein rechnerisch gibt es für jeden Jugendlichen in Sachsen mindestens ein freie Lehrstelle. Doch in Zeiten von Corona kann die Berufsberatung nicht wie gewohnt angeboten werden.
Chemnitz (dpa/sn) - Die Corona-Krise erschwert nach Angaben der Arbeitsagentur jungen Leuten die Suche nach einer passenden Lehrstelle. «Corona und die damit verbundenen Unsicherheiten gestalten die Situation auf dem Ausbildungsmarkt schwierig», sagte Klaus-Peter Hansen, Chef der Arbeitsagentur in Sachsen, am Donnerstag in Chemnitz. Umso erfreulicher sei es, dass viele sächsische Unternehmen trotz der aktuellen Bedingungen auf Ausbildung setzen.
Laut Agentur sind derzeit noch 9420 Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dem stünden 10 274 freie Lehrstellen gegenüber. Man sei aber mit dem Informations- und Beratungsangebot gut aufgestellt, so dass Betriebe und Jugendliche ohne Vertrag auch in unsicheren Zeiten zueinander finden könnten. Der Zugang zu ihnen sei jedoch in der Pandemie schwieriger. Sie seien derzeit mit ihrem Schulabschluss beschäftigt, zudem schränke der Lockdown persönliche Beratung ein.
«Daher appellieren wir, dass alle an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen unsere Online-Angebote nutzen und sich bei der Jugendberufsagentur melden. Nur dann können wir die Lehrstellen möglichst passgenau vermitteln und dabei helfen, dass kein Jugendlicher verloren geht und möglichst viele Ausbildungsplätze passend besetzt werden», betonte Hansen.
«Schülerinnen und Schüler brauchen unter den aktuellen Bedingungen Orientierung und Beratung, damit der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt», hob Hansen hervor. Momentan würden die Betriebe weniger Praktika anbieten. Deshalb habe die Arbeitsagentur noch mehr Online-Angebote auf den Weg gebracht, damit Jugendliche zu jeder Zeit und an jedem Ort ihre Stärken ausloten und Berufe näher kennenlernen können.
Sommerschulen sollen pandemiebedingte Lernrückstände auffangen
Inzwischen gibt auch der Kultusminister unumwunden zu, dass manche Schülerinnen und Schüler in der Pandemie den Anschluss verloren haben. Um Lernrückstände aufzuholen, soll deshalb zwei Wochen lang zusätzlicher Unterricht angeboten werden - in den Sommerferien.
München (dpa/lby) - Mit zwei Wochen zusätzlichen Unterrichts in den Sommerferien will das bayerische Kultusministerium die pandemiebedingten Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler auffangen. Über das freiwillige Angebot hinaus soll es auch an anderer Stelle mehr individuelle Förderung geben, etwa durch eine Differenzierung je nach Leistungsstand im Pflichtunterricht, geteilte Gruppen oder Zusatzkurse am Nachmittag. Zugleich sollen Aktivitäten wie Orchester, Chor oder Fußball-Schulmannschaften baldmöglichst wieder hochgefahren werden, um die sozialen Kompetenzen zu stärken.
Für bayerische Schüler ganz neu ist das Konzept der Sommerschulen. «Es sollen zwei Wochen in den Sommerferien sein, entweder zwei Wochen am Stück, oder eine Woche am Anfang der Ferien und eine am Ende. Das bleibt den Schulen vor Ort überlassen», sagte Piazolo der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in München. Dort würden vor allem Lücken in Mathe, Deutsch und den Fremdsprachen geschlossen. Bei Bedarf könne es aber auch Angebote etwa zur beruflichen Orientierung, zur Persönlichkeitsbildung oder zu Lernstrategien geben.
Das Angebot sei freiwillig, schließlich hätten manche Familien schon Urlaubspläne, erläuterte Piazolo. Allerdings sei es das Ziel, dass gerade auch von den schwächeren Schülern möglichst alle die Sommerschulen besuchten. Der Unterricht dort soll von eigens angeworbenem Personal gestemmt werden, etwa durch pensionierte Lehrkräfte, Referendare oder Studierende. Für ein ebenfalls geplantes Tutorenprogramm erhofft sich Piazolo eine vierstellige Zahl von älteren Schülern, die den Jüngeren unter die Arme greifen.
In Summe stehen für das bereits in groben Zügen bekannte Förderprogramm, das auch Ferien-Angebote des Bayerischen Jugendrings beinhaltet, zunächst rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Der Großteil davon fließt in das Zusatz-Personal für die Sommerschulen. Die Zeit für Förderangebote während der normalen Unterrichtszeit sollen die regulären Lehrkräfte etwa durch den Wegfall von zu korrigierenden Schulproben gewinnen.
Die Organisation der Förderangebote - auch klassenübergreifende Kurse oder in Einzelfällen auch Kooperationen mehrerer Schulen sind denkbar - liegt dabei in den Händen der jeweiligen Schulen. Sie sollen dafür ein individuelles Budget bekommen. Das Kultusministerium unterstützt sie bei der Gewinnung von Personal unter anderem mit einem Bewerberportal.
12.05.2021
Gericht: Testpflicht an Schule rechtswidrig - Beschwerde der Behörde
Hamburg (dpa/lno) - Ein Grundschüler muss sich nach einer Entscheidung des Hamburger Verwaltungsgerichts nicht an seiner Schule auf Corona testen lassen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu dürfen. Es reiche ein negatives Ergebnis aus einem anerkannten Schnelltestzentrum, das maximal 24 Stunden alt sei, heißt es in dem Beschluss vom 29. April (Az. 2 E 1710/21). Die Schulbehörde hat gegen die Eil-Entscheidung Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt, wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch sagte. Der Schüler hatte sich zu Hause testen lassen und der Schule nur das Ergebnis mitteilen wollen. Einen solchen Selbsttest akzeptierte das Verwaltungsgericht nicht.
Seit dem 6. April müssen sich Schüler in Hamburg mindestens zweimal pro Woche unter Aufsicht an der Schule testen, wenn sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen. Als einzige Alternative ist ein PCR-Test erlaubt, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Nach Ansicht des Verwaltungsgerichts verletzt die Testpflicht an der Schule den Datenschutz, zumindest wenn ein Test positiv ausfällt und das Ergebnis an das Gesundheitsamt weitergeleitet werden muss. «Die derzeitige Ausgestaltung der testabhängigen Zugangsbeschränkung verstößt nach summarischer Prüfung (…) gegen die Vorschriften der Datenschutzgrundverordnung», heißt es in dem Beschluss. Die Datenerhebung setze Freiwilligkeit voraus. Die Alternative Homeschooling bedeute aber einen Nachteil für den Schüler, er könne sich darum nicht freiwillig entscheiden.
Bund fördert Frischluft-Klimaanlagen in Kitas und Grundschulen
Berlin (dpa) – Das Bundeswirtschaftsministerium will künftig beim Neueinbau von stationären Frischluft-Klimaanlagen in Kindergärten und Grundschulen den Großteil der Kosten übernehmen. Wie Kanzleramtschef Helge Braun per Twitter mitteilte, fördere das Ministerium den Neueinbau in Kindergärten und Grundschulen ab sofort zu 80 Prozent. «Gut gegen #Corona und auch langfristig ist gute Raumluft gut fürs "Lernklima"! ToDo: In den Sommerferien einbauen!», twitterte der CDU-Politiker.
Hintergrund ist laut Wirtschaftsministerium eine Erweiterung der Bundesförderung coronagerechter Um- und Aufrüstung von stationären raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) um den Neueinbau in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren, die das Kabinett am Mittwoch beschlossen habe. Die Erweiterung diene der besseren Pandemiebekämpfung, hieß es. Für den Infektionsschutz sei Frischluftzufuhr sehr wichtig – gerade bei Kindern unter zwölf Jahren, weil diesen derzeit noch kein Impfangebot gemacht werden könne.
Bei den Schulen würden alle berücksichtigt, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet werden – auch wenn außerdem ältere Schüler an den Schulen seien. Das Ministerium wolle nun «mit Hochdruck» an der Novellierung der Richtlinie arbeiten.
Saarland passt Regeln für Schulen an - «Fördern statt Sitzenbleiben»
Saarbrücken (dpa/lrs) - Wegen des stark von der Corona-Pandemie geprägten Schuljahrs hat das saarländische Bildungsministerium die Regelungen für die anstehenden Entscheidungen über Versetzungen angepasst. «Der Grundsatz lautet hierbei "Fördern statt Sitzenbleiben"», sagte Ministerin Christine Streichert-Clivot am Mittwoch einer Mitteilung zufolge. Im vergangenen Schuljahr habe man unter anderem die Versetzungsentscheidungen ausgesetzt. «Eine solche pauschale Regelung gibt es im laufenden Schuljahr nicht. Alle Schulen treffen Versetzungsentscheidungen», kündigte die SPD-Politikerin an.
Bei versetzungsgefährdeten Kindern soll geprüft werden, was im Einzelfall sinnvoll ist: der Gang in die nächsthöhere Stufe oder eine Wiederholung. «Alle Schülerinnen und Schüler sollen von ihren Lehrkräften in ihren unterschiedlichen Lernbedürfnissen individuell in den Blick genommen werden.» Vor einer Entscheidung werden die Schulen demnach Beratungsgespräche auch mit den Eltern anbieten. Bei diesen Gesprächen könnten die verschiedenen Möglichkeiten des Kindes in den Blick genommen werden, erklärte Streichert-Clivot.
Auch neue Kultusministerin Schopper ist gegen kürzere Sommerferien
Stuttgart (dpa/lsw) - Auch die neue baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) ist gegen kürzere Sommerferien, um pandemiebedingte Wissenslücken im Unterricht aufzuholen. «Die Schulzeit war jetzt nicht so, dass man digital zu Hause war und hat da entspannt die Füße aufs Sofa gelegt», sagte sie am Mittwoch dem Südwestrundfunk (SWR). Die Zeit des Online- und Wechselunterrichts sei sogar sehr anstrengend für alle Beteiligten gewesen. Deshalb bräuchten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer und Eltern eine Zeit der Erholung.
Auch Unterricht an Samstagen erteilte sie eine Absage: «Es ist so, dass die Leute mehr oder weniger am Rande ihrer Kräfte sind», sagte Schopper, die zuletzt Staatsministerin und zuvor bayerische Grünen-Chefin war.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten den Vorschlag ebenfalls kritisiert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte eine Verkürzung dagegen Anfang März für durchaus denkbar gehalten. «Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterrichtsstoff nachzuholen», hatte der Grünen-Regierungschef dem «Mannheimer Morgen» gesagt.
Abiturienten beginnen mit der ersten schriftlichen Prüfung
München (dpa/lby) - Jetzt wird es ernst: Am Mittwoch schreiben rund 35 000 Schülerinnen und Schüler in Bayern ihre erste schriftliche Abiturprüfung. Nach dem Test im Fach Deutsch folgen am 18. Mai Mathe und am 21. Mai ein weiteres Fach. Die mündlichen Prüfungen in zwei zusätzlichen Fächern stehen dann am 7. und 18. Juni an. Über allem hängt die Frage: Ist das Abitur auch heuer, mitten im zweiten Pandemie-Schuljahr, fair und gerecht?
Unter anderem Landesschülersprecher Moritz Meusel hatte kritisiert, dass manche Jugendliche vor den Prüfungen monatelang kein Schulgebäude mehr von innen gesehen hatten, während andere seit Februar im Wechsel- oder gar Präsenzunterricht waren. Auch seien Schüler aus ärmeren Familien zusätzlich benachteiligt, weil sie sich keine Nachhilfe leisten konnten.
Das Kultusministerium hingegen sieht faire und vergleichbare Rahmenbedingungen gegeben. Den besonderen Umständen sei unter anderem durch eine Eingrenzung der Prüfungsinhalte und der Verschiebung des Prüfungstermins um zwei Wochen Rechnung getragen worden.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zeigte sich zuversichtlich, dass auch die diesjährigen Abiturienten die Prüfungen meistern werden. «Dafür wünsche ich Ihnen den Mut, auf Ihre Fähigkeiten zu vertrauen, gute Nerven und das nötige Quäntchen Glück!»
11.05.2021
Landesregierung lockert mehrere Corona-Einschränkungen
Bei der Ankündigung der Kita-Schließungen vor rund einem Monat, lag die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei mehr als 150. In den vergangenen Wochen hat sich dieser Wert etwa halbiert. Nun soll unter anderem bei Kitas und Schulen im Nordosten wieder mehr möglich sein.
Schwerin (dpa/mv) - Die Corona-Regelungen in Kitas und Schulen in Mecklenburg-Vorpommern werden von kommendem Montag an gelockert. Das kündigte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstagabend in Schwerin an. Damit wird teils Präsenz-, teils Wechselunterricht möglich. Wer in die Schule geht, muss sich zweimal pro Woche testen. Am 21. Juni beginnen die Sommerferien. Von Montag an können ebenfalls Kitas landesweit wieder öffnen. Laut Bundesinfektionsschutzgesetz müssen Kitas und Schulen schließen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt bei mehr als 165 liegt. Das ist derzeit in keiner Region Mecklenburg-Vorpommerns der Fall.
Wegen deutlich gestiegener Corona-Infektionszahlen hatte die Landesregierung Kitas und Schulen im Bundesland vor rund einem Monat grundsätzlich geschlossen. Schwesig hatte stets betont, dass die Regelungen in Schulen und Kitas als erstes wieder gelockert werden sollen, wenn die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei weniger als 100 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche liegt. Am Dienstag lag dieser Wert bei 77,7, vor einer Woche bei 105,7. Bei einer Inzidenz unter 100 wird für Schüler der Klassen 1 bis 6 und Abschlussklassen Präsenzunterricht, für die anderen Jahrgänge Wechselunterricht möglich.
Die Außen- und Innengastronomie in Mecklenburg-Vorpommern kann von Pfingstsonntag an wieder öffnen. Zwei Tage danach sollen viele derzeit noch geschlossene Geschäfte im Bundesland wieder öffnen können. Am 25. Mai sollen ebenfalls weitere körpernahe Dienstleistungen wie Kosmetikstudios wieder ihren Betrieb aufnehmen dürfen.
Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern wird am 7. Juni für Einwohner des Landes und am 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. Ab sofort könne gebucht werden, sagte Schwesig.
NRW-Grüne für flexiblen Start ins Ausbildungs- und Studienjahr 2021
Düsseldorf (dpa/lnw)Die Grünen in Nordrhein-Westfalen fordern, den Beginn des Ausbildungsjahres für Azubis sowie den Start des Wintersemesters für Studienanfänger in diesem Jahr zu verschieben. «Wir müssen jetzt den Druck aus dem Kessel nehmen und ihnen Zeit geben, Erfahrungen nachzuholen und Stoff nachzuarbeiten», sagte Landesparteichefin Mona Neubaur dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwochausgabe). Coronabedingt sollte sowohl bei den Azubis als auch bei Studienanfängern Flexibilität und eine Verschiebung des Starts «eventuell um ein paar Monate» ermöglicht werden.
Lehrer werden wegen Corona-Maßnahmen öfter beleidigt oder bedroht
Dortmund (dpa/lnw) - Lehrkräfte und Schulleitungen sind laut einer Umfrage wegen ständiger Änderungen und zahlreicher Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie nicht selten mit Angriffen konfrontiert. Etwa jeder fünften Lehrkraft - 21 Prozent - in NRW seien Beschimpfungen, Belästigungen, Bedrohungen oder Diffamierungen von Beschäftigten an der eigenen Schule bekannt geworden. Und 7 Prozent der befragten Pädagogen gaben an, selbst in einem direkten Kontakt Ziel einer solchen Form von psychischer Gewalt gewesen zu sein. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE).
Bundesweit waren 1501 Lehrerinnen und Lehrer befragt worden, darunter 329 in NRW. Gefragt nach psychischer Gewalt über das Internet, gaben 25 Prozent an, dass diese an ihrer Schule aufgetreten seien. Und 5 Prozent waren selbst Ziel derartiger Attacken via Internet. Die NRW-Befunde weichen laut VBE kaum von den bundesweiten ab. Als Urheber der Angriffe nannten die Befragten überwiegend Eltern.
Schulleitungen haben den Angaben zufolge dabei etwa Briefe - in vielen Fällen Musterschreiben aus dem Internet - erhalten, in denen mit rechtlichen Konsequenzen gedroht werde. Es seien Plakate oder Schmierereien mit Aufschriften wie «Ihre Tage sind gezählt» an Schulgebäuden gemeldet worden.
Von sogar körperlicher Gewalt - etwa Tritte oder Stöße - berichteten drei Prozent der Befragten. Schulpersonal dürfe nicht zum Blitzableiter für angestauten Ärger werden, mahnte der Verband. Die Lage für die Schulen sei schwierig. Jede vierte Lehrkraft in NRW sehe fehlende Planbarkeit und einen ständigen, kurzfristigen Politikwechsel als das derzeit größte Problem an.
10.05.2021
Gymnasien bieten Schnelltests vor Abiturprüfungen an
Nürnberg/Würzburg (dpa/lby) - Um die Abiturprüfungen ihrer Gymnasiasten sicherzustellen, bieten die Städte Nürnberg und Würzburg nach eigenen Angaben Schnelltests an. Demnach können Schüler am Tag vor ihrer jeweiligen Prüfung einen Schnelltest machen lassen. Sollte dieser positiv ausfallen, folge ein PCR-Test, der mit Priorität ausgewertet werden soll, so dass der Betreffende im Falle eines falsch positiven Schnelltests doch am nächsten Tag zur Prüfung antreten kann.
Das Angebot werde - je nach Infektionslage und kultusministeriellen Vorgaben - bei Bedarf auch für die Abschlussprüfungen von FOS/BOS, Real- und Mittelschulen gelten, hieß es am Montag aus Nürnberg.
Sommerkurse für Schüler geplant
Erfurt (dpa/th) - Thüringer Schüler sollen in den Sommerferien Kurse besuchen können, um Lernrückstände aufzuholen. Die Kurse sollen von «externen Partnern» angeboten werden, wie das Thüringer Bildungsministerium mitteilte. Details zu den Plänen will Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Dienstag (ab 12.30 Uhr) bekannt geben. Zuvor hatten mehrere Bildungspolitiker ein Konzept gefordert, wie Lernrückstände bei Kindern und Jugendlichen, die durch Unterrichtsausfall oder das Distanzlernen während der Corona-Pandemie entstanden sind, aufgeholt werden sollen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte bereits im März ein großes Nachholprogramm für Schülerinnen und Schüler angekündigt und eine «nationale Kraftanstrengung» gefordert. Vergangene Woche brachte das Bundeskabinett ein solches zwei Milliarden Euro schweres Programm auf den Weg. Karliczek forderte aber am Sonntag die Länder auf, dieses Programm noch aufzustocken.
Thüringens Finanzämter nahmen im vergangenen Jahr rund 7,4 Milliarden Euro an Steuern ein - und damit 267 Millionen Euro weniger als noch im Jahr zuvor. Der Rückgang beträgt nach Zahlen des Finanzministeriums 3,48 Prozent. Details dazu will Finanzministerin Heike Taubert (SPD) am Dienstag in einer Bilanz vortragen.
Für viele Schüler in Bayern dieses Schuljahr keine Schulaufgaben mehr
Diese Nachricht dürfte in vielen Kinderzimmern - und auch bei vielen Eltern und Lehrern - Jubel auslösen: Keine Schulaufgaben mehr in diesem Schuljahr. Priorität hat nun erst einmal etwas anderes.
München (dpa/lby) - An Realschulen, Gymnasien und Wirtschaftsschulen in Bayern werden in diesem Schuljahr keine Schulaufgaben mehr geschrieben - die sogenannten großen Leistungsnachweise entfallen. Ausgenommen davon sind lediglich Abschlussklassen, die elfte Klasse an Gymnasien und die Oberstufe der Beruflichen Oberschulen - dort kann es theoretisch noch Schulaufgaben geben. Das teilte das Kultusministerium am Montag in München mit.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) begründete die Entscheidung damit, dass viele Schülerinnen und Schüler erst jetzt in den Präsenz- beziehungsweise Wechselunterricht zurückkehrten, dank sinkender Inzidenzwerte und des neuen Grenzwerts 165. Deshalb betonte er: «Der Fokus wird hier in den kommenden Wochen ganz klar auf der Sicherung von Basiswissen und grundlegenden Kompetenzen liegen. Unsere Schülerinnen und Schüler müssen sich erst wieder einfinden. Zeitdruck und übermäßigen Leistungsdruck wollen wir dabei vermeiden.»
An den Schulen, an denen die Zahl der großen Leistungsnachweise vorgegeben sei, fänden deshalb in diesem Jahr keine Schulaufgaben mehr statt. «Wir wollen auch heuer am Schuljahresende ein aussagekräftiges Feedback zum Leistungsstand - aber keinen übermäßigen Druck durch zu viele Leistungsnachweise», sagte Piazolo. «Selbst wenn nur noch eine Schulaufgabe pro Fach geschrieben würde, käme es vielfach zu einer Ballung - und die wollen wir verhindern.» Sogenannte kleine Leistungsnachweise könne es aber überall noch geben, schriftlich und mündlich, «freilich auch hier mit Augenmaß». An anderen Schularten, beispielsweise der Mittelschule, haben die Lehrkräfte laut Kultusministerium ohnehin größere Spielräume.
Piazolo begrüßte die Schulöffnungen auf breiter Front. «Ich freue mich, dass damit ein Stück Alltag in unsere Familien zurückkehrt», sagte er und räumte ein: «Mehr als fünf Monate ohne regelmäßigen Schulbesuch waren und sind für viele eine große Herausforderung.»
Piazolo kündigte zudem weitere Anpassungen an, Richtung Schuljahresende und auch mit Blick auf das kommende Schuljahr. «Die Corona-Auswirkungen werden den Schulbetrieb noch länger prägen», sagte er. «Wir werden daher auch heuer beim Vorrücken auf Probe großzügig sein, ein Wiederholen nicht auf die Höchstausbildungsdauer anrechnen und weiterhin Schwerpunkte im Lehrplan setzen.» Sein oberstes Ziel sei es aber, die Schülerinnen und Schüler so rasch wie möglich in einen normalen Schulalltag zurückzubringen, «am besten so bald wie möglich mit vollem täglichem Präsenzunterricht für alle».
Kurz vor Abitur - Schülersprecher kritisiert Prüfungsbedingungen
München (dpa/lby) - Kurz vor Beginn der Abiturprüfungen hat Bayerns Landesschülersprecher Moritz Meusel die schwierigen Prüfungsbedingungen kritisiert. So müssten die Schulen bei den schriftlichen Prüfungen Räume für Getestete, Ungeteste und Abiturienten in Quarantäne vorhalten, sagte Meusel im Interview mit dem Sender Bayern 2. Der organisatorische Aufwand für Lehrer und Schüler sei gewaltig.
Auch bemängelte der 18-Jährige in dem Interview, dass Schülerinnen und Schüler, die aufgrund hoher Inzidenzwerte monatelang im Fernunterricht waren, wesentlich schlechter auf das Abitur vorbereitet worden seien als diejenigen, die lange in die Schule gehen konnten. Schüler aus ärmeren Familien seien zusätzlich benachteiligt gewesen, weil sie sich keine Nachhilfe leisten konnten.
Außerdem kritisierte der aus dem Landkreis Bamberg stammende Moritz Meusel, dass der Lernstoff für das Abitur trotz der schwierigen Situation kaum reduziert worden sei: «Es gab ein bisschen Zeit on top, es wurde insgesamt ein bisschen Stoff gestrichen, aber für uns ist es deutlich zu wenig.»
Lolli-Testungen an Grund- und Förderschulen in NRW begonnen
Grund- und Förderschüler in ganz Nordrhein-Westfalen mussten am Montagmorgen ihre Test-Wattestäbchen nicht mehr in die Nase stecken, sondern in den Mund. Die sogenannten Lolli-Tests sind leichter zu handhaben und empfindlicher als die bisherigen Schnelltests.
Essen/Düsseldorf (dpa/lnw) - In den Grund- und Förderschulen Nordrhein-Westfalens haben am Montag flächendeckende Corona-Tests mit der Lolli-Methode begonnen. Die Tests werden Lolli-Tests genannt, weil die Schülerinnen und Schüler dabei 30 Sekunden lang auf einem Teststäbchen wie auf einem Lolli herumlutschen. Die Testung geschieht zunächst gruppenweise. Die Proben werden in landesweit zwölf Laboren nach dem PCR-Verfahren ausgewertet. Erst wenn eine Gruppe positiv getestet wurde, werden Einzeltests der Gruppenmitglieder vorgenommen. Die Testergebnisse sollen bis spätestens 06.00 Uhr am Folgetag vorliegen.
Mit dem Test sollen alle mehr als 730 000 Schülerinnen und Schüler der knapp 3800 Grund- und Förderschulen zwei Mal pro Woche in ihrer jeweiligen Lerngruppe auf das Coronavirus getestet werden. Die Anwendung der Tests gilt als leichter für Schüler. Außerdem sind sie empfindlicher als die bisherigen Schnelltests. «Die Lolli-Tests werden uns dabei helfen, Infektionen frühzeitiger als mit Selbsttests zu entdecken und Infektionsketten von vornherein in Schulen zu unterbrechen», hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gesagt.
«Grundsätzlich ist diese Testung viel einfacher als die andere», sagte die Klassenlehrerin Kamuran Turan (34) von der Maria-Kunigunda-Grundschule der Deutschen Presse-Agentur in Essen am Montagmorgen. Die Schnelltests hätten Kinder teilweise nicht hinbekommen. «Hier können sie nicht viel falsch machen.»
09.05.2021
Erste Millionen für «Extra-Zeit zum Lernen» bewilligt
Düsseldorf (dpa) - Damit Schüler Lernrückstände durch Corona ausgleichen können, haben die Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen beiden Monaten 3,3 Millionen Euro für außerschulische Bildungs- und Betreuungsangebote bewilligt. Das Geld fließe in rund 1500 Maßnahmen, teilte das Schulministerium am Sonntag mit. Es hatte für das Programm «Extra-Zeit zum Lernen», das von März 2021 bis Sommer 2022 laufen soll, insgesamt 36 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
«Unser Ziel ist, dass keiner Schülerin und keinem Schüler durch die Pandemie Nachteile für den weiteren Bildungsweg entstehen dürfen», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut Mitteilung. Die Zahlen für März und April zeigten, dass das Angebot auf großes Interesse stoße.
08.05.2021
Karliczek fordert finanzielle Länder-Beteiligung an «Aufholprogramm»
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat die Länder aufgefordert, eigenes Geld zum «Aufholprogramm» des Bundes für Kinder in der Corona-Krise beizusteuern. Das Bundesgeld sei nur der erste Schritt, um gerade die Lernrückstände abzubauen, sagte Karliczek der «Rheinischen Post» (Samstag). «Da Bildung in der Verantwortung der Länder liegt, vertraue ich darauf, dass die Länder ebenfalls erhebliche eigene Anstrengungen unternehmen werden.»
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch ein zwei Milliarden Euro schweres Corona-«Aufholprogramm» für Kinder und Jugendliche beschlossen. Das Programm besteht aus zwei Säulen: Rund eine Milliarde Euro sollen in Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler gesteckt werden. Eine weitere Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Projekte vorgesehen, die Kinder, Jugendliche und Familien unterstützen, um auch in diesem Bereich Krisenfolgen abzufedern. Das Geld soll in diesem und im nächsten Jahr fließen und die Folgen der Corona-Maßnahmen bestmöglich abfedern.
Wenn nach den Sommerferien mit dem Programm begonnen werden soll, müssen die Vorbereitungen der Ministerin zufolge jetzt rasch starten. Die Länder seien nun gefragt. «Idealerweise sollten auch bereits die kommenden Sommerferien genutzt werden», so Karliczek.
07.05.2021
Senat will Hamburgs Schulen für alle Schüler öffnen
Seit gut fünf Monaten dürfen viele Schüler coronabedingt gar nicht mehr in ihre Klassen. Doch das soll nun ein Ende haben. Bleibt die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100, kommt nach den Mai-Ferien die Wende.
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs rot-grüner Senat will die Schulen der Hansestadt nach Ende der Mai-Ferien wieder für alle Schüler öffnen. Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen sollen vom 17. Mai an im Wechselunterricht in die Schule dürfen. Voraussetzung sei jedoch, dass die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen fünf Werktage hintereinander unter 100 bleibe, teilte die Schulbehörde am Freitag im Anschluss an eine Sondersitzung des Senats mit.
Bereits Ende April hatte die Hansestadt angekündigt, dass Hamburgs Fünft- und Sechstklässler nach den Mai-Ferien wieder im Wechselunterricht in die Schulen dürfen. Begründet wurde das damit, dass mit Beginn der Abiturprüfungen Spielraum für eine weitere vorsichtige Öffnung sei.
Seit Mitte März sind bereits die Grund- und Sonderschüler sowie die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen im Wechselunterricht. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler die Hälfte aller Unterrichtsstunden in einer halbierten Klassengruppe in der Schule lernen, die andere Hälfte zu Hause im Distanzunterricht. Der neue Öffnungsschritt soll nun ausdrücklich auch für die Jahrgangsstufen gelten, die bislang vom Präsenzunterricht ausgeschlossen waren.
Derzeit dürfen nach Angaben der Schulbehörde rund 60 Prozent der
rund 200 000 Schüler der allgemeinbildenden Schulen im Wechselunterricht lernen, rund 40 Prozent lernen dagegen ausschließlich zu Hause. «Ich freue mich, dass wir die jetzt entstehenden Spielräume nutzen und Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler in allen Jahrgangsstufen ermöglichen können», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Gerade jüngere Schülerinnen und Schüler seien auf die Begleitung und Anleitung durch Lehrkräfte und Pädagogen angewiesen und brauchten die Schule «als Ort des sozialen Lernens, als Begegnungsstätte mit Gleichaltrigen und als Struktur für ihren Tagesrhythmus», betonte Rabe. In Hamburgs Schulen gelten strenge Sicherheitsregeln. Schüler müssen zwei Mal pro Woche einen Corona-Selbsttest machen, Lehrer und andere Schulbeschäftigte sogar drei Mal pro Woche. Außerdem herrscht auch im Unterricht Maskenpflicht.
Die Präsenzpflicht bleibt weiterhin aufgehoben. Sollten Eltern beispielsweise aufgrund erheblicher gesundheitlicher Risiken im Familienkreis Bedenken gegen den Wechselunterricht haben, können ihre Kinder auch weiterhin im reinen Distanzunterricht zu Hause lernen. «Die Erfahrungen zeigen allerdings, dass weniger als zwei Prozent aller Eltern von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch machen», berichtete die Schulbehörde.
Ministerin Ernst: Sitzenbleiben trotz Pandemie-Bedingungen möglich
Potsdam (dpa) - Das Sitzenbleiben in der Schule ist laut Brandenburger Bildungsministerium in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie nicht ausgeschlossen. Inzwischen gebe es eine andere Regelung als im vergangenen Jahr, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag im Bildungsausschuss des Landtages, daher könnten Leistungen im Distanzunterricht bewertet werden.
In den ersten Monaten der Pandemie im vergangenen Jahr sei der Distanzunterricht der Schüler nicht bewertet worden, da es keine rechtliche Regelung gegeben habe. Das habe zu großer Kritik geführt, sagte Ernst. Gerechterweise wollten die Schüler, dass ihre Leistungen anerkannt werden. Deshalb sei das Verfahren umgestellt worden.
«Es ist schwieriger, im Wechselunterricht oder im monatelangen Distanzunterricht Schülerleistungen zu bewerten», sagte sie. «Nur im Umkehrschluss zu sagen, wir verzichten in einem Jahr komplett auf eine Leistungsbewertung, halte ich für falsch», sagte die Ministerin.
Die Linken-Landtagsabgeordnete Kathrin Dannenberg hatte zuvor gefordert, dass alle Kinder versetzt werden. Bewertungen in Form von Noten solle es bis zu den Sommerferien nicht geben, mit Ausnahme der Abschlussklassen. Die Lehrkräfte sollten in den Zeugnissen auf die Kompetenzen der Kinder eingehen und deren positive Entwicklung deutlich machen. Sie sei überzeugt, dass eine Vergleichbarkeit derzeit überhaupt nicht möglich sei, sagte Dannenberg. «Da sind Bewertungen in Form von Zensuren nicht angebracht», sagte sie.
Keine Kraft mehr: So überleben Familien das Homeschooling
Bei den einen läuft es ganz okay, bei anderen gar nicht. Richtig Lust auf Homeschooling hat aber keiner mehr. Was Familien jetzt noch retten kann.
München (dpa/tmn) - Seit Monaten mühen sich Familien jetzt durchs Homeschooling. Motivation? In vielen Haushalten nicht mehr vorhanden. Was also tun?
Familiencoach Kira Liebmann rät dazu, sich nicht so sehr auf die Lernsituation zu konzentrieren, sondern vor allem aufs Drumherum. «Wenn man es schafft, außerhalb des Schulkontextes eine entspannte Atmosphäre entstehen zu lassen, ist viel gewonnen.» Am wichtigsten sei dabei, dass Jugendliche genügend Ausgleich neben dem Lernen vor dem Bildschirm haben.
Konkret heißt das: eine Pausenstruktur schaffen. «Timer stellen, maximal 25 Minuten lernen, dann 5 Minuten Pause einlegen.» Kinder können sich etwa doppelt so lange konzentrieren, wie sie alt sind - ein 15-Jähriger somit 30 Minuten.
Was außerdem den Alltag erleichtert: bestimmte Zeiten am Tag festlegen, an denen man mit seinem Kind über Schulthemen spricht - und wann eben nicht mehr. «Ab 16 Uhr geht es dann meinetwegen um nichts Schulisches mehr.»
Kira Liebmann hat für Eltern einen weiteren Tipp: Oft kriegen wir Erwachsenen jetzt viel unmittelbarer mit, wie sich das Kind im Unterricht verhält. Ob es aufmerksam zuhört zum Beispiel, oder ob es sich meldet. «Das verleitet dann dazu, sich aus dem Hintergrund einzumischen: 'Du musst mehr mitmachen.'» Das sorge aber oft für Spannungen. Besser sei deshalb, Augen und Ohren zuzuklappen und seinen Kindern die Schule zu überlassen.
Und selbst, wenn Jugendliche in einer ausgeprägten «Das ganze Homeschooling interessiert mich überhaupt nicht»-Phase stecken: Was ist das Schlimmste, was jetzt passieren kann? «Im Zweifel wiederholen sie das Jahr eben noch mal, da müssen sie dann durch», sagt Liebmann.
06.05.2021
Gericht: Pflicht von Lehrern zur Aufsicht von Selbsttests rechtens
Münster (dpa/lnw) - Lehrerinnen und Lehrer dürfen verpflichtet werden, an Schulen Corona-Tests zu beaufsichtigen. Dies hat das Verwaltungsgericht Münster in einem Donnerstag veröffentlichten Eilbeschluss entschieden (Az.: 5 L 276/21 vom 3. Mai). Geklagt hatte eine im Kreis Coesfeld tätige Lehrerin. Sie hatte sich gegen ihre Verpflichtung gewehrt, die Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule bei der Anwendung von Selbsttests anzuleiten und zu beaufsichtigen.
Sie hatte laut Gericht argumentiert, damit zu einer Tätigkeit verpflichtet zu werden, die außerhalb ihrer Ausbildung, ihres Berufsbildes und ihrer Qualifikation liege. Vielmehr sei dies als Tätigkeit auf dem allgemeinen staatlichen Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege anzusehen. Auch sei sie nicht geimpft und deshalb bei der Aufsicht einer ihr nicht zumutbaren Gesundheitsgefährdung ausgesetzt.
Das Gericht sah das anders. Die Anweisung zur Beaufsichtigung der Schüler verletze die Lehrerin nicht in ihren Rechten. Aus dem beamtenrechtlichen Anspruch auf Fürsorge durch den Dienstherrn ergebe sich kein Anspruch darauf, an der Schule eine «Nullrisiko-Situation» anzutreffen. Ein allumfassender Gesundheitsschutz während einer pandemischen Lage könne nicht sichergestellt werden.
Die Lehrerin habe außerdem nicht glaubhaft gemacht, dass sie bei der Aufsicht einer ihr nicht zumutbaren Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sei. Die konkrete Ausgestaltung der Aufsicht reduziere das Risiko einer Erkrankung auf ein für die Antragstellerin hinnehmbares Maß. Auch die Beratungs-, Betreuungs- und Aufsichtspflicht von Lehrern umfasse die Durchführung von Selbsttests. Von einer Tätigkeit im Bereich der allgemeinen Gesundheitspflege könne keine Rede sein.
Der Beschluss ist nicht rechtskräftig. Die Lehrerin kann dagegen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen.
Kritik und Verteidigung - Übertrittszeugnisse spalten Meinung
München (dpa/lby) - Einen Tag vor Verleihung der Übertrittszeugnisse im Freistaat hat das für die weitere Schullaufbahn von Viertklässlern richtungsweisende Verfahren für Kritik gesorgt. «Das sogenannte Grundschulabitur terrorisiert in Bayern seit Jahren Kinder, Eltern und Lehrpersonen. Es gehört endlich abgeschafft», forderte etwa die SPD-Landtagsfraktion. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband betonte am Donnerstag: «Von einer fairen und vergleichbaren Ermittlung der immer noch notwendigen Notendurchschnitte kann in diesen Zeiten beim besten Willen nicht mehr die Rede sein.»
In Bayern wird ein bestimmter Durchschnitt der Noten in den drei Hauptfächern benötigt, um nach der Grundschule auf das Gymnasium oder die Realschule gehen zu dürfen. Dies führe zu einem enormen Notendruck, bemängelten die Kritiker. Nach vielen Wochen mit Distanz- und Wechselunterricht sowie völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Schulen und Familien seien eine Vergleichbarkeit und eine faire Beurteilung gar nicht möglich.
Der bayerische Philologenverband, Vertreter der Gymnasiallehrkräfte, hält hingegen das Festhalten am Übertrittszeugnis auch im Corona-Ausnahmeschuljahr für «sinnvoll und pädagogisch». Die Lehrkräfte an den Grundschulen wüssten sehr genau, wer für welche weiterführende Schule infrage komme. «Und diese Beurteilung muss auf validen Noten basieren, diese sind der beste und sicherste Indikator für den späteren schulischen Erfolg», erläuterte der Vorsitzende Michael Schwägerl.
Ernst hofft zum neuen Schuljahr auf Impfung für Schulkinder
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) setzt für das kommende Schuljahr auf Corona-Impfungen für Schulkinder. «Wir werden nach dem Sommer, so hoffe ich, auch Kinder ab zwölf Jahren impfen können», sagte Ernst der «Märkischen Oderzeitung» (Donnerstag). «Mit der Impfung der Lehrkräfte und der verpflichtenden Teststrategie macht das die Schulen noch sicherer.» Die geplanten Nachhilfeprogramme zum Aufholen der Lernrückstände wegen der Schulschließungen könnten nur im Präsenzunterricht greifen.
Zur Frage, ob Kinder Klassen wiederholen sollten, riet Ernst den Eltern, dies sorgfältig abzuwägen. «Ich empfehle den Eltern dort, wo die gesamte Lerngruppe vielleicht nicht ganz so weit ist, die Kinder und Jugendlichen nicht aus ihren vertrauten sozialen Zusammenhängen zu reißen», sagte die Ministerin. Die Schulen seien darauf eingestellt, ab dem kommenden Schuljahr die Lernrückstände aufzuholen. «Wenn Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind von der Lerngruppe komplett abgehängt ist, dann würde ich das Gespräch mit der Schule suchen, um eine Wiederholung zu erwägen», sagte Ernst.
Tausende starten trotz Corona Auslandsstudium
Berlin (dpa) - Trotz weltweiter Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind tausende junge Menschen aus Deutschland auch in diesem Jahr für einen Studienaufenthalt ins Ausland gegangen. Wie der Deutsche Akademische Austauschdienst am Donnerstag mitteilte, haben seit Jahresbeginn rund 9000 Studenten über das europäische Austauschprogramm Erasmus einen Auslandsaufenthalt begonnen.
Zum Stichtag Ende April seien es trotz Corona rund 75 Prozent der Erasmus-Auslandsaufenthalte im Vergleich zu diesem Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 gewesen. «Das Interesse an einem Auslandsaufenthalt im europäischen Ausland ist ungebrochen groß. Unsere Mitgliedshochschulen und die Studierenden haben sich dabei schnell und verantwortungsvoll an die äußerst herausfordernde Pandemiesituation angepasst», sagte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee.
Bislang 284 positive Corona-Schnelltests an Schulen in MV
Schwerin (dpa/mv) - Seit Beginn der Corona-Schnelltests an den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns sind 284 Ergebnisse positiv ausgefallen. Darunter sind 227 Schülerinnen und Schüler sowie 57 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag im Landtag in Schwerin sagte.
Bislang seien 411 794 Tests genommen worden, darunter 343 714 von Schülern und 68 080 von Beschäftigten. Wie viele der positiven Schnelltests durch den notwendigen PCR-Test bestätigt worden sind, war zunächst nicht bekannt.
Laut Bildungsministerin werden seit dem 17. März im Nordosten Corona-Schnelltests an den Schulen genommen, eine Testpflicht besteht seit Ende April. Wer in die Schule geht, muss sich zweimal die Woche testen.
Elternräte der Gymnasien fordern baldige Rückkehr zu Regelbetrieb
Hannover (dpa/lni) - Die Elternräte der niedersächsischen Gymnasien fordern eine baldige Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen. Die Wochen mit Corona-Schnelltests hätten gezeigt, dass Schulen keine Hotspots für Infektionen seien, schrieb der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens in einer Mitteilung.
Das Kultusministerium solle anordnen, nach einer kurzen Übergangsphase im Szenario B mit Wechselunterricht wieder zu Szenario A mit Präsenzunterricht überzugehen. Die Schülerinnen und Schüler seien mehrere Monate nicht mehr in den Schulen gewesen; es werde sonst schwer, die negativen Folgen auszugleichen.
Die Elternräte regten an, die fünften und sechsten Klassen genau wie die Abschlussklassen schneller wieder vollständig in den Schulen zu unterrichten. Diese Jahrgänge hätten nach dem Wechsel auf die weiterführenden Schulen bislang kaum Gelegenheit gehabt, sich in ihre Schulen und Klassengemeinschaften einzufinden.
Bisher keine Fördermittel für Schul-Luftfilter abgerufen
Erfurt (dpa/th) - Die Schulträger in Thüringen haben nach Angaben des Bauministeriums noch keine Landesmittel für die Beschaffung von Luftfilteranlagen für Schulen abgerufen. Die entsprechenden Bescheide liegen den staatlichen Schulträgern allerdings vor, so dass man zeitnah mit Mittelabrufen rechne, erklärte das Ministerium auf Anfrage. Dafür haben die Träger noch bis 31. Oktober Zeit.
Insgesamt stellt das Land rund fünf Millionen Euro zur Verfügung. 4,5 Millionen Euro können davon für Luftfilteranlagen und andere Ausstattung im Kampf gegen die Corona-Pandemie abgerufen werden - etwa für Trennwände oder Co2-Sensoren. Gut 500 000 Euro sind für eine wissenschaftliche Begleitung zu Raumluftanlagen an Schulen vorgesehen.
Wechselunterricht auch für Klassen sieben bis elf in Hessen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Schulen können ab Donnerstag auch in den Klassen sieben bis elf wieder Wechselunterricht anbieten. Voraussetzung ist, dass in dem Landkreis oder der kreisfreien Stadt ihrer Schule die Corona-Inzidenz niedrig geblieben ist. Konkret muss die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen (Inzidenz) an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen - Sonn- und Feiertage nicht mitgezählt - unter 165 bleiben.
Bislang dürfen nur die Kinder der Jahrgangsstufen eins bis sechs im Wechselunterricht in ihre Klassen. Die Jahrgänge ab Klasse sieben wurden seit Mitte Dezember im Distanzunterricht mit Homeschooling unterrichtet. Die Abschlussklassen erhielten Präsenzunterricht.
«Es ist sehr positiv, dass nun beginnend mit dem heutigen Tag in immer mehr Regionen Hessens insbesondere die Schülerinnen und Schüler wieder regelmäßig in die Schule gehen können, die seit Mitte Dezember ausschließlich Distanzunterricht erhalten haben», erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Er sei sehr optimistisch, dass der Wechselunterricht dazu beiträgt, dass schon bald alle Schülerinnen und Schüler in Hessen wieder in die Schule gehen werden. «Das Licht am Ende des Tunnels wird von Tag zu Tag heller.»
05.05.2021
Kabinett berät über 100 Euro Freizeitbonus und Nachhilfe-Milliarde
Die Corona-Maßnahmen haben Kinder und Jugendliche überall ausgebremst: In der Schule, bei der Zukunftsplanung, in der Freizeit. Mit einem Aufholprogramm soll nun der Schaden begrenzt werden. Das Kabinett berät zudem über den Rechtsanspruch auf Ganztag an Grundschulen.
Berlin (dpa) - Das Bundeskabinett will an diesem Mittwoch zwei große Vorhaben in der Familien- und Bildungspolitik auf den Weg bringen. Um die Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche abzufedern, soll ein rund zwei Milliarden Euro schweres sogenanntes Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche beschlossen werden. Außerdem haben Familien- und Bildungsministerium einen gemeinsamen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler, der im Koalitionsvertrag verabredet wurde, umgesetzt werden soll.
Das geplante Corona-Aufholprogramm soll aus zwei Säulen bestehen: Mit rund einer Milliarde Euro sollen Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler in den Bundesländern unterstützt werden. Es wird davon ausgegangen, dass jeder vierte Schüler Lernrückstände aufzuholen hat. Mit dem Fördergeld sollen die Länder bestehende Programme ausbauen können, etwa Sommercamps und Nachhilfekurse während des Schuljahrs. Die Kurse könnten von Stiftungen, Vereinen, Initiativen, Volkshochschulen, pensionierten Lehrkräfte, Lehramtsstudenten und auch kommerziellen Nachhilfeanbietern übernommen werden.
Eine weitere Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Programme vorgesehen, um die sozialen und psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Geplant ist unter anderem eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben. Das Geld soll je nach Bedarf für Ferien-, Sport- und Freizeitaktivitäten eingesetzt werden können. Mehr Geld soll zudem für Sprachförderung an Kitas in sogenannten sozialen Brennpunkten zur Verfügung gestellt werden, weil viele Kinder die Einrichtungen nicht besuchen konnten. Auch eine stärkere Förderung von Schulsozialarbeit, Freizeitangeboten und kostengünstigen Ferienfahrten ist geplant.
Der Deutsche Städtetag forderte eine schnelle Umsetzung des Aufholprogramms. «Wir müssen Kindern und Jugendlichen unmittelbar helfen, damit sie soziale und psychische Folgen durch die Lockdowns bewältigen können», sagte Vizepräsident Markus Lewe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es dürfe keine Zeit und Kraft mit komplizierten Antragsverfahren verplempert werden. Lewe, der auch Oberbürgermeister von Münster ist, rief die Länder zudem dazu auf, das Bundesgeld durch eigene Mittel «spürbar» zu ergänzen.
Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) sprach sich dafür aus, Kinder und Jugendliche aus Flüchtlings- und Einwandererfamilien besonders in den Blick zu nehmen und Sprach- und Freizeitangebote für sie zu verstärken. Ihre Familien seien von
den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen, sagte sie dem RND. Viele arbeiteten in Berufen, in denen Homeoffice nicht möglich sei, etwa in der Pflege oder im Einzelhandel oder im Gastgewerbe, das stärker von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sei.
Das Kabinett will außerdem an diesem Mittwoch den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule auf den Weg bringen. Damit versucht die große Koalition kurz vor dem Ende der Legislaturperiode noch eines ihrer zentralen Vorhaben im Bildungs- und Familienbereich umzusetzen. Kinder, die ab dem Schuljahr 2025/2026 eingeschult werden, sollen laut dem Gesetzentwurf von Bundesfamilien- und Bundesbildungsministerium in den ersten vier Schuljahren einen Anspruch auf ganztägige Betreuung bekommen - für mindestens acht Stunden an Wochentagen und auch in den Ferien.
Einige Bundesländer, vor allem im Osten, haben schon eine gut ausgebaute Ganztagsbetreuung, entweder in Form von Ganztagsschulen oder als Kombination aus Schule und Hort. In anderen Ländern müsste noch viel investiert werden, um den Rechtsanspruch ab 2025 erfüllen zu können. Wegen der immensen Kosten für den laufenden Betrieb, für Personal und Investitionen an den Grundschulen gibt es bis heute Streit. Die Länder fordern eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes. Eine Zustimmung im Bundesrat und eine Umsetzung des Vorhabens bis zur Bundestagswahl sind daher offen.
Bereits zugesagt hatte die Regierung 3,5 Milliarden Euro für Investitionen und eine laufende Beteiligung an den Betriebskosten. Im Gesetzentwurf werden dafür jährlich dreistellige Millionenbeträge von Bundesseite genannt.
Skeptisch zeigte sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Angesichts des bereits jetzt bestehenden Fachkräftemangels bei erzieherischen Berufen «wird es nicht gelingen können, bis 2030 rund 800 000 zusätzliche Ganztagsplätze zu schaffen», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele Betreuungskräfte erreichten in den nächsten Jahren außerdem das Rentenalter. Landsberg forderte Bund und Länder zu einer Ausbildungsinitiative für Erziehungsberufe auf und sprach sich für eine deutlich höhere Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten aus.
04.05.2021
Keine Beschwerden: Reibungsloser Start ins Ausnahme-Abitur
Es ist ein Abitur im Ausnahmezustand: Nach der Vorbereitung unter Pandemie-Bedingungen starten die Abschlussklassen in Baden-Württemberg mit dem Fach Deutsch in die Prüfungen. Wegen der besonderen Umstände gelten dafür einige Sonderregeln.
Stuttgart (dpa/lsw) - Für rund 46 500 Schüler der Abschlussklassen in Baden-Württemberg haben am Dienstag die schriftlichen Abiturprüfungen begonnen. Los ging es von 9.00 Uhr bis 14.45 Uhr mit dem Fach Deutsch. Nach Angaben des Kultusministeriums bekamen die Schüler damit wie im vergangenen Jahr eine halbe Stunde mehr Zeit als üblich, um eine der Prüfungsaufgaben zu bearbeiten - so soll der Pandemie-Situation Rechnung getragen werden. Die Lehrer konnten zudem wieder aus einem größeren Aufgaben-Pool Prüfungsfragen für ihre Klassen auswählen.
Berichte über Probleme beim Prüfungsauftakt seien nicht eingegangen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag. «Der Start in das diesjährige Abitur ist demnach reibungslos verlaufen.» Die Aufgabenverteilung habe problemlos funktioniert, auch die Einhaltung der strengen Hygieneregeln habe «reibungslos» geklappt.
Um Corona-Infektionen zu verhindern, gilt beim Prüfungsmarathon bis zum 20. beziehungsweise 21. Mai (berufliche Gymnasien) in den Schulen Maskenpflicht. Getestete und nicht getestete Schüler sollen währenddessen räumlich voneinander getrennt werden.
Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, David Jung, sagte, der Start in die Prüfungen sei gut gelaufen. «Ich habe heute auch Deutsch geschrieben und kam gut durch», so Jung. Die Aufgaben seien angemessen und «in allen Rubriken fair» gewesen.
Zur Vorbereitung in Zeiten von Corona waren die Lerninhalte in allen Fächern auf das sogenannte Kerncurriculum reduziert worden - dafür sind 75 Prozent der Unterrichtszeit ausgelegt. So sollte den Schülern Zeit für Wiederholung und Vertiefung gegeben werden. Die Prüfungen wurden zudem zeitlich nach hinten verschoben, die Schüler konnten darüber hinaus zwischen einem Haupt- und einem Nachtermin wählen.
In diesem Jahr werden nach Angaben des Kultusministeriums an den allgemeinbildenden Gymnasien etwa 30 100 Schüler schriftlich in Deutsch, Mathematik, einer Fremdsprache und einem weiteren Kernfach geprüft. Weitere rund 16 400 Schüler legen ihre Abiturprüfungen an beruflichen Gymnasien ab. Im Jahr 2020 bestanden 98,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Prüfungen.
Bayern sperrt auf - Lockerungen für Biergärten, Tourismus, Schulen
Eine «gute Mischung aus Vorsicht und Optimismus»: So beschreibt Ministerpräsident Söder die geplanten stufenweisen Lockerungen in Bayern. Entscheidend sind dabei immer die regionalen Corona-Zahlen.
München (dpa/lby) - Nach teils monatelanger Zwangspause heißt es in Regionen mit niedrigen Corona-Zahlen am kommenden Montag (10. Mai): Biergärten auf, Kinos auf, Theater auf - wenn auch unter Auflagen. Pünktlich zu den Pfingstferien soll auch der Tourismus wieder langsam anlaufen. Zudem dürfen schon am Montag in weiten Teilen Bayerns die Grundschulen wieder für alle aufsperren, lediglich für weiterführende Schulen bleibt es zunächst bei strikteren Grenzwerten. Und: Vollständige Geimpfte und Genesene werden schon ab Donnerstag von vielen Corona-Beschränkungen befreit. Dies und mehr hat das Kabinett am Dienstag beschlossen. Ein Überblick über zentrale Punkte:
BIERGÄRTEN: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 darf bereits ab kommenden Montag (10. Mai) die Außengastronomie wieder öffnen, allen voran die Biergärten. Eine Einschränkung aber: Um 22.00 Uhr muss Schluss sein. Stabile Corona-Zahlen heißt nach Worten von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), dass es etwa für einen Wochen-Zeitraum keine großen Ausschläge bei der Sieben-Tage-Inzidenz geben dürfe und die Tendenz eher fallend sein müsse. Formal muss das Ministerium den regionalen Öffnungen jeweils zustimmen - es ist laut Kabinettsbeschluss allerdings «gebeten, das hierfür nötige Einvernehmen zu erteilen». Bei regionalen Inzidenz-Werten zwischen 50 und 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche soll unter anderem eine Corona-Testpflicht gelten, unter 50 soll diese dann entfallen.
THEATER UND KINOS: Unter denselben Bedingungen und Voraussetzungen dürfen am Montag auch Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos öffnen - wenn die Corona-Zahlen in der jeweiligen Region stabil sind.
SPORT: In Regionen mit stabilen Corona-Zahlen unter 100 ist ab Montag auch kontaktfreier Sport in Gebäuden sowie Kontaktsport unter freiem Himmel wieder erlaubt - ebenfalls verbunden mit einer Testpflicht, die bei einer Inzidenz unter 50 wieder entfallen soll.
TOURISMUS: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 werden ab Freitag, 21. Mai, wieder touristische Angebote zugelassen. Dazu zählen Hotels, Ferienwohnungen und -häuser sowie Campingplätze. Die konkreten Auflagen für inzidenzabhängige Öffnungen, wie Testpflichten und Hygienekonzepte, sollen bis zur kommenden Woche von den Ministerien erarbeitet werden. Ein Kernpunkt ist auch: Sollten die Corona-Zahlen regional wieder steigen, müssten die Öffnungen auch wieder zurückgenommen werden. Öffnungsmöglichkeiten soll es unter diesen Bedingungen auch für «spezielle touristische Infrastrukturen» geben. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nannte dabei als denkbare Beispiele «Freizeiteinrichtungen von der Seilbahn bis zum Reisebus».
SCHULEN: An den weiterführenden Schulen bleibt es bis zu den Pfingstferien beim bisherigen strikteren Grenzwert 100 für Distanzunterricht. Lediglich Grundschulen dürfen ab nächsten Montag (10. Mai) bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 Wechselunterricht in allen Klassen anbieten. Gleiches gilt für die 5. und 6. Klasse an Förderschulen. Erst nach den Pfingstferien - also ab dem 7. Juni - soll dann auch an weiterführenden Schulen der Grenzwert 165 gelten, wie in der Bundes-Notbremse vorgesehen. Ausnahmen gelten weiterhin unter anderem für Abschlussklassen und Viertklässler, die auch bei höheren Corona-Zahlen weiterhin überall Wechselunterricht haben.
BILDUNGSMONITORING: Das Kultusministerium soll dem Kabinett in Kürze berichten, wie es um den Lernstand der Schülerinnen und Schüler angesichts der langen Corona-Einschränkungen bestellt ist und wie die Unterstützungsangebote und der weitere Zeitplan nun aussehen.
AUSGANGSBESCHRÄNKUNGEN: Bayern bleibt bis zum Ende der Pfingstferien am 6. Juni bei seiner im Länder-Vergleich strikteren nächtlichen Ausgangssperre - damit bleibt in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 Joggen und Spazierengehen zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht verboten. Erst ab 7. Juni sollen dann die Ausnahmen gelten, wie sie in der Bundes-Notbremse vorgesehen sind.
GEIMPFTE UND GENESENE: Bereits von diesem Donnerstag an wird Bayern vollständig Geimpfte und Genesene negativ Getesteten gleichstellen. Das bedeutet: Test- und Quarantänepflichten entfallen, die nächtliche Ausgangssperre in Hotspots gilt für vollständig Geimpfte nicht mehr, und bei regionalen Kontaktbeschränkungen gilt dann: Bei der Zahl der maximal erlaubten Kontakte zählen vollständig Geimpfte nicht mit. Bayern setzt damit bundesweit geplante Regelungen etwas früher um. Auflagen etwa beim Besuch von Alten- und Pflegeheimen gelten aber weiterhin für alle, ebenso wie Maskenpflicht und Hygieneregeln.
KÖRPERNAHE DIENSTLEISTUNGEN: In Regionen mit Sieben-Tage-Inzidenzen unter 100 können ab Montag (10. Mai) alle bisher noch geschlossenen körpernahen Dienstleistungen wieder starten - unter den Bedingungen, wie sie für Friseure und Fußpfleger gelten (etwa FFP2-Maskenpflicht).
HUNDESCHULEN: In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 165 können ab kommenden Montag auch Hundeschulen wieder öffnen.
MUSIKGRUPPEN: Musikensembles, Amateurtheater und ähnliches sollen in Kürze in Regionen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 wieder starten dürfen. Ein Datum dafür gibt es aber noch nicht. Wissenschafts- und Gesundheitsressort sollen ein Konzept vorlegen.
CORONA-VERORDNUNG: Die bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wird mit diesen Änderungen nun bis einschließlich 6. Juni verlängert.
CORONA-ZAHLEN: In Bayern liegen aktuell (Stand Dienstag) nach Angaben des Robert Koch-Instituts 19 Regionen unterhalb einer Inzidenz von 100, 38 im Bereich zwischen 100 und 150 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Es folgen 10 weitere Landkreise beziehungsweise kreisfreie Städte unter 165. Die restlichen 29 liegen oberhalb von 165 - wobei sich 19 sogar noch über einer Inzidenz von 200 befinden. In Bayern gibt es 71 Landkreise und 25 kreisfreie Städte.
Wechselunterricht in fast jedem zweiten Stadt- und Landkreis in Sicht
Stuttgart (dpa/lsw) - Sinken die Corona-Infektionszahlen weiter, könnte in vielen Städten und Kreisen Baden-Württembergs bereits bald wieder Wechselunterricht an den Schulen angeboten werden. Die Schulen könnten zu diesem Modell aus Präsenz- und Fernunterricht zurückkehren, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in ihrem Stadt- oder Landkreis an fünf Werktagen in Folge unter dem Inzidenzwert von 165 liegt, wie das Kultusministerium am Dienstag mitteilte. Schulen hätten dann zudem eine Übergangsfrist von bis zu drei Tagen. «Diese können sie nutzen, wenn die Rückkehr zum Wechselunterricht nach dem Ablauf der Frist aus organisatorischen Gründen nicht unmittelbar möglich ist», heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.
Laut Bundesrecht ist Präsenzunterricht in der Regel nur noch im Wechsel möglich, wenn die Inzidenz drei Tage in Folge den Wert von 100 überschreitet. Ein durchgängiger Präsenzunterricht für einzelne Klassen oder Lerngruppen ist nach Angaben des Kultusministeriums nicht möglich. Es ist aber weder der Anteil des Fernunterrichts noch die Häufigkeit vorgegeben, in der zwischen Fern- und Präsenzunterricht gewechselt werden muss. Ziel sei es, soviel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist zuletzt zwar sowohl bundesweit als auch in Baden-Württemberg gesunken. Sie lag am Dienstag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (Stand 5.08 Uhr) aber noch bei 141,4, in Baden-Württemberg nach Angaben des Landesgesundheitsamtes sogar bei 173,1 (Stand Montag, 16.00 Uhr). Am Montag überschritten noch mehr als die Hälfte der Kreise und Städte den Wert von 165. Wenn dieser Schwellenwert drei Tage hintereinander überschritten ist, müssen gemäß der Bundes-Notbremse die Schulen schließen.
Berichte: Wechselunterricht in Schulen bis Inzidenz von 165 geplant
Hannover (dpa/lni) - Die niedersächsische Landesregierung will Medienberichten zufolge angesichts sinkender Infektionszahlen die Corona-Regeln für Schulen lockern. Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» (HAZ) und die «Nordwest-Zeitung» am Dienstag berichten, soll es für Schülerinnen und Schüler bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 Wechselunterricht geben. Das bedeutet, dass eine Hälfte der Schüler in der Schule unterrichtet wird, während die andere Hälfte zu Hause lernt. Mit Ausnahme von Abschlussklassen sowie Grund- und Förderschulen ist bislang Distanzunterricht ab einer Inzidenz von 100 vorgeschrieben.
Eine entsprechende Regelung soll nach Informationen der Zeitungen Teil einer neuen Corona-Verordnung sein, die ab kommender Woche gilt. Einzelheiten will die Landesregierung an diesem Dienstag vorstellen. Bereits am Montag hatte die Staatskanzlei in Hannover vorsichtige Lockerungen angekündigt, die in Kreisen und Städten gelten sollen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz belastbar unter 100 liegt. Lockerungen könnten demnach auch für den Einzelhandel, die Gastronomie und den Tourismus in Aussicht stehen.
Wie die HAZ berichtet, sollen von Mitte Mai an auch die Regelungen beim Freizeitsport gelockert werden. Wie im Stufenplan vorgesehen, soll bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 Kontaktsport im Freien wieder mit bis zu 30 Personen betrieben werden können. «Bei Erwachsenen gilt dies nur bei Vorlage eines negativen Testnachweises», sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) der Zeitung. Der Minister verwies demnach auf Aussagen von Aerosolforschern, wonach beim Sport im Freien unter Corona-Gesichtspunkten nur ein geringes Infektionsrisiko bestehe.
Abitur im Ausnahmezustand - rund 45 000 Jungen und Mädchen legen los
Es ist ein Abitur im Ausnahmezustand. Die Abschlussklassen lernen schon seit Monaten unter ganz besonderen Bedingungen. Für die Prüfungen gelten wegen den Pandemie strenge Corona-Vorschriften. Nach viel Büffelei mit Masken und Tests geht es nun endlich los.
Stuttgart (dpa/lsw) - Für insgesamt rund 45 000 Jungen und Mädchen der Abschlussklassen in Baden-Württemberg wird es ernst: Das Abi 2021 beginnt an den Gymnasien - und es steht ganz im Zeichen des Coronavirus. Beim Prüfungsmarathon von diesem Dienstag (4. Mai) bis zum 20. Mai beziehungsweise 21. Mai (berufliche Gymnasien) geht es natürlich vor allem ums Wissen, aber besonders groß geschrieben wird auch der Infektionsschutz. In den Schulen gilt Maskenpflicht, die getesteten und nicht getesteten Schüler sollen räumlich voneinander getrennt werden.
Unter diesen Umständen kann von einem normalen Abitur eigentlich keine Rede mehr sein. Die Bildungsinhalte wurden bereits in allen Fächern auf das sogenannte Kerncurriculum reduziert - dafür sind 75 Prozent der Unterrichtszeit ausgelegt. So soll und sollte den Schülern Zeit fürs Wiederholen und Vertiefen gegeben werden. Die Abschlussprüfungen wurden zudem um zwei bis drei Wochen nach hinten verschoben. Zum Abitur konnten die Schüler zudem zwischen einem Haupt- und einem Nachtermin wählen, die schriftlichen Prüfungen wurden um 30 Minuten verlängert. Außerdem hatten und haben die Lehrer in der schriftlichen Prüfung weitere Aufgaben zur Vorauswahl. So können sie Aufgaben auswählen, die am besten zum erteilten Unterricht passen.
In diesem Jahr werden an den allgemeinbildenden Gymnasien knapp 28 600 Schülerinnen und Schüler in den schriftlichen Prüfungsfragen in Deutsch, Mathematik, einer Fremdsprache und einem weiteren Kernfach geprüft. Die weitaus meisten von ihnen dürften ihr Abi auch erfolgreich meistern, geht man von den Quoten des vergangenen Jahres aus: Im Jahr 2020 bestanden 98,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Prüfungen. Die Durchschnittsnote lag bei 2,31, und die am häufigsten vergebene Durchschnittsnote war die 2,6. Die Bestnote 1,0 erhielten 2,9 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten, wie das Statistische Landesamt errechnet hat. Eine 1 vor dem Komma stand in 31 Prozent der vergebenen Abiturzeugnisse, eine 2 in jedem zweiten Zeugnis und eine 3 in fast 19 Prozent von ihnen.
Insgesamt haben im vergangenen Sommer rund 44 800 Jugendliche ein allgemeinbildendes oder berufliches Gymnasium mit der allgemeinen Hochschulreife in der Tasche verlassen - 63 Prozent von ihnen ein allgemeinbildendes, 37 Prozent ein berufliches Gymnasium.
03.05.2021
Corona-Impfangebote für alle bayerischen Lehrer im Präsenzunterricht
München (dpa) - Ab sofort können auch alle Lehrer an den weiterführenden und den beruflichen Schulen in Bayern auf eine zeitnahe Corona-Schutzimpfung hoffen. «Wir können jetzt allen Lehrerinnen und Lehrern in Bayern, die im Präsenzunterricht im Einsatz für die Bildung sind, ein Impfangebot machen», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag in München. Bislang hatten nur die Lehrerinnen und Lehrer an den Grund- und Förderschulen die Möglichkeit einer bevorzugten Impfung.
Das Angebot richte sich explizit primär an die Lehrkräfte, die regelmäßig in Präsenz unterrichteten, in der Notbetreuung tätig seien oder bei den Abschlussprüfungen beispielsweise als Aufsicht in der Schule eingesetzt würden, teilte das Kultusministerium mit. Die Schulleitungen würden den betreffenden Lehrern eine entsprechende Bestätigung zum Nachweis der vorrangigen Impfberechtigung für das Impfzentrum ausstellen. «Mit den neuen Impfangeboten für die Lehrkräfte an Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen machen wir jetzt einen weiteren wichtigen Schritt für mehr Sicherheit», betonte Piazolo.
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer-und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, sagte, die Entscheidung sei nicht nur ein wichtiges Signal, sondern zwingend notwendig. «Jede Lehrerin und jeder Lehrer, der seinen Fuß in die Schule setzen soll, braucht ein Impfangebot», habe der BLLV gefordert - dies sei nun erfüllt.
Niedersachsen will Corona-Beschränkungen vorsichtig lockern
Tourismus, Gastronomie und Handel drängen auf Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Einen Weg aus dem monatelangen Lockdown will die Landesregierung am Dienstag abstecken. Erste Erleichterungen sollen vom kommenden Wochenende an greifen.
Hannover (dpa/lni) - Nach monatelangem Lockdown will Niedersachsen die Corona-Beschränkungen angesichts rückläufiger Zahlen vorsichtig lockern. Dies soll in Kreisen und Städten der Fall sein, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz belastbar unter 100 liegt, kündigte die Staatskanzlei in Hannover am Montag an.
Die mit der neuen Corona-Verordnung des Landes ab kommendem Wochenende ins Auge gefassten Lockerungen wollen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag vorstellen. Unter anderem geht es um Tourismus und Gastronomie sowie den Einzelhandel.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will verbesserte Möglichkeiten für den Schulunterricht präsentieren. Bislang hat das Land an seinem restriktiven Kurs festgehalten, dass Schulen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 größtenteils in den Distanzunterricht wechseln. Vielversprechend angelaufen sind inzwischen regelmäßige Schnelltests aller Schülerinnen- und Schüler vor dem Schulbesuch. Auch daran wollte der Kultusminister mögliche Lockerungen koppeln.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sank die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Montag von 101,7 auf 99,5. In 16 der 45 Kreise und Großstädte liegt die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen noch über 100.
Mehrere Tourismusregionen, Verbände und das Gastgewerbe verlangen unterdessen von der Landesregierung gemeinsam eine rasche Antwort auf ihre Vorschläge für vorsichtige Öffnungen. Der finanzielle Druck auf die Betriebe sei mittlerweile so hoch, dass man jetzt endlich handeln müsse, erklärte der Harzer Tourismusverband am Montag auch stellvertretend für weitere Organisationen und Firmen aus der niedersächsischen Branche: «Viele Existenzen sind bedroht, wichtige Leistungsträger können nicht auf Überbrückungshilfen des Bundes zugreifen - flankierende Dienstleistungs- und Servicebereiche leiden ebenfalls massiv unter dem ausbleibenden Gästeaufkommen.»
Der Harz-Verband schloss sich mit Kollegen aus weiteren Regionen, den Landesablegern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sowie des Bundesverbands der Campingwirtschaft und mit den niedersächsischen Heilbädern zusammen. Sie wollen an diesem Donnerstag (6. Mai) Details ihrer Forderungen bekanntgeben. «Seit nunmehr sechs Monaten befindet sich die Tourismusbranche deutschlandweit im Lockdown», hieß es vorab. «Öffnungsperspektiven sind nicht in Sicht. So kann es nicht bleiben.» Auch Touristiker aus Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen sich demnach beteiligen.
Auch die Ostfriesischen Inseln warten auf Öffnungssignale für Tourismus und Gastgewerbe. Doch das von den Inseln vorgelegte Pilotprojekt zur Öffnung des Tourismus wird dagegen in seiner zunächst geplanten Form nicht kommen, wie Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn (parteilos) am Montag mitteilte. «Es wird eine Pandemieverordnung geben, die für ganz Niedersachsen gilt, bei der es für die Inseln keine Ausnahmeregelung geben wird», sagte Horn nach einem Gespräch mit Gesundheitsministerin Daniela Behrens und Umweltminister Olaf Lies (beide SPD) und den Inselbürgermeistern.
Auf zentrale Punkte des Konzeptes wie etwa eine umfassende Teststrategie solle aber bei künftigen Öffnungen zurückgegriffen werde, sagte Horn. Umweltminister Lies sagte mit Blick auf die Bestandteile des Öffnungs-Konzept der Inseln im Anschluss an das Gespräch: «Ich bin überzeugt, dass sich ein ganz großer Teil davon, auch in der nächsten Verordnung schon wiederfindet und sicherlich auch in folgenden Verordnungen, die wir noch erarbeiten.»
Söder kündigt Öffnung von Grundschulen bis Inzidenz 165 an
Die meisten Schüler in Bayern haben ihre Schule schon länger nicht mehr von innen gesehen. Zumindest für Grundschüler soll sich das nun ändern, wenn auch nicht überall. Den Freien Wählern reicht das nicht.
München (dpa/lby) - Grundschulen in Bayern dürfen ab nächsten Montag auf breiter Front wieder für alle Klassenstufen im Wechselunterricht öffnen - nämlich schon bei einer regionalen Sieben-Tage-Inzidenz bis 165. Das kündigte Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am Montag nach einer Videokonferenz des CSU-Vorstands an. Indem er für Grundschulen vom Grenzwert 100 abrückt und auf den Wert 165 aus der Bundes-Notbremse einschwenkt, kommt er seinem Koalitionspartner, den Freien Wählern, ein Stück weit entgegen. An weiterführenden Schulen will Söder dagegen bis auf Weiteres beim Grenzwert 100 bleiben. Den Freien Wählern reichte das Angebot deshalb zunächst jedenfalls nicht.
Zugleich stellte Söder Öffnungsmöglichkeiten ab der kommenden Woche für die Außengastronomie, für Theater und Kinos in Aussicht, wenn die regionale Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liegt, und mit Tests und Termin. Ebenso deutete er an, in den Pfingstferien könnten Ferienwohnungen und Hotels öffnen, mit Tests und Hygienekonzepten.
Die Lockerungen für Grundschulen begründete Söder damit, dass dort Distanzunterricht zum Teil mit Schwierigkeiten verbunden sei. Bei den weiterführenden Schulen dagegen sei dies anders: «Das funktioniert.» Zudem verwies Söder auf höhere Corona-Zahlen unter Jugendlichen. Man gehe aber davon aus, dass es nun immer mehr Regionen unter 100 gebe, die Lage werde sich also bis nach Pfingsten sukzessive verbessern.
Zudem sollen nun alle Lehrer im Präsenzunterricht auch an den weiterführenden und den beruflichen Schulen ein Impfangebot bekommen. Bislang hatten nur Lehrer an Grund- und Förderschulen die Möglichkeit einer bevorzugten Impfung.
Am Montag lag knapp ein Drittel der Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern über dem Wert 165. Voraussetzung für eine Rückkehr vom Distanz- zum Wechselunterricht ist aber, dass der Wert an fünf Tagen hintereinander stabil darunter liegt - dann sind die entsprechenden Lockerungen ab dem übernächsten Tag möglich.
Die Freien Wähler allerdings fordern den höheren Grenzwert für Distanzunterricht für alle Schularten und Klassen. Die Grundschulen bis zum Wert 165 zu öffnen, sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. «Das darf aber nicht reichen.» Die Schulen für alle bis zum Grenzwert 165 zu öffnen, sei wichtig für die Bildung und zur Infektionsbekämpfung, «weil nur mit Tests in der Schule die Infizierten erkannt werden». Die aktuell relativ hohen Corona-Zahlen der Jugendlichen kämen aus dem Privaten. «Es wäre also kontraproduktiv, die Altersgruppe der Jugendlichen ungetestet in die Pfingstferien zu schicken, wo sie vermehrt ihre Freunde treffen und Infektionen weitertragen. Besser, sie vorher in die Schule zu holen und mehrmals testen», sagte Aiwanger.
Auch der parlamentarische Geschäftsführer der Freie-Wähler-Fraktion, Fabian Mehring, bekräftigte die Forderung nach weiteren Lockerungen. Am Dienstag soll darüber im Kabinett beraten und entschieden werden.
Söder rief die Freien Wähler vorab zu einem gemeinsamen und einheitlichen Vorgehen auf und warnte: «Wer blockiert, verliert.» Auch der Bayerische Elternverband forderte Öffnungen für weiterführende Schulen und mehr Unterricht im Freien.
Was Söder darüber hinaus bereits ankündigte: Für vollständig Corona-Geimpfte sowie Genesene sollen so schnell wie möglich mehrere Einschränkungen wegfallen. Die geplante Bundes-Verordnung werde der Freistaat sofort umsetzen. Bei coronabedingten Kontaktbeschränkungen sollten vollständig Geimpfte und Genese nicht mehr dazugerechnet werden. Er verwies etwa auf anstehende Konfirmationen, bei denen dies dann schon gelten könnte. Und auch bei den Ausgangsbeschränkungen soll es nach Söders Worten Ausnahmen für Geimpfte und Genesene geben.
Die von Söder in Aussicht gestellten Öffnungsmöglichkeiten etwa für die Außengastronomie, für Theater und Kinos sind derweil keine neue Erfindung. Darauf hatten sich Bund und Länder als möglichen weiteren Öffnungsschritt schon Anfang März verständigt. Und auch in der bayerischen Corona-Verordnung sind die Öffnungsmöglichkeiten schon enthalten - unter der zusätzlichen Voraussetzung, dass die Entwicklung des Infektionsgeschehens «stabil oder rückläufig» erscheint. Weil dies vor einigen Wochen noch nicht der Fall war, hatte das Kabinett solche neuen Lockerungen aber auf Eis gelegt.
Jugendring für Öffnung von Angeboten für Kinder und Jugendliche
München (dpa/lby) - Der Bayerische Jugendring (BJR) fordert die Öffnung von Angeboten für Kinder und Jugendliche unabhängig von den Corona-Inzidenzwerten. Kinder und Jugendliche müssten jetzt wieder ins Leben zurückgeholt werden, da Studien immer deutlicher ein besorgniserregendes Bild ihrer psychischen Situation ans Licht brächten, sagte BJR-Präsident Matthias Fack am Montag in München. «Für mich heißt das: Angebote müssen inzidenzunabhängig in Präsenz möglich sein.»
Laut BJR sind momentan Angebote der Jugendarbeit in Präsenz verboten, wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche über 100 liegt. Die Pandemie und die strengen Kontaktbeschränkungen seien für Kinder, Jugendliche und Familien eine enorme psychische Belastung. Hier könnte die Jugendarbeit vorbeugen und helfen, dass psychische Störungen erst gar nicht entstehen.
«Der Blick von Gesellschaft und Politik muss sich jetzt noch fokussierter als vor Corona auf Kinder und Jugendliche richten», sagte Fack. Insbesondere Jugendliche könnten wohl je nach Alter frühestens im Sommer mit einem Impftermin rechnen. Sie dürften aber im weiteren Verlauf und erst recht nach der Pandemie auf keinen Fall vergessen werden. Der BJR ist eine Arbeitsgemeinschaft von landesweit und regional tätigen Jugendverbänden sowie örtlichen Jugendgruppen in Bayern. Dem Verband zufolge erreichen sie mit ihren Angeboten mehr als zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen.
Niedersachsen will Corona-Beschränkungen vorsichtig lockern
Hannover (dpa/lni) - Nach monatelangem Lockdown will Niedersachsen die Corona-Beschränkungen angesichts rückläufiger Zahlen vorsichtig lockern. Dies soll in Kreisen und Städten der Fall sein, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz belastbar unter 100 liegt, kündigte die Staatskanzlei in Hannover am Montag an.
Die mit der neuen Corona-Verordnung des Landes ab kommendem Wochenende ins Auge gefassten Lockerungen wollen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag vorstellen. Unter anderem geht es um Tourismus und Gastronomie. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will verbesserte Möglichkeiten für den Schulunterricht präsentieren. Bislang hat das Land an seinem restriktiven Kurs festgehalten, dass Schulen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 größtenteils in den Distanzunterricht wechseln.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sank die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Montag von 101,7 auf 99,5. In 16 der 45 Kreise und Großstädte liegt die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen noch über 100.
OVG: Test-Pflicht für Teilnahme am Präsenzunterricht rechtens
Schleswig (dpa/lno) - Die Verpflichtung, vor Teilnahme am Präsenzunterricht in Schulen ein negatives Corona-Testergebnis vorlegen zu müssen, ist nach Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichts in Schleswig rechtmäßig. Die Auflage, den Schulbesuch vom Testergebnis abhängig zu machen, sei zulässig und verhältnismäßig, teilte das Gericht am Montag mit. Sie diene dem legitimen Zweck, Leben und körperliche Unversehrtheit zu schützen. Die Zugangsbeschränkung sei erforderlich, um Schulschließungen zu vermeiden und den verfassungsrechtlichen Bildungsauftrag umzusetzen.
Der für Infektionsschutz zuständige 3. Senat hatte in der vergangenen Woche in zwei Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes entschieden. Um am Präsenzunterricht in Schleswig-Holstein teilnehmen zu können, müssen sich alle Schüler seit dem Ende der Osterferien zweimal wöchentlich testen. Dagegen hatten sich sieben Schülerinnen und Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen in Kiel und Kronshagen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in zwei Eilanträgen im Normenkontrollverfahren gewendet. Die Beschlüsse sind unanfechtbar (Az. 3 MB 23/21 und 3 MB 25/21).
Zahl der befristeten Stellen bei Lehrern steigt in Corona-Pandemie
Nicht jeder Lehrer bekommt automatisch den Beamtenstatus. In Hessen arbeiten Tausende hinter dem Lehrerpult nur mit befristeten Verträgen. In der Corona-Pandemie ist ihre Zahl noch gestiegen
Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Im hessischen Schuldienst arbeiten immer mehr befristete Lehrer, ihr Zuwachs hat sich in der Corona-Pandemie noch beschleunigt. Von Oktober 2019 bis Oktober 2020 sei die Zahl derer mit befristeten Verträgen von 5765 auf 6713 gestiegen, teilte das Kultusministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In Vollzeitstellen umgerechnet sei dies ein Anstieg von 3427 auf 4106.
11 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer oder 7,9 Prozent der Vollzeitstellen seien somit zum Stichtag 1. Oktober 2020 über befristete Verträge gelaufen, teilte das Ministerium mit. Der zentrale Grund hierfür sei die Kompensation der Lehrer, die durch ein Attest in der Pandemie vom Präsenzunterricht befreit seien.
Diesen Anstieg sieht auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Im vergangenen Jahr sei der Prozentsatz von 6,8 auf 8 Prozent der rund 60 000 Lehrkräfte gestiegen, teilte die GEW mit. Der Anteil steige aber bereits seit 2015.
Bei den befristeten Verträgen handelt es sich nach Angaben der Gewerkschaft voraussichtlich um nicht oder nicht voll ausgebildete Lehrkräfte, also ohne zweites Staatsexamen. Voll ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer würden in den meisten Fächern sehr schnell ein Einstellungsangebot bekommen.
Durch die Pandemie sei der Vertretungsbedarf in den Schulen gewachsen. Lehrkräfte, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, könnten sich via Attest vom Präsenzunterricht freistellen lassen. Dies ist laut GEW im April 2021 bei rund 2800 Lehrerinnen und Lehrern der Fall gewesen. Für diese seien aber nur 800 Vertretungskräfte eingestellt worden. Dies hängt nach Auffassung der Gewerkschaft unter anderem mit der viel zu bürokratischen Vergabe bereitgestellter Mittel zusammen. Zudem sei wegen der sich ständig veränderten Unterrichtsorganisation und dem unzureichendem Gesundheitsschutz eine solche Stelle nicht gerade attraktiv, und Lehrer im Ruhestand könnten wegen des erhöhten Risikos eines schweren Krankheitsverlaufes nicht mehr angesprochen werden.
Nach Auskunft des Ministeriums können alle Lehrkräfte, auch die mit befristeten Verträgen, im Einverständnis mit den Schulleitungen Fortbildungen zum Einsatz digitaler Medien in den Schulen beantragen. Der Gewerkschaft zufolge hat es bislang aber keine technische Ausstattung für den digitalen Unterricht und andere Aufgaben gegeben. Allenfalls gebe es einzelne Computerarbeitsplätze in den Schulen. «Viele haben sich daher in den vergangenen Monaten privat leistungsfähige Endgeräte angeschafft, wie sie etwa für Videokonferenzen erforderlich sind», teilte die GEW mit. Inzwischen sei zwar die Anschaffung solcher Geräte angekündigt, diese seien jedoch noch nicht in den Kollegien angekommen.
Befristete Verträge können der GEW zufolge auch eine berufliche Sackgasse für Vertretungslehrer werden. Die Verträge dürften nämlich nicht nach Belieben verlängert werden. Je nach Einzelfall werde es nach rund fünf Jahren problematisch. Das Land biete nicht automatisch ein unbefristetes Arbeitsverhältnis an.
Gut 400 positive Corona-Tests bei Schülern
Erfurt (dpa/th) - Nach Einführung der verpflichtenden Corona-Tests an Thüringer Schulen sind binnen einer Woche 416 Schüler positiv auf eine Infektion getestet worden. Das geht aus aktuellen Zahlen des Thüringer Bildungsministeriums vom Montag hervor. Demnach wurden in der vergangenen Woche mindestens 174 499 Selbsttests an Schulen durchgeführt. Der Anteil positiv ausgefallener Ergebnisse beträgt damit nur 0,24 Prozent.
Seit Anfang vergangener Woche müssen Lehrer und Schüler zwei Mal pro Woche Corona-Selbsttests durchführen. Wer nicht mitmacht, darf die Schule nicht betreten.
Beim Personal an Schulen wurden in dem Zeitraum 42 373 Tests gemacht - 49 davon fielen positiv aus. Die Positiv-Rate lag damit bei 0,12 Prozent.
Hinter wie vielen positiven Testergebnissen auch tatsächlich eine Corona-Infektion steckte, ist unklar - die Daten werden vom Bildungsministerium nicht erhoben. Hintergrund ist, dass nach einem positiven Selbsttest noch ein empfindlicherer PCR-Test nötig ist, um eine Infektion zu bestätigen.
02.05.2021
Distanzunterricht bleibt die Regel
Viele Eltern stellen in der Corona-Krise fest, dass ihre Kinder die Schule vermissen - vor der Pandemie undenkbar. Doch von einer Rückkehr zur Normalität sind die Schulen weit entfernt.
München (dpa/lby) - Trotz leicht sinkender Coronazahlen bleibt es nahezu in ganz Bayern vorerst beim Distanzunterricht an den Schulen - Abschlussklassen und Viertklässler ausgenommen. Lediglich in etwa einer Handvoll Landkreise und kreisfreien Städte ist von Montag an Wechselunterricht in allen Klassenstufen möglich.
Im Laufe der Woche könnten bei stabilen oder sinkenden Sieben-Tage-Inzidenzen aber weitere Kommunen mit Wechselunterricht hinzukommen. Am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut in 18 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten unter 100.
Die Staatsregierung hat die Vorschriften für den Schulunterricht mittlerweile zum Teil der neuen bundesweiten Notbremse angepasst. Unterschreitet ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt den Sieben-Tage-Inzidenzwert 100 an fünf aufeinander folgenden Tagen, kann ab dem übernächsten Tag auf Wechselunterricht umgestellt werden.
Umgekehrt gilt: Überschreitet ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt den Wert 100 an drei aufeinander folgenden Tagen, gibt es ab dem übernächsten Tag wieder Distanzunterricht. Ausgenommen sind Abschlussklassen und Viertklässler an Grundschulen. In der Bundes-Notbremse ist allerdings der höhere Grenzwert 165 vorgesehen, in Bayern ist es bei 100 geblieben. Die Freien Wähler wollen das ändern.
01.05.2021
Arbeitgeber fordern Schulöffnungen ab Pfingsten
Die Zeit ohne Unterricht in der Schule war lang genug, finden mehrere Arbeitgeberverbände. Sie fordern eine schnelle Rückkehr in die Klassenräume. Bei der Bildungsgewerkschaft GEW stößt das auf Kritik.
Hannover (dpa/lni) – Mehrere Arbeitgeberverbände in Niedersachsen fordern, dass die Schulen spätestens ab Pfingsten wieder öffnen und mindestens im Wechselmodell unterrichten. Ansonsten drohe den Kindern, dass sie bis nach den Sommerferien über 44 Wochen nicht im Klassenraum gesessen haben. «Die Kollateralschäden der Corona-Politik für die Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind jetzt schon enorm, aber diese Aussicht ist schlichtweg eine Katastrophe», sagte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände im Haus der Industrie, Volker Schmidt. An einen Inzidenzwert oder die weitere Entwicklung der Fallzahlen knüpfte er die Forderung nicht.
Schmidt betonte, gerade für Kinder aus «sozial schwächeren» Familien, deren Eltern es schwerfalle, für eine vernünftige technische Ausstattung zu sorgen und beim Lernen zu helfen, sei das Homeschooling schwierig. Viele Kinder hätten ohne Schule zudem kaum Kontakt zu Gleichaltrigen und bewegten sich zu wenig.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, dass der Präsenzunterricht ab Mitte Mai bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 ermöglicht werden könnte. So sieht es auch die sogenannte Bundes-Notbremse vor. Bisher müssen die Schulen in Niedersachsen aber bereits ab einer Inzidenz von 100 in den Distanzunterricht wechseln. Das werde auch absehbar so bleiben, hatte eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach Tonnes Äußerungen erklärt.
Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte den uneingeschränkten Ruf der Arbeitgeber nach schnellen Schulöffnungen. «Der Inzidenzwert ist zwar nicht der alleinige Maßstab, aber ihn plötzlich völlig zu ignorieren, wäre absolut unverständlich», sagte Landeschefin Laura Pooth. Das gelte jedenfalls so lange, wie Hygiene, Testungen und Impfangebote noch nicht vollständig umgesetzt seien.
«Schule ist weit mehr als eine Aufbewahrung für Kinder, damit die Eltern arbeiten gehen können», betonte Pooth. «Ein andauerndes Hin und Her von alten und neuen Regelungen hilft niemandem, das muss endlich aufhören.» Die Krise habe außerdem gezeigt, wie notwendig weitere Investitionen in die Schulen seien.
Im Haus der Industrie sind insgesamt 14 Arbeitgeberverbände vertreten, darunter Niedersachsenmetall.
30.04.2021
Bildungsforscher: Keine Nachteile für Abiturienten bei Berufswahl
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz der anhaltenden Ausfälle im Pandemie-Schuljahr rechnet der Tübinger Bildungsforscher Richard Göllner nicht mit Nachteilen für angehende Abiturienten in der Arbeitswelt. «Ich glaube nicht, dass Arbeitgeber systematische Defizite der diesjährigen Absolventen ausmachen werden», sagte er der «Stuttgarter Zeitung» (Freitag). «Die Prüfungen sind in der Tiefe genauso anspruchsvoll wie sonst.»
Unter Umständen könnten die schwierigen Umstände durch die Corona-Einschränkungen sogar ein Vorteil auf der Karriereleiter werden. «Möglich ist es», sagte der Göllner, der als Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen forscht. «Denn diese Generation konnte ihre Selbstlernfähigkeiten, die auch für den weiteren Ausbildungserfolg von zentraler Bedeutung sind, besonders gut einüben.» Außerdem gebe es Selbstvertrauen, in schwieriger Lage die bisher wichtigste Prüfung des Lebens erfolgreich zu bestehen.
Göllner zeigte sich zwar überzeugt, dass den Schülern die Vorbereitung für die Abiturprüfungen gelungen sei. Er bedauere die Abiturienten allerdings wegen der sozialen Ausfälle durch die Corona-Einschränkungen. «Es gab keine Studienfahrten, es gibt keinen letzten Schultag, keine Abifeier. Die Absolventen können nicht einfach ein Jahr ins Ausland gehen. Da wird dieser Generation tatsächlich etwas fehlen», sagte er.
Die Abitur- und Zwischenprüfungen für rund 46 000 baden-württembergische Schülerinnen und Schüler beginnen am 4. Mai.
Testpflicht an Schulen: Wie gehen Eltern damit um?
Die Testpflicht an Schulen ist da. Bei Eltern wirft das viele Fragen auf. Doch egal, wie die Antworten darauf ausfallen: Eltern tun gut daran, sich mit ihrer Meinung zurückzuhalten.
München (dpa/tmn) - Zweimal pro Woche in der Schule einen Corona-Test machen: Ein Thema, das Familien spaltet. Die einen befürworten die zusätzliche Sicherheit, andere sehen darin einen Eingriff in die Privatsphäre ihrer Kinder.
Egal, wie Eltern zum Thema Testpflicht stehen: Ihre Ansichten dazu färben direkt auf die Jugendlichen ab - darüber sollten wir Erwachsenen uns bewusst werden, sagt Familiencoach Kira Liebmann. «Wer sagt: «Du muss nicht in die Schule gehen, ich will nicht, dass du getestet wirst»», lebt seinen Kindern eine Verweigerungshaltung vor, die sich höchstwahrscheinlich übertragen wird oder einem bei anderen Themen wieder von seinem Kind serviert wird.
Tests nicht übermäßig thematisieren
Kira Liebmann rät Eltern, Schnelltests in Schulen nicht übermäßig zu thematisieren. «Ich kann da natürlich meine Meinung zu haben. Aber die Jugendlichen dürfen sich auch ihr eigenes Bild dazu machen.» Außerdem solle man im Hinterkopf behalten, dass Kinder ausgegrenzt werden können, wenn Eltern sie wegen der Testpflicht zu Hause behalten wollen.
Und was ist, wenn sich die Jugendlichen gegen die Tests in der Schule sperren? «Dann müssen Eltern herausfinden, um was es wirklich geht: Haben sie Angst davor, bloßgestellt zu werden, wenn sie positiv sein sollten? Oder wird verweigert, weil die Teenager sowieso gerade in einer Null-Bock-Phase stecken?»
Positiv-Ergebnis? Schon im Vorfeld Plan machen
Wenn es um die Angst vor einem positiven Corona-Testergebnis geht, sollten Eltern mit ihren Kindern einen genauen Plan entwickeln, etwa: «Wenn der Schnelltest positiv ausfällt, passiert erstmal gar nichts. Wir holen dich sofort ab und lassen einen PCR-Test machen. Und wenn der positiv ausfällt, entscheiden wir weiter.» Genau zu wissen, was passiert, gebe Kindern Sicherheit.
29.04.2021
Schulen sollen im Kampf gegen Corona-Bildungslücke mehr Geld bekommen
Schüler brauchen Unterstützung, um verpassten Schulstoff aus der Coronazeit nachzuholen. Darin sind sich die Abgeordneten im hessischen Landtag einig. Nur über das Wann und Wie herrscht Uneinigkeit. Der Kultusminister stellt einen «Königsweg» vor.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Um Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler aus der Corona-Pandemie zu kompensieren, sollen Hessens Schulen mehr Geld vom Land bekommen. Das kündigte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden an. «Wir werden allen Schulen Mittel zur Aufstockung ihrer Schulbudgets zur Verfügung stellen», sagte er. «Denn das ist für mich der Königsweg.» Damit könnten die Schulen vor Ort die Maßnahmen ergreifen und finanzieren, die sie für sinnvoll und erforderlich hielten. Dies könnten beispielsweise zusätzliche Förderkurse oder Hausaufgabenhilfen sein.
Die Pandemie habe zu einer hohen Belastung gerade von Kindern und Jugendlichen geführt, betonte Lorz. Umso wichtiger sei es, die Schulen in den Blick zu nehmen. Dabei gehe es nicht nur um Lernrückstände, sondern auch der Mangel etwa an sozialen Kontakten und Bewegung mache den Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Dies auszugleichen sei eine «gesamtgesellschaftliche Aufgabe», sagte der Minister. Das Problem müsse sehr grundsätzlich und mit langem Atem angegangen werden.
Die Abgeordneten waren sich fraktionsübergreifend einig, dass Schülerinnen und Schüler bei der Kompensation von Corona-Lernrückständen unterstützt werden müssen. Die Opposition warf der Landesregierung jedoch vor, das Problem nicht konsequent anzugehen.
243 000 Jugendliche ab Klasse sieben seien seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen, sagte der SPD-Bildungsexperte Christoph Degen. «Das Coronavirus hat psychische Spuren bei so vielen hinterlassen, die man mit ein paar Lerncamps sicher nicht wegwischen kann.» Es dürfe nicht nur darum gehen, Lernrückstände aufzuarbeiten, sondern man müsse auch psychische und soziale Probleme in den Blick nehmen, sagte Degen. Im Land werde jedoch beim dringend nötigen Corona-Aufholprogramm gezaudert und gezögert.
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Elisabeth Kula, sagte: «Die Vereinbarung von Bund und Ländern, eine Milliarde Euro für Nachhilfe zur Verfügung zu stellen, greift viel zu kurz und wird diejenigen, die am dringendsten Unterstützung benötigen, kaum erreichen.» Längst hätten Konzepte zur individuellen Förderung und Angebote für psychosoziale Probleme entwickelt werden müssen.
Der AfD-Abgeordnete Dimitri Schulz schlug einen schulspezifischen Ergänzungsunterricht vor. Dabei müsse Präsenzunterrichts erste Wahl sein. Nach sechs Monaten sollte die Qualität des Ergänzungsunterricht mit Tests überprüft werden, sagte Schulz.
«Die Schulen sind im Ausnahmezustand, die Änderungen des Infektionsschutzgesetzes haben im Kern zu einem Lockdown für Kinder geführt, und Kinder- und Jugendpsychologen schlagen seit Monaten Alarm», sagte der FDP-Bildungsexperte Moritz Promny. Die Liberalen schlagen unter anderem das «Konzept der offenen Schule» vor. Dann erhielten Schülerinnen und Schüler, die nach Einschätzung ihrer Lehrkraft besonders unter den Schließungen leiden, in der Schule einen Arbeitsplatz sowie die notwendige Infrastruktur und Ansprechpartner.
Außerdem sollten «digitale Schuljahre» im Netz bereitgestellt werden, damit Schüler versäumten Stoff gut nachholen könnten. Unterstützung könnte es auch von Studenten geben, die als «Lernbuddys» schwächeren Schülern zur Seite stehen - und dann diese Leistung auf das Studium angerechnet bekommen.
«Seit Monaten wird über Lernrückstände diskutiert, aber die Landesregierung hat nicht entschlossen genug gehandelt», sagte Promny. Die Rückstände seien noch nicht mal erhoben.
Bremen startet Impfungen für Lehrer an weiterführenden Schulen
Bremen (dpa/lni) - In Bremen haben die ersten Berechtigten der Priorisierungsgruppe drei Einladungen für eine Corona-Impfung erhalten. Die betreffe zwar vor allem die Personengruppe der 60- bis 69-Jährigen. Zur Priogruppe drei zählten in Bremen aber auch 6000 Beschäftigte an weiterführenden Schulen sowie rund 4000 Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe, teilte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) mit. Die ersten Schulbeschäftigten könnten bereits am Wochenende geimpft werden.
«Leider können wir aber noch nicht allen Beschäftigten kurzfristig Termine ermöglichen», so Bernhard. Der Impfstoff sei weiter sehr knapp und bremse die Impfgeschwindigkeit. Es werde daher noch weitere Wochen dauern, bis allen Impfberechtigten der Priogruppe drei und danach allen Bremerinnen und Bremern ein Impfangebot gemacht werden könne.
In Bundesland Bremen hat bereits mehr als jeder Vierte mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Zurzeit sind laut Gesundheitsbehörden alle Impftermine bis Ende Mai ausgebucht. Weitere priorisierte Gruppen aus der Priogruppe 3 würden im Anschluss daran ein Impfangebot bekommen. Es könne sich nicht im Impfzentrum registriert oder vorangemeldet werden.
Bernhard verwies auf die Ankündigungen des Bundesministeriums für Gesundheit, wonach im Juni die Priorisierung aufgehoben werden solle. Im Juni stehe darüber hinaus den Ärzten in sehr großem Umfang Impfstoff zur Verfügung, so dass die gemeinsame Impfkampagne dann rasch alle Bevölkerungskreise erreichen könne.
Verpackung fehlerhaft: Rückruf von Schul-Schnelltests
Erfurt (dpa/th) - Wegen fehlerhafter Angaben auf der Verpackung sind Corona-Schnelltests zurückgerufen worden, die auch an Thüringer Schulen geliefert worden sind. Allerdings sei nicht die Funktionsweise der Tests selbst beeinträchtigt, sondern nur Angaben auf Verpackung und Beipackzettel fehlerhaft, wie das Thüringer Bildungsministerium am Donnerstag mitteilte.
Betroffen seien die Schnelltests «2019-nCoV Ag Saliva Rapid Test Card» des Herstellers Guangzhou Decheng Biotechnology Co., LTD - und dabei die Chargen mit den Nummern 05821002C und 05821003C. Der Rückruf wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte veröffentlicht.
Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums sei bislang unklar, wie viele Tests genau betroffen seien. Außerdem gehe man davon aus, dass ein Teil davon bereits verbraucht wurde. Das Ministerium forderte alle Schulen auf, die Chargennummern der gelieferten Tests zu vergleichen.
Schulen, die betroffene Tests finden, könnten sie entweder aussortieren und neue Tests bestellen oder sich vom Deutschen Roten Kreuz schulen lassen und die betroffenen Tests anschließend weiter nutzen.
Hamburgs Fünft- und Sechstklässler dürfen wieder zur Schule
Seit fünf Monaten durften sie coronabedingt gar nicht mehr in ihre Klassen. Nun können die Fünft- und Sechstklässler zumindest wieder im Wechsel die alte Schulbank drücken.
Hamburg (dpa/lno) - Nach Ende der Mai-Ferien dürfen Hamburgs rund 21 000 Fünft- und Sechstklässler wieder im Wechselunterricht in die Schulen. Da die Abiturienten mit Beginn der Prüfungen nun keinen Unterricht mehr hätten, wolle man den Spielraum für eine weitere vorsichtige Öffnung nutzen, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag. «Diese Kinder und Jugendlichen haben seit März letzten Jahres fast ein dreiviertel Jahr lang keinen Unterricht in der Schule gehabt und konnten in den letzten fünf Monaten nicht mehr in der Schule lernen.» Dabei seien gerade jüngere Schüler auf die Begleitung und Anleitung durch Lehrkräfte und Pädagogen angewiesen, sagte er.
Schule sei für diese Mädchen und Jungen Ort des sozialen Lernens, Begegnungsstätte mit Gleichaltrigen und Struktur für ihren Tagesrhythmus. «Ich freue mich, dass wir die jetzt entstehenden Spielräume nutzen können und hoffe darauf, dass die sinkenden Infektionszahlen in Hamburg vor den Sommerferien weitere Möglichkeiten eröffnen», sagte Rabe. Die Schulen würden die Zeit bis zum 17. Mai nutzen, um sich auf den weiteren Öffnungsschritt vorzubereiten. Die Schüler und ihre Sorgeberechtigten sollen in den nächsten Tagen von den Schulleitungen direkt informiert werden.
Seit Mitte März sind bereits die Grund- und Sonderschüler sowie die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen in Hamburg im Wechselunterricht. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler die Hälfte aller Unterrichtsstunden in einer halbierten Klassengruppe in der Schule lernen, die andere Hälfte zu Hause im Distanzunterricht.
Die Präsenzpflicht bleibt laut Schulbehörde weiter aufgehoben. Eltern und volljährige Schüler können selbst entscheiden, ob sie am Wechselunterricht teilnehmen oder im Distanzunterricht bleiben. Die Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass weniger als zwei Prozent von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch machen, hieß es.
In Hamburgs Schulen gelten strenge Sicherheitsregeln. Schüler müssen zwei Mal pro Woche einen Corona-Selbsttest machen, Lehrer und andere Schulbeschäftigte sogar drei Mal pro Woche. Außerdem herrscht auch im Unterricht Maskenpflicht.
Kinder- und Jugendärzte fordern mehr Hilfen für junge Menschen
Berlin (dpa) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert wegen Folgen der Corona-Pandemie deutlich mehr Hilfen für junge Menschen. Verbandspräsident Thomas Fischbach bezeichnete die Pläne der schwarz-roten Bundesregierung für ein «Aufholpaket» für junge Menschen als nicht ausreichend. Der «Rheinischen Post» (Donnerstag) sagte er: «Die Bundesregierung droht mit dem Aufholpaket die Chance zu verpassen, auch die psychische Entwicklung von Kindern außerhalb der Schulen zu fördern. Der Fokus liegt zu stark auf der Bekämpfung von Leistungsdefiziten.»
Er erklärte: «Wir Kinder- und Jugendärzte beobachten sehr häufig Entwicklungsstörungen und psychische sowie körperliche Erkrankungen, die direkt auf die Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen sind.» Insbesondere Kinder aus Familien, in denen die Eltern zu wenig Abwechslung böten oder sich nicht ausreichend kümmern könnten, blieben auf der Strecke.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) verteidigte hingegen die Pläne der Bundesregierung. «Wir achten darauf, gerade auch die Kinder, Jugendlichen und Familien zu erreichen und zu unterstützen, die es besonders schwer haben.»
Die große Koalition verhandelt derzeit über ein Förderprogramm in Höhe von rund zwei Milliarden Euro für Kinder und Jugendliche. Ursprünglich war geplant, das Programm am Dienstag im Kabinett auf den Weg zu bringen. Weil es noch Abstimmungsbedarf zwischen Union und SPD gibt, wurde der Beschluss auf voraussichtlich nächsten Mittwoch verschoben. Mit dem Geld sollen zur Hälfte Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler in den Ländern unterstützt werden. Die zweite Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Programme vorgesehen, um die sozialen und psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Geplant ist nach SPD-Angaben auch eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben.
28.04.2021
Vier Wochen zum Aufholen des Schulstoffs im neuen Schuljahr
Schwerin (dpa/mv) - Die ersten vier Wochen im kommenden Schuljahr sollen zum Nachholen von coronabedingt versäumtem Unterrichtsstoff dienen. Das kündigte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Mittwoch im Bildungsausschuss des Landtags an. «Diese Zeit soll dazu dienen, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, nach der langen Zeit der Einschränkungen wieder in einen geregelten Schulalltag zurückzufinden, Wissensstände festzustellen und den Blick auf die kommenden Wochen und Monate zu legen», sagte die Ministerin. Allen sei klar, dass die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise in der Schule längerfristig angelegt sein müsse.
Es gebe ein ganzes Maßnahmenpaket. Bereits aufgelegte Förderprogramme sollen verlängert werden. So könnten Lehramtsstudenten auch weiterhin gegen Bezahlung zusätzlich in den Schulen helfen. Auch werde es wieder zusätzliche Förderung bei privaten Bildungsanbietern geben, «dies sowohl schulbegleitend als auch in den Ferien».
Ein zusätzliches Programm soll es für Schüler geben, die im Lockdown den Anschluss an die Schule komplett verloren haben. «Dabei wird auch die Jugendhilfe eine wichtige Rolle spielen», betonte die Ministerin.
Der oppositionellen Linken ist das alles zu wenig. Die geplanten vier Wochen zum Beginn des nächsten Schuljahrs reichten «hinten und vorne» nicht aus. «Meine Fraktion erneuert ihren Vorschlag, das Schuljahr nach den Sommerferien bis zum Oktober zu verlängern, um den versäumten Unterricht wenigstens in Teilen nachzuholen», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg.
Keine Blauen Briefe - Landtag billigt Gesetz zu Corona-Schuljahr
Düsseldorf (dpa/lnw) - Keine Blauen Briefe und freiwilliges Sitzenbleiben - der Landtag hat am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das Schülern in diesem Corona-Schuljahr faire Bedingungen ermöglichen soll. So müssen Schüler in NRW laut Bildungssicherungsgesetz am Ende dieses Schuljahres keine Blauen Briefe fürchten. Anders als im vergangenen Jahr können leistungsschwache Schüler aber trotzdem sitzenbleiben. Sie können eine Klasse auch freiwillig wiederholen, ohne dass das auf die maximal zugelassene Verweildauer an der Schule angerechnet wird.
Für die zentralen Prüfungen in Klasse zehn (ZP 10) an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen werden in diesem Schuljahr wieder landeseinheitliche Aufgaben gestellt. Vergangenes Jahr war wegen der Pandemie auf zentrale ZP 10-Prüfungen verzichtet worden. Stattdessen hatten Lehrkräfte Klassenarbeiten schreiben lassen. An den Gymnasien wird es wie schon vergangenes Jahr am Ende der zehnten Klasse erneut keine zentralen schriftlichen Prüfungen geben.
Die Opposition aus SPD, Grünen und AfD stimmte gegen das Gesetz. Der SPD-Schulpolitiker Jochen Ott kritisierte das Festhalten an Noten und Abschlussprüfungen. Es müssten auch dieses Jahr wieder dezentrale Klassenarbeiten in Klasse zehn erlaubt werden. Für Abiturienten wäre ein «Freischuss» ein «wichtiges psychologisches Signal» gewesen. «Wir blicken auf ein desaströses Schuljahr zurück, ein Schuljahr unter Pandemie-Bedingungen, in dem das Schulministerium ziellos umherirrte.»
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, das Gesetz bringe Schülern und Lehrkräften «Sicherheit, Klarheit und Verlässlichkeit». «Es ist ein besonderer und kein normaler Jahrgang.» Haupt- und Realschulprüfungen könnten flexibler gestaltet werden, ohne ihre Anerkennung in Frage zu stellen. Schulabschlüsse müssten auch national vergleichbar bleiben.
Grünen-Schulpolitikerin Sigrid Beer sagte, das Gesetz tauge nicht dazu, die Nachteile des wochenlangen Distanz- und Wechselunterrichts zu kompensieren. AfD-Politiker Helmut Seifen nannte die coronabedingten Schulschließungen eine «Katastrophe». Schüler hätten wenig Gelegenheit gehabt, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
Wieder mehr Präsenzunterricht an Schleswig-Holsteins Schulen geplant
Strenger als die Bundesnotbremse, aber mehr Präsenzangebote für Schüler: Die Landesregierung will die Regeln für den Schulunterricht in der Corona-Pandemie transparenter gestalten. Bildungsministerin Prien will vor allem eine Gruppe stärker ins Blickfeld rücken.
Kiel (dpa/lno) - Die Landesregierung will die Präsenzangebote an Schleswig-Holsteins Schulen vorsichtig erweitern. Bei weniger als 100 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen sollen künftig alle Jahrgänge zumindest Wechselunterricht haben, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch. Das soll mehr Planungssicherheit für Eltern und Schulen bringen.
Bei einer Inzidenz in den Kreisen und kreisfreien Städten zwischen 50 und 100 soll es an Jahrgangsstufen 1 bis 6 Präsenz- und ab Jahrgangsstufe 7 Wechselunterricht geben. In Einzelfällen kann in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt aber auch an den Grundschulen Wechselunterricht erfolgen. Bei einer Inzidenz von unter 50 soll überall Präsenzunterricht möglich sein.
Der von der Regierung beschlossene neue Reaktionsplan sieht vor, dass nach drei Tagen über einer 50er oder 100er Inzidenz zum übernächsten Tag entsprechend zwischen den Unterrichtsmodellen gewechselt werden soll. Sinkt die Inzidenz, wird nach fünf Tagen unterhalb des Grenzwerts entsprechend gewechselt.
Bislang seien in einzelnen Kreisen weiterhin nicht alle Jahrgänge wieder im Präsenzunterricht, sagte Prien. «Das bedeutet für diese Kinder und Jugendlichen und deren Eltern eine besondere Härte.» Sie will vor allem Schülern der Mittelstufen auch aufgrund der mittlerweile vorhandenen Selbsttests an den Schulen künftig mehr Präsenzunterricht ermöglichen.
Im Gegensatz zu den Vorgaben der Bundesnotbremse, die Distanzunterricht erst ab einer Inzidenz von 165 zwingend vorschreibt, hält die Landesgrenze in diesem Bereich an ihrem Grenzwert von 100 fest. «Wir haben in Schleswig-Holstein mit der strengeren Regelung gute Erfahrungen gemacht», sagte Prien.
Für die kommende Woche bedeutet das konkret: In Flensburg, Nordfriesland, Plön und Schleswig-Flensburg findet für alle Schüler Präsenzunterricht statt. In Kiel, Lübeck, Neumünster, Dithmarschen, Steinburg, Ostholstein und Rendsburg-Eckernförde gibt es in den Stufen 1 bis 6 Präsenz- und in den Stufen 7 bis 13 Wechselunterricht. In Segeberg sind alle Stufen im Wechselunterricht. In den Kreisen Stormarn und Pinneberg erfolgt Distanzlernen, für die Stufen 1 bis 6 auch eine Notbetreuung. Für die Abschlussklassen gibt es jeweils Präsenzangebote. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg soll die Entscheidung am Freitag fallen.
Unterdessen hat der Philologenverband ein Impfangebot für Lehrer gefordert, die Aufsicht bei Coronatests von Schülern führen. Nach Angaben der Landesregierung sollen ab der kommenden Woche alle Lehrer und Schulbeschäftigten ein Impfangebot bekommen sollen. «Ab dem 6. Mai können sich in Schleswig-Holstein jetzt alle Lehrkräfte zur Impfung anmelden und ab dem 10. Mai nach und nach geimpft werden», sagte Prien.
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat begrüßte zwar, dass bei einer Inzidenz unter 100 Präsenzangebote für alle Schüler geplant sind. Der Oppositionspolitiker warf Prien aber vor, bislang noch kein Konzept für zusätzliche Lernangebote während der Sommerferien vorgelegt zu haben. «Nach dem Lernsommer 2020 hatten Ministerium und Schulen ein Jahr Zeit, sich auf den Lernsommer 2021 vorzubereiten.» Er habe in den am Mittwoch erfolgten Ankündigungen auch Informationen zu Aufholstrategien im kommenden Schuljahr oder zur Beruhigung der Schüler vermisst, die über eine freiwillige Wiederholung des Schuljahres nachdenken.
Kinder- und Jugendbeauftragter fordert Sonderprogramm für Sport
Magdeburg (dpa/sa) - Der Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalts, Holger Paech, hat ein Sonderprogramm gefordert, damit Jugendsport und Jugendfreizeiten trotz der Pandemie wieder in nennenswertem Umfang stattfinden können. Wenn der Staat den noch nicht 16-Jährigen aktuell kein Impfangebot machen könne, so müsse er anderweitig umso aktiver werden, sagte Paech am Mittwoch in Magdeburg. Kinder und Jugendliche dürften in der aktuellen Debatte um Lockerungen von Corona-Maßnahmen nicht aus dem Blick verloren werden.
Es sei völlig richtig, geimpften Personen Grundrechte zurückzugeben, betonte Paech. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kinder und Jugendliche aktuell gar keine Chance hätten, sich impfen zu lassen, weil es für sie keinen zugelassenen Impfstoff gebe. Aber auch sie bräuchten eine verlässliche Perspektive hin zu mehr Normalität. «Zumindest an der frischen Luft oder in großen Hallen muss da deutlich mehr möglich sein - etwa im Sport, Fitnessbereich, in der Kultur oder bei Jugendfreizeiten.» Kinder und Jugendliche dürften sich nicht als Verlierer der Corona-Lage fühlen.
Barmer: Mehr Kinder und Jugendliche seelisch überlastet
Magdeburg (dpa/sa)Immer mehr Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt eine Psychotherapie in Anspruch genommen. Binnen elf Jahren habe sich die Zahl der Therapien bei den bis zu 24-Jährigen mehr als verdoppelt, teilte die Barmer in Magdeburg mit. Die Corona-Pandemie mit dem Wechsel von strikten Kontaktbeschränkungen und sporadischen Schulbesuchen habe die Situation verschärft. Am Mittwoch (10.00 Uhr) stellt die Krankenkasse ihren aktuellen Arztreport vor und erklärt, welche Anlässe zu psychotherapeutischen Behandlungen führen und welche Verläufe es gibt. Es geht auch darum, welche Altersgruppen besonders betroffen sind und welche Hilfen es gibt.
27.04.2021
Nach der Bundes-Notbremse: Berlin beschließt neue Regeln für Schulen
Berlin (dpa/bb) - Die Regeln der Bundes-Notbremse gelten auch für die Berliner Schulen. Details dazu hat der Senat am Dienstag beschlossen. Grundsätzlich gilt: Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in der Hauptstadt drei Tage hintereinander über einem Wert von 165 pro 100 000 Einwohner, findet kein Präsenzunterricht mehr statt. Die Schülerinnen und Schüler wechseln dann zum «schulisch angeleiteten Lernen zu Hause». Allerdings gibt es in Berlin Ausnahmen zum Beispiel für die Jahrgangsstufe 6, die beim Wechselunterricht bleibt und so auf den Übergang in die weiterführenden Schulen vorbereiten soll. Das teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Dienstag mit. Das gilt auch für die Jahrgangsstufen, die mit einem Abschluss enden können.
Für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 wird eine Notbetreuung angeboten. Sie gibt es für Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen ohne andere Betreuungsmöglichkeit, für Kinder von Alleinerziehenden und für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler sowie solche, bei denen das Erreichen der Bildungsziele gefährdet ist.
Eine etwas andere Regelung als im Infektionsschutzgesetz des Bundes gilt in Berlin der Bildungsverwaltung zufolge auch bei der Testpflicht: Sie beschränkt sich nicht auf Lehrkräfte, sondern wird auf alle Personen in Schulen ausgeweitet, die in regelmäßigem Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern sind. Sie gilt auch für Personal, das in der Notbetreuung eingesetzt wird. Die Tests sollen zweimal wöchentlich durchgeführt werden, in der Schule oder zu Hause mit anschließender Vorlage einer entsprechenden Erklärung bei der Schulleitung.
Geld für Luftreiniger in Schulen im Saarland nicht komplett abgerufen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland steht noch immer Geld für CO2-Melder und Luftreinigungsgeräte an Schulen und Kitas zur Verfügung, das von den Städten nicht abgerufen wurde. «Ich kann nur alle Träger ermuntern, Anträge zu stellen», sagte Innen- und Bauminister Klaus Bouillon (CDU) am Dienstag. Er werbe auch deshalb darum, weil mittlerweile feststehe, was noch vor Monaten bestritten worden sei: «nämlich dass hohe Infektionsherde in den Schulen existieren, teilweise mit Inzidenzen in Richtung 300».
Zur Unterstützung der Kommunen habe das Innenministerium Pandemie-Leistungen in Höhe von rund acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt, doch etwa 2 bis 2,5 Millionen Euro lägen dafür noch immer bereit. Bislang habe das Land rund 450 Luftreiniger in zwölf Kommunen und 4090 CO2-Messgeräte finanziert.
Zusätzliches Geld will Bouillon den Kommunen nun auch für Kontrollen bei der Einhaltung der Corona-Maßnahmen geben. Der bisherige Betrag von 2,3 Millionen Euro für Landkreise werde um eine Million Euro aufgestockt. Das Geld sei zur Verstärkung des Personals gedacht, auch was private Sicherheitsdienste angehe. Nach Ansicht des Ministers sei dies eine weitere wichtige Maßnahme in der derzeitigen Pandemiesituation. «Weil ohne Kontrollen kommen wir leider Gottes, das hat die Erfahrung gezeigt, nicht weiter.»
Englische Schulen sehen nach Lockdown Sprachschwächen bei Kindern
York (dpa) - Nach etlichen Monaten der Kontaktbeschränkungen erleben viele Schulen in England deutlich mehr sprachliche Schwächen bei Erstklässlern. Das ist das zentrale Zwischenergebnis einer Studie, die Forscher der Universität York in Kooperation mit mehreren Bildungsorganisationen durchgeführt haben und die von der Education Endowment Foundation veröffentlicht wurde.
96 Prozent der Verantwortlichen an 58 befragten Schulen in England gaben in der Umfrage im vergangenen Herbst an, «sehr besorgt» oder «ziemlich besorgt» über die Sprachentwicklung und Kommunikation ihrer Schulanfänger zu sein. Dabei ging es um den Schulstart nach der ersten Corona-Welle im vergangenen Jahr.
Ein Großteil der Befragten machte sich außerdem Sorgen über die emotionale und soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Die Beteiligten führen das unter anderem darauf zurück, dass der soziale Kreis während der Corona-Monate extrem eingeschränkt wurde - so fehlten nicht nur Spielplatz-Verabredungen mit Gleichaltrigen, sondern auch Treffen mit den Großeltern oder anderen Kontaktpersonen.
Rund drei Viertel der Schulen berichteten, dass die Kinder, die im Herbst 2020 ihre Schullaufbahn begannen, mehr Unterstützung benötigten als vorherige Jahrgänge. Unter den befragten Eltern gaben viele an, sich vor dem Schulstart ihrer Kinder Sorgen gemacht zu haben - allerdings vor allem um das emotionale Wohlergehen ihrer Kinder, weniger um deren sprachlichen Fähigkeiten.
Gericht: Keine Testpflicht bei schulischen Abschlussprüfungen
Münster (dpa/lnw) - Schüler in Nordrhein-Westfalen dürfen auch ohne die Vorlage eines negativen Corona-Tests an den Abschlussprüfungen teilnehmen. Das hat das Verwaltungsgericht Münster in einem Beschluss vom 26. April klargestellt. Laut Mitteilung von Dienstag betrifft diese Entscheidung sowohl Prüfungen an Schulen als auch Berufsabschlussprüfungen. Der Antragsteller wollte per einstweiliger Anordnung sicherstellen, dass er seine Abschlussprüfung als Gärtner im Garten- und Landschaftsbau am Mittwoch (28.4.) auch ohne Test absolvieren kann. Dem kam das Gericht nach. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster bestätigte am Dienstag den Eingang einer Beschwerde der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. (Az.: 5 L 268/21).
Der Anspruch des Schülers auf Teilnahme an der Berufsabschlussprüfung sei grundrechtlich fundiert, teilte das Gericht zur Begründung mit. Die Landwirtschaftskammer habe keine Ermächtigungsgrundlage, für die Teilnahme an der Prüfung einen negativen Test zu verlangen. Die Coronabetreuungsverordnung des Landes schreibe getrennte Prüfungen für getestete und nicht getestete Schüler vor, heißt es in der Mitteilung des Gerichts.
Berliner Schulen müssen auf Klassenfahrten verzichten
Berlin (dpa/bb) - Klassenfahrten für Berliner Schülerinnen und Schüler gibt es zunächst weiter nicht. Wegen des hohen Infektionsgeschehens werden sie bis zum Ende der Sommerferien in der ersten Augustwoche untersagt, heißt es in einem Schreiben der Senatsverwaltung für Bildung an die Leitungen der Berliner Schulen von Montag. Die Schülerfahrten waren bisher bereits bis zum 21. Mai ausgesetzt, so ein Sprecher der Bildungsverwaltung am Dienstag. Schülerfahrten für das Schuljahr 2021/2022 sollen dagegen noch nicht abgesagt werden. Zuvor hatte die «Berliner Zeitung» (online) darüber berichtet.
«Es war eine Entscheidung, die man schweren Herzens treffen musste», so der Sprecher weiter. «Aber aufgrund der Pandemielage war das nicht anders zu verantworten.» In dem Schreiben heißt es zu möglichen Klassenreisen bis zum neuen Schuljahr: «Ist eine kostenfreie Stornierung nicht möglich, versuchen Sie bitte die Schülerfahrt auf das Schuljahr 2021/22 umzubuchen.» Falls Umbuchungen nicht möglich seien, sollen die Schülerfahrten möglichst schnell storniert werden.
Studie zu Gurgeltests: Immer mehr Schulen beteiligen sich
Hunderte Schüler in Bayern gurgeln regelmäßig mit Leitungswasser, um sich auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen zu lassen. Eine einfachere und schnellere Methode als die Stäbchentests, wie der Leiter des Projektes sagt. Immer mehr Schulen beteiligen sich.
Regensburg/Erlangen (dpa/lby) - Corona-Tests zum Gurgeln sollen in Schulen möglichst bald die Tests mit Stäbchen ersetzen - darauf setzen die Verantwortlichen der Studie Wicovir. Die Abkürzung steht für «Wo ist das Coronavirus». An der Studie beteiligen sich seit März immer mehr Schulen in Bayern. Die Test brächten bei geringerem Aufwand ein schnelleres Ergebnis als die Stäbchentests, sagt Studienleiter Michael Kabesch, ärztlicher Direktor an der Klinik St. Hedwig der Barmherzigen Brüder in Regensburg.
Zweimal wöchentlich müssen sich die teilnehmenden Schulklassen testen. Das heißt: Morgens nach dem Aufstehen Leitungswasser gurgeln, die Flüssigkeit in zwei Röhrchen füllen, fertig. In der Schule schütten sie den Inhalt eines der beiden Röhrchen in einen «Pool». Die gesammelte Flüssigkeit der Gruppe wird getestet. Wenn sich dabei Hinweise auf eine Corona-Infektion ergeben, müssen die Kinder und Jugendlichen ihr zweites Röhrchen für Einzeltests abgeben, so dass der oder die infektiösen Schüler herausgefiltert werden können - das Ergebnis gibt es am selben Tag.
Der Test sei ungefährlich und auch für Schüler in unteren Jahrgangsstufen einfach zu machen, sagt Kabesch. «Das tut nicht weh und ist nicht schlimmer als Zähneputzen.» Infizierte Kinder würden in einer sehr frühen Infektionsphase erkannt, noch ehe sie Mitschüler anstecken können.
Schulen in knapp 20 Landkreisen und kreisfreie Städte beteiligen sich bereits an dem Projekt, das zunächst bis zum Ende des Schuljahres angelegt ist. Kabesch hofft aber, dass schon früher flächendeckend in Schulen gegurgelt werden kann. Die Laborkapazitäten für die Durchführung der Tests würden zurzeit ausgebaut.
Der Studienleiter sieht Eile geboten: «Wir müssen endlich in die Pötte kommen. Wir haben Druck. Kinder werden noch nicht geimpft.» Und sie sollen nicht immer wieder in den Distanzunterricht gehen müssen.
Im Falle eines positiven Tests wird das Gesundheitsamt informiert und das infizierte Kind nach Hause geschickt. Weil die Tests in einem sehr frühen Stadium positiv anzeigten, müsse nicht zwangsläufig die gesamte Klasse in Quarantäne, so Kabesch. Hier könnten die Behörden präzise auf die jeweiligen Fälle eingehen. Im Schnitt wird der Studie nach bei 1 von 150 «Pools» ein positives Ergebnis festgestellt.
Seit dem Ende der Osterferien sind für alle Schüler in Bayern, die sich in den Schulgebäuden aufhalten, wöchentlich mindestens zwei Tests verpflichtend. Für die Gurgeltests können die Schulen Ausnahmegenehmigungen der Kreisverwaltungsbehörden und der Bezirksregierungen bekommen. Die Testpflicht sieht vor, dass die Tests in der Schule vorgenommen werden müssen, was bei den Gurgeltests nicht der Fall ist.
Kabesch zufolge bedeutet das einen enormen Verwaltungsaufwand dafür, dass sie «den Rolls Royce unter den Testungen, nämlich die PCR-Pool-Testung, begleiten mit dem Fahrrad, der Antigen-Testung». Tests von Gruppen, die nun sowohl Gurgel- wie auch Stäbchentests machen, zeigten, dass die Gurgeltests bereits anschlagen, wenn die Stäbchentests noch negativ anzeigen.
Die Studie findet mit Unterstützung des Gesundheits- und Kultusministeriums statt. Federführend umgesetzt wird sie von Kabesch und dessen Team in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Erlangen und Wien. Die Studie findet den Angaben nach anonymisiert statt. Die Proben, die in die Labors gehen, sind lediglich nummeriert. Die Namen dazu liegen nur den jeweiligen Schulen vor.
26.04.2021
Mehr als 700 positive Nachweise bei Corona-Tests an Schulen
Dresden (dpa/sn) - Die Corona-Selbsttests von Schülern und Lehrern an Sachsens Schulen haben vorige Woche 721 positive Ergebnisse erbracht. Die Infektionsrate habe 0,1 Prozent bei Schülern und 0,24 Prozent bei Lehrern betragen, teilte das Kultusministerium am Montag mit. Demnach wurden knapp 525 600 Tests bei Schülern und fast 75 600 bei Lehrern vorgenommen. Zusätzlich wurden mehr als 32 100 negative Nachweise vorgelegt.
Laut Corona-Schutz-Verordnung darf nur die Schule betreten, wer sich testen lässt oder einen negativen Nachweis vorlegt. Seit dieser Woche sind jedoch die Schulen in weiten Teilen Sachsens wieder geschlossen. Hintergrund sind neue Bundesregeln zum Infektionsschutz.
Bayern-Koalition streitet um Corona-Grenzwert für Distanzunterricht
München (dpa/lby) - Die Öffnungsperspektiven für Schulen in bayerischen Corona-Hotspots sorgt für neuen Streit in der Koalition von CSU und Freien Wählern. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sprach sich am Montag erneut für eine Anhebung des Inzidenzwertes, ab dem Schüler in den Distanzunterricht wechseln müssen, entsprechend der Bundesnotbremse von 100 auf 165 aus.
«Das ist das Ziel der Freien Wähler, wenn die bayerische Regelung am 9. Mai ausläuft», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München mit Blick auf die bis dato befristete bayerische Corona-Verordnung. Er gehe davon aus, dass der Koalitionspartner dies auch möchte, «denn die CSU hat der Bundesnotbremse ja zugestimmt».
Die CSU geführte Staatsregierung wies den Vorschlag aber umgehend zurück: «Ab einer Inzidenz von 100 gilt in Bayern der Distanzunterricht – und daran halten wir auch fest», sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann der dpa. Die Staatsregierung bleibe bei der bewährten Regelung, die Schüler, Lehrer und Familien besser schütze. «Der Kurs der Umsicht und Vorsicht lässt derzeit auch nichts anderes zu.»
Piazolo sieht dies anders. «Durch die Testverpflichtung an den Schulen schaffen wir ja ein Mehr an Sicherheit», betonte er. Zuvor hatte Piazolo dem «Münchner Merkur» (Dienstag) zudem gesagt: «Wir haben mehr Masken, wir haben Tests, nun geht es darum, weitere Klassen in die Schulen hineinzubringen.» Wenn Schüler in die Schulen gingen, würden sie auch getestet, «bleiben sie zu Hause, bleiben auch Infektionen unerkannt». Beispielsweise die 5., 6. und 7. Klassen müssten dringend wieder in die Schule.
Amtsärzte: Wechselunterricht in Berliner Schulen weiter möglich
Berlin (dpa/bb) - Aus Sicht der Berliner Amtsärzte ist in den Berliner Schulen weiterhin Wechselunterricht möglich. «Derzeit gibt es keinen Hinweis dafür, dass Schulen Pandemietreiber sind», heißt es in einem am Freitag verschickten Schreiben der Amtsärzte an die Senatsverwaltung für Bildung, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Häufigstes Infektionsumfeld seien die privaten Haushalte.
Das Hygienekonzept in den Schulen, zu dem halbierte Lerngruppen, Unterricht im Wechsel zu Hause und in der Schule sowie Maskenpflicht zählen, reduziere die Zahl der Infektionsübertragungen in den Schulen erheblich. Die Schließung der Schulen könne den Inzidenz-Wert für ganz Berlin dagegen nur wenig beeinflussen, heißt es in dem Schreiben mit Antworten der Amtsärzte auf Fragen der Bildungsverwaltung. «Die Einführung der Schnelltests in den Schulen ist ein zusätzlicher Baustein, um Infektionsketten rasch zu erkennen. Auch die Impfung für die Lehrkräfte sollte dazu beitragen, Infektionsübertragungen zu verhindern.»
Die Amtsärzte haben außerdem auf die Folgen von Schulschließungen aus Sicht der Kinder- und Jugendpsychiatrie hingewiesen. Bei Familien mit Erziehungsschwierigkeiten gebe es dann keine Ausgleichsmöglichkeit durch die Schule. Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher als Bezugspersonen fielen weg. In manchen Familien falle auch die Tagesstruktur weg, wenn es keinen Unterricht in der Schule mehr gebe. Viele Eltern seien außerdem damit überfordert, wenn etwa Jugendliche wenig motiviert zum Lernen seien.
Bundesnotbremse greift in NRW in vielen Schulen und Kitas
Die bundeseinheitliche Notbremse gegen steigende Corona-Zahlen betrifft nicht nur Ausgangsbeschränkungen oder das Einkaufen. Auch in den Schulen und Kitas hat sie vielerorts Einschränkungen zur Folge.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In vielen Schulen Nordrhein-Westfalens ist wieder ausschließlich Distanzunterricht angesagt. Zugleich wird in vielen Kitas nur noch Notbetreuung angeboten. Die bundeseinheitliche Notbremse greift in diesen Bereichen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 und das schon ab Montag. Zwar muss der Grenzwert von 165 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen 7 Tagen in einem Kreisen oder einer kreisfreien Stadt an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten sein, damit Unterricht und die Kita-Betreuung am übernächsten Tag eingeschränkt werden. Diese Zeitspanne ist aber bei einer Reihe von Regionen bereits erfüllt.
Für viele Schulkinder bedeutet das ab Montag wieder ausschließlich Lernen auf Distanz von zu Hause. Eine Ausnahme gilt für die Abschlussklassen und Förderschulen in den Regionen mit Werten über der Marke von 165, die ihre bisherigen Modelle von Wechselunterricht oder Präsenzunterricht zur Klausurvorbereitung dennoch fortführen könnten, hatte das Schulministerium am Freitag erklärt. Alle Abschlussprüfungen - auch die am Freitag gerade angelaufenen Abiturprüfungen - könnten planmäßig im Präsenzbetrieb stattfinden. Außerdem werde wieder eine pädagogische Notbetreuung eingerichtet.
Am Sonntag lagen 35 Kreise und kreisfreie Städte - mehr als die Hälfte in NRW - über dem neuen Schwellenwert von 165 der bundesweit geltenden Notbremse, der für die Einschränkungen bei Schulen und Kitas relevant ist. Am Sonntag kündigte das NRW-Gesundheitsministerium für zwei weitere Kommunen ein Greifen der Regelung an, weil sie den Schwellenwert überschreiten. Von Dienstag an seien nun auch in Bielefeld und im Kreis Herford Bildung und Kinderbetreuung strenger geregelt.
In Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 165 bleibt es beim bisherigen Wechselmodus aus Präsenz- und Distanzunterricht. Für die Schüler besteht in den Schulen eine Testpflicht. Dabei geht es um zwei Selbsttests pro Woche. Die Lerngruppen sind geteilt. So gibt es in zahlreichen Schulen das Modell von einem täglichen Wechsel Lernen in der Schule und zuhause.
Auch für viele Kitas zeichnet sich mit den Infektionszahlen ein eingeschränktes Angebot ab. Für die Notbetreuung machte die Landesregierung diesmal eine schärfere Vorgabe. Eltern, die die Betreuung ihrer Kinder nicht anderweitig sicherstellen können und die Notbetreuung deshalb in Anspruch nehmen wollen, müssen eine schriftliche Erklärung abgeben. Allerdings gibt es auch zahlreiche weitere Gründe wie das Kindeswohl oder eine Behinderung für die Notbetreuung von Kindern in der Kita. Kinder, die im letzten Kita-Jahr vor der Einschulung stehen, können analog zum Vorgehen bei den Abschlussklassen in den Schulen ebenfalls in ihre Kitas gehen.
Bis Ende Februar hatte es in Nordrhein-Westfalen zuletzt einen eingeschränkten Kita-Betrieb gegeben, bei dem an die Eltern aber lediglich von der Landesregierung appelliert worden war, die Kinder zu Hause zu betreuen. Außerdem wurde die Betreuungszeit gekürzt. Danach wurden alle Kinder wieder in die Einrichtungen gelassen - bei weiter gekürzter Betreuungsstundenzahl, wenn die Kitas das wollten.
5900 Schüler in Sachsen-Anhalt starten in schriftliche Abiturprüfung
Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt beginnen am Montag für fast 6000 Schüler an rund 60 Schulen die schriftlichen Abiturprüfungen. Die ersten Prüfungen fänden in dem Fach Geschichte statt, teilte eine Sprecherin des Bildungsministeriums mit.
Durch die coronabedingten Widrigkeiten gebe es für die Schüler in diesem Jahr Anpassungen: So werde unter anderem die Bearbeitungszeit in allen schriftlichen Prüfungen um 30 Minuten pro Fach verlängert. Die Schüler, die in diesem Jahr ihre Abschlussprüfungen ablegten, seien bereits im vergangenen Schuljahr in ihrer Vorbereitung auf ihre Abschlüsse eingeschränkt worden, hieß es zur Begründung.
Im vergangenen Jahr hatten trotz der coronabedingten Einschränkungen knapp 5300 Schüler das Abitur abgelegt. Damals lag der Notendurchschnitt bei 2,3. 137 Schüler erreichten das Bestergebnis von 1,0. Fast 300 Schüler konnten die Prüfungen nicht erfolgreich ablegen.
25.04.2021
Neue Vorgaben für Hessens Schulen - Hin und Her in Frankfurt
Montag ist der erste Unterrichtstag an Hessens Schulen, an dem Vorgaben der Bundes-Notbremse gelten. In Frankfurt soll es nach längerem Hin und Her nun doch keine Übergangsregelung geben.
Wiesbaden/Frankfurt/Main (dpa/lhe) - In der kommenden Woche ändern sich aufgrund der neuen Bundes-Notbremse im Kampf gegen Corona auch die Regeln für Hessens Schulen. Übersteigt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen in einer kreisfreien Stadt oder einem Kreis an drei aufeinander folgenden Tagen den Wert von 165, werden die Schulen ab dem übernächsten Tag geschlossen, alle Schülerinnen und Schüler haben dann Distanzunterricht. Eine Ausnahme gibt es für die Abschlussklassen und die Förderschulen, die weiterhin im Wechselbetrieb bleiben. Es soll dann eine Notbetreuung für die Klassen 1. bis 6. eingerichtet werden.
Obwohl die Regeln formal bereits am Montag greifen, hatten Ministerpräsident Volker Bouffier und Kultusminister Alexander Lorz (CDU) angekündigt, den Schulen Zeit für die nötigen Umstellungen zu geben. Es reiche, wenn die neuen Regeln im Laufe der Woche eingeführt werden.
Auch in Frankfurt sollen die Schüler von Montag an in den Distanzunterricht gehen, nachdem es zunächst viel Unklarheit gegeben hatte. Noch am Samstag hatte die Stadt eine Übergangsregelung in der kommenden Woche für Schulen und Kitas angekündigt. Am Sonntagvormittag ruderte das Schulamt dann zurück. So soll es nun allenfalls eine Notbetreuung geben.
«Eltern brauchen Zeit, um sich auf die neue Situation einstellen zu können», hatte Frankfurts Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) noch am Samstagabend erklärt. Beim Kultusministerium in Wiesbaden kam das nicht gut an. Dort hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: «Die Schulgemeinde braucht in dieser für alle herausfordernden Zeit nicht Verunsicherung, sondern Klarheit - und das selbstverständlich auch auf Grundlage der neu beschlossenen Regelungen. Dafür sollten sich alle weiterhin nach Kräften einsetzen.»
Das Abitur soll planmäßig stattfinden. Jedoch hat die Aufhebung der Maskenpflicht während der Abiturprüfungen für zuvor auf Corona getestete Schüler für Unverständnis gesorgt. «Überall sonst entbindet ein negativer Schnelltest nicht vom Einhalten der AHA-L-Regeln. Es gibt keinen sinnvollen Grund, das im Abitur anders zu halten», kritisierte die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW Frankfurt, Laura Preusker.
Die weiteren Regeln besagen, dass Schulen wieder im Wechselmodell arbeiten können, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 165 bleibt.
Für die Betreuung in den Kitas gilt bis zu einer Inzidenz von 165 wie bisher der Appell an die Eltern, ihre Kinder – wenn möglich – zu Hause zu betreuen. Ab diesem Wert wird es nur noch eine Notbetreuung geben. Wenn die zuständigen Kita-Träger sich entschließen, Kinder regelmäßig vor dem Kita-Besuch zu testen, übernimmt das Land die Hälfte der Kosten für die Schnelltests.
Die landesweite Inzidenz lag am Sonntag (Stand 3.09 Uhr) in Hessen dem Robert Koch-Institut zufolge bei 177,1, in Frankfurt bei 174,5.
Größere Verstöße gegen die Corona-Auflagen und die nun vielerorts geltenden Ausgangsbeschränkungen hat es nach Angaben der Polizei in Hessen an diesem Wochenende nicht gegeben. Die Präsidien sprachen am Sonntag von einer ruhigen Lage. In Frankfurt und Kassel protestierten am Samstagabend insgesamt einige Hundert Menschen letztlich friedlich gegen die Ausgangsbeschränkungen.
In Hanau gab es am Sonntag Polizeiangaben zufolge eine Kundgebung gegen Corona-Maßnahmen mit rund 250 Teilnehmern. Bei einer Gegendemo seien in der Spitze 100 Menschen zusammengekommen. Es sei bei «verbalen Meinungsverschiedenheiten» geblieben, vereinzelt habe es Verstöße gegen die Maskenpflicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher in Offenbach.
NRW will an allen Grund- und Förderschulen «Lolli-Tests» anbieten
Düsseldorf (dpa) - Nordrhein-Westfalen will bis Mitte Mai an allen Grund- und Förderschulen im Land sogenannte Lolli-Tests zum Erkennen von Corona-Infektionen anbieten. Das sagte Schul-Staatssekretär Mathias Richter der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (WAZ, Montagsausgabe). Der Umfang sei gewaltig. «Wir reden hier über fast 735 000 Kinder, dafür benötigen wir derzeit Laborkapazitäten für rund 35 000 Tests am Tag», erklärte er.
Bei der sogenannten Lolli-Methode muss kein Stäbchen in die Nase oder tiefer in den Rachen geführt werden. Kinder lutschen stattdessen 30 Sekunden lang an einem Abstrichtupfer - dem «Lolli». Die Tupfer werden danach in einem Labor ausgewertet. Es handelt sich um PCR-Tests, die beim Erkennen von Infektionen mit dem Coronavirus als sehr genau gelten. In Köln sind die Tests bereits in Kitas und Schulen im Einsatz.
Nordrhein-Westfalen sei nun das erste Bundesland, das damit beginne. Dass sie bislang noch nicht in ganz NRW verfügbar sind, hänge mit der komplexen Logistik zusammen, erklärte Staatssekretär Richter. Man brauche dafür etwa ein Dutzend geeignete Labore, ein sicheres Logistikkonzept und eine verlässliche Materialbeschaffung. «Über 400 Routen müssen täglich abgefahren, Proben eingesammelt, in die Labore gebracht und ausgewertet werden», erläuterte er der «WAZ».
24.04.2021
Aufhebung der Maskenpflicht bei Abitur sorgt für Unverständnis
Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Aufhebung der Maskenpflicht während der Abiturprüfungen für zuvor auf Corona getestete Schüler hat bei Lehrern, Eltern und Schülern für Unverständnis gesorgt. «Überall sonst entbindet ein negativer Schnelltest nicht vom Einhalten der AHA-L-Regeln. Es gibt keinen sinnvollen Grund, das im Abitur anders zu halten», kritisierte die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW Frankfurt, Laura Preusker, am Samstag.
Schnelltests seien zwar ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor, ersetzten aber nicht den Schutz durch eine Mund-Nasen-Bedeckung, sagte Rafaela Hartenstein vom Frankfurter Stadtelternbeirat. Deshalb halte man die Aufhebung der Maskenpflicht für «höchst bedenklich». Der Frankfurter Stadtschülerrat mahnte weiterhin zur Vorsicht. «Da die Prüfungszeit der Schüler verlängert wurde, halten wir eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung für vertretbar», sagte Mitglied Harrison Krampe.
Das Wiesbadener Kultusministerium hatte am Montag erlassen, dass Abiturienten während der Prüfungen von der Maskenpflicht befreit werden - sofern sie einen tagesaktuellen negativen Schnelltest vorlegen. Für etwa 23 500 Schüler begannen am Mittwoch die schriftlichen Abiturprüfungen in Hessen.
Karliczek fordert von Ländern Aufstockung des Nachhilfeprogramms
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat die Länder aufgefordert, sich an dem angekündigten Nachhilfeprogramm für Schüler in der Corona-Krise finanziell kräftig zu beteiligen. «Ich sehe die Länder in der Verantwortung, die vom Bund angebotene eine Milliarde Euro für das Nachhilfeprogramm substanziell aufzustocken», sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). «Bildung ist Ländersache. Dieses Aktionsprogramm sollte eine nationale Kraftanstrengung sein.»
Die Bundesregierung will insgesamt bis zu zwei Milliarden Euro für ein Aktionsprogramm zur Verfügung stellen, mit dem die Folgen von Schul- und Kitaschließungen in der Corona-Krise abgemildert werden sollen. Die eine Säule soll dabei das mit einer Milliarde durch den Bund geförderte Nachhilfeprogramm sein.
«Zudem wird der Bund eine Fülle an Maßnahmen ergreifen, um die Kinder und Jugendlichen wieder in ihrer Entwicklung insgesamt zu stärken», sagte Karliczek. Dabei gehe es um Kulturprogramme, aber auch um die Schulsozialarbeit. «Auch für diese zweite Säule denken wir an einen ähnlichen Betrag wie beim Nachhilfeprogramm.» Der Bund will das Programm nach ihren Angaben voraussichtlich nächste Woche auflegen.
Die Ministerin wies darauf hin, dass nach Einschätzung des Lehrerverbandes 20 bis 25 Prozent der Schüler und Schülerinnen größere Lücken hätten. «Diese Schüler wollen wir mit der Hilfe erreichen», sagte Karliczek. «Starten soll das Nachhilfeprogramm unmittelbar mit Beginn des kommenden Schuljahres. Damit das klappt, müssen Nachhilfeinstitute, pensionierte Lehrer und auch Lehramtsstudenten einbezogen werden.»
23.04.2021
Bildungsverbände machen Front gegen Microsoft-Lernplattform
Die Initiatoren sprechen von einem «historischen» Bündnis der gesamten Schulgemeinschaft. Der Schulterschluss gilt einem mächtigen Gegner, dem US-Konzern Microsoft und seiner Lernsoftware.
Stuttgart (dpa/lsw) - Zwei Dutzend Bildungsverbände warnen das Kultusministerium vor der Einführung der Bildungsplattform MS 365. Die Software des US-Konzerns Microsoft stelle eine Gefahr für den Datenschutz, den Schulfrieden und die Rechtssicherheit dar, kritisieren Schüler, Eltern und Lehrerverbände in einem gemeinsamen Positionspapier, das am Freitag veröffentlicht wurde. Das Vorhaben des Ministeriums sei überflüssig. Denn es existierten bewährte datenschutzkonformer Lösungen wie die vom Land bereitgestellte Lernplattform Moodle sowie BigBlueButton (Videokonferenzsystem), LibreOffice (Bürosoftware) und Thunderbird (Mailprogramm).
Die GEW, Landesschüler- und Elternbeirat, Philologenverband und andere Organisationen mahnten die Unterhändler der Koalitionsverhandlungen von Grünen und CDU, diese Bedenken in den Koalitionsvertrag einfließen zu lassen.
Nach Überzeugung der Unterzeichner darf sich ein Bundesland nicht von einem Cloud-Angebot wie MS 365 abhängig machen, das jederzeit vom Anbieter oder auf Anweisung der Regierung des Landes des Firmensitzes in der Nutzung eingeschränkt oder abgeschaltet werden kann.
Der für sensible Schülerdaten unverzichtbare Datenschutz sei bei dem Microsoft-Produkt nicht überprüfbar. Deshalb könne es zu Kontroversen in der Schulgemeinschaft führen, wenn sich Schüler, Eltern und Lehrkräfte gegen die Nutzung solcher Software wehrten. Das Ministerium liege falsch, wenn es meine, durch MS 365 die Schulen von Auswahl und Administration zu entlasten. Denn die datenschutzrechtlich verantwortliche Stelle bleibe die einzelne Schule. «Für Rechtsunsicherheiten steht also nicht das Kultusministerium gerade, sondern die jeweilige Schulleitung vor Ort», heißt es in dem Papier. Diese datenschutzrechtliche Verantwortung könnten Schulleitungen bei MS 365 wegen fehlender Fachkenntnisse und Analysemöglichkeiten nicht übernehmen.
Auch aus wirtschaftlichen Gründen sei auf das Produkt des US-Konzerns zu verzichten: «Wer in Baden-Württemberg Arbeitsplätze und Know-How sichern will, sollte vorrangig heimische Unternehmen einbinden und deren Produkte bei der Bildungsplattform einsetzen.»
Startschuss für schriftliche Abiturprüfungen in Sachsen
Dresden (dpa/sn) - In Sachsen beginnen an diesem Freitag die schriftlichen Abitur-Prüfungen unter Corona-Bedingungen. Die ersten Schüler schreiben ihre Abschlussarbeit im Fach Religion. Später folgen Fächer wie Deutsch (30.4.) und Mathematik (4.5.). Laut Kultusministerium muss jeder Abiturient fünf Prüfungen ablegen - davon drei schriftliche und zwei mündliche. Die mündlichen Prüfungen beginnen ab dem 17. Mai. Die Termine setzen die Schulen selbst fest.
Insgesamt legen in diesem Jahr 10 667 Abiturienten die Prüfungen ab. Um Nachteile in der Corona-Krise auszugleichen, bekommen sie unter anderem in den schriftlichen Prüfungen jeweils eine halbe Stunde mehr Zeit, zudem können sie auf einen Zweittermin ausweichen.
22.04.2021
Abi-Prüfungen beginnen - Mehr Zeit als üblich
Die Abschlussprüfungen starten in Mecklenburg-Vorpommern mit dem schriftlichen Abi in Englisch. Auf Wunsch des Landesschülerrates bekommen die Prüflinge mehr Zeit als sonst für die Aufgaben. Dafür müssen sie die ganze Zeit Maske tragen.
Schwerin (dpa/mv) - Für die rund 5500 Abiturienten in Mecklenburg-Vorpommern beginnen an diesem Freitag (8.00 Uhr) die schriftlichen Prüfungen mit dem Fach Englisch. Eine Corona-Testpflicht vor Prüfungsbeginn gibt es nicht. Die Schüler müssen während der mehrstündigen schriftlichen Prüfungsarbeiten aber eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Sie bekommen zur Bearbeitung der Aufgaben eine halbe Stunde mehr Zeit als üblich. Damit sei man einer Bitte des Landesschülerrates nachgekommen, erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). Die Tische stehen zur Einhaltung des Corona-Mindestabstandes mindestens 1,50 Meter auseinander. Nächste Woche beginnen dann für rund 6100 Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern die zentralen schriftlichen Prüfungen zur Mittleren Reife.
Neue Notbremse: Mehr Schulen müssen schließen und Tests sind Pflicht
An den Schulen gilt mit der Bundes-Notbremse ein neuer Schwellenwert: Überschreitet die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen 165, wird der Präsenzunterricht verboten. Zudem sind Tests jetzt Pflicht - zwei Mal pro Woche.
Mainz (dpa/lrs) - Mit Inkrafttreten der Bundes-Notbremse müssen auch in Rheinland-Pfalz von Montag an Schulen schließen - wenn die Inzidenz schon 3 Tage über 165 liegt. Dazu gehörten etwa Grundschulen in Mainz, Schulen in Speyer und berufsbildende Schulen im Donnersbergkreis, sagte der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, am Donnerstag in Mainz. Es werde aber eine Notbetreuung für die Klassen eins bis sieben sowie Ausnahmen für Abschlussklassen und Prüfungen geben, ergänzte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
An allen Schulen, die nicht auf Fernunterricht umstellen müssen, werde der Wechselunterricht bis zu den Pfingstferien (25. Mai bis 2. Juni) fortgesetzt. «Da sind wir strenger als der Bund», sagte Hubig.
Neu ist von Montag an auch die Testpflicht für Schüler und Lehrer im Präsenzunterricht - zweimal pro Woche. «Die meisten Schulen setzen das schon um», sagte Hubig. Grundsätzlich sollten das Selbsttests an Schulen sein. Möglich sei aber auch ein negativer Test aus einem Testzentrum oder vom Arzt, der nicht älter als 24 Stunden ist. Tests zu Hause würden nur anerkannt, wenn das die Schulgemeinde für die ganze Schule entscheide. Wenn Schüler sich nicht testen lassen wollten, würde ihnen ein abgespecktes Fernunterricht-Angebot gemacht. Vor Prüfungen gebe es keine Testpflicht.
Kitas müssen künftig ebenfalls bei einer Inzidenz von 165 schließen. Es gilt wieder - wie während des ersten Lockdowns in der Pandemie - eine Notbetreuung. Diese werde in den Kitas und Schulen allen angeboten, die ihre Kinder nicht selbst betreuen oder betreuen lassen könnten sowie für die Kinder, für die es besonders wichtig sei, in die Kita oder die Schule zu kommen. Es gibt keine Testpflicht.
«Das ist eine große Herausforderung für die Eltern», sagte Hubig. «Ich weiß, dass viele am Limit sind.» Kinder und Jugendliche litten unter den Folgen des Schulausfalls körperlich und seelisch, wie Studien belegten. Das Land werde auch in den kommenden Sommerferien wieder eine Sommerschule und zudem Nachhilfe anbieten, dazu werde ein Programm vom Bund für Nachhilfe und Schulsozialarbeit kommen.
Der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Christian Baldauf, forderte Unterstützung beim Aufbau der Test-Infrastruktur. Die Landesregierung verweigere jedoch bislang finanzielle Mittel, um ehrenamtlichen Helfern eine kleine finanzielle Anerkennung zu Teil werden zu lassen. Angesichts von zwei Tests pro Kind und Woche bräuchten die Schulen auch Handreichungen, wie sie das am besten umsetzen könnten. «Notwendige Freiräume bei der Umsetzung, angepasst an die örtlichen Verhältnisse, müssen einhergehen mit durchdachten allgemeingültigen Konzepten.»
Abi-Prüfungen beginnen ohne Corona-Testpflicht
Die Abschlussprüfungen beginnen in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Corona-Testpflicht gibt es nicht.
Schwerin (dpa/mv) - Für rund 5500 Oberschüler beginnen an diesem Freitag die schriftlichen Abiturprüfungen mit dem Fach Englisch. Eine Corona-Testpflicht vor Prüfungsbeginn gebe es nicht, stellte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag klar. Das neue Bundesinfektionsschutzgesetz sehe das nicht vor. Die Schülerinnen und Schüler seien aber aufgerufen, vor den Prüfungen einen freiwilligen Selbsttest durchzuführen, die an allen Schulen zur Verfügung stünden. Fällt ein solcher Test positiv aus, dürfe der Betroffene an dem Tag nicht an der Prüfung teilnehmen und müsse das Ergebnis mit einem PCR-Test abklären lassen. Die Prüfung müsste der Ministerin zufolge dann an einem Nachschreibetermin absolviert werden.
Die Schüler müssen während der mehrstündigen schriftlichen Prüfungen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Sie bekommen zur Bearbeitung der Aufgabe eine halbe Stunde mehr Zeit als üblich. Damit sei man einer Bitte des Landesschülerrates nachgekommen, erklärte Ministerin Martin. Die Tische stehen zur Einhaltung des Corona-Mindestabstandes wenigstens 1,50 Meter auseinander.
In der kommenden Woche folgen weitere schriftliche, länderübergreifende Abi-Prüfungen in Französisch (Mittwoch) und Deutsch (Freitag). Der Beginn der Abiturprüfungen war um zehn Tage nach hinten geschoben worden, um den Schülern in der Corona-Pandemie mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben. Nächste Woche beginnen zudem für rund 6100 Schülerinnen und Schüler die zentralen schriftlichen Prüfungen zur Mittleren Reife.
Den Abschlussklassen war auch während der coronabedingten Schulschließungen Präsenzunterricht angeboten worden, um die Prüfungen vorzubereiten. Martin betonte: «Die Abschlussklassen hatten - anders als andere Klassenstufen - in diesem Schuljahr bis auf drei Tage vor und fünf Tage nach den Weihnachtsferien durchgängig Präsenzunterricht.»
Land NRW: Medizinische Maske auch bei Abiklausuren tragen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Wenn zum Start der Abiprüfungen an diesem Freitag die ersten Klausuren geschrieben werden, müssen Schüler medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen. Nach der NRW-Coronabetreuungsverordnung «ist eine medizinische Maske am festen Sitzplatz im Prüfungsraum zu tragen», hieß es am Donnerstag aus dem Schulministerium in Düsseldorf. Für die ersten der 90 000 Abiturienten beginnen die Prüfungen am Freitag landesweit mit dem Fach Englisch.
Die Abiturienten dürfen ihre Schule nur betreten, wenn sie zuvor am schulischen Corona-Selbsttest mit negativem Ergebnis teilgenommen haben oder einen höchstens 48 Stunden alten negativen Bürgertest vorlegen, wie das Ministerium weiter erläuterte. Auch ohne einen Testnachweis dürften sie aber nicht von der Prüfung ausgeschlossen werden. Die Klausuren schreiben sie dann - gegebenenfalls zusammen mit anderen Schülern ohne Corona-Test - in einem getrennten Raum.
Die Landesschülervertretung (LSV) geht davon aus, dass sehr viele keinen Corona-Test machen wollen. «Das erzeugt wieder Stress und Wirrwarr. Viele haben Angst, dass der Selbsttest kurz vor der Prüfung falsch positiv ausfällt», schilderte LSV-Vorstand Thomas Niebuer. Vor dem «Abi 2021» stehen 79 000 Schüler von Gymnasien, Gesamtschulen, Weiterbildungskollegs und Waldorf-Schulen sowie die 11 000 Prüflinge an den Berufskollegs. Die oppositionelle SPD plädierte angesichts der widrigen Umstände für einen «Freischuss», dass Abiturienten also nicht bestandene Prüfungen wiederholen dürfen.
21.04.2021
Gericht hebt Maskenpflicht an Grundschulen vorläufig auf
Bremen (dpa/lni) - Das Oberverwaltungsgericht Bremen hat die bei einem Inzidenzwert von 100 geltende Maskenpflicht für Grundschüler vorläufig außer Vollzug gesetzt. Die Regelung, ab wann diese Pflicht gelte, sei zu unbestimmt. Es sei für Grundschüler und Eltern nicht feststellbar, wann die Voraussetzung erfüllt sei, befand das Gericht in einer Entscheidung über einen Eilantrag. Dies lasse sich auch nicht durch Auslegung ermitteln. (AZ 1 B 178/21)
Die Außervollzugsetzung gelte nicht nur für die Antragsteller, sondern sei allgemeinverbindlich. Zugleich wies das OVG am Mittwoch darauf hin, dass die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung grundsätzlich auch für Grundschüler eine «geeignete, erforderliche und angemessene Maßnahme» sei, im Schulbetrieb das Infektionsschutzgeschehen zu reduzieren und zu kontrollieren.
In einer zweiten Entscheidung bestätigte das OVG die Regelung, dass eine Teilnahme am Präsenzunterricht nur bei Vorlage eines negativen Corona-Tests möglich ist. Zugrunde lag auch hier ein Eilantrag. Aus Sicht der Antragsteller greift die Testpflicht schwer in die Grundrechte der Schüler ein. Es drohe zudem ein Verletzungsrisiko.
Das Gericht argumentierte dagegen, selbst bei der Annahme, dass die Testung in die körperliche Unversehrtheit der Schüler eingreife, sei der Eingriff bei der zu unterstellenden sachgemäßen Anwendung als gering anzusehen (AZ 1 B 180/21). Beide Beschlüsse sind nicht anfechtbar.
Abiturprüfungen in Brandenburg starten - mit kleinen Erleichterungen
Beschränkte Kontakte und viel Arbeit vor dem Computer: Es war kein leichtes Jahr für die Abschlussklassen unter Corona-Bedingungen. Nun wird es ernst - die Abiturienten sitzen vor ihren Prüfungsblättern.
Potsdam (dpa/bb) - An diesem Mittwoch starten in Brandenburg die Abiturprüfungen - mit kleinen Erleichterungen für die Schülerinnen und Schüler. Nach Angaben des Pädagogenverbandes gibt es wegen der pandemiebedingt häufig kürzeren Lernzeit Zugeständnisse wie etwa 30 Minuten zusätzliche Arbeitszeit während der Prüfungen. Die nutze den Schülerinnen und Schülern aber nur, wenn sie vorher auch wirklich gelernt haben, sagte Verbandspräsident Hartmut Stäker der Deutschen Presse-Agentur. Er ist selbst Lehrer für die Oberstufe.
Zudem gebe es zum Haupttermin der Prüfungen einen Nachschreibetermin, der genutzt werden könne. Stäker zufolge haben aber fast alle der rund 10 000 Prüflinge im Land den Haupttermin gewählt. «Ich habe das Gefühl, die wollen das hinter sich haben», sagte der Verbandspräsident.
Das diesjährige Abitur sei im Ganzen nicht leichter und kein «Corona-Abitur», erklärte Stäker. Er habe sich die Anforderungen an angeschaut. Das Abi sei gleichwertig und wie jedes andere Abitur auch. Der Verbandspräsident hatte zuvor vor einem «Notabitur» gewarnt. Das Bildungsministerium hatte versichert, dass das Abitur anspruchsvoll sein werde und vergleichbar.
Bei den Hygieneschutzmaßnahmen nutzen die Schulen laut Stäker die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Masken müssten getragen werden, könnten aber am Platz im Raum während der Prüfungen abgenommen werden. Zudem müssen sich die Schüler vorher testen lassen. Das sieht die Eindämmungsverordnung des Landes vor. Danach müssen Schüler im Präsenzunterricht und die Lehrkräfte von diesem Montag an zweimal pro Woche einen negativen Schnelltest vorlegen, bevor sie die Schule betreten dürfen.
In den vergangenen Monaten seien die Abschlussklassen im Präsenzunterricht geteilt unterrichtet worden, erzählte er. Sie wurden von den Lehrkräften in verschiedenen Räumen in kleineren Gruppen betreut. Dadurch hätten die Schüler weniger durchgängig mit den Lehrern kommunizieren können. Jeder Schüler, der glaube, das Abitur nicht zu schaffen, habe davon zurücktreten können, sagte Stäker. Das Schuljahr könne wiederholt werden, ohne das dieser Anlauf angerechnet werde. Das bedeute: Wer das Schuljahr schon einmal wiederholt habe, könne das coronabedingt dann ein weiteres Mal tun.
Landtag beschäftigt sich mit drohenden Schulschließungen
Erfurt (dpa/th) - Mit den Auswirkungen der Bundes-Notbremse im neuen Infektionsschutzgesetz auf die Schulen beschäftigt sich der Thüringer Landtag am Mittwoch (14.00 Uhr) in Erfurt. Kindergarten- und Schulschließungen seien bei dem hohen regionalen Infektionsgeschehen offenbar derzeit unvermeidbar, erklärte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich. Ihre Fraktion hat die Aktuelle Stunde beantragt. Dazu will sich nach Angaben der Landesregierung auch Bildungsminister Helmut Holter (Linke) äußern.
Die Grünen sprachen sich wie die CDU-Fraktion dafür aus, auch Eltern von Kita-und Schulkindern möglichst schnell zu impfen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Rothe-Beinlich begrüßt zudem die Einführung einer verbindlichen Testpflicht. Kinder und Jugendliche dürften aber nicht zum Test gezwungen werden. Ungetestete Schüler müssten «jedoch das häusliche Lernen nutzen, um an den Unterricht angeschlossen zu sein». Der Entwurf des neuen Infektionsschutzgesetz des Bundes sieht Kita- und Schulschließungen vor, wenn an drei Tagen die Sieben-Tages-Inzidenz in einem Landkreis den Wert von 165 überschreitet.
Weitere Themen im Landtag sind Regeln gegen Lobbyismus, die Situation des sozialen Wohnungsbaus, politisch motivierte Kriminalität sowie die Maskenurteile aus Weimar.
Die schriftlichen Abiprüfungen starten in Hessen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Für 23 500 Schülerinnen und Schüler beginnen an diesem Mittwoch die schriftlichen Abiturprüfungen in Hessen. An insgesamt 269 Schulen im Land werden die Prüfungen für das Landesabitur 2021 abgelegt.
Alle Prüfungen finden unter den besonderen Corona-Bedingungen mit Abstand- und Schutzmaßnahmen statt. Wegen der besonderen Bedingungen erhalten die Prüflinge nach Angaben des Kultusministeriums in diesem Jahr auch zusätzliche Zeit, die sie im Rahmen der Prüfung individuell nutzen können.
Mit den Leistungs- und Grundkursen im Fach Chemie beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen am Mittwoch. Am folgenden Tag geht es unter anderem mit den Fächern Kunst, Musik, Politik und Wirtschaft sowie Sport und Religion weiter. Der Zeitraum für die schriftlichen Prüfungen ist bis 5. Mai angesetzt. Die Termine für die Nachprüfungen sind vom 18. Mai bis 2. Juni.
20.04.2021
Elternverband: Langfristig fürs kommende Schuljahr planen
Die Unruhe in der Schullandschaft wächst. Viele wollen das «Rein und Raus» im Schulbetrieb nicht mehr mittragen, heißt es von Elternseite. Das Kreisen um Wocheninzidenzen stört viele - aus unterschiedlichen Gründen.
Dortmund (dpa/lnw) - Nach viel Unruhe im Schulbetrieb mit oft extrem kurzfristigen Öffnungen und Schließungen hat der Elternverband LEK schon jetzt Planungen für das nächste Schuljahr verlangt. Das monatelange Hin und Her und die starre Ausrichtung an der Wocheninzidenz sei «unsinnig», kritisierte die Landeselternkonferenz (LEK) in NRW. «Die Schulen ersticken in dem Rein und Raus», sagte die LEK-Vorsitzende Anke Staar am Dienstag. Die Bedürfnisse von Schülern und ihren Familien würden ausgeblendet.
«Schulen müssen jetzt unbedingt in Ruhe langfristig ihr Konzept entwickeln können.» Es sei davon auszugehen, dass auch im kommenden Schuljahr ab Sommer kein Normalbetrieb möglich sein werde. Die LEK halte pauschale Vorgaben des Landes «von oben herab» für falsch. Schulleitungen und Kommunen als Träger sollten mehr Spielraum erhalten, um eigene Konzepte zu entwickeln - konkret angepasst an die individuellen Gegebenheiten vor Ort und Bedürfnisse der Schüler. Das Land solle für Bildungsqualität sorgen - also für genug Personal und Räumlichkeiten, aber keine «minutiösen» Vorschriften machen, verlangte Staar.
Der aktuell im Entwurf für ein geändertes Infektionsschutzgesetz des Bundes vorgesehene Wert für Schulschließungen sei noch zu hoch, betonte die Landeselternschaft der Gymnasien NRW. In dem Entwurf wird als Schwelle eine Wocheninzidenz von 165 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche genannt. Es brauche eine eigene Altersgruppen-Inzidenz für Schüler, teilte der NRW-Verband mit. Stehe der Wert einmal in einem Bundesgesetz, sei «eine falsche Orientierung zementiert». Über die Novelle wird noch in Bundestag und Bundesrat beraten.
In den letzten Wochen habe es steigende Infektionszahlen mit ernsthafteren Erkrankungen auch in der Altersgruppe der Schüler gegeben, mahnte die Landeselternschaft. «Sie müssen aber jetzt und längerfristig besonders geschützt werden, weil für die unter 16-Jährigen in absehbarer Zeit kein Impfstoff zur Verfügung steht.» Die Gewerkschaft Erziehung und Bildung nannte erneut eine Wocheninzidenz von 100 als geeigneten Maßstab. «Wir halten die neue 165er Inzidenz für Schulschließungen für aus der Luft gegriffen», hieß es bei der GEW.
Die LEK-Vorsitzende Staar meinte, um das «Maximum an Angebot» zu ermöglichen, sei ein täglicher, aber kürzerer Unterricht in den Klassen denkbar - etwa an Grundschulen drei Stunden vormittags für eine Klassenhälfte und drei Stunden nachmittags für die andere. Man müsse sich etwas vom Stundenplan lösen und solle auch nicht an der Zahl der Klassenarbeiten festhalten.
Nach einer Woche Unterricht daheim waren am Montag viele Schüler wieder in ihre Klassenzimmer zurückgekehrt, aber nur tageweise und im Wechselmodus. Und längst nicht alle, weil mehr als 20 der insgesamt 53 Städte und Kreise drei Tage zuvor über der von NRW aktuell bestimmten Wocheninzidenz von 200 lagen, ab der das Land Distanzunterricht anordnet. Einige Kommunen hatten zudem auf Basis eigener Verfügungen am Distanzmodus festgehalten. Laut GEW sind landesweit in rund 40 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte die Schulen derzeit im Homeschooling-Betrieb.
«Jahrgang mit Stempel» - Abiturprüfungen im Zeichen von Corona
Pauken ist in diesen Tagen angesagt. Am Freitag stehen für die Abschlussklassen die ersten Abiturprüfungen an. Vieles ist in der Corona-Krise anders. Wie gehen die Schüler damit um?
Dresden (dpa/sn) - Abitur in Pandemie-Zeiten: Bücher wälzen, Stoff wiederholen, lesen - die Prüfungsvorbereitung von Joanna Kesicka sieht nicht anders aus als die von Abiturienten in den vergangen Jahren. Und dennoch ist in diesem Jahr einiges anders. «Wir mussten uns zum Großteil selber kümmern», sagt die 19-Jährige aus Löbau. Im Dezember seien die Abiturienten mehrere Wochen zu Hause gewesen, auch danach mussten viele wegen Quarantäne am heimischen Schreibtisch lernen. «Das ist gerade für Prüflinge und Abiturienten tragisch.»
Am Freitag stehen für tausende Abiturienten in Sachsen die ersten Prüfungen im Fach Religion an - später folgen Fächer wie Deutsch (30. April) und Mathe (4. Mai).
Das selbstständige Lernen ist vielleicht das Wichtigste, was die Abiturienten in der Corona-Krise gelernt haben, sagt Kesicka. Fragen wurden über Videos im Internet oder durch den Austausch mit Mitschülern geklärt, auch über Videokonferenzen mit Lehrern. «Das war gerade auf dem ländlichen Raum aber nicht immer an der Tagesordnung», sagt Kesicka, die auch Vorsitzende des Landesschülerrates ist.
Schulen und Kultusministerium wirft sie Versäumnisse bei der Digitalisierung vor. Im Sommer 2020 habe man es versäumt, sich auf die zweite Welle vorzubereiten. «Wir haben es uns nicht ausgesucht, in der Pandemie Abitur zu machen. Dafür haben wir es gut gemeistert.»
Der sächsische Lehrerverband sieht den Abiturjahrgang auch in Corona-Zeiten für die Prüfungen gerüstet. Es habe genügend Gelegenheiten zum Austausch mit den Lehrern über verschiedene Kanäle gegeben, sagt Verbandsvorsitzender Jens Weichelt. Die Abschlussklassen hätten bis auf wenige Wochen Präsenzunterricht gehabt. «Sie hatten eigentlich am wenigsten unter den Schulschließungen zu leiden.» Das Abitur sei «absolut vollwertig und anspruchsvoll» und werde entsprechende Anerkennung bei Universitäten und Unternehmen finden, so Weichelt. Er verwies zudem auf verschiedene Maßnahmen, die helfen sollen, die Nachteile und Schwierigkeiten für diesen Jahrgang auszugleichen.
So sieht das Kultusministerium für Abiturienten 30 Minuten mehr Zeit für sämtliche Prüfungen sowie das mögliche Ausweichen auf einen Zweittermin vor. Die Zweit- und Drittkorrekturen finden an der jeweiligen Schule statt. Das soll eine faire Benotung sichern, falls Inhalte coronabedingt nicht ausreichend behandelt werden konnten.
«Keine Frage, die Abiturienten hatten schwierige Lernbedingungen», sagte der Vorsitzende des sächsischen Philologenverbandes, Thomas Langer. Einen Grund, von einem «Corona-Jahrgang» zu reden, sieht er aber nicht. «Die Prüfungen finden alle statt, sind bundesweit anerkannt.» In den vergangenen Monaten hätten Schüler und Lehrer schon Erfahrungen mit Prüfungen unter Corona-Bedingungen sammeln können - mit Abstand, Desinfektion und Hygienekonzepten. Darauf könne nun im Abitur zurückgegriffen werden. Wenn die Tische weit genug auseinanderstehen, müssten die Abiturienten auch keine Maske während der Prüfung tragen, betonte Langer.
Trotz allem: «Ungewissheit ist ein stetiger Begleiter dieses Abi-Jahrgangs», sagt etwa Abiturient Arthur Tritschel von der Dresdner Waldorfschule. Ungewissheit, unter welchen Bedingungen das Abitur stattfinde oder was etwa passiere, wenn man in der Prüfungszeit in Quarantäne gehen müsse. Auch die Frage, was danach passiere, treibe viele Abiturienten um. «Da geht auch der Ansporn etwas verloren, da viele kein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten können», so der 19-Jährige.
Auch Joanna Kesicka ist ein wenig nervös, wenn sie an ihre erste Prüfung Ende April im Fach Deutsch denkt. Das Schlimmste wäre, sagt Kesicka, wenn die Prüfungen kurzfristig ausfielen. «Das darf nicht passieren.» Das Abitur wird in diesem Jahr anders sein, so Kesicka. «Wir sind ein Jahrgang, der einen Stempel bekommt, ein Corona-Jahrgang.» Dennoch ist es ein Abitur und ein Abschluss. Damit, sagt die 19-Jährige, fühlt sie sich gerüstet für Zukunft.
Lehrerverband beklagt zu hohe Grenzwerte für Schulschließungen
Die Pläne für die Corona-Notbremse des Bundes sind noch einmal nachgebessert worden. Ein wichtiger Punkt: Schulen sollen früher als bisher geplant auf Distanzunterricht umschalten. Für viele wird das Folgen haben. Doch nicht allen geht das weit genug.
Berlin (dpa) - Der deutsche Lehrerverband fordert, die geplante Corona-Notbremse des Bundes noch einmal nachzuschärfen und Schüler früher in den Distanzunterricht zu schicken als bisher vorgesehen. Es sei zwar ein Fortschritt, dass der maßgebliche Inzidenzwert für Schulschließungen von 200 auf 165 gesenkt worden sei, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). «Doch auch eine Inzidenz von 165 ist noch deutlich zu hoch.»
Bund und Länder wollen mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes einheitliche Regelungen im Kampf gegen die dritte Corona-Welle festschreiben. In einem ersten Entwurf des Bundes war unter anderem vorgesehen, dass Schulen in den Distanzunterricht wechseln müssen, wenn binnen einer Woche mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner registriert werden.
Dieser Schwellenwert soll nun aber gesenkt werden. Nach der Beschlussempfehlung des maßgeblichen Gesundheitsausschusses, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sollen Schulen schon bei einer Inzidenz von 165 keinen Präsenzunterricht mehr anbieten dürfen. In vielen Regionen liegt die Inzidenz zurzeit deutlich höher. Abschlussklassen und Förderschulen sollen vom Stopp des Schulbesuchs ausgenommen werden können.
Meidinger betonte, er habe kein Verständnis dafür, warum man bei Schulen einen anderen, gröberen Maßstab anlege als in anderen Bereichen der Gesellschaft. Man dürfe nicht vergessen, dass die bundesweite Inzidenz in der Altersgruppe zwischen 10 und 19 Jahren bereits jetzt deutlich höher liege. «Um eine Ausbreitung des Virus in den Schulen wirksam zu stoppen, muss der Präsenzunterricht bereits ab einer Inzidenz von 100 beendet werden», forderte Meidinger.
Daneben sieht die Neuregelung nun Ausgangsbeschränkungen von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr in Regionen mit hohen Corona-Zahlen vor. Nach dem ursprünglichen Plan sollten sie schon um 21.00 Uhr beginnen. Joggen und Spaziergänge sollen bis Mitternacht erlaubt bleiben, allerdings nur alleine. Die Notbremse soll am Mittwoch vom Bundestag beschlossen werden und nach einer Befassung der Länderkammer rasch in Kraft treten. Die Regeln sollen gelten, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Stadt oder einem Landkreis drei Tage hintereinander über 100 liegt.
Die Kommunen begrüßten die Änderungen. «Es ist richtig, die Ausgangsbeschränkungen erst ab 22.00 Uhr vorzusehen. Andernfalls wären die Menschen alle zur selben Zeit abends noch in die Lebensmittelgeschäfte geströmt», sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der «Rheinischen Post». Es sei auch richtig, die Schulen bereits ab Inzidenzwerten von 165 zu schließen. «Wenn wir auf die aktuellen Werte schauen, bedeutet das Gesetz, dass die Schulen in Deutschland kommende Woche weitgehend wieder schließen müssen.»
Der Deutsche Städtetag sieht in der Notbremse die Chance, verloren gegangenes Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. «Das Durcheinander mit unterschiedlichen Lösungen in den Ländern bei der Notbremse hat in den vergangenen Wochen Vertrauen gekostet», sagte der Leipziger Oberbürgermeister der Deutschen Presse-Agentur. «Wir brauchen jetzt vorübergehend einen gemeinsamen bundeseinheitlichen Rahmen, um dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Dabei ist es gut, dass die bundeseinheitliche Notbremse bis Ende Juni befristet werden soll.»
Ärztepräsident Klaus Reinhardt forderte, neben dem Inzidenzwert noch weitere Kriterien für die Aktivierung der Notbremse heranzuziehen. «Dazu zählt beispielsweise die Zahl der täglichen Neuaufnahmen von Corona-Intensivpatienten sowie die Anzahl intensivpflichtiger und invasiv beatmeter Patienten der letzten sieben Tage», sagte er der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Dienstag).
19.04.2021
Bisher wenige positive Corona-Schultests
Erfurt (dpa/th) - In der ersten Woche mit flächendeckenden Corona-Tests an Thüringer Schulen sind 375 Schüler positiv auf eine Coronavirus-Infektion getestet worden. Das geht aus einer Statistik des Bildungsministeriums vom Montag hervor. Demnach erfolgten in der vergangenen Woche insgesamt 157 472 Tests bei Schülern und 26 401 Tests beim Personal an den Schulen. Nur 27 Tests beim Personal fielen positiv aus. Die Positivrate bei den Schülern lag nach Ministeriumsangaben bei 0,24 Prozent, beim Personal bei 0,1 Prozent.
Unklar ist, ob tatsächlich jeder positive Test korrekt eine Coronavirus-Infektion angezeigt hat. Bei den verwendeten Schnell- und Selbsttests kann es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen, weshalb bei einem positiven Ergebnis ein weiterer PCR-Test nötig ist. In den Daten des Bildungsministeriums wurden Angaben von 941 Schulen berücksichtigt, von 33 fehlen sie bislang noch.
Testpflicht und Schulschließungen ab 200-Inzidenz - Kritik der Eltern
Potsdam (dpa/bb) - Angesichts der Corona-Testpflicht für die Schüler in Brandenburg hat der Landeskitaelternbeirat kritisiert, dass trotzdem ab einem Inzidenzwert von 200 in Landkreisen Schulen geschlossen werden sollen. Dass das flächendeckende Schließen von Schulen und Kitas immer noch eine Maßnahme der Politik sei, sei «ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen», teilte der Landeskitaelternbeirat am Sonntagabend mit. Viel sinnvoller sei eine flächendeckende Strategie mit regelmäßiger Testung. Das sei an Schulen und Kitas gut möglich.
«Ein Schul- und Kitabesuch auf Basis einer guten Teststrategie erscheint derzeit effektiver als jedes Kontakttagebuch oder jede Corona- oder Luca-App», so die Elternvertreter. «Wenn wir die Schulen und Kitas jetzt schließen, verlieren nicht nur die Kinder weitere Wochen oder Monate notwendige Bildungs- und Betreuungsangebote - nein, wir verlieren auch die Kontrolle über mögliche Infektionen bei den Kindern, ihren Familien und den Pädagogen.»
Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche stieg zuletzt von 119 auf 142. Ab dem Wert von 200 in Landkreisen oder kreisfreien Städten müssen von Mittwoch an Schulen geschlossen werden. Der Landkreis Spree-Neiße liegt schon seit längerem deutlich über dieser kritischen Marke.
In den Brandenburger Schulen gilt seit Montag eine Testpflicht für die Schüler im Präsenzunterricht und alle Beschäftigten. Der Zutritt in die Schulen ist dann nur noch Menschen gestattet, die an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche jeweils ein negatives Testergebnis vorlegen. Die Testungen sollen grundsätzlich zu Hause durchgeführt werden. Sollten Schüler die Testbescheinigung vergessen haben, könnten die Tests auch an den Schulen durchgeführt werden, erklärte das Bildungsministerium. Auch das Personal in den Kitas muss sich testen lassen.
Seit dem Ende der Osterferien haben nur die Grundschüler und die Abschlussklassen Wechselunterricht. Die mittleren Jahrgänge der weiterführenden Schulen bleiben vorerst im Distanzunterricht.
Testpflicht in Brandenburger Schulen - auch für Kita-Beschäftigte
Potsdam (dpa/bb) - In den Brandenburger Schulen gilt von Montag an eine Corona-Testpflicht für die Schüler im Präsenzunterricht und alle Beschäftigten. Der Zutritt in die Schulen ist dann nur noch Personen gestattet, die an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche jeweils ein negatives Testergebnis vorlegen. Die Testungen sollen grundsätzlich zu Hause durchgeführt werden. Sollten Schüler die Testbescheinigung vergessen haben, könnten die Tests auch an den Schulen durchgeführt werden, erklärte das Bildungsministerium. Auch das Personal in den Kitas muss sich testen lassen.
Seit dem Ende der Osterferien haben nur die Grundschüler und die Abschlussklassen Wechselunterricht in der Schule und zuhause. Die Förderschulen für geistige Entwicklung haben durchgehend Präsenzunterricht. Die mittleren Jahrgänge der weiterführenden Schulen bleiben vorerst im Distanzunterricht.
Allerdings müssen ab 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche in Landkreisen oder kreisfreien Städten von Mittwoch an alle Schulen geschlossen werden, mit Ausnahme der Abschlussklassen und der Förderschulen. Der Landkreis Spree-Neiße liegt schon seit längerem deutlich über dieser kritischen Marke.
18.04.2021
Rückkehr ins Klassenzimmer - aber längst nicht überall im Südwesten
Monatelang haben viele ihre Lehrer nur per Video gesehen: Nun soll es eigentlich wieder losgehen mit der richtigen Schule. Doch die Öffnung könnte vielerorts nur eine kurze Freude sein.
Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg kehren in dieser Woche hunderttausende Schülerinnen und Schüler nach über vier Monaten im Lockdown in ihre Klassenzimmer zurück - allerdings nur mit Maske, Abstand und einem negativen Testergebnis. Die Maßnahme der grün-schwarzen Landesregierung ist hochumstritten, weil das Land mitten in der dritten Corona-Welle mit stark steigenden Infektionszahlen steckt.
Von Montag an sollen nach Plänen des Kultusministeriums alle Jahrgangsstufen aller Schularten wieder in Präsenz unterrichtet werden können - allerdings meistens im Wechsel, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Wer mehr als drei Tage in Folge an der Schule ist, muss sich zweimal pro Woche testen lassen.
Doch längst nicht alle Kinder und Jugendlichen im Südwesten können sich auf eine Rückkehr an ihre Schulen freuen: In 11 von 44 Stadt- und Landkreisen werden die Schulen größtenteils geschlossen bleiben, weil sie entweder schon drei Tage über der Inzidenz von 200 lagen oder kurz davor stehen. Darunter sind auch Stuttgart und Ulm. Etwa sechs weitere Kreise liegen nur knapp unter dem Schwellenwert.
In Corona-Hotspots mit über 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in der Woche soll es grundsätzlich nur Fernunterricht geben, auch Kitas sollen dann geschlossen werden. Ausnahmen gibt es für die Notbetreuung, Abschlussklassen sowie die sonderpädagogischen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (SBBZ).
Die Lehrerverbände halten den Grenzwert 200 für die Öffnung der Schulen für viel zu hoch gegriffen. Sie hatten vorgeschlagen, ab einer Inzidenz von 100 nur Fernunterricht anzubieten. Hintergrund der Bedenken ist die britische Corona-Mutante, mit der sich auch Kinder und Jugendliche leicht anstecken können. Im Südwesten gibt es rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler sowie 130 000 Lehrkräfte.
Zuerst Geschichte: Abiturprüfungen in Niedersachsen starten
Hannover (dpa/lni) - Mit der schriftlichen Klausur im Fach Geschichte beginnt an diesem Montag das Abitur in Niedersachsen. Rund 32 000 Schülerinnen und Schüler an etwa 450 Schulen nehmen in diesem Jahr an den Abi-Prüfungen teil. Mit den möglichen mündlichen Nachprüfungen zieht sich die Abi-Phase bis Ende Juni.
Bereits zum zweiten Mal sind die Prüfungen von der Corona-Krise geprägt, und es gelten strenge Hygieneregeln. Eine Testpflicht soll es zwar nicht geben, das zuständige Ministerium appellierte aber dringend an die Schüler, das Testangebot an Klausurtagen zu nutzen. In vergangenen Jahr waren die Abschlussprüfungen an Niedersachsens Schulen wegen der Pandemie um rund drei Wochen verschoben worden.
17.04.2021
Auch Kinder und Jugendliche von Long-Covid-Erkrankung betroffen
Zu Beginn der Corona-Krise ging man davon aus, dass Kinder und Jugendliche weitgehend unbeschadet eine Infektion mit Sars-CoV-2 überstehen. Mit der Corona-Variante B.1.1.7 stimmt das nicht mehr.
Heiligendamm (dpa/mv) - In der auf die Behandlung von sogenannten Long-Covid-Erkrankungen spezialisierten Median-Klinik in Heiligendamm werden die Patienten immer jünger. Wie Chefärztin Jördis Frommhold der Deutschen Presse-Agentur berichtete, werden zunehmend 20- bis 30-Jährige stationär aufgenommen und im letzten Monat auch zwei 18-Jährige. Die Anfragen nach Reha-Angeboten für pädiatrische Patienten häuften sich. Die Klinik stünde auch bereit, Jugendliche ab 14 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten aufzunehmen.
Kinder und Jugendliche haben in der Regel nicht so schwere Krankheitssymptome nach einer Corona-Infektion wie Erwachsene, sie können aber an unterschiedlichen Folgeerkrankungen leiden. Dazu gehören beispielsweise Leistungsminderungen, Atembeschwerden und kognitive Einschränkungen, sagte Frommhold. Die Expertin berichtete von einer zunehmenden Zahl von Hilferufen besorgter Eltern.
Man müsse insgesamt von der Vorstellung Abschied nehmen, dass junge Menschen nicht erkranken können, sagte Frommhold. Dies habe sich mit der Virusvariante B.1.1.7 geändert. Aber auch schwache Symptome könnten höchst problematisch werden. So könnten beispielsweise auf Konzentrationsprobleme bei Schülern schlechte Schulleistungen folgen, die wiederum die Wahl des Studiums oder des Berufs beeinflussen.
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor dem Glauben, dass Kinder und Jugendliche bei einer Corona-Infektion nur mit grippeähnlichen Symptomen zu kämpfen haben. «Auch bei ihnen kann es eine Multi-Organ-Erkrankung werden.» Die gefürchtete Entzündung der kleinen Gefäße könnte auftreten. Lauterbach kritisiert schon seit längerem, dass die Bedeutung von Long-Covid auch bei Erwachsenen dramatisch unterschätzt wird.
Er berichtete von einer britischen Studie, nach der 7 Prozent der Jugendlichen Long-Covid entwickeln, bei Erwachsenen liege das Risiko bei 14 Prozent. Dies sei insbesondere unter dem Gesichtspunkt gefährlich, dass versucht werde, die Schulen weitestmöglich zu öffnen. Er forderte Wechselunterricht für die Schüler und deren Testung zwei Mal die Woche. «Wenn Eltern das nicht erlauben, dürfen die Schüler nicht in die Schule.» Gleichzeitig appellierte er an Jugendliche, vor allem sich selbst zu schützen. Die Folgen könnten fatal sein.
Für die Gesellschaft sei es problematisch, dass es bisher keinen Impfstoff für Kinder und Jugendliche gebe, sagte Frommhold. Denn selbst wenn alle Erwachsenen durchgeimpft seien, könnten sich die jungen Menschen immer noch anstecken, erkranken und dann möglicherweise auch an Long-Covid leiden. «Wir können deshalb nicht zur Alltagsordnung übergehen.»
Die Firmen Biontech und Pfizer hatten Ende März berichtet, dass sie mit Studien zu Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern bis einschließlich elf Jahren begonnen haben. Das aktuelle Vakzin der beiden Firmen ist für Jugendliche ab 16 Jahren bedingt zugelassen. Studien für die Altersgruppe 12 bis 16 laufen bereits. Nun werden auch Kinder ab sechs Monaten in die Studien einbezogen.
16.04.2021
Lehrer wehren sich gegen Schüleraufsicht bei Selbsttests
Quer aus Rheinland-Pfalz sind Einwendungen von Lehrern gegen die Beaufsichtigung von Corona-Selbsttests der Schüler bei Schulaufsicht und Ministerium eingegangen. Lehrer fürchten um ihre Gesundheit.
Trier/Mainz (dpa/lrs) - Dass sich Schüler regelmäßig vor dem Unterricht auf Corona selbst testen, findet Schulleiter Armin Huber gut und richtig. Dass sie das unter Anleitung und Aufsicht von Lehrern tun sollen, aber gar nicht. Daher hat er im Namen seiner Schule, dem Max-Planck-Gymnasium (MPG) Trier, eine sogenannte Remonstration - also eine Art beamtenrechtliche Einwendung gegen eine Weisung des Vorgesetzten - bei der Schulaufsicht eingelegt.
Warum? «Der Gesundheitsschutz der Lehrer ist meines Erachtens nach bei dieser Form der Selbsttestung nicht garantiert», sagt Huber. «Wir haben kaum Lehrer, die geimpft sind, wir haben keine Schutzausrüstung, und wir sollen im Fall eines positiven Tests den Schüler pädagogisch betreuen.» Verständlich, dass da Lehrer Angst hätten und nicht bereit dazu seien. Daher bieten derzeit am MPG geschulte Mitarbeiter der Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe Schnelltests an.
Seit den Osterferien können sich auch Schüler in Rheinland-Pfalz zwei Mal pro Woche kostenfrei mit Schnelltests selbst auf das Coronavirus testen. Das Land hat die Schulen bereits mit rund sechs Millionen Testkits beliefert, wie das Bildungsministerium in Mainz mitteilte. Tausende Testungen sind bereits gelaufen - das Einverständnis der Eltern für die Tests sei groß. Und: Über alle Schularten hinweg gebe es «auch sehr viel Zustimmung von Lehrkräften, die die Möglichkeit der Selbsttests sehr begrüßen».
Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als landesweite Schulaufsicht räumt ein: «Es ist richtig, dass vereinzelt Schulen die Beaufsichtigung von Selbsttest der Schüler nicht als ihre Aufgabe wahrnehmen.» Auch anderswo als in Trier hätten vereinzelt Lehrkräfte dagegen Einwände erhoben. Aus allen drei Aufsichtsbezirken der ADD in Rheinland-Pfalz lägen Remonstrationen vor. «Die überwiegende Anzahl der Remonstrationen kommt aus dem Bereich der weiterführenden Schulen», teilt eine Sprecherin in Trier mit.
Nach Ansicht der Schulbehörde ist für Tests die Hilfe externer Partner «grundsätzlich nicht erforderlich». «Lehrkräfte haben die Schülerinnen und Schüler lediglich anzuleiten und sie bei der Durchführung der Selbsttests zu beaufsichtigen. Lehrkräfte führen also keine Testungen bei Schülerinnen und Schülern durch», hieß es. Aufsicht und pädagogische Begleitung stellten «eine schulbezogene Aufgabe dar», die im Rahmen des Dienstverhältnisses von einer Lehrkraft geleistet werden könnten.
Fakt ist aber, dass viele Schulen Hilfe von externen Partnern suchen. «Wir haben so viele Anfragen. Wir können dem Andrang kaum mehr gerecht werden», sagt die Sprecherin des Johanniter Regionalverband Trier-Mosel, Regina Lüders. Mitarbeiter der Johanniter seien im Raum Trier bereits in gut einem halben Dutzend Schulen bei Schnelltests mit im Boot. Hinzu kämen auch Anfragen von Firmen. «Das überschreitet das, was wir leisten können.» Sie bedauere, dass viele kleine Grundschulen, die anfragten, nicht bedient werden könnten.
Nach Angaben des Landesverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar der Johanniter-Unfall-Hilfe gehen bei allen Regionalverbänden derzeit Anfragen zur Unterstützung bei Tests in Schulen ein. Sprecherin Saskia Schimpf sagte, die Corona-Antigen-Schnelltests, die sie anböten, seien keine Selbsttests und als Unterstützung im Rahmen der Teststrategie des Bundes zu sehen.
Die Tests am Trierer Gymnasium MPG liefen gut, sagt Huber. Zwei Mal die Woche seien die Johanniter als mobiles Testteam nun vor Ort, um zu testen. Sie trügen Schutzkleidung, die Schüler würden nacheinander in einen Raum gerufen. Jene Tests im Rahmen des «Testens für alle» von Externen werden nach Angaben des Ministeriums vom Bund bezahlt. Die Selbsttests in den Schulen würden durch das Land finanziert - mit rund 40 Millionen Euro, hieß es.
Nach Einschätzung Schulleiter Huber ist auch denkbar, dass sich Schüler nach Einweisung in der Schule zu Hause testen. Die Testkits könnten Ende der Woche verteilt werden. Aber: Laut Dienstherrn dürfe die Schule die Tests nicht an Schüler geben.
Laut der ADD sollen Selbsttests nicht zu Hause gemacht werden: «In einem überwachten Setting in der Schule können die Tests sicher und richtig durchgeführt werden.» Zudem sei gewährleistet, «dass im Falle einer positiven Testung unmittelbar entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden». Und: Testkits seien in größeren Chargen gekommen und könnten nicht einzeln verpackt verteilt werden.
Ob das Ministerium Verständnis für die Sorgen der Lehrer hat? «Es ist vollkommen verständlich, dass neue Aufgaben auch erst einmal Fragen und Ängste aufwerfen. Und das nehmen wir selbstverständlich ernst», teilt eine Sprecherin mit. «Wir sehen allerdings auch, dass viele Schulen schon sehr souverän und gut mit den Selbsttests umgehen. Wie das Tragen der Maske sind die Selbsttests eine wirkungsvolle Maßnahme, um den Schulbetrieb noch sicherer zu gestalten.»
Jugendämter: Zahl der Schulabbrecher könnte sich verdoppeln
(dpa)Die Jugendämter in Deutschland warnen vor einer höheren Zahl an Schulabbrechern aufgrund der Corona-Krise. «Mit Blick auf die beiden Abschlussjahrgänge droht sich die Zahl der Schulabbrecher zu verdoppeln», sagte Lorenz Bahr, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Normalerweise verlassen pro Jahr rund 104 000 junge Menschen ohne Abschluss die Schule. «Wir rechnen nun mindestens mit einer Verdopplung: 210 000 Schulabbrecher in 2020 und genau so viele noch einmal in diesem Jahr.» Diese Entwicklung werde sich durch viele Schichten ziehen, auch Kinder aus der Mittelschicht würden einen «früheren Karriereknick» erleben.
In mindestens 13 Kommunen bleiben Schüler im Distanzunterricht
Die Opposition spricht von Chaos, viele Städte und Kommunen fühlten sich im Stich gelassen. Am Abend teilt die Landesregierung mit, wo es auch am Montag noch beim Distanzunterricht bleibt - und welche Regeln gelten.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In 13 Kommunen mit einer hohen Sieben-Tage-Inzidenz bleiben die Schüler wegen einer Landesverordnung auch in der kommenden Woche im Distanzunterricht. Lediglich die Abschlussklassen dürften zum Präsenzunterricht in die Schulen, teilte die Landesregierung am Freitagabend mit. Das Land habe nun für die betroffenen Kommunen mit einem 7-Tage-Inzidenzwert von über 200 per Landesverordnung eine Vorgabe geschaffen, die den noch ausstehenden geplanten bundeseinheitlichen Regelungen entspricht, heißt es in der Mitteilung.
Nach Ministeriumsangaben bleiben in folgenden Städten und Kreisen die Schulen weiterhin geschlossen: Duisburg, Gelsenkirchen, Hagen, Krefeld, Märkischer Kreis, Mülheim an der Ruhr, Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Stadt Remscheid, Kreis Siegen-Wittgenstein, Stadt Solingen, Kreis Unna und Stadt Wuppertal.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte für die Woche nach den Osterferien zunächst überraschend mitgeteilt, dass die Schulen wieder in den Distanzunterricht gehen sollen. Vom kommenden Montag an sollen die Schulen wieder in den Wechselmodus mit Distanz- und Präsenztagen gehen, sofern die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche unter 200 liegt.
Das konkrete Verfahren werde laut Mitteilung durch eine Ergänzung der Coronabetreuungsverordnung geregelt: «Überschreitet ein Kreis oder eine kreisfreie Stadt künftig die Grenze einer 7-Tages-Inzidenz von 200 an drei aufeinanderfolgenden Tagen, stellt das Gesundheitsministerium dies durch eine Allgemeinverfügung fest und bestimmt darin den Tag, ab dem Distanzunterricht stattfindet.» Dies sei im Regelfall ab dem zweiten Tag nach Feststellung der Fall. Sinkt der Inzidenzwert an mindestens drei Tagen unter 200, wird der Wechselunterricht zum nächsten Wochenbeginn wieder aufgenommen.
Die Opposition hatte Gebauer vor der Entscheidung noch Chaos vorgeworfen. Die unklare Lage zum Thema Distanzunterricht ab Montag in Kommunen, die über oder nahe einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 liegen, sei «eine Zumutung für alle Beteiligten», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer. «Dass Kommunen und Kreise in kürzester Zeit die 200er Inzidenzschwelle überschreiten werden, war absehbar.»
Auch der SPD-Abgeordnete Jochen Ott übte scharfe Kritik. «Entgegen der Ankündigungen von Schulministerin Gebauer handelte es sich eben nicht um eine automatische Notbremse, die bei einem entsprechenden Überschreiten der 200er-Grenze gezogen werden muss. Das hat erneut für viel Verwirrung und Unruhe im Schulbetrieb gesorgt», sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion laut Mitteilung.
Nach Angaben eines Sprechers laufen - unabhängig von der jetzt veröffentlichten Allgemeinverfügung - weiterhin die üblichen Abstimmungen zwischen dem NRW-Gesundheitsministerium und den Kreisen und kreisfreien Städten, die Distanzunterricht auf eigenen Wunsch beabsichtigen. So kündigte Dortmund am Freitagabend an, dass ab Montag in der Stadt kein Präsenzunterricht an Schulen stattfindet. Ausgenommen seien Abschlussklassen.
Schulöffnung ade - Stuttgart und Ulm ziehen vorauseilend Notbremse
«Wozu der ganze Zirkus?», fragt ein Lehrerverband. Mitten in die dritte Corona-Welle hinein sollen Schulen auf breiter Front öffnen. Doch manchen Kommunen im Land ist das zu riskant: Sie ziehen vorauseilend die Notbremse.
Stuttgart (dpa/lsw) - Die für Montag geplante Rückkehr aller Kinder und Jugendlichen in die Schulen nach vier Monaten im Lockdown wird nur in Teilen Baden-Württembergs klappen. Die Großstädte Stuttgart und Ulm zogen am Freitag angesichts hoher Infektionszahlen in letzter Minute die Notbremse und verschoben den Start des Präsenz- und Wechselunterrichts vorerst.
Beide Städte sind Corona-Hotspots. Ulm rangierte am Freitag bei 183,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche und damit noch unter dem Grenzwert 200, ab dem es nur Fernunterricht geben soll. Stuttgart lag mit 207,6 darüber. Daneben gibt es einige Landkreise, die schon länger über dieser kritischen Schwelle liegen. Dazu gehören die Kreise Heilbronn, Schwäbisch Hall, der Hohenlohekreis, Göppingen und Heidenheim. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Kommunen, die ähnlich wie Ulm nah an die Inzidenz 200 heranrücken.
Ministerium will «pragmatische Lösung» für Grenzfälle
Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, will das Kultusministerium «pragmatische Lösungen» für diese Grenzfälle ermöglichen. Demnach sollen die Schulleitungen einen Ermessensspielraum bekommen, wenn in ihrem Kreis am Donnerstag oder an diesem Freitag die Inzidenz von 200 erstmalig überschritten wurde und die Tendenz weiter so bleibt. Dann können sie die Schule - außer für Abschlussklassen und Notbetreuung - geschlossen lassen. Das hat Amtschef Michael Föll in einer Runde mit Lehrervertretern am Freitag erklärt. Ein Ministeriumssprecher bestätigte diese Regelung. Die GEW und der Philologenverband gingen das Land hart dafür an, dass es überhaupt an Schulöffnungen bis zu einer Inzidenz von 200 denkt.
Stuttgart macht auch Kitas dicht
Die Stadt Stuttgart will auch die Kitas schließen. «Wir empfehlen, Schulen ab Montag nicht zu öffnen und Kitakinder zu Hause zu betreuen», teilte die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, mit. «Wenn wir dieser Pandemie Einhalt gebieten wollen, zählt jeder Tag. Wir müssen und wollen die Kontakte weiter reduzieren und in Schulen und Kitas kommen – trotz guter Hygienekonzepte – Tausende Menschen ganz unterschiedlicher Altersgruppen und aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammen. Dies macht sich das Virus zunutze.»
Bisher gibt es nur dringende Empfehlungen
Auch die Stadt Ulm hatte bereits eine ähnliche Empfehlung für die Schulen herausgegeben. Die Städte können bisher nur Empfehlungen aussprechen, weil die rechtliche Grundlage für ein Verbot des Präsenzunterrichts ab einer Inzidenz von 200 noch fehlt. Die Landesregierung in Stuttgart will ihre Corona-Verordnung und die Schulbestimmungen aber am Wochenende aktualisieren und dann die vom Bund verlangte Notbremse einarbeiten. Demnach ist die Voraussetzung für eine fortgesetzte Schließung, dass ein Kreis an drei Tagen hintereinander den Schwellenwert von 200 überschreitet - dann muss am übernächsten Tag der Präsenzunterricht untersagt werden.
In Stuttgart sind gut 230 Schulen und 600 Kitas betroffen. In Ulm sollen die 53 Schulen zunächst größtenteils geschlossen bleiben. Die Stadt Mannheim mit einer Inzidenz von fast 190 will nach eigenen Angeben am Montag wie geplant öffnen. Im Südwesten gibt es rund 4500 Schulen.
Lehrer halten Regierung vor: Nur Koalitionsverhandlungen im Kopf
Der Verband der Gymnasiallehrer kritisierte, die Schulöffnungen in Kreisen mit mehr als 160 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche seien «sinnfrei». «Dort ist ja absehbar innerhalb einer Woche mit erneutem Rückwechsel in den Fernunterricht zu rechnen. Wozu also der ganze Zirkus?», sagte Ralf Scholl, Landeschef des Philologenverbands. «Mein Eindruck ist, die Politiker von Grünen und CDU sind gerade mit den Koalitionsverhandlungen so beschäftigt, dass das Landeswohl und Corona nur noch Nebensache sind.» Es könne auch nicht angehen, dass Öffnungen mit Hinweis auf die Tests durchgedrückt würden. «Ein Corona-Test schützt genauso stark vor Corona wie ein Schwangerschaftstest vor einer Schwangerschaft.»
Sozialministerium: Schnelltests sind ausgeliefert
Das Land setzt beim Neustart für viele Schülerinnen und Schüler vor allem auf die Testpflicht, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Wer mehr als drei Tage in Folge an der Schule ist, muss sich zweimal pro Woche testen lassen. Sind es im Zuge des Wechselunterrichts weniger Tage, reicht auch ein Test pro Woche. Geimpfte und genesene Menschen sind von der Testpflicht befreit. Nach Auskunft des Sozialministeriums sind die übrigen Testkits nach einer zwischenzeitlichen Verzögerung nun ausgeliefert worden. Es hätten alle Landkreise zumindest so viele Selbsttests bekommen, dass am Montag der Schulbetrieb starten kann und nicht eine Schließung erforderlich wird, weil Tests fehlen, erklärte eine Sprecherin. Der Berufsschullehrerverband hatte am Freitag moniert: «Leider sind noch nicht alle Schulen mit Tests ausgestattet.»
Philologenverband kritisiert Aussetzung der Testpflicht beim Abitur
Hannover (dpa/lni) - Die Aussetzung der Corona-Testpflicht für Abiturienten stößt auf Kritik des Philologenverbandes Niedersachsen. Der Infektionsschutz an den Schulen habe dadurch über Nacht eine empfindliche Delle erfahren, sagte der Verbandsvorsitzende Horst Audritz in Hannover. Damit werde große Unruhe in die Schulen getragen. «Strukturiertes Krisenmanagement sieht anders aus», sagte Audritz. Sein Verband erwarte, dass die Aussetzung der Testpflicht umgehend zurückgenommen werde und Prüfungen ohne erhöhtes Infektionsrisiko stattfinden können.
Er appellierte an die Fürsorgepflicht des Dienstherrn. Angesichts der Prüfungssituationen, wo größere Gruppen ohne Trennwände und Luftreinigungsgeräte bis zu sechs Stunden Prüfungsarbeiten schreiben, nehme die Verunsicherung zu und belaste die Prüfungen zusätzlich.
70 Prozent von Bayerns Schülern nächste Woche im Distanzunterricht
Die Infektionszahlen steigen, der Lockdown in Bayern wird wieder härter. Zwei von drei Schülerinnen und Schülern müssen nächste Woche von zu Hause lernen. Zumindest der frühere Hotspot Tirschenreuth bietet einen Lichtblick.
München (dpa/lby) - Der Freistaat Bayern steuert in der nächsten Woche wegen weiter steigender Corona-Infektionszahlen auf einen härteren Lockdown in Schulen und Einzelhandel zu. Am Freitag waren nur noch die drei Landkreise Miltenberg, Tirschenreuth und Lindau sowie die kreisfreie Stadt Bamberg unterhalb einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, wie aus der Statistik des Robert-Koch-Instituts hervorgeht.
Bei einer Inzidenz von mehr als 100 am Freitag müssen Schulen in der Folgewoche weitgehend in den Distanzunterricht wechseln. Nach Angaben des Kultusministeriums betrifft das in der kommenden Woche 70 Prozent der eine Million Schülerinnen und Schüler in Bayern. Rund 30 Prozent könnten noch im Präsenz- und Wechselunterricht bleiben, sagte ein Ministeriumssprecher.
Im Landesdurchschnitt lag die Inzidenz am Freitag bei knapp über 180, klar über dem Bundesdurchschnitt von 160. Der nordbayerische Landkreis Hof hält allerdings nicht mehr die Rote Laterne in Deutschland, sondern wurde vom Thüringer Landkreis Greiz als Top-Corona-Hotspot in Deutschland abgelöst.
Eindeutiger Lichtblick aus bayerischer Sicht ist der Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth, wochenlang einer der absoluten Corona-Hotspots selbst im bundesweiten Maßstab. Inzwischen ist Tirschenreuth, an der Grenze zu Tschechien gelegen, mit einer Inzidenz von 75 das Aushängeschild in Bayern und liegt den dritten Tag in Folge unter 100.
«Es ist jetzt natürlich ein besseres Gefühl, als in die andere Richtung der Spitzenreiter zu sein», sagte Landrat Roland Grillmeier (CSU). Ab Montag soll es wieder Präsenzunterricht geben und in den Geschäften werde Einkaufen mit Termin und Test möglich sein.
Dem Landratsamt zufolge spielen die Testpflicht für Grenzpendler aus Tschechien und die vorübergehenden Grenzkontrollen eine Rolle, ebenso die Test- und Hygienekonzepte in Betrieben, die Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt, die Impfungen, die sinkenden Inzidenzen in den umliegenden Landkreisen und in Tschechien, sowie die Disziplin der Menschen.
Hier appelliert der Landrat an die Bürger, nicht nachzulassen. Bei Lockerungen bestehe immer das Risiko, dass die Zahlen schlechter werden. «Dann sind die Lockerungen schnell wieder zu Ende und die Freude ist dahin.»
Für die allermeisten Landkreise und kreisfreien Städte sind allerdings die Bedingungen erfüllt, dass von Montag an im Zuge der Notbremsen-Regelung die Schulen weitgehend auf Distanzunterricht umstellen müssen. Ausnahmen sind lediglich Abschlussklassen, die vierten Klassen der Grundschulen und die 11. Klassen am Gymnasium.
Die Landeshauptstadt München hatte eine entsprechende Regelung bereits am Freitagmorgen angekündigt. Unabhängig von der noch nicht beendeten Diskussion über Schulöffnungen bis zu einer Inzidenz von 200 auf Bundesebene gilt in Bayern derzeit die 100-er-Grenze, von welcher an die Notbremse bei den Schulen gezogen wird.
Im Einzelhandel erfüllten am Freitag 23 Kreise die Bedingungen für eine komplette Schließung in der nächsten Woche mit Ausnahme des Verfahrens «Click and Collect» - also eine Sieben-Tage-Inzidenz über 200 für mindestens drei Tage am Stück. Drei Kreise - Starnberg, Miltenberg und Tirschenreuth - erfüllten am Freitag die Bedingungen für eine Öffnung des Einzelhandels mit Terminvereinbarung («Click and Meet»).
Über das Wochenende können sich hierbei aber noch Änderungen ergeben, so dass sich spätestens Dienstag wieder ein anderes Bild ergeben könnte. Sollte es zu einer bundesweiten Notbremse-Regelung kommen, könnten die Regelungen nochmals deutlich verschärft werden. So wäre möglicherweise das Verfahren «Click and Collect» schon bei Inzidenzen über 100 nicht mehr möglich.
Gericht: Tragen von Mund-Nasen-Schutz in Schulen rechtens
Greifswald (dpa/mv) - Das Oberverwaltungsgericht Greifswald hat Anträge von Schülern gegen die Tragepflicht von Mund-Nasen-Bedeckungen in Schulen oder auf schulischen Anlagen als unbegründet abgelehnt. Selbst wenn mit dieser Verpflichtung in die Grundrechte der allgemeinen Handlungsfreiheit, Freiheit der Person oder körperlichen Unversehrtheit eingriffen werde, sei dieser Eingriff in Abwägung mit den Grundrechten Dritter gerechtfertigt, entschied das Gericht am Freitag. Die Regelung diene dem Schutz von Leben und Gesundheit der von der Covid-19-Erkrankung bedrohten Bevölkerung, zu dem der Staat verpflichtet sei. Die Beschlüsse seien unanfechtbar. (Az.: 1 KM 159/21 OVG und 1 KM 199/21 OVG)
Die Schüler seien in ihren Anträgen der Meinung gewesen, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht von den Regelungen des Infektionsschutzgesetzes erfasst sei. Studien hätten nach Meinung der Antragsteller zudem ergeben, dass das Tragen von Masken für Kinder gesundheitsgefährdend sei.
Neues Programm für Videokonferenzen an Schulen
München (dpa/lby) - Mit einem neuen Programm sollen Schulen künftig Videokonferenzen ausrichten können. Die Software mit dem Namen Visavid eigne sich auch für Grundschulen, teilte das Kultusministerium am Freitag in einer Pressemitteilung mit. Sie soll das Lernen in der Pandemie daheim erleichtern.
Visavid ist nach Angaben des Ministeriums ein maßgeschneidertes Programm für Schulen. Die Daten würden nur in großen Rechenzentren der EU verarbeitet, hieß es weiter. Die Software könne auf jedem Gerät mit Internetanbindung via Browser genutzt werden und müsse nicht installiert werden.
Das System Mebis, das wegen technischer Probleme Ende vergangenen Jahres in der Kritik stand, soll unabhängig davon weiter genutzt werden. Bei der Lernplattform können Lehrer und Schüler Inhalte hochladen, aber keine Videokonferenzen durchführen. Bisher kommunizieren viele Schulen per Video mit der Software Microsoft Teams, die noch bis Ende des Schuljahres zur Verfügung steht.
Niedersachsen vor dem Abi: Niemand soll Corona-Nachteile fürchten
Absagen oder Durchziehen? Über das Abitur wurde angesichts der Corona-Krise heftig gestritten. In Niedersachsen starten die Prüfungen am Montag und sind für Minister Tonne ohne Makel möglich. Andere blicken voller Sorge auf die kommenden Wochen.
Hannover (dpa/lni) - Die Abiturprüfungen in Niedersachsen starten in der kommenden Woche zum zweiten Mal unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Krise. Für rund 32 000 Prüflinge an mehr als 450 Schulen sind die Abläufe aber an die Auswirkungen der Pandemie angepasst, eine Testpflicht an Klausurtagen gibt es aber nicht, wie es aus dem Kultusministerium in Hannover heißt. «Wir sichern faire Prüfungen zu, keiner muss Nachteile wegen Corona befürchten», hatte Minister Grant Hendrik Tonne (SPD) betont. Trotz einiger Forderungen nach einer Abi-Absage geht es am Montag mit dem Fach Geschichte los.
Am Tag der Prüfung müssen die Schülerinnen und Schüler kein negatives Testergebnis vorweisen. Damit soll das Abi auch für alle möglich sein, die sich nicht testen lassen wollen, begründete das zuständige Kultusministerium. Es gibt aber den dringenden Appell, an Klausurtagen das Testangebot wahrzunehmen. Denn auch für die Verantwortlichen in den Schulen spielen die Corona-Tests eine zentrale Rolle.
«Wir bitten unsere Schüler, dass sie vor den Abitur-Prüfungen sich selbst zu Hause testen und uns dann bestätigen, dass dieser Test negativ war», sagte Katrin Meinen, Schulleiterin an einem Gymnasium in Mellendorf. Bei einem positiven Ergebnis werde um einen zweiten Test gebeten. Fällt der auch positiv aus, sollen die Schüler zu Hause bleiben und einen der Termine zum Nachschreiben nutzen.
«Wir werden also gezwungen, in den sauren Apfel zu beißen», sagte der Schülerratsvorsitzende Florian Reetz, der in diesem Jahr selbst in Braunschweig das Abi schreibt. Vehement hatte sich der Schülerrat zuvor für eine Absage eingesetzt. «Die Prüflinge waren wohl noch nie so unterschiedlich vorbereitet wie 2021», begründete Reetz. Für eine Absage sei es nun zwar zu spät, sollten die Ergebnisse aber regional unterschiedlich oder möglicherweise deutlich schlechter ausfallen, müsse darauf reagiert werden, forderte er.
Die Kultusministerkonferenz hatte vor wenigen Tagen beschlossen, dass die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen sollen. Die vorbereitenden Maßnahmen ermöglichen aus Sicht von Minister Tonne anspruchsvolle und zugleich faire Prüfungen. Er sprach von einem «möglichst normalen Weg des Endes der Schulkarriere», der auch der beste Weg sei, um einen Corona-Makel zu verhindern.
Die Gefahr eines Makels sieht der Schulleitungsverband Niedersachsen (SLVN) aber sehr wohl. Das Gremium hatte auch gefordert, auf die Abi-Prüfungen und die Abschlussprüfungen der Jahrgänge 9 und 10 zu verzichten. «Jetzt sind die Schüler Spielball der Pandemie und wir blicken mit Sorge auf die Entwicklung», sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Rene Mounajed. Sollten in der Prüfungsphase Fälle auftreten, drohe ein inhaltlicher und juristischer Rattenschwanz, warnte er.
Von vielen Eltern wird zumindest begrüßt, dass mehr Auswahlmöglichkeiten für Prüfungsaufgaben verfügt wurden, wie der Landeselternrat mitteilte. Aber: «Die Gefährdungslage an den Schulen ist durch die ansteckenderen Virusvarianten massiv angestiegen und hat dem Infektionsgeschehen eine neue Dynamik verliehen», sagte die Vorsitzende Cindy-Patricia Heine. Auch für die Bildungsgewerkschaft GEW stellen die Prüfungen eine riesige Herausforderung dar. «Die Profis in unseren Schulen werden die Prüfungsvorbereitung und -durchführung jedoch trotz der enormen Belastung meistern», sagte die GEW-Vorsitzende Laura Pooth.
Göring-Eckardt fordert früheren Stopp von Präsenzunterricht
Berlin (dpa) - Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat mehr Schutz vor Corona-Infektionen an Schulen gefordert als mit der geplanten «Bundes-Notbremse» vorgesehen. «Erst ab einer Inzidenz von 200 zu handeln, ist zu spät - das ist kein Schutz für Schüler*innen, und das ist kein Schutz für Eltern», sagte Göring-Eckardt am Freitag bei der Beratung der geplante «Bundes-Notbremse» im Bundestag.
Mit der geplanten Veränderung des Infektionsschutzgesetzes sollen Schulen in Kreisen und Städten mit über 200 Corona-Neuinfektionen pro Woche und 100 000 Einwohnern keinen Präsenzunterricht mehr anbieten. Ab einer Inzidenz vom 100 soll es bei Präsenzunterricht zwei Corona-Tests pro Woche geben. Göring-Eckardt forderte Tests schon bei niedrigeren Inzidenzen.
«Wir wissen, dass die Mutation jetzt sehr stark Kinder betrifft, dass die Kinder ihre Eltern anstecken, das wissen wir aus dem Ausland», sagte Göring-Eckardt. Sie machte deutlich, dass die Grünen entsprechende Nachbesserungen am Gesetz wollen. Zugleich forderte sie aber Tempo und kritisierte, dass es nicht schneller als geplant auf den Weg gebracht werden soll.
15.04.2021
Vergleichsweise wenig Schnelltests an Hamburgs Schulen positiv
Hamburg (dpa/lno) - Die Zahl der positiven Corona-Schnelltests an Hamburgs Schulen ist in den ersten drei Wochen der flächendeckenden Testungen gesunken. Bis einschließlich 8. April seien insgesamt 532 405 Schnell-Selbsttests durchgeführt worden - mehr als 410 000 von Schülern, knapp 120 000 von den Schulbeschäftigten, teilte die Schulbehörde am Donnerstag mit. 613 oder 0,1 Prozent davon seien positiv ausgefallen. Bei den Schülern betrug der Positiv-Anteil 0,13, beim Personal 0,06 Prozent. Während der Anteil der positiven Tests bei den Schülern leicht rückläufig sei, habe er sich bei den Schulbeschäftigen innerhalb der drei Wochen mehr als halbiert, sagte ein Sprecher. Zuvor hatte der NDR darüber berichtet.
Positiv Getestete müssten die Schulen umgehend verlassen und einen PCR-Test machen. Erst wenn dabei eine Infektion bestätigt werde, würden die Zahlen in die Gesamtstatistik zu den Infektionen an den Schulen einfließen. «Durch die Schnellteststrategie ist Schule deutlich sicherer geworden, die Infektionsgefahr konnte erheblich verringert werden», sagte der Sprecher.
Insgesamt seien für die letzten 10 Tage von 143 Schulen 318 Infektionen von Schulbeteiligten gemeldet worden, darunter seien 296 Schülerinnen und Schüler und 22 Schulbeschäftigte. Für 17 Klassen hätten die Gesundheitsämter Quarantänemaßnahmen angeordnet. 714 Schülerinnen und Schüler sowie 72 Schulbeschäftigte seien vorsorglich in Quarantäne. Damit liege der Anteil der infizierten Schulbeteiligten deutlich unter dem Anteil der Schulbeteiligten an der Hamburgischen Gesamtbevölkerung.
Ab kommenden Montag sollen auch die Schülerinnen und Schüler der Vorschulklassen zweimal wöchentlich in der Schule einen Schnelltest machen können. Um die nötigen Erfahrungen zu sammeln, seien die Tests zunächst freiwillig, hieß es.
Eltern können planen: Wechselunterricht mit Tests für die Schulen
In dieser Woche ist für die Schülerinnen und Schüler wieder Homeschooling angesagt. Das soll sich aber in der kommenden Woche ändern - denn die jüngsten Vorgaben des Bundes bremsen die Planungen des Landes kaum aus. Mehr noch: Der Südwesten geht in Vorleistung.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach langer Unsicherheit angesichts der steigenden Infektionszahlen schafft das Land Fakten für Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern. Jungen und Mädchen können in den meisten Regionen des Landes von der kommenden Woche an zumindest teilweise auch wieder regulär zur Schule gehen.
Nach Angaben des Kultusministeriums sollen die Schulen wie geplant vom 19. April an in den sogenannten Wechselbetrieb aus Präsenz- und Fernunterricht oder in einen reinen Präsenzunterricht übergehen. Eine Änderung gibt es allerdings bei der Testpflicht: Sie gilt ab Montag unabhängig von der Corona-Belastung einer Region und nicht erst ab der Schwelle von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche.
Das Land setzt damit bereits etwas von der geplanten Neufassung des Bundesgesetzes um, das noch durch den Bundestag und den Bundesrat muss. «Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass der Gesetzentwurf des Bundes im Verlauf des Verfahrens noch Änderungen erfährt, wollen wir die Regelung für die Schulen in Baden-Württemberg bereits möglichst passend zur Bundesregelung ausgestalten», heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die Schulleitungen. Geimpfte und von Corona genesene Menschen sind von dieser Testpflicht befreit.
Der Wechselunterricht sei möglich für alle Jahrgangsstufen in sämtlichen Schularten und in einem Umfang, in dem die Einhaltung von Abständen und der übrigen Hygienevorgaben sowie die zur Verfügung stehenden Testangebote dies ermöglichten. Im Schreiben an die Schulleitungen macht das Land einige Vorgaben: «Möglich ist zum Beispiel eine Wechselunterrichtsregelung mit mindestens zwei (optional drei) aufeinanderfolgenden Präsenztagen pro Schülergruppe sowie ein Wechselbetrieb im Wochenturnus», heißt es. Könnten die Kommune oder der Schulträger mehr Testkits zur Verfügung stellen, seien auch häufigere Wechsel der Gruppen machbar.
Sonderregelungen sind zudem vorgesehen in Stadt- und Landkreisen mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 200. Hier müssen die Schulen verpflichtend auf Fernunterricht umstellen. Am Mittwoch lagen sieben baden-württembergische Kreise über dieser Schwelle. Die Notbetreuung in den Jahrgangsstufen 1 bis 7 soll aber auch in diesen Hochinzidenzgebieten weiter angeboten werden.
Weil die Länder vereinbarte Maßnahmen gegen die dritte Infektionswelle uneinheitlich umgesetzt hatten und die Corona-Lage zugleich mehr und mehr außer Kontrolle gerät, hatte der Bund entschieden, die «Notbremse» in einem Bundesgesetz zu verankern. In Landkreisen mit mehr als 100 wöchentlichen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern müssen Lockerungen wahrscheinlich vom kommenden Montag an verpflichtend zurückgenommen werden. Das betrifft aktuell mehr als die Hälfte der Landkreise in Deutschland und allein 40 der 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg.
Wegen der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen hatte die Schule für viele Kinder und Jugendliche zwischen Mannheim und dem Bodensee am Montag nach den Osterferien zunächst wieder nur im Fernunterricht begonnen. Abgesehen von den Abschlussklassen und den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren legten die Schulen meistens digital los, wenngleich vor allem in den Grundschulen auch noch auf rein analoges Material, also Papier, gesetzt wird.
14.04.2021
Schüler kehren wieder im Wechselmodus in Klassen zurück
Überraschung in NRW: Trotz steigender Corona-Zahlen dürfen alle Schüler abwechselnd wieder zurück in die Klassen kommen. Ab Montag gilt Distanz-Präsenz-Wechselmodus. Die Schulministerin richtet einen Appell an die Eltern.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab nächsten Montag wieder wechselweise in die Klassenzimmer zurückkommen. Es sei verantwortbar, zu einem Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht zurückzukehren, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf. Es werde ab der kommenden Woche umgesetzt in den Kreisen und kreisfreien Städten, in denen die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche unter 200 Fällen liege.
In der laufenden Woche lernen die meisten der landesweit 2,5 Millionen Schüler wegen steigender Corona-Zahlen im Distanzunterricht - mit Ausnahme der Abschlussklassen. Zudem ist derzeit Notbetreuung für die Klassen eins bis sechs an Grund- und Förderschulen vorgesehen. Von diesem Homeschooling-Modus kehrt NRW vom Prinzip her wieder zu dem Modell zurück, das vor den Osterferien praktiziert worden war.
Im Präsenzbetrieb gelte eine Pflicht zum Selbsttest für die Schüler - zweimal pro Woche, betonte Gebauer. Das schaffe Sicherheit. Mit dem Wechsel aus Distanz- und Präsenzunterricht gebe man Kindern und Jugendlichen «ein Stück schulischer Normalität zurück». Das Modell solle «für eine längere Zeit» gelten und sei derzeit die «beste Option». Schüler bräuchten Begegnung und soziale Kontakte, aber auch pädagogische Betreuung.
Am Mittwoch lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen (Inzidenz) laut Robert Koch-Institut in NRW bei 148,4. In sechs Städten und Kreisen lag diese Kennziffer über 200. Nach der aktuellen «Woche der Vorsicht» werde man auch ab nächstem Montag vorsichtig bleiben und zugleich «Gesundheitsschutz und Bildungsauftrag in Einklang bringen», sagte Gebauer. Bei den Abschlussjahrgängen bleibe es bei der aktuellen Regelung.
Deutlich appellierte Gebauer an die Eltern: «Lassen Sie Ihr Kind an den Testungen in den Schulen teilnehmen!» Wenn Kinder oder Jugendliche den Test verweigerten, könnten sie an dem Tag nicht am Unterricht teilnehmen und hätten auch keinen Anspruch auf zusätzlichen Distanzunterricht.
Nach früheren Angaben des Schulministeriums wollen sich 10 bis 20 Prozent der Schüler - 250 000 bis 500 000 Kinder und Jugendliche - nicht selbst in der Schule testen. Auch von Eltern- und Lehrerverbänden war Kritik an der Test-Handhabung gekommen. Gebauer zufolge hat das RKI dringend davon abgeraten, die vielfach geforderten Spucktestes in den Schulen einzusetzen.
Die Opposition in NRW hatte die Vermutung geäußert, dass die Schüler nach den Osterferien zurück ins Homeschooling geschickt wurden, weil nicht genügend Tests für die Schulen vorhanden gewesen seien. Die Schulministerin hatte das zurückgewiesen. Auch für die kommende Woche gebe es ausreichend viele Selbsttests. Nach anfänglichen Lieferverzögerungen laufe es planmäßig. Auf die Frage, ob es sicher sei, dass nächste Woche ausreichend Tests für alle Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stünden, sagte Gebauer am Mittwoch: «Laut Auskunft des Logistikunternehmens (...) ist das sichergestellt.»
Auch das Schulpersonal muss getestet werden, betonte die Ministerin. Die Impfung der Lehrer sei «in vollem Gang». Sie habe aber keine Zahlen, wie viele Lehrkräfte der Grund- und Förderschulen bereits immunisiert worden seien. Gebauer sprach sich dafür aus, auch Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen beim Impfen vorzuziehen, «weil wir natürlich auch darüber den Unterrichtsbetrieb sicherer gestalten können».
Die Opposition kritisierte Gebauer, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Die SPD begrüßte zwar, dass die Kinder und Jugendlichen ab kommender Woche wieder zur Schule gehen könnten. Es sei aber falsch gewesen, nach den Osterferien wieder in den Distanzunterricht zurückzukehren, meinte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Jochen Ott. Der wahre Grund dafür sei nicht das Infektionsgeschehen gewesen, sondern mangelnde Vorbereitung für die Testungen an den Schulen: «Wir hoffen daher sehr, dass die Schulministerin die Lage in den Griff bekommen hat», so Ott.
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer, bezeichnete es dagegen als «verantwortungslos», die Schülerinnen und Schüler in der kommenden Woche wieder in den Wechselunterricht zu schicken. «Denn wir galoppieren in Richtung einer 200er Inzidenz», warnte sie.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die Entscheidung für nicht nachvollziehbar: Vergangene Woche sei Gebauer noch auf Nummer sicher gegangen, jetzt gehe sie bei steigenden Zahlen ins Risiko. Die Lehrergewerkschaft VBE kritisierte: «Einfach zu sagen, dass die Erfahrungen mit den Testungen gut gewesen sind, gleicht der Vortäuschung falscher Tatsachen.»
Infektionszahlen in Sachsen steigen - Sondersitzung im Landtag
Der Freistaat ist nach Thüringen bundesweit das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Bundesland. Mit der «Bundes-Notbremse» drohen vielerorts Ausgangsbeschränkungen und Schulschließungen. Die Maßnahmen werden auch im Landtag diskutiert.
Dresden (dpa/sn) - In Sachsen steigt die Zahl der Neuansteckungen mit dem Corona-Virus weiter. Am Mittwochnachmittag meldete das Gesundheitsministerium in Dresden mehr als registrierte 2400 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Damit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 227,8 - am Tag zuvor waren es noch 212. Bundesweit weist damit nur noch Thüringen mehr Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche auf (254). Deutschlandweit betrug die Inzidenz am Mittwoch 153,2.
In drei sächsischen Landkreisen kletterte die Inzidenz mittlerweile über die 300er-Marke: Im Vogtland, dem Landkreis Zwickau sowie im Erzgebirge. Am niedrigsten ist die Ansteckungsquote derzeit in Leipzig (143) und in Dresden (147).
Am Mittwochabend wollen die zuständigen Landtagsausschüsse zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammenkommen, um über die aktuellen und geplanten Corona-Schutzmaßnahmen der sächsischen Staatsregierung sowie die Maßnahmen im Bund zu beraten.
Das Kabinett hatte am Dienstag die Landesverordnung und damit die bestehen Corona-Regeln bis zum 9. Mai verlängert, um die Neufassung des Bundes zum Infektionsschutzgesetz abzuwarten. Die sogenannte Bundes-Notbremse sieht einheitliche Regelungen für Regionen mit einer Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen binnen einer Woche pro 100 000 Einwohner vor - dann drohen unter anderem strenge Ausgangsbeschränkungen zwischen 21.00 und 5.00 Uhr sowie die Schließung von Schulen und Kitas. Auch Zoos, botanische Gärten und die meisten Läden müssten dann dichtmachen. Sachsen hatte Nachbesserungen gefordert und Kritik geäußert. So sollte etwa beim Thema Schulen die Länderhoheit gewahrt bleiben, so Minister Oliver Schenk (CDU).
Die Linke im sächsischen Landtag begrüßte zwar ein bundesweit einheitliches Vorgehen, kritisierte aber pauschale Schulschließungen. Der Preis dürfe nicht sein, dass Präsenzunterricht dort entfalle, wo er ermöglicht werden könnte, so die Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. Die Linke forderte, den Infektionsschutz zu verbessern - etwa durch kostenlose Masken, noch mehr Tests und Lüftungsanlagen.
Nach den Osterferien hatte für Sachsens Schüler der Unterricht mit verschärften Corona-Schutzmaßnahmen und einer Ausweitung der Testpflicht begonnen. Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich künftig zwei Mal statt ein Mal pro Woche selbst testen - anders als bisher gilt das nun auch für Grund- und Förderschüler. Ab der fünften Klasse müssen zudem im Unterricht Masken getragen werden.
Weil in der Corona-Krise durch Schulschließungen, Quarantäne, Home-Schooling oder Wechselunterricht der Unterricht an den Schulen nicht wie gewohnt stattfinden konnte, will Sachsen zudem die Lehrpläne anpassen und Inhalte streichen. Dazu gebe es derzeit Gespräche mit Schulleitern, Lehrerverbänden, Schüler- und Elternvertretern sowie Gewerkschaften, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums auf Anfrage am Mittwoch. Eine erste Runde ist für Mittwoch angesetzt, eine zweite für Donnerstag. Zuvor hatte die «Leipziger Volkszeitung» berichtet.
Laut Ministerium soll im Juli eine Entscheidung getroffen werden, wo Abstriche in den Lehrplänen gemacht werden. Streichungen soll es den Angaben zufolge in allen Fächern geben - wegfallen sollen aber keine.
Schule in Corona-Zeiten: Defizite offenbart
Viele Schüler leiden unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise. Experten wünschen sich pragmatischere Lösungen. Vor allem beim Thema Digitalisierung gibt es Nachbesserungsbedarf.
Berlin (dpa) - Die Corona-Pandemie hat weltweit massive Auswirkungen auf die Lernergebnisse und Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen. Wie gut die Länder mit der Situation klar gekommen sind, hängt meist mit dem Gestaltungsspielraum der Lehrer zusammen. «Bildungssysteme, in denen die Lehrkräfte gewohnt sind, eine innovative Lernumgebung zu schaffen, sind auch in schwierigen Infektionslagen ganz gut und ohne lange Schulschließung durch diese Krise gekommen», sagte der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, am Mittwoch bei der Vorstellung einer Umfrage unter den OECD-Mitgliedstaaten.
In vielen Ländern wurden demnach Präsenz- und Fernunterricht abgewechselt oder die Schüler in Schichten eingeteilt. Auch besondere Förderangebote für benachteiligte Schüler oder Schüler, die keinen Zugang zu digitalen Lernangeboten hatten, waren häufig. Um die Unterrichtszeiten anzupassen, wurde etwa in Portugal und Brasilien das Schuljahr in die Ferien verlängert. Einige Länder setzten im Lehrplan schwerpunktmäßig auf die wichtigsten Fächer. «Da haben viele Länder relativ schnell reagiert», sagte Schleicher. Deutschland sei das nicht so gut gelungen.
Die Studie zeigt aus Sicht von FDP-Fraktionsvize Katja Suding ein altbekanntes Problem: «Unser Bildungssystem ist an vielen Stellen behäbig und langsam», sagte sie. Länder, in denen die Lehrkräfte mehr Gestaltungsspielraum hätten, konnten wesentlich schneller auf die Corona-Krise reagieren und Schüler auch unter den erschwerten Bedingungen deutlich zuverlässiger unterrichten.
In rund 80 Prozent der Länder unterstützt die Regierung laut OECD-Studie den Kauf von technischen Endgeräten für Schüler und Lehrer. Auch in die Infrastruktur ländlicher Gebiete investierten die meisten (80 Prozent). Staaten wie Estland oder Tschechien hätten einen enormen Vorteil gehabt, da sie schon lange vor der Pandemie die digitale Infrastruktur ausgebaut hätten, betonte OECD-Bildungsdirektor Schleicher. Hierzulande habe man zehn Jahre zu spät angefangen. «Deutschland ist von dieser Pandemie im Bereich Digitalisierung kalt erwischt worden.»
In Deutschland beraten Bund und Länder seit einiger Zeit über ein milliardenschweres Nachhilfe-Programm. Das soll allerdings erst im Herbst starten. Man wolle ganz bewusst erst in das neue Schuljahr damit gehen, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Mittwoch im Bundestag mit Blick auf die Belastungen für Familien und Schüler im laufenden Jahr. «Deswegen sollten wir ihnen jetzt nicht noch zusätzliche Aufgaben geben, sondern ab dem Herbst das Nachholprogramm starten.» Sie forderte die Länder - die für Schule selbst zuständig sind - auf, jetzt Lernstände bei den Schülern zu erheben, weil sie nur dann gezielt nachsteuern könnten.
Eine wichtige Lektion aus der Corona-Pandemie ist laut OECD, dass digitale Alternativen für jüngere Schüler kaum funktionieren. «Der Präsenzunterricht ist gerade für jüngere Schüler durch nichts zu ersetzen», sagte der OECD-Experte. Das hätten die meisten Länder auch verstanden, weshalb die Grundschulen oft offen waren, selbst wenn die weiterführenden Schulen geschlossen hatten.
In Deutschland waren Grundschüler nach den Schulschließungen im Winter im Februar als erste wieder in ihre Einrichtungen zurückgekehrt. Nach und nach kamen seit März auch ältere Schüler im Wechselunterricht zurück. Einige Klassen sind aber seit Dezember bis heute nicht wieder in der Schule gewesen und durch die dritte Welle wackelt der ganze Rückkehrprozess.
So hatte etwa Nordrhein-Westfalen an die Osterferien noch eine Woche Distanzunterricht angehängt. Ab nächsten Montag sollen die Schüler nun wieder wechselweise in die Klassenzimmer zurückkommen, sofern der Inzidenzwert jeweils regional unter 200 liegt. In vielen anderen Ländern läuft der Präsenzunterricht bereits wieder, aber die Ungewissheit ist groß, wie lange noch.
Bisher haben die Länder unterschiedliche Regeln: Manche schicken ihre Schüler zurück in den sogenannten Distanzunterricht, wenn die Inzidenz in einer Stadt oder einem Landkreis bei 100 liegt, manche haben höhere Werte, oder gar keinen Grenzwert, wie Sachsen.
Mit der vom Kabinett am Dienstag auf den Weg gebrachten «Bundes-Notbremse», die noch Bundestag und Bundesrat passieren muss, soll es künftig aber bundeseinheitliche Regeln auch bei Schulschließungen geben. Überschreitet in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt an drei aufeinander folgenden Tagen die 7-Tage-Inzidenz 200, soll Präsenzunterricht an Schulen untersagt werden.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) begrüßte das Vorhaben. Mit Blick auf das bisherige Verfahren mit Ministerpräsidentenkonferenzen, anschließenden Änderungen der jeweiligen Corona-Landesregelungen und schließlich oft sehr kurzfristigen Informationen für Schulen sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch bei einer Online-Diskussion des Beamtenbundes dbb: «Wenn dieses Bundesgesetz allein dafür schon helfen würde, wäre es glaube ich ein guter Schritt, weil das hat alle Nerven strapaziert.»
Präsenzunterricht und Testpflicht an Schulen im Norden
Wer nach den Osterferien in der Schule am Unterricht teilnehmen will, muss sich in Schleswig-Holstein ab Montag verpflichtend auf Corona testen. Einige Schülergruppen sind davon jedoch ausgenommen.
Kiel (dpa/lno) - In den meisten Regionen Schleswig-Holsteins beginnt für die Schüler der Klassen 1 bis 6 am Montag wieder Präsenzunterricht. In den übrigen Stufen werde in elf Kreisen und kreisfreien Städten Wechselunterricht erteilt, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch in Kiel. Für die Abschlussklassen gibt es weiter überall Präsenzangebote.
In den Kreisen Segeberg, Herzogtum Lauenburg und in Neumünster lernen vorerst alle Jahrgänge in Distanz; für die Schulklassen 1 bis 6 ist Notbetreuung geplant. Das Infektionsgeschehen in Neumünster soll am Donnerstag neu bewertet werden. Im Kreis Pinneberg gibt es - mit Ausnahme der Insel Helgoland - in den Stufen 1 bis 6 Wechselunterricht, in den übrigen findet Distanzlernen statt. «Alle Prüflinge an unseren Schulen - an den allgemeinbildenden wie an den berufsbildenden - werden weiter in den nächsten Wochen wie geplant in aller Ruhe ihre Abschlussprüfungen absolvieren», sagte Prien.
Landesweit brauchen Schüler und Lehrer für die Teilnahme am Unterricht von Montag an zweimal wöchentlich einen Corona-Test. Das Land stelle zwei Selbsttests pro Woche zur Verfügung, die in der Regel in der Schule gemacht werden sollen, erläuterte Prien. Es ist aber möglich, ärztliche Testbescheinigungen oder eine Bescheinigung aus einem Bürgertestzentrum oder einer Apotheke vorzulegen. «Das ist Voraussetzung, um das Schulgebäude betreten zu dürfen.»
Auch Selbsttests zu Hause sind künftig möglich. Dafür sind qualifizierte Selbstauskünfte nötig. «Mit dieser Möglichkeit möchten wir den Eltern entgegenkommen, die zwar grundsätzlich die Testpflicht positiv bewerten, aber Bedenken gegenüber einer Testung in der Schule haben», sagte Prien. Falsche Auskünfte sollen künftig als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.
Ausgenommen von der Testpflicht sind neben Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf Prüfungskandidaten. Dazu bemerkte die Ministerin: «Wir wollen die Schüler, die seit Jahren auf die Abschlussprüfungen hinarbeiten, nicht durch ein unsicheres Schnelltestergebnis verunsichern.»
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat sagte zum Schulstart nach den Osterferien, die Herausforderungen für die Schulen würden nicht kleiner. «Die Ministerin ist - wieder mal - auf das Verfahren anderer Länder umgeschwenkt und ermöglicht jetzt doch, den Test zuhause durchzuführen, wenn die Eltern darüber eine schriftliche Erklärung unter Wahrheitspflicht abgeben.»
Vor den Osterferien hatte es in den Schulen im Norden bereits Corona-Selbsttests für die Schüler gegeben. An den Schulen wurden früheren Ministeriumsangaben zufolge mehr als 127 000 Tests genutzt. In 78 Fällen habe es ein positives Ergebnis gegeben - das seien 0,06 Prozent der Tests gewesen.
Debatte über Impfpriorisierung - Öffnung für alle Lehrer
In Thüringen können sich nun alle Beschäftigten an Schulen impfen lassen. Doch Termine sind rar und im April praktisch nicht mehr zu bekommen. Unterdessen fordert die Grünen-Fraktionschefin, die Priorisierung ganz aufzugeben. Die CDU hält das für zu früh.
Erfurt (dpa/th) - In Thüringen können sich künftig alle Lehrer gegen das Coronavirus impfen lassen. Das gaben die Ministerien für Gesundheit und Bildung am Mittwoch bekannt. Damit kommen nun auch die Pädagogen weiterführender Schulen und von Berufsschulen zum Zuge. Bisher hatte nur das Personal an Grund- und Förderschulen sowie von Kitas die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Bildungsminister Helmut Holter bezeichnete den Schritt als «wichtigen Meilenstein». Gesundheitsministerin Heike Werner (beide Linke) sagte: «Bildung hat Vorrang. Schule muss sicher stattfinden können.»
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Astrid Rothe-Beinlich, hatte sich am Mittwoch für eine generelle Aufhebung der Impfpriorisierung ausgesprochen, damit auch jüngere Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden können. Es sei richtig gewesen, zuerst die Älteren zu schützen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Jetzt muss es aber darum gehen, auch in die Breite zu impfen.»
Es habe sich gezeigt, dass die Corona-Mutationen vor allem auch Kinder ansteckten und damit auch deren Eltern stärker gefährdet würden. «Deshalb müssen wir jetzt neu nachdenken und auch mobile Gruppen impfen», verlangte Rothe-Beinlich. Werner betonte, man wolle so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich impfen. «Es gibt noch nicht genügend Impfstoff, um die Priorisierung aufheben zu können. Der Ansturm auf die Terminvergabe ist dazu zu groß. Sobald wir Termine freischalten, sind diese in kürzester Zeit vergeben.»
CDU-Fraktionschef Mario Voigt hält die Debatte über eine Aufhebung der Impfpriorisierung für «richtig und sinnvoll», wie er erklärte. «Aber noch sind viele über 70-Jährige und Risikogruppen nicht geimpft. Deswegen müssen wir mit Hilfe der Hausarztpraxen weiter Tempo beim Impfen der Älteren machen.»
In Thüringen werden derzeit hauptsächlich Menschen aus den Prioritätsgruppen eins und zwei geimpft. Dazu zählen unter anderem Menschen über 80 und mit bestimmten Vorerkrankungen sowie beispielsweise Grundschullehrer und Erzieher. Der Freistaat weicht stellenweise von der Bundesimpfverordnung ab und lässt beispielsweise alle Polizisten impfen - auch solche mit Bürojobs.
In einigen Landkreisen mit besonders hoher Inzidenz werden auch schon Menschen der Priorisierungsgruppe drei geimpft. Lehrer weiterführender Schulen gehören eigentlich ebenfalls in die Priorisierungsgruppe drei, sollen nun aber schon vorzeitig geimpft werden können. Holter sagte, er gehe von einer hohen Impfbereitschaft bei den Lehrern aus, «weil ich weiß, wie ungeduldig viele auf diesen Fortschritt gewartet haben».
Um eine Impfung zu bekommen, brauchen Lehrer eine Bescheinigung, die sie im Impfzentrum oder beim Hausarzt vorzeigen müssen. Nach Angaben des Bildungsministeriums sollen diese Bescheinigungen als Formulare an die Schulen geschickt und dort von den Schulleitungen ausgestellt werden. Allerdings sind in Thüringen derzeit alle Impftermine bis Ende April vergeben. Chancen darauf haben Lehrer möglicherweise im Mai oder früher bei einem Hausarzt.
«Ich hoffe, dass sich die Impfstoffmenge, die vom Bund nach Thüringen kommt, in den kommenden Wochen nochmals spürbar erhöht, damit auch genügend Termine zur Verfügung gestellt werden können», sagte der Bildungsminister. Sein Ressort werde die Schulen schnellstmöglich mit den entsprechenden Formularen und Hinweisen versorgen, damit die Berechtigungsnachweise ausgestellt werden können.
KMK-Präsidentin begrüßt «Bundes-Notbremse» für Schulen
Berlin (dpa) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst hat die Pläne für eine bundeseinheitliche Regelung im Umgang mit Schulschließungen grundsätzlich begrüßt. Mit Blick auf das bisherige Verfahren mit Ministerpräsidentenkonferenzen, anschließenden Änderungen der jeweiligen Corona-Landesregelungen und schließlich oft sehr kurzfristigen Informationen für Schulen sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch bei einer Online-Diskussion des Beamtenbundes dbb: «Wenn dieses Bundesgesetz allein dafür schon helfen würde, wäre es glaube ich ein guter Schritt, weil das hat alle Nerven strapaziert.»
Ernst verwies darauf, dass die Schulen oft erst am Freitag nach Beschlüssen im jeweiligen Bundesland informiert werden konnten, was sie am Montag zu tun hätten. «Insofern ist es dann eine Klarheit, dass ab 200 die Schulen im Distanzunterricht sind.» Unterhalb einer Inzidenz von 200 hätten die Länder nach wie vor die Hoheit.
Das Bundeskabinett hatte am Dienstag entsprechende Änderungen des Infektionsschutzgesetzes auf den Weg gebracht. Mit der «Bundes-Notbremse», die noch Bundestag und Bundesrat passieren muss, soll es künftig bundeseinheitliche Regeln im Umgang mit Corona geben. So sind feste Vorgaben für Ausgangsbeschränkungen, Geschäfts- oder Schulschließungen gekoppelt an bestimmte Ansteckungszahlen vorgesehen. Überschreitet in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt an drei aufeinander folgenden Tagen die 7-Tage-Inzidenz 200, soll zum Beispiel Präsenzunterricht an Schulen untersagt werden.
Schüler in NRW kehren im Wechselmodell in Klassenzimmer zurück
Düsseldorf (dpa) - Die Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab Montag wieder in die Klassenzimmer zurückkehren dürfen - in einem Wechselmodell. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Düsseldorf am Mittwoch aus Koalitionskreisen. In dieser Woche waren die meisten Schüler direkt nach Ende der Osterferien wegen ansteigender Corona-Zahlen wieder im Distanzunterricht zu Hause. Details der Neuregelung wollte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Nachmittag (15.00 Uhr) vorstellen.
Die Möglichkeit, abwechselnd wieder in den Unterricht zurückzukehren, wird nach dpa-Informationen gedeckelt: Wo die Schwelle von 200 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen überschritten wird, darf es keinen Präsenzunterricht mehr geben. Damit nimmt NRW die Regelung der geplanten «Corona-Notbremse» des Bundes vorweg.
Neun Schüler klagen am OVG gegen Testpflicht an Schulen
Münster (dpa/lnw) - Am nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht in Münster sind weitere Klagen zur Testpflicht an Schulen eingegangen. Nachdem sich Anfang der Woche bereits ein Schulträger in freier Trägerschaft aus dem Kreis Euskirchen an das OVG gewandt hatte, sind jetzt neun Klagen von Schülern in Münster eingegangen. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin kommen die Schüler, die von ihren Eltern vertreten werden, aus Löhne, Paderborn, Lippstadt, Herford, Bad Oeynhausen (alle Ostwestfalen) sowie Solingen im Bergischen Land und drei aus Würselen bei Aachen.
Schüler, die keinen negativen Nachweis vorweisen können und einen Corona-Test verweigern, müssen nach Vorgaben des Landes vom Unterricht ausgeschlossen werden. Derzeit gibt es in NRW mit Ausnahmen der Abschlussklassen seit den Osterferien allerdings keinen Präsenzunterricht.
Das OVG wird nach Angaben einer Sprecherin frühestens in der kommenden Woche über die Frage entscheiden.
13.04.2021
Noch offene Fragen bei Corona-Testpflicht für Schulen
Bildungsverbände und Gewerkschaften sehen die Corona-Testpflicht an Hessens Schulen als sinnvolles Instrument. Für die Praxis bleiben nach Einschätzung der Experten aber noch offene Fragen.
Wiesbaden/Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Gewerkschaft GEW spricht sich dafür aus, die verpflichtenden Corona-Tests für Schulkinder in Hessen zu Hause und nicht in der Schule zu machen. Damit wäre gewährleistet, dass mit dem Coronavirus infizierte Kinder gar nicht erst in die Schule kommen, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Wiedwald, am Dienstag in Frankfurt. Zudem wären die Kinder bei einem positiven Corona-Test dann gleich zu Hause bei ihren Eltern.
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat die Testpflicht für die Schulen für nach den Osterferien - also ab nächster Woche (19. April) - angeordnet. Die Testverpflichtung zweimal pro Woche für Lehrer und Schüler sei derzeit unerlässlich für einen sicheren Schulbetrieb, hatte der Minister die Maßnahme gegründet.
Für den Testnachweis können Schüler und Lehrer zwischen zwei Varianten wählen: Dem kostenfreien Bürgertest außerhalb der Schule oder den ebenfalls kostenfreien Selbsttest, der den Schulen vom Land zur Verfügung gestellt wird. Akzeptiert werden auch Nachweise, die mit zeitlichem Bezug auf den Beginn des jeweiligen Schultages nicht älter als 72 Stunden sind. Alle Schüler, die keinen Test vorweisen können oder diesen nicht in der Schule machen, müssen zu Hause im Distanzunterricht lernen.
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Hessen, Stefan Wesselmann, begrüßte die Entscheidung, dass auch außerhalb der Schule gemachte Corona-Tests akzeptiert werden. Die Lehrer seien kein medizinisches Hilfspersonal, sondern Pädagogen. Grundsätzlich seien die Tests wegen der aktuellen Corona-Zahlen die richtige Entscheidung.
Auch der Lehrerverband Hessen nannte es eine gute Alternative, dass es die Möglichkeit für einen Bürgertest in einem Testzentrum geben wird. Das sei ein gutes Angebot für allen Eltern, die ihre Kinder nicht in der Schule testen lassen wollen und entlaste auch die Schulen. Das Kultusministerium müsse jedoch verbindlich regeln, wie die Tests vor dem Unterricht ablaufen sollen. Dabei gehe es auch um Fragen der Arbeitszeit, der Haftungspflicht sowie der Gesundheit.
Für die Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 bleibt es in Hessen nach den Osterferien grundsätzlich bei Wechselunterricht. Die Jahrgänge ab Klasse 7 werden wie schon vor den Ferien im Distanzunterricht und die Abschlussklassen im Präsenzunterricht bleiben.
Die GEW-Vorsitzende äußerte Verständnis dafür, dass die Landesregierung damit auf die aktuellen Corona-Zahlen reagiert. Die Kinder im Homeschooling benötigten aber mehr Ansprache und Unterstützung. Dafür sei zusätzliches Personal nötig. Unbürokratisch könnten für diese Hilfestellungen für die Kinder etwa auch Studenten eingesetzt werden, schlug Wiedwald
Studie: Corona-Schulschließungen in sozialen Brennpunkten häufiger
Bochum (dpa/lnw) - Nordrhein-westfälische Schulen an Orten mit sozialen Problemen mussten in der zweiten Jahreshälfte 2020 einer aktuellen Studie zufolge im Schnitt häufiger coronabedingt schließen als andere. Wissenschaftler der Universitäten in Bochum und Osnabrück sehen darin einen Beleg für die von vielen Experten befürchtete Verschärfung von Bildungsungleichheit in der Pandemie. Teilschließungen der Schulen waren etwa dort überproportional häufig, wo Kinderarmut verbreitet ist.
«Wir sehen, dass soziale Faktoren die Wirkung von Corona auf das Bildungsgeschehen beeinflussen. Die Schwächsten zeigen eine größere Vulnerabilität», sagte der Osnabrücker Bildungsforscher Christian Reintjes laut Mitteilung der Ruhruniversität Bochum von Dienstag. Schulen, die schwierige Ausgangslagen haben, müssten daher mehr Ressourcen zur Umsetzung von Förderunterricht oder für kleinere Klassen erhalten, forderten die Forscher. «Sonst wird Bildungsungleichheit noch größer werden.»
In der in einem Sammelband veröffentlichten statistischen Analyse stellen die Forscher neben Faktoren wie Schulgröße oder allgemeinem Infektionsgeschehen einen deutlichen Zusammenhang zu sozialen Problemen im Umfeld der Schulen fest. So mussten im Zeitraum nach den Sommerferien 2020 bis kurz vor Weihnachten, als Schulen nach vorangegangner Corona-Zwangspause landesweit grundsätzlich in den Regelbetrieb zurückkehren sollten, solche Schüler und Schülerinnen besonders häufig in den Distanzunterricht zurückkehren, deren soziale, familiäre, wohnliche oder technische Voraussetzungen genau dafür besonders ungünstig seien, so das Fazit der Autoren.
Impfportal in Sachsen ab Freitag für alle Lehrer freigeschaltet
Dresden (dpa/sn) - In Sachsen können sich ab Ende der Woche mehr Lehrer als bisher impfen lassen. Das Impfportal werde für alle Lehrerinnen und Lehrer freigeschaltet, kündigte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts an. Bisher galt das Angebot für Lehrer an Förder- und Grundschulen, künftig sollen auch Lehrer an Oberschulen und Gymnasien sowie das Personal an den Schulen entsprechende Angebote wahrnehmen können.
Schulen im Saarland gehen doch nicht zurück in Vollpräsenz-Unterricht
Saarbrücken (dpa/lrs) - Schulklassen im Saarland sollen anders als geplant nicht vom 19. April wieder vollständig in den Präsenzunterricht zurückkehren. Es bleibe zunächst zwei weitere Wochen beim Wechselbetrieb zwischen Lernen von zuhause und Unterricht im Klassenraum, teilte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) nach der Entscheidung im Kabinett am Dienstag mit. «Den Wechsel in die Vollpräsenz werde ich nicht im Blindflug vollziehen.» Vor dem Hintergrund «einer leider nicht ausreichend klaren Infektionslage im Land» wolle man «kein unnötiges Risiko» eingehen, hieß es aus Kreisen.
Die Rückkehr zur Vollpräsenz ist ein großes Anliegen der Ministerin. Es gebe derzeit aber ein sehr diffuses Infektionsgeschehen, die Lage sei nach den Öffnungsschritten im Rahmen des «Saarland-Modells» sehr unübersichtlich, hieß es. «Die Stabilität und die Ruhe im System», die derzeit herrsche, sei nun wichtiger - auch mit Blick auf die schriftlichen Abiturarbeiten, die am 23. April beginnen. Mit einer Rückkehr in den Präsenzunterricht war eine Testpflicht an den weiterführenden Schulen geplant.
Im Zuge der Entscheidung gegen Vollpräsenz an Schulen habe der Koalitionspartner SPD kritisiert, dass das Monitoring des «Saarland-Modells» unzureichend sei, hieß es weiter aus Kreisen. Die Entwicklung der Lage müsse von Experten genau und nachvollziehbar beobachtet und bewertet werden, um Entscheidungen begründet treffen zu können. Es dürfe nicht sein, dass politisch entschieden werde, ob etwa die Ampel im Modell auf Rot gehe oder nicht - dies müsse stattdessen aufgrund von fachlicher Empfehlung geschehen.
Im bundesweit beachteten Öffnungsmodell im Saarland war die Ampel am Montag wegen einer Inzidenz über 100 an drei Tagen in Folge auf Gelb gesprungen. Es gilt nun eine erweiterte Testpflicht, auch in weiten Teilen des Einzelhandels.
Nach Maskenpflicht-Urteil: Anzeigen gegen Amtsrichter von Weimar
Erfurt/Weimar (dpa/th) – Der Richter des Amtsgerichts Weimar, der ein umstrittenes Urteil zur Maskenpflicht an zwei Thüringer Schulen gefällt hat, steht nun selbst im Fokus der Justiz. Bei der Staatsanwaltschaft Erfurt seien mehrere Strafanzeigen gegen den Mann eingegangen, sagte der Sprecher der Behörde, Hannes Grünseisen, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Darin werde dem Mann vorgeworfen, sich mit seiner Entscheidung der Rechtsbeugung schuldig gemacht zu haben. «Wir haben daher einen Prüfvorgang angelegt», sagte Grünseisen. Wie lange diese Prüfung dauern werde, lasse sich noch nicht sagen. Zuvor berichtete MDR Thüringen.
Der Richter hatte in einem von ihm verfassten Beschluss im Wege einer einstweiligen Anordnung verfügt, dass Kinder an zwei Schulen in Weimar entgegen des geltenden Hygienekonzepts des Bildungsministeriums keine Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht tragen müssten. Das Bildungsministerium geht inzwischen gegen den Beschluss vor. Es hält ihn aus mehreren Gründen für unzulässig. Unter anderem habe der Richter seine Kompetenz überschritten, weil für Entscheidungen zu Hygienekonzepten die Verwaltungsgerichte zuständig seien, argumentiert das Ministerium.
Elternumfrage: Unterschiede beim Homeschooling enorm
Dortmund (dpa/lnw) - Beim Distanzunterricht sind die Unterschiede zwischen den Schulen einer Eltern-Befragung zufolge erheblich. Die Homeschooling-Situation habe sich im zweiten Lockdown der Schulen in Deutschland im Vergleich zum ersten insgesamt verbessert - etwa bei Anschaffung digitaler Endgeräte und Lernplattformen, bilanzierte eine am Dienstag vorgestellte Studie von Professorinnen der TU Dortmund und Uni Marburg. Zwischen dem 3. Februar und 26. März 2021 waren dafür bundesweit rund 3480 Eltern zur Qualität des Distanzunterrichts befragt worden.
Es seien große Unterschiede zwischen Grund- und weiterführenden Schulen, aber auch in Einrichtungen der gleichen Schulform deutlich geworden. Während es mancherorts weiter keinen Unterricht per Video gebe, werde an anderen Schulen über Lernplattformen umfänglich online nach Stundenplan unterrichtet, schilderte die Dortmunder Forscherin Ricarda Steinmayr. Zum Zeitpunkt der Befragung lernten die Kinder im Mittel seit sieben Wochen daheim. Häufig seien Kinder durch die Schließungen belastet, weil soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten fehlen. Das gelte vor allem bei Grundschülern und jüngeren Kindern der weiterführenden Schulen. Es sei zu befürchten, dass Leistungsunterschiede zwischen den Schülern weiter zunehmen.
Lediglich 30 Prozent der befragten Eltern berichteten, dass ihre Kinder mindestens zweimal pro Woche in Deutsch und Mathematik Unterricht erhielten. Viele wünschten sich auch mehr Feedback und Austausch mit den Lehrkräften. Die Umfrage gilt nicht als repräsentativ, weil drei Viertel der Eltern über ein (Fach-)Abitur verfügten - und die Stichprobe damit ein weit höheres Bildungsniveau spiegele als in der durchschnittlichen Bevölkerung gegeben sei.
Guter Distanzunterricht wirke sich positiv auf Motivation und Lernfortschritt der Schüler aus. Es sei aber nicht gelungen, bei der Quantität zu vergleichbaren Angeboten zu kommen. Die Wissenschaftlerin riet dazu, «alle Möglichkeiten für den Präsenzunterricht während der Pandemie auszuschöpfen und Distanzunterricht lediglich als Ultima Ratio zu betrachten.» In NRW wird seit Montag wieder im Homeschooling-Modus gelernt, nur für die Abschlussklassen erfolgt Präsenzunterricht.
CDU fordert Präsenzunterricht unabhängig von der Inzidenz
In einem Fünf-Punkte-Plan macht die Thüringer CDU Vorschläge wie Präsenzunterricht auch bei einer hohen Corona-Inzidenz funktionieren soll. Doch auf Bundesebene wird längst eine Notbremse auch für Schulen diskutiert. Ob sie kommt, ist aber völlig unklar.
Erfurt (dpa/th) - Testpflicht, Wechselunterricht und feste Klassen: Die Thüringer CDU wirbt für eine Rückkehr zum Präsenzunterricht an den Schulen - unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz. «Alle Jahrgangsstufen müssen endlich zurück in den Präsenzunterricht», erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner. Zudem forderte er, auch Lehrern von weiterführenden Schulen «endlich ein Impfangebot zu unterbreiten». Bisher darf sich nur das Personal von Grund- und Förderschulen impfen lassen.
In einem Positionspapier spricht sich die CDU-Fraktion für eine Corona-Testpflicht zweimal pro Woche für alle Schüler und Lehrer aus. Wer sich nicht in der Schule testen will, solle dies auch zu Hause machen können.
Außerdem sollte nach Meinung der CDU eine Maskenpflicht im Unterricht nur für Schüler ab der fünften Klasse eingeführt werden - statt für alle Klassenstufen, wie dies seit Montag in Thüringen gilt. Die Regelung des Bildungsministeriums hatte für Kritik gesorgt. Das Amtsgericht in Weimar hob die Maskenpflicht per Beschluss an zwei Schulen in Weimar teils auf. «Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo sich die Landesregierung die Frage gefallen lassen muss, wer die Verantwortung für dieses permanente Schulchaos übernimmt», erklärte Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt.
An weiterführenden Schulen soll es nach CDU-Vorstellungen Wechselunterricht in den Klassen geben, das bedeutet: Ein Teil der Klasse lernt zu Hause, ein anderer Teil in der Schule im Präsenzunterricht. Ausgenommen sein sollen davon etwa Abschlussklassen. In Grund- und Förderschulen sollte es nach Ansicht der CDU-Fraktion strikt getrennte Klassen geben.
Oberste Priorität habe «die Öffnung aller Thüringer Schulen unabhängig von einem Inzidenzwert», heißt es in dem CDU-Papier. Über eine Schließung von einzelnen Schulen soll demnach das jeweilige Gesundheitsamt entscheiden.
Allerdings könnten die Thüringer CDU-Vorstellungen schon bald von der geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf Bundesebene überdeckt werden. Ein erster Entwurf sieht vor, dass Schulen geschlossen werden, wenn die Inzidenz über den Wert von 200 steigt. Ob diese Regelung auch vom Bundestag beschlossen wird, ist ungewiss.
12.04.2021
Elternverbände gegen Corona-Tests in Klassenzimmern
München (dpa/lby) - Zwei Elternverbände haben gefordert, Corona-Tests für Schüler in Klassenzimmern zu stoppen. «Testungen sollen in Eigenverantwortung vor Antritt des Schulweges zuhause oder extern von geschultem Personal vor der Schule durchgeführt werden», heißt es in einem Offenen Brief des Landeselternverband Bayerischer Realschulen und des Bayerischen Elternverbandes an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). «Klassenzimmer sind keine Testzentren.»
Seit Montag ist im Freistaat für die Teilnahme am Unterricht in den Klassenräumen ein Corona-Test verpflichtend. Alle Schülerinnen und Schüler, die sich in den Schulgebäuden aufhalten - sei es im Präsenzunterricht, im Wechselmodell oder in der Notbetreuung - müssen künftig zwei Mal pro Woche in der Schule einen Selbsttest machen oder einen aktuellen negativen PCR- oder Schnelltest vorlegen. Bei einer Inzidenz von über 100 kann dies je nach Unterrichtsmodell sogar noch häufiger der Fall sei.
Die Elternverbände argumentierten, Ansteckungen müssten bereits auf dem Schulweg vermieden werden. Zudem müssten auch Lehrkräfte geschützt «und nicht als medizinisches Personal missbraucht werden».
Hessen führt Corona-Testpflicht für Schulen ein
Nach den Osterferien soll es erst erstmal keine weiteren Öffnungen an Hessens Schulen geben. Die Corona-Pandemie lasse dies derzeit nicht zu, erklärte Kultusminister Lorz. Für die Teilnahme am Präsenzunterricht soll es eine neue Hürde geben.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will eine Corona-Testpflicht für die Schulen im Land einführen. Das kündigten Ministerpräsident Volker Bouffier und Kultusminister Alexander Lorz (beide CDU) am Montag in Wiesbaden nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts an. Die Regelung soll nach den Osterferien ab nächster Woche (19. April) gelten. Die Testverpflichtung zweimal pro Woche für Lehrer und Schüler sei derzeit unerlässlich für einen sicheren Schulbetrieb, betonte Lorz.
Für den Testnachweis könne zwischen zwei Varianten gewählt werden: Dem kostenfreien Bürgertest außerhalb der Schule oder den ebenfalls kostenfreien Selbsttest, der den Schulen vom Land zur Verfügung gestellt werde. Akzeptiert werden nach Angaben von Lorz auch Nachweise, die mit zeitlichem Bezug auf den Beginn des jeweiligen Schultages nicht älter als 72 Stunden sind.
Alle Schüler, die keinen Test vorweisen können oder diesen nicht in der Schule machen, müssen zu Hause im Distanzunterricht lernen, erklärte der Kultusministers. Schüler können durch ihre Eltern schriftlich von der Teilnahme am Unterricht an der Schule abgemeldet werden. Volljährige Schüler könnten diesen Schritt auch selber machen.
Weitere Öffnungen an den Schulen könne es zunächst nicht geben, sagte Lorz mit Blick auf die Infektionszahlen. Für die Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 bleibe es nach den Osterferien grundsätzlich bei Wechselunterricht. Die Jahrgänge ab Klasse 7 werden wie schon vor den Ferien im Distanzunterricht und die Abschlussklassen im Präsenzunterricht bleiben. Die Corona-Zahlen seien weiter zu hoch. Deshalb sei nun nicht die Zeit für Lockerungen, erklärten beide Politiker.
Die Abiturprüfungen sollen wie geplant ab dem 21. April an Hessens Schulen geschrieben werden, kündigte Lorz an. Alle Prüflinge erhielten vor jeder Prüfung die Möglichkeit eines freiwilligen Selbsttests. Schüler, die diesen nicht machen möchten, können auch an der Prüfung teilnehmen. Sie müssten dann jedoch eine medizinische Maske tragen.
Auch in den Kitas werde es weiterhin ein regelmäßiges Testangebot für die Erzieherinnen geben. Die kleinen Kinder sollen aber von Testungen weiter ausgenommen werden, erklärte der Ministerpräsident. Es werde kein sogenanntes Betretungsverbot für die Kitas geben. Er appelliere jedoch an die Eltern, ihre Kinder möglichst zuhause zu betreuen, sagte Bouffier.
Das Corona-Kabinett passte wegen der aktuell Corona-Lage zudem das Eskalationskonzept in Hessen nochmals an. Demnach sei es bereits ab einer Inzidenz von 100 möglich, weitere Maßnahmen wie eine Ausgangsbeschränkung als «Ultima Ratio» vorzunehmen, erklärte der Regierungschef. Die neuen hessischen Verordnungen sollen vom 19. April bis 9. Mai gelten.
Präsenzpflicht im Wechselmodell an Grundschulen ab kommenden Montag
Potsdam (dpa/bb) - In den Brandenburger Grundschulen soll ab der kommenden Woche im Rahmen des Wechselunterrichts wieder die Präsenzpflicht gelten. Nach Angaben des Landeselternrates hat Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) die Eltern darüber in einem Brief informiert. Zunächst berichteten die «Potsdamer Neuesten Nachrichten» darüber. Schülerinnen und Schüler müssen sich demnach ab 19. April zwei mal wöchentlich testen lassen, um am Unterricht teilnehmen zu dürfen. Die Bildungsministerin hält die Schulen damit für sicher. Tests seien ausreichend vorhanden. Mit der Testpflicht blieben die Hygieneregeln - etwa Abstandsgebot und Maske tragen - bestehen. «Es ist kein Test mit dem man sich irgendwie freitestet», hatte Ernst vergangene Woche im Gesundheitsausschuss betont.
Seit diesem Montag lernen Schülerinnen und Schüler der Grundschulen wieder im Wechselunterricht. Das gilt auch für Abschlussklassen und Förderschulen mit Schwerpunkt geistige Entwicklung. Weiterführende Schulen sind dagegen vorerst wieder geschlossen. Schülerinnen und Schüler von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien müssen zum Schutz vor dem Coronavirus zuhause lernen.
Landesschülerrat fordert Planungssicherheit für Lernende und Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Der Landesschülerrat in Brandenburg hat die Kommunikation des Bildungsministeriums bei der Öffnungsstrategie für die Schulen unter anderem mit Selbsttests kritisiert. «Derzeit passieren sehr viele Dinge adhoc und oftmals ungeplant, wie es scheint», sagte die Vorsitzende Katharina Swinka der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Es fehle Planungssicherheit für die Schulen und die Lernenden. Die Kommunikation mit den Schulen habe viel zu spät stattgefunden, schätzte sie es ein.
Seit diesem Montag lernen Schülerinnen und Schüler der Grundschulen wieder im Wechselunterricht. Das gilt auch für Abschlussklassen und Förderschulen mit Schwerpunkt geistige Entwicklung. Weiterführende Schulen sind in Brandenburg dagegen vorerst wieder geschlossen. Schülerinnen und Schüler von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien müssen zum Schutz vor dem Coronavirus zuhause lernen. Ab 19. April sind zweimal pro Woche Corona-Tests Pflicht - sie sind die Voraussetzung, um die Schulen zu betreten. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hält die Schulen damit für sicher.
Der Landesschülerrat sei an der der Corona- Teststrategie für die Schulen mit beteiligt gewesen, wie Swinka berichtete. Zuhause zu testen sei flexibler, da Brandenburg ein Flächenland sei und nicht alle Schüler schnell zu ihrer Schule kämen, erläuterte sie. Zum Distanzunterricht für die weiterführenden Schulen sieht Swinka, die Schülerin der 12. Klasse einer Gesamtschule in Potsdam ist, derzeit keine Alternative. Es gebe in den oberen Klassen mehr Corona-Infektionen als an den Grundschulen. Die Erfahrungen der letzten Monate hätten auch gezeigt, dass die Umsetzung des Präsenzunterrichts an den weiterführenden Schulen etwa mit Klassenteilungen «unglaublich schwierig» war.
Die Vorsitzende des Landeselternrates forderte zudem, dass bereits jetzt auf die Abschlussklassen des kommenden Jahres geschaut werden muss und nicht erst in zwei bis Monaten. «Sonst stehen wir vor dem gleichen Problem wie dieses Jahr, das hilft uns allen nicht.»
Schulstart auf Distanz - Tests noch nicht überall angekommen
Für die große Mehrheit der Schüler hat der Unterricht nach Ostern zunächst als Homeschooling begonnen. Die Abiturienten sollen in die Klassenräume kommen, manche blieben aber daheim. Bei den Selbsttests sind noch einige unversorgt.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Zum Unterrichtsbeginn nach den Osterferien am Montag haben noch nicht alle Schulen lückenlos die zugesagten Selbsttest-Lieferungen erhalten. Es gebe in NRW einzelne Ausnahmen, «bei denen eine Erreichbarkeit vor Ort nicht sichergestellt werden konnte», ansonsten seien alle Schulen versorgt, hieß es aus dem Schulministerium in Düsseldorf. Es könne planmäßig im Laufe dieser Woche zwei Mal getestet werden. Das gilt zunächst für Schüler der Abschlussklassen und Kinder bis zu sechsten Klasse, für die eine Notbetreuung sichergestellt ist. Alle anderen Kinder und Jugendliche starteten im Homeschooling-Modus.
Wie es danach weitergeht, sei noch offen, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im WDR. Das Infektionsgeschehen habe sich in den vergangenen Tagen nochmals dramatisch verändert. Laut Philologenverband NRW meldeten sich einige Abiturienten vom Präsenzunterricht ab, weil sie nicht riskieren wollten, sich anzustecken oder während der Prüfungen in Quarantäne gehen zu müssen. Die Tests seien noch nicht an allen Schulen angekommen.
Und auch dort, wo es sie gibt, sind nicht alle glücklich: «Die Lehrkräfte haben während der Beaufsichtigung der Tests ein sehr ungutes Gefühl, fühlen sich im Rahmen des Gesundheitsschutzes nicht sicher», schilderte die Verbandsvorsitzende Sabine Mistler. Das treffe auch auf viele Schüler zu. Es sei ärgerlich, dass die Tests noch von der wertvollen Unterrichtszeit abgeknapst würden, sie sollten besser vorher und von geschulte Personen durchgeführt werden.
Das Schulministerium verwies darauf, dass die Schulen bei Organisation und Gestaltung des Distanzunterrichts bereits auf einige Erfahrungen zurückgreifen könnten. Das Testen an den weiterführenden Schulen stelle sicher, dass Abschlussjahrgängen eine intensive Vorbereitung auf die anstehenden Prüfungen ermöglicht werde. Die Landesschülervertretung forderte angesichts enormer auch psychischer Belastungen einen «Freiversuch» bei allen Abschlüssen. «Das bedeutet konkret, dass die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit haben, die Prüfung noch einmal abzulegen.»
In NRW müssen seit Montag im Grundsatz alle Schüler zwei Mal pro Woche einen Corona-Selbsttest machen. Wer das verweigert, darf nicht in die Klassenräume kommen. Das gilt auch für die Schüler in der Notbetreuung. Eine Ausnahme wird aber für die aktuellen Prüflinge gemacht: Diese können auch ohne Selbsttest im Präsenzmodus lernen, werden dann von den getesteten Mitschülern separiert.
Viele hatten damit gerechnet, dass es nach Ostern für alle rund 2,5 Millionen Schüler mit dem Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht weitergehen würde. Die kurzfristig mitgeteilte Planänderung hatte auch Kritik und Enttäuschung ausgelöst.
Die Landeselternschaft der integrierten Schulen hält zwar eine Einschränkung des Präsenzunterrichts für dringend geboten, wie sie am Montag mitteilte. Die erneute kurzfristige Einführung des Distanzunterrichts schaffe aber mehr Probleme als sie löse, die vorgesehenen Ausnahmen seien «fehlerhaft gesetzt». Eltern bräuchten nun schnell klare Perspektiven zur weiteren Planung bis zu den Sommerferien.
Bildungssenatorin Scheeres verteidigt Schulöffnungen in Berlin
Berlin (dpa) - Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat mit Blick auf das Kindeswohl die Öffnung der Schulen an diesem Montag verteidigt. «Die 7. bis 9. Klassen waren insgesamt vier Monate nicht in der Schule», sagte Scheeres am Montagmorgen im RBB-Inforadio. «Sie haben ja auch mitbekommen, dass es den Kindern einfach nicht gut geht, wenn sie über einen langen Zeitraum ihre Freunde und ihre Lehrkräfte nicht sehen und über einen langen Zeitraum zu Hause sind.» Es sei keine einfache Situation: «Auf der einen Seite das Recht auf Bildung und auf der anderen Seite natürlich auch der Gesundheitsschutz.»
Sie verstehe die Bedenken von Eltern und Lehrern, sagte Scheeres. Es gebe keine Präsenzpflicht. Die Eltern könnten also selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schickten oder nicht. Für die Lehrer stünden umfangreiche Testkapazitäten bereit. Ab nächster Woche sollen auch die Schüler zwei Mal pro Woche in der Schule getestet werden. Zudem würden derzeit weitere 800 000 FFP2-Masken an die Einrichtungen ausgeliefert. «Das sind alles Maßnahmen, die begleitend sind, um hier den Gesundheitsschutz zu gewährleisten», sagte Scheeres.
Nach dem Ende der zweiwöchigen Osterferien öffnen Berlins Schulen am Montag wieder. Obwohl das Corona-Infektionsgeschehen auch vor den Schulen nicht halt macht, sollen die meisten Schüler wie schon seit geraumer Zeit Wechselunterricht bekommen. Sie lernen dabei in halben Klassen abwechselnd in der Schule und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause. Eine Ausnahme bilden Schüler der 7. bis 9. Klassen, aber nur noch eine Woche. Sie sollen nach vier Monaten Homeschooling am 19. April mit dem Wechselunterricht starten.
Testpflicht an Schulen in Niedersachsen und Bremen beginnt
Verpflichtende Corona-Tests für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sollen den Unterricht in Niedersachsen und Bremen sicherer machen. Wer sich nicht testen lässt, muss künftig zuhause lernen.
Hannover/Bremen (dpa) - Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen und Bremen müssen sich von diesem Montag an zwei Mal pro Woche selbst auf das Coronavirus testen. Auch für das Personal gilt eine Testpflicht. «Zwei Tests in einer Woche sind geeignet, um effektiv Verdachtsfälle herauszufiltern», sagte der Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums, Sebastian Schumacher, mit Verweis auf eine wissenschaftliche Empfehlung. Die Schulen verteilen sogenannte Laientests für den vorderen Nasenbereich, die das Ergebnis nach rund 15 Minuten anzeigen.
In Niedersachsen müssen sich Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte zuhause vor Unterrichtsbeginn testen. Eltern und Erziehungsberechtigte müssen das negative Testergebnis schriftlich bestätigen. Schulen können auch verlangen, dass die benutzten Testkits gezeigt oder abgegeben werden. Wer ein positives Test-Ergebnis hat, muss die Schule informieren und einen noch zuverlässigeren PCR-Test machen lassen. Dieser klärt, ob der oder die Betroffene tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert ist. Im Bundesland Bremen testen sich die Jungen und Mädchen in der Schule. Auch dort muss ein positiver Schnelltest durch einen PCR-Test abgeklärt werden.
Die Präsenzpflicht ist in beiden Bundesländern aufgehoben. Eltern und Erziehungsberechtigte können ihre Kinder ohne Angabe von Gründen abmelden. Diese Schülerinnen und Schüler müssen zuhause lernen und erhalten dafür Arbeitsmaterial. An den strengen Corona-Regeln für den Schulalltag ändert sich durch die Testpflicht vorerst nichts. Abstands- und Hygieneregeln, Lüftkonzepte und die Pflicht zum Tragen einer Maske außerhalb und zum Teil im Unterricht bleiben bestehen. In Niedersachsen werden die Klassen weiter in kleinen Gruppen abwechselnd zuhause und in der Schule unterrichtet. In Bremen kommen Kinder der Grundschulen in voller Klassenstärke zusammen, in den weiterführenden Schulen gilt wie in Niedersachsen das Wechselmodell.
Die Öffnung der Schulen ist in Niedersachsen abhängig von der Inzidenz im Landkreis oder der kreisfreien Stadt. Diese zeigt, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohner sich in den vergangenen 7 Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Oberhalb von einer Inzidenz von 100 wechseln alle Schülerinnen und Schüler in den Distanzunterricht - außer Grundschulen und Abschlussklassen.
Das Land Niedersachsen hatte bis Anfang April rund 13 Millionen Testkits bei verschiedenen Anbietern für Landesbedienstete und für Schulen gekauft. Die Preise lagen dabei zwischen 3,42 Euro und 5,35 Euro pro Selbsttest inklusive Mehrwertsteuer, wie der Sprecher des für die Beschaffung zuständigen Innenministeriums, Pascal Kübler, mitteilte. Weitere Beschaffungen von Selbsttests seien im Vergabeverfahren geplant. Die Liefermengen belaufen sich demnach im Durchschnitt auf zwei bis drei Millionen Tests. «Damit sollte gewährleistet werden, dass Lieferausfälle und mangelnde Termintreue bei einzelnen Lieferanten kompensiert werden können.»
11.04.2021
Lehrerverband kritisiert Corona-Schulpolitik als «Trauerspiel»
Mainz (dpa/lrs)Mangelnde digitale Ausstattung und fehlende Corona-Tests: Der Philologenverband in Rheinland-Pfalz hat den Umgang der Landesregierung mit der Corona-Krise in Bezug auf die Schulen heftig kritisiert. Die Politik sei «in essenziellen Teilen ein Trauerspiel», sagte die Vorsitzende des Landesverbands, Cornelia Schwartz, einer Mitteilung von Sonntag zufolge. Die «erwiesenermaßen falsche Corona-Schulpolitik» habe fatale Folgen für die Gesundheit von Lehrern, Schülern und Familien. Dem Bildungsministerium in Mainz warf Schwartz vor, Warnungen des Verbands in den Wind geschlagen zu haben.
Thüringer Ministerium: Maskenpflicht nach Ferienbeginn bleibt
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Schüler müssen mit Schulbeginn nach den Osterferien am Montag eine Schutzmaske tragen. Daran ändere auch ein Urteil des Amtsgerichts Weimar in einer Familiensache nichts, teilte das Thüringer Bildungsministerium am Sonntag in Erfurt mit. Das Urteil, das in vielen Internetgruppen geteilt wurde, könnte «rechtliche Wirkung allein für die am Verfahren Beteiligten» haben. Es habe damit keine Auswirkungen auf die Infektionsschutzregeln an Thüringens Schulen insgesamt, erklärte das Ministerium.
Das Urteil (Az.: 9 F 148/21), das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, betrifft zwei Kinder einer Familie, die eine staatliche Grund- und Regelschule in Weimar besuchen. Nach dem Beschluss des Amtsgerichts wird den «Leitungen und Lehrern» der beiden Schulen, an die die Jungs gehen, untersagt anzuordnen, «im Unterricht und auf dem Schulgelände Gesichtsmasken aller Art, insbesondere Mund-Nasen-Bedeckungen, sogenannte qualifizierte Masken (OP-Maske oder FFP2-Maske) oder andere, zu tragen».
Auch Mindestabstände sowie die Teilnahme an Corona-Schnelltests sollen danach nicht angeordnet werden dürfen. Offen blieb zunächst, warum sich ein Amts- und nicht wie sonst üblich ein Verwaltungsgericht mit einer Klage zu erlassenen Corona-Regeln beschäftigt hat.
Laut Ministerium erfolgte bisher keine ordnungsgemäße Bekanntgabe des Beschlusses durch das Gericht. Er habe keine Auswirkungen auf die Infektionsschutzmaßnahmen, die für die Thüringer Schulen insgesamt angeordnet wurden. «Sie bleiben rechtmäßig in Kraft. Gleiches gilt für zusätzlich verfügte Infektionsschutzmaßnahmen in Kreisen mit hohen Infektionszahlen», heißt es in der Mitteilung des Bildungsministeriums. Zudem werfe die Entscheidung «gravierende verfahrensrechtliche Zweifel auf».
Die Überprüfung von Infektionsschutzmaßnahmen oder Rechtsverordnungen der Landesregierung obliege den Verwaltungsgerichten. Ob die Entscheidung überhaupt rechtliche Wirkung entfalte, müsse «obergerichtlich überprüft werden». Diese Überprüfung werde das Bildungsministerium anstrengen.
Neue Verordnung: Abschlussprüfung auch für Schüler ohne Corona-Test
Die Debatte um die Selbsttests an Schulen geht weiter. Während es laut einer neuen Verordnung Ausnahmen für Prüflinge gibt, kritisiert die Gewerkschaft das Regelwerk. Es sieht weiter vor, dass Lehrer die Schüler beim Selbsttest beaufsichtigen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei den anstehenden Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen werden auch nicht auf Corona getestete Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Das geht aus der neuen Coronabetreuungsverordnung hervor, die ab Montag (12. April) gültig ist.
Die neue Verordnung sieht für alle, die in Präsenz am Schulleben teilnehmen, grundsätzlich zwei Corona-Selbsttests pro Woche vor. Für Schüler müssen die auch in der Schule selbst unter Aufsicht vorgenommen werden. Nur Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf dürfen die Tests bei ihren Eltern machen, die das entsprechend schriftlich versichern müssen.
Eine Ausnahme von der allgemeinen Testpflicht gibt es für Abschlussprüfungen und Berufsabschlussprüfungen. Die Prüfungen ungetesteter Personen «werden räumlich getrennt von den Prüfungen getesteter Schülerinnen und Schüler durchgeführt», heißt es in der Verordnung. Der Hintergrund ist wohl rechtlicher Natur: So kann man Schüler nicht von Prüfungen ausschließen. Das Schulministerium war dazu am Sonntag nicht zu erreichen.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, kritisierte am Sonntag den Ablauf der Selbsttests in den Schulen. Denn laut der Verordnung liegt die besagte Aufsicht beim schulischen Personal - also den Lehrern. Die seien aber weder dafür ausgebildet, noch geschützt, so Finnern. Wenn ein Schüler beim Einführen des Stäbchens niesen muss, sei die Lehrkraft die Leidtragende. «Wir sind für eine Testpflicht - aber so nicht», betonte Finnern. Geschultes Personal solle die Tests vornehmen, die Lehrer weiterführender Schulen in der Impfpriorität endlich nach vorne gezogen werden.
Auch wenn die Osterferien an diesem Montag zu Ende gehen, werden die Schulen unterdessen überwiegend leer bleiben. Für alle Schüler - außer den Abschlussklassen - ist zumindest für diese Woche wieder Homeschooling angesagt. Als Grund hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) das «diffuse Infektionsgeschehen» genannt, das eine Anpassung des Schulbetriebs erfordere. Die Kitas bleiben im eingeschränkten Regelbetrieb mit reduzierter Wochenstundenzahl geöffnet.
Schulleiter, Lehrer, Schüler und Eltern waren mit der Erwartung in die Osterferien gegangen, dass es danach mit dem Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht weitergehen solle - so hatte es Gebauer damals angekündigt. Die am vergangenen Donnerstag kurzfristig mitgeteilte Planänderung hatte viel Kritik und enttäuschte Reaktionen ausgelöst.
«Wir alle hätten uns sehr gewünscht, die Kinder nach den Ferien wieder «live» zu sehen, leider ist es wieder einmal anders», schrieb etwa eine Kölner Grundschulleiterin in einer Rundmail an die Eltern. Die Landeselternschaft der Gymnasien meinte, für die Kinder sei die Nachricht vom Distanzunterricht «ein echter Dämpfer», denn bei vielen sei die Luft raus und die Motivation am Boden. Das einzig Positive sei, dass die Abiturienten wie geplant ihre Prüfungen ablegen könnten.
SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott sprach von einer nicht nachvollziehbaren «plötzlichen Kehrtwende der Schulministerin» und vermutet den Grund dafür «in den mangelnden Vorbereitungen für die Testungen an den Schulen». Das Schulministerium hatte dies zurückgewiesen.
Landeselternrat bedauert Schließung weiterführender Schulen
Die weiterführenden Schulen in Brandenburg sind ab Montag erstmal wieder zu - dann gilt wieder das Lernen zuhause. Wer weiter in Präsenzunterricht gehen kann, muss ab 19. April Corona-Tests machen. Der Landeselternrat sagt, wie er diese Strategie beurteilt.
Potsdam (dpa/bb) - Der Landesrat der Eltern in Brandenburg hat die Schließung von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien für den Unterricht in Präsenz ab Montag bedauert. «Ich hätte mir gewünscht, dass wir alle Schüler zurück ins System kriegen», sagte der Sprecher des Landeselternrats, René Mertens, der Deutschen Presse-Agentur. Er hält mit Hilfe der kommenden Corona-Testpflicht auch die Öffnung der weiterführenden Schulen in Brandenburg für möglich.
Ab Montag (12. April) müssen Schülerinnen und Schüler von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien zum Schutz vor dem Coronavirus wieder zuhause lernen. Grundschulen, Abschlussklassen und Förderschulen mit Schwerpunkt geistige Entwicklung bleiben offen für den Wechselunterricht zwischen Schule und Zuhause. Die Pflicht zum Aufenthalt in der Schule bleibt zunächst aufgehoben. Ab 19. April gelten in Brandenburg eine Corona-Testpflicht und ein negativer Test als Voraussetzung für das Betreten der Schule.
Der Elternratssprecher sieht in den verpflichtenden zwei Selbsttests pro Woche für Schülerinnen und Schüler ein deutlich minimiertes Risiko für eine Ansteckung mit dem Coronavirus. «Wenn wir jetzt wirklich nur noch negativ getestete Kinder in die Schulen kriegen, haben wir eine relativ hohe Sicherheit», sagte Mertens. «Bis jetzt ist es immer nur Stochern im Nebel.» Er hoffe allerdings, dass die Tests leicht anzuwenden seien.
Die Kultusminister der Länder wollen - begleitet von einer umfassenden Test- und Impfstrategie - so viel Präsenzunterricht wie möglich anbieten. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), die derzeit den Vorsitz der Kultusministerkonferenz hat, kündigte vor den Osterferien die Lieferung von 2,3 Millionen Tests an die Brandenburger Schulen an. Bis zu den Sommerferien sollen es rund sechs Millionen Tests sein. Das Personal an Kitas und Schulen hat nach Angaben des Ministeriums seit mehreren Monaten die Möglichkeit, sich ohne Anlass auf das Coronavirus testen zu lassen.
Schulstart löst bei Berlins Schülervertretern gemischte Gefühle aus
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schülervertreter sehen dem ersten Schultag nach den Osterferien mit gemischten Gefühlen entgegen. «Ich bin einerseits sehr froh, dass ich meine Freunde wiedersehen kann», sagte Landesschülerausschuss-Sprecherin Luisa Regel. «Andererseits mache ich mir schon Gedanken, weil jetzt sehr viele Klassen zurückkommen werden und viele Lehrer immer noch nicht geimpft sind. Und das macht mir schon ein unwohles Gefühl», so die Abiturientin aus dem 13. Jahrgang der Kurt-Schwitters-Schule im Bezirk Pankow. Schließlich habe die dritte Welle der Corona-Pandemie begonnen.
«Und wenn die Zahlen weiter ansteigen, kann man es nicht zulassen, dass Schülerinnen und Schüler gefährdet werden durch den Besuch der Schule», sagte Regel. Es sei absolut verständlich, dass viele wieder Präsenzunterricht haben wollten, weil der deutlich effektiver sei als Online-Unterricht. «Aber man muss ganz klar auf die Zahlen schauen, wie sich das entwickelt», so die Sprecherin der Schülervertreter.
Es sei gut, dass die 7. bis 9. Klassen noch nicht gleich zurück in die Schulen kämen, sondern erst am 19. April. «Wenn man dann sieht, dass es sehr voll wird und sich die Zahlen weiter entwickeln, dann ist es aber schwierig, an diesem Plan festzuhalten», warnte die Abiturientin.
Richtig sei auf jeden Fall gewesen, die Tests in den Schulen verpflichtend zu machen. «Man muss halt aufpassen, wie man es angeht, ob man die Kapazitäten hat, in der Schule zu testen, den Abstand einhalten kann, dass alles gut desinfiziert werden kann. Und man muss schauen, dass es überall genügend Tests gibt», sagte Regel. Vor den Ferien sei das noch nicht so gewesen.
Skeptisch ist die Schülervertreterin, was die Organisation der Tests in den Schulen angeht, auch mit Blick darauf, dass vom ohnehin eingeschränkten Unterricht dann auch noch Zeit dafür abgehe. «Wahrscheinlich ist es am sinnvollsten, das direkt morgens zu machen mit sehr großen Abständen in gut durchgelüfteten Räumen, damit es keine Ansteckungsgefahr gibt», sagte Regel. «Und dann zum Beispiel in den Klassenleiterstunden, wo man die Lehrkräfte etwas besser kennt und vertrauter mit ihnen umgehen kann.»
Esken kritisiert Abhalten der Abiturprüfungen in Pandemie-Jahr
Berlin (dpa) - Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat die Entscheidung der Kultusministerkonferenz zum Abhalten der Abiturprüfungen in diesem Jahr kritisiert. «Anders als die Kultusministerkonferenz wäre ich dafür, das Gesamtjahr zu benoten und keine Abiturprüfungen abzuhalten, weil diese ohnehin kaum vergleichbar wären mit früheren Jahrgängen», sagte Esken der «Rheinischen Post» (Samstag). «Allerdings müsste das dann auch für die anderen Schulabschlüsse gelten, also für Real- und Hauptschulabschlüsse.» Sie wundere sich darüber, dass bei der Debatte alle anderen Abschlüsse unter den Tisch fallen, sagte die SPD-Chefin.
Die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland sollen ihre Prüfungen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz von Donnerstagabend in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie ablegen.
10.04.2021
Esken kritisiert Abhalten der Abiturprüfungen in Pandemie-Jahr
Berlin (dpa) - Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat die Entscheidung der Kultusministerkonferenz zum Abhalten der Abiturprüfungen in diesem Jahr kritisiert. «Anders als die Kultusministerkonferenz wäre ich dafür, das Gesamtjahr zu benoten und keine Abiturprüfungen abzuhalten, weil diese ohnehin kaum vergleichbar wären mit früheren Jahrgängen», sagte Esken der «Rheinischen Post» (Samstag). «Allerdings müsste das dann auch für die anderen Schulabschlüsse gelten, also für Real- und Hauptschulabschlüsse.» Sie wundere sich darüber, dass bei der Debatte alle anderen Abschlüsse unter den Tisch fallen, sagte die SPD-Chefin.
Die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland sollen ihre Prüfungen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz von Donnerstagabend in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie ablegen.
09.04.2021
Piazolo wirbt für Corona-Tests - Lehrerverbände kritisieren Umsetzung
Bayerns Schüler sollen sich selbst im Klassenzimmer auf Corona testen - wenn sie keinen frischen Test vorlegen können. Lehrerverbände und die SPD sehen darin eine Gefahr für gesunde Kinder.
München (dpa/lby) - In Bayern gibt es weiter Streit zwischen der Staatsregierung und den Lehrerverbänden über die richtige Corona-Strategie an den Schulen. Zum Ende der Osterferien hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag für die ab Montag geltende Testpflicht an den Schulen geworben.
Sie sei angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und ansteckenderer Mutationen «die Chance, Wechselunterricht und Präsenzunterricht aufrechterhalten zu können», sagte er in München. Doch die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände kritisierte unterdessen nochmals, dass die Corona-Tests erst in der Schule stattfinden sollen. «Klassenzimmer sind keine Testzentren», sagte Walburga Krefting, die Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG).
In der Arbeitsgemeinschaft sind neben der KEG der Bayerische Philologenverband (bpv), der Bayerische Realschullehrerverband sowie der Verband der Lehrkräfte an beruflichen Schulen zusammengeschlossen. Sie verlangen, dass die Corona-Tests außerhalb der Schulen - also zu Hause, in Testzentren, in Apotheken oder beim Arzt - durchgeführt werden. «Die Tests müssen von Fachpersonal oder den Eltern beaufsichtigt werden», sagte Krefting. Es sei sicherer, wenn nur negativ getestete Kinder in die Schulgebäude kämen.
Auch die SPD-Landtagsfraktion sprach sich gegen das Testen in den Klassenräumen aus. Sonst bestehe die Gefahr, dass bei einem positiven Testergebnis die ganze Klasse für zwei Wochen in Quarantäne müsse. «Es gilt, eine Massenquarantäne zu verhindern», sagte der SPD-Fraktionschef Horst Arnold.
Wenn der Unterricht am Montag wieder losgeht, müssen sich alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von der Infektionslage mindestens zwei Mal pro Woche selbst in der Schule testen oder einen aktuellen PCR- oder Schnelltest vorlegen. Allerdings gibt es ab einer Inzidenz von 100 in der Regel Distanzunterricht.
Nachdem freitags der Stichtag ist, erfüllen laut Pizaolo für kommende Woche nur noch 25 Landkreise und Städte die Voraussetzung für Wechselunterricht. 71 Regionen, in denen 46 Prozent aller Schüler leben, verzeichnen über 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche und bekommen daher mit wenigen Ausnahmen Distanzunterricht.
Piazolo kündigte auch ein dreistufiges Verfahren an, um durch die Pandemie entstandene Lernrückstände auszugleichen. Spätestens nach den Pfingstferien sollen demnach Brückenkurse, Förderunterricht und Programme mit älteren Schülern als Tutoren starten.
In den Sommerferien soll es in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendring wieder freizeitpädagogische Angebote geben. Außerdem sollen Referendare, Studierende und Volkshochschuldozenten zwei Wochen lang Lücken in Mathe, Deutsch und den Fremdsprachen schließen. Im nächsten Schuljahr gebe es dann stark individualisierte Förderungen, erläuterte Piazolo. Insgesamt seien für die Unterstützungsprogramme 20 Millionen Euro eingeplant.
«Bei über 1,6 Millionen Schülern in Bayern sind das maximal 12,50 Euro pro Schüler – also weniger als in der Regel eine professionelle Nachhilfestunde kosten würde», bemängelte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Matthias Fischbach. Seine Kollegin von den Grünen, Gabriele Triebel, warf Piazolo gar eine massive Kürzung der Mittel durch die Hintertür vor. Ursprünglich seien 55 Millionen Euro vorgesehen gewesen. «Klammheimlich wurde wieder einmal viel versprochen und dann radikal gekürzt.»
Kommt die Corona-Testpflicht an Hessens Schulen?
Wie viele Kinder nach den Osterferien in den Klassenzimmern in Hessen sitzen werden, ist wegen der Corona-Lage noch unklar. Die Rufe nach einer Corona-Testpflicht werden derweil lauter.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landtagsopposition fordert von Kultusminister Alexander Lorz (CDU) eine klare Corona-Strategie für die Schulen nach den Osterferien. Die Verunsicherung sei enorm, und gerade deswegen sei ein klares Signal aus dem Kultusministerium erforderlich, mahnte am Freitag in Wiesbaden die Bildungsexpertin der Linke-Fraktion, Elisabeth Kula. Auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christoph Degen, nahm Minister Lorz in die Pflicht. Ein Sprecher des Kultusministeriums kündigte noch vor Ablauf der Ferien eine grundsätzliche Entscheidung dazu an, wie es dann in den Schulen in Hessen weitergeht.
SPD-Politiker Degen erneuerte die Forderung nach einem strukturierten Wechselmodell an den hessischen Schulen nach den Osterferien. Die pandemische Lage sei nach wie vor mehr als ernst. «Spätestens jetzt muss ein verbindlicher und strukturierter Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht für alle Jahrgänge kommen.» Der Plan der Landesregierung, alle Grundschüler an fünf Tagen in der Woche in die Schule zu schicken, sei dagegen «fahrlässig und falsch».
Der Präsenzunterricht sowie die Abiturprüfungen müssten Hand in Hand mit Tests für alle in den Schulen zweimal in der Woche gehen, erklärte Degen. «Das funktioniert allerdings nur, wenn alle mitmachen. Deshalb fordern wir eine Testpflicht an den Schulen.» Die Tests sollten jedoch nicht im Unterricht durchgeführt, sondern etwa von externen Anbietern in Zelten oder in Turnhallen gemacht werden.
Es sei bereits vor den Ferien klar gewesen, in welche Richtung sich die Infektionszahlen entwickeln würden, kritisierte Kula. Der Kultusminister habe sich jedoch geweigert, die Anfang März getroffene Entscheidung zu revidieren, nach den Osterferien an den Grundschulen in den Präsenzunterricht zu gehen. «Dass nun auch noch die angekündigte Teststrategie für die Schulen nach den Ferien auf der Kippe stehen soll, setzt dem Ganzen die Krone auf.»
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Hessen, Stefan Wesselmann, sprach sich ebenfalls für verpflichtende Corona-Tests an den Schulen aus. Das wäre sicherlich sinnvoller als Tests auf freiwilliger Basis, sagte er. Wesselmann plädierte zudem für das Modell des Wechselunterrichts, statt die Präsenz in den Schulen ganz aufzuheben.
Erst seit dieser Woche lägen dem Kultusministerium die ausführlichen Rückmeldungen der 21 Pilot-Schulen vor, die in den beiden Wochen vor den Osterferien die Selbsttests erprobt haben, erklärte ein Ministeriumssprecher. Auf Basis dieses Feedbacks werde die Landesregierung im Zusammenhang mit der grundsätzlichen Entscheidung, wie es nach den Ferien in den Schulen weitergeht, auch beraten, inwieweit eine mögliche Testpflicht für einen möglichst sicheren Schulbetrieb notwendig sei.
Die Kultusministerkonferenz hatte beschlossen, dass begleitet durch eine umfassende Test- und Impfstrategie so viel Präsenzunterricht wie möglich angeboten wird. Die Testmöglichkeiten sollten so ausgebaut werden, dass allen Schülern sowie den Lehrkräften zweimal wöchentlich die Möglichkeit für einen Selbsttest angeboten werden kann. Die Abiturienten sollen ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen.
Distanzunterricht für Schüler ab Montag - Land weist Kritik zurück
Nach den Osterferien ist nun doch Homeschooling angesagt - außer für Abschlussjahrgänge. Zur Notbetreuung dürfen Kinder aber in die Schulen kommen. Kritiker fragen die Schulpolitik: Gut ein Jahr Pandemie - und nichts gelernt?
Düsseldorf (dpa/lnw) - Das nordrhein-westfälische Schulministerium hat Kritik an der Entscheidung zurückgewiesen, die meisten Schüler ab kommender Woche wieder in den Distanzunterricht zu schicken. Das immer noch unsicher einzuschätzende und schwer zu bewertende Corona-Infektionsgeschehen nach Ostern mit diffusen Infektionsausbrüchen erfordere eine Anpassung des Schulbetriebes, hieß es am Freitag im Ministerium. Zugleich wehrte sich das Ministerium gegen Spekulationen, der Distanzunterricht sei aufgrund mangelnder Testmöglichkeiten in den Schulen angeordnet worden.
Mit Ausnahme der Abschlussklassen beginnt der Unterricht nach den Osterferien am Montag wieder als Homeschooling - zunächst für eine Woche. Das hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag mitgeteilt. Noch vor den Ferien hatte sie gesagt, die Schüler sollten möglichst im Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzlernen bleiben.
Die Corona-Testpflicht gilt ab der kommenden Woche auch für Schüler in der Notbetreuung, stellte das Ministerium klar. Getestet werden müssen demnach Schüler in den Jahrgängen eins bis sechs, die an pädagogischen Betreuungsangeboten der Schulen teilnehmen.
Auch Schüler der Abitur- und Abschlussklassen, die im Präsenzunterricht seien, müssten auf das Virus getestet werden, hieß es weiter. Für den Präsenzbetrieb gibt es ab Montag eine Testpflicht mit zwei Selbsttests pro Woche. Das gilt für Schüler, Lehrer und das weitere Schulpersonal. Im Falle der Schüler bleibe der Testort die Schule, so wie es vor den Ferien angelaufen war. Die Abiturprüfungen beginnen planmäßig am 23. April.
An der kurzfristig am Donnerstag bekanntgegebenen Entscheidung und einem andauernden politischen «Ad-Hoc-Modus» wurde Kritik laut. SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott sprach von einer nicht nachvollziehbaren «plötzlichen Kehrtwende der Schulministerin». Es dränge sich der Eindruck auf, dass die wahren Hintergründe verschleiert werden sollten. Diese liegen «allem Anschein nach auch in den mangelnden Vorbereitungen für die Testungen an den Schulen», so Ott. Die Regierung solle auf mobile Testteams an den Schulen setzen und prüfen, ob die Untersuchungen nicht besser extern in den gängigen Bürgerteststellen - wie Apotheken oder Teststationen - erfolgen könnten.
Das Schulministerium wies Vermutungen über mangelnde Testmöglichkeiten erneut zurück. Bereits vor den Osterferien seien an allen weiterführenden Schulen 1,5 Millionen Selbsttests für die ab Montag vorgesehenen Testungen versandt worden. Diese lägen «bereits seit Tagen einsatzbereit vor» und kämen für die Abschlussklassen ab Montag auch zum Einsatz.
«Schüler, die der Testpflicht nicht nachkommen, können nicht am Präsenzunterricht teilnehmen», hieß es weiter. Nur bei besonderem Förderbedarf seien Selbsttests zu Hause unter elterlicher Aufsicht denkbar. Einer Blitzumfrage des Ministeriums zufolge wollen bis zu 20 Prozent der Schüler keine Selbsttests machen - das wären 500 000 Kinder und Jugendliche in NRW. Die Auslieferung von mehreren Millionen Selbsttests an die Schulen hatte laut Ministerium verspätet erst am Donnerstag begonnen, das Problem liege beim Logistikunternehmen.
Der Philologen-Verband betonte, dass Schulleitungen, Lehrkräften und Familien weiterhin eine klare Perspektive fehle, was zunehmend an den Nerven zehre. «Nach über einem Jahr Pandemie müssen wir endlich aus dem Ad-Hoc-Modus rauskommen», forderte die Landesvorsitzende Sabine Mistler. Das Testkonzept überzeuge nicht: «Selbsttests sind nur dann sinnvoll, wenn sie vor dem Betreten des Klassenraums durchgeführt werden.»
Die Co-Vorsitzende der NRW-Grünen, Mona Neubaur, sagte, die Kommunikation in der Pandemie laufe schlecht. Es müsse endlich offen dargelegt werden, wie verlässliche Bildung und Betreuung der Kinder sichergestellt werden könnten, verlangte sie im WDR. «Das muss besser werden.»
«Ein Jahr Pandemie, ein Jahr fehlende Schulkonzepte», bilanzierte der Verein «Initiative Familie». Von der versprochenen Priorität für Kinder und Jugendliche sei nichts zu spüren, das Motto «Kitas und Schulen zuerst» habe man schnell wieder fallen lassen. Es gebe noch immer kein kinderfreundliches Testkonzept. Die Politik habe es in einem Jahr nicht geschafft, die Schulen pandemiesicher zu machen, kritisierte der Verein.
Pflicht für Corona-Tests auch bei Notbetreuung in Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Corona-Testpflicht gilt ab der kommenden Woche auch für Schüler in der Notbetreuung in den nordrhein-westfälischen Schulen. Das stellte das Schulministerium am Freitag klar. Getestet werden müssen demnach Schüler in den Jahrgängen 1 bis 6, die an pädagogischen Betreuungsangeboten der Schulen teilnehmen.
Mit Ausnahme der Abschlussklassen müssen die meisten Schüler in NRW nach den Osterferien ab Montag zunächst von zu Hause aus lernen. Das Schulministerium hatte für zunächst eine Woche Distanzunterricht angeordnet.
Auch Schüler der Abitur- und Abschlussklassen, die im Präsenzunterricht seien, müssten auf das Virus getestet werden, hieß es weiter. Für den Präsenzbetrieb gibt es ab Montag eine Testpflicht mit zwei Selbsttests pro Woche. Das gilt für Schüler, Lehrer und das weitere Schulpersonal.
Das Schulministerium wies Spekulationen zurück, die Entscheidung für den Schulbetrieb im Distanzunterricht in der kommenden Woche sei aufgrund mangelnder Testmöglichkeiten in den Schulen getroffenen worden. Bereits vor den Osterferien seien an alle weiterführenden Schulen 1,5 Millionen Selbsttests für die ab Montag vorgesehenen Testungen versandt worden. Diese lägen «bereits seit Tagen einsatzbereit vor» und kämen für die Abschlussklassen ab Montag auch zum Einsatz.
Weitere 5,5 Millionen Tests insbesondere für die Grund- und Förderschulen seien oder würden versandt und erreichten die Schulen bis zum Ende dieser Woche. Die anfänglichen Logistikprobleme seien mittlerweile abgestellt.
Flickenteppich Schulbeginn - nach den Osterferien in Thüringen
Montag ist offizieller Schulbeginn nach den Osterferien. Doch nicht alle Thüringer Schulen werden öffnen. Auch die Debatte um Regelungen zu Schutzmasken, Corona-Schnelltests und Abiturprüfungen dauert an.
Erfurt (dpa/th) - Kurz vor dem angedachten Schulbeginn nach den Osterferien am Montag ist klar: Nicht alle Thüringer Schulen werden öffnen. Viele Kinder und Jugendliche in Thüringen werden nach dem offiziellen Ferienende den Ranzen in der Ecke stehen lassen und zu Hause lernen müssen. In mehreren Thüringer Landkreisen sollen die Schulen wegen der Corona-Lage auch nach den Ferien am 12. April geschlossen bleiben. Das Bildungsministerium schaut optimistisch auf den nahenden ersten Schultag.
«Wir haben in den Osterferien alle Anstrengungen unternommen, um jede Schule mit den neuen Selbsttests zu versorgen. Heute kann ich sagen: Es ist gelungen», sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Freitag. Thüringen stattet derzeit Schulen mit Schnelltests für den Schulbetrieb aus. Diese Tests sollen Schülerinnen und Schülern sowie dem schulischen Personal nach den Osterferien kostenfrei und freiwillig zweimal wöchentlich zu Verfügung stehen.
Für Schülerinnen und Schüler über 11 Jahre stehen in Thüringen nach Angaben des Bildungsministeriums 297 000 Test bereit. Für Grundschulkinder soll ein so genannter Lolli-Test genutzt werden.
Davon sollen bereits 40 000 der bestellten 160 000 Tests eingetroffen sein. Der Teststart sei weitgehend abgesichert, hieß es. In Einzelfällen, in denen noch keine Masken angekommen seien, könnten Schulleitungen sich an die Staatlichen Schulämter wenden.
Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen in ganz Thüringen haben Bildungsministerium und Gesundheitsministerium zudem vereinbart, die Maskenpflicht im Unterricht für alle Klassenstufen einzuführen. Die Regelung soll ab Montag und zunächst bis zum 24. April gelten.
In mehreren Thüringer Landkreisen sollen die Schulen wegen der Corona-Lage jedoch auch nach den Ferien am 12. April komplett geschlossen bleiben. Über die Hälfte der 23 Landkreise und kreisfreien Städte verzeichneten Stand Freitag mehr als 150 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - nach Weisung des Thüringer Gesundheitsamts muss ab dieser Inzidenz geprüft werden, ob die Einrichtungen zur Pandemiebekämpfung wieder zu schließen sind. Ob die Schulen zu bleiben, liegt aber im Ermessen der lokalen Behörden.
So entschieden etwa der Wartburgkreis und die Stadt Eisenach, dass Schulen und Kitas geschlossen bleiben sollen. In der Stadt Eisenach lag die Sieben-Tage-Inzidenz zwar nur ganz knapp über 150, im Wartburgkreis aber zuletzt bei 290. Da viele Kinder aus dem benachbarten Kreis Schulen in Eisenach besuchten, sei eine konsequente Schließung beider Standorte sinnvoll, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke).
Die Schulen im Saale-Holzland-Kreis, der am Freitag eine Inzidenz von 254,4 meldete, sollen dagegen nach den Osterferien am 12. April wieder öffnen. Auch in Schmalkalden-Meiningen (249) geht es am Montag in den Präsenzunterricht. Im Landkreis Gotha mit einer Inzidenz von 279,4 und dem Saale-Orla-Kreis (198) sollen die Schulen voraussichtlich erst eine Woche später, am 19. April, wieder für den Präsenzunterricht öffnen. Die einwöchige Verzögerung soll bei der Vorbereitung auf die Schnelltests, die das Land an die Schulen schicken will, helfen.
Im Saale-Orla-Kreis, der es Ende März kurzzeitig zum Corona-Hotspot Nummer eins unter den Landkreisen bundesweit brachte, sollen diese Tests nach dem Willen von Landrat Thomas Fügmann (CDU) - anders als im Rest Thüringens - verpflichtend sein. «Angesichts der hohen Viruslast im Landkreis können wir eine Öffnung nur dann verantworten, wenn wirklich nur diejenigen Zutritt erhalten, die negativ getestet wurden.» Eine verbindliche Aussage dazu solle am Mittwoch bei der Vorstellung des Schulöffnungskonzepts für den Kreis getroffen werden.
Auch deutschlandweit wird es weiter keine einheitliche Linie für Schulen nach den Osterferien geben, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstagabend mitteilte. Ob es eine Testpflicht für Schüler und Lehrer geben solle, sei unter den Kultusministern durchaus kontrovers diskutiert worden, sagte Bildungsminister Holter. «Thüringen setzt in den kommenden Tagen auf Freiwilligkeit.»
Einzige allgemeingültige Entscheidung: Abitur- und andere Abschlussprüfungen sollen trotz Corona-Pandemie stattfinden. «Wir haben beschlossen, dass die Abschlussprüfungen in allen Ländern stattfinden werden.»
Corona-Test vor dem Frühstück - Für Schulkinder gelten neue Regeln
Auf Eltern von Schulkindern kommen neue Aufgaben zu. Von Montag an müssen sie dafür sorgen, dass ihre Kinder zwei Mal pro Woche vor dem Unterricht einen Coronatest machen.
Hannover (dpa) - Mit verpflichtenden Corona-Tests geht das Schuljahr in Niedersachsen und Bremen nach den Osterferien am kommenden Montag weiter. Der Unterricht soll damit sicherer werden.
Wie ist das Testen organisiert?
Von Montag an müssen sich Kinder, Jugendliche und Schulpersonal zwei Mal pro Woche vor Unterrichtsbeginn zuhause auf Corona testen. Bei den Tests handelt es sich um sogenannte Corona-Laientests für den vorderen Nasenbereich. Das Ergebnis ist nach rund 15 Minuten klar. Die Testkits werden von den Schulen verteilt.
Was passiert bei einem positiven Ergebnis?
Betroffene müssen zuhause bleiben und die Schule informieren. Anschließend muss das Ergebnis durch einen noch zuverlässigeren PCR-Test in einer Arztpraxis oder einem Corona-Testzentrum abgeklärt werden. Weist der PCR-Test eine Corona-Infektion nach, gilt Isolation für den Betroffenen und Quarantäne für nahe Kontaktpersonen. Zeigt der PCR-Test keine Infektion, war der Schnelltest falsch positiv.
Wie kontrollieren die Schulen, dass tatsächlich getestet wurde?
An jedem Testtag müssen Eltern und Erziehungsberechtigte das negative Testergebnis schriftlich bestätigen. Schulen können auch verlangen, dass die benutzten Testkits gezeigt oder abgegeben werden.
Was passiert, wenn Eltern ihre Kinder nicht testen möchten?
Die Präsenzpflicht ist in allen Schuljahrgängen aufgehoben. Eltern und Erziehungsberechtigte können ihre Kinder ohne Angabe von Gründen vom Präsenzunterricht abmelden. Die Schülerinnen und Schüler müssen dann zuhause lernen und erhalten dafür Arbeitsmaterial.
Warum wird nicht in der Schule getestet wie im Bundesland Bremen?
Nach einer Testwoche vor den Osterferien hat das Kultusministerium Rückmeldungen von Verbänden, Eltern und Erziehungsberechtigten sowie aus der Schülerschaft ausgewertet. Demnach fühlten sich viele Schülerinnen und Schüler bei den Tests in der Klasse unwohl. Nach einem positiven Test muss der oder die Betroffene betreut und abgeholt werden, was aufwendig ist. Lehrkräfte kritisierten zudem, dass die Tests zeitaufwendig seien und ein Infektionsrisiko bestehe, da während des Tests die Maske abgenommen werden müsse.
Führt die Testpflicht zu Lockerungen an den Schulen?
Nein, an den bisherigen Regeln ändert sich nichts. Ziel der Tests ist mehr Gesundheitsschutz. Um das Risiko für eine Verbreitung des Virus zu minimieren, werden Kinder und Jugendliche weiter in kleinen Gruppen abwechselnd zuhause und in der Schule unterrichtet. Abstands- und Hygieneregeln, Lüftkonzepte und die Pflicht zum Tragen einer Maske außerhalb und zum Teil im Unterricht bleiben bestehen.
Wann gibt es keinen Präsenzunterricht?
Die Öffnung der Schulen ist weiter abhängig von der Inzidenz im Landkreis oder der kreisfreien Stadt. Diese zeigt, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Oberhalb von einer Inzidenz von 100 wechseln alle Schülerinnen und Schüler in den Distanzunterricht - außer Grundschulen und Abschlussklassen.
Wird es in diesem Jahr Abiturprüfungen geben?
Ja, die Prüfungen sollen stattfinden - unter hohen Hygiene- und Sicherheitsstandards. Darauf haben sich die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder geeinigt.
08.04.2021
Beamtenbund fordert Verzicht auf Präsenzunterricht ohne Corona-Test
Berlin (dpa) - Der Beamtenbund dbb hat die Kultusminister der Länder zu klaren Regeln gegen eine weitere Zuspitzung der Corona-Lage durch offene Schulen aufgefordert. «Von der Kultusministerkonferenz fordern wir klare Entscheidungen: Wenn die Schulen in der dritten Welle geöffnet sein sollen, müssen die Lehrkräfte auch geimpft und die Schülerinnen und Schüler getestet werden», sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. An diesem Donnerstag beraten die Kultusminister der Länder über das weitere Vorgehen an den Schulen nach den Osterferien.
Silberbach sagte: «Wer nicht getestet werden kann oder will, muss vom Präsenzunterricht ausgeschlossen werden. Andernfalls setzen wir alle Beteiligen einem zu großen Risiko aus, und die Infektionszahlen drohen nach den Osterferien zu explodieren.» Laut den jüngsten Lageberichten des Robert Koch-Instituts spielen die Schulen eine wachsende Rolle bei der Viruszirkulation in Deutschland.
In der Debatte um das anstehende Abitur mitten in der Corona-Pandemie rief Silberbach die Länder zu Flexibilität auf. «Schülerinnen und Schüler müssen die Möglichkeit haben, ihr Abitur abzulegen», sagte der dbb-Chef. «Sie dürfen nicht als Corona-Verlierer abgestempelt werden.» Silberbach sagte: «Die Lehrkräfte sind in der Lage, ihre Schülerinnen und Schüler auch ohne Präsenzunterricht zu beurteilen, wenn es anders nicht geht.» Die dbb-Gewerkschaften vertreten auch zahlreiche Beschäftigte im Bildungs- und Erziehungsbereich.
Silberbach betonte zugleich: «Wenn wir in der Lage wären, durchgängig gute digitale Bildung anzubieten, bräuchten wir Kunstgriffe wie Hybridunterricht nicht. Andere Länder haben auch Lernplattformen, die nicht immer wieder zusammenbrechen, und eingespielte Formen digitaler Schule für alle.»
Am Freitag hatte sich der CDU-Vorsitzende Armin Laschet für eine bundesweit einheitliche Regelung dazu ausgesprochen, wie es für die Schulen nach den Osterferien weitergeht. Viele Bundesländer haben für ihre Schulen aber bereits Pläne gemacht. Je nach Land sollen bestimmte Jahrgänge wieder zurück in den Fernunterricht geschickt oder es soll am sogenannten Wechselmodell festgehalten werden.
Die KMK hatte sich in diesem Jahr mehrfach für möglichst offene Schulen ausgesprochen. Zuletzt hatten die Schulministerinnen und -minister am 18. März gefordert, Schulen müssten im Vergleich zu allen anderen Lebensbereichen am längsten geöffnet bleiben.
Thüringer Schüler und Eltern wollen viel Präsenzunterricht
Thüringen ist der Corona-Hotspot unter den Bundesländern. Eltern- und Schülervertreter wollen trotzdem keine flächendeckenden Schulschließungen. Nach den Osterferien soll es wieder Unterricht geben.
Erfurt (dpa/th) - Trotz der in großen Teilen Thüringens sehr hohen Corona-Infektionszahlen plädieren Schüler- und Elternvertreter gegen flächendeckende Schulschließungen nach dem Ende der Osterferien. «Das A und O muss sein, möglichst viel Präsenzangebote sicherzustellen», sagte der stellvertretende Landeselternsprecher für die Thüringer Gymnasien, Roul Rommeiß, der Deutschen Presse-Agentur.
Zwar dürfe es Unterricht in den Schulen nicht um jeden Preis geben. Doch die Anwendung strenger Hygienekonzepte und Schulschließungen in den am schwersten von der Pandemie betroffenen Kreisen seien besser als landesweite Schulschließungen. Ähnlich äußerte sich der Landesschülersprecher für die Gymnasien, Leon Schwalbe. Beide forderten größere Anstrengungen beim Testen und mehr Kreativität bei der Suche nach Wegen, um Schulschließungen zu vermeiden.
Schwalbe sagte, besser als die Schulen in ganz Thüringen zu schließen, sei es, auf Wechselunterricht zu setzen und den Präsenzunterricht in Landkreisen oder kreisfreien Städten mit besonders hohen Corona-Inzidenzen auszusetzen. «Das muss dann aber auch konsequent gemacht werden», sagte er. Dass zum Beispiel im Landkreis Schmalkalden-Meiningen Mitte März die Schulen zumindest für einige Klassenstufen wieder geöffnet worden waren, obwohl der Landkreis ein Corona-Hotspot ist, sei nicht verantwortbar gewesen.
Aus Sicht der Schülervertretung war es ein Fehler, die Entscheidungshoheit über lokale Schulschließungen wieder vom Land auf die Kommunen zu übertragen. Es sei besser, wenn der Freistaat über lokale Schulschließungen entscheide.
Rommeiß sagte dagegen, nach seiner Einschätzung habe es sich bewährt, dass die Kommunen in Thüringen nun wieder über Schulschließungen entscheiden. «Verantwortung vor Ort ist sicherlich der richtigere Weg.» An diesem Donnerstag wollen die Länder auf einer Kultusministerkonferenz über das Vorgehen an den Schulen unter Pandemiebedingungen in den nächsten Wochen beraten.
Um möglichst viel Präsenzunterricht nach dem Ende der Osterferien in dieser Woche sicherzustellen, sei es wichtig, an den Schulen konsequent zu testen, sagte Schwalbe. Bisher gebe es beim Testen noch zu große Unterschiede zwischen einzelnen Schulen. Das sei nicht hinnehmbar. Jeder, der am Anfang einer Woche eine Schule betrete, müsse auf eine mögliche Corona-Infektion getestet werden, «um sicherzustellen, dass keine Infizierten in den Klassenzimmern sitzen», sagte Schwalbe.
Rommeiß forderte, noch stärker als bislang auf Räume außerhalb von Schulgebäuden zu setzen, um ausreichend Platz für Präsenzunterricht und feste Gruppen zu schaffen. «Oft wird noch zu wenig flexibel vor Ort reagiert.»
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen lag nach jüngsten Zahlen der Staatskanzlei bei knapp 190 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen je 100 000 Einwohner. Im Bundesdurchschnitt lag der Wert bei etwa 110. Die Daten sind allerdings nur bedingt mit den noch höheren Zahlen von vor Ostern vergleichbar, weil durch die Feiertage weniger getestet wurde beziehungsweise Proben analysiert wurden.
Berliner Senat berät über Vorgehen bei den Schulen - Kitas dicht
Berlin (dpa/bb) - Der Berliner Senat berät am Donnerstag über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Dabei spielt nicht zuletzt die Frage eine Rolle, wie es nach dem Ende der Osterferien ab Montag mit den Schulen weitergeht. Seit geraumer Zeit absolvieren die meisten Schüler Wechselunterricht in kleinen Gruppen - sie lernen abwechselnd in der Schule oder zu Hause. Lediglich Schüler der Klassen sieben bis neun sind noch komplett zu Hause. Ob sie nunmehr eine Rückkehrperspektive erhalten, ist offen. In der rot-rot-grünen Koalition gibt es dazu unterschiedliche Meinungen.
Denn das Infektionsgeschehen, das sich nicht zuletzt wegen Virus-Mutationen verschärft hat, macht auch vor den Schulen nicht halt. Und so fordern die Gewerkschaft GEW und der Deutsche Philologenverband, dass an den Schulen nur noch gegen Corona geimpfte Lehrkräfte unterrichten sollen. Zudem halten beide Verbände eine Fortführung des Präsenzunterrichts in der jetzigen Form wegen der dritten Corona-Welle für nicht mehr vertretbar.
Unterdessen sind wegen Corona die Berliner Kitas ab Donnerstag erneut formal geschlossen. Sie sollen aber eine Notbetreuung anbieten für Kinder aus Familien, die dringend darauf angewiesen sind und in denen mindestens ein Elternteil in einem besonders wichtigen, sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet.
Auch Alleinerziehende, die keine andere Betreuungsmöglichkeit organisieren können, und Eltern, bei deren Kindern aus besonderen pädagogischen Gründen eine Betreuung erforderlich ist, sollen das Angebot in Anspruch nehmen können. Eine ähnliche Regelung gab es schon einmal, bis die Kinderbetreuung im März wieder hochgefahren wurde.
Forderung nach einheitlichem Vorgehen an Schulen in Corona-Zeiten
Berlin (dpa) - Vor den Beratungen der Kultusminister an diesem Donnerstag haben Lehrerverbände und Schülervertreter einheitliche Regeln bei Schulöffnungen und Corona-Tests gefordert. «Der Ball liegt jetzt bei den Kultusministern», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). «Sie können jetzt zeigen, ob sie es schaffen, mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie endlich bundeseinheitliche Vorgaben zum Thema Schule vorzulegen.»
Nötig sei etwa eine einheitliche Linie beim Thema Schulöffnungen. «Es kann nicht angehen, dass jedes Bundesland macht, was es will – und einzelne sagen, sie öffnen unabhängig von den Inzidenzen», meinte er. «Die generelle Grenze muss sein: Oberhalb einer Inzidenz von 100 müssen die Schulen geschlossen werden.» Wenn allerdings zusätzlich zu flächendeckenden Corona-Tests die Impfkampagne unter Lehrern weit fortgeschritten sei, sollten Schulträger und Gesundheitsbehörden abwägen dürfen, ob auch bei höherer Inzidenz mehr möglich sei.
Auch der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, forderte: «Die Kultusministerinnen und Kultusminister müssen sich auf eine einheitliche, für alle verbindliche Linie beim Thema
Schulöffnungen verständigen.» In Corona-Hotspots mit Inzidenzen von mehr als 100 müsse es verbindlich Distanzunterricht geben - mit Ausnahmen für Abiturjahrgänge und Abschlussklassen.
Die Kultusminister der Länder beraten an diesem Donnerstag über das weitere Vorgehen an den Schulen. In neun der 16 Bundesländer gehen am Sonntag die Osterferien zu Ende. Überraschende Entscheidungen zu einem bundeseinheitlichen Vorgehen zeichnen sich aber nicht ab, denn viele Bundesländer haben für ihre Schulen bereits Pläne gemacht. Je nach Bundesland werden bestimmte Jahrgänge nun vorsorglich wieder zurück in den «Fernunterricht» geschickt. Anderswo wird am sogenannten Wechselmodell festgehalten. Es gibt zudem entweder freiwillige Tests für Schüler und Lehrer oder eine Testpflicht.
07.04.2021
Mittwoch-Inzidenzwert Kriterium für Unterricht in Folge-Woche
Mit einem Zwei-Stufen-Plan soll künftig der Unterricht in Pandemie-Zeiten in Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden. Besonders ins Blickfeld rücken künftig die Inzidenzwerte eines Wochentages. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den Corona-Schnelltests.
Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Vom kommenden Montag an kann es in ganz Mecklenburg-Vorpommern Präsenzunterricht für Schüler der Klassen eins bis sechs und aller Abschlussklassen geben. Die übrigen Klassen bekommen weiterhin sogenannten Wechselunterricht. Dies folgt aus einem neuen Zwei-Stufenplan, über den das Bildungsministerium am Mittwoch in Schwerin informierte.
Demnach bestimmt die Sieben-Tage-Inzidenz jeweils am Mittwoch, wie die Unterrichtsgestaltung in einem Landkreis oder in einer der beiden kreisfreien Städte in der darauffolgenden Woche aussieht. Liegt der Wert unter 150 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche, werden die unteren Klassenstufen und die Abschlussklassen regulär unterrichtet, die anderen abwechselnd in der Schule und zu Hause.
Wird die Marke von 150 am Stichtag Mittwoch aber überschritten, müssen in der betroffenen Region mit Ausnahme der Abschlussklassen wieder alle Schüler zu Hause lernen. Eine Notbetreuung für jüngere Schüler werde aber auch dann wieder gewährleistet, hieß es. Am Mittwoch dieser Woche war der Schwellenwert in keiner Region des Bundeslandes überschritten worden.
«Es wird künftig zwei Stufen geben. Damit ist gesichert, dass wir einen geregelten Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen gewährleisten können, wenn die Infektionslage das zulässt», sagte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) laut einer Mitteilung. Je nach Infektionslage sollen die örtlichen Gesundheitsämter aber auch weiterhin die Möglichkeit haben, weiterreichende Maßnahmen zu ergreifen.
Eine Corona-Testpflicht für Schüler - wie sie etwa Berlin und Brandenburg planen - soll es nach Angaben des Ministeriums in Mecklenburg-Vorpommern nicht geben. Doch riefen, wie Martin, auch Vertreter von Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden des Landes zum Schulstart dazu auf, die Schnelltests umfassend zu nutzen. Mit deren Hilfe könnten Infektionen rasch erkannt, Ansteckungen unterbunden und Schulschließungen verhindert werden. Es sei wichtig, dass für möglichst viele Kinder und Jugendliche wieder Präsenzunterricht ermöglicht werde, sagte der Vorsitzende des Landeselternrats, Kai Czerwinskie.
Laut Bildungsministerin Martin können Schüler zwei Mal pro Woche freiwillig einen Test machen. «Je mehr Tests, desto mehr Präsenzunterricht wird es an den Schulen geben», betonte sie. Czerwinskie und Martin verwies darauf, dass die Tests auf Beschluss der Schulkonferenzen auch zu Hause vorgenommen werden können, um vor allem jüngeren Schülern die Angst zu nehmen.
Die Linke kritisierte die Pläne des Bildungsministeriums. «Den Inzidenzwert eines einzigen Tages als Grundlage dafür herzunehmen, ob die Schule geöffnet bleiben kann oder nicht, ist völlig unlogisch», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg. Es handele sich dabei lediglich um eine Momentaufnahme, die keine Rückschlüsse auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens zulasse. Zudem bestehe bei solchen Einzeldaten die Gefahr eines verzerrten Bildes.
Am Donnerstag beginnt im Nordosten nach den Osterferien wieder die Schule. Der Unterricht soll laut Bildungsministerium dabei grundsätzlich wie an den Tagen vor den Osterferien stattfinden und wie er ab Montag wieder geplant ist. Wegen zuletzt hoher Corona-Infektionszahlen hatte der Kreis Ludwigslust-Parchim allerdings Einschränkungen beschlossen. Für alle Jahrgangsstufen - mit Ausnahme der Abschlussjahrgänge - wird dort den Angaben zufolge zunächst für zwei Tage Distanzunterricht erteilt.
In der übernächsten Woche beginnen die Abiturprüfungen im Nordosten. Das Bildungsministerium hatte sie wegen der Corona-Pandemie verschoben; ursprünglich sollten sie kommenden Dienstag beginnen.
Bei den Kitas soll es laut Sozialministerium zunächst bei den bestehenden Regeln bleiben. In Regionen mit Inzidenzwerten von unter 100 ist ein Regelbetrieb vorgesehen, Einschränkungen bei der Betreuungszeit gibt es nicht. In Regionen mit Inzidenzwerten von 100 bis 150 gilt eine Art Schutzphase - dann wird an Eltern appelliert, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Bei Inzidenzwerten von mehr als 150 ist nur noch eine Notfallbetreuung sichergestellt. Diese können etwa Alleinerziehende in Anspruch nehmen.
Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, bei Inzidenzwerten über 100 die Notbremse zu ziehen und Lockerungen zurückzunehmen, unberührt davon blieben auf Druck der Länder aber Kitas und Schulen.
Lieferungen der Corona-Tests an Schulen in NRW verzögern sich
Ab Montag müssen sich Schüler in NRW zweimal pro Woche auf Corona testen. Doch ob die Testpflicht klappt, könnte zur Zitterpartie werden. Die Lieferungen verzögern sich, und es gibt Zweifel, ob die Menge an Tests reicht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Wenige Tage vor dem Ende der Osterferien verzögert sich die Auslieferung der Corona-Selbsttests an die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Der Beginn der Lieferungen verschiebt sich auf Donnerstag und Freitag. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Erlass der Ministerien für Schule und Kommunales an die Schulleitungen hervor.
Ursprünglich sollten bereits am Mittwoch die ersten rund 1000 Grund- und Förderschulen mit Selbsttests beliefert werden. An den folgenden Tagen sollten alle weiteren Schulen an die Reihe kommen, vorrangig die Grund- und Förderschulen.
Grund für die Verschiebung der Anlieferungen sei ein erhöhter Zeitbedarf bei der Zusammenstellung der Sendungsinhalte, heißt es in dem Erlass. Am Donnerstag solle nun mit der Belieferung von Grund- und Hauptschulen begonnen werden. Am Freitag sollen dann alle anderen Schulen folgen. Sollten sich weitere Verzögerungen im Logistikablauf ergeben, könne auch eine Auslieferung am Samstag nicht ausgeschlossen werden.
Am Montag enden in NRW die Osterferien. Ab dann gilt eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler. Kinder und Jugendliche aller Schulen sollen sich zwei Mal pro Woche selbst testen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte noch am Mittwoch betont, dass eine Öffnung der Schulen nur infrage komme, wenn dort «überall das Testen funktioniert». Das sei eine Bedingung für einen Unterricht im Präsenzmodus.
Die oppositionellen Grünen prognostizieren unterdessen, dass für die rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW zu wenig Corona-Selbsttests da sein werden. Das Versprechen, alle Schüler zweimal pro Woche zu testen, könne die Landesregierung schon in der zweiten Woche nach den Osterferien ab dem 19. April nicht mehr einhalten, erklärte die Grünen-Bildungspolitikerin Sigrid Beer. Bei insgesamt etwa 2,5 Millionen Schülern in NRW über alle Schulformen hinweg müssten laut Beer rund fünf Millionen Tests pro Woche vor Ort sein.
Das Schulministerium wies Zweifel zurück und erklärte, dass allein schon in dieser Woche geplant sei, 5,5 Millionen Selbsttests an die Schulen zu versenden. Die Landesregierung gehe für den Schulbereich von einem wöchentlichen Bedarf von 5,5 Millionen Tests aus. Die entsprechende Kapazität für die nächsten Wochen sei bestellt worden und werde den Schulen zur Verfügung gestellt.
Der Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags hatte zunächst Mittel für die Beschaffung von 3,3 Millionen Selbsttests freigegeben. Davon wurden 1,8 Millionen Tests vor den Osterferien für einmalige Selbsttestungen in Schulen verbraucht. Die verbleibenden 1,5 Millionen Tests wurden ebenfalls ausgeliefert.
Weitere 3,1 Millionen Selbsttests wurden laut einer späteren Vorlage des Ausschusses für die Woche nach den Ferien geordert. Diese Bestellung wurde dann auf 6,2 Millionen Tests pro Woche aufgestockt. Parallel dazu wurde ein Ausschreibungs- und Vergabeverfahren vorbereitet, so dass der gestiegene Bedarf bis zunächst Ende Juli gedeckt werden kann - mit Verlängerungsoption bis Ende des Jahres. Die Summe umfasst Selbsttests für Schüler und auch Bedienstete der Landesverwaltung, die nicht im Homeoffice arbeiten.
Nach Laschets Vorstoß für einen «Brücken-Lockdown» sieht die SPD-Opposition die Schulen im Zustand der Verunsicherung. Niemand könne sagen, was der Vorschlag für die Schulen konkret bedeute, erklärte der SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott. Schüler, Eltern und Lehrkräfte wollten aber wissen, ob es für sie nach den Ferien mit dem Wechselunterricht weitergehe oder ob erneut Distanzunterricht angeordnet werde.
Welche Auswirkungen die möglichen neuen Pläne auf den Prüfungsbetrieb hätten, sei ebenfalls unklar, sagte der SPD-Schulexperte. So sollten die schriftlichen Abiturprüfungen am 23. April starten. Laschet hatte einen zwei- bis dreiwöchigen harten Lockdown verlangt, um damit die Zeit zu überbrücken, bis viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft seien.
Schulministerin Gebauer beriet am Mittwoch mit den Verbänden, wie es nach den Osterferien an den Schulen weitergehen soll. Am Donnerstag beraten auch die Kultusminister der Länder über das weitere Vorgehen an den Schulen.
So wird der erster Schultag in MV nach den Osterferien
Schwerin (dpa/mv) - Am Donnerstag starten die Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern wieder in den Schulalltag nach den Osterferien. Am Donnerstag und Freitag soll der Unterricht laut Bildungsministerium grundsätzlich wie an den Tagen vor den Osterferien stattfinden. Für die Klassen eins bis sechs sowie für die Abschlussklassen gibt es Präsenzunterricht, ab Klasse sieben Wechselunterricht.
Wegen hoher Corona-Infektionszahlen müssen sich Schülerinnen und Schüler im Landkreis Ludwigslust-Parchim hingegen mindestens an diesem Donnerstag und Freitag auf weitere Einschränkungen einstellen. Dann soll der Besuch von Schulen grundsätzlich untersagt sein. Für alle Jahrgangsstufen in allen Schularten - mit Ausnahme der Abschlussjahrgänge - wird laut Landkreis Distanzunterricht erteilt. Wie es dort in der kommenden Woche weitergeht, soll demnach am Freitag entschieden werden.
Ernst: Abiturprüfungen starten in Brandenburg wie geplant
Zuletzt hatte die Bildungsgewerkschaft GEW Zweifel daran genährt, ob die Abiturprüfungen trotz der Corona-Pandemie in diesem Jahr stattfinden können. In Brandenburg soll daran aber nicht gerüttelt werden.
Potsdam (dpa/bb) - Trotz neuer Einschränkungen im Schulunterricht wegen der Corona-Pandemie hat Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) bekräftigt, dass die Abiturprüfungen in Brandenburg wie geplant am 21. April in den Schulen starten sollen. «Ich kann ganz deutlich sagen: Das Abitur wird stattfinden, es wird kein Notabitur sein. Es wird ein anspruchsvolles Abitur sein, das vergleichbar ist», sagte Ernst, die auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist, am Mittwoch dem Inforadio des rbb. Auch der Brandenburgische Pädagogenverband wehrte sich vehement gegen ein «Notabitur».
Ernst und der BPV wandten sich damit gegen eine Äußerung der Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlies Tepe, die am Montag gefordert hatte, die Abiturprüfungen bei sehr hohen Infektionszahlen notfalls ausfallen zu lassen. «Ich bin wirklich fassungslos über diese Äußerung, die ja vor allem die Schülerinnen und Schüler verunsichert, die jetzt auf den letzten Metern der Abiturprüfung sind», sagte die Ministerin.
Ähnlich äußerte sich der Präsident des BPV, Hartmut Stäker: «Das Schlimmste, was einem Absolventen jetzt noch auf dem letzten Meter passieren kann, ist, dass er ein Notabitur bekommt», sagte Stäker der Deutschen Presse-Agentur. Stäker sieht auch noch ein anderes ungeklärtes Problem - die Bewertung der Leistungen der elften Klassen, die im nächsten Jahr ihr Abitur absolvieren sollen.
Denn Leistungen aus diesem Jahrgang zählten auch schon ins Abitur mit rein, sagte der Präsident des Pädagogenverbandes. Drei Semester von vier in dieser Klassenstufe seien aber wegen der Corona-Pandemie nicht «anständig» bewertet worden, da es überwiegend Homeschooling gab. Der elften Klasse müsse deshalb dringend noch zu Präsenzunterricht verholfen werden, damit die Leistungen bewertbar werden. «Sonst haben die nächstes Jahr mit dem Abitur Probleme, auch, wenn Corona schon vorbei ist», warnte Stäker.
Die Landesregierung hatte am Dienstag beschlossen, die mittleren Jahrgänge, also die Stufen sieben, acht, neun und elf beziehungsweise zwölf an den Gesamtschulen, nach den Osterferien vorerst wieder in den Distanzunterricht zu schicken. Derzeit sei noch nicht absehbar, wann auch diese Schüler wie die Grundschüler und die Abschlussklassen wieder in den Wechselunterricht zwischen Schule und zuhause zurückkehren könnten, sagte Ernst. «Ich habe dennoch die große Hoffnung, dass wir mit unserer veränderten Teststrategie und einem Impfangebot an die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen eine Perspektive haben, die Schülerinnen und Schüler vor den Sommerferien zurück zu holen.» Schüler im Präsenzunterricht und die Lehrkräfte müssen in Brandenburg vom 19. April an zwei Mal pro Woche einen negativen Schnelltest vorlegen, bevor sie die Schule betreten dürfen.
Testpflicht für Schüler in Hotspots ab 19. April
(dpa/lsw)Schüler und Lehrer im Südwesten müssen sich künftig in Regionen mit hohen Infektionszahlen testen lassen, um am Präsenzunterricht teilzunehmen. Wer in der Woche ab 12. April in die Schulen zurückkehrt, kann sich noch freiwillig testen lassen, wie das Kultusministerium am Mittwoch in einer Handreichung an die Schulen mitteilte. Vom 19. April an gilt dann eine Testpflicht für alle Schülerinnen und Schüler in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. Das Ministerium spricht von einer «indirekten Testpflicht». Ein negatives Testergebnis sei «Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht und der Notbetreuung». Wenn es das Infektionsgeschehen zulässt, kehren alle Klassenstufen aller Schularten ab dem 19. April zu einem Wechselbetrieb aus Präsenz- und Fernunterricht zurück.
Corona-Selbsttests ab Montag für Schüler und Lehrer
Erfurt (dpa/th) - Schüler und Lehrer an Schulen in Thüringen sollen sich von Montag an zwei Mal wöchentlich freiwillig kostenlos selbst auf das Coronavirus testen können. Bei Grundschülern soll dabei auf einfache Lutschtests gesetzt werden, wie das Bildungsministerium auf seiner Website und in einem Schreiben an Eltern von Schulkindern erklärte. Diese «Lollipop»-Tests können laut Hersteller unter die Zunge gelegt werden. Für ältere Schüler stellt das Ministerium dagegen Antigen-Tests bereit, die dem Produzenten zufolge über einen Abstrich im vorderen Nasenbereich funktionieren. Beide Tests sollen nach 15 bis 30 Minuten Ergebnisse liefern.
Im Laufe der Zeit könnten auch andere Selbsttests zum Einsatz kommen. Lehrerinnen und Lehrer sollen die Tests in den ersten Unterrichtsstunden im Klassenraum beaufsichtigen und dokumentieren. Auch Lehrer sollen sich in der Schule testen. Die Utensilien zum Testen sollen direkt an die Schulen geliefert werden.
Schüler wie Lehrer und andere pädagogische Mitarbeiter dürfen die Schulen auch betreten und am Präsenzunterricht teilnehmen, wenn sie sich nicht testen lassen, hieß es aus dem Ministerium. Eltern und volljährige Schüler können die Tests ablehnen. In dem Schreiben an die Eltern heißt es dazu aber auch: «Falls sich in den kommenden Wochen nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler beteiligen, müssen wir über Betretungsverbote oder eine Testpflicht nachdenken.»
«Jeder Schüler hat ein Recht auf Bildung und damit ein Recht auf die Teilnahme am Präsenzunterricht», kritisierte dazu der bildungspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Denny Jankowski, am Mittwoch. Die AfD-Fraktion lehne eine Testpflicht ab.
Rekordzahl von Schülern in Bayern nur auf Probe vorgerückt
München (dpa/lby) - An den weiterführenden Schulen in Bayern sind im laufenden Schuljahr so viele Kinder und Jugendliche auf Probe vorgerückt wie nie zuvor. Zugleich gab es so wenige Wiederholer wie nie zuvor, wie das Kultusministerium in München am Mittwoch erläuterte. Demnach rückten an den Mittel- und Realschulen sowie den Gymnasien 8400 Kinder und Jugendliche mehr als im Vorjahr nur unter Vorbehalt eine Jahrgangsstufe vor. Zugleich drehten rund 12 600 Schüler weniger eine Ehrenrunde.
Als Konsequenz aus den Folgen der Corona-Pandemie mit Lockdown, Distanz- und Wechselunterricht hatte das Kultusministerium die Schulen angewiesen, das Vorrücken auf Probe großzügig zu handhaben. Unter dem Strich gleichen sich die Zahlen aus: «Insgesamt ist die Summe der Wiederholer sowie der auf Probe beziehungsweise nach Nachprüfung vorgerückten Schüler von 37 162 im Schuljahr 2019/20 auf 37 071 im Schuljahr 2020/21 sogar ganz leicht gesunken», erläuterte ein Ministeriumssprecher.
Zuvor hatte die SPD-Landtagsfraktion die Ergebnisse einer von ihr gestellten Anfrage veröffentlicht. Demnach durften an den Gymnasien 4517 Schülerinnen und Schüler nur unter Vorbehalt eine Klasse vorrücken. Im Schuljahr zuvor waren es noch 809 gewesen. An den Realschulen gab es einen Anstieg von 913 auf 5533 Betroffene. Wie viele Kandidatinnen und Kandidaten die Probezeit bestanden haben, ist derzeit noch unklar - diese Daten werden erst im Herbst erhoben.
Generelle Testpflicht an Schulen unabhängig von Inzidenzwert
Viele Lehrkräfte sind noch nicht geimpft, für Kinder und Jugendliche gibt es nicht einmal einen zugelassenen Impfstoff. Um die Sicherheit an den Schulen in Bayern dennoch zu erhöhen und perspektivisch mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen, gilt nun überall eine Testpflicht.
München (dpa/lby) - Erst testen, dann büffeln: Für die Teilnahme am Präsenzunterricht in Bayerns Schulen ist nach den Osterferien ein Corona-Test verpflichtend - und zwar unabhängig vom jeweiligen Inzidenzwert. «Wir sehen, dass die Schulen ein sehr intensiver Teil des pandemischen Geschehens sind», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach einer Sitzung des Kabinetts in München. Deshalb müssten die Schülerinnen und Schüler ebenso wie die Lehrkräfte künftig vor der Teilnahme am Unterricht im Schulgebäude mindestens zwei Mal in der Woche ein negatives Testergebnis vorlegen.
Bislang galt eine Testpflicht nur in Regionen mit einer Inzidenz von über 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen einer Woche. Künftig jedoch sollen alle Schülerinnen und Schüler zwei Mal in der Woche direkt in der Schule einen PCR-, Schnell- oder Selbsttest machen. Bei einem Wert von über 100 könne dies je nach Unterrichtsmodell sogar noch häufiger der Fall sein, erläuterte Söder. Wer den Test verweigert oder in Quarantäne muss, erhält Distanzunterricht. Die Regelungen gelten analog auch für Lehrkräfte und anderes schulisches Personal.
Söder zeigte sich verärgert ob der Vielzahl von Vorschlägen, die von Interessensverbänden nahezu im Tagesabstand in der Öffentlichkeit platziert werden. «Die einen wollen die Impfreihenfolge ändern, die anderen wollen das Abi ausfallen lassen. Dritte wollen Bashing machen über Lehrer beispielsweise, andere wiederum wollen die Ferien verändern und verkürzen. Ich glaube, dass das alles falsch ist.» Die Schulgemeinschaft brauche in erster Linie Verlässlichkeit und nicht ständig neue Unruhe.
Dies sieht auch Kultusminister Michael Pizaolo (Freie Wähler) so. Er kündigte an, dass der Unterricht nach den Osterferien am nächsten Montag wieder losgehe und die Abschlussprüfungen wie geplant stattfänden.
«Es ist eine Riesenchance, dass wir in den Schulen testen können», betonte Pizaolo. Testkits halte der Freistaat in ausreichender Menge vor, aktuell hätten nur sehr wenige Schulen noch nicht genügend bekommen. Zusammen mit den Abstandsregeln und Hgyienemaßnahmen sowie 2,6 Millionen FFP2-Masken für die Lehrkräfte ergebe die Testpflicht «ein Paket, das Hoffnung gibt, das Sicherheit spendet». Damit verbunden sei auch eine gewisse Aussicht, dass mittelfristig wieder mehr Kinder und Jugendliche vor Ort unterrichtet werden könnten.
Derweil hat ein Forchheimer Jurist im Namen eines Viert- und eines Zwölftklässlers einen Eilantrag gegen die Testpflicht beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht. Eine Entscheidung werde noch vor dem Ende der Osterferien erwartet, teilte Rechtsanwalt Mario Bögelein mit.
In einem unter anderem vom Bayerischen Elternverband unterschriebenen Offenen Brief forderte die Arbeitsgemeinschaft «Bildung in der Pandemie» unterdessen, dass die Tests freiwillig bleiben müssten. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband wiederholte wiederum seine Forderung, «wenn nicht absolut sicher getestet werden kann und die Impfangebote nicht da sind, dann müssen die Schulen zu bleiben».
Corona-Tests an Schulen in Rheinland-Pfalz planmäßig angelaufen
Mainz (dpa/lrs) - An den Schulen in Rheinland-Pfalz haben am Mittwoch regelmäßige Corona-Tests begonnen. «Das funktioniert sehr gut und reibungslos», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). In den im Wechselunterricht geteilten Klassen könne der Abstand dabei gut eingehalten werden. Ältere Schülerinnen und Schüler hätten keinerlei Probleme mit den Tests, «sie machen das sehr zügig». Aber auch an den Grundschulen seien die Tests reibungslos angelaufen.
Lehrergewerkschaften und -verbände haben kritisiert, dass die Selbsttests an den Schulen unter Anleitung und Aufsicht von Lehrkräften stattfinden sollen. Dafür zusätzliches Personal zur Verfügung zu stellen, sei organisatorisch nicht darstellbar, sagte Hubig und fügte hinzu: «Mir ist es wichtig, dass schnell in den Schulen getestet wird.» Sie sei sicher, dass dieser Weg von den Lehrerinnen und Lehrern mitgetragen werde.
Lehrer: Kommunen sollten selbst über Schulöffnungen entscheiden
Wegen Corona haben manche Schüler seit Wochen ihre Schule nicht mehr von innen gesehen. Wie es nach den Osterferien weitergeht, ist noch offen. Die Lehrer stellen Forderungen - und erwarten gerne den Flickenteppich, der dadurch entstehen könnte.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach den Osterferien sollten Kommunen, Gesundheitsämter und Schulträger nach Überzeugung des Deutschen Lehrerverbands am besten selbst entscheiden, ob sie den Fernunterricht beenden oder nicht. Für einen Präsenzunterricht müssten aber strenge Vorgaben gelten, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Mittwoch). «Wir müssen flexibel vorgehen und können nur dort, wo zusätzliche Maßnahmen des Gesundheitsschutzes möglich sind - etwa Lehrerimpfungen oder verpflichtende Schnelltests - die Schulen auch bei etwas höheren Inzidenzen offen halten. Das sollte vor Ort entschieden werden.» Bei sehr hohen Inzidenzen sei dies sicher nicht möglich.
Nach den Osterferien beginnt der Unterricht in Baden-Württemberg am kommenden Montag. Viele Schulen in den Bundesländern öffnen in der Woche nach Ostern, andere eine Woche später, wenn die Corona-Zahlen es zulassen. Im Südwesten wird es für die meisten Klassenstufen zunächst keinen Präsenz- sondern nur Fernunterricht geben. Ab dem 19. April soll ein Wechselbetrieb mit Präsenz- und Fernunterricht starten, sofern es das Infektionsgeschehen zulässt.
Nach Einschätzung Meidingers droht zwar bei strengen Vorgaben ein Flickenteppich von offenen und geschlossenen Schulen von Landkreis zu Landkreis. «Aber der beruht auf Vorgaben, die sich streng nach wissenschaftlichen Kriterien und vereinbarten Standards orientieren: Inzidenzzahlen, Impfquoten und der Anzahl obligatorischer Schnelltests», sagte der Verbandschef. «Das führt auch zu Ungerechtigkeiten, aber die Bildungsgerechtigkeit wird wegen Corona ohnehin auf eine harte Probe gestellt.»
In Berlin wollen die Kultusminister der Länder am Donnerstag über das weitere Vorgehen an den Schulen beraten. Für Baden-Württemberg wird die noch amtierende Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) an der Runde teilnehmen.
Niedersachsen hält weiter an Abiprüfungen fest
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Landesregierung sieht in der Corona-Krise weiterhin keinen Grund, die Abiturprüfungen abzusagen. Einen entsprechenden Vorstoß der Bildungsgewerkschaft GEW wies das Kultusministerium zurück. «Von dem Vorschlag halten wir nichts», teilte das Ministerium der «Nordwest-Zeitung» (Mittwoch) mit. Das sei eher ein Beitrag zur Verunsicherung. «Unsere Anstrengungen richten sich darauf aus, den Prüflingen auch in der gegenwärtig schwierigen Gesamtlage hochwertige Abschlüsse zuzusichern.»
Bereits Anfang März hatte das Kultusministerium die Abiturtermine in einem Erlass an die rund 450 betroffenen Schulen bestätigt. Der Zeitplan solle auch dann nicht geändert werden, wenn zum Zeitpunkt der Prüfungen einzelne oder alle Schulen im Wechsel- oder sogar im Distanzunterricht sind. Es werde jedoch nur der Lernstoff abgefragt, der auch tatsächlich behandelt wurde, versicherte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) den Schülern damals: «Wir sichern faire Prüfungen zu, keiner muss Nachteile wegen Corona befürchten.»
Die erste Abiturklausur soll demnach am 19. April im Fach Geschichte geschrieben werden, die letzte am 11. Mai im Fach Physik. Vom 17. Mai bis 9. Juni soll es Nachschreibtermine geben.
GEW-Chefin Marlis Tepe hatte die Länder zu Wochenbeginn aufgefordert, von Prüfungen abzusehen, sollten die Ansteckungen mit dem Coronavirus in der dritten Welle weiter dramatisch zunehmen. Alternativ könnten die Leistungen im Unterricht zur Notengebung herangezogen werden.
06.04.2021
Brandenburg zieht Notbremse weiter an - Testpflicht an Schulen
Nach den Osterferien greifen an Brandenburger Schulen und Kitas schärfere Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es gilt wieder Distanzunterricht und ab 19. April heißt es: Ohne negativen Test ist das Betreten der Schule untersagt.
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburg verschärft die Anordnungen zur Corona-Eindämmung: An den Schulen gibt ab den 7. Klassen - mit Ausnahme in den Abschlussklassen - nach den Osterferien wieder Distanzunterricht. Für Schüler der 1. bis 6. Klassen gilt das Wechselmodell. Kitas bleiben geöffnet, Eltern werden gebeten. Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Die Schule beginnt am kommenden Montag wieder.
«Wir haben uns entschieden, die Notbremse im Land Brandenburg weiter und damit noch fester anzuziehen», sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag in Potsdam nach der Kabinettssitzung.
«Angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens und der ansteckenden Virusvarianten müssen wir weiter vorsichtig sein», sagte Woidke. Er wies auf die wachsende Gefahr durch Mutanten des Coronavirus hin. Diese seien deutlich ansteckender und gefährlicher, warnte der Regierungschef. So sei die Zahl der Patienten auf Intensivstationen in Brandenburger Krankenhäusern von 86 am 15. März auf 136 am 5. April deutlich gestiegen. Es müsse sorgfältig abgewogen werden zwischen dem Recht auf gute Bildung und dem Gesundheitsschutz, sagte er.
Ab dem 19. April soll zudem eine Testpflicht für alle Schüler, Lehrer und weiteres Schulpersonal im Präsenz- beziehungsweise Wechselunterricht gelten - sie sollen sich dann zwei Mal pro Woche selbst testen. Ohne negatives Testergebnis gelte dann ein Betretungsverbot für die Schulen, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Die Pflicht zur Teilnahme am Präsenzunterricht ist nach den Angaben zunächst aufgehoben.
An Brandenburger Schulen sind nach ihren Angaben bereits zwei Millionen Corona-Tests ausgeliefert worden. 500 000 weitere sollen kommen, sagte die Ministerin. Die Tests sollen im Elternhaus vorgenommen werden. Volljährige Schüler könnten sie selbst mitnehmen. Eltern von Minderjährigen können sie abholen oder der Schule erlauben, sie ihren Kindern mitzugeben. Für den Nachweis des Selbsttests sollen die Eltern ein Formular ausfüllen. Damit werde es eine neue Stufe der Sicherheit und des Schutzes auch an den Schulen in Brandenburg geben.
Die Notbremse, die jetzt für weiterführende Schulen gezogen werden musste, mache sie betroffen. «Das sind für Kinder und Jugendliche sehr, sehr harte Entscheidungen», sagte Ernst. Es gehe nicht nur um verpasstes Lernen in Mathe und Deutsch, sondern auch um soziales Verhalten.
Holter nimmt sich Zeit für Entscheidung zu Abi-Prüfungen
Keine Abi-Prüfungen wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr? Die Debatte läuft - aber entschieden ist noch nichts.
Erfurt (dpa/th) - Thüringens CDU-Landtagsfraktion hat Bildungsminister Helmut Holter (Linke) aufgefordert, die Entscheidung über Abiturprüfungen in diesem Jahr nicht auf die lange Bank zu schieben. Schüler, Eltern und Schulen dürften nicht länger im Ungewissen gelassen werden, erklärte Fraktionschef Mario Voigt am Dienstag in Erfurt. «Sie brauchen eine klare Perspektive, wie es mit Schnelltests und Prüfungen weitergeht.» Voigt reagierte damit auf die Ankündigung Holters, mit einer Entscheidung noch warten zu wollen.
Zunächst sollte die weitere Entwicklung des Corona-Infektionsgeschehens abgewartet werden, sagte der Minister MDR Aktuell. Zuvor hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt, die Abiturprüfungen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie notfalls ausfallen zu lassen.
Voigt warnte davor, «den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und die Abiturprüfungen einfach ausfallen zu lassen». Die Thüringer Schüler hätten das Recht auf einen vollwertigen und anerkannten Abschluss. Mehr Bearbeitungszeit, zusätzliche Wahlaufgaben oder klare Themenkomplexe seien gute Möglichkeiten, um die Prüfungen abzusichern, so der CDU-Politiker.
Der Vize-Landesvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt, tendierte auch zur Beibehaltung der Abi-Prüfungen. Sie könnten in Hotels geschrieben werden. Das Land sollte so bald wie möglich mit dem Hotel- und Gaststättenverband einen entsprechenden Vertrag abschließen, so Witt. Das würde den Infektionsschutz erleichtern und gleichzeitig einer vorübergehenden Hotelnutzung dienen.
CDU-Politiker Voigt vertrat außerdem die Ansicht, dass noch vor Ende der Osterferien klar sein müsse, ob Schulen und Kindergärten wieder öffneten. Die Landesregierung müsste endlich ausreichend Tests beschaffen.
Holter sagte, die Diskussion um Abiturprüfungen sei auch im vergangenen Jahr geführt worden. Schließlich seien sie doch abgelegt worden und im Durchschnitt sogar besser ausgefallen als 2019. Die Prüfungen seien bereits von Anfang auf Ende Mai verschoben worden.
GEW-Chefin Marlis Tepe hatte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt, beim Ausfall von Prüfungen müssten die Länder flexibel reagieren. Dann könnten etwa die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden. Ein Abitur ohne Prüfungen müsste von den Bundesländern gegenseitig anerkannt werden.
Wieder mehr Distanzunterricht - Testpflicht an Brandenburger Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Der Distanzunterricht an den Brandenburger Schulen soll nach den Osterferien wegen der hohen Zahl neuer Corona-Infektionen wieder ausgeweitet werden. Vom kommenden Montag an gebe es den Wechselunterricht zwischen Schule und zu Hause nur noch für Grundschulen und Abschlussklassen, kündigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Potsdam an. Die mittleren Jahrgänge sollen vorerst komplett zum Distanzunterricht zurückkehren. Eine Pflicht zur Teilnahme am Unterricht gibt es weiter nicht.
Ab dem 19. April soll zudem eine Testpflicht für alle Schüler, Lehrer und weiteres Schulpersonal im Präsenzunterricht gelten - sie sollen sich dann zwei Mal pro Woche selbst testen. Ohne negatives Testergebnis gelte dann ein Betretungsverbot für die Schulen, sagte Woidke. Nach Möglichkeit solle auch in der kommenden Woche bereits zwei Mal getestet werden.
In Bremen Schulunterricht nur noch mit Corona-Schnelltest
Bremen (dpa/lni) - Ohne negativen Corona-Schnelltest dürfen Schülerinnen und Schüler in Bremen nach den Osterferien nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen. Das beschloss der Senat am Dienstag. «Im Präsenzschulbetrieb ist es notwendig, infizierte Kinder, Jugendliche und Beschäftigte möglichst früh zu identifizieren», sagte Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). «Die Schnelltests bieten dafür eine sichere, niedrigschwellige und leicht zu handhabende Lösung.»
Zweimal in der Woche werde in den Schulen getestet. Nach der Erfahrung mit freiwilligen Tests vor den Ferien sei das Verfahren problemlos. Es hätten damals aber zu wenige Schüler teilgenommen, um wirklichen Schutz zu gewährleisten, teilte das Bildungsressort mit.
Außerdem wurde auch für Grundschülerinnen und Grundschüler das Tragen einer Maske im Schulgebäude beschlossen. Sie waren bislang anders als die höheren Jahrgänge ausgenommen. Die Maskenpflicht an den Grundschulen gelte ab einer Inzidenz von 100 Infektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Eine knappe Woche vor Schulbeginn (12.4.) lag die Stadt Bremen bei einer Inzidenz knapp über 100, Bremerhaven etwas unter 200.
Kultusministerium: Abitur in Bayern findet statt
(dpa/lby) - Das bayerische Kultusministerium sieht trotz der coronabedingten Einschränkungen des Unterrichts keine Notwendigkeit, die Abiturprüfungen ausfallen zu lassen. «Das Abitur 2021 findet in Bayern wie angekündigt statt», betonte ein Sprecher am Dienstag in München. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) war am Vortag bereits auf Bundesebene auf ablehnende Reaktionen gestoßen. GEW-Chefin Marlis Tepe hatte gesagt: «Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen».
Landeselternbeirat gegen Testpflicht für Schüler
Kellinghusen/Kiel (dpa/lno) - Der Landeselternbeirat der Grundschulen und Förderzentren hat die neue Corona-Testpflicht für Schüler in Schleswig-Holstein kritisiert. Testen sei ein wichtiges Instrument, teilte der Landeselternbeirat am Dienstag mit. Es sollte aber Freiwilligkeit gelten und die Möglichkeit zum Testen zu Hause geschaffen werden. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte vor Ostern gesagt, dass es nach den Osterferien keinen Präsenzunterricht ohne negativen Corona-Test mehr geben werde.
Es sollen zwei Selbsttests pro Woche an den Schulen angeboten werden. Wer daran nicht teilnehme, könne auch eine ärztliche Testbescheinigung oder eine Bescheinigung aus einem Bürgertestzentrum oder einer Apotheke vorlegen, hatte die Ministerin gesagt.
Der Landeselternbeirat führte unter anderem den Datenschutz und die informationelle Selbstbestimmung gegen die Testpflicht in den Schulen an. Außerdem dürfe es nicht zu einer Ausgrenzung kommen, wenn Eltern den Tests nicht zustimmen. Die Schulpflicht und der staatliche Bildungsauftrag seien hohe Güter von Verfassungsrang.
Sächsischer Lehrerverband will an Abiturprüfungen festhalten
Radebeul (dpa/sn) - Der Sächsische Lehrerverband spricht sich ausdrücklich für die Durchführung der Abiturprüfungen auf vergleichbarem Niveau zu den Vorjahren aus. Ein Aussetzen der schriftlichen Prüfungen würde die Abiturienten bei der Bewerbung um einen Studien- oder Ausbildungsplatz benachteiligen, erklärte Verbandsvorsitzender Jens Weichelt am Dienstag. Den Abiturienten dürften durch ein «Corona-Abitur» im Schuljahr 2020/2021 keine Nachteile entstehen.
Zuvor hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vorgeschlagen, Abi-Prüfungen notfalls ausfallen zu lassen und die zuletzt erreichten Schulnoten in die Prüfungszeugnisse aufzunehmen. «Das Ziel aller Abschlussprüfungen muss es sein, dass jeder Schüler eine optimale Chance erhält, einen anerkannten Schulabschluss zu erwerben», so Weichelt. Ein solcher Abschluss müsse vollständig anerkannt sein. Ein «Corona-Abitur» würde sehr bald als zweitklassig gelten.
Die Abiturprüfungen in Sachsen hätten im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie weitestgehend problemlos und mit ähnlichen Ergebnissen wie in den Vorjahren stattgefunden, schätzte der SLV-Vorsitzende ein. In diesem Schuljahr seien die Voraussetzungen für Abiturienten nicht schlechter: Die Abschlussklassen seien seit dem 18. Januar 2021 wieder im Präsenzunterricht, die Schüler hätten insgesamt etwa drei Wochen mit häuslicher Lernzeit zugebracht. «Zudem hat das Sächsische Staatsministerium für Kultus Erleichterungen für die Abiturprüfungen in Aussicht gestellt», unterstrich Weichelt.
GEW gegen Betreuung von Schüler-Tests durch Lehrkräfte
Mainz (dpa/lrs) - Das Verfahren für die Corona-Tests an den Schulen in Rheinland-Pfalz stößt auf Kritik der Lehrergewerkschaft GEW. «Die GEW Rheinland-Pfalz lehnt entschieden ab, dass die Testungen der Schülerinnen und Schüler unter Beaufsichtigung der Lehrkräfte an den Schulen stattfinden sollen», erklärte der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer am Dienstag in einem offenen Brief an Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Eine Verpflichtung dazu gehöre nicht zum Umfang der Dienstpflichten, auch habe es kein Mitbestimmungsverfahren der Personalräte dafür gegeben.
Die nach dem Ende der Osterferien ab diesem Mittwoch geplanten Tests sollten entweder daheim in den Familien oder von geschultem Personal in dafür geeigneten Räumen vorgenommen werden, forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Die GEW erkenne das Engagement des Ministeriums für die Gesundheit an, könne das geplante Verfahren aber nicht unterstützen. Auch der Philologenverband, in dem vor allem Lehrkräfte an Gymnasien vertreten sind, hat das Verfahren kritisiert und gefordert, dass die Selbsttests «im geschützten Raum der Familie» stattfinden sollten.
Bildungsministerin Hubig nannte drei Gründe, warum die Selbsttests in der Schule und nicht zuhause stattfinden sollten. Den Kinder und Jugendlichen könne so am besten vermittelt werden, wie dieser Test richtig vorzunehmen sei. «Zum anderen ist es uns wichtig, einen Überblick zu erhalten, wie hoch die Teilnahmequote ist.» Und schließlich werde so sichergestellt, dass positive Fälle auch gemeldet würden. Bei einem positiven Test solle alles getan werden, um in der Lerngruppe sensibel damit umzugehen und eine Stigmatisierung zu vermeiden.
Ministerium: Verbindliche Corona-Tests für Schülerinnen und Schüler
Magdeburg (dpa/sa) - Zwei Corona-Schnelltests pro Woche für alle Schülerinnen und Schüler sollen den Unterricht an Sachsen-Anhalts Schulen sicherer machen. Ab kommendem Montag (12. April) sollten sich alle testen lassen, teilte das Bildungsministerium am Dienstag in Magdeburg mit. In allen Schulen sollten dann ausreichend Laien-Selbsttests zur Verfügung stehen. Die Kinder und Jugendlichen könnten auch ein anderweitig erzieltes negatives Testergebnis nachweisen oder eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, dass keine Corona-Infektion bestehe. Die verbindliche Testung gelte für alle Schulformen, auch für Grundschulen.
Eine Woche später wird aus dem dringenden Appell eine verbindliche Regelung: In der neuen 12. Corona-Landesverordnung, die am 19. April in Kraft treten soll, würden die regelmäßigen nachvollziehbaren Schnelltests als Voraussetzung für das Betreten des Schulgeländes festgelegt, teilte das Ministerium weiter mit.
«Der regelmäßige, flächendeckende und verbindliche Einsatz von Laien-Selbsttests ist neben der Einhaltung der AHA-Maßnahmen ein wesentlicher und wichtiger Beitrag, um das Infektionsgeschehen zu beschränken», erklärten Bildungsminister Marco Tullner (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). «Die Selbsttests geben den in der Schule anwesenden Personen ein Stück weit Sicherheit während des Präsenzunterrichts.»
Sachsen-Anhalt unterbreite außerdem als eines von wenigen Bundesländern allen Lehrkräften ein Impfangebot. Die veränderten Vorgaben für die Anwendung des Impfstoffs von Astrazeneca hätten leider in mehreren Landkreisen zu einer Verzögerung bei der Impfkampagne geführt, erklärte Grimm-Benne. «Es werden aber schnellstmöglich Ersatztermine über die Impfzentren bereitgestellt werden.»
Lehrerverband: Bayerns Schulen nach Osterferien weiter schließen
München (dpa/lby) - Bayerns Schulen sollen nach den Osterferien eine weitere Woche lang geschlossen bleiben - das fordert der Bayerische Realschullehrerverband. Diese Zeit müsse genutzt werden, um die Schulen auf die kommenden Monate vorzubereiten, teilte der Verband am Dienstag in München mit. Demnach solle der Unterricht erst am 19. April wieder aufgenommen werden. Wichtig sei es vor allem, eine Teststrategie zu entwickeln, sagte Landesvorsitzender Jürgen Böhm laut einer Presseerklärung.
Es sei unsinnig, Schüler zunächst mit überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schule zu bringen, dort freiwillige Tests abzunehmen, um dann die positiv Getesteten zu isolieren und von ihren Eltern abholen zu lassen, so Böhm. «Die Tests müssen entweder verbindlich zu Hause oder aber von Experten außerhalb von Schulen durchgeführt werden.» Außerdem fordere der Realschullehrerverband schon seit Monaten, allen Lehrkräften ein Impfangebot zu machen.
Wie Böhm betonte, unterstützt der Realschullehrerverband angesichts der besonders ansteckenden Virusmutationen den Stufenplan, der derzeit für Bayerns Schulen gilt: Bei einer lokalen Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 findet Wechselunterricht mit geteilten Klassen statt, bei einem Wert von über 100 wird vollständig auf Distanzunterricht umgestellt.
Holter: Noch zu früh für Entscheidung über Abi-Prüfungen
Erfurt (dpa/th) - Für Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) ist es für eine Entscheidung über die diesjährigen Abiturprüfungen während der Corona-Pandemie noch zu früh. «Wir sollten noch ein Stück abwarten, wie sich das Infektionsgeschehen insgesamt entwickelt», sagte Holter MDR Aktuell. Er reagierte damit auf eine Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Abiturprüfungen in diesem Jahr wegen der Corona-Krise notfalls ausfallen zu lassen.
Holter verwies außerdem darauf, dass die gleiche Diskussion bereits im vergangenen Jahr geführt worden sei. Die Abiturprüfungen seien dann abgelegt worden und in Thüringen im Durchschnitt sogar besser gewesen als im Jahr zuvor. Daher habe er keine Sorge, dass das Abitur schlecht ausfalle, sagte Holter. Außerdem seien die Prüfungen bereits von Anfang auf Ende Mai verschoben worden.
GEW-Chefin Marlis Tepe sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag): «Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen.» Dann könnten etwa die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden. Sollten Prüfungen pandemiebedingt ausfallen, müsste das Abitur trotzdem von den Bundesländern gegenseitig anerkannt werden.
GEW hofft auf «Bremswirkung» während Osterferien
Berlin (dpa) - Das weitere Vorgehen an den Schulen nach den Osterferien ist nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wegen der Corona-Lage offen. Gewerkschaftschefin Marlis Tepe äußerte die Hoffnung, dass die Ferien eine «gewisse Bremswirkung auf das Pandemiegeschehen haben». Man müsse die Entwicklung genau beobachten, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Je nach Infektionslage müssen die Schulen nach den Ferien wieder in den Wechselunterricht gehen und auf Abstand und Hygiene achten.»
Zu den Schnelltests, die bei vielen Schülern und Lehrern nun regelmäßig zum Einsatz kommen sollen, sagte sie, diese böten eine zusätzliche Möglichkeit, Infektionen zu erkennen und Infektionsketten zu unterbinden. Da sie nicht ganz sicher seien, müssten die anderen Schutzmaßnahmen - etwa die AHA+L-Regel (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske plus Lüften) - weiter eingehalten werden.
In verschiedenen Bundesländern ist nach den Osterferien eine Testpflicht für Schüler geplant. Nach wochenlangen Schließungen hatten im Februar zunächst die meisten Grundschulen schrittweise wieder ihren Betrieb aufgenommen, anschließend waren auch einige ältere Jahrgänge im sogenannten Wechselbetrieb zurückgekehrt. Manche Schüler haben aber seit Mitte Dezember ihre Schule nicht mehr von innen gesehen. Wegen der erneut steigenden Corona-Zahlen droht sich die Rückkehr in die Klassen nun weiter zu verzögern. Die Kultusminister der Länder wollen an diesem Donnerstag über die Lage beraten, wie dpa aus Kreisen der Minister erfuhr.
05.04.2021
Scheeres will Abiturprüfungen in Berlin nicht absagen
Berlin (dpa/bb) - Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat sich gegen eine Streichung der Abiturprüfungen in der Corona-Pandemie gewandt. «Unsere Berliner Abiturientinnen und Abiturienten haben noch eine Woche Unterricht, danach greifen bei den Abiturprüfungen die Anpassungen und Erleichterungen, die wir bereits beschlossen haben», sagte die SPD-Politikerin am Sonntag. «Es wäre nicht richtig, diese Abiturprüfungen abzusagen. Junge Menschen wollen ein Abitur, das in ganz Deutschland und im Ausland anerkannt wird.»
Scheeres reagierte damit auf einen Vorstoß der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). «Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Dann könnten zum Beispiel die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden.»
Sorge um Schulunterricht nach Ferien - keine Abi-Prüfungen?
Wegen Corona haben manche Schüler seit Wochen ihre Schule nicht mehr von innen gesehen. Wie es nach den Osterferien weitergeht, ist noch offen. Und was ist mit den Abiturprüfungen in Pandemiezeiten?
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Abiturprüfungen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie notfalls ausfallen zu lassen. Dafür erntete sie aber umgehend Widerspruch. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek blickt wegen der Pandemie mit großer Sorge auf den weiteren Schulbetrieb. «Es wird überall eine Gratwanderung sein und sehr vom regionalen Infektionsverlauf gerade auch unter den Kindern und Jugendlichen abhängen», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
GEW-Chefin Marlis Tepe sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag) zum Thema Abi-Prüfungen: «Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen». Dann könnten etwa die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden. Sollten Prüfungen pandemiebedingt ausfallen, müssten die Abiture trotzdem von den Bundesländern gegenseitig anerkannt werden.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Ressortchefin Britta Ernst (SPD), äußerte sich zurückhaltend zur GEW-Forderung. Alle arbeiteten mit Hochdruck an sicheren Bedingungen für die Durchführung der Prüfungen. «Niemand sollte die Jugendlichen, die jetzt vor dem Abschluss stehen, zusätzlich zur normalen Prüfungsnervosität verunsichern.» Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, meinte, die Schüler hätten sich trotz Pandemie sehr intensiv auf die Prüfungen vorbereitet. «Das muss wertgeschätzt werden.» Er plädierte dafür, allenfalls die Verschiebung von Prüfungen zu erwägen, die Aufgabenpools zu erweitern und die Prüfungsräume coronasicher zu gestalten.
Der Deutsche Lehrerverband wandte sich klar gegen einen Ausfall von Abiturprüfungen. Verbandschef Heinz-Peter Meidinger sagte der «Rheinischen Post» (Dienstag): «Bereits im letzten Jahr für das letztjährige Abitur hatte die GEW diese Forderung erhoben, und es war im Nachhinein gesehen absolut richtig, dass die Bundesländer dieser damals Forderung nicht gefolgt sind.» Viele Bundesländer
hätten dieses Jahr schon auf die steigenden Inzidenzen reagiert und die Abiturprüfungen auf Termine im Mai und Juni verschoben. Auch der Deutsche Philologenverband sprach sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe für reguläre Abiturprüfungen aus.
Nach dpa-Informationen aus Kultusministerkreisen werden die Ressortchefs am Donnerstag über die Lage beraten. Die Osterferien enden in vielen Bundesländern am kommenden Wochenende, mancherorts aber auch etwas früher oder später. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hatte kürzlich erklärte, er wolle eine bundesweit einheitliche Regelung erreichen, wie es für die Schulen in der Corona-Pandemie nach den Osterferien weitergeht. «Es kann einen Konsens der Kultusministerkonferenz geben, den wir alle verbindlich umsetzen.» Die Ministerpräsidenten beraten nach den bisherigen Planungen am 12. April wieder über die Corona-Lage und mögliche Maßnahmen.
Nach wochenlangen Schließungen hatten im Februar zunächst die meisten Grundschulen schrittweise wieder ihren Betrieb aufgenommen, danach waren auch einige ältere Jahrgänge im sogenannten Wechselbetrieb zurückgekehrt. Manche Schüler haben aber seit Mitte Dezember ihre Schule nicht mehr von innen gesehen. Wegen der erneut steigenden Corona-Zahlen droht sich die Rückkehr in die Klassen weiter zu verzögern. Debattiert wird zudem über eine Testpflicht für Kinder als Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht, wie manche Länder sie schon beschlossen haben. Der Städtetag Nordrhein-Westfalen bezweifelte etwa, dass genügend Corona-Tests zur Verfügung stehen, falls die Schulen nach den Osterferien wieder geöffnet werden.
Der Chef des Städte- und Gemeindebunds wünscht sich bei der Pandemiebekämpfung grundsätzlich mehr Einheitlichkeit zwischen den Bundesländern trotz regional angepasster Maßnahmen. Die Menschen könnten die unterschiedlichen Regelungen sonst kaum nachvollziehen, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Ein Bundesgesetz für einheitliche Maßnahmen, wie es Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vorgeschlagen hat, käme aus Landsbergs Sicht wegen des «erfahrungsgemäß» mehrwöchigen Gesetzgebungsverfahrens aber für die dritte Welle wohl zu spät.
Seehofer hatte der «Welt am Sonntag» gesagt, dass so ein Gesetz in kürzester Zeit beschlossen werden könnte. Auch ein Regierungssprecher hatte von Überlegungen zu einheitlichen Vorgaben zur Eindämmung der dritten Corona-Welle gesprochen - falls das Vorgehen der Länder nicht ausreiche. Landsberg meinte: «Bund und Länder könnten sich auch kurzfristig auf strengere gemeinsame Regeln verständigen. Das würde allerdings voraussetzen, dass sich dann auch alle wirklich an die getroffenen Vereinbarungen halten». Das Infektionsgeschehen sei dramatisch. «Die Notbremse muss jetzt konsequent umgesetzt werden.»
Unterdessen will das Saarland nach monatelangem Lockdown von Dienstag an Öffnungsschritte gehen: Unter anderem Theater, Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie sollen wieder aufsperren - Voraussetzung für Gäste und Nutzer ist ein negativer Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Im Freien dürfen maximal zehn Personen zusammenkommen, wenn sie negativ getestet worden sind.
Genügend Corona-Tests für Schulen in NRW? - Städtetag zweifelt
In der letzten Osterferienwoche wachsen bei allen Betroffenen die Sorgen, wie es nun an Kitas und Schulen weitergeht. Auch die Städte verlangen von der Landesregierung klare Kriterien für Öffnen oder Schließen und mehr Schutz für Kinder und Lehrer und Erzieher.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Städtetag Nordrhein-Westfalen zweifelt, dass genügend Corona-Tests zur Verfügung stehen, falls die Schulen nach den Osterferien wieder geöffnet werden. Zwar habe die Landesregierung eine Testpflicht an Schulen angekündigt, sagte der Landesvorsitzende des Städtetags, Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen, der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Um die versprochenen zwei Selbsttests pro Schüler zur Verfügung zu stellen, seien wöchentlich aber etwa fünf Millionen Test-Sets nötig. «Diese Menge ist bisher bei weitem nicht vorhanden», sagte Clausen. «Das Land muss jetzt liefern.»
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte in der vergangenen Woche versichert, die Auslieferungen an die Schulen würden auch in den Ferien fortgesetzt. Damit sei «sichergestellt, dass bei einem Schulstart nach den Osterferien für alle Schülerinnen und Schüler zwei Selbsttests pro Woche bereitstehen».
Dann müssten die Test-Kits jetzt aber schnell und in großen Mengen ankommen, unterstrich Clausen. «Die Städte wollen, dass Schulunterricht nicht nur digital, sondern auch wieder mit Präsenz weitergehen kann, sobald es die Infektionslage zulässt.» Das sei aber nur verantwortbar, wenn die Tests tatsächlich vorhanden seien.
Zu prüfen sei, ob künftig nicht besser zu Hause getestet werden sollte. «Dann würden positiv Getestete gar nicht erst in die Schule kommen.» Diese Forderung hatten zuvor auch Lehrergewerkschaften und die SPD-Opposition erhoben. «Nur mit mehr Impfungen der Lehrkräfte und regelmäßigen Tests wird es gelingen, den Präsenzunterricht in den Schulen unter schwierigen Pandemiebedingungen aufrecht zu erhalten», mahnte Clausen.
Darüber hinaus müsse die Landesregierung rasch festlegen, ab welchem landesweiten Inzidenzwert Schulen in den Distanzunterricht und Kitas in die Notbetreuung wechseln sollten. Eltern, Lehrkräfte, Erzieher, aber auch die kommunalen Träger von Kitas und Schulen müssten wissen, welche Grundregeln nach den Osterferien gelten.
«Die Städte brauchen klare Kriterien für die lokale Notbremse ab dem Inzidenzwert 100», forderte Clausen. «Wir müssen in dieser Situation vor Ort über Schul- und Kitaschließungen entscheiden und auf Notbetreuung umstellen können.» Falls sich in einer Stadt Kinder und Jugendliche deutlich häufiger infizierten als Erwachsene, müsse möglicherweise schneller bei Schulen und Kitas gehandelt werden.
Gebauer hatte für diese Woche Gespräche mit Schulverbänden zur Wiederaufnahme des Unterrichts avisiert. Bereits in der vorletzten Woche hatte das Schulministerium angekündigt, dass es im bevölkerungsreichsten Bundesland nach den Osterferien zunächst keinen Regelbetrieb mit vollständigem Präsenzunterricht geben werde. Sofern es das Infektionsgeschehen zulasse, sollen die Schulen zunächst für die Dauer von zwei Wochen in den Wechselunterricht starten.
Auch für den Kitabereich werden Gespräche mit den beteiligten Verbänden erwartet.
GEW: Abiturprüfungen wegen Corona notfalls ausfallen lassen
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, wegen der Corona-Pandemie die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen. «Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). «Dann könnten zum Beispiel die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden.»
Tepe sagte, sollten Prüfungen pandemiebedingt ausfallen, müssten die Abiture trotzdem von den Bundesländern gegenseitig anerkannt werden. Das Abitur 2021 brauche die volle Anerkennung und Wertschätzung.
Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte im RND-Podcast «Die Schulstunde», die Kultusministerkonferenz gehe davon aus, dass die Abiturprüfungen in diesem Jahr überall stattfänden. Eine Absage von Prüfungen wäre nach seinen Worten zum Nachteil der Schüler. «Sie würden den Jugendlichen fürs Leben einen Malus mitgeben. Das wären für immer diejenigen, die das Corona-Notabitur gemacht hätten.» Alle sollten später stolz sagen können: «Ich habe ein ganz reguläres Abitur geschrieben wie alle anderen auch – und das noch unter Pandemiebedingungen.»
04.04.2021
Wegen Corona: Erstklässler ohne Untersuchung vor Schulbeginn
Erfurt (dpa/th) - Wegen der hohen Belastung der Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie werden in Thüringen voraussichtlich Hunderte Kinder ohne ärztliche Untersuchung eingeschult. Die Amtsärzte gingen derzeit nicht davon aus, bis Ende Juli alle Schulanfänger begutachten zu können, berichtete MDR Thüringen nach einer Umfrage unter den Gesundheitsämtern in Thüringen. Grund dafür sei, dass in vielen Kreisen das gesamte Personal im Zuge der Corona-Pandemie eingespannt ist.
In Thüringen kommen in diesem Jahr etwa 17 000 Kinder in die Schule. In der Schuleingangsuntersuchung wird festgestellt, ob das Kind für den Besuch der ersten Klasse geeignet ist, es eine spezielle Förderung benötigt oder es gar zurückgestellt werden muss. Normalerweise sind die Untersuchungen spätestens Ende Mai beendet.
03.04.2021
Demonstrationen in Harzgerode gegen Testpflicht bei Kindern
Harzgerode (dpa/sa) - Bei einer Demonstration unter dem Motto «Nein zur Testpflicht» sind am Karsamstag mehrere Menschen in Harzgerode (Harz) auf die Straße gegangen. Insgesamt seien etwa 73 Demonstranten vor Ort gewesen, teilte die Polizei mit. Die Teilnehmer hätten insbesondere gegen eine Corona-Testpflicht bei Kindern protestiert, berichtete ein dpa-Reporter. Die Veranstaltung blieb laut Polizei ohne weitere Zwischenfälle oder Verstöße gegen die Eindämmungsverordnung des Landes.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte zuletzt eine Testpflicht an Schulen ab dem 12. April angekündigt. Demnach wären die Testungen eine zwingende Voraussetzung an der Teilnahme zum Präsenzunterricht. Schüler und Lehrer sollen sich dann zwei mal wöchentlich testen lassen, oder das Schulgelände nicht mehr betreten dürfen. Die Tests stellt das Land bereit.
Mehr Schüler nutzen Nachhilfe in Corona-Pandemie
Trier/Temmels/Mainz (dpa/lrs) - Im Distanzunterricht in der Corona-Zeit sind bei Schülern teils große Wissenslücken entstanden. Daher ist der Ansturm auf Nachhilfe derzeit groß. Mit der Pandemie sei die Nachfrage beispielsweise in Trier deutlich gestiegen, sagt der Geschäftsführer des Instituts Schülerhilfe Trier, Marcel Monz. «Viele Kinder haben Riesenlücken. Das wird sie noch mehrere Jahre beschäftigen.»
Der Landeselternsprecher in Rheinland-Pfalz, Reiner Schladweiler, schätzt, dass inzwischen jedes fünfte Kind Nachhilfe bekommt. Nicht jede Familie könne sich aber private Nachhilfe leisten - gerade, wenn man mehrere Kinder habe. Um Wissenslücken aufzufangen, müsse das Thema im Land möglichst schnell angegangen werden, sagte er.
Er denkt dabei an einen großen Tisch, an dem Bildungsministerium, Schulen, Lehrer und Eltern an einem «Rundumschlag» arbeiten sollten. «Es wird nicht einfach, aber wir brauchen Lösungen, um nach den Sommerferien voranzugehen», sagt Schladweiler. Eine Option sei das freiwillige Wiederholen eines Schuljahres. Aber auch mehr Geld für Lehrkräfte oder Bildungsgutscheine für finanziell schwache Familien, um Nachhilfe zu bezahlen, seien sinnvoll.
Letztes sieht der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) kritisch. «Die finanziellen Spritzen brauchen wir für mehr gut ausgebildetes Personal und multiprofessionelle Teams», teilt die Sprecherin des Verbandes in Mainz mit. Den Lehrern sei bekannt, dass die Pandemie bei vielen Schülern zu Lernrückständen geführt habe. «Und genau die wissen am besten, wie die Rückstände wieder aufgeholt werden können.»
02.04.2021
Laschet will bundesweit einheitliche Lösung für Schulen
Schluss mit dem Corona-Flickenteppich an Schulen - das wünschen sich viele. NRW-Ministerpräsident Laschet will dazu einen Konsens der Länder, «den wir alle verbindlich umsetzen». Derweilen wächst in der Bevölkerung das Bedürfnis nach härteren Maßnahmen gegen die Pandemie.
Berlin (dpa) - Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet will eine bundesweit einheitliche Regelung erreichen, wie es für die Schulen in der Corona-Pandemie nach den Osterferien weitergeht. Diese sollten die Länder selbst treffen und nicht der Bund. Ob es dann eine Testpflicht für Schüler im Präsenzunterricht geben soll, ist umstritten.
Laschet, der auch nordrhein-westfälischer Ministerpräsident ist, sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Ich wünsche mir, dass alles, was wir in den kommenden Wochen tun, möglichst bundeseinheitlich erfolgt.» Das sei auch in Schulfragen möglich. «Es kann einen Konsens der Kultusministerkonferenz geben, den wir alle verbindlich umsetzen.» Ob die Schulen nach den Osterferien wieder öffnen werden, ist Laschet zufolge noch nicht entschieden. Er gehe davon aus, dass «wir bis zum Ende der nächsten Woche Klarheit haben, wie es mit dem Schulstart und den sicheren Bedingungen ist». In jedem Fall müsse gewährleistet sein, dass in jeder Schule zweimal pro Woche getestet werden könne und sich Schüler dem Test nicht entziehen.
Der Städte- und Gemeindebund forderte ein Unterrichtsverbot für Schüler, die keinen Corona-Test machen wollen. «Wer sich nicht testen lassen möchte, sollte nach den Osterferien nicht am Schulunterricht in Präsenz teilnehmen dürfen», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zuletzt hatten mehrere Bundesländer bereits eine Testpflicht beschlossen.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte der «Welt», sein Verband unterstütze die Forderung nach einer Testpflicht für Schüler als Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht. «Eine umfassende flächendeckende Testpflicht, mindestens zweimal wöchentlich, am besten aber täglich, ist neben der vorgezogenen Impfung von Lehrkräften der zweite wichtige Baustein für mehr Gesundheitsschutz an Schulen und eine Grundvoraussetzung dafür, diese weiter offenzuhalten, wenn die Inzidenzzahlen dies zulassen.»
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, meinte hingegen in der «Welt»: «Es geht darum, möglichst alle Schülerinnen und Schüler zu testen. Ob eine Pflicht der einzige Weg ist, bleibt fraglich.» Es gebe viele offene Fragen. «Gemeinsam im Klassenzimmer zu testen, birgt verschiedene Risiken, wie das Vertauschen oder das Anrempeln bei der Umsetzung.» Tests in der Verantwortung von Lehrern lehne der VBE deshalb ab. «Optimal wäre die
Begleitung der Tests an der Schule durch externes Personal, wobei
das Testergebnis noch vor Schulbeginn vorliegen muss.»
Unterdessen meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 21 888 Corona-Neuinfektionen. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 232 neue Todesfälle verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Freitag hervorgeht. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 21 573 Neuinfektionen und 183 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Freitagmorgen bundesweit bei 134,0 - und damit etwa so hoch wie am Vortag (134,2).
Die bedenkliche Entwicklung der Corona-Infektionszahlen überschattet auch in diesem Jahr wieder das Osterfest. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 60 Prozent, dass sie an dem langen Oster-Wochenende noch nicht einmal einen Tagesausflug planten. 10 Prozent wollen im Inland verreisen, weitere 2 Prozent wollen ins Ausland. Bei 19 Prozent steht mindestens ein Tagesausflug ins Umland ihres Wohnorts an. 6 Prozent hatten sich zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht entschieden, 4 Prozent machten keine Angaben.
Die Regierungen von Bund und Ländern haben in ihrem jüngsten Beschluss zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eindringlich dazu aufgerufen, «auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland zu verzichten - auch hinsichtlich der bevorstehenden Ostertage». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wiederholte den Appell am Donnerstag in einer Videobotschaft.
In der Bevölkerung gibt es bei der Frage nach weiteren Verschärfung einen klaren Trend: In der YouGov-Umfrage sprachen sich 47 Prozent dafür aus, den bestehenden Lockdown zu verschärfen. Dagegen sind nur 30 Prozent für eine Lockerung oder Abschaffung der Einschränkungen. 17 Prozent meinen, sie sollten so bleiben wie sie sind. Vor zwei Wochen hatten sich in einer vergleichbaren YouGov-Umfrage nur 30 Prozent für Verschärfungen ausgesprochen.
Eine klare Mehrheit von 56 Prozent ist dabei laut der Umfrage für nächtliche Ausgangsbeschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie. Merkel hatte am Sonntag in der ARD-Sendung «Anne Will» gesagt, Ausgangsbeschränkungen könnten in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen «ein ganz wirksames Mittel sein». In Berlin und Hamburg traten am Freitag solche Maßnahmen in Kraft. In beiden Städten gelten sie - mit Ausnahmen - zwischen 21.00 und 5.00 Uhr.
Im Saarland geht die Politik einen anderen Weg: Der Ministerrat beschloss dort die Umsetzung der geplanten Öffnungen mit verstärktem Testen in der Corona-Pandemie ab kommenden Dienstag. «An die Stelle der reinen Kontaktbeschränkungen werden Testauflagen treten», sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Das Saarland will nach monatelangem Lockdown vom 6. April an Öffnungsschritte gehen: Unter anderem Theater, Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie sollen wieder aufsperren - Voraussetzung für Gäste und Nutzer ist ein negativer Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.
01.04.2021
Baden-Württemberg: Fernunterricht für Grundschulen und Unterstufe
Stuttgart/Heilbronn (dpa) - Das Land Baden-Württemberg nimmt wegen der schnell steigenden Corona-Infektionszahlen nach den Osterferien zunächst Öffnungsschritte an den Schulen zurück. In der ersten Woche ab dem 12. April kehren die Grundschüler und auch die 5. und 6. Klassen zunächst in den Fernunterricht zurück, wie das Kultusministerium den Schulen am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Geöffnet bleiben Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren,auch die Abschlussklassen sollen teilweise in Präsenz unterricht werden.
In der Woche ab dem 19. April sollen alle Klassen im Wechsel in die Schulen zurückkehren, «sofern es das Infektionsgeschehen dann zulässt», schrieb Ministerialdirektor Michael Föll. Dann soll es auch eine Testpflicht für alle Schülerinnen und Schüler geben, die am Präsenzunterricht teilnehmen.
Die Stadt Heilbronn hat wegen hoher Corona-Infektionszahlen Ausgangsbeschränkungen für die Nächte verhängt. Sie gelten von Dienstag an zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr morgens, teilte die Stadt in einer Allgemeinverfügung am Donnerstagabend mit. Die Maßnahme bleibe vorerst bis zum 5. Mai in Kraft, könne aber bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 auch früher ausgehoben werden. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen 7 Tage liegt nach Angaben der Stadt aktuell über 150. Ausnahmen gelten beispielsweise bei Notfällen, für berufliche Tätigkeiten oder für das Gassigehen mit dem Hund.
Auch Nordrhein-Westfalen führt Selbsttestpflicht an Schulen ein
Düsseldorf (dpa) - Auch Nordrhein-Westfalen führt nach den Osterferien eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. «Verpflichtende Selbsttests als zusätzliche Sicherheit tragen dazu bei, das Dunkelfeld von symptomlos Erkrankten aufzuhellen und die weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Sie sorgen dafür, dass der Schulbetrieb sicherer wird», begründete Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag in Düsseldorf den Schritt. Die Kinder und Jugendlichen aller Schulen sollen nach ihren Worten zwei Mal pro Woche Selbsttests durchführen.
Zuvor hatten bereits mehrere andere Bundesländer eine Testpflicht an den Schulen für die Zeit nach Ostern beschlossen. Ministerin Gebauer betonte, Selbsttests würden in den Schulen gut angenommen und die Durchführung gelinge weitestgehend problemlos. Es werde sichergestellt, dass bei einem Schulstart nach den Osterferien für alle Schülerinnen und Schüler zwei Selbsttests pro Woche bereitstehen.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte eine mögliche Testpflicht für Schüler erst am Dienstagabend in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» ins Spiel gebracht. Dort sagte er, man merke, dass Kinder viel stärker von Mutationen des Virus betroffen seien. «Deshalb brauchen wir da klare Regeln.»
Holetschek kann sich Testpflicht für Schüler und Lehrer vorstellen
München (dpa/lby) - Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält eine Testpflicht für Schüler und Lehrer zur Gewährleistung des Präsenzunterricht an den Schulen für denkbar. Die Inzidenzzahlen stiegen, auch sehr viele Jüngere seien betroffen. «Diese Situation muss man natürlich auch nochmal neu beurteilen», sagte der Minister am Donnerstag im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Auf die Frage, ob er für eine Testpflicht sei, sagte Holetschek: «Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wenn es möglich ist.»
Bisher sei die Bereitschaft zum Testen von Schulkindern in Deutschland nicht sehr stark ausprägt. Es gelte jetzt, den rechtlichen Rahmen abzuklopfen.
«Wir haben in Bayern sehr viele dieser Selbsttests und Antigen-Schnelltests bestellt, gekauft und an alle ausgeliefert, und wir werden ein sehr engmaschiges Testregime dort fahren», sagte Holetschek. In der Woche nach Ostern solle im Kabinett die Situation an den Schulen nochmals beleuchtet werden.
Umfrage: Elternschaft bei Testpflicht an Schulen zweigeteilt
Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei der Frage nach einer Coronatest-Pflicht für Schüler und Lehrer sind die Erziehungsberechtigten in Summe zweigeteilt: Laut einer Umfrage der Landeselternschaft der Gymnasien, bei der laut dem Verband 70 000 Eltern mitmachten, sagten 47,9 Prozent, die Schnelltests sollten freiwillig bleiben. 50 Prozent verneinten das. 2,1 Prozent machten keine Angabe.
Bei der Frage nach der Häufigkeit der Testungen waren 39 Prozent für zwei Mal in der Woche, 20,9 für ein Mal pro Woche und 18,1 Prozent für drei Mal jede Woche. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte eine mögliche Testpflicht für Schüler am Dienstagabend in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» ins Spiel gebracht. Opposition und Verbände sind ebenfalls dafür. Die Umfrage war laut Landeselternschaft noch davor, kurz vor den Osterferien, gestartet worden.
30.03.2021
Sachsen-Anhalt will mit Modell-Öffnungen die Infektionen senken
Sachsen-Anhalts Landesregierung hält trotz der hohen Infektionswerte an den versuchsweisen Öffnungen fest - und erklärt, was sie sich davon verspricht. Lehrer und Schüler müssen sich derweil auf vermehrte Tests einstellen.
Magdeburg (dpa/sa) - Die schwarz-rot-grüne Landesregierung will trotz der hohen Corona-Zahlen im Land Öffnungen im Rahmen von Modellprojekten zulassen. Das stehe dem Kampf gegen die Pandemie nicht im Wege. «Modellprojekte sind keine Öffnungsprojekte», sagte Haseloff am Dienstag nach einer Sitzung des Landeskabinetts. «Es sind risikominimierende Projekte.» Die Landesregierung wolle damit Bereiche, die «in die Illegalität oder Unkontrollierbarkeit» geraten seien, «reinholen in die Transparenz». Von den versuchsweisen Öffnungen verspricht sich die Landesregierung Erkenntnisse über die Effizienz verschiedener Hygienekonzepte und der Nachverfolgbarkeit von Kontakten.
Es nütze nichts, noch weitere Verschärfungen zu fordern. «Wir haben den Lockdown», sagte Haseloff. Aber die Maßnahmen müssten auch punktgenau greifen. Es nütze nichts, Andeutungen zu machen oder Maßnahmen «anzutäuschen», sagte der Ministerpräsident. «Wir brauchen Wirkungstreffer.»
Mit der seit Montag gültigen elften Corona-Landesverordnung können Landkreise unter bestimmten Bedingungen in den Bereichen Handel, Gastwirtschaft und Beherbergung Öffnungen im Rahmen von Modellprojekten zulassen. Unter anderem der Harz will davon Gebrauch machen. Am Dienstag stellte Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Wünsch die Bedingungen für einen Antrag vor. Er vertrat Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD), der wegen einer Warnung der Corona-App nach der vergangenen Bundesratssitzung in Quarantäne ist.
Die Modellöffnungen sind demnach nur möglich, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 liegt. Übersteigt sie den Wert an fünf Tagen nacheinander, will das Land die Genehmigung für die Projekte zurückziehen. Die Gesundheitsämter müssen die Lage und den Hygieneplan der Antragsteller außerdem absegnen, bevor er eingereicht wird. Bedingung ist weiterhin die elektronische Nachverfolgbarkeit der Kontakte. Dazu stellt die Landesregierung in den kommenden Wochen kostenlos die Luca-App zur Verfügung, wie Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Dienstag ankündigte.
Mit der App können Gäste anonym in Restaurants oder anderen Zielen einchecken. Tritt dort eine Infektion auf, soll das Gesundheitsamt die Kontakte schneller und sicherer nachverfolgen können, als etwa mit ausliegenden Listen.
Willingmann begrüßte in einer Mitteilung die Öffnungen, mahnte aber zur Vorsicht. «Angesichts der steigenden Infektionszahlen auch in Sachsen-Anhalt bin ich hinsichtlich des Starts erster Modellprojekte unmittelbar nach Ostern jedoch skeptisch», teilte Willingmann mit. «Nach wie vor besteht unser oberstes Ziel in der Pandemie darin, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.» Die Beurteilung der Gesundheitsämter sei daher von erheblicher Bedeutung.
Unterdessen ist die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle im Land nach Angaben des Sozialministeriums binnen eines Tages um 398 - im Vergleich zum Montag - gestiegen. Damit liege die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Sachsen-Anhalt bei 72 595 (Stand: 30. März, 13:44 Uhr). Derzeit sind den Angaben nach 95 Intensiv- und Beatmungsbetten mit Covid-19-Patienten belegt, davon müssen 47 Menschen beatmet werden. Acht weitere Menschen sind an oder mit dem Coronavirus gestorben, insgesamt seit Ausbruch der Pandemie 2735. Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Dienstag nach Angaben des Landes bei 172,73 nach 173,6 am Montag.
Neben den Modellversuchen beriet das Kabinett am Dienstag auch das weitere Vorgehen in Sachen Schule, Impfen und Testen. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) kündigte eine Testpflicht an Schulen ab dem 12. April an. Schüler und Lehrer sollen sich dann zwei mal wöchentlich testen lassen, oder das Schulgelände nicht mehr betreten dürfen. Die Tests stellt das Land bereit. Schließungen seien zunächst kein Thema in Sachsen-Anhalt: «Das klare Signal heißt erstmal: Die Schulen bleiben geöffnet.»
Haseloff sprach sich darüber hinaus für eine Testpflicht auch in Unternehmen aus. Er sei froh, dass der Burgenlandkreis eine solche für Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern schon durchgesetzt hat, ohne erst auf den Bund zu warten. Der könne etwa im Arbeitsschutz viel mehr regeln, als er es bisher tue. «Wenn der Bund alle Optionen, die er hat, ziehen würde, hätten wir keine Diskussion», sagte der Chef der Magdeburger Kenia-Koalition. «Ich hab der Kanzlerin Mut gemacht, das, was sie schon kann, offensiv zu machen.»
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) wollten sich am Abend noch mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten zusammenschalten, um über den weiteren Umgang mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu beraten. Unter anderem Berlin und Brandenburg hatten die Nutzung am Dienstag wegen neuerlicher Bedenken zur Sicherheit auf über 60-Jährige beschränkt.
Sachsen-Anhalt wollte laut Grimm-Benne zunächst abwarten, ob die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlungen bei einer Runde der Gesundheitsminister der Länder am Abend ändert. Bis dahin sollte es kein landesweites Moratorium geben.
Die Stiko empfiehlt eine Corona-Impfung mit Astrazeneca nur noch für Menschen über 60 Jahren, wie die Expertengruppe am Dienstagabend mitteilte. Zur Zweitimpfung von Menschen, die bereits die erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, will die Stiko bis Ende April eine Empfehlung abgeben.
Schülervertretung fordert Testpflicht für alle nach den Osterferien
Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer Landesschülervertretung hat eine verpflichtende Testpflicht nach dem Ende der Osterferien gefordert. «Um die Schulen zu einem möglichst sicheren Ort zu machen, brauchen wir eine verpflichtende Testung für absolut jede Person, die das Gebäude betreten möchte», erklärte Selma Konrad, Vorsitzende der Landesschülervertretung Thüringen, am Dienstag in Erfurt. Doch schon beim aktuell bestehenden Testangebot bestehe deutlicher Verbesserungsbedarf. In Zukunft sollten Schülerinnen und Schüler sich zweimal in der Woche testen lassen können. Nach Ansicht der Schülervertretung müsse ab Mitte April für möglichst viele Klassenstufen Wechselunterricht angeboten werden.
Nach Angaben des Gesunheitsministeriums sind Schnelltests für Schülerinnnen und Schüler zur Selbstanwendung in Vorbereitung. Ziel sei es, nach den Osterferien flächendeckend entsprechende Testangebote machen zu können.
Experte gegen Öffnungen im Saarland zum jetzigen Zeitpunkt
Im Saarland könnte die Inzidenz in der nächsten Woche bei 100 liegen, bundesweit bei 200. Ein Experte für Corona-Prognosen warnt daher vor dem jetzigen Start von Öffnungsmodellen wie im Saarland - und fordert bundesweit rasches Handeln, um die dritte Welle zu brechen.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Vom Start des geplanten Öffnungsmodells im Saarland zum Zeitpunkt ab dem 6. April hat der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr abgeraten. «Ich halte das momentan für das falsche Signal, in Zeiten des Wachstums, auf massive Öffnungen zu setzen», sagte der Experte für Corona-Prognosen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Auch wenn die Zahlen im Saarland im bundesweiten Vergleich niedriger seien: «Wir sehen auch hier einen kontinuierlichen Anstieg.»
Nach seinen Berechnungen erwartet er, «dass wir im Saarland Anfang April, rund um den geplanten Starttermin, die Inzidenz von 100 erreichen könnten.» Er halte «Lockerungen und Pilotprojekte, wenn sie auf einer solch hohen Flughöhe starten, für sehr schwierig». Vor dem Start des Modellprojekts im Saarland, das auf Lockerungen durch massenhaftes Testen setzt, müsse man das Infektionsgeschehen «erst einmal wieder besser in den Griff bekommen».
Derzeit liege die Sieben-Tage-Inzidenz in dem Land mit knapp einer Million Einwohnern bei knapp über 80. Tendenz steigend. «Das ist einfach zu hoch. Da würden wir den guten Gedanken des Modells riskieren.» Von daher wäre es sinnvoller: «Jetzt zu warten.» Seiner Ansicht nach seien solche Modellprojekte ab einer stabilen Inzidenz von knapp über 50 richtig. Der R-Wert dürfe maximal 1,0 sein.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte vergangenen Donnerstag den Start des «Saarland-Modells» ab dem 6. April angekündigt - sofern die 7-Tage-Inzidenz stabil bei unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern liegt. Am Montagabend teilte er über Twitter mit, dass sich der Starttermin «wegen exponentiellem Wachstum einer 3. Welle» verschieben könnte. Das Modell werde aber auf jeden Fall kommen.
Das Saarland will bislang vom 6. April an Kinos, Theater, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen. Voraussetzung für Gäste und Nutzer ist ein tagesaktueller negativer Schnelltest. Zudem dürfen dann im Freien maximal zehn Personen zusammenkommen, wenn sie negativ getestet worden sind.
Lehr sagte, wenn man das Projekt zum 6. April starte, sei es wahrscheinlich, dass es dann «relativ schnell» wieder angehalten werden müsse. «Ich glaube, der Zeitraum, den das Projekt unbeschwert laufen könnte, könnte relativ kurz sein.»
Er sieht zudem die Größe des «Saarland-Modells» kritisch: «Ich finde ein ganzes Bundesland als Modellprojekt sehr umfangreich.» Zudem plädiere er bei den Projekten für ein deutschlandweit koordiniertes Aufmachen von jeweils wenigen Bereichen: «Dass nicht alle das Gleiche machen und man daraus lernen kann.»
Der Trend der Neuinfektionen gehe derzeit in allen Bundesländern «relativ steil nach oben», sagte Lehr nach Analyse der jüngsten Zahlen des «Covid-Simulators» an der Universität des Saarlandes. Bundesweit rechne er im Laufe der nächsten Woche mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200. Mitte bis Ende April könne der Wert dann bei 300 liegen - falls es keine Maßnahmen gebe.
Mit Sorge betrachte er den Anstieg der Zahlen auf den Intensivstationen in den deutschen Krankenhäusern. «Wenn jetzt nichts passieren wird, dann wären wir Mitte April bei 6000 belegten Betten. Das ist das, was wir in Peak-Zeiten hatten.»
Angesichts der Zahlen ging Lehr davon aus, dass es einen erneuten Lockdown geben wird. «Die Politik wird einschreiten. Niemand wird letztlich die Inzidenz so frei laufen lassen.» Es müsse aber «flott» etwas passieren. «Selbst wenn ich sofort einen Lockdown mache, dann dauert es zwei bis vier Wochen, bis er in der Klinik ankommt.»
Der Professor für Klinische Pharmazie an der Uni des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen «Covid-Simulator» entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene. Er kann auch online genutzt werden.
Söder: Schulen machen größte Sorge - Große Zurückhaltung bei Tests
München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder sieht die Entwicklung in den Schulen in der Corona-Pandemie nach eigenen Worten derzeit mit «höchster Sorge». Dabei sei auch die spürbare Zurückhaltung der Eltern bei der Einwilligung für Corona-Tests problematisch, sagte Söder am Dienstag in München. In Regionen mit einer Inzidenz von mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche bleibe es in Bayern deshalb für Lehrer wie Schüler für die Teilnahme am Unterricht in den Klassenräumen bei einer Testpflicht. «Sonst läuft uns das pandemische Geschehen in der Schule davon.»
Auch bei den Kindern und Jugendlichen steige die Gefahr von schwereren Krankheitsverläufen, sagte Söder. Der Schutz vor einer Ansteckung sei deshalb der oberste Maßstab. «Die Bildungsqualität der Schülerinnen und Schüler zu halten ist das eine, aber ihre Gesundheit ist mindestens genauso viel wert.» Der auch bundesweit zu beobachtende «Flickenteppich» mit einem Mix aus Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht sorge für große Verwirrung in der Bevölkerung.
Neue Corona-Regeln: Maskenpflicht ab Klasse 5 und mehr Tests
Vom 1. April an gelten im Kampf gegen die Corona-Pandemie neue Regeln in Sachsen. Vieles ist dann nur noch mit negativem Test möglich - etwa ein Friseurbesuch.
Dresden (dpa/sn) - Nach den Beratungen von Bund und Ländern hat Sachsen die neuen Corona-Regeln für die nächsten Wochen beschlossen. «Die Lage ist wirklich ernst», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag mit Blick auf steigende Infektionszahlen. Mit der neuen Verordnung, die vom 1. bis 18. April gilt, weitet Sachsen unter anderem die Test- und Maskenpflicht in bestimmten Bereichen aus. Vieles ist künftig nur mit einem negativen Corona-Test möglich, etwa ein Friseurbesuch oder das Shoppen mit Termin.
Sorgen bereiten der Regierung vor allem die Virusmutationen. Bisher sind im Freistaat 5391 Mutationen nachgewiesen, davon in 4485 Fällen die britische Variante, 91 Mal die südafrikanische und drei Mal die brasilianische. Schwerpunkt ist demnach Dresden mit mehr als 700 Fällen.
Köpping rechnet damit, dass Sachsen nach Ostern die kritische Schwelle von 1300 Covid-Patienten in den Krankenhäusern erreicht. Dann müssten Lockerungen zurückgenommen werden. Man habe lange im Kabinett vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen beraten. Das sind die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
SCHULEN: Sachsen will nach Ostern Schulen und Kitas unabhängig von der Zahl der Neuinfektionen öffnen. «Trotz steigender Infektionszahlen wollen wir den Kindern und Jugendlichen den Kita- und Schulbesuch ermöglichen», sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Statt wie bisher einmal müssen sich Schüler dann zweimal pro Woche selbst testen. Neu: Die Testpflicht gilt künftig schon ab der ersten Klasse - also auch für Grundschüler.
Die Schulbesuchspflicht wird in allen Bereichen ausgesetzt - Eltern können also frei entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht. Laut Kultusministerium haben 25 Mitarbeiter an Schulen bisher einen Test verweigert, bei den Schülern liegt die Quote bei zwei Prozent - für sie gilt ein Betretungsverbot. Dafür habe er kein Verständnis, bemerkte Piwarz.
KITAS: In den Kitas werden die Erzieher ebenfalls zweimal pro Woche getestet, Corona-Tests für Kleindkinder sind aber nicht vorgesehen. Eltern sollen ihre Kinder auf dem Außengelände abgeben oder abholen. Wer seine Kinder ins Kita-Gebäude hinein begleiten möchte, muss einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als drei Tage sein darf. Piwarz nannte das umfangreiche Testregime einen Zwischenschritt auf dem Weg zur Herdenimmunität durch die Corona-Impfungen.
MASKENPFLICHT: Schüler ab der fünften Klasse müssen im Unterricht mindestens eine medizinische Maske tragen. Für Lehrer und Schüler gilt zudem auf dem Schulgelände sowie im Schulhaus Maskenpflicht. Der Mund-Nasenschutz für die Schulen wird nicht vom Land bezahlt. Man sei nicht in einer «Vollversorgungsgesellschaft», sagte Piwarz. Die Masken seien als «Cent-Artikel» von jedem zu beschaffen.
Sachsen hat zudem die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit präzisiert. «Überall dort, wo sich Menschen begegnen, muss eine Maske getragen werden», erklärte Köpping. Ab 1. April greift die Regelung für Fußgängerzonen von 6 bis 24 Uhr, ebenso auf Spielplätzen, Wochenmärkten, Verkaufsständen und beim Aholen und Liefern von Speisen.
KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN: Die privaten Kontaktbeschränkungen bleiben prinzipiell bestehen. Wie bisher dürfen sich zwei Hausstände mit höchstens fünf Personen treffen; Kinder unter 15 Jahren werden nicht mitgezählt. In manchen Landkreisen und Städten gelten allerdings schon wieder strengere Bestimmungen: So dürfen sich etwa in Dresden voerst nur ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen.
SHOPPEN UND FREIZEIT: Auch wenn die Wocheninzidenz über 100 liegt, können Städte und Landkreise nach Ostern (ab 6.4.) «Click & Meet» anbieten sowie Zoos, Museen, Galerien oder Gedenkstätten öffnen. Bedingung ist allerdings, dass es in Sachsen nicht mehr als 1300 Covid-19-Patienten auf den Normalstationen den Krankenhäusern gibt. Zudem müssen Kunden und Besucher ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorlegen. Garten- und Baumärkte bleiben geöffnet, zudem zählen fortan auch Babyfachmärkte zur Grundversorgung und dürfen inzidenzunabhängig öffnen.
TESTPFLICHT IN ARBEITSSTÄTTEN: Beschäftigte und Selbstständige mit direktem Kundenkontakt müssen sich statt bisher einmal wöchentlich zweimal in der Woche testen oder testen lassen. Der Arbeitgeber muss die Tests zur Verfügung stellen. Für den Friseurbesuch müssen Kunden künftig einen negativen Test vorlegen. Überall dort, wo ein Selbsttest genügt, muss dies durch eine dokumentierte Selbstauskunft nachgewiesen werden. Das Ministerium bietet dazu eine Vorlage an.
29.03.2021
Kretschmann legt Schulöffnung nach Osterferien zunächst auf Eis
Wie geht es nach den Osterferien in den Schulen weiter? Zuletzt hatte Regierungschef Kretschmann Signale der Hoffnung gesendet. Doch jetzt haut er erstmal wieder die Bremse rein.
Stuttgart (dpa/lsw) - Schüler, Eltern und Lehrer im Südwesten müssen sich weiter gedulden: Wegen der schnell steigenden Infektionszahlen hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Pläne für eine Rückkehr aller Kinder und Jugendlichen an die Schulen nach den Osterferien zunächst auf Eis gelegt. Bei einem Spitzengespräch mit Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden am Montag legte er sich noch nicht fest, wann es mit dem geplanten Wechselunterricht für alle losgehen kann. «Da müssen wir ein stückweit auf Sicht fahren», sagte eine Regierungssprecherin am Montagabend in Stuttgart auf Anfrage.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr, hat der Grünen-Politiker bei der Videokonferenz erklärt, man habe wegen der Ferien bis zum 11. April noch Zeit. Dies stieß vor allem bei Lehrerverbänden auf Unmut, da Schulleitungen und Lehrkräfte dadurch keine Planungssicherheit hätten.
Zuletzt hatte Kretschmann am vergangenen Mittwoch im Landtag angekündigt, dass nach den Osterferien alle Schülerinnen und Schüler perspektivisch wieder in die Schulen zurückkehren sollen - allerdings nur abwechselnd und getestet. Wegen der schnellen Verbreitung der Corona-Mutante, die auch durch Kinder und Jugendliche weitergetragen wird, wurden diese Pläne aber wieder gebremst. «Zunächst muss sich die pandemische Lage wieder stabilisieren», sagte die Sprecherin.
Dem Vernehmen nach waren sich alle Vertreter von Schülern, Eltern und Lehrkräften einig, dass es Wechselunterricht nur geben kann, wenn die Zahl der Neuinfektionen zwischen 50 und 100 auf 100 000 Einwohner in einer Woche liegt. Liegt die Inzidenz drüber, müssten die Schulen geschlossen und Fernunterricht angeboten werden. Dies entspreche den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.
Die Regierung habe dagegen den Standpunkt vertreten, dass in Hotspots erst mit einer Inzidenz von über 200 die Schulen geschlossen werden müssten. Der Verband der Realschullehrer forderte das Land nach dem Treffen auf, transparente Grenzwerte herauszugeben. «Diese Richtwerte stehen immer noch aus.»
Bei dem Treffen sei man sich einig gewesen, dass Wechselunterricht nur möglich ist, wenn sich alle Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal die Woche testen lassen, erklärte die Regierungssprecherin. Das bedeute, dass nur Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen, die sich testen lassen. Für alle andere könne es nur Fernunterricht geben. Noch in dieser Woche will die Regierung entsprechende Pläne für eine «Testpflicht» - wie es sie schon in Sachsen gibt - auf den Weg bringen.
GEW-Landeschefin Monika Stein forderte die Politik insgesamt auf, die Unternehmen mehr in die Pflicht zu nehmen, um die Pandemie eindämmen zu können. «Die Regierungen lehnen sich gerade schon ein wenig zurück und wollen vor allem über die Schulen, Kitas und Lebensbereiche für Kinder und Jugendliche die Pandemie in den Griff bekommen.» Es müsse dringend überlegt werden, «ob nicht eine Home-Office-Pflicht eingeführt werden kann».
Die GEW-Chefin Monika Stein bezeichnet das Gespräch unter Leitung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Fortschritt. «Nach dem monatelangen Streit in der Landesregierung über die Corona-Strategie haben wir jetzt den Eindruck, dass die Meinung der pädagogischen Expertinnen und Experten wieder gefragt ist. Gut ist auch, dass der Landesschülerbeirat und der Landeselternbeirat mit am Tisch setzen. Wir hoffen jetzt auf die Zusagen von Winfried Kretschmann, dass Öffnungen nur stattfinden, wenn eine klare Teststrategie vorhanden und gute Sicherheitsmaßnahmen garantiert sind» sagte Stein.
In Baden-Württemberg sind viele Kinder und Jugendliche seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, seitdem sind auch die Abschlussklassen teils wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen im Regelbetrieb. Auch die 5. und 6. Klassen sind zurückgekehrt, können aber im Wechsel unterrichtet werden.
Land lässt bei Spitzengespräch Schulöffnung nach Osterferien offen
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich bei einem Spitzengespräch mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern noch nicht festgelegt, ob alle Kinder und Jugendlichen nach den Osterferien abwechselnd wieder zurück in die Schule können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr, habe der Grünen-Politiker bei der Videokonferenz am Montag erklärt, man habe wegen der Ferien bis zum 11. April noch Zeit, man könne deshalb auf Sicht fahren.
Zuletzt hatte Kretschmann am vergangenen Mittwoch im Landtag angekündigt, dass nach den Osterferien alle Schülerinnen und Schüler wieder in die Schulen zurückkehren - allerdings nur abwechselnd und getestet. Wegen der schnellen Verbreitung der Corona-Mutante, die auch durch Kinder und Jugendliche weitergetragen wird, wurden diese Pläne aber wieder gebremst.
Dem Vernehmen nach waren sich alle Vertreter der Schüler, Eltern und Lehrkräften einig, dass es Wechselunterricht nur geben kann, wenn die Zahl der Neuinfektionen zwischen 50 und 100 auf 100 000 Einwohner in einer Woche liegt. Liegt die Inzidenz drüber, müssten die Schulen geschlossen und Fernunterricht angeboten werden. Dies entspreche den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.
Die Regierung habe dagegen den Standpunkt vertreten, dass in Hotspots erst mit einer Inzidenz von über 200 die Schulen geschlossen werden müssten. Der Verband der Realschullehrer forderte das Land nach dem Treffen auf, transparente Grenzwerte herauszugeben. «Diese Richtwerte stehen immer noch aus.»
Gericht: Gymnasiallehrer ohne Anspruch auf hohe Impf-Priorität
Saarlouis (dpa/lrs) - Anders als Grundschullehrer haben Lehrer an Gymnasien im Saarland bei der Corona-Impfung keinen Anspruch auf eine hohe Priorität. Das hat das Verwaltungsgericht des Saarlandes am Montag entschieden und damit den Eil-Antrag eines Gymnasiallehrers zurückgewiesen (Az. 6 L 295/21). Die höhere Priorisierung von Grundschullehrern sei sachlich gerechtfertigt: Grundschulkinder benötigten im Vergleich zu Schülern an weiterführenden Schulen mehr Zuwendung und Nähe. Auch sei es in Grundschulen schwieriger, Abstandsregeln umzusetzen.
Der Gymnasiallehrer hingegen sieht in der unterschiedlichen Priorisierung von Gymnasiallehrern und Grundschullehrern eine nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung. Er gehört zu der Personengruppe, die einen Anspruch auf Schutzimpfung nur mit erhöhter Priorität haben. Das Gericht sah für den Antragsteller «keine schweren und unzumutbaren Nachteile», wenn er auf den regulär vorgesehen Termin warte. Er sei «keinem hohen Ansteckungsrisiko» unterworfen.
Demgegenüber würde die vorgezogene Impfung sämtlicher Lehrer an weiterführenden Schulen die Impfung anderer Personen mit wohl höheren individuellen Gesundheitsrisiken verzögern. Gegen die Entscheidung steht den Beteiligten binnen zwei Wochen die Beschwerde an das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes zu.
Hessen stattet Lehrer mit Laptops aus - erste Geräte geliefert
Wiesbaden/Darmstadt (dpa/lhe) - Das Land Hessen hat am Montag damit begonnen, Lehrer mit Laptops und Tablets auszustatten. Die ersten 1000 Geräte gingen nach Darmstadt, wie das Digitalministerium mitteilte. Man verfolge auch weiterhin das Ziel, alle Schulen bis 2022 an das Highspeed-Netz anzubinden, sagte Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) in Darmstadt. Gemeinsam mit Kultusminister Alexander Lorz (CDU) und Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) überreichte Sinemus symbolisch dem Leiter der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule in Darmstadt die ersten Geräte.
Für die Ausstattung der hessischen Lehrer stehen laut Digitalministerium insgesamt 50 Millionen Euro zur Verfügung. 12,8 Millionen Euro davon stammten aus dem hessischen Sondervermögen. Insgesamt will das Land Hessen rund 73 000 Geräte anschaffen. Die Beschaffung erfolge durch die Schulträger und mit der Unterstützung des kommunalen IT-Dienstleisters ekom21.
In der Pandemie pauken Berlins Schüler auch in den Osterferien
Berlin (dpa/bb) - In den Osterferien können Berliner Schüler in einer sogenannten Frühjahrsschule Lernlücken schließen. Es werden etwa 400 Lerngruppen für bis zu 4000 Schülerinnen und Schüler angeboten, hieß es von der Bildungsverwaltung. Bis zu zehn Kinder und Jugendliche könnten 15 Stunden pro Woche miteinander in Gruppen lernen. Hintergrund ist die Corona-Pandemie: «Lernrückstände können eine Folge der teilweisen Schulschließungen sein», so Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).
Die Frühjahrsschule richte sich an Zweitklässler und soll sie im Rechnen, Lesen, Schreiben und Frühenglisch fördern. Außerdem sind Lernangebote für Neunt- und Zehntklässler geplant. Zusätzlich zur Frühjahrsschule für Schüler von allgemeinbildenden Schulen gibt es für Schüler beruflicher Schulen insgesamt 1040 Plätze.
Bereits in den Sommer-, Herbst- und Weihnachtsferien wurden Bildungsangebote für Berlins Schülerinnen und Schüler gemacht. Nach Angaben der Bildungsverwaltung werden für die Umsetzung der Frühjahrsschule 765 000 Euro bereitgestellt.
Die Frühjahrsschule richtet sich an Schüler, die von der Zahlung des Eigenanteils bei Lernmitteln befreit und Anspruchsberechtigte nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz (LmB/BuT) sind sowie von den Lehrkräften für das Projekt vorgeschlagen werden. Bei der Auswahl sollen nach Angaben der Bildungsverwaltung die neu zugewanderten Kinder in Notlagen besonders berücksichtigt werden.
Vom 29. März bis 10. April hat Berlin zwei Wochen Osterferien.
28.03.2021
Regierung, Schüler, Eltern und Lehrer sprechen über Schulöffnungen
Wie weiter nach den Osterferien? Diese Frage stellt sich vor allem für die Schulen. Die Corona-Zahlen steigen im Moment. Doch trotzdem sollen Kinder und Jugendliche nicht mehr bloß zu Hause büffeln.
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann will, dass nach den Osterferien alle Schüler wieder in die Schulen zurückkehren - abwechselnd und getestet. Wie das genau ablaufen kann, will der Grünen-Politiker am Montag (16.00 Uhr) mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern besprechen. An der Videokonferenz sollen auch Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) teilnehmen.
Angesichts stark steigender Infektionszahlen müsse überlegt werden, «wie wir trotzdem Unterricht ermöglichen können und dabei zwischen Gesundheitsschutz und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen einen gangbaren Weg finden», heißt es in dem Einladungsschreiben, das der dpa vorliegt. Und weiter: «Für den Zeitraum nach Ostern sind damit tragfähige Konzepte für den Schulbetrieb gefragt, um möglichst allen Klassenstufen die Chance auf Wechselunterricht zu geben.» Dabei würden auch Testungen an Schulen eine zentrale Rolle spielen.
In Baden-Württemberg sind viele Kinder und Jugendliche seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, seitdem sind auch die Abschlussklassen teils wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen im Regelbetrieb. Auch die 5. und 6. Klassen sind zurückgekehrt, können aber im Wechsel unterrichtet werden.
Eltern- und Schülervertreter fordern tägliche Tests an Schulen
Wie lassen sich Sicherheit und Präsenzunterricht an den Schulen unter einen Hut bringen? Schüler- und Elternvertreter im Südwesten sind sich in dieser Frage einig.
Stuttgart (dpa/lsw) - Vor einem Gespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) über weitere Schulöffnungen haben sich die Beteiligten bereits positioniert. Der Landeseltern- und der Landesschülerbeirat fordern als Voraussetzung für eine weitere Öffnung der Schulen eine tägliche Testung aller Schüler.«Das Potenzial für das Testen an den Schulen ist noch längst nicht ausgeschöpft», sagte die Sprecherin des Landesschülerbeirates, Elisabeth Schilli, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. An manchen Schulen werde ein bis zwei Mal in der Woche getestet, an anderen gar nicht.
Die Teilnahme an den Tests müsse verpflichtend sein, denn noch immer gebe es Schüler und Schülerinnen, die sich nicht testen ließen. «Dabei dient die Testung dem Schutz der Gruppe und deren Angehörigen.» Sie forderte die Landesregierung auf, den Wechselunterricht auch für die Mittelstufe einzuführen und dafür einen Stufenplan mit mehreren Kriterien neben dem Inzidenzwert zu erstellen.
An dem Online-Treffen zum Thema Schulöffnungen nehmen auch mehrere Lehrerverbände wie die GEW und der Philologenverband teil. Für die Landesregierung sind auch Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) eingeladen.
Der Chef des Elternverbandes, Michael Mittelstaedt, verwies auf wenig aufwendige, andernorts bereits praktizierte Test-Lösungen; dabei werden zwei Abstriche abgegeben,von denen einer in den sogenannten Pool wandert. Erst im Fall eines positiven Pool-Ergebnisses werden die Einzelabstriche untersucht. Sein Verband gehe mit zehn Forderungen in die Videokonferenz. «Die Hoffnungen der Eltern auf dieses Gespräch sind gewaltig.» Ihre Wünsche ließen sich auf die Formel «Präsenz und Sicherheit» bringen. Deshalb spielten hochwirksame Luftfilter und Plexiglasabgrenzungen in den Klassenräumen eine große Rolle. Die Kosten dafür lägen bei 220 Millionen Euro.
Den Eltern wie den Schülern liegen Förderprogramme am Herzen, um coronaverursachte Lerndefizite in den Ferien auszugleichen. «Wenn der verpasste Stoff erst im kommenden Schuljahr neben dem aktuellen Unterricht aufgeholt wird, entsteht ein Teufelskreis nach unten», sagte Schilli, die rund 1,5 Millionen Schüler im Südwesten vertritt. Am besten werde mit gezieltem Unterricht zum Ausgleich der Lücken noch in den Osterferien begonnen, spätestens aber in den Pfingstferien.
Mittelstaedt fordert überdies ein Corona-Impfangebot für Schüler und Schülerinnen ab 16 Jahren. So könne verhindert werden, dass die Jugendlichen kurz vor dem Schulabschluss durch eine Corona-Erkrankung aus der Bahn geworfen werden. Der Forderung schloss sich Schilli an, sofern die Risikogruppen versorgt seien.
In Baden-Württemberg sind viele Kinder und Jugendliche seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, auch die Abschlussklassen sind seitdem teilweise wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen wieder im Regelbetrieb. Die 5. und 6. Klassen sind ebenfalls zurückgekehrt, können aber auch im Wechsel unterrichtet werden. Die Mittelstufe wird online unterrichtet.
Schulen bleiben offen - solange das Gesundheitsamt nicht widerspricht
Schwerin (dpa/mv) - Die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sollen so lange offengehalten werden, bis das Gesundheitsamt bei zu hohen Fallzahlen in einer Region widerspricht. Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) kündigte für die kommenden Tage Gespräche mit den Kreisen und kreisfreien Städten an, wie der Schulbetrieb ab dem 12. April gestaltet werden soll. «Ziel ist es, angesichts des vergleichsweise geringen Infektionsgeschehens in den Schulen und durch den Einsatz der Selbstteststrategie, der Impfungen und durch die Einhaltung der Hygienemaßnahmen Präsenzunterricht in den Schulen weiterhin zu ermöglichen», erklärte die Ministerin am Sonntag.
Am 8. und 9. April soll der Unterricht demnach wie in den Tagen vor den Osterferien stattfinden, die bis zum 7. April dauern. Für die Klassen eins bis sechs sowie für die Abschlussklassen gibt es Präsenzunterricht, ab Klasse 7 Wechselunterricht. Sollte ein Gesundheitsamt Einschränkungen verhängen, soll darüber spätestens am 6. April informiert werden.
Die steigenden Infektionszahlen durch die Verbreitung der gefährlicheren britischen Variante des Coronavirus stelle die Schulen vor größere Herausforderungen als ohnehin schon, so Martin. Sie appellierte, das Angebot der Corona-Selbsttests für Lehrer und Schüler zweimal pro Woche nach den Osterferien breit anzunehmen. «Täglicher Präsenzunterricht oder Wechselunterricht in der Schule werden nur möglich sein, wenn wir alle Maßnahmen zum Schutz zielgerichtet umsetzen.» Alle Schulen im Land haben demnach Selbsttests erhalten. Weitere Lieferungen sollen folgen.
Nach dem jüngsten Bericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales gab es an den Schulen des Landes zuletzt 51 bestätigte, aktive Corona-Infektionsfälle, davon 42 Schüler und 9 Lehrer oder andere Mitarbeiter der Schulen. Betroffen waren 39 Schulen. Die Zahlen stammen vom Freitag.
Tonne: Wechselmodell auch nach Ferien - «Unwohlsein berücksichtigen»
Auch nach den Osterferien dürfte der Unterricht an den Schulen in Niedersachsen nur im Wechselmodell weitergehen. Der Kultusminister lobt Kinder und Jugendliche für das «tolle Durchhalten» der Regeln. Ob die Test-Pläne Bestand haben, dürfte sich aber erst noch zeigen.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat die Schülerinnen und Schüler auf einen andauernden Wechselunterricht nach den Osterferien eingestellt. Man denke gerade noch darüber nach, wie man Schule in der Corona-Pandemie sicherer machen könne, schrieb der SPD-Politiker in einem Brief. Eine Idee dafür seien die geplanten regelmäßigen Tests. Das Lehrpersonal und die Schülerschaft sollten zwei Mal pro Woche getestet werden.
«Gerade ihr Schülerinnen und Schüler leistet seit Monaten einen wichtigen Beitrag, damit wir das Coronavirus endlich gemeinsam in den Griff kriegen», schrieb Tonne. «Ihr haltet euch an die Regeln, tragt eure Masken und trefft euch nur mit sehr wenigen Menschen. Das ist oft anstrengend und blöd, und trotzdem haltet ihr ganz toll durch.» Viele hätten sich an den Unterricht in halben Klassen gewöhnt.
In einem zweiten Brief an die Eltern erklärte Tonne, dass sich am Status quo in den Schulen vorerst nichts ändern werde. Das heißt: Die Präsenzpflicht gilt weiter. Bei einem Inzidenzwert von mehr als 100 an drei aufeinanderfolgenden Tagen werden alle zu Hause unterrichtet - ausgenommen die Klassen von Grund- und Förderschulen sowie die Abschlussjahrgänge an den weiterführenden Schulen und Gymnasien.
Corona-Schnelltests waren an vielen Schulen schon in der vergangenen Woche verteilt und den Kindern mit nach Hause gegeben worden. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Handhabung mit den Eltern einüben, um künftig möglichst beim Gang zum Unterricht ein negatives Ergebnis mitnehmen zu können - so eine ursprüngliche Idee. Aber auch in den Schulen selbst könnte getestet werden. Dies hatte vielerorts schon vor den Osterferien beginnen sollen.
Tonne sagte der «Nordwest-Zeitung» (Montag), im Fall möglicherweise zunehmender Positiv-Ergebnisse müsse man dafür sorgen, dass sich betroffene Schulkinder auch nicht ausgegrenzt fühlen. Dies könnte vielleicht doch ein «ernsthaftes Argument» gegen Schnelltests in der Schule sein. Daher müsse man die ersten Ergebnisse «sehr offen» auswerten. Zwar sei die Sicherheit maximal, wenn alle Schülerinnen und Schüler teilnähmen. Zugleich gelte aber: «Das Unwohlsein der Beteiligten muss sehr ernsthaft berücksichtigt werden.»
Lehrerverband: Zwei Milliarden werden für Schüler-Nachhilfe gebraucht
Der Deutsche Lehrerverband schätzt, dass mindestens 80 Prozent der Schüler wegen der Corona-Krise eine zusätzliche Lernförderung brauchen. Die Kosten dafür gehen in die Milliarden.
Berlin (dpa) - Das Aufholen coronabedingter Lernrückstände von Schülern erfordert nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbands (DL) rund zwei Milliarden Euro. DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag: «Viele Kinder und Jugendliche werden zukünftig begleitende Förderangebote etwa in Form zusätzlichen Nachmittagsunterrichts oder digitaler Nachhilfe brauchen.» Beim Großteil der Schülerinnen und Schüler könnten die coronabedingten Lerndefizite in den nächsten zwei Schuljahren wieder aufgeholt werden. Bei mindestens 20 Prozent der Schüler gehe er davon aus, dass wegen der Corona-Krise ein stark erhöhter Förderbedarf entstanden sei. «Da haben wir Bedenken, ob sie überhaupt noch den verpassten Stoff aufholen können.»
Zwischen 300 und 600 Präsenz-Unterrichtsstunden seien je nach Bundesland, Schulart und Infektionslage inzwischen weggefallen und nur teilweise durch Distanzunterricht ersetzt worden, so Meidinger. Er erwarte daher, dass eine Lernförderung über mehr als nur ein Schuljahr laufen müsse. «Das ist eine Langstrecke und nicht nur eine vorübergehender Förderung, die man nach wenigen Wochen und Monaten abhaken kann.»
Ähnliche Zahlen hatte zuletzt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) genannt. Die Studie des arbeitgebernahen Instituts geht laut einem Bericht der «Rheinische Post» (Samstag) zufolge von rund 1,5 Millionen Schülern aus, bei denen durch die Krise ein stark erhöhter Förderbedarf entstanden ist. Die Autoren rechnen mit einem durchschnittlichen Förderbedarf von rund 100 Stunden pro betroffenem Schüler - und kommen so auf eine Fördersumme von 1,5 Milliarden Euro.
Über ein entsprechendes Förderprogramm beraten Bund und Länder bereits seit einigen Wochen: Im Gespräch ist eine «Nachhilfe-Milliarde». Dies sei der Bedarf für die Kernfächer, erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die SPD-geführten Länder schlagen vor, rund jedem fünften der 11 Millionen Schüler zusätzlichen Unterricht anzubieten - entweder über ein ganzes Schuljahr zwei Stunden pro Woche oder über ein halbes Schuljahr vier Stunden.
Karliczek sagte: «20 bis 25 Prozent der Schüler haben vermutlich große Lernrückstände - vielleicht sogar dramatische.» Möglichst schon zu den Sommerferien, spätestens zum neuen Schuljahr würden entsprechende Förderangebote bereitgestellt, für Deutsch, Mathematik und möglicherweise die erste Fremdsprache. Zielgruppe seien vor allem Schülerinnen und Schüler, bei denen ein Wechsel bevorstehe - entweder auf eine weiterführende Schule oder in eine Ausbildung. Der jeweilige Bedarf müsse «vorher in einer Lernstandserhebung ermittelt werden».
Auch DL-Präsident Meidinger forderte eine baldige Bestandsaufnahme über den Lernstand: «Wir brauchen möglichst bald einen Überblick vorrangig in den Kernfächern, wo die Schüler stehen und wie groß die Lücken sind.» Auf der Grundlage dieser Diagnose sollte dann gemeinsam mit Eltern und Kindern beraten werden, welche Maßnahmen nötig und sinnvoll sind, um die Zukunftschancen sowie die weitere Bildungslaufbahn und die angestrebten Schulabschlüsse zu sichern.
Bei Schülern, die starke Defizite aufweisen, wäre auch ein zusätzliches Schuljahr denkbar, so Meidinger. «Man könnte neben dem individuellen freiwilligen Wiederholen an größeren Schulen eigene Lerngruppen bilden, in denen die Lücken aus den letzten zwei Schuljahren aufgeholt werden.» Das könnte auch den Druck mindern, neben dem Lernen des neuen Stoffs gleichzeitig den alten nachholen zu müssen. Meidinger sagte: «Freizeit und Hobbys sind im Lockdown sowieso schon genug auf der Strecke geblieben.»
Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, begrüßte das zusätzliche Förderangebot an Schulen. Er forderte jedoch, auf eine zeitliche Begrenzung zu verzichten. «Ein auf zwei Jahre befristetes Förderprogramm wird den bevorstehenden Herausforderungen nicht gerecht werden können. Es muss daher jetzt schon darüber nachgedacht werden, wie das nun zu spannende Auffangnetz verstetigt werden kann, um langfristig zu wirken.»
27.03.2021
Kretschmann lädt für Montag zu Gespräch über Schulöffnungen
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann will an diesem Montag mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern besprechen, ob die Schulen nach den Osterferien trotz steigender Corona-Zahlen schrittweise weiter geöffnet werden können. An der Video-Konferenz am Montagnachmittag (16.00) nehmen unter anderem der Landesschüler- und der Landeselternbeirat sowie mehrere Lehrerverbände wie die GEW und der Philologenverband teil. Für die Landesregierung sind auch Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) eingeladen.
In dem Einladungsschreiben, das der dpa vorliegt, schreibt Kretschmann, angesichts stark steigender Infektionszahlen müsse überlegt werden, «wie wir trotzdem Unterricht ermöglichen können und dabei zwischen Gesundheitsschutz und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen einen gangbaren Weg finden». Und weiter: «Für den Zeitraum nach Ostern sind damit tragfähige Konzepte für den Schulbetrieb gefragt, um möglichst allen Klassenstufen die Chance auf Wechselunterricht zu geben.» Dabei würden auch Testungen an Schulen eine zentrale Rolle spielen.
Kretschmann hatte am Mittwoch im Landtag erklärt, dass nach den Osterferien alle Kinder und Jugendlichen schrittweise und mit regelmäßigen Corona-Tests im Wechsel wieder in die Schulen zurückkehren sollen. Es solle einen Stufenplan geben, wonach Stadt- und Landkreise je nach Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche über die Art des Unterrichts entscheiden können.
In Baden-Württemberg sind die meisten Kinder und Jugendlichen seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, auch die Abschlussklassen sind seitdem teilweise wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen wieder im Regelbetrieb. Die 5. und 6. Klassen sind ebenfalls zurückgekehrt, können aber auch im Wechsel unterrichtet werden.
Studie: Wegen Corona 1,5 Milliarden für Schüler-Nachhilfe nötig
Berlin (dpa) - Das Aufholen coronabedingter Lernrückstände von Schülern erfordert nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zusätzliche öffentliche Mittel von rund 1,5 Milliarden Euro, wie die «Rheinische Post» (Samstag) berichtet. Die Studie des arbeitgebernahen Instituts geht dem Bericht zufolge von rund 1,5 Millionen Schülern aus, bei denen durch die Krise ein stark erhöhter Förderbedarf entstanden ist. Die Autoren rechnen mit einem durchschnittlichen Förderbedarf von rund 100 Stunden pro betroffenem Schüler und kommen so auf die Milliardensumme. Das sei «gut angelegtes Geld, um die Verschärfung der Ungleichheit der Bildungschancen und deutlich größere Folgekosten zu vermeiden».
Über ein entsprechendes Förderprogramm beraten Bund und Länder bereits seit einigen Wochen: Im Gespräch ist eine «Nachhilfe-Milliarde». Dies sei der Bedarf für die Kernfächer, erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die SPD-geführten Länder schlagen vor, rund jedem fünften der 11 Millionen Schüler zusätzlichen Unterricht anzubieten - entweder über ein ganzes Schuljahr zwei Stunden pro Woche oder über ein halbes Schuljahr vier Stunden. Nach Angaben des Deutschen Lehrerverbands sind seit Beginn der Pandemie mehr als 500 Unterrichtsstunden weggefallen.
Karliczek sagte: «20 bis 25 Prozent der Schüler haben vermutlich große Lernrückstände - vielleicht sogar dramatische.» Möglichst schon zu den Sommerferien, spätestens zum neuen Schuljahr würden entsprechende Förderangebote bereitgestellt, für Deutsch, Mathematik und möglicherweise die erste Fremdsprache. Zielgruppe seien vor allem Schülerinnen und Schüler, bei denen ein Wechsel bevorstehe - entweder auf eine weiterführende Schule oder in eine Ausbildung. Der jeweilige Bedarf müsse «vorher in einer Lernstandserhebung ermittelt werden».
26.03.2021
191 Schüler positiv auf Corona getestet
Dresden (dpa/sn) - Die Corona-Selbsttests an Sachsens Schulen haben diese Woche bei 191 Schülern ein positives Ergebnis gezeigt. Bei fast 146 300 Tests sei dies eine Infektionsrate von 0,13 Prozent, teilte das Kultusministerium am Freitag in Dresden mit. Beim Schulpersonal gab es mehr als 62 600 Tests, es wurden 90 Infektionen festgestellt. Den Angaben zufolge darf derzeit nur eine Schule betreten, wer einen Test absolviert oder einen negativen Corona-Nachweis vorlegen kann. Laut Ministerium haben in dieser Woche mehr als 2500 Schüler den Test verweigert; beim Schulpersonal war das 26 Mal der Fall.
Nach Ostern zwei Corona-Selbsttests pro Woche in den Schulen
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Schüler und Lehrer können nach den Osterferien zweimal pro Woche einen Corona-Selbsttest machen. Bisher wurden die Tests in den Schulen nur einmal wöchentlich bereitgestellt. Außerdem soll es künftig möglich sein, den Test zu Hause durchzuführen statt zum Beginn eines Schultags in der Klasse. Das müsste dann die jeweilige Schulkonferenz beschließen, heißt es in einem Hinweisschreiben von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) an die Schulen im Land vom Freitag. Auch eine Kombination beider Orte ist demnach möglich. Wichtiger als der Ort der Testungen sei, dass überhaupt regelmäßig sachgerechte Testungen vorgenommen würden und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ergebnissen stattfinde, so Martin.
Seit dem 17. März bieten die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern den Lehrern, Schülern und Schulmitarbeitern Corona-Selbsttests an, um den Präsenzunterricht in der Pandemie sicherer zu machen. In den ersten sieben Tagen nutzten nach Angaben des Ministeriums gut 48 000 der rund 187 000 Schüler das Angebot. Von den rund 13 300 Lehrern nahmen knapp 5500 teil. Außerdem testeten sich gut 1000 Referendare und Schulmitarbeiter. In den ersten vier Tagen gab es nach Angaben aus der SPD-Landtagsfraktion 21 positive Testergebnisse.
An der anfänglichen Festlegung, die Selbsttests verpflichtend in der Klasse durchzuführen, hatte es Kritik von Lehrern und Eltern gegeben. Manche befürchteten Verletzungen bei kleineren, lebhaften Kindern, wenn in der Gruppe getestet wird, andere warnten vor Stigmatisierungen bei positiven Testergebnissen. Der CDU-Bildungspolitiker Daniel Peters zeigte sich überzeugt, dass der Schwenk von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) zu einer größeren Akzeptanz der Testungen beitragen werde.
Philologenverband fordert schnellere Impfung für alle Lehrer
Berlin (dpa) - Der Deutsche Philologenverband fordert, dass nach den Grundschullehrern auch Lehrkräfte weiterführender Schulen nun schnell ein Impfangebot bekommen. Die Kultusminister der Länder müssten die anstehenden Osterferien nutzen, um allen Lehrkräften ein Angebot zu machen, sagte Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing der Deutschen Presse-Agentur. «Die Kultusminister treten kontinuierlich für den Präsenzunterricht ein. Das gleiche Engagement müssen sie aber vorlegen, wenn es um Impfungen für die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen geht.» Bisher hätten nur 3 der 16 Bundesländer entsprechende Angebote gemacht, kritisierte Lin-Klitzing. Der Philologenverband vertritt die Gymnasiallehrer.
Im Zuge der Wiederöffnung von Kitas und Grundschulen war die Impfreihenfolge geändert worden. Kita-Beschäftigte und Grundschullehrkräfte kommen dadurch früher als ursprünglich geplant dran. Für Lehrer weiterführender Schulen gibt es keine entsprechende bundesweite Regelung.
25.03.2021
NRW plant nach den Osterferien keinen Regelunterricht an den Schulen
Wegen der steigenden Corona-Zahlen wird es in NRW auch nach den Osterferien keinen regulären Schulunterricht geben. Die Entscheidung kommt nicht unerwartet. Doch das Schulministerium will diesmal die Weichen frühzeitig stellen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - An den Schulen in Nordrhein-Westfalen wird es auch nach den Osterferien keinen regulären Unterricht geben. Zunächst bis zum 23. April sollten die Schüler wie schon jetzt abwechselnd im Klassenraum und zu Hause lernen, schrieb das Schulministerium am Donnerstag in einer Mail an die Schulen. «Die Landesregierung wird die Entwicklung des Infektionsgeschehens weiterhin aufmerksam beobachten und den Schulstart im Zusammenwirken mit allen Beteiligten nach den Osterferien sorgfältig vorbereiten», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).
Das Ministerium versprach den Schulen, dass nach den Osterferien pro Woche zwei Selbsttests für alle Lehrer und die Schüler an weiterführenden Schulen zur Verfügung stünden. Für Schüler in Grundschulen gilt diese Zusage zunächst nicht. Die Landesregierung sei aber «bestrebt», auch Grund- und Förderschülern «schnellstmöglich ein alters- und kindgerechtes Testangebot machen zu können», schrieb das Ministerium in der Schulmail.
Für die Abiturienten soll unmittelbar nach den Osterferien eine gezielte Vorbereitung in den Abiturfächern starten. Der Unterricht in allen anderen Fächern entfalle für die Abiturienten komplett.
Nach Monaten des Distanzunterrichts waren viele Kinder und Jugendliche in NRW in den vergangenen Wochen zumindest tageweise in die Schulen zurückgekehrt. Den Anfang hatten zunächst die Grundschüler und Abschlussjahrgänge der weiterführenden Schulen gemacht. Seit dem 15. März gab es auch für die übrigen Klassen einen Wechsel aus Unterricht in den Klassenräumen und Lernen zu Hause. Zuvor waren die Schüler aller Schulformen seit Mitte Dezember im Distanzunterricht.
In besonders von der Pandemie betroffenen Regionen sei auch nach den Osterferien ein kompletter Distanzunterricht möglich. Bislang hatten Hagen, Wuppertal, der Kreis Düren, der Märkische Kreis, der Oberbergische Kreis und der Kreis Siegen-Wittgenstein die Schüler komplett in den Heimunterricht geschickt. Die Erlaubnis der Landesregierung dafür ist allerdings zunächst bis zu den Osterferien begrenzt. An diesem Freitag ist in NRW der letzte Schultag vor den Ferien.
Kretschmann will Schülern nach Ostern Wechselunterricht ermöglichen
Fast drei Monate waren die meisten Kinder und Jugendlichen nicht mehr in der Schule. So kann das nicht weitergehen, sagt Kretschmann jetzt. Nach den Osterferien sollen Kreise je nach Infektionszahlen über Schulöffnungen entscheiden.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach den Osterferien sollen alle Kinder und Jugendlichen schrittweise und mit regelmäßigen Corona-Tests wieder in die Schulen zurückkehren können. Es soll einen Stufenplan geben, wonach Stadt- und Landkreise je nach Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche über die Art des Unterrichts entscheiden können. «Jedenfalls haben wir das Ziel, dass wir perspektivisch allen Klassenstufen eine Chance auf Wechselunterricht einräumen – unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen», sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwoch im Landtag in Stuttgart.
Voraussetzung dafür sei, dass neben Lehrkräften auch Schülerinnen und Schüler zweimal die Woche getestet würden. Die Testmöglichkeiten seien nach den Ferien weitgehend aufgebaut. Der grüne Regierungschef kündigte an, sich kommende Woche mit Vertretern von Eltern, Lehrern und Schulleitern zusammensetzen zu wollen. «Wenn wir möglichst viel Präsenz ermöglichen wollen, brauchen wir eine hohe Teilnahmequote an den Tests», betonte Kretschmann. Er schloss eine «Testpflicht» - wie es sie in Sachsen gibt - nicht aus. «Das loten wir rechtlich aus.»
Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz erklärte, es müsse einen Stufenplan geben, «um es trotzdem allen Kindern zu ermöglichen, nach Ostern zumindest für einige Tage in der Woche Unterricht in Präsenz zu erhalten». Man wolle sich dabei an der Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche in den Stadt- und Landkreisen orientieren. Davon hänge ab, ob Schüler im Hybridunterricht, im Wechselunterricht oder auf herkömmliche Weise unterrichtet werden.
In Hotspots mit einer Inzidenz von über 200 sollen die Schulen allerdings geschlossen werden, sagte Schwarz. Kinder und Jugendliche sollten dann ausschließlich digitalen Unterricht bekommen. Die Bildungsgewerkschaft GEW hält diesen Grenzwert für etwas zu hoch. Grundsätzlich sei man der Meinung, dass ab einer Inzidenz von 50 Wechselunterricht gemacht werden müsse, sagte Matthias Schneider von der GEW. Wichtig sei zudem, dass die Testkapazitäten verlässlich ausgebaut werden. «Es gibt Schulen, in denen es super funktioniert, und andere, da funktioniert es gar nicht.» Hier müsse es nochmal Gespräche mit den Kommunen geben, die meistens die Schulträger seien und sich darum kümmern müssten.
Ex-Kultusminister Andreas Stoch (SPD) zeigte sich erfreut, dass Kretschmann jetzt das «Ruder» übernehme, wo Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) abgetaucht sei. «Man kann das Schiff jetzt nicht noch mehrere Wochen treiben lassen», sagte der SPD-Fraktionschef der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist richtig, dass Kretschmann das jetzt zur Chefsache macht.» Nun müsse man in Absprache mit Eltern- und Lehrervertretern Lösungen finden, wie man Gesundheitsschutz und Präsenzunterricht auf Kreisebene miteinander kombinieren könne.
In Baden-Württemberg sind die meisten Kinder und Jugendlichen seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, auch die Abschlussklassen sind seitdem teilweise wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen wieder im Regelbetrieb. Die 5. und 6. Klassen sind ebenfalls zurückgekehrt, können aber auch im Wechsel unterrichtet werden.
24.03.2021
Schulpersonal soll ab sofort geimpft werden
Magdeburg (dpa/sa) - Lehrkräfte aller Schulformen in Sachsen-Anhalt sollen sich ab sofort gegen Corona impfen lassen können. Auch weiteres Personal der Schulen bekomme ein Impfangebot, teilte das Sozialministerium in Magdeburg am Mittwoch mit. Dazu zählen unter anderem Menschen, die in Sekretariaten oder als Reinigungskräfte arbeiten, aber auch Referendare oder Praktikanten. «Mit Blick auf die zugespitzte epidemiologische Lage ist dieser Schritt zwingend
erforderlich», sagt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) laut Mitteilung. Bislang waren Beschäftigte an Grund- und Förderschulen impfberechtigt.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) bezeichnete die Entscheidung als einen «wichtigen Beitrag zum pandemiefesten Schulbetrieb». Bislang sei die Impfbereitschaft unter Lehrkräften sehr hoch. «Ich hoffe, dass nun auch alle Kolleginnen und Kollegen der weiterführenden Schulen das Impfangebot wahrnehmen», wird Tullner in einer Mitteilung des Bildungsministeriums weiter zitiert.
Bis Ende kommender Woche soll die Zahl gelieferter Impfdosen Angaben des Sozialministeriums zufolge auf insgesamt 452 550 steigen. Bislang hätten 9,3 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt eine Erstimpfung, 3,8 Prozent die Zweitimpfung erhalten.
Schulen bleiben nach Osterferien im Wechselunterricht
Mainz (dpa/lrs) - Die Schulen in Rheinland-Pfalz unterrichten nach den Osterferien weiter im Wechsel von Fern- und Präsenzunterricht. Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens sei klar, «dass wir nicht zu weiteren Öffnungsschritten kommen können», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Mittwoch in Mainz.
Die Präsenzpflicht für Kinder und Jugendliche, die im Klassenraum unterrichtet werden, bleibt auch nach den Ferien weiter bestehen. Schülerinnen und Schüler, «die vulnerable Angehörige und eine besondere Situation zuhause haben», können sich aber mit einem Attest von der Präsenzpflicht befreien lassen. Bei einer Inzidenz von mehr als 100 Corona-Infektionen auf 100 000 Einwohner wird in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und der Schulaufsicht geklärt, wie der Unterricht vor Ort weiter geregelt sein soll.
Osterruhe wieder gekippt - Perspektive für Schulen im Südwesten
Notbremse ja, Osterruhe nein. Die Kanzlerin kassiert den geplanten Lockdown über Ostern nach heftiger Kritik wieder ein. Das bringt auch die Umsetzung der Beschlüsse im Land durcheinander. Für die Schulen hat Kretschmann eine Überraschung parat.
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Menschen in Baden-Württemberg nach dem Stopp für die Pläne eines verschärften Oster-Lockdowns um Verzeihung gebeten. «Ich möchte mich bei der Bevölkerung für dieses Hin und Her entschuldigen», sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im Landtag in Stuttgart. Zuvor hatten Kanzlerin Angela Merkel und die Länder-Regierungschefs in einer neuerlichen Schalte die in der Nacht zu Dienstag beschlossene Osterruhe wieder gekippt. Die Initiative dafür sei von Merkel ausgegangen, wofür er ihr Respekt zolle, sagte Kretschmann.
Es habe sich als nicht machbar herausgestellt, Gründonnerstag und Karsamstag mit Hilfe des Infektionsschutzgesetzes als Ruhetage zu definieren, erklärte der Regierungschef. Zudem sei klar geworden, dass es bei vielen Betrieben stark die Lieferkette beeinträchtigt hätte. Das Sprichwort «der Teufel steckt im Detail» habe sich bewahrheitet, sagte der Grüne. Der Plan für die Osterruhe sei in der Bund-Länder-Schalte erst mitten in der Nacht aufgekommen und sei nicht genügend vorbereitet gewesen.
Nun sollen die Länder mit Hilfe der Notbremse dafür sorgen, dass die Kontakte so weit wie möglich verringert werden. Vor der neuerlichen Online-Konferenz mit Merkel hatte Kretschmann im Landtag erklärt, dass Lockerungen wieder rückgängig gemacht werden müssten, sobald die Zahl der Neuinfektionen stabil über 100 pro 100 000 Einwohner in einer Woche sei. «Niemand zieht eine Notbremse leichtfertig. Aber wer sie nicht betätigt, obwohl die Gefahr absehbar ist, handelt fahrlässig», sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf die stark steigenden Fallzahlen.
Für Schülerinnen und Schüler hatte Kretschmann eine Überraschung parat: Nach den Osterferien sollen alle Kinder und Jugendlichen schrittweise und mit regelmäßigen Corona-Tests wieder in die Schulen zurückkehren können - trotz der Gefahr durch die Mutanten. «Wir wollen hier Perspektiven geben», sagte Kretschmann. Voraussetzung dafür sei, dass neben Lehrkräften auch Schülerinnen und Schüler zweimal die Woche getestet würden. Die Testmöglichkeiten seien nach den Osterferien weitgehend aufgebaut. «Jedenfalls haben wir das Ziel, dass wir perspektivisch allen Klassenstufen eine Chance auf Wechselunterricht einräumen – unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.»
Der grüne Regierungschef kündigte an, sich kommende Woche mit Vertretern von Eltern, Lehrern und Schulleitern zusammensetzen zu wollen. «Wenn wir möglichst viel Präsenz ermöglichen wollen, brauchen wir eine hohe Teilnahmequote an den Tests», betonte Kretschmann. Er schloss eine «Testpflicht» nicht aus. «Das loten wir rechtlich aus.»
Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz erklärte, es müsse einen Stufenplan geben, «um es trotzdem allen Kindern zu ermöglichen, nach Ostern zumindest für einige Tage in der Woche Unterricht in Präsenz zu erhalten». Man wolle sich dabei an der Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche in den Stadt- und Landkreisen orientieren. Davon hänge ab, ob Schüler im Hybridunterricht, im Wechselunterricht oder auf herkömmliche Weise unterrichtet werden. In Hotspots mit einer Inzidenz von über 200 sollen die Schulen allerdings geschlossen werden, sagte Schwarz. Kinder und Jugendliche sollten dann ausschließlich digitalen Unterricht bekommen.
Kretschmann erläuterte zudem, in Stadt- und Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 würden weitere Schritte umgesetzt. Nur die Geschäfte für den täglichen Bedarf blieben geöffnet, dazu zählen auch Bau- und Gartenmärkte. Zudem gelte eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 21.00 Uhr bis 5.00 Uhr. Neu ist: «Wer in einem privaten Pkw mitfährt, muss eine medizinische Maske tragen, sofern die Person nicht dem Hausstand des Fahrers angehört.» Noch nicht klar sei, ob die Kontakte von Montag an weiter beschränkt werden sollen. Wie man mit «Click&Collect» und «Click&Meet» im Einzelhandel umgehen will, berate man derzeit noch mit den Nachbar-Bundesländern.
Es soll außerdem dabei bleiben, dass Stadt- und Landkreise je nach Corona-Infektionszahlen über Lockerungen und Schließungen etwa von Geschäften entscheiden. Kretschmann hatte erwogen, die Regeln wieder landesweit durchzusetzen, dies aber wieder verworfen. Wegen der steigenden Zahl von Infektionen im Südwesten sind derzeit kaum noch Öffnungen möglich. So liegt nach Zahlen des Landesgesundheitsamts kein Kreis mehr unter dem Schwellenwert von 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche. Derzeit liegen im Südwesten noch 27 Kreise zwischen 50 und 100, 17 sind über der Inzidenz von 100.
Der Regierungschef erneuerte seinen Appell an die Unternehmen im Land, den Beschäftigten, die in Präsenz arbeiteten, regelmäßig Tests zur Verfügung zu stellen - «mindestens einmal die Woche, besser zweimal». Andernfalls müsse man zu anderen Mitteln greifen. «Anfang April werden wir uns ein Bild machen, wie viele Unternehmen solche Tests anbieten.», sagte Kretschmann. «Sollte die Quote zu niedrig sein, wird eine bundesweite rechtliche Verpflichtung für die Unternehmen geprüft, Tests für ihre Belegschaften anzubieten.»
Lehrerverband: Schuljahr nicht abhaken
Berlin (dpa) - Trotz des massiven Unterrichtsausfalls wegen der Corona-Einschränkungen gibt der Deutsche Lehrerverband das laufende Schuljahr nicht verloren. «Abhaken muss man dieses Schuljahr nicht. Das wäre auch eine unzulässige Negierung der großen Anstrengungen und des Engagements von Schülern und Lehrkräften im Distanzunterricht», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Deutschen Presse-Agentur.
Er wolle die entstandenen Lücken nicht klein reden. Aber wenn die Politik jetzt endlich handele und ein umfassendes Lernförderprogramm auf den Weg bringe, gebe es eine gute Chance, im nächsten und übernächsten Schuljahr Lerndefizite aufzuholen. Meidinger nannte Zusatzangebote für Schüler und den Einsatz zusätzlichen Personals, etwa Nachwuchslehrer im Studium oder Pensionäre.
Bund und Länder verhandeln derzeit über ein solches Programm, das bis zu einer Milliarde Euro kosten könnte. Die SPD-Länder hatten vorgeschlagen, dass etwa jedem fünften der rund 11 Millionen Schüler ein Angebot für eine Lernförderung gemacht werden könnte - entweder zwei zusätzliche Stunden pro Woche über ein ganzes Schuljahr oder vier Stunden über ein halbes Schuljahr.
Mit Blick auf den weiteren Schulbetrieb sagte Meidinger, Öffnungen auch bei höheren Corona-Zahlen seien nur verantwortbar, wenn eine umfassende Testung gewährleistet sei und die Lehrkräfte geimpft seien. Er verwies auf eine «andere Gefährdungslage an Schulen» durch die neuen Virusvarianten.
Bei der in den Ländern anlaufenden Ausweitung von Tests für Schüler und Lehrkräfte sieht der Verband noch mehrere organisatorische Probleme. So sei die Frage der Verbindlichkeit vielfach noch offen und ob die Tests in der Schule oder Zuhause durchgeführt werden sollten. «Im Übrigen ist ein negativer Schnell- oder Selbsttest nur wenige Stunden gültig. Wenn man also wirklich einen genauen Überblick über das Infektionsgeschehen haben will, müsste man täglich testen», sagte Meidinger.
Bildungsministerin informiert über Teststrategie für Schulen
Mainz (dpa/lrs) - Ab April sollen alle Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz einmal in der Woche auf das Coronavirus getestet werden. Die Einzelheiten der Teststrategie an Schulen wie an den Kindertagesstätten stellt an diesem Mittwoch (12.30 Uhr) Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) vor. Bund und Länder haben Anfang März beschlossen, dass auch Lehrkräfte sowie Kita-Erzieherinnen und -Erzieher sowie Beschäftigte in Jugendheimen ein regelmäßiges Testangebot erhalten.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte im Anschluss an die jüngsten Bund-Länder-Beschlüsse im Ältestenrat des Landtags, dass Rheinland-Pfalz die bevorstehende Zeit nutzen werde, um die Vorkehrungen für Corona-Tests weiter auszubauen. Dabei nannte sie neben Bürgertests für alle und Tests in Unternehmen auch die Schulen. Jetzt werde vorbereitet, dass nach den Osterferien nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch alle Kinder und Jugendlichen getestet würden. Bildungsministerin Hubig führe dazu Gespräche mit der Schulgemeinschaft.
23.03.2021
Sachsen will Schulbetrieb ab 12. April ermöglichen
Dresden (dpa/sn) - Sachsen will die Schulen ab dem 12. April wieder öffnen. Die Bedingungen für Präsenzunterricht werden derzeit diskutiert, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) bei einer Videokonferenz der Regierung am Dienstagabend. Dabei sollen die für Lehrer und Schuler aller Schularten zwei Mal in der Woche vorgesehenen Tests helfen. «Dafür brauchen wir jeweils 1,2 Millionen Schnelltests, an der Beschaffung arbeiten wir.» Piwarz sprach von einer Übergangslösung, bis man beim Impfen weiter und die Schulen dadurch sicher seien. Impfstoff werde wohl bis Mai «nicht so zur Verfügung stehen wie wir es brauchen», sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
Laut Piwarz kommt es auch auf die Einhaltung der anderen Schutzmaßnahmen wie Maske und Abstand in den Schulen an, um flächendeckende Schließungen zu vermeiden. Der Chef der Sächsischen Impfkommission, Thomas Grünewald, verwies auf die im Unterschied zu Ende 2020 höhere Infektionsdynamik. Die Inzidenz verdoppele sich innerhalb von zwei Wochen, das Durchschnittsalter der Corona-Patienten auf Stationen liege aktuell bei 58 Jahren. Nach seinen Angaben haben sich bisher sechs Prozent der sächsischen Bevölkerung mit Corona infiziert - und jeder 500. Sachse sei mit der Erkrankung gestorben.
Neue Regeln für den Schulunterricht nach den Osterferien in Bayern
München (dpa) - Das bayerische Kabinett hat neue Regeln für den Schulbetrieb nach den Osterferien verabschiedet. So sollen bei einem Inzidenzwert unter 50 sämtliche Schulklassen der Grundschulen Präsenzunterricht erhalten, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag in München sagte. Zwischen 50 und 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche erfolgt für alle Jahrgänge Wechselunterricht. Bei einem Wert von über 100 gilt grundsätzlich Distanzunterricht - allerdings mit Ausnahmen.
So findet in den Abschlussklassen sowie in der vierten Klasse der Grundschule und den Jahrgangsstufen 11 an Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen Präsenzunterricht mit Mindestabstand oder Wechselunterricht statt. In die Klassenzimmer dürfen dabei aber nur Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die über einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test verfügen oder in der Schule einen entsprechenden Selbsttest mit negativem Ergebnis gemacht haben. Alle anderen müssen per Distanzunterricht lernen.
Auch das an den Schulen tätige Personal soll sich mindestens zweimal wöchentlich selbst testen, auch im Fall der Notbetreuung.
OVG bestätigt Zutrittsverbot an Schulen für Ungetestete
Bautzen (dpa/sn) - Wer sich nicht auf das Coronavirus testen lassen will, hat kein Recht eine Schule zu betreten. Das sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) hält eine entsprechende Regelung in der Corona-Schutzverordnung für rechtmäßig. Die Tests berührten nicht den Schutzbereich des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit und die verbundenen Eingriffe seien auch verhältnismäßig, teilte das OVG am Dienstag in Bautzen mit.
Seit dem 15. März 2021 ist Personen der Zutritt auf das Schulgelände untersagt, wenn sie kein negatives Testergebnis nachweisen können. Der Test darf längstens drei Tage, bei Schülerinnen und Schülern eine Woche alt sein. Auch ein Selbsttest ist demnach noch unmittelbar nach Betreten des Geländes möglich. Ausgenommen von dieser Regelung sind Grundschüler.
Das Gericht wies einen entsprechenden Eilantrag mehrerer Schüler und Schülerinnen zurück. Eine andere Maßnahme, die weniger stark in die Grundrechte eingreifen würde, aber in gleicher Weise die Ausbreitung der Pandemie bei einem Präsenzbetrieb in Schulen verhindere, sei nicht erkennbar, begründete das Gericht seine Entscheidung. (Az.: 3 B 81/21).
Das sei eine ganz wichtige Entscheidung für den Schulbetrieb, sagte Kultusminister Christian Piwarz. «Wir sehen uns in unserer Rechtsauffassung bestätigt und werden den Schulbetrieb nach Ostern entsprechend vorbereiten», erläuterte der CDU-Politiker.
Sachsen-Anhalt will alle Schulen geöffnet lassen
Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt will die Schulen auch in Regionen mit hohem Infektionsgeschehen geöffnet lassen. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten würden die Schulen weiterhin in Betrieb gehalten, «und zwar auch dort, wo wir - wie im Burgenlandkreis - die Inzidenz von 200 überschritten haben», erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts in Magdeburg. Am Morgen hatte das Robert Koch-Institut für den Burgenlandkreis 203,5 Ansteckungen je 100 000 Einwohner und 7 Tage gemeldet.
«Wir können das deswegen rechtfertigen, weil wir dort ein Modellprojekt fahren, das dazu führt, dass dort in einem ganz engen Zeittakt alle Schülerinnen und Schüler regelmäßig getestet und damit überprüft werden», erklärte Haseloff. Kita-Beschäftigte sowie Lehrkräfte an den Schulen seien geimpft. Diese Vorkehrungen würden wissenschaftlich begleitet. Es gehe darum, mit der Pandemie zu leben und in bestimmten Bereichen ein Stück Normalität sicherzustellen.
Mehrheit für erneute Schließung von Schulen und Kitas
Berlin (dpa) - Eine Mehrheit der Deutschen wäre einer Umfrage zufolge dafür, dass Schulen und Kitas angesichts der aktuellen Corona-Lage wieder geschlossen würden. 52 Prozent würden dies «eher» oder «voll und ganz» befürworten, wie eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab. 34 Prozent würden einen solchen Schritt «eher» oder «voll und ganz» ablehnen, 14 Prozent machten keine Angabe. Westdeutsche (55 Prozent) sprechen sich demnach häufiger für eine Schließung aus als Ostdeutsche (41 Prozent).
In Deutschland hatten die meisten Grundschulen im Februar nach rund zweimonatiger Schließung oder Notbetreuung im Februar wieder geöffnet. Im März kehrten auch die ersten älteren Jahrgänge schrittweise im sogenannten Wechselbetrieb in die Schulen zurück. Regional wurde auf gestiegene Corona-Zahlen allerdings inzwischen wieder mit Schließungen oder einem Stopp dieser Rückkehr reagiert. Wie es an den Schulen weitergeht, ist im Moment offen. In den meisten Bundesländern beginnen an diesem Wochenende zunächst die Osterferien.
Schnelltests noch nicht an allen Schulen in MV
Schwerin (dpa/mv) - Die angekündigten wöchentlichen Corona-Schnelltests, mit denen die Schulöffnungen abgesichert werden sollen, haben noch nicht alle Schulen in Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Ein Sprecher des Bildungsministeriums berichtete am Dienstag, dass etwa im Landkreis Nordwestmecklenburg an einzelnen Schulen bisher noch keine Tests zur Verfügung standen. Nach einem Bericht des «Nordkurier» sind auch Schulen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte betroffen.
Demnach ist eine Schnelltest-Lieferung aus Österreich mit 180 000 Testkits nicht pünktlich in MV eingetroffen. Nach dem Verbleib der Sendung werde aktuell gefahndet. Der Sprecher des Bildungsministeriums sagte am Vormittag, das Ministerium verschaffe sich gerade einen Überblick über die Lage.
Die oppositionelle Linke im Landtag kritisierte die Situation. «So war das nicht abgemacht», schimpfte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg. «Die angekündigten flächendeckenden Tests an den Schulen können vielerorts nicht durchgeführt werden, weil die erforderlichen Schnelltests nicht dort ankommen.» Es ziehe sich wie ein roter Faden durch das gesamte Krisenmanagement von Bund und Land: «Da werden großspurig Maßnahmen angekündigt, ohne dass ein konkreter Plan zu deren Umsetzung vorliegt.»
Eltern fordern neues Corona-Testkonzept für Schulen
Hannover (dpa/lni) - Der Ablauf der Corona-Selbsttests an den niedersächsischen Schulen stößt auch bei vielen Eltern auf Kritik. Die Durchführung der Tests gehöre nicht in die Schulen, sondern in die häusliche Umgebung, teilte die Arbeitsgemeinschaft der Elternräte am späten Montagabend mit. Die Schulen sollten den Schülerinnen und Schülern die Testkits dafür zur Verfügung stellen. Alternativ müsse an den Schulen medizinisches Personal eingesetzt werden, um Ansteckungen und Verletzungen zu verhindern. Die Testergebnisse dürften dann jedoch keinesfalls an die Schulöffentlichkeit dringen.
Bisher finden die Corona-Selbsttests in den meisten Fällen in den Schulräumen unter Aufsicht der Lehrer statt - nur bei Grundschülern wird schon zu Hause getestet. Von Schulleitern und Gewerkschaften gab es dagegen bereits Widerstand. Die Ansteckungsgefahr sei deutlich höher, wenn erst in der Schule getestet werde, so die Befürchtung.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne hatte erklärt, die Hinweise zur ersten Testwoche vor den Osterferien sollten gewissenhaft ausgewertet werden. «Ich bin da sehr offen für die beste Lösung. Das gilt auch für die Frage, ob in der Schule oder zu Hause zu testen der bessere Weg ist», sagte der SPD-Politiker am Montag. Nach Ostern sollen die Tests dann regelmäßig und flächendeckend stattfinden.
22.03.2021
Lehrerverband rebelliert gegen die Staatsregierung
Der BLLV erklärt die Anweisung für Corona-Selbsttest in den Schulen für rechtswidrig und droht Ministerpräsident Söder: Lehrer ohne Impfangebot könnten nach den Osterferien zu Hause bleiben. Die Staatsregierung verweist auf ebenfalls nicht geimpfte Polizeibeamte.
München (dpa/lby) - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) geht auf die Barrikaden. In einem Brandbrief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte der BLLV am Montag ultimativ ein Impfangebot für alle Lehrer und warf dem Kultusministerium rechtswidrige Weisungen vor.
Das Ministerium wolle freiwillige Corona-Selbsttests von Schülerinnen und Schülern unter Aufsicht von Lehrerinnen und Lehrern durchführen lassen. Dabei könnten sich Lehrerinnen und Lehrer aber mit dem Virus infizieren, weil sie keine Schutzanzüge und Schildmasken wie das Testpersonal in der Medizin erhielten, beklagte der BLLV. Junge Schüler könnten sich bei dem Selbsttest mit einem Wattestäbchen in der Nase verletzen - die Lehrer seien notfallmedizinisch nicht ausgebildet. Außerdem sei der Datenschutz nicht gewährleistet, und zudem falle auch noch Unterrichtszeit aus. Aus diesen Gründen seien die Anweisungen des Kultusministers rechtswidrig und müsse umgehend zurückgenommen werden.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagte, ein Musterbrief mit dieser Forderung sei am Montag an alle 66 000 Mitglieder des Verbandes verschickt worden. Die Mitglieder könnten ihn jetzt an ihre jeweilige Schulbehörde verschicken und damit, wie im Beamtenrecht vorgesehen, ihren jeweiligen Dienstherrn zur Korrektur der rechtswidrigen Maßnahme auffordern.
Und «wenn die Lehrerinnen und Lehrer und alle an der Schule Beschäftigten am 1. Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben», schrieb der BLLV an Söder. «Wer kein Impfangebot erhalten hat, kann nur den Distanzunterricht anbieten.» Zudem hätten viele Lehrer bereits eine Überlastungsanzeige gestellt, weil sie die Vielfalt der Aufgaben nicht mehr bewältigen könnten. «Irgendwann muss man sagen, es reicht!», sagte Fleischmann.
Das Kultusministerium reagierte empört: «Dass die Präsidentin des BLLV den Dienst in der Schule an ein Impfangebot knüpft, geht natürlich gar nicht». Es stelle sich auch die Frage, ob sie eine Impfpflicht für Lehrkräfte anstrebe. Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) erklärte, nicht jeder könne seine Arbeit einstellen, weil er noch nicht geimpft sei. Im Gegensatz zu Lehrern hätten Polizisten bei ihren Einsätzen oft Körperkontakt mit fremden Menschen und arbeiteten dennoch auch ohne Impfung weiter. Es gebe umfangreiche Hygienekonzepte an den Schulen. Lehrkräfte an Grund - und Förderschulen seien bei der Impf-Priorisierung in Gruppe zwei eingestuft, viele bereits geimpft.
Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände - ein Zusammenschluss aus Philologenverband, Realschullehrerverband, der Katholischen Erziehergemeinschaft und dem Verband der Lehrer an beruflichen Schulen - verlangte eine kontrollierbare Teststrategie. «Dazu gehört es nicht, die Schüler in vollen Bussen bis zum Klassenzimmer zu karren, um sie dort unter fragwürdigen Bedingungen zu testen und dann mit einem positiven Testergebnis wieder nach Hause zu schicken.»
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) rechnet nicht mit einer baldigen Rückkehr zur Normalität an den Schulen. «Wie im Grunde seit einem Jahr haben wir einen Mix von Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». «Ich gehe davon aus, dass in der aktuellen Situation sich dieser Trend fortsetzen wird.»
Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen im Freistaat war für mehr als 30 Landkreise und kreisfreie Städte von dieser Woche an Distanzunterricht angeordnet worden. Das betrifft rund 2250 Schulen mit mehr als einer halben Million Schülern. In zahlreichen anderen Landkreisen und kreisfreien Städten gibt es hingegen Präsenz- und Wechselunterricht.
Schnelltests an Schulen beginnen - Warten auf neue Corona-Regeln
Die langersehnten Schnelltests in Sachsen-Anhalt beginnen. Während das Gesundheitsministerium einen weiteren Anstieg der Infektionszahlen meldet, streiten Bund und Länder über die neuen Corona-Regeln.
Magdeburg (dpa/sa) - Die ersten Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt sind per Schnelltest auf Corona getestet worden. Nach ersten Informationen habe dies an vielen Schulen gut funktioniert, sagte ein Sprecher des Bildungsministerium am Montag. In einem ersten Schritt seien am Freitag und Montag etwa 300 000 Tests an die Schulen verteilt worden. Sobald weitere Tests zur Verfügung stehen, solle zweimal wöchentlich an den Schulen getestet werden, führte der Ministeriumssprecher aus.
Die genaue Zahl der positiven Fälle sei noch nicht genau zu ermitteln gewesen, sagte der Sprecher. Bisher seien nur vereinzelt Rückmeldungen aus den Grundschulen gekommen. Auch die Höhe der Testbereitschaft sei noch nicht sicher feststellbar. Im Burgenlandkreis, wo bereits seit vergangener Woche getestet wurde, lag die Testquote nach Aussage der Kreisverwaltung etwa bei 77 Prozent der Schülerschaft.
Die Schnelltests an den Schulen gehören zur Öffnungsstrategie von Bund und Ländern. Am Montagnachmittag berieten die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten in einer Schalte erneut, über die weitere Corona-Politik. Laut einer Beschlussvorlage sollte bei der Runde auch über die Möglichkeit nächtlicher Ausgangsbeschränkungen für besonders schwer von Corona betroffene Regionen gesprochen werden. Kritiker sprachen von einer Ausgangssperre. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und auch der Koalitionspartner SPD lehnten das im Vorfeld jedoch ab.
Angesichts vieler strittiger Punkte wurden lange Verhandlungen bis in den späten Abend erwartet. Am Dienstag sollte die Landesregierung die Ergebnisse der Bund-Länder-Runde dann beraten und in Form einer neuen Corona-Landesverordnung beschließen. Am Dienstagnachmittag wollte Haseloff die Öffentlichkeit über die neuen Regeln informieren, die spätestens am Montag kommender Woche in Kraft treten sollen.
Sachsen-Anhalt gehört derzeit zu den am schwersten von Corona betroffenen Bundesländern. Der Sieben-Tage-Wert bei den Corona-Neuinfektionen lag am Montag in Sachsen-Anhalt laut dem Robert Koch-Institut bei 123,1. Damit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen-Anhalt bereits den neunten Tag in Folge über der 100er-Marke. Das Gesundheitsministerium meldete am Montag 222 Neuinfektionen. Sechs weitere Menschen starben zwischen Sonntag und Montag während einer Corona-Infektion in Sachsen-Anhalt.
Schulen wollen Corona-Tests nach Hause verlegen
Flächendeckende Selbsttests an den Schulen sollen die Corona-Gefahr im Unterricht drastisch senken. Doch die Umsetzung in Niedersachsen läuft holprig an. Vor allem die Schulleiter üben Kritik.
Hannover (dpa/lni) - Die Vorgaben der Landesregierung für die Corona-Selbsttests bei Schülern und Lehrern stoßen an Niedersachsens Schulen auf Widerstand. Schulleiter und Beschäftigte forderten, dass die Tests zu Hause statt in den Schulräumen stattfinden müssten. «Ich bin nicht geimpft, ich trage keine Schutzkleidung, soll aber im Klassenraum dabei sein, wenn sich 20, 25 Kinder selbst testen. Das kann doch nicht wahr sein», sagte ein Lehrer dem NDR.
Seit Montag sollen die Schulen den Umgang mit den Selbsttests eine Woche lang üben, bevor die Tests nach den Osterferien regelmäßig stattfinden. So hatte es Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) angekündigt. Das Land stellt dafür Hunderttausende Testkits zur Verfügung. Allerdings hatten mehrere Schulen, beispielsweise in Oldenburg, am Montag noch gar keine Tests erhalten.
Ein Ministeriumssprecher bestätigte, dass die Tests noch nicht überall angekommen sind. Allerdings habe die Testwoche gerade erst begonnen. «Da ist es auch normal, dass es stellenweise ruckelt», sagte er. «Wichtig ist, dass wir heute einen weiteren Baustein in unserer Sicherheitsstrategie umsetzen können.» Die Testwoche solle ausgewertet werden, «um zu gucken, wo sich was verbessern lässt».
In einem Schreiben einer Schulleitung aus der Region Hannover an Schüler und Eltern vom Freitag heißt es derweil, die Selbsttests könnten an dieser Schule erst beginnen, wenn die Bedenken bezüglich der Umsetzung ausgeräumt seien. Dazu gehöre, dass es in den Unterrichtsräumen kein fließend Wasser für die Erste Hilfe gebe und für die Betreuung von Schülern nach einem Positivtest das Personal fehle. Der Wunsch der Schulleitung sei es, den Schülern die Selbsttests mitzugeben, damit sie sich schon zu Hause testen.
Die Gewerkschaft GEW monierte, dass Lehrer für die Organisation und Beaufsichtigung der Tests zuständig seien und keine Fachkräfte. Einzelne Schulen könnten sich der Anordnung des Landes zwar nicht widersetzen. Die verbeamteten Lehrer könnten aber Bedenken gegenüber der Rechtmäßigkeit dienstlicher Anweisungen geltend machen, indem sie etwa auf fehlende Schutzkleidung oder mangelnde Belüftung hinweisen.
Der Vorsitzende der Direktorenvereinigung (NDV), Wolfgang Schimpf, warnte in der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag), ohne Schutzkleidung und die Unterstützung medizinischer Fachkräfte seien die Lehrer einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt. «Die Ängste meines Kollegiums muss ich ernst nehmen», sagte der Leiter eines Gymnasiums in Göttingen. Wenn die Lehrkräfte die Testergebnisse der Schüler ablesen, kämen sie diesen sehr nahe. Außerdem sei der Umgang mit positiven Tests ungeklärt. «Wenn ich mehrere positiv getestete Schüler habe, sollen die in einem Raum zusammen warten? Was, wenn richtig positiv und falsch positiv getestete Schüler darunter sind, dann sind am Ende alle infiziert», sagte Schimpf der Zeitung.
Der Präsenzunterricht wurde trotz des Hickhacks um die Selbsttests am Montag deutlich ausgeweitet. Alle noch fehlenden Jahrgänge und Schulformen kehrten ins Wechselmodell zurück, bei dem die Klassen in Gruppen abwechselnd zu Hause und im Klassenraum unterrichtet werden - jedenfalls dort, wo die Corona-Inzidenz unter 100 liegt. Mittlerweile übertrifft jede dritte Region in Niedersachsen die Marke von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, darunter die bevölkerungsreiche Region Hannover.
Schüler und Eltern für mehr Präsenzunterricht in Oberstufe
Die dritte Corona-Welle rollt durchs Land. An breite Lockerungen der harten Beschränkungen ist da nicht zu denken. Und auch der ersehnte Osterurlaub dürfte für viele ausfallen. Oder gibt es Kompromisse?
Berlin (dpa) - Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen müssen sich die Menschen in Deutschland auf eine grundsätzliche Verlängerung des Lockdowns bis weit nach Ostern einstellen. Ein Beschlussentwurf aus dem Kanzleramt für die Bund-Länder-Runde an diesem Montag (14.00 Uhr) nennt als Datum dafür den 18. April. Zudem müsse die Anfang März beschlossene Notbremsregelung «konsequent umgesetzt werden», heißt es darin. Betont wird, zusätzliche Öffnungen würden bei exponentiellem Wachstum der Infektionszahlen auch unterhalb einer Inzidenzschwelle von 100 ausscheiden. Das Papier, das der Deutschen Presse-Agentur aus mehreren Quellen vorlag, hat den Stand 21. März, 17.30 Uhr.
Eine Passage des Entwurfs, über die noch heftig gestritten werden dürfte, sieht weitere Verschärfungen für Landkreise mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche vor. In diese Kategorie fällt eine stetig steigende Zahl an Wohnorten. Bei den Verhandlungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Länder sind wie immer weitreichende Änderungen an dem Papier möglich. Einen Beschluss gibt es erst ganz am Ende. Am 12. April sollen Bund und Länder laut Entwurf erneut zusammenkommen.
Seit der Bund-Länder-Runde am 3. März hat sich die Lage drastisch gewandelt. Anfang März ging es vor allem um einen Stufenplan für mögliche Lockerungen - jedoch nicht als Einbahnstraße. Festgelegt wurde damals ein Mechanismus für die Rückkehr zu Beschränkungen: Diese «Notbremse» soll gezogen werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region oder in einem Bundesland an drei aufeinander folgenden Tagen über die Schwelle von 100 steigt. Bundesweit lag diese Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) am Montag bei 107,3. Am Sonntag waren es noch 103,9 gewesen, am Samstag 99,9.
Forderungen von Intensivmedizinern, Gastgewerbe und Lehrern
Intensivmediziner pochen angesichts der Zahlen auf einen strengeren Lockdown mit Verschärfungen des Kontaktverbots. «Ich erwarte von den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin, dass sie sich an diesem Montag auf bundesweit einheitliche und ganz einfache Verschärfungen einigen», sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (Divi), der «Rheinischen Post» (Montag).
Die Chefin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, forderte in der Zeitung Öffnungen für die Branche. «Hotels und Gaststätten in Deutschland brauchen endlich eine Perspektive, wann wir unter welchen Voraussetzungen öffnen können», sagte sie.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte in der «Rheinischen Post»: «Wenn es den Bundesländern ernst damit gewesen wäre, Schulen trotz stark steigender Inzidenzzahlen offenzuhalten, hätte man dafür sorgen müssen, dass jetzt Lehrkräfte geimpft und Schulen mit Schnelltests in ausreichender Zahl ausgestattet sind. Davon sind wir aber an 9 von 10 Schulen noch meilenweit entfernt.»
Unterdessen wächst die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigten sich 34 Prozent der Teilnehmer «sehr unzufrieden» und weitere 31 Prozent «eher unzufrieden» mit dem Handeln der Regierung. Dagegen sind nur 4 Prozent «sehr zufrieden» und 26 Prozent «eher zufrieden». 5 Prozent machten keine Angaben.
Diese Punkte enthält der vom Kanzleramt verschickte Beschlussentwurf:
ZUSÄTZLICHE MASSNAHMEN: Die Passage, die wegen des exponentiellen Wachstums weitere Verschärfungen für Landkreise mit einer Inzidenz von mehr als 100 vorsieht, steht in eckigen Klammern. Das bedeutet, dass sie besonders strittig ist. Unter anderem ist die Rede von einer nächtlichen Ausgangsbeschränkung bis 05.00 Uhr, «sofern dem nicht gewichtige Gründe entgegenstehen». Die Anfangsuhrzeit ist hier offen gelassen - auch sie müsste verhandelt werden. Zudem wird ins Gespräch gebracht, Schulen und Kitas zu schließen oder gar nicht zu öffnen, sofern Erzieher, Lehrer und Schüler oder betreute Kinder nicht zweimal pro Woche getestet werden könnten. Ab einer Inzidenz von 200 könnte es demnach eine Schließung von Schulen und Kitas geben.
REISEN: Angesichts der bevorstehenden Ostertage heißt es im Entwurf: «Bund und Länder appellieren weiterhin eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger, auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland zu verzichten». Und weiter: «Das Auftreten von verschiedenen Covid-19-Varianten und deren weltweite Verbreitung haben gezeigt, dass der grenzüberschreitende Reiseverkehr auch weiterhin auf das absolut erforderliche Mindestmaß begrenzt werden muss.» Dieser Passus könnte sich auf die derzeit besonders umstrittenen Reisen von Deutschen nach Mallorca beziehen.
Noch völlig offen ist demnach, ob es künftig für alle Reisenden aus dem Ausland unabhängig von dortigen Inzidenzen eine Quarantäne- und eine Testpflicht geben soll. Dieser Punkt steht ebenfalls in eckigen Klammern und zudem unter einem «Prüfvorbehalt».
Auch das von den SPD-Ländern ins Gespräch gebrachte Konzept eines «kontaktarmen Urlaubs» im eigenen Bundesland steht noch in eckigen Klammern und bedarf weiterer Gespräche. Es zielt auf die Möglichkeit, Urlaub in Ferienwohnungen oder -häusern, Appartements oder Wohnmobilen zu machen, sofern diese über eigene sanitäre Anlagen verfügen und Urlauber sich dort auch mit Essen versorgen können. Aus der Union hieß es hierzu bereits skeptisch, dass das dafür notwendige Beherbergungsverbot schon einmal juristisch für Ärger gesorgt habe.
BEFRISTETE MODELLPROJEKTE: Im Rahmen von zeitlich befristeten Modellprojekten sollen die Länder nach dem Entwurf in je einer Region mit einer niedrigen Inzidenz testen können, wie unter strengen Auflagen und mit einem Testkonzept einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens wieder geöffnet werden könnten. «Zentrale Bedingungen dabei sind lückenlose negative Testergebnisse als Zugangskriterium, IT-gestützte Prozesse zur Kontaktverfolgung und ggf. auch zum Testnachweis, räumliche Abgrenzbarkeit auf der kommunalen Ebene, eine enge Rückkopplung an den Öffentlichen Gesundheitsdienst und klare Abbruchkriterien im Misserfolgsfalle», heißt es weiter.
IMPFUNGEN UND GESUNDHEITSWESEN: Ohne «deutlich einschränkende Maßnahmen» werde die Zahl der Neuinfektionen so schnell steigen, dass bereits im April eine Überlastung des Gesundheitswesens «wahrscheinlich ist», betonte der Entwurf. Da der Fortschritt bei den Impfungen noch nicht so groß ist, setzt das Papier auf «eine strenge Eindämmung des Infektionsgeschehens in den nächsten Wochen». Dies führe zu einer «früheren Rückkehr zur Normalität und zu insgesamt kürzeren Beschränkungen. Sie ist damit aus gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen geboten.»
TESTANGEBOTE: Gerade in der aktuellen Phase der Pandemie sei es wichtig, dass Unternehmen das Arbeiten von zu Hause ermöglichten, heißt es im Entwurf weiter. Wo dies nicht möglich sei, sollten den Mitarbeitern mindestens einmal und bei entsprechender Verfügbarkeit zwei Mal pro Woche Testangebote gemacht werden. Tests von Beschäftigten im Bildungsbereich und von Schülerinnen und Schülern sollten weiter ausgebaut werden. Ziel seien «mindestens zwei Testungen pro Woche». Auch in den Kitas sollten die Beschäftigten mindestens zwei Mal in der Woche getestet werden.
CORONA-WARN-APP: Die App soll im April um weitere Funktionen erweitert werden, unter anderem um eine anonyme «Eventregistrierung». Damit sollen sich Nutzer bei einer Veranstaltung wie einer privaten Geburtstagsfeier oder im Restaurant digital einchecken können. Bei einem positiven Corona-Fall sollen im Anschluss an die Veranstaltung alle Teilnehmer gewarnt werden.
Testwoche an Niedersachsens Schulen beginnt
Für viele Schüler geht es am Montag erstmals wieder in den Präsenzunterricht. Hunderttausende Corona-Tests an den Schulen sollen dabei den Schutz vor Ansteckungen erhöhen.
Hannover (dpa/lni) - Trotz steigender Infektionszahlen findet ab Montag an den meisten niedersächsischen Schulen wieder Präsenzunterricht statt. In allen Regionen, deren Corona-Wert unter 100 liegt, gilt dann das Wechselmodell, bei dem die Klassen in Gruppen abwechselnd zu Hause und im Klassenraum unterrichtet werden. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte diese schon vor Wochen angekündigte Öffnung am Freitag bekräftigt, obwohl fast jede dritte Region im Land die 100er-Marke derzeit reißt. Der Wert bezieht sich auf die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
Für mehr Sicherheit im Schulbetrieb sollen von Montag an flächendeckende Corona-Selbsttests sorgen. Geplant ist eine Übungswoche, in der Lehrer und Schüler noch vor den Osterferien den richtigen Umgang mit den Tests lernen können. Allerdings hatten viele Schulen zuletzt noch keine Testkits erhalten. Bis Mittwoch waren erst 400 000 Tests an weiterführende Schulen in Südniedersachsen, in der Region Hannover und im Raum Braunschweig verteilt worden.
Wie es an den Schulen nach den Osterferien weitergeht, soll Tonne zufolge in den kommenden Tagen und Wochen neu bewertet werden. Zwar gebe es wieder mehr Ansteckungen, allerdings seien auch die Sicherheitsvorkehrungen in Form von Impfungen und Selbsttests erhöht worden.
Die Frage wird auch die Bund-Länder-Runde beschäftigen, die am Montag über den weiteren Corona-Kurs entscheiden soll. Während mehrere Länderchefs die jüngsten Lockerungen bereits für gescheitert erklärt haben, kann sich Niedersachsens Regierung aus SPD und CDU auch Modellprojekte mit weiteren Öffnungsschritten vorstellen, wenn diese an Schnelltests gekoppelt werden.
Kultusminister zu Schulsituation: Normalität ist noch fern
München (dpa/lby) - Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) rechnet mit Blick auf die bayerischen Schulen in der Corona-Pandemie nicht mit einer baldigen Rückkehr zur Normalität. «Wie im Grunde seit einem Jahr haben wir einen Mix von Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht», sagte Piazolo der «Augsburger Allgemeinen» (Sonntag). «Ich gehe davon aus, dass in der aktuellen Situation sich dieser Trend fortsetzen wird.»
Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen im Freistaat ist für mehr als 30 Landkreise und kreisfreie Städte von diesem Montag an Distanzunterricht angeordnet worden. Das betrifft rund 2250 Schulen mit mehr als einer halben Million Schülern. In zahlreichen anderen Landkreisen und kreisfreien Städten kann es hingegen Präsenz- und Wechselunterricht geben.
Kultusminister-Chefin warnt vor erneuten Schulschließungen
Berlin (dpa) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), hat vor der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor den Auswirkungen von erneuten Schulschließungen gewarnt. «Die Kultusministerinnen und Kultusminister betrachten die Auswirkungen der im Zuge der Eindämmung der SARS-CoV-Pandemie getroffenen Maßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Sorge», sagte die Bildungsministerin von Brandenburg der «Bild»-Zeitung» (Montag). «Viele Kinder und Jugendliche leiden unter der Pandemiesituation. Damit die Folgen nicht dauerhaft ihr Leben begleiten, liegt die Priorität der Kultusministerinnen und Kultusminister darauf, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten.»
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte dagegen das Festhalten der Politik am Präsenzunterricht ohne ausreichende Tests. «Wenn es den Bundesländern ernst damit gewesen wäre, Schulen trotz stark steigender Inzidenzzahlen offenzuhalten, hätte man dafür sorgen müssen, dass jetzt Lehrkräfte geimpft und Schulen mit Schnelltests in ausreichender Zahl ausgestattet sind. Davon sind wir aber an 9 von 10 Schulen noch meilenweit entfernt», sagte er der «Rheinischen Post» (Montag).
21.03.2021
Pflicht zum Präsenzunterricht bis zu den Osterferien ausgesetzt
Brandenburgs Schülerinnen und Schüler müssen vor den Osterferien doch nicht mehr in ihre Schule kommen, sondern können ausschließlich zu Hause lernen. Es gibt zunächst keinen verpflichtenden Präsenzunterricht mehr.
Potsdam (dpa/bb) - Das Bildungsministerium hat die Pflicht zum Präsenzunterricht in Brandenburg bis zu den Osterferien ausgesetzt. Dies gelte für alle Jahrgangsstufen mit Ausnahme der Abschlussklassen, teilte das Ministerium am Sonntag mit. Damit könnten bis zu den Osterferien die Eltern und Erziehungsberechtigten entscheiden, ob die Kinder vor Ort am Unterricht teilnähmen. «Das von den Schulen jeweils gewählte Modell des Wechselunterrichts bleibt bis zu den Osterferien weiter bestehen», hieß es. Die Osterferien beginnen am 29. März.
Seit rund einem Monat sind die Grundschulen im Wechselunterricht zwischen der Schule und zuhause, seit vergangenem Montag die Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Sie sollten zumindest bis zu den Osterferien offen bleiben, hatte es zuletzt geheißen: Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte noch am Freitag, ein Vorziehen der Osterferien könne sie für Brandenburg ausschließen. «Wir haben uns entschieden, die Öffnung der weiterführenden Schulen im Wechselunterricht, die seit letztem Montag stattfindet, bis zu den Osterferien fortzusetzen.» Es werde im Laufe der Ferien eine neue Bewertung geben, wie man weitermache mit Blick auf die Inzidenzen.
Der Kreiselternrat Cottbus fragte per Pressemitteilung: «Wann können wir mit einem Mindestmaß an Planbarkeit rechnen und welche Voraussetzungen müssen dazu erfüllt sein?» Die Eltern verlangten den Rücktritt von Bildungsministerin Ernst: «Das Bild, was das Bildungsministerium seit einem Jahr abgibt, ist schlichtweg inakzeptabel.»
Am Freitag war bekannt geworden, dass wegen Lieferengpässen auf dem Weltmarkt nicht alle Schülerinnen und Schüler in Brandenburg zeitnah die zugesagten Selbsttests erhalten. Das Bildungsministerium war darüber nach eigenen Angaben «kurzfristig» informiert worden. Demnach könnten die bestellten Tests nicht zeitgerecht geliefert werden. Deshalb stehe den Schulen zunächst ein begrenztes Kontingent von 150 000 Stück zur Verfügung. Die zweite Lieferung sollte die Schulen eigentlich ab vergangenem Donnerstag erreichen.
Wegen steigender Infektionszahlen nimmt Brandenburg ab diesem Montag auch die Öffnungen vom 8. März in denjenigen Landkreisen oder kreisfreien Städten zurück, die drei Tage hintereinander eine Sieben-Tage-Inzidenz über 100 haben. Bisher galt diese «Notbremse» bei einem Wert über 200. Private Treffen sind dann nur für einen Haushalt und eine weitere Person statt zweier Haushalte möglich. Geschäfte, die mit Termin offen waren, müssen wieder schließen - bis auf Supermärkte und andere Läden für den täglichen Bedarf. Museen und Gedenkstätten machen auch zu. Individueller Sport ist mit der Notbremse auf zwei Leute beschränkt, Sport von Kindern draußen ist wieder verboten.
SPD-Fraktionschef Erik Stohn teilte am Sonntag über eine Sprecherin mit, dass es bis zum Erreichen eines Sieben-Tage-Wertes von 50 keine neuen Öffnungsschritte geben dürfe. «Der erste Öffnungsschritt den wir gehen, wird die Rückkehr in Präsenzunterricht sein, sobald er verantwortbar ist. Aber auch hier werden zunächst nur entzerrte Schülertransporte und Wechselmodelle verantwortbar sein.»
Hamburg startet flächendeckende Corona-Schnelltests an Schulen
Hamburg (dpa/lno) - Hamburg startet am Montag mit flächendeckenden Corona-Schnelltests an allen Schulen. Künftig soll jede Schülerin und jeder Schüler einmal und das Schulpersonal dreimal pro Woche getestet werden. Insgesamt seien den Schulen dafür rund 480 000 Selbsttest-Kits geliefert worden, teilte Schulsenator Ties Rabe (SPD) mit.
Pilotversuche in der vergangenen Woche mit mehr als 20 000 Selbst-Testungen bei Schulbeschäftigten hätten gezeigt, dass der Test auch von Laien einfach und unkompliziert anwendbar sei. Auch die Schüler-Selbsttests an zehn Pilotschulen, darunter sechs Grundschulen, seien erfolgreich abgelaufen.
Bei den Selbsttests muss nach Angaben der Schulbehörde ein Wattestäbchen in den vorderen Nasenbereich gesteckt werden. Anschließend werde mit einer Testflüssigkeit geprüft, ob eine Infektion vorliege. Zur sachgerechten Anwendung hat die Behörde unter anderem ein Erklärvideo mit kindgerechten Handpuppen in Auftrag gegeben und ein Informationsschreiben für Eltern und Kinder in acht Sprachen verfasst.
Schulen kehren in Wechselunterricht zurück
Hannover (dpa/lni) - Trotz steigender Infektionszahlen findet ab Montag an den meisten niedersächsischen Schulen wieder Präsenzunterricht statt. In allen Regionen, deren Corona-Wert unter 100 liegt, gilt dann das Wechselmodell, bei dem die Klassen in Gruppen abwechselnd zu Hause und im Klassenraum unterrichtet werden. Diese schon vor Wochen angekündigte Öffnung hatte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag noch einmal bekräftigt, obwohl fast jede dritte Region im Land die 100er-Marke derzeit reißt. Der Wert bezieht sich auf die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
Am Montag beginnt an den Schulen außerdem eine Übungswoche für den Umgang mit Corona-Selbsttests. Allerdings hatten viele Schulen zuletzt noch keine Testkits erhalten. Bis Mittwoch waren erst 400 000 Tests an weiterführende Schulen in Südniedersachsen, in der Region Hannover und im Raum Braunschweig verteilt worden.
Lehrerverbandschef befürchtet wieder Schulschließungen
Berlin (dpa/lby) - Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger befürchtet, dass wegen fehlender Corona-Tests und Impfungen von Lehrern Schulen bald wieder in den Distanzunterricht zurückkehren müssten. «Es gibt nur eine Möglichkeit, die Schulen auch in einer dritten Welle zu einigermaßen sicheren Orten zu machen: indem man die Lehrer impft und gleichzeitig mindestens zweimal in der Woche einen Schnelltest für alle Lehrer und Schüler durchführt», sagte Meidinger der «Bild am Sonntag». Bei beidem hake es massiv. «Ich glaube deshalb nicht, dass wir die Schulen in der dritten Welle offen lassen können.»
Seit Beginn der Pandemie seien 500 bis 600 Stunden Unterricht weggefallen, beklagte der Lehrerverbandschef aus Bayern. Selbst der beste Distanzunterricht habe nicht dieselbe Qualität wie Präsenzunterricht. «Langsam stellt sich die Frage, was dieses Schuljahr noch wert ist», sagte Meidinger. Alle Schüler hätten Lücken aufgebaut. Bei 20 Prozent seien sie so groß, dass sie gar nicht mehr begleitend aufgeholt werden könnten.
Die Schulen seien vielerorts als «Versuchslabore» ohne kontrollierte Teststrategien oder Impfangebote geöffnet worden, kritisierte der Bundesvorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), Jürgen Böhm, am Sonntag. Die Kinder sollten sich am besten noch daheim unter Aufsicht ihrer Eltern testen. Alternativ müssten externe Expertenteams diese Testungen an den Schulen übernehmen.
«Kinderschuhe vor dem Rathaus» - Elternprotest gegen Schulschließung
Zwickau (dpa/sn) - Aus Protest gegen die erneuten Schulschließungen in einigen Landkreisen haben Eltern am Samstag Kinderschuhe vor zahlreichen Rathäusern abgelegt. Zu der Aktion war über die sozialen Medien aufgerufen worden. Unter anderem wurden Kinderschuhe vor den Rathäusern in Zwickau, Zwönitz, Stollberg, Aue-Bad Schlema und Limbach-Oberfrohna abgelegt.
In den Landkreisen Zwickau, Nordsachsen, Erzgebirge und Meißen müssen am Montag die Schulen und Kitas wegen zu hoher Corona-Inzidenzwerte wieder schließen. In den Regionen wurde die 100er-Grenze an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen überschritten. Die Corona-Schutzverordnung lasse dann keinen Spielraum mehr, hatte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärt.
Der Auer Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) erklärte, dass die Kommunen für die Proteste der falsche Adressat seien, weil die Entscheidung in Dresden falle. Die Bürgermeister wollten das Anliegen der Eltern «aber mit dem gehörigen Nachdruck zum Kultus- und Sozialministerium weiterleiten». Kommunalpolitiker aus dem Erzgebirge hatten schon in der vergangenen Woche die Landesregierung gebeten, Schulen und Kitas trotz steigender Infektionszahlen vor den Osterferien (29.3. - 11.4.) nicht mehr zu schließen.
20.03.2021
Wuppertal darf zu Distanzunterricht an weiterführenden Schulen zurück
Wuppertal (dpa/lnw) - Die Stadt Wuppertal darf an allen weiterführenden Schulen zum Distanzunterricht zurückkehren. Das teilten das Sozialministerium und die Stadt am Samstagabend mit. Somit werde ab Dienstag an den weiterführenden Schulen der Wechselunterricht mit Ausnahme der Abschlussklassen ausgesetzt, hieß es aus dem Ministerium. Beim Betrieb in den Grundschulen ändert sich gegenüber der Vorwoche nichts. Es bleibt dort beim bisherigen Wechselmodell. Weiterführende Schulen dürfen bereits ab Montag in den Distanzunterricht zurückkehren, falls sie schon entsprechende Vorbereitungen getroffen haben.
Die Inzidenz in Wuppertal liege oberhalb des Landesdurchschnitts, so das Ministerium. Das rechtfertige eine stadtbezogene Ausnahme von den landesweiten Grundsatzentscheidungen zum Wechselunterricht in Schulen. Am Freitag hatte der Wert in Wuppertal bei rund 143 Infektionen binnen sieben Tagen auf 100 000 Einwohner gelegen.
19.03.2021
Grundschüler müssen medizinische Masken im Unterricht tragen
Stuttgart (dpa/lsw) - Grundschüler in Baden-Württemberg müssen von Montag an auch im Unterricht medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen oder eine FFP2-Maske tragen. Das ist eine von mehreren Neuregelungen in der Corona-Verordnung, die die Landesregierung am Freitagabend in Stuttgart veröffentlichte. Zudem kann in den Klassen 5 und 6 in den weiterführenden Schulen, die am Montag erst zurückgekehrt waren, wieder Wechselunterricht eingeführt werden. Hintergrund ist, dass in manchen Schulen der Abstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden konnte.
Darüber hinaus kann Nachhilfeunterricht in Gruppen von bis zu fünf Schülerinnen und Schülern in Präsenz stattfinden. «Auch hier gilt die erweiterte Maskenpflicht», heißt es in der Verordnung. Musik-, Kunst- und Jugendkunstschulen dürfen Unterricht anbieten, wenn die Kontaktbeschränkungen eingehalten werden. Aber: In Kreisen mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 dürfen sie nur Online-Angebote machen.
Auch neu: Autokinos dürfen wieder öffnen, Autokonzerte und Autotheater sind ebenfalls wieder möglich.
Schulen und Geschäfte: Bayern macht Stück für Stück wieder zu
Die Corona-Zahlen steigen und Bayern macht wieder dicht. In immer weniger Landkreisen gelten Lockerungen für Schüler und im Handel.
München (dpa/lby) - Bayern steuert Schritt für Schritt zurück in Richtung weitgehende Schließungen. Sowohl bei Schulen als auch im Einzelhandel gelten in immer mehr Stadt- und Landkreisen inzwischen wieder strengere Regeln, weil sich die Corona-Zahlen verschlechtern. Am Freitag überschritt die Sieben-Tage-Inzidenz im bayerischen Durchschnitt laut Robert Koch-Institut (RKI) erstmals wieder den Wert von mehr als 100.
41 Land- oder Stadtkreise lagen mindestens bei diesem Wert, ab dem strengere Corona-Regeln gelten, nur noch vier unter der Marke von 50. Das macht sich auch bei den Schulen bemerkbar: In mindestens 38 Kreisen wurde ab Montag Distanzunterricht angeordnet, wie das Kultusministerium am späten Freitagnachmittag erklärte. Dabei geht es um etwa 2250 Schulen und 550 000 Schüler. In mindestens 44 Kreisen gilt an 3100 Schulen Wechsel- oder Präsenzunterricht für 860 000 Schüler. Für weitere 14 Kreise, 950 Schulen und 220 000 Schüler lagen dem Ministerium zunächst keine Informationen vor.
Auch der Handel beklagt, dass inzwischen in immer weniger Städten und Landkreisen die Geschäfte geöffnet haben dürfen. Auch die Option «Click & Meet», bei der man nur mit Termin ins Geschäft darf, komme immer seltener vor, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, Bernd Ohlmann. Angesichts der andauernden Einschränkungen befürchtet er inzwischen bis zu 10 000 Geschäftsaufgaben durch die Corona-Pandemie im bayerischen Einzelhandel.
Die aktuellen Regelung besagt, dass in Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Inzidenz über 100 die Geschäfte und Museen geschlossen sind, zwischen 50 und 100 gilt «Click & Meet», unter 50 darf mit Hygienekonzept geöffnet werden. Die Anordnung dazu treffen die Landkreise auf Basis der aktuellen Zahlen des RKI, ein Wechsel erfolgt allerdings erst, wenn ein Kreis drei Tage in Folge über oder unter einer Grenze liegt. Wirksam wir dies dann am übernächsten Werktag.
Legt man dies zugrunde, waren am Freitag nur noch in neun Land- oder Stadtkreisen in Bayern die Bedingungen für Öffnungen am Montag gegeben. In 48 waren die Bedingungen für «Click & Meet» erfüllt, in den verbleibenden 39 standen die Zeichen auf Schließungen. Zudem waren etwa zehn Landkreise auf der Kippe, sich zu verschlechtern. Es gibt allerdings auch Ausnahmen mit positiver Entwicklung: So erfüllten drei Kreise am Freitag mit drei Tagen unter 100 erstmals wieder die Voraussetzungen für Einkaufen mit Termin.
Sowohl Ohlmann als auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonten am Freitag, dass die Wirtschaft Öffnungsstrategien oberhalb des Inzidenz-Grenzwertes von 100 brauche. «Andere Kriterien wie etwa Auslastung des Gesundheitssystems oder der Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen durch Impfungen oder Schnelltests wurden außer Acht gelassen», sagte der Minister. «Wir müssen aufpassen, dass die Stimmung bei der Bevölkerung nicht kippt.»
Auch andere Bereiche sind betroffen: Schon am Donnerstagabend teilte das Gesundheitsministerium mit, dass es angesichts der steigenden Zahlen keine weiteren Öffnungen geben wird. Biergärten, Kinos und Theater müssen bayernweit geschlossen bleiben, auch in den Landkreisen mit niedrigeren Werten.
Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagierte mit Unverständnis. Zusammen mit der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) forderte auch er am Freitag Öffnungsperspektiven.
Die bayerische SPD forderte «Mut für kreative Konzepte». «Wir haben seit Herbst Schnelltests, seit kurzem sogar Selbsttests, die etwas mehr möglich machen würden ohne zu viel zu riskieren», sagte Generalsekretär Uli Grötsch. «Aber in Bayern klappt es noch nicht einmal, an den Schulen ein vernünftiges Testkonzept zu etablieren.»
Auch der Bayerische Philologenverband (BPV) kritisierte ein Testchaos an bayerischen Schulen. Die Lehrer fühlten sich nach der Ankündigung der Staatsregierung, Schüler vor Unterrichtsbeginn einem freiwilligen Corona-Selbsttest zu unterziehen, allein gelassen.
Kultusminister wollen Schulen so lange wie möglich offen halten
Im Streit über Öffnungen und Schließungen von Schulen bei steigenden Corona-Zahlen positionieren sich die Kultusminister der Länder klar für ein möglichst langes Offenhalten der Einrichtungen. Bei Entscheidungen über Schließungen fordern sie, nicht nur den Inzidenzwert zu berücksichtigen.
Berlin (dpa) - Die Kultusminister der Länder wollen sich dafür einsetzen, dass die Schulen in Deutschland trotz steigender Corona-Zahlen so lange wie möglich offen bleiben. Lehrkräfte im Präsenzunterricht sollten in dem Zusammenhang außerdem Vorrang bei der Impfkampagne bekommen, forderten die Ministerinnen und Minister am Freitag nach Beratungen in der Kultusministerkonferenz (KMK). Grundschullehrer werden zwar inzwischen vorrangig geimpft, Lehrkräfte weiterführender Schulen müssen aber noch warten. Kritik am Beschluss der Minister kam von Bildungsgewerkschaften.
«Wir ringen um jeden Tag der Präsenzbeschulung für Schülerinnen und Schüler», sagte die brandenburgische Bildungsministerin und Präsidentin der KMK, Britta Ernst (SPD), am Freitag bei einer Pressekonferenz. Im Interview im «Bayerischen Rundfunk» fügte sie später hinzu: Man tue Kindern «etwas an», wenn Schulen monatelang geschlossen blieben. Die Aussage der Kultusminister sei ja nicht, Schulen um jeden Preis offen zu halten. «Aber was nicht geht, ist, dass andere gesellschaftliche Bereiche offen gehalten werden, wie
Baumärkte, und die Schulen geschlossen werden.»
Seit Februar wird an den meisten Grundschulen in Deutschland wieder unterrichtet. Zuletzt waren je nach Bundesland auch ältere Jahrgänge zumindest im Wechselbetrieb zurückgekehrt. Regional sind Schulen wegen steigender Corona-Zahlen aber auch schon wieder geschlossen worden. Über das Thema wird zum Teil erbittert gestritten, etwa in Nordrhein-Westfalen, wo die Landesregierung Entscheidungen lokaler Behörden zu geplanten Schließungen wieder einkassiert hatte.
Im Vergleich zu allen anderen Lebensbereichen müssten Schulen am längsten geöffnet bleiben, heißt es nun im KMK-Beschluss. «In diesem Zusammenhang betonen die Kultusministerinnen und Kultusminister nachdrücklich, dass Kinder und Jugendliche nicht als Gefahr für alle an der Schule Beteiligten stigmatisiert werden sollen.»
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte am Freitag, dass die immer dominierender werdende britische Virusvariante sich über Schüler und Kinder besonders stark verbreite. «Es gibt keine Altersgruppe, wo der Zuwachs der Fälle derzeit so ausgeprägt ist, wie bei den Kindern und den jungen Erwachsenen.» Lauterbach forderte, der Aufbau der Teststrategie in den Schulen müsse höchste Priorität haben.
Tests für Schüler und Lehrer halten auch die Kultusminister für wichtig. Sie fordern allerdings vor diesem Hintergrund auch eine Prüfung, ob bei Entscheidungen über Schulschließungen künftig weiterhin vor allem die sogenannte Inzidenzzahl - also die Ansteckungszahl auf 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen 7 Tage - ausschlaggebend sein soll. Die Begründung: Wenn Kinder und Jugendlichen nun überall massiv getestet werden, werden automatisch mehr Fälle gefunden - und dadurch steigen auch die Inzidenzwerte.
Bei den Impfungen von Lehrern sieht KMK-Präsidentin Ernst Fortschritte. Sie geht davon aus, dass inzwischen eine «sehr hohe Gruppe» von Grundschullehrkräften bereits geimpft ist. Auch weil die Quote der geimpften Bevölkerung und des pädagogischen Personals steige, müsse der Inzidenzwert anders betrachtet werden, forderte sie.
Kritisch äußerten sich Bildungsgewerkschaften am Freitag: «Wenn die Kultusminister die Schulen weiter öffnen wollen, müssen sie alles dafür tun, dass sie coronafreie Orte werden», forderte Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, der die Gymnasiallehrer vertritt. «Wir brauchen Impfangebote für alle Lehrkräfte, eine kluge Teststrategie und die nötigen Voraussetzungen dafür, nämlich ausreichend Selbst- und Schnelltests.» Wie gut es mit Tests von Schülern und Lehrkräften bisher klappt, ist regional sehr unterschiedlich.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der nach eigenen Angaben als Gewerkschaft mehr als 160 000 Pädagogen vertritt, kritisierte ebenfalls einen fehlenden Infektionsschutz an den Schulen. Mit Blick auf die vom Robert Koch-Institut vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen, die einen starken Anstieg der entdeckten Infektionen bei Kindern gezeigt hatten, sagte Verbandschef Udo Beckmann, die KMK dürfe sich nicht vor Schulschließungen in Gebieten mit sehr hohen Inzidenzen verschließen. «Wir brauchen die klare Definition einer Notbremse für den Schulbereich.»
Gymnasiallehrer fordern professionelle Corona-Testteams für Schulen
Das Land will an Schulen Corona-Tests anbieten. Die Gymnasiallehrer fordern aber dafür Profis.
Hannover (dpa/lni) - Der Philologenverband Niedersachsen fordert professionell ausgebildete Teams für Corona-Tests an den Schulen. «Nur so ist der notwendige Gesundheitsschutz für Lehrkräfte und Schüler zu gewährleisten», sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz, in Hannover. Die Organisation der Tests und die Ausführung an die Schulen zu delegieren, sei nicht akzeptabel. Hier werde erneut den Schulen per Knopfdruck eine Mammutaufgabe aufgebürdet, die in der Theorie entwickelt worden sei, aber so nicht praktikabel sei, sagte Audritz. Das Kultusministerium müsse schnellstens nachsteuern.
Lehrerinnen und Lehrer seien nicht geschult für die Testung der Schüler. Ohne Schutzkleidung bestehe außerdem eine erhöhte gesundheitliche Gefahr, hieß es. Es sei unrealistisch, dass Lehrkräfte die Testung nur anleiten sollten, vor allem bei jüngeren Schülerinnen und Schülern.
Offen sei auch, was mit denjenigen Schülerinnen und Schülern zu tun sei, bei denen keine Einwilligung der Erziehungsberechtigten vorliegt oder sich nicht testen lassen möchten. Auch die Frage, was haftungsrechtlich passiere, wenn Tests in den Schulen nicht sachgemäß vorgenommen werden, ein Fehler bei der Dokumentation auftrete oder Schüler sich verletzen, sei noch offen, kritisierte der Verband.
Ein Viertel der Klassen im Präsenz-, ein Viertel im Distanzunterricht
München (dpa/lby) - Nach dem Ende des Corona-Lockdowns an den Schulen lernen rund ein Viertel aller Klassen wieder in ganz normaler Besetzung in ihren Klassenzimmern. Genauso viele müssen jedoch weiter durchgängig vom heimischen Schreibtisch aus büffeln, wie das Kultusministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Rund die Hälfte aller Klassen befindet sich demnach im Wechselunterricht und kommt, in zwei Gruppen geteilt, nur alle zwei Tage oder alle zwei Wochen zusammen.
Nach Informationen mit Stand vom Donnerstag sind derzeit 0,71 Prozent der Schülerinnen und Schüler sowie 0,47 Prozent der Lehrkräfte in Quarantäne. Damit müssen rund 11 700 der 1,65 Millionen Kinder und Jugendlichen sowie gut 700 der bayernweit 155 000 Pädagogen vorübergehend zuhause bleiben. Einen positiven Corona-Test wiesen zuletzt 0,1 Prozent der Schüler sowie 0,14 Prozent der Lehrkräfte auf. Damit sind in absoluten Zahlen rund 1650 Schüler und gut 200 Lehrkräfte betroffen.
Seit Montag dürfen überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 nicht überschritten wird, neben den Schülern in Grundschul- und Abschlussklassen auch die weiterführenden Jahrgänge wieder in ihre Schulen kommen - je nach Infektionslage und Abstandsmöglichkeiten im Präsenz- oder Wechselunterricht. Bei einem Wert über 100 bleibt es beim Distanzunterricht.
Die Festlegung, für welche Regionen welches Unterrichtsmodell gilt, wird immer freitags getroffen. Bei steigenden Werten ist es daher absehbar, dass der Anteil der Präsenzklassen sinken wird.
18.03.2021
Schwesig dämpft Hoffnung auf weitere Öffnungen in MV
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Mecklenburg-Vorpommern derzeit stabil. Bundesweit steigt sie jedoch stark. Wissenschaftler sagen, dass sich die Situation im Nordosten jederzeit ändern kann. Erstes Ziel sei, die bisherigen Öffnungen zu halten, sagt Manuela Schwesig.
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat die Hoffnung auf weitere Öffnungsschritte mit Blick auf die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen in Deutschland gedämpft. Zwar seien die Zahlen in Mecklenburg-Vorpommern derzeit stabil, aber die Wissenschaftler der Universitäten Rostock und Greifswald warnten, dass sich das schnell ändern könne, sagte Schwesig nach einer Kabinettssitzung am Donnerstagabend in Schwerin. «Und sie haben gesagt, vor weiteren Öffnungsschritten soll unser Ziel sein, das, was wir geöffnet haben, möglichst zu halten.»
Die Landesregierung habe deshalb entschieden, über das weitere Vorgehen erst nach den Bund-Länder-Beratungen am kommenden Montag zu entscheiden. Dazu habe sie sich eng mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen abgestimmt, sagte Schwesig.
Bei einer landesweit stabilen oder sinkenden Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 sollten vom kommenden Montag an eigentlich Theater, Außengastronomie und Kinos wieder öffnen können. Der landesweite Inzidenzwert betrug am Donnerstag 63,8 und ist einer niedrigsten bundesweit derzeit. Allerdings wachsen die Sorgen mit Blick au die britisch Variante des Virus.
Schwesig sagte, in Regionen mit einer Inzidenz unter 35 - das ist derzeit nur die Hansestadt Rostock - seien grundsätzlich Pilotprojekte möglich. So darf Hansa Rostock am Samstag vor 777 Zuschauern im Stadion spielen - als erster Profi-Fußballklub seit Anfang November.
Das Impfen gegen Covid-19 soll nach Worten von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) in den kommenden Wochen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich an Fahrt aufnehmen. Im zweiten Quartal (April bis Juni) erwarte das Land rund 1,4 Millionen Impfdosen der verschiedenen Hersteller, sagte er. Das sei das Fünffache dessen, was im ersten Quartal geliefert wurde. Angekündigt sind demnach 764 000 Impfdosen der Herstellers Biontech, 122 000 von Moderna, 321 000 von Astrazeneca und 191 000 Dosen des amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson.
Von Freitag an darf der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca wieder gespritzt werden. Die Europäische Arzneimittelagenutr EMA gab am Donnerstag Grünes Licht. Glawe kündigte an, dass MV die Impfungen umgehend wieder aufnimmt. Zuerst sollen die mobilen Teams wieder starten, die Erzieher und Grundschullehrer impfen. Nächste Woche könnten «mit hoher Wahrscheinlichkeit» auch die niedergelassenen Ärzte folgen.
Das Callcenter des Landes kümmere sich ab sofort um die Terminvergabe für die 4000 Menschen, deren Termine in den Impfzentren wegen der Aussetzung der Astrazeneca-Impfungen abgesagt worden waren. «Die Betroffenen werden vom Callcenter direkt angerufen», erklärte Glawe. Bestehende Impftermine behielten ihre Gültigkeit. Wer zur Prioritätsgruppe zwei gehört und noch keinen Termin hat, könne vom kommenden Mittwoch an beim Callcenter anrufen und einen Termin vereinbaren.
Laut Glawe müssen in den kommenden Tagen die Aufklärungsbögen, die vor dem Impfen ausgefüllt werden, den neuen Vorgaben angepasst werden. Es soll eine Warnung vor seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) aufgenommen werden. Am Freitag genüge aber auch eine handschriftliche Notiz des Impfarztes.
Land genehmigt Antrag: Erster Kreis darf zurück zum Distanzunterricht
Zuletzt waren Forderungen nach Schulschließungen wegen der angespannten Corona-Lage mancherorts immer lauter geworden. Das Land sperrte sich, nun darf der Kreis Düren doch: Für die meisten Schüler weiterführender Schulen gibt es ab Montag erstmal nur noch Online-Untericht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung erlaubt erstmals in der dritten Corona-Welle einem Kreis, den Präsenzunterricht in den Schulen wieder einzuschränken. Im Kreis Düren kehren die weiterführenden Schulen mit Ausnahme der Abschlussklassen in der kommenden Woche zum Distanzunterricht zurück, wie der Kreis und die Staatskanzlei am Donnerstagabend mitteilten. Die Landesregierung habe einen entsprechenden Antrag des Kreises genehmigt.
Vorausgegangen waren zunächst vehement vom Land abgelehnte Forderungen aus mehreren Städten, angesichts steigender Infektionszahlen die Öffnungen der weiterführenden Schulen bis zu den Osterferien auszusetzen oder zurückzufahren.
Wie auch der Oberbergische Kreis hatte der Kreis Düren bereits vor der Rückkehr der Schüler weiterführender Schulen in ein Wechselmodell aus Präsenz- und Distanzunterricht seit Montag vergeblich beantragt, die Öffnung bis nach den Osterferien auszusetzen. Weitere Vorstöße aus Dortmund und Duisburg in dieser Woche, Schulen wieder dicht zu machen, schmetterte das Land zunächst ab.
Nach lauter werdenden Stimmen und Kritik auch von Lehrer- und Schülerverbänden hatte das Schulministerium schließlich die Rückkehr zum Distanzunterricht bei anhaltend hohen Infektionen als letzten Schritt nicht mehr ausgeschlossen. In einem Erlass von Mittwochabend wird diese als «ultima ratio» bezeichnet. Eingebettet in ein Gesamtkonzept könnten Schulschließungen einen Beitrag zum Infektionsschutz vor Ort darstellen, hieß es dort weiter.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) stellte zudem klar: Es müsse über einige Tage hinweg eine Inzidenz von über 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen geben. Erst dann sei ein Antrag auf «Schließung einzelner Schulen oder tatsächlich aller Schulen» möglich.
Mehrere Städte, darunter Wuppertal, Dortmund und der Oberbergische Kreis, hatten bereits angekündigt, beim Land ähnliche Schritte beantragen zu wollen wie Düren. Nach Angaben des Landeszentrums für Gesundheit lagen am Donnerstag inzwischen 19 kreisfreie Städte und Kreise über der Schwelle von 100 - also mehr als ein Drittel in NRW.
Der Kreis Düren hatte am Donnerstag bereits den zweiten Antrag in diesem Monat beim Land gestellt, den Präsenzunterricht ausfallen zu lassen. Trotz bereits in Teilen des Kreises geltenden verschärften Regelungen liege die Inzidenz seit mehr als drei Wochen bei etwa 130 und im Stadtgebiet aktuell jenseits der 200. «Wir müssen deshalb weiter reagieren», sagte Spelthahn am Donnerstag. Es falle nicht leicht, wieder zum Distanzunterricht zurückzukehren. «Die hohen Ansteckungsraten lassen uns keine Wahl.» Nach dem positiven Bescheid vom Land bedankte sich Spelthahn noch am Abend: «Das Land war dieses Mal direkt empfänglich für unsere guten Argumente», sagte er laut Mitteilung.
Aus der Staatskanzlei hieß es zur Begründung der Entscheidung, der Kreis Düren habe seine ersten Überlegungen für Maßnahmen im Schulbereich ausdifferenziert und nun eine umfassend begründete Gesamtkonzeption vorgelegt. Auch weil der Kreis bereits andere zusätzliche Maßnahmen eingeführt habe, erscheine eine «begrenzte Aussetzung des Wechselunterrichts angemessen und geboten».
Land setzt weitere Lockerungen aus - Maskenpflicht an Grundschulen
Getrieben von den steigenden Corona-Infektionszahlen erteilt die Landesregierung weiteren Lockerungen eine Absage. Auch an den Grundschulen gibt es ab Montag strengere Vorgaben.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg hat angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen im Land weiteren Lockerungen eine Absage erteilt. Der für frühestens ab dem 22. März geplante Öffnungsschritt werde zurückgestellt, teilte eine Sprecherin des Staatsministeriums am Donnerstag mit. «Die aktuelle Lage ist derart dynamisch, dass wir unsere Maßnahmen an diesem Infektionsgeschehen ausrichten müssen», teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dazu mit.
Der Öffnungsschritt, auf den sich Bund und Länder bei ihrer Konferenz Anfang März geeinigt hatten, hätte weitere Lockerungen für Kreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 oder zwischen 50 und 100 vorgesehen. Die für diesen Öffnungsschritt notwendigen stabilen beziehungsweise rückläufigen Inzidenzen seien derzeit aber nicht in Sicht, hieß es. «Die Tendenz zeigt leider in die falsche Richtung. Auf dieser Grundlage sind weitere Öffnungen derzeit unrealistisch und nicht sinnvoll», so Kretschmann. Die derzeit geltenden Corona-Regeln sollen deshalb ab Montag angepasst werden. Eine neue Verordnung sei in Arbeit.
Auch bei den Grundschulen wird nachjustiert. Schüler wie Lehrkräfte sollen ab Montag im Schulgebäude eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Die Grundschüler im Südwesten sind seit dieser Woche wieder im vollen Präsenzunterricht. An den weiterführenden Schulen in den 5. und 6. Klassen und Abschlussklassen besteht schon eine Maskenpflicht. Bisher sind offiziell nur Alltagsmasken vorgeschrieben, in der Praxis werden zumeist fast nur noch medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen getragen.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein, begrüßte den Schritt. Die Maskenpflicht sei vernünftig und entspreche den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, teilte sie am Donnerstag mit. Lehrkräfte, Kinder und ihre Familien würden so besser geschützt. Die Maskenpflicht ersetze aber nicht andere Schutzmaßnahmen wie Luftreinigungsgeräte und mehr Personal, damit kleinere Gruppen gebildet und Schulleitungen und Lehrkräfte entlastet werden könnten, betonte Steiner.
An den weiterführenden Schulen soll zudem ab der kommenden Woche wieder Wechselunterricht möglich sein, um so die Abstandsregeln umsetzen zu können, wie es vom Staatsministerium hieß. Die Fünft- und Sechstklässler sind am vergangenen Montag nach monatelangem «home schooling» wieder in ihre Schulen zurückgekehrt.
Noch vor gut einer Woche hatte es um die Frage, ob in den Klassen die Abstandsregeln eingehalten werden müssen, heftigen Streit in der grün-schwarzen Koalition gegeben. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte die Forderung der Grünen abgelehnt, auch Wechselunterricht zuzulassen, wenn die Schulen den Abstand nicht gewährleisten können.
Rotes Kreuz will Lehrer für Corona-Selbsttests in Klassen schulen
Stuttgart (dpa/lsw) - Lehrkräfte sollten nach Ansicht des Deutschen Roten Kreuzes geschult werden, um ihre Schüler und Schülerinnen bei regelmäßigen Corona-Selbsttests anleiten zu können. «Wir planen gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen, Ärzten, Apotheken und den zuständigen Ministerien ein großes Projekt», kündigte DRK-Landesgeschäftsführer Marc Groß in den «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag) an. «Die Handhabung der Tests ist nicht mehr so schwierig, das kann man hinbekommen», sagte er.
Ziel der Fortbildung ab April sei die Hilfe zur Selbsthilfe. «Wir wollen versuchen, Lehrer im betreuten Testen auszubilden. Deshalb sollen sich Schüler in ihrem direkten Klassenumfeld mindestens einmal pro Woche selbst testen können – unter Aufsicht des Lehrers», sagte Groß. «Dann weiß man, dass die Tests auch gemacht werden.» Geplant seien die Unterstützung vor Ort und Online-Schulungen. «Dabei wird es auch darum gehen, wie man Ängste und Vorurteile bei den Kindern abbaut. Wir wollen zudem den Lehrern psychischen Druck nehmen», sagte Groß. Außerdem gehe es darum, Unsicherheiten zu vermeiden, etwa bei der Frage, was im Falle von positiven Ergebnissen passieren muss.
Sorgen um fehlende Testsets macht sich der DRK-Geschäftsführer nicht: «Es gibt auf jeden Fall genügend Tests, um loszulegen.» Das Thema müsse aber größer ausgerollt werden, denn so viele Teststationen könne man nicht aufbauen. «Nur wenn alle Testmöglichkeiten ineinandergreifen, kann diese Strategie erfolgreich sein.»
Streit um Schulöffnungen kurz vor Ostern
Seit Monaten werden die meisten älteren Schüler ausschließlich zu Hause unterrichtet. In den zwei Wochen bis Ostern sollten sie langsam wieder an die Schule herangeführt werden. Aber die Infektionszahlen könnten den Plan zunichte machen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Von Montag an sollen alle Schüler in Hessen tageweise zurück in den Unterricht. Dieser Plan des Kultusministeriums stößt auf immer breitere Kritik. Erste Städte und Kreise haben dem Land bereits eine Abfuhr erteilt, Eltern zum Protest aufgerufen. Das Corona-Kabinett der hessischen Landesregierung will an diesem Donnerstag über das Thema diskutieren.
Wegen der Corona-Pandemie wird derzeit für die Klassen 1 bis 6 Wechselunterricht angeboten: Jeweils die Hälfte der Klasse kommt jeden zweiten Tag oder jede zweite Woche in die Schule. Nur die jeweiligen Abschlussklassen bekommen vollständigen Präsenzunterricht. Die Jahrgangsstufen 7 bis 11 lernen im Distanzunterricht, also zu Hause im sogenannten Homeschooling.
Am 9. März verkündete Kultusminister Alexander Lorz (CDU), dass in den letzten zwei Wochen bis zu den Osterferien - also 22. März bis 1. April - «für jede Schülerin/jeden Schüler an mindestens einem Tag pro Woche Präsenzzeit in der Schule stattfinden soll». Als Voraussetzung für die geplanten Öffnungsschritte galt, dass der landesweite Inzidenzwert nicht über 100 steigt - am Mittwoch lag er bei 93,4.
Die Schulen waren überrascht - und wenig begeistert, wie aus zahlreichen Elternbriefen hervorgeht. «Besondere Sorgen bereiten uns in der Zeit bis zu den Osterferien die Hofpausen», sagt beispielsweise der Schulleiter der Frankfurter Musterschule, Stefan Langsdorf, in einem Elternbrief. Die Schüler hätten sich lange nicht gesehen, in der Wiedersehensfreude könnten Abstandsregeln leicht vergessen werden. «Es wäre fatal, wenn die beiden Präsenztage vor den Ferien unser aller Gesundheit gefährden und die möglichst geregelte Aufnahme des Präsenzunterrichts nach den Osterferien in Gefahr bringen würden.»
Manch einer vermutet, die Öffnungspläne seien der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag geschuldet gewesen. Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau haben dem Kultusministerium einen Brief geschrieben. Darin bitten sie das Ministerium nach eigenen Angaben, «die kurz vor der Kommunalwahl angekündigten vorverlegten Öffnungsschritte wieder zurückzunehmen».
Im Laufe der Woche sperrten sich immer mehr Städte und Kreise gegen die geplante Öffnung. Bis Mittwochabend hatten Stadt und Kreis Offenbach sowie die Kreise Main-Kinzig, Groß-Gerau, Lahn-Dill und Fulda abgewunken.
Die Stadt Frankfurt fordert «eine hessenweit einheitliche Regelung». Der ab Montag geplante Einstieg in den Wechselunterricht müsse landesweit ausgesetzt werden - wegen steigenden Infektionszahlen und «aufgrund der noch nicht erfolgten Impfungen durch das Aussetzen der Impfungen mit Astrazeneca sowie der noch nicht zur Verfügung stehenden Schnelltests des Landes». Die Zeit bis Ostern sollte besser genutzt werden, «um ein Testkonzept für die regelmäßige Testung aller Schülerinnen und Schüler vorzulegen und die Lieferung und Durchführung der Tests an Schulen zu organisieren».
Das sieht auch die GEW Hessen so. Es wäre sinnvoller, die zwei Wochen vor Ostern dazu zu nutzen, ein gutes Konzept für den Wechselunterricht nach Ostern zu entwickeln, sagte Vorsitzende Maike Wiedwald. Der Deutsche Lehrerverband Hessen (dlh) fordert, den angedachten Präsenzunterricht für die Jahrgangsstufen 7 bis 11 auszusetzen: «Herr Lorz, ziehen Sie die Notbremse, bevor Schulen zu Hotspots werden», forderte der Verband.
Es gebe «auf allen Seiten das Bedürfnis nach einer Rückkehr zur schulischen Normalität», schrieb Lorz den Schulen. Die tageweise Rückkehr vor Ostern «entspricht auch den Rückmeldungen, die wir in den vergangenen Tagen und Wochen erhalten haben - von der aus Schulpraktikerinnen und Schulpraktikern bestehenden Konzeptgruppe Schuljahr 2020/2021, von Interessenvertretungen und Verbänden, von der Landesschülervertretung und vom Landeselternbeirat.»
An einzelnen Schulen haben die Eltern bereits zum Boykott aufgerufen, etwa an der Melibokusschule in Alsbach-Hähnlein (Kreis Darmstadt-Dieburg). Zur Begründung hieß es unter anderem: «Eine seriöse Teststrategie als Grundlage der Öffnungsschritte fehlt.» Außerdem werde damit der Distanzunterricht «erheblich negativ beeinflusst: Unsere Kinder erhalten dadurch weniger Unterricht.»
Die angekündigten Schnelltests für die Schulen kommen erst nach den Osterferien, wie aus der Regierungserklärung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Dienstag hervorging. Am Freitag will Lorz zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ein «Testmobil» für Ausbrüche an Schulen vorstellen.
Entscheidung zu Schulschließung in einigen Regionen
Dresden (dpa/sn) - Angesichts steigender Infektionszahlen stehen in Sachsen möglicherweise weitere Schulschließungen in einigen Landkreisen an. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will gemeinsam mit Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Donnerstagnachmittag darüber entscheiden und die Öffentlichkeit informieren. Betroffen sind nach derzeitigem Stand neben der Stadt Chemnitz die Kreise Erzgebirge, Zwickau, Nordsachsen und Meißen. In den Regionen liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen über der kritischen Marke von 100.
Am Dienstag hatte es zum Thema bereits eine Videoschalte zwischen dem Minister und den betroffenen Regionen gegeben, um über die Situation vor Ort zu diskutieren. Laut Landesverordnung müssen Schulen und Kitas wieder schließen, wenn der Inzidenzwert von 100 an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen überschritten ist.
Im Kreis Mittelsachsen sowie in Bautzen sank der Inzidenzwert am Mittwoch unter die 100er-Marke. Schulen und Kitas bleiben damit vorerst geöffnet.
17.03.2021
Immer mehr Kreise sperren sich gegen Ausweitung von Präsenzunterricht
Wiesbaden (dpa/lhe) - Immer mehr Städte und Kreise sperren sich gegen die geplante Ausweitung des Präsenzunterrichts an den Schulen in Hessen noch vor den Osterferien. Nach Stadt und Kreis Offenbach haben nun auch Hanau und der Main-Kinzig-Kreis sowie die Kreise Groß-Gerau, Lahn-Dill, Fulda und Gießen abgesagt.
Wegen der Corona-Pandemie wird derzeit für die Klassen eins bis sechs Wechselunterricht angeboten. Die Jahrgangsstufen sieben bis elf lernen im Distanzunterricht. Nur Abschlussklassen bekommen vollständigen Präsenzunterricht. Vergangene Woche hatte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) verkündet, ab 22. März sollten alle Schüler teilweise zurückkehren - für mindestens einen Präsenztag pro Woche. Voraussetzung sei jedoch, dass der landesweite Corona-Inzidenzwert nicht über 100 steige.
«Angesichts der Tatsache, dass seit ein paar Tagen die Inzidenz bei uns im Kreis wieder über 100 liegt, wird dieser Schritt zur Rückkehr in den Unterricht nicht gegangen», sagte der Landrat von Groß-Gerau, Thomas Will (SPD), am Mittwoch. «Die Zahlen sind zu hoch, und sie könnten schwerer beherrschbar werden, wenn wir nächste und übernächste Woche unbeirrt und unreflektiert mehr Präsenzunterricht ermöglichen», sagte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Auch der Kreis Fulda und der Kreis Gießen begründeten den Schritt mit steigenden Infektionszahlen. «Wir möchten kein Risiko eingehen», sagte der Landrat des Lahn-Dill-Kreises, Wolfgang Schuster (SPD).
NRW-Landesregierung betont: Schulschließungen nur letztes Mittel
Düsseldorf (dpa) - Die NRW-Landesregierung hat in der Diskussion um Schulschließungen die Kommunen im Land nochmals nachdrücklich auf die einzuhaltenden Modalitäten hingewiesen. Das sei über einen Erlass am Mittwoch geschehen, erklärte die Staatskanzlei am Abend. «Schulschließungen können eingebettet in ein Gesamtkonzept einen Beitrag zum Infektionsschutz vor Ort darstellen, dürfen aber nur das letzte und nicht das erste und alleinige Mittel der Wahl sein», hieß es. Zuvor müssten alle sonstigen Maßnahmen auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens geprüft worden sein.
Das Land hatte zuvor bereits Forderungen aus Dortmund und Duisburg, Schulöffnungen zu stoppen, abgeschmettert. Schon vorher hatten mehrere Kreise die Schulöffnungen zurücknehmen wollen, waren aber von Düsseldorf gestoppt worden.
Kommunale Behörden könnten zusätzliche Maßnahmen zum Infektionsschutz auch an Schulen ergreifen, wenn der Wert von 100 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner pro Woche nachhaltig und signifikant überschritten werde, hieß es. Entscheidend sei dabei aber, die «landesweite bildungspolitische Grundsatzentscheidung im Sinne der Bildungsgerechtigkeit» zu berücksichtigen. Die Kommunen müssten sich mit dem NRW-Gesundheitsministerium abstimmen.
Kritik an Verzicht auf Maskenpflicht für Grundschüler wächst
Warum sollen Grundschüler keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, die nur wenig älteren Fünft- und Sechstklässler aber doch? Die Trennung leuchtet vielen angesichts steigender Infektionszahlen bei Kindern nicht mehr ein.
Stuttgart (dpa/lsw) - Der Ruf nach einer Maskenpflicht an Grundschulen wird wegen steigender Corona-Infektionszahlen immer lauter. Die Landtagsgrünen, der Städtetag und die Schulleitervereinigung wollen den Verzicht auf eine Maskenpflicht für die jüngsten Schüler aufheben. «Wir müssen jetzt dringend nachsteuern», sagte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Stuttgart. «Wir brauchen an Grundschulen eine Maskenpflicht.» Dies sei für den Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Kindern unerlässlich. Die Schulleitervereinigung sprach von einem «Armutszeugnis» für das Kultusministerium, weil es sich diesem Thema total verweigere. Auch für Grundschüler müssten die blauen OP-Masken obligatorisch sein, forderte Verbandschef Werner Weber.
An den weiterführenden Schulen ab Klasse fünf und an beruflichen Schulen besteht bereits die Pflicht, außerhalb des Unterrichts eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Am Montag waren die Grundschulen vom Wechselunterricht in den Regelbetrieb übergegangen.
Auch der Städtetag befürwortet eine ausgeweitete Pflicht. «Der Verzicht darauf steht im Verband immer stärker in Rede und Kritik, weil an den Grundschulen grundsätzlich alle Schüler wieder präsent sein können und zwischen den Schülern kein Abstandsgebot gilt», sagte Dezernent Norbert Brugger. Zu klären sei, welche Masken zu tragen seien und ob die Pflicht auch im Unterricht gelte. Das Ministerium äußerte sich dazu nicht.
Die Haltung des Ressorts entspreche nicht mehr der medizinischen Entwicklung, sagte Weber, Rektor einer Heidenheimer Gemeinschaftsschule. Anders als in anfangs erstellten Studien stelle sich heraus, dass sich Kinder insbesondere auch mit mutierten Viren anstecken würden. In seiner Schule trügen die Grundschüler bereits zu 100 Prozent Masken - «freiwillig und ohne Schäden». Das sei aber nicht überall so. Es gebe auch Fälle, in denen Eltern die Rechte ihrer Kinder durch Masken beschnitten sähen und sie entsprechend beeinflussten. Die Kinder gerieten dann unnötig in einen Zwiespalt.
Neben den Masken werden auch Tests genutzt, um die Pandemie in Schach zu halten. Bei einem an diesem Donnerstag beginnenden Pilotprojekt an Freiburger Schulen werden Klassen mit dem sogenannten Schoco-System getestet. Das Verfahren ist einfach: Die Schüler lutschen unter Aufsicht der Lehrer an zwei Wattestäbchen wie an einem Lolli.
«Regelmäßige Tests tragen dazu bei, die Infektionsgefahr in Schulen zu verringern», sagte Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos). Da Kinder oft ohne Symptome blieben, könnten so verdeckte Infektionsketten gestoppt werden. Eine abgestimmte Teststrategie des Landes sei notwendig. Aktuell erarbeiteten Hunderte Kommunen parallel Teststrategien. «Am Ende gelten unterschiedliche Regeln und Ansätze in Nachbarkommunen, das macht doch wenig Sinn und ist total ineffizient», kritisierte Horn.
Die Schulleitervereinigung sieht die Testung der Kinder kritisch. «Sie gaukelt den Familien eine Scheinsicherheit vor.» Denn die Befunde gälten nur bis zu acht Stunden. Eigentlich müsse jedes Kind jeden Tag getestet werden, das sei zeitlich und personell nicht zu schultern. In Freiburg wird angestrebt, alle Schulen einmal wöchentlich mit der neuen Methode zu testen.
Überdies plant das Deutsche Rote Kreuz (DRK) nach einem Bericht der «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag), die Testmöglichkeiten an den Schulen zu verbessern. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen, Ärzten und Apotheken solle die Selbsthilfe gestärkt werden. Dabei sollen Lehrer im betreuten Testen ausgebildet werden, damit sich die Schüler mindestens einmal in der Woche unter ihrer Aufsicht selbst testen können. Nach den Osterferien will das Land die Tests ausweiten. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte der Zeitung: «Im Ergebnis wird es Testangebote für das Personal der Kitas, der Schulen sowie für alle Schülerinnen und Schüler anlasslos zweimal die Woche geben.»
Diskussion um Corona-«Notbremse» - GEW fordert Distanzunterricht
Die Zahl der Corona-Infektionen in Berlin steigt wieder. Ein wichtiger Schwellenwert ist in Reichweite. Kommt nach den jüngsten Lockerungen nun die «Notbremse»?.
Berlin (dpa/bb) - Angesichts steigender Corona-Zahlen könnten seit kurzem geltende Lockerungen in Berlin bald wieder in Frage stehen. Denn Bund und Länder hatten am 3. März eine Art Notbremse für den Fall vereinbart, dass die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche stabil überschreitet. Nun ist es womöglich bald soweit: Am Mittwoch kletterte der Wert in Berlin auf 94,8.
Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte in dem Fall eine Rückkehr zum Distanzunterricht an Berlins Schulen. «Der Stufenplan von Bund und Ländern, der ab einer Inzidenz von 100 eine Notbremse vorsieht, sollte ernstgenommen werden», sagte GEW-Sprecher Markus Hanisch der dpa und verwies auf Gesundheitsrisiken für Lehrer und Schüler.
Bund und Länder hatten am 3. März vereinbart: «Steigt die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen in einem Bundesland oder einer Region auf über 100, treten ab dem zweiten darauffolgenden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft (Notbremse).»
Einen Automatismus werde es bei diesen Fragen indes nicht geben, teilte die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. Über Änderungen der Corona-Strategie befinde immer der Senat.
Dieser will sich voraussichtlich am Freitag oder am Wochenende zu einer Sondersitzung zusammenschalten; noch ist kein Termin bestätigt. Offen ist auch, ob vor der nächsten Schalte der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am kommenden Montag Entscheidungen fallen.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte sich zuletzt mehrfach dafür ausgesprochen, bundesweit einheitlich vorzugehen. «Es gibt gute Gründe dafür, dass wir uns an der 100 orientieren. Das ist ein guter und nachvollziehbarer Richtwert», sagte er am Dienstag.
Berlin verzeichnete am Mittwoch laut Gesundheitsverwaltung 94,8 Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, nach 91,3 am Dienstag und 75,1 am Montag. Vor einer Woche hatte diese sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 57,9 gelegen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hatte der Senat am Dienstag zunächst entschieden, weitere Lockerungen zu verschieben. Sollte bei konstanten Werten über 100 eine «Notbremse» zum Tragen kommen, könnte sie neben Kitas und Schulen auch andere Bereiche betreffen, in denen es in den vergangenen Tagen und Wochen nach monatelangem Lockdown vorsichtige Öffnungen gab.
Es handelt sich etwa um die Regeln für private Zusammenkünfte, die im Lockdown nur mit einer haushaltsfremden Person möglich waren und seit 4. März wieder mit 5 Personen aus zwei Haushalten - jeweils plus Kinder unter 14 Jahren. Betreffen könnte das auch zwischenzeitlich geöffnete Einzelhändler, Museen, Galerien, Zoos und Gedenkstätten sowie den Sport im Freien, der seit zwei Wochen mit bis zu 5 Erwachsen aus zwei Haushalten oder bis zu 20 Kindern erlaubt ist.
Die schrittweise Öffnung der Schulen für den sogenannten Wechselunterricht begann am 22. Februar für Schüler der Klassen 1 bis 3. Am 9. März folgen die Klassen 4 bis 6 und am Mittwoch nun die Klassen 10 bis 12. Die Schüler werden in kleineren Lerngruppen abwechselnd in der Schule und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause unterrichtet.
Aus Sicht der GEW muss es bei Rückkehr zum Distanzunterricht, bei dem Schüler angeleitet von ihren Lehrern und möglichst mit Unterstützung ihrer Eltern zu Hause mittels digitaler Technik lernen, auch mehr Betreuungsangebote an den Schulen selbst geben. «Viele Kinder und Jugendliche können zu Hause nicht richtig lernen», so Hanisch. Für diese müssten kreative Lösungen an den Schulen gefunden werden.
Lernprobleme zu Hause haben etwa Schüler, die in sozial schwierigen Familien oder in kleinen Wohnungen leben. Manch einer hat nicht die technische Ausstattung. Vor diesem Hintergrund plädiert die GEW dafür, von der «Fokussierung» auf Jahrgänge» wegzukommen. Wichtig müsse vielmehr sein, bei Angeboten für Betreuung in der Schule trotz Distanzunterricht den individuellen Förderbedarf der Schüler unabhängig von der Klassenstufe zugrunde zu legen.
Um die Schulen in Pandemie-Zeiten sicherer zu machen, können sich Lehrer und andere Beschäftigte seit geraumer Zeit zweimal die Woche am Arbeitsplatz kostenlos auf Corona testen lassen. Seit Mittwoch sollen sich nun auch Schüler testen lassen können, und zwar zweimal in der Woche freiwillig zu Hause mit einem Schnelltest.
Zunächst wurden die Tests laut Bildungsverwaltung an ältere Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren ausgegeben. Schrittweise sollen anschließend die jüngeren Jahrgangsstufen einbezogen werden.
Schule auf oder lieber zu? - Rückkehr eines erbitterten Streits
Die steigenden Corona-Zahlen und Befürchtungen vor Zuständen wie vor Weihnachten heizen die Debatte über Schulöffnungen wieder an. In Nordrhein-Westfalen streiten Landesregierung und Städte miteinander. Auch der Bundespräsident meldet sich zu Wort.
Berlin (dpa) - Die Diskussion über das Für und Wider von Präsenzunterricht an Schulen ist vor dem Hintergrund steigender Corona-Zahlen erneut entbrannt. Beispielhaft zeigt sich das in Nordrhein-Westfalen: Im bevölkerungsreichsten Bundesland wollen die Großstädte Dortmund und Duisburg die Schulen wieder schließen, die Duisburger Kitas sollen zudem wieder in die Notbetreuung gehen. Die Landesregierung lehnt das aber ab. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte, nicht gleich wieder alle Schulen und Kitas zuzumachen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach von einer «Gratwanderung».
Über das Thema Kitas und Schulen wird seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr besonders gestritten. Je mehr die Corona-Zahlen im vergangenen Herbst stiegen, desto lauter wurde die Debatte. Nun wiederholt sich das im Zuge der schrittweisen Wiederaufnahme des Betriebs nach dem Winter-Lockdown.
Grundsätzlich geht es um die schwierige Abwägung zwischen Gesundheitsschutz für Lehrer, Kita-Personal, Kinder, Schüler und Familien auf der einen sowie Bildung, Struktur, sozialen Kontakten und wichtigen Erfahrungen für Kinder und Jugendliche auf der anderen Seite. Die Meinungsverschiedenheiten ziehen sich quer durch die Gesellschaft.
Verschiedene aktuelle Entwicklungen bestärken nun die Kritiker von Öffnungen: Bei den Impfungen von Kita-Personal und Grundschullehrern stockt es, weil die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt wurden. Es gibt Kritik, dass keine Schnell- und Selbstests an Schulen vorliegen, um unbemerkte Infektionen festzustellen. Im aktuellen Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) heißt es: «Der stärkste Anstieg ist bei Kindern zwischen 0-14 Jahren zu beobachten, wo sich die 7-Tage-Inzidenzen in den letzten vier Wochen verdoppelt haben.» Seit Februar läuft der Betrieb an Grundschulen und Kitas wieder.
Die Ruhrgebietsstädte Dortmund und Duisburg wollten ihre Schulen angesichts der Lage nun wieder schließen. Die Landesregierung hatte das am Dienstag abgelehnt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte dazu am Mittwoch im WDR-Morgenecho, viele Kinder und Jugendliche seien seit Dezember nicht mehr in den Schulen gewesen. Die zumindest tageweise Rückkehr in den Präsenzunterricht für alle Jahrgänge seit diesem Montag im Wechselmodus bleibe richtig. Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) kritisierte das Festhalten an der Schulrückkehr als zu riskant.
Ähnliches passiert bei den Kitas: Duisburg will diese wieder in den Notbetrieb schicken. Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) will das nicht zulassen. «Das ist mit dem Land nicht abgestimmt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Steinmeier sagte bei einer Diskussionsrunde mit Jugendlichen, er hoffe auf flexible Lösungen, die verhindern, dass Betreuung, Bildung und Begegnung jetzt schmerzhaft und flächendeckend abgebrochen werden. Wenn Kinder und Jugendliche nun als Erste wieder zurückstecken müssten, bleibe das nicht ohne Folgen.
Bildungsministerin Karliczek sprach von einer «Gratwanderung», bei der Interessen der Kinder und Gesundheitsschutz abzuwägen seien. Auf die Frage, ob auch bei einem erneuten harten Lockdown die Schulen geöffnet bleiben sollten, antwortete Karliczek, das müsse regional gesehen werden. «Wenn ich in der Lage bin, mein Maßnahmenbündel noch mal nachzuschärfen und damit die Situation an den Schulen sicher zu halten, kann man das, glaube ich, vor Ort vertreten.»
Die Bildungsgewerkschaft VBE (Verband für Bildung und Erziehung) warnte dagegen, das Prinzip Hoffnung habe ausgedient. Die Schutzmaßnahmen an den Schulen seien nicht ausreichend. Das Personal müsse schnellstmöglich Impfangebote bekommen und es brauche mindestens zweimal wöchentlich Schnelltests, forderte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann. «Es liegt in der Verantwortung der Politik, alles zu tun, was notwendig ist, um einen Schulbetrieb zu gewährleisten, der nicht zum Roulettespiel wird.»
An diesem Donnerstag beraten abermals die Kultusminister der Länder. Konkrete Beschlüsse sind zunächst nicht zu erwarten. Wie sie konkret vorgehen, regeln die Länder selbst. Grundsätzlich ist zumindest momentan noch vorgesehen, dass schrittweise nun auch ältere Schüler zurück in die Schulen kommen. Grundschüler sind schon seit Februar wieder in den Klassenzimmern. Unterricht gibt es meist im sogenannten Wechselmodell - also mit geteilten Klassen, die abwechselnd in der Schule und zu Hause am Laptop unterrichtet werden.
Steinmeier: Nicht gleich wieder Kitas und Schulen schließen
Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, in der dritten Welle der Corona-Pandemie nach Möglichkeit nicht gleich wieder alle Schulen und Kitas zu schließen. «Ich hoffe sehr, dass unsere Bildungseinrichtungen mit der tatkräftigen Hilfe von Bund und Ländern flexible Lösungen finden, die verhindern, dass Betreuung, Bildung und Begegnung jetzt schmerzhaft und flächendeckend abgebrochen wird», sagte Steinmeier am Mittwoch in einer Diskussionsrunde mit Jugendlichen.
Die dritte Welle der Pandemie setze besonders Kitas, Schulen, Universitäten und Ausbildungsbetriebe erneut unter enormen Druck. «Was wir brauchen, das sind kluge, regional passende Lösungen, die zum einen natürlich die besorgniserregende Pandemielage sehr ernst nehmen - zum anderen aber die genauso schwerwiegenden Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Land mit in den Blick nehmen.»
Monatelang hätten Kinder, Jugendliche und junge Menschen nicht in Kitas, Schulen und Universität gehen dürfen, sagte Steinmeier. «Wenn sie nun als Erste wieder zurückstecken müssten, bleibt das eben auch nicht ohne spürbare soziale und bildungspolitische Folgen. Und deshalb müssen die bei der Entscheidung über Schließungen immer wieder mit in die Waagschale genommen werden.»
In der Diskussionsrunde berichteten Schüler, Auszubildende und eine Studentin dem Bundespräsidenten über ihre aktuelle Situation. Marie-Luise Mieth, die eine Ausbildung zur Tischlerin macht und kurz vor ihren Abschlussprüfungen steht, erzählte: «Die letzten Monate war es schon schwierig, die Themen auch wirklich so zu behandeln, wie es in der Berufsschule der Fall wäre. Da bleibt natürlich einiges auf der Strecke.» Gerade der praktische Teil sei über Online-Unterricht kaum vermittelbar.
Steinmeier betonte, die jungen Menschen hätten in der Krise eine «enorme Solidarität» gezeigt und tiefe Einschnitte auf sich genommen, um die besonders Gefährdeten, die Älteren, zu schützen. Das habe ihn sehr beeindruckt. Zu den Jugendlichen sagte er: «Jetzt ist es an uns, den Älteren, Solidarität mit Ihnen zu zeigen, damit Sie nicht noch länger ausgebremst sind, sondern möglichst gut und vor allem möglichst schnell in ihre eigene Zukunft und neue Zukunftsplanungen starten können.»
Karliczek spricht von «Gratwanderung» bei Schulen
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sieht beim Thema Schulöffnungen vor dem Hintergrund steigender Corona-Zahlen einen schwierigen Abwägungsprozess. Die CDU-Politikerin sprach am Mittwoch in Berlin von einer «Gratwanderung», bei der es darum gehe, die Interessen der Kinder mit Blick auf Bildung und einen «ordentlichen Gesundheitsschutz» gut abzuwägen.
Es gelte jetzt vorsichtig zu sein und trotzdem soviel es geht, möglich zu machen. «Weil wir auch sehen, dass die großen Ermüdungserscheinungen, die Last die alle tragen, durch diese Situation, dass keiner einen wirklich planbaren Lebensalltag hat, dass wir das eben auch anerkennen müssen.»
Auf Nachfrage, ob auch bei einem erneuten harten Lockdown die Schulen weiterhin geöffnet bleiben sollten, antwortete Karliczek, das müsse aus dem regionalen Geschehen heraus gesehen werden. «Wenn ich in der Lage bin, mein Maßnahmenbündel nochmal nachzuschärfen und damit die Situation an den Schulen sicher zu halten, kann man das, glaube ich, vor Ort vertreten.» Es könne aber natürlich immer wieder die Situation kommen, in der es nicht mehr zu verantworten sei und Schulen wieder geschlossen werden müssten.
Über das Vorgehen an den Schulen entscheiden die Bundesländer selbst. Der Bund hat bei dem Thema keine Regelungskompetenz.
Bund und Länder beraten über mögliche «Nachhilfe-Milliarde»
Berlin (dpa) - Wegen des massiven Schulausfalls in der Corona-Krise planen Bund und Länder ein umfangreiches Programm für Schüler, um entstandene Lernrückstände aufzuholen. Entsprechende Gespräche darüber laufen bereits länger, nach Angaben von Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) haben sich die SPD-geführten Bundesländer nun aber auf konkrete Eckpunkte verständigt.
«Die Schülerinnen und Schüler haben im vergangenen Jahr fast die halbe Zeit die Schule nicht besuchen können. Wir sind uns angesichts des Ausfalls einig, dass gehandelt werden muss, damit keiner den Anschluss verliert», sagte Rabe der Deutschen Presse-Agentur. Seinen Angaben zufolge könnte das Förderprogramm einen Umfang von einer Milliarde Euro haben. Das sei zumindest die «Arbeitshypothese» zwischen Bund und Ländern.
Nach den Vorstellungen der SPD-geführten Länder könne mit dem Geld etwa jedem vierten oder fünften der rund elf Millionen Schüler in Deutschland ein Angebot für eine Lernförderung gemacht werden: Entweder zwei Extra-Stunden pro Woche in Kleingruppen über ein gesamtes Schuljahr verteilt oder vier Förderstunden pro Woche verteilt über ein halbes Schuljahr. Dies sollte nach Angaben Rabes möglichst unter dem Dach der Schulen stattfinden. Zum Einsatz kommen könnten Nachwuchslehrer im Studium, pensionierte Lehrkräfte oder Volkshochschulpersonal. Aber auch externe Anbieter seien denkbar.
Über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Bund-Länder-Programms zur Unterstützung bestehender Fördermaßnahmen in den Ländern sind sich alle einig. Die Kultusministerkonferenz hatte dazu bereits Beschlüsse gefasst. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte der dpa: «Wir müssen alles dafür tun, dass die Kinder und Jugendlichen die Lernrückstände, die in der Corona-Zeit entstanden sind, wieder ausgleichen können. Deshalb ist die gemeinsame Initiative von Bund und Ländern für ein entsprechendes Förderprogramm gut und richtig.» Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für ein «großes Nachholprogramm» ausgesprochen. Über die Details wird nun noch verhandelt - etwa, in welcher Höhe genau sich Bund und Länder daran beteiligen und welche Schüler konkret ein Förderangebot bekommen sollen.
Berlins Schulen werden wieder voller - nicht alle freut das
Die 10. bis 13. Klassen kommen zurück zum regelmäßigen Unterricht in der Schule. Manche halten das für riskant. So viel steht fest: Mehr Kontakte bedeuten ein höheres Risiko für Corona-Infektionen.
Berlin (dpa/bb) - An Berlins Schulen ist ab Mittwoch wieder einiges mehr los. Bislang gab es nur für die Grundschulklassen regulären Unterricht in der Schule in festem Rhythmus. Das ändert sich nun, was manche begrüßen und anderen gar nicht behagt. Je mehr Schüler wieder in der Schule sind, umso größer ist das Risiko von Corona-Infektionen.
- Die Klassen 10. bis 13. bekommen wieder regulär Wechselunterricht, also einen Mix aus Unterricht im Klassenzimmer und am Laptop zu Hause. Als erstes haben im Februar die 1. bis 3. Klassen nach längerer Homeschooling-Phase Wechselunterricht bekommen, dann die 4. bis 6. - jetzt folgen zunächst die älteren Schülerinnen und Schüler. Unterrichtet wird dabei in verkleinerten Lerngruppen, in der Schule müssen medizinische Masken getragen werden.
- Die Klassen 7 bis 9 sind weiter außen vor. Zwar hatten zwei Gymnasiasten aus Klasse 7 und 9 vor dem Verwaltungsgericht Berlin am Mittwoch vergangener Woche recht bekommen: Der Ausschluss einzelner Klassenstufen vom Wechselunterricht ist aus Sicht des Gerichts rechtswidrig. Die Entscheidung gilt allerdings nur für die beiden Schüler, die erfolgreich geklagt hatten. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte überlegt, alle 7. bis 9. Klassen zumindest zu einzelnen «Präsenzterminen» in die Schule zu holen, damit die Jugendlichen ihre Mitschüler und Lehrkräfte nach langer Zeit endlich wieder einmal sehen könnten. Aber damit müssen sie nun noch bis nach den Osterferien warten. Dann gibt es auch für sie Wechselunterricht wie für die übrigen Klassenstufen.
- Schnelltests für die Lehrkräfte in den Schulen sind nach Einschätzung von Bildungssenatorin Scheeres und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ein wichtiges Instrument zur Eindämmung der Pandemie. Dafür sind an den Berliner Schulen jeweils Lehrerinnen und Lehrer geschult worden, die solche Schnelltests durchführen. Die Lehrkräfte und anderes Schulpersonal haben einen Anspruch auf zwei Tests pro Woche, die Teilnahme ist freiwillig.
- Selbsttests sind die zweite Komponente, die im Vergleich zu den klassischen Schnelltests unkomplizierter sind. Sie sollen ab Mittwoch in einem Teil der Berliner Schulen zum Einsatz kommen, zunächst werden sie an ältere Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren ausgegeben. Schrittweise sollen anschließend die jüngeren Jahrgangsstufen einbezogen werden. Die Schüler bekommen die Selbsttests in den Schulen und sollen sie dann zweimal in der Woche freiwillig zu Hause anwenden. Nach Angaben der Bildungsverwaltung ist das Ziel, bis Ende dieser Woche rund eine Million Selbsttests unter die Leute zu bringen. Weitere sollen folgen.
- Kritik an den Öffnungsschritten gab es immer wieder. Ein Argument lautet: Solange die Infektionszahlen steigen und die 7-Tage-Inzidenzen zu Ostern möglicherweise wieder das Niveau aus der Zeit um Weihnachten erreicht haben, wie das Robert Koch-Institut erst jüngst vorhergesagt hat, sei das Infektionsrisiko zu hoch für noch mehr Schüler in den Schulen. Das sieht etwa die Bildungsgewerkschaft GEW in Berlin so. Sie hat ausdrücklich vor weiteren Schulöffnungen gewarnt.
16.03.2021
NRW hält an offenen Schulen fest und zieht Impfstoff-Reserve
Der Astrazeneca-Stopp ist ein Schlag ins Kontor. Das wird auch von der NRW-Regierung nicht geleugnet. Eine Reserve anderer Impfstoffe soll nun beim Überbrücken helfen. Erziehern und Lehrern hilft das erstmal nicht. Trotzdem sollen die Schulen alle offen bleiben.
Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Trotz steigender Corona-Neuinfektionsraten und mindestens vorläufigem Astrazeneca-Impfstopp hält Nordrhein-Westfalen an der Öffnung der Schulen fest. Die Ruhrgebietsstädte Dortmund und Duisburg dürfen die Schulen - anders als erwünscht - nicht schließen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte dazu am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Düsseldorf: Wenn der Stadt Dortmund bei einer Neuinfektionsrate von 71,2 - gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - nichts anderes einfalle, als Schulen zu schließen, werde sein Haus das umgehend ablehnen.
Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link zeigt sich enttäuscht über die Haltung der Landesregierung. Ihm sei «vollkommen unverständlich, dass das Land diesen Plänen einen Riegel vorschiebt». Die Entwicklung der Zahlen zeige, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend seien.
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) hatte die angestrebte Schließung aller Schulen auch mit dem vorläufigen Impfstopp des Astrazeneca-Vakzins begründet. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) räumte ein: «Das ist zweifellos ein Rückschlag für die deutsche Impf-Kampagne.» Beim nächsten «Impf-Gipfel» der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin sei zu erörtern, wie Bürokratie in der Organisation abgebaut und das Impfen beschleunigt werden könne. «Ich bin überzeugt: Deutschland kann Organisation und Logistik. Diese Stärke müssen wir ausspielen.»
Nach dem Astrazeneca-Impfstopp seien Impfungen bei der großen Gruppe der Kita-Erzieherinnen und Lehrer in NRW zunächst nicht möglich, berichtete Laumann. Da die Zweit-Impfung mit dem Vakzin 12 bis 13 Wochen Zeit habe, beunruhige ihn diese Frage, die in NRW frühestens Mitte April akut werde, zunächst aber nicht.
NRW werde zunächst mit einer Reserve auf die neue Lage reagieren, berichtete Laumann. Von den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna seien rund 50 Prozent der Dosen zurückgelegt worden, um auf Lieferengpässe zu reagieren. Die Reserve werde um 150 000 Dosen verkleinert, um bis Ende März ebenso viele Menschen zusätzlich impfen zu können, sagte Laschet. Das werde Behinderten in Eingliederungseinrichtungen und zu einem kleineren Teil über 80-Jährigen zugutekommen.
NRW stehe bei den Corona-Schutzimpfungen kurz vor der Zwei-Millionen-Marke, sagte Laschet. Trotz der bedauerlichen Astrazeneca-Pause könne aber festgestellt werden: «Unsere Schutzmauer um die besonders Verwundbaren steht und wirkt.» Während es zum Jahreswechsel unter den Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen noch über 5000 Infizierte in NRW gegeben habe, seien es in dieser inzwischen durchgeimpften Gruppe jetzt nur noch 300 Infizierte und damit 94 Prozent weniger. Über 850 000 Menschen über 80 Jahre hätten bereits über 1,7 Millionen Impftermine in NRW vereinbart. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag am Dienstag laut Robert Koch-Institut bei 82,9.
Auch bei den kostenlosen Bürger-Tests gehe es voran, berichtete Laschet. Inzwischen seien in NRW 1724 Test-Stellen genehmigt worden. Dort seien bereits rund 100 000 Tests auf das Coronavirus gemacht worden, von denen 1210 positiv ausgefallen seien. Damit liege die Quote bei 1,2 Prozent.
Laumann räumte aber ein: «Wir haben jetzt eine Krise, wenn ein Impfstoff wie Astrazeneca eine Impfpause macht.» Die Frage, ob Bürger sich auf eigene Verantwortung mit Astrazeneca impfen lassen dürften, könne er nicht beantworten, sagte Laschet. Dies habe die Europäische Arzneimittelagentur zu beantworten. In jedem Fall müsse beim Impfen mehr Tempo gemacht werden. Die Haftung bei gesundheitlichen Schäden durch den Impfstoff liege beim Land, sagte Laumann.
Wegen des Astrazeneca-Impfstopps und der Boykottankündigung gegen Schulöffnungen kommt der Landtag am Freitag auf Antrag von SPD und Grünen zu einer Sondersitzung zusammen. «Der Landesregierung entgleitet das Corona-Management», erklärten die Fraktionsvorsitzenden Thomas Kutschaty (SPD) und Josefine Paul (Grüne).
Am 22. März treffen sich die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin zur nächsten großen Corona-Konferenz. Angesichts der Entwicklung der Zahlen halte er es für fraglich, ob für Deutschland touristische Öffnungen möglich seien, sagte Laschet, der auch CDU-Bundeschef ist. Dass die Reisewarnung für Mallorca aufgehoben worden sei, sei den niedrigen Neuinfektionsraten dort zu verdanken. «Ich würde trotzdem nicht jedem empfehlen, jetzt dahin zu reisen», sagte Laschet.
Von Mittwoch an Wechselunterricht im Landkreis Vorpommern-Greifswald
Greifswald (dpa/mv)Für die Schüler im Landkreis Vorpommern-Greifswald gibt es von Mittwoch an Wechselunterricht. Eine Hälfte einer jeden Klasse ist in Präsenz in der Schule und die andere im digitalen Lernen zu Hause, wie der Kreis am Dienstag mitteilte. Die Situation sei aber sehr labil. Die Öffnung erfolge gemäß der vom Land festgelegten Richtlinie für Werte unterhalb der Marke von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. «Wenn dieser Wert jedoch – wie es sich momentan abzeichnet – an drei aufeinander folgenden Tagen wieder überschritten wird, folgt nach zwei Tagen der Vorbereitungszeit erneut die Schließung der Einrichtungen beziehungsweise das Aussetzen des Präsenzunterrichtes», hieß es.
Schüler im Norden bekommen Corona-Selbsttests
Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Schüler sollen sich in den Schulen bis zu den Osterferien wöchentlich selbst auf eine Covid-19-Infektion testen können. «Am Donnerstag werden wir mit dem THW die erste Ladung von 230 000 Selbsttests der Firma Roche an die Schulämter ausliefern», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag in Kiel. Die ersten Antigen-Selbsttests sind für Schüler in den Abschlussjahrgängen eingeplant, damit diese sich vor den kommenden Prüfungen testen können. Das Ministerium rät den Schülern, sich am Vorabend der Prüfungen zu testen.
Prien betonte, «in den darauffolgenden Tagen werden weitere 380 000 Tests an die Schulen kommen, sodass alle Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein in der kommenden Woche ein Testangebot erhalten». Mit den Corona-Selbsttests will die Landesregierung den Unterricht an den Schulen sicherer gestalten. Zusätzlich zu den Selbsttests in der Schule können sich Lehrer und Schulbeschäftigte weiter in Apotheken, bei Hausärzten oder den Testzentren des Roten Kreuzes testen lassen.
Testpflicht für Abschluss- und vierte Klassen in Hotspots geplant
Keiner weiß, wie die Corona-Zahlen nach Ostern aussehen und wo dann Schule live möglich ist. Klarheit gibt es neben Abschlussklassen nun bayernweit auch für Viertklässler - in Hotspots aber mit Auflagen.
München (dpa/lby) - Abschlussklassen sowie Viertklässler sollen nach den Osterferien auch in Corona-Hotspots weiterhin in die Schule gehen dürfen - dann aber voraussichtlich verbunden mit einer Testpflicht. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München an. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) solle dazu nun ein entsprechendes Konzept vorlegen. Man müsse in den Hotspots über dem Inzidenzwert 100 aber aus Testmöglichkeiten dann Testpflichten machen, betonte Söder. Dabei sollten auch andere Tests, etwa zum Gurgeln, eingesetzt werden.
«Generell, für all diese Bereiche, braucht es dann eine Testpflicht», sagte er. Neben den Abschluss- und den vierten Klassen hält Söder in Hotspots nach eigenen Worten allenfalls noch Unterricht in der elften Jahrgangsstufe an Gymnasien für denkbar - das müsse man aber klug überlegen. Weitergehende Schulöffnungen auch in Hotspots, wie sie Piazolo in Verbindung mit mehr Tests vorgeschlagen hatte, lehnte er ab: Mehr sei bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 «nicht denkbar».
Bislang gilt, dass es in Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen an allen Schularten nur Distanzunterricht geben darf - mit Ausnahme der Abschlussklassen, die auch in Hotspots im Wechselunterricht bleiben dürfen. Neu ist nun, dass nach den Osterferien Viertklässler wie Abschlussklassen gewertet werden sollen. «Weil viele Eltern sind sehr besorgt, ob ihr Kind gerade in der vierten Klasse dann den Übertritt schafft», sagte Söder. Deshalb sei dies für die Zeit nach Ostern ein Signal. Und neu ist die geplante Testpflicht für die betroffenen Lehrer und Schüler. Piazolo schränkte aber ein, man müsse noch einmal prüfen, auch juristisch, inwieweit eine Testpflicht in den Hotspots möglich sei.
Derzeit ließen sich nur rund 40 Prozent der Lehrkräfte freiwillig testen und nur etwa neun bis zehn Prozent der Schüler, sagte Söder. «Das gibt noch kein valides Bild über das Infektionsgeschehen.» Auch Piazolo rief dazu auf, schon existierende Test-Angebote wahrzunehmen.
Einen Corona-Selbsttest pro Woche will der Freistaat jeder Schülerin und jedem Schüler zur Verfügung stellen. Die Verteilung sei in vollem Gange, hieß es. Spätestens nach den Osterferien sollten die Selbsttests aller Schüler dann nur noch an der Schule erfolgen. Der Bayerische Philologenverband beklagte allerdings am Dienstag, von flächendeckenden Tests könne aktuell noch keine Rede sein.
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, kritisierte die Einstufung der vierten Klassen als Abschlussklassen scharf. «Jetzt ist für alle offensichtlich, was in Bayern eigentlich zählt: nicht die Bildung und Erziehung von Schülerinnen und Schülern, sondern der Übertritt», sagte sie. Dabei werde die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer und Kinder gefährdet.
Aktuell befinden sich laut Piazolo 23 Prozent aller Schulklassen in Bayern im vollen Präsenzunterricht, 49 Prozent der Klassen sind im Wechselunterricht, 28 Prozent der Klassen haben Distanzunterricht.
Grundsätzlich lehnt Söder Abweichungen an der von Bund und Ländern festgelegten «Notbremse» mit Corona-Auflagen bei einer Inzidenz von mehr als 100 ab. Es mache keinen Sinn, die Notbremse etwa auf 150 hochzusetzen, wie es mancherorts diskutiert werde, sagte der CSU-Chef. Damit Lockerungen überhaupt möglich seien, brauche es eine effektive und über alle Bundesländer hinweg einheitliche Notbremse.
Es müsse einen Automatismus geben, dass Lockerungen zurückgenommen werden, sobald es mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gebe. Dies sei umso wichtiger, weil der generelle Trend wieder schwieriger werde. «Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit und gleichzeitig in einem Wettlauf mit der Geduld.» Die Zahlen zeigten, dass wieder «schwierigere Wochen auf uns zukommen».
So sei in Bayern erkennbar, dass sich die britische Virusvariante «von Ost nach West» ins Land fräse. Der Anteil der Mutationen liege bereits bei fast 60 Prozent. Auch die Inzidenz steige stark an. Sie liege jetzt bei 89, vor einer Woche habe sie noch 71 betragen. In rund einem Drittel der Landkreise sei die Inzidenz bei mehr als 100.
Senat sagt Schulrückkehr für 7. bis 9. Klassen vorerst ab
Berlin (dpa/bb) - Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 9 kehren in Berlin vor den Osterferien nicht mehr in den Präsenzunterricht zurück. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag nach einer Senatssitzung an. Grund seien die Corona-Infektionszahlen und begrenzten Test-Kapazitäten.
Eigentlich war es das Ziel gewesen, dass alle Schülerinnen und Schüler vor Ostern zumindest für einzelne Tage wieder zur Schule gehen. Müller sagte nun, weitere Schüler sollten erst wieder an die Schulen zurückkehren, wenn es ausreichend Corona-Tests für alle gibt. «Dass nach Ostern wir eine ganz andere Situation haben, davon gehen wir alle aus.»
Landkreis Görlitz sieht Schulen und Kitas als Corona-Schwerpunkte
Görlitz (dpa/sn) - Der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) hat die Öffnung der Schulen ohne Testpflicht scharf kritisiert. «Wir erkennen aus den augenblicklichen Entwicklungen, dass Schulen und Kitas zwei Corona-Schwerpunkte sind. Ich habe die Regelung erwartet, dass der Freistaat aufgrund der fehlenden Tests die Öffnung der Schulen um eine Woche verschiebt», sagte Lange am Dienstag bei einem Online-Pressegespräch.
Von Covid-19-Infektionen seien im Landkreis nach aktuellem Stand 15 Schulen und 12 Kitas betroffen. Mit derzeit mehr als 300 Kontaktpersonen in Quarantäne aus diesen Einrichtungen entspricht diese Zahl mehr als einem Drittel aller solcher angewiesenen Maßnahmen in der Region.
Nachdem der Sieben-Tage-Inzidenzwert für den Landkreis Görlitz fünf Tage in Folge die kritische 100er-Marke überschritten hatte, lag er am Dienstag laut Robert-Koch-Institut erstmals wieder bei 96,9. «Mit dieser Zahl können wir durchatmen», sagte Lange. Er forderte neben der Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen (Inzidenz) die Auslastung der Krankenhäuser bei Öffnungsstrategien stärker in den Blick zu nehmen. «Ich erwarte von der Wissenschaft klare Aussagen, die die Menschen nachvollziehen können. Stattdessen trägt momentan die Wissenschaft zum Bild des Eierns der Politik noch bei.»
Schulen sollen erste Corona-Selbsttests für Schüler erhalten
Tests sollen ein wichtiger Pfeiler in der Corona-Schutzstrategie werden. Für die Schüler kommt das allerdings erst langsam in Gang - mit vielen Vorschriften. Die Kritik an der Regierung ist groß.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die weiterführenden Schulen sollen ab diesem Dienstag die ersten von 1,8 Millionen Selbsttests erhalten, die bis zu den Osterferien vom Land bereitgestellt werden. Für die Schüler ist bis zum Beginn der Osterferien am 29. März zunächst allerdings nur ein einziger Corona-Selbsttest pro Kopf vorgesehen. Das hatte das Schulministerium in Düsseldorf am Montag mitgeteilt. Das schulische Personal soll demnach die Durchführung der freiwilligen Selbsttests beaufsichtigen.
«Die Selbsttests sollen nach Vorankündigung der Schule grundsätzlich bei Unterrichtsbeginn im Klassen- oder Kursverband durchgeführt werden», erläuterte Schul-Staatssekretär Mathias Richter in einer Schul-Mail. Auf saubere Hände und gelüftete Räume sei dabei besonders zu achten. Bei einem positiven Schnelltest solle die Schulleitung die Eltern beziehungsweise Ausbildungsbetriebe oder sozialpädagogischen Einrichtungen informieren und entscheiden, ob der betroffene Schüler nach Hause geschickt oder aus der Schule abgeholt werden muss. Busse und Bahnen sollen für die Heimfahrt keinesfalls genutzt werden.
Die weitere Schulöffnung in der dritten Corona-Welle ohne die angekündigten Selbsttests für Schüler vom ersten Tag an sorgte für heftige Kritik. Die Gewerkschaft GEW wirft der Landesregierung vor, ihre Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Auch die SPD-Opposition sieht Versäumnisse. Die Landeselternschaft der Gymnasien fordert Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf, das Schulthema wegen einer offenbar nicht gut funktionieren Zusammenarbeit der Ministerien für Schulen und Gesundheit zur Chefsache zu machen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) betonte, die Schulen würden vorrangig mit Tests versorgt und bekämen so noch mehr Sicherheit für den Unterricht.
Der Lehrerverband VBE sprach von einem weiteren Stresstest für die Schulen. «Es ist zu begrüßen, dass den Schulen Selbsttests zur Verfügung gestellt werden, doch jetzt müssen sie wieder einmal sehr kurzfristig neue Vorgaben umsetzen», erklärte VBE-Landeschef Stefan Behlau. Neben den laufenden Wechselmodellen gelte es nun, die Testangebote zu organisieren, Eltern und Schüler zu informieren und Testungen durchzuführen. «Das Improvisationstalent der Schulen ist einmal mehr gefragt.» Nach den Osterferien sollte eine Teststrategie vorliegen, «die den Namen auch verdient». Eine Testmöglichkeit pro Woche für die Schüler könne nur einen «Testlauf» darstellen.
Schulleiter für längeren Distanzunterricht für ältere Schüler
Berlin (dpa) - Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen plädiert der Verband der Schulleiter in Deutschland dafür, dass ältere Schülerinnen und Schüler vorerst weiter im Distanzunterricht lernen. «Unter medizinischen Gesichtspunkten kann man eine Öffnung jetzt nicht verantworten», sagte die Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbandes, Gudrun Wolters-Vogeler, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Man wisse, dass die Not der Schüler groß sei. «Aber die Not der Kolleginnen und Kollegen ist auch groß, solange sie nicht geimpft sind und nicht regelmäßig getestet wird.»
Schon jetzt sehe man, wie die Zahl der Infektionen und der Quarantänefälle hochgehe. «Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge», sagte Wolters-Vogeler. «Es ist widersinnig, bei diesen Zahlen im großen Stil Schülerinnen und Schüler in die Schulen zu holen.» Die Grundschüler und ältere Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollten aber so früh wie möglich wieder in die Schulen gehen.
15.03.2021
Landesschülerrat: Politik ohne vorausschauenden Plan in Pandemie
Schwerin (dpa/mv) - Der Landesschülerrat Mecklenburg-Vorpommerns hat mit Blick auf ein Jahr Schule unter Pandemie-Bedingungen kritisch Bilanz gezogen. «Während der Sommerferien wurde eine konkrete Problemlösung seitens der Politik verschlafen. Man hat sich von den niedrigen Zahlen täuschen lassen und keinen vorausschauenden Plan für einen zweiten Lockdown erstellt», hieß es in einer am Montag in Schwerin veröffentlichten Mitteilung. Unterrichtskonzepte seien zu wenig an das Digitale angepasst worden.
Zu Beginn der Pandemie habe das Bildungsministerium im Bundesland keine konkreten Hinweise gegeben und viele Schulleitungen im Ungewissen gelassen. «In dieser Zeit sah es an Schulen komplett unterschiedlich aus. Die einen hatten bereits eine Lernplattform und bauten diese nur aus, die anderen bastelten sich eine zusammen und wieder andere teilten ihren Schülern per Email die Aufgaben mit», sagte die stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrats, Carlotta Petersen. Die Chancengleichheit sei angesichts des vermehrten Lernens von zu Hause aus völlig abhanden gekommen.
Vorpommern-Greifswald: Landrat rechnet nicht mit Schulöffnung
Greifswald (dpa/mv) - Der Landrat von Vorpommern-Greifswald rechnet nicht mit einer Umsetzung geplanter Öffnungsschritte im Schulbereich. «Ich gehe nicht davon aus, dass wir unter hundert kommen, und damit sind diese Schritte erst einmal obsolet», sagte Michael Sack (CDU) mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis am Montag bei einer digitalen Kreistagssitzung.
Ursprünglich war laut dem Landesbildungsministerium geplant, dass es in bestimmten Regionen ab Mittwoch für Schüler höherer Klassen wieder Wechselunterricht geben sollte. Vom kommenden Montag an sollte es dann für die Klassen der Stufen eins bis sechs wieder täglichen Regelbetrieb unter Pandemie-Bedingungen geben.
Die Pläne betreffen Landkreise, die zum Stichtag 10. März bei der Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 lagen und nicht bereits wegen noch niedrigerer Inzidenzen entsprechende Öffnungen vorgenommen hatten. Dazu zählen Vorpommern-Greifswald, der Landkreis Rostock, Ludwigslust-Parchim sowie die Landeshauptstadt Schwerin.
Nach Zahlen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) ist die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen je
100 000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage in Vorpommern-Greifswald am Montag wieder auf über 100 gestiegen und lag zuletzt bei 103,1. Landrat Sack rechnete nach eigener Aussage nicht damit, dass dieser Inzidenzwert in den kommenden Tagen sinkt.
Zunächst nur ein Corona-Selbsttest pro Schüler vor den Osterferien
Tests sollen ein wichtiger Pfeiler in der Corona-Schutzstrategie werden. Für die Schüler kommt das allerdings erst langsam in Gang - dafür mit vielen Vorschriften.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Für Schüler der weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen ist bis zum Beginn der Osterferien am 29. März zunächst nur ein einziger Corona-Selbsttest pro Kopf vorgesehen. Das geht aus der am Montag veröffentlichten neuen Schul-Mail des Ministeriums hervor. Die Schulen sollen demnach die Tage, an denen getestet wird, selbst festlegen. Das schulische Personal soll die Durchführung der Selbsttests beaufsichtigen.
Die weiterführenden Schulen sollen ab Dienstag die ersten von 1,8 Millionen Selbsttests erhalten, die bis zu den Osterferien verteilt werden. «Darüber hinaus ist es der Landesregierung in den vergangenen Tagen gelungen, die vertraglichen und haushaltsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um weitere Selbsttests zu beziehen», erklärte Schul-Staatssekretär Mathias Richter in der Mail. Eigentlich sehen die bisherigen Planungen des Ministeriums vor, dass die Schüler sich künftig einmal pro Woche freiwillig unter Aufsicht in der Schule selbst testen können.
«Die Selbsttests sollen nach Vorankündigung der Schule grundsätzlich bei Unterrichtsbeginn im Klassen- oder Kursverband durchgeführt werden», erläuterte Richter. Auf saubere Hände und gelüftete Räume sei dabei besonders zu achten.
Bei einem positiven Schnelltest solle die Schulleitung die Eltern beziehungsweise Ausbildungsbetriebe oder sozialpädagogischen Einrichtungen informieren und entscheiden, ob der betroffene Schüler nach Hause geschickt oder aus der Schule abgeholt werden muss. Busse und Bahnen sollen für die Heimfahrt keinesfalls genutzt werden.
«Bei positivem Testergebnis besteht keine Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt», heißt es in der Schul-Mail weiter. «Auch informatorische Kontaktaufnahmen der Schulleitung mit dem Gesundheitsamt oder Nachfragen sollten unterbleiben.» Die Schulleitung könne sich rechtlich zunächst auf «Gefahr im Verzug» berufen und in eigener Verantwortung handeln.
Ein positiver Selbsttest sei aber durch den sicheren PCR-Test zu bestätigen. Ab dieser Stufe sei die Einbindung des Gesundheitsamts gewährleistet.
Trotz deutlich steigender Infektionszahlen hatte NRW am Montag begonnen, Schüler weiterer Klassenstufen zum Unterricht in die Schulen zurückzuholen. Dagegen gibt es viel Kritik von Eltern- und Lehrerverbänden sowie der Landtagsopposition. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hielt dagegen: «Durch einen Dreiklang aus Schützen, Impfen und Testen wird der Schulbetrieb ab dieser Woche begleitet, mit dem Ziel, Gesundheitsschutz und Bildungschancen in einem ausgewogenen Verhältnis sicherstellen zu können.»
Alle Schüler im Saarland zumindest zeitweise zurück in Schulen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland gehen seit Montag alle knapp 120 000 Schülerinnen und Schüler zumindest zeitweise wieder in die Schulen. Der Start der noch verbliebenen Jahrgangsstufen in den Wechselunterricht zwischen Präsenz und Lernen von zuhause sei reibungslos gelaufen, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums in Saarbrücken. Die Grundschulen hatten bereits am 22. Februar den Wechselbetrieb aufgenommen, die 5. und 6. Jahrgangsstufen sowie der Abiturjahrgang 2022 sind seit dem 8. März dabei.
«Es ist wichtig, dass jetzt die Schülerinnen und Schüler aller Stufen vor den Osterferien nochmal die Möglichkeit haben, vor Ort in ihren Schulen zu lernen», teilte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) mit. Zunächst stehe «erstmal das Ankommen in der Schule im Mittelpunkt». Dann werde «Schritt für Schritt die Zeit des Lernens von zuhause aufgearbeitet werden müssen».
In der nächsten Woche werde besprochen, wie es nach den Osterferien weitergehe. «Es ist für viel zu viele Kinder und Jugendliche einfach wahnsinnig viel Zeit in der Schule verloren gegangen», sagte die Ministerin. Ihr Ziel sei es, nach den Ferien mit allen Schülern in den Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen zurückzukehren.
300 000 Selbsttests gehen an Brandenburger Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Rund 300 000 Corona-Selbsttests gehen nach Angaben des Bildungsministeriums seit Freitag an Brandenburger Schulen. Das sagte die Sprecherin des Ministeriums am Montag auf Anfrage. Alle Schülerinnen und Schüler können sich freiwillig pro Woche an einem Tag mit Anwesenheit in der Schule testen lassen. Auch Lehrkräfte können das Angebot nutzen. Bis zum Sommer sollen 2,6 Millionen Tests an die Schulen geliefert werden. Den Schülern wird von den Lehrern erklärt, wie der Selbsttest funktioniert. Bei einem positiven Befund ist ein PCR-Test erforderlich. Solange das Ergebnis nicht vorliegt, ist häusliche Quarantäne angeordnet.
Seit Montag sind auch die Gesamtschulen, Oberschulen und Gymnasien für den Wechselunterricht offen. An den Grundschulen ist er seit 22. Februar möglich.
Schulöffnungen ab Montag: Was nun wo gilt
Mehr Kinder und Jugendliche in Bayern dürfen ab Montag live in die Schule gehen: Auch weiterführende Schulen dürfen wieder öffnen. Ein Überblick, was dann wichtig ist.
München (dpa/lby) - Nach rund einem Vierteljahr Corona-Zwangspause dürfen vom kommenden Montag (15. März) an auch die weiterführenden Schulen in Bayern wieder öffnen - aber nur im Wechselunterricht und nur in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100. Auch an den Kitas wird ab Montag in Stufen verfahren, je nach Inzidenzwerten. Testangebote auf breiter Front sollen die Öffnungen begleiten, nun auch bei den jüngeren Schülern. Der Neustart sorgt für viel Freude, aber auch für Sorgen. Ein Ausblick auf diesen Montag und darüber hinaus:
SCHULÖFFNUNGEN UNTER SIEBEN-TAGE-INZIDENZ 100: Bislang durften neben den Abschlussklassen lediglich Grundschulen wieder Wechselunterricht für die Kinder anbieten - ausgenommen in Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. Von Montag an dürfen nun überall dort, wo der 100er-Wert nicht überschritten wird, auch alle Klassen an weiterführenden Schulen wieder in den Wechselunterricht gehen. Wenn durchgehend ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann, ist sogar normaler Präsenzunterricht erlaubt. Auch Räume außerhalb der Schule dürfen dabei genutzt werden - was offenbar an mehreren Orten in Bayern passiert, aber nicht zentral erfasst wird.
SONDERFALL GRUNDSCHULEN: In Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt, dürfen ab Montag alle Grundschulen von Wechsel- auf normalen Präsenzunterricht umstellen.
SCHULSPORT: Überall wo die Schüler zumindest zeitweise zurück im Unterricht sind, ist ab Montag dann prinzipiell auch wieder Schulsport möglich. Die Übungszeit in Sporthallen darf maximal zwei Unterrichtsstunden dauern und ist weiter mit Hygieneauflagen wie Abstandsgebot und im Innenbereich auch einer Maskenpflicht belegt.
TESTREGELUNGEN: Kinder und Jugendliche mit Erkältungssymptomen müssen ab Montag vor dem Schulbesuch in Bayern künftig einen negativen Corona-Test vorweisen - diese Regelung gilt auch an Kitas und in Horten. Der Test muss in einem Testzentrum, in einer Apotheke oder bei Ärzten durchgeführt werden. Ein negativer Selbsttest reiche für den Schulbesuch nicht aus.
HOTSPOTS: In Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen bleibt es dabei, dass es an allen Schularten nur Distanzunterricht geben darf. Eine Ausnahme gibt es: Abschlussklassen dürfen dort weiter im Wechselunterricht bleiben.
KITAS: An den Kitas wird nun ebenfalls in Stufen verfahren: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 dürfen Kinderbetreuungseinrichtungen in den normalen Regelbetrieb wechseln. Zwischen 50 und 100 bleibt es beim eingeschränkten Regelbetrieb, also in festen Gruppen. Und in Regionen über dem 100er-Wert muss auf Notbetreuung umgestellt werden.
WO GILT WAS? Die Landkreise und kreisfreien Städte müssen immer freitags bekanntgeben, welche Inzidenzeinstufung dort gilt. Maßgeblich sind die Zahlen des Robert Koch-Instituts. Neu ist, dass die Einstufung dann für die komplette darauffolgende Kalenderwoche gilt. Damit soll ein mögliches tägliches Hin und Her zwischen Schulöffnungen und -schließungen in einer Region vermieden werden.
MASKENPFLICHT: Es bleibt bei der Maskenpflicht (mit Ausnahmen etwa während Stoßlüftungen) sowie den Abstands- und Hygieneregeln. Für Lehrkräfte ist ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz Pflicht.
SELBSTTESTS FÜR SCHÜLER UND LEHRER: Alle Schülerinnen und Schüler - nach viel Kritik nun auch die unter 15 Jahren - sollen sich künftig einmal pro Woche selbst auf eine Corona-Infektion testen können, Lehrerinnen und Lehrer sogar zweimal. Die Tests dafür stellt der Freistaat bereit. Jüngere Schüler sollen die Selbsttests direkt in der Schule machen können – freiwillig, aber unter Anleitung und Aufsicht. Das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen sollen bei den Tests helfen. Allerdings hatte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betont, dass es nicht überall schon am Montag losgehen werde. Vielmehr solle das Angebot sukzessive ausgebaut werden.
IMPFUNGEN: Lehrkräfte an Grundschulen und Förderschulen sowie das Kita-Personal wurden bei der Impf-Priorisierung inzwischen in Gruppe zwei eingestuft, können also nun auch vorrangig geimpft werden. Das sorgt bei Lehrern anderer Schularten teils für Unmut: Der bayerische Philologenverband hat angekündigt, er wolle sich juristisch gegen die bevorzugte Corona-Impfung von Grund- und Förderschullehrern wehren.
ANGEBOT FÜR HOTSPOTS: Für Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100, in denen also grundsätzlich nur Distanzunterricht erlaubt ist, hat Piazolo die Möglichkeit für einen «Tag des offenen Klassenzimmers» für Grundschulklassen angekündigt. Grundschüler sollen an einem Tag die Möglichkeit bekommen, sich im Klassenzimmer zu treffen - aber nur auf freiwilliger Basis, und wohl eher nicht in Regionen mit einer Inzidenz über 300.
Zudem hat Piazolo für Regionen mit hohen Corona-Zahlen am Donnerstag umfassende und regelmäßige Tests (etwa zweimal pro Woche) für Schulen vorgeschlagen, um auch dort zumindest an Grundschulen wieder Wechselunterricht zu ermöglichen. Eine Test-Verpflichtung für Schülerinnen und Schüler sieht Piazolo aber skeptisch. Ihm schwebt ein Pilotversuch in der Woche vor den Osterferien und nach den Ferien eine Ausweitung vor.
Weitere Schulöffnungen in NRW trotz steigender Corona-Zahlen
Die Corona-Zahlen steigen in der Tendenz wieder. Dennoch schreiten die Schulöffnungen in NRW nach dem zweiten Lockdown deutlich voran. Zu zahlreichen Schutzauflagen kommen nun Selbsttest hinzu.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Schulöffnungen in NRW werden am Montag trotz zuletzt wieder steigender Corona-Infektionszahlen mit dem nächsten Schritt fortgesetzt. Nach Monaten des Distanzunterrichts kehren viele Kinder und Jugendliche der weiterführenden Schulen zumindest tageweise in die Klassenräume zurück. Damit sollen bis zu den Osterferien in zwei Wochen nun wieder alle Schüler und Schülerinnen im Land Präsenzunterricht erhalten in einem Wechselrhythmus mit dem Lernen zuhause. Vor drei Wochen machten die Grundschüler und Abschlussjahrgänge in den Schulen den Anfang.
Der Kreis Düren hatte wegen der Infektionslage beantragt, von der weiteren Schulöffnung in den zwei Wochen bis zu den Osterferien ausgenommen zu werden. Das Schulministerium lehnte das am Freitag aber ab. Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass Schulen in den betroffenen Kommunen in besonderem Maß für das Infektionsgeschehen verantwortlich seien, hieß laut dem Kreis aus dem Ministerium. Schulschließungen oder die Einschränkung des Schulbetriebes kämen demnach erst als letztes Mittel in der Pandemiebekämpfung infrage.
Die NRW-Landesregierung sieht keinen Anlass, die Schulen nicht weiter zu öffnen. Tests für Lehrer und Schüler würden «eine Menge Sicherheit in den Unterricht» bringen, hatte am Donnerstag Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärt. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte mehrfach erklärt, dass es dabei um Bildungserfolg und Bildungsgerechtigkeit sowie um den Schutz im Schulleben gehe.
«Im Rückblick war es richtig, so lange wie möglich am Präsenzunterricht festzuhalten. Das erste Schulhalbjahr konnte unter Wahrung der strengen Vorgaben für den Infektionsschutz weitestgehend im Präsenzunterricht durchgeführt werden», sagte sie der dpa. Davon profitierten die Schüler und Schülerinnen nun, zum Beispiel bei der Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfungen. «Und obwohl in den vergangenen Wochen in den Schulen eine zunehmende Professionalisierung des Distanzunterrichts zu beobachten war, ist es nun ebenfalls richtig, Schritt für Schritt den Präsenzunterricht für weitere Klassen wiederaufzunehmen.»
Nach Ansicht der Landeselternschaft der Gymnasien bleibt das Thema Schule in der Corona-Pandemie «ein Ritt auf der Rasierklinge». «Es ist verständlich, wenn Eltern in Regionen mit einer hohen Inzidenz Bedenken haben, ihr Kind in die Schule zu schicken», erklärte Vorstand Franz-Josef Kahlen. Die Lage werde mit den steigenden Neuinfektionen wieder kritischer, während sich an den Schulen in Sachen Gesundheitsschutz kaum etwas getan habe. «Der Schritt in den Präsenzunterricht am Montag läuft nicht parallel mit neuen, zusätzlichen Schutzmaßnahmen, die seit langer Zeit gefordert werden.»
Die weiterführenden Schulen sollen ab Dienstag die ersten von 1,8 Millionen Selbsttests erhalten, die bis zu den Osterferien verteilt werden. Die Schüler und Schülerinnen können sich dann laut Schulministerium einmal pro Woche freiwillig selbst unter Aufsicht in der Schule testen. In Bergisch Gladbach beginnt schon einen Tag vor den anderen Kommunen am Montag die Verteilung von Spucktests an Schüler. Nach Ansicht der GEW kommen für die Durchführung der Selbsttests bei den Schülern nicht die Lehrkräfte infrage. Die Gewerkschaft fordert klare Richtlinien auch bei der Frage, was bei positiven Tests folgt. Auch das Beachten der AHA-Regeln und das Lernen in festen kleinen Gruppen seien wichtig.
«Anders als im Herbst des letzten Jahres kehren die Schülerinnen und Schüler nur eingeschränkt an die Schulen zurück und werden in einem Wechselmodell unterrichtet», sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW. Ob nach den Osterferien mehr Präsenzunterricht möglich sein werde, hängt davon ab, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Ähnlich sieht das auch die GEW: «Der Unterricht im Wechselmodell kann nicht dem Unterricht in vollem Umfang entsprechen, es kann nicht die volle Stundentafel abgebildet werden. Es ist also eine deutlich andere Situation als vor den Weihnachtsferien.»
Weitere Schulen öffnen in Brandenburg - Corona-Selbsttests starten
Potsdam (dpa/bb) - Drei Wochen nach den Grundschulen öffnen am Montag auch die Gesamtschulen, Oberschulen und Gymnasien in Brandenburg für den Wechselunterricht zwischen der Schule und zuhause. Das soll möglichst mit einem flächendeckenden Start der Corona-Schnelltests flankiert werden. Zunächst sollten die Schulen 300 000 Selbsttests bekommen, ob alle rechtzeitig beliefert werden können, war offen. Die Öffnung und die Testkampagne werden von heftiger Kritik begleitet.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, den Wechselunterricht vorerst auszusetzen, bis eine umfassende Teststrategie für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler vorliege. Der Landesschülerrat sieht viele Schulen nicht genug vorbereitet. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte Bedenken zurückgewiesen und auf die bisherigen Erfahrungen in Schulen mit Tests hingewiesen.
Viele Schüler müssen trotz Schulöffnungen zu Hause bleiben
München (dpa/lby) - An diesem Montag sollen die Schulen im Freistaat auch für weiterführende Klassen wieder öffnen - eigentlich. Denn trotz Lockerungen der Corona-Maßnahmen an bayerischen Schulen werden zahlreiche Schüler im Freistaat auch an diesem Montag weiter zu Hause bleiben müssen.
Zwar dürfen von der kommenden Woche an überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 nicht überschritten wird, neben Schülern in Grundschul- und Abschlussklassen auch die weiterführender Klassen wieder mindestens mit Wechselunterricht starten. Die Regionen, in denen das gilt, werden aber weniger.
Das bayerische Innenministerium listete mit Stand Freitag 23 Hotspots auf, in denen die Marke von 100 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wurde.
Darüber hinaus meldete beispielsweise auch die Stadt Regensburg, die nicht auf der Liste des Innenministeriums steht, dass dort - mit Ausnahme der Abschlussklassen - an den Schulen auch von Montag an weiter Distanzunterricht stattfinden soll. In Kinderbetreuungseinrichtungen und in Kindertagespflegestellen wird wieder auf Notbetreuung umgestellt.
Gymnasien und Oberschulen in Sachsen öffnen für Präsenzunterricht
Dresden (dpa/sn) - Nach rund drei Monaten im Corona-Lockdown öffnen an diesem Montag Gymnasien und Oberschulen in Sachsen. Geplant ist der Unterricht im Wechselmodell, um kleinere Klassengrößen und damit genügend Abstand zu ermöglichen. Rund 240 000 Schüler kehren damit nach monatelangem Lernen zu Hause wieder an die weiterführenden Schulen zurück. Eigentlich sollte das Schulgelände ab 15. März nur mit einem negativen Corona-Test betreten werden dürfen. Aber noch gibt es nicht an allen Schulen ausreichend Selbsttests. Die Testpflicht gilt laut Kultusministerium erst dann, wenn genügend Tests vorhanden sind.
Eigenen Angaben zufolge hat das Ministerium rund 1,5 Millionen Selbsttests bestellt. Am Wochenende sollten die ersten Schulen beliefert werden. Die Schulöffnung ohne umfassende Tests verursachte im Vorfeld Kritik bei Gewerkschaften sowie Linken und Grünen.
Kitas und Schulen schließen laut derzeitigen Regeln erneut, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in einer Region fünf Tage lang überschritten wird. So sind etwa im Corona-Hotspot Vogtland Kitas und Schulen schon wieder dicht.
Zudem dürfen am Montag mancherorts Zoos, Museen und Galerien unter Auflagen wieder besucht werden. Der Freistaat hatte den Kommunen in seiner aktuellen Corona-Schutzverordnung Öffnungsmöglichkeiten eingeräumt, wenn bestimmte Inzidenzen erfüllt sind. Als kritische Marke gilt der Wert von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen.
Mecklenburgische Seenplatte: Wechselunterricht ab Klasse sieben
Neubrandenburg (dpa/mv) - Wegen anhaltend niedriger Corona-Inzidenzen ist seit Montag im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Wechselunterricht für die Klassen sieben bis elf möglich. Der Landkreis entspricht damit nach eigenen Angaben der Corona-Landesverordnung. Die sehe vor, dass die Sieben-Tage-Inzidenz von Corona-Neuinfektionen zehn Tage unter 50 liegen muss, bevor Wechselunterricht starten kann. Der Landkreis folgt Vorpommern-Rügen und der Hansestadt Rostock, wo wegen niedriger Inzidenzen bereits seit vergangener Woche Wechselunterricht für Klassen ab Stufe sieben möglich ist.
Erst wenn der Landkreis drei Tage in Folge wieder eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 50 aufweise, müsse der Wechselunterricht wieder untersagt werden, sagte eine Sprecherin. Wegen der gesunkenen Inzidenzen ist im Landkreis seit vergangener Woche bereits das Einkaufen in Geschäften oder der Besuch von Ausstellungen, Museen oder Zoos ohne Voranmeldung möglich.
Knapp 120 000 Schüler wieder zeitweise in Schulen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland können von Montag an alle Schülerinnen und Schüler zumindest zeitweise wieder in die Schulen gehen. Nach den Grundschülern und 5. und 6. Klassen folgen nun die restlichen Jahrgangsstufen in den Wechselunterricht, wie das Bildungsministerium in Saarbrücken mitteilte. Damit seien dann die rund 120 000 Schülerinnen und Schüler im Saarland wieder in den Präsenzbetrieb eingebunden. Ausnahme sind die rund 4000 angehenden Abiturienten, für die die reguläre Unterrichtszeit vergangenen Freitag endete.
Die Grundschulen waren im Saarland am 22. Februar in einen Unterrichtsmix zwischen Präsenz im Klassenzimmern und Lernen von zu Hause gestartet. Die 5. und 6. Klassen und der Abiturjahrgang 2022 sind seit dem 8. März dabei. Nach den Osterferien will das Ministerium vollständig in den Präsenzunterricht zurückkehren, wenn es die Pandemielage erlaubt.
14.03.2021
Schülerrat hält Schulen vor Start der Schnelltests für überfordert
Am Montag öffnen viele weiterführenden Schulen in Brandenburg für den Wechselunterricht. Dann soll es auch mit großflächigen Corona-Schnelltests losgehen. Doch Kritik kommt von mehreren Seiten.
Potsdam (dpa/bb) - Der Landesschülerrat Brandenburg sieht viele Schulen kurz vor der weiteren Öffnung für den Wechselunterricht nicht genug auf die Corona-Schnelltests vorbereitet. «Die Schulleitungen sind teilweise heillos überfordert», sagte die Vorsitzende Katharina Swinka der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist schon erschreckend.» Sie befürchtet, dass nicht alle Schulen am Montag mit dem Testen loslegen können. «Die Zulieferung ist noch nicht abgeschlossen», sagte Swinka, die in die zwölfte Klasse der Gesamtschule Peter Joseph Lenné in Potsdam geht. An ihrer Schule bekämen zunächst nur die 10. und 13. Klassen die Selbsttests. Das Bildungsministerium reagierte in einem Schreiben auf Fragen der Lehrerschaft.
Am Montag (15. März) öffnen in Brandenburg die Gesamtschulen, Oberschulen und Gymnasien für den Wechselunterricht zwischen der Schule und zuhause. Die Grundschulen sind seit drei Wochen im Wechselunterricht. Die ersten 300 000 Selbsttests für Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler sollen ab Montag möglichst in allen Schulen starten. Die Vorsitzende des Schülerrats hält die Selbsttests trotz einer Fehlerquote für wichtig. «Letztendlich gibt es den Schülerinnen und Schülern eine gewisse Sicherheit.» Sie sieht die Schulen jedoch vor großen Herausforderungen: Sie hätten keine genauen Informationen, wie das Testen umgesetzt werden solle.
Der Brandenburgische Pädagogenverband verlangte mehr Schutz für die Lehrkräfte. Alle Lehrerinnen und Lehrer müssten zeitnah eine Schutzimpfung erhalten, vor den Öffnungen der Schulen müsse es Selbsttests für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler geben, teilte der Verband am Sonntag mit. Bisher können sich Grundschullehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher von Kitas impfen lassen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, den Wechselunterricht in den Schulen auszusetzen, bis genug Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte getestet seien. «Die ausgelieferten Tests sind in vielen Schulen noch nicht verfügbar und sie sind für die Anwendung nicht geeignet», teilte die GEW mit. «Ohne konkretes Wissen über das aktuelle Infektionsgeschehen vor Ort und einer Phase der sich rasch ausbreitenden Virusmutationen ist die Ausweitung des Unterrichts in Präsenzform nicht zu verantworten.»
Das Bildungsministerium wies in einem Schreiben an die Schulämter darauf hin, dass die Tests nicht unbedingt zum Wochenbeginn gemacht werden müssten. Die Schülerinnen und Schüler könnten sie im Laufe der Woche machen - aber nur, wenn bei unter 18-Jährigen das Einverständnis der Erziehungsberechtigen vorliege. Die Lehrkräfte hätten die Aufgabe, die Tests auszuteilen, die Anwendung zu erläutern und das Testen zu beaufsichtigen.
Die Gewerkschaft hatte am Freitag gemeinsam mit dem Landeselternrat vor einem «Testchaos» gewarnt. Kritik kam auch vom Landeslehrerrat, der die Lehrkräfte nicht genug vorbereitet sieht. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte Bedenken jedoch zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass die Schulen bereits Erfahrungen haben mit Tests.
Experte: Ferienangebote werden nicht allen Schülern helfen
Wochenlang galt der Corona-Lockdown in Thüringen auch für Schulen. Und noch immer haben längst nicht alle Schulen wieder geöffnet. Sorgen machen sich breit, wie groß die Lernrückstände bei den Schülern sein dürften. Wie lässt sich das aufholen?
Jena/Erfurt (dpa/th) - Nach Ansicht des Jenaer Unterrichtsforschers Alexander Gröschner werden Bildungsangebote in den Ferien nicht allen Schülern dabei helfen, ihre Lernrückstände aufzuholen. «Diejenigen, die interessiert sind, werden das sicherlich machen», sagte Gröschner der Deutschen Presse-Agentur. Er habe aber Zweifel, dass Schüler, die bereits während der Zeit des Distanzunterrichts kaum Lernerfolge verbuchten, solche Angebote annehmen würden. «Ich glaube, für diese Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, sie innerhalb des Systems abzuholen und nicht durch Sommercamps», sagte Gröschner, der Professor für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena ist.
Wie in vielen anderen Bundesländern waren auch in Thüringen Schulen und Kitas zwischenzeitlich wochenlang geschlossen. In einigen Landkreisen müssen die Schüler immer noch zu Hause im Distanzunterricht lernen, weil es dort zu viele Corona-Infektionen gibt. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte kürzlich eine «nationale Kraftanstrengung» gefordert, um dauerhafte Folgen der langen Schulschließungen abzuwenden. Bund und Länder sollten dafür ein «wirklich großes Nachholprogramm» auflegen.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) wies darauf hin, dass noch nicht klar sei, wie groß der Schaden in der Bildung ist. «Erst in einigen Wochen werden wir ein genaueres Bild haben, wie die Lage tatsächlich ist», sagte Holter. Sein Ministerium plane derzeit unterstützende Bildungsangebote. «Der Großteil davon soll in den Sommerferien stattfinden.»
Gröschner warnte vor zu großen bürokratischen Hürden bei solchen Angeboten. «Ich glaube, dass es eher kleinere Angebote bräuchte, die niedrigschwellig greifen.» Denkbar sei etwa, dass Schulen, Fördervereine von Schulen oder Lehrkräfte für die Klassen oder auch einzelne Schüler solche Angebote anbieten könnten.
Mit Blick auf Vorschläge wie Sommercamps in den Ferien sagte der Experte, dass dafür nicht unbedingt Lehrer zuständig sein müssen. «Die Lehrkräfte in Deutschland sind derzeit gerade sehr gefordert.» Ähnlich hatten sich in der Vergangenheit auch Bildungsgewerkschaften und -verbände geäußert. Seiner Meinung nach gebe es in Deutschland aber bereits gute Strukturen - etwa in Vereinen, um in den Ferien Bildungsangebote an Schüler machen zu können.
Thüringens Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich kann sich den Einsatz von Lehramtsstudenten vorstellen, um Lernrückstände bei Schülern aufzuholen. «Wir setzen hier beispielsweise auf zusätzliche personelle Unterstützung der Schulen - unter anderem durch Lehramtsstudierende sowie Nachhilfeinstitute», sagte Rothe-Beinlich. Wenn es in einigen Fächern mehr Nachholbedarf gebe, seien aus ihrer Sicht auch Anpassungen in der Stundentafel denkbar.
Laut Gröschner sei es für Kinder und Jugendliche, die in der Corona-Krise kaum Lernfortschritte machen konnten, weil zu Hause zum Beispiel die technischen Voraussetzungen oder die Unterstützung fehlten, wichtiger, schnell wieder in die Schulen zu kommen. «Diese Schüler brauchen den Lernort Schule, insbesondere um mit Lehrkräften über Unterricht ins Gespräch zu kommen», sagte Gröschner.
Bildungsminister Holter betonte, dass solche Schüler in Thüringen bewusst früher wieder in die Schulen zurückkehren konnten. «Dass wir hier früh gesagt haben, dass die Schulen sehr genau auf solche Schülerinnen und Schüler achten und sie besonders fördern sollen, könnte uns nun möglicherweise helfen, Lernrückstände besser anzugehen.»
Vorschul-Untersuchungen wegen Corona nicht flächendeckend möglich
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Auch vor Beginn des nächsten Schuljahres werden die Schuleingangsuntersuchungen in Hessen teilweise ausfallen. «Derzeit ist es erforderlich, dass sich die Gesundheitsämter auf die Eindämmung der Corona-Pandemie konzentrieren», teilte das hessische Kultusministerium auf Anfrage mit. «Deshalb ist es ausnahmsweise möglich, dass die Gesundheitsämter Schuleingangsuntersuchungen nicht in jedem Fall durchführen.»
Eigentlich sind diese Untersuchungen verpflichtend. Geprüft wird nicht nur, ob das Kind richtig hört, gut sieht und körperlich gesund ist. Es geht vor allem darum, ob es altersgemäß entwickelt ist. Begutachtet werden die Sprachentwicklung, die motorische und die sozial-emotionale Reife des künftigen Schulkinds. Werden Defizite festgestellt, sucht man nach Wegen, gegenzusteuern. Zum Beispiel könnte das Kind die Eingangsstufe seiner Schule besuchen oder eine sonderpädagogische Förderung bekommen.
Seit Beginn der Corona-Krise ist das in Hessen nicht mehr flächendeckend möglich. «Sofern die jeweilige Schule jedoch auf einen zu untersuchenden Einzelfall hinweist, wird das Gesundheitsamt auch tätig», sagte ein Sprecher des Kultusministeriums. «Wir sind mit dem Hessischen Sozialministerium darüber im Gespräch, ob es nach der Pandemie möglich ist, zumindest teilweise Untersuchungen nachzuholen.»
13.03.2021
Landeselternbeirat gegen Aufweichung bei Mindestabstand in Schulen
Elmshorn (dpa/lno) - Der Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein kritisiert eine Aufweichung der Mindestabstandsvorschrift im Unterricht. Die bisherige Vorgabe, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern verbindlich eingehalten werden müsse, sei für einige Bereiche durch eine Sollregelung ersetzt worden, kritisierte der Vorsitzende Thorsten Muschinski am Sonnabend. «Es wird die Sicherheit unserer Kinder massiv und wissentlich gefährdet, was unter keinen Umständen hinnehmbar ist.»
Dem Landeselternbeirat sei bewusst, dass den Schulen nur eine begrenzte Zahl an Räumen und Lehrkräften zur Verfügung stehe, um einen Wechselunterricht mit ausreichendem Abstand zu realisieren. «Dennoch darf diese Tatsache nicht zu einem noch höheren Gesundheitsrisiko führen», forderte Muschinski.
Angesichts der Entwicklung mit wieder steigenden Infektionszahlen gerade bei jüngeren Menschen könne der Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen Öffnungsschritten oder einer Änderung des Mindestabstands keinesfalls zustimmen. «Wir halten es eher für dringend geboten, einen Schritt zurück zu gehen.»
Bildungsministerin wirbt für Corona-Schnelltests an Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat vor dem Start von Corona-Selbsttests an den Schulen bei den Eltern für den Einsatz geworben. «Wir bitten Sie und Ihre Kinder darum, dieses Angebot zur freiwilligen Selbsttestung zu nutzen, um die Sicherheit an unseren Schulen für die Schülerinnen und Schüler sowie die Beschäftigten zu erhöhen», heißt es in einem Schreiben vom Freitag von Ernst und Staatssekretärin Ines Jesse an die Eltern und Erziehungsberechtigten. Alle Schülerinnen und Schüler erhielten das Angebot eines Selbsttests pro Woche an einem Tag mit Anwesenheit in der Schule.
Am Montag öffnen Gesamtschulen, Oberschulen und Gymnasien für den Wechselunterricht zwischen der Schule und zuhause. Die Grundschulen sind hierfür seit 22. Februar geöffnet. Für Brandenburg stehen zunächst 300 000 Selbsttests für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler bereit, bis zum Sommer sollen es 2,6 Millionen sein. Die erste Lieferung werde die Schulen ab Montag erreichen, schrieb Ernst. Die Schülerinnen und Schüler sollen den Test selbst machen, die Lehrkräfte erklären ihnen, wie es funktioniert. Bei einem positiven Selbsttest folgt ein PCR-Test - bis zum Ergebnis geht es zunächst in häusliche Quarantäne.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Landeselternrat hatten vor einem Testchaos gewarnt, das die Gesundheit der Schüler und Lehrkräfte und auch die Öffnung der Schulen gefährde. Sie befürchten, dass nicht genug Tests rechtzeitig vorhanden sind. Auch der Landeslehrerrat hatte Bedenken angemeldet, dass nicht genug Personal für die Anleitung vorhanden sei und ein Gesundheitsrisiko bestehe, wenn beim Testen keine Masken getragen würden.
12.03.2021
Mecklenburg-Vorpommern öffnet Schulen weiter
Schwerin (dpa/mv) - Mit dem beginnenden Einsatz von Corona-Selbsttests an Schulen dehnt Mecklenburg-Vorpommern in der kommenden Woche den Präsenzunterricht weiter aus. Wie das Bildungsministerium am Freitag mitteilte, sollen von Mittwoch an auch Schüler der höheren Klassen an die Schulen zurückkehren. In Regionen, in denen die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz zum Stichtag 10. März zwischen 50 und 100 lag, starte an diesem Tag der Wechselunterricht für alle Schüler ab Klasse 7. Betroffen seien die Landkreise Vorpommern-Greifswald, Rostock, Ludwigslust-Parchim sowie die Landeshauptstadt Schwerin. Am 22. März soll dort dann für Kinder der Klassenstufen 1 bis 6 auch der tägliche Regelbetrieb unter Pandemie-Bedingungen wieder beginnen.
In der Stadt Rostock und im Kreis Vorpommern-Rügen waren wegen der dort vergleichsweise niedrigen Infektionszahlen die Schulen schon früher geöffnet worden. In der Mecklenburgischen Seenplatte, die inzwischen ebenfalls weniger als 50 Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen aufweist, beginnt der Wechselunterricht am Montag. Schüler der Abschlussklassen konnten ohnehin schon seit längerem zur Prüfungsvorbereitung an die Schulen kommen. Für die unteren Klassen war bei Bedarf eine Betreuung angeboten worden. Allein in Nordwestmecklenburg, wo die Sieben-Tage-Inzidenz zum Stichtag über 100 gelegen hatte, gelten die verschärften Schutzmaßnahmen ohne Präsenzunterricht für die Größeren zunächst weiter.
Die Rückkehr in die Schulen sei insbesondere auch für die älteren Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse enorm wichtig, erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). «Denn die meisten von ihnen konnten seit den Weihnachtsferien viele Wochen nicht in die Schule gehen. Es ist höchste Zeit, dass sie wieder Präsenzunterricht erhalten können und den direkten Kontakt zu den Lehrkräften und Mitschülerinnen und Mitschülern haben.» Präsenzunterricht in der Schule und der direkte persönliche Kontakt seien durch nichts zu ersetzen.
Die Schulöffnung werde flankiert durch zusätzliche Schutzmaßnahmen. So werde vom 17. März an allen Lehrkräften und Schülern ab Klasse 7 zunächst einmal wöchentlich ein freiwilliger Corona-Selbsttest angeboten, hieß es. Gleiches gelte vom 22. März an dann auch für Schüler und Lehrer der unteren Klassen. Mit der Verteilung der Tests werde am Wochenende begonnen. Das Technische Hilfswerk liefere sie an zentrale Schulstandorte, wo sie dann ab Montag abgeholt werden könnten. Die freiwilligen und kostenlosen Tests seien einfach anzuwenden und ohne Nebenwirkungen. Bei Anzeichen für eine Infektion gebe es klare Handlungsrichtlinien, über die die Schulen informiert würden.
Sonder-Impftermine für Lehrer im Saarland stehen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland wird es zwischen dem 29. März und dem 3. April Sonder-Impftermine für Lehrer an Grund- und Förderschulen geben. Dann würden insgesamt 2250 Lehrerinnen und Lehrer geimpft, teilte das Sozialministerium in Saarbrücken am Freitag mit. Alle Lehrkräfte aus der sogenannten zweiten Impf-Priorisierungsgruppe, die in der saarländischen Impfliste aufgenommen worden seien und bislang noch keinen Termin hätten, erhielten einen Termin.
Am vergangenen Montag hatte das Ministerium bereits grundsätzlich die Sonder-Impftermine für priorisiertes Personal von Grund- und Förderschulen parallel zum laufenden regulären Impfprozedere angekündigt. Seinerzeit hatte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) von einer hohen Impfbereitschaft bei diesem Schulpersonal gesprochen.
Schulsenator: Weitere Schulöffnungen nach Ostern möglich
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist davon überzeugt, dass mit einem gut funktionierenden Selbstschnelltest-Konzept eine weitere Öffnung der Schulen in Hamburg nach Ostern möglich ist. «Wenn das gut läuft, und ich bin da sehr zuversichtlich, dann haben wir die Sicherheit an Schulen dramatisch erhöht und dann können wir nach Ostern Schritt für Schritt die weiteren Klassen an Bord holen», sagte Rabe am Freitag NDR 90,3.
Am Montag wird der Präsenzunterricht wieder hochgefahren. Zunächst sollen die Grundschul- und die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen im Wechselunterricht in ihre Klassenräume zurückkehren.
Gleichzeitig sollen sich die Lehrer zweimal in der Woche selbst testen. Auch für Schüler sind Schnelltests in den Schulen vorgesehen, sie sollen Schritt für Schritt in das Selbsttestkonzept einbezogen werden. Die Schulbehörde habe mehr als eine Million solcher Tests zur Verfügung gestellt bekommen. «Es sind vermutlich genug da. Deswegen wird es nicht an der Menge der Tests scheitern», sagte Rabe weiter.
Dabei handele es sich nicht um die Tests mit den ganz langen Stäben. «Es sind Stäbchen, mit denen man ganz vorn in der Nase bohrt. Wie hat ein Arzt gesagt? Jeder, der schon mal in der Nase gebohrt hat - einige Hamburger sollen das ja tun - die können das auch selber. Und das macht mich schon sehr zuversichtlich, dass das dann in der Schule gut funktioniert.»
Schulöffnungen ab Montag: Was nun wo gilt
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Bayern live in die Schule gehen dürfen, steigt am Montag rapide an: Auch weiterführende Schulen dürfen wieder öffnen. Ein Überblick, was dann wichtig ist.
München (dpa/lby) - Nach rund einem Vierteljahr Corona-Zwangspause dürfen vom kommenden Montag (15. März) an auch die weiterführenden Schulen in Bayern wieder öffnen - aber nur im Wechselunterricht und nur in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100. Auch an den Kitas wird ab Montag in Stufen verfahren, je nach Inzidenzwerten. Testangebote auf breiter Front sollen die Öffnungen begleiten, nun auch bei den jüngeren Schülern. Der Neustart sorgt für viel Freude, aber auch für Sorgen. Ein Ausblick auf Montag und darüber hinaus:
SCHULÖFFNUNGEN UNTER SIEBEN-TAGE-INZIDENZ 100: Bislang durften neben den Abschlussklassen lediglich Grundschulen wieder Wechselunterricht für die Kinder anbieten - ausgenommen in Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. Von Montag an dürfen nun überall dort, wo der 100er-Wert nicht überschritten wird, auch alle Klassen an weiterführenden Schulen wieder in den Wechselunterricht gehen. Wenn durchgehend ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann, ist sogar normaler Präsenzunterricht erlaubt. Auch Räume außerhalb der Schule dürfen dabei genutzt werden - was offenbar an mehreren Orten in Bayern passiert, aber nicht zentral erfasst wird.
SONDERFALL GRUNDSCHULEN: In Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt, dürfen ab Montag alle Grundschulen von Wechsel- auf normalen Präsenzunterricht umstellen.
HOTSPOTS: In Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen bleibt es dabei, dass es an allen Schularten nur Distanzunterricht geben darf. Eine Ausnahme gibt es: Abschlussklassen dürfen dort weiter im Wechselunterricht bleiben.
KITAS: An den Kitas wird nun ebenfalls in Stufen verfahren: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 dürfen Kinderbetreuungseinrichtungen in den normalen Regelbetrieb wechseln. Zwischen 50 und 100 bleibt es beim eingeschränkten Regelbetrieb, also in festen Gruppen. Und in Regionen über dem 100er-Wert muss auf Notbetreuung umgestellt werden.
WO GILT WAS? Die Landkreise und kreisfreien Städte müssen immer freitags bekanntgeben, welche Inzidenzeinstufung dort gilt. Maßgeblich sind die Zahlen des Robert Koch-Instituts. Neu ist, dass die Einstufung dann für die komplette darauffolgende Kalenderwoche gilt. Damit soll ein mögliches tägliches Hin und Her zwischen Schulöffnungen und -schließungen in einer Region vermieden werden.
MASKENPFLICHT: Es bleibt bei der Maskenpflicht (mit Ausnahmen etwa während Stoßlüftungen) sowie den Abstands- und Hygieneregeln. Für Lehrkräfte ist ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz Pflicht.
SELBSTTESTS FÜR SCHÜLER UND LEHRER: Alle Schülerinnen und Schüler - nach viel Kritik nun auch die unter 15 Jahren - sollen sich künftig einmal pro Woche selbst auf eine Corona-Infektion testen können, Lehrerinnen und Lehrer sogar zweimal. Die Tests dafür stellt der Freistaat bereit. Jüngere Schüler sollen die Selbsttests direkt in der Schule machen können – freiwillig, aber unter Anleitung und Aufsicht. Das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen sollen bei den Tests helfen. Allerdings hatte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betont, dass es nicht überall schon am Montag losgehen werde. Vielmehr solle das Angebot sukzessive ausgebaut werden.
IMPFUNGEN: Lehrkräfte an Grundschulen und Förderschulen sowie das Kita-Personal wurden bei der Impf-Priorisierung inzwischen in Gruppe zwei eingestuft, können also nun auch vorrangig geimpft werden. Das sorgt bei Lehrern anderer Schularten teils für Unmut: Der bayerische Philologenverband hat angekündigt, er wolle sich juristisch gegen die bevorzugte Corona-Impfung von Grund- und Förderschullehrern wehren.
ANGEBOT FÜR HOTSPOTS: Für Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100, in denen also grundsätzlich nur Distanzunterricht erlaubt ist, hat Piazolo die Möglichkeit für einen «Tag des offenen Klassenzimmers» für Grundschulklassen angekündigt. Grundschüler sollen an einem Tag die Möglichkeit bekommen, sich im Klassenzimmer zu treffen - aber nur auf freiwilliger Basis, und wohl eher nicht in Regionen mit einer Inzidenz über 300.
Zudem hat Piazolo für Regionen mit hohen Corona-Zahlen am Donnerstag umfassende und regelmäßige Tests (etwa zweimal pro Woche) für Schulen vorgeschlagen, um auch dort zumindest an Grundschulen wieder Wechselunterricht zu ermöglichen. Eine Test-Verpflichtung für Schülerinnen und Schüler sieht Piazolo aber skeptisch. Ihm schwebt ein Pilotversuch in der Woche vor den Osterferien und nach den Ferien eine Ausweitung vor.
Wegen Corona: Ein ganzer Jahrgang kann nicht schwimmen lernen
Monatelang gab es kein Schulschwimmen. Und noch ist unklar, wann die Bäder wieder aufmachen. Die DLRG sieht einen großen Nachholbedarf beim Schwimmenlernen - und befürchtet Langzeitfolgen der Krise.
Mainz/Lehmen (dpa/lrs) - Geschlossene Schwimmbäder, keine Kurse: In der Corona-Pandemie können viele Kinder nicht schwimmen lernen. «Das ist ein ganzer Jahrgang, der davon betroffen ist», sagte der Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Rheinland-Pfalz, Marco Vogt. Dabei sei der Bedarf an Schwimmausbildung sehr groß: «Es ist eine Flutwelle, die sich da aufbaut.» Das treffe nicht nur die DLRG, sondern auch die Schulen. «Sie würden auch lieber gestern als heute in die Schwimmbäder gehen und den Kindern Schwimmunterricht anbieten.»
Derzeit sei aber noch unklar, wann die Bäder wieder aufmachen dürften. Je nachdem, wann es grünes Licht für eine Wiederöffnung gebe, könne es sein, dass es vor der Freibadsaison keinen Sinn mehr mache, die Hallenbäder zu öffnen. Man könne Kindern auch in Freibädern Schwimmen beibringen. «Die konzentrierte und bessere Ausbildung aber ist in der Halle», sagte Vogt.
Im vergangenen Sommer seien die Bäder zwischenzeitlich geöffnet gewesen. «Aber dieses kleine Fenster hat definitiv nicht gereicht, den gesamten Bedarf zu decken», sagte Vogt. Einer Umfrage zufolge, die die DLRG im Jahr 2017 in Auftrag gegeben hatte, sind rund 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. «Nach meinem Bauchgefühl hat sich die Zahl inzwischen erhöht.»
Es sei alarmierend zu sehen, dass heute «die Tendenz eher zum Nichtschwimmer geht als zum Schwimmer», sagte der Fachmann. «Es ist traurig, dass in einem so hoch technisierten und hoch entwickelten Land wie dem unsrigen wir so gut ausgebildet sind, aber nicht in der Lage sind, schwimmen zu können.» Er befürchtet, dass es später zu mehr Badeunfällen kommen könnte.
Je länger es dauere, dass Schulen keinen Schwimmunterricht anbieten könnten, desto größer sei die Gefahr, «dass Kinder durchs Raster fallen». Möglicherweise holten sie die Kurse nicht nach - und im späteren Jugendlichenalter passierten dann Unfällen an Badeseen oder Flüssen, da sie ja noch nicht schwimmen könnten. 2020 gab es in Rheinland-Pfalz insgesamt 16 Badetote, das waren 7 mehr als 2019.
Ein weiteres Problem sei das «Bädersterben»: «Statistisch gesehen schließt bundesweit alle zwei bis drei Tage ein Schwimmbad. Im Moment ist nicht zu erkennen, dass der Trend umgekehrt wird», sagte Vogt. Ob sich die Entwicklung mit Corona verschärfe, bleibe abzuwarten. Die meisten kommunalen Bäder hätten zwar derzeit keine Einnahmen, aber auch keine großen Kosten. Allerdings seien Kommunen in der Krise finanziell erheblich belastet.
In Rheinland-Pfalz gibt es nach Angaben des Innenministeriums 270 Schwimmbäder. Seit dem Jahr 2000 hätten landesweit mehr als 40 Bäder dauerhaft geschlossen. Im Herbst 2020 kam in Oppenheim das Hallenbad Opptimare hinzu. Rund 50 Jahre alt - eine Renovierung lohnte sich nicht mehr. Jetzt plant die Verbandsgemeinde Rhein-Selz einen Ersatz-Neubau - und hat gerade aus einem Förderprogramm des Bundes einen Zuschuss von drei Millionen Euro zugesagt bekommen.
«Der Schwimmunterricht von Schulen und Vereinen in der Verbandsgemeinde und darüber hinaus muss schnell wieder gewährleistet werden», sagte die Beigeordnete Jutta Hoff, zuständig in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz für Schulen. Bis der Neubau stehe, werde an einer Übergangslösung gearbeitet, sagte die Beigeordnete Gabriele Wagner. Bekamen doch jüngst jedes Jahr Tausende Kinder aus Rheinhessen in Oppenheim ihren schulischen Schwimmunterricht. «Wir versuchen alles, was wir können.»
Der geschäftsführende Direktor des Städtetags Rheinland-Pfalz, Fabian Kirsch, glaubt nicht, dass die Corona-Krise allein zu größeren Badschließungen führen werde. Er sieht vielmehr Diskussionen über die Zukunft von Bädern auf die Kommunen zukommen, weil viele Bäder in die Jahre gekommen seien. «Wenn ein größerer Bau und Sanierungsmaßnahmen kommen, dann wir die Diskussion in der Räten lauter», sagte er.
Die Kommunen stemmen sich gegen Badschließungen: «Aber die Situation wird immer schwieriger», sagte Kirsch. Im Sommer 2020 hätten Kommunen für die Öffnung der Freibäder «tief in die Tasche gegriffen, weil man den Menschen in Rheinland-Pfalz Freizeitmöglichkeiten bieten wollte». Das habe die «finanzielle prekäre Situation noch mal verschärft». Je nachdem, wie sich die Pandemie mit den Beschränkungen entwickele, könnte dieser Sommer möglicherweise eine gute Saison für die Freibäder werden. «Es bleibt abzuwarten», sagte er.
11.03.2021
SWR-Wahldebatte - Kretschmann will Eisenmann keine Note 6 geben
Corona, Wirtschaft, Bildung - bei der Elefantenrunde wird nochmal so mancher Graben zwischen den Spitzenkandidaten deutlich. Ein ganzes Fass an Themen, viele Argumente, wenig Zeit - und einige Sticheleien.
Stuttgart (dpa/lsw) - Beim letzten großen Showdown kurz vor der Landtagswahl haben sich die Spitzenkandidaten der Parteien nochmal voneinander abgegrenzt und um die großen Themen der Zukunft gestritten. Munter wurde in der Elefantenrunde im SWR debattiert über die stockende Impfkampagne, über die Ökobilanz von Elektroautos und die Koalitionswünsche. Die Kandidaten schenkten sich dabei nichts. Vor allem CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann (CDU) kassierte viel Kritik in der Runde.
CORONA - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verteidigte den holprigen Impfstart im Land. Man verwalte eben den Mangel, es gebe zu wenig Impfstoff, sagte der 72-Jährige. Eisenmann warf dem Koalitionspartner vor, nicht rechtzeitig Strukturen fürs Testen und Impfen aufgebaut zu haben. Alle waren sich einig, dass es schneller gehen muss mit dem Impfen - und wagten auch einen Blick in die Glaskugel, wann aus ihrer Sicht die Pandemie vorüber ist. Kretschmann rechnet unter gewissen Bedingungen mit einer Rückkehr in die Normalität zum Ende des Sommers - vorausgesetzt es verbreiten sich keine weiteren Mutanten. «Davor bewahre uns Gott», sagte er. Auch Eisenmann sagte, sie hoffe, dass die Corona-Krise dann vorbei sei. AfD-Spitzenkandidat Bernd Gögel betonte, dass man mit Corona weiterleben müsse.
BILDUNG - Eisenmann wurde streckenweise so hart angegangen von SPD und FDP, dass Kretschmann die Schulpolitik der grün-schwarzen Koalition sogar verteidigte - wenn auch eher halbherzig. Der Grünen-Politiker verwahrte sich dagegen, dass SPD-Chef Andreas Stoch der Ministerin die Note 6 gegeben hatte. Er sei ja auch Lehrer gewesen und könne sich nicht daran erinnern, «dass ich mal eine 6 verteilt hätte. Ein bisschen was kann jeder». Stoch und FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke hatten kritisiert, in der Corona-Krise habe es keine verlässliche Schulpolitik gegeben. Während Eisenmann Vorkämpferin für offene Schulen gewesen sei, habe Kretschmann eher gebremst. Es sei wie bei einer «Wundertüte», keiner wisse, was komme, sagte Rülke.
Die CDU-Spitzenkandidatin wiederum hielt ihrem Vorgänger im Kultusministerium, Stoch, vor, in der Wahlperiode bis 2016 Lehrerstellen abgebaut und nicht dafür gesorgt zu haben, neue Pädagogen ausbilden zu lassen. «Wer mit Noten um sich wirft, muss selber gucken, was er geleistet hat», sagte Eisenmann an die Adresse des SPD-Spitzenkandidaten.
WIRTSCHAFT - Rund 500 000 Arbeitsplätze hängen im Land an der Autoindustrie und den Zulieferern. Aber wie kann die Transformation gelingen, ohne dass Monteure zu Tausenden auf der Straße landen? FDP-Mann Rülke und CDU-Kandidatin Eisenmann warfen den Grünen eine Verengung auf die batteriebetriebene Elektromobilität vor. Die sei gar nicht so grün sei wie immer behauptet, meinte Rülke. Er sprach von «staatlichem Hochdirigismus». Seine Lösung: Wasserstofftechnologie. Außerdem dürfe der Verbrenner nicht verboten werden, sondern müsse klimafreundlich gemacht werden. Kretschmann beteuerte, eine technologieoffene Politik zu machen. Aber der Markthochlauf finde eben bei den Elektroautos statt. Es gehe auch nicht nur um den Antrieb, sondern um die Technologie im Auto der Zukunft. Die Pferdekutsche habe man bei der Erfindung des Autos auch nicht retten können, sagt der Regierungschef. Es sei eine irre Vorstellung, Monteure in IT-Fachleute umwandeln zu können, antwortet Eisenmann.
KOALITIONEN - Zum Schluss sollten die Kandidaten ihre Wunschkoalitionspartner nennen. AfD-Kandidat Gögel sieht die größten Schnittmengen mit der CDU, mit der FDP nicht mehr, weil die ja nun den «Ökosozialismus» unterstütze. Rülke meinte daraufhin, er sei zum ersten Mal in seinem Leben als Ökosozialist bezeichnet worden. Er wolle seine Inhalte durchsetzen. Eisenmann sah keinerlei Schnittmengen mit der AfD. Kretschmann, der vermutlich ab Sonntag die Qual der Wahl hat, ließ alles offen. Das seien «beliebte Sandkastenspiele vor der Wahl», sagte er, aber zunächst würden die Wähler entscheiden. Manchmal müsse man sich finden, auch wenn man sich nicht gesucht habe. Er hoffe, dass niemand an den Grünen vorbeiregieren könne. Stoch lieferte ein klares Bekenntnis: Die größten Schnittmengen hätten die Sozialdemokraten mit den Grünen, etwa beim Wohnungsbau und Klimaschutz. Und die Linke? Würde einfach gerne in den Landtag einziehen, um ein «Garant für soziale Gerechtigkeit» zu sein, sagte die Spitzenkandidatin Sarah Mirow.
Eisenmann bleibt hart: Kein Wechselunterricht in Klassen 5 und 6
Am Ende saß die Kultusministerin am längeren Hebel. Da die neue Corona-Verordnung schon unterschrieben war, konnte Kretschmann bei der Abstandsregel nur auf Nachbesserung dringen. Nun müssen die Schulen das ab Montag regeln - die Landtagswahl ist dann auch vorbei.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach tagelangem Gezerre ist der Streit in der grün-schwarzen Koalition über die Abstandsregeln in den Schulen bei der Rückkehr der 5. und 6. Klassen entschieden. Es wird wie von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) vorgesehen «kein förmliches Abstandsgebot» gelten. Allerdings sollen die Schulen dafür sorgen, dass die Kinder von Montag an - wenn möglich - beim Präsenzunterricht den coronabedingten Abstand von eineinhalb Metern einhalten.
Kultusministerium und Staatsministerium bestätigten am Donnerstag in Stuttgart der dpa, dass die tagelange Diskussion darüber zwischen Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beendet sei. Kretschmann hatte bis zuletzt darauf gedrungen, dass die Unterstufe nur zurückkehren könne, wenn überall Abstand eingehalten werde. Sollte dies nicht möglich sein, müsse auch Wechselunterricht in Betracht gezogen werden.
Eisenmann, die auch CDU-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl am Sonntag ist, hatte keinen «Änderungsbedarf» gesehen und erklärt, die Schulen sollten - wenn möglich - größere Räume nutzen oder die Klassen auf zwei Unterrichtsräume aufteilen. Die in der Regierung am Wochenende abgestimmte neue Corona-Verordnung hatte ihr dafür den Spielraum gegeben. Bei Lehrerverbänden war dies auf Proteste gestoßen, weil viele Schulen dies aus ihrer Sicht nicht bewerkstelligen können.
Regierungssprecher Rudi Hoogvliet sagte am Donnerstag: «Die Ministerin hat uns zugesichert, dass der Abstand im Präsenzunterricht eingehalten werden kann durch entsprechende Organisation vor Ort. Darauf müssen wir uns verlassen.» Eisenmanns Sprecher Nils Mayer betonte, «dass die vorgegebenen Regeln für den Präsenzunterricht in den Klassen 5 und 6 pragmatisch umgesetzt werden». Die Grundschulen gehen am Montag ebenfalls in den Regelbetrieb zurück.
Eisenmann hatte sich zuletzt vehement gegen einen Wechsel aus Präsenz- und Fernunterricht ausgesprochen. Hintergrund dafür ist, dass dieser noch aufwendiger zu organisieren sei und es wieder Notbetreuung geben müsse, die zu einer Durchmischung der Klassen führen würde.
Allerdings gab es da bei der Ministerin zwischendurch einen Sinneswandel. Anfang März hatte sie noch vor der Bund-Länder-Runde zur Corona-Politik für die 5. und 6. Klassen Wechselunterricht vorgeschlagen. Damals hatte sie in einem Brief an Kretschmann, der der dpa vorliegt, geschrieben: «Im Wechselbetrieb können die Klassen gut geteilt werden, da genug Räume zur Verfügung stehen. Dabei soll darauf geachtet werden, dass dann nicht mehr als 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler gleichzeitig im Präsenzunterricht sind.»
Die oppositionelle SPD reagierte mit Kritik: «Es ist erschütternd, wie sich Herr Kretschmann von Eisenmann am Nasenring durch die Manege ziehen lässt», sagte Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch der dpa. «Eisenmann zieht ihren Kurs, bei der Infektionsschutz an den Schulen keine Rolle spielt, gnadenlos durch.» Das sei beunruhigend, weil derzeit jeden Tag neue Corona-Ausbrüche in Kitas und Schulen bekannt würden.
Die Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Monika Stein, schrieb in einem Brief an alle 4500 Schulleitungen im Land, die Landesregierung trage den Wahlkampf auf dem Rücken der Betroffenen aus. «Wenn in vier Tagen am Montag ganze Grundschulen geöffnet werden und ganze Klassen stundenlang ohne Schutz in vollen Klassenzimmern sitzen, werden Kinder und Lehrkräfte dadurch derzeit unkalkulierbaren Gefahren ausgesetzt.» Die Testkapazitäten würden zwar aufgebaut. «Wir wissen aber, dass sie am Montag nicht an allen 2400 Grundschulen und gut 2000 weiterführenden Schulen funktionieren werden», sagte Stein.
Die Kultusministerin hat zuletzt immer wieder darauf verwiesen, dass es im Südwesten keine Präsenzpflicht an den Schulen gibt. «Niemand muss sein Kind schicken, sondern es kann zu Hause bleiben und hat dann Schulpflicht, die durch Fernunterricht geregelt wird», hatte Eisenmann erklärt. In den Klassen müssen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler im Übrigen Masken tragen. Das Ministerium geht davon aus, dass die meisten Schüler sowieso medizinische Masken tragen, weil sie diese auch in Bussen und Bahnen brauchen.
Die Regierung hatte sich vorher schon darauf verständigt, dass die Kinder und deren Eltern wie auch die Lehrerinnen und Lehrer zweimal die Woche kostenlos getestet werden können. Von diesem Montag an bis zu den Osterferien sollen sich die Eltern darum kümmern, dass ihre Kinder sich bei Apotheken, Hausärzten oder kommunalen Anlaufstellen und mobilen Testzentren auf das Coronavirus testen lassen. Erst nach den Ferien solle es in allen Städten und Gemeinden kommunale Angebote - ob an Schulen oder in der Nähe - geben. Die Osterferien beginnen am 1. April, am 12. April müssen die Kinder wieder zur Schule.
Schärfere Maskenpflicht an Berliner Schulen
Berlin (dpa/bb) - Die Maskenpflicht an den Berliner Schulen wird verschärft. Am kommenden Montag müssen Schüler, Lehrer und die übrigen Mitarbeiter dort einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen, also FFP2- oder OP-Masken. Alltagsmasken reichen dann nicht mehr aus, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag mitteilte.
Mit der Regelung, die im Wesentlichen für den Unterricht und den Aufenthalt im Schulgebäude gilt, passt die Bildungsverwaltung ihre Vorgaben an die Regeln im Öffentlichen Personennahverkehr und im Einzelhandel an. Dort sind medizinische Masken schon seit geraumer Zeit Pflicht. Dass dies an Schulen bislang nicht galt, war von der Opposition heftig kritisiert worden.
Auf dem Schulhof im Freien können Schüler die Maske abnehmen, wenn ein Mindestabstand von 1,50 Metern gewährleistet werden kann. Zuletzt hatte die Bildungsverwaltung nach eigenen Angaben 700 000 medizinische Masken sowie FFP2-Masken an die Schulen verteilt. Dort lägen also in der Regel medizinische Masken bereit, um Schülerinnen und Schülern auszuhelfen, die selbst ihre Masken gerade nicht dabeihaben, so Scheeres.
Land NRW: Corona-Tests für Schüler kommen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Corona-Schnelltests sollen nach Angaben des NRW-Schulministeriums auch für Schüler kommen - der Zeitpunkt sei aber noch nicht klar. Das Kabinett habe eine Ausweitung der Teststrategie gerade auch an Schulen beschlossen. Derzeit werde die «konkrete Umsetzung der landesweiten Teststrategie erarbeitet und mit den beteiligten Ressorts abgestimmt», hieß es am Donnerstag aus dem Ministerium. Das Schul-Personal könne sich auch weiterhin bis zum letzten Schultag vor den Osterferien am 26. März bis zu zwei Mal pro Woche anlasslos testen lassen.
NRW holt ab kommenden Montag alle Schüler zumindest tageweise vor den Osterferien wieder in die Klassenräume zurück - im Wechselmodell. Jüngere Schüler bis zur Klasse vier und Abschlussjahrgänge hatten schon am 22. Februar den Anfang gemacht. Der Städtetag NRW sprach von noch zahlreichen offenen Fragen. Wo die Schüler getestet werden sollten, wie oft, ob Lehrer dies vorzunehmen hätten, wer die Tests zahle - alles das sei ungeklärt, kritisierte Geschäftsführer Helmut Dedy. «Das Land muss diese Grundlagen zügig klären.» Die Städte bauten im Eiltempo eine Struktur für kostenlose Schnelltests auf.
Die SPD-Landtagsfraktion forderte von der Landesregierung einen Bildungs-Krisenstab, der auch mit Jugend- und Gesundheitsexperten zu besetzen und am Schulministerium anzudocken sei. Dieser müsse unter anderem eine umfassende Impf- und Teststrategie und den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur entwickeln. Auch die Lehrer-Gewerkschaften VBE und GEW hatten zuvor schnelle Klarheit bei den Corona-Tests für Schüler angemahnt. Laut Beschluss der Ministerpräsidenten sollen auch alle Schüler pro Präsenzwoche mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten.
Weiterführende Schulen in Sachsen öffnen vorerst ohne Testpflicht
Dresden (dpa/sn) - Oberschulen und Gymnasien im Freistaat öffnen am Montag (15. März) ohne Testpflicht. Das Zutrittsverbot ohne negativen Test gelte erst, wenn genügend Selbsttests zur Verfügung stünden, sagte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Donnerstag. Zuvor hatten verschiedene Medien berichtet. In der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist eine Testpflicht für Schüler ab Klasse 5 und das gesamte Personal an Schulen vorgesehen - allerdings unter der Voraussetzung, dass es genügend Selbsttests gibt. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hatte dafür den 15. März als Ziel genannt.
Bis an den Schulen ausreichend Selbsttests vorhanden sind, können sich laut Ministerium Lehrer und Schüler an den Schulen freiwillig einem Antigen-Schnelltest unterziehen. Diese Schnelltests sind allerdings erst ab Klasse 7 zulässig. Die Linke im Landtag kritisierte, dass die Klassenstufen 5 und 6 nun ohne Tests dastünden. «Dennoch wird geöffnet, trotz hoher Fallzahlen und der Gefahr, dass sich die Mutationen ausbreiten», so Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. Die Grünen warnten vor einer Schulöffnung um jeden Preis. «Die Öffnung der Schulen ohne sichere Teststrategie ist aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt falsch», so die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Christin Melcher. Gerade angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens sei eine effektive Teststrategie essenziell.
Kitas und Schulen schließen laut derzeitigen Regeln erneut, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in einer Region fünf Tage lang überschritten wird. So sind etwa im Corona-Hotspot Vogtland Kitas und Schulen bereits wieder geschlossen.
Gericht: Kein Recht auf Rückkehr in Präsenzunterricht
Münster (dpa/lnw) - Zwei Schüler aus dem Münsterland sind mit einem Eilantrag gegen die Coronabetreuungsverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen vor Gericht gescheitert. Die Schüler einer 5. und 7. Klasse aus Lüdinghausen wollten zurück in den Präsenzunterricht, wie Grundschüler und Abschlussklassen ihn seit dem 22. Februar wieder haben. Das Oberlandesgericht in Münster aber wies das laut Mitteilung von Donnerstag zurück. Der Beschluss ist nicht anfechtbar (Az.: 13 B 250/21.NE).
Das OVG begründete die Entscheidung mit den nachvollziehbaren Gründen des Landes. Die schrittweise Rückkehr zum Präsenzunterricht für alle Schüler sei als Schutzmaßnahme in der Pandemie nicht zu beanstanden und entspreche auch den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. Auch das Privileg der Grundschüler sei nachvollziehbar. Lernen auf Distanz sei besonders für die ganz jungen Schüler ein Problem. Hier drohen nicht nachholbare Entwicklungseinbußen.
Ab Montag (15. März) sollen in NRW alle Altersklassen in einem Wechselmodell zurück in die Schulen kommen.
Lehrerverband BLLV sorgt sich um Gesundheitsschutz und Leistungsdruck
Viele Probleme an den Schulen seien nicht neu, findet der Lehrerverband BLLV. Doch die Corona-Pandemie zeige sie wie durch ein Brennglas. Neben dem Gesundheitsschutz für Lehrkräfte und Schüler müsse deshalb auch Grundsätzliches auf die Tagesordnung.
München (dpa/lby) - Der Gesundheitsschutz an den Schulen, der Leistungsdruck auf die Kinder und Jugendlichen und die weggebrochene individuelle Förderung von Schwächeren treiben den Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) um. Angesichts der bevorstehenden Rückkehr der verbleibenden Klassen ab nächster Woche betonte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Donnerstag: «Wenn nicht für alle Tests und Impfungen vorliegen, können wir die Schulen nicht weiter öffnen.»
Nicht nur die Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen, sondern alle Pädagogen müssten bevorzugt ein Impfangebot erhalten, sagte Fleischmann in München. Und neben den freiwilligen Tests für ältere Schülerinnen und Schüler müssten auch jüngere verbindlich regelmäßig auf eine Infektion mit dem Corona-Virus getestet werden.
Der Verband fordert auch die Freigabe des Elternwillens bei der Wahl der weiterführenden Schulart, beraten von den Lehrkräften. «Es wird kein fairer Übertritt möglich sein heuer», sagte Fleischmann. Stattdessen erhöhe das Verfahren den Druck auf die eh schon extrem belasteten Neun- und Zehnjährigen. Anstelle von Notendruck sei auch in den höheren Klassen mehr Freiheit der Schulen für individuelle Leistungsbeurteilungen nötig.
BLLV-Vertreter beklagten zugleich, dass die Förderung von Kindern, die in der Pandemie Lücken erworben hätten oder ohnehin benachteiligt seien, viel zu kurz komme. Die dafür vorgesehenen Förderlehrkräfte an den Grund- und Mittelschulen würden ebenso wie viele Fachlehrer zu weiten Teilen etwa für die Notbetreuung eingesetzt. «Wenn man uns andere Aufgaben überträgt, nimmt man den Kindern die Chance auf Bildungsgerechtigkeit», betonte Jochen Fischer, Leiter der BLLV-Fachgruppe Förderlehrer.
Thomas Beschorner, Sonderschulkonrektor aus Unterfranken, beklagte ebenfalls mangelnde Kapazitäten. «Wir wollen unseren Kindern und Jugendlichen Nähe, Schutz und individuelle Zuwendung geben», sagte er. Doch viele hätten sich während des Lockdowns völlig verschlossen. «Es wird lange dauern, bis sie sich wieder öffnen, einige erreichen wir gar nicht mehr.» Neben einem umfassenden Gesundheitsschutz sei deshalb eine Entlastung der Lehrkräfte nötig, damit diese mehr Zeit und Ruhe hätten, um die Schülerinnen und Schüler wieder aufzufangen.
Bildungsminister lehnt Samstagsunterricht nach Corona-Lockdown ab
Magdeburg (dpa/sa) - Nach den monatelangen coronabedingten Schulschließungen hat Bildungsminister Marco Tullner Forderungen nach regelmäßigem Samstagsunterricht eine Absage erteilt. Er sei dankbar, dass die Lehrerinnen und Lehrer die erhebliche Beanspruchung durch Präsenzunterricht in den Abschlussklassen und Distanzbetrieb für alle anderen Klassenstufen bewältigt hätten, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag bei einer Debatte im Landtag. Es gehe darum, die Situation realistisch einzuschätzen, bevor den Schulen zusätzliche Belastungen wie Samstagsunterricht auferlegt würden.
Zuvor hatte die AfD-Fraktion in einem Antrag unter anderem gefordert, den Unterricht auf den zusätzlichen Wochentag auszuweiten, um versäumten Lernstoff aufzuholen. Die Linke forderte, in diesem und im nächsten Schuljahr Klassenarbeiten und Tests herunterzufahren. Nach den Monaten der Abstinenz sei das Lernen für den Kopf wichtiger als das Prüfen für das Papier, sagte Linken-Fraktionschef Thomas Lippmann. Beide Oppositionsfraktionen forderten, Familien finanziell zu unterstützen, die Nachhilfeangebote in Anspruch nehmen wollen.
«Der Forderung, zusätzliche Förderangebote neben dem Regelunterricht finanziell zu bezuschussen, kann ich nur entgegnen, dass die Sicherstellung der Erfüllung des Lehrplans Aufgabe der Schule ist», entgegnete Tullner. Sein Ministerium prüfe, ob die Schulen zusätzliche Lernangebote in den Ferien anbieten könnten. Es werde zudem daran gearbeitet, angehende Lehrerinnen und Lehrer neben ihrem Studium verstärkt für den Unterricht und Lernangebote zu verpflichten.
In Sachsen-Anhalt waren die Schulen seit Mitte Dezember im Notbetrieb und boten nur täglichen Präsenzunterricht für die Abschlussklassen an. Alle anderen Jahrgänge kehrten erst am 1. März in den eingeschränkten Präsenzunterricht zurück und lernten bis dahin ausschließlich mit Aufgaben und Online-Angeboten für zuhause.
Druck auf die Bildungsverwaltung - müssen die Schulen weiter öffnen?
Bisher sind die 7. bis 9. Klassen noch nicht wieder in der Schule. Aber das ändert sich möglicherweise schneller als erwartet - nicht nur wegen einer Entscheidung vom Berliner Verwaltungsgericht.
Berlin (dpa/bb) - Der Druck auf die Bildungsverwaltung nimmt zu, weitere Öffnungsschritte an den Berliner Schulen schon bald zuzulassen. Die Forderung stand längst im Raum, am Mittwoch erklärte außerdem das Berliner Verwaltungsgericht den kompletten Ausschluss einzelner Klassenstufen vom Wechselunterricht für rechtswidrig. Die Folge könnte sein, dass früher als erwartet auch die 7. bis 9. Klassen wieder wechselweise in der Schule und am Laptop zu Hause unterrichtet werden. Die Gerichtsentscheidung legt das aber nicht zwingend fest.
Bisher sind die 1. bis 6. Klassen nach längerer Homeschooling-Phase wieder im Wechselunterricht. Für die Abschlussklassen 10 bis 13 gilt aktuell, dass die Schulen für sie Wechselunterricht anbieten können - aber nicht müssen. Für die Klassen 7 bis 9 war bislang unklar, wie es mit ihnen weitergeht.
Die Berliner FDP-Fraktion hatte vor der Entscheidung des Gerichts gefordert, die Schulen ab dem 17. März auch für die 7. bis 9. Klassen zu öffnen. Auch SPD-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin Franziska Giffey kritisierte am Mittwoch vor Bekanntwerden der Gerichtsentscheidung, es gebe für die 7. bis 9. Klassen im Moment noch keine Perspektive. «Aus meiner Sicht wäre es eine gute Botschaft, wenn man es schaffen könnte, dass alle Kinder noch im März zurückkehren können.» Für einen Siebt- oder Achtklässler sei es «ganz furchtbar», keine Perspektive zu haben.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel forderte am Mittwochabend auf Twitter, Berlin müsse die Gerichtsentscheidung schnell umsetzen, «also zu kommender Woche. Präsenz ist wichtig für soziales Miteinander & Bildung». Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch verlangte, die Schulbehörde solle die Entscheidung «sofort» umsetzen. Die Stimmen derer werden lauter, die weiteres Abwarten in diesem Punkt für falsch halten.
Der Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Martin Klesmann, teilte am Donnerstag mit: «Wir werden nun umgehend die am Mittwochabend eingegangenen Beschlussbegründungen zu diesen Einzelfällen prüfen und dann zeitnah die entsprechenden Schlüsse ziehen.» Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur führt die Bildungsverwaltung ohnehin bereits Gespräche unter anderem mit Schulleitungsverbänden über eine mögliche Rückkehr der 7. bis 9. Klassen noch vor Ostern.
Das würde viele praktische Probleme lösen, die sich aus der Gerichtsentscheidung ergeben. Denn ob die beiden Schüler, die damit Recht erhalten haben, tatsächlich Wechselunterricht bekommen, müsse die jeweilige Schule entscheiden, sagte Gerichtssprecher Dominic Hörauf am Donnerstag. «Die Kammer hat gesagt, die Schüler müssen genauso behandelt werden wie die Abschlussklassen.» In dem Fall gilt bis zum 16. März, dass die Schulen im Einvernehmen mit der Schulaufsicht eine Einzelfallentscheidung treffen, ob Wechselunterricht angeboten wird oder nicht.
Geklagt hatten zwei Gymnasiasten aus der 7. und 9. Klasse, die zurzeit keinen Unterricht in der Schule haben. «Der Beschluss hat nur Geltung für die Beteiligten», erklärte der Sprecher. «Und die Beteiligten waren die einzelnen Schüler. Das kann im Ergebnis dazu führen, dass die Schule sagt, wir bieten Präsenzunterricht im Wechselmodell für den einzelnen Schüler an», erläuterte Hörauf. Das würde unter Umständen bedeuten, dass der Unterricht für einen einzigen Schüler organsiert werden müsste. «Wobei bei lebensnaher Betrachtung wird es so sein, dass die Schule dann eine Entscheidung für die Jahrgangsstufe trifft», sagte Hörauf.
Das Verwaltungsgericht hatte sich am Mittwoch mit mehreren Eilanträgen von Schülern zu verschiedenen Aspekten beschäftigt, denen nur teilweise stattgegeben wurde. Sie hatten erreichen wollen, dass die Klassen wieder voll besetzt werden. Sechs von sieben wollten auch durchsetzen, dass ein Mund-Nasen-Schutz nicht mehr Pflicht ist. In diesen Punkten stimmte das Gericht nicht zu.
Weitere Schulöffnung in Berlin? - Druck auf Bildungsverwaltung wächst
Berlin (dpa/bb) - Nachdem das Berliner Verwaltungsgericht den Ausschluss einzelner Klassenstufen vom Wechselunterricht für rechtswidrig erklärt hat, wächst der Druck auf die Bildungsverwaltung. Grünen-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel forderte am Mittwochabend auf Twitter, Berlin müsse das Urteil schnell umsetzen, «also zu kommender Woche. Präsenz ist wichtig für soziales Miteinander & Bildung». Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte am Donnerstag mit: «Wir werden nun umgehend die am Mittwochabend eingegangenen Beschlussbegründungen zu diesen Einzelfällen prüfen und dann zeitnah die entsprechenden Schlüsse ziehen.»
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur führt die Bildungsverwaltung ohnehin bereits Gespräche unter anderem mit Schulleitungsverbänden über eine mögliche Rückkehr der 7. bis 9. Klassen noch vor Ostern.
Das Verwaltungsgericht gab am Mittwoch mehreren Eilanträgen von Schülern teilweise statt. Sie hatten erreichen wollen, dass die Klassen wieder voll besetzt werden. Sechs von sieben wollten auch durchsetzen, dass ein Mund-Nasen-Schutz nicht mehr Pflicht ist. In diesen Punkten stimmte das Gericht nicht zu.
Soweit einzelne Jahrgangsstufen jenseits der Primarstufe und der Abschlussklassen aber von der Präsenzbeschulung im Wechselmodell vollständig ausgeschlossen seien, erweise sich dies «als gleichheits- und deshalb rechtswidrig», argumentierte das Verwaltungsgericht.
Bislang sind nur die ersten bis sechsten Klassen zurück in der Schule, jeweils in verkleinerten Gruppen und im Wechsel mit digitalem Unterricht zu Hause. Auch für Abschlussjahrgänge könne ein solcher Wechselunterricht bereits angeboten werden, erklärte das Gericht, allerdings nach Einzelfallentscheidung der jeweiligen Schule im Einvernehmen mit der Schulaufsichtsbehörde.
Mit der Gerichtsentscheidung muss auch für die mittleren Stufen von der 7. bis 9. Klasse die Möglichkeit bestehen, mit Einzelfallentscheidungen den Wechselunterricht zu ermöglichen. Die Entscheidung gilt vorerst nur für die Schüler, die sich an das Gericht gewandt hatten. Gegen die Beschlüsse kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden.
Die Berliner FDP-Fraktion hat schon vor dem Urteil in einem Dringlichen Antrag an das Abgeordnetenhaus gefordert, die Schulen auch für die 7. bis 9. Klassen zu öffnen. In dem Antrag, der am Donnerstag bei der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses behandelt wird, setzen sich die Liberalen dafür ein, dass ab dem 17. März auch die übrigen Schüler der Mittelstufe zurück in die Schulen dürfen.
Schüler können verpassten Stoff wieder in den Ferien nachholen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Nach den langen Monaten des coronabedingten Distanz- und Wechselunterrichts sollen Schüler in Hessen verpassten Schulstoff auch in diesem Jahr in den Schulferien auffrischen und Wissenslücken füllen können. Sowohl in den Oster- als auch in den Sommerferien seien Camps und Ferienakademien geplant, sagte ein Sprecher des hessischen Kultusministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Die Organisation liege bei den Schulen, das Ministerium werde Geld für entsprechendes Personal zur Verfügung stellen. In den Sommerferien 2020 seien bereits rund 20 000 der hessenweit rund 760 000 Schüler über die Ferienakademien gefördert worden.
Wie die Nachfrage in diesem Jahr ausfalle, bleibe abzuwarten. Vorteil des Angebotes sei, dass der Stoff nach der langen Zeit des Distanzunterrichts vor Ort und nicht über digitale Technik vermittelt werde. Während der Corona-Pandemie habe «der persönliche Faktor noch mehr an Bedeutung gewonnen», sagte der Sprecher. Neben den Oster- und Sommerferienangeboten arbeite das Ministerium an einem ganzen Bündel weiterer Maßnahmen.
10.03.2021
Fünft- und Sechstklässler sollen zweimal die Woche getestet werden
Stuttgart (dpa/lsw) - Bei der Rückkehr der fünften und sechsten Klassen in die Schulen sollen die Kinder wie schon die Lehrkräfte zweimal die Woche kostenlos getestet werden. Darauf hat sich die grün-schwarze Regierung verständigt, wie die dpa am Mittwoch in Stuttgart aus Regierungskreisen erfuhr. Von diesem Montag an bis zu den Osterferien sollen sich die Eltern darum kümmern, dass ihre Kinder sich bei Apotheken, Hausärzten oder kommunalen Anlaufstellen auch an Schulen auf das Coronavirus testen lassen. Erst nach den Ferien soll es flächendeckend an den Schulen Testzentren geben. Die Osterferien beginnen am 1. April, am 12. April müssen die Kinder und Jugendlichen wieder zur Schule.
Das Land geht mit dieser Teststrategie über den Bund-Länder-Beschluss von vor einer Woche hinaus. Dort hatte es geheißen, die Länder sollten sicherstellen, «dass das Personal in Schulen und Kinderbetreuung sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten». Der Städtetag hatte am Montag erklärt, drei Viertel der Kommunen unterstützten das Land seit der Wiedereröffnung der Kitas und Schulen durch mobile Testteams direkt in der Einrichtung. Hier sei Baden-Württemberg weiter als andere Bundesländer.
In der Frage, ob die Kinder der fünften und sechsten Klassen bei der geplanten vollständigen Rückkehr in die Schulgebäude den coronabedingten Abstand von eineinhalb Meter einhalten müssen, gibt es dem Vernehmen nach noch Gesprächsbedarf. Am Dienstag hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) darauf bestanden, dass dieser Abstand beachtet werden müsse. Ansonsten müsse überlegt werden, ob es einen Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht geben könne. Das Kultusministerium lehnt Wechselunterricht jedoch ab und pocht weiter darauf, dass es «kein förmliches Abstandsgebot» geben könne, weil nicht alle Schulen das gewährleisten könnten.
Corona-Selbsttests an Schulen in Bayern künftig auch für Jüngere
München (dpa/lby) – Auch Schülerinnen und Schüler unter 15 Jahren sollen sich künftig einmal pro Woche direkt in der Schule selbst auf eine Corona-Infektion testen können – freiwillig, aber dann unter Anleitung und Aufsicht. Das kündigten Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch bei einem Besuch an einer Grundschule in München an. Nach Worten Piazolos wird es aber nicht überall schon am kommenden Montag, also mit der anstehenden Ausweitung des Wechselunterrichts, losgehen. Das Rote Kreuz und andere Organisationen sollen bei den Tests helfen.
Bislang waren die neuen Corona-Selbsttests lediglich für Lehrkräfte sowie für Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren vorgesehen gewesen und entsprechend vom Freistaat ausgeliefert worden. Nun habe man sich darauf verständigt, dies auszuweiten, erklärten die Minister. Das Selbsttest-Angebot solle aber grundsätzlich freiwillig sein, betonte Piazolo, auch für die einzelnen Schulen, «wenn die Schule sagt, wir kriegen das jetzt nicht hin». Man wolle dies nun «aufwachsen lassen». Schüler über 15 sollen sich weiterhin auch zu Hause testen können.
09.03.2021
Vor Schulöffnungen: Land stellt mehr Selbsttests bereit
Viele Schüler gehen Montag wieder zum Wechselunterricht an weiterführende Schulen. Auch Selbsttests sollen vor einer Ausbreitung des Coronavirus bewahren. Das Land macht ein Angebot.
Potsdam (dpa/bb) - Nach den Grundschulen öffnen am kommenden Montag (15.3.) in Brandenburg auch die weiterführenden Schulen für den Wechselunterricht. Das Land will zu Beginn mehr Corona-Schnelltests als Selbsttests anbieten. Der Haushaltsausschuss des Landtags beschloss am Dienstag mehrheitlich die Ausweitung der Testmöglichkeiten an den Einrichtungen. Das Angebot: Sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler sollen sich einmal pro Woche an Schulen selbst testen können. «Das ist uns ein Anliegen, um den Schutz an den Schulen auszuweiten, aber es ist auch eine Umsetzung des MPK-Beschlusses», sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) im Haushaltsausschuss.
Das kostenlose Angebot des Landes soll bis zum Ende des laufenden Schuljahres (24. Juni) gelten. Dafür will das Land einen Maximalbetrag von insgesamt 28,3 Millionen Euro bereitstellen. Die Kosten werden aus dem Rettungsschirm 2021 des Landes getragen.
Ein erster Auftrag für knapp 300 000 Selbsttests in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro sei bereits an die Firma Roche erteilt worden, die ein schnelles Angebot gemacht habe, berichtete Ministerin Ernst. Damit könne die erste Woche abgedeckt werden. Die Tests sollen noch diese Woche an einen zentralen Ort in Brandenburg geliefert und dann an die Schulen verteilt werden, damit sie zu Schulbeginn zur Verfügung stünden. Weitere Aufträge an andere Firmen zur Lieferung von mehr Schnelltests sollen zeitnah vergeben werden.
Finanzministerin Katrin Lange (SPD) sagte, es handele sich um eine außerplanmäßige Ausgabe. Eile sei geboten, um damit schnell in den Schulbetrieb einsteigen zu können. Noch sei nicht klar, wie das Angebot der Schnelltests angenommen werde. Das Bildungsministerium solle dem Finanzministerium monatlich darüber berichten.
Bereits seit Herbst 2020 können sich alle Lehrkräfte an Schulen in Brandenburg kostenlos bei Hausärzten testen lassen. Das Land hat dazu eine Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) getroffen. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe werden seit Anfang Februar 2021 zweimal wöchentlich Schnell- und Selbsttests finanziell vom Land gefördert.
Vor der Wiederöffnung der Schulen kommt scharfe Kritik von der Lehrergewerkschaft GEW und dem Hauptpersonalrat. Sie fordern eine Ausweitung der Impfangebote für Lehrkräfte. «Weder erhalten alle Lehrkräfte ein Impfangebot, noch sind die Regelungen zur regelmäßigen freiwilligen Testung in den Schulen vorhanden», sagte GEW-Chef Günther Fuchs am Dienstag. Es sei ein politischer Skandal, dass es noch immer kein verlässliches Testkonzept für die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gebe. Sollte die Impf- und Teststrategie vor der Ausweitung der Unterrichtsangebote nicht entsprechend angepasst werden, handele das Bildungsministerium «grob fahrlässig».
Das Impfangebot für die Lehrkräfte sei eine «unverzichtbare Voraussetzung für die weitere Öffnung der Schulen durch Wechselmodelle», sagte Fuchs weiter. Ohne die Möglichkeit, sich durch eine Impfung vor einer Infektion schützen zu können, bestehe für die Lehrer ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko. «Jedem muss klar sein, dass dies ein Spiel mit dem Feuer ist und somit leichtfertig mit der Gesundheit der betroffenen Lehrkräfte umgegangen wird.»
Saarland will Pandemie-Folgen für Schüler langfristig bewältigen
Viele Tests durch medizinisches Personal vor Ort, eine schnelle Schulöffnung für alle Klassen und eine Langfriststrategie, um die Folgen der Pandemie abzufedern: So sieht das Konzept der saarländischen Bildungsministerin aus.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Mit einer Langfriststrategie will das Saarland die Folgen durch die Corona-Krise im Bildungsbereich bewältigen. Dazu gehören laut Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) unter anderem der Ausbau von Förderstunden, individuelles Coaching bei der Berufswahl, der Einsatz von Schulbegleitern und freiwillige Feriencamps. «Je länger der Zugang zu den Schulen für Kinder und Jugendliche eingeschränkt bleibt, desto größer werden die Probleme und desto schwieriger und teurer die Aufarbeitung», sagte sie am Dienstag in Saarbrücken.
Bei den Kosten von rund 20 Millionen Euro erhofft sich Streichert-Clivot auch Unterstützung vom Bund. Schließlich trage er mit seinen Entscheidungen, insbesondere jetzt mit der Dauer des Lockdowns für die Schulen, eine «erhebliche Mitverantwortung» an den Folgen im schulischen Bereich.
Nach den Osterferien strebt die Ministerin nach eigener Aussage wieder einen vollständigen Präsenzbetrieb in den Schulen an. Voraussetzung dafür sei, dass die Pandemielage entsprechend stabil bleibt beziehungsweise sich positiv entwickelt. Wenn andere gesellschaftliche Bereiche Stück für Stück wieder öffneten, fände sie es «legitim, den Schülerinnen und Schülern auch wieder mehr Normalität zu geben».
Große Unterschiede zwischen den Regeln für Einzelhandel und Schulen wie in anderen Ländern könne sie sich im Saarland nicht vorstellen. Streichert-Clivot: «Wenn, dann sind Schulen für mich nach wie vor die Bereiche, die als Erstes wieder sicher zurückgeführt werden müssen.» Und mit einer entsprechenden Teststrategie halte sie dies auch für vertretbar.
Mit Corona-Tests an Schulen aller Schulformen gehe das Saarland laut Bildungsministerin «bundesweit voran». Das Angebot an über 300 Schulen im Land sei eine logistische Mammutaufgabe, für die Kosten von rund zwei Millionen Euro veranschlagt würden. Mit dem freiwilligen Testangebot für alle Beschäftigten und Schüler sorge man jedoch für zusätzliche Sicherheit.
Bislang hätten 176 Schulen rund 14 500 Testungen gemeldet, davon rund 2900 bei Lehrkräften und Beschäftigten. Bislang werde das Angebot, das von Ärzten, Zahnärzten und Apotheken unterstützt werde, gut angenommen.
In den ersten beiden Wochen hätten rund 110 000 Testkits aus dem Bestand des Gesundheitsministeriums zur Verfügung gestanden. Eine zweite Charge von rund 465 000 Tests sei nun unterwegs. Von allen Schulen hätten bislang lediglich fünf keinen Kooperationspartner für die Tests vor Ort. Diese würden nun bei der Suche nach medizinischem Personal besonders unterstützt.
«Je mehr insgesamt getestet wird, desto mehr Fälle werden auch entdeckt werden», sagte Streichert-Clivot. Man wisse jedoch, auch aus einer Studie in Reinland-Pfalz, dass in den Schulen selbst äußerst wenige Übertragungen stattfänden. «Schulen sind kein Treiber der Pandemie», betonte die Ministerin. Aktuell seien im Saarland 42 Schüler und zwei Lehrer mit dem Coronavirus infiziert. 253 Schüler und 28 Lehrkräfte seien von Quarantäne-Maßnahmen betroffen.
Mecklenburgische Seenplatte: Wechselunterricht ab Montag
Neubrandenburg (dpa/mv) - Wegen anhaltend niedriger Corona-Inzidenzen soll es ab kommenden Montag im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Wechselunterricht für die Klassenstufen sieben bis elf geben. Damit entspreche man der Corona-Landesverordnung, teilte der Landkreis am Dienstag mit. Die sehe vor, dass die Sieben-Tage-Inzidenz des Coronavirus zehn Tage unter 50 liegen muss, bevor Wechselunterricht starten kann. Man wolle und könne nicht auf die neue Schul-Corona-Verordnung des Landes warten und handele nach der noch bis 14. März gültigen. Das Vorgehen sei mit Schwerin abgestimmt.
Das Land hatte neue Regelungen angekündigt, die an mehr Schulen Präsenzunterricht vorsehen. Für Schüler der Klassenstufen eins bis sechs gibt es im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte bereits einen freiwilligen Präsenzunterricht, ebenso für Abschlussklassen.
Bereits seit Dienstag ist es im Landkreis wieder möglich, ohne vorherigen Termin in Geschäften einzukaufen oder etwa Ausstellungen, Museen, oder Zoos zu besuchen. Hierfür war maßgeblich, dass die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis sieben Tage lang unter 50 lag. Nach Zahlen vom Dienstag lag der Wert bei 41,5.
Rückkehr in den Unterricht an Hessens Schulen
Nach den Osterferien werden noch nicht alle Kinder gleich wieder im Klassenzimmer sitzen. Das Modell des Wechselunterrichts ab Klasse fünf ist für die Schüler aber ein großer Schritt zum Schulalltag. Mit noch mehr Normalität können die Grundschüler rechnen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Schüler stehen vor einer Rückkehr in den Präsenzunterricht in ihren Klassen. Für die Grundschüler werde nach den Osterferien ab Mitte April der eingeschränkte Regelbetrieb mit fünf Tagen pro Woche Unterricht gelten, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. Für alle Klassen ab Jahrgangsstufe fünf soll dann die Schule im Modell des Wechselunterrichts möglich sein.
Noch vor den Osterferien werden in den Klassen ab Jahrgangsstufe sieben zudem Präsenztage eingerichtet. Diese Regelung soll nach Angaben des Kultusministers ab dem 22. März gelten und auf den Wechselunterricht vorbereiten. Dabei sei mindestens ein Präsenztag pro Woche in der Schule vorgesehen. Voraussetzung für die geplanten Öffnungsschritte sei jedoch, dass der landesweite Corona-Inzidenzwert nicht über 100 steige, sagte Lorz.
Wegen der Corona-Pandemie wird derzeit in Hessen nur für die Schüler der Klassen eins bis sechs Wechselunterricht in der Schule angeboten. Die Jahrgangsstufen sieben bis elf lernen im Distanzunterricht. Alle Abschlussjahrgänge haben dagegen bereits wieder Präsenzunterricht in Hessens Schulen.
Im Modell des Wechselunterrichts werden die Schulklassen aufgeteilt: Eine Hälfte wird in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte lernt zu Hause. Die Gruppen können tage- oder wochenweise tauschen. Mit diesem Vorgehen können die Kontakte reduziert und Corona-Abstände besser eingehalten werden.
Die Präsenztage in den zwei Wochen vor den Osterferien sollen nicht dazu da sein, um Unterrichtsstoff aufzuholen, betonte Lorz. Es gehe darum, die Kinder nach der langen Zeit wieder an die Strukturen in der Schule zu gewöhnen. Mit der Regelung komme das Land auch dem Wunsch der Landesschülervertretung und des Landeselternbeirats nach.
Der Kultusminister kündigte auch ein verstärktes Impfen der Lehrer und der Beschäftigten an den Schulen an. Seit wenigen Tagen werde das Personal an den Grund- und Förderschulen priorisiert geimpft. Diese Gruppe von 30 000 Personen entspreche rund 50 Prozent aller Lehrkräfte in Hessen.
«Wir streben an, nach Ostern auch den Lehrkräften und dem sonstigen Personal aller anderen Schulformen ein Impfangebot zu machen», sagte Lorz. Dazu werde es weiter die wöchentlichen anlasslosen Coronatests für Lehrer und das schulische Personal geben. Auch werde intensiv daran gearbeitet, nach den Osterferien regelmäßige Selbsttests für Schüler und Lehrkräfte anzubieten.
Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) teilte mit, dass das Land neun Millionen Antigen-Schnelltests bestellt habe. «Die Selbsttests sind – neben den Schnelltests durch professionelle Anwender – ein weiteres Mittel, um flexibel und schnell testen zu können.» Nach der Lieferung sollen die Selbsttests für die hessischen Schüler, Lehrkräfte und Kita-Erzieherinnen bereitgestellt werden.
Kretschmann pfeift Eisenmann wegen Abstandsgebot an Schulen zurück
Koalitionszoff wenige Tage vor der Landtagswahl: Die Grünen halten Kultusministerin Eisenmann vor, die Schulöffnung am kommenden Montag nicht vernünftig vorbereitet zu haben. Die CDU-Spitzenkandidatin wirft den Ball zurück ins Feld des Koalitionspartners.
Stuttgart (dpa/lsw) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) pocht bei der Rückkehr der 5. und 6. Klassen in die Schulen darauf, dass die Kinder eineinhalb Meter Abstand halten. Es sei mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) vereinbart, dass die Lockerung der Corona-Maßnahmen in der Unterstufe vom kommenden Montag an nur möglich sei, «wenn der Abstand eingehalten wird», sagte der grüne Regierungschef am Dienstag in Stuttgart. «Das muss sie organisieren.» Das Kultusministerium hatte am Montag erklärt, dass bei der vollständigen Rückkehr der 5. und 6. Klassen «kein förmliches Abstandsgebot» gelte. Bei Lehrerverbänden hatte das zu Protesten geführt.
Kretschmann sagte nun, ein Abweichen von der Abstandsregel könne nur im absoluten Ausnahmefall möglich sein. Die «Soll»-Vereinbarung sei hier als «Muss» zu verstehen. Er kündigte an, der Lenkungskreis der Landesregierung zur Corona-Politik werde sich noch an diesem Dienstag mit dieser Frage und den Testkapazitäten an Schulen beschäftigen. Wenn Abstand halten nicht möglich sei, müsse auch Wechselunterricht in Betracht gezogen werden, sagte der Regierungschef.
Das Kultusministerium ist gegen Wechselunterricht und erklärte, die Vorgaben an die Schulen stünden «im Einklang mit der geltenden Corona-Verordnung. Ein förmlicher Mindestabstand, ein festes Abstandsgebot, für die Klassenstufen 5 und 6 ist dort nicht formuliert. Die Verordnung wurde federführend vom Sozialministerium entworfen und gemeinsam mit dem Staatsministerium am Wochenende innerhalb der Landesregierung mit den Ressorts abgestimmt».
Eisenmanns Sprecherin bekräftigte, es solle «im Rahmen der personellen und räumlichen Ressourcen ein Abstand auch zu und zwischen den Schülerinnen und Schülern gewährleistet werden». Dies könne durch die Nutzung größerer Räume oder die Aufteilung der Klasse auf zwei Unterrichtsräume im Rahmen der verfügbaren personellen Ressourcen erfolgen. «Hier könnten zum Beispiel ergänzend auch Sportlehrkräfte als weitere Aufsichtspersonen eingesetzt werden.» Die Sprecherin sagte zudem: «Wir haben volles Vertrauen, dass die Schulen verantwortungsbewusst mit der Situation umgehen und auch weiterhin ihre bewährten Hygienekonzepte umsichtig und mit großer Sorgfalt umsetzen.»
Die Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser kritisierte Eisenmann: «Es ist unverständlich, dass die Kultusministerin ein förmliches Abstandsgebot ablehnt. Sollte dies nicht möglich sein, müssen auch der Wechselunterricht oder der Hybridunterricht als Alternative möglich sein.» Die Gesundheit der Kinder und Lehrkräfte stehe an erster Stelle.
Kretschmann sagte zu der Frage, ob gewährleistet sei, dass die Kinder einmal pro Woche getestet werden könnten, es lägen im weiten Umfang Testmöglichkeiten vor. Nun müssten sich das Sozialministerium und das Kultusressort noch verständigen, wer das Testen an den Schulen organisiere. Eisenmann hatte mehrfach gesagt, sie sehe hier das Sozialministerium in der Pflicht. Kretschmann sagte am Dienstag erneut, der Innenminister habe das beispielsweise ja auch selbst für die Polizei organisiert. Nun solle aber der Lenkungskreis eine Lösung finden. Das Sozialministerium solle die Tests beschaffen und verteilen.
Die Lehrergewerkschaft GEW hatte am Dienstagmorgen an Kretschmann appelliert, die Öffnungspläne zu korrigieren. «Wir sind gespannt, ob es sich die Grünen gefallen lassen, dass Eisenmann die öffentlichen Zusagen von Kretschmann nicht einhält», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. Kretschmann habe versprochen, dass Öffnungen nur stattfinden, wenn eine klare Teststrategie vorhanden und gute Sicherheitsmaßnahmen garantiert seien. Dies sei aber nicht der Fall. «Wir brauchen zuerst weiter den Wechselunterricht», forderte Stein.
Das Ministerium reagierte auch auf die GEW-Forderung. «Wir vermissen seit geraumer Zeit, dass die GEW in ihren Stellungnahmen auch die Perspektive der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt und sich für ihre Rechte einsetzt.» Hinzu komme, dass die GEW nicht immer die schulische Realität darstelle: «Viele Schulen sagen uns aber, dass der Wechselunterricht das schlechteste Modell von allen ist.»
Allerdings monierte auch der Philologenverband, dass kein förmliches Abstandsgebot gelte, und plädierte ebenfalls für Wechselunterricht. «Der Schutz von Lehrkräften und Schülern sowie von deren Familien spielt für das Kultusministerium offenbar überhaupt keine Rolle», teilte Landeschef Ralf Scholl mit.
Saar-Bildungsministerin will Schulen wieder komplett öffnen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) strebt nach den Osterferien einen vollständigen Präsenzbetrieb in den Schulen an. Das kündigte sie am Dienstag vor Journalisten an. Voraussetzung dafür sei, dass die Pandemielage entsprechend stabil bleibe beziehungsweise sich positiv entwickele.
Seit Montag seien rund 62 000 Kinder und Jugendliche, also etwa die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler, im Präsenz- beziehungsweise Wechselunterricht. Darunter fallen Grundschulen, 5. und 6. Klassen sowie Abschlussjahrgänge. Die restlichen Jahrgangsstufen sollen ab dem 15. März in den Wechselunterricht einsteigen.
«Kein noch so gut gemachter Distanzunterricht kann dauerhaft den Unterricht in der Schule ersetzen», sagte Streichert-Clivot. Je länger der Zugang zu den Schulen für Kinder und Jugendliche eingeschränkt bleibe, desto größer würden die Probleme und desto schwieriger und teurer die Aufarbeitung.
Schulstart in Hamburg mit Selbst-Schnelltest geplant
Hamburg (dpa/lno) - Vor dem Wiederhochfahren des Präsenzunterrichts in Hamburg in der kommenden Woche sieht Schulsenator Ties Rabe (SPD) die Schulen in Sachen Corona-Tests gut gerüstet. Er gehe davon aus, «dass wir ab der ersten Woche sicherstellen können, dass alle Schulbeschäftigten zwei Mal pro Woche einen Selbst-Schnelltest an sich durchführen können», sagte er am Dienstag. Auch ein Modell wie in Österreich, wo auch Schüler ein Mal pro Woche einen Schnelltest machen können, halte er für «überzeugend».
Obwohl nun auch über 80-Jährige mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft werden können, rechne er nicht damit, dass es bei der geplanten Impfung der rund 18 000 Beschäftigten in den Hamburger Grundschulen zu nennenswerten Verzögerungen komme, sagte Rabe. Vielmehr sei davon auszugehen, dass sie noch im Laufe der Woche - «ich denke da an Mittwoch oder Donnerstag» - einen Termin zum Impfen vereinbaren können.
Anders als etwa die Kita-Beschäftigten in Hamburg sind die Grundschulbeschäftigten noch nicht zum Impfen aufgerufen worden, obwohl auch sie in der Priorisierung hochgestuft worden waren.
Erneut sprach sich Rabe gegen die generelle Anschaffung von Luftfilteranlagen für die Klassenräume aus. «Das Lüften ist das Gebot der Stunde» und werde von Experten empfohlen. Allerdings könnten Schulen für Räumen, in denen dies nicht möglich sei, aus vorhandenem Budget technische Lösungen anschaffen.
Rabe verwies erneut auf die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken in den Klassenräumen. Während den Lehrkräften - auch an den privaten Schulen - FFP-2-Masken zu Verfügung gestellt würden, sei dies bei den Schülern auch weiterhin nicht geplant.
In Hamburg sollen nach den Frühjahrsferien am kommenden Montag zunächst die Grundschul- und die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen im Wechselunterricht in ihre Klassenräume zurückkehren.
Regelunterricht für Hessens Grundschüler nach den Osterferien
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landesregierung hat die nächsten Corona-Öffnungsschritte für die Schulen im Land beschlossen. Die Grundschüler sollen nach den Osterferien wieder für den eingeschränkten Regelbetrieb in die Klassen zurückkehren, kündigte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden an. Für alle Klassen ab Jahrgangsstufe sieben soll dann Wechselunterricht möglich sein.
Noch vor den Osterferien werden in den Klassen ab Jahrgangsstufe sieben zudem Präsenztage eingerichtet. Diese Regelung soll nach Angaben des Kultusministers ab dem 22. März gelten und auf den Wechselunterricht vorbereiten. Dabei ist mindestens ein Präsenztag pro Woche in der Schule vorgesehen.
Wegen der Corona-Pandemie wird derzeit in Hessen nur für die Schüler der Klassen eins bis sechs Wechselunterricht in der Schule angeboten. Die Jahrgangsstufen sieben bis elf lernen im Distanzunterricht. Alle Abschlussjahrgänge haben dagegen bereits wieder Präsenzunterricht in Hessens Schulen.
Im Modell des Wechselunterrichts werden die Schulklassen aufgeteilt: Eine Hälfte wird in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte lernt zu Hause. Die Gruppen können tage- oder wochenweise tauschen. Mit diesem Vorgehen können die Kontakte reduziert und Corona-Abstände besser eingehalten werden.
Schulleiterverband: Viele Kinder haben große Lücken nach Lockdown
Berlin (dpa/bb) - Die Rückkehr der 4. bis 6. Klassen an die Grundschulen ist aus Sicht des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS) kein organisatorisches Problem. Allerdings zeige sich, dass es bei vielen Kindern nach wochenlangem Homeschooling große Lücken gebe, sagte die IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Die meisten Kinder seien aber zum Unterricht erschienen. «Es sind einzelne, die nicht kommen. Ich bin selbst eben in einer 5. Klasse im Unterricht gewesen, da waren alle da», so die Leiterin einer Grundschule in Neukölln.
Auch mit den Schnelltests für Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher gehe es voran: «Wir testen seit zwei Wochen. Die Kollegen müssen sich bis zu einem Tag vorher online anmelden, und wir haben bisher gut 200 Tests durchgeführt», sagte Busse. Für die gut 90 Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher an der Neuköllner Grundschule gibt es zweimal in der Woche die Möglichkeit, sich testen zu lassen. Vorbereitungen auf den Einsatz von Selbsttests für Schülerinnen und Schüler gebe es an ihrer Schule dagegen noch nicht. «Wer weiß, wann es die gibt», sagte Busse.
Ab Dienstag sind die Berliner Schulen wieder für die gesamten 1. bis 6. Klassen geöffnet, zuvor zunächst nur für Klasse 1 bis 3. Allerdings gibt es Unterricht in geteilten Lerngruppen und im Wechsel in der Schule und etwa mit Hilfe des Laptops zu Hause. Außerdem gilt keine Präsenzpflicht. Eltern können entscheiden, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken.
Berliner Elternvertreter sehen vor allem Schwierigkeiten beim Digitalunterricht von Schulkindern zu Hause. «Was Schulen können, ist Präsenzunterricht. Da wird es wenig Probleme geben», sagte der Landeselternausschuss-Vorsitzende Norman Heise. «Lehrer können nur eins: Sie können entweder in Präsenz unterrichten oder den Distanzunterricht begleiten, beides geht nicht», sagte Heise. «Das hat dann natürlich Nachteile für die Kinder, die zu Hause bleiben.»
Die momentan meistgestellte Frage von Eltern sei, wie es mit den 7. bis 9. Klassen weitergehe, sagte Heise. Für sie hat die Bildungsverwaltung noch kein Datum genannt, wann sie grundsätzlich wieder in die Schulen dürfen und Wechselunterricht bekommen. Viele Eltern wünschten sich, dass das noch vor Ostern passiere. Schwierig werde das, wenn Schulen nicht die nötige technische Ausstattung hätten, Videounterricht anbieten zu können, so der Elternsprecher.
GEW fordert Wechsel- statt Präsenzunterricht in 5. und 6. Klassen
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Lehrergewerkschaft GEW hält den vom Kultusministerium geplanten Präsenzunterricht für die Klassen 5 und 6 ab kommenden Montag unter den jetzigen Bedingungen für nicht zu verantworten. GEW-Landeschefin Monika Stein erklärte am Dienstag, sie erwarte, dass die grün-schwarze Regierung bei ihrer heutigen Sitzung die Pläne von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) korrigiere. «Wir sind gespannt, ob es sich die Grünen gefallen lassen, dass Eisenmann die öffentlichen Zusagen von Kretschmann nicht einhält.» Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) habe versprochen, dass Öffnungen nur stattfinden, wenn eine klare Teststrategie vorhanden und gute Sicherheitsmaßnahmen garantiert seien. Dies sei aber nicht der Fall. «Wir brauchen zuerst weiter den Wechselunterricht», forderte Stein.
Die Gewerkschaftschefin monierte, Eisenmann habe keine landesweiten Regeln vorgegeben und nicht für kommunale Teststrategien gesorgt. Stattdessen schiebe sie die Umsetzung erneut den Schulleitungen zu. «Wenn Kretschmann dies zulässt, werden in sechs Tagen in den Schulen ganze Klassen stundenlang ohne Schutz in vollen Klassenzimmern sitzen und dadurch derzeit unkalkulierbaren Gefahren ausgesetzt. Ganze Grundschulen zu öffnen und die Klassen 5 und 6 ohne Abstand im Klassenzimmer, das funktioniert nicht», sagte Stein. Wenn Eisenmann in den letzten Wahlkampftagen die wieder steigenden Infektionszahlen und die Gefahr durch Virusmutationen ignoriere, müsse wenigstens Kretschmann für möglichst sichere Lernbedingungen sorgen.
Viert- bis Sechstklässler kommen zurück in die Schulen
In den Grundschulen wird es deutlich voller. Sie öffnen wieder für alle Klassen. Die Rückkehr zur Normalität ist das allerdings noch nicht.
Berlin (dpa/bb) - Die Viert- bis Sechstklässler sind in Berlin ab Dienstag wieder zurück in der Schule. Die Regelung gilt nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung auch für die 5. und 6. Klassen an Gymnasien. Schon seit dem 22. Februar sind die ersten bis dritten Klassen wieder zurück. Allerdings gelten Pandemiebedingungen. Dazu gehören verkleinerte Lerngruppen und der Wechsel zwischen Unterricht in der Schule mit Maskenpflicht und online zu Hause.
Die schrittweise Öffnung der Schulen geht damit aber weiter. Andere Länder wie Brandenburg hatten die Grundschulen gleich im Februar für alle Klassen geöffnet. In Berlin ist geplant, dass auch die Jahrgänge 10 bis 13 vom 17. März an Wechselunterricht bekommen sollen. Wie es für die 7. bis 9. Klassen weitergeht, ist noch offen. Präsenzpflicht gilt weiterhin nicht. Das heißt, Eltern, die ihre Kinder zum Beispiel aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht in die Schule schicken möchten, müssen das nicht.
Lehrkräfte und anderes Schulpersonal in Berlin sollen zweimal in der Woche Corona-Schnelltests nutzen können, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. «Es gibt ausreichend Schnelltests an Schulen», teilte ein Sprecher der Bildungsverwaltung mit. Und es habe inzwischen entsprechende Schulungen für einen Teil der Lehrkräfte gegeben, damit diese Kollegen testen könnten.
Die Berliner Kitas sollen von Dienstag nächster Woche an wieder für alle Kinder offenstehen. Dabei soll es für alle Kinder ein «Betreuungsangebot» von mindestens sieben Stunden pro Tag geben.
08.03.2021
Kultusministerium: Kein förmliches Abstandsgebot für Klassen 5 und 6
Auf Abstand, wenn möglich: Eisenmann präzisiert nach Protesten von Opposition und Lehrerverbänden die Regeln für die Rückkehr der Fünft- und Sechstklässler. Nun müssen die Schulen sehen, wie sie das umsetzen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Bei der Wiedereröffnung der Schulen mit den Klassen 5 und 6 nach dem wochenlangen Corona-Lockdown müssen die Schülerinnen und Schüler nun doch nicht unbedingt den Abstand von eineinhalb Meter einhalten. Das hat das Kultusministerium am Montag in Stuttgart auf Anfrage klargestellt. «Wie bereits bislang im Präsenzunterricht bei den Abschlussklassen wird ab dem 15. März auch für die Klassenstufen 5 und 6 kein förmliches Abstandsgebot gelten», teilte eine Ministeriumssprecherin mit. Allerdings solle «im Rahmen der personellen und räumlichen Ressourcen ein Abstand auch zu und zwischen den Schülerinnen und Schülern gewährleistet werden».
Zuletzt hatten Opposition und Lehrerverbände kritisiert, es sei unklar, wie die Schulen den Präsenzunterricht ganzer Klassen mit Abstandsgebot bewerkstelligen sollen. Grund für die Kritik war vor allem ein Brief von Eisenmann an die Schulen vom vergangenen Freitag, in dem zum Start der Unterstufe stand: «Wichtig ist dabei, dass Abstands- und Hygieneregeln sowie die Pflicht zum Tragen einer nicht-medizinischen Alltagsmaske oder einer vergleichbaren Mund-Nasen-Bedeckung auf den Begegnungsflächen und im Unterricht beachtet werden.»
Ein Sprecher von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verwies am Montag darauf, dass sich der Regierungschef und Eisenmann auf eine Soll-Bestimmung geeinigt hätten. In der Pressemitteilung der beiden vom vergangenen Donnerstag hieß es: «Die Klassen 5 und 6 kehren ebenfalls in den Präsenzunterricht zurück. Alle Schülerinnen und Schüler kommen ins Schulgebäude und sollen unter Berücksichtigung der AHA-Regeln unterrichtet werden.»
Die Sprecherin von Eisenmann erklärte am Montag, der Abstand könne eingehalten werden, indem die Schulen größere Räume nutzen oder die Klasse auf zwei Unterrichtsräume aufteilen, wenn das personell machbar ist. «Hier könnten zum Beispiel ergänzend auch Sportlehrkräfte als weitere Aufsichtspersonen eingesetzt werden.»
Für das Kultusministerium sei es von großer Bedeutung, «die bisher ineffektive Aufteilung der Ressourcen auf Präsenzunterricht, Fernunterricht und die Notbetreuung für die Klassenstufen 5 und 6 ebenso wie für die Grundschulen zu überwinden». Das grundsätzliche Ziel sei, den stundenplanmäßigen Unterricht ungeschmälert in Präsenz anzubieten. «Sofern dies aufgrund der begrenzten Ressourcen nicht möglich ist, soll dennoch der Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik sowie in den Fremdsprachen vollständig angeboten werden», erläuterte die Sprecherin.
Wechselunterricht für Schüler ab Klasse 7 im Norden
Weitere Schüler kehren in Schleswig-Holsteins Schulen zurück. Noch unklar ist, wie es in vier Kreisen und in Flensburg ab dem 15. März weitergeht. Für Schüler gibt es außerdem bald Corona-Selbsttests.
Kiel (dpa/lno) - In immer mehr Klassenzimmern in Schleswig-Holstein findet wieder Schulunterricht statt. Vom kommenden Montag an können Kinder und Jugendliche ab 7. Klasse in zehn Kreisen und kreisfreien Städten zum Wechselunterricht in die Schulen gehen. «Die Schulen im Land füllen sich mit Leben», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Montag.
Wechselunterricht ab Klasse 7 ist vom 15. März an in Lübeck, Kiel, Neumünster sowie in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Ostholstein, Plön, Pinneberg, Nordfriesland, Steinburg und Dithmarschen geplant. Für die Abschlussklassen gibt es weiter Präsenzangebote. Ab der kommenden Woche wechseln zudem die Schüler der Stufen 1 bis 6 auch im Kreis Pinneberg und in Lübeck vom Wechsel- in den Präsenzunterricht.
«Damit beginnt kontinuierlich für immer mehr Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen wieder ein Stück Alltag», sagte Prien. Sie sähen nicht nur ihre Mitschüler wieder, sondern erhielten von den Lehrern direktes Feedback. «Das haben alle in den vergangenen Wochen vermisst.»
Noch nicht eindeutig ist die Entwicklung des Infektionsgeschehens laut Ministerium in Flensburg sowie den Kreisen Schleswig-Flensburg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Für diese Regionen soll am Mittwoch entschieden werden, wie es in der kommenden Woche an den Schulen weitergeht.
«Wenn in Flensburg weiterhin die Zahlen sinken, ist ab dem kommenden Montag erstmals Wechselunterricht an den Grundschulen möglich», sagte Prien. In Schleswig-Flensburg und Herzogtum Lauenburg könnte es einen Wechsel in den Präsenzunterricht für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 und Wechselunterricht ab Stufe 7 geben. «In den Kreisen Segeberg und Stormarn sehen wir im Moment steigende Infektionszahlen», sagte Prien. «Das kann bedeuten, dass die Schulen in den Wechselunterricht gehen müssen und weitere Öffnungsschritte an den weiterführenden Schulen zunächst verschoben werden müssen.»
Mit mehr Corona-Tests will die Landesregierung größeren Ausbrüchen entgegenwirken. Sie hat mehr als 1,2 Millionen Corona-Selbsttests bestellt. Ein größerer Teil davon werde für die Schüler zur Verfügung stehen, sagte Prien. Frühestens ab der kommenden Woche soll es an den Schulen erste Angebote für Selbsttests geben. Sie richten sich zunächst vor allem an die Abschluss-Jahrgänge und an ältere Schüler.
«Das Testangebot für die Lehrkräfte läuft jetzt schon seit zwei Wochen und wird gut angenommen», sagte Prien. In der vergangenen Woche habe es in Kiel 14 positive Corona-Selbsttests von Lehrern gegeben, die sich bei PCR-Tests jedoch nicht bestätigten. «Wir werden in Zukunft öfter von falschen Corona-Fällen hören.»
Prien forderte ein groß angelegtes Nachhilfeprogramm in der Schule durch private Anbieter, Studenten oder ehemalige Lehrer. «Was wir in Deutschland dringend brauchen, ist eine Lernmilliarde», sagte sie. «Wir müssen uns klarmachen, dass eines der Kinder, dem wir mit diesem Programm wieder auf die Sprünge helfen, den Impfstoff für die nächste weltweite Pandemie entwickeln kann.»
Außerdem wechseln zum 15. März die Kitas in weiteren Kreisen in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen.
Schulen haben Corona-Pandemie aus Sicht von Minister gut gemeistert
Hannover (dpa/lni) - Die Schulen haben die Corona-Pandemie nach Überzeugung von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) bislang gut gemeistert. Dabei hätten sich die getroffenen Hygienemaßnahmen einschließlich des regelmäßigen Lüftens trotz Kritik als erfolgreich erwiesen, sagte Tonne am Montag im Corona-Sonderausschuss des Landtags in Hannover. Zwar seien auch in Schulen Corona-Infektionen hereingetragen worden, bis heute habe es aber in den Klassen selbst keine großen Ausbrüche gegeben. «Das hat erfreulicherweise bisher nicht stattgefunden.» Ein Nebeneffekt der Maßnahmen sei, dass in Herbst und Winter meist auftretende Grippe- und Erkältungswellen in den Schulen ausgeblieben seien.
Tonne betonte, dass die Schulen im Zuge des Lockdowns nicht geschlossen worden seien, weil dort massenhafte Infektionen befürchtet wurden. Vielmehr sei es darum gegangen, die Mobilität und die Infektionsgefahr insgesamt zur reduzieren.
Die Schulen in Niedersachsen weiten ihren Betrieb vom 15. März an wieder aus: Dann beenden die Klassen 5 bis 7 sowie der 12. Jahrgang das Homeschooling. Sie kehren im Wechselmodell in den Präsenzunterricht zurück. Eine Woche später, vom 22. März an, sollen dann alle Schulen und Jahrgänge in den Wechselunterricht zurückkehren. Für Grundschüler und Abschlussklassen gilt ab Montag wieder die Präsenzpflicht.
Kita-Personal und Beschäftigte an Grund- und Förderschulen in Niedersachsen können unterdessen ab sofort gegen das Coronavirus geimpft werden. Ein entsprechender Erlass ging am Wochenende an die Impfzentren. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte am Montag rasch Impfangebote für die Beschäftigten aller Schulformen.
An den Schulen läuft außerdem ein Pilotprojekt, um noch vor den Osterferien Personal und Schüler jeweils einmal wöchentlich mit einem Schnelltest auf das Coronavirus testen zu können.
Schulkinder in Bayern sollen pädagogisches Ferienprogramm bekommen
(dpa/lby)Die Schülerinnen und Schüler in Bayern sollen Angebote für Ferienprogramme bekommen, um bei Spiel und Spaß versäumte Lerninhalte nachzuholen. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag nach einer Kinder- und Jugendkonferenz in München an. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sprach von einem «freizeitpädagogischen Ferienprogramm». «Wir wollen nicht, dass dieser Jahrgang ein Corona-Jahrgang allein ist», sagte Söder. Es müsse Bildungsqualität und Bildungsgerechtigkeit hergestellt werden, sagte der Ministerpräsident.
Wieder mehr Unterricht in Klassenräumen - und mehr Kontakte
Seit Montag gelten im Saarland leichte Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Es gehen wieder mehr Schüler in die Schulen. Und privat sind wieder mehr Kontakte möglich.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Drei Wochen nach den Grundschulen sind auch weiterführende Schulen im Saarland mit ersten Jahrgangsstufen in den Wechselunterricht gestartet. Seit Montag heißt es für rund 15 000 Schüler der fünften und der sechsten Klassen: Zumindest zeitweise gibt es wieder Unterricht vor Ort in der Schule. Der Start in den Wechselbetrieb an Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Förderschulen sei gut verlaufen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Montag in Saarbrücken.
Zudem haben seit Montag knapp 4000 Schüler des Abiturjahrgangs 2022 weitgehend Präsenzunterricht. An den beruflichen Schulen werden laut Ministerium wieder rund 5000 von insgesamt 28 000 Schülern im Klassenraum unterrichtet. Die Grundschulen mit rund 31 500 Kindern waren bereits am 22. Februar in den Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Lernen von zu Hause aus gegangen.
Ab dem 15. März sollen dann die restlichen Jahrgangsstufen folgen, wie das Ministerium mitteilte. «Dass jetzt schrittweise alle wieder in ihre Schulen zurückkehren, ist für die Kinder und Jugendlichen – aber auch die Familien – sehr wichtig», sagte Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD).
Seit Montag gelten im Saarland zudem weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen: Privat dürfen sich wieder bis zu fünf Personen aus bis zu drei Haushalten treffen, sofern zwei der Haushalte in einer familiären Beziehung zueinander stehen. Kinder bis 14 Jahre werden nicht eingerechnet. Zudem dürfen Buchhandlungen und Blumenläden wieder öffnen. Im Einzelhandel ist Shopping mit Termin erlaubt, pro 40 Quadratmeter darf ein Kunde ins Geschäft.
Museen im Saarland dürfen laut der neuen Corona-Verordnung seit Montag ebenfalls mit Terminbuchung besucht werden. Das Ministerium und die Betreiber hatten sich aber darauf verständigt, am 19. März gemeinsam zu öffnen. «Das Datum wurde von allen Beteiligten gewählt, da für den Neustart in Zeiten der Pandemie besondere personelle wie auch technische Voraussetzungen zu erfüllen sind», teilte Streichert-Clivot mit.
GEW: Schulöffnung funktioniert - Dringend Test und Impfung für alle
In Mansfeld-Südharz gibt es wieder täglichen Unterricht für alle, im Burgenlandkreis weiter Notbetrieb und in allen anderen Kreisen das Wechselmodell als Zwischenstufe. Wie fühlen sich die Lehrerinnen und Lehrer mit der Rückkehr zum Präsenzbetrieb?
Magdeburg (dpa/sa) - Eine Woche nach der Öffnung der Schulen für alle Jahrgänge hat die Lehrergewerkschaft GEW ein positives Zwischenfazit gezogen. Der Wiedereinstieg habe gut funktioniert, sagte GEW-Landeschefin Eva Gerth. «Das Wechselmodell ist erprobt und der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern ist viel besser da.» Es komme jetzt darauf an, dass es ausreichend Nachschub bei den Corona-Schnelltests für das Schulpersonal gebe sowie zeitnah Selbsttests für Schülerinnen und Schüler. Zudem dringt die GEW weiter darauf, dass alle Lehrerinnen und Lehrer unabhängig von der Schulform bevorzugt gegen das Coronavirus geimpft werden. «Wer die Schulen öffnen will, muss das Personal schützen.»
In Sachsen-Anhalt sind die Schulen - mit Ausnahme des Burgenlandkreises - seit 1. März wieder geöffnet. Kinder an Grundschulen bekommen täglichen Unterricht in festen Klassen und mit fest zugeteilter Lehrerin. Die Präsenzpflicht ist ausgesetzt. Nach Angaben des Bildungsministeriums schickten aber fast alle Familien ihre Kinder wieder in die Schule. Ältere Jahrgänge werden geteilt und lernen abwechselnd zuhause und im Klassenzimmer.
Die Entscheidung des Landes, in Mansfeld-Südharz jetzt wieder regulären täglichen Präsenzunterricht für alle Klassenstufen anzubieten, weil es dort stabil weniger als 50 Corona-Fälle je 100 000 Einwohnern und Woche gibt, bezeichnet Gerth als verfrüht. «Uns wäre es lieber gewesen, wenn wir bis 35 gewartet hätten.»
Entscheidend sei, dass es ausreichend Nachschub bei den Schnelltests für das Schulpersonal gebe - und bald eine Lösung für Selbsttests bei Schülerinnen und Schülern, sagte Gerth. Darauf dringen unter anderem auch die mitregierenden Grünen sowie Vertreter des Landesschülerrats. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatte erst vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass dem Land noch keine Selbsttests angeboten worden seien, die für Kinder gut geeignet gewesen wären. «Wenn es geeignete Tests gibt für Kleinkinder und die Unter-16-Jährigen, dann werden wir die beschaffen.»
Eine Änderung einer entsprechenden Bundesverordnung erlaubt seit fast zwei Wochen, dass Erzieherinnen und Erzieher an Kitas und Horten sowie Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Förderschulen bevorzugt geimpft werden. Bundesländer wie Baden-Württemberg nutzen die Regionalisierungsklausel, um wegen der Öffnung der Schulen landesweit allen Lehrkräften eine Corona-Impfung anzubieten. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) und Lehrervertreter fordern, diesem Beispiel zu folgen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Gesundheitsministerin Grimm-Benne lehnten das bisher gänzlich ab und wollten sich streng an die Bundesimpfordnung halten.
Vorige Woche ermöglichte die Landesregierung dann, dass zumindest die Lehrkräfte im besonders belasteten Burgenlandkreis unabhängig von der Schulform gegen das Coronavirus geimpft werden können. Gut 750 Frauen und Männer nutzten laut Landratsamt am Wochenende diese Möglichkeit. Der Kreis ist die einzige Region in Sachsen-Anhalt, wo Schulen und Kitas wegen der hohen Corona-Belastung noch im Notbetrieb sind.
Die Impfungen seien ein Lichtblick für die Lehrkräfte und könnten auch die Personalsituation entlasten, sagte GEW-Landeschefin Gerth. «Die Kolleginnen und Kollegen, die zur Risikogruppe gehören, machen jetzt noch Fernunterricht.» Sie könnten wieder Stunden im Präsenzbetrieb erteilen, wenn sie geimpft seien. Die bisherigen Impfaktionen zeigten, dass die Möglichkeit gut angenommen werde, sagte Gerth. Als Beispiel nannte sie einen Schwerpunkttag im Jerichower Land, bei dem sich laut Landkreis ein Großteil der Personals an Grund- und Förderschulen impfen ließ.
Fünft- und Sechstklässler wieder zur Schule - neue Öffnungsschritte
Alle Vorschulkinder dürfen wieder in die Kita. An den weiterführenden Schulen geht es in dieser und der nächsten Woche mit dem Wechselunterricht los. Buchläden können Kunden begrüßen, Museen wieder Besucher.
Mainz (dpa/lrs) - Die zweite Märzwoche in Rheinland-Pfalz beginnt mit behutsamen Schritten zur Aufhebung von coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Nach den Grundschulen starten auch die fünften und sechsten Klassen der weiterführenden Schulen in den Wechselunterricht.
In den fünften und sechsten Klassen werden rund 71 000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, unter ihnen etwa 30 000 an Gymnasien. An den Grundschulen lernen seit dem 22. Februar bereits 148 000 Kinder in der Primarstufe im Wechselunterricht mit dem Fernunterricht daheim. Die Präsenzpflicht an allen Schulen wurde wegen stark gestiegener Corona-Infektionszahlen am 16. Dezember aufgehoben.
Alle anderen Klassen sollen dann zum 15. März in den Wechselunterricht übergehen - sofern es das weitere Infektionsgeschehen zulässt. Die Osterferien beginnen am 27. März. Ausnahmen vom Wechselunterricht soll es geben, wenn die Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen - über 100 steigt.
Auch in den Kindertagesstätten gibt es ab Montag wieder mehr Leben: Nach drei Monaten mit eingeschränkter Kita-Betreuung sind alle Vorschulkinder zum Kita-Besuch eingeladen. Auch Kinder, «für die die bestehende Situation besonders belastend ist», können jetzt wieder verstärkt in ihre Kita kommen. Am 15. März sollen die Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz dann wieder den Regelbetrieb aufnehmen. Bis dahin bleibt es beim Appell, Kinder nur bei dringendem Betreuungsbedarf in die Kita zu schicken.
Ab diesem Montag darf auch der Einzelhandel in weiten Teilen des Landes unter Auflagen wieder öffnen. In Geschäften bis 800 Quadratmeter gilt dabei eine Beschränkung von einem Kunden auf zehn Quadratmetern. In Landkreisen mit einer Inzidenz von mehr als 100 bleiben die Geschäfte weiter geschlossen. Auch Museen, Gedenkstätten und Galerien können unter Auflagen wieder öffnen. Körpernahe Dienstleistungen sind ebenfalls wieder möglich. Kosmetik, Rasur und andere Angebote, bei denen keine Maske getragen werden kann, darf es nur geben, wenn ein tagesaktueller negativer Test vorgelegt wird. Dazu wird es ab Montag erste Schnelltestzentren geben. Die Infrastruktur für Schnelltests soll dann schrittweise bis Anfang April für alle Menschen in Rheinland-Pfalz ausgebaut werden.
Auch die Kontaktbeschränkungen sind nun etwas gelockert: Zugelassen sind Treffen von Menschen aus zwei Hausständen mit maximal fünf Personen. Kinder bis 14 Jahren werden dabei nicht mitgerechnet.
Weitere Tausende Schüler starten mit Wechselunterricht
Saarbrücken (dpa/lrs) - Rund 15 000 Schüler der fünften und der sechsten Klassen im Saarland gehen ab diesem Montag auch wieder zeitweise in die Schule. Für sie startet ein Wechselbetrieb zwischen Unterricht im Klassenraum und Lernen von zuhause. Knapp 4000 Schüler des Abiturjahrgangs 2022 haben ab Montag Präsenzunterricht. An den beruflichen Schulen bekommen laut Bildungsministerium wieder rund 5000 von insgesamt 28 000 Schülern Unterricht vor Ort im Klassenraum.
Die Grundschulen mit rund 31 500 Kindern waren bereits am 22. Februar in den Wechselunterricht gestartet. Ab dem 15. März sollen dann die restlichen Jahrgangsstufen folgen, wie das Ministerium in Saarbrücken mitteilte.
Zudem stehen ab Montag leichte Lockerungen des Lockdowns an: Buchhandlungen und Blumenläden machen wieder auf, Zoos können künftig mit Terminbuchungen besucht werden. Zudem wird ein Termin-Shopping im Einzelhandel mit einem Kunden pro 40 Quadratmetern erlaubt. Bei privaten Treffen dürfen wieder zwei Hausstände zusammenkommen - mit maximal fünf Personen plus Kindern bis 14 Jahren. Zuvor waren Zusammenkünfte auf einen Hausstand und eine nicht in diesem Haushalt lebende Person beschränkt.
07.03.2021
Thüringen weiter Corona-Hotspot - Einige Schulen schließen
In einigen Thüringer Regionen ist die Dynamik beim Infektionsgeschehen ungebrochen. Statt Lockerungen gibt es wieder Schließungen. Discounter verkaufen jetzt Schnelltests.
Erfurt (dpa/th) - Im Gegensatz zu anderen Bundesländern verschärft sich die Corona-Infektionslage in Thüringen weiter. Die Zahl der neuen Fälle je 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage lag am Sonntag bei einem Wert von 132 nach 128 am Samstag. Das geht aus Angaben des Gesundheitsministeriums hervor, das sich auf Daten des Robert Koch-Instituts stützte. Thüringen bleibt damit das am stärksten von der Pandemie betroffene Bundesland mit einer Inzidenz doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.
Verordnet wurden einzelne Schulschließungen wegen diffusen Infektionsgeschehens - darunter des Staatlichen Gymnasiums Neuhaus am Rennweg für eine Woche. In Meiningen wurde die Notbetreuung der Grundschule «Ludwig Chronegk» bis 19. März geschlossen.
Wie in anderen Bundesländern boten am Samstag auch in Thüringen erste Discounter Corona-Schnelltests zum Kauf an. Kostenlose Schnelltests sind laut Apothekerverband wegen einer noch nicht abgeschlossenen Vereinbarung noch nicht in Apotheken möglich.
Nach den Angaben der Landesregierung gab es innerhalb von sieben Tagen 2815 Neuinfektionen, innerhalb von 24 Stunden waren es 428. Bei den Daten am Wochenende ist zu berücksichtigen, dass möglicherweise nicht alle Gesundheitsämter Zahlen übermittelt haben. Frühestens bei einem Schwellenwert unter 100 sind nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern Öffnungsschritte möglich.
Am Sonntag lagen vier Kreise in Thüringen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200. Besonders stark war das Infektionsgeschehen danach in den Kreisen Greiz, Hildburghausen, dem Wartburgkreis sowie dem Saale-Orla-Kreis. Vergleichbare oder höhere Werte hatten danach nur einzelne Landkreise in Bayern und Sachsen.
Thüringens Apothekerverband teilte mit, die Apotheken im Freistaat seien bisher vom öffentlichen Gesundheitsdienst noch nicht beauftragt, Corona-Schnelltests vorzunehmen. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet noch an der nötigen Verordnung. Der Verband geht jedoch davon aus, dass nur eine überschaubare Anzahl der Thüringer Apotheken die kostenlosen Schnelltests anbieten wird.
Viel Zuspruch gibt es unterdessen beim kostenlosen Schnelltest-Angebot des Kreises Schmalkalden-Meiningen. Innerhalb von zwei Wochen hätten sich etwa 4600 Menschen testen lassen. Bei 38 von ihnen habe der Antigen-Schnelltest ein positives Ergebnis gezeigt. Zunehmend werde eine familiäre Häufung von Corona-Infektionen beobachtet, hieß es.
Verschärfte Quarantäneregeln in Offenbacher Schulen und Kitas
Offenbach (dpa/lhe) - Wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Varianten hat die Stadt Offenbach ihre Quarantäne- und Teststrategie für Kindertagesstätten und Schulen geändert. Das teilte die Stadt am Sonntag mit. «Wir begrüßen es sehr, dass die Kinder wieder in die Schule und die Kita können», sagte Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD). «Gleichzeitig wissen wir, dass sich die britische Virusvariante gerade in Offenbach ausbreitet.»
Wird bei einem Kind eine Infektion nachgewiesen, werden es und seine engen Kontaktpersonen für 14 Tage unter Quarantäne gestellt, teilte die Stadt mit. Die Betreuungsgruppe des Kindes, sowie nach Rücksprache auch die Lehrer und Erzieher müssen für neun Tage in Quarantäne. Zudem wird ein sogenannter Varianten-PCR-Test angefordert, der zeigen soll, ob das Kind eine der neueren Varianten des Virus in sich trägt. Ist dies der Fall, wird die Quarantäne für das Kind und die engen Kontaktpersonen auf 21 Tage verlängert. Die neue Test- und Quarantänestrategie gilt den Angaben zufolge seit dem Start des Wechselunterrichts an Schulen und der Wiederaufnahme des Kita-Betriebs im Februar.
«Durch die Ausweitung der Quarantäne auf einen größeren Kontaktpersonen-Kreis und die zeitliche Festlegung ist es möglich, dass weitere Übertragungen in Klassen und Gruppen festgestellt und gleichzeitig die Inkubationszeiten erfasst werden können», teilte Gesundheitsdezernentin Sabine Groß mit. Die Stadt will am 16. März in einer Sitzung Bilanz über die neuen Regeln ziehen.
Söder stellt «Oster-Urlaub oder Oster-Lockdown» in Aussicht
Straubing (dpa/lby) - Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef hat Kritik aus dem CSU-Bezirksvorstand Niederbayern an der andauernden Schließung weiter Teile des Einzelhandels und der Gastronomie zurückgewiesen. Deren Hygienekonzepte «funktionieren nur bei niedriger Inzidenz», sagte Söder am Samstag bei einer Bezirksvorstandssitzung. Es gelte die Entwicklung abzuwarten: «In den nächsten zwei Wochen entscheidet sich, ob wir Oster-Urlaub oder Oster-Lockdown haben werden», sagte Söder.
Der Ministerpräsident versprach, zusätzlichen Impfstoff für Ostbayern zur Verfügung zu stellen. CSU-Bezirkschef Andreas Scheuer forderte: «Ostbayern muss wegen seiner Lage an der Grenze zu Tschechien zum Sonderkorridor werden.» Die von der Staatsregierung zugesagten 50 000 zusätzlichen Impfdosen für die Grenzregion zu Tschechien seien ein erster Schritt, aber weitere Zusatzlieferungen seien notwendig. «Zusätzlich brauchen wir eine Flexibilität bei der Frage, wen wir damit impfen dürfen», sagte der Bundesverkehrsminister. Söder sagte, er würde diese Entscheidung gerne den Landräten überlassen.
Der niederbayerische Landrätesprecher, Freyung-Grafenaus Landrat Sebastian Gruber, sagte, nachdem die Bewohner der Altenheime geimpft seien, verlagerten sich die Infektionsherde auf den privaten Bereich und den Arbeitsplatz. «Nur wenn wir in diesen Bereichen das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen, dann wird es nicht auf die zweite und dritte Landkreisreihe und das übrige Bayern überschwappen.»
Wegen der Infektionen aus Tschechien gebe es in Ostbayern keine Lockerungen, «zum Nachteil der Schulen, des Handels, der Gastronomie und Hotellerie», sagte Gruber. Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich warnte vor den Langzeitfolgen der Schulschließungen. Landkreistagspräsident Christian Bernreiter verwies auf die gestiegenen Anforderungen an die Jugend- und Familien-Beratungseinrichtungen.
Karliczek: «Nachholprogramm» für Schulen von Bund und Ländern
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert eine «nationale Kraftanstrengung», um dauerhafte Folgen der langen Schulschließungen abzuwenden. Sie sagte der «Bild am Sonntag», Bund und Länder sollten dafür ein «wirklich großes Nachholprogramm» auflegen. «Daran arbeiten wir gerade und ich hoffe, dass das Programm auch finanziell von allen Seiten sehr gut ausgestattet wird.» Das Jahr 2021 und auch 2022 müssten Aufholjahre sein, so die Ministerin.
Karliczek sieht Parallelen zwischen dem Pisa-Schock vor 20 Jahren und der Überforderung des Bildungssystems in der Corona-Pandemie. «Die Pandemie hat viele Defizite unseres Bildungssystems offengelegt - so wie zuletzt das schlechte Abschneiden Deutschlands bei der Pisa-Studie im Jahr 2001», sagte sie. Der Pisa-Schock habe damals zu einem Umdenken geführt. «Und jetzt gibt es ein Corona-Erwachen. Ich beobachte, dass an den Schulen sehr viel in Bewegung geraten ist. Diesen neuen Spirit müssen wir erhalten und die digitale Schule energisch vorantreiben.»
06.03.2021
Großteil der Grundschulkinder lernt nach Schulöffnung in Präsenz
Magdeburg (dpa/sa) - Die meisten Familien in Sachsen-Anhalt haben die Öffnung der Schulen genutzt und ihre Kinder wieder in den Präsenzunterricht geschickt. Nur die Eltern von rund 1230 Grundschülerinnen und Grundschülern nutzten die ausgesetzte Präsenzpflicht, wie das Bildungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das entspricht 2,2 Prozent aller Grundschulkinder mit täglichem Präsenzunterricht. Zudem blieben 680 Förderschülerinnen und Förderschüler zuhause, ein Anteil von 8,5 Prozent.
Nach vielen Wochen der Schulschließungen gebe es ein hohes Interesse am Schulbesuch, sagte Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner mit Blick auf die Zahlen. «Gleichzeitig bleibt die Möglichkeit, sich vom Präsenzunterricht befreien zu lassen, ein wichtiges Element in Pandemiezeiten.»
In Sachsen-Anhalt waren die Schulen seit Mitte Dezember geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Seither hat sich die Lage entspannt, Sachsen-Anhalt gehört aber weiterhin zu den am stärksten betroffenen Bundesländern.
Seit Monatsanfang gibt es wieder Präsenzunterricht für alle Jahrgänge, die Grund- und Förderschüler lernen täglich in festen Klassen und mit fest zugeteilten Lehrerinnen und Lehrern. Die Präsenzpflicht wurde aufgehoben. Eltern müssen ein Mal in der Woche selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schicken wollen. Ältere Jahrgänge werden geteilt und lernen abwechselnd zuhause und im Klassenzimmer. Ausnahme ist der Burgenlandkreis, der am stärksten vom Infektionsgeschehen belastet ist. Dort gilt bis Mitte März weiter Notbetrieb.
Minister: Erst nach Ostern umfassende Schnelltests an Schulen
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) rechnet damit, dass es erst nach Ostern flächendeckend Schnelltests an Schulen geben wird. «Bei der Beschaffung dieser Schnelltests müssen noch verschiedene Details geklärt werden», sagte er in der «taz am Wochenende» (Samstagsausgabe). Zum einen sei noch nicht klar, welche Rolle der Bund bei der Bestellung spiele. Zum anderen müsse das Land Thüringen eine eigene Teststrategie definieren.
Zudem müsse geprüft werden, mit welchen Produkten sich auch jüngere Schulkinder problemlos selber testen können - oder ob man die Testungen lieber unter schulischer Aufsicht lasse. Die Selbsttests soll es bald etwa in Supermärkten und Drogerien zu kaufen geben. Holter empfiehlt, dass Schülerinnen und Schüler die Tests dennoch nur unter Aufsicht durchführen: «Das erscheint mir zuverlässiger», sagte er der Zeitung.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, Schülerinnen und Schülern pro Präsenzwoche einen freiwilligen Schnelltests zur Verfügung zu stellen. «Flächendeckende Schnelltests sind jetzt sehr wichtig, dass wir wieder runter kommen von den hohen Inzidenzwerten», sagte Holter.
05.03.2021
Hessen plant bis zu Osterferien keine weiteren Lockerungen an Schulen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen plant ungeachtet eines Appells der Präsidentin der Kultusministerkonferenz bis zu den Osterferien keine weiteren Öffnungs- oder Lockerungsschritte in den Schulen. Das teilte ein Sprecher des Kultusministeriums am Freitag in Wiesbaden mit. Die Osterferien dauern in Hessen vom 6. bis 16. April.
Dieses Vorgehen in der Corona-Pandemie entspreche dem Wunsch der Schulen, erklärte der Ministeriumssprecher. «Nach den Osterferien streben wir dann, wenn es die Infektionslage zulässt, Wechselunterricht ab Jahrgangsstufe 7 und Präsenzunterricht in konstanten Lerngruppen für die Grundschulen an.» In diesem Zusammenhang spielten die Themen Impfen und Testen für Schüler wie Lehrer eine besondere Rolle, erläuterte der Sprecher. Über diese Frage berate die Landesregierung kommende Woche.
Nach den Worten von Brandenburgs Bildungsministerin und KMK-Vorsitzenden Britta Ernst sollen noch im März alle Schüler wieder in die Schule gehen können. «In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen - auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird», sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). «Einige Bundesländer, in denen die Inzidenzwerte sehr niedrig sind, werden sich auch für Präsenzunterricht entscheiden.»
Trotz hoher Inzidenz keine neuen Schulschließungen in Nordsachsen
Torgau/Berlin (dpa/sn) - Trotz der hohen Corona-Inzidenz im Landkreis Nordsachsen bleiben Grund- und Förderschulen sowie Kindergärten dort auch in der kommenden Woche offen. Dies sei möglich, weil ab Montag eine neue Corona-Verordnung gelte und es kaum Infektionen an Schulen gebe, teilte das Kultusministerium am Freitag mit.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in dem Landkreis bis Freitag nach Zahlen des Robert Koch-Instituts bei 132 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern. Damit wurde nach Angaben des Landratsamtes fünf Tagen in Folge der Grenzwert von 100 überschritten. Deswegen hatte den Schulen und Kitas laut aktueller Corona-Schutz-Verordnung die Schließung gedroht.
Laut Kultusministerium wurden in dieser Woche in Nordsachsen 15 Infektionen an Schulen nachgewiesen - betroffen waren 12 Schüler und 3 Lehrer. Landrat Kai Emanuel (parteilos) habe verstärkte Anstrengungen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus vor allem in Schulen und Kindergärten zugesichert.
In Sachsen liegen derzeit drei Landkreise über der kritischen Marke von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen. Neben dem Landkreis Nordsachsen sind das der Erzgebirgskreis (101,5) und der Vogtlandkreis (215,9). Im Vogtland hatten wegen der hohen Inzidenz am vergangenen Montag Grund- und Förderschulen sowie Kindergärten wieder schließen müssen.
Insgesamt stieg die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Sachsen zuletzt um 730 auf 196 851 (Stand: 5.3., 3.10 Uhr). Die Wocheninzidenz wurde mit 78,6 angegeben. Zugleich wurden 31 weitere Todesfälle gemeldet. Damit sind seit Ausbruch der Pandemie im Freistaat vor rund einem Jahr 7940 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.
NRW holt vor Osterferien alle Schüler schrittweise zurück
Darauf haben viele lange gewartet: Vor Ostern kehren alle Schüler in NRW in die Klassen zurück - im Wechselmodus. Die Jüngeren und die Abschlussklassen hatten schon den Anfang gemacht. Ab 15. März kommen die anderen dazu.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen sollen alle rund 2,5 Millionen Schüler vor den Osterferien zumindest tageweise wieder in die Klassenräume zurückkehren. Nachdem jüngere Schüler und Abschlussjahrgänge am 22. Februar den Anfang gemacht hatten, holt NRW ab 15. März nun auch alle Schüler der weiterführenden Schulen im Wechselmodell vor Ostern in die Klassen zurück. Wie es nach den Osterferien ab 12. April weitergehe, hänge vom Infektionsgeschehen ab, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag. Ziel sei es, die Anteile des Präsenzunterrichts dann möglichst zu erhöhen.
Die weitere Öffnung ab 15. März bedeutet laut Ministerium, dass voraussichtlich bis zum Schuljahresende Anfang Juli für alle Bildungsgänge und Jahrgangsstufen der Unterricht zumindest teilweise wieder in Präsenz laufen kann. Für die beiden Wochen bis zu den Osterferien - sie beginnen in NRW am 29. März - soll ein Mix aus Distanz- und Präsenzlernen erfolgen. In der Regel müssten also auch die Klassen oder Kurse der weiterführenden Schulen geteilt werden. Bei kleinen Lerngruppen könne die Schulleitung aber entscheiden, ob sie auf eine Teilung verzichtet, hieß es in einer Mail des Ministeriums an die Schulen.
Kein Schüler solle länger als eine Woche ohne Präsenzunterricht sein, betonte Gebauer in Düsseldorf. Für die Grundschüler und Förderschüler der Primarstufe, die bereits am 22. Februar als erste wieder in halber Klassenstärke und im Wechselmodus in die Schulen zurückgekehrt waren, solle es zunächst bei diesem Verfahren bleiben. Aus den Grundschulen sei positive Resonanz gekommen, das Modell funktioniere gut, berichtete die FDP-Politikerin.
Auch die Abschlussjahrgänge hatten am 22. Februar bereits zu den ersten Rückkehrern gehört. Die neue Regelung umfasst neben allen allgemeinbildenden Schulen auch die Berufskollegs. Nach wochenlangem coronabedingtem Distanzunterricht sprach das Ministerium von einem «wichtigen Signal auf dem Weg zu mehr schulischer Normalität». Die Ausweitung des Präsenzunterrichts sei «maßvoll, aber sehr wichtig».
Gebauer betonte, auch «das emotionale Ankommen» sei für die Kinder und Jugendlichen wichtig. Anfangs stehe «nicht die Leistungsüberprüfung im Vordergrund», sondern dass sich die Lehrkräfte «einen persönlichen Eindruck verschaffen, wie es den Schülerinnen und Schülern ergangen ist».
Angesichts des weiter bestehenden Infektionsgeschehens hält es das Ministerium unverändert für geboten, bei den weiteren Öffnungen des Schulbetriebs «behutsam und schrittweise» vorzugehen. Ein regulärer Ganztagsbetrieb finde bis zu den Osterferien nicht statt.
Es sollten auch in der Sekundarstufe I grundsätzlich konstante Lerngruppen gebildet werden, um so eine «Durchmischung» zu vermeiden. Mit Blick auf die Förderschulen hieß es, da dort die Lerngruppen häufig sehr klein seien, könnten Schulleitungen prüfen, ob ein Präsenzunterricht in voller Klassenstärke möglich sei.
Präsenzunterricht sei die beste Form des Lernen und des Lehrens, unterstrich Gebauer. NRW gehe den gleichen Weg wie alle anderen Bundesländer, die möglichst lange am Präsenzunterricht festgehalten hätten und nach langem Distanzlernen nun auf Wechselmodelle setzten.
Mit Blick auf die Impfungen von Lehrern, die in NRW am kommenden Montag beginnen soll, sagte die Ministerin, sie habe keine Informationen, dass man diesen Termin verschieben müsse. Die Ständige Impfkommission hatte den bisher nur für 18- bis 64-Jährige empfohlenen Astrazeneca-Impfstoff nun auch für über 65-Jährige freigegeben. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Donnerstag gesagt, er befürchte dadurch Verzögerungen bei den Impfungen auch für Schulpersonal.
Zum Thema Corona-Tests ist Gebauer zufolge noch nichts Genaues entschieden, das werde in einer Sondersitzung des Kabinetts besprochen. Laut Bund-Länder-Beschluss sollen die Länder sicherstellen, dass Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. In NRW können sich bisher nur Lehrkräfte zweimal pro Woche kostenlos testen lassen. In NRW seien rund 93 Prozent der Lehrkräfte aktuell dienstfähig - eine normale Zahl wie zu Nicht-Corona-Zeiten, sagte Schulstaatssekretär Mathias Richter. Von fast 6000 Schulen sei nur eine wegen Corona geschlossen.
Die SPD-Fraktion kritisierte, dass die Landesregierung offen lasse, wie an den Schulen künftig getestet und Lehrer geimpft werden sollten. Für die Öffnungen brauche es dringend entsprechende Testkonzepte und Impfstrategien. «Wer Schulen öffnen will, muss impfen und testen», mahnte auch die Lehrergewerkschaft GEW. Der Elternverein NRW forderte in der «Rheinischen Post» (Samstag) zwei Tests pro Schüler und Woche.
Söder: Osterferien bleiben - Aber über Ergänzung von Wissen sprechen
München (dpa) - Nach der umstrittenen Streichung der Faschingsferien hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Verkürzung der Osterferien noch einmal ausgeschlossen. Zu weiteren Ferien - zu Pfingsten oder im Sommer - äußerte er sich in einer Regierungserklärung am Freitag im Landtag nicht. Söder zufolge müsse aber im Laufe des Jahres überlegt werden, ob und wie das Wissen der Schüler vielleicht ergänzt und verbessert werden könne.
Zudem kündigte Söder an, gemeinsam mit dem Kultusminister über «ein Angebot» für Schüler in Regionen mit einer 7-Tage-Inzidenz von 100 überlegen zu wollen. In solchen Regionen ist bislang - auch laut dem neuen Kabinettsbeschluss - ausschließlich Distanzunterricht möglich.
Schulministerin: Noch 30 Millionen Euro für Luftfiltergeräte abrufbar
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat immer noch 30 Millionen Euro für Luftfilter an Schulen und Sporthallen im Fördertopf. Bislang seien erst knapp 20 Millionen Euro abgerufen worden, berichtete Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf.
Der Landtag hatte vor 4 Monaten Finanzmittel in Höhe von 50 Millionen Euro für das Programm freigegeben. Zuvor hatten 73 Städte in NRW gemeldet, dass einzelne Unterrichtsräume nicht ausreichend gelüftet werden könnten und daher nicht nutzbar seien.
Die «Luftreinigungsgeräte» sollen die coronabedingten Schutzmaßnahmen ergänzen, Lüften und Maskenpflicht allerdings nicht ersetzen. Gefördert werden nach Angaben der Landesregierung bis zu 100 Prozent der Maßnahme, höchstens gibt es jedoch 4000 Euro je Gerät. Zuschüsse sind auch für einfache bauliche Instandsetzungs- oder Umrüstungsmaßnahmen an Fensteranlagen vorgesehen.
3,2 Millionen Corona-Selbsttests für Niedersachsens Schulen
Hannover (dpa/lni) - Das Land hat für Niedersachsens Schulen in einer ersten Tranche 3,2 Millionen Corona-Selbsttests bestellt. Die Tests seien für zwei Runden vor und nach den Osterferien vorgesehen, teilte ein Sprecher des Kultusministeriums in Hannover auf Anfrage mit. Das Personal und die Schüler sollen damit jeweils einmal pro Woche getestet werden. Die Bestellung sei Teil einer Charge von insgesamt fünf Millionen Selbsttests, die das Land geordert habe. Die 1,8 Millionen übrigen Tests sollen andere Landesbedienstete bekommen.
Lehrer und Schüler sollen den Umgang mit den Selbsttests in der letzten Schulwoche vor den Osterferien üben. Nach den Ferien sind wochenweise und anlassbezogen weitere Testungen angedacht.
GEW warnt vor Risiken durch Schulöffnungen
Dresden (dpa/sn) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat vor großen Risiken durch die geplante Öffnung der Schulen für alle Kinder und Jugendlichen in Sachsen noch vor Ostern gewarnt. Am Freitag verwies Landeschefin Uschi Kruse auf wieder steigende Infektionszahlen und geplante Öffnungen auch in anderen Bereichen. «Wenn wir offen oder hinter vorgehaltener Hand die konsequente Corona-Bekämpfung aufgeben, dann schließt schlichtweg das Virus die Schulen und Kindertagesstätten.»
Aus Sicht der GEW wäre es besser, mit der Öffnung der weiterführenden Schulen bis nach Ostern zu warten. «Einschließlich der Ferien vor und nach dem Fest wären vier kontaktarme Wochen entstanden, die nun realistisch betrachtet gegen fünf Unterrichtstage in Präsenz getauscht werden», hieß es.
Bisher konnten in Sachsen nur Schüler der Abschlussklassen und Grundschüler den Unterricht besuchen. Mit Hygienemaßnahmen sollen die Schulen nun für alle weiteren Schüler schrittweise geöffnet werden. Mit Ausnahme der Primarstufe soll aber eine Testpflicht für Schüler sowie für das gesamte Personal gelten.
NRW bleibt mindestens bis Ostern bei eingeschränktem Kita-Betrieb
Schrittweise Präsenzunterricht für alle, Einkaufen mit Termin, Kosmetikbehandlung mit negativem Test - trotz Corona geht in Kürze wieder Vieles in NRW. In den Kitas bleibt es hingegen noch beim eingeschränkten Betrieb.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In den nordrhein-westfälischen Kitas bleibt es mindestens bis Ostern (4. April) bei der coronabedingten Kürzung um zehn Stunden pro Woche und Betreuung in festen Gruppen. Das kündigte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) in einem am Freitag in Düsseldorf veröffentlichten Elternbrief an.
Auch wenn er «als Familienvater» wisse, dass die Einschränkungen «für manche Familien weiterhin mit erheblichen Härten verbunden» seien, sei es angesichts des Infektionsgeschehens noch nicht möglich, zum Regelbetrieb zurückzukehren. «Wir müssen weiter achtsam miteinander umgehen und vorsichtig bleiben», mahnte er in dem Brief. Der auf den kommenden Montag vorgezogene Impfstart für alle Beschäftigten in der Kita und der Kindertagespflege gebe aber «die große Hoffnung, dass wir nach Ostern wieder ein gutes Stück Normalität in der Betreuung unserer Jüngsten erhalten.»
Impfberechtigt seien alle regelmäßig dort Tätigen, heißt es in einem weiteren Informationsschreiben des Familienministeriums: von Reinigungskräften über Integrationshelfer bis zu Erzieherinnen. «Die Art des Beschäftigungsverhältnisses ist für den Impfanspruch unerheblich.» Geimpft werde sowohl in Impfzentren als auch über mobile Teams in den Einrichtungen.
Freiwillig dürfen Kitas auch jetzt schon mehr Betreuungsstunden anbieten. «Das bedeutet im Umkehrschluss aber bitte nicht, dass Sie sich hier unter Druck gesetzt fühlen sollen», unterstrich Stamp in einem gesonderten Schreiben an die Kitas. «Sie allein entscheiden, was für Sie und alle Beschäftigten in Ihrer Einrichtung richtig ist.»
Weiterhin bestehe das Angebot, sich zweimal pro Woche durch medizinisches Personal auf das Coronavirus testen zu lassen. Außerdem werde das Kitahelfer-Programm und die Arbeitsschutzberatung über die Hotline 0800 5892803 fortgesetzt.
Bund und Länder hatten in dieser Woche beschlossen, den Lockdown grundsätzlich bis zum 28. März zu verlängern. Allerdings sieht ein Stufenplan, je nach Infektionslage, in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen Öffnungsmöglichkeiten vor. Die NRW-Regierung veröffentlichte dazu am Freitag eine aktualisierte Corona-Schutzverordnung. Auch das Schulministerium kündigte an, schon vor den Osterferien alle Schüler in NRW mindestens tageweise wieder in den Präsenzunterricht zurückzuholen.
Schnelltests werden an Schulen bisher nur wenig genutzt
Oldenburg (dpa/lni) - Nur eine Minderheit der etwa 100 000 Beschäftigten an niedersächsischen Schulen lässt sich kostenlos auf das Coronavirus testen. Zahlen des Kultusministeriums zufolge liege der Anteil bei rund zwölf Prozent, berichtete die Oldenburger «Nordwest-Zeitung» (Freitag). Demnach können sich Lehrer, aber auch Beschäftigte wie Sozialassistenten oder Schulhausmeister bis zu den Osterferien einmal pro Woche kostenfrei testen lassen.
In der Woche vom 15. bis zum 19. Februar gab es etwa 12 300 Tests, wie ein Sprecher des Kultusministeriums der Zeitung sagte. Davon seien 0,08 Prozent positiv ausgefallen. Die Betroffenen mussten im Anschluss noch einen sogenannten PCR-Test machen. Für die Schnelltests für Lehrkräfte und Kita-Beschäftigte hatte das Land bis zu 40 Millionen Euro reserviert. Die Tests werden in Arztpraxen vorgenommen. Ein ähnliches Testangebot war auch im vergangenen Jahr von den Lehrkräften nur schwach genutzt werden.
Als «viel zu kompliziert» kritisiertet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das Verfahren. Es sei sinnvoller, dort zu testen, wo die Menschen arbeiten, also in der Schule, sagte GEW-Sprecher Christian Hoffmann. Die Gewerkschaft fordert vom Land eine verlässliche Impf- und Teststrategie.
Schüler erhalten Zwischenzeugnisse - oder andere Beurteilungen
Der wochenlange Distanzunterricht in Bayern hat wenig mit normalem Schulalltag zu tun. Zwischenzeugnisse gibt es trotzdem - allerdings später als geplant und teils mit einem ganz speziellen Satz statt einer Note. Vielerorts werden die Zeugnisse auch gleich ganz ersetzt.
München (dpa/lby) - Mit dreiwöchiger Verzögerung bekommen viele Schülerinnen und Schüler in Bayern nun ihre Zwischenzeugnisse. Doch trotz dieses offiziellen Termins werden längst nicht alle ihren Notenzettel an diesem Freitag in der Hand halten. Wer gerade keinen Präsenzunterricht hat, bekommt das Zeugnis erst nächste Woche ausgehändigt - oder per Post zugeschickt. Und: Gerade in diesem Jahr werden auch andere Formen der Leistungsbeurteilung intensiv genutzt. Denn für viele Schulformen und Jahrgangsstufen gibt es Alternativen.
So gibt es an den Grundschulen und an den Jahrgangsstufen fünf bis sieben der Mittelschulen die Möglichkeit, die Zwischenzeugnisse durch «Lernentwicklungsgespräche» zu ersetzen. Mehr als 90 Prozent der Grundschulen machen laut Kultusministerium davon Gebrauch. Die vierten Klassen erhalten ohnehin nur eine Zwischeninformation über den Leistungsstand, bevor am 7. Mai die Übertrittszeugnisse anstehen.
In den Jahrgangsstufen fünf bis acht der Realschulen sowie an den Gymnasien können die Zwischenzeugnisse durch zwei schriftliche Informationen über das Notenbild ersetzt werden - an den Wirtschaftsschulen ist dies heuer gar obligatorisch. Die elften Klassen der Fachoberschulen und Berufsoberschulen (FOS/BOS) erhalten ebenfalls kein Zwischenzeugnis, die Jahrgangsstufen 12 und 13 bekommen es erst am 12. März.
Die neunten Klassen der Mittelschulen können das Zeugnis bis Ende April sogar ein zweites Mal ausgestellt bekommen, sofern bis dahin nachträglich ausreichende Leistungsnachweise in den Prüfungsfächern vorliegen. Ansonsten bleibt es bei dem Satz, den auch die Schüler anderer Schularten trotz reduzierter Probenanzahl in diesem Jahr häufiger lesen dürften: «Im Fach XY konnten pandemiebedingt noch nicht genügend Leistungsnachweise für eine aussagekräftige Zeugnisnote erhoben werden.» Die meisten der 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler befinden sich noch immer im Wechselunterricht.
Angesichts all dieser Einschränkungen und der unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen kommentierte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband: «Festhalten an Noten macht doch jetzt keinen Sinn.» Nach diesem Halbjahr könne es keine gerechten, fairen und vergleichbaren Bewertungen geben.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hingegen betonte: «Das Zwischenzeugnis gibt eine wichtige Rückmeldung zu Stärken, aber auch zu eventuellen Defiziten, an denen die Schülerinnen und Schüler weiterarbeiten sollen.» Der Minister erinnerte aber auch daran, dass Zeugnisse und Noten «beileibe nicht das Wichtigste» seien.
Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) riet deshalb, bei schlechten Bewertungen nicht die enttäuschten Erwartungen, sondern das Kind in den Mittelpunkt zu stellen. Hilfe gebe es unter anderem bei den Erziehungsberatungsstellen der Kommunen, bei kostenlosen Sorgenhotlines wie der «Nummer gegen Kummer» für Jugendliche unter 0800-1110333 oder für Eltern unter der 0800-1110550. Darüber hinaus berate die staatliche Schulberatung Schüler und Eltern.
KMK-Chefin Ernst: Alle Schüler sollen noch im März zur Schule
Berlin (dpa) - Alle Schüler sollen nach den Worten der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, noch im März wieder in die Schule gehen können. «In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen - auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird», sagte Brandenburgs Bildungsministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). «Einige Bundesländer, in denen die Inzidenzwerte sehr niedrig sind, werden sich auch für Präsenzunterricht entscheiden», fügte die SPD-Politikerin hinzu. Gerade der Wechselunterricht ermögliche das Einhalten von Abständen sehr gut.
«Auch wenn wir durch die Virusmutation eine veränderte Situation haben, können wir nicht noch mal mehrere Wochen warten. Dafür haben die Schulschließungen einen zu hohen sozialen Preis», betonte Ernst. Kinder und Jugendliche litten stark unter der Beschränkung ihrer Kontakte - nicht nur durch schlechtere Bildungschancen, sondern auch psychisch. «Das darf uns nicht kalt lassen», sagte Ernst. «Deshalb ist für mich klar, dass wir nicht nur die Grundschulen öffnen müssen, sondern auch an den weiterführenden Schulen zumindest in den Wechselunterricht gehen müssen.»
Ernst fordert ferner einen Digitalpakt II, mit dem der Bund die Länder dauerhaft in Sachen Digitalisierung und Schule unterstützt. «Die fortwährenden Investitionen, um unsere Schulen bei der Digitalisierung dauerhaft auf dem Stand der Zeit zu halten, können Länder und Kommunen nicht allein leisten», begründete Ernst die Forderung. «Der Bund muss sich hier weiter engagieren – und zwar erheblich.» Der Digitalpakt Schule ist im Mai 2019 in Kraft getreten. Bis 2024 stellt der Bund darüber fünf Milliarden Euro für die Ausrüstung der Schulen mit neuer Technik bereit.
04.03.2021
Neuerungen für Schulen angekündigt - Kritik an Bildungsministerium
Das Schweriner Bildungsministerium erntet von verschiedenen Seiten Kritik für seine aktuelle Schulpolitik in der Corona-Krise. Derweil ist es nicht untätig.
Schwerin (dpa/mv) - Das Schweriner Bildungsministerium arbeitet an weiteren Öffnungsschritten für die Schulen, während die Kritik an seinem bisherigen Vorgehen wächst. «Die Ministerpräsidentin hat die Bildungsministerin gebeten, den Stufenplan zu überarbeiten und zu prüfen, welche weiteren Öffnungsschritte vor allem unter Einsatz einer weiteren Teststrategie möglich sind», teilte Ministeriumssprecher Henning Lipski am Donnerstag mit.
Bis zum MV-Gipfel an diesem Freitag werde der Stufenplan weiterentwickelt. «Details sind gerade in Arbeit.» Informationen des NDR, wonach die Klassen sieben bis elf in gut einer Woche zunächst im Wechselunterricht wieder zurück in die Schulen kommen, wollte Lipski nicht bestätigen.
Die Kritik an der bisherigen Schulöffnungspolitik des Bildungsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern wird unterdessen immer lauter. Die Lehrergewerkschaft GEW forderte am Donnerstag bei einer Corona-Inzidenz von 35 und mehr Wechselunterricht an den Schulen für alle Klassenstufen, um mit kleinen Gruppen die Infektionsgefahr zu verringern und zugleich allen Schülern wieder Präsenzunterricht zu ermöglichen.
Auch Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) verlangte Wechselunterricht statt des derzeit praktizierten freiwilligen Präsenzunterrichts von Klasse eins bis sechs, der mancherorts zu randvollen Klassen führt. «Wir dürfen das Erreichte nicht gefährden», warnte Badenschier. Am Vortag hatte es einen Infektionsfall in einer fünften Klasse in Schwerin gegeben. Bei Inzidenzen über 50 sei Vorsicht geboten. Gleichzeitig müsse eine Perspektive angesichts nur langsam sinkender Zahlen her. Die bisherige Linie des Bildungsministeriums bringe die Eltern in Entscheidungsnot, zwischen Schule und Gesundheit zu wählen, sagte das Stadtoberhaupt.
Der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm forderte, endlich auch die Mädchen und Jungen ab Jahrgangsstufe sieben wieder zur Schule gehen zu lassen. Sie waren zuletzt vor Weihnachten dort.
Bisher wird in Mecklenburg-Vorpommern ab einer regionalen Inzidenz von 50 ein freiwilliger Präsenzunterricht für die Klassen eins bis sechs und für die Abschlussklassen angeboten. Ist die Infektionslage besser, gilt Präsenzpflicht. Eine dauerhafte Inzidenz unter 50 haben bislang nur die Stadt Rostock und der Landkreis Vorpommern-Rügen. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage an.
Die oppositionelle Linke im Schweriner Landtag forderte verpflichtenden Präsenzunterricht für die Grundschüler und die Abschlussklassen bis zu einer Inzidenz von 100. Die Klassen fünf bis neun beziehungsweise sieben bis elf sollten nach dem Vorschlag der Fraktionsvorsitzenden Simone Oldenburg vom 15. März an in den wöchentlichen Wechselunterricht gehen.
Um das Infektionsgeschehen im Griff zu behalten, müssten alle Schüler und Lehrer laut Oldenburg wöchentlich getestet werden. Laut aktuellem Plan des Bildungsministeriums sollen die Siebt- bis Elftklässler ab dem kommenden Montag Wechselunterricht in der Schule bekommen - aber nur, wenn die Inzidenz unter 50 liegt.
Der Landeselternrat hatte zu Wochenbeginn eine Ungleichbehandlung der Kinder in Klasse eins bis sechs in Regionen mit einer Inzidenz von über 50 beklagt. Wer nicht zum freiwilligen Präsenzunterricht gehe, habe nicht mehr wie vor den Winterferien Anspruch auf Distanzunterricht, sondern bekomme nur noch Aufgaben zum Bearbeiten zugeschickt. Als Hintergrund gilt, dass die Lehrer nicht beides - Präsenz- und Distanzunterricht - gleichzeitig schaffen. Der Landeselternrat schlug stattdessen verpflichtenden Wechselunterricht vor. Das sei gerechter für alle und diene auch dem Infektionsschutz, denn die Gruppen könnten klein gehalten werden.
Land geht bei Schulen am 15. März nächsten Öffnungsschritt
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg geht am 15. März den nächsten Öffnungsschritt bei den Schulen im Land. In den weiterführenden Schulen sollen bis zu den Osterferien zunächst die Klassen 5 und 6 wieder Präsenzunterricht bekommen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen in Stuttgart. Nachdem schon die Grundschulen vor knapp zwei Wochen mit Wechselunterricht gestartet waren, sollen diese nun in den Regelbetrieb übergehen.
Kinderschutzbeauftragte: Für manche Kinder ist die Schule ein Anker
Die Corona-Pandemie hat den Alltag in Schulen, Kindergärten und von Familien teils komplett durcheinander gewirbelt. Mit den Lockdowns brachen für manche Kinder die Schule und der Kindergarten als Zufluchtsort weg. Die Folgen für den Kinderschutz sind noch immer kaum absehbar.
Erfurt (dpa/th) - Nach Auffassung der Kinderschutzbeauftragten Julia Heesen sollten Kindergärten und Schulen mit Blick auf den Kinderschutz nicht länger als unbedingt nötig geschlossen bleiben. Es gebe Familien, die sehr gut mit den coronabedingten Schließungen klarkommen und es gebe auch Kinder, denen die zusätzliche Zeit in den Familien guttue. «Aber es gibt eben auch Familien, die sehr leiden durch eine Überforderungssituation», sagte Heesen der Deutschen Presse-Agentur.
Kindergärten und Schulen seien in normalen Zeiten Orte, wo Kinder aus familiären Spannungssituationen herauskommen. «Sie können sich mit Gleichaltrigen austauschen, sie erfahren Anregungen und sie erfahren Struktur», sagte Heesen, die auch Staatssekretärin im Thüringer Bildungsministerium ist.
Für einige Kinder aus sehr schwierigen Familien sei auch das Kita- oder Schulessen wichtig, weil sie in den Einrichtungen eine regelmäßige gute Mahlzeit bekommen. «Es gibt schon Kinder, für die ist Schule oder Kindergarten der Anker.» Auch deshalb habe Thüringen während der Kita- und Schulschließungen die Notbetreuung stärker ausgeweitet.
Bislang fehle es noch an Daten, um genau einschätzen zu können, welche Folgen die Corona-Pandemie auf den Kinderschutz in Thüringen hat. «Wir haben bisher Rückmeldungen der Jugendämter, des Sorgentelefons, der Kinderschutzstellen und der Lehrerinnen und Lehrer natürlich auch, die uns sagen, dass es viele Kinder gibt, denen es schlechter geht.»
Das Bildungsministerium hat dazu vorläufige Zahlen für das Jahr 2020 erhoben - aus einer Abfrage bei den Jugendämtern, zwei Rückmeldungen fehlen aber noch. Demnach meldeten 21 von 23 Thüringer Jugendämtern insgesamt 1204 vorläufige Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche für das Jahr 2020. Im Jahr 2019 lag die gemeldete Zahl aller Jugendämter bei 1351.
Zwar sind die Zahlen für die beiden Jahre noch nicht vollends vergleichbar, jedoch deutet sich kein Ausschlag von vorläufigen Kinderschutzmaßnahmen oder ein Einbruch an.
Heesen gibt zu bedenken, dass es dafür unterschiedliche Gründe geben kann. Probleme und Gefährdungen von Kindern und Jugendlichen würden oft überhaupt erst in den Einrichtungen entdeckt. «Die brechen natürlich auch weg als Meldestelle, wo eine Gefährdung auffällig wird», sagt sie. Es sei denkbar, dass in manchen Familien Spannungen gestiegen seien, aber die Kinder keine Wege hatten, sich dazu zu äußern.
Ein Kind wird nach dem Gesetz unter anderem dann in Obhut genommen, wenn eine dringende Gefahr für das Kind besteht und die Eltern der Inobhutnahme nicht widersprechen oder eine gerichtliche Entscheidung nicht rechtzeitig eingeholt werden kann. In den Zahlen sind auch Inobhutnahmen von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen enthalten.
Kretschmann: Über kürzere Ferien wegen Corona nachdenken
Mannheim (dpa) - Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat kürzere Ferien ins Gespräch gebracht, damit Wissenslücken nach der langen Schließung der Schulen geschlossen werden können. «Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterrichtsstoff nachzuholen», sagte der Grünen-Regierungschef dem «Mannheimer Morgen» (Donnerstag). «Solche Überlegungen wird man ernsthaft anstellen müssen.» Auf die Frage, ob er dabei an die Sommerferien denke, sagte er: «Darüber könnte man mal nachdenken.»
Er habe zu Beginn viele Klagen für etwas übertrieben gehalten, räumte er ein. «Ich hatte als Schüler Kurzschuljahre und habe es trotzdem zum Ministerpräsidenten gebracht. Aber jetzt, wo es so lange dauert, fängt mein Herz doch an zu bluten.»
Lehrer müssten sich zunächst einen Überblick über die im Fernunterricht entstandenen Lücken verschaffen, sagte der Regierungschef der Zeitung weiter. «Zur Behebung der Defizite braucht es zusätzliche Betreuungsangebote und Sonderprogramme», fügte er an. Notwendig seien besondere Formen der Nachhilfe, außerdem müssten auch Nicht-Lehrkräfte eingesetzt werden. «Es muss dabei um eine zielgerichtete Förderung gehen und wir müssen die erreichen, die es auch wirklich brauchen.»
Es könnten tiefe Schäden in der Bildung und der Psyche der Kinder entstanden sein, gab Kretschmann zu bedenken. «Wir müssen uns verstärkt um diese Kinder kümmern, wenn der Unterricht wieder normal läuft. Das wird eine große Aufgabe.»
Landesregierung steckt vorsichtige Corona-Lockerungen ab
Bundesweit gibt es eine Einigung auf Lockerungsmöglichkeiten im Corona-Lockdown. Nun steckt die Landesregierung den niedersächsischen Weg ab, schon Samstag gibt es eine neue Verordnung. Und was wird mit der Öffnung der Schulen?
Hannover (dpa/lni) - Nach der Bund-Länder-Verständigung auf eine stufenweise Lockerung der Corona-Beschränkungen will die Landesregierung am Donnerstag den weiteren Kurs in Niedersachsen abstecken. Nach Ende der Beratungen hatte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sich zufrieden gezeigt. «Die niedersächsische Position findet sich in einem großen Teil der gefassten Beschlüsse wieder», sagte er am späten Mittwochabend. «Alle Bereiche dieser Gesellschaft haben damit wieder eine realistische Öffnungsperspektive.» Gleichzeitig werde weiter auf den Infektionsschutz geachtet.
Die konkrete Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse will Weil am Donnerstagmittag nach regierungsinternen Beratungen in Hannover präsentieren. Bereits am Samstag soll eine neue Corona-Verordnung veröffentlicht werden, die dann von Sonntag an gilt. Diese Verordnung muss zuvor noch mit den Verbänden und dem Landtag abgestimmt werden. In einer Sondersitzung des Landtags zur Corona-Politik am Freitag plant der Ministerpräsident eine Regierungserklärung.
Zuvor wird es am Donnerstag neben Fragen der vorsichtigen Öffnungsschritte auch um die Rückkehr weiterer Jahrgänge zurück in die Schulen gehen. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) möchte eigentlich vor Ostern bereits wieder deutlich mehr Schüler im Wechselunterricht in die Klassen zurückkehren lassen. Systematische Schnelltests sollen dies erleichtern. Wann diese den Schulen zur Verfügung stehen, hatte die Landesregierung am Mittwoch aber noch nicht sagen können.
«Ich halte die Ergebnisse dieser Beratungen für einen deutlichen Fortschritt», hatte Weil am Abend betont. Insbesondere sei der maßgebliche Schwellenwert für Maßnahmen wieder eine Sieben-Tages-Inzidenz von 50. «Ich bin zuversichtlich, dass wir jetzt schrittweise und vorsichtig zu Erleichterungen für die Bürgerinnen und Bürger kommen.» Die Menschen in Niedersachsen hätten lange und geduldig viele wirklich schwerwiegende Einschränkungen der persönlichen Freiheit akzeptiert.
«Eines muss uns allen gemeinsam klar sein: Mehr Lockerungen bedeuten auch mehr persönliche Verantwortung», sagte Weil. Nur wenn alle sich weiterhin umsichtig und verantwortungsbewusst verhielten, könne mehr Normalität zurückgewonnen werden.
Zwar wird der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nach den Bund-Länder Beratungen angesichts weiter hoher Infektionszahlen grundsätzlich bis zum 28. März verlängert. Allerdings soll es je nach Infektionslage viele Öffnungsmöglichkeiten geben. Schon vom kommenden Montag an sollen demnach die stark beschränkten privaten Kontaktmöglichkeiten gelockert werden.
Aktuell stagniert die Sieben-Tages-Inzidenz in Niedersachsen bei etwa 65. Damit greifen zunächst sehr vorsichtige Lockerungsschritte, die für eine Inzidenz zwischen 50 und 100 Neuinfektionen vereinbart wurden. Kinder bis 14 Jahren können gemeinsam im Außenbereich Sport treiben, der Einzelhandel kann zunächst nur für sogenannte Terminshopping-Angebote geöffnet werden,
Bayerns Schülerinnen und Schüler erhalten Zwischenzeugnisse
Es ist ein Schuljahr, wie es noch keines zuvor gegeben hat. Viele Schülerinnen und Schüler haben seit Weihnachten kein Klassenzimmer mehr von innen gesehen, auch davor schon herrschte alles andere als Normalität. Nun gibt es Zwischenzeugnisse - aber nicht für alle.
München (dpa/lby) - Eigentlich hätten die Schülerinnen und Schüler in Bayern ihre Zwischenzeugnisse schon vor drei Wochen bekommen sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie werden die Halbjahreszeugnisse erst an diesem Freitag verteilt. Und auch nicht an alle Kinder und Jugendlichen, sondern nur an diejenigen, die an diesem Tag Unterricht im Schulgebäude haben. Der Rest bekommt das Zeugnis früher, später - oder per Post. Auch darüber hinaus gibt es mehrere Ausnahmen.
Noch immer befinden sich die meisten der 1,65 Millionen bayerischen Schülerinnen und Schüler im Wechsel- oder gar im reinen Distanzunterricht. Die Folge: Nur ein Teil wird am Freitag in den Schulen sitzen. Diese Schüler bekommen ihr Zeugnis wie gewohnt persönlich ausgehändigt.
Wer im Wechselunterricht ist, erhält das Papier in der Regel am nächsten Tag mit Präsenzunterricht, bei den meisten ist das der Montag. Je nach Schulart kann die Vergabe aber auch auf den vorausgehenden Präsenztag vorgezogen werden.
«Und alle, die im Distanzunterricht sind, bekommen die Zeugnisse per Post», ergänzte ein Sprecher des Kultusministeriums. Das war im Sommer anders - damals mussten alle ihr Zeugnis am letzten Schultag persönlich in ihrer Schule abholen. «Zwischenzeugnisse sind im rechtlichen Sinn kein Dokument wie ein Abschlusszeugnis», erläuterte der Ministeriumssprecher den Grund für das abweichende Vorgehen.
Deshalb ist es an den Grundschulen und an den Jahrgangsstufen fünf bis sieben der Mittelschulen auch möglich, die Zwischenzeugnisse durch sogenannte Lernentwicklungsgespräche zu ersetzen. Dies entscheiden die Schulen jeweils selbst, teils ist der Modus Operandi von Klasse zu Klasse unterschiedlich. Die vierten Klassen erhalten ohnehin nur eine Zwischeninformation über den Leistungsstand, bevor am 7. Mai die Übertrittszeugnisse anstehen.
In den Jahrgangsstufen fünf bis acht der Realschulen sowie an den Gymnasien können die Zwischenzeugnisse durch zwei schriftliche Informationen über das Notenbild ersetzt werden - an den Wirtschaftsschulen ist dies heuer obligatorisch.
Die elften Klassen an den Fachoberschulen und Berufsoberschulen (FOS/BOS) erhalten ebenfalls kein Zwischenzeugnis, weil ihre Leistungen des gesamten Schuljahres die Noten der beiden dadurch identischen Halbjahreszeugnisse bilden. Die Jahrgangsstufen 12 und 13 von FOS/BOS bekommen ihre Zwischenzeugnisse zudem erst am 12. März.
Damit nicht genug der Ausnahmen: Die neunten Klassen der Mittelschulen können das Zeugnis bis Ende April ein zweites Mal ausgestellt bekommen, sofern bis dahin nachträglich ausreichende Leistungsnachweise in den Prüfungsfächern vorliegen. Ansonsten bleibt es bei dem Satz, den auch die Schüler anderer Schularten trotz stark reduzierter Probenanzahlen heuer häufiger lesen dürften: «Im Fach XY konnten pandemiebedingt noch nicht genügend Leistungsnachweise für eine aussagekräftige Zeugnisnote erhoben werden.»
Land zahlt mehr als 8,5 Millionen Euro für stornierte Klassenfahrten
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die hessische Landesregierung hat für die Kostenerstattung von stornierten Schulfahrten in der Corona-Pandemie bislang mehr als 8,5 Millionen Euro ausgezahlt. Knapp 2900 Anträge von Eltern und mehr als 4000 Anträge von Unternehmen seien bis zum Jahresende bearbeitet worden, teilte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion in Wiesbaden mit. 832 Fälle seien bis zu diesem Stichtag noch nicht final behandelt worden.
Für Klassenfahrten bis einschließlich Januar diesen Jahres, die auf Anordnung des Kultusministeriums gestrichen wurden, werden vom Land die berechtigten Stornokosten übernommen. Eine Summe von zehn Millionen Euro wurde vom Land dafür veranschlagt. Bei den Staatlichen Schulämtern waren nach Angaben des Kultusministeriums Anträge zu insgesamt 6171 Schulfahrten eingegangen.
Söder zu Öffnungsschritten: Gute oder schlechte Entwicklung möglich
Deutschland verlängert zwar den Lockdown, schwächt ihn aber deutlich ab. Viele Geschäfte sollen öffnen dürfen, mehr Freizeitaktivitäten werden möglich, Kontaktbeschränkungen fallen. Ein Weg, der auch Risiken birgt.
Berlin/München (dpa/lby) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts der mutigen Öffnungsschritte von Bund und Ländern im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu Vorsicht gemahnt. «Wahr ist, was hier beschlossen wurde, sind schon sehr große Schritte», sagte er in der Nacht zum Donnerstag nach der Bund-Länder-Runde in Berlin. Der März werde ein Übergangsmonat. «Es kann sich zum Guten, aber auch zum Schlechten entwickeln», sagte Söder.
Bereits am Donnerstag könnte das bayerische Kabinett die in Berlin beschlossenen Maßnahmen - darunter ein Stufenplan zur Öffnung des gesellschaftlichen Lebens - umsetzen.
Unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz sollen ab kommenden Montag nach den bereits geöffneten Garten- und Baumärkten, Friseuren und Kosmetikstudios auch Buchhandlungen wieder aufsperren können.
Unter anderem soll auch kontaktfreier Sport im Freien alleine oder zu zweit in Gegenden möglich werden, wo die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - dn Wert 100 nicht übersteigt. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wird Einzelheiten zur Umsetzung der Teststrategie in Schulen nennen.
Weitere Öffnungsschritte in solchen Gegenden umfassen neben Terminshopping-Angeboten im Einzelhandel auch Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten für Besucher mit Terminbuchung. Eine Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 aber über 50 hatten am Mittwoch laut Robert Koch-Institut 37 der 105 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte.
In Gegenden mit einer Inzidenz von weniger als 50 sollen alle Einzelhändler unter strengen Einlassbeschränkungen für Kunden wieder öffnen können. Auch das gemeinsame Sporttreiben ist dort ab Montag wieder für zehn Personen gleichzeitig erlaubt. Museen und Zoos können dort sogar ohne Terminbuchung der Besucher öffnen. Das hätte am Mittwoch für 39 Landkreise und kreisfreie Städte zugetroffen.
Ebenfalls schon vom kommenden Montag an sollen demnach die stark beschränkten privaten Kontaktmöglichkeiten gelockert werden. Dann werden wieder private Zusammenkünfte des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt möglich sein, jedoch beschränkt auf maximal fünf Personen. In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 sind auch Treffen des eigenen Haushalts mit zwei weiteren Haushalten - mit zusammen maximal zehn Personen - möglich. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon jeweils ausgenommen. Bisher darf sich ein Hausstand mit maximal einer Person eines anderen Hausstandes treffen.
«Wir geben den Menschen ein großes Stück Vertrauen und Freiheit zurück», sagte Söder. Er warnte aber auch vor zu hastigen Öffnungsschritten. «Das Herz sagt uns: So viel öffnen wie möglich! Der Verstand mahnt aber eindeutig zur Vorsicht», sagte der CSU-Chef. «Wir haben kein schlechtes Gewissen dabei, aber wir haben schon Sorgen und Bedenken.» Es gelte aufzupassen, nicht in den nächsten Lockdown zu schlittern, möglicherweise schon zu Ostern.
Baden-Württemberg geht bei Öffnungsschritten mit - Schulen unklar
Der Lockdown wird gelockert - mit einem Stufenkonzept. Kreise mit niedrigen Infektionszahlen dürfen mehr. Es soll sich lohnen sich anzustrengen vor Ort, sagt die Kanzlerin. Baden-Württemberg muss das jetzt umsetzen - spannend bleibt die Schulfrage.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg trägt die Entscheidung der Bund-Länder-Runde für regionale Lockerungen des Corona-Lockdowns ab einer Inzidenz von 50 mit. So soll es auch im Südwesten regional eine schrittweise Öffnung des Einzelhandels geben, wenn die Zahl der Infektionen unter 50 je 100 000 Einwohner in sieben Tagen liegt, hieß es in der Nacht zu Donnerstag. Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wird aber angesichts weiter hoher Infektionszahlen und der Gefahr durch Virusvarianten grundsätzlich bis zum 28. März verlängert. Die grün-schwarze Koalition im Südwesten muss die Beschlüsse aber noch für das Land umsetzen.
Kretschmann und Eisenmann sprechen über Schulen
Unklar ist bisher, ob schon vom kommenden Montag an auch die weiterführenden Schulen schrittweise wieder öffnen können, wie Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) dies gefordert hatte. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wollte sich erst am Donnerstag zu den Beschlüssen äußern und mit Eisenmann die nächsten Schritte besprechen. Der Grüne hatte sich zuletzt skeptisch gezeigt, ob es so schnell gelingen kann, die Wiedereröffnung der Schulen mit genügend Schnelltests bei Schülerinnen und Schülern abzusichern.
Unter 50: Geschäfte, Museen und Zoos dürfen öffnen.
Der Beschluss von Bund und Ländern sieht vor, dass vom kommenden Montag an bei einer 7-Tage-Inzidenz von unter 50 der Einzelhandel wieder öffnen kann - allerdings mit einer Begrenzung von einer Kundin oder einem Kunden pro 10 Quadratmeter beziehungsweise 20 Quadratmeter je nach Verkaufsfläche. Möglich sind dann auch die Öffnung von Museen, Galerien, Gedenkstätten, zoologischen und botanischen Gärten sowie auch kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen mit bis zu maximal zehn Personen im Außenbereich, auch auf Außensportanlagen. Bei einer 7-Tage-Inzidenz von bis zu 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner gelten eingeschränkte Lockerungen für diese Bereiche. Shopping geht dann nur mit Termin (Click&Meet) und auch in anderen Einrichtungen muss man einen Termin buchen.
20 von 44 Kreisen im Südwesten unter Inzidenz von 50
Allerdings steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus pro 100 000 Einwohner in Baden-Württemberg weiter. Der Wert lag nach Angaben des Landesgesundheitsamts in Stuttgart vom Mittwoch (Stand 16.00 Uhr) bei landesweit 54,4 nach 52 am Vortag. Unter der Inzidenz von 50 lagen demnach 20 von 44 Stadt- und Landkreisen. Zwischen 50 und 100 liegen weitere 22 Kreise, 2 überschreiten derzeit die 100er-Marke: Rottweil und Schwäbisch Hall.
Kontaktregeln werden erleichtert
Bund und Länder verständigten sich auch darauf, die strikten Kontaktregeln von Montag an zu lockern. Dann sollen wieder Treffen des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt erlaubt sein - beschränkt auf fünf Teilnehmer, Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt. Und: Paare, die nicht zusammenwohnen, sollen künftig als ein Hausstand gelten. Derzeit sind private Zusammenkünfte nur im Kreis des eigenen Hausstands mit einer weiteren Person von außerhalb gestattet.
Auch hier soll es in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 weitere Lockerungen geben. Dann können drei Haushalte mit zusammen maximal zehn Personen zusammenkommen. Auch hier sind Kinder bis 14 Jahre ausgenommen. Derzeit liegen im Südwesten 6 von 44 Kreisen unter der Inzidenz von 35: Böblingen, Enzkreis, Ostalbkreis, Freudenstadt, Schwarzwald-Baar-Kreis und Heilbronn.
Weitere Öffnungsschritte frühestens am 22. März
Die nächsten Öffnungsschritte werden davon abhängig gemacht, dass die vorherige Stufe 14 Tage lang nicht zu einer Verschlechterung der Sieben-Tage-Inzidenz geführt hat. Dann geht es zunächst um die Öffnung der Außengastronomie, von Kinos, Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie um kontaktfreien Sport im Innenbereich und um Kontaktsport im Außenbereich. Im nächsten Schritt sind weitere Sportmöglichkeiten und Freizeitveranstaltungen dran. Auch hier gilt: Bis zu einer 100er Inzidenz soll es höhere Auflagen wie tagesaktuelle Tests oder einen Buchungszwang geben.
Wichtige Elemente für weitere Öffnungen sollen Impfen und Testen sein. Vereinbart wurde, dass Ende März/Anfang April die haus- und fachärztlichen Praxen umfassend in die Impfkampagne eingebunden werden, um diese zu beschleunigen. Kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger sollen voraussichtlich von nächster Woche an möglich werden. Pro Woche soll mindestens ein Schnelltest möglich sein, den geschultes Personal etwa in Testzentren oder Praxen abnimmt.
Eisenmann fordert Tempo beim Testen und Schulöffnung
Kultusministerin Eisenmann verlangte bei «Bild live» am Mittwochabend eine schnelle Öffnungsperspektive für die Schulen. «Wir können nicht sagen, die Schulen müssen alle zubleiben, wenn wir nicht genug Tests haben.» Kürzlich hatte sie erklärt, man könne sich nach der Öffnung der Grundschulen im Wechselunterricht vor zehn Tagen durchaus zutrauen, auch die weiterführenden Schulen behutsam ab kommenden Montag wieder zu öffnen. «Wir können nicht sagen, die Schulen bleiben zu auf ewig, bis wir andere Strukturen geschaffen haben.»
Die CDU-Spitzenkandidatin bemängelte nun erneut das Krisenmanagement von Gesundheits- und Sozialminister Manne Lucha (Grüne). «Auch in Baden-Württemberg hängt bei uns manches. Da ist der Sozialminister auch schwer dabei, der Entwicklung ein stückweit hinterherzulaufen.» Er hätte früher auf Schnell- und Selbsttests setzen müssen, monierte Eisenmann. Von grüner Regierungsseite hieß es dagegen, man wäre mit den Selbsttests schon viel weiter, wenn Eisenmann am 13. Februar die Bestellung solcher Tests nicht blockiert hätte. Das damalige Argument dagegen sei gewesen, diese Tests seien noch nicht ausgereift.
Länder wollen Schulen je nach Infektionslage weiter öffnen
Berlin (dpa) - Die Bundesländer werden bei den geplanten weiteren Schulöffnungen voraussichtlich nicht einheitlich vorgehen.
Man habe festgestellt, dass die Länder in eigener Verantwortung schrittweise eine weitere Rückkehr in den Präsenzunterricht planen könnten, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), am frühen Donnerstagmorgen nach der Bund-Länder-Runde zu Corona in Berlin. «Wir werden dann sehen, wann die nächsten Jahrgangsstufen auch möglich sind.» Dies würden die Länder aufgrund ihrer jeweiligen Inzidenzlage beschließen.
Bereits zuvor hatten die Kultusministerinnen und -minister beschlossen, dass der an Grundschulen begonnene Wechsel- oder Präsenzunterricht auf weitere Jahrgänge ausgeweitet und intensiviert werden soll.
03.03.2021
Eisenmann fordert Corona-Impfung für ältere Lehrerinnen und Lehrer
Stuttgart (dpa/lsw) - Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) fordert, auch ältere Lehrerinnen und Lehrer ab 65 Jahren möglichst schnell gegen Corona zu impfen. «Eine Ungleichbehandlung von Lehrkräften unterschiedlichen Alters ist nicht vertretbar», sagte Eisenmann der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Mittwoch). Zumal die Älteren besonders schutzbedürftig seien. Sie forderte Sozialminister Manne Lucha (Grüne) auf, für diese Gruppe schnell eine Lösung zu finden.
Lehrerinnen und Lehrer im Südwesten können sich seit rund einer Woche gegen Corona impfen lassen. Allerdings ist dafür derzeit nur der Astrazeneca-Impfstoff vorgesehen, der bislang in Deutschland nur für Menschen von 18 bis 64 Jahren freigegeben ist. In Baden-Württemberg sind dem Bericht zufolge nach Auskunft des Kultusministeriums im aktuellen Schuljahr 1160 Lehrkräfte an öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen älter als 64 Jahre.
Sozialminister Manne Lucha (Grüne) verwies auf die Impfstoffknappheit. «Wenn Frau Eisenmann nun fordert, ältere Lehrer zu impfen, so könnte dies nur mit einem Biontech- oder Moderna-Impfstoff geschehen, der explizit den Über 80-Jährigen vorbehalten ist.» Ihr sei offensichtlich nicht klar, dass sie dann benennen müsste, wem sie den knappen Impfstoff wegnehmen wolle. «Klar ist: Baden-Württemberg hat sich sehr dafür eingesetzt, dass die Ständige Impfkommission die Impfung der Über-65-Jährigen mit Astrazeneca zulässt.» Die entsprechende Entscheidung werde in Kürze erwartet. «Dann werden selbstverständlich auch die Lehrkräfte über 65 Jahre geimpft! Dafür werden wir sorgen.»
Nutzung von Microsoft Teams an Schulen für weiteres Jahr zugelassen
Mainz (dpa/lrs) - Rheinland-pfälzische Schulen können die Videokonferenzsoftware Teams bis Ende des kommenden Schuljahrs für den Fernunterricht nutzen. Die bisherige Regelung, wonach das Programm des Herstellers Microsoft wegen datenschutzrechtlicher Bestimmungen nur bis zu den Sommerferien in diesem Jahr genutzt werden sollte, wurde entsprechend geändert, wie eine Sprecherin des Bildungsministeriums am Mittwoch mitteilte. Zuvor hatten die «Allgemeine Zeitung» und der SWR darüber berichtet.
Die Entscheidung sei Ergebnis von Gesprächen des Ministeriums mit dem Landesdatenschutzbeauftragten Dieter Kugelmann vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie-Situation, sagte die Sprecherin. Wegen der Speicherung von Daten in den USA sehen die Datenschutzbeauftragten US-Videokonferenzsysteme wie Microsoft Teams, Cisco Webex oder Zoom kritisch. Der Landesdatenschutzbeauftragte habe aber einer weiteren Tolerierung der Nutzung unter den bisherigen Auflagen zugestimmt - auch mit Blick auf mögliche Anpassungen in der Rechtsprechung oder Gesetzgebung auf europäischer Ebene zu Datenübermittlungen in die USA.
Die CDU-Fraktion begrüßte am Mittwoch die Entscheidung. Es gebe zahlreiche Schulen, die nach wie vor Probleme hätten mit der Nutzung der vom Pädagogischen Landesinstitut angepassten Open-Source-Systeme Moodle und Big Blue Button, sagte die bildungspolitische Sprecherin Anke Beilstein. Diesen Schulen sollte die Nutzung von MS Teams ebenfalls ermöglicht werden. Auch die Vertretung der Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz (LSV) hatte sich für eine weitere Nutzung der Microsoft-Software ausgesprochen.
Bayern-SPD fordert komplette Schulöffnung bis Mitte März
Am Nachmittag gilt es wieder. Dann beraten Bund und Länder einmal mehr den weiteren Weg durch die schwierige Pandemie. Begleitet werden sie von immer lauteren Forderungen. Auch aus Bayern.
Berlin/München (dpa/lby) - Vor der Konferenz von Bund und Ländern zur Corona-Krise fordert die bayerische SPD die Rückkehr aller Schüler in den Präsenzunterricht bis Mitte März. «Mit Impfungen von Lehrern, einem klugen Testkonzept und dem Maßnahmenpaket, das die interdisziplinäre Expertenkommission im Auftrag der Kultusministerkonferenz erarbeitet hat, ist die Sicherheit für diesen Schritt gegeben», sagte der Generalsekretär der Bayern-SPD, der Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch, der Deutschen Presse-Agentur in München. Kinder- und Jugendärzte hätten in aller Deutlichkeit erklärt, dass massive Schäden bei vielen Kindern zu befürchten seien.
«Dass Schulen über die lange Zeit des Lockdowns den Kontakt zu manchen Kindern komplett verloren haben, darf uns nicht kaltlassen», betonte Grötsch. Er erinnerte daran, dass noch bis zum Dezember versprochen worden sei, dass Schulen nicht geschlossen würden und der Bereich der Bildung bei Lockerungen an erster Stelle komme. Nun müsse auch entsprechend gehandelt werden.
«Die Bund-Länder-Konferenz muss Präsenzunterricht für alle Kinder zur absoluten Priorität machen», sagte Grötsch. Auch Bayern müsse seine Hausaufgaben machen. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) müsse nun die notwendigen Öffnungskonzepte vorlegen. «Es kann doch nicht so schwer sein, speziell die Phase der Wiederöffnung mit von den Behörden koordinierten und organisierten Tests zu begleiten und abzusichern.» In allen Klassenzimmern brauche es Luftfilter, Konzepte für entzerrten Unterrichtsbeginn, Ideen für Ausweichräume und entsprechende Testkonzepte, bei denen die Organisation nicht an den überlasteten Schulen hängenbleibe.
Am Nachmittag wollen die Ministerpräsidenten der Länder wieder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten. Dabei geht es nicht nur um eine generelle Verlängerung des Lockdowns bis Ende März, sondern auch um Möglichkeiten, gewisse Bereiche wieder zu lockern.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in den vergangenen Tagen immer wieder vor übereilten Lockerungen gewarnt und zugleich für einen bundeseinheitlichen Weg geworben. Für Regionen mit stabil niedrigen Infektionszahlen stellte er dabei auch Öffnungen - etwa an Schulen - in Aussicht. Im Gegenzug sieht Söder aber auch den Bedarf für Verschärfungen, sollten die Infektionszahlen wieder steigen.
Söders Stellvertreter, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) forderte dagegen seit längerem umfassendere Öffnungen. «Einzelhandel, Außengastronomie, Dienstleistungssektor, Hotellerie sowie Kultur- und Veranstaltungsbranche wollen vor oder zu Ostern wieder öffnen können», sagte er. Nur wer Perspektiven sehe, halte seine Beschäftigten und investiere in sein Unternehmen. «Die Unternehmen brauchen einen Zeitplan für den Neustart im Frühling.»
02.03.2021
Landeselternrat sieht Zwei-Klassen-Gesellschaft bis Klasse sechs
Angesichts der englischen Mutante des Coronavirus mahnen Pandemiebekämpfer zu größter Vorsicht. Dennoch nehmen viele Kinder in Regionen mit Inzidenzen von über 50 am freiwilligen Präsenzunterricht teil. Denn Distanzunterricht gibt es für sie nicht mehr.
Schwerin (dpa/mv) - In den Schulen des Landes droht nach Einschätzung des Landeselternrats derzeit eine Ungleichbehandlung von Schülern in Klasse eins bis sechs. In Regionen mit einer Corona-Inzidenz von über 50 erhalten die Kinder neuerdings «freiwilligen Präsenzunterricht», wie ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Wer zu Hause bleibt - die Präsenzpflicht ist mit Blick auf die Pandemiebekämpfung aufgehoben -, bekommt keinen Distanzunterricht mehr wie vor den Winterferien, sondern lediglich «Aufgabenpakete». Ein Recht auf Distanzunterricht haben demnach nur noch chronisch kranke Kinder.
Für den Vorsitzenden des Landeselternrates, Kay Czerwinski, ist dieses Vorgehen hochproblematisch. «Das geht nicht, das Recht auf Bildung ist ein Grundrecht, das muss umgesetzt werden, bei allem Verständnis für Kapazitätsprobleme», sagte er. «Ich verstehe ja, dass Lehrer nicht beides leisten können: Eine halbe Klasse unterrichten und für die andere Hälfte Distanzunterricht organisieren.» Andere Wege müssten gefunden werden. Den Kindern, die zu Hause bleiben, drohe sonst eine «ganz klare Benachteiligung».
Czerwinski schlug vor, die Präsenzpflicht nicht zwingend bei einer Inzidenz von 50 aufzuheben. Auch andere Faktoren sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden, wie Krankenhauskapazitäten und die Art des Infektionsgeschehens. Werde sie doch aufgehoben, dann wäre aus seiner Sicht ein verbindlicher Wechselunterricht für alle Beteiligten besser als ein freiwilliger Präsenzunterricht, bei dem ein Teil der Kinder lediglich Aufgaben, aber keinen Distanzunterricht bekommt. Für die Kinder, die gerade keinen Unterricht haben, solle es eine Betreuung geben. So könnten die Gruppen verkleinert und das Ansteckungsrisiko könne ohne Benachteiligung einer ganzen Gruppe verringert werden.
Der Sprecher des Bildungsministeriums betonte, der Schwerpunkt im freiwilligen Präsenzunterricht solle auf dem Festigen und Üben von bereits Erlerntem liegen. Die Fraktionsvorsitzende der oppositionellen Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, verlangte, dass sichergestellt wird, dass Kinder, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, an denselben Aufgaben arbeiten können wie die Kinder im Klassenzimmer. «Es ist auch deshalb allerhöchste Zeit, dass die Videoschalte auf der Lernplattform itslearning funktioniert, damit die Kinder via Bildschirm dem Unterricht folgen können», sagte sie. «Nur so ist Chancengleichheit gewährleistet.»
Am Montag waren nach Angaben des Bildungsministeriums landesweit 62,3 Prozent der Grundschüler in der Schule. In den Klassen fünf und sechs waren es 58,6 Prozent. Präsenzpflicht besteht nur in der Stadt Rostock und im Landkreis Vorpommern-Rügen, wo die Inzidenz unter 50 liegt.
Weitere Schulöffnungen geplant - Tests für Schülerinnen und Schüler
Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen sollen voraussichtlich bald wieder zum Unterricht gehen. Wann genau, ist offen. Möglicherweise können sie sich regelmäßig testen lassen.
Berlin (dpa) - Die Länder haben weitere Schulöffnungen angekündigt. Der an Grundschulen begonnene Wechsel- oder Präsenzunterricht soll auf weitere Jahrgänge ausgeweitet und intensiviert werden. Das beschlossen die Bildungsministerinnen und -minister in der Kultusministerkonferenz nach einer Mitteilung von Dienstag. Geöffnet werden soll, «sofern es die Infektionslage weiterhin zulässt». Daten werden in dem Beschluss nicht genannt. Bereits bisher gingen die Länder unterschiedlich bei Teilöffnungen der Schulen vor. Nun hieß es ausdrücklich, regional solle es Abweichungen geben können.
Ein vorläufiger Beschlussentwurf für die Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Mittwoch sieht zudem vor, «dass das Personal in Schulen und Kinderbetreuung sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von (...) kostenlosen Schnelltests einschließlich einer Bescheinigung über das Testergebnis erhalten». Angeboten werden sollen mindestens ein oder zwei solcher Tests pro Woche. Bei diesen Tests werden durch geschultes Personal Abstriche tief in der Nase sowie im Rachen gemacht. Die Aussagekraft bei einem negativen Ergebnis ist nur für einige Stunden hoch.
Am 22. Februar hatten in zehn Ländern wieder Grundschulen aufgemacht - für Wechselbetrieb mit halben Klassen, die abwechselnd zur Schule kommen, oder auch Vollbetrieb mit festen Gruppen, teilweise mit Maskenpflicht auch im Unterricht. In manchen Ländern blieb es Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder schicken. «Die Öffnung der Grundschulen ist insgesamt gut gelungen», sagte die KMK-Präsidentin und brandenburgische Ministerin Britta Ernst (SPD).
Für ältere Schüler und Jugendliche gilt bisher weiter Fernunterricht, außer bei Abschlussklassen.
Die Bildungsministerinnen und -minister zitieren nun das Robert Koch-Institut (RKI) mit der Aussage, dass Schülerinnen und Schüler in der Pandemie eher nicht als «Motor» eine größere Rolle spielten. Tatsächlich hatte das RKI in einer Studie festgestellt, «dass Schülerinnen und Schüler eher nicht als "Motor" eine größere Rolle spielen, aber dass die Häufigkeit in einer engen Beziehung zur Inzidenz in der Gesamtbevölkerung steht».
Das RKI hatte einen bestimmten Zeitraum untersucht. In diesem gab es Ausbrüche an Schulen. Die Hälfte der Ausbrüche an Schulen habe sich auf den jeweiligen Jahrgang oder die Klasse beschränkt. Das Risiko, in einen Ausbruch involviert zu sein, sei unter allen 6- bis 20-Jährigen bei den Kindern bis 10 am Kleinsten gewesen. Das Krankheitsrisiko bei weiterführenden Schulen ist laut einer vom RKI zitierten Studie höher als bei Schulen mit Jüngeren. Risiken für Ausbrüche gehen der RKI-Erhebungen zufolge überwiegend von Lehrkräften aus. Diese seien bei etwa der Hälfte der Ausbrüche bei den 6- bis 10-Jährigen der vermutete Primärfall.
Die KMK fordert durch den Bund zu finanzierende flächendeckende Testmöglichkeiten für das an Schulen tätige Personal - für Schülerinnen und Schüler aber nur «perspektivisch». Der vorläufige Entwurf für die Bund-Länder-Runde an diesem Mittwoch hingegen sieht vor, dass die Test durch die Länder sichergestellt werden.
Der Verband der Kinder- und Jugendärzte hatte flächendeckende Tests an Schulen und Kitas abgelehnt. Er begründete das mit der Behauptung, dass zu viele falsch negative und falsch positive Ergebnisse zu erwarten seien. Alle erwachsenen Personen mit Kontakt zu den Kindern sollten ihrer Ansicht nach aber getestet werden. Bei den ersten zugelassenen Selbsttests müssen Wattestäbchen in die Nase eingeführt werden - aber nicht so tief wie bei den durch geschultes Personal durchzuführenden Schnelltests. Selbsttests sollen voraussichtlich ab kommender Woche verkäuflich sein.
Die Kultusminister machen außerdem Druck beim Impfen für Lehrkräfte. Nach den Grundschullehrkräften und Erzieherinnen soll ihrer Forderung nach das gesamte Schulpersonal vorrangig geimpft werden. Die Ständige Impfkommission hatte vorrangige Impfungen für Lehrkräfte generell abgelehnt. Sonst könnten eventuell zum Beispiel Menschen mit Krebs und anderen Erkrankungen später zum Zug kommen - Lehrkräfte mit Krankheiten könnten bereits vorrangig drankommen.
Die Länder sprachen sich für ein Förderprogramm zur Kompensation pandemiebedingter Lernrückstände aus.
Giffey plädiert für mehr Perspektiven für Kinder
Berlin (dpa) - Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) plädiert im Rahmen weiterer Öffnungen für mehr Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Krise. «Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder und Jugendliche jetzt ganz vorne in der Debatte um weitere Öffnungsschritte stehen müssen», sagte Giffey am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». Wenn man über Baumärkte, Flugschulen und Hundeschulen spreche, sollte man auch die Perspektive von Kindern in den Blick nehmen. «Es kann nicht sein, dass Hunde früher in die Schule gehen als Kinder und Jugendliche.»
Kinder und Jugendliche dürften nicht allein als Schüler, sondern müssten in ihrer ganzen Persönlichkeit betrachtet werden, sagte Giffey. Auch die Freizeit und das außerschulische Lernen sollten eine wichtige Rolle spielen, für Kinder- und Jugendeinrichtungen müsse es Öffnungsperspektiven geben. Schnell- und Selbsttests bieten nach Ansicht der Ministerin dabei eine große Chance. Neben Grundschullehrern und Erziehern in der Kita sollten auch die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe besser geschützt und so schnell wie möglich geimpft werden.
Wachsende Nachfrage nach Psychotherapien für Kinder- und Jugendliche
Die Corona-Pandemie hat die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert. Spielen, Feiern oder gemeinsam toben - alles, was Spaß macht, ist nicht erlaubt. Das bleibt laut Experten nicht ohne Folgen.
Mainz (dpa/lrs) - In der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Psychotherapien für Kinder und Jugendliche gewachsen. Die Zahl der Patientenanfragen sei in den entsprechenden Praxen in Rheinland-Pfalz im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 53 Prozent gestiegen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung. Die teilnehmenden 45 Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und Therapeuten verglichen dabei die Zahlen einer Januarwoche in diesem Jahr mit dem Vorjahreszeitraum.
«Seit Monaten fallen für Kinder und Jugendliche alle positiven Aktivitäten weg», sagt Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz. Ob Spielen, Feiern oder gemeinsame Hobbys - alles, was Spaß mache, könne nicht mehr stattfinden. Dazu komme die unklare schulische Situation mit einer sehr heterogenen Qualität des digitalen Unterrichts. Manche Familien könnten das gut unterstützen, andere hätten nicht diese Ressourcen.
Eines der größten Probleme seien die fehlenden sozialen Kontakte durch die Kita- und Schulschließungen, meint der Landesvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Christian Zainhofer. «Vor allem, weil ab einem gewissen Alter die maßgeblichen Entwicklungsimpulse nicht mehr von den Eltern kommen, sondern von Gleichaltrigen.» Und genau das fehle seit fast einem Jahr.
Das Konfliktpotenzial sei in allen Familien größer, erklärt Zainhofer. In Familien, in denen ohnehin Gewaltbereitschaft herrsche, verschlimmere sich jedoch die Situation, weil alle den ganzen Tag aufeinander hockten. Wo man sich früher aus dem Weg gehen konnte, kracht es jetzt.
«Besonders Sorgen machen uns die Familien, die nicht so gute soziale und finanzielle Ressourcen haben», erläutert Maur. Früher seien sie noch durch niedrigschwellige Angebote angesprochen worden, die aber seien jetzt geschlossen. Einige Jugendliche seien auch für Sozialarbeiter oder Lehrer nicht mehr erreichbar und an Homeschooling nähmen sie nicht teil, berichtet der Vorsitzende des Landesjugendrings Rheinland-Pfalz, Volker Steinberg. «Man weiß daher nicht genau, was in den Familien vorgeht.»
Dazu kommt: Die Kinder leiden darunter, für ihre Familie ein Risikofaktor zu sein, wenn sie in überfüllten Bussen sitzen und in enge Klassenzimmer müssen, wie Steinberg erläutert. «Das stresst Kinder und Jugendliche maximal», konstatiert der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Rheinhessen-Fachklinik in Mainz, Michael Huss.
Erste Folgen sind spürbar. In den psychotherapeutischen Praxen für Kinder und Jugendliche im Land seien ebenso ein Anstieg der Anfragen zu verzeichnen wie auch viele Rückfälle oder Verschlechterungen bereits bestehender Krankheitsbilder und Probleme, berichtet Kammer-Präsidentin Maur. Teilweise stagnierten Behandlungen, weil Hilfsangebote etwa zum Berufseinstieg fehlten. Auch die Anfragen bei Hilfsangeboten wie der Nummer gegen Kummer oder dem Elterntelefon haben laut Zainhofer zugenommen.
Die Mainzer Rheinhessen-Fachklinik verzeichnete vor allem in der zweiten Welle der Corona-Pandemie einen ähnlichen Trend. Die Belegung in der Abteilung sei nicht eingebrochen, der Schweregrad der Erkrankung habe deutlich zugenommen, berichtet Chefarzt Huss. «Der Druck auf die Kinder und Jugendlichen ist gestiegen.» Dass sie sich trotz der coronabedingt höheren Hemmschwelle hätten einweisen lassen, zeige, dass sie es nicht mehr anders ausgehalten hätten. Symptome seien neben Depressionen auch Zukunftsängste oder selbstverletzendes Verhalten und psychosomatische Beschwerden.
Im Schnitt sei in den Praxen mit einer Wartezeit von 20 Wochen zu rechnen, sagt Maur. Die schnellste Lösung, um diese zu verringern, sei das Prinzip der Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Sie müssten unter bestimmten Voraussetzungen eine Behandlung in Privatpraxen bezahlen. «Das ist zwar gesetzlich verankert, seit vielen Jahren machen das die Kassen aber nur noch sehr selten.» Zudem müssten bestehende niedrigschwellige Angebote gestärkt werden - denn «nicht jedes Kind braucht Psychotherapie». Dazu zählten Schulsozialarbeit, Schulpsychologen und Psychologinnen, Jugendhilfe, Beratungsstellen sowie Freizeitangebote vor Ort.
Die Jugendverbände hätten digital aufgerüstet und könnten einigermaßen gut Kontakt halten, berichtet Steinberg. Dabei gehe es um digitale, aber zweckfreie Angebote zum Treffen. Wenn das Infektionsgeschehen es zulasse, seien reale Treffen dringend notwendig. «Wir tun unser Bestes, um immer weitere Formate zu finden.»
Doch die Corona-Pandemie hat nicht nur Nachteile für Kinder und Jugendliche. Zum einen lernten sie aus der jetzigen Situation, meinen die Expertinnen und Experten. Zum anderen seien viele Kinder und Jugendliche auch wegen schulischer Schwierigkeiten wie Leistungsängsten oder Mobbing in Behandlung, erklärt Maur. Schule könne eben auch ein großer Belastungsfaktor sein. «Im Frühjahr 2020 blühte die Hälfte der Patienten auf und war entspannt», sagt die Psychologische Psychotherapeutin.
Für Kinder und Jugendliche mit sozialen Phobien sei das Homeschooling zunächst eine maximale Entlastung, erläutert Huss. Auch Kinder mit autistischen Zügen seien zu Beginn richtig erleichtert gewesen. «Die Welt war auf ihre Bedürfnisse besser zugeschnitten.» Wer zum Beispiel immer rot werde, wenn er oder sie vor anderen rede, könne jetzt die Kamera ausschalten und werde nicht gesehen. «Später ist allerdings die Hemmschwelle, auf andere wieder zuzugehen, doppelt so hoch», weiß der Mediziner. Das soziale Training werde unterbrochen.
Maur und Steinberg fürchten, dass die Unterschiede in der Bildung noch sichtbarer werden könnten zwischen den Kindern mit guter Unterstützung und ohne. «Die Schere wird weiter aufgehen», meint der Vorsitzende des Landesjugendrings. Allerdings brauchen Kinder viel mehr als Bildung, darin sind sich die Expertinnen und Experten einig.
Es gelte zu analysieren, welche Aufgabe Schule wirklich habe, findet Huss. «Wie hoch ist der rein akademische Lernanteil, wie hoch ist der soziale interaktive Anteil?» Eine Erkenntnis der Pandemie: «Das Wichtigste für die Schule ist der direkte Kontakt und Austausch und den gilt es jetzt intensiv in den Mittelpunkt zu stellen.»
Ärzteverbände gegen flächendeckende Schnelltests für Schüler
Berlin (dpa) - Überlegungen in der Politik zu regelmäßigen Corona-Tests bei Schülern stoßen bei Medizinerverbänden auf Kritik. «Die zu erwartende hohe Zahl an falschen negativen und falschen positiven Ergebnissen würde aus unserer Sicht weit mehr Schaden anrichten als nutzen», sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Es bestehe «eine erhebliche Gefahr», dass die Hygienemaßnahmen nach negativen Testergebnissen nicht mehr eingehalten würden, weil sich die Schüler in falscher Sicherheit wögen. «Angesichts vieler falsch negativer Ergebnisse könnte das zu mehr Ansteckungen führen, als wenn nicht getestet würde; das wäre verheerend.» Auf der anderen Seite müssten Kinder bei falsch positiven Ergebnissen unnötig in Quarantäne.
Sein Verband hat mit den Gesellschaften für Pädiatrische Infektiologie, für Kinder- und Jugendmedizin und für Krankenhaushygiene eine entsprechende Stellungnahme verfasst, der der Zeitung vorliegt. Das Bundesgesundheitsministerium hält in einem Diskussionspapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, ein oder zwei Tests pro Woche für Schülerinnen und Schüler für sinnvoll.
Vor allem die unangenehmen Schnelltests mit Abstrich tief in der Nase oder im Rachen könnten bei häufiger Anwendung für junge Schulkinder sehr belastend sein, fürchten die Verbände dem Bericht zufolge. Statt «vorschnell und kontraproduktiv» alle Schulkinder zu testen, brauche es eine umfassende Strategie zum Einsatz von Testungen in Schulen. Dazu müsse gehören, das gesamte Personal, jeden zweiten Tag zu testen, also auch Mitarbeiter von Kantinen oder Fahrdiensten. Überdies sollten die Schnelltests auch künftig nur durch geschultes Personal erfolgen, bei Selbsttestungen drohten zu viele falsche Ergebnisse.
29.02.2021
Kinderärzte: Schulen und Kitas umgehend öffnen
Berlin (dpa) - Vor den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Pandemie fordern die Kinderärzte eine rasche Öffnung von Schulen und Kitas. «Auch nach dem Auftreten von Virusmutationen bleibt es dabei, dass Kinder und Jugendliche keine Treiber der Pandemie sind», sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag. «Deshalb können und müssen alle Schulen und die Kitas umgehend wieder geöffnet werden. Sie spielen im Infektionsgeschehen keine nennenswerte Rolle.»
Eine weitere Schließung der Schulen würde die Kollateralschäden für Kinder und Jugendliche massiv erhöhen, warnte Fischbach. Die psychischen, sozialen und emotionalen Beeinträchtigungen seien nach einem Jahr im Corona-Ausnahmezustand jetzt im zweiten Lockdown noch stärker als im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr. Neben Vereinsamung, Depression, aggressivem Verhalten und innerfamiliären Konflikten sei auch eine Zunahme der Fettleibigkeit aufgrund von Bewegungsmangel zu beobachten. «Je länger der Lockdown dauert, desto massiver werden aller Voraussicht nach die Langzeitfolgen sein», sagte Fischbach.
Der Kinderschutzbund plädierte für Unterricht in den Ferien und an Samstagen, um schulische Defizite aufzuholen. «Es geht um eine große gesellschaftliche Aufgabe, da erwarte ich, dass die Lehrkräfte offen dafür sind. Deren Verbände können sich nicht jedes Mal verweigern», sagte der Chef des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers dem «Spiegel». Lehrerinnen und Lehrer hätten zwar einen Urlaubsanspruch. «Aber Schulferien sind nicht gleichbedeutend mit Urlaub, das ist unterrichtsfreie Zeit. Ein kleiner Teil davon muss dann eben für den Unterricht genutzt werden», sagte Hilgers.
27.02.2021
Eisenmann fordert weitere Schulöffnungen ab 8. März
Mannheim (dpa/lsw) - CDU-Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann will trotz der wieder steigenden Corona-Zahlen auch die weiterführenden Schulen im Südwesten bald wieder öffnen. «Für die Schulen sollten wir uns zutrauen, ab 8. März die nächsten Schritte zu gehen. Und zwar in den Grundschulen, aber auch in den weiterführenden Schulen», sagte Eisenmann dem «Mannheimer Morgen» (Samstag). Eine umfassende Teststrategie mache auch hier schrittweise Öffnungen mit reduzierten Schülerzahlen im Schulgebäude möglich.
In den Grundschulen müsse es ebenfalls mit Hilfe von Schnelltests «baldmöglichst» wieder nur Präsenzunterricht geben, erklärte die Ministerin. Seit vergangenem Montag ist in den Grundschulen wieder abwechselnd Präsenz- und Fernunterricht möglich. Eisenmann sagte zudem: «Wir wollen auch an den weiterführenden Schulen mit Wechselunterricht einsteigen.» Auch da wollten die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern eine Perspektive. «Nichts ist so gut wie Präsenzunterricht.»
Eisenmann verwies auf die nächste Bund-Länder-Runde zur Corona-Politik am kommenden Mittwoch. «Wenn da Kontaktbeschränkungen gelockert werden, ergeben sich daraus neue Handlungsoptionen.» Der Lockdown sei notwendig gewesen. «Dazu stehe ich. Aber klar ist, dass wir jetzt bei den stabilen Werten und den neuen Testmöglichkeiten schrittweise öffnen können. Natürlich mit Auflagen.» Die CDU-Politikerin ergänzte: «Man muss aber abgewogen und vorsichtig vorgehen. Es wäre eine blanke Katastrophe, wenn wir jetzt öffnen und in ein paar Wochen wieder schließen müssten. Auch wer
auf Sicht fährt, fährt ja.»
26.02.2021
Ministerium stellt Masken für Brandenburgs Grundschullehrer bereit
Potsdam (dpa/bb) - Für mehr Sicherheit im Unterricht stellt das Bildungsministerium den Lehrern in den Brandenburger Grundschulen mehr Masken zur Verfügung. Das Ministerium werde neben den bereits beschafften FFP2-Masken umgehend auch die Beschaffung medizinischer Masken für die Lehrkräfte ermöglichen, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben von Staatssekretärin Ines Jesse und dem Hauptpersonalrat vom Freitag an alle Lehrer. Dabei gehe es um zwei kostenlose Masken pro Tag pro Lehrkraft für die nächsten zwölf Schulwochen. Wenn in Einzelfällen trotz verkleinerter Gruppen nicht genug Abstand gehalten werden könne, seien auch Abtrennungen aus Plexiglas möglich.
Seit vergangenem Montag sind die Grundschulen in Brandenburg wieder für den Wechselunterricht zwischen der Schule und zu Hause geöffnet. Der Hauptpersonalrat der Lehrkräfte hatte vor Risiken gewarnt, kostenlose Masken für alle Lehrer und Schüler und mehr Schnelltests gefordert. Er warnte auch vor personellen Engpässen. Das Ministerium und die Personalvertretung vereinbarten, dass ein Teil der Arbeitszeit von Lehrkräften für Fernunterricht genutzt werden soll, die wegen Vorerkrankungen nicht in der Schule voll eingesetzt werden können.
Hildburghausen schließt Schulen und Kindergärten ab Montag wieder
Hildburghausen/Erfurt (dpa/th) - Wegen hoher Corona-Infektionszahlen bleiben im Landkreis Hildburghausen Kindergärten und Schulen ab Montag (1. März) geschlossen. Das Landratsamt erließ am Freitag eine entsprechende Allgemeinverfügung. Der Inzidenzwert - also die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - lag am Freitag bei knapp 195, wie ein Sprecher der Kreisverwaltung sagte. Der Wert werde am Samstag die Marke von 200 überschreiten. Somit müssten Schulen und Kindergärten nach den in Thüringen geltenden Regeln geschlossen bleiben. Eltern könnten eine Notbetreuung für ihre Kinder in Anspruch nehmen.
In Thüringen waren Grundschulen und Kindergärten erst am vergangenen Montag wieder in den eingeschränkten Betrieb gegangen. Schon da öffneten sie aber nicht in allen Kreisen. Die Regeln besagen, dass Kitas und Schulen bei einer Inzidenz von mehr als 200 schließen müssen. Liegt der Wert zwischen 150 und 200 wird eine Schließung empfohlen, die Landkreise müssen aber selbst entscheiden, wie sie verfahren.
Im Saale-Orla-Kreis, wo die Inzidenz am Freitag mit einem Wert von 193 ebenfalls nahe an der kritischen Marke lag, sollen Schulen und Kitas dennoch «bis auf Weiteres» im eingeschränkten Regelbetrieb geöffnet bleiben. Landrat Thomas Fügmann (CDU) begründete dies mit den Schwierigkeiten für Eltern, am Wochenende noch kurzfristige Absprachen mit ihren Arbeitgebern zu treffen beziehungsweise Betreuungsmöglichkeiten zu organisieren. Auch die Umplanung in den Kitas und Schulen benötige Zeit, ebenso die des Schulbusverkehrs.
Unklar ist derzeit auch noch, in welchen Kreisen und kreisfreien Städten am Montag Schüler ab der siebten Klasse wieder in die Schulen zurückkehren können. Im Saale-Holzland-Kreis dürfen sie es wegen der hohen Inzidenz noch nicht, wie das Landratamt am Freitag mitteilte. Nach der aktuellen Verordnung dürfen Schüler ab der siebten Klasse erst dann wieder in die Schulen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz stabil eine Woche lang unter 100 liegt.
Schul-Präsenzpflicht im Landkreis Rostock schon wieder aufgehoben
Güstrow (dpa/mv) - Drei Tage nach der Rückkehr zum Normalunterricht für die Klassen eins bis sechs und die Abschlussklassen ist im Landkreis Rostock schon wieder Schluss damit. Weil die Corona-Inzidenz seit Mittwoch über dem Warnwert von 50 liegt, wird die Präsenzpflicht ab Montag wieder aufgehoben, wie eine Kreissprecherin am Freitag mitteilte. Die Schulen seien aber geöffnet, die Kinder bis Klasse sechs könnten betreut werden. Die Schulbusse fahren demnach auch. Die Situation sei wieder vergleichbar mit der vor den Winterferien.
Damit gibt es normalen Unterricht in der Schule für alle bis Klasse sechs vorerst nur noch im Landkreis Vorpommern-Rügen und in der Hansestadt Rostock, wo die Zahl der Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen unter 50 liegt. Auch für die Abschlussklassen gilt dort Präsenzpflicht.
Im Rest des Landes wird Distanzunterricht erteilt, die Kinder von Klasse eins bis sechs können aber in der Schule betreut werden. Den Abschlussklassen wird zur Prüfungsvorbereitung Präsenzunterricht angeboten, es gibt aber keine Pflicht zur Teilnahme. Ab Klasse sieben gilt landesweit Distanzunterricht.
Am Mittwoch waren knapp zwei Drittel aller Grundschüler des Landes in den Schulen (64,5 Prozent). In den Klassen fünf und sechs waren es 58,7 Prozent und in den Abschlussklassen 71,4 Prozent. Die Schulen sind derzeit unterschiedlich gefüllt: Während die Klassenstufen in den Regionen mit Präsenzpflicht bis zu 96,2 Prozent Schulbesuch verzeichneten, waren im Landkreis Vorpommern-Greifswald mit dem stärksten Infektionsgeschehen nur 26,4 Prozent der Grundschüler und 14,9 Prozent der Fünft- und Sechstklässler in der Schule. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim (keine Präsenzpflicht) gingen 64,3 Prozent der Grundschüler und 56,3 Prozent der Fünft- und Sechstklässler in die Schule.
Rheinland-Pfalz plant Wechselunterricht auch für ältere Schüler
Mainz (dpa/lrs) Das rheinland-pfälzische Kabinett will über weitere Öffnungen der Schulen entscheiden. Der Vorschlag sehe vor, dass die fünften und sechsten Klassen am 8. März und alle anderen Klassen ab 15. März in den Wechselunterricht gehen sollen, kündigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitagmorgen im Ältestenrat des Landtags an. Die Bildung habe oberste Priorität. Die Grundschulen sind seit Beginn dieser Woche bereits im Wechselunterricht, die anderen Klassen haben noch Fernunterricht. Mit einem Beschluss ist im Laufe des Tages zu rechnen.
25.02.2021
Neue Sitzenbleiben-Regel für Berliner Schüler - wegen Corona
Berlin (dpa) Viele Berliner Schüler dürfen das von Corona und Schulschließung geprägte Schuljahr 2020/21 wiederholen, wenn sie das wollen. Das Abgeordnetenhaus beschloss am Donnerstag eine entsprechende Gesetzesänderung. Sie betrifft Schüler in der Primarstufe sowie der Sekundarstufe I - also der Klassen 1 bis 10. Wenn sie das Schuljahr wiederholen wollen, müssen ihre Eltern einen schriftlichen Antrag bei den Schulleitern stellen. Verpflichtend vorgesehen ist ein Beratungsgespräch mit Schulvertretern. Bisher konnten Schüler nicht freiwillig sitzenbleiben. Nachteile sollen ihnen durch eine Wiederholung der Jahrgangsstufe nicht entstehen.
Kultusministerium erleichtert mittlere Abschlüsse in Corona-Krise
Hannover (dpa/lni) - Das Kultusministerium hat angesichts der Corona-Krise entschieden, dass es für die mittleren Schulabschlüsse in den Kernfächern dezentrale Abschlussprüfungen geben wird. Für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik werden außerdem die Termine für die schriftliche Prüfung verschoben, teilte das Kultusministerium am Donnerstag in Hannover mit. Die Prüfungen in der Sekundarstufe I finden nun am ursprünglich ersten Nachschreibetermin statt, somit erhalten die Schülerinnen und Schüler mehr Vorbereitungszeit.
Zudem wies das Ministerium darauf hin, dass die mündlichen Prüfungen freiwillig und nicht verpflichtend abzulegen seien. Damit könnten Schüler ihre Note im Rahmen einer Prüfung verbessern. Die Bewertung der Leistung in der freiwilligen mündlichen Prüfung bleibe aber unberücksichtigt, wenn aufgrund dieser Bewertung die Jahresnote schlechter als ausreichend lautet. Diese Regelung habe bereits im vergangenen Jahr gegolten und sich außerordentlich bewährt.
«Mit sicheren und fairen Prüfungen wahren wir Zukunftschancen für junge Menschen», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Es würden Abschlüsse vergeben, die keinen Corona-Makel hätten. «So verhindern wir, dass sich die Jugendlichen aus dem Abschlussjahrgang 2020/2021 rechtfertigen müssen und gegebenenfalls schlechtere Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben.» Für den Ablauf der Prüfungen schreibt das Ministerium strenge Hygienemaßnahmen vor.
Land Hessen will Sammel-Impftermine für Lehrer und Erzieher anbieten
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Land Hessen will für Grundschullehrer und Mitarbeiter in der Kindertagesbetreuung Sammeltermine für die Corona-Schutzimpfung anbieten. Kommunen und Schulleiter sollen den Bedarf erfassen und an das Schulamt weiterleiten, wie das hessische Innenministerium am Donnerstag mitteilte. Die Namen der Interessierten würden dann vom jeweiligen Staatlichen Schulamt an das örtlich zuständige Impfzentrum weitergeleitet. «Dieses organisiert die Sammel-Impftermine», teilte das Innenministerium weiter mit.
Das Personal in den Grund- und Förderschulen und in der Kindertagesbetreuung arbeite täglich eng mit Kindern zusammen, «die naturgemäß die Abstandsregeln nicht immer strikt befolgen oder teils auch von der Maskenpflicht befreit sind», teilten Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU), Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) und Kultusminister Alexander Lorz (CDU) gemeinsam mit. «Eine schnelle Impfung schützt nicht nur sie selbst, sondern zugleich auch die betreuten Kinder.» Sie appellierten an die Beschäftigten, das Angebot anzunehmen und sich impfen zu lassen.
Impfberechtigte Lehrer und Erzieher könnten sich auch individuell telefonisch oder online für Impftermine anmelden. Parallele Anmeldungen über das Schulamt und über das Portal sollten laut Innenministerium jedoch vermieden werden.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Hessen kritisiert, dass zunächst nur Grundschul- und Förderlehrer geimpft werden dürfen, nicht aber Lehrer an weiterführenden Schulen. «Denn während an Grund- und Förderschulen der enge Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern das größte Infektionsrisiko darstellt, sind es an weiterführenden Schulen die vielfältigen Kontakte, denen die Lehrkräfte in ständig wechselnden Lerngruppen ausgesetzt sind», teilte der Verband am Donnerstag mit. Vor allem für Verbundsschulen sei das Vorgehen nicht nachvollziehbar.
In Baden-Württemberg hingegen würden Lehrkräfte aller Klassen ein Impfangebot bekommen. Das führe dazu, dass ein Lehrer, der in Hessen eine fünfte Klasse unterrichte, aber in Baden-Württemberg wohne, geimpft werden könne. Sein Kollege, der in Hessen wohne, allerdings nicht. Das Nachbarland orientiere sich bei den Impfungen nämlich am Wohnort der Lehrkräfte, Hessen hingegen am Ort der Schule. «Das alles ist unlogisch, inkonsequent - schlicht ein Irrsin», teilte der Vorsitzende des VBE Hessen, Stefan Wesselmann, mit.
Dem hessischen Innenministerium zufolge zählen rund 70 000 Grundschullehrer und Erzieher zu den Impfberechtigten der zweiten Prioritätsgruppe. Insgesamt umfasst diese Gruppe demnach 1,5 Millionen Hessen.
Hamburger Schulen und Kitas sollen trotz hoher Corona-Zahlen öffnen
Vor zehn Tagen war schönstes Winterwetter - jeder Hügel in Hamburg wurde zum Rodeln genutzt, auf Abstand achtete nicht jeder im Winterwunderland. Nun gehen die Corona-Zahlen in die Höhe.
Hamburg (dpa/lno) - Trotz deutlich steigender Corona-Zahlen sollen Schulen und Kitas auch in Hamburg bald wieder öffnen. Am Freitag werde Schulsenator Ties Rabe (SPD) eine Teststrategie vorstellen, die eine Rückkehr zur Präsenzpflicht nach den Frühjahrsferien am 15. März ermöglichen solle, teilte seine Behörde am Donnerstag mit. Schon eine Woche früher könnten die Kitas aus dem Notbetrieb gehen - hier ist eine Entscheidung aber noch nicht gefallen. Unterdessen stieg die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg auf knapp 80. Weitere Lockerungen soll es erst ab einem stabilen Wert unter 35 geben.
Ein Wiederanfahren des Schulbetriebs nach den am Montag beginnenden zweiwöchigen Ferien war erwartet, das Datum aber bisher nicht konkret bestätigt worden. In Hamburg ist die Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler seit dem 16. Dezember aufgehoben. Der Senat hatte immer betont, dass Kitas und Schulen bei Corona-Lockerungen Priorität hätten.
Die Kitas wurden von der Sozialbehörde aufgefordert, sich auf eine Rückkehr aus der Notbetreuung noch während der Ferien vorzubereiten. Öffnungsschritte würden von der Entwicklung der Infektionen abhängig gemacht, heißt es in einem Schreiben an die Einrichtungen vom Mittwoch, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Die erweiterte Notbetreuung wird deshalb mindestens bis zum 07.03.2021 fortgesetzt.» Jeder weitere Öffnungsschritt werde auch hier durch eine Teststrategie begleitet. Ob es am 8. oder am 15. März losgeht, soll dem Vernehmen nach am kommenden Montag feststehen.
Angesichts der Zahlen dürften weitere Lockerungen wie Ladenöffnungen für Hamburg aber in weite Ferne rücken: Am Mittwoch kamen 343 neu nachgewiesene Corona-Infektionen hinzu - 97 Fälle mehr als am Vortag und 148 mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - stieg den vierten Tag in Folge auf nunmehr 79,7. Vor einer Woche hatte dieser Wert noch bei 68,1 gelegen.
In der Gesundheitsbehörde sieht man einen Zusammenhang zwischen den steigenden Corona-Zahlen und dem Rodel-Vergnügen vor knapp zwei Wochen, dem sich viele Hamburgerinnen und Hamburger bei kalt-trockenem Wetter hingegeben hätten, wie Sprecher Martin Helfrich der dpa sagte. «Es gibt durchaus Anhaltspunkte, dass wir das jetzt auch in den Neuinfektionszahlen sehen.»
Und auch die inzwischen frühlingshaften Temperaturen locken die Menschen weiter auch in großen Gruppen ins Freie. 268 Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Verstoßes gegen Corona-Regeln leitete die Hamburger Polizei binnen 24 Stunden bis Donnerstagmorgen ein - zumeist gegen Jugendliche und junge Erwachsene, die Abstandsregeln nicht eingehalten hätten, wie eine Sprecherin sagte. Gruppen mit jeweils mehr als 150 Personen seien der Polizei von Anwohnern oder Passanten im Jenischpark, am Jungfernstieg und im Park Fiction am St. Pauli Fischmarkt gemeldet worden.
Ab Samstag soll in Hamburg eine verschärfte Maskenpflicht gelten, die eine medizinische Mund-Nase-Bedeckung überall dort vorschreibt, wo Abstände aufgrund vieler Besucher nicht eingehalten werden können, etwa an Alster und Elbe und in den Parks. Die Polizei kündigte Kontrollen an. «Vor allem diese definierten Bereiche werden wir am Wochenende im Fokus behalten, sind aber auch im gesamten Stadtgebiet unterwegs», sagte die Sprecherin.
Nicht regelkonform versucht auch so mancher, an eine Impfung im Zentralen Impfzentrum in den Messehallen zu gelangen. In rund 200 Fällen hätten dort allein in der vergangenen Woche Impfwillige abgewiesen werden müssen, obwohl sie einen Termin hatten, sagte Helfrich. Grund seien falsche Angaben bei der Terminvereinbarung gewesen. So seien in 35 Prozent der Fälle die Betroffenen noch keine 80 Jahre alt gewesen.
Zwar müsse man bei der Online-Anmeldung versichern, dass man laut Impfverordnung berechtigt ist. Die Überprüfung finde jedoch erst im Impfzentrum statt. «Das Personal ist angewiesen, Personen, die derzeit nicht impfberechtigt sind, abzuweisen», sagte er. 22 Prozent und damit ein gutes Viertel der Impf-Schummler hätte den Hauptwohnsitz außerhalb Hamburgs gehabt. «In 19 Prozent der Fälle war ein fehlender, unzureichender oder nicht glaubhafter Tätigkeitsnachweis der Grund für die Ablehnung. In 9 Prozent der Fälle hatten die Personen angegeben, zum impfberechtigten medizinischen Personal zu gehören, ohne das nachweisen zu können.»
Keine Algorithmen: Britische Regierung zieht Lehren aus Noten-Fiasko
London (dpa) - Nach einem gescheiterten Versuch mit Algorithmen will die britische Regierung Lehrkräften wieder die volle Verantwortung über Schulnoten in der Pandemie übertragen. «Wir vertrauen den Urteilen der Lehrer. Sie sind die Menschen, die ihre Schüler am besten kennen», sagte Schulstaatssekretär Nick Gibb am Donnerstag der BBC. Bildungsminister Gavin Williamson hatte zuvor klargestellt, dass keine Algorithmen mehr bei der Benotung zum Einsatz kommen sollten. «Es ist wichtig, dass die Schüler Vertrauen haben, dass sie die Note bekommen, die ihre Arbeit wahr und gerecht abbildet», so Williamson im Londoner Unterhaus.
Im vergangenen Jahr hatte es große Aufregung in Großbritannien geben, als Tausende Schülerinnen und Schüler schlechtere Abschlussnoten im Abitur und bei Zwischenprüfungen (GCSE) bekommen sollten, die von einem Algorithmus auf Basis von Lehrer-Einschätzungen errechnet worden waren. Schließlich war die Regierung zurückgerudert.
Stattdessen sollen in diesem Jahr Lehrer auf der Basis von freiwilligen Tests und Erfahrungen im Unterricht Abschlussnoten geben, auch wenn wegen der Pandemie wie im Vorjahr keine echten Abschlussprüfungen stattfinden werden. Die Lehrenden bekämen eine Leitlinie von Prüfungsausschüssen und Ratschläge, wie sie die Noten am fairsten und nachvollziehbarsten vergeben könnten, kündigte Williamson an.
Die von den Lehrkräften vergebenen Noten sollen früher veröffentlicht werden als üblich, damit die Schülerinnen und Schüler ausreichend Zeit haben, um mögliche Beschwerden einzureichen. Kritiker bemängeln, dass der nun gewählte Ansatz entweder zu einer im Schnitt zu großzügigen Benotung oder zu einer großflächigen Anfechtung der Noten führen könne.
Bayern senkt Klausuranforderungen für Schüler der elften Klassen
München (dpa/lby) - Wegen der Corona-Krise müssen die Schüler der elften Klassen in Bayern in diesem Schuljahr pro Fach nur eine Klausur schreiben. «Wir sichern trotz Corona die hohe Qualität des bayerischen Abiturs und Fachabiturs. Wichtig ist mir aber auch, dass wir eine Ballung von Schulaufgaben und Klausuren in den Präsenzphasen vermeiden», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München. Dies sei auch deswegen notwendig, weil sich die 11. Klassen an Gymnasien und Fachoberschulen derzeit noch vollständig im Distanzunterricht befänden.
Bei den Schulaufgaben sieht die Neuregelung vor, dass im gesamten Schuljahr eine Klausur pro Fach geschrieben werden muss. Wenn im ersten Halbjahr bereits eine Schulaufgabe geschrieben wurde, muss im zweiten Halbjahr keine weitere mehr erbracht werden. Die im gesamten Schuljahr 2020/21 erbrachten Leistungen können als Ergebnis für das erste wie für das zweite Schulhalbjahr gewertet werden.
Für den Abiturjahrgang 2021, der bereits seit 1. Februar meist im Wechselunterricht zurück an den Schulen ist, hatte Piazolo bereits die Abiturtermine verschoben und die Zahl der Schulaufgaben im zweiten Halbjahr reduziert – Klausuren finden hier nur noch in den schriftlichen Abiturfächern statt.
Auch für die 12. und 13. Klasse der Beruflichen Oberschulen seien nun auch die Vorgaben für die sogenannten sonstigen Leistungsnachweise angepasst worden. Hier seien coronabedingt in Ausnahmefällen auch etwa nur zwei rein mündliche Leistungsnachweise pro Halbjahr ausreichend. «Trotz Corona wird es ein faires und qualitativ hochwertiges Abitur bzw. Fachabitur geben», sagte Piazolo.
Erzieher und etliche Lehrer können sich Impftermine besorgen
Erfurt (dpa/th)Beschäftigte in Thüringer Kindergärten sowie an Grund- und Förderschulen können sich ab Donnerstag einen Impftermin im Internet besorgen. Hintergrund ist die Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums, dass diese Gruppen nun doch früher geimpft werden können als ursprünglich vorgesehen. In Thüringen soll es nach den Plänen des Gesundheitsministeriums und des Bildungsministeriums zwei spezielle Impftermine für das betroffene Personal geben: Am kommenden Sonntag und den Sonntag eine Woche später. Insgesamt seien rund 10 000 Impfdosen bereitgestellt, hieß es. Betroffene sollen eine Bestätigung vom Arbeitgeber bekommen, dass sie in den Einrichtungen arbeiten und damit impfberechtigt sind.
24.02.2021
Keine blauen Briefe im Corona-Jahr - Freiwilliges Sitzenbleiben
Im zweiten Corona-Schuljahr gibt es gute und schlechte Nachrichten für die Schüler: Im Briefkasten werden keine blauen Briefe liegen. Aber aus dem Schneider sind die Schwächeren damit nicht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Schüler in Nordrhein-Westfalen müssen am Ende dieses zweiten Corona-Schuljahres keine «blauen Briefe» fürchten. Es würden keine Schreiben zu gefährdeten Versetzungen verschickt, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch. Anders als im vergangenen Schuljahr können leistungsschwache Schüler aber trotzdem sitzenbleiben. Es werde am Ende des Schuljahres «Versetzungsentscheidungen» geben, sagte die Ministerin. Zugleich würden aber erweiterte Nachprüfungsmöglichkeiten geschaffen. Schüler könnten eine Klasse auch freiwillig wiederholen, ohne dass das auf die maximal zugelassene Verweildauer an der Schule angerechnet werde.
Die Maßnahmen sind im Bildungssicherungsgesetz 2021 enthalten, das vom Kabinett beschlossen wurde und nun in die Verbändeanhörung geht. Mit dem Gesetz sollen laut Gebauer «faire und gerechte Bedingungen in Pandemie-Zeiten» ermöglicht werden. Den Schülerinnen und Schülern sollten auch in diesem Jahr durch die Pandemie keine Nachteile für ihre Bildungs- und Berufswege entstehen.
Am Ende der Erprobungsstufe nach Klasse 6 sollen dieses Jahr nach Beratung durch die Schule ausnahmsweise die Eltern entscheiden können, ob ihr Kind eine Ehrenrunde dreht oder die Schulform wechselt. Die Klassenkonferenz soll trotzdem eine Aussage dazu treffen, ob ein Schüler an der gewählten Schulform bleiben kann.
Für die zentralen Prüfungen in Klasse 10 (ZP 10) in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen werden in diesem Schuljahr wieder landeseinheitliche Aufgaben gestellt. Die Rückkehr in den Präsenzunterricht für die Abschlussklassen seit einigen Tagen ermögliche «eine angemessene Prüfungsvorbereitung», sagte Gebauer. Die Prüfungen beginnen ab dem 19. Mai.
Vergangenes Jahr war auf zentrale ZP 10-Prüfungen verzichtet worden. Stattdessen hatten Lehrkräfte Klassenarbeiten schreiben lassen. An den Gymnasien jedoch wird es wie schon vergangenes Jahr am Ende der zehnten Klasse erneut keine zentralen schriftlichen Prüfungen geben.
Bereits beschlossen hatte die Landesregierung, dass die Abiturprüfungen in NRW um neun Tage vom 14. April auf den 23. April verschoben werden und die Aufgabenauswahl erweitert wird. In diesem Zeitraum findet für die Prüflinge kein regulärer Unterricht statt. Außerdem gibt es Nachschreibetermine für Schüler, die an drei unmittelbar aufeinander folgenden Tagen einer Kalenderwoche Klausuren schreiben müssen. Die externe Zweitkorrektur entfällt wie auch vergangenes Jahr. Es gibt aber eine interne Zweitkorrektur.
Die NRW-Maßnahmen entsprechen laut Gebauer den Beschlüssen der Kulturministerkonferenz (KMK). Alle Bundesländer hatten sich darauf verständigt, Abschlüsse auch in diesem Corona-Jahr auf Basis von Prüfungen zu vergeben. Es sei wichtig zu erkennen, ob Leistungen erbracht worden seien oder nicht, sagte Gebauer. Ihr Staatssekretär Mathias Richter sagte, es habe genug Präsenzunterricht gegeben, so dass Leistungen entsprechend bewertet werden könnten.
Nach wochenlangen Schulschließungen in NRW im Corona-Lockdown dürfen seit Montag Grund- und Förderschüler sowie Schüler aus Abschlussklassen und Berufskollegs in NRW unter verschärften Schutzvorkehrungen wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Für die Primarstufe gibt es Wechselmodelle aus Distanz- und Präsenzunterricht in halbierter Klassenstärke. Die Abschlussjahrgänge dürfen hingegen in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden. Die Klassen 5 bis 9 oder 10 sind weiter im Distanzunterricht.
Die Landeselternschaft der Gymnasien forderte täglichen Präsenzunterricht für alle Klassen in NRW. Mit einer Reduzierung der Unterrichtsstunden sowie Verteilung auf Vor- und Nachmittage wäre das möglich, sagte die Verbandsvorsitzende Jutta Löchner. Trotz der coronabedingten Probleme spricht sich auch die Elternschaft dagegen aus, die Schüler - wie im Vorjahr - wieder automatisch zu versetzen.
Eine aktuelle Umfrage habe dennoch alarmierenden Handlungsbedarf zutage gefördert: Demnach erwarten mehr als 40 Prozent der über 41 000 Eltern, die geantwortet haben, mittelgroße bis schwerwiegende Wissenslücken durch den eingeschränkten Unterricht in der Corona-Pandemie.
Unter den 224 Gymnasialdirektoren, die im Januar ebenfalls an einer Befragung der Elternschaft teilgenommen hatten, sieht nur eine Minderheit keine coronabedingten Lernlücken. 22 Prozent der Direktoren sehen sich nicht in der Lage, Schüler und Eltern am Ende der 6. Klasse zuverlässig über einen angemessenen Schulwechsel zu beraten. Die Landeselternschaft fordert daher, die Erprobungsstufe bis auf weiteres auf Klasse 7 auszudehnen. Jeder zehnte Schulleiter sieht die Aussagekraft der Abiturzeugnisse 2021 kritisch.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, kritisierte, mit dem jetzt vorgelegten Gesetzentwurf sei die Ministerin «mal wieder viel zu spät». Die Regelungen seien zudem unzureichend. «Wir plädieren dafür, dass die Abiturientinnen und Abiturienten in diesem Jahr die Möglichkeit für einen Freischuss haben sollen, um ihnen die Sorgen und den Stress vor den anstehenden Prüfungen zu nehmen.» Die aktuelle Situation sei schon belastend genug.
Landesschülerrat fordert vor Schulstart Schnelltests für Schüler
Magdeburg (dpa/sa) - Wenige Tage vor der Rückkehr zum Präsenzunterricht für alle Jahrgänge dringt der Landesschülerrat auf Corona-Schnelltests für Schülerinnen und Schüler. Es müsse eine intensive Teststrategie aufgebaut werden, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Felix Schopf, am Mittwochnachmittag bei einer Online-Diskussion der SPD-Fraktion. Dabei seien sowohl Selbsttests für zu Hause denkbar wie Schnelltests durch medizinisches Fachpersonal. Zudem sollten die Kinder und Jugendlichen Schutzmasken gestellt bekommen statt sie privat zu besorgen. «Viele gehen schon mit einem mulmigen Gefühl in die Schule», sagte Schopf weiter.
Am Montag endet überall außer im Burgenlandkreis der monatelange Notbetrieb und es gibt wieder Präsenzunterricht für alle Klassenstufen. An Grundschulen lernen die Klassen in festen Räumen mit fest zugeteilten Lehrkräften. Zudem wird die Präsenzpflicht aufgehoben. Ältere Jahrgänge werden in Gruppen geteilt und lernen abwechselnd in der Schule und mit Aufgaben zuhause. Zudem gelten Abstands- und Hygieneregeln.
Für die Lehrkräfte hat das Land als Arbeitgeber zudem mehr als 480 000 Schutzmasken sowie 110 000 Schnelltests zur Verfügung gestellt. Für die Schülerinnen und Schüler gibt es noch keine Schnelltests.
Am Mittwoch genehmigte der Bund die ersten drei Corona-Tests, die jeder selbst anwenden kann. Sie sollen bald in Apotheken und im Handel verfügbar sein. Bisher war dafür geschultes Personal nötig. Jetzt müsse geprüft werden, ob diese Selbsttests für den flächendeckenden Einsatz bei Schülerinnen und Schülern zum Einsatz kommen können, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. «Wir warten hoffnungsvoll auf die Entscheidung der Behörden.»
Auch SPD-Fraktionschefin Katja Pähle verwies bei der Online-Diskussion mit dem Landesschülerrat auf bestehende Hürden bei Schnelltests für Schülerinnen und Schüler. Bei Minderjährigen müssten solche Tests von den Eltern genehmigt oder von diesen bei ihren Kindern selbst vorgenommen werden, sagte Pähle. Das sei bei den herkömmlichen Tests mit einer unangenehmen Probenname im Rachenbereich unpraktikabel. Besser seien Spuck- und Gurgeltests, die Schülerinnen und Schüler selbst anwenden könnten, so Pähle.
Hamburgs Schüler können Klassen wegen Corona freiwillig wiederholen
Hamburg (dpa/lno) - Wegen der langen durch die Corona-Pandemie verursachten Fehlzeiten an den Schulen können Hamburgs Schüler die Jahrgangsstufe nun freiwillig wiederholen. Die Schulbehörde habe das in der Hansestadt seit Jahren geltende sogenannte Verbot des Sitzenbleibens für dieses Schuljahr aufgehoben. «Nach den langen Schulschließungen wird es nicht immer gelingen, dass Schülerinnen und Schüler wieder Anschluss an ihre Lerngruppe finden», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Mittwoch. Daher sollen freiwillige Klassenwiederholungen im kommenden Schuljahr großzügig zugelassen werden, wenn sie pädagogisch sinnvoll und erforderlich seien.
Bisher ist das Wiederholen einer Klasse nur im Ausnahmefall etwa bei einer besonders großen Belastung wie einer langen Krankheit oder der Scheidung der Eltern möglich. Diese Einschränkung entfalle nun. Es werde grundsätzlich angenommen, dass die Corona-Pandemie eine große Belastung sei. Ob nun ein Wiederholen des Schuljahres oder der Verbleib in der Klasse für das Kind oder den Jugendlichen besser ist, entscheidet den Angaben zufolge die jeweilige Schule allein. Das gelte auch für die Jahrgangsstufe 10. Die Wiederholung einer Jahrgangsstufe in der gymnasialen Oberstufe werde wegen der besonderen Umstände in diesem Schuljahr nicht auf die Verweildauer angerechnet.
Ernst hofft auf offene Schulen bis Ostern - Expertentisch abgelehnt
Kinder und Jugendliche leiden unter den Schulschließungen, Corona-Kontaktbeschränkungen und fehlenden Freizeitangeboten am meisten - so weit sind sich alle Fraktionen im Landtag einig. Doch bei der Suche nach Gegenmaßnahmen herrscht weiter großer Streit.
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) setzt darauf, trotz der Corona-Pandemie alle Schulen im Land bis Ostern wieder öffnen zu können. «Es ist gut, dass die Grundschulen wieder geöffnet sind - das ist ein erster entscheidender Schritt, die Rahmenbedingungen für unsere Kinder und Jugendlichen zu verbessern», sagte Ernst am Mittwoch in der Aktuellen Stunde des Landtags. Diesem Schritt müssten aber schnell weitere folgen, betonte Ernst. «Ich hoffe, dass im Laufe des März auch die weiterführenden Schulen im Wechselunterricht wieder öffnen können und dass Jugendangebote und Sport im Freien wieder möglich wird.»
Die Linke-Fraktion hatte die Aktuelle Stunde zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen beantragt. Denn nach verschiedenen Studien hätten bei dieser Gruppe Depressionen, psychosoziale Störungen und Folgen von Bewegungsmangel deutlich zugenommen, betonten Redner aller Fraktionen.
Die Abgeordnete Kathrin Dannenberg forderte für die Linke-Fraktion einen Expertentisch zur Bildung, in dem Vertreter von Verbänden und Wissenschaftler die besten Konzepte für die Bewältigung der Lernrückstände und anderer Probleme erarbeiten sollten. Dies lehnten die rot-schwarz-grünen Koalitionsfraktionen jedoch ab. Ernst und der CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann wiesen darauf hin, dass es regelmäßige Beratungen mit Experten sowie mit dem Landeseltern- und Landesschülerrat zu Maßnahmen wie Wechselunterricht in der Schule und zu Hause oder Abschlussprüfungen gebe.
Der AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch verwies darauf, dass sich laut Studien die effektive Lernzeit der Kinder im Distanzunterricht halbiert habe. «Schon vor der Pandemie war es um die Bildung in Brandenburg nicht gut bestellt - können Sie sich vorstellen, wie es nun aussieht?», fragte er. Hohloch forderte von Ernst neue Ansätze für das laufende Schuljahr und darüber hinaus. Dabei müsse sich der Unterricht auf die Kernfächer konzentrieren und auch Samstagsunterricht zur Aufarbeitung der Lernrückstände eingeführt werden. Der entsprechende Antrag der AfD wurde vom Landtag abgelehnt.
Angenommen wurde der Antrag der Koalitionsfraktionen, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, freiwillige pädagogische Angebote zum Abbau der Lernrückstände und entsprechende Angebote in den Ferien zu finanzieren. Außerdem sollen studentische Assistenten in den Schulen bis Ende des Jahres weiter beschäftigt werden.
Nach Angaben des Bildungsministeriums sind alle 485 Primarschulen in öffentlicher Trägerschaft am Montag erfolgreich in den Wechselunterricht gestartet. Gut die Hälfte der Schulen habe sich entschieden, die auf maximal 15 Schüler reduzierten Lerngruppen an bestimmten Wochentagen wechselweise in der Schule und zu Hause zu unterrichten. Knapp 47 Prozent der Schulen entschieden sich für einen wochenweisen Wechsel, und fast 3 Prozent organisierten ein Schichtmodell mit Unterricht am Vormittag oder am Nachmittag.
Gymnasialeltern fordern Präsenzunterricht für alle: Eltern «am Limit»
Frustrierte Schüler, Mütter und Väter «am Limit» - die Landeselternschaft der Gymnasien fordert intelligente Wege, um alle Schüler schnellstens aus der Isolation zurück in die Klassen zu holen. Eine Befragung zeigt dringenden Handlungsbedarf.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Landeselternschaft der Gymnasien fordert täglichen Präsenzunterricht für alle Klassen in Nordrhein-Westfalen. Mit einer Reduzierung der Unterrichtsstunden sowie Verteilung auf Vor- und Nachmittage wäre das möglich, sagte die Verbandsvorsitzende Jutta Löchner am Mittwoch in Düsseldorf.
Eine aktuelle Umfrage der Landeselternschaft habe alarmierenden Handlungsbedarf zutage gefördert: Demnach erwarten mehr als 40 Prozent der über 41 000 Eltern, die geantwortet haben, mittelgroße bis schwerwiegende Wissenslücken durch den eingeschränkten Unterricht in der Corona-Pandemie.
Fast 30 Prozent der Eltern mit Kindern im 5. Jahrgang gaben an, sich «nahe am Limit» zu fühlen. Rund 40 Prozent beantworteten die Frage «Wie geht es ihrem Kind?» mit: «Frustriert, die fehlenden Sozialkontakte setzen meinem Kind zu» oder mit «nicht gut». 1,6 Prozent der Eltern wollen sich sogar ärztliche oder psychologische Hilfe für ihre Kinder suchen.
Hochgerechnet auf eine halbe Million Gymnasiasten in NRW seien Tausende Kinder betroffen, bilanzierte die Landeselternschaft. «Wir können es uns nicht länger leisten, dass die Kinder über Monate zuhause bleiben», warnte Löchner.
Seit Montag dürfen Grund- und Förderschüler sowie Schüler aus Abschlussklassen und Berufskollegs in NRW unter verschärften Schutzvorkehrungen wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Für die Primarstufe gibt es Wechselmodelle aus Distanz- und Präsenzunterricht in halbierter Klassenstärke. Die Abschlussjahrgänge dürfen hingegen in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden.
Trotz der coronabedingten Probleme spricht sich die Elternschaft übereinstimmend mit der Mehrheit der Direktoren dagegen aus, die Schüler - wie im Vorjahr - wieder automatisch zu versetzen. In der Befragung warnten 60 Prozent der Direktoren davor, die Schüler in falscher Sicherheit zu wiegen.
Die Bildungsqualität müsse gesichert werden, mahnte Löchner. Jetzt seien zunächst Lernstandserhebungen für alle Jahrgänge nötig, um Lücken offenzulegen. Zudem sollten Oster- und Sommerferienkurse angeboten werden, um Defizite aufzuholen. Falls dazu Lehramtsstudierende oder Pensionäre angeworben werden könnten, müsse das umgehend geschehen, forderte die Elternvertreterin. 20 Prozent der befragten Eltern hätten bereits Interesse an solchen Kursen angemeldet. 11 Prozent der Gymnasiasten-Eltern überlegen demnach sogar schon, ihr Kind ein Jahr wiederholen zu lassen.
Unter den 224 Gymnasialdirektoren, die im Januar ebenfalls an einer Befragung der Elternschaft teilgenommen hatten, sieht nur eine Minderheit keine coronabedingten Lernlücken - tendenziell größere Defizite in den unteren Stufen, geringere in der Oberstufe. 22 Prozent der Direktoren sehen sich nicht in der Lage, Schüler und Eltern am Eltern am Ende der 6. Klasse zuverlässig über einen angemessenen Schulwechsel zu beraten. Die Landeselternschaft fordert daher, die Erprobungsstufe bis auf weiteres auf Klasse 7 auszudehnen. Jeder zehnte Schulleiter sieht die Aussagekraft der Abiturzeugnisse 2021 kritisch.
Die Befragung bildet aber auch positive Entwicklungen ab: Rund 96 Prozent der Direktoren sehen ihr Gymnasium gut auf den Distanzunterricht vorbereitet und verfügen über eine funktionierende Lernplattform. Allerdings hat jeder zweite Lehrer noch kein eigenes Dienstgerät. Unter den Eltern gab allerdings jeder zehnte Befragte an, dass eigene Kind kommen «nicht so gut» mit den Videokonferenzen zurecht.
Die SPD-Opposition im Landtag unterstützte die Forderungen nach Lernferien, Lernstandserhebungen und verlängerter Erprobungszeit. Jedes Kind benötige einen persönlichen Förderplan, unterstrich Vizefraktionschef Jochen Ott in einer Mitteilung. Da die Wissenslücken nicht kurzfristig aufzuholen seien, sollte jedes Kind die Möglichkeit haben, freiwillig das Schuljahr wiederholen zu können.
23.02.2021
Schülervertreter befürchten düstere Zukunftsaussichten
Berlin (dpa) - Die Bundesschülerkonferenz warnt angesichts der Corona-Pandemie vor düsteren Zukunftsaussichten für die derzeitige Schülergeneration. Zwar dürfe man aktuell ein gewisses Maß an positiver Energie nicht verlieren, sagte der Generalsekretär Dario Schramm der Deutschen Presse-Agentur. «Dennoch habe ich große Sorge, wenn es um die Frage geht, was diese Pandemie für Auswirkungen hat.» Besonders machten ihm die Aussichten für ohnehin schon abgehängte Schüler aus wirtschaftlich schwächeren Familien Sorgen. Mit Blick auf die Themen Bewerbung, Ausbildungsplätze, Praktika sagte Schramm, der ganze Bereich Berufsvorbereitung leide massiv unter der Situation.
Ähnliche Einschätzungen kommen von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). Man sehe «mit Sorge», dass viele Schülerinnen und Schüler während der Schulschließungen nicht erreicht würden und zuhause zu wenig Kompensation fänden. Wie die BDA auf Anfrage weiter mitteilte, leidet aktuell besonders die berufliche Orientierung. Viele Schülerinnen und Schüler hätten nicht die Möglichkeit ein Betriebspraktikum zu machen.
Nach mehr als zwei Monaten ohne Unterricht in der Schule hatten Grundschulen in den meisten Bundesländern zuletzt wieder eingeschränkt aufgemacht. Wie lange die Einrichtungen geöffnet bleiben, ist jedoch wegen der unsicheren Corona-Lage unklar. Für die meisten älteren Schüler besteht noch keine Aussicht auf Rückkehr in ihre Schulen, nur für Abschlussklassen gibt es Ausnahmen.
Schulöffnungen frühestens am 8. März
Der Zickzackkurs in Sachen Schule geht weiter: Die Entscheidung, wann der Präsenzunterricht wieder anläuft, verzögert sich. Zum Monatsanfang ist es jedenfalls noch nicht so weit.
Hannover (dpa/lni) - Lehrer, Schüler und Eltern müssen sich weiter in Geduld üben, bis sie wissen, wann es an Niedersachsens Schulen wieder mehr Präsenzunterricht geben wird. Ursprünglich hatte Kultusminister Grant Hendrik Tonne die Entscheidung für diese Woche angekündigt - doch daraus wird nun nichts. Frühestens nach dem derzeitigen Lockdown, der mindestens bis zum 7. März andauert, seien Lockerungen möglich, erklärte der SPD-Politiker am Dienstag.
Die bisherigen Planungen für die Schulöffnungen hätten «sowohl den 1. März umfasst als auch spätere Zeitpunkte», sagte Tonne. Weil die Corona-Infektionszahlen seit zwei Wochen aber nicht mehr nennenswert zurückgingen, sei in der kommenden Woche noch nicht mehr möglich als das bisherige Modell. Dieses sieht Wechselunterricht in geteilten Klassen - teils zu Hause, teils in der Schule - nur für Grundschüler und Abschlussklassen vor. Gleichzeitig ist die Präsenzpflicht im Moment aufgehoben, das heißt, die Eltern können entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht.
Das Kultusministerium plant jedoch weiterhin damit, «für eine Übergangsphase nach Ende des Lockdowns» möglichst alle Schulen in den Wechselunterricht zu versetzen. Voraussetzung dafür sei ein Rückgang der Infektionen. An den Kindertagesstätten sollen dann wieder normale Gruppengrößen möglich sein, wobei die Gruppen strikt getrennt werden müssen. «Damit hätten wir ein regelmäßiges Präsenzangebot für alle Kinder und Jugendliche», sagte Tonne. «Wir stehen in den Startblöcken, aber die Pandemie lehrt, dass Unwägbarkeiten bleiben.» Am 3. März wollen Bund und Länder das weitere Vorgehen beraten.
Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling kritisierte angesichts der unklaren Perspektive, dass es «mit diesem Kultusminister keine Sicherheit, vor allem keine Planungssicherheit» für die Familien, Lehrer und Erzieher in Niedersachsen gebe.
Entscheidung über Schulöffnung frühestens in einer Woche
Hannover (dpa/lni) - Die Entscheidung, wann der Präsenzunterricht an Niedersachsens Schulen wieder hochgefahren wird, verzögert sich. «Der Lockdown ist erst einmal allgemein vereinbart bis zum 7. März, das heißt, bis dahin wird es auch keine weiteren Schulöffnungen in Niedersachsen geben», sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen am Dienstag. Für das weitere Vorgehen verwies sie auf die nächsten Bund-Länder-Beratungen am 3. März.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne hatte dagegen zuletzt angekündigt, die Entscheidung solle schon in dieser Woche fallen. «Unser Ziel ist, dass wir so schnell wie möglich in den Wechselbetrieb zurückkehren», sagte der SPD-Politiker am Freitag. «Kinder müssen in die Schulen, aber das muss verantwortungsbewusst geschehen. Ab Anfang März ist das Ziel, aber wir entscheiden das in der nächsten Woche.»
FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling kritisierte angesichts dessen, dass es «mit diesem Kultusminister keine Sicherheit, vor allem keine Planungssicherheit» für die Familien, Lehrer und Erzieher in Niedersachsen gebe.
Kenia-Koalition will Ferienangebote für Schüler bei Corona-Lernlücken
Potsdam (dpa/bb) - Die drei Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen im Landtag wollen Angebote für Schülerinnen und Schülern in den Ferien schaffen, um Schulstoff aus der Corona-Krise nachzuholen. Sie fordern die Landesregierung in einem gemeinsamen Antrag auf, mit Geld aus dem Corona-Rettungsschirm freiwillige Angebote von Trägern der Kinder- und Jugendhilfe zu ermöglichen, um Lernrückstände zu verringern und soziale Kontakte zu fördern. Die Hilfe von Studenten als Lernassistenzen in Schulen soll außerdem bis Ende des Jahres ermöglicht werden.
«Wir stützen sowohl Angebote der Jugendhilfe und fördern dann aber auch damit individuell Kinder, die Nachholbedarf haben», sagte SPD-Fraktionschef Erik Stohn. Ähnliche Angebote gab es bereits im vergangenen Sommer. Das wurde nach Angaben von Stohn mit 2,7 Millionen Euro vom Land unterstützt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Budke sagte, etwa jedes fünfte Kind sei vom digitalen Lernen nicht erreicht worden. Sie halte es nicht für notwendig, das Schuljahr zu verlängern. Die Grundschulen in Brandenburg sind seit Montag wieder offen für den Unterricht im Wechsel mit dem Lernen zuhause.
GEW sieht frühere Impfungen für Grundschullehrer und Erzieher positiv
Kiel (dpa/lno) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein hat die geplante frühere Impfung von Grundschullehrern und Erziehern begrüßt. «Das ist eine wirklich gute Nachricht. Unser Drängen hat sich gelohnt», teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit. Die Impfungen müssten aber auch zügig passieren.
Die GEW bleibt angesichts der britischen Virusvariante aber bei ihrer Forderung, dass Kitas nur mit halber Gruppenstärke arbeiten und Grundschulen nur Wechselunterricht anbieten sollen. «Zudem würden wir uns wünschen, dass auch die Lehrkräfte an anderen Schularten früher geimpft werden. Schließlich haben auch sie ständig vielfältige Kontakte in der Schule, wenn sie im Präsenzunterricht eingesetzt sind.»
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag darauf verständigt, dass sich Lehrer an Grund- und Förderschulen sowie Erzieher in Kitas zum Schutz vor Corona-Infektionen früher impfen lassen können als bisher geplant. Diese Beschäftigten sollen von der dritten in die zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge vorgezogen werden, soweit nötiger Impfstoff in den Ländern da ist.
Schulleiter warnen vor «Sitzenbleiben für alle»
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulleiter protestieren gegen Pläne, allen Berliner Schülern das freiwillige Wiederholen des Schuljahrs zu ermöglichen. Über eine entsprechende Änderung des Berliner Schulgesetzes soll am Donnerstag im Abgeordnetenhaus vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Unterricht entschieden werden. Alle Schulen müssten dann jede von den Eltern gewünschte Wiederholung einer Klasse möglich machen, das könne zu einer «schulorganisatorischen Katastrophe» führen, warnten fünf Schulleiterverbände am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung.
Weil nicht in jedem Jahrgang so viele Schüler die Klasse verlassen, wie möglicherweise freiwillige Wiederholer dazukommen, befürchten die Verbände übervolle Klassen zum Beginn des neuen Schuljahrs, fehlendes Personal für neu einzurichtende Klassen und eine prekäre Raumsituation. Es drohe ein schlichtweg nicht planbares Schuljahr, warnten die Schulleiter. «Vor allem aber: Ein noch größerer Verlust von Sozialbeziehungen der schon jetzt nach gelebter Gemeinschaft dürstenden Kinder und Jugendlichen.»
Stattdessen forderten die Schulleiterverbände eine tragfähige langfristige Strategie, um mit den Folgen der Pandemie an den Schulen umgehen zu können. Nötig seien unter anderem schnelle Impfungen für Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher und Breitbandanschlüsse für die Schulen.
Dem Protest angeschlossen haben sich die Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin (VOB), die Vereinigung Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter in der GEW, die Vereinigung der Leitungen berufsbildender Schulen, der Interessenverband Berliner Schulleitungen und die Vereinigung der Berliner ISS Schulleiterinnen und Schulleiter.
Laumann: Corona-Impfungen für Lehrkräfte und Kita-Personal im März
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die vorgezogenen Corona-Impfungen für Lehrkräfte und Kita-Personal sollen in Nordrhein-Westfalen im März beginnen. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstagmorgen in einem WDR-Interview an. «Ich denke, dass wir damit in der ersten Märzhälfte beginnen», sagte Laumann in dem Interview. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten vereinbart, Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen und Kita-Erzieher in der Impfreihenfolge von der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) hochzustufen. Zur Gruppe zwei zählen außerdem viele chronisch Kranke und Menschen über 70.
Laumann räumte ein, dass die Hochstufung der Lehr- und Kitakräfte wegen der begrenzten Impfstoffmengen Auswirkungen auf das Impftempo für andere Gruppen haben werde.
Dreyer nach Ministerrat zu Öffnungsstrategie und Impfungen
Mainz (dpa/lrs) - Öffnungsstrategie mit Stufenplan und Corona-Schutzimpfungen: Das rheinland-pfälzische Kabinett berät an diesem Dienstag über eine Reihe von Themen zur Corona-Pandemie. Dabei geht es auch um die Verhandlungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 3. März. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gibt im Anschluss an den Ministerrat ein Statement ab (13.30 Uhr). Hierbei will sie auch Einzelheiten zu vorgezogenen Impfungen von Lehrkräften an Grund- und Förderschulen sowie Erzieherinnen und Erziehern in Kitas nennen.
Dreyer hatte sich bereits in der letzten Bund-Länder-Schalte für frühere Impfungen für Grundschullehrer und -lehrerinnen sowie für Erzieherinnen und Erzieher eingesetzt. Das Land werde nun den Beschäftigten zeitnah ein Impfangebot machen.
Der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsminister, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), hatte am Montagabend nach einer Beratungen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitgeteilt, dass diese Gruppe sich früher impfen lassen können soll als bisher geplant. Diese Beschäftigten sollen von der dritten in die zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge vorgezogen werden, soweit nötiger Impfstoff in den Ländern da ist. Die Bundesländer hätten sich ohne Gegenstimmen für diese neue Regelung ausgesprochen, erläuterte Holetschek.
Merkel hatte angesichts der Sorgen vor einer dritten Corona-Welle erneut für eine vorsichtige Strategie bei möglichen Öffnungen plädiert. Öffnungsschritte müssten gekoppelt mit vermehrten Tests klug eingeführt werden, sagte Merkel am Montag nach Angaben von Teilnehmern in Online-Beratungen des CDU-Präsidiums. Die Sehnsucht der Bürger nach einer Öffnungsstrategie sei groß, das verstehe sie.
Kabinett berät über Corona-Management - Konzept für Schulöffnungen
Magdeburg (dpa/sa) - In Magdeburg berät das schwarz-rot-grüne Kabinett am Dienstag über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie. Die Regierung will einen entsprechenden Entwurf für einen neuen Sachsen-Anhalt-Plan diskutieren, wie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vorab sagte. Es gehe darum, wie Handel, Gastronomie, Hotellerie und Kultur eine verlässliche Öffnungsperspektive geboten werden könne. «Das ist schwierig, weil das Infektionsgeschehen weiter hoch ist.» Details will Haseloff nach der Kabinettssitzung (14.00 Uhr) öffentlich vorstellen.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) wollen zudem ihre Konzepte für die Öffnung von Schulen und Kitas nach monatelangem Notbetrieb vorstellen. Derzeit ist geplant, dass es ab 1. März wieder Präsenzunterricht für alle Klassenstufen und Betreuung für alle Kita-Kinder gibt. Die meisten anderen Bundesländer haben ihre Einrichtungen bereits wieder geöffnet.
22.02.2021
Grundschulen und Kitas öffnen in mehr Ländern - Kritik an Richtwerten
Nach zwei langen Monaten kehren viele Kinder in mehreren Bundesländern wieder in ihre Kitas und Grundschulen zurück. Die Bundesbildungsministerin stellt sich hinter diesen Schritt. Auch über weitere Maßnahmen wird an diesem Montag beraten.
Berlin (dpa) - Nach rund zweimonatiger Schließung und Notbetreuung öffnen an diesem Montag in weiteren zehn Bundesländern wieder Kindertagesstätten und Grundschulen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek unterstützt das: «Es ist gut, dass viele Schulen in Deutschland jetzt schrittweise wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Präsenzunterricht sei durch nichts zu ersetzen. «Kinder, besonders jüngere, brauchen einander.»
Angesichts der Infektionslage rief die CDU-Politikerin aber dazu auf, «alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Prävention einer Virenübertragung zu ergreifen», um den Schulbetrieb auch in den nächsten Wochen aufrecht erhalten zu können. Die jüngste Entwicklung der Infektionszahlen verdiene höchste Aufmerksamkeit, sagte Karliczek und verwies auch auf die Ausbreitung neuer Virusvarianten. «Das muss auch beim Schulbetrieb bedacht werden. Ich bin mir aber sicher, dass die Länder dies bei ihren Öffnungsentscheidungen berücksichtigen.»
Karliczek hat sich auch für eine höhere Priorisierung bei der Impfung von Grundschullehrkräften und Kita-Erzieherinnen ausgesprochen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will darüber am Nachmittag mit seinen Länderkollegen beraten. Und noch etwas steht in Sachen Corona-Bekämpfung auf der Agenda dieses Tages: Das sogenannte Corona-Kabinett der Bundesregierung berät über Schnelltests durch geschultes Personal für alle. Überlagert werden die anstehenden Entscheidungen dabei vom Anstieg wichtiger Corona-Kennziffern - und von wachsender Kritik am Neuinfektionswert als Richtschnur politischen Handelns.
Worum also geht es an diesem Montag?
ÖFFNUNGEN VON SCHULEN UND KITAS: Nach Öffnungen in Niedersachsen und Sachsen nehmen in weiteren zehn Bundesländern Kitas und Grundschulen wieder ihren Betrieb auf oder weiten ihn aus. Unterricht soll entweder im Wechselbetrieb stattfinden mit halben Klassen, die abwechselnd zur Schule kommen, oder im Vollbetrieb mit festen Gruppen, die sich möglichst nicht begegnen sollen. In den Kitas werden wieder mehr oder alle Kinder betreut. Die Einzelheiten regelt jedes Bundesland für sich.
SCHNELLERE IMPFUNGEN FÜR ERZIEHER UND LEHRER: Mit Blick auf die Öffnungen von Grundschulen und Kitas hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsidenten Spahn beauftragt zu prüfen, ob Grundschullehrer und Kitaerzieher bei den Impfungen höher priorisiert werden können. Die Corona-Impfverordnung müsste geändert werden, damit die laut Statistischem Bundesamt rund eine Million Betroffenen aus der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) aufrücken. Mehrere Länder und Spahn sind dafür. Das dauere eine gute Woche, bis Anfang März, sagte der Minister in der ARD. Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) kündigte dort für sein Land an, dass ab diesem Montag Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer und Lehrerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen «und alle aus dem medizinischen Bereich» geimpft werden sollten.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass Schwerkranke aus der Gruppe drei dadurch ins Hintertreffen geraten. «Wenn jetzt Berufsgruppen noch weiter nach vorn gesetzt werden sollen, wird das Leben kosten», sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der dpa. Auch die Gesundheitsexpertin der Unionsfraktion, Karin Maag, warnte in der «Süddeutschen Zeitung» (Montag): «Wir haben gut daran getan, dass wir die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission weitgehend übernommen haben.» Sonst komme man «in ganz schwierige Abwägungen».
SCHNELLTESTS FÜR ALLE: Unter anderem damit befasst sich in seiner Montagsberatung das sogenannte Corona-Kabinett, ein Sondergremium von Merkel und wenigen Ministern. Spahn hatte angekündigt, dass ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal auf das Coronavirus getestet werden können. Das soll in Testzentren, Praxen oder Apotheken möglich sein. Details zur Umsetzung sind aber bisher nicht bekannt. Eine entsprechende Anpassung der Corona-Testverordnung muss noch beschlossen werden.
INFEKTIONSZAHLEN: Die Sorge vor einer dritten Corona-Welle wächst. Die Kurve der Neuinfektionen zeigte am Sonntag den vierten Tag in Folge nach oben - trotz des seit Mitte Dezember geltenden Lockdowns. Am Montag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) hier wiederum kaum Veränderung: Binnen eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 4369 Neuinfektionen, vor einer Woche waren es 4426 gewesen.
Zugleich stieg aber die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) weiter an: und zwar auf bundesweit 61,0. Am Vortag hatte sie noch bei 60,2 gelegen. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht vom Sonntagnachmittag bei 1,10 (Vortag 1,07). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Das könnte darauf hindeuten, dass sich die ansteckenderen Virusvarianten rascher ausbreiten.
ÖFFNUNGSSTRATEGIE: Die Länderchefs und Merkel hatten bei ihrer letzten Beratung am 10. Februar vereinbart, dass eine Strategie für weitere Lockerungen erarbeitet werden soll und dass sie am 3. März weiter beraten. Der Stufenplan soll sich aber nicht nur an den Neuinfektionen orientieren, wie der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Michael Müller (SPD), der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Montag) sagte. «Auch ein R-Wert deutlich unter 1 und eine sinkende Auslastung der Intensivmedizin werden wichtige Kriterien für nächste Lockerungsschritte sein.»
Der Berliner Bürgermeister kündigte für die neue Woche einen Vorschlag an: Wenn Bundesländer «stabil über mehrere Wochen» unter den Inzidenzen 35 oder 50 blieben, «können weitere Schritte in der Kultur und der Gastronomie folgen».
Spahn sagte in der ARD: «Es macht Sinn, (...) Stufen zu definieren, ab wann der nächste Schritt gegangen werden kann. Aber die Wahrheit ist: Eine Inzidenz von unter 10, die ist jedenfalls in den allermeisten Regionen in Deutschland gerade ziemlich weit weg.» Er erwähnte damit eine Ansteckungsrate, wie sie manche Virologen als Zielwert fordern, die einige Ministerpräsidenten aber für zu ambitioniert erachten.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte dringend vor weiteren Lockerungen. «Wer in Zeiten steigender R-Werte über Lockerungen spricht, handelt absolut unverantwortlich», sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Der Inzidenzwert zeigt, wo wir aktuell stehen. Der R-Wert zeigt, wohin wir gerade gehen. Bei einem Wert klar über 1,0 droht wieder exponentielles Wachstum - und genau das ist jetzt der Fall.»
Der Chef des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen, Ferdinand Gerlach, kritisierte die Orientierung an den Inzidenzen, weil sie auch von der Testfrequenz abhingen. Es sei besser, «repräsentative Kohorten» zu beobachten und zu testen, sagte er dem Nachrichtenportal «ThePioneer» (Montag). «Wenn wir wissen, wie groß das Infektionsrisiko am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Einkaufen, im Kino, im Museum oder im öffentlichen Verkehr ist, können wir gezielter reagieren und müssen nicht eine ganze Volkswirtschaft herunterfahren», erklärte der Spahn-Berater.
Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte erhalten ab Montag Impftermine
Stuttgart (dpa/lsw) - Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte sollen in Baden-Württemberg bereits ab Montag Termine für eine Corona-Impfung vereinbaren können. Dies sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) dem SWR. Bereits am Samstag hatte Lucha angekündigt, dass Lehrkräfte künftig in die zweite Priorisierungsstufe eingruppiert würden. Menschen aus dieser Gruppe im Alter von 18 bis 64 Jahren sollen voraussichtlich ab Anfang oder Mitte März geimpft werden.
Möglich wird die frühere Impfung von Erziehern und Lehrerinnen demnach vor allem durch die breite Verfügbarkeit des Impfstoffs von Astrazeneca. Dieser werde nun auch in den Impfzentren des Landes verwendet, sagte Lucha. Baden-Württemberg soll bis Mitte März rund 450 000 Dosen geliefert bekommen. Dadurch soll im Südwesten zudem ab sofort auch jeder Impfberechtigte aus der ersten Prioritätsstufe einen Impftermin angeboten bekommen.
Mit Blick auf die Öffnungen von Grundschulen und Kitas hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beauftragt, zu prüfen, ob Grundschullehrer und Kitaerzieher bei den Impfungen höher priorisiert werden können. Dafür müsste demnach die Corona-Impfverordnung geändert werden, damit die laut Statistischem Bundesamt bundesweit rund eine Million Betroffenen aus der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) aufrücken.
21.02.2021
Rückkehr in die Schulen: Auch Förderschüler zuerst
Dortmund/Düsseldorf (dpa/lnw) - Wenn am Montag in Nordrhein-Westfalen schrittweise der Präsenzunterricht beginnt, gehören auch Förderschüler zu den ersten Rückkehrern. Den Schülern mit Behinderungen und sonderpädagogischem Förderbedarf müsse ein besonderes Augenmerk gelten, forderten mehrere Verbände. Viele seien in der Pandemie durchs Netz gefallen, manche hätten wochenlang keinen Unterricht erhalten, betonte die Landeselternkonferenz.
Jungen und Mädchen mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf seien seit Pandemiebeginn «vom Zugang zu Bildung abgedrängt» worden, sagte der Vorstand von Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen, Bernd Kochanek. Der Elternverband mittendrin berichtete, je nach Lehrkraft und Schule seien sie in den Regelschulen unterschiedlich gut einbezogen worden. Bei den Förderschulen habe es aber «nicht wenige» Schüler gegeben, die monatelang gar nicht im Klassenraum waren und kaum Unterricht hatten.
Am Montag sollen zunächst Grund- und Förderschüler der Primarstufe im Wechselmodell und mit halbierter Klassenstärke zurück in die Klassenräume kommen. Das gilt auch für Jahrgänge, die vor ihrem Schulabschluss stehen.
20.02.2021
Corona-Zahlen steigen - Frühere Impfung für Lehrer und Erzieher
Der wochenlange Abwärtstrend bei den Corona-Zahlen scheint gebrochen. Am Samstag gab es wieder einen Anstieg. Doch die Pläne zur Öffnung vieler Schulen und Kitas in Deutschland zum Wochenbeginn stehen. Für die Beschäftigten dort rückt nun eine frühere Impfmöglichkeit näher.
Berlin (dpa) - In Deutschland deutet sich eine erneute Verschärfung der Corona-Pandemie an. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Samstag 9164 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das waren 810 mehr als am Samstag der Vorwoche. Zudem stieg der sogenannte R-Wert - eine weitere wichtige Kennzahl. Vor dem Hintergrund anstehender Schul- und Kita-Öffnungen in mehreren Bundesländern am Montag verdichten sich unterdessen die Anzeichen, dass das Personal bei der Corona-Impfung früher an die Reihe kommen könnte und die Impfverordnung entsprechend geändert wird.
Das RKI gab den bundesweiten Sieben-Tage-R-Wert am Samstagnachmittag mit 1,07 an. Das ist der höchste Wert seit mehreren Wochen. Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 107 weitere Menschen anstecken. Das könnte darauf hindeuten, dass sich die ansteckenderen Virusvarianten trotz des Lockdowns rascher ausbreiten.
RKI-Präsident Lothar Wieler rief die Menschen zum Durchhalten auf: «Falsche Versprechungen helfen niemandem, und es ist ganz einfach so, dass wir diese Maßnahmen, die wir kennen, dass wir die eine gewisse Zeit noch durchhalten müssen», sagte er bei einer im Internet übertragenen Diskussion des Bundesgesundheitsministeriums zum Thema Impfen.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer «echt schwierigen Phase» der Corona-Pandemie. Alle seien nach zwölf Monaten müde. «Ein Kind, das zehn Jahre alt ist, hat jetzt ein Zehntel seines Lebens in der Pandemie verbracht.» Es sei die Erwartung da, dass es mit gesunkenen Neuinfektionszahlen auch wieder ein Stück rausgehe aus den Beschränkungen. Spahn erwähnte zugleich die Mutationen. Zuversicht gebe aber das Impfen, fügte er hinzu.
Hier wird immer wahrscheinlicher, dass Kita- und Grundschulbeschäftigte in der Reihenfolge nach vorne rücken. Es sei gesellschaftlich sehr wichtig, dass Kitas und Grundschulen wieder öffnen könnten, sagte Spahn. Am Montag beginnt in zehn Bundesländern in vielen Einrichtungen wieder Präsenzunterricht und die Kitas nehmen mehr Kinder auf. Weil dort aber Abstand nicht möglich sei, wolle man die Beschäftigten zügig in die nächsthöhere Gruppe zwei nehmen und früher ein Impfangebot möglich machen, sagte Spahn.
Bei der Impfreihenfolge in Deutschland wurden drei große Gruppen festgelegt: Gruppe eins mit «Höchster Priorität», Gruppe zwei: «Hohe Priorität», und Gruppe drei: «Erhöhte Priorität». Kita- und Grundschulbeschäftigte stehen nach der aktuellen Impfverordnung in Gruppe drei und wären damit voraussichtlich erst im Sommer dran. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder hatten das Gesundheitsministerium bei ihrer jüngsten Beratung gebeten, zu prüfen, ob Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher früher dran kommen könnten. Dafür müsste die geltende Impfverordnung geändert werden.
Vertreter mehrerer Bundesländer haben sich inzwischen dafür ausgesprochen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) teilte am Samstag mit, eine entsprechende Änderung der Bundesimpfverordnung sei in Arbeit. Eine Grundsatzentscheidung solle am Montag aller Voraussicht nach auch in der Gesundheitsministerkonferenz fallen. Spahn hatte bereits am Freitag gesagt, es zeichne sich ein «relativ großer Konsens» in dieser Frage ab. Eine große Mehrheit der Deutschen hat sich in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov Deutschland ebenfalls dafür ausgesprochen.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) verteidigte die geplanten Schul- und Kita-Öffnungen. «Man kann die Kinder nicht noch viel länger zuhause lassen, weil sonst der Kinderschutz und das Kindeswohl in Gefahr sind», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin und verwies auf Probleme wie Vereinsamung, Bewegungsmangel und entstehende «Bildungs- und Bindungslücken». Zudem seien viele Eltern am Ende. «Die Belastungsgrenze ist erreicht.»
Giffey betonte, dass Öffnungen «verantwortungsvoll» erfolgen müssten, mit Einhaltung von Hygieneregeln und Schutzmaßnahmen für das Personal. «Dass wir dabei das Infektionsgeschehen weiter im Blick haben müssen, ist selbstverständlich. Es geht jetzt um Öffnungsschritte mit Sicherheit.»
Bildungsgewerkschaften und Lehrervertreter forderten mit Blick auf die Öffnungen besondere Rücksicht auf den Gesundheitsschutz. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, nannte es zwar richtig, schrittweise wieder mit dem Unterricht in den Schulen zu beginnen, aber nur in Regionen mit niedrigem Infektionsgeschehen. Wenn Bundesländer flächendeckend öffneten, auch in Landkreisen mit hohen Ansteckungszahlen, sei das mit Blick auf den Gesundheitsschutz nicht verantwortbar, sagte er der dpa.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zeigte sich skeptisch: «Die Länder, die jetzt ihre Schulen öffnen, gehen ein hohes Risiko - für die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern», sagte die Vorsitzende Marlis Tepe den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
Ramelow über Einschränkung bei Schulöffnung: Notbremse war nötig
Erfurt (dpa/th) - Ministerpräsident Bodo Ramelow hat die kurzfristige Regeländerung zur Öffnung von Grundschulen und Kitas in der Pandemie verteidigt. «Wir sind Anfang dieser Woche von sinkenden Werte ausgegangen, an 3 Tagen war die Inzidenz unter 100, und jetzt steigt sie wieder - da hat die Gesundheitsministerin die Notbremse ziehen müssen», sagte der Linken-Politiker am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Das Bildungsministerium hatte zu Beginn der Woche eine Regelung in Aussicht gestellt, wonach alle Grundschulen und Kindergärten ab Montag wieder mit Einschränkungen öffnen dürfen. So steht es auch in einer seit Freitag gültigen Verordnung. Am Freitag erließ jedoch das Gesundheitsministerium kurzfristig zusätzlich eine Weisung, der zufolge Landkreise mit mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in 7 Tagen ihre Einrichtungen geschlossen halten sollen. Bei einer Inzidenz zwischen 150 und 200 soll eine Schließung erfolgen, was aber nicht angeordnet wird.
Die Änderung sei für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher nicht schön, räumte Ramelow am Samstag ein. Auch sei die Kommunikation ärgerlich verlaufen. Grundsätzlich habe er die Entscheidung von Gesundheitsministerin Werner für die Einschränkung aber mit Blick auf die Infektionslage nicht kritisieren können. «Ich hätte es kritisieren müssen, hätte sie die Notbremse nicht gezogen.»
Auch am Samstag war Thüringen mit Abstand das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Bundesland. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Samstag wurden in den vergangenen 7 Tagen 120 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner nachgewiesen - das ist derzeit der höchste Wert im Ländervergleich. Am zweithöchsten war der Wert in Sachsen-Anhalt mit 87, bundesweit lag er bei 58.
Ramelow hofft, dass Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher früher geimpft werden können und dass zügig Schnelltests auch für Kinder zugelassen werden. «Dann können wir auch bei höheren Inzidenzen Schulen und Kindergärten öffnen, wenn man dort zwei Mal wöchentlich die Situation überprüfen kann.»
Schulleitungsverband kritisiert Corona-Politik als Flickwerk
Die Ausbreitung von Corona-Mutanten in Niedersachsen sorgt für weitere Verunsicherung an den Schulen. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben Angst um ihre Gesundheit. Der Politik werfen sie vor, die Gefahr nicht ernst genug zu nehmen.
Hannover (dpa/lni) - Die Schulen werden aus Sicht des Schulleitungsverbandes in Niedersachsen weiterhin nicht ausreichend vor dem Coronavirus geschützt. «Es fehlt der große Wurf», sagte der Geschäftsführer des Verbandes Rene Mounajed über die Politik des Kultusministeriums. «Wir haben immer nur Tippelschritte.» So brauche es dringend eine schnellere Impfmöglichkeit für Lehrkräfte, denn das Infektionsrisiko sei da. «Das kann man nicht kleinreden.» Zunächst sollte das Personal an Grund- und Förderschulen geimpft werden, dann alle anderen, so Mounajed, der Schulleiter einer Gesamtschule ist.
Die Abiturprüfungen und Abschlussprüfungen in der Sekundarstufe I, die trotz der Ausbreitung des Virus geplant werden sollen, sieht der Verband als Gefahr und fordert eine Absage. «Die Hygienekonzepte sind nicht ausreichend, um eine sichere Prüfung zu gewährleisten. Es sind Massen, die ins Haus kommen müssen. Wir täten gut daran, diese Dinge zu überprüfen.» Wer die Pandemie ernst nehme, müsse auf alle nicht notwendigen Veranstaltungen verzichten. «Die Mutanten verschärfen das Problem.» Aus Sicht des Verbandes wäre es kein Problem, Durchschnittsnoten zu bilden und freiwillige Prüfungsersatzleistungen anzubieten. «Das System Schule braucht eine Konzentration auf das Wesentliche», so Mounajed.
Die Lehrerinnen und Lehrer sind demnach durch Präsenz- und Online-Unterricht, Notbetreuung und zahlreiche organisatorische Aufgaben sehr belastet. «Psychologische Probleme bei Lehrkräften und Schülern haben definitiv zugenommen.» Die Ausbreitung der Mutanten sorge für weitere Verunsicherung. «Wir sind unzufrieden mit der Politik», sagte Mounajed. Viele Maßnahmen, die nun angekündigt werden, seien richtig. Aber: «Das muss alles viel schneller gehen, das ist alles Frickelwerk.»
Ähnlich äußerte sich die Bildungsgewerkschaft GEW in Niedersachsen. «Die fatalen Folgen von Personalmangel, Raumnot und mangelhafter Ausstattung sind nach einem Jahr Pandemie vielerorts noch immer ungelöst», so GEW-Sprecher Christian Hoffmann. «Wenn politisch Verantwortliche jetzt nicht endlich massiv in die Bildung investieren, nehmen sie Gesundheitsgefährdungen billigend in Kauf.»
19.02.2021
Keine Präsenzpflicht an Grundschulen in Südpfalz und an der Mosel
Germersheim (dpa/lrs) - Zum Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen in der kommenden Woche haben die Landkreise Germersheim und Cochem-Zell die Präsenzpflicht wegen einer erhöhten Zahl von Corona-Infektionen aufgehoben. Die Beschlüsse seien gemeinsam mit der Schulaufsicht in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) gefasst worden, teilten die Kreise am Freitag mit.
«Das Infektionsgeschehen in unserem Landkreis entwickelt sich seit einigen Tagen entgegen dem Landestrend dynamisch nach oben», erklärte der Landrat von Germersheim, Fritz Brechtel (CDU). «Die Neuinfektionen sind sprunghaft gestiegen.» Dabei entfalle etwa jeder vierte Fall auf eine der Varianten des Coronavirus, vor allem auf die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante. «Ist jemand infiziert, dann steckt er Menschen in seiner Umgebung häufiger an als mit dem ursprünglichen Virus.» Auch einige Grundschulen und Kitas im Kreis seien bereits betroffen und teilweise in Quarantäne. Daher sollte die Entscheidung zum Schulbesuch den Eltern überlassen werden.
Der Landrat des Kreises Cochem-Zell, Manfred Schnur (CDU), erklärte, er bedaure die Entscheidung und bitte alle, sich an die Hygienemaßnahmen zu halten, um die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen. Der Präsident der ADD, Thomas Linnertz, sagte, es sei von Seiten des Landes immer betont worden, dass der Start des Wechselunterrichts am kommenden Montag in Einklang mit dem Infektionsgeschehen stehen müsse. «Der Gesundheitsschutz unserer Lehrkräfte, unserer Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Familien hat für uns oberste Priorität.» Die Aufhebung der Präsenzpflicht ermögliche es, «dass Eltern, die beispielsweise Risiko-Patienten in der Familie haben, ihre Kinder weiterhin im Fernunterricht behalten können».
Cochem-Zell (109,2) und Germersheim (108,5) hatten am Freitag die höchsten Corona-Inzidenzen in Rheinland-Pfalz. Landesweit kamen 48,4 Infektionen in den vergangenen sieben Tagen auf 100 000 Einwohner.
Tausende Schüler kehren in Klassen zurück - Maskenpflicht verschärft
Die Corona-Kennziffern in NRW steigen trotz Lockdowns wieder an. Die Angst vor einer dritten Welle durch Mutationen ist groß. Ab Montag aber füllen sich die Schulen wieder.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Während die Sorge vor Virusmutationen steigt, kehren mehr als 800 000 Schüler in Nordrhein-Westfalen am Montag unter verschärften Schutzvorkehrungen in die Klassen zurück. Wie geplant, würden zunächst Grund- und Förderschüler sowie Schüler aus Abschlussklassen und Berufskollegs in den Präsenzunterricht zurückgeholt, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf. Die Maskenpflicht an den Schulen wird aber verschärft.
Für die Grundschulen ist ein Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht in halbierten Klassenstärken geplant. Damit kehrt laut Gebauer zunächst die Hälfte der rund 680 000 Grundschüler in die Klassen zurück. Die Abschlussjahrgänge mit rund 280 000 Schülern an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien können laut Gebauer auch in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden. Hinzu kommen etwa 220 000 Schüler an Berufskollegs, die meist nur ein oder zwei Tage pro Woche Unterricht haben.
Bei diesen Regelungen seien mit Stand Freitag bis zum 7. März «keinerlei Änderungen» vorgesehen, sagte Gebauer. Sollte die landesweite Inzidenz der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen «stabil» unter 50 sinken, dann werde die Landesregierung über eine Erweiterung des Präsenzunterrichts entscheiden. Wenn es das Infektionsgeschehen zulasse, sollten dann weitere Jahrgänge in den Präsenzunterricht zurückgeholt werden. «Wir müssen aber stabil unter die 50 kommen.»
Angesichts der derzeit stagnierenden und möglicherweise wieder steigenden Infektionszahlen sagte Gebauer, das System sei «nach wie vor noch sehr fragil». Einzelne Corona-Ausbrüche könnten die Werte auch schwanken lassen. Sie wollte auch keinen Zeitraum nennen, wie lange die Inzidenz für weitere Schritte im Schulbetrieb unter 50 liegen müsse. Staatssekretär Mathias Richter betonte, dass die «gesamte Palette» vom Distanz- bis zum Präsenzunterricht je nach Infektionslage «sowohl in die eine als auch in die andere Richtung in Anspruch genommen werden kann».
Die wichtige Sieben-Tage-Kennziffer für Corona-Neuinfektionen war nach einem längeren Abwärtstrend im bevölkerungsreichsten Bundesland erneut leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Freitagmorgen einen Wert von 58. Am Donnerstag hatte der Wert bei 57,1 und am Mittwoch bei 56 gelegen.
Auch Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) schließt weitere Öffnungsschritte über die bereits angekündigten und unmittelbar bevorstehenden Schritte bei den Kitas und Schulen in der gegenwärtigen Lage vorerst aus. «Wir haben jetzt im Moment stagnierende Zahlen, und deswegen werden wir bei den Öffnungsschritten sehr, sehr vorsichtig sein. Deswegen wird die Landesregierung im Moment jetzt noch keine weiteren Öffnungsschritte vornehmen», sagte er am Freitag in einem Interview von WDR2.
In den Schulen werden wegen der aktuellen Infektionslage und der Angst vor Mutationen des Coronavirus die Schutzvorkehrungen verschärft - auch für Grundschüler. Laut Gebauer gilt auf dem Gelände grundsätzlich die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske. Schüler bis zur Klasse 8 könnten eine Alltagsmaske tragen, wenn eine medizinische nicht passt. Die Maske muss laut Staatssekretär Richter ab Montag auch von Grundschülern am Platz getragen werden.
Als medizinische Masken gelten sogenannte OP-Masken, FFP2-Masken oder KN95-Masken. Sie sind bereits in Supermärkten oder im Öffentlichen Nahverkehr Pflicht.
Regelmäßige Schnelltests von Schülerinnen und Schülern sind laut Gebauer derzeit nicht geplant. Lehrkräfte können sich zweimal pro Woche kostenlos auf das Virus testen lassen.
Für die Jahrgänge von der ersten bis zur sechsten Klasse gilt laut Gebauer an den Schulen weiter ein Notbetreuungsangebot. Bis zur 13. Klasse können bestimmte Schüler am Distanzunterricht in den Schulen teilnehmen, wenn sie zu Hause nicht die Möglichkeiten haben.
In der neuen Corona-Betreuungsverordnung werde zudem geregelt, dass auch außerschulische Bildungsangebote wieder wahrgenommen werden könnten, sagte Gebauer. Für Ferien- und Förderprogramme bis einschließlich der Sommerferien 2022 würden 36 Millionen Euro bereitgestellt.
Die Gewerkschaft GEW NRW erklärte, für einen gelingenden Schulstart seien umfassende Tests und der Einsatz von Luftfilteranlagen notwendig. Auch der Schulweg müsse gesichert sein, im Schülertransport müssten Abstände eingehalten werden können. Es sei richtig, dass Grundschüler auch am Platz Masken tragen sollten.
Der Lehrerverband VBE erklärte: «Auch wenn es Freude über ein gemeinsames Wiedersehen geben wird, wird es kein unbeschwerter Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht sein.» Mit Blick auf die Mutationen des Virus seien Lehrkräfte besorgt. Umso wichtiger sei es, die Lerngruppen klein zu halten – auch in den Abschlussklassen. «Vorsicht muss vor Schnelligkeit gehen, wenn wir das Erreichte nicht gefährden wollen.»
Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer kritisierte, dass Abschlussklassen in voller Stärke unterrichtet werden könnten. Dass Gebauer nicht verfüge, ab welcher Klassengröße die Lerngruppe geteilt werden müsse, «ist angesichts der fragilen Situation mit der Entwicklung bei den Virus-Mutationen fahrlässig», so Beer.
Ministerium stoppt Schulöffnung in Landkreis mit hoher Inzidenz
Erfurt (dpa/th) - Landkreise mit einem besonders hohen Sieben-Tage-Inzidenzwert dürfen ihre Grundschulen und Kindergärten nicht wie alle anderen am Montag öffnen. Eine entsprechende Weisung hat das Thüringer Gesundheitsministerium nach dpa-Informationen am Freitag erlassen. Demnach sollen Landkreise, die mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen haben, ihre Einrichtungen geschlossen halten. Bei einer Inzidenz zwischen 150 und 200 soll eine Schließung erfolgen, wird aber nicht angeordnet.
Am Freitag lag nur der Landkreis Schmalkalden-Meiningen mit einem Wert von 212,9 über der 200er-Markierung. Der Unstrut-Hainich-Kreis lag mit einem Wert von 197,6 nahe dran.
Seit Freitag ist in Thüringen eine neue Corona-Verordnung in Kraft, nach der ab Montag Grundschulen und Kindergärten wieder im eingeschränkten Regelbetrieb öffnen können. Mit der nun erlassenen Weisung wird dies abhängig von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis eingeschränkt.
Berlin startet Schnelltests an Schulen - Selbsttests kommen später
Um Corona-Fälle leichter zu entdecken, sollen in Berliner Schulen Schnelltests in großem Umfang zum Einsatz kommen. Start ist am Montag. Allerdings brauchen viele Lehrkräfte noch einen Crashkurs.
Berlin (dpa/bb) - Ab Montag sollen an Berliner Schulen und Kitas Corona-Schnelltests regelmäßig zum Einsatz kommen. Dafür will der Senat zunächst zehn Millionen Schnelltests anschaffen, drei Millionen sind schon da und verteilt worden. In der Aula der Grundschule am Koppenplatz stapelten sich am Freitag etliche Kartons mit solchen Tests auf den Tischen, an denen Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) Platz genommen hatten. «Wir sind in den Startlöchern», sagte Kalayci. Die Schnelltests sind nach ihren Worten ein «Gamechanger», ein entscheidender Schritt, um die Corona-Pandemie besser in den Griff zu bekommen.
Schnelltests sind nichts Neues. «Wir haben inzwischen 7,8 Millionen Schnelltests in Berlin verteilt», sagte Kalayci - vor allem an Altenpflege-Einrichtungen und Krankenhäuser. Aber der Einsatz in Schulen und Kitas sei noch einmal ein Schritt nach vorn: «Es ist eine ganz andere Qualität, dass man auch in der Fläche testen kann.» In Berlin stehen dafür zunächst 32 Millionen Euro zur Verfügung.
Getestet werden in der ersten Phase Lehrkräfte und anderes Schulpersonal sowie Erzieherinnen und Erzieher zweimal in der Woche. Die Teilnahme sei freiwillig, sagte Scheeres. Die Tests sollen jeweils Mitarbeiter der Schulen und Kitas durchführen, etwa Lehrer oder Erzieher, die dafür geschult wurden.
Die ersten Tests sind bereits für Montag geplant, wenn in Berlin zunächst die Schüler der ersten bis dritten Klassen zurück in die Schulen kommen. «Wir gehen in zwei Phasen vor», sagte Scheeres. In Phase zwei seien dann Selbsttests vorgesehen, die von den Lehrkräften, aber auch von Schülerinnen und Schülern zweimal pro Woche zu Hause angewendet werden können.
Lehrer und Schüler könnten die Schnelltests aus der Schule mitnehmen. «Die Schulen dienen auch als Verteilstelle für die Kitas», sagte Scheeres. «Die Problematik ist, dass die Selbsttests noch nicht genehmigt sind.» Gesundheitssenatorin Kalayci rechnet frühestens für die erste Märzhälfte mit der Zulassung, mit der die Schnelltests, die Berlin angeschafft hat, dann auch als Selbsttests verwendet werden könnten.
«Aber wir wollen nicht warten, sondern wollen starten», sagte Scheeres. In einem «Mega-Ritt» habe die Bildungsverwaltung deshalb zusammen mit Gesundheitsverwaltung und Deutschem Roten Kreuz (DRK) ein Konzept entwickelt. Die ersten Schulungen durch mehrere Hilfsorganisationen, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Berlin koordiniert, habe es bereits gegeben, sagte Scheeres. Geplant sei, dass 75 Schulungsteams in zehn Tagen mehr als 2000 Schulungen anbieten.
Mario Czaja, Präsident des Berliner DRK, erklärte, für die Schulungen seien zum Beispiel Ausbilder in der Ersten Hilfe oder Rettungssanitäter zuständig. An den Schulen sollen ihm zufolge jeweils vier Lehrer geschult werden, vorrangig solche, die selbst schon eine Ersthelferausbildung haben.
«Jedes Schulungsteam besucht zwei Schulen am Tag, die Schulung selbst dauert 90 Minuten», sagte Czaja. «Unser Ziel ist, mit 75 Teams 150 Schulen am Tag zu schaffen.» Start sei Montag, 8.00 Uhr. Am ersten Tag sollen allerdings nur 30 Teams im Einsatz sein.
Gesundheitssenatorin Kalayci betonte, man habe bei dem Test-Konzept auch an die PCR-Tests gedacht: «Jeder, der positiv ist, muss sich mit einem PCR-Test nachtesten lassen.» Der Senat habe dafür weitere 28 000 PCR-Tests beschafft. Positiv getestete Lehrkräfte oder Erzieherinnen und Erzieher könnten an vier Standorten wie der Carl-von-Ossietzky-Schule in Kreuzberg oder der Max-Taut-Schule in Lichtenberg einen PCR-Test machen lassen, der als zuverlässiger gilt als der Schnelltest.
18.02.2021
Lockdown bleibt bis Mitte März - Öffnungen im Bildungssektor
Thüringen liegt bundesweit weiterhin an der Spitze bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Dennoch sieht eine neue Verordnung Lockerungen vor. In ihren Grundzügen bleibt es aber beim Lockdown - bis voraussichtlich Mitte März.
Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer müssen sich voraussichtlich noch auf wochenlang anhaltende Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie einstellen. Eine neue Verordnung, die am Freitag in Kraft tritt, sieht eine Verlängerung des Lockdowns mit Kontaktbeschränkungen und Ladenschließungen bis Mitte März vor. Allerdings enthält sie auch Lockerungen. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz, also dem Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern und sieben Tagen, liegt Thüringen bundesweit weiter an der Spitze.
Fahrschulen sollen der Verordnung nach wieder öffnen dürfen und auch Prüfungen durchführen können. Friseure können ab 1. März ihre Dienste wieder anbieten und Baumschulen, Gartenmärkte, Gärtnereien- und Floristikbetriebe können öffnen.
Bei den Kontaktbeschränkungen gibt es Lockerungen für Familien. Mitglieder des eigenen Haushaltes und Menschen, für die ein Sorge- oder Umgangsrecht besteht, dürfen sich treffen. Außerdem kann eine weitere Person aus einem fremden Haushalt dabei sein - Kinder bis einschließlich drei Jahren werden nicht mitgezählt. Weiterhin sind auch fest organisierte familiäre Betreuungsgruppen möglich - für Kinder unter zwölf Jahren (bislang nur bis sechs Jahren) und aus maximal zwei Haushalten.
Die Verordnung tritt am Freitag in Kraft und soll bis 15. März gelten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei es aber jederzeit möglich, die Geltungsdauer bei Bedarf auch zu verkürzen.
In Thüringen ist das Infektionsgeschehen weiterhin stärker als in allen anderen Bundesländern. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag im Freistaat nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Staatskanzlei bei 119,5 (Vortag: 111,6). Der Bundeswert lag dagegen bei 57,1. Thüringen ist derzeit das einzige Bundesland mit einem Inzidenzwert über 100.
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) erklärte, man habe bereits viel erreicht, die Infektionszahlen seien deutlich gesunken. «Das große Ziel war und ist jedoch, dass die Gesundheitsämter den erheblichen Mehraufwand wieder gut stemmen können; Infektionsketten müssen wieder nachvollziehbar sein», erklärte Werner. Dieses Ziel sei noch nicht erreicht. Auch die vielen tödlichen Krankheitsverläufe seien besorgniserregend. «Wir müssen daher - gerade mit Blick auf die sich ausbreitenden Virusmutationen - weiter wachsam bleiben. Alle geplanten Öffnungen müssen behutsam erfolgen», so Werner.
Wie bereits zuvor bekannt wurde, sind auch Lockerungen im Bildungssektor geplant. Ab Montag sollen Grundschulen und Kindergärten im eingeschränkten Regelbetrieb wieder öffnen. Die Klassen fünf und sechs sollen ab 1. März folgen, die restlichen ebenfalls - sofern der jeweilige Landkreis stabil weniger als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen hat.
Luftfilter für Schulen: Kommunen rufen nur 14,5 Millionen Euro ab
Düsseldorf (dpa/lnw) - Weniger als ein Drittel der von der Landesregierung bereitgestellten Mittel für Luftfilter in Schulen wurden bis Ablauf des Programms Mitte Januar abgerufen. Das geht aus einem Bericht der «Rheinischen Post» hervor. Bislang wurden demnach 222 Anträge mit einem Fördervolumen von 14,5 Millionen bewilligt. Das Kommunalministerium von Ina Scharrenbach (CDU) hatte für das Programm im November 2020 rund 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Nach Angaben eines Ministeriums-Sprechers werden derzeit noch einige Anträge geprüft. Mit den Mitteln der Landesregierung sollten die Schulträger in der Corona-Pandemie wieder Räume und Sporthallen nutzen können, die nicht belüftet werden können. Dabei gehe es zum Beispiel um Kunsträume im Keller ohne Fenster, erläutert das Ministerium. «Luftreinigungsgeräte sind eine Ergänzung, kein Ersatz fürs Lüften in Klassenräumen», heißt es dazu weiter aus Düsseldorf.
Basis für die Summe von 50 Millionen sei eine Abfrage bei den Kommunen im September 2020 gewesen. 73 Städte hatten damals Unterrichtsräume gemeldet, die für das Programm infrage kamen.
Kinder dürfen wieder in die Schule zurück
Am kommenden Montag wird es lebendig an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz. Für 148 000 Kinder beginnt zumindest der Wechselunterricht. Bildungsministerin Hubig hofft auch auf eine Öffnung der weiterführenden Schulen.
Mainz (dpa/lrs) - An den Grundschulen in Rheinland-Pfalz wird am kommenden Montag zum ersten Mal in diesem Jahr wieder Kinderlachen zu hören sein. An vielen Schulen werden die Klassen geteilt - die eine Hälfte der Kinder wird vor Ort unterrichtet, die andere Hälfte bleibt zuhause im Fernunterricht. Wo die Räumlichkeiten viel Platz lassen und den Mindestabstand von 1,50 Metern ermöglichen, können alle Kinder der ersten vier Klassen wieder in die Schule.
Das ist etwa an der Grundschule Essingen im Kreis Südliche Weinstraße möglich. «Wir haben kleine Klassen mit 15 Kindern und ein neues Schulgebäude mit größeren Klassenzimmern», sagt Schulleiterin Jutta Bretz. «Das ist natürlich traumhaft.» Insgesamt werden an der Grundschule 83 Kinder unterrichtet. «Von anderen Schulen weiß ich, dass es schwierig ist, auf der einen Seite die Kinder im Home Schooling zu betreuen und auf der andern Seite den Präsenzunterricht zu ermöglichen.» Wünschenswert wäre mehr Planungssicherheit, sagt Schulleiterin Bretz, die dem «Praktikerteam» der CDU für die Landtagswahl angehört.
Anders sind die Verhältnisse an der Goethe-Grundschule in der Mainzer Neustadt, wo 285 Kinder unterrichtet werden. Zum Start am Montag werden die Klassen mit jeweils 20 bis 24 Kindern geteilt. «Wir haben uns darauf vorbereitet, sind erprobt und haben alle Pläne fertig», sagt Konrektorin Stephanie Pfeiffer. In allen Klassen seien Lüftungsanlagen installiert und die Kinder seien geübt in allen Hygienemaßnahmen wie der Wegeführung in der Schule. «Weil wir viele kinderreiche Familien mit beengten Wohnverhältnissen haben, sehen wir die absolute Notwendigkeit, die Kinder wieder in die Schule zu bringen.»
Für die Kinder sei jeder Tag in der Schule ein Gewinn, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «Studien zeigen, dass viele Kinder und Jugendliche unter den Schulschließungen leiden, deswegen müssen wir ihnen – und auch den Eltern – eine Perspektive eröffnen, eine Perspektive auf Lernen in Präsenz, auf mehr Miteinander.» Insgesamt gibt es 148 000 Kinder in der Primarstufe, unter ihnen 5300 Schülerinnen und Schüler an Förderschulen.
Die Ministerin weist beim Start am Montag auf die hohen Hygienestandards hin: «Abstand, Maskenpflicht, feste Lerngruppen, ein Lüftungskonzept und die sonstigen Hygieneregeln». In der Grundschule sei auf regelmäßige Maskenpausen zu achten, empfiehlt das Bildungsministerium. Lehrerinnen und Lehrer sollen Masken mit höherem Schutzstandard tragen. Für Schülerinnen und Schüler der ersten vier Klassen werden diese Masken empfohlen, es sind aber auch Alltagsmasken weiter zugelassen. «Grund dafür ist, dass die jüngeren Kinder nach den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen weniger infektiös sind und medizinische Masken in Kindergrößen nicht überall verfügbar sind», erklärt das Ministerium.
Die Präsenzpflicht an den Schulen wurde wegen stark gestiegener Corona-Infektionszahlen am 16. Dezember aufgehoben. Am 4. Januar begannen dann alle Schulen in Rheinland-Pfalz mit dem Fernunterricht. Eigentlich war der Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen schon zum 1. Februar geplant, wurde dann aber mit Blick auf die neu auftretenden Infektionen mit mutierten Coronaviren kurzfristig gestoppt.
«Je jünger die Schülerinnen und Schüler sind, desto wichtiger ist es, dass ihnen die Möglichkeit gegeben wird, wieder in Präsenz in die Schulen zu kommen», schrieb Hubig nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen zur Corona-Pandemie in einem Brief an die Eltern schulpflichtiger Kinder in Rheinland-Pfalz. Aber auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Abschlussklassen, die unmittelbar vor Prüfungen stehen, können tageweise mit Abstand in die Schule kommen. Darüber entscheidet die Schulleitung vor Ort.
Wie es künftig weiter geht, ist noch nicht genau festgelegt. «Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass – immer vorausgesetzt, die Infektionslage lässt es zu – auch die Schülerinnen und Schüler in den anderen Schularten so schnell wie möglich wieder zurück in die Schule kommen können», sagte Hubig der Deutschen Presse-Agentur. Die Landesregierung hat sich dafür ausgesprochen, auch in der Orientierungsstufe der weiterführenden Schulen, also in den 5. und 6. Klassen, im März in den Wechselunterricht überzugehen.
Mit dem Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen beginnt ein neuer Abschnitt. «Die Kinder freuen sich auf den Unterricht in der Schule», sagt die Mainzer Konrektorin Pfeiffer, «und wir sind froh, dass sie kommen.»
17.02.2021
Zurück ins Klassenzimmer - Weitere Schüler gehen wieder in die Schule
Freunde sehen, mit ihnen reden und Spaß haben - momentan ist die Schule der einzige Ort, wo das möglich ist. Die meisten Kinder lernen noch von zu Hause aus. Ein paar dürfen allerdings ab Montag wieder ins Klassenzimmer. Ein Start, der mit vielen Fragen verbunden ist.
München (dpa/lby) - Nach Wochen des Distanzlernens beginnt für einige Schüler am Montag wieder der Präsenzunterricht. Wer darf wann in die Schule und welche Regeln gelten? Hier Antworten auf wichtige Fragen.
Welche Kinder und Jugendlichen dürfen jetzt wieder in die Schule?
Seit dem 1. Februar sind Abiturklassen von Gymnasien, Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) sowie Abschlussklassen beruflicher Schulen, die zeitnah ihre Abschlussprüfungen schreiben, zurück an den Schulen. Am Montag folgen Grundschüler sowie die Abschlussjahrgänge aller anderen allgemeinbildenden Schulen wie Real-, Mittel- und Wirtschaftsschulen. Gleiches gilt für Kinder und Jugendliche, die entsprechende Stufen an Förderschulen besuchen.
Gilt diese Regelung bayernweit oder gibt es auch Ausnahmen?
In Corona-Hotspots müssen die Schüler weiter von zu Hause aus lernen. Das gilt in Landkreisen, in denen es mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gibt. Am Mittwoch waren das laut Robert Koch-Institut (RKI) unter anderem die Landkreise Tirschenreuth, Wunsiedel und Passau oder die Städte Hof und Weiden in der Oberpfalz. Stichtag für diesen Wert ist eigentlich der Montag. Die Entscheidung, ob der Präsenzunterricht starten kann, treffen aber die Landratsämter.
In welcher Form findet der Unterricht in der Schule statt?
Voraussetzung ist, dass die Kinder mindestens 1,5 Meter voneinander entfernt sitzen. Wo das nicht möglich ist, werden die Klassen aufgeteilt. Die Gruppen kommen dann abwechselnd zum Unterricht - je nach Schule wechseln sich die Kinder tage- oder wochenweise ab. Die einen lernen in der Schule, die anderen zu Hause.
Wie lernen die Kinder, die gerade nicht im Präsenzunterricht sind?
Viele Kinder wurden in den vergangenen Wochen per Videokonferenz unterrichtet. Im Wechselunterricht wird das oft nicht mehr klappen, weil die Lehrer dann mit den Kindern im Klassenzimmer beschäftigt sind. Das Kultusministerium wirbt deshalb bei den Eltern um Verständnis, betont aber auch: «Wir begrüßen einen Live-Stream vom Klassenzimmer in das Elternhaus». Eine Idee, die vielerorts daran scheitern dürfte, dass die Internetverbindungen der Schulen dafür nicht stabil genug sind.
Welche Hygienevorschriften gelten?
Das Altbekannte: Abstand halten, Hände waschen und desinfizieren, Lüften und Maske tragen. Bei den Lehrern müssen es sogenannte OP-Masken sein. Bei den Kindern reichen wie bisher Alltagsmasken aus Stoff. Das Gesundheitsministerium rät allerdings auch Schülern, den OP-Mundschutz zu tragen, der einen besseren Schutz vor Coronaviren verspricht. FFP2-Masken, wie sie etwa in Geschäften Pflicht sind, sind dagegen nicht erforderlich. Wer will, kann sich trotzdem dafür entscheiden, sollte dann aber die Tragehinweise beachten.
Unter welchen Umständen können sich Schüler vom Präsenzunterricht befreien lassen und stattdessen weiter von zu Hause aus lernen?
Kinder, für die ein Schulbesuch ein zu großes Gesundheitsrisiko darstellen würde, dürfen mit ärztlichem Nachweis zu Hause bleiben. Auch wer Angst hat, sich in der Schule das Coronavirus einzufangen, kann sich von der Anwesenheit befreien lassen. Ein Anspruch auf Distanzunterricht besteht aber laut Kultusministerium nicht.
Können die Kinder nach dem Unterricht in die Mittagsbetreuung?
Auf jeden Fall. Die Teilnahme auch an den Ganztagesangeboten ist allerdings freiwillig.
Läuft die Notbetreuung weiter?
Ja - allerdings nur, soweit es personell und räumlich möglich ist. Viele Lehrer müssen nun wieder ihre Klassen unterrichten und auch die Räume werden womöglich wieder für den Unterricht benötigt. Zudem seien nun wieder mehr Personen im Schulhaus unterwegs. Aus Gründen des Infektionsschutzes könne die Notbetreuung deshalb unter Umständen nicht mehr wie bisher stattfinden, so das Kultusministerium.
Können nun wieder schriftliche Leistungsnachweise geschrieben werden?
Ja. Schulaufgaben und andere angekündigte Tests sind wieder möglich. Teilnehmen können aber nur Schüler, die gerade in der Schule sind. Ausnahmsweise darf dafür aber auch die ganze Klasse oder der gesamte Kurs erscheinen, wenn alle im Prüfungsraum 1,5 Meter Abstand einhalten können. Außerdem müsse eine gleichmäßige und angemessene Prüfungsvorbereitung aller Teilnehmer gewährleistet sein. Und zur Beruhigung: Das Ministerium verspricht erst mal eine «Phase des Ankommens», ohne Schulaufgaben oder Proben.
Werden Schüler und Lehrer auf Corona getestet?
Der Freistaat will Schülern, Lehrkräften und dem Schulpersonal wieder kostenlose Reihentests anbieten. Geplant ist auch, dass sich an den Schulen Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren selbst testen können, regelmäßig und freiwillig. Sobald die Tests zugelassen und verfügbar seien, wolle man eine Strategie dafür entwickeln. Im Rahmen von Pilotprojekten sollen zudem ausgewählte Schulen und Kitas innovative Testmethoden ausprobieren, etwa Gurgel- oder Speichelprobentests.
Wann werden die restlichen Klassen in die Schule geholt?
Das hängt vom weiteren Infektionsgeschehen ab, heißt es aus dem Kultusministerium.
GEW-Kritik: Stufenplan für regionale Kita-Öffnung unübersichtlich
Schwerin (dpa/mv) - Der Stufenplan für die Öffnung der Kitas in Mecklenburg-Vorpommern, der vom kommenden Montag an gelten soll, ist der Erziehergewerkschaft GEW zu unübersichtlich. «Die Einteilung in insgesamt fünf Stufen mit jeweils zugeordneten Zeiträumen bis zu ihrem Eintritt ist schwer nachvollziehbar und kann zu Verunsicherungen seitens der Erzieher:innen und Eltern führen», erklärte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner am Mittwoch.
Der Stufenplan sieht nach Informationen der Gewerkschaft zunehmende Einschränkungen im Kita-Betrieb bei Überschreitung bestimmter Inzidenzwerte in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten vor. Unter 35 Infektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen läuft der Regelbetrieb demnach normal, bei einem Wert zwischen 35 bis 49,9 sind unter anderem Einschränkungen beim Singen und beim Sport vorgesehen. Beginnen sollen die Einschränkungen, wenn der Grenzwert fünf Tage in Folge erreicht oder überschritten wird.
Bei Inzidenzen zwischen 50 und 99,9 dürfen Eltern die Einrichtungen nur noch in Ausnahmefällen betreten und im Hort muss Maske getragen werden, auch von den Kindern. Bei einer Inzidenz von 100 bis 149,9 sollen die Eltern gebeten werden, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Ab einer Inzidenz von 150 oder einem diffusen Geschehen mit Mutation soll auf Notbetreuung umgestellt werden.
Lindner regte an, dass das Land ab Montag auf seinen Webseiten täglich veröffentlicht, in welcher Stufe sich der jeweilige Landkreis und die kreisfreien Städte befinden. Außerdem sollte nach Lindners Worten die Entwicklung der Inzidenzen dargestellt werden, um eine größtmögliche Transparenz zu schaffen.
Grundschulverband fordert Fokussierung auf Bildung für die Jüngsten
Berlin (dpa) - Wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an vielen Grundschulen in Deutschland fordert der Grundschulverband, die Bildung der Jüngsten besonders in den Blick zu nehmen. In einer Mitteilung appellierte der Verband am Mittwoch an die Kultusministerien der Länder, sie sollten dafür sorgen, dass die Bildungsqualität im Elementar- und Primarbereich vorrangig gesichert werde. «Denn hier wird das Fundament für den Bildungsweg aller Kinder gelegt. Das besondere Entwicklungsfenster des Kindergarten- und Grundschulalters darf nicht ungenutzt verstreichen.»
Am kommenden Montag nehmen nach derzeitigen Planungen die meisten Bundesländer nach rund zweimonatiger Unterbrechung wegen Corona-Maßnahmen den Unterricht in den Gebäuden der Grundschulen wieder auf. In Sachsen und Niedersachsen gibt es bereits wieder Präsenzunterricht.
«Bildungsqualität braucht Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer, damit sie sich auf ihre eigentlichen pädagogischen Aufgaben einlassen können», hieß in der Mitteilung weiter. Jetzt sei die Zeit, an der Verbesserung der Bedingungen zu arbeiten. Der Verband fordert so viel Präsenzzeit wie möglich für «bildungsbenachteiligte Kinder», personelle Unterstützung an den Grundschulen zum Beispiel durch Werkstudenten, um Lehrkräften «Zeitfenster für Lernbegleitung und Förderung von Kindern zu ermöglichen» und Coaching-Angebote für das pädagogische Personal und die Schulleitung. Der Grundschulverband setzt sich nach eigenen Angaben für die Weiterentwicklung der Grundschule ein und will bundesweit bildungspolitisch ihre Stellung als grundlegende Bildungseinrichtung verbessern.
16.02.2021
Schleswig-Flensburg will Kitas und Grundschulen noch nicht öffnen
Kiel (dpa/lno) - Der Kreis Schleswig-Flensburg möchte seine Kitas und Grundschulen angesichts der Corona-Infektionslage noch nicht am nächsten Montag öffnen. Landrat Wolfgang Buschmann rief am Dienstag das Land auf, die Schließung bis zum 1. März zu verlängern. Im Kreis stiegen derzeit die Infektionszahlen und das Ausbruchsgeschehen sei diffus, hieß es dazu in einer Mitteilung. Zudem grenze der Kreis direkt an die Stadt Flensburg, die landesweit die höchsten Zahlen hat. Dort gab es zuletzt mit Stand Montagabend 166,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, im Kreis Schleswig-Flensburg 80,5.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass die Grundschulen und Kitas im Land ab 22. Februar wieder in den regulären Präsenzbetrieb gehen sollen. Am Montag teilte die Regierung mit, in Flensburg und Lübeck sowie in den Kreisen Pinneberg und Herzogtum Lauenburg bleibe es wegen der dort zu hohen Infektionszahlen vorerst bei der Notbetreuung.
«Eine Öffnung der Kitas und Schulen zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nicht befürworten», erläuterte Schleswig-Flensburgs Landrat Buschmann. «Viele Flensburger*innen besuchen im Kreisgebiet Schulen und Kindergärten.» Epidemiologisch spielten die Kreis- und Stadtgrenzen keine Rolle. «Wir als Kreis müssen und wollen daher gleiche Regelungen wie in Flensburg schaffen.» Zudem stiegen auch im Kreisgebiet die Erkrankungen an der ansteckenderen Virus-Variante B1.1.1.7.
Bremer Grundschulen: Präsenzbetrieb in voller Klassenstärke
Bremen (dpa/lni) - Die Grundschulen in der Stadt Bremen kehren angesichts der grundsätzlich sinkenden Zahl von Corona- Neuinfektionen zum Präsenzbetrieb in voller Klassenstärke zurück. In der Stadtgemeinde Bremen ist das vom 1. März an der Fall. In Bremerhaven werde bis zu den Osterferien in Halbgruppen unterrichtet. Entsprechende Beschlüsse zum Schul- und Kitabereich fasste der Senat am Dienstag. Für alle Schüler ab Jahrgangsstufe 5 werde der Unterricht im Wechselmodell fortgesetzt. Für die Kindertagesbetreuung gelte spätestens vom 1. März an der eingeschränkte Regelbetrieb.
«Die höhere Präsenz in Kitas und Schulen ab dem 1. März wird von Schutzmaßnahmen, umfassende Testungen und mehr Verpflichtungen zum Masketragen flankiert», betonte die Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan (SPD). Es sei richtig, Kindern möglichst viel Präsenzunterricht zu bieten. «Dies gilt insbesondere für Grundschülerinnen und Grundschüler.» Ziel sei es, für alle möglichst viel Verlässlichkeit und Planbarkeit bis zu den Osterferien zu schaffen.
Die Maßnahmen regeln für die Stadtgemeinde Bremen, dass die Beschäftigten in Schulen und Kitas zwei Mal in der Woche die Chance haben, selbst einen Corona-Schnelltest zu machen. Die Tests sollen zentral beschafft werden. Wer positiv getestet wurde, muss in Quarantäne und dann auch einen PCR-Test machen.
Familienminister: Ab 22. Februar wieder Kindertagesbetreuung für alle
Die Corona-Neuinfektionszahlen sinken. Jetzt peilt NRW auch in den Kitas Öffnungsschritte an - mit Vorbehalten.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Ab dem 22. Februar können alle Kinder in Nordrhein-Westfalen wieder in die Kitas und die Tagespflege kommen. Das kündigte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Dienstag in Düsseldorf an. Allerdings bleibt es zunächst bei einem landesweit pauschal um zehn Wochenstunden gekürzten Betreuungsangebot und bei festen Gruppen.
Angesichts sinkender Corona-Neuinfektionszahlen verlässt NRW damit in Kürze den Weg der bisherigen Appelle an die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen, obwohl die Kitas landesweit geöffnet waren für alle, die das aus beruflichen oder privaten Gründen nicht leisten konnten. Diese Woche gelte dieser Appell weiter, betonte Stamp. Es werde auch keinen Automatismus für einen Regelbetrieb geben, falls die landesweite Quote der Neuinfektionen noch in dieser Woche unter 50 gerechnet auf 100 00 Einwohner binnen sieben Tagen sinken sollte. Seine Pläne erläuterte Stamp auch in Schreiben an Eltern und Beschäftigte in der Kindertagespflege.
LOKALE ENTSCHEIDUNGEN: Wenn die Neuinfektionszahlen weiter sinken, dürfen Kita-Leitungen und Träger voraussichtlich ab dem 8. März selbst entscheiden, ob sie die Kinder wieder im vollen Umfang betreuen. Wo das für den Infektionsschutz vor Ort weiter nötig sei, dürften Einrichtungen den Betreuungsumfang dann weiterhin um maximal zehn Wochenstunden kürzen, erläuterte Stamp.
Pauschal gelte diese Kürzung dann aber nicht mehr in NRW. Die Regelung soll zunächst bis Ostern gelten. Bevor diese Stufe in Kraft trete, werde zunächst gemeinsam mit Kita-Trägern, Elternverbänden und Gewerkschaften die Infektionsentwicklung in NRW betrachtet, erklärte Stamp.
REGELBETRIEB: Normalen Regelbetrieb könne es erst wieder geben, wenn ausreichend Corona-Selbsttests für jedermann zur Verfügung stünden, die Beschäftigten geimpft oder die Neuinfektionszahlen ganz niedrig seien, erklärte Stamp.
CORONA-NOTBREMSE: «Sollte es wider Erwarten zu einem sprunghaften Anstieg kommen, werden wir Kitas auch regional oder landesweit komplett schließen», erklärte Stamp. «In einem solchen Notfall würde es dann tatsächlich auch nur eine ganz eng begrenzte Notbetreuung geben.» Wenn es sich dabei nur um eine regionale Entwicklung handle, könne darauf auch regional reagiert werden.
KRANKE KINDER: Eindringlich appellierte der Minister an die Eltern, kranke Kinder nicht in die Kitas zu schicken. «Wenn die Kita-Leitungen sagen, das Kind kann in dem Zustand nicht in die Kita, dann muss es dabei bleiben», unterstrich er. «Wer einen Erkältungsschnupfen hat, gehört in diesen Tagen nicht in die Kita.»
KINDERBETREUUNGSTAGE: NRW hat ein Landesprogramm aufgelegt, damit auch selbstständig oder freiberuflich tätige Eltern einen Anspruch auf die neuen zusätzlichen Kinderbetreuungstage erhalten. Das Anmeldeportal werde gerade entwickelt, sagte Stamp. Sobald es stehe, werde darüber informiert. Es gehe aber kein Tag verloren, da der Anspruch rückwirkend ab dem 5. Januar geltend gemacht werden könne, versicherte Stamp.
CORONA IN KITAS: Bei Beschäftigten in NRW-Kindertageseinrichtungen wurden seit Anfang des Jahres laut Stamp knapp 590 Corona-Infektionen festgestellt. Im Januar seien es 402 Infektionen gewesen und im Februar bislang 187. Insgesamt gibt es in den Kitas und in der Tagespflege laut Familienministerium rund 168 000 Beschäftigte.
Durch eine falsche Interpretation von Krankenkassenzahlen sei der Eindruck entstanden, das Infektionsrisiko sei in Kitas besonders hoch, schrieb Stamp in einem Elternbrief. Das stimme aber so nicht. In die Zahlen der Krankenkassen seien alle Krankmeldungen etwa wegen Husten, Schnupfen oder Fieber eingeflossen, bei denen sich das Kita-Personal «in vorbildlicher Weise aus Vorsicht» beim Arzt gemeldet habe.
SELBSTTESTS: Die Landesregierung hat laut Stamp eine europaweite Ausschreibung für Millionen von Corona-Selbsttests für die Kita-Beschäftigten auf den Weg gebracht. Wenn die Zulassung dann da sei, solle die Bestellung sofort aufgegeben werden. Bis die zertifizierten Selbsttests in ausreichender Menge zu Verfügung stehen, können Kita-Beschäftigte zweimal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest machen.
IMPFUNGEN: Nach Worten Stamps wäre es «ein Befreiungsschlag für die gesamte Gesellschaft», wenn Lehrkräfte und Erzieher früher geimpft werden könnten. Dies sei wichtig für die Stabilität der Entwicklung der Kinder. Kinderärzte warnten vor Schäden bei einem fortdauernden Lockdown. Die Ständige Impfkommission (Stiko) sieht bislang keinen Grund, die Impfreihenfolge zu ändern. Die Politik könnte aber von den Stiko-Empfehlungen abweichen. Nach der aktuellen Impfverordnung sind Erzieher und Lehrkräfte bislang in der dritten Impf-Gruppe. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, eine Höherstufung zu prüfen.
KITA-BEITRÄGE: Vorerst bleibt es bei der Erhebung von Elternbeiträgen für die Kita. Die Landesregierung prüfe aber eine rückwirkende Erstattung, sagte Stamp. Im Vordergrund stehe derzeit aber die Stabilisierung des Betreuungssystems mit Bezahlung der Corona-Tests, Hygienemittel und der Alltagshelfer in den Einrichtungen.
REAKTIONEN: Der Fachgewerkschaft für Beschäftigte der Kommunen, der Länder sowie der privatisierten Dienstleistungsunternehmen, Komba, kommt der NRW-Öffnungsplan für die Kitas zu schnell. Auch der Verband Bildung und Erziehung betonte, Infektionsschutz müsse im Mittelpunkt stehen. Es dürfe «keine Hürden geben, die Stundenanzahl, wenn nötig, zu reduzieren».
Die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag sieht in Stamps Modell keine Vorteile für die Eltern. «Die Rücknahme des Minister-Appells, Kinder nicht in die Kita zu bringen, bedeutet für Eltern in erster Linie: Sie können ab dem Zeitpunkt nicht mehr auf die zusätzlichen Kinderkrankentage zurückgreifen, wenn sie aufgrund der Pandemie ihre Kinder noch nicht wieder in die Kita geben wollen», stellte der familienpolitische Sprecher Fraktion, Dennis Maelzer, fest. Diese Eltern müssten jetzt wieder auf ihren eigenen Erholungsurlaub zurückgreifen und gleichzeitig Kita-Beiträge zahlen.
Eltern nehmen Grundschul-Öffnung an: Nur wenige Kinder abgemeldet
Leipzig (dpa/sn) - Die Wiedereröffnung der Grundschulen in Sachsen haben die Eltern mit großem Interesse angenommen. Lediglich 3,72 Prozent der Eltern haben ihre Kinder coronabedingt oder aus anderen Gründen abgemeldet und sie von der Schulpflicht befreit, wie der Sprecher des Landesamts für Schule und Bildung, Roman Schulz, am Dienstag auf Anfrage mitteilte. «Die hohe Zahl der Eltern, die ihre Kinder in die Grundschule schicken, sehen wir mit Respekt und Demut.» Dies sei ein riesiger Vertrauenzuschuss für die Schulen.
Mit Einschränkungen und erhöhten Hygienemaßnahmen hatte am Montag in Sachsen nach rund zwei Monaten Lockdown der Unterricht für 151 000 Grundschüler begonnen. Schulz verwies darauf, dass die Grundschulen bereits Erfahrung mit der Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown im Mai 2020 hätten. Unter anderem sehen die Konzepte einen gestaffelten Einlass, versetzte Pausen und einen durch Absperrband unterteilten Schulhof vor.
Die Wiederöffnung erfolgt im eingeschränkten Regelbetrieb: Die Kinder werden dafür in festen und strikt voneinander getrennten Gruppen betreut und sollen sich möglichst nicht begegnen. Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es nicht, allerdings müssen Schüler und Lehrer im Eingangsbereich sowie im Schulgebäude eine medizinische Maske tragen. Auch regelmäßiges Lüften gehört zum Hygienekonzept.
Die Gewerkschaft GEW hatte die Eröffnung mit Blick auf die Ausbreitung der Mutationen hingegen als zu früh kritisiert, auch die Lehrer sahen der Wiedereröffnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hatte angekündigt, die Zahl der Infektionen genau im Blick zu behalten: Wenn der Inzidenzwert im Landkreis, also die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, an fünf aufeinanderfolgenden Tagen über 100 liegt, müssen Schulen und Kitas wieder schließen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Dienstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 68,4. Die Entwicklung stagniere ein Stück weit, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 91,3.
Nach der Stadt Leipzig (43,7) hat auch die Landeshauptstadt Dresden (47,1) den wichtigen Schwellenwert von 50 unterschritten. Chemnitz (50,7) liegt noch knapp darüber. Drei der zehn Landkreise im Freistaat sind bei der Inzidenz dreistellig: der Landkreis Leipzig mit 119,7, der Vogtlandkreis mit 115,5 und der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 106,7.
15.02.2021
Lehrerverband gegen rasche Schulöffnung
Berlin (dpa/bb) - Nach der Gewerkschaft GEW hat sich auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) gegen eine rasche Schulöffnung in Berlin gewandt. Im Vergleich zum Zeitpunkt der Schulschließung vor zwei Monaten habe sich die Situation kaum geändert, sagte die VBE- Landesvorsitzende Heidrun Quandt am Montag. «Weder gibt es regelmäßige Tests für die Schülerschaft und das pädagogische Personal noch Impfungen oder ausreichende Luftfilter an allen Schulen und in allen Klassenräumen.»
Lediglich das Tragen von Masken für alle Altersgruppen der Schülerschaft sei vorgesehen. Diese Vorgabe werde jedoch auf Druck von Elternvertretungen an etlichen Schulen unterlaufen, befürchtet Quandt. «Gerade an Grundschulen sind Hofpausen ohne Maske für die Ansteckung ein besonderes Problem, weil ein Abstand von 1,50 Meter nicht gewährleistet werden kann.»
Trotz Verlängerung des Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie um drei Wochen bis 7. März will der Senat die Schulen ab 22. Februar schrittweise öffnen. Zunächst ist für Schüler der Klassenstufen 1 bis 3 Wechselunterricht in halber Klassengröße geplant. Sie werden also in geteilten Lerngruppen abwechselnd in der Schule und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause unterrichtet.
Arbeitsagentur:Auch Schulabgänger mit Corona-Defiziten ausbilden
Berlin (dpa/bb) - Die Unternehmen in Berlin und Brandenburg müssen sich nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit auf zusätzliche Defizite bei Schulabgängern wegen der Corona-Krise einstellen. «Die Gefahr ist da», sagte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion, Ramona Schröder, der «Berliner Morgenpost» (Montag). «Ich denke, da hilft nur, dass wir uns dessen bewusst sind und diesen Jugendlichen trotzdem die Chance einräumen.»
Dass der aktuelle Jahrgang wegen Schulschließungen und Digital-Unterrichts noch «ein stückweit mehr Defizite» mitbringe als vorherige, sei nicht die Schuld der Schülerinnen und Schüler. «Insofern ist unsere gesellschaftliche Verantwortung in der Hinsicht nochmal größer, diese Jugendlichen auszubilden», so Schröder. «Die Unternehmerinnen und Unternehmer sollten auch schwächeren Schülern eine Chance bieten.»
Es gebe ausbildungsbegleitende Hilfen, erläuterte Schröder. «Aber auch die Unternehmen werden sich gerade am Anfang mehr um ihre Auszubildenden kümmern müssen. Viele Dinge werden sich im Laufe der Ausbildung aber auch wieder relativieren, wenn Wissensdefizite aufgeholt werden.»
14.02.2021
Weniger Noten auf den Zeugnissen wegen Corona?
Den Endspurt bis zum Halbjahreszeugnis absolvieren die meisten Schüler in Thüringen zu Hause. Doch Lehrer dürfen im Distanzunterricht keine schriftlichen Leistungskontrollen benoten. Am Ende könnten damit Zensuren für die Zeugnisse fehlen.
Erfurt (dpa/th) - Wegen der Einschränkungen im Schulbetrieb durch die Corona-Pandemie rechnet der Chef des Thüringer Lehrerverbandes, Rolf Busch, mit fehlenden Noten auf dem Halbjahreszeugnis. «Es wird mit Sicherheit Leerstellen geben. Aber ich appelliere, damit gelassen umzugehen. Es gibt derzeit wichtigere Dinge als Schulnoten», sagte Busch der Deutschen Presse-Agentur. In Thüringen sind Schulen seit Wochen geschlossen. Außerhalb der Ferien lernen die meisten Schüler im Distanzunterricht.
Dabei ist es nach Angaben des Bildungsministeriums zwar grundsätzlich auch möglich, Noten zu geben. Benotete schriftliche Leistungskontrollen und größere Klassenarbeiten sind allerdings nicht erlaubt, «da eine Prüfung der Eigenständigkeit der Leistungen ansonsten kaum möglich ist», heißt es vom Ministerium. Solche Kontrollen dürfen also nur im Präsenzunterricht durchgeführt und anschließend benotet werden. Inhalte, die im Distanzunterricht vermittelt wurden, dürfen in diesen Prüfungen aber durchaus abgefragt werden.
Busch sagte, im Zweifel sei es besser, ein Schüler bekomme auf dem Zeugnis mal keine Note als eine unfaire. «Es gibt solche Fälle, da hatte ein Schüler im September einen schlechten Moment und hat durch die Schulschließungen dann einfach keine Chance mehr bekommen, das wieder auszubügeln», sagte Busch, der selbst Lehrer und Schulleiter einer Regelschule ist. Jeder Lehrer müsse daher beim Schüler individuell entscheiden, ob er angesichts der Bedingungen verantworten könne, eine Zeugnisnote zu bilden oder nicht.
Ausnahmen seien etwa Abschlussklassen. Diese sind aber bereits seit mehreren Wochen wieder in den Schulen, um sich dort auf ihre anstehenden Prüfungen vorzubereiten - und können dementsprechend auch schriftliche Leistungskontrollen und Klassenarbeiten schreiben.
In Thüringen soll es am 19. Februar Halbjahreszeugnisse geben. Wann die Schulen wieder öffnen können, ist noch unklar. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte zuletzt in Aussicht gestellt, dass es einen stufenweisen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb geben könnte. Demnach schlägt er vor, mit der Rückkehr der Grundschulkinder zu beginnen, dann die fünften und sechsten Klassen wieder in die Schulen zu lassen und später dann höheren Klassenstufen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte angedeutet, dass es noch im Februar mehr Präsenzunterricht an den Schulen geben könnte.
Dennoch würden damit für einige Klassenstufen wohl erneut mehrere Wochen des neuen Schulhalbjahres verstreichen, ohne dass Noten für Klassenarbeiten und schriftliche Leistungskontrollen vergeben werden könnten. «Was nicht passieren darf, ist, dass die Schüler nach Öffnung der Schulen 14 Tage lang ohne Ende Noten bekommen», sagte Busch.
13.02.2021
GEW für Schul- und Kita-Öffnungen erst ab 35er-Inzidenz
Schwerin (dpa/mv) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich kritisch zu den geplanten Lockerungen der Corona-Maßnahmen für Kitas und Schulen in Mecklenburg-Vorpommern geäußert. Zwar seien dem Infektionsgeschehen angepasste Öffnungen generell zu begrüßen, teilten die Landesvorsitzenden Annett Lindner und Maik Walm am Samstag mit. Aber: «Den Präsenzbetrieb für die Klassen 1 bis 6 sowie die Abschlussklassen der allgemein- und berufsbildenden Schulen bei einem Inzidenzwert unter 50 halten wir - ebenso wenig wie einen Regelbetrieb im Hort - mit Blick auf die offene Frage der Gefährdung durch Mutationen für nicht angemessen.» Die GEW setze auf die vom Robert Koch-Institut empfohlene Marke einer 35er-Inzidenz.
Nach Beratungen mit Vertretern von Gewerkschaften, Kommunen und der Wirtschaft hatte die Landesregierung am Freitagabend mitgeteilt, dass Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 vom 24. Februar an wieder regulär in Landkreisen und kreisfreien Städten zur Schule gehen können, in denen die Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, stabil unter 50 liegt. Vom 8. März an sollen dann auch Schüler der höheren Klassen schrittweise wieder an die Schulen zurückkehren, zunächst im Wechsel von Präsenzunterricht und Lernen zu Hause.
Die GEW sprach sich für einen schrittweisen Übergang zum Regelbetrieb mit Wechselunterricht zunächst in halbierten Lerngruppen aus, da so der Gesundheitsschutz erhöht, die individuelle Förderung verbessert, der Schulverkehr entzerrt und die Arbeitsbelastung gesenkt werden könne. «Bis jetzt besteht die unzureichende Strategie aus Masketragen ohne Arbeitsschutzstandards, Lüften im Winter und fehlenden Maßnahmen, um Kinder mit Lernproblemen zu unterstützen», bemängelten Lindner und Walm. Sie forderten neben Abstandsmöglichkeiten, Lüftungsgeräten und anlasslose Testungen auch eine priorisierte Impfungen des pädagogischen Personals.
Land legt Details für Teststrategie für Lehrer und Erzieher fest
Damit Schulen und Kitas nicht nur geöffnet werden, sondern auch geöffnet bleiben können, will das Land deutlich mehr Corona-Tests anbieten. Dafür liegen nun Einzelheiten auf dem Tisch.
Stuttgart (dpa/lsw) - Mehr als 260 000 Beschäftigte in Schulen, Kitas und anderen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sollen sich künftig zweimal pro Woche auf das Coronavirus testen lassen können. Das Land plant dafür bis zu den Osterferien Ende März Kosten von gut 50 Millionen Euro ein, wie aus einer Vorlage für die nächste Sitzung des Kabinetts hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Antigen-Schnelltest ist freiwillig und soll in Arztpraxen oder Apotheken erfolgen. Zudem sollen Kommunen die Möglichkeit bekommen, mit Testkits aus der Notreserve des Landes eigene Testangebote für Schulen und Kitas einzurichten.
Eine Sprecherin des Sozialministeriums bestätigte die entsprechende Beschlussvorlage. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatten sich kürzlich darauf geeinigt, die Testangebote für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte im Bildungs- und Betreuungsbereich auf zwei pro Woche auszuweiten. Nach bisherigen Plänen hätte jeder Beschäftigte bis zum Ende der Osterferien nur drei Tests bekommen.
Die erweiterte Teststrategie soll die angestrebte Öffnung von Schulen und Kitas flankieren, wie es in der Vorlage heißt. Das Land will vom 22. Februar an zunächst Kitas und Grundschulen schrittweise öffnen.
Die Kostenschätzung für die Tests beruht laut Vorlage auf der Annahme, dass die Hälfte der landesweit rund 262 000 Berechtigten das Angebot wahrnimmt. Wer im Schnellverfahren positiv getestet wird, darf seine Schule oder Kita nicht mehr betreten und muss sich an die Vorgaben aus den entsprechenden Corona-Verordnungen halten. Zudem muss das Ergebnis per genauerem PCR-Test bestätigt werden.
Das bisherige Angebot mit drei Tests bis nach den Osterferien entfällt mit der neuen Strategie. Es werde zudem zu prüfen sein, in welchen Bereichen sich Selbst-Schnelltests sinnvoll einsetzen ließen, heißt es weiter in der Vorlage - allerdings erst, wenn diese Tests in ausreichender Qualität verfügbar seien.
«Corona-Homeschooling-Hotline»: Online-Nachhilfe stark nachgefragt
Nicht nur Unterricht, auch Nachhilfe ist per Video möglich. Eine gemeinnützige Organisation in Essen bietet seit vier Wochen Nachhilfestunden für Schüler im Homeschooling an. Lehramtsstudenten helfen den Schülern online bei Mathe, Deutsch und Co.
Essen (dpa/lnw) - Die gemeinnützige Nachhilfe-Organisation «Zukunft Bildungswerk» in Essen ist mit einer «Corona-Homeschooling-Hotline» auf überregionales Interesse gestoßen. Seit dem Start vor vier Wochen hätten mittlerweile Schülerinnen und Schüler aus 47 Städten in ganz Deutschland kostenlose Nachhilfe per Videokonferenz erhalten, berichtete Hotline-Koordinatorin Samar Farhat auf dpa-Anfrage. So habe es Anrufe etwa aus Thüringen und Brandenburg gegeben. Bildungswerk-Gründer Turgay Tahtabas schätzte die Zahl der bislang vermittelten Nachhilfe-Videokonferenzen auf rund 700. «Wir haben einen Nerv getroffen», sagte er.
Das kostenlose Online-Nachhilfe-Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis dreizehn und deckt nahezu alle Fächer ab. Für eine Nachhilfe in Latein habe es erst eine Anfrage gegeben, sagte Farhat. «Doch auch dafür haben wir jemanden gefunden.»
Die Nachhilfe werde montags bis freitags nachmittags über eine Videokonferenz gegeben. Lehrer seien meistens Lehramtsstudenten, «Lernförderer» genannt. Das Team umfasse derzeit 15 Personen. Eine Nachhilfestunde dauere etwa 20 bis 30 Minuten. Die meisten Anfragen kämen von Schülern weiterführender Schulen. Die Nachfrage ist mittlerweile groß. «Wir haben täglich 40 bis 50 Anmeldungen», sagte Farhat. Neben Deutsch und Englisch sprächen die Förderer auch Türkisch, Arabisch oder Kurdisch.
Mit seinen Nachhilfe-Angeboten während des normalen Schulbetriebs erreicht das Bildungswerk nach eigenen Angaben in Essen und Gladbeck rund 1000 Schülerinnen und Schüler. Unterrichtet wird dabei in Schulen, bei den Schülern zu Hause oder in eigenen Standorten.
Überforderung und Angst - Psychologen an Schulen gefragt
Dresden (dpa/sn)Während der Corona-Pandemie und des Lockdowns sind die Psychologen an Schulen und Universitäten verstärkt gefordert. Verglichen mit der Zeit vor Corona seien die Anfragen an die Schulpsychologen zwar nicht häufiger, aber dringender geworden, sagte die Vorsitzende des Berufsverbandes der Schulpsychologen Sachsens, Sabine Randow, bei einer dpa-Umfrage. Dabei geht es vor allem um die Organisation des Home-Schoolings, die Lernmotivation, Prüfungs- und Zukunftsängste. Viele Eltern fühlten sich überfordert, wenn sie ihre Kinder und ihren Beruf miteinander vereinbaren müssten. 50 Schulpsychologen kümmern sich in Sachsen um Schüler, Eltern und Lehrer.
12.02.2021
Maskenpflicht an Hessens Schulen künftig ab der ersten Klasse
Auch wenn der Corona-Lockdown zunächst weitergeht, soll es für Schüler und Kita-Kinder erste Lockerungen geben. Damit will das Land vermeiden, dass die Kleinen bei der Bildung abgehängt werden.
Wiesbaden (dpa/lhe) - An Hessens Schulen gilt künftig schon ab der ersten Klasse eine grundsätzliche Maskenpflicht. Das kündigte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Donnerstag nach der Sitzung des hessischen Corona-Kabinetts in Wiesbaden an. Es müsse aber nicht zwingend eine medizinische Maske sein. Das Land empfehle diese Masken zwar, ordne sie aber nicht konkret an, sagte Lorz. Für Kita-Kinder soll es dagegen im geplanten eingeschränkten Regelbetrieb ab 22. Februar keine Maskenpflicht geben, sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne).
Beim geplanten Wechselunterricht an den Schulen - ebenfalls ab 22. Februar - für die Klassen ein bis sechs soll nach Vorgaben des Kultusministeriums so viel Präsenzunterricht wie möglich für so viele Schüler wie möglich angeboten werden. Dabei sei sicherzustellen, dass der Schwerpunkt auf den Fächern Deutsch, Mathematik, erste Fremdsprache und - in der Grundschule - Sachunterricht liege, heißt es in einem Schreiben an die Schulleitungen.
Bei Wechselunterricht werden die Schulklassen aufgeteilt. Eine Hälfte wird in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte lernt zu Hause. Die Gruppen tauschen tage- oder wochenweise. So werden Kontakte reduziert und Abstände können besser eingehalten werden. Die Schulen können laut Ministerium ihre spezifischen Modelle flexibel den vor Ort gegebenen räumlichen, personellen und organisatorischen Gegebenheiten anpassen.
Das Land beginne wie angekündigt bei einem ersten Öffnungsschritt mit den Schulen und Kitas, «weil wir Kinder in der Bildung nicht abhängen dürfen», betonte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).
Wechselunterricht sei auch eine spürbare Entlastung für die Familien und die Betreuungssituation zuhause, erklärte Lorz. Zudem gebe es weiter eine Notbetreuung für Kinder von Alleinerziehenden oder aus Familien, in denen beide Elternteile arbeiten. Ab der siebten Klasse bleibt es in Hessen - mit Ausnahme der Abschlussklassen - vorerst bei Distanzunterricht. «Falls der Trend zur Reduzierung der wöchentlichen Inzidenzwerte anhält, planen wir, auch sie so bald wie möglich wieder in die Schulen zurückzuholen», erklärte Lorz.
Die Vorgaben zum regelmäßigen Lüften gelten weiterhin. «Weil es aber wegen der aktuellen Temperaturen, insbesondere in Ost-, Mittel- und Nordhessen nicht überall konsequent möglich ist, haben dort die Schulen für einige Tage teilweise auf Distanzunterricht umgestellt», teilte ein Ministeriumssprecher mit.
Bouffier warb für Verständnis, dass der Lockdown im Kampf gegen Corona fortgesetzt wird. Die Zahlen der Neuinfektionen müssten «weiter runter», vor allem mit Blick auf Virusvarianten, die als ansteckender gelten, sagte er und kündigte an, dass bis 3. März ein Perspektivplan erarbeitet werden soll. An dem Tag wollen die Regierungschefs von Bund und Ländern wieder beraten, wie es mit den Corona-Maßnahmen weitergeht.
Am Mittwoch war beschlossen worden, den derzeitigen Lockdown zunächst bis 7. März fortzusetzen. Eine Ausnahme soll es für Friseursalons geben, die am 1. März unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen.
Die Verlängerung des Lockdowns sei notwendig und zugleich ein «herber Schlag für unsere Wirtschaft», erklärte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). «Die Situation in der Gastronomie, im Handel, in der Veranstaltungs- und Messebranche und Freizeitwirtschaft sowie in Kunst und Kultur ist sehr ernst.» Al-Wazir verwies darauf, dass die Auszahlung der staatlichen Corona-Hilfen weiter voran gehe und nun Anträge auf Überbrückungshilfe III gestellt werden könnten.
Inzwischen seien in Hessen mehr als dreiviertel der Anträge auf Novemberhilfe und knapp ein Drittel der Anträge auf Dezemberhilfe abschließend bearbeitet und das Geld komplett überwiesen, sagte der Wirtschaftsminister. Insgesamt sind demnach bereits 390 Millionen Euro an November- und Dezemberhilfe an hessische Betriebe geflossen, 235 Millionen Euro allein an die Gastronomie.
Der Handelsverband Hessen erklärte, die Ergebnisse der Bund-Länder-Beratungen und des hessischen Corona-Kabinetts seien eine «schwere Enttäuschung». Der Einzelhandel habe mit funktionierenden Hygienekonzepten dafür gesorgt, dass Einkaufen auch in Pandemiezeiten sicher sei. Das zeige der Lebensmitteleinzelhandel Tag für Tag. Der neuen Festlegung des Inzidenzwertes auf 35 für die Wiedereröffnung der Geschäfte fehle jede nachvollziehbare Basis. Die Lage vieler Händlerinnen und Händler sei «aussichtslos», sagte Hauptgeschäftsführer Sven Rohde. «Es fehlt neben schneller finanzieller Entschädigung auch eine Planungssicherheit und klare Perspektive.»
Ministerium: Klassenfahrten in NRW bis 5. Juli verboten
Düsseldorf (dpa/lnw) - In NRW sind Klassenfahren wegen der pandemiebedingten Unsicherheiten bis zum 5. Juli untersagt. Das hat das Schulministeriums am Donnerstag in einer Mail an die Schulen mitgeteilt und dazu in Kürze einen Runderlass angekündigt. Für die Schüler, die ab dem 22. Februar bei der schrittweisen Rückkehr in den Präsenzunterricht den Anfang machen sollen, gelte: Es könne auch Sportunterricht erteilt werden. Wenn es die Witterung zulasse, soll das im Freien sein. In der Halle müsse eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden - außer bei intensiver Ausdaueranstrengung.
Am 22. Februar sollen zunächst nur die Grundschüler, jüngere Förderschüler und Abschlussjahrgänge tageweise in einem Wechselmodell in den Präsenzunterricht zurückkehren. Das erläuterte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) parallel zu der Schulmail am Donnerstag auch im Düsseldorfer Landtag. Dabei heißt es in der schriftlichen Information an die Schulen allerdings, nur im Falle der Abschlussklassen sei auch «volle Klassenstärke» möglich.
Schüler der weiterführenden Schulen, die sich nicht in einer Abschlussklasse befinden, werden auch nach dem 22. Februar 2021 zunächst weiter auf Distanz unterrichtet. Mit Ausnahme der gymnasialen Oberstufe Q1, weil deren Leistungen in die Abiturnote einfließen.
Viele Schulen und Kitas in Deutschland öffnen wieder
Berlin (dpa) - Viele Grundschulen und Kitas in Deutschland sollen vom 22. Februar an wieder schrittweise ihren Betrieb aufnehmen. Nach den Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise plant eine Mehrzahl der Bundesländer mit der Rückkehr von Kindern und Grundschülern ab diesem Datum. Dazu zählen etwa Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg, Berlin und Hessen. Mecklenburg-Vorpommern will am 24. Februar starten. Geknüpft wird die Rückkehr teilweise auch an bestimmte Inzidenzzahlen.
Sachsen hat angekündigt, seine Einrichtungen schon am Montag wieder zu öffnen. Sachsen-Anhalt will bisher an seinem Plan festhalten, die Schulen vom 1. März an schrittweise wieder zu öffnen. In Niedersachsen sind Grundschüler bereits seit Januar wieder im sogenannten Wechselbetrieb. Darum geht es nun überwiegend auch in den anderen Ländern. Das heißt, Klassen werden geteilt und besuchen abwechselnd die Schule.
Die meisten älteren Schüler werden voraussichtlich erst im März ihre Einrichtung wieder von innen sehen, mit Ausnahme von Abschlussklassen, für die auch bisher schon Präsenzunterricht möglich war.
Bund und Länder hatten bei ihren Beratungen am Mittwoch festgehalten, dass die Länder eigenständig über das weitere Vorgehen an Schulen und Kitas entscheiden sollen. Eine ähnliche Vereinbarung hatten sie auch schon im Frühjahr nach der ersten Corona-Welle getroffen.
11.02.2021
Dreyer zeigt Perspektiven für schrittweise Öffnungen auf
Die Kleinen machen den Anfang: Nach der Fastnachtswoche können die Grundschulen in den Wechselunterricht starten. Ministerpräsidentin Dreyer informiert den Landtag über die Bund-Länder-Beschlüsse.
Mainz (dpa/lrs) - Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz strebt weiter eine schrittweise Aufhebung von Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie an. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erläuterte am Donnerstag dem Ältestenrat des Landtags die Beschlüsse von Bund und Ländern. Dabei teilte sie mit, dass die Grundschulen bereits zum 22. Februar den Wechselunterricht aufnehmen würden.
«Es ist klar, dass mit Schulen und Kitas die ersten Schritte gemacht werden müssen», sagte Dreyer. Die Landesregierung habe nach den Bund-Länder-Beratungen beschlossen, «nach der Fastnachtswoche durchzustarten mit Wechselunterricht in der Grundschule». Dann sollen die Klassen in Gruppen geteilt werden, die abwechselnd zuhause und in der Schule lernen. Ähnliche Beschlüsse gebe es auch in den meisten anderen Bundesländern.
Die Präsenzpflicht an den Schulen wurde wegen stark gestiegener Corona-Infektionszahlen am 16. Dezember aufgehoben. Am 4. Januar begannen dann alle Schulen in Rheinland-Pfalz mit dem Fernunterricht.
Dreyer bedauerte, dass es in der Bund-Länder-Runde am Mittwoch keine Einigung auf einen Stufenplan für die Aufhebung von Einschränkungen des öffentlichen Lebens gegeben habe. Eine Arbeitsgruppe mit dem Chefs des Bundeskanzleramts und den Chefs der Staatskanzleien in den Bundesländern solle aber weiter über Perspektiven für weitere Öffnungen beraten.
Bund und Länder haben beschlossen, den Lockdown mit den Kontaktbeschränkungen bis zum 7. März zu verlängern. Friseurbetriebe sollen aber bereits zum 1. März öffnen können. «Es ist gut, dass die Friseure ein Signal haben», sagte Dreyer. Die Entscheidung zu ihrer vorgezogenen Öffnung berücksichtige die große hygienische Bedeutung eines Friseurbesuchs besonders für die ältere Bevölkerung.
Für den Einzelhandel gebe es nun die Perspektive einer Öffnung bei einer Inzidenz von 35. «Wir sollten den Ehrgeiz haben, dass wir die Zahlen senken», sagte Dreyer mit Blick auf die zunehmende Verbreitung mutierter Viren. «Je niedriger die Zahlen sind, desto besser für uns alle.»
Zu Hotels und Restaurants sagte Dreyer: «Ich weiß, wie sehr die Gastronomie sich wünscht, dass sie auf jeden Fall das Ostergeschäft mitnehmen kann.» An dieser Perspektive müssten alle gemeinsam arbeiten. Dabei sei es wichtig, «im Gleichklang der Bundesebene (zu) bleiben».
Natürlich sei es sinnvoll, in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens noch niedrigere Inzidenzen abzuwarten, sagte Dreyer. Als Beispiel nannte sie die Zulassung von Großveranstaltungen.
Dreyer berichtete dem Landtag, dass die Bund-Länder-Runde auch über Corona-Eigentests beraten habe. «Das wird ganz sicher einiges erleichtern, wenn man zuhause einfach einen Test machen kann», sagte die Regierungschefin. Aber zurzeit gebe es noch keine zertifizierten Eigentests auf dem Markt. Es sei zu erwarten, dass dies noch einige Wochen dauern werde.
10.02.2021
Woidke: Grundschulen sollen bald für Wechselunterricht öffnen
Die jüngeren Schülerinnen und Schüler können voraussichtlich bald zumindest teilweise zurück in die Schulen - im Wechsel mit dem Pauken zuhause. Regierungschef Woidke gibt nach der Bund-Länder-Konferenz eine Perspektive.
Potsdam (dpa/bb) - Die Grundschulen in Brandenburg können nach Angaben von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) voraussichtlich am 22. Februar wieder mit Wechselunterricht in der Corona-Krise öffnen. Das kündigte der Regierungschef am Mittwoch nach Gesprächen von Bund und Ländern an. Der Kabinettsbeschluss dazu sei für diesen Freitag vorgesehen. Der Lockdown solle im Grundsatz bis 7. März verlängert werden, Friseurläden sollten aber bereits ab 1. März wieder öffnen können. Insbesondere ältere Menschen seien darauf angewiesen, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.
«Zum Beispiel werden die Grundschulen schon in den Ländern an unterschiedlichen Daten, aber bei den meisten - wahrscheinlich auch bei uns in Brandenburg - am 22. Februar ihre Pforten wieder öffnen im Wechselunterricht für die Schülerinnen und Schüler», sagte Woidke im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
Vorgesehen sei, für Lockerungen den Wert von unter 35 neuen Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche anzupeilen. «Das können wir vielleicht in drei, vier Wochen erreichen in Brandenburg, um dann auch über weitere Öffnungsschritte zu reden, beispielsweise hier den Einzelhandel.» Die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner in einer Woche lag am Mittwoch im Land bei rund 80. Der Regierungschef gab keine Entwarnung: «Wir sind noch nicht durch.» Woidke sprach von einem großen dunklen Schatten wegen der Coronavirus-Varianten.
Seit dem 16. Dezember gilt in Brandenburg ein harter Lockdown. Damals wurden Ausgangsbeschränkungen verhängt. Die Läden sind geschlossen, außer den Geschäften für Dinge des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Bäckereien, Apotheken und Drogerien, aber auch Buchhandlungen. Auch Friseurläden haben zu. Alkoholtrinken ist in der Öffentlichkeit verboten.
Ab 9. Januar schränkte Brandenburg den Bewegungsradius in extremen Corona-Hotspots mit mehr als 200 neuen Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche ein - dort sind touristische Reisen und Sport außerhalb eines Radius von 15 Kilometern um die Kommune verboten. Die nächtliche Ausgangsbeschränkung wurde dagegen aufgehoben.
Die Kultusminister der Länder hatten sich am Montag bei weiter sinkenden Corona-Zahlen dafür ausgesprochen, dass die Schulen in Deutschland ab der kommenden Woche schrittweise wieder aufmachen sollen. Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist derzeit Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD).
Söder lässt Öffnungstermine für Schulen und Kitas zunächst offen
Berlin/München (dpa) - Mögliche Öffnungstermine für die Schulen und Kitas in Bayern sind weiter offen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte dafür nach Bund-Länder-Beratungen am Mittwochabend in Berlin noch keinerlei Zeitpunkte. Er sagte allerdings, Bayern werde «eher etwas vorsichtig und zurückhaltend» vorgehen.
An diesem Donnerstag will das Kabinett über die konkrete Umsetzung der neuen Bund-Länder-Beschlüsse entscheiden - zuvor soll es dem Vernehmen nach noch Beratungen des Koalitionsausschusses von CSU und Freien Wählern geben. Am Freitag berät darüber dann der Landtag.
Gebauer: Grundschulen gehen ab 22. Februar in Wechselunterricht
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Grundschulen in Nordrhein-Westfalen starten am 22. Februar mit einem Unterricht in Wechselmodellen. Das sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch nach den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise. Auch Förderschulen der Primarstufe sollten dann wieder beginnen. Die Jüngsten litten am meisten unter den Corona-Beschränkungen, hieß es.
In NRW sind die Schüler aller Schulformen seit Mitte Dezember im Distanzunterricht. Das Ministerium habe ein umfassendes Schutzkonzept beschlossen. Künftig solle es zwei Corona-Tests für Lehrer pro Woche geben.
Baden-Württemberg will Kitas und Grundschulen am 22. Februar öffnen
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württemberg will Kitas und Grundschulen nach den Faschingsferien am 22. Februar schrittweise wieder öffnen. Wenn die Infektionszahlen es zulassen, solle der grundsätzlich verlängerte Corona-Lockdown an dieser Stelle wie geplant gelockert werden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochabend in Stuttgart.
Zuvor hatten sich Bund und Länder bei ihren Beratungen darauf verständigt, dass die Länder selbstständig und ohne bundesweite gemeinsame Vorgaben über die Öffnung von Schulen und Kitas entscheiden können. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte darauf gedrungen, erst zum 1. März Kitas und Grundschulen wieder zu öffnen. Das wollten sich die Länder jedoch nicht vorschreiben lassen.
Der wichtige Corona-Richtwert, die Sieben-Tage-Inzidenz, nähert sich im Südwesten derweil der Schwelle 50. Wie das Landesgesundheitsamt am Mittwoch mitteilte, wurden in den vergangen sieben Tagen 55,9 neue Infektionsfälle je 100 000 Einwohner registriert.
Trotz der Gefahr von Virusmutationen gibt man sich in der Stuttgarter Koalition optimistisch, dass sich der Trend fortsetzt und erste Öffnungsschritte möglich sind. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat der Südwesten wegen der freien Faschingswoche aber noch einen gewissen Zeitpuffer. So will zum Beispiel Sachsen schon am kommenden Montag Kitas und Grundschulen öffnen.
Corona-Schnelltests für alle Lehrkräfte an Schulen in Rheinland-Pfalz
Mainz (dpa/lrs) - Lehrerinnen und Lehrer an Schulen in Rheinland-Pfalz können jetzt jederzeit einen Corona-Schnelltest erhalten. Ende Januar war die Möglichkeit eines Antigen-Schnelltests (PoC) auch ohne bestimmten Anlass bereits für das Personal an Kindertagesstätten eingeführt worden - dies wurde nun auf alle Beschäftigten an den Schulen des Landes ausgeweitet, wie das Bildungsministerium am Mittwoch in Mainz mitteilte. Bisher konnten sich Lehrkräfte freiwillig auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen, wenn sie in Kontakt mit einem Infizierten waren.
«Mit diesen Maßnahmen möchten wir alle in Kita und Schule weiter bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen und ihnen zusätzliche Sicherheit geben», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Vorrang habe aber weiter die Einhaltung aller Hygienemaßnahmen.
Städte- und Gemeindebund: Schulöffnungen sind «überfällig»
Berlin (dpa) – Vor den Corona-Beratungen von Bund und Ländern hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund seine Forderung nach einer nachvollziehbaren Lockerungsstrategie und raschen Schulöffnungen bekräftigt. «Die Nerven der Eltern liegen blank. Da muss etwas geschehen», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am Mittwoch im Radioprogramm SWR Aktuell. Die Kultusminister der Länder hatten sich einstimmig für schrittweise Schulöffnungen ab kommender Woche ausgesprochen, sofern die Corona-Zahlen weiter sinken. Diese Entscheidung sei «überfällig», sagte Landsberg.
Aus seiner Sicht brauche es einen konkreten, möglichst bundeseinheitlichen Plan zu denkbaren Lockerungen. «Und natürlich stehen da Kitas und Schulen - insbesondere Grundschulen - ganz vorne», betonte Landsberg. Er halte eine Aufteilung zwischen Präsenz- und Online-Unterricht und die Reduzierung von Klassengrößen für sinnvoll. Außerdem forderte er eine Schnellteststrategie im Bildungsbereich.
Mit Blick auf den Dienstleistungssektor sprach sich Landsberg für die Öffnung der Friseursalons aus. Dies wäre ein «Hoffnungssignal», sagte er und verwies auf die Regelung in Österreich, wo für einen Friseurbesuch in der Regel ein negativer Corona-Test vorgelegt werden muss.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder beraten ab Nachmittag (14.00 Uhr) über das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die bisherigen Regeln laufen am 14. Februar aus.
Kultusminister Tonne fordert Bundeshilfe für Schüler in Corona-Krise
Hannover (dpa/lni) - Vor den Bund-Länder-Beratungen zum weiteren Kurs in der Corona-Krise hat Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) einen gemeinsamen Kraftakt für Schüler und Kinder gefordert. «Seit Wochen leisten die Kinder und Jugendlichen einen Riesenbeitrag im Lockdown, die Kontaktbeschränkungen und dass alles an Sport und Hobbys wegfällt, trifft junge Menschen besonders in ihrer Entwicklung», sagte Tonne der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. «Das muss in einer gemeinsamen Kraftanstrengung verhindert, die Konsequenzen müssen abgefedert werden.»
Er erwarte daher, dass Bund und Länder sich schnell zusammensetzen und beraten, wie Lernrückstände kompensiert und psycho-soziale Belastungen abgefedert werden können, sagte Tonne. Ein solcher Schul- und Kitagipfel müsse dann auch ein relevantes Kinder- und Jugend-Programm des Bundes mit sich bringen. «Wir brauchen ein Corona-Kompensations-Programm des Bundes, damit wir in hohem Maße Ferienbetreuung, zusätzliche Lernangebote und Hausaufgabenhilfe einrichten können.»
Außerdem müsse dringend zur Sprache kommen, dass sich die Bundesregierung an den Teststrategien für Lehrkräfte und Kita-Personal engagiert. Kitas und Schulen seien zentral und müssten von allen Ebenen gefördert werden. «Wir greifen der Wirtschaft und den Unternehmen zurecht unter die Arme, da sollte es uns als Gesamtgesellschaft nicht zu teuer sein, die Kinder und Jugendlichen zu stärken und Schaden von ihnen abzuwenden», sagte Tonne.
Es reiche nicht aus, wenn die Kultusministerkonferenz nun den von Niedersachsen bereits Mitte Januar eingeschlagenen Weg verantwortungsvoller, abgewogener Schulöffnungen mitträgt und nachvollzieht. «Seit Monaten arbeiten wir mit Kohorten, Maskenpflichten, Abständen und Lüftungsregeln», meinte der Minister. «Da ist es zu wenig, wenn sich der Beitrag des Bundes in der Schuldebatte auf ein sehr spät veröffentlichtes Kompendium über längst bekannte Corona-Schutzmaßnahmen beschränkt. Ich erwarte jetzt aber, dass da mehr kommt, denn die Konsequenzen wochenlanger Schul- und Kitaschließungen dürften für die Kinder immens sein.»
Lehrerverband: Bei Schulöffnungen vorsichtig vorgehen
Berlin (dpa) - Der Deutsche Lehrerverband hat vor den Bund-Länder-Beratungen an diesem Mittwoch zur Vorsicht beim Thema Schulöffnungen gemahnt. «Gerade angesichts der schwer kalkulierbaren Gefahren durch die Virusmutation müssen wir bei der Öffnung der Schulen vorsichtig vorgehen», sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Er empfehle, lieber noch ein, zwei Wochen zu warten als zu früh zu viel zu riskieren.
Für Schulöffnungen brauche es einen Plan mit festen Kriterien, was bei welcher Inzidenz passieren solle. «Ich appelliere an die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin, diesen Plan endlich zu liefern», sagte Meidinger. Vor allem besonders junge Schüler und Schülerinnen müssten neben den Abschlussklassen als erste zurück in den Unterricht, so der Präsident des Lehrerverbandes.
09.02.2021
Lockdown-Verlängerung in Sicht - Ringen um erste Öffnungen
Erlauben es Anzeichen für eine Entspannung der Corona-Lage, schon vorsichtig Einschränkungen aufzuheben - und zwar zuerst für Kinder? Vor der nächsten Krisenkonferenz gibt es auch Sorge vor Rückschlägen.
Berlin (dpa) - Unter hohem Erwartungsdruck wegen vielerorts sinkender Infektionszahlen ringen Bund und Länder um mögliche erste Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Vor Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch zeichnete sich eine weitere Verlängerung des vorerst bis 14. Februar vereinbarten Lockdowns ab. Doch unter den Ländern gibt es jetzt konkrete Pläne, Kitas und Schulen bereits ab kommender Woche schrittweise wieder zu öffnen. Auch aus der Bundestags-Opposition und der Wirtschaft kommen Forderungen nach Stufenplänen für baldige Lockerungen. Dagegen warnen Gesundheitsexperten vor schlummernden Risiken neuer Virus-Mutationen.
Merkel mahnte erneut zur Vorsicht und wandte sich gegen Lockerungen vor dem 1. März. Die Zeit, in der die britische Virus-Variante noch nicht die Oberhand gewonnen habe, sei entscheidend, um mit aller Kraft die Infektionszahlen herunter zu bekommen, sagte sie nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in einer Online-Sitzung der Unionsfraktion. Ihre Auffassung sei daher, mit jeglichem Öffnungsschritt bis 1. März zu warten. Dies sei für Eltern und andere Betroffene schwer. Man könne dann aber Öffnungsschritte «mit besserem Gewissen machen». Die neue Virus-Variante, die sich auch in Deutschland ausbreitet, gilt als deutlich ansteckender.
In einem am Dienstag vom Kanzleramt an die Länder verschickten Entwurf eines Arbeitspapiers zur Vorbereitung der Konferenz heißt es: «Daher müssen die Kontaktbeschränkungen in den nächsten Wochen grundsätzlich beibehalten werden». Das Papier, welches auch der Deutschen Presse-Agentur aus mehreren Quellen vorlag, galt als Zwischenentwurf, der in vielen Punkten noch geändert werden kann. Es handelt sich dem Vernehmen nach nicht um ein bereits zwischen Bund und Ländern geeintes Papier. Einige Punkte im Entwurf sind noch nicht ausformuliert. Wie lange der Lockdown verlängert werden soll, lässt das Arbeitspapier ebenfalls noch offen: «Die Länder werden ihre Landesverordnungen entsprechend anpassen und bis zum XXX März verlängern.»
Vor der Videokonferenz mit Merkel sprachen sich auch mehrere Länder für weitere Beschränkungen aus. «Wir kommen nicht umhin, den Lockdown noch einmal zu verlängern», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der «Wirtschaftswoche». Saar-Regierungschef Tobias Hans (CDU) sagte der «Rheinischen Post»: «Momentan sind die Zahlen für große Lockerungen nach wie vor zu hoch.» Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) warb im Redaktionsnetzwerk Deutschland dafür, den Lockdown «unbedingt» zu verlängern.
DIE INFEKTIONSZAHLEN: Bundesweit sank die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen erstmals seit drei Monaten unter die Marke von 75 - nämlich auf 73, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag bekannt gab. Kurz vor Weihnachten hatte der Höchststand bei 197,6 gelegen. Zwischen den Ländern gibt es aber immer noch große Unterschiede - von Thüringen mit 135 bis Baden-Württemberg mit 60. Erklärtes Ziel ist ein Niveau von bundesweit weniger als 50, damit Gesundheitsämter vor Ort Infektionsketten wieder verfolgen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erinnerte daran, dass die 50-er Schwelle eigentlich eine «kritische Marke» für nötige schärfere Gegenmaßnahmen sei - ein Niveau von 49,8 sei nicht unproblematisch.
DIE PERSPEKTIVEN: Mehrere Länder dringen darauf, konkrete Aussichten auf Erleichterungen zu eröffnen. Man müsse sagen, bei welchen Zahlen was möglich sei, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) - etwa bei Sieben-Tages-Werten von 100, 50 oder 35 neuen Fällen pro 100 000 Einwohner. «Damit die Leute auch ein Ziel haben. Wir können nicht einfach immer nur verlängern.» Einige Länder legten eigene Stufenpläne vor. So beschloss Thüringen ein Konzept, wonach Friseure und Kosmetiker mit strengen Schutzauflagen bei Sieben-Tages-Werten zwischen 100 und 200 öffnen könnten. Auch die FDP im Bundestag legte einen Sieben-Stufen-Plan für Öffnungsschritte vor. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte einen «Fahrplan mit einheitlich anwendbaren Kriterien» für Lockerungen.
DIE KITAS UND SCHULEN: Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) beschloss einstimmig, dass ab 15. Februar nach den Abschlussklassen auch untere Jahrgänge wieder zur Schule gehen sollen - «wenn die gute Entwicklung der Inzidenzwerte anhält», wie die KMK-Vorsitzende Britta Ernst (SPD) aus Brandenburg sagte. Erste Entscheidungen fielen schon: Sachsen, das im Dezember als erstes Land flächendeckende Schul- und Kitaschließungen angeordnet hatte, kündigte am Dienstag als erstes an, Grundschulen und Kitas ab kommenden Montag in eingeschränktem Betrieb zu öffnen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte: «Priorität haben Kindertagesstätten und Grundschulen.» Darin bestehe Konsens zwischen Kanzlerin und Ländern.
DIE RISIKEN: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor baldigen Lockerungen. In eigenen Berechnungen komme er zum Ergebnis, dass bei der derzeitigen Ausbreitung der neuen Virus-Mutationen die Fallzahlen nur noch bis Ende Februar sinken dürften. Epidemiologisch gesehen «müssten wir sogar verschärfen», weil eine dritte Welle mit «Turbo-Virus» drohe. Der Grünen-Experte Janosch Dahmen sagte der dpa: «Wir sollten nicht den Fehler anderer Länder wiederholen, die nach zu schnellen Lockerungen einen Rückfall erlebt haben.» Symbolpolitische Öffnungen wie bei Friseursalons wären «ein Geschenk für das Virus». Möglich sei, einen Fahrplan für Lockerungen mit einem einheitlichen Risikostufenschema festzulegen. «Aber noch nicht die Abfahrtszeiten.»
Giffey sieht bei Schülern «depressive Verstimmungen und Vereinsamung»
Berlin (dpa) - Die baldige Öffnung von Schulen und Kitas ist aus
Sicht von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey dringend notwendig, weil die jetzige Belastung im Corona-Lockdown in manchen Familien in Richtung Kindeswohlgefährdung gehe. «Wir haben noch etwa zehn Wochen, die wir überbrücken müssen. Da kann man nicht die Antwort geben: Es bleibt alles zu», sagte die Berliner SPD-Landesvorsitzende am Dienstag im NDR. Bis Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind, sollte intensiv getestet werden. Giffey schlug eine Taktung von zwei Tests pro Woche vor.
Mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen an diesem Mittwoch sagte sie, es könne noch nicht gesagt werden, ob schon kommende Woche Lockerungen kommen. Es müsse aber über zeitnahe Perspektiven gesprochen werden. «Ich werde mich dafür einsetzen», fügte sie an. Der Druck sei enorm. «Wir sehen gerade in sozialen Brennpunkten Verluste an Bildung, depressive Verstimmungen und Vereinsamung. Dem müssen wir entgegentreten.»
Experten: Lockdown verdunkelt Zukunftsaussichten für viele Schüler
Die wochenlangen Schulschließungen sind nicht nur eine nervliche Belastung für Eltern und Kinder. Sie werden auch soziale Ungleichheiten verschärfen und Zukunftschancen für viele Schüler schmälern, befürchten Experten. Der Handlungsdruck vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch wächst.
Berlin (dpa) - Die seit nun fast acht Wochen dauernden Schulschließungen des zweiten Corona-Lockdowns - einschließlich der Weihnachtsferien - könnten für viele Schüler nach Ansicht von Experten weitreichende negative Folgen haben. Die Schließungen führten nicht nur zu Leistungsverlusten, sondern gerade für Kinder «aus bildungsfernen Schichten» sei Schule oft einer der wichtigsten sozialen und emotionalen Bezugspunkte, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher der Deutschen Presse-Agentur. «Genau da liegen die entscheidenden Risiken des zweiten Lockdowns.» Für diese Schüler und kleine Kinder, für die digitales Lernen keine Alternative sei, wüchsen die Risiken «überproportional zur Länge des Lockdowns».
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sprach von einer Schülergruppe, die sowohl im letzten Schuljahr schlecht per Distanzlernen erreicht worden sei und jetzt wieder neue Defizite anhäufe. «Die können praktisch den Anschluss im nächsten Schuljahr nicht mehr schaffen.» Bei den betroffenen Schülern wachse die Gefahr, keinen Schulabschluss oder zumindest den angestrebten Abschluss nicht mehr zu erreichen. «Das bedeutet massiv verschlechterte Zukunftschancen.»
Am Mittwoch wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen nach dem zunächst bis Ende dieser Woche befristeten Lockdown beraten. Führende Politiker auf Bundes- und Landesebene hatten unter Verweis auf Bildungsverluste, Belastungen für Eltern und andere Folgen wiederholt gesagt, dass Kitas und Schulen bei Lockerungen Priorität hätten. Seit Mitte Dezember haben die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland ihre Schule oder Kita nicht mehr von innen gesehen.
Schleicher verwies auf andere Länder: Viele Staaten hätten auch bei schwieriger Infektionslage der Öffnung von Kindergarten und Grundschulen absolute Priorität eingeräumt. «Das heißt, diese Bildungseinrichtungen blieben offen, auch wenn es sonst vielfache Einschränkungen des öffentlichen Lebens gab.» Mit Blick auf das weitere Vorgehen an den Schulen in Deutschland forderte der OECD-Experte, dass kleine Kinder und Kinder mit Benachteiligung beim Präsenzunterricht systematisch Vorrang haben müssten.
Meidinger sprach sich dafür aus, nach der ersten Phase von Schulöffnungen Leistungsstanderhebungen zumindest in den Kernfächern in allen Jahrgangsstufen durchzuführen, und dann Konzepte für den Umgang mit Lernrückständen zu erarbeiten. «Für einen Teil der Kinder und Jugendlichen wäre ein Zusatzjahr mit Sicherheit die beste Option.» Der Lehrerverband hatte schon mehrfach ein solches freiwilliges Zusatzjahr vorgeschlagen, das nicht als Sitzenbleiben gewertet wird.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) befürchtet durch die Situation eine zunehmende soziale Spaltung. Unzureichende digitale Infrastruktur und Lehrkräftemangel träfen gerade Kinder aus ohnehin benachteiligten Elternhäusern besonders, sagte Gewerkschaftschefin Marlis Tepe der dpa. Sie fügte aber auch hinzu, dass viele Schulen den Lockdown gut gemeistert hätten. «Schon heute von einer "verlorenen Generation" zu sprechen, wird der Realität nicht gerecht: Das wirkliche Leben ist komplexer.»
Mit Blick auf das weitere Vorgehen an den Schulen sagte Tepe, mehrheitlich hielten die Lehrkräfte den Wechselunterricht für ein gutes Modell. Dieser ermögliche es, Gesundheitsschutz für alle und das Recht der Kinder auf Bildung zusammenzubringen. Halbierte Schülerzahlen in den Klassen und feste Gruppen senkten das Infektionsrisiko. «Gleichzeitig können die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig Kontakt zu allen Schülerinnen und Schülern halten.» So könnten weitere Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen, die im Elternhaus nicht die nötige Unterstützung bekämen, verhindert werden.
Meidinger forderte ein regionales Vorgehen, allerdings nach einem bundesweit gültigen Stufenplan. Dieser müsse an die Inzidenzen vor Ort gekoppelt sein und regeln, ab welchen Werten welcher Unterrichtsbetrieb möglich sei. Ein einheitliches Vorgehen im ganzen Land lehnt er ab: «Warum soll man in Regensburg bei Inzidenz 25 die Schulen nicht stufenweise öffnen dürfen, weil er landesweit noch über 50 und in Hof über 300 ist?»
Corona: Kabinett berät über Fahrplan für Kitas und Grundschulen
Dresden (dpa/sn) - Sachsens Kabinett kommt an diesem Dienstag in Dresden zusammen, um unter anderem über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu beraten. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will anschließend die aktuellen Pläne für Kitas und Grundschulen vorstellen. Bisher hatte die Regierung den 15. Februar für erste vorsichtige Lockerungen in Aussicht gestellt, wenn es die Infektionszahlen zulassen. Aktuell liegt der Freistaat mit rund 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen über dem Bundesdurchschnitt.
Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) berichtet voraussichtlich zudem über den aktuellen Stand der Wirtschaftshilfen für von der Corona-Krise betroffene Unternehmen. Die Eckpunkte für die neue Corona-Schutzverordnung will die Regierung dann am Donnerstag vorstellen und dafür die Bund-Länder-Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch abwarten. Die aktuelle Schutzverordnung in Sachsen ist noch bis zum 14. Februar gültig.
Schülerkonferenz warnt vor Desaster bei Fernunterricht
Berlin (dpa) - Die Bundesschülerkonferenz warnt vor zu langen Schulschließungen im Kampf gegen das Coronavirus. Ständig allein zu Hause zu sitzen, sei psychisch zermürbend, sagte Generalsekretär Dario Schramm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). «Viele wollen dringend mal wieder andere in der Schule sehen - gern mit großem Abstand und peniblen Hygienevorkehrungen, aber persönlich. Schule ist ein Ort der Gemeinschaft, nicht nur des Lernens.»
Schramm forderte für Abschlussklassen und jüngere Schüler in allen Bundesländern ein Angebot des Wechselunterrichts. «Das ist wichtig, damit sich alle gut auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Und damit sich die Bildungsungerechtigkeit nicht weiter verschärft.» Solange nur zu Hause gelernt werde, sei jeder auf seine technischen Mittel dort und die Unterstützung der Eltern zurückgeworfen. «Einige haben nicht mal ein ruhiges Zimmer zum Lernen. Das sorgt für riesige Chancenungleichheit.»
Infektionsschutz sei wichtig, gerade angesichts der kursierenden Mutationen des Coronavirus, sagte Schramm. «Aber wir brauchen auch erste Öffnungsschritte.»
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs sprechen am Mittwoch über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Wie mit den Schulen weiter verfahren wird, dürfte dabei aller Voraussicht nach ein zentrales Thema werden.
08.02.2021
Hessen für Rückkehr der Klassen eins bis sechs in Wechselunterricht
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will für die Schüler der Klassen eins bis sechs vom 22. Februar an das Modell des Wechselunterrichts ermöglichen. Voraussetzung sei, dass die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen dies zulasse und sich Bund und Länder bei ihrer Schaltkonferenz am Mittwoch darüber einigten, teilte das Kultusministerium am Montag in Wiesbaden mit.
Für Hessens Schulen gelten angesichts des Corona-Lockdowns derzeit folgende Regelungen: Schüler sollen bis Klasse sechs - wo immer möglich - dem Präsenzunterricht fernbleiben. Von Klasse sieben an gibt es mit Ausnahme von Abschlussklassen Distanzunterricht.
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hatte vor wenigen Tagen im hessischen Landtag in Aussicht gestellt, dass in den Grundschulen bereits vom 15. Februar an Wechselunterricht möglich werde. Von Klasse sieben an soll der Distanzunterricht bis zu den Osterferien fortgesetzt und die Abschlussklassen weiterhin in Präsenz unterrichtet werden.
Das Kultusministerium folge mit dem neuen Datum den Empfehlungen aus den Reihen der Schulleitungen, teilte ein Sprecher mit. Grund sei, dass sich Schulen, Lehrkräfte und Eltern mit der Verschiebung um eine Woche besser vorbereiten könnten. Die aktuelle Regelung gelte bis dahin weiter.
Bei Wechselunterricht werden die Schulklassen aufgeteilt. Eine Hälfte wird in der Schule unterrichtet, die andere Hälfte lernt zuhause. Die Gruppen tauschen tage- oder wochenweise. So werden Kontakte reduziert und Abstände können besser eingehalten werden.
Spahn gegen frühere Corona-Impfungen für Lehrer
Berlin (dpa) - Deutschlands Lehrerinnen und Lehrer sollen nicht früher gegen Corona geimpft werden als bisher vorgesehen. Der Städtetag und Gewerkschaften hatten dies gefordert. Doch auch nach der am Montag in Kraft getretenen veränderten Corona-Impfverordnung zählen Lehrkräfte und Kita-Beschäftigte erst zu Gruppe drei - zusammen mit den Über-60-Jährigen, wie aus der Verordnung hervorgeht.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb für Verständnis. Für jeden Vorgezogenen gebe es jemanden vorerst ohne Impfung. «Diese Entscheidung, so schwierig sie auch ist, werden wir die nächsten Wochen immer wieder treffen müssen.» Bei den Schulen gehe es um die Frage: «Sind Schulen Drehscheiben für das Virus?» Wenn dies wegen des Aufeinandertreffens von Menschen aus vielen Haushalten der Fall sei, müssten eigentlich auch Eltern geimpft werden. «Das erfordert Impfdosen in einer Zahl, wie wir sie jetzt im Februar noch nicht haben.»
Vor allem regelt die Verordnung die Impfungen für das ab dieser Woche eingesetzte Präparat von Astrazeneca. Diesen dritten zugelassenen Impfstoff bekommen vorerst nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren, weil Daten zur Wirkung bei Älteren fehlen. Deshalb erhalten Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig den Astrazeneca-Impfstoff.
Bis Ende März sollen laut Spahns Aussage von Freitag nun die Impfungen der Hochbetagten und Menschen in Pflegeheimen von Gruppe eins abgeschlossen sein. Ab April kommt Gruppe zwei: Unter anderem Menschen zwischen 70 und 80 sowie mit schweren Vorerkrankungen. Sie haben das höchste Covid-19-Todesrisiko. Lehrkräfte kommen danach.
Menschen mit nicht genannten Vorerkrankungen, aber hohem Covid-Risiko können laut Verordnung «nach individueller ärztlicher Beurteilung» im Einzelfall in Gruppe zwei geimpft werden. Spahn teilte mit, dass sich die Menschen dafür an von den Ländern einzurichtende Stellen wenden sollen. Er rief zu zurückhaltendem Gebrauch der Möglichkeit auf - denn wenn Millionen um Einzelfallentscheidungen nachsuchten, «dann werden diese Stellen das nicht leisten können».
Die Verordnung regelt zudem, dass von der Impfreihenfolge abgewichen werden kann, bevor Impfdosen verfallen. Nach Berichten über vorzeitige Impfungen für Lokalpolitiker rief Spahn aber alle Verantwortungsträger dazu auf, «mit gutem Beispiel voranzugehen und im Zweifel hinten anzustehen».
Karliczek stellt Leitfaden für Corona-Maßnahmen an Schulen vor
Berlin (dpa) - Masken, regelmäßiges Lüften, die Bildung fester Gruppen, ein entzerrter Schülerverkehr und andere Infektionsschutzmaßnahmen können einen Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen möglich machen. Das wird nun in einem gemeinsamen Leitfaden verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Experten und Vertreter aus dem Schulbereich bestätigt. Das Papier zur Prävention und Kontrolle von Corona-Übertragungen in Schulen wurde am Montag von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in Berlin vorgestellt. Um den Zeitpunkt möglicher Schulöffnungen nach dem Lockdown geht es darin nicht.
Es werden auch keine neuen Maßnahmen präsentiert, sondern Dinge genauer betrachtet, die während der Pandemie bereits an den Schulen umgesetzt werden und wurden. Ausgewertet wurden 40 vorliegende Studien aus verschiedenen Ländern zum Nutzen solcher Maßnahmen. Nun liegt eine gemeinsame Einschätzung auf breiter Basis vor, ob sie etwas bringen. Das Papier richtet sich an Ministerien, Behörden, Schulen, Lehrer, Schüler und Eltern.
Als wirkungsvoll erachtet und empfohlen wird demnach je nach Infektionsgeschehen die Bildung sogenannter Kohorten an Schulen, also die Einteilung von Schülern in feste große Gruppen und eine Trennung, etwa jahrgangs- oder klassenweise. Bei höheren Ansteckungszahlen wird Klassenteilung und Wechselunterricht empfohlen. Bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht sollen zuerst Grundschüler dran sein.
Die Leitlinie empfiehlt ab «hohem Infektionsgeschehen» auch das Tragen von medizinischen Masken in Schulen. «Mit Maskentragen gehen geringe gesundheitliche Nebenwirkungen einher. Es gibt keine Evidenz für mögliche Schäden durch Tragen einer Maske», heißt es in dem Papier. Bei hohen Corona-Zahlen wird zudem eine Entzerrung des Schülerverkehrs und das Tragen von OP-Masken im Schulbus empfohlen. Konkrete Inzidenzzahlen werden in der Leitlinie nicht genannt.
Ebenfalls befürwortet wird in dem Papier die inzwischen bekannte Lüftungsempfehlung des Umweltbundesamtes: Alle 20 Minuten drei bis fünf Minuten Stoßlüften. Als gleichwertig wird eine «geeignete Lüftungs- oder raumlufttechnische Anlage» bezeichnet. Damit sind aber keine mobilen Luftreiniger gemeint. Diese Geräte sollen, so die Empfehlung, nur «als ergänzende Maßnahme» zum Einsatz kommen, wenn grundsätzlich ausreichend gelüftet werden kann. Zudem gibt es Empfehlungen für Musik- und Sportunterricht und zum Umgang mit erkälteten Schülern und Verdachtsfällen.
Scholz: Über Öffnungskonzepte sprechen, aber vorsichtig bleiben
Berlin (dpa) - SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz dringt vor dem Bund-Länder-Treffen auf einen Dialog über mögliche Öffnungsperspektiven in der Corona-Pandemie. «Wichtig ist, dass wir über ein Öffnungskonzept und eine Öffnungsstrategie miteinander sprechen», sagte Scholz am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». «Wir müssen vorsichtig bleiben, das ist ganz sicher klar, wir müssen auf die Mutationen achten. Aber wir sehen, dass unsere politischen Handlungen auch Erfolge haben, denn die Infektionsraten gehen ja zurück.» Die Priorität müsse aus seiner Sicht bei den Öffnungen von Schulen und Kitas liegen, betonte er. Am Mittwoch treffen sich Bund und Länder erneut, um über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu beraten.
Vor dem Hintergrund der noch schleppend voranschreitenden Corona-Impfungen kritisierte Scholz, die EU hätte mehr Impfstoff bestellen können und sollen. Nun gehe es darum, die Impfstoffproduktion rasch anzukurbeln und das Impfen so gut wie möglich zu modellieren. «Wenn nach der jetzigen Situation, wo wir zu wenig Impfstoff haben, eine kommt, wo wir viel Impfstoff haben, aber der nicht verimpft wird, dann ist die nächste große, schwierige Lage da. Und das müssen wir dringend vermeiden», mahnte Scholz.
Spahn und Söder dämpfen Hoffnung auf beständigen Corona-Ausstiegsplan
In zwei Tagen treffen sich Bund und Länder, um über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu beraten. Es wird wohl um Forderungen nach einem Ausstiegsplan und die Schulen gehen. An ein Versprechen der Kanzlerin wollen viele Deutsche noch nicht so recht glauben.
Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Hoffnungen auf einen langfristigen Stufenplan zur Lockerung der Corona-Eindämmungsmaßnahmen gedämpft. «Alle wünschen sich einen Sechs-Monats-Plan, aber den kann es halt in dieser Dynamik, in dieser Pandemie nicht geben», sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Anne Will». Es gehe nur «Zug um Zug» - und dabei stünden noch einige harte und schwere Wochen bevor.
Mehrere Ministerpräsidenten hatten sich am Wochenende mit Lockerungsszenarien zu Wort gemeldet. In den Fokus gerückt waren Forderungen, nach denen bestimmte Lockerungsschritte für bestimmte Infektionszahlen festgeschrieben werden sollen. Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat jedoch eine schnelle Senkung der Corona-Infektionszahlen «absoluten Vorrang» vor einer Lockerung des Lockdowns. Selbstverständlich werde auch an
«Öffnungsstrategien» gearbeitet, sagte er am Sonntagabend auf «Bild live» mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch. Derzeit seien die «Zahlen aber noch zu hoch, um konkrete Schritte jetzt schon
zu verantworten».
Spahn sagte bei «Anne Will»: Es werde weiterhin notwendig sein, die konkreten Maßnahmen, die konkrete Strategie immer wieder anzupassen. «Ich weiß, alle haben eine Sehnsucht nach irgendetwas, das dann hält für sechs oder zwölf Monate. Aber das geht nicht. Das Virus ist zu dynamisch. Die Lage verändert sich zu sehr», sagte Spahn.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich im ARD-«Bericht aus Berlin» ähnlich. «Das Auf-Sicht-Fahren nervt. Aber das Auf-Sicht-Fahren ist das einzige, was wirklich hilft. Denn der Herausforderer, vor dem wir stehen, - Corona - hält sich null an Termine, die wir setzen.»
Über eine Perspektive werde aber bei den Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch gesprochen, sagte Söder. Die werde es sicher geben - «ganz klar». «Wie und wie lange und in welchem Umfang, das muss man noch diskutieren.» Es sei wichtig, kleinere Signale zu setzen - beispielsweise bei personennahen Dienstleistungen wie Friseuren. «Aber alles vernünftig Schritt für Schritt», so der CSU-Chef.
Spahn sagte, bevor es konkret werde mit Lockerungsschritten, solle abgewartet werden, «bis wir deutlich unter 50 bei 100 000 sind». Am Sonntagmorgen lag die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner bei 75,6. Der bisherige Höchststand dieser Inzidenz war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.
Ein weiteres großes Thema am Mittwoch werden wohl die Schulen und die Rückkehr in den Präsenzunterricht sein. Eine Öffnung sei nur «sehr behutsam und vorsichtig, auf keinen Fall flächendeckend in allen Regionen möglich», sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der «Welt» (Print: Montag/Online: Sonntag).
Am Montag stellt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) einen Leitfaden zu sicherem Schulbetrieb vor. Schulen könnten - sollten alle im Leitfaden enthaltenen Regeln streng eingehalten werden - auch in Pandemiezeiten sicher öffnen, heißt es darin. Das berichtet die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Montag), der die Handlungsempfehlungen vorab vorlagen. Konkret geht es um Maßnahmen wie die Gruppenaufteilung von Schülern, die Entlastung des Schülernahverkehrs durch versetzten Unterrichtsbeginn, das Tragen medizinischer Masken durch Schüler und Lehrer und das Lüften von Räumen.
In der Funke Mediengruppe forderte die Bildungsministerin eine gemeinsame Kraftanstrengung mit den Ländern, um benachteiligte Schüler in der Pandemie zu unterstützen. «Wir brauchen ein großes Programm, damit wir den Kindern und Jugendlichen helfen», sagte Karliczek. «Es geht ja nicht nur um Wissensvermittlung, sondern ganz stark auch um Persönlichkeitsentwicklung und soziales Miteinander.» Hierzu müssten Bund und Länder einen gemeinsamen Rahmen schaffen. «Das darf gern eine große Aktion werden - nach dem Motto: Für eine starke Jugend nach Corona.» Sie sei mit den Ländern im Gespräch, um ein entsprechendes Programm aufzulegen.
Indes bescheinigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur Merkels Impfversprechen ein geringes Vertrauen in der Bevölkerung. Eine große Mehrheit der Deutschen glaubt demnach nicht daran, dass die Bundesregierung wie versprochen jedem Impfwilligen bis zum 21. September eine Corona-Impfung anbieten kann. So erwartet nur etwa jeder Vierte (26 Prozent), dass das Ziel eingehalten wird. 57 Prozent rechnen dagegen nicht damit. 17 Prozent machten keine Angaben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mehrfach angekündigt, bis zum 21. September allen Erwachsenen in Deutschland, die geimpft werden wollen, ein Angebot machen zu wollen.
07.02.2021
Wenig Hoffnung auf schnelle Corona-Lockerungen - aber zu Ostern?
Zu Ostern draußen in der Sonne sitze und speisen? Wirtschaftsminister Altmaier hält das gar nicht für so unwahrscheinlich - trotz Corona. Doch zunächst wird der Lockdown wohl erst einmal weitergehen.
Berlin (dpa) - Vor den Beratungen von Bund und Ländern am Mittwoch sind keine großen Lockerungen der Corona-Regeln in Sicht. Mehrere Politiker mahnten am Wochenende angesichts der Ausbreitung von Mutationen des Coronavirus noch einmal zu größter Vorsicht. Nach einer neuen Umfrage ist auch jeder zweite Deutsche gegen eine Lockerung des Lockdowns. Unterdessen haben erste Bundesländer Lieferungen des Corona-Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca erhalten. Damit ist bald ein dritter Impfstoff im Einsatz - neben denen von Biontech/Pfizer und Moderna.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte der «Bild am Sonntag»: «Wir dürfen uns nicht öffentlich mit Lockerungs-Fahrplänen überbieten.» Die Zahl der Neuinfektionen sei derzeit kaum
niedriger als Ende Oktober, als der Lockdown begann. Aber Altmaier versuchte, Hoffnungen zu machen: «Ich hoffe sehr, dass wir spätestens zum Frühlingsanfang, spätestens an Ostern, wenn die Sonne scheint und man draußen sitzen und speisen kann, die Pandemie-Welle endgültig gebrochen haben und Öffnungen möglich sind.» Er plädierte für ein regionales Vorgehen, je nach Höhe der regionalen Infektionszahlen.
Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist bislang bis zum 14. Februar befristet. Am Mittwoch wollen der Bund und die Bundesländer bei einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten, wie es dann weitergeht.
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sind 37 Prozent der Bürger für eine Verlängerung der bisherigen Einschränkungen über den 14. Februar hinaus, weitere 13 Prozent sind sogar für eine Verschärfung. Dagegen sind 30 Prozent für eine Lockerung und 13 Prozent für eine komplette Rückkehr zur Normalität. 7 Prozent machten keine Angaben. Die Akzeptanz der ergriffenen Maßnahmen schwindet aber: Anfang Januar - vor der letzten Verlängerung des Lockdowns - waren noch fast zwei Drittel (65 Prozent) für eine Beibehaltung oder Verschärfung der Maßnahmen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) räumte Fehler im Corona-Krisenmanagement ein. «Der Lockdown light im November war falsch, die Einschränkungen gingen nicht weit genug», sagte er dem «Tagesspiegel am Sonntag». «Von Teilen der Wissenschaft hatten wir die Ansage, dass das genügen könnte. Das war aber ein Irrtum.» Man habe in der Situation unter Druck handeln müssen. «Dabei passieren Fehler, das ist leider so.» Kretschmann schlug eine umfassende Fehleranalyse nach der Pandemie vor. «Wenn sie im Großen und Ganzen vorbei ist, würde ich dem Bundestag empfehlen, umgehend eine Enquete-Kommission einzusetzen, gerne auch schon im Frühsommer.»
Mehrere Verbände und Gewerkschaften fordern Bund und Länder auf, bei ihren Beratungen einen einheitlichen Stufenplan mit verbindlichen Kriterien für Schulöffnungen zu verabschieden. Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag), es brauche bundesweit einheitliche Kriterien für stufenweise Schulöffnungen. Auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, forderte einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan. «Mit diesem hätten Länder, Kreise und Städte dann mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren. Das föderale Durcheinander muss endlich beendet werden.»
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hält eine Öffnung von Schulen vorerst nur in Ausnahmefällen für möglich. Eine flächendeckende Rückkehr zum Präsenzunterricht «dürfte momentan wegen der allgemeinen Infektionslage vermutlich noch verfrüht sein», sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Vielleicht kann mit großer Vorsicht ein erster Schritt gegangen werden.»
Für Kitas und Schulen sind die Bundesländer selbst zuständig. Ein deutschlandweit einheitliches Vorgehen wird zwar immer wieder diskutiert, ist aber wegen der unterschiedlichen Interessen in den Ländern kaum durchsetzbar.
06.02.2021 20.39 Uhr
KMK-Präsidentin Ernst für Lockerungen im Schulbetrieb
Potsdam (dpa) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), plädiert in der Corona-Pandemie für Lockerungen für die Schulen. «Wir wünschen uns Lockerungen für den Schulbetrieb. Ob das der 14. Februar, eine oder zwei Wochen später sein wird, ist im Moment ja noch nicht zu sagen», sagte sie im Deutschlandfunk. Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist bislang bis zum 14. Februar befristet. Am Mittwoch wollen Bund und Länder bei einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten, wie es dann weitergeht.
Ernst sagte, ein harter Lockdown sei mit manchen Lernangeboten nicht vereinbar. Eine systematische Unterstützung der Schüler sei aber dringend notwendig. Insbesondere für Grundschüler sehe sie die lange Dauer der Schließung als sehr problematisch an. Um Lernlücken und Rückstände aufzufangen, die durch den Corona-Betrieb entstehen würden, seien die Bundesländer dabei, entsprechende Konzepte zu erarbeiten. «So ein bisschen Osterferienangebot» reiche aber absolut nicht aus, betonte die KMK-Präsidentin.
Für zusätzliche Lernangebote stehe man mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) in Kontakt, die ihre Unterstützung signalisiert habe. Die KMK erwarte aber mehr vom Bund, «mehr Angebote, mehr Geld, mehr Unterstützung, vor allen Dingen im außerschulischen Bereich, wo der Bund ja tätig sein könne», sagte Ernst.
Virtueller Fachtag zum Distanz-Lernen in Schleswig-Holstein
Kiel (dpa/lno) - Auf einer virtuellen Fachtagung haben am Samstag Vertreter von Schulen, Politik, Wissen-, Eltern- und Schülerschaft über Qualitätsstandards für das Distanzlernen diskutiert. «Es geht heute nicht nur darum, die Arbeit der vergangenen Monate zu analysieren. Vor allem wollen wir gemeinsam das Lernen in der Distanz weiterentwickeln», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU), die auch an der Veranstaltung teilnahm, in einer Mitteilung.
Diskutiert wurden zudem die Ergebnisse einer Blitzumfrage, die das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) nach den Distanzlern-Übungstagen am 7. und 8. Januar durchgeführt hatte. Rund 30 000 Befragte, unter denen sich größtenteils Eltern und Schüler befanden, hatten im Zuge der Umfrage von ihren Erfahrungen während der beiden Tage berichtet. Erhoben wurde unter anderem, welche Plattformen genutzt wurden, auf welchem Weg der Lernstoff bereitgestellt wurde und wie Lehrer und Schüler in Kontakt getreten waren.
Eine wissenschaftliche Evaluation des Distanzlernens anhand einer repräsentativen Stichprobe von Schulen soll nun in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erfolgen.
Bildungsministerin will besseren Distanzunterricht im Norden
Wegen der Corona-Pandemie bekommen viele Schüler im Norden nur digitalen Unterricht. Mit 250 neuen Stellen will die Regierung für besseres Distanzlernen sorgen. Profitieren sollen alle Schulen, sagt Bildungsministerin Prien. Ein Problem will sie abstellen.
Kiel (dpa/lno) - Mit neuen digitalen Konzepten, besserer Technik und 250 zusätzlichen Stellen will Bildungsministerin Karin Prien (CDU) den Distanzunterricht an Schleswig-Holsteins Schulen verbessern. «Eine Lerneinheit über Videokonferenz zum Beispiel ist ja anders aufgebaut als eine Unterrichtsstunde im Klassenraum», sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. Zudem erfordere das Zusammenspiel verschiedener Medien von Lehrern eine andere Unterrichtsplanung.
Zusätzlich will die Jamaika-Koalition 250 Stellen für die Pädagogik beim digitalen Lernen schaffen. Dafür ist aber noch die Zustimmung des Landtags bei der geplanten Verabschiedung des Haushalts Ende Februar nötig. Die genaue Verteilung der neuen Stellen ist noch unklar.
«Ich kann aber versprechen, dass alle Schulen und Schularten von diesen Stellen profitieren werden», sagte Prien. 120 Stellen sollen direkt an die Schulen gehen, um Lehrern Ausgleichsstunden zu ermöglichen. Für Weiterbildung der Lehrer im Bereich Informatik gibt es 40 Stellen und 90 für die Hochschulen sowie das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH).
Wegen des bis 14. Februar verlängerten Lockdowns gibt es auch im Norden weiterhin keinen Präsenzunterricht an den Schulen. Eine Ausnahme sind die Abschlussjahrgänge. Wie lange - zumindest teilweise – noch Lernen auf Distanz nötig sei, könne derzeit niemand vorhersagen, sagte die Bildungsministerin. «Vermutlich werden aber besonders gefährdete Schülerinnen und Schüler oder solche, die mit besonders gefährdeten Familienmitgliedern zusammenleben, längerfristig Distanzunterricht benötigen.»
Prien sprach von einem «gewaltigen Transformationsprozess» der Schulen. «Naturwissenschaften, Kunst oder Musik leiden natürlich besonders unter dieser Situation.» Viele Lehrer seien jedoch sehr kreativ und bereiteten beispielsweise kleine Experimentieranleitungen für die Schüler vor oder nutzten dabei Videoschalten. «Internet-Memes wie zum Beispiel das gemeinsame Shantysingen zeigen, wie junge Leute auch über das Netz kollaborativ Musik machen.»
Prien plant bei der Rückkehr der Schüler in die Schulen vorerst mit Wechselunterricht, wobei Klassen geteilt und jeweils im Wechsel per Distanzunterricht oder im Klassenraum betreut werden. Wegen der Corona-Pandemie müssten Distanz–, Wechsel– und Präsenzunterricht mitunter zeitgleich und parallel stattfinden, sagte Prien. «Das bedeutet aber natürlich nicht, dass eine einzelne Lehrkraft dies alles parallel leisten muss.» Je nach Infektionsgeschehen müssten Schulleitungen darauf organisatorisch reagieren.
«Unser Ziel des Unterrichts nach Stundentafel ist nicht gleichbedeutend mit einem parallelen Unterrichtserteilen nach Stundenplan für alle Lerngruppen», sagte Prien. Wechselunterricht erfordere in der Distanzphase mehr eigenverantwortliches Lernen als reiner Distanzunterricht. «Dafür gibt es aber eben auch 50 Prozent Präsenzunterricht im Gegenzug.»
Schüler und Lehrer im Land klagen über technische Probleme bei Videokonferenzen. Ihnen machte Prien Hoffnung. «Die rein technischen Probleme werden nach und nach behoben», sagte sie. «Da gibt es viele Ursachen, sowohl systemseitig als auch bei den Schülerinnen und Schülern vor Ort.» Das landesweite Jitsi-System laufe «sehr stabil». Das Land habe auch den technischen Support ausgebaut.
Um Lernen auf Distanz unter erschwerten Bedingungen sollte es auch am Samstag in einer Online-Fachtagung gehen, zu der rund 150 Schulleiter, Lehrer sowie Eltern- und Schülervertreter und Pädagogik-Experten erwartet wurden. Laut Prien ergab eine Kurzumfrage des IQSH mit mehr als 30 000 Teilnehmern, dass guter Unterricht weniger daran zu messen sei, «wie oft eine Videokonferenz stattgefunden hat». Vielmehr sei wichtig, dass Ziele geklärt und wie Schüler unterstützt werden.
Baldauf hält Wegfall der Pfingstferien für überlegenswert
Bonn (dpa/lrs) - Der CDU-Spitzenkandidat für die rheinland-pfälzische Landtagswahl, Christian Baldauf, hält es für überlegenswert, die einwöchigen Pfingstferien ausfallen zu lassen, wenn die Schulen am 15. Februar noch nicht wieder aufgemacht werden. «Denn dann ist die Frage, ob es überhaupt möglich ist, anhand der noch zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit den Lernstoff, der vorgesehen ist, zu vermitteln», sagte Baldauf dem «Bonner General-Anzeiger» (Samstag). Auf die Frage, ob über ein «Zwischenschuljahr» nachgedacht werden müsse, das anders gewertet werde, sagte Baldauf, darüber müsse ernsthaft diskutiert werden, sollten die Schulen auch über Mitte Februar hinaus geschlossen bleiben. Die Pfingstferien dauern vom 25. Mai bis zum 2. Juni.
Der CDU-Politiker sagte, er vermisse einen Plan hinter der Schulpolitik der Landesregierung in der Pandemie. Auch das Thema Digitalisierung sei nicht so weit, wie es sein müsse. «Wir brauchen für die Wirtschaft, die Gesundheit, die Bildung und viele andere Politikbereiche eine einheitliche Plattform für das ganze Land, auf der die Software der einzelnen Behörden laufen kann. Das würde auch den Schulen helfen», wird Baldauf zitiert.
Studi-Initiative gibt Nachhilfe für Schüler im Distanzunterricht
Bildungsexperten schlagen seit Wochen Alarm: Im Distanzunterricht verlieren viele Schüler den Anschluss - und zwar gerade dann, wenn die Eltern wenig Unterstützung bieten. Ein deutschlandweites Nachhilfe-Projekt von Studierenden springt deshalb in die Bresche.
München/Dresden (dpa) - Die Anweisungen des Lehrers sind unverständlich, die Eltern am Arbeiten, die Kids ratlos: Eine studentische Initiative greift Kindern und Jugendlichen im Distanzunterricht bundesweit mit kostenloser Online-Nachhilfe unter die Arme. Derzeit stünden rund 1000 halbstündige Slots zur Verfügung, sagte Sebastian Scott der Deutschen Presse-Agentur in München. Er hat seit dem ersten Lockdown gemeinsam mit Freunden an der Online-Plattform www.naklar.io getüftelt, die Schülerinnen und Schüler mit ehrenamtlichen Tutoren zusammenbringt.
«Wir hatten gesehen, dass sehr, sehr viele Schülerinnen und Schüler Unterstützung brauchen und die Eltern nicht immer zur Seite stehen, nicht die Zeit haben oder das auch fachlich nicht können», erläuterte der 23-Jährige. Diese Lücke sollte deshalb von Ehrenamtlichen aufgefangen werden. Inzwischen engagieren sich mehr als 800 Tutoren und betreuten bislang 5500 Fragende individuell in Audio- oder Video-Sitzungen.
Das Konzept hat auch das sächsische Kultusministerium überzeugt, das in einem Pilotprojekt 5000 Session-Gutscheine an hilfebedürftige Schüler verteilen lässt. Sie werden ausschließlich von Lehramtsstudenten betreut, um Wissenslücken möglichst effizient zu schließen.
«Die Schüler gehen einfach auf die Seite, wählen das Fach aus und werden live mit einem Tutor verknüpft, der online ist», erläuterte Scott das Prinzip. «Zu normalen Uhrzeiten ist eigentlich auch immer jemand da, und wenn gerade niemand online ist, kann man sofort einen Termin auswählen. Da herrscht wirklich gerade Wunschkonzert, da kann man sich gleich für den Abend oder den Tag danach einen Termin buchen.»
Die Tutoren, deren Identität zuvor überprüft wird, sind bunt gemischt, von Studierenden über Berufstätige bis zu Rentnern. «Unser Ziel ist es nicht, den Lehrer an der Schule zu ersetzen, sondern die Eltern zu ersetzen, die gerade nicht unterstützen können. Das Fachliche hat deshalb nicht die erste Priorität», erläuterte Scott.
05.02.2021 19.42 Uhr
NRW-Familienminister für rasche Impfung von Lehrern und Erziehern
Düsseldorf (dpa) - Kurz vor der ersten Lieferung des neuen Impfstoffs von Astrazeneca hat sich NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) dafür ausgesprochen, Beschäftigen in der Kindertagesbetreuung und in Schulen Vorrang bei der Impfung damit einzuräumen. «Wenn der Impfstoff gerade für unter 65-Jährige geeignet ist, sollte eine schnelle Impfung derjenigen erfolgen, die unsere Kinder bilden und betreuen. So könnte in Schulen, Kitas und Kindertagespflege der Weg zur Normalität erleichtert werden», sagte Stamp dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Freitagausgabe). Eine solche Entscheidung könne schon bei der Videokonferenz am Mittwoch getroffen werden.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) äußerte sich zustimmend: «Kommt es zu einer Änderung der Impfstrategie durch die Bundesregierung, ist eine Priorisierung der Lehrkräfte erstrebenswert und sinnvoll», sagte sie der Zeitung.
Der Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers kann in NRW voraussichtlich ab kommender Woche eingesetzt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, diesen Wirkstoff nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zu verabreichen, weil die Effizienz bei älteren Menschen noch nicht ausreichend belegt sei.
04.02.2021 19.42 Uhr
Gericht sieht keinen Rechtsanspruch auf Präsenzunterricht für Schüler
Weimar (dpa/th) - Schülerinnen und Schüler, die kurz vor einem Abschluss stehen, haben einem Gerichtsbeschluss zufolge aktuell keinen Anspruch auf Präsenzunterricht. Das Thüringer Oberverwaltungsgericht (OVG) wies eine entsprechende Beschwerde eines Schülers zurück, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte.
Angesichts des gewichtigen öffentlichen Interesses an der Bekämpfung der Corona-Pandemie sei es den Schülern von Abschlussklassen zuzumuten, auch bei unbestrittenen technischen Schwierigkeiten via Schulcloud zu lernen. Zumal es gerade für Abschlussklassen ein besonderes Konzept gebe, bei dem das Lernen zuhause mit Präsenzunterricht kombiniert werde.
Hintergrund ist der Fall eines Schülers der zehnten Klasse einer Integrierten Gesamtschule in Jena, der in diesem Schuljahr den Realschulabschluss machen möchte. Er befürchtet laut Gerichtsmitteilung, sich ohne Präsenzunterricht nicht optimal auf die Prüfungen vorbereiten zu können. Daher habe er beantragt, entweder im Präsenzunterricht oder über das Internet in allen Unterrichtsfächern die entsprechenden Lehrplaninhalte beigebracht zu bekommen.
In einer ersten Instanz war er damit bereits gescheitert, auch beim OVG hatte er nun keinen Erfolg. Der zuständige Vierte Senat stellte in seiner Entscheidung fest, dass das in der Thüringer Verfassung festgeschriebene Recht auf Bildung keinen Anspruch auf Präsenzunterricht oder einen Unterricht in einer bestimmten Weise gewähre.
Seit Wochen gibt es an Thüringens Schulen wegen der Corona-Pandemie keinen herkömmlichen Unterricht in Klassenräumen. Nur teilweise dürfen bestimmte Schülergruppen zu ihren Lehrern kommen. Ansonsten läuft ein Großteil des Unterrichts über das Internet. Als eines der wichtigsten Instrumente des Landes für den digitalen Unterricht gilt die «Schulcloud». Lehrer können über sie unter anderem Aufgaben hochladen und die Lösungen der Schüler einsehen und kontrollieren. Die Plattform wurde bereits Ziel von Hacker-Angriffen.
Studie: Homeschooling verschärft Bildungsungleichheit
Jeder Tag Distanzunterricht verstärkt die Bildungsungleichheit - bilanziert eine Umfrage der Landeselternkonferenz unter gut 22 000 Müttern und Vätern in NRW. Neben viel Schatten gebe es aber auch Licht.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit dem coronabedingten Distanzunterricht verschärft sich einer Erhebung zufolge die Bildungsungleichheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Online-Befragung der Landeselternkonferenz NRW von rund 22 000 Müttern und Vätern aus Nordrhein-Westfalen zum Homeschooling. Die Umfrage sei nicht repräsentativ, weil gerade Aussagen von Eltern ohne digitale Ausstattung nicht enthalten seien.
Bei der digitalen Ausstattung sieht die Studie erhebliche Unterschiede unter den Schulformen: Während fast 60 Prozent der Gymnasien ihren Schülern digitale Endgeräte wie Tablets zur Verfügung stellten, seien es bei Grundschulen, Haupt- oder Realschulen nur 30 Prozent, in den Gesamtschulen 44 Prozent.
Positiv sei: Über alle Schulformen hinweg könnten gut zwei Drittel aller Schüler mehrmals pro Woche mit ihren Lehrern sprechen. Aber gut jeder vierte Schüler (27 Prozent) habe seltener als einmal die Woche oder sogar nie Kontakt zum Lehrer. Schüler von Grund-, Förder-, Haupt- und Realschulen benötigen bei den Aufgaben oft besondere Unterstützung, betonte die LEK NRW. Aber etwa ein Drittel der Grundschüler erhalte gar keine pädagogische Unterstützung. Das sei alarmierend. Und ohnehin benachteiligte Schüler mit besonderem Förderbedarf und aus sozial schwachen Familien blieben oft außer Betracht.
In rund drei Viertel der Schulen würden Lernplattformen und Apps eingesetzt. Zusätzliche Online-Angebote gebe es vor allem für die älteren Schüler in der Sekundarstufe II. «Je jünger und unterstützungsbedürftiger die Lernenden sind, desto weniger profitieren sie davon», hieß es zu den Online-Angeboten. Es zeige sich, dass normaler Unterricht verlagert werde auf schriftliche «Hausaufgaben». Das benachteilige grundsätzlich Schüler mit Stärken in mündlicher Leistung. Eltern könnten ihren Kindern daheim zudem unterschiedlich stark unter die Arme greifen. Die große Mehrheit der Mütter und Väter wünsche sich mehr Unterstützung durch die Lehrkräfte.
Dass es mehrheitlich inzwischen ein strukturiertes Angebot für das Distanzlernen gebe, das sich am Stundenplan orientiere, sei erfreulich, meinte der Verband. Gut drei Viertel der Schüler wüssten, was während der Woche auf sie zukommen, etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten einen Stundenplan. Allerdings werden der Umfrage zufolge nur in 34 Prozent der Fälle alle Fächer nach Plan unterrichtet. Distanzunterricht könne Präsenzunterricht nicht ersetzen, bilanaziert die Studie.
Zuvor hatte das ARD-Magazin «Kontraste» vorab aus der Untersuchung zitiert - und wollte darüber am Abend (21.45 Uhr) ausführlich im Ersten berichten. Das TV-Magazin wies auch auf große regionale Unterschiede hin, wie eine deutschlandweite «Kontraste»-Anfrage zur Praxis der Grundschulen ergeben habe. In den acht Ländern NRW, Hamburg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz würden Eltern zwar gebeten, ihr Kind nur im Notfall zur Schule zu schicken, sie könnten aber selbst entscheiden. Derzeit besuchten in Hessen rund 20 Prozent der Schüler, in Bremen 65 Prozent die Schulen. Sechs Länder setzen hohe Hürden für die Präsenz von Grundschülern in der Schule.
Niedersachsen kündigt Corona-Schnelltests für Lehrer und Erzieher an
Hannover (dpa) - Das Land Niedersachsen will in Kitas und Schulen Corona-Schnelltests für Beschäftigte anbieten. «Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir zu einem Testangebot für unsere Lehrkräfte und das Kita-Personal kommen», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). Ab wann es die Tests geben soll, konnte der Minister noch nicht genau sagen. Sein Ministerium werde dazu bald Details bekannt geben. «Wir wollen die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen und das individuelle Sicherheitsempfinden unterstützen. Mit Tests können wir hierzu einen wichtigen Beitrag leisten», sagte Tonne.
Lehrerverbände, aber auch Erzieherinnen hatten Tonne zuletzt mehrfach vorgeworfen, zu wenig für den Gesundheitsschutz in Schulen und Kitas zu unternehmen. Die Kitas sind in einem Notbetrieb geöffnet, auch die Abschlussklassen in Niedersachsen haben Unterricht in den Schulen. In den Grundschulen ist es den Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder in den Unterricht schicken oder nicht.
In den Schulen etwa stehe statt der für Büros vorgeschriebenen 10 Quadratmeter pro Person in Klassen nur 3,5 Quadratmeter pro Person bereit, kritisierte der Verband Bildung und Erziehung. Die Gewerkschaft hatte außer kostenlosen Corona-Testmöglichkeiten auch kostenlose FFP2-Masken für alle Schulbeschäftigten gefordert. Außerdem solle das pädagogische Personal in Schulen und Kitas bei den Impfungen stärker bevorzugt werden.
Gewerkschaft fordert bundesweiten Stufenplan für Schulöffnungen
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ihre Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Stufenplan für Schulöffnungen in der Corona-Pandemie bekräftigt. Die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe sagte der «Rheinischen Post» (Donnerstag), der Stufenplan müsse vorgeben, bei welchen Inzidenzwerten welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.
«Ab einem Inzidenzwert von über 50 Neuinfektionen (pro 100 000 Bürger) in einer Woche in einem Landkreis muss auf Wechselunterricht, ab über 100 auf Fernunterricht umgestellt werden», sagte Tepe. «Richtig ist, Schulen ab einem Inzidenzwert von weniger als 50 Neuinfektionen in einer Woche in einem Landkreis wieder auf die Öffnung vorzubereiten.»
Sie warnte, dass die Akzeptanz der Beschlüsse von Bund und Ländern bei allen Beteiligten an den Schulen sinke, wenn die Länder bei vergleichbaren Inzidenzzahlen unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.
03.02.2021 19.42 Uhr
Umfrage zu Distanzlernen offenbart große Probleme
Schwerin (dpa/mv) - Eine Online-Umfrage unter mehreren Tausend Lehrern, Eltern und Schülern in Mecklenburg-Vorpommern hat den Organisatoren zufolge große Probleme beim Distanzlernen offenbart. Viele Eltern äußerten in der Umfrage Angst um die Zukunft ihrer Kinder, sagte der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch. Es gebe wenig Video-Unterricht und gerade Eltern von Grund- und Förderschülern seien oft überfordert. Eine Mutter habe berichtet, dass ihr Kind nach dem Lockdown in der ersten Klasse jetzt in der zweiten Klasse sei, die Schule erneut zu Hause stattfinde und ihr Kind immer noch nicht schreiben könne.
Die Umfrage von Landeseltern- und Landesschülerrat sowie der Lehrergewerkschaft GEW ist nicht repräsentativ. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl von fast 13 000 Eltern, gut 9000 Schülern und 1262 Lehrern könne aber davon ausgegangen werden, dass ein glaubhaftes Meinungsbild zur Schule in Zeiten der Pandemie im Land entstanden sei, erklärten die drei Verbände.
Minister will Selbsttests für Lehrer, Kinder und Erzieher im Südwesten
Stuttgart (dpa) - Baden-Württembergs Gesundheitsministerium will Lehrern, Erziehern und Kindern an Schulen und Kitas kostenlos Selbsttests zur Verfügung stellen. Das teilte Minister Manne Lucha am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mit. «Damit können die Betroffenen bei Symptomen eine Selbsttestung zu Hause vornehmen und bleiben bei positivem Testergebnis der jeweiligen Einrichtung fern», sagte der Grünen-Politiker. Ermöglicht werde der Eigengebrauch von Schnelltests durch eine Anpassung einer Verordnung durch den Bund. Damit sei nun die Umsetzung eines umfassenden Testkonzepts für Schulen und Kindertagesstätten möglich, betonte Lucha. «Nun können wir die geplante Öffnung von Grundschulen und Kindertagesstätten nach dem Faschingsferien mit einer erweiterten Teststrategie begleiten.»
Lucha kündigte an, mit der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag darüber diskutieren zu wollen. Die beiden hatten sich zuletzt einen öffentlichen Schlagabtausch über den Umgang mit Kitas und Grundschulen und die Teststrategie geliefert.
Lehrerverbands-Präsident für Wechselunterricht ab Inzidenz von 50
Augsburg (dpa/lby) - Nach der weiter ausstehenden Entscheidung zur Öffnung der Schulen hat sich Lehrerverbands-Chef Heinz-Peter Meidinger für eine Rückkehr abhängig von der Inzidenzzahl stark gemacht. «Der Kultusminister müsste klar sagen: Bei einer Inzidenzzahl von 50 gehen wir in den Wechselunterricht, darüber bleiben die Schulen im Distanzunterricht», sagte Meidinger der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch). Dann gebe es zwar bayernweit einen Flickenteppich. Der sei aber gerechtfertigt und für die Schulen nachvollziehbar.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte am Dienstag angekündigt, dass Entscheidungen zur möglichen Öffnung der Schulen ab dem 15. Februar erst kommende Woche relativ kurzfristig gefällt würden. Man müsse dazu die weitere Entwicklung der Corona-Zahlen abwarten, hieß es.
02.02.2021 20.46 Uhr
Eisenmann begrüßt Giffeys Vorstoß - Aber Zweifel an Umsetzbarkeit
Stuttgart (dpa) - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) für eine «Kita-Ampel» grundsätzlich begrüßt. Allerdings müsse die Regelung für eine Öffnung der Kitas unter Corona-Bedingungen auch in der Praxis umsetzbar sein, sagte eine Sprecherin Eisenmanns in Stuttgart. «Die Wiedereröffnung von Kindertageseinrichtungen, Einrichtungen der Kindertagespflege sowie Grundschulen hat höchste Priorität für uns», sagte sie. Von daher sei es gut, dass Giffey einen «Diskussionsbeitrag» in diese Richtung eingebracht habe.
Eisenmann wirbt seit Wochen dafür, Kitas und Grundschulen müssten bei Lockerungen des Lockdowns einen Sonderstatus erhalten. Zuletzt war im Südwesten eine vorzeitig geplante Öffnung wegen des Auftretens einer Corona-Mutation in einer Freiburger Kita gestoppt worden.
Die Länder müssten Giffeys Vorschlag für den Kita-Betrieb in Corona-Zeiten nun vor der Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche diskutieren, erklärte Eisenmanns Sprecherin, wandte aber ein: «Wichtig ist dabei, dass sich entsprechende Lösungen von den Einrichtungen und Trägern in der Praxis gut umsetzen lassen und genügend Spielräume für die Träger, Kommunen und Einrichtungen eingeräumt werden.»
Die Jugend- und Familienminister von Bund und Ländern hatten am Montag über Giffeys Vorschläge beraten, ohne aber einen Beschluss zu fassen. Die SPD-Politikerin hatte ein Drei-Stufen-System angeregt, das sich an der Anzahl der infizierten Personen in der Einrichtung und der Anzahl der Kinder und Beschäftigten in Quarantäne ausrichtet. Es gab aber auch Kritik aus den Ländern, zum Beispiel sei nicht klar, wer die Einstufungen vornehmen solle. Andere monierten, Giffeys Vorschlag sei praxisfern.
01.02.2021 20.03 Uhr
Attacke auf Thüringer Schulportal - Schulcloud nicht erreichbar
Thüringens Schüler können nach den Winterferien nicht auf ihr Schulportal im Internet zugreifen. Das ist unter der Last automatisierter Anfragen zusammengebrochen. Die Opposition nutzt die Gelegenheit für scharfe Kritik am Bildungsminister.
Erfurt (dpa/th) - Das Thüringer Internet-Schulportal ist am Montag erneut massiv attackiert worden. Es sei einer sogenannten DDoS-Attacke ausgesetzt gewesen, teilten das Bildungsministerium und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien als Betreiber mit. Dabei wird versucht, Computersysteme durch eine extrem hohe Anfrageanzahl zu verlangsamen oder sogar zum Absturz zu bringen. Die Schüler konnten sich am ersten Schultag nach den Winterferien deshalb nicht in die Thüringer Schulcloud einwählen. Bereits vor drei Wochen war diese schon einmal angegriffen worden.
Der erneute Angriff erfolgte von mehreren automatischen Netzen, die den Angaben zufolge auf Serverstandorte in Singapur zurückzuführen waren. Die von dort in sehr kurzer Zeit erzeugten Anfragen hätten auf das System gewirkt, als würde ein Vielfaches der normalen Nutzerzahl gleichzeitig zugreifen. Die Analyse ergab, dass im Zeitraum zwischen 7.30 Uhr und 11.00 Uhr etwa 200 000 «normale» Nutzeranfragen an die Server erfolgten, gleichzeitig aber zusätzlich millionenfach weitere Anfragen über die automatisierten Netze kamen.
Der Angriff richtete sich nach ersten Erkenntnissen des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien nur gegen Thüringen. Ein bewusster Zusammenhang der Attacke zum Wiederbeginn des Distanzunterrichts nach den Ferien könne daher nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) nannte den Angriff einen kriminellen Akt gegen Kinder und Jugendliche.
«Wenn Du aus den Ferien wiederkommst und Du kannst die Schulcloud immer noch nicht nutzen, ist das zutiefst frustrierend für Schüler, Eltern und Lehrer», sagte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Mario Voigt. Er nannte die neuerlichen Probleme der Thüringer Schulcloud einen «Offenbarungseid» von Bildungsminister Holter. Es fehle der Cloud weiterhin an Belastbarkeit, Verlässlichkeit und Nutzerfreundlichkeit, stellte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, fest. «Sie wird den Anforderungen an modernen und digitalen Unterricht nicht gerecht.»
«Die noch immer anhaltenden Probleme mit der Cloud dürfen wir nicht länger hinnehmen», erklärte auch Franziska Baum, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Landtag. Es sei mehr als überfällig, «dass der Bildungsminister alle Register zieht, um Schülern und Lehrkräften endlich einen zuverlässigen Distanzunterricht zu ermöglichen». Es müssten auch Alternativen zur derzeitigen Schulcloud geprüft werden.
Computer für Lehrer: Südwesten erhält Förderung von 65 Millionen Euro
Berlin/Stuttgart (dpa/lsw) - Für die Anschaffung von Lehrerlaptops erhält das Land Baden-Württemberg vom Bund eine Finanzspritze von 65 Millionen Euro. «Wir geben die Mittel unkompliziert und ohne Antragsverfahren an die Schulträger weiter, damit die Lehrerinnen und Lehrer möglichst schnell ausgestattet werden können», kündigte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Montag an. Insgesamt stellt Berlin 500 Millionen Euro für die Ausstattung der Schulen in Deutschland mit Lehrerlaptops zur Verfügung.
Eine rasche Umsetzung im Südwesten sei möglich, da nötige Schritte mit den Spitzenverbänden der Schulträger und dem Finanzministerium abgestimmt worden seien. Ähnlich habe das Land bereits bei der Ausstattung der Schüler mit Computern auf ein unkompliziertes Verfahren gesetzt. So sei im vergangenen Jahr das Geld schnell bei den Schulträgern angekommen.
«Damit bringen wir die digitale Bildung an unseren Schulen im Land entscheidend voran», lobte der Präsident des Landkreistags, Joachim Walter (CDU) am Montag. Die kommunale Seite sei bei der Abstimmung zur landesrechtlichen Umsetzung eng eingebunden gewesen, heißt es weiterhin vom Landrat des Kreises Tübingen in einer Mitteilung.
Zwei Drittel der Schüler in Abschlussklassen im Präsenzunterricht
Schwerin (dpa/mv) - Fast ein Drittel aller Grundschüler in Mecklenburg-Vorpommern geht derzeit zur Schule, obwohl die Eltern gebeten sind, ihre Kinder zu Hause zu betreuen und in drei Landkreisen sogar nur eine Notbetreuung angeboten wird. Am höchsten war der Anteil am Montag in der Stadt Rostock. Dort wurden 43,7 Prozent aller Erst- bis Viertklässler von ihren Eltern zur Schule geschickt, wie aus Daten des Bildungsministeriums hervorgeht. Im Landkreis Rostock waren es 38,9 Prozent. In der Region sind die Corona-Infektionszahlen landesweit am niedrigsten. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert liegt in Stadt und Landkreis Rostock derzeit unter dem Warnwert von 50. Trotzdem ist dort wie im ganzen Land die Präsenzpflicht für die Schulen aufgehoben.
In den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim dürfen Kinder bis Klasse sechs wegen hoher Infektionszahlen nur dann zur Schule gehen, wenn ihre Eltern in einem systemrelevanten Beruf arbeiten. Dort ist der Anteil der Grundschüler im Präsenzunterricht auch am geringsten: An der Seenplatte waren es am Montag den Angaben zufolge 22 Prozent, in Vorpommern-Greifswald 23,4 Prozent und in Ludwigslust-Parchim 25,5 Prozent.
Landesweit waren am Montag 31 Prozent der Grundschüler und 13,9 Prozent der Fünft- und Sechstklässler in den Schulen. Ab Klasse sieben müssen alle zu Hause lernen. Nur für die Abschlussklassen wird Präsenzunterricht angeboten. Dies nahmen laut Ministerium am Montag 67,7 Prozent wahr. Damit bewegen sich die Zahlen auf dem Niveau der Vorwochen.
Unterrichtsversorgung an Schulen hat sich leicht verschlechtert
Trotz der Einstellung hunderter zusätzlicher Lehrer hat sich die Unterrichtsversorgung leicht verschlechtert. Das Ministerium verweist auf gleichzeitig steigende Schülerzahlen. Die GEW und die Opposition kritisieren, dass bestimmte Schulformen besonders betroffen sind.
Hannover (dpa/lni) - Die Unterrichtsversorgung an Niedersachsens Schulen hat sich in diesem Schuljahr im Vergleich zum vergangenen Jahr statistisch gesehen leicht verschlechtert. Der Wert sank für alle Schulformen zusammengerechnet auf 99 Prozent nach 99,6 Prozent im vorangegangenen Schuljahr, wie das Kultusministerium in Hannover am Montag mitteilte. Am besten bleibt die Unterrichtsversorgung an den Grundschulen (101,5 Prozent), gefolgt von Gymnasien (100,2 Prozent), Gesamtschulen (98,9 Prozent) und Realschulen (98 Prozent). Schlusslichter sind Oberschulen (96,1 Prozent), Hauptschulen (93,7 Prozent) und Förderschulen (93,2 Prozent.)
Die Statistik gibt wieder, ob an den jeweiligen Schulen für die errechnete Zahl an Unterrichtsstunden auch genügend Lehrerinnen und Lehrer vorhanden sind. Werte von über 100 Prozent ergeben sich, wenn über das Pflichtangebot hinaus Lehrer für weitere Angebote oder etwa Vertretungsstunden zur Verfügung stehen. Die Statistik erfasst nicht, ob wegen Krankheitsfällen Unterricht ausfällt oder wegen der aktuellen Corona-Krise Unterricht in digitalem Format oder teils gar nicht stattfindet.
Das Ministerium begründete den leichten Rückgang bei der Unterrichtsversorgung mit einer Zunahme der Schülerzahlen sowie der Zusatzstunden, mit denen Lehrer besondere schulische Aufgaben wahrnehmen, etwa die Sprachförderung. Vor diesem Hintergrund sei die Unterrichtsversorgung zufriedenstellend. Zum wiederholten Mal hätten mehr Lehrer neu eingestellt werden können, als dass Lehrer zumeist durch Pensionierung ausschieden. 2352 ausscheidenden Lehrern hätten 3242 Neueinstellungen gegenübergestanden. Im Einstellungsverfahren für das in dieser Woche beginnende zweite Schulhalbjahr hätten bereits über 83 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden können.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete die Versorgung als unzureichend. Erst ab rund 105 Prozent werde die Stundentafel zumindest theoretisch abgedeckt, weil dann ein Puffer für Krankheits- oder Elternzeit möglich wäre, sagte GEW-Landeschefin Laura Pooth. «In den meisten Schulen bleibt die mangelhafte Unterrichtsversorgung traurige Realität.» Besonders dramatisch sei die Lage an Förder- und Hauptschulen.
Auch der Bildungsexperte der FDP im Landtag, Björn Försterling, stellte dem Kultusministerium ein schlechtes Zeugnis aus. «Der Kultusminister bekommt die Unterrichtsversorgung nach wie vor nicht in den Griff.» Dabei erschwere die mangelnde Lehrkräftereserve auch das Unterrichten während der Corona-Epidemie enorm. «Besonders schmerzhaft ist, dass dort, wo Lehrer für den Bildungserfolg ihrer Schüler besonders benötigt werden - zum Beispiel an den Haupt- und Förderschulen - die Unterrichtsversorgung noch deutlicher hinter den Anforderungen zurückbleibt als ohnehin schon.»
Heftige Kritik an Wechselunterricht für Abschlussklassen
Die einen lernen in der Schule, die anderen von zu Hause aus - von der bayerischen Regelung für Abschlussklassen halten Lehrerverbände gar nichts. Für sie ist es ein Weg, der geradewegs ins Chaos führt und alle Beteiligten verunsichert.
München (dpa/lby) - Die Rückkehr von Abschlussklassen an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen in den Wechselunterricht wird von Lehrern und Schülern in Bayern zum Teil heftig kritisiert. Inmitten eines strengen Lockdowns mit Ausgangssperre müssten Schüler und Lehrer in die Schule und seien deshalb oft verunsichert und verärgert. «Diese Sorgen und Ängste beeinträchtigen natürlich auch den Unterricht. Viele Lehrer und Schüler fühlen sich momentan als Versuchskaninchen für die im Raum stehende bayernweite Schulöffnung ab Mitte Februar», sagte am Montag Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes (bpv) in München.
Verbände sowie viele Eltern und Schüler halten den Wechselunterricht momentan für die schlechteste Variante. Trotz Stress und hohen Aufwands laufe es mit dem Distanzunterricht etwa per Videokonferenz seit einigen Wochen besser als gedacht. «Doch nun werden halbe Kurse in die Schulen geholt, was die Lehrkräfte dann dort bindet. Dies geht auch zulasten anderer Klassen», befürchtet etwa der bpv. Ähnlich äußerte sich die Landeselternvereinigung. Wechselunterricht sei nicht nur die organisatorisch schwierigste und anstrengendste Variante, sondern auch weniger effektiv als gut strukturierter Unterricht aus der Distanz.
Experten befürchten, dass nun der Videounterricht für Kinder und Jugendliche, die von zu Hause aus lernen, öfter ausfallen könnte. «Vielerorts müssen Lehrkräfte erst nach Hause fahren, um eine gute, stabile Internetverbindung zu haben», schreibt etwa die Bayerische Direktorenvereinigung BayDV. «Eine Mischung aus Wechselunterricht für die einen und gleichzeitig Distanzunterricht für die anderen ist praktisch nicht möglich und erzeugt Verunsicherung und im schlimmsten Fall Chaos», kritisierte der Landesvorsitzende Walter Baier.
Der bpv fordert einheitliche Lösungen für Zwölftklässler und andere Abschlussklassen: «Entweder bleiben wir im Distanzunterricht oder wir können es pandemisch zulassen, die ganze Q12 reinzuholen», sagte Schwägerl. Klausuren könnten die Jugendlichen seiner Ansicht nach trotzdem schreiben - in ausreichend großen Räumen in der Schule und unter guten Infektionsschutzbedingungen. Dafür müsse man Regelungen treffen.
Mit Blick auf eine Ausweitung des Präsenzunterrichts fordern die Verbände etwa eine flächendeckende Teststrategie an Schulen oder bessere Schutzmasken. «Nur mit deutlich erhöhtem Gesundheitsschutz ist aus unserer Sicht momentan an Präsenzunterricht in den Schulen zu denken», sagte Schwägerl.
Seit Montag dürfen in Bayern Abschlussklassen an Gymnasien, Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) in den Wechselunterricht. Schriftliche Leistungsnachweise sind in voller Klassen- und Kursstärke möglich, wenn im Prüfungsraum ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.
Distanzunterricht in Schulräumen wieder möglich
An den Schulen gibt es zum 1. Februar eine Neuerung in NRW. Schüler können zum Distanzunterricht in die Klassenzimmer - wenn sie zuhause nicht lernen können und ihre Schulen das anbieten.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Von diesem Montag können Schüler aller Klassen von Stufe 1 bis 13 grundsätzlich auch in den Schulen am Distanzunterricht teilnehmen, wenn sie zu Hause nicht das Umfeld dafür haben. Die Unterstützung können die jeweiligen Schulen anbieten. Ein zusätzlicher Präsenzunterricht ist in der Schule nicht geplant.
Bei der Maßnahme handele sich um eine sinnvolle Erweiterung der Betreuungsregelung, sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Behlau der Deutschen Presse-Agentur. «Es werden Angebote für Schüler gemacht, die zuhause das Distanzlernen nicht bewältigen können.» So könne Schülern und Schülerinnen in «schwierigen Lagen» geholfen werden.
Grundsätzlich begrüßte auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die neue Möglichkeit. «Gleichwohl ist oftmals schon die Grenze dessen erreicht, was Schulen derzeit leisten können, weil das Personal fehlt und die Arbeitsbelastung sehr hoch ist», sagte die Landesvorsitzende Maike Finnern. Schulen müssten die Möglichkeit erhalten, mit zusätzlichem Personal zu arbeiten. Zudem könnte es je nach Ausstattung der jeweiligen Schule laut GEW bei den technischen Voraussetzungen Engpässe geben, zum Beispiel wenn die Schüler keine Laptops hätten.
Den Schritt hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag im Landtag angekündigt. Zudem ging eine entsprechende Mail an die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Bisher standen im Corona-Lockdown die Schulen nur für Notbetreuungen von Schülern der Klasse 1 bis 6 offen. Jetzt können zusätzlich die Schulen die Betreuung auch ab Klasse 7 anbieten. Die Teilnahme an dem erweiterten Angebot wird den Eltern oder volljährigen Schülern durch die Schulleitung unterbreitet. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Angebot könne nicht von den Eltern selbst initiiert werden, heißt es in der Schulmail.
Allgemein wird der Distanzunterricht in NRW mindestens bis 12. Februar fortgesetzt. In dieser Zeit sollten grundsätzlich keine Klassenarbeiten und Klausuren geschrieben werden.
Zurück auf die Schulbank - Erste Schüler kehren in die Klassen zurück
München (dpa/lby) - Fast sieben Wochen nach der coronabedingten Schließung aller Schulen kehren an diesem Montag die ersten Schüler zum Lernen an Bayerns Schulen zurück. Am 1. Februar starten die Abschlussklassen an Gymnasien sowie Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) mit dem Wechselunterricht. Nach Angaben des Kultusministeriums gehören dazu auch Mädchen und Jungen anderer Schulformen, die vor der Abitur- beziehungsweise Fachabiturprüfung stehen - etwa an den Abendgymnasien.
Dazu zählen auch diejenigen in den beruflichen Schulen, bei denen noch vor Ostern die Abschluss- oder Kammerprüfungen anstehen. Allerdings ist für die Betroffenen Wechselunterricht angeordnet - sprich: Mal lernen am heimischen Schreibtisch, mal im Klassenzimmer.
Weil die Prüfungen der Abschlussklassen bei den Mittelschulen, Realschulen und Wirtschaftsschulen später beginnen als beispielsweise die der Gymnasien, dürfen deren Schüler noch nicht zurück in die Schule.
Eigentlich sollten Bayerns Schulen mindestens bis zum 14. Februar geschlossen bleiben. Weil die Coronavirus-Neuinfektionen aber stetig zurückgehen, beginnt nun für die ersten Jugendlichen wieder der Präsenzunterricht. Dies sind rund 2,3 Prozent der Schüler im Land. Für die Rückkehrer gelten die Abstandsregeln und eine Maskenpflicht auch im Klassenzimmer.
Möglichst viele der übrigen Klassenstufen sollen nach aktuellem Stand von Mitte Februar an wieder Unterricht im Schulhaus haben.
31.01.2021 16.36 Uhr
Giffey schlägt Corona-Ampel für Kita-Öffnungen vor
Berlin (dpa) - Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat ein Ampel-Modell für eine zügige Öffnung der Kitas vorgeschlagen. Nach dem 14. Februar müsse es «echte Öffnungsperspektiven bei Kitas und Schulen» geben, sagte die SPD-Politikerin der «Bild am Sonntag». «Unser Vorschlag ist eine Kita-Ampel, bei der erst mal die Situation in den einzelnen Kitas den Ausschlag gibt.» Somit «könnten wir einen Großteil der Kitas wieder öffnen und gleichzeitig sehr verantwortungsvoll und gezielt anhand des Infektionsgeschehens in den einzelnen Kitas reagieren», betonte die Ministerin.
Ausschlaggebend sollen drei Kriterien sein: die Anzahl der infizierten Personen, die Anzahl der Kinder in Quarantäne und die Anzahl der Erzieher in Quarantäne. «Ist niemand infiziert und weniger als zehn Prozent der Kinder und des Personals in Quarantäne, steht die Ampel auf Grün», sagte Giffey. Dann könne eine Kita den Regelbetrieb wieder aufnehmen.
«Auf Gelb schaltet die Ampel, wenn eine Person infiziert und eine Kindergartengruppe oder maximal ein Viertel des Personals in Quarantäne sind», sagte Giffey weiter. In diesem Fall gebe es eingeschränkten Regelbetrieb, etwa für weniger Stunden. Die rote Stufe werde erreicht, wenn zwei Personen an Corona erkrankt und mehr als 25 Prozent des Personals oder mehr als einer Kindergruppe in Quarantäne sind. Dann werde die Einrichtung geschlossen und nur Notbetreuung gewährt.
Nicht gelten solle die Ampel in Gebieten mit einer mehr als 200 Neuinfektionen binnen einer Woche auf 100 000 Einwohner, oder wenn sich eine Corona-Mutation aggressiv ausbreitet. Dann könne es in allen Kitas nur die Notbetreuung geben. Ihren Plan will sie in der kommenden Woche mit den Länderkollegen beraten.
Die bayerische Familienministerin, Carolina Trautner, kritisierte den Vorstoß. «Im Rahmen der letzten gemeinsamen Beratungen der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) unter bayerischem Vorsitz, an denen Bundesministerin Franziska Giffey als Gast teilnahm, bestand Einigkeit unter den Ländern, dass ein bundesweiter Stufenplan weder notwendig noch sinnvoll ist», sagte die CSU-Politikerin am Sonntag. Eine solche Vorgabe werde dem unterschiedlichen Infektionsgeschehen und der vielfältigen Kita-Landschaft in Deutschland nicht gerecht. «Die Länder haben bei der Kinderbetreuung unterschiedliche Ansätze, über die wir uns morgen in der JFMK erneut intensiv austauschen werden», sagte Trautner.
Berlins Schulen öffnen nach den Ferien noch nicht gleich wieder
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulen bleiben auch nach den Winterferien wie geplant geschlossen. Voraussichtlich in der zweiten Februarwoche werde der Senat darüber beraten, ob und wann es möglich ist, wieder Unterricht in größerem Umfang in den Schulen zu ermöglichen, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung.
In Berlin beginnen am Montag für gut 360 000 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen die Winterferien. Erster Schultag danach ist der 8. Februar. In der ersten Woche nach Ferienende bleibt die Präsenzpflicht laut der Bildungsverwaltung aufgehoben, es gibt schulisch angeleitetes Lernen zu Hause wie bisher während des Lockdowns. Für die Abschlussklassen ist Wechselunterricht möglich, also ein Mix aus digitalem Lernen und Unterricht in Kleingruppen in der Schule.
Der Lockdown in Berlin ist nach einer Entscheidung des Senats bis zum 14. Februar befristet. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hatte nach dem Senatsbeschluss gesagt, er gehe davon aus, dass man frühestens ab dem 8. Februar darüber diskutieren könne, ob und wie ein schrittweiser Einstieg in den Präsenzbetrieb an den Schulen möglich sei.
Halbjahreszeugnisse gab es vor Ferienbeginn anders als sonst wegen der Corona-Pandemie nur in Ausnahmefällen. Informationen dazu, wie und wann die Schülerinnen und Schüler die Zeugnisse bekommen, gebe es von den Schulen, so der Sprecher der Bildungsverwaltung. Berlinweite Vorschriften dazu mache der Senat nicht. So könnten die Zeugnisse zum Beispiel zu einem festen Zeitpunkt auf dem Schulhof ausgegeben werden.
Außerdem gibt es dem Sprecher zufolge für Schülerinnen und Schüler in den Ferien das Angebot, an einer sogenannten Winterschule teilzunehmen. Dort können sie Rückstände aufholen, die möglicherweise entstanden sind, weil es in den zurückliegenden Wochen keinen Unterricht in den Schulen gegeben hat. Die Teilnahme ist kostenlos, es geht vor allem um die Fächer Deutsch und Mathematik. Das Angebot kommt der Bildungsverwaltung zufolge vor allem für Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 2, 9 und 10 infrage.
Vorgezogene Winterferien für 491 000 Schüler in Sachsen
Dresden (dpa/sn) - Für rund 491 000 Schülerinnen und Schüler beginnen am Montag die vorgezogenen Winterferien. Wegen der Corona-Pandemie hatte das Land Sachsen entschieden, die Ferien um eine Woche nach vorn zu schieben. Statt wie sonst zwei gibt es dieses Jahr nur eine Woche Ferien im Februar, die andere Woche soll Ostern nachgeholt werden.
Auch bei den Zeugnissen ist diesmal alles anders. Die Halbjahresinformationen sollen laut Kultusministerium am 10. Februar erstellt und dann «zeitnah» ausgegeben werden. Wann die Schülerinnen und Schüler sie tatsächlich in den Händen halten werden, hängt aber vom Corona-Lockdown ab.
Spätestens übernächste Woche soll die Entscheidung getroffen werden, wie es mit Schulen und Kitas in Sachsen weitergeht. Bis zum 15. Februar sind sie weitgehend geschlossen. Die weitere Entwicklung sei abhängig von den Infektionszahlen, hatte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärt.
Auch die Bildungsempfehlungen für die weiterführenden Schulen sollen am 10. Februar erteilt werden. Laut Ministerium werden die Schulen die Eltern informieren, auf welchem Weg die Empfehlungen zeitnah ausgegeben werden. Etwas Eile ist geboten, denn die Anmeldungen für den weiteren Schulbesuch müssen bis zum 26. Februar erledigt werden.
Bei der Verschiebung der Winterferien hatte es Diskussionen gegeben, was mit Familien sei, die für den eigentlichen Termin Urlaubspläne geschmiedet hatten. Ob Eltern tatsächlich Freistellungen beantragt haben, konnte das Ministerium nicht sagen. Dafür gebe es keine Erfassung. Man gehe aber davon aus, dass das derzeit kaum eine Rolle spiele, da die Schulen - von den Abschlussjahrgängen abgesehen - ja ohnehin noch geschlossen sind.
Schulen kämpfen mit Schülerstreichen im Digitalunterricht
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit lauter Musik Videokonferenzen sprengen oder den Lehrer einfach stummschalten: Auch der digitale Unterricht im Corona-Lockdown bietet Schülern Möglichkeiten für Störmanöver und Streiche. Lehrerverbände, Schülervertreter und Schulleitungen berichten auch von grenzüberschreitenden Aktionen, die deshalb ihnen Sorge machen, weil sie Persönlichkeitsrechte verletzen.
Ein Experten zufolge bundesweit auftretendes Phänomen sind dabei gezielte Attacken von Unbekannten auf nicht ausreichend geschützte Online-Konferenzen im Distanzunterricht. Im Videoportal Tiktok gebe es eine Vielzahl von Accounts, in denen Nutzer anbieten, nach Herausgabe von Zugangslinks und etwaigen Passwörtern, Digitalunterrricht zu torpedieren, wie Günter Steppich, hessischer Fachberater für Jugendmedienschutz der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Auch Schulen in Nordrhein-Westfalen berichteten zuletzt häufiger über solche Aktionen. So stoppte ein Gymnasium in Wegberg zeitweise seine Videokonferenzen, nachdem Handyfilme der verdatterten Reaktion der Lehrer auf einen solchen akustischen Angriff in den Sozialen Medien gelandet waren und dort für Häme sorgten. Für ihre Kollegen sei das eine «in höchstem Maße verstörende Erfahrung» gewesen, berichtete die Schulleiterin Maj Kuchenbecker vom Maximilian-Kolbe-Gymnasium.
«Schulstreiche gibt es, solange es Schulen gibt. Aber es gibt natürlich Grenzen», teilte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Anfrage mit. Ihr Appell für den «Distanzunterricht in dieser schwierigen Pandemiezeit»: «Mit schützenswerten persönlichen Daten darf kein Unfug getrieben werden. Persönlichkeitsrechte sind gerade bei Videokonferenzen zu beachten.» Auch der virtuelle Klassenraum sei ein geschützter Raum, mahnte Gebauer.
30.01.2021 23.27 Uhr
Präsenzunterricht für Abschlussklässler im bayerischen Handwerk
München (dpa/lby) - Zur Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfungen kehren bayerische Auszubildende in Handwerksberufen ab Montag in den Präsenzunterricht zurück. «Handwerker werden an der Werkbank ausgebildet», sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in München. Distanzunterricht funktioniere hier nicht. «Es wäre schmerzhaft gewesen, wenn durch mangelnde Prüfungsvorbereitungen Auszubildende ihren Abschluss nicht geschafft hätten», sagte Aiwanger.
Neben 19 000 Auszubildenden im bayerischen Handwerk betrifft die Regelung auch Abschlussklässler in Berufen der Industrie- und Handelskammer. Abschlussklassen an Gymnasien sowie Fach- und Berufsoberschulen im Freistaat starten ab Montag in den Wechselunterricht.
CDU-Bildungspolitiker: Oberschulen wohl bis Ende Februar geschlossen
Berlin (dpa/bb) - Die CDU im Abgeordnetenhaus rechnet damit, dass die Oberschulen in Berlin in der Corona-Pandemie bis Ende Februar geschlossen bleiben. «Es gibt keinen Grund zur Entspannung. Und es gibt auch keinen Grund zu glauben, dass unsere Kinder weniger Träger der Infektion seien als Erwachsene», sagte der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Dirk Stettner, am Samstag im RBB-Inforadio. Er verwies auf eine entsprechende Studie aus Bremen. In Berlin und Brandenburg sind bis zum 6. Februar Winterferien.
Bei den Grundschulen könne geprüft werden, ob diese ab Mitte Februar wieder geöffnet werden können, sagte Stettner. Gleichzeitig müsse aber für passende Bedingungen gesorgt werden: etwa durch Luftfilteranlagen und die Organisation von zusätzlichem Platz. Wichtig sei, dass der Senat frühzeitig kommuniziere, damit Schulen und Eltern planen könnten. Die momentane Entwicklung der Corona-Infektionszahlen sei zwar sehr erfreulich. Es müsse aber sichergestellt werden, dass nicht zu schnell gelockert werde.
Diese Woche war bekannt geworden, dass sich für die Berliner Abiturienten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Prüfungstermine nach hinten verschieben. Die erste schriftliche Prüfung beginnt statt am 12. erst am 21. April, wie die Senatsverwaltung für Bildung am Mittwoch mitteilte.Berlin (dpa/bb) - Die CDU im Abgeordnetenhaus rechnet damit, dass die Oberschulen in Berlin in der Corona-Pandemie bis Ende Februar geschlossen bleiben. «Es gibt keinen Grund zur Entspannung. Und es gibt auch keinen Grund zu glauben, dass unsere Kinder weniger Träger der Infektion seien als Erwachsene», sagte der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Dirk Stettner, am Samstag im RBB-Inforadio. Er verwies auf eine entsprechende Studie aus Bremen. In Berlin und Brandenburg sind bis zum 6. Februar Winterferien.
Bei den Grundschulen könne geprüft werden, ob diese ab Mitte Februar wieder geöffnet werden können, sagte Stettner. Gleichzeitig müsse aber für passende Bedingungen gesorgt werden: etwa durch Luftfilteranlagen und die Organisation von zusätzlichem Platz. Wichtig sei, dass der Senat frühzeitig kommuniziere, damit Schulen und Eltern planen könnten. Die momentane Entwicklung der Corona-Infektionszahlen sei zwar sehr erfreulich. Es müsse aber sichergestellt werden, dass nicht zu schnell gelockert werde.
Diese Woche war bekannt geworden, dass sich für die Berliner Abiturienten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Prüfungstermine nach hinten verschieben. Die erste schriftliche Prüfung beginnt statt am 12. erst am 21. April, wie die Senatsverwaltung für Bildung am Mittwoch mitteilte.
Zeugnisferien und Schnee im Harz - Appell: Bleiben Sie zu Hause
Wegen der malerischen Winterlandschaft machen sich in den Zeugnisferien normalerweise Tausende Besucher auf den Weg in den Oberharz. «Diesmal keine gute Idee», warnen Verwaltungen und Tourismusverband mit Blick auf die Corona-Pandemie.
Goslar (dpa/lni) - Angesichts des Winterwetters stellt sich die Harzregion in Niedersachsen an diesem Wochenende erneut auf viele Schnee-Ausflügler ein. Polizei und Ordnungskräfte kündigten an, an besonders beliebten Orten im Oberharz verstärkt die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren. Der Landkreis Goslar verwies mit Blick auf die Winter- beziehungsweise Zeugnisferien darauf, dass die Vermietung von Ferienwohnungen verboten sei.
Landrat Thomas Brych (SPD) mahnte die Menschen, auf Besuche zu verzichten. «Der Lockdown hat weiterhin Bestand, es gibt keinerlei Lockerungen und die Situation ist dieselbe wie vor drei Wochen. Deshalb ergeht weiterhin unsere gemeinsame Bitte, bleiben Sie zu Hause.»
Der Harzer Tourismusverband erneuerte seinen Appell, «einen Ausflug in den Harz genau abzuwägen und verantwortlich zu handeln». Die Frage sei, ob es ein paar wenige Stunden im Schnee wert seien, eine mitunter stundenlange Anreise, kilometerlange Staus vor Ort und eine nahezu aussichtslose Parkplatzsuche auf sich zu nehmen.
«Für Hotel- und Gastronomiebetriebe ist die Lage natürlich ausgesprochen bitter», sagte Verbandssprecherin Christin Wohlgemuth. Der letzte Winter seien sehr mild gewesen. «Diesmal haben wir die beste natürliche Schneedecke, aber die Betriebe sind geschlossen.» Das Zeugnisferien-Wochenende gilt traditionell als eines der Wochenenden mit dem größten Besucherandrang im Mittelgebirge.
29.01.2021 20.10 Uhr
Verfassungsgerichtshof lehnt Rückkehr zum Präsenzunterricht ab
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der nordrhein-westfälische Verfassungsgerichtshof hat am Freitag Anträge auf eine Rückkehr zum Präsenzunterricht an Grundschulen abgelehnt. Die Antragsteller - vier Schülerinnen und Schüler aus Düsseldorf, Köln, Lage und Leopoldshöhe - hatten geltend gemacht, die Untersagung des Präsenzunterrichts verletze sie in ihren Grundrechten. Ihre Eltern sahen das Recht auf Bildung und schulische Förderung verletzt. Distanzunterricht stelle für Grundschüler keine geeignete Unterrichtsform dar. Die Einschränkungen könnten mit der Corona-Pandemie nicht gerechtfertigt werden.
Die Eilanträge blieben jedoch erfolglos. Der Verfassungsgerichtshof argumentierte, die Dauer des Verbots bis zum 14. Februar sei hinnehmbar. Allerdings gab das Gericht der Landesregierung einige Hinweise mit auf den Weg.
Die Maßnahmen müssten immer den «konkreten tatsächlichen Verhältnissen im Land Nordrhein-Westfalen hinreichend Rechnung» tragen, mahnten die Richter. Ziel müsse stets die größtmögliche Schonung der Grundrechte sein. Die Zumutung konkreter Einschränkungen bedürfe umso mehr der Rechtfertigung, je unklarer sei, inwiefern die untersagte Tätigkeit - in diesem Fall der Präsenzunterricht - wirklich zur Verbreitung des Virus beitrage. Ein anderes wesentliches Kriterium sei die Dauer der Einschränkung.
Die Antragsteller waren zuvor schon mit Eilverfahren am nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht in Münster gescheitert.
Weiter Online-Unterricht für Abschlussklassen in Teilen Oberfrankens
Hof (dpa/lby) - Wegen mehrerer Verdachtsfälle einer Corona-Mutation müssen die Abschlussklassen in Stadt und Landkreis Hof anders als im Rest Bayerns weiter im Distanzunterricht lernen. Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) betonte am Freitag, dies sei der ausdrückliche Wunsch der Schulen.
Auch im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge sowie in Stadt und Landkreis Bayreuth sollen die Absolventen aufgrund der hohen Infektionszahlen zunächst eine Woche länger daheim bleiben.
Der Distanzunterricht in der Region Hof soll zunächst für zwei Wochen gelten, teilten Stadt und Landkreis mit. Bevor die Schüler zurückkehrten, sollen alle getestet werden. Dafür müsse nun ein Konzept erarbeitet werden.
Auch Firmen in Stadt und Landkreis Hof bekämen Schnelltests zur Verfügung gestellt, kündigte Landrat Oliver Bär (CSU) an. Außerdem sollen vier zusätzliche Teststationen eingerichtet werden. In der Region sollen zunächst alle positiven Corona-Testergebnisse auf eine Mutation untersucht werden.
In Stadt und Landkreis Hof bestand am Freitag in 14 Fällen der Verdacht auf eine hochansteckende Mutation. Die Behörden schließen einen Zusammenhang mit der Grenznähe zu Tschechien nicht aus.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die Zahl der Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Wochen für die Stadt Hof bei 220,4, für den Landkreis bei 227,8. Für den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge meldete das RKI am Freitag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 249,1, für die Stadt Bayreuth von 137,7 und für den Landkreis Bayreuth 138,9.
Einschulungen 2021 auch ohne schulärztliche Untersuchung
Schwern (dpa/mv) - ABC-Schützen in Mecklenburg-Vorpommern können auch dieses Jahr eingeschult werden, ohne dass sie beim Gesundheitsamt auf ihre Schultauglichkeit untersucht worden sind. Grund ist die Corona-Pandemie, die viele Gesundheitsämter bis zum Anschlag und darüber hinaus beschäftigt. Eine Umfrage der Schulaufsicht bei den Gesundheitsämtern im Land habe ergeben, dass es bei einigen schwierig werden könnte, die Schuleingangsuntersuchungen sicherzustellen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Freitag in Schwerin der Deutschen Presse-Agentur.
Es handle sich um eine vorsorgliche Regelung, da unklar sei, wie sich die Pandemie entwickelt. Die Regelung hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben. Die Untersuchungen sollen nachgeholt werden, sobald dies möglich ist. Bei der Schuleingangsuntersuchung wird unter anderem geprüft, ob die Kinder richtig sehen und hören können und ob sie von ihrem Entwicklungsstand her reif für den Schulalltag sind.
Das Bildungsministerium legte außerdem Regelungen für das zweite Halbjahr in den Schulen fest. So wird die Zahl der zu schreibenden Klassenarbeiten und Klausuren weiter reduziert. Betroffen sind auch die Vorbereitung und Abhaltung der Prüfungen zum Abitur und zur Mittleren Reife.
GEW stellt Landesregierung schlechtes Corona-Zeugnis aus
Hannover (dpa/lni) - Zum klassischen Zeugnistag am Ende des ersten Schulhalbjahres in Niedersachsen hat die Bildungsgewerkschaft GEW der Landesregierung ein schlechtes Corona-Zeugnis ausgestellt. Die Corona-Krise habe die «Bildungsmisere sichtbarer denn je» gemacht, beklagte GEW-Landeschefin Laura Pooth.
«Die politisch Verantwortlichen in Niedersachsen waren in der Krise teilweise bemüht. Das reicht nicht», kritisierte sie. «Land, Bund und Kommunen spielen lieber "Schwarzer Peter", anstatt gemeinsam einen milliardenschweren Rettungsschirm für die Bildung zu schaffen.» In einem Halbjahreszeugnis zur Bewältigung der Corona-Krise im Bildungssektor stünde «Versetzung gefährdet», mahnte sie.
Pooth forderte die Landesregierung auf, endlich Gelder aus dem Sondervermögen «Corona» des Landes für die Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die Personalnot sorge für anhaltende Überlastung der Beschäftigten in den Schulen, deren Gesundheitsschutz vielerorts immer noch nicht gewährleistet sei. Das Wissenschaftsministerium nutze die Zeit für weitere Kürzungspläne, statt prekäre Beschäftigung in den Hochschulen zu bekämpfen oder neue Studienplätze zu schaffen.
Die Leistungen der zuständigen Ministerien für Kultus, für Wissenschaft, für Finanzen sowie der Staatskanzlei seien nicht ausreichend, bemängelte die Bildungsgewerkschaft. «Es fehlt schlicht der politische Wille, die Mängel dauerhaft zu bekämpfen», sagte Pooth. Die Landesregierung müsse das zweite Schulhalbjahr nutzen, um ihre Defizite auszugleichen.
Mehr Studienplätze für Hebammen an Hochschulen
Früher lernten Hebammen ihr Fach in einer dreijährigen Ausbildung. Künftig soll das nur noch über einen dualen Hebammenstudiengang möglich sein. Damit wird eine EU-Vorgabe umgesetzt, die eine Akademisierung der Hebammenausbildung vorschreibt.
Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg werden die Studienplätze der Hebammenwissenschaft zum Wintersemester ausgebaut und an zwei neuen Standorten angeboten. Nach Auskunft des Wissenschaftsministeriums in Stuttgart wird es neben den vorhandenen 165 Studienanfängerplätzen dann 95 zusätzliche geben: 35 an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg und 40 Studienanfängerplätze an der Hochschule Furtwangen. Darüber hinaus werden 20 Studienanfängerplätze an den bestehenden Standorten der Dualen Hochschule ausgebaut. «Mit dem Ausbau wollen wir auch eine sinnvolle regionale Verteilung sicherstellen und den Bedarf an Studienplätzen vor allem im ländlichen Raum im Südwesten Baden-Württembergs abdecken», sagte Ministerin Theresia Bauer (Grüne) in Stuttgart.
Das Hebammenreformgesetz besagt, dass die Hebammen-Ausbildung ab dem 1. Januar 2023 nur noch an Hochschulen erfolgen kann. Um den Umfang der Ausbildungsplätze zu erhalten und um sicherzustellen, dass genügend Berufsnachwuchs gewonnen werde, seien jährlich 260 Studienanfängerplätze in der Hebammenwissenschaft notwendig, sagte Bauer. So gebe es jetzt alles in allem 165 Studienanfängerplätze in der Hebammenwissenschaft: 60 Plätze an der Universität Tübingen und 105 Plätze an der Dualen Hochschule an den Standorten Stuttgart, Karlsruhe und Heidenheim (Vorlesungsstandort Ulm). Das Studium besteht aus einem berufspraktischen und einem hochschulischen Studienteil. Die Hochschule trägt die Gesamtverantwortung für die Koordination der Lehrveranstaltungen mit den berufspraktischen Praxiseinsätzen.
Für die Weiterentwicklung der Disziplin und als Voraussetzung der Besetzung von Führungspositionen braucht es laut Bauer auch Masterstudiengänge. Diese sollen an der Universität Tübingen aufgebaut werden. «Hebammen werden zukünftig auch promovieren und habilitieren können, um Professuren zu besetzen und Forschungsvorhaben zu leiten», sagte Bauer. Auch das Arbeiten im Ausland wird mit dem Abschluss leichter, denn in anderen Ländern ist die Ausbildung zur Hebamme bereits akademisiert.
28.01.2021 20.56 Uhr
FDP-Chef Lindner: Lehrer und Erzieher eher impfen
Berlin (dpa) - FDP-Chef Christian Lindner fordert, Beschäftigte im Bildungswesen früher gegen das Coronavirus zu impfen. «Bei der Impf-Priorisierung sollten Lehrer und Erzieher vorgezogen werden. Das sind ultra-systemrelevante Berufe. Die sollten früher ein Impfangebot bekommen als geplant» sagte Lindner am Donnerstag dem Fernsehsender phoenix. Dies sei notwendig, um möglichst zeitnah Schulen und Kitas wieder zu öffnen. «Daran hängen die Bildungschancen der Kinder und die Betreuungssituation in den Familien.»
Lindner verlangte auch ein Öffnungskonzept für die Zeit nach dem Lockdown. «Zum jetzigen Zeitpunkt zu öffnen, ist zu früh. Aber wir brauchen die Perspektive.» Schleswig-Holstein habe mit einem Plan diese Woche vorgemacht, wie eine Öffnung aussehen könnte - zunächst Kitas und Schulen, dann Handel und Gastronomie, später das ganze Land. «Daran sollte sich das Kanzleramt orientieren. Einen solchen Fahrplan braucht Deutschland - besser gestern als heute.»
Kitas und Schulen bis Fasnet dicht - Kretschmann wirbt um Verständnis
Es war befürchtet worden: In einer Freiburger Kita hat sich eine Corona-Mutante stark verbreitet. Die Landesregierung musste sich die Frage stellen, ob sie die baldige Öffnung von Schulen und Kitas überhaupt noch verantworten kann. Die Antwort ist eindeutig.
Stuttgart/Freiburg (dpa/lsw) - Nach dem Ausbruch einer mutierten Coronavirus-Variante in einer Freiburger Kita verzichtet Baden-Württemberg auf eine frühere Öffnung von Kitas und Grundschulen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) entschied am Donnerstag, den Corona-Lockdown auch in Kitas und Schulen bis Mitte Februar fortzusetzen. «Die Diskussionen um weitere Lockerungen sind erstmal gegenstandslos geworden», sagte der Grünen-Politiker. Kitas und Grundschulen blieben zunächst bis nach den Fastnachtsferien, also bis zum 21. Februar, geschlossen. Bei 18 Kindern und Erziehern aus der Freiburger Kita Immergrün wurde die Corona-Mutante inzwischen nachgewiesen.
Kretschmann warb um Verständnis für die kurzfristige Absage. «Es tut mir wirklich außerordentlich leid, dass wir unseren Plan, die Kitas und Grundschulen zu öffnen, jetzt nicht umsetzen können.» Nach dem Ausbruch der Corona-Mutation in der Kita sei das Risiko einfach zu groß. «Ich sehe, was das an Belastung für die Familien und die Kleinen bringt.» Er wisse, dass sich die Menschen über sprunghafte Entscheidungen der Politik ärgerten. Aber: «Pandemien sind einfach nicht die Zeit der Verlässlichkeit», sagte Kretschmann. «Ich bitte weiter einfach um ihr Vertrauen.»
Mittlerweile sei klar, dass sich 18 von infizierten 25 Personen in der Freiburger Kita mit einer Corona-Mutation angesteckt hätten. Diese Mutation stamme aus Südafrika, erklärte der Regierungschef. Die zunächst in Südafrika (B.1.351) nachgewiesene Variante gilt als hochansteckend. Nach Angaben des Landesgesundheitsamts ist diese Virusvariante seit Ende Dezember im Südwesten vereinzelt nachgewiesen worden. Der Fall in Freiburg ist aber der erste Ausbruch in einer Kita. «Die Mutanten sind nicht vor der Tür, sie sind leider schon da», sagte Kretschmann.
Der Gesundheitsamtsleiter in Freiburg, Oliver Kappert, sagte, zu den 25 Infizierten kämen neun enge Kontaktpersonen. Hintergrund der Funde ist demnach, dass Labore seit einigen Tagen im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums positive Corona-Proben grob auf eine bestimmte Virusmutation untersuchen. Diese komme bei den Corona-Varianten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien vor. Wegen der gezielten Suche nach mutierten Viren seit einigen Tagen sei zu erwarten gewesen, dass nun auch mehr Fälle auftauchten, erklärte Kappert. Das mutierte Virus sei also nicht neu hier. «Sondern es ist schon da und wir machen es gerade sichtbar.»
Auch mehrere andere Landratsämter vermeldeten am Donnerstag Nachweise mutierter Viren. In ganz Baden-Württemberg sind nach Angaben des Landesgesundheitsamtes inzwischen 115 Fälle bekannt.
In der Kita Immergrün waren die Corona-Fälle seit dem 17. Januar bekannt und die Betroffenen in Quarantäne. Daher habe keine Brisanz bestanden, als die Behörde am Mittwoch vom Nachweis der Mutation erfuhr, sagte Kappert. Inzwischen seien 11 Kinder und 14 Erzieher infiziert. Das ist ein Kind mehr als nach Angaben vom Mittwoch. Die Krankheitsverläufe der Infizierten waren nach Angaben der Diakonie Baden moderat. Der Ausbruch gehe nach Erkenntnissen des Trägers auf einen Erzieher zurück, der zunächst keine Symptome hatte.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte kurz vor Kretschmanns Entscheidung noch gewarnt, «vorschnelle Konsequenzen» aus dem Freiburger Fall zu ziehen. Die CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl am 14. März hatte massiv auf eine Öffnung zum 1. Februar gedrungen. Für Eisenmann ist die erneute Verschiebung ein Rückschlag. Sie wollte Kitas und Grundschulen im Sinne der Kinder eigentlich schon nach den Weihnachtsferien öffnen - «unabhängig von den Inzidenzen». Eine Öffnung war dann noch einmal für den 18. Januar angedacht, doch diese hatte Kretschmann wegen zu hoher Infektionszahlen verhindert.
Vor Baden-Württemberg hatte schon Rheinland-Pfalz wegen der Mutation in der Freiburger Kita entschieden, den ebenfalls für Montag geplanten Start in den Wechselunterricht an Grundschulen zu verschieben. Nun bleiben auch im Südwesten die meisten Schulen noch mindestens bis nach den Fastnachtsferien zu. Es gibt aber weiter Notbetreuung und Ausnahmen für Abschlussklassen. In Baden-Württemberg gehen etwa 450 000 Kinder in Kitas und rund 382 000 zur Grundschule.
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) forderte Eisenmann in einem Brief auf, auch die Notbetreuung einzuschränken. «Nicht zuletzt angesichts der aufgetretenen Mutation in einer Kindertagesstätte in Freiburg sind Sie jetzt dazu aufgerufen, die Gruppen in der Notbetreuung in Schulen und Kindertagesstätten wirklich klein zu halten.» Bei SWR Aktuell forderte Lucha, «dass die Betreuung der Kinder über Homeschooling im Primarbereich nochmal besser wird».
Eisenmann hielt dagegen und forderte das Gesundheitsministerium und das Landesgesundheitsamt auf, den genauen Sachverhalt bei der Kita in Freiburg zunächst «lückenlos» aufzuklären. Luchas Forderung nach einer Einschränkung der Notbetreuung wies Eisenmann entschieden zurück: «Familien sind in besonderer Weise von den Einschränkungen der Corona-Maßnahmen betroffen.» Sie fügte hinzu: «Es irritiert deshalb, dass Familienminister Lucha die Lebenswirklichkeit der Familien verkennt.»
Auch über die Teststrategie an Kitas und Schulen sind sich die Minister nicht einig. Lucha bot an, kurzfristig Schnelltests für das verbleibende Personal in der Notbetreuung aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen. So könne mehrmals pro Woche ein Test durchgeführt werden. «Sie sind jedoch dafür verantwortlich, die Strukturen in den Kindertagesstätten und Schulen nun wirklich auch kurzfristig zu organisieren, um das Angebot der Testungen umsetzen zu können», mahnte er. Eisenmann teilte mit, sie begrüße es, wenn sich Lucha «nun bewegt und mehr Schnelltests zur Verfügung stellen möchte». Sie erwarte aber von Lucha eine Gesamtstrategie, wie im Land bei Schulen, Kitas, Polizei, Einzelhandel und bei alten und kranken Menschen zu Hause massenhaft getestet werden könne.
Grundschüler in Rheinland-Pfalz müssen weiter zuhause lernen
Vier Tage vor der geplanten Wiederaufnahme des Unterrichts im Klassenraum beschließt das Bildungsministerium die Weiterführung von Fernunterricht. Für die Notbetreuung an weiterführenden Schulen wird die Maskenpflicht enger gefasst.
Mainz (dpa/lrs) - Nach dem Auftreten von Coronavirus-Mutationen im benachbarten Baden-Württemberg hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium den für Montag geplanten Start des Wechselunterrichts an Grundschulen gestoppt. Die Entscheidung sei in Abstimmung mit Experten der Universitätsmedizin Mainz getroffen worden, teilte das Ministerium am Donnerstag mit.
Die Landesregierung hatte abweichend zu der jüngsten Bund-Länder-Vereinbarung zur Eindämmung der Corona-Pandemie zunächst geplant, ab kommender Woche für die ersten vier Klassen einen Wechselunterricht mit Lernen daheim und in der Schule zu praktizieren. Die Präsenzpflicht sollte weiter ausgesetzt bleiben.
«In einer Situation, die derzeit nicht belastbar bewertet werden kann, wäre es nicht gut, einen weiteren Schritt zur Lockerung zu gehen», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Auftreten von Mutationen des Coronavirus in Baden-Württemberg und anderen Nachbarländern von Rheinland-Pfalz sei es die Empfehlung von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz gewesen, den ursprünglich Start in den Wechselunterricht an Grundschulen zu verschieben. «Die Uni-Experten haben gesagt, dass nach den gestrigen Entwicklungen eine weitere Öffnung nur angebracht ist, wenn man das auf sicherer Grundlage macht.» Sie stehe weiter in engem Kontakt mit dem Virologen Bodo Plachter, dem Hygiene-Experte Wolfgang Kohnen und dem Kinder- und Jugendmediziner Fred Zepp.
Auch habe sie mit der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) telefoniert, sagte Hubig. Die Landesregierung in Stuttgart hat am Mittwoch auf eine landesweite Öffnung von Kindertagesstätten und Grundschulen verzichtet, nachdem in einer Freiburger Kita mutierte Viren festgestellt worden waren.
Die Entscheidung zur Einführung des Wechselunterrichts wurde zunächst verschoben. Es gebe kein Datum, wie lange es nun auch an den Grundschulen weiterhin Fernunterricht geben solle, sagte die Ministerin.
«Viele Kinder, ihre Lehrkräfte und ihre Eltern hätten sich sehr darauf gefreut, dass der Unterricht an den Schulen wieder beginne, erklärte Hubig. «Sie alle können sicher sein, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben.» Sie habe aber auch stets betont, dass der Übergang zum Wechselunterricht unter dem Vorbehalt stehe, dass die Infektionslage dies zulasse. Daher werde jetzt wie an den weiterführenden Schulen der Fernunterricht zunächst fortgesetzt. Angeboten wird zudem eine Notbetreuung für Kinder, die nicht zu Hause betreut werden können.
Das Ministerium beschloss auch, für Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen die Maskenpflicht enger zu fassen. Wie im öffentlichen Nahverkehr und in der Schülerbeförderung werden in der Notbetreuung an weiterführenden Schulen sowie beim Unterricht von Abschlussklassen medizinische Masken oder solche mit dem FFP2-Standard vorgeschrieben.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf bezeichnete die Entscheidung als richtig. Sie sei aber auch «das Eingeständnis des Scheiterns einer Schulpolitik ohne Weitblick». Hätte die Landesregierung die von der Bund-Länder-Konferenz beschlossene Schulschließung konsequent umgesetzt, wäre Kindern, Eltern und Schulen viel Verunsicherung erspart geblieben. Wo der Zielwert einer Inzidenz von 50 erreicht werde, sei die Rückkehr zum Regelbetrieb möglich, sagte Baldauf. Am Donnerstag lag diese Zahl der Neuinfektionen bezogen auf 100 000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen landesweit bei 86,1.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), in dem vor allem Lehrkräfte an Grundschulen vertreten sind, begrüßte die Entscheidung. «Vehemente Verbandsarbeit zahlt sich aus», erklärte der Landesvorsitzende Gerhard Bold. Die Gefährlichkeit der Virus-Mutationen dürfe nicht unterschätzt werden. Deren Verbreitung an Schulen und Kitas müsse wenn immer möglich verhindert werden. «Hier muss präventiv gehandelt werden und weiterhin auf den Fernunterricht gesetzt werden.»
Eine Grundschulleiterin in Mainz sagte am Donnerstagmorgen - kurz vor Bekanntgabe der Entscheidung - der Deutschen Presse-Agentur, Wechselunterricht löse in der Schulgemeinschaft gemischte Gefühle und Sorgen aus. Auch bei halbierten Grundschulklassen würden dann doch Menschen aus 13 verschiedenen Haushalten in einem Raum zusammentreffen.
Piazolo hofft ab Mitte Februar auf möglichst viel Wechselunterricht
Seit dem Ende der Weihnachtsferien sind Bayerns Schüler im Distanzunterricht. Kommende Woche sollen die ersten zurück in die Klassen kommen. Auch für die Zeit danach gibt es Pläne - und Kritik.
München (dpa/lby) - Ab Mitte Februar hofft Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auf die Rückkehr von «möglichst vielen Schülern» in den Wechselunterricht. «Es ist das Ziel, ab 15. Februar wieder deutlich mehr Schüler in die Klassenzimmer zu bringen», sagte er am Donnerstag in München. Im Fokus stünden dabei die jüngeren Schüler, bei denen die Betreuung zu Hause besonders intensiv sei. Er wisse aus vielen Gesprächen, dass sich die Schulfamilie nach einer belastbaren Perspektive, nach Planungssicherheit, nach der Rückkehr zur Normalität sehne. Leider lasse das Infektionsgeschehen derzeit keinen Präsenzunterricht für alle zu.
«Aber wir wollen rasch, möglichst schon ab Mitte Februar, möglichst viele der übrigen Schülerinnen und Schüler zumindest für einen Wechselunterricht wieder in die Schulen holen», sagte Piazolo. Er verwies darauf, dass es zuvor noch einen Bildungsgipfel mit allen Beteiligten geben werde. Zugleich müsse immer bedacht werden, dass sich in einer Pandemie in kurzer Zeit wieder alles ändern könne. So gut der Distanzunterricht auch sein mag, er könne Präsenzunterricht nie gleichwertig ersetzen, da es auch um soziale Kontakte der Kinder gehe. Diese seien «wahnsinnig wichtig».
Aus Sicht der Grünen im Landtag reicht Piazolos Aussage zu möglichst vielen Schülern nicht aus. «Das ist abermals ein Vorstoß ohne Plan und Strategie», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Gabriele Triebel. Statt einen konkreten Inzidenzwert für Öffnungen festzulegen, eine Teststrategie für die Schulen zu präsentieren und der Schulfamilie damit Sicherheit und Klarheit zu geben, werde hier willkürlich ein Datum festgesetzt, ohne erkennbare und transparente Kriterien zu benennen. Die Regierung müsse endlich einen Inzidenzwert benennen, ab dem wieder in Schulen unterrichtet werde und eine Teststrategie präsentieren, die für alle und Schüler greife.
Ab kommender Woche (1. Februar) sollen bereits die Abschlussklassen an Gymnasien sowie den Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) mit dem Wechselunterricht starten. Auch Schüler anderer Schulformen, die vor der Abitur- beziehungsweise Fachabiturprüfung stehen - etwa an den Abendgymnasien - sollen dann in den Wechselunterricht gehen. Für alle Rückkehrer gelten die Abstandsregeln und eine Maskenpflicht auch im Klassenzimmer. Laut Piazolo seien dies rund 2,3 Prozent der Schüler im Land.
«Wir sind im Notstand», sagte Piazolo. Er wisse von den besonderen Belastungen für Schüler, Lehrer und auch Eltern, die den Unterricht zu Hause organisieren müssten. Nach drei Wochen Lockdown gebe es Hoffnungsschimmer, die Infektionszahlen sänken, wenn auch langsam. «Wir müssen aber immer vorsichtig sein, da es mehrere Mutationen gibt, die ein besonderes Infektionsrisiko bergen.»
Damit im Distanzunterricht kein Kind «verloren geht», sei der persönliche Kontakt von Lehrern und Schülern unverzichtbar. Auch regelmäßiges Feedback der Lehrer für erledigte Aufgaben sowie ihre regelmäßige Erreichbarkeit seien wichtig. «Nicht alle Kinder haben die gleichen Voraussetzungen, und wir müssen dafür sorgen, dass deshalb die Schulen die gleichen Standards gewährleisten.»
NRW ermöglicht Distanzunterricht auch in Schulräumen
Distanzunterricht in der Schule - das klingt wie ein Widerspruch in sich. Aber in NRW ist genau das ab Montag möglich. Wie es im zweiten Halbjahr in den Schulen weitergehen soll, ist dagegen weiter unklar.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Schüler aller Klassen von Stufe 1 bis 13 können ab Montag (1. Februar) auch in den Schulen am Distanzunterricht teilnehmen, wenn sie zu Hause nicht das Umfeld dafür haben. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag im Landtag ein. Eine entsprechende Schulmail ging an die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Bisher standen im Corona-Lockdown die Schulen nur für Notbetreuungen von Schülern der Klasse 1 bis 6 offen.
Die Teilnahme an dem erweiterten Angebot wird den Eltern oder volljährigen Schülern durch die Schulleitung unterbreitet. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Unterstützungsangebot könne aber nicht von den Eltern selbst initiiert werden, heißt es in der Mail. Den Schülern werde die Möglichkeit gegeben, am Distanzunterricht in Räumen der Schule «unter Aufsicht des nicht am Distanzunterricht beteiligten schulischen Personals teilzunehmen». Ein zusätzlicher Präsenzunterricht finde für sie in der Schule nicht statt. «Die Schülerinnen und Schüler nehmen also – auch wenn sie sich in der Schule befinden – an ihrem Distanzunterricht teil.»
Der Distanzunterricht in NRW wird zunächst bis 12. Februar fortgesetzt. Das hatte Gebauer bereits angekündigt. In dieser Zeit sollten grundsätzlich keine Klassenarbeiten und Klausuren geschrieben werden, heißt es weiter in der Schulmail.
Gebauer zeigte sich erneut offen für umfassende Wechselmodelle von Präsenz- und Distanzunterricht. Wenn Schulen und Verbände damit durch die nächsten Wochen kommen wollten, «dann kann es selbstverständlich auch Wechselmodelle geben.» Das gehe aber nicht isoliert nur in einer Stadt, sondern müsse nach fairen Regeln für alle Schulen in NRW erfolgen. Nach wie vor sei aber Präsenzunterricht für sie die «erste Wahl», sagte die FDP-Politikerin. Denn «ehrlicherweise» bedeute auch ein Wechselmodell für die Hälfte der Schüler Distanzunterricht. «Ich werde es nicht zulassen, dass das Virus grundlegende Rahmenbedingungen für Schule und damit für das soziale Miteinander von Millionen von Schülern, Lehrkräften und Eltern verändert», betonte Gebauer.
SPD und Grüne warfen Gebauer indessen vor, keine Konzepte für den weiteren Schulbetrieb in der Corona-Pandemie zu haben. Eine systematische Vorbereitung oder Planungssicherheit für den Betrieb nach dem 14. Februar gebe es nicht, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionschef, Jochen Ott. Die Schüler seien bis Mitte Februar dann insgesamt schon acht Wochen zuhause. «Sie müssen jetzt regieren und mit Wechselmodellen die Sicherheit geben, wie es nach dem 14. Februar weitergehen kann», forderte Ott. Bund und Länder hatten den Corona-Lockdown mit Schließungen auch der Schulen bis zunächst 14. Februar beschlossen.
Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer sagte: «Wir brauchen Verlässlichkeit für dieses Schuljahr.» Niemand gehe davon aus, dass die Schulen nach Mitte Februar wieder in den Präsenzunterricht gehen könnten. Welche Vorkehrungen Ministerin Gebauer dafür treffe, wisse man aber nicht. Schon das jetzt endende erste Schulhalbjahr sei für viele Schüler wegen der Corona-Pandemie von Quarantäne-Zeiten und Unterrichtsausfällen geprägt gewesen. Dass der derzeitige Distanzunterricht zudem eine «unterschiedliche Qualität» habe, «gehört auch zur Wahrheit», sagte Beer.
In der hitzigen Debatte gerieten Gebauer und Beer aneinander. Die Grünen-Abgeordnete warf Gebauer vor, in der Regierung eine «lame duck« (lahme Ente) zu sein. Die Ministerin verwies auf ihre Leistungsbilanz von der «geräuschlosen Umstellung» vom G8 auf G9 an den Gymnasien bis zum Ende der «Grabenkämpfe» um die Inklusion. Die rot-grüne Schulpolitik sei dagegen seinerzeit von «Totalversagen» und «schulpolitischer Depression» geprägt gewesen. Beer ereiferte sich anschließend so lange, bis ihr wegen Überschreitung der Redezeit das Mikrofon abgedreht wurde.
Angesichts der Ausfälle infolge der Pandemie sollten Halbjahreszeugnisse aus Sicht der SPD in der Sekundarstufe I dieses Jahr grundsätzlich nicht vergeben werden - außer in den Abschlussjahrgängen und bei Schulwechsel. Alle Schüler sollten außerdem automatisch versetzt werden. SPD und Grüne wollen für Schüler im achtjährigen gymnasialen Bildungsgang die Möglichkeit, jetzt noch auf den neunjährigen wechseln zu können. Die SPD ist außerdem für einen «Freischuss» bei den Abiturprüfungen. Das hatte Gebauer bereits zurückgewiesen. Auch die FDP-Politikerin Franziska Müller-Rech sagte: «Mit uns wird es 2021 kein rot-grünes Gummi-Abitur geben.»
Der AfD-Schulpolitiker Helmut Seifen nannte Schulschließungen unverantwortlich und rücksichtslos. «Entlassen Sie die Kinder endlich aus ihren Gefängnissen und geben Sie ihnen die Freiheit zurück», sagte er.
Ministerin Ernst: Grundschulen können nicht nach den Ferien öffnen
Potsdam (dpa/bb) - Die Grundschulen in Brandenburg können wegen der Corona-Pandemie nicht nach den Winterferien im Wechselmodell wieder öffnen. «Angesichts des Infektionsgeschehens ist das nicht möglich und wir werden die Schulen heute Nachmittag darüber informieren», kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag in der Plenardebatte des Landtags an.
Hintergrund sei auch die Sorge um die Verbreitung von Mutationen des Coronavirus. «Solange wir die Auswirkungen der Mutationen nicht kennen und wie wir sie in den Griff kriegen, können wir keine Entscheidung zur Schulöffnung treffen», erklärte Ernst. Sie hoffe aber, dass irgendwann der Stufenplan der Kultusministerkonferenz greift und zunächst die Grundschulen im Wechselmodell wieder geöffnet werden können.
Die AfD hatte gefordert, zunächst die Grundschulen nach den Winterferien am 8. Februar wieder zu öffnen. Nach wissenschaftlichen Studien trügen bis zu zwölf Jahre alte Kinder nicht wesentlich zur Verbreitung des Coronavirus bei, hatte der AfD-Bildungsexperte Dennis Hohloch zur Begründung erklärt. Dieser Antrag wurde von der Mehrheit der rot-schwarz-grünen Koalitionsfraktionen ebenso abgelehnt wie ein Antrag der Linken, in dem unter anderem eine stufenweise Öffnung der Schulen nach dem 14. Februar gefordert wurde, beginnend mit den Jahrgangsstufen 1 bis 4.
Bildungsministerium stoppt Wechselunterricht an Grundschulen
Mainz (dpa/lrs) - Nach dem Auftreten von Coronavirus-Mutationen im benachbarten Baden-Württemberg hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium den für Montag geplanten Start des Wechselunterrichts an Grundschulen gestoppt. Die Entscheidung sei in Abstimmung mit Experten der Universitätsmedizin Mainz getroffen worden, teilte das Ministerium am Donnerstag mit.
Die Landesregierung hatte in Änderung der jüngsten Bund-Länder-Vereinbarung zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen, ab kommender Woche für die ersten vier Klassen einen Wechselunterricht mit Lernen daheim und in der Schule zu praktizieren. Die Präsenzpflicht sollte weiter ausgesetzt bleiben.
Das Bildungsministerium habe am Donnerstag alle Schulen sowie Eltern und schriftlich darüber informiert, dass der Beginn des Wechselunterrichts zurückgestellt werde, teilte das Ministerium mit. «Ich bedaure sehr, dass wir am Montag nicht, wie geplant, mit dem Wechselunterricht an den Grundschulen starten können», erklärte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
Große Landtagsdebatte zur Schulpolitik in der Pandemie
Kaum ein Bereich ist in der Pandemie so umstritten wie die Schulpolitik. Sollen die Schulen geschlossen bleiben oder öffnen? Sollten alle Kinder versetzt und auf Halbjahreszeugnisse verzichtet werden? Die Parteien im NRW-Landtag streiten über den richtigen Weg.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der nordrhein-westfälische Landtag beschäftigt sich am Donnerstag (10 Uhr) intensiv mit der Schulpolitik in der Corona-Krise. Alle drei Oppositionsfraktionen haben dazu Anträge eingereicht. SPD und Grüne fordern, auf die Zumutungen für die Schüler im Corona-Jahr mit mehr Flexibilität zu reagieren - etwa bei Prüfungen und Versetzungen.
Da bis zum 14. Februar kein normaler Unterricht in den Klassen laufen kann, will die SPD ein Sofortprogramm umgesetzt sehen. Unter anderem fordert sie in einem Eilantrag kostenlose SIM-Karten für Schüler, damit auch jene problemlos etwa mit Tabletcomputern am digitalen Unterricht teilnehmen können, die keine gute Internetverbindung zu Hause haben.
Grundsätzlich sprechen sich SPD und Grüne für ein Wechselmodell aus Fern- und Präsenzunterricht aus. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) schließt das zumindest nicht mehr aus. Bis zum 12. Februar gilt aber an allen Schulen in NRW Fernunterricht.
Halbjahreszeugnisse sollten aus Sicht der SPD in der Sekundarstufe I dieses Jahr grundsätzlich nicht vergeben werden - außer in den Abschlussjahrgängen und bei Schulwechsel. «Zudem sind alle Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr automatisch zu versetzen», fordern sie. Diese Frage ist in NRW noch nicht entschieden. Darüber hinaus sollten Schüler aus Sicht der SPD die Klasse 4 auf Wunsch wiederholen können. Auch die Grünen wollen mehr individuelle Lernzeit in der Grundschule.
SPD und Grüne wollen für Schüler im achtjährigen gymnasialen Bildungsgang die Möglichkeit, jetzt noch auf den neunjährigen wechseln zu können. Die SPD ist außerdem für einen «Freischuss» bei den Abiturprüfungen. Schulministerin Gebauer hat sich bereits dagegen ausgesprochen: NRW halte gemäß einer Vereinbarung der Kultusministerkonferenz auch in diesem Schuljahr an regulären Abschlussprüfungen fest - auch bei mittleren Abschlussprüfungen.
Die AfD hingegen warnt vor einem «Bildungsnotstand» und fordert, am 1. Februar alle Schulen und Universitäten wieder für den Unterricht und den Wissenschaftsbetrieb zu öffnen.
Grüne fordern Nachhilfe für Schüler in allen Ferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag fordern in der Corona-Krise Nachhilfe für Schüler in allen Ferien. «Der lange Lockdown kann bei den Schülern große Lücken verursachen. Reichere Familien finanzieren Nachhilfestunden, sozial benachteiligte Kinder aber brauchen dringend eine staatlich organisierte Nachhilfe», sagte Sigrid Beer von der Grünen-Fraktion der «Rheinischen Post» (Donnerstag).
Beer schlägt vor, dass insbesondere benachteiligte Kinder ein Angebot der Schulen bekommen und vor Ort in kleinen Gruppen unterrichtet werden. Die Auswahl müssten Lehrer und Schulsozialarbeiter zusammen mit den Eltern treffen. Finanzieren will Beer das Programm aus dem Haushalt. «70 Millionen Euro für Ferienprogramme sind noch nicht abgerufen. Hinzu kommen 200 Millionen Euro, die übrig sind, weil Lehrerstellen nicht besetzt werden können», sagt die Landtagsabgeordnete.
27.01.2021 20.11 Uhr
Alte Klagelieder, neue Chancen - Schulen und der Fernunterricht
Anfangs war Stress: Als nach Weihnachten der Fernunterricht wieder losgehen sollte, brach erst mal die Lernplattform Moodle zusammen. Jetzt ist Stabilität eingekehrt. Und eine gewisse Aufbruchstimmung.
Karlsruhe (dpa/lsw) - Für den 13 Jahre alten Gymnasiasten aus Karlsruhe fängt der Tag im Schul-Lockdown so an: Morgens Laptop anschalten und auf der Webseite seiner Schule auf den Link gehen, der zur Lernplattform Moodle führt. Diese wird vom Land Baden-Württemberg bereitgestellt. Ein Klick auf die Klasse des 13-Jährigen und es öffnen sich die verschiedenen Kurse oder Fächer, die für die Woche anliegen. Darin haben die Lehrer hinterlegt, welche Aufgaben sie an diesem Tag erledigt haben möchten.
«Auf einem Kalender ist notiert, wann wir welche Konferenz haben und wann wir was abgeben müssen», sagt er. Moodle funktioniere inzwischen gut, eine gewisse Routine habe sich eingestellt. «Im Vergleich zur ersten Welle komme ich besser zurecht.» Chats mit den Lehrern sind möglich. Täglich gibt es zudem über das Konferenz-Tool BigBlueButton die Möglichkeit, dass Lehrer und Schüler sich sehen und hören. Ab und zu hakt es und die Verbindung wird schlechter - je nach dem, wie viele Schüler gleichzeitig teilnehmen. «Im Vergleich zur Situation im März läuft der Fernunterricht an den Schulen im Januar sehr gut», resümiert Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).
Einen Moodle-Zugang über Landesserver haben nach Angaben des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) alle rund 4500 Schulen in Baden-Württemberg. Aktiv genutzt wird die Plattform nach Angaben aus dem Kultusministerium von etwa 2500 Schulen. «Mittlerweile verwenden etwa 440 000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte Moodle täglich», sagt ein Sprecher. Rund 600 Pilotschulen waren Mitte vergangenen Jahres nach Angaben des Landesmedienzentrums (LMZ) zudem mit BigBlueButton ausgerüstet. Zu Beginn der zweiten Schulwoche nach Weihnachten waren bereits bis zu 152 000 Nutzer auf diesem Video-Tool aktiv gewesen - laufend kämen weitere Schulen hinzu, berichtet der Ministeriumssprecher.
Bundesweit betrachtet fördert praktisch jedes Bundesland andere Lernplattformen. Sie heißen Mebis, MS Teams, Logineo, LearnSax oder Iserv. In Baden-Württemberg kommt bald Itslearning als Alternative zu Moodle hinzu. Die meisten Länder schreiben keine bestimmte Lernplattform vor. Die Schulen im Südwesten, die Moodle nicht über das Land nutzen, sind also nicht unbedingt ohne digitale Lösung - sie sind stattdessen auf anderen Lernplattformen unterwegs.
Welche Schulen dabei welche Systeme nutzen, ist laut Ministerium nicht erfasst, da es keine Rückmeldepflicht gebe. «Schulen können Moodle auch in einer eigenen Installation auf eigenen Servern nutzen oder andere Lernmanagementsysteme wie zum Beispiel Ilias. Darüber hinaus nutzen einige Schulen auch kommerzielle Lösungen wie zum Beispiel IServ», so der Sprecher. Nach Einschätzung des Digital-Experten Oliver Hintzen vom Landesverband Bildung und Erziehung dürfte es nicht mehr allzu viele Schulen geben, die gar keine digitale Lernplattform verwenden.
Ob die Vielfalt Chaos oder Chancen bedeutet, wird durchaus unterschiedlich gesehen. Bund und Länder etwa hatten beim Bildungsgipfel den Aufbau einer nationalen Plattform beschlossen, um den Flickenteppich digitaler Lösungen ein Ende zu setzen. «Wir als Verband haben uns für Nicht-Vereinheitlichung ausgesprochen», sagt VBE-Experte Hintzen. «Es ist besser, wenn Schulen die Wahl haben.»
Hindernis für die Vielfalt ist aus Sicht von Jörg Schumacher, Leiter des Stadtmedienzentrums Karlsruhe (SMZ), nicht selten der Datenschutz. «Der deutsche Datenschutz hat bei jedem Ding Bauchschmerzen», sagt er. «Das ist geradezu affig.» Er argumentiert zudem mit Leidenschaft dafür, dass Schulen sich nun völlig neu denken und die durch Corona so stark wie nie ins Blickfeld gerückte Digitalisierung auch zu einer anderen Art des Unterrichts nutzen. «Katastrophen wie diese Pandemie bewirken immer Veränderung.»
Noch aber hapert es an Grundsätzlichem, das ist ja Gegenstand uralter Klagelieder. Es fängt bei mangelnden Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrer und schlechten Personalschlüsseln an und endet spätestens bei bis heute vielerorts leistungsschwachen Datenleitungen. «Seit 15 Jahren wird Digitalisierung verschlafen durch die Städte und Gemeinden», sagt Hintzen. Dafür aber könne das Kultusministerium nichts. Es fehlten allerdings Konzepte, wie es jetzt insgesamt weitergehe und bereits erreichte Standards gehalten werden könnten.
Jenseits der Technik übrigens, so sagt es zumindest die Mutter des Karlsruher Schülers, ist genau wie beim Präsenzunterricht auch beim Fernunterricht das Gelingen vom Engagement der Lehrer abhängig. «Es gibt tolle Lehrer, die auf Moodle sehr viel anbieten und sich sehr kümmern», sagt sie. Und dann gebe es eben auch solche, die sich nicht besonders viel Mühe geben - weder beim Unterricht von Nahem vor den Schulschließungen noch nun beim Unterricht aus der Ferne.
Hamburgs Schüler erhalten Zwischenzeugnisse unter Corona-Bedingungen
Hamburgs Schüler bekommen Zwischenzeugnisse - im Lockdown keine ganz einfache Operation. Aber auch sonst haben es Schüler und Lehrer nicht leicht. Wie mit den Lernrückständen umgehen? Welche Unterrichtsform wird kommen? Was ist mit dem Abitur? Die Liste mit Fragen ist lang.
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburgs staatlichen und privaten Schulen gibt es am Donnerstag Zwischenzeugnisse - aber nicht für alle. Etliche der rund 255 600 Schülerinnen und Schüler der Hansestadt werden leer ausgehen. Doch das hat nicht unbedingt etwas mit der Corona-Lage zu tun. Gleichwohl wirbelt die Pandemie den Ablauf gehörig durcheinander. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wer bekommt überhaupt ein Zwischenzeugnis?
In den Klassen eins bis drei sind grundsätzlich keine Zwischenzeugnisse vorgesehen. Allerdings geben Grundschulen Eltern oft einen Bericht über die Fertigkeiten ihres Kindes mit. In diesem Pandemiejahr ersetzen manche Grundschulen das Schreiben durch ein erweitertes Lernentwicklungsgespräch.
Bei den Jahrgangsstufen 5, 7, 8 und 9 des Gymnasiums sowie den Jahrgangsstufen 5 bis 8 der Stadtteilschulen entscheidet die Lehrerkonferenz, ob es Zwischenzeugnisse gibt. Verpflichtend sind Zwischenzeugnisse nur in den vierten Klassen der Grundschulen sowie in den Jahrgangsstufen 6 sowie 10 bis 12 an den Gymnasien sowie 9 bis 13 an den Stadtteilschulen.
Wie kommen die Schülerinnen und Schüler an ihr Zeugnis?
Das regeln die Schulen selbst. Manche lassen die Jungen und Mädchen persönlich zur Übergabe antreten - da wird dann oft ein ganzer Tag für die Übergabe eingeplant, damit nicht zu viele Schüler auf einmal in die Schule kommen und sich so möglicherweise anstecken. Die Schulbehörde sieht dies allerdings nicht so gerne und empfiehlt, die Zeugnisse stattdessen per Post oder digital zu versenden. Die erforderlichen Unterschriften der Erziehungsberechtigten auf den Zeugnissen könnten auch nachträglich geleistet werden.
Wird im Zwischenzeugnis auf die Corona-Bedingungen hingewiesen?
Nein. Da der Unterricht im ersten Halbjahr bis kurz vor Weihnachten relativ normal ablief und der Lockdown nach den Ferien für die Leistungen im ersten Halbjahr nicht sonderlich ins Gewicht fällt, wird auf einen Corona-Hinweis verzichtet. Für das Jahreszeugnis im Sommer könnte das jedoch anders aussehen - sofern die Schulen über den 14. Februar hinaus geschlossen bleiben.
Welche Unterrichtsmodelle sind im zweiten Halbjahr möglich?
Das hängt von den Corona-Fallzahlen ab. Während des noch mindestens bis Mitte Februar dauernden Lockdowns gibt es in Hamburg nur Distanzunterricht, alle Schüler werden also online zu Hause unterrichtet. In den Schulgebäuden selbst gibt es nur eine Notbetreuung. Schulsenator Ties Rabe (SPD) strebt jedoch an, möglichst rasch wieder Präsenzunterricht anbieten zu können. Die dritte Variante ist der Hybrid- beziehungsweise Wechselunterricht, bei dem die Kinder und Jugendlichen teils zu Hause, teils in der Schule lernen. Für die Lehrergewerkschaft GEW ist das die beste Variante - allerdings erst, wenn die Zahl der Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche auf unter 50 gesunken ist.
Wie steht es um die Wissensvermittlung?
Sollten die Schulen Mitte Februar wieder öffnen, würden den Schülerinnen und Schülern im zweiten Halbjahr nur etwa zwei Wochen fehlen. Das wäre aus Sicht der Schulbehörde beherrschbar. Problematisch wird es, wenn der Lockdown deutlich länger andauert. Für diesen Fall gebe es noch keinen konkreten Plan, denkbar wären aus Sicht der Behörde jedoch unter anderem der Verzicht auf die eine oder andere Klausur, die Ausweitung des Nachmittagsunterrichts vor allem an Grundschulen sowie eine noch stärkere Nutzung der für den März bereits festgelegten Lernferien.
Sollte das Schuljahr zur Reduzierung der Defizite verlängert werden?
Hamburgs Elternkammer hat bereits klare Lerndefizite festgestellt und vorgeschlagen, deshalb das Schuljahr zu strecken. Das würde zwar auch den Studien- und Ausbildungsbeginn nach hinten verschieben. «Aber ganz ehrlich: Wir sind in einer so dramatischen Lage gesellschaftlich, dass wir sagen müssen, jetzt müssen alle ran und zusammenarbeiten, damit wir eine junge Generation auf die Straße schicken, die genauso gut ausgebildet ist wie der Jahrgang davor.» Die Lehrergewerkschaft GEW sieht diesen Vorschlag skeptisch. «Ich stelle mir das schwierig vor. Wann soll das mit welchen Lehrkräften passieren», sagt Hamburgs GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze. Hinzu komme: Die Defizite «abgehängter Schüler» würden nicht durch eine Verlängerung des Schuljahres behoben. «Da braucht man eine spezielle Förderung» - und die gebe es ja bereits.
Wie steht es um das Abitur?
Die Länder verhandeln derzeit in der Kultusministerkonferenz über ein mögliches Vorgehen. Die Schulbehörde prüft derzeit nach eigenen Angaben alle Optionen, auch eine Verschiebung des bislang für den 16. April vorgesehenen Starts der schriftlichen Prüfungen. Der Spielraum sei dabei jedoch sehr eng, sagt ein Behördensprecher. Anders als in vielen anderen Bundesländern sei eine Verschiebung kaum möglich, «weil wir zusätzlich zu den sehr frühen Frühjahrsferien auch noch Maiferien mitten in der Prüfungszeit haben und die Möglichkeiten dadurch sehr eingeschränkt sind». Das Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern hat den Start seiner schriftlichen Abiturprüfungen bereits vom 13. auf den 23. April verlegt.
26.01.2021 20.49 Uhr
In Berlin gibt es die Zeugnisse erst nach den Ferien
Berlin (dpa/bb) - In Berlin müssen die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr etwas länger auf die Halbjahreszeugnisse warten. Es gibt sie nicht wie sonst am letzten Schultag vor den Winterferien, sondern wegen der Corona-Pandemie für die meisten erst nach Ferienende. Das teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Dienstag mit. Ausnahmen seien jeweils nach Terminvereinbarung möglich, zum Beispiel bei Abgangszeugnissen.
Das gilt auch für Zeugnisse, die für die Aufnahmeverfahren an Schulen relevant sind. Auch die im Zusammenhang damit zusätzlich zu den Zeugnissen nötigen Unterlagen wie Anmeldebögen und Förderprognosen müssen der Bildungsverwaltung zufolge im Original ausgehändigt werden. Das Halbjahr endet am Freitag. Die Winterferien dauern bis zum 8. Februar.
Wenn die Versetzung oder der Schulabschluss gefährdet erscheinen, sollen Schülerinnen und Schüler sowie gegebenenfalls die Erziehungsberechtigten über die Zeugnisnoten informiert werden - zum Beispiel durch die Übermittlung von Zeugniskopien. In allen anderen Fällen kann Schülern oder Erziehungsberechtigten eine Kopie des Zeugnisses auf Wunsch per E-Mail übermittelt werden. Dafür ist der Bildungsverwaltung zufolge allerdings eine schriftliche Einwilligung nötig.
Während der Ferien gibt es für benachteiligte Schülerinnen und Schüler das Angebot, an der sogenannten Winterschule teilzunehmen. Es gilt in erster Linie für Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 2, 9 und 10. In der Winterschule können sie Unterrichtsstoff insbesondere in Deutsch und Mathematik nachholen und so Rückstände aufholen, die möglicherweise in der Zeit entstanden sind, in der es während des Lockdowns keinen Unterricht in den Schulen gegeben hat. Die Teilnahme ist laut der Bildungsverwaltung freiwillig und kostenlos.
Vorpommern-Greifswald: Verschärfungen bei Kitas und Schulen
Edinburgh/Brüssel (dpa) - Schottland hat die ersten Gespräche mit der EU über eine Rückkehr ins EU-Austauschprogramm Erasmus+ geführt. Mit dem Brexit war Großbritannien aus dem Austauschprogramm ausgetreten. Richard Lochhead, der in der schottischen Regierung für universitäre Bildung zuständig ist, sprach der BBC zufolge von «produktiven Gesprächen», die er mit Mariya Gabriel, der EU-Kommissarin für Bildung und Jugend, geführt habe. «Wir waren uns einig, dass der Austritt aus Erasmus sehr bedauernswert ist und wir mit der EU herausfinden wollen, wie Schottland weiterhin maximal an dem Programm teilhaben kann», sagte Lochhead.
Der schottischen Regierung zufolge beteiligten sich bislang jährlich mehr als 2000 Studierende und Beschäftigte aus Schottland an dem Programm. Auch im EU-Parlament gibt es dem Bericht zufolge breite Unterstützung für eine weitere Teilhabe Schottlands. Großbritannien will als Ersatz für Erasmus das sogenannte Turing-Programm einführen, mit dem Briten in aller Welt studieren können sollen.
Wechselunterricht an Grundschulen sorgt für Diskussionen
Die Lehrergewerkschaft trägt die Entscheidung mit, der Elternbeirat würde sich Entscheidungen vor Ort wünschen, die CDU ist dagegen. Die Bildungspolitik bleibt umstritten.
Mainz (dpa/lrs) - Sechs Tage vor dem Start von Wechselunterricht an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz hat der Landeselternbeirat weitere Vorkehrungen gegen das Risiko von Corona-Infektionen gefordert. Nötig seien mobile Raumluftgeräte und Plexiglas-Trennscheiben zwischen Schülerplätzen, sagte Landeselternsprecher Reiner Schladweiler am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Landesregierung hat in Änderung der jüngsten Bund-Länder-Vereinbarung zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen, ab kommender Woche für die ersten vier Klassen einen Wechselunterricht mit Lernen daheim und in der Schule zu praktizieren. Dabei bleibt die Präsenzpflicht weiter ausgesetzt.
«Alle Eltern, die dies möchten, können ihre Kinder auch weiterhin zu Hause behalten», sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums. «Hierzu reicht eine formlose Rückmeldung.» Diese Kinder erhielten dann von ihren Lehrern auf den Wechselunterricht ihrer Mitschüler abgestimmte Angebote zum häuslichen Lernen.
Bei vielen Eltern gebe es neben der Sorge vor einer Infektion auch die Befürchtung, ihr Kind könnte bei weiterem Fernunterricht den Anschluss verpassen, sagte Landeselternsprecher Schladweiler. «Man sollte es den Schulen vor Ort überlassen, auf der Grundlage der örtlichen Inzidenz in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt den Übergang zum Wechselunterricht zu beschließen.» Schladweiler fügte hinzu: «Das wäre für uns der sinnvollste Weg.»
Entschieden gegen eine Öffnung der Grundschulen in der kommenden Woche sprach sich am Dienstag die CDU aus. «Wir können uns jedwede Öffnung einer Schule vor dem 14.2. nicht vorstellen», sagte der Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf nach einer Videokonferenz mit Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern. «Keiner weiß, wie das überhaupt funktionieren soll.» Auch wenn die Inzidenz der Corona-Infektionen am 15. Februar weiter über der Schwelle von 50 liege, müssten die Schulen geschlossen bleiben.
Baldauf sprach sich dafür aus, wegen der zusätzlichen Aufgaben in der Kinderbetreuung die Zahl der Urlaubstage für Eltern zu erhöhen. Dies sollte auf Bundesebene sowie für Landesbedienstete geregelt werden, sagte der Fraktionchef, der auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl im März ist. Auch von den Tarifparteien wünsche er sich entsprechende Vereinbarungen für Eltern von Kindern in der Kita oder im schulpflichtigen Alter.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte am Dienstag weitere Maßnahmen für den Schutz von Lehrerinnen und Lehrern. «Lehrkräfte sind bis jetzt sehr auf sich selbst gestellt, wenn es um den Schutz ihrer Gesundheit am Arbeitsplatz Schule geht», bemängelte der GEW-Landesverband.
An erster Stelle müsse es jetzt die Ausstattung mit ausreichend vielen FFP2-Masken geben, forderten die Gewerkschafter. Außerdem müssten Lüftungs- oder Luftfilteranlagen nachgerüstet werden, wo dies noch notwendig sei. Und schließlich müssten die seit dieser Woche möglichen Corona-Tests von Lehrkräften fortwährend möglich bleiben. Auch sprach sich die GEW für freiwillige vorgezogene Impfungen von Lehrkräften aus. Für den Arbeitsplatz Schule müsse es ein Impfkonzept geben.
Die Schulen bekommen ab Februar eine Million medizinischer Masken für Lehrkräfte plus erneut 250 000 FFP2-Masken, wie die Landesregierung ankündigte. Wenn diese nicht ausreichten, soll es bei Bedarf auch mehr geben. Jeder Lehrer solle jeden Tag eine neue medizinische Maske haben können. Der Vorrat solle auch für Schüler reichen, die ihren eigenen Schutz vergessen hätten.
Aus pädagogischen Gründen trage die GEW den Einstieg in den Wechselunterricht mit häuslichem und schulischem Lernen grundsätzlich mit, erklärte der Landesverband. «Seit Monaten bereiten sich die Lehrkräfte auf den Wechselunterricht vor und haben auf Grundlage ihrer individuellen räumlichen und personellen Ausstattung tragfähige Konzepte entwickelt.» Bei Lehrerinnen und Lehrern an den Grundschulen überwiege die Überzeugung, dass Präsenzunterricht in Form von Wechselunterricht dem Fernunterricht vorzuziehen sei.
Söder stellt Lockerungen an Schulen und Kitas in Aussicht
München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat Öffnungen für Schulen und Kitas ab Mitte Februar in Aussicht gestellt. «Fakt ist, wenn keine höheren Einträge kommen, die Zahlen sinken, wenn es kein Durchlaufen von Mutationen gibt, dann gibt es auch eine Aufhellung im Februar», sagte der CSU-Chef am Dienstag nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in München.
Für die Regierung in Bayern hätten in dem Fall Schulen und Kitas Priorität, «weil es für die Schüler ganz wichtig ist, doch wieder einen geregelten und vernünftigen Unterrichtsmodus auf den Weg zu bringen», sagte Söder. Er kündigte daher für Anfang Februar einen bayerischen Schulgipfel mit Eltern, Lehrern, Schülern und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) an. Dabei soll auch über ein Corona-Testkonzept für Lehrer und Schüler gesprochen werden.
Söder warnte aber davor, aufgrund aktuell guter Tendenzen bei den Corona-Zahlen zu früh nachzulassen. «Es ist nicht die Zeit für Lockerungen», so der 54-Jährige. Auch in anderen Ländern zeige sich, dass gerade die «letzten Meter» im Kampf gegen hohe Infektionszahlen schwierig und anstrengend seien. Es gelte daher der Rat, «das Wasser zu halten, anstatt den Mund wässrig zu machen».
CDU gegen Öffnung der Grundschulen in der kommenden Woche
Mainz (dpa/lrs) - Die CDU in Rheinland-Pfalz ist gegen eine Öffnung der Grundschulen in der kommenden Woche. Alle Schulen müssten bis zum 14. Februar geschlossen bleiben, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf am Dienstag in Mainz.
Die Landesregierung hat in Änderung der jüngsten Bund-Länder-Vereinbarung zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen, ab kommender Woche für die ersten vier Klassen einen Wechselunterricht mit Lernen daheim und in der Schule zu praktizieren. Dabei bleibt die Präsenzpflicht weiter ausgesetzt.
«Wir können uns jedwede Öffnung einer Schule vor dem 14.2. nicht vorstellen», sagte Baldauf nach einer Videokonferenz mit Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern. «Keiner weiß, wie das überhaupt funktionieren soll.» Auch wenn die Inzidenz der Corona-Infektionen am 15. Februar weiter über der Schwelle von 50 liege, müssten die Schulen geschlossen bleiben.
Baldauf sprach sich dafür aus, wegen der zusätzlichen Aufgaben in der Kinderbetreuung die Zahl der Urlaubstage für Eltern zu erhöhen. Dies sollte auf Bundesebene sowie für Landesbedienstete geregelt werden, sagte der Fraktionschef, der auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl im März ist. Auch von den Tarifparteien wünsche er sich entprechende Vereinbarungen für Eltern von Kindern in der Kita oder im schulpflichtigen Alter.
Ministerium: Hackerangriff auf Bildungscloud abgewehrt
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland hat es einen Hackerangriff auf die landeseigene Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS) gegeben. Die Attacke am Dienstagmorgen habe aber von Sicherheitssystemen erfolgreich abgewehrt werden können, teilte das saarländische Bildungsministerium am Dienstag mit. Die Angreifer hätten versucht, die Bildungscloud durch massenweise Login-Anfragen lahmzulegen.
Die OSS sei daher am Morgen gut 20 Minuten von außen nicht zu erreichen gewesen, hieß es weiter. Die bereits zuvor angemeldeten Nutzer konnten während der Zeit mit der OSS weiterarbeiten. Nur Neuanmeldungen seien nicht möglich gewesen. Das Ministerium habe das Landeskriminalamt eingeschaltet. Bereits im April 2020 war eine Attacke auf die OSS erfolgreich abgewehrt worden.
Die OSS ist im Saarland als Lernplattform das wichtigste Instrument für digitalen Unterricht und Lernen zu Hause. Tausende Schüler und Lehrer sind registriert.
Kitas und Grundschulen werden wohl geöffnet - Sperrstunde bleibt
Eigentlich gibt Kretschmann den strengen Corona-Krisenmanager. Doch bei den Kleinsten hat sich der grüne Regierungschef erweichen lassen. Sie sollen ein stückweit in den Alltag zurückkehren können - wenn die neuen Virusvarianten nicht noch alles auf den Kopf stellen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann geht davon aus, dass Kitas und Grundschule im Land vom kommenden Montag an schrittweise wieder öffnen können. Die endgültige Entscheidung werde er an diesem Mittwoch treffen, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart.
Die Corona-Infektionszahlen sinken seit fast drei Wochen und diese Tendenz sei belastbar. «Deswegen ist es verantwortbar, das zu machen», sagte der Grünen-Politiker. Wenn nicht noch etwas Überraschendes passiere, werde man Kitas und Grundschulen im Wechselbetrieb «behutsam» wieder öffnen können. Sie sind wie die meisten weiterführenden Schulen seit dem 16. Dezember geschlossen.
Nur Virusmutation könnte Rolle rückwärts auslösen
Die «Grundstruktur» des Konzepts des Kultusministeriums für die Öffnung der Grundschulen liege vor, sagte der Regierungschef. Die Klassen würden halbiert. Es gebe keine Präsenzpflicht und die Notbetreuung sei gewährleistet. Zudem lägen hochwertige Masken für Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen vor. Kretschmann betonte jedoch, wenn sich die neuen, wohl aggressiveren Virusvarianten aus Großbritannien oder Südafrika im Südwesten verbreiteten, gebe es eine neue Lage. «Das kann zu drastischen Maßnahmen führen.» Dann müssten auch Lockerungen wieder zurückgenommen werden, kündigte er an. «Wir sind noch nicht über den Berg. Wir sind in der schwierigsten Phase der Pandemie.»
Bäumchen wechsel' dich - nur die Hälfte darf zurück
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) dringt massiv auf die Öffnung. Sie wollte Kitas und Grundschulen eigentlich schon nach den Weihnachtsferien öffnen - «unabhängig von den Inzidenzen». In Baden-Württemberg gehen etwa 450 000 Kinder in Kitas und rund 382 000 besuchen eine Grundschule. Es gebe kaum Kinder, die mit Bussen und Bahnen in die Betreuung oder in die Grundschule kämen, betonte Kretschmann. Sie kämen zu Fuß oder würden von den Eltern gebracht. Das sei schon mal positiv. Experten sagten, Kinder unter zehn Jahren seien keine «Treiber» des Pandemiegeschehens.
Eisenmann greift dem Vernehmen nach bei ihrem Konzept für die Öffnung auf Erfahrungen aus dem Frühjahr 2020 zurück, als man nach dem ersten Lockdown auch schrittweise den Betrieb wieder hochfuhr. Demnach soll nur die Hälfte der Klassen oder Gruppen kommen. Ob das im Wochen- oder Tageswechsel ablaufen soll, kann voraussichtlich vor Ort unterschiedlich sein. Zu Beginn sollen in der Grundschule auch nur die ersten und zweiten Klassen kommen. In den Fasnachtsferien soll überprüft werden, ob die Öffnung Einfluss auf die Infektionszahlen haben.
Noch kein Termin für Öffnung von Gymnasien und Co.
Auf ein Datum für die Öffnung von weiterführenden Schulen wollte sich Kretschmann nicht festlegen - auch wenn die Kultusministerin hier ebenfalls Druck macht. «Es ist richtig, die Öffnungsstrategien werden grundsätzlich gemacht für Inzidenzen unter 50», sagte der Grünen-Politiker. Es gebe jetzt nur Ausnahmen für Unter-10-Jährige. «Darüber hinaus machen das Konzept die Chefs der Staatskanzleien und das Bundeskanzleramt.» Er setze hier auf eine gemeinsame Linie. «Wir wollen schauen, dass wir beisammen bleiben.» Bislang gibt es bei weiterführenden Schulen nur Ausnahmen für Abschlussklassen.
Der Umgang mit den Schulen hatte bei den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einer Woche für einen langen Streit gesorgt. Mit der Lockerung zwei Wochen vor Ablauf des zunächst bis zum 14. Februar befristeten Lockdowns würde Baden-Württemberg, das in vielen Bereichen einen strengen Corona-Kurs fährt, einen Sonderweg beschreiten. Bund und Länder hatten den Lockdown auch an Schulen und Kitas bis Mitte Februar verlängert. Allerdings sind die Länder für die Bildungspolitik zuständig, und der Beschluss lässt ihnen Spielraum. Demnach ist Präsenzunterricht möglich, wenn die Präsenzpflicht ausgesetzt ist. Das ist in Baden-Württemberg schon seit Sommer der Fall.
Auch in anderen Bundesländern sind teilweise Schulen und Kitas grundsätzlich offen, aber eher als erweiterte Notbetreuung. Die Präsenzpflicht ist ausgesetzt oder Eltern werden gebeten, ihre Kinder nicht zu bringen - so etwa in Hessen. So umging man es, Ausnahmeregeln für bestimmte Berufsgruppen zu schaffen für eine Notbetreuung.
Lockerung der Ausgangssperre bleibt tabu
Kretschmann erteilte der Forderung von FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke nach einer Lockerung der Ausgangsbeschränkungen am Abend und in der Nacht eine Absage. «Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass man nicht zu früh öffnen darf», sagte Kretschmann Deswegen werde man an der Ausgangssperre festhalten. Rülke hatte gesagt: «Es gibt keine Rechtfertigung mehr für die Ausgangssperre, wenn kein Kreis mehr über dem Inzidenzwert von 200 ist.» Die besonders strengen Beschränkungen im Südwesten, die von 20.00 Uhr bis 05.00 Uhr gehen, seien damit begründet worden, dass es Land- und Stadtkreise gebe, die eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 haben.
Rülke verlangte «eine nachvollziehbare Öffnungsstrategie». Die Hinweise von Bund und Ländern, der Lockdown müsse fortgesetzt werden, weil neue, aggressivere Virusvarianten die Lage zu verschärfen drohten, hält der FDP-Mann für nicht mehr nachvollziehbar. «Wenn man immer nur fürchtet, es könnten Mutanten kommen, dann kann man nie wieder öffnen.»
NRW-Schulministerin: Distanzunterricht bis zum 12. Februar
Düsseldorf (dpa)In Nordrhein-Westfalen wird bis zum 12. Februar in allen Schulen und Schulformen coronabedingt weiter Distanzunterricht erteilt. Das bekräftigte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag in Düsseldorf. NRW setze damit den jüngsten Bund-Länder-Beschluss konsequent um. Die Entscheidung sei nach Gesprächen mit allen Bildungsverbänden getroffen worden, sagte Gebauer. Zwar entwickelten sich die Infektionszahlen in NRW positiv, allerdings sei nicht abzuschätzen, wie schnell sich die Coronavirus-Mutationen ausbreiteten und wie gefährlich sie seien.
Per Post oder vor Ort: Millionen Schüler bekommen Zeugnisse
Wie bekommen die Schüler ihre Halbjahreszeugnisse? Das müssen die Schulen mitten in der Corona-Pandemie entscheiden. Ausgabe im Fünf-Minuten-Takt auf dem Schulhof, Zustellung per Post oder auch Übergabe an der Haustür - das sind einige der möglichen Lösungen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit Schutzmaske und großem Abstandhalten im Einbahnstraßen-System an der Schule, per Post oder an der Haustür: Rund 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen erhalten unter Corona-Schutzbedingungen bis zum Wochenende ihre Halbjahreszeugnisse. Wie genau die Ausgabe mitten im Distanzunterricht erfolgt, darüber können und müssen die einzelnen Schulen entscheiden. Dabei wird es in dieser Woche verschiedene Wege geben, wie Lehrer-Gewerkschaften im Vorfeld berichten. Stichtag der Übergabe ist Freitag, 29. Januar.
«Der häufigste Weg der Zeugnisübergabe wird sicherlich der postalische sein, ich weiß aber auch von einzelnen Schulen, die einen "Lieferdienst" unter Corona-Bedingungen anbieten», sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern der Deutschen Presse-Agentur. Dabei würden Lehrkräfte zu den Schülerinnen und Schülern fahren und an der Haustür mit dem gebotenen Abstand und Maske das Zeugnis überreichen. Das gehe aber nur, wenn der Weg nicht zu weit sei und sowohl Lehrkräfte als auch Schüler und Eltern dem zustimmten.
Ähnliche Erkenntnisse hat Stefan Behlau, Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE): «Die Rückmeldungen, die uns erreichen zeigen die unterschiedlichsten Wege.» Während die eine Schule auf den Postversand setze, gebe es an der anderen Schule für die Klassen «Abholzeiten» und an kleinen Schulen sei teilweise sogar das Personal als Bote unterwegs. Schulen könnten auch Zeugniskopien elektronisch versenden mit Zustimmung der Eltern. Die Originale würden dann in der hoffentlich wieder kommenden Präsenzzeit der Schulen ausgehändigt.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht in der Zeugnisvergabe einen wichtigen Schritt. «Das vergangene Schulhalbjahr hat fast vollständig im Präsenzunterricht stattgefunden. Daher gibt es Zeugnisse», hatte sie bereits in der vergangenen Woche erklärt.
Damit könnten Schülern auch in Zeiten der Pandemie ein Stück
Normalität gegeben und Lernerfolg dokumentiert werden. Die Schulen entschieden in eigener Verantwortung vor Ort über die konkrete Ausgestaltung der Zeugnisübergabe. Dem Schulministerium liegen dazu nach Angaben eines Sprechers keine näheren Erkenntnisse vor.
Auch die GEW-Landesvorsitzende Finnern sieht den Präsenzunterricht als den größeren Faktor für die Noten als den derzeit laufenden Distanzunterricht, der entsprechend einer Verordnung des Landes bewertet werde. «Allerdings muss man ganz klar sagen, dass die Noten für das Halbjahr ja jetzt bereits feststehen, von der gesamten Unterrichtszeit waren circa zwei Wochen Unterricht auf Distanz, daher wird die Rolle für die Note gering sein», verdeutlichte sie.
«Natürlich sind die Bewertungsparameter im Distanzunterricht andere als im Präsenzunterricht», sagt der VBE-Landeschef. Nichtsdestotrotz könnten auch beim Distanzunterricht Lern- und Leistungsfortschritte durch die Lehrkräfte beobachtet und bewertet werden. «Teilweise sind individuelle Rückmeldungen für Lernerzeugnisse sogar eher möglich als im gemeinschaftlichen Unterricht im Klassenraum.» Gesprächs- oder Beratungsbedarf würden in der Regel per Telefon oder Videotelefonie geregelt. Auch die GEW NRW betont: Bei Gesprächsbedarf könnten die Lehrkräfte kontaktiert werden, da biete jede Schule Lösungen an.
Nach Ministeriumsangaben ist der 29. Januar als Zeitpunkt der Aushändigung der Halbjahreszeugnisse vorgesehen. An den Grundschulen ist demnach die Aushändigung der Zeugnisse schon seit Montag möglich.
Philologenverband gegen «Freischuss» bei Abiprüfungen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Philologenverband hält den SPD-Vorschlag für einen «Freischusses» bei den Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen für keine gute Idee. «Es könnte dann passieren, dass das NRW-Abitur bundesweit nicht mehr anerkannt wird», sagte die Vorsitzende Sabine Mistler der «Rheinischen Post» (Dienstag). Einige Bundesländer hätten bereits mit den Abiturprüfungen begonnen. Eine solche Regelung für eine freiwillige Wiederholungsmöglichkeit im Herbst berge überdies terminliche Probleme: «Im Herbst müssen sich die Schüler ja bereits an den Universitäten einschreiben.» Um die Abiturienten zu entlasten, müssten hingegen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, ihnen eine größere Auswahl bei den Abituraufgaben zu ermöglichen, erklärte sie.
Die oppositionelle SPD im Landtag hatte sich am Montag angesichts der Corona-Einschränkungen wie den Distanzunterricht für einen «Freischuss» bei den Abiturprüfungen ausgesprochen. Das würde kurzfristig Druck von den Schülern nehmen, «gerade in der jetzigen Situation, wo viele Jugendliche sehr nervös sind», sagte der SPD-Schulexperte und stellvertretende Fraktionschef Jochen Ott. Für den Herbst solle daher ein «zweiter Prüfungskreislauf» angeboten werden. Damit könnte man das Abitur im Herbst freiwillig wiederholen.
25.01.2021 10.31 Uhr
Ernst: Voraussichtlich keine Schulöffnung nach den Winterferien
Als Präsidentin der Kultusministerkonferenz wünscht sich Brandenburgs Bildungsministerin eine baldige Öffnung der Grundschulen - doch in ihrem Bundesland stehen die Chancen dafür schlecht, sagt Ministerin Ernst. Denn noch seien die Infektionszahlen im Land zu hoch.
Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg wird es nach Einschätzung von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach den Winterferien voraussichtlich keine Öffnung von Schulen geben. «Wir hätten gern mit den Grundschulen im Wechselmodell gestartet, aber wir müssen feststellen, dass die Infektions-Inzidenzen diese Entscheidung bisher nicht erlauben», sagte Ernst am Montag im Gesundheitsausschuss des Landtags. Außerdem sei die Mutation des Coronavirus noch nicht einzuschätzen. «Daher werden wir wohl im Laufe der Woche zu einer Verständigung kommen, dass wir die Grundschulen nicht, wie erhofft, nach den Winterferien im Präsenzunterricht öffnen können.»
Die Winterferien dauern vom 1. bis zum 6. Februar. Seit Anfang Januar lernen die Schüler in Brandenburg im Fernunterricht von zu Hause, ausgenommen sind die Abschlussklassen und die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Nach Angaben von Ernst nutzen etwa 13 Prozent der Schüler und der Kinder in den Horten die Notbetreuung.
Wegen des Fernunterrichts erhalten die meisten Schüler ihre Halbjahreszeugnisse in diesem Jahr per Post und nicht am Freitag als letztem Schultag vor den Winterferien. Der Versand erfolge nach den Ferien am 8. Februar, teilte das Ministerium mit. Die Zeugnisse und weiteren Unterlagen für die Sechstklässler an den Grundschulen, die diese für den Übergang auf eine weiterführende Schule benötigten, würden bereits am Freitag versandt. Die Schüler der Abschlussklassen und der Förderschulen, die im Präsenzunterricht sind, erhalten ihre Zeugnisse am Freitag in den Schulen. Per Email dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Zeugnisse zugestellt werden.
Als Präsidentin der Kultusministerkonferenz hält Ernst erste Schulöffnungen in Deutschland Anfang Februar aber für denkbar. «Sicher nicht vollständig», sagte sie der «Rheinischen Post» (Montag). «Aber ich halte das bei entsprechender Infektionslage beispielsweise mit Wechselunterricht für möglich. Allerdings kann das anfangs auch nur für Abschlussklassen und die ersten Klassenstufen gelten.» Die SPD-Politikerin verwies auf ein sehr unterschiedliches Infektionsgeschehen in den Bundesländern. «Ich finde es richtig, wenn die Länder die Spielräume, die ihnen die Beschlüsse bieten, unterschiedlich nutzen», betonte Ernst.
Der Linke-Abgeordnete Ronny Kretschmer kritisierte im Ausschuss, dass Brandenburg im Widerspruch zum Bund-Länder-Beschluss die Kitas grundsätzlich offen halte. Daher stimmten die Linke-Vertreter im Ausschuss erstmals gegen die neue Corona-Verordnung, die das Kabinett am Donnerstag beschlossen hatte. Auch die AfD, die die Beschränkungen grundsätzlich ablehnt, stimmte dagegen. Mit der Mehrheit der rot-schwarz-grünen Koalition stimmte das Gremium aber insgesamt für die neue Verordnung.
«Es ist nicht zielführend, wenn jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und brandgefährlich, wenn man sich die Ausbreitung der Mutation ansieht», erklärte Kretschmer nach der Ausschusssitzung. Viele Erzieherinnen in den Kitas fühlten sich unzureichend geschützt, mahnte er. «Wenn man Kitas und Schulen unter Pandemie-Bedingungen öffnen will, dann müssen mindestens kostenlose FFP2-Masken für die Beschäftigten zur Verfügung gestellt und die Teststrategie dringend überarbeitet und ausgeweitet werden.»
Ernst erklärte dazu, dass die Zahl der Corona-Tests für die Beschäftigten in den Kitas ausgeweitet werden soll. Weiterhin gilt in Brandenburg auch der Appell an die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Nach Angaben von Ernst besuchen derzeit zwischen 40 und 60 Prozent der Kinder die Kitas.
SPD-Fraktion in NRW für «Freischuss» bei Abiturprüfungen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion im nordrhein-westfälischen Landtag hat sich angesichts der Corona-Einschränkungen für einen «Freischuss» bei den Abiturprüfungen in diesem Jahr ausgesprochen. Das würde kurzfristig Druck von den Schülern nehmen, «gerade in der jetzigen Situation, wo viele Jugendliche sehr nervös sind», sagte der SPD-Schulexperte und stellvertretende Fraktionschef Jochen Ott am Montag in Düsseldorf. Für den Herbst solle daher ein «zweiter Prüfungskreislauf» angeboten werden.
Skeptisch äußerte sich Ott zu Vorschlägen, die Abiturprüfungen dieses Jahr ganz zu streichen und Abschlüsse auf Basis von Durchschnittsnoten zu vergeben. Bei den Abiturienten dieses Jahrgangs stelle sich die Frage, ob sie angesichts der coronabedingten Ausfälle bei den Halbjahresnoten «zeigen konnten, was sie drauf haben», sagte Ott. Für viele Schüler wäre es daher wahrscheinlich ein Vorteil, wenn sie die Abiprüfungen machen könnten.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte bereits erklärt, dass das Land trotz der Corona-Krise gemäß einer Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) auch in diesem Schuljahr an Abschlussprüfungen festhalte. Das gelte für das Abitur und auch für die mittleren Schulabschlüsse.
KMK-Präsidentin: Erste Schulöffnungen Anfang Februar möglich
Berlin (dpa) - Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, hält erste Schulöffnungen Anfang Februar für möglich. «Sicher nicht vollständig», schränkte die brandenburgische Bildungsministerin in der «Rheinischen Post» ein. «Aber ich halte das bei entsprechender Infektionslage beispielsweise mit Wechselunterricht für möglich. Allerdings kann das anfangs auch nur für Abschlussklassen und die ersten Klassenstufen gelten. Distanzunterricht über einen langen Zeitraum tut insbesondere den Grundschulkindern nicht gut.»
«Kein Land sollte auf ein anderes warten müssen, um seine Schulen zu öffnen», sagte die SPD-Politikerin und verwies auf ein sehr unterschiedliches Infektionsgeschehen in den Bundesländern. «Ich finde es richtig, wenn die Länder die Spielräume, die ihnen die Beschlüsse bieten, unterschiedlich nutzen.»
Zur Frage, ob an Corona-Abschlüssen ein Makel haften bleiben könnte, sagte Ernst: «Diese Absolventen werden es sein, die unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen einen Abschluss gemacht haben. Sie haben gelernt, noch eigenverantwortlicher zu arbeiten. Das wird ihnen im späteren Leben sogar helfen. Und ich hoffe, dass auch die Personalabteilungen in diesem Meistern der Krise einen besonderen Wert potenzieller Bewerberinnen und Bewerber erkennen werden. Ein Abschlusszeugnis der Jahre 2020 und 2021 kann künftig als besondere Auszeichnung gelten, nicht als Makel.»
Die SPD-Politikerin sprach sich im Interview mit der Zeitung zudem für Lernangebote in den Sommerferien aus. «Das finde ich sehr wichtig. In den Sommerferien sollten Schulen Angebote machen, auch um Lernstoff nachzuholen, der im Distanzunterricht auf der Strecke blieb. Das hat es ja auch im letzten Jahr schon in vielen Bundesländern gegeben», sagte Ernst.
Corona zwingt ins digitale Klassenzimmer - Schulplattform profitiert
Das Gute an der Corona-Krise ist für viele, dass sie Nachholbedarf schonungslos aufgedeckt. Die Digitalisierung der Schulen gehört offensichtlich dazu. Von der Suche nach schnellen Lösungen und langfristiger Umstellung profitiert ein Anbieter aus Braunschweig.
Braunschweig (dpa/lni) - Geteilte Klassen, aufgehobene Präsenzpflicht und Unterricht auf Distanz - die coronabedingten Einschränkungen stellen alles auf den Kopf, was mal als Schulalltag galt. Vom Homeschooling im Lockdown, also auch dem digitalen Lernen per Videounterricht, profitiert das kleine Braunschweiger Unternehmen Iserv. Für die Schulplattform gab es zwar schon vor Corona regen Zulauf - die Möglichkeit zum Unterricht im digitalen Klassenraum lässt die Zugriffszahlen aber in ungeahnte Höhen schnellen.
Beim Besuch in der Braunschweiger Firmenzentrale wird die Aufbruchsstimmung spürbar, obwohl auch dort die Pandemie viele Mitarbeiter ins Homeoffice zwingt. «Es werden derzeit jeden Tag fünf Prozent mehr», sagt Geschäftsführer Jörg Ludwig beim Blick auf die Zugriffszahlen. Seine Botschaft an die Schulen, die sich in der Corona-Krise erneut umstellen müssen: «Wir haben die Lösung».
Tatsächlich rennen ihm die Kunden seit Anfang des Jahres die digitale Bude ein. Erstmals über eine Million Nutzungsstunden registrierte Iserv nach eigenen Angaben am vergangenen Donnerstag. Über den Tag verteilt seien dies 2,55 Millionen Beitritte zu Videokonferenzen, die im Schnitt 20 bis 30 Minuten dauerten. Die Grafik, die Geschäftsführer Jörg Ludwig dazu vorlegt, zeigt vor allem, dass diese Daten die Werte aus dem ersten Lockdown im Frühjahr um ein Vielfaches übersteigen.
Nach den Weihnachtsferien starteten laut Kultusministerium rund 94 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen in den Unterrichtsalltag mit Distanzunterricht. Wie lange der nun verschärfte Lockdown den Schulbetrieb einschränkt, ist derzeit völlig unklar. Für Iserv heißt das: «Kundenstamm verdoppelt». Auf der Homepage weist das Unternehmen mehr als 4500 «zufriedene Schulen» aus, Anfang letzten Jahres seien es noch 2300 Schulen gewesen. Neben Niedersachsen ist Iserv auch etwa in Schleswig-Holstein, Hamburg und Hessen aktiv, zuletzt sei die Hälfte der Käufer aus Nordrhein-Westfalen dazugekommen.
Viele Kunden sind dem Schulleitungsverband in Niedersachsen zufolge sehr zufrieden mit der Lösung. «Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen», sagt die Verbandsvorsitzende Andrea Kunkel. Dass ihre Grundschule in Langenhagen die Plattform rechtzeitig vor Corona im Februar 2020 angeschafft habe, wertet sie heute als «Glücksgriff». Möglich sind die derzeit gefragten Videokonferenzen auch über die Niedersächsische Bildungscloud (NBC) und andere Anbieter. Die Stadt Hannover warb zuletzt beispielsweise für das eigene Angebot über die Plattform schulen-hannover.de.
Die Verantwortlichen bei Iserv sehen sich aber weiter auf Expansionskurs. Im vergangenen Jahr stieg die Mitarbeiterzahl von 60 auf 110. «Jetzt planen wir weitere 50 Einstellungen und gehen sicher bald auf die 200 zu», sagt Firmen-Chef Jörg Ludwig, der Iserv vor 20 Jahren als Angebot für Kommunikation, Organisation und Netzwerktechnik gründete. «Videokonferenzen haben wir früher gar nicht gemacht, jetzt war aber schnell klar, dass die Schulen das brauchen würden», sagt er. Derzeit entstehe eine neue Zentrale in Braunschweig.
Als «tierisch ärgerlich» bezeichnet der 38-jährige Informatiker den «etwas vermasselten Schulstart». Weil die Technik nicht ganz rund lief, war die Videokonferenz zunächst nicht voll einsetzbar. Die Panne bremste den digitalen Unterricht aber nur an dem Montag aus. Die Pandemie habe die Digitalisierung der Schulen sehr beschleunigt. «Wir haben in der Entwicklung fünf Jahre übersprungen», sagt Iserv-Gründer Ludwig. Sein Unternehmen dürfte davon noch einige Zeit profitieren.
24.01.2021 20.43 Uhr
Thüringens Schulen sollen erst bei niedriger Inzidenz wieder öffnen
Thüringen belegt bundesweit den Negativ-Spitzenplatz bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Nun sollen die Schulen erst wieder komplett öffnen, wenn der Wert deutlich sinkt. Zwischenschritte schließt Bildungsminister Holter aber nicht gänzlich aus.
Erfurt (dpa/th) - Wegen zu hoher Inzidenzwerte rechnet Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) damit, dass Schulen noch längere Zeit geschlossen bleiben. «Das bedeutet: Bei einer Inzidenz unter 50 können wir den normalen Betrieb wieder aufnehmen», sagte Holter der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse damit rechnen, dass die Schulen wegen des Infektionsgeschehens noch bis Ostern geschlossen bleiben könnten. «Wenn die Inzidenzen zurückgehen, werden auch die Schulen im eingeschränkten Betrieb oder auch im vollen Betrieb wieder arbeiten», sagte Holter.
Zwischenschritte auf dem Weg zu einem Wert von unter 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen seien denkbar. «Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 können wir auch zusammen mit dem Gesundheitsministerium entscheiden, ob wir in den eingeschränkten Regelbetrieb wechseln», sagte der Minister. Dies müsse dann auch dauerhaft anhalten.
In Thüringen war die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in den vergangenen Tagen leicht gesunken. Trotzdem lag das Land im bundesweiten Vergleich nach Zahlen vom Sonntag mit einem Wert von 207,6 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche weiterhin bundesweit auf dem Nagativ-Spitzenplatz.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wies darauf hin, dass die Belegung der Intensivbetten in Thüringen weiterhin zu hoch sei. «Wir brauchen noch einige Wochen, um die Stabilität wieder zu erreichen», erklärte er. Mit Stand vom Sonntag waren in Thüringen 625 intensivmedizinische Betten in den Krankenhäusern belegt - und nur 127 frei. Holters Pläne bezeichnete Ramelow als «verantwortungsvolle Politik». «Und ja, sobald es nach unten geht, kann endlich anders gehandelt werden», betonte der Regierungschef.
Die Thüringer CDU-Fraktion kritisierte Holter für seine Aussagen, dass die Schulen möglicherweise bis Ostern geschlossen bleiben müssen, scharf. «Erst zieht er die Winterferien nach vorne, um die Schulen zum 1. Februar wieder öffnen zu können. Jetzt überrascht er die Schüler am ersten Ferientag mit der Ankündigung, dass sie bis nach Ostern zu Hause bleiben sollen», erklärte CDU-Fraktionschef Mario Voigt.
Auch die AfD-Fraktion lehnt Holters Pläne ab. «Wir fordern ausdrücklich nach den Winterferien zum Präsenzunterricht für alle Schularten und Klassenstufen zurückzukehren», erklärte der bildungspolitische Sprecher der Thüringer AfD-Fraktion, Denny Jankowski.
Am Montag soll eine neue Verordnung mit schärferen Anti-Corona-Maßnahmen veröffentlicht werden, am Dienstag soll sie in Kraft treten. Ein Entwurf sieht bislang unter anderem vor, dass die Menschen künftig in öffentlichen Verkehrsmitteln eine medizinische Maske tragen müssen.
Die Thüringer Landesregierung diskutiert in diesem Zusammenhang, medizinische Masken für Bedürftige kostenlos zur Verfügung zu stellen. Es gebe dazu Gespräche, eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen, erklärte ein Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums auf Anfrage. Bisher fehlt noch die Zustimmung des Finanzministeriums.
Linke-Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow schrieb am Samstag bei Twitter: «Menschen in #Grundsicherung können sich medizinische Masken kaum leisten. Deshalb wird #Thüringen für sie die Masken zügig & kostenlos zur Verfügung stellen. Das Verteilen übernehmen die Kommunen. #solidarischerLockdown»
Auch SPD-Landespolitiker hatten dafür geworben, medizinische Masken für bedürftige Menschen auf Kosten des Landes zu ermöglichen.
Niedersachsen will Ferien nicht verschieben - Elternrat: Kein Konzept
Kultusminister Tonne will trotz Wechselunterricht und Distanzlernen an den Ferienterminen in Niedersachsen festhalten. Eine Verschiebung der Prüfungen für Abschlussjahrgänge lehnt er ab. Bei vielen Eltern wird der Unmut über das Hin und Her der Unterrichtsmodelle größer.
Hannover (dpa/lni) - Die Schulferien in Niedersachsen sollen trotz der Corona-Einschränkungen nicht verschoben werden. «In so einer verrückten Zeit ist man gut beraten, nichts grundsätzlich auszuschließen. Unser Ziel ist aber so viel Verlässlichkeit wie möglich. Dazu gehören die Ferienzeiten», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Die Ferien seien «für die Lehrer bitter nötig, aber auch für die Schüler», betonte Tonne. Auch wenn der Großteil der Schüler derzeit zu Hause unterrichtet wird, sei der Distanzunterricht nicht mit Ferien gleichzusetzen. «Das ist jetzt teilweise stressiger, als wenn sie zur Schule gehen würden», sagte der Minister. «Mein Appell ist deshalb, nicht leichtfertig zu sagen, die waren doch zu Hause, die brauchen jetzt keine Ferien. Doch, die brauchen sie dringend.»
Währenddessen wächst auf Seiten der Eltern der Unmut über die erneuten Veränderungen in der Unterrichtsversorgung - darunter vor allem die Aussetzung der Präsenzpflicht. Aus dem Landeselternrat hieß es am Wochenende, das Land werde hier seiner Verantwortung nicht gerecht.
Bayern hatte seine Faschingsferien vom 15. bis 19. Februar abgesagt, um in der Zeit Unterricht nachzuholen, der wegen der Pandemie ausgefallen ist. Niedersachsen hat zwei Tage Halbjahresferien am 1. und 2. Februar, Osterferien vom 29. März bis 9. April sowie Ferientage am 14. und 25. Mai. Die Sommerferien beginnen am 22. Juli.
Auch an den Terminen für die Abschlussprüfungen hält die Landesregierung bisher fest. «Eine Absage der Prüfungen halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Das ist eine Debatte zur Unzeit», sagte Tonne. «Die Schüler haben Anspruch auf eine faire Prüfung.» Der Schulleitungsverband Niedersachsen hatte Mitte Januar gefordert, die Prüfungen abzusagen und auch auf das Sitzenbleiben zu verzichten. Insbesondere bei den Lehrern stieß der Vorschlag allerdings auf Widerstand. Die Lehrer warnten vor «Notabschlüssen», denen es bundesweit an Anerkennung mangeln könne.
Eine Verschiebung der Abiturprüfungen sei «unwahrscheinlich, weil das nur wenige zusätzliche Tage bringen würde», sagte der Kultusminister nun. «Ob es zu Verschiebungen bei den mittleren Abschlüssen kommt, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden.»
Tonne betonte, dass das Land es bereits ermöglicht habe, Inhalte, die nicht im Unterricht behandelt worden seien, von den Prüfungen auszunehmen. «Die Schulen erhalten auch bei den zentralen Prüfungen eine größere Auswahl bei den Aufgaben», versicherte der SPD-Politiker.
Für ein «Abschlussprüfungspuzzle» mit mehr Auswahlmöglichkeiten für die Lehrer hatte auch der Landesschülerrat geworben. «Die Lehrer wissen am besten, was ihre Schüler verpasst haben oder nicht», sagte der Vorsitzende Florian Reetz vor einigen Tagen.
Das Kultusministerium rechnet damit, dass von Montag an mehr als 75 Prozent der Schüler zu Hause unterrichtet werden. Für Grundschüler und Abschlussjahrgänge im Wechselunterricht hatte Niedersachsen die Präsenzpflicht vor einigen Tagen aufgehoben - nach langem Ringen mit dem Bund. Minister Tonne hält aber an seiner Einschätzung fest, dass Schulen keine Pandemiebeschleuniger seien. «Meine Aussage hat Bestand: Schulen sind keine Treiber der Pandemie», sagte er.
Die Kultusministerkonferenz hatte am Donnerstag beschlossen, dass die Abschlussprüfungen an Schulen und Berufsschulen nach derzeitigen Plänen wie geplant stattfinden sollen. Die Abschlüsse sollen in den Ländern gegenseitig anerkannt und als gleichwertig mit denen anderer Jahrgänge eingestuft werden. Der Beschluss ist allerdings nicht rechtlich bindend. Mecklenburg-Vorpommern hat seine schriftlichen Abiturprüfungen bereits vom 13. auf den 23. April verschoben.
Ab der neuen Woche sollen nach Vorstellung des Landes möglichst viele Kinder auch an Grundschulen wieder ins Distanzlernen zurückkehren - wobei es den Eltern freisteht zu entscheiden, ob der Nachwuchs nicht doch im Wechselunterricht bleibt. Der Landeselternrat kritisierte, so werde Verantwortung abermals auf die Familien abgewälzt. Nach wie vor seien zudem die Schutzkonzepte unzureichend. «Die erneute Aufhebung der Präsenzpflicht belegt, dass die Landesregierung nicht in der Lage ist, ihrer Fürsorgepflicht für die Sicherheit der Schüler*innen und Lehrkräfte gerecht zu werden», hieß es. Ein durchgehend «wirksamer Gesundheits- und Infektionsschutz» in den Schulen sei weiter nicht gesichert, obwohl es dazu bereits seit längerem Vorschläge gebe.
Die Vorsitzende der Elternvertretungen, Cindy-Patricia Heine, sieht «Organisationsverschulden»: «Nunmehr treffen uns die Notwendigkeiten des Distanzlernens und der Betreuung erneut nahezu unvorbereitet.» Technische Probleme beim Online-Unterricht und mangelnde Ausstattung verschärften die Lage. Am dringendsten bräuchten die Schulen jedoch tragfähige Vorgaben zum Infektionsschutz, betonte Heine mit Blick auf den Fristablauf verschärfter Corona-Maßnahmen Mitte Februar. «Oder will man dann wieder tagesaktuell inzidenzabhängige Entscheidungen treffen? Der Minister spricht aktuell von hohen Sicherheitsmaßnahmen in Schulen. Sollen das weiterhin Lüften, Abstand und Masken sein? Es hat sich doch erwiesen, dass diese Maßnahmen unzureichend sind.»
23.01.2021 16.54 Uhr
Holter knüpft Öffnung der Schulen an niedrigen Inzidenzwert
Nach den Winterferien sollen die Schulen in Thüringen weitgehend geschlossen bleiben. Der Bildungsminister stellt Eltern darauf ein, dass dies auch noch lange so bleiben könnte. Die Opposition übt heftige Kritik. Der Regierungschef springt seinem Minister bei.
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will die Schulen im Freistaat erst bei einem niedrigen Inzidenzwert wieder komplett öffnen. «Das bedeutet: Bei einer Inzidenz unter 50 können wir den normalen Betrieb wieder aufnehmen», sagte Holter am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich betonte er erneut, man müsse damit rechnen, dass die Schulen noch bis Ostern wegen des Infektionsgeschehens geschlossen bleiben könnten. Zuvor hatte Holter über diese Perspektive am Freitag im MDR Thüringen Journal gesprochen.
«Wir stellen uns darauf ein, dass das bis Ostern gehen kann. Wenn die Inzidenzen zurückgehen, werden auch die Schulen im eingeschränkten Betrieb oder auch im vollen Betrieb wieder arbeiten», sagte Holter der dpa. Zwischenschritte auf dem Weg zu einem Wert von unter 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen seien denkbar. «Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 können wir auch zusammen mit dem Gesundheitsministerium entscheiden, ob wir in den eingeschränkten Regelbetrieb wechseln», sagte der Minister. Dies müsse dann auch dauerhaft anhalten.
Im Bildungsministerium überarbeite man derzeit das Stufenkonzept für den Schulbetrieb in Corona-Zeiten. Bislang regelte das Konzept, wann eine Schule im normalen Betrieb (Stufe grün) arbeiten konnte, in den eingeschränkten Betrieb gehen musste (Stufe gelb) oder zum Beispiel wegen Corona-Infektionen an der Schule selbst ganz schließen musste (Stufe rot).
Thüringen galt auch am Samstag als das Land mit dem bundesweit höchsten Inzidenzwert. Im Freistaat lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen bei 209,5, wie aus Zahlen der Thüringer Staatskanzlei hervorgeht.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wies darauf hin, dass die Belegung der Intensivbetten in Thüringen weiterhin zu hoch sei. «Wir brauchen noch einige Wochen, um die Stabilität wieder zu erreichen», erklärte er. Mit Stand vom Samstag waren in Thüringen 636 intensivmedizinische Betten in den Krankenhäusern belegt - und nur 112 frei. Holters Pläne bezeichnete Ramelow als «verantwortungsvolle Politik». «Und ja, sobald es nach unten geht, kann endlich anders gehandelt werden», betonte der Regierungschef.
Die Thüringer CDU-Fraktion kritisierte Holter für seine Aussagen, dass die Schulen möglicherweise bis Ostern geschlossen bleiben müssen, scharf. «Erst zieht er die Winterferien nach vorne, um die Schulen zum 1. Februar wieder öffnen zu können. Jetzt überrascht er die Schüler am ersten Ferientag mit der Ankündigung, dass sie bis nach Ostern zu Hause bleiben sollen», erklärte CDU-Fraktionschef Mario Voigt.
Er monierte, dass die Schulcloud nur unzureichend laufe und «praktikable Alternativen» nicht zugelassen würden. «Die daraus resultierenden Bildungsdefizite sollen durch das Aushebeln der Versetzungsentscheidung kaschiert werden», kritisierte Voigt. Die Aussicht, ihre Kinder noch weitere zweieinhalb Monate parallel zum eigenen Job zu Hause zu beschulen, lasse viele Eltern verzweifeln, so der Fraktionschef.
Auch die AfD-Fraktion lehnt Holters Pläne ab. «Wir fordern ausdrücklich nach den Winterferien zum Präsenzunterricht für alle Schularten und Klassenstufen zurückzukehren», erklärte der bildungspolitische Sprecher der Thüringer AfD-Fraktion, Denny Jankowski. Die AfD hatte bereits am Freitag gefordert, die weiteren geplanten Anti-Corona-Maßnahmen nicht umzusetzen und die aktuell geltenden Regeln außer Kraft zu setzen.
Die neue geplante Verordnung soll nach bisherigen Plänen am Montag veröffentlicht werden und am Dienstag in Kraft treten. Sie sieht unter anderem vor, dass neben den Schülern der Abschlussklassen auch Kinder und Jugendliche mit besonderem Förder- oder Unterstützungsbedarf wieder in der Schule unterrichtet werden können.
Dem Deutschlandfunk sagte Holter dazu: «Wir haben gar keine andere Chance, als diese Schülerinnen und Schüler, die nicht richtig mitkommen beziehungsweise abgehängt sind, in die Schulen zu holen.» Er wisse, dass die Schulen diese Schüler unterstützen würden. «Wir können nicht diese jungen Menschen abschreiben und sagen: Es ist uns egal.»
Holter will Schüler mit Unterstützungsbedarf in die Schulen holen
Erfurt (dpa/th) - Kinder und Jugendliche mit besonderem Förder- oder Unterstützungsbedarf sollen bereits früher als andere wieder an den Schulen unterrichtet werden. «Wir haben gar keine andere Chance, als diese Schülerinnen und Schüler, die nicht richtig mitkommen beziehungsweise abgehängt sind, in die Schulen zu holen», sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Samstag in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Lehrer berichteten ihm, dass sie belastet und teils auch überlastet seien. Aber er wisse von den Schulen, dass sie dies gut organisierten. «Die Schulen machen das teils bereits eigenständig», sagte Holter.
Ein aktueller Entwurf für eine neue Corona-Verordnung sieht unter anderem vor, dass neben den Abschlusskandidaten auch Schüler mit «sonderpädagogischem Förderbedarf oder besonderem Unterstützungsbedarf» wieder am Präsenzunterricht teilnehmen können. Dabei soll vor allem der Lese- und Schriftspracherwerb in der Schuleingangsphase berücksichtigt werden, heißt es in dem Entwurf. Eine endgültige Fassung der neuen Verordnung soll voraussichtlich am Montag veröffentlicht werden und am Dienstag in Kraft treten.
Holter bekräftigte in dem Deutschlandfunk-Interview, dass er mit lang andauernden Schulschließungen rechne - möglicherweise bis Ostern. «Wenn wir diese Gruppe der Schülerinnen und Schüler nicht verlieren wollen, müssen wir sie in die Schulen zurückholen», sagte der Linke-Politiker. Er wisse, dass die Schulen diese Schüler unterstützen würden. «Wir können nicht diese jungen Menschen nicht abschreiben und sagen: Es ist uns egal.»
Minister: Abschlussprüfungen in Niedersachsen werden nicht verschoben
Hannover (dpa/lni) - Obwohl der Großteil der Schüler derzeit zu Hause unterrichtet wird, will Niedersachsens Landesregierung an den Terminen für die Abschlussprüfungen in den Schulen festhalten. «Eine Absage der Prüfungen halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Das ist eine Debatte zur Unzeit», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. «Die Schüler haben Anspruch auf eine faire Prüfung.»
Der Schulleitungsverband Niedersachsen hatte Mitte Januar gefordert, die Prüfungen abzusagen. Insbesondere bei den Lehrern stieß der Vorschlag allerdings auf Widerstand. Die Lehrer warnten vor «Notabschlüssen», denen es bundesweit an Anerkennung mangeln könne.
Kultusminister Tonne sagte nun, eine Verschiebung der Abiturprüfungen sei «unwahrscheinlich, weil das nur wenige zusätzliche Tage bringen würde». Er ergänzte aber: «Ob es zu Verschiebungen bei den mittleren Abschlüssen kommt, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden.»
Tonne betonte, dass das Land es schon jetzt ermöglicht habe, Inhalte, die nicht im Unterricht behandelt wurden, von den Prüfungen auszunehmen. «Die Schulen erhalten auch bei den zentralen Prüfungen eine größere Auswahl bei den Aufgaben», versicherte er.
Nachfrage nach Notbetreuung wächst - Kritik von Lehrern und Erziehern
Stuttgart (dpa/lsw) - Angesichts weiter steigender Zahlen von Kindern in der Notbetreuung schlagen Baden-Württembergs Lehrer- und Erzieherverbände Alarm. In sehr vielen Kitas und Grundschulen gebe es eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent, erklärte ein Sprecher des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). «Dies ist dann in der Tat eine Öffnung durch die Hintertür. Der Infektionsschutz wird hierdurch konterkariert.» Die Gewerkschaft Verdi bemängelte, dass Kitas durch die unverbindlichen Regelungen faktisch die ganze Zeit offen seien - mit Teams in voller Besetzung.
Das Kultusministerium nennt weit niedrigere Zahlen: Der Anteil der Schüler in der Notbetreuung sei zuletzt um etwa ein Drittel gestiegen und liege landesweit bei etwa 15 Prozent. Bei Kitakindern seien es zwischen 25 und 50 Prozent. Über diese Zahlen hatten zuvor auch «Stuttgarter Zeitung» und die «Stuttgarter Nachrichten» berichtet.
Bund und Länder hatten sich am Dienstag darauf verständigt, den Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis zum 14. Februar zu verlängern. Baden-Württembergs Landesregierung plant jedoch eine schrittweise Öffnung von Kitas und Grundschulen ab dem 1. Februar, sofern die Infektionszahlen das zulassen. Für Kita-Kinder und Schüler der Klassen 1 bis 7 gibt es aber schon vorher wie bislang die Möglichkeit einer Notbetreuung. Die Voraussetzungen dafür sind recht vage formuliert, was bei Verbänden auf Kritik stößt.
Das Kultusministerium sperrt sich jedoch gegen strengere Regelungen. Nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen könnten auf eine Betreuung ihrer Kinder zwingend angewiesen sein, betonte eine Sprecherin.
Gehackter Distanzunterricht: Pornografie statt Mathe und Deutsch
Wenn Kinder unvermittelt mit Pornografie konfrontiert sind, ist das ein Schock. Umso größer ist die Verunsicherung, wenn dies im Klassenzimmer passiert. Eine neue Gefahr für den Distanzunterricht?
Mainburg/Florsbach/Berlin (dpa) - Es war eine Situation, wie sie derzeit täglich tausendfach in Deutschland vorkommt: Eine Grundschulklasse ist per Videokonferenz zum Distanzunterricht zusammengeschaltet. Doch plötzlich bekommen die Kinder Nacktbilder oder Pornografie angezeigt. Solche Fälle, wie sie sich in der zurückliegenden Woche in Bayern, Hessen und Berlin ereignet haben, scheinen bislang noch selten zu sein. Und doch sind Fachleute besorgt.
Denn die Folgen für die Kinder sind gravierend. «Egal, wie aufgeschlossen ein Kind erzogen ist, es ist für jedes Kind eine Schocksituation, wenn es im Schonraum Schule, im Schonraum Distanzunterricht, im Schonraum der Gruppe, die es kennt, plötzlich eine solche Begegnung hat», sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann. «Das ist eine neue Gefahr für den Unterricht.»
Thomas G. Rüdiger, Kriminologe von der Polizeihochschule Brandenburg, geht noch einen Schritt weiter: «So viele Kinder kommen gerade jetzt in der Corona-Situation erstmals ins Netz. Die sollen jetzt alle irgendwelche E-Learning-Video-Geschichten machen, oder die Eltern setzen sie vor Endgeräte, um im Homeoffice in Ruhe arbeiten zu können. Aber wenn man die Kinder ins Netz lässt - das ist ein globaler Interaktionsraum ohne Grenzen - kann ihnen das überall passieren, dass sie mit übergriffigen Inhalten konfrontiert werden.»
«Das ist kein Thema nur im Zusammenhang mit Schule», bilanziert Rüdiger deshalb - und sieht dennoch die Lösung des Problems auch im Bildungssystem. «Wir haben in ganz Deutschland noch immer nicht verpflichtend Medienkompetenz ab der ersten Klasse, und das fällt uns jetzt auf die Füße.» Zudem müssten die Eltern unbedingt mit ihren Kindern über die Gefahren reden.
Der Polizei sind Fälle von gesprengten Videokonferenzen durchaus bekannt, ähnliches habe es schon beim ersten Lockdown gegeben, sagt etwa Ludwig Waldinger vom Bayerischen Landeskriminalamt. «Es kommt vereinzelt vor.» Oft liege das Problem daran, dass die Einstellungen nicht richtig vorgenommen wurden und der Chat darum öffentlich war. «Die wollen ja nicht immer etwas Böses. Manchmal schaut da einer rein und geht dann wieder raus.»
Im niederbayerischen Mainburg bekam jüngst jedoch eine Achtjährige während des Online-Unterrichts plötzlich Bilder eines nackten Mannes angezeigt. Im hessischen Florstadt zeigte ein Unbekannter einer zweiten Klasse Pornografie. Und in Berlin sahen Drittklässler minutenlang einen Porno.
«Das ist schon ein neues Phänomen», urteilt Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Bei gesprengten Videokonferenzen generell seien es häufig Täter aus dem Umfeld der Betroffenen, im Schulumfeld oft auch andere Kids, die sich schlicht einen schlechten Scherz erlaubten. «Aber wenn Kinder mit sexuellen Inhalten konfrontiert sind, ist man gleich bei einem deutlich schwereren Tatvorwurf, das ist sexueller Missbrauch.» Ob man den Täter erwische, «hängt davon ab, was an Logs, an Zugriffsdateien vorhanden ist», erläutert Schorr. «Ob die einzelne Plattform mitschneidet, von wo dieser Zugriff kam.»
Das Problem: Gerade bei den Videokonferenz-Tools herrscht in Deutschlands Schulen ein absoluter Flickenteppich. Vielerorts haben die Schulen oder einzelne Lehrer zu Beginn der Pandemie für den plötzlich über sie hereinbrechenden Distanzunterricht auf individuell gewählte Lösungen zurückgegriffen - und nicht bei allen ist die Datensicherheit gewährleistet.
«Bei vielen Tools, die die Schulen nutzen, reicht es, wenn man den Link kennt», berichtet Schorr. «Wenn man dann mit einem einfachen Klick in den Chat gelangt, ist natürlich die Versuchung, harmlosen oder nicht harmlosen Unfug zu treiben, gravierend.»
Lehrerverbände fordern deshalb schon seit längerem vehement, datenschutzkonforme, rechtssichere und gut geschützte Plattformen von den Kultusministerien zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband will wegen des persönlichen Kontakts zwischen Kindern und Lehrkräften dennoch nicht auf Videokonferenzen im Distanzunterricht verzichten. «Die Gefahren des Distanzunterrichts sehen wir eher woanders», betont er. «Nämlich darin, dass Schüler nicht adäquat beschult werden, weil sie nicht teilnehmen können aufgrund technischer Rahmenbedingungen.»
22.01.2021 21.01 Uhr
Thüringens Bildungsminister: Schulen bis Ostern geschlossen
Erfurt (dpa)In Thüringen gibt es vermutlich länger als bisher geplant keinen Präsenzunterricht in den Schulen. «Ich gehe davon aus, dass wir zumindest noch bis Ostern in dieser Situation verharren, dass wir mindestens bis Ostern mit diesem System der geschlossenen Schulen arbeiten müssen», sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) nach Angaben des MDR vom Freitag im Thüringen Journal. Häusliches Lernen und Distanzlernen werde anhalten. Gleichzeitig sagte Holter: «Es werden bestimmte Schülerinnen und Schüler in der Schule sein. Das sind insbesondere die Abschlussklassen und die, die besonderen Förderbedarf haben.» Eltern, Kinder und Lehrer müssten sich darauf einstellen, länger durchhalten zu müssen, auch wenn das eine riesige Herausforderung und Belastung für alle sei.
Ministerium bekräftigt: Keine Präsenzpflicht für Abschlussklassen
Schwerin (dpa/mv) - Das Schweriner Bildungsministerium hat seine Entscheidung bekräftigt, Schülern der Abschlussklassen Unterricht in der Schule anzubieten, auf eine Pflicht zur Teilnahme aber zu verzichten. Die Präsenzpflicht an den Schulen bleibe angesichts der Corona-Pandemie aufgehoben, betonte Ministeriumssprecher Henning Lipski am Freitag. Er reagierte damit auf Forderungen der Landtagsopposition, den Besuch des angebotenen Präsenzunterrichts für die Abschlussklassen zur Mittleren Reife und zum Abitur verpflichtend zu machen.
Mit der Aussetzung der Präsenzpflicht in den Schulen halte sich Mecklenburg-Vorpommern an einen Beschluss von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, erklärte Lipski. Das sei ganz wichtig. «Wir bieten aber den Abschlussklassen die Möglichkeit, in die Schule zu gehen.» Am Donnerstag hätten an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen 71,3 Prozent der Schüler von dem Angebot Gebrauch gemacht. Wer nicht teilnehme, erhalte Fernunterricht. Am selben Tag hatte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) eine Verschiebung des Beginns der schriftlichen Abiturprüfungen um zehn Tage auf den 23. April angekündigt.
Die AfD verlangte, den Besuch der Abschlussklassen trotz Corona verpflichtend zu machen. «Die Schüler können nur dadurch eine bessere Prüfungsvorbereitung erhalten», sagte der schulpolitische Sprecher der größten Oppositionsfraktion im Landtag, Jens-Holger Schneider. Es dürfe keine halben Sachen geben. Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken, Simone Oldenburg, hatte eine Präsenzpflicht für die Abschlussklassen gefordert. Ohne diese bleibe es weiter im Ermessen der Eltern und Schüler, den Unterricht zu besuchen. So sei eine gute Prüfungsvorbereitung für alle Seiten nicht möglich.
Die Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) unterstützt den Weg der Landesregierung, wie der Landesvorsitzende Michael Blanck sagte. Es sei richtig, den Schülerinnen und Schülern mehr Zeit zur Prüfungsvorbereitung zu geben, aber dann auch vergleichbare Abschlussarbeiten abzuverlangen. Blanck forderte, bereits jetzt mit der Organisation zu beginnen. «Dazu gehört auch, dass sich Schulträger jetzt um große Räume kümmern, in denen die schriftlichen Prüfungen auch unter dem Aspekt eines guten Gesundheitsschutzes durchgeführt werden können.» Dabei müsse auch der Einsatz von Luftfilteranlagen geprüft werden.
Gericht: Es bleibt beim Distanzunterricht in NRW
Münster (dpa/lnw) - Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen bleibt es vorerst in der Corona-Pandemie beim Distanzunterricht an den Schulen. Das OVG wies am Freitag den Antrag einer Grundschülerin aus Köln ab, wie das Gericht mitteilte. Die Zweitklässlerin hatte sich per Eilverfahren gegen die Coronabetreuungsverordnung des Landes gewandt. Sie sah ihr Recht auf Bildung und schulische Förderung verletzt. Der Distanzunterricht stelle für Grundschüler keine geeignete Unterrichtsform dar. Der Beschluss ist nicht anfechtbar (Az.: 13 B 47/21.NE).
Dem schloss sich das OVG nicht an. Schulschließungen seien in der derzeitigen Lage in der Corona-Krise wohl verhältnismäßig. Der Gesetzgeber dürfte angesichts der hohen Zahlen bei den Neuinfektionen dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung Vorrang einräumen. Die Folgen für Schüler und Eltern seien zwar gravierend, argumentierte der 13. Senat des OVG, würden aber zumindest zum Teil durch digitale oder analoge Lernangebote abgefedert.
In der Begründung betonen die OVG-Richter, dass das Land im November zuerst anderen Maßnahmen den Vorzug gegeben habe, um zu versuchen, den normalen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Erst als die Verbreitung des Virus dadurch nicht eingedämmt werden konnte, sei es zur zeitweisen Umstellung auf den Distanzunterricht gekommen.
Das OVG wollte noch am Freitag über drei weitere anhängige Anträge zum Thema Präsenzunterricht entscheiden.
Südwest-Städte und -Gemeinden wollen Schulöffnung ohne Wechselbetrieb
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Städte und Gemeinden haben bei der Landesregierung für eine baldige Öffnung der Grundschulen geworben - ohne Wechselbetrieb. Wechselbetrieb mit paralleler Notbetreuung würde «für große Verwirrung sorgen (und) einen maximalen Organisationsaufwand verursachen», heißt es in einem Schreiben, das Gemeinde-, Städte- und Landkreistag am Freitag an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) versandt haben und das der dpa vorliegt.
Beim Wechselbetrieb dürfen immer nur halbe Klassen an die Schulen kommen. Das würde laut dem Schreiben bedeuten, dass Kinder aus der jeweils anderen Klassenhälfte in die Notbetreuung kommen würden. Dadurch könnten letztlich zwischen 70 und 90 Prozent der Kinder an den Schulen sein, hieß es. Die Kommunen und Kreise befürworten stattdessen einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen, wie es ihn im Sommer 2020 bereits gab. Dabei mussten etwa Betreuungsgruppen voneinander getrennt bleiben.
Baden-Württembergs Landesregierung plant eine schrittweise Öffnung von Kitas und Grundschulen ab dem 1. Februar, sofern die Infektionszahlen das zulassen. Bislang ist für die Grundschulen zunächst der Wechselbetrieb angedacht.
Mehr Wahlmöglichkeiten bei Schulabschlussprüfungen geplant
Die Organisation des Unterrichts in Corona-Zeiten ist schwierig. Bildungspolitiker befürchten Lernrückstände bei vielen Schülern. Gleichzeitig rücken die Abschlussprüfungen immer näher. Eine neue Verordnung soll nun die Prüfungen einfacher gestalten.
Erfurt (dpa/th) - Mehr Wahlmöglichkeiten, teils abgespeckte Prüfungsteile und eine Versetzungsgarantie: Wegen der Corona-Pandemie will das Thüringer Bildungsministerium die Schulabschlussprüfungen einfacher gestalten. Eine entsprechende Verordnung wurde am Freitag vom Bildungsausschuss im Thüringer Landtag beraten. «Die Wahlmöglichkeiten werden deutlich erweitert», sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) vor dem Ausschuss. Das gelte vor allem bei Aufgaben innerhalb eines Prüfungsfaches. Generell solle Stoff geprüft werden, der auch vermittelt werden konnte.
Thüringens Schulen sind seit Wochen geschlossen, weil die Infektionszahlen im Land zu hoch sind. Auch im Frühjahr 2020 war es bereits zu wochenlangen Schulschließungen gekommen. Zwischendurch gab es Wechselunterricht. Bildungspolitiker mehrerer Fraktionen gehen davon aus, dass es Lernrückstände bei den Schülern gibt. Holter berief sich auf eine Schalte mit Schulleitern, wonach diese den Anteil der Schüler, «die nicht am Lernfortschritt teilnehmen», auf etwa zehn bis 15 Prozent schätzten. «Das sind Schülerinnen und Schüler, die wir regelrecht verlieren und bereits verloren haben.»
Holter sagte, es gebe Schulverweigerer, manchmal liege es aber auch an der finanziellen Situation der Eltern, dass Kinder keinen Zugang zu Geräten für das digitale Lernen hätten. Teils liege es auch daran, dass noch nicht alle Thüringer Orte einen Anschluss ans Internet haben.
Die neue Verordnung, die rückwirkend zum Donnerstag in Kraft treten soll, sieht unter anderem eine Versetzungsgarantie für Schüler der Klassenstufen vier, sechs und acht vor. Für die Klassenstufen fünf und sieben ist ein Sitzenbleiben ohnehin bereits ausgeschlossen.
Bildungspolitiker von AfD-Fraktion und CDU-Fraktion kritisierten die geplante Regelung scharf und ließen zu Protokoll geben, dass sie mit der Verordnung nicht einverstanden seien. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, sagte, die Qualität der Bildung sei in Gefahr.
Auch verschiedene Verbände sehen die Versetzungsgarantie kritisch. Die Landesschülervertretung warnte vor langfristigen Folgen. «Eine grundsätzliche Versetzungsgarantie würde langfristig schwerwiegende Folgen mit sich ziehen und das Problem nur nach hinten verschieben», erklärte Landesschülervertreterin Selma Konrad. Auch der Thüringer Lehrerverband kritisierte die Pläne.
Die Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich begrüßte hingegen die Versetzungsgarantie. Bildung funktioniere nicht über Druck, sagte sie. Dennoch sprach sie sich dafür aus, «diese Verordnung weiterzuentwickeln».
Holter machte klar, dass das Papier den Stand von Januar abbilde und sich die Maßnahmen noch ändern könnten, sollten die Corona-Infektionszahlen nicht deutlich heruntergehen. Bislang ist vorgesehen, dass mit Inkrafttreten einer neuen Corona-Verordnung Schulen und Kitas mindestens noch bis 14. Februar geschlossen bleiben.
«Niemand kann sagen, wann Kindergärten und Schulen wieder öffnen», sagte Holter. Man sei im Dezember noch davon ausgegangen, dass die damaligen Corona-Maßnahmen zu einer «Erleichterung» führen würden. Dies sei aber nicht eingetreten. «Deswegen gehe ich davon aus, dass wir allen Beteiligten sagen, dass der Lockdown noch längere Zeit anhalten wird und dass Schulen und Kindergärten auch in der nächsten Zeit geschlossen bleiben.»
Trotz der ernsten Lage in Thüringen, das bundesweit die höchsten Werte bei Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner hat, erteilte Holter einer Debatte um eine Verschiebung der Sommerferien eine Absage.
Man habe genügend zeitlichen Puffer, weil die Ferien im Freistaat in diesem Jahr ohnehin sehr spät beginnen. «Für Thüringen gibt es im Moment keinen Grund, um über eine Ferienverschiebung, Ferienverkürzung zu reden», betonte der Minister. In anderen Bundesländern mit früheren Ferienterminen sei das möglicherweise anders.
Die Thüringer Sommerferien beginnen in diesem Jahr am 26. Juli und dauern bis zum 4. September. Wegen der Corona-Pandemie hatte das Bildungsministerium bereits im vergangenen Sommer die diesjährigen Abiturprüfungen verschoben. So soll etwa das Mathe-Abitur nicht wie geplant am 4. Mai geschrieben werden, sondern erst am 28. Mai.
Ärztekammerpräsidentin: Geöffnete Grundschulen sind ein Fehler
Hannover (dpa/lni) - Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker die Entscheidung der Landesregierung kritisiert, Grundschulen nicht komplett zu schließen. «Bei allem Verständnis für die Chancen- und Bildungsgerechtigkeit von Kindern - aus ärztlicher Sicht ist die Noch-Öffnung von Grundschulen in Niedersachsen nicht richtig», sagte Wenker der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag). «Dieses Virus duldet auch nicht das geringste Nachlassen.»
Die Landesregierung hatte die Präsenzpflicht an Grundschulen sowie in den Prüfungsklassen der weiterführenden Schulen aufgehoben. Das Unterrichtsangebot mit halben Klassen bleibt in den Grundschulen aber bestehen, Eltern können individuell entscheiden, was sie für ihr Kind am besten halten.
Wenker ist auch Mitgründerin einer Ethikinitiative mit den Kirchen, die nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kritisiert hatte, dass zuerst die Bildungseinrichtungen geschlossen worden waren. «Ich weiß, wie schwierig so eine Güterabwägung ist, ob man auch die Grundschulen schließen sollte», sagte die Kammerpräsidentin. «Aber im Kampf gegen eine solche gefährliche Krankheit zahlen sich Halbheiten nicht aus.» Die Entscheidung, ob ein Kind die Grundschule besuchen solle oder nicht, müsse die Politik treffen.
Wenker sagte: «Zwei Dinge machen uns zunehmende Sorgen: Zum einen die Virus-Mutationen und zum anderen die wachsende Zahl von Patienten, die auch nach einer leichteren Infektion unter langwierigen Folgen zu leiden haben.» Die Lungenfachärztin sagte, es gebe trotz leicht abnehmender Infektionszahlen «noch überhaupt keinen Grund zur Entwarnung».
21.01.2021 21.01 Uhr
Bremen setzt auf Wechselmodell an Schulen - Abi-Termine stehen
Bremen (dpa/lni) - Bremen hält wie andere Bundesländer bis Mitte Februar am bisherigen Modell fest, die Schulen zwar geöffnet, die Präsenzpflicht aber ausgesetzt zu lassen. Neu ist, dass an Grund- und weiterführenden Schulen ein eingeschränktes Präsenzunterrichtsangebot im täglichen Wechselmodell und in Halbgruppen erfolgen soll, wie die Senatorin für Kinder und Bildung am Donnerstag nach einer Senatssondersitzung mitteilte. Die Regelungen gelten vom 1. bis 14. Februar.
Für die schriftlichen Abiturprüfungen wurde der Zeitraum vom 1. bis 12. Juni festgelegt, für die mündlichen Prüfungen die Zeit vom 14. bis 18. Juni. Der Termin der Zeugnisausgabe wurde auf den 21. Juli verlegt. Die Senatorin für Kinder und Bildung beabsichtige zum 14. Februar - dem bisher geplanten Ende des verlängerten Lockdowns - zum verbindlichen Präsenzunterricht zurückzukehren, hieß es. Dies hänge allerdings von der weiteren Entwicklung der Inzidenzwerte ab.
Für Kitas gelten vom 1. bis 14. Februar die verschärften Regeln der Stufe 2 des Reaktionsstufenplanes. Dabei soll es eine strikte Trennung der Kinder in Stammgruppen geben, ein gruppenübergreifender Personaleinsatz möglichst vermieden und ein Mindestbetreuungsanspruch von 20 Stunden pro Woche erfüllt werden. Zugleich erging an die Eltern der Appell, die Kinder soweit wie möglich zuhause zu betreuen. Am Freitag debattiert die Bürgerschaft in einer Sondersitzung über die jüngst von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen.
MV verschiebt Abiturprüfungen - Mittlere Reife nicht betroffen
Die Pandemie lastet auf den Schulen. Das hat in Mecklenburg-Vorpommern jetzt auch Auswirkungen auf die Abiturprüfungen.
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern verschiebt wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr die schriftlichen Abiturprüfungen. So soll zusätzliche Zeit zur Vorbereitung gewonnen werden, wie das Bildungsministerium in Schwerin am Donnerstag mitteilte. Die Prüfungen starten demnach statt am 13. April erst am 23. April mit dem schriftlichen Englisch-Abitur.
Die Prüfungen zur Mittleren Reife müssten nicht verschoben werden, da sie ohnehin erst Ende April begännen, sagte ein Ministeriumssprecher. Mecklenburg-Vorpommern war als erstes Bundesland in das Schuljahr gestartet und hat nun entsprechend frühe Prüfungstermine.
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) erklärte, zwar seien die Schulen in MV bis kurz vor Weihnachten geöffnet gewesen und für die Abschlussklasen könne auch jetzt Präsenzunterricht erteilt werden. Daran nehmen nach Ministeriumsangaben rund 70 Prozent der Schüler teil. Dennoch sei klar, dass die vergangenen zehn Monate keine normale Schulzeit gewesen seien.
«Wir werden deshalb alles dafür tun, dass die Schülerinnen und Schüler faire Rahmenbedingungen für ihre Prüfungen erhalten», versprach Martin. Schließlich gehe es um die Lebenskarrieren der Jugendlichen. «Dafür werden wir auch weitere Anpassungen bei der Durchführung und Vorbereitung der Prüfungen vornehmen, ohne dabei die Qualität des Abschlusses zu reduzieren.»
Mit Blick auf die pandemiebedingten Einschränkungen seit dem Frühjahr hatte das Ministerium den Schulen bereits Vorabhinweise für die Prüfungen gegeben und damit die Inhalte für den Unterricht reduziert. Damit sollte es den Lehrern ermöglicht werden, die Schüler gezielter auf die Prüfungen vorzubereiten.
Andreas Scheuer kümmert sich um besseres Internet für Schülerin
Vierkirchen (dpa/lby) - Weil die Internetverbindung so schlecht ist, hat eine Abiturientin ihr Referat im verschneiten Garten halten müssen - mit unverhofft positiven Folgen für sich und ihre Heimatgemeinde. Als der Bundesminister für digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU), davon erfuhr, kümmerte er sich am Donnerstag persönlich um das Problem, wie die Schülerin Selina Seebauer aus Vierkirchen (Landkreis Dachau) erzählte. Mehrere Medien hatten darüber berichtet.
«Herr Scheuer hat einfach angerufen, das ist echt kurios», sagte die 17-Jährige. «Er war extrem informiert, wo die Kabel bei uns im Ort verlegt sind, wo Netz ist und wo nicht.» Schon wenige Minuten nach dem Telefonat habe sich der Internetanbieter gemeldet und versprochen, bis spätestens Montag die Anschlüsse zu verlegen.
Dabei hätten sie seit Jahren Probleme, immer wieder seien Techniker vorbeigekommen, berichtete Vater Christian Seebauer. «Wir haben kaum Internet, nicht mal mit dem Handy.» Seit in der Corona-Krise alle daheim arbeiteten und lernen müssten, sei es besonders schlimm.
Dem Online-Unterricht der Städtischen Fachoberschule für Gestaltung in München könne sie nur passiv folgen, erzählte Selina Seebauer. «Schon mein Mikrofon funktioniert wegen der schlechten Verbindung nicht. Ich schreibe den Lehrern meine Fragen dann per Mail.»
Doch für ihr Englisch-Referat am Montag sei das natürlich keine Option gewesen, erzählte die 17-Jährige. «Ich habe dann zu meiner Lehrerin eher im Scherz gesagt: Ich kann ja rausgehen in den Garten, dort funktioniert das Internet.» Die Lehrerin habe gleich zugestimmt.
Dick eingepackt mit Mütze, Schal und Handschuhe habe sie ihr Referat dann im Schnee gehalten, berichtete die Schülerin. «Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.» Für das Referat habe sie die Note zwei bekommen - und ihre Gemeinde hat hoffentlich bald besseres Internet.
Schüler erhalten in Schleswig-Holstein Ende Januar Zeugnisse
Kiel (dpa/lno) - Die gut 350 000 Schüler in Schleswig-Holstein erhalten trotz der Corona-Pandemie Halbjahreszeugnisse. Wie das Bildungsministerium am Donnerstag ankündigte, gibt es dafür vier Möglichkeiten. Schüler können ihr Zeugnis mit Termin in der Schule abholen. Die Noten können aber auch über Telefon/Videokonferenz übermittelt werden - und das schriftliche Zeugnis wird dann bei Beginn des Präsenzunterrichts übergeben. Auf Wunsch der Eltern können die Schulen aber auch eine Kopie des Zeugnisses per E-Mail verschicken. Nur in Ausnahmefällen soll das Original per Post versandt werden.
«Normalerweise werden Zeugnisse in der Schule allen Schülern gemeinsam am letzten Schultag persönlich aushändigt», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Dies sei wegen der Pandemie aktuell nicht geboten. Den Schulen empfehle sie, Eltern und Schüler zunächst nur mündlich zu informieren, und das eigentliche Zeugnis zu einem späteren Zeitpunkt auszuhändigen. Für Abholungen gebe es einen Hygieneplan. Bei Bedarf sollten Eltern und Schüler auch die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch mit den Lehren haben.
Die Schulabschlüsse waren am Donnerstag Thema der Kultusministerkonferenz. «Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schülern in diesem von der Pandemie geprägten Schuljahr keine vermeidbaren Nachteile für ihre weitere Bildungsbiografie haben und vollwertige Schulabschlüsse erwerben», sagte Prien. «Die in diesem Jahr erworbenen Abschlüsse werden denen früherer und späterer Jahrgänge gleichwertig sein und gegenseitig anerkannt werden.»
Thüringen will Maskenpflicht auf Unterricht ausweiten
Nach dem Bund-Länder-Gespräch vom Dienstag will Thüringen die Anti-Corona-Maßnahmen noch einmal verschärfen. So sieht es ein erster Entwurf für eine neue Verordnung vor. Damit steht der Schulunterricht wohl mal wieder vor Veränderungen.
Erfurt (dpa/th) - Ältere Schüler, die noch zum Präsenzunterricht an die Schulen dürfen, sollen nach Plänen der Landesregierung künftig auch im Unterricht eine Maske tragen. Das sieht ein Entwurf für die neue Corona-Verordnung von Gesundheitsministerium und Bildungsministerium vor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Entwurf befand sich am Donnerstag noch in der Abstimmung zwischen den Ressorts und soll am Freitag in den Ausschüssen des Landtages beraten werden. Ob es zu Änderungen kommt, ist noch unklar.
Nach den bisherigen Plänen, soll das gesamte Personal an Schulen sowie Schüler ab der siebten Klasse bei jedem Kontakt mit anderen Personen in der Schule einen Mund-Nasen-Schutz tragen. «(...) Dies gilt auch im Unterricht und in der Notbetreuung», heißt es in dem Verordnungsentwurf. Bisher waren Masken für Schüler zwar im Schulgebäude Pflicht - etwa beim Wechsel des Raumes oder beim Anstehen in der Schulkantine -, eine Maskenpflicht im Unterricht gab es bisher jedoch nicht. Die Verordnung soll nach derzeitigem Zeitplan am Montag unterzeichnet werden und am Dienstag in Kraft treten. Gelten soll sie demnach zunächst bis 14. Februar.
Bleibt sie so wie im Entwurf vorgesehen, setzt Thüringen die von Bund und Ländern verabredeten verschärften Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie um. So sollen die Menschen künftig in Bussen und Bahnen medizinische Masken tragen müssen. Das können laut dem Entwurf OP-Masken sein, aber auch FFP2-Masken ohne Ausatemventil oder FFP3-Masken sowie Masken der Standards N95 und K95. Solche Masken müssten dann auch in den noch geöffneten Geschäften getragen werden.
Änderungen sieht der Verordnungsentwurf auch bei der möglichen Teilnehmerzahl von Demonstrationen und Versammlungen vor. An diesen sollen künftig unter freiem Himmel nicht mehr als 500 Menschen teilnehmen dürfen (bisher 1000). In geschlossenen Räumen soll die Teilnehmerzahl auf 50 begrenzt werden (bisher 100). Noch strenger fallen die Regeln bei einem höheren Inzidenzwert aus.
Die Grenzwerte für eine jeweils weitere Absenkung der zulässigen Teilnehmerzahlen liegen bei 200 und 300 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt. Landesweit lag diese sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag bei 225 - mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Vortag. Bundesweit liegt das Land damit dennoch weiter an der Negativ-Spitze.
Senatorin: Schüler sollen keine Nachteile haben - Streit ums Abi
Seit Wochen gibt es keinen regulären Unterricht mehr in den Schulen. Der Senat hat beschlossen, dass sie weiter zu bleiben. Was heißt das für die Abiturprüfungen? Da gehen die Ansichten auseinander.
Berlin (dpa/bb) - Abiturienten sollen durch die Corona-Pandemie keine Nachteile haben, versicherte Bildungssenatorin Sandra Scheeres am Donnerstag. Aber wie lässt sich das am besten erreichen, wenn seit Wochen schon kein regulärer Unterricht mehr in den Schulen stattfindet? Die Bildungsgewerkschaft GEW in Berlin hat sich dafür ausgesprochen, dass das Abitur in diesem Schuljahr notfalls auch ohne Prüfungen abgelegt werden kann. «In Zeiten der Corona-Pandemie müssen auch für das Abitur besondere Regelungen gelten», forderte der Vorsitzende der GEW Berlin, Tom Erdmann, am Donnerstag.
«Vorleistungen, die bereits erbracht worden sind und die ohnehin den größten Teil der Note ausmachen, reichen als Bewertungsgrundlage für die Abiturnote aus.» Voraussetzung sei die bundesweite Anerkennung der Abschlüsse, so die GEW.
Die Kultusminister der Länder vereinbarten bei einer Schaltkonferenz am Donnerstag, dass auch die in diesem Corona-Schuljahr erworbenen Abschlüsse «denen früherer und späterer Jahrgänge gleichwertig sind und gegenseitig anerkannt werden». In dem gemeinsamen Beschluss wird bekräftigt, dass die Abiturprüfungen stattfinden sollen.
«Mir ist Wichtig ist, dass unsere Abiturientinnen und Abiturienten auch in diesem Jahr ein anerkanntes Abitur machen, also dass sie die Möglichkeit haben, überall in Deutschland und im Ausland zu studieren», sagte Scheeres am Donnerstag im Schulausschuss kurz nach der Schalte der Kultusminister der Länder.
Der KMK sei wichtig, beim Abitur Erleichterungen vorzunehmen und mehr Flexibilität zu ermöglichen. Scheeres nannte das Verschieben von Prüfungsterminen, um mehr Lernzeit zu gewinnen und das Verringern der Klausurenzahl. Außerdem soll eine höhere Anzahl von Prüfungsaufgaben zur Auswahl gestellt werden. «Wir werden alles ausschöpfen, was wir ausschöpfen können, um mehr Lernzeit zu ermöglichen», versicherte Scheeres.
«Wir sind natürlich auch in ganz engen Abstimmungen mit Brandenburg», sagte Scheeres. Denn einerseits gebe es beim Abitur die Pool-Aufgaben des Bundes. «Aber wir sind auch seit vielen Jahren in einem Zentralabitur mit Brandenburg und entwickeln auch gemeinsame Aufgaben», so die Senatorin.
Schon im vergangenen Jahr hatte es über die Frage, ob die Abitur- und andere Prüfungen in den Schulen angesichts der Corona-Krise wie geplant stattfinden sollten, in Berlin eine lange Diskussion gegeben.
Überlegungen zu einer Verlegung der Prüfungen in die Ferien kann die GEW nichts abgewinnen. «Eine Verlängerung des Schuljahres in die Sommerferien hinein lehnen wir ab», sagte Erdmann. Das ginge zu Lasten der Schülerinnen und Schüler und der Beschäftigten. «Die Arbeitsbelastung ist in den vergangenen Corona-Monaten schon über der Schmerzgrenze», kritisierte der Berliner GEW-Vorsitzende. «In den letzten neun Monaten haben die Lehrkräfte praktisch durchgearbeitet.»
Die GEW verlangte, die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) solle sich gemeinsam mit den Beschäftigtenvertretungen an einen Tisch zu setzen, um über einen Umgang mit der Corona-Krise ins Gespräch zu kommen.
NRW hält trotz Corona an Schulabschlussprüfungen 2021 fest
Düsseldorf/Berlin (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalen hält trotz der Corona-Krise auch in diesem Schuljahr an Abschlussprüfungen fest. Das stellte Schulministerin Yvonne Gabauer (FDP) am Donnerstag nach einer entsprechenden Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) fest.
Es bleibe das Ziel der Landesregierung und aller Bundesländer, den Schülern am Ende ihrer Schulzeit «vollwertige Abschlüsse auf der Basis von Prüfungen zu ermöglichen, die ohne Abstriche in ganz Deutschland anerkannt werden», unterstrich die FDP-Politikerin. «Das gilt sowohl für das Abitur als auch die mittleren Schulabschlüsse.»
20.01.2021 20.56 Uhr
Grüne fordern Verzicht aufs Sitzenbleiben
Hannover (dpa/lni) - Die Grünen haben die häufigen Kurswechsel in Niedersachsens Corona-Schulpolitik kritisiert. Die Landesregierung müsse das Hin und Her schnell beenden und sich am bundesweiten Vorgehen orientieren, sagte Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg am Mittwoch. «Dazu gehört, bundeseinheitlich zu klären, wie die Anforderungen an Lerninhalte und Abschlüsse in diesem Schuljahr an die Corona-Einschränkungen angepasst werden, und das "Sitzenbleiben" auszusetzen.» Bis die Schüler zurück in die Klassenräume können, müssten zudem bessere Lüftungskonzepte geschaffen werden. «Schulen müssen pandemiefest gestaltet werden, wenn wir Schulschließungen bestmöglich vermeiden wollen», sagte sie.
Die Landesregierung hatte nach den Bund-Länder-Beratungen vom Dienstag angekündigt, im Streit um die Teilöffnung der Grundschulen einzulenken. Die Grundschüler werden von der Präsenzpflicht befreit, wie Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwoch ankündigte.
FDP: Schnell Klarheit über Corona-Regeln für Schulen schaffen
Hannover (dpa/lni) - Die konkreten Folgen der neuen Corona-Regeln für die Schulen müssen aus Sicht der Landtagsopposition so rasch wie möglich geklärt werden. «Die Landesregierung muss jetzt schnell klar und deutlich sagen, was der Beschluss für Niedersachsen bedeutet und ob die Grundschüler nach nur einer Woche Präsenzunterricht wieder nach Hause geschickt werden», forderte FDP-Fraktionschef Stefan Birkner am Mittwoch. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte eine baldige Information darüber an, wie man weiter verfahren wolle.
Die Vereinbarungen der Länder-Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vom Dienstagabend seien mit Blick auf die Lage in den Schulen und Kitas noch «irritierend»: «Es ist unklar, was es für Niedersachsen bedeutet, wenn Schulen und Kindertagesstätten grundsätzlich geschlossen bleiben sollen und dies restriktiv umgesetzt werden soll», so Birkner. Es zeichnet sich ab, dass an den Grundschulen der gerade erst zu Beginn der Woche in geteilten Gruppen angelaufene Unterricht zumindest in Teilen vorerst wieder auf das Lernen zu Hause umgestellt werden könnte.
Die Grünen im Landtag forderten angesichts der Lockdown-Verlängerung bis Mitte Februar ein Abfedern sozialer Härten - auch mit Blick auf Kinder. In den Schulen müsse die Zeit bis zur Rückkehr zum Präsenzunterricht für bessere Lüftungskonzepte genutzt werden, sagte Fraktionschefin Julia Willie Hamburg.
Das Offenhalten des Unterrichts für die Jüngsten zumindest in einem Wechselmodell war für Niedersachsen bei den Bund-Länder-Beratungen ein zentrales Anliegen - nach zäher Diskussion über den Streitpunkt musste das Land jedoch einlenken. Birkner erklärte, man müsse die gesamte Infektionslage mit entschlossenen und transparenten Schritten besser in den Griff bekommen. Schließungen seien nicht mehr nötig, «wenn die Schulen pandemiefest sind - durch technische Lösungen zur Luftreinhaltung, FFP2-Masken für die Lehrkräfte und die Pflicht zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes bei den Schülerinnen und Schülern. Dieses Hin und Her muss aufhören. Wir brauchen ein verlässliches Modell, auf das sich alle einstellen können.»
Gewerkschaft: Geplante Kita- und Schulöffnung ist «utopisch»
Stuttgart (dpa/lsw) - Die geplante Öffnung von Grundschulen und Kitas ab Februar ist nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) angesichts fehlender Schutzmasken und mangelnden Personals nicht umsetzbar. So lange noch Sicherheitsmaßnahmen fehlten, sei ein solcher Schritt für Kitas und Schulen ab dem 1. Februar in der aktuellen Corona-Situation utopisch, sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein am Mittwoch in Freiburg.
«Die Sicherheit von Kindern, Jugendlichen und den pädagogischen Profis in Kitas und Schulen muss aber immer unser höchstes Ziel sein.» Es wünschten sich zwar alle, wieder in die Kitas und Klassenzimmer zurückkehren zu können. «Wenn das aber aufgrund der Infektionszahlen oder aufgrund der Gefahr durch neue Virusvarianten nicht möglich ist, müssen leider Kitas und Schulen geschlossen bleiben», sagte Stein.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte am Dienstagabend angekündigt, Grundschulen und Kitas im Land voraussichtlich vom 1. Februar an schrittweise wieder öffnen zu wollen. Er strebe an, Kitas und Grundschulen vorsichtig wieder aufzumachen, «wenn die Infektionslage das zulässt», hatte der Grünen-Politiker nach dem Bund-Länder-Treffen zur Corona-Krise gesagt. Die endgültige Entscheidung werde man in der kommenden Woche treffen.
Lockdown verlängert - Schulen sollen geschlossen bleiben
Was kann Kindern und Eltern in der Pandemie noch zugemutet werden? Darüber wurde am Dienstag zwischen Bund und Länder leidenschaftlich diskutiert. Auch nach der Einigung scheint es verschiedene Auffassungen zu geben.
Berlin (dpa) - Die Menschen in Deutschland brauchen in der Corona-Pandemie weiter Geduld: Bund und Länder haben den Lockdown aus Sorge über die Virusmutation bis Mitte Februar verlängert. Auch Schulen und Kitas sollen nach dem Beschluss vom Dienstagabend bis dahin weiter geschlossen bleiben. Doch deutete sich an, dass die Länder diese umstrittene Entscheidung unterschiedlich umsetzen werden.
So kündigte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) noch am Abend an, Grundschulen und Kitas voraussichtlich vom 1. Februar an schrittweise und vorsichtig wieder öffnen zu wollen - «wenn die Infektionslage das zulässt». Mecklenburg-Vorpommern dagegen schärfte in den Schulen und Kitas nach: In zwei Landkreisen mit höheren Infektionszahlen dürfen sie nur noch für eine Notbetreuung öffnen. Über den Umgang mit den Schulen hatten Bund und Länder in der stundenlangen Sitzung leidenschaftlich diskutiert. Die Verhandlung sei geprägt gewesen von der Frage, was man Eltern und Kindern zumuten könne, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch): «Die Schulen und Kitas weiterhin nahezu vollständig geschlossen zu halten, gehört sicherlich zu den härtesten politischen Entscheidungen zu Beginn dieses Jahres.» Aber sie sei angesichts der Entwicklung der Pandemie notwendig. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey forderte klare Perspektiven für Kinder und Eltern. «Sobald es das Infektionsgeschehen zulässt, müssen Kinderbetreuungsangebote dann mit als erstes wieder öffnen», sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der «Augsburger Allgemeinen», er hoffe, dass Mitte Februar an den Schulen «der große Einstieg wieder gelingt». Die Entscheidung von Bund und Ländern, die Einrichtungen bis zum 14. Februar weitgehend geschlossen zu halten, trägt der Verband demnach mit. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beklagte, dass die Länder wieder selbst entscheiden können, «wie sie die Vereinbarung umsetzen». GEW-Chefin Marlis Tepe sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch): «Damit bleibt es beim föderalen Flickenteppich in der Bildung.» Grundsätzlich begrüße die Gewerkschaft, dass die Präsenzpflicht weiter ausgesetzt sei.
Bei den Bund-Länder-Gesprächen wurden einige Regeln verschärft. So müssen in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen die besser schützenden FFP2-Masken oder OP-Masken getragen werden - Alltagsmasken aus Stoff reichen nicht mehr aus. Ab wann die neuen Regeln gelten, entscheiden die Bundesländer selbst. Am Mittwoch beraten mehrere Landesregierungen darüber.
Strengere Regeln sind auch am Arbeitsplatz vorgesehen. Arbeitgeber müssen Arbeit im Homeoffice zulassen, wenn das möglich ist. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) forderte die Beschäftigten und Unternehmen auf, die neuen Homeoffice-Möglichkeiten massiv zu nutzen. Zugleich warnte er in «Bild live» Arbeitgeber davor, die Möglichkeit zum Homeoffice willkürlich abzusagen und kündigte Kontrollen an. Der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, kritisierte, eine Homeoffice-Pflicht hätte schon viel früher kommen müssen.
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach mahnte die Bundesländer, die Corona-Beschlüsse auch umzusetzen. «Sie wirken nur, wenn sie auch von den Ländern kontrolliert und umgesetzt werden», sagte er dem Nachrichtenportal t-online.
Merkel sagte, die Mutation mache das Virus wahrscheinlich deutlich ansteckender. «Noch ist gewissermaßen Zeit, die ganze Gefährlichkeit auch einzudämmen.» Dafür müsse aber jetzt gehandelt werden, sonst könnten die Infektionszahlen schnell stark ansteigen. Es gehe um Vorsorge für das Land und die Bürger, aber auch für Wirtschaft und Arbeitswelt.
Derzeit sind die Zahlen nach Experteneinschätzung noch viel zu hoch, um Lockerungen wagen zu können. «Aktuell sind wir bei knapp unter 5000 Intensivpatienten in Deutschland - da müssen wir noch deutlich runter», teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin der «Rheinischen Post» mit. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Mittwoch bei 123,5 - als Zielwert gelten 50.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte: «Der im Dezember beschlossene harte Lockdown wirkt. Das sehen wir an der allmählich zurückgehenden Zahl der Neuinfektionen und an der sich etwas stabilisierenden Lage auf den Intensivstationen.
Die SPD-Chefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans begrüßten die Bund-Länder-Beschlüsse. Die Menschen seien zunehmend mürbe von den Beschränkungen im privaten Bereich. Deshalb sei es richtig, hier keine weiteren Einschränkungen vorzunehmen, sagte Esken. «Stattdessen sollten wir das Arbeitsleben in den Fokus nehmen und wo immer möglich Homeoffice gestatten und nutzen.»
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen kritisierte ein zu unentschlossenes Agieren im Wettlauf gegen die Virus-Mutationen. «Gegen die neue Bedrohungslage reichen die alten Maßnahmen mit ein paar Zusätzen nicht», sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. Schnelltests für den Eigengebrauch wären eine wichtige Ergänzung.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki warf Merkel vor, eine nicht nachvollziehbare Politik zu machen. Seit Ende Oktober höre man ausschließlich Durchhalteparolen, dass «in wenigen Wochen» Lockerungen kommen würden, sagte er dem Internetportal watson. Merkel wolle den einmal eingeschlagenen Weg «koste es, was es wolle», durchbringen.
Der Deutsche Städtetag hält die Verlängerung des Lockdowns und die zusätzlichen Maßnahmen für nötig. Städtetagspräsident Burkhard Jung sagte der dpa: «Wir brauchen jetzt noch einmal eine große gemeinsame Kraftanstrengung im Kampf gegen die Pandemie, um die Welle der Infektionen zu brechen.»
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) schlug ein Telefonierverbot im öffentlichen Nahverkehr wie in Spanien vor. «Das würden wir sehr stark unterstützen», sagte Verbandspräsident Ingo Wortmann am Mittwoch im Deutschlandfunk. Denn es gebe Fahrgäste, die zum Telefonieren den Mund-Nasen-Schutz herunterzögen.
Die Bundeskanzlerin schloss im äußersten Fall auch neue Grenzkontrollen nicht aus. «Das wollen wir nicht, wir wollen uns partnerschaftlich mit unseren Nachbarn einigen», betonte sie. «Aber wir können nicht zusehen, dass dann der Eintrag einfach kommt, weil andere Länder ganz andere Wege gehen», sagte sie mit Blick auf den Umgang mit der Pandemie.
Neue Corona-Regeln: Niedersachsen rudert bei Grundschulen zurück
Gerade erst kamen sie wieder in die Klassen - nun werden Grundschüler wohl vorerst doch wieder zu Hause unterrichtet. Niedersachsen muss seinen Corona-Kurs korrigieren. Viele berufstätige Eltern stehen kurzfristig vor einem Betreuungsproblem. Auch anderes ändert sich.
Hannover (dpa/lni) - Hin und Her beim wichtigen Thema Schule: Der gerade erst zu Beginn dieser Woche in geteilten Gruppen angelaufene Unterricht für Grundschüler muss vorerst wohl wieder auf Lernen zu Hause umgestellt werden. Das Offenhalten des Unterrichts für die Jüngsten zumindest in einem Wechselmodell war für Niedersachsen bei den Bund-Länder-Beratungen ein zentrales Anliegen - nach zäher Diskussion über den Streitpunkt musste das Land jedoch einlenken. «Was die Situation in den Grundschulen anbelangt, sind Änderungen zu erwarten», sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstagabend. Am Mittwoch sollen konkrete Entscheidungen fallen. Auch in anderen Bereichen stehen Änderungen der Corona-Regeln bevor.
Es wird erwartet, dass Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) nun abermals kurzfristig veränderte Vorgaben für den Unterricht an einem Teil der Schulen des Landes vorstellt. Dies dürfte Enttäuschung und Verwirrung auslösen. Schüler müssten sich erneut umgewöhnen, Schulen und Lehrer umplanen, berufstätige Eltern bekämen ein kurzfristiges Betreuungsproblem. Der Grund für all dies sei, dass Bund und Länder zur Situation in den Schulen und Kitas eine restriktivere Handhabung der bisherigen Beschlüsse vereinbart hätten, erläuterte Weil.
Noch zum Start der Beratungen hatte eine Regierungssprecherin das Hauptargument des Landes für die Teilöffnung der Grundschulen vorgetragen. Gerade unter jungen Schülern verbreite sich das Coronavirus offensichtlich nur wenig, auch in Großbritannien mit der dort grassierenden Mutation. Das Kanzleramt sah das äußerst kritisch.
Am Montag erst waren die Grundschüler in Niedersachsen nach einer Woche des Lernens zu Hause in geteilten Klassen in die Schulen zurückgekehrt. Für rund 145 000 Kinder startete damit wieder der Unterricht in der Schule, für die andere Hälfte ging es zunächst zu Hause weiter. Tonne hatte das Recht auf Bildung betont, der Neustart unter Hygieneauflagen sei weitgehend problemlos verlaufen. Nun muss er sich mit zeitlich kurzem Vorlauf dem neuen Kurs fügen.
Festhalten werde Niedersachsen am Unterricht in geteilten Gruppen für Abschlussklassen und die angehenden Abiturienten, betonte Weil. Alle übrigen Schüler der weiterführenden Schulen seien im Distanzunterricht, die Kindertagesstätten seien bereits geschlossen, und es werde eine Notbetreuung angeboten.
Die Grünen im Landtag forderten angesichts der Lockdown-Verlängerung bis Mitte Februar ein Abfedern sozialer Härten - auch mit Blick auf Kinder. In den Schulen müsse die Zeit bis zur Rückkehr zum Präsenzunterricht für bessere Lüftungskonzepte genutzt werden, sagte Fraktionschefin Julia Willie Hamburg. Auch müsse man Angebote eines warmen Mittagessens sowie die Jugendhilfe stärken.
In weiteren Bereichen einigten sich die Regierungschefs der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Verschärfungen der Regeln. So sollen Arbeitgeber bei der Ablehnung von Homeoffice für ihre Beschäftigten die genauen Gründe erklären müssen. Weil sagte: «Ich begrüße es, dass jetzt einheitliche Regelungen dafür sorgen sollen, dass Homeoffice überall dort, wo es irgend möglich ist, zum Regelfall bei der Berufsausübung wird.» Er bat Unternehmen und Institutionen, für diejenigen Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice arbeiten können, die Arbeits- oder Dienstzeiten noch stärker als bislang zu flexibilisieren. «Wir werden das auch in der Landesverwaltung tun.»
Im öffentlichen Nahverkehr sowie in den geöffneten Bereichen des Einzelhandels werden medizinische Masken zur Pflicht - und laut Land ebenso «überall dort im öffentlichen Raum und in Gebäuden, in denen Menschen aus unterschiedlichen Haushalten enger und länger zusammenkommen». FFP2-Masken müssen auch durchgängig vom Personal in Alten- und Pflegeeinrichtungen beim Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern getragen werden.
In den niedersächsischen Altenheimen sind bereits zahlreiche Soldaten im Corona-Einsatz. 121 Kräfte unterstützten Anfang der Woche die Mitarbeiter in 11 Seniorenheimen, wie die Bundeswehr mitteilte. Sie helfen etwa bei der Essensverteilung, machen Betten, Fahrdienst und vermitteln den Kontakt zu Angehörigen über Telefon oder Videoanrufe.
Während es bei der Impfstoff-Versorgung weiter hakt, gibt es bei der kostenlosen Ausgabe von FFP2-Masken an Menschen mit erhöhtem Risiko nach Angaben der Apothekerkammer Niedersachsen bisher keine größeren Schwierigkeiten. Anfangs hatte es auch hier Engpässe gegeben.
Weil verteidigte die Lockdown-Verlängerung trotz der relativ stabilen Corona-Lage im Land: «Die aktuell zumindest in Niedersachsen noch vergleichsweise gute Ausgangslage muss jetzt genutzt werden, um die Fallzahlen weiter zu senken und eine mutationsbedingte starke Ausbreitung des Virus zu verhindern.» Es gebe eine realistische Chance, die Infektionen im Februar deutlich zu reduzieren.
Die niedersächsischen Gefängnisse blieben bisher von größeren Corona-Fällen verschont. «Wir hatten seit März nur um die 30 Corona-Erkrankungen unter Gefangenen bei knapp 10 000 Gefangenen in diesem Zeitraum», sagte Justizministerin Barbara Havliza (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Als positiv habe sich herausgestellt, dass alle Insassen bei der Neuaufnahme getestet werden.
Eltern fordern mehr Fächer im Fernunterricht - Sorgen um Lerndefizite
Kein Sport, kein Kunst, kein Musik. Das geht so nicht, findet die Hamburger Elternkammer. Sie fordert, dass nicht nur die wichtigen Fächer im Fernunterricht auf die Agenda kommen. Außerdem sollte der digitale Unterricht nicht nur Frontalunterricht sein.
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Eltern fürchten, dass ihre Schulkinder wegen des geringeren Lernpensums in der Corona-Zeit am Ende des Schuljahrs nicht so viel wissen wie ihre Vorgänger. «Im Fernunterricht wird nur ein kleiner Teil von dem gelehrt, was eigentlich im Präsenzunterricht erbracht werden würde. So entstehen Lerndefizite, die uns Sorgen machen», sagte Elternkammer-Vorsitzender Marc Keynejad der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
So würden sich einige Schulen im Distanzunterricht auf wenige wichtige Fächer beschränken. «Viele Fächer wie Kunst, Musik oder Sport, die auch eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kinder spielen, werden gar nicht mehr gegeben.» So würden die Schüler zwar durch ihre Prüfungen gebracht, aber die Schüler hätten im Vergleich weniger gelernt als vor der Pandemie. «Die Schüler gehen sozusagen schlechter ausgebildet an den Start. Das macht uns große Sorgen.» Die Hamburger Elternkammer besteht aus 32 Vertretern der Kreiselternräte und ist damit Sprachrohr für die Eltern von allen rund 240 000 Hamburger Schülern.
Die Kammer kann sich vorstellen, dass zum Aufholen der Lerndefizite das Schuljahr gestreckt werden könnte. Das würde zwar auch den Studien- und Ausbildungsbeginn nach hinten verschieben. «Aber ganz ehrlich: Wir sind in einer so dramatischen Lage gesellschaftlich, dass wir sagen müssen, jetzt müssen alle ran und zusammenarbeiten, damit wir eine junge Generation auf die Straße schicken, die genauso gut ausgebildet ist wie der Jahrgang davor.»
Von den Kultusministern der Länder erhofft sich die Elternkammer vor allem einen Ruck nach vorn in Sachen Digitalisierung. So sollten nicht nur die Lehrer in dieser Hinsicht schneller und besser ausgebildet werden. Auch die digitalen Arbeitsmittel für den Fernunterricht sollten technisch auf dem Stand sein, dass sie nutzbar sind. «Oder man muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Schulen auch externe Programme nutzen dürfen.»
Zudem hofft die Elternkammer, dass mittelfristig der digitale Unterricht auch didaktisch aufgewertet wird. «Im Moment haben wir wieder Frontalunterricht», kritisierte Keynejad. Durch den Lockdown würden alle didaktischen Errungenschaften der vergangenen Monate und Jahre wieder verloren gehen. «Das war einer der großen Benefits der letzten Zeit, und das geht gerade alles ein bisschen vor die Hunde.»
Eisenmann: «Für Baden-Württemberg ändert sich nichts Wesentliches»
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sieht die Beschlüsse von Bund und Ländern zum Thema Homeoffice skeptisch. «Bis die Infektionszahlen spürbar gesunken sind, ist es wünschenswert, dass möglichst viele Menschen aus dem Homeoffice arbeiten, um Kontakte zu reduzieren», sagte Eisenmann. Sehr viele Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer hätten diesen Appell bereits umgesetzt. «Allerdings gibt es auch viele Berufe, in denen Homeoffice und flexiblere Arbeitszeiten schwierig oder schlicht nicht möglich sind - etwa in der Pflege, im Supermarkt oder bei der Notbetreuung in Kitas und Grundschulen», sagte Eisenmann, die auch Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl ist. Die Unternehmen dürften zudem nicht mit überbordender Bürokratie belastet werden.
Bund und Länder hatten zuvor beschlossen, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten künftig das Arbeiten im Homeoffice überall dort ermöglichen sollen, wo es die Tätigkeiten zulassen. Die Regelung soll bis zum 15. März gelten. Der Lockdown wird nach dem Beschluss bis zum 14. Februar verlängert. Außerdem soll es eine verschärfte Maskenpflicht geben.
Insgesamt zeigte sich Eisenmann zufrieden mit den Beschlüssen. «Wir haben in Baden-Württemberg bereits scharfe und wirksame Maßnahmen, zum Beispiel eine Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Insofern ist zu begrüßen, dass Bund und Länder eine Fortführung der bisherigen Maßnahmen beschlossen, aber von radikalen und nicht nachvollziehbaren Verschärfungen abgesehen haben. Für Baden-Württemberg wird sich nichts Wesentliches ändern.» Eisenmann hatte bereits vor dem Treffen vor einer Verschärfung des Lockdowns gewarnt.
19.01.2021 11.05 Uhr
Gericht: Jobcenter muss Kosten für Computer für Schülerin übernehmen
Erfurt (dpa) - Das Jobcenter muss in Thüringen die Kosten für einen Computer und Zubehör in Höhe von 500 Euro für eine Schülerin übernehmen, die Hartz-IV-Empfängerin ist. Eine entsprechende Entscheidung traf das Landessozialgericht bereits am 8. Januar, wie das Gericht am Dienstag in Erfurt mitteilte (Az.: L 9 AS 862/20 B ER). Damit hoben die Richter ablehnenden Bescheide des Jobcenters und des Sozialgerichts Nordhausen auf. Die Entscheidung ist den Angaben zufolge nicht anfechtbar.
Die Mutter des Mädchens, das die 8. Klasse besucht, hatte die Übernahme der Kosten für einen Computer sowie Drucker nebst Zubehör für den Schulunterricht beantragt. Sie begründete dies damit, dass ihre Tochter nach der coronabedingten Schließung der Schule ohne ein internetfähiges Gerät nicht auf die Thüringer Schulcloud zugreifen könne. Sie forderte die Kostenübernahme, weil diese nicht durch den Regelbedarf abgedeckt seien.
Dieser Auffassung schlossen sich die Richter des Landessozialgerichts an. Per einstweiliger Anordnung verpflichteten sie das Jobcenter, der Klägerin einen Computer mit Zubehör zur Verfügung zu stellen oder ihr 500 Euro für den Kauf der Ausrüstung zu erstatten. Ohne Erfolg bliebe dabei die Klägerin mit der Forderung, ein bestimmtes Gerät zu einem höheren Preis erwerben zu dürfen. Sie müsse sich mit einem kostengünstigeren und gegebenenfalls gebrauchten Gerät zufriedengeben.
18.01.2021 20.35 Uhr
Virologe hält Schulschließungen allein nicht für sinnvoll
Leer (dpa/lni) - Der Virologe Alex Friedrich, Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsprävention an der Uni-Klinik Groningen, hält Schulschließungen in der Corona-Pandemie nur zusammen mit anderen Regeln wie Ausgangssperren für sinnvoll. Auch an Schulen müssten Maßnahmen getroffen werden, «vor allem auch zum Schutz der Lehrer und natürlich der Eltern zu Hause», sagte der 49-Jährige der «Ostfriesen-Zeitung» (Dienstag-Ausgabe). An einer Grundschule im Raum Rotterdam etwa hätten sich 50 Kinder und Erwachsene mit der neuen britischen Corona-Variante infiziert, 20 weitere mit der bisher bekannten.
Ganz wichtig in der momentanen Phase der Pandemie ist es nach Ansicht des Mediziners, die Mobilität der Menschen deutlich einzuschränken. Er sprach sich jedoch entschieden gegen Grenzschließungen aus. Medizinische Dienstleistungen und Produkte müssten weiter die Grenzen passieren können, es brauche eine europaweite Strategie zur Pandemie-Bekämpfung, sagte Friedrich. Er forderte, dass Staaten die nationale Hoheit über das Thema Gesundheit künftig abgeben, um grenzübergreifend einen europäischen Mehrwert zu schaffen.
In Niedersachsen konnten am Montag rund 145 000 Grundschüler erstmals seit Mitte Dezember wieder zum Unterricht in die Schule gehen. Ebenso viele Schüler der Jahrgänge 1 bis 4 mussten allerdings coronabedingt noch zu Hause lernen - in der kommenden Woche tauschen die Gruppen gemäß dem sogenannten Szenario B die Rollen.
Kretschmann will Lockdown um zwei Wochen verlängern und verschärfen
Der Mutant kommt. Was nach Science-Fiction klingt, wird in der Corona-Krise Realität. Die Virusvariante könnte sich in Deutschland wie in Großbritannien rasant verbreiten. Baden-Württemberg will vorbereitet sein - selbst Grenzschließungen sind im Gespräch.
Stuttgart (dpa) - Angesichts der Gefahr durch neue Virusvarianten will Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Corona-Lockdown vorsorglich bis Mitte Februar verlängern und verschärfen.
Die Infektionszahlen müssten rascher gesenkt werden als bisher, um eine mögliche, schnelle Verbreitung der Virusmutationen in den Griff bekommen zu können, sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart vor der Videokonferenz von Bund und Ländern an diesem Dienstag. «Unter dem Strich muss eine Verschärfung neben der Verlängerung stehen.» Er widersprach damit auch der CDU-Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann, die sich gegen eine Verschärfung ausgesprochen hatte.
Kretschmann werde sich in der Videokonferenz mit den anderen Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür einsetzen, dass mehr Arbeitnehmer ins Home Office wechseln. Appelle reichten nicht mehr. Regierungssprecher Hoogvliet ging davon aus, dass sich Bund und Länder auf eine verschärfte Regelung einigen werden. «Die Bereitschaft, da weit zu gehen, ist groß.» Es sei zum Beispiel denkbar, dass die Arbeitgeber begründen müssten, warum sie bestimmte Arbeitnehmer nicht ins Home Office schicken können.
Kretschmann sei auch offen dafür, wie in Bayern eine FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen einzuführen. Zudem wolle der Regierungschef mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) noch vor der Konferenz über den Umgang mit dem Grenzverkehr sprechen. Hintergrund sei, dass sich die Virusmutationen etwa in Österreich und Frankreich bereits stärker ausbreitet.
Söder hatte in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» gesagt, er wünsche sich eine einheitliche europäische Strategie in der Corona-Bekämpfung. «Sollte dies weiter nicht gelingen, wären Grenzkontrollen sinnvoll.» Das habe schon im Frühjahr effektiv geholfen. Auch das Bundesinnenministerium schloss nationale Grenzkontrollen am Montag nicht mehr aus. Die FDP forderte Kretschmann auf, Grenzkontrollen zu verhindern. Söders Vorschlag «ist für die Menschen und Wirtschaft in Baden-Württemberg nach den chaotischen Zuständen im Frühjahr ein Alptraum», sagte FDP-Landeschef Michael Theurer.
Hoogvliet erklärte, alle Experten gingen davon aus, dass die neu aufgetretenen, aggressiveren Virus-Varianten aus Großbritannien und Südafrika sich auch in Deutschland ausbreiten werden. Es brauche deshalb nun eine «Vorsorgeaktion», damit sich die Mutation nicht rasend schnell breit mache.
Eisenmann hatte dagegen den Sinn weiterer Verschärfungen infrage gestellt. «Die Frage ist für mich tatsächlich: Wo will man weiter verschärfen?», sagte sie am Sonntagabend im «Bild»-Politiktalk «Die richtigen Fragen». Sie halte es zwar für richtig, über eine Verlängerung des Lockdowns nachzudenken. Aber zu einer möglichen Verschärfung sagte sie: «Man muss den Maßnahmen ja auch die Chance geben, zu wirken.»
Sie halte es für schwierig, jetzt schon davon zu sprechen, wie es Ostern oder gar bis Pfingsten ist. Es brauche verlässliche Zahlen. «Wir rennen immer noch Zahlen hinterher, es wird immer noch nicht so viel getestet wie vor Weihnachten», sagte Eisenmann, die auch Spitzenkandidatin der Landtagswahl am 14. März ist. Das sei den Bürgern schwierig zu vermitteln.
In Sachen mehr Home Office kündigt sich bereits Widerstand von Arbeitgebern und Gewerkschaften an. Eine Homeoffice-Pflicht wäre auch für viele Beschäftigte kontraproduktiv, sagte DGB-Landeschef Martin Kunzmann. «Man darf nicht vergessen, dass nicht alle Beschäftigten problemlos von zu Hause aus arbeiten können, entweder weil sie keinen geeigneten Arbeitsplatz oder Internetzugang haben, oder weil sie unter Einsamkeit oder psychischen Erkrankungen leiden.» Auch Südwestmetall zeigte sich skeptisch. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Peer-Michael Dick, sagte: «Wir sind überzeugt, dass da, wo Homeoffice möglich ist, auch Homeoffice gemacht wird, sofern die Arbeitnehmer mitmachen.»
Per Post oder vor Ort: Schulen entscheiden über Zeugnisausgabe
Düsseldorf (dpa/lnw) - Wie bekommen die Schüler im Distanzunterricht ihre Halbjahreszeugnisse? Nach Angaben von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) haben die Schulen Entscheidungsspielraum in dieser Frage in der kommenden Woche. Die Schulen könnten die Zeugnisse auf dem Postweg versenden oder eine Abholung an den Schulen anbieten, wie sie am Montag mitteilte. Mit Zustimmung der Eltern sei auch eine elektronische Übermittlung mit späterer Aushändigung möglich.
«Das vergangene Schulhalbjahr hat fast vollständig im Präsenzunterricht stattgefunden. Daher gibt es Zeugnisse», erklärte Gebauer. Damit könne Schülern auch in Zeiten der Pandemie ein Stück Normalität gegeben und Lernerfolg dokumentiert werden. Nach Angaben des Ministeriums ist der 29. Januar als Zeitpunkt der Aushändigung der Halbjahreszeugnisse vorgesehen. An den Grundschulen ist demnach die Aushändigung im Zeitraum vom 25. bis 29. Januar möglich.
Die Regeln zum Distanzunterricht gelten während des verlängerten Lockdowns in der Corona-Pandemie in NRW vorläufig bis Ende Januar.
Schulen öffnen teilweise - Testpflicht für Grenzpendler
Mitten im Corona-Lockdown sind Abschlussklassen an die Schulen zurückgekehrt. Nicht nur von Eltern gibt es Kritik. Unterdessen verbuchen die Testzentren für Grenzpendler regen Zulauf.
Dresden (dpa/sn) - Nach vier Wochen Pause haben die Schulen in Sachsen teilweise wieder geöffnet. Rund 50 800 Mädchen und Jungen, die demnächst ihren Abschluss machen, werden nun in geteilten Klassen unterrichtet. Am Montag standen für Lehrer und Schüler zunächst freiwillige und kostenlose Corona-Schnelltests an. Wie viele daran teilnahmen, war nach Angaben des Kultusministeriums noch unklar. Das Landesamt für Schule und Bildung hätte allerdings berichtet, dass die Tests an sämtlichen Testschulen «reibungslos» und ohne Probleme liefen. Weil die Tests gestaffelt erfolgen, sollen sich Lehrer und Schüler auch am Dienstag noch testen können.
Der Landeselternrat sowie mehrere Kreisverbände äußerten am Montag hingegen Sorge mit Blick auf die Abschlussprüfungen. Sie sprachen sich gegen zentrale Prüfungen aus und schlugen vor, dass es stattdessen einen Pool gleichwertiger Aufgaben für die Abschlussprüfungen geben sollte. So könnte jede Schule individuell prüfen, was behandelt wurde und dann entsprechend die Prüfungsaufgaben auswählen.
Die Eltern verwiesen darauf, dass sich die Situation an den Schulen sehr unterschiedlich gestalte. Während manche bis Mitte Dezember Unterricht vor Ort abgehalten hätten, seien andere Schulen geschlossen worden oder hätten wegen Quarantäne nur eingeschränkt unterrichtet. Mehr Zeit für die Prüfungen reiche nicht aus, hieß es. Das Kultusministerium hatte in der vergangenen Woche den Schülern coronabedingte Entlastungen versprochen - unter anderem mehr Zeit für Prüfungen, weniger Fächer und keine Nachteile für freiwillige Sitzenbleiber.
Seit Montag greift zudem in Sachsen eine Testpflicht für Befufspendler. Die Testzentren verbuchten regen Zulauf, unter anderem das Modl Medical-Testcenter in Görlitz. Modl Medical will am Mittwoch ein weiteres Testzentrum in Zittau eröffnen. Ein weiteres Testzentrum hatte am Freitag in Kodersdorf eröffnet. Zudem können sich Berufspendler aus Polen und Tschechien auch in Apotheken in Görlitz sowie bei einzelnen Ärzten testen lassen. Einige von ihnen erlebten am Wochenende einen Ansturm. Viele Unternehmen aus der Grenzregion haben sich darüber hinaus für eigene Lösungen entschieden und Personal zum Testen geschult oder externe Testanbieter gebucht.
Pendler aus oder in Risikogebiete müssen sich von nun an einmal pro Woche testen lassen. Von Unternehmen und Verbänden gibt es Kritik. Kippen könnte die Regel, wenn Deutschland wegen der hohen Infektionszahlen Tschechien als Hochrisikogebiet einstuft. Damit wäre ein Grenzübertritt für tschechische Pendler laut einer neuen Verordnung des Bundes nur noch mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Am Dienstag beraten Bund und Länder darüber, wie es in der Corona-Krise weitergeht - und über mögliche Verschärfungen. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hält unterdessen eine Verlängerung des Corona-Lockdowns im Freistaat bis 14. Februar für denkbar. Er sprach sich am Montag für einen Stufenplan bis Ostern aus. «Wir müssen in Sachsen - glaube ich - nicht viel nachschärfen. Wir müssen nur das, was wir uns vorgenommen haben, konsequent umsetzen.» Dann werde man auch niedrigere Infektionszahlen erreichen.
Erstmals seit langem hatte Sachsen am Montag weniger als 1000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums gab es 448 Neuinfektionen und 46 Todesfälle. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sprach von einer «ganz leichten» Verbesserung, sah aber noch keinen Grund zur Entwarnung.
Online-Prüfung: Bei Open-Book-Klausur Lernmaterial vorbereiten
Bei Prüfungen im Digitalen kommt es häufig vor, dass man Lernmaterialien zu Hilfe nehmen darf. Darauf sollte man sich aber nicht ausruhen. Ohne Vorbereitung geht es auch hier nicht.
Gütersloh (dpa/tmn)- Auf Online-Prüfungen sollten sich Studierende nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch vorbereiten. «Weil die Prüfungsformate so vielfältig sind, kann das Klausuren-Setting immer wieder anders aussehen», erläutert Jannica Budde, Expertin für digitale Hochschulbildung.
Unter anderem sei zwischen sogenannten Open-Book- oder Closed-Book-Klausuren zu unterscheiden. Bei einer Closed-Book-Klausur dürfen Studierende nur auf ihr erworbenes Wissen zurückgreifen, bei einer Open-Book-Klausur dagegen ist es erlaubt, etwa das Vorlesungsskript oder Sekundärliteratur zu nutzen.
«Gerade bei Open-Book-Klausuren kommt es außerdem darauf an, nicht nur den Lernstoff, sondern auch das Material vorzubereiten», betont Budde. «Da muss man sehr genau wissen, was wo steht. Man hat in der Regel keine Zeit, einen kompletten Text noch einmal durchzulesen.»
Wegen der Corona-Pandemie finden Prüfungen verstärkt online statt. Seitdem habe es an Hochschulen auch einen Schwenk zu Transferaufgaben gegeben, hat Budde beobachtet. «Davon profitieren dann Lerntypen, denen diese Form der Aufgaben einfacher fällt.»
Bei Transferaufgaben geht es darum, gelerntes Wissen auf andere Situationen zu übertragen.
Schulen in Sachsen öffnen für Abschlussklassen
Dresden (dpa/sn) - Nach vierwöchiger Pause öffnen zahlreiche Schulen in Sachsen am Montag für die Abschlussklassen. Rund 50 800 Mädchen und Jungen werden dann in geteilten Klassen unterrichtet, um sich besser auf anstehende Prüfungen vorbereiten zu können. Die Teilöffnung mitten im Corona-Lockdown sorgt allerdings für Diskussionen. Kritik gab es im Vorfeld von der Gewerkschaft GEW, auch der Lehrerverband hält die Rückkehr Tausender Schüler angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen für verfrüht. An zahlreichen Schulen herrscht zudem Unsicherheit, weil am Dienstag Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Weitere Verschärfungen sind nicht ausgeschlossen.
Schüler und Lehrer können sich zu Beginn der Woche kostenlos mit einem Schnelltest auf das Coronavirus untersuchen lassen. Dafür gibt es im Land rund 100 zentrale Testschulen. Bis zum Freitagmorgen hatten sich 35 Prozent der Schüler für einen freiwilligen Antigen-Test angemeldet. Genaue Zahlen werden für Montag erwartet.
Grundschüler kehren in geteilten Gruppen in Klassen zurück
Hannover (dpa/lni) - Trotz einer weiter angespannten Corona-Lage kehren die Grundschüler in Niedersachsen am Montag in geteilten Gruppen in die Klassen zurück. Bis zum Halbjahresende erhalten sie Unterricht nach dem Szenario B - das bedeutet, dass jeweils eine Hälfte der Schüler zu Hause und die andere in der Klasse arbeitet. In der ersten Woche nach den Ferien waren alle Grundschüler im Homeschooling zu Hause unterrichtet worden.
An der teilweisen Öffnung der Schulen in Niedersachsen trotz des verschärften Lockdowns hatte es Kritik unter anderem aus Berlin gegeben. Die Schulöffnung sei gegen den Geist der Beschlüsse von Bund und Ländern, sagte der Staatsminister im Kanzleramt, Hendrik Hoppenstedt. Dagegen verteidigte die Landesregierung zuletzt am Freitag die Teilöffnung auch der Grundschulen: Man wolle daran festhalten, hieß es. Insbesondere kleine Kinder schienen die Krankheit weniger stark zu verbreiten als andere Menschen.
17.01.2021 20.23 Uhr
OECD-Bildungsexperte Schleicher für Öffnung der Grundschulen
Berlin (dpa) - Der Verantwortliche für die internationalen Pisa-Studien, OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher, hat sich für die Öffnung von Grundschulen und Kindergärten in der Pandemie ausgesprochen. «Selbst in der gegenwärtigen Infektionslage habe ich wenig Verständnis dafür, dass Grundschulen und Kindergärten flächendeckend geschlossen werden», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Schleicher ist Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
«Schulschließungen haben langfristig schwerwiegende Folgen, vor allem in den ersten Schuljahren und vor allem für Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld», erklärte er. Auch Frankreich
schränke das Leben ein und habe die zweite Corona-Welle
gebrochen, ohne die Schulen zu schließen.
Er wandte sich gegen Vorschläge, an das Ende der Schulzeit ein Jahr anzuhängen. «Das hieße ja, wir setzen jetzt nicht alles daran, Lernverluste aufzuholen, sondern schreiben das Schuljahr einfach ab.» Auch den Vorschlag, das Sitzenbleiben auszusetzen, lehnte er ab. «Entscheidend ist, dass Schulen Lerndefizite früh erkennen und gezielt ausgleichen. Dann erübrigt sich das Sitzenbleiben.»
Abschlussklassen kehren zurück an Schulen - Kritik vom Lehrerverband
Ab 18. Januar beginnt für viele Prüflinge der Präsenzunterricht. Mehr als 50 000 Schüler drücken dann wieder die Schulbank in Sachsen - mitten im Lockdown. Lehrer sorgen sich.
Dresden (dpa/sn) - Schüler, bei denen demnächst Prüfungen anstehen, beginnen am Montag als erste in Sachsen mit dem Unterricht. Unter anderem dürfen Zehntklässler an den Oberschulen wieder in die Schulen, die Klassenstufe 12 bei den Fachoberschulen, bei den Gymnasien sind es die 11. und 12. Klassen. Die Abschlussklassen an den Berufsschulen müssen vorerst weiter zu Hause lernen. Unterrichtet werden soll in geteilten Gruppen und mit genügend Abstand - wo dieser nicht gewahrt werden kann, gilt eine Maskenpflicht. Insgesamt kehren mit den Abschlussklassen rund 50 800 Schüler in die Schulen zurück - trotz einer weiterhin angespannten Corona-Situation im Freistaat.
Die Lehrer im Freistaat sehen die Teilöffnung mit Sorge. «Das Pandemiegeschehen und die hohen Infektionszahlen lassen einen Präsenzunterricht nicht zu», sagte der Vorsitzende des sächsischen Lehrerverbandes, Jens Weichelt, der dpa. «Die Öffnung kommt zu früh». In der Lehrerschaft gebe es ein geteiltes Echo, so Weichelt. Während manche um ihre Gesundheit fürchten, begrüßen andere die Möglichkeit, die Schüler auf anstehende Prüfungen vorzubereiten. Auch die Gewerkschaft GEW hatte die Teilöffnung der Schulen bereits im Vorfeld als «fahrlässig» und «verantwortungslos» kritisiert.
Um das Risiko zu minimieren, können sich Lehrer und Schüler zu Beginn der Woche freiwillig und kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Das wird in vom Kultusministerium ausgewiesenen rund 100 Testschulen stattfinden. So gibt es beispielsweise im Landkreis Görlitz sechs Testzentren - etwa in Weißwasser, Niesky oder Löbau.
Nach Einschätzung des Lehrerverbandes wollen sich längst nicht alle Schüler testen lassen. «Wir gehen davon aus, dass weniger als die Hälfte mitmacht», so Weichelt. Nach Angaben des Kultusministeriums hatten sich bis Freitagmorgen etwa 35 Prozent der Schüler für einen solchen Test angemeldet. Genaue Zahlen sollen dann zu Beginn der Woche vorliegen.
Für die Schüler hat das Kultusministerium eine ganze Reihe von coronabedingten Lockerungen geschaffen: So soll es mehr Zeit für Prüfungen, weniger Fächer und keine Nachteile für freiwillige Sitzenbleiber geben. In diesem Fall gilt das nicht als Sitzenbleiben und wird auch nicht auf die Schulzeit angerechnet.
GEW: Bei Corona-Zuspitzung Abitur auch ohne Prüfung
Abi ohne Prüfung? Die GEW in Schleswig-Holstein hielte dies für keinen Beinbruch, sollte sich die Corona-Pandemie noch weiter verschlimmern. Bildungsministerin Prien hält derzeit die Prüfungen für machbar, wappnet sich aber für verschiedene Szenarien.
Kiel (dpa/lno) - Die Bildungsgewerkschaft GEW hält bei einer weiteren Zuspitzung der Corona-Pandemie in Schleswig-Holstein die Zuerkennung des Abiturs oder des mittleren Schulabschlusses auch ohne Prüfung für möglich. «Das wäre kein Beinbruch», sagte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer der Deutschen Presse-Agentur. «Dafür könnten die bisher erbrachten Leistungen gewertet werden. Diese Abschlüsse müssten dann in der Gesellschaft die gleiche Wertschätzung erfahren wie mit Prüfung», sagte der Gewerkschafter und fügte hinzu: «Schließlich können die Schülerinnen und Schüler nichts für die Pandemie.»
Für keine gute Idee hält die GEW die Option, wegen der Pandemie das Schuljahr auszusetzen und die Monate hinten ranzuhängen. Das ginge eindeutig zu Lasten der Schüler, sagte Schauer. «Was sollen die Schülerinnen und Schüler denn während der Schulpause machen? Netflix schauen und die Wand anstarren? Bei allen Problemen wegen der verschlafenen Digitalisierung und abstürzenden Videokonferenzen halten wir Unterricht in geteilten Gruppen in Kombination mit Distanzunterricht für viel besser.»
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) geht «zurzeit noch davon aus, dass die Prüfungen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wie im vergangenen Jahr stattfinden können». Im Moment würden die Abschluss-Klassen beschult, sowohl in Präsenz als auch in Distanz, sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. «Aber wir wissen natürlich nicht, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Deswegen müssen wir auch auf andere Szenarien vorbereitet sein.» Die Änderung des Schulgesetzes schaffe den rechtlichen Rahmen, «damit alle Optionen offenbleiben. Dazu würden im Extremfall auch Teil- oder Vollanerkennungslösungen gehören». Die Kultusministerkonferenz wolle noch im Januar über das weitere Vorgehen einen Beschluss fassen.
«Es ist gut, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein», begrüßte Schauer die Haltung Priens. Wichtig sei, dafür zu sorgen, dass die Schüler einen vollwertigen Abschluss erhalten. «Der muss auch in allen anderen Bundesländern anerkannt werden. Wir brauchen daher eine bundesweite Lösung.» Die Absage von Prüfungen könne den Druck von Schülern und Lehrkräften nehmen. «Uns erscheint eine generelle Absage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht notwendig», sagte Schauer. Das könne sich aber, je nach Infektionsgeschehen, ganz schnell ändern. «Insofern ist die Position von Frau Prien in dieser Frage zum heutigen Zeitpunkt nachvollziehbar.»
16.01.2021 20.23 Uhr
Kita- und Schulöffnung durch Hintertür? Notbetreuung stärker gefragt
Wegen Corona befindet sich das Land im Lockdown - doch an Kitas und Schulen tummeln sich immer mehr Kinder. Eltern schicken sie seit den Weihnachtsferien verstärkt in die Notbetreuung. Daran wird auch Kritik laut.
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz Corona-Lockdowns rechnet die Landesregierung mit weiter steigenden Schülerzahlen an den eigentlich geschlossenen Grundschulen. Es sei davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Notbetreuungsangeboten in den kommenden Tagen kontinuierlich zunehmen werde, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur. In der Woche nach den Weihnachtsferien seien je nach Grundschule zwischen 10 und 25 Prozent der regulär unterrichteten Schüler notbetreut worden. Das habe eine Abfrage an den Schulämtern ergeben.
Bund und Länder hatten Anfang des Jahres den Lockdown auch an Schulen und Kitas bis Ende Januar verlängert. Einer zunächst angedachten vorzeitigen Öffnung von Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg schon am 18. Januar erteilte die Landesregierung am Donnerstag eine Absage - wegen der weiter hohen Corona-Infektionszahlen. Für Kita-Kinder und Schüler der Klassen 1 bis 7 soll es aber weiter die Möglichkeit einer Notbetreuung geben.
Allerdings müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Die Eltern müssen «zwingend auf eine Betreuung angewiesen» sein, wie das Kultusministerium festlegt. Sie müssen erklären, «dass beide entweder in ihrer beruflichen Tätigkeit unabkömmlich sind oder ein Studium absolvieren oder eine Schule besuchen, sofern sie die Abschlussprüfung im Jahr 2021 anstreben». Ein Nachweis dafür muss jedoch nicht erbracht werden.
Schon jetzt nutzen laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg deutlich mehr Kinder die Notbetreuungsangebote der Grundschulen und Kitas als in den Tagen vor Weihnachten. Zum Teil gebe es deshalb Personalengpässe, erklärte GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider. Aus Grundschulen höre er, dass zum Teil Lehrer und Lehrerinnen gleichzeitig Notbetreuung und Online-Fernunterricht sicherstellen sollen, was unmöglich sei. Vereinzelt erreiche ihn aus den Kitas auch Kritik daran, dass Eltern für ihre Kinder die Notbetreuung nutzten, obwohl diese anscheinend keinen Anspruch darauf hätten.
An Grundschulen gibt es laut dem Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE) dasselbe Phänomen. «Wir wissen von Eltern, die zuhause sind, kein Home Office haben und trotzdem ihre Kinder in die Notbetreuung schicken», erklärte der stellvertretende VBE-Landesvorsitzende Oliver Hintzen. Gerade weil das Angebot so niederschwellig angesetzt sei, werde es häufig genutzt.
An Standorten mit viel Platz und wenigen Kindern in der Notbetreuung funktioniere das System gut. «Bei Standorten mit großen Gruppen hingegen haben wir aber genau das Gegenteil von dem erreicht, was mit einer Schulschließung bewirkt werden soll», bemängelte er. In Landkreisen, Städten und Gemeinden mit hohen Infektionszahlen müsse überlegt werden, ob Schulen überhaupt für Notbetreuung geöffnet werden müssten.
Auch beim Evangelischen Kitaverband EvLvKita verzeichnete man in der ersten Woche nach den Ferien steigende Kinderzahlen in der Notbetreuung. Und jetzt, da der 18. Januar als Datum für eine mögliche vorzeitige Kita-Öffnung vom Tisch sei, würden vermutlich noch mehr Eltern das Angebot in Anspruch nehmen, erklärte Bettina Stäb, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands. Für viele Eltern sei es machbar erschienen, bis Anfang kommender Woche ihre Kinder selbst zu betreuen - nicht aber darüber hinaus.
Im Schnitt gar zur Hälfte ausgelastet seien die Kitas, die zum Verband freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart gehörten, erklärte Koordinator Romano Sposito. Damit liege die Auslastung etwa doppelt so hoch wie vor den Weihnachtsferien.
Viele Berliner Schulen warten weiter auf Luftfiltergeräte
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulen sollen schon lange mit Luftfiltergeräten ausgestattet werden. Im November hieß es von der Senatsverwaltung für Bildung, die Beschaffung sei in vollem Gange. Dabei ist nicht daran gedacht, für jedes Klassenzimmer der rund 800 Berliner Schulen ein Gerät zu besorgen, sondern allenfalls für einen Teil davon. Die Luftfilter sollen in erster Linie in Räumen zum Einsatz kommen, wo Lüften schwierig ist. Laut der Bildungsverwaltung stehen dafür insgesamt 4,5 Millionen Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Doch es geht langsamer voran, als die Bezirksverwaltungen im Spätherbst erwartet haben. Und beim Stand der Dinge gibt es zwischen den Bezirken erhebliche Unterschiede, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt:
So teilte das Bezirksamt Spandau mit, es habe 82 Luftreinigungsgeräte für die Spandauer Schulen bestellt. Im Einsatz sind davon allerdings noch keine. «Die Auslieferung an die Schulen erfolgt nach jüngstem Kenntnisstand zwischen dem 20. und 25. Januar.»
Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat nach eigenen Angaben 96 Luftreinigungsgeräte bestellt. Ein Großteil davon - rund 65 - sei bereits ausgeliefert worden. «In der kommenden Woche wird dann auch die Auslieferung der restlichen Geräte erfolgen. Sobald die Luftreiniger vor Ort sind, können Sie auch eingesetzt werden.»
Einen eigenen Weg geht Reinickendorf: Durch Eigeninitiative des Bezirks sei bereits eine Muster-Lüftungsanlage in der Carl-Bosch-Oberschule im Test-Einsatz, teilte das Bezirksamt mit. «Es könnten künftig weitere Räume damit ausgestattet werden, wenn der Betrieb positive Ergebnisse erzielt.» Außerdem seien mit den vom Senat zur Verfügung gestellten Mitteln 75 Luftfiltergeräte bestellt worden. «Geliefert werden diese Geräte voraussichtlich Ende Januar.»
Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gab es noch gar keine Bestellungen. Das Schul- und Sportamt habe über den Jahreswechsel alle Unterlagen für eine Ausschreibung vorbereitet und inzwischen Unternehmen zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. «Nach Prüfung der Angebote werden entsprechende Geräte bestellt.» Die Anzahl der Geräte sei abhängig von den Preisen der Bieter. «Das Schul- und Sportamt hat keine Kenntnis davon, ob und wenn ja in welchen Schulen anderweitig - zum Beispiel auf Elterninitiative - beschaffte Geräte bereits im Einsatz sind.»
Auch der Bezirk Mitte ist noch nicht weit gekommen: Bislang seien lediglich vereinzelt durch Fördervereine oder Elterninitiativen beschaffte Geräte im Einsatz, teilte das Bezirksamt mit. Ansonsten ist noch kein Gerät bestellt. «Derzeit werden die eingereichten Angebote ausgewertet, um die Wertungsstufe abzuschließen.» Danach folge eine Zuschlagsempfehlung. «Die Rügefrist beträgt 2 Wochen, danach erfolgt die Auftragserteilung/Beauftragung zur Lieferung.» Der Liefertermin hänge von der Lieferfrist des Auftragnehmers ab, als spätester Termin sei in der Ausschreibung Anfang März genannt worden.
Friedrichshain-Kreuzberg hat nach Angaben des Bezirksamts eines der teuersten, aber nach Meinung der eigenen Fachleute das beste Gerät bestellt. Es sei außerdem sehr sicher, langlebig und vor allem leise. «Da das vom Senat zur Verfügung gestellte Mittelvolumen begrenzt ist, konnten wir zunächst nur 42 Geräte bestellen.» Außerdem hätten alle Schulen eine Liste bekommen mit einer Übersicht über geeignete Geräte, weil mehrere Fördervereine der Schulen zusätzliche Bestellungen planten. Die ersten vier Geräte seien am Mittwoch geliefert worden, die weiteren Geräte würden in Kürze folgen.
Das Bezirksamt Treptow-Köpenick teilte mit, es seien noch keine Geräte bestellt worden. «Das Vergabeverfahren dauert an. Die Zuschlags- und Bindefrist musste wegen unzulänglicher Angebote verlängert werden. Der Bezirk Lichtenberg hat nach Angaben des Bezirksamts 77 Geräte bestellt, die in mehreren Lieferungen bis Mitte Februar eintreffen sollen.
Im Bezirk Pankow sind bereits an 18 von 68 Pankower Schulen die vom Bezirksamt beschafften Luftfiltergeräte angeliefert worden. Insgesamt hat der Bezirk 115 Geräte bestellt. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat 70 Geräte bestellt, die für Anfang Februar erwartet werden.
Ob die Anschaffung von Luftfiltergeräten überhaupt ratsam ist, gilt als umstritten. Eine Untersuchung ergab, dass Stoßlüften deutlich wirksamer sei. Die Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hatten dafür in einem nicht genutzten Klassenzimmer die Wirkung auf Aerosole ermittelt. Dabei zeigte sich nach Angaben der Hochschule, dass die Stoßöffnung aller Fenster über drei Minuten bei Außentemperaturen von 7 bis 11 Grad Celsius die eingebrachte Konzentration an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent gesenkt habe. Dagegen sei in dem Raum beim Einsatz von vier mobilen Luftfiltergeräten nach etwa 30 Minuten eine um 90 Prozent verringerte Konzentration gemessen worden.
15.01.2021 20.22 Uhr
Corona-Tests für Schüler ab Montag
Erfurt (dpa/th) - An Thüringens Schulen sollen sich Abschlusskandidaten, die weiter Präsenzunterricht bekommen, auf eine Coronavirus-Infektion testen lassen können. «Es ist uns gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen gelungen, innerhalb nur weniger Tage Wege zu finden, in das Testsystem erstmals auch Schülerinnen und Schüler und damit eine wesentlich größere Zahl an Personen einzubeziehen», teilte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Freitag in Erfurt mit. Schulleitungen sollen ab Montag Testtermine vereinbaren können. Zuvor hatte der MDR über die Ausweitung der Tests berichtet.
Zuvor hatte es Kritik gegeben, dass ungetestete Schüler trotz des härteren Lockdowns überhaupt noch an die Schulen gehen können. Zwar hatte das Bildungsministerium früh angekündigt, das Angebot kostenloser Schnelltests für Lehrer auch für einen bestimmten Kreis von Schülern auszuweiten. Doch zunächst war der Unterricht ohne Testmöglichkeiten für Schüler gestartet.
Nach Angaben des Bildungsressorts ist für minderjährige Schüler eine Einverständniserklärung der Eltern nötig, damit die Schüler getestet werden können. Volljährige können selbst entscheiden. Holter appellierte an Eltern und Schüler, die Testmöglichkeiten zu nutzen.
Nach Angaben seines Ministeriums können die Schulen ab Montag mit teilnehmenden Kassenärzten Testtermine in Schulen vereinbaren. Demnach werden die Tests wie bisher vom Arzt gegenüber der KV abgerechnet. Die Kosten übernimmt der Freistaat. Für Schulen, die innerhalb kurzer Zeit keinen Partnerarzt finden, will das Bildungsministerium ab 1. Februar 2021 die Hilfe von Testteams des Deutschen Roten Kreuzes vermitteln.
Den Angaben zufolge soll auch die Zahl der Ärzte erhöht werden, die Schnelltests vornehmen und abrechnen können. «Die Tests können nun von allen Thüringer Kassenärztinnen beziehungsweise -ärzten jeder Fachrichtung beziehungsweise von durch sie beauftragtem medizinischem Personal durchgeführt werden», heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Holter: «Ich rufe Ärztinnen und Ärzte sowie Schulleitungen in ganz Thüringen dringend auf, diese Möglichkeit zu nutzen.»
Lehrerverbands-Präsident: Keine Not-Abschlüsse wegen Corona-Krise
Deggendorf/Berlin (dpa/lby) - Der Präsident des Lehrerverbands will in der Corona-Krise an den Abschlussprüfungen festhalten. «Wir sollten alles tun, um den Schülerinnen und Schülern den Makel eines Not-Abiturs oder eines Not-Realschulabschlusses zu ersparen», sagte Heinz-Peter Meidinger der «Passauer Neuen Presse» (Freitagsausgabe).
Sollten die Abschlussprüfungen ausfallen, seien die Zeugnisse der Absolventen nicht vergleichbar und weniger wert. «Da droht dann der unsichtbare, aber verhängnisvolle Corona-Stempel auf den Abschlusszertifikaten», warnte Meidinger. Im Zweifel sollten die Prüfungen lieber noch einmal verschoben werden.
Noch könnten die Unterrichtsziele weitgehend erreicht werden, sagte der Präsident des Lehrerverbands. «Je länger der Unterrichtsbetrieb weiter stark eingeschränkt sein wird, desto dringlicher wird die Frage, wie wir mit den wachsenden Lerndefiziten von Schülern umgehen, die wir im Distanzlernen kaum oder nur teilweise erreichen.» Er halte es für fraglich, ob Schüler trotz schlechter Leistungen in die nächste Jahrgangsstufe vorrücken sollten.
Meidinger: Impfungen für Lehrer im zweiten Quartal zu spät
Berlin (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands hält es für sinnvoll, Lehrer schon früher als bisher geplant gegen das Coronavirus zu impfen. «Nach den derzeitigen Plänen sollen Lehrerinnen und Lehrer erst im zweiten Quartal dieses Jahres geimpft werden. Das halten wir für zu spät», sagte Heinz-Peter Meidinger dem «Focus». Zumindest für ältere Lehrkräfte über 60 sollte es frühere Impftermine geben. Zugleich betonte Meidinger, dass die Impfbereitschaft unter den Pädagogen groß sei. Eine hohe Impfquote könne daher leicht erreicht werden.
Weil es zunächst nicht genügend Impfstoff für jeden gibt, wird derzeit gemäß einer vom Bundesgesundheitsministerium festgelegten Priorisierung geimpft. «Die Schwächsten zu schützen, das ist das erste Ziel unserer Impfkampagne», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dazu im Dezember. Ältere über 80 Jahre, Bewohner und Personal in Pflegeheimen werden zuerst geimpft.
Meidinger hält es noch für möglich, das Schuljahr «ordentlich zu Ende zu bringen». Bis zu den Weihnachtsferien habe es fast durchgängig Präsenzunterricht gegeben, so dass er durchaus Chancen für eine ausreichende Prüfungsvorbereitung sehe, wenn «hoffentlich» ab Februar vorrangig die Abschlussjahrgänge wieder an die Schulen geholt werden könnten, sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Freitag).
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) äußerte sich derweil kritisch zu Forderungen nach einem Verzicht auf das Sitzenbleiben im Corona-Schuljahr. «Ein Schuljahr zu wiederholen, ist für die Betroffenen nicht schön. Dies passiert allerdings unabhängig von der Pandemie», sagte Karliczek der «Rheinischen Post» (Freitag). Damit solle die Chance verbunden werden, wieder einen besseren Anschluss an den Lernstoff zu bekommen, also neue Chancen eröffnen. Sie halte nichts davon, diese Möglichkeit generell auszuschließen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte sich dafür ausgesprochen, aufgrund der Corona-Umstände in diesem Schuljahr auf das Sitzenbleiben zu verzichten.
Schülerkonferenz warnt vor Desaster bei Fernunterricht
Berlin (dpa) - Die Bundesschülerkonferenz warnt vor gravierenden Folgen bei Problemen mit dem Fernunterricht. «Bund und Länder müssen jetzt Geld in die Hand nehmen und Serverkapazitäten massiv ausbauen. Sonst enden diese Wochen in einem Desaster», sagte Generalsekretär Dario Schramm der Deutschen Presse-Agentur.
Die Art und Weise, wie der Unterricht momentan gestaltet werde, hänge sehr stark vom Lehrer ab, sagte Schram zur Frage, inwieweit zum Beispiel Videokonferenzen stattfinden und was Aufgabenumfang und Unterstützungsangebote betrifft. Lehrkräfte gäben in einer überwältigenden Mehrheit aber ihr Bestes. «Wie sollen sie auch den "perfekten" digitalen Unterricht auf die Beine stellen, so ganz ohne vernünftige Fortbildungen und eine funktionierende Technik?»
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, warnte vor Pauschalurteilen. Angesichts von mehr als 10 Millionen Schülern und 40 000 Schulen dürfe bei durchaus im Einzelfall berechtigten Klagen nicht ein Eindruck entstehen, der nicht repräsentativ sei, sagte er der dpa. «Mein Eindruck ist, dass es insgesamt besser läuft als im Frühjahr - auch weil inzwischen viele, aber leider bei weitem noch nicht alle Leihgeräte an Kinder ausgegeben worden sind, die bislang zu Hause keinen tastaturfähigen Computer nutzen konnten.»
Mitte Dezember war der Präsenzbetrieb an den Schulen in Deutschland wegen der hohen Corona-Zahlen heruntergefahren worden. Immer wieder gibt es seitdem Meldungen oder Beschwerden von Schülern oder Eltern über Aussetzer bei Lernplattformen und andere Probleme beim sogenannten Distanzunterricht - etwa, dass Schüler Aufgaben bekämen und diese dann ohne großen Kontakt zur Lehrkraft alleine abarbeiten müssten.
Schriftliches Abitur dieses Jahr ab 21. April
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die schriftlichen Abiturprüfungen sollen in diesem Jahr in Hessen vom 21. April bis 5. Mai stattfinden. Das teilte das Kultusministerium in Wiesbaden am Donnerstag mit. Schon im vergangenen Jahr sei festgelegt worden, dass die Abi-Klausuren angesichts der Corona-Pandemie erst nach den Osterferien geschrieben werden. «Damit wurde ein zusätzlicher Zeitraum von zwei Monaten geschaffen, den Lehrkräfte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern zum Nacharbeiten und Vertiefen prüfungsrelevanter Unterrichtseinheiten nutzen können», erläuterte Kultusminister Alexander Lorz (CDU).
Sowohl für den Haupt- als auch für den Nachtermin der schriftlichen Abiturprüfungen vom 18. Mai bis 2. Juni werde den Schulen in jedem Prüfungsfach ein zusätzlicher Aufgabenvorschlag zur Verfügung gestellt. «Damit geben wir jeder Lehrkraft die Möglichkeit, vor dem Hintergrund des Kenntnisstands ihrer Schülerinnen und Schüler eine entsprechende Vorauswahl zu treffen, die sie ihnen am Prüfungstag vorlegt», erklärte der Minister.
Die Prüflinge erhielten wie in den vergangenen Jahren mehrere Aufgabenvorschläge, aus denen sie auswählen könnten. «Mit uns wird es keinen "Abschluss light" geben», teilte Lorz mit. Alle Anpassungen verfolgten das Ziel, sicherzustellen, dass sich alle Schüler trotz der herausfordernden Bedingungen bis zum Beginn der schriftlichen Abiturprüfungen fundiert vorbereiten können.
14.01.2021 20.12 Uhr
Sachsen-Inzidenzwert unter 300 - Kritik an Schul-Teilöffnung
Der Inzidenzwert für Sachsen sinkt und der Freistaat kämpft sich beim Impfen im bundesweiten Vergleich nach oben. Die Teilöffnung der Schulen indes sorgt für Kritik.
Dresden (dpa/sn) - Trotz einer weiterhin angespannten Situation bei den Corona-Neuinfektionen hält Sachsen an der Rückkehr zum Präsenzunterricht fest - zumindest für die Abschlussklassen. «Es geht am kommenden Montag los», sagte ein Sprecher des Kultusministeriums in Dresden am Donnerstag. Dann öffnen die Schulen für die rund 48 000 Jugendlichen, die im Sommer und 2022 ihre Abschluss machen. Am Freitag will das Ministerium ein Maßnahmenbündel zu Erleichterungen bei den Prüfungen unter den erschwerten Bedingungen in der Pandemie vorstellen. Die GEW kritisierte die Teilöffnung der Schulen als «fahrlässig» und «verantwortungslos».
Nach der aktuellen Corona-Schutzverordnung sollen Schüler der Abschlussklassen ab 18. Januar wieder zur Schule gehen können - in geteilten Klassen. Die Winterferien werden auf die erste Februarwoche vorgezogen und verkürzt, die zweite Hälfte soll vor Ostern nachgeholt werden. Selbst Bundesländer mit deutlich niedrigeren Infektionszahlen wie Bayern hielten die Schulen bis zum Monatsende geschlossen, sagte GEW-Landesvorsitzende Uschi Kruse. Die Rückkehr Tausender Schüler und vieler Lehrer werde erneut zu Infektionen und Quarantänemaßnahmen an Schulen führen.
Bei der ab Montag geltenden Testpflicht für Berufspendler aus Polen und Tschechien verständigte sich das Kabinett darauf, dass sich der Freistaat mit 10 Euro pro Antigen-Schnelltest an den Kosten beteiligt. Grenzpendler aus und in Risikogebiete müssen sich einmal pro Woche regelmäßig auf Corona testen lassen - zum besseren Schutz von Beschäftigten und Firmen, die nicht auf Homeoffice ausweichen könnten. Das Gesundheitsministerium schätzt, dass etwa 25 000 Personen Anträge auf Kostenbeteiligung bei der Landesdirektion Sachsen stellen können.
Der Dresdner IHK-Hauptgeschäftsführer Detlef Hamann befürchtet jedoch, dass dieser «praktikable Kompromiss» schon obsolet ist. Er verlangte eine Aussetzung der Testpflicht bis zur Prüfung, ob der «überraschende Vorstoß» des Bundes zur Testung von Grenzpendlern aus Risikogebieten diesen aushebelt. «Wir fordern schnellstmöglich Klarheit, um praktikable Verfahrensweisen zu vereinbaren und die Wirtschaft nicht noch weiter zu schwächen.»
Sachsen hat bei den Corona-Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner indes die 300er Marke unterschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) und die aktuelle Übersicht des Gesundheitsministeriums wiesen die sogenannte Inzidenz jeweils mit 292,4 aus. Das ist weiterhin der zweithöchste Wert im Vergleich der Bundesländer - nach dem bundesweiten Spitzenreiter Thüringen (310,4). Mit 493,5 lag der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge im bundesweiten Vergleich weiter auf dem zweiten Platz.
Das Gesundheitsministerium meldete 1911 Neuinfektionen im Vergleich zum Mittwoch sowie 212 weitere Todesfälle. Damit sind mehr als 163 000 Fälle seit Ausbruch der Pandemie im Freistaat nachgewiesen; 4786 Menschen starben insgesamt mit oder an dem Virus. Auf fast 132 000 wird die Zahl der Genesenen geschätzt.
Knapp 34 600 Personen landesweit wurden nach der Übersicht des RKI bisher geimpft - vor allem medizinisches Personal, aber auch fast 6670 Bewohner von Pflegeheimen. Impfdosen, die nicht gebraucht werden, werden anderweitig geimpft, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen werden dann angefragt, «ob diese sehr kurzfristig ins Impfzentrum kommen könnten».
Inzwischen hat Sachsen beim Impfen im bundesweiten Vergleich weiter aufgeholt und liegt im hinteren Mittelfeld. Alle 9000 zur Verfügung stehenden Termine über das Onlineportal sind laut DRK Sachsen vergeben, in dessen Händen die Koordination liegt. Bisher haben sich 50 000 Bürger registriert, insgesamt gab es 1,6 Millionen Zugriffe auf die Seite, wie ein Sprecher sagte.
Das Gesundheitsministerium hat nun für mindestens ein halbes Jahr Verstärkung aus dem Innenministerium bekommen und die Corona-Stabsstelle einen Leiter, der die Zusammenarbeit der einzelnen Ressorts und Institutionen in der Pandemie koordiniert. Sachsens Linke kritisierten die Kommunikation der Landesregierung zu Corona-Maßnahmen. Sie wäre gut beraten, «nicht jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben», sagte Parteichefin Susanne Schaper. «Statt laut zu denken und jeden Tag neue Vorschläge zu präsentieren, ist stilles und effektives Arbeiten geboten.»
Sitzenbleiben umstritten - Schüler fordern coronagerechte Klausuren
Der Lockdown geht weiter, Schülerinnen und Schüler müssen seit Monaten unter besonderen Bedingungen lernen. Wie sollen ihre Leistungen in der Pandemie bewertet werden? Und soll es in diesem Jahr kein Sitzenbleiben geben, wie es die Gewerkschaft GEW fordert?
Berlin (dpa) - Geschlossene Schulen und fehlende Perspektiven: Die Corona-Pandemie macht das Lernen für Schüler zum Kraftakt. Wäre der Verzicht auf das Sitzenbleiben in diesem Jahr angesichts der Versäumnisse und schlechten Bedingungen eine Option? Das fordert die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). «Man kann nicht mit der normalen Leistungsmessung herangehen und einfach sagen, wir lassen sitzen», sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte sie ihren Vorschlag gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) geäußert.
Aus Tepes Sicht sollten auch Abiturprüfungen in diesem Jahr ausgesetzt werden. Stattdessen könnten Lehrer ihre Schüler aufgrund der erbrachten Leistung bewerten und eine Note ohne Klausur vergeben. Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hält das für keine gute Idee. Bevor Prüfungen komplett ausfielen, wäre es besser, sie zu verschieben, sagte Beckmann der dpa. Beckmann spricht sich dagegen aus, pauschal alle Schüler zu versetzen und plädiert stattdessen für individuelle Lösungen.
Es gehe in erster Linie darum, den «Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden». Einige Schüler hätten in der Pandemie besondere Kompetenzen erworben, zum Beispiel das eigenständige Lernen. Diesen Punkt müsse man berücksichtigen. Dass Kinder nun ein «Notabitur» machen müssten und Prüfungen nicht vergleichbar seien, stimme so nicht, sagte Beckmann. Schülerinnen und Schüler hätten auch jetzt Leistungen erbracht, die zu bewerten seien. Für den Fall, dass Schüler das Gefühl hätten, aufgrund der Pandemie-Situation benachteiligt worden zu sein, müssten sie das Jahr wiederholen können, ohne dass es als «Sitzenbleiben» angerechnet würde, sagte er.
Außerdem brauche es «zur Unterstützung klare Konzepte und auch die Vernetzung unterschiedlicher Zuständigkeitsbereiche bis hin zu den Ministerien». Seit Monaten fordere er von der Kultusministerkonferenz (KMK), einen Rahmen zu schaffen, damit Lehrer wissen, wie sie die Leistungen während der Pandemie bewerten können.
Die neue KMK-Präsidentin Britta Ernst, die am Donnerstag offiziell ihr Amt übernahm, sagte der Zeitung «Welt», Schülern in Deutschland trotz der Pandemie einen vollwertigen Abschluss ermöglichen zu wollen. «Wir werden uns innerhalb der KMK mit allen Bundesländern austauschen, wie wir unter Beibehaltung unserer gemeinsamen Standards das Abitur auch unter diesen Rahmenbedingungen gerecht durchführen können», sagte Ernst. «Ein Notabitur hätte fatale Folgen.» Der Forderung, den versäumten Lernstoff zu kompensieren, indem pauschal ein weiteres Schuljahr angehängt werde, erteilte die KMK-Chefin eine Absage. Ein Wiederholungsjahr sei «nicht notwendig. Wir müssen ja auch sorgfältig mit der Lebenszeit der jungen Menschen umgehen».
Die Bundesschülervertretung würde eine generelle Möglichkeit, das Sitzenbleiben in diesem Jahr auszusetzen, begrüßen. Die Fachlehrer müssten aber dann eine Beratung anbieten, sagte der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, der dpa. «Viele Schülerinnen und Schüler haben bereits so große Lücken, dass eine Wiederholung vermutlich mehr Sinn macht als der Versuch, diese Lücken in kurzer Zeit auszubessern.»
Das Wissen, nicht sitzen bleiben zu können, könne «etwas Druck vom Kessel nehmen», sagte Schramm. Für die Abschlussklassen gelte das aber nicht. «Hier müssen wir Prüfungen so anpassen, dass sie der Situation entsprechend geändert werden.» Einen «wirklich fairen und vergleichbaren Abschluss» könne es in diesem Jahr nicht geben.
Unter den Eltern trifft die Debatte über das Sitzenbleiben indes auf ein geteiltes Echo. Der Bundeselternrat fordert in erster Linie mehr Präsenzunterricht und eine bessere Qualität des Distanzlernens. Eine «verstärkte Förderung in Problemfächern» könne im Einzelfall sinnvoller sein, als das Jahr zu wiederholen, teilte die stellvertretende Vorsitzende, Sabrina Wetzel, auf dpa-Anfrage mit.
Indes entschied sich Baden-Württemberg am Donnerstag dafür, Grundschulen und Kitas weiterhin zumindest bis Ende Januar geschlossen zu lassen. Wie die dpa am Donnerstag in Stuttgart erfuhr, verständigten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) darauf, angesichts der weiter hohen Corona-Infektionszahlen doch nicht zu lockern. Es solle aber eine Öffnungsperspektive für Grundschulen und Kitas erarbeitet werden, sollte der Lockdown über Januar hinaus gelten, hieß es.
Seit Mitte Dezember sind die meisten Schulen und Kitas in Deutschland entweder komplett geschlossen oder nur für Notbetreuung geöffnet. Dort, wo nicht geschlossen wurde, wurde die Anwesenheitspflicht ausgesetzt. Eltern wurden gebeten, ihren Nachwuchs zu Hause zu lassen. Für Abschlussklassen, die vor den Prüfungen stehen, gibt es Ausnahmen. Wann die Einrichtungen wieder öffnen können, ist unklar.
Minister warnt vor Schulabschlüssen mit «Corona-Makel»
Fällt das Abitur aus? Wird das Sitzenbleiben freiwillig? Die Forderungen der Schulleiter in der Corona-Krise haben es in sich. Das Kultusministerium hält an seiner Planung fest - zumindest bisher.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Schüler müssen sich trotz der Corona-Einschränkungen weiter auf ihre Abitur- und Abschlussprüfungen vorbereiten. Der Schulleitungsverband (SLVN) hatte gefordert, die Prüfungen in diesem Jahr auszusetzen und auch auf das Sitzenbleiben zu verzichten. Kultusminister Grant Hendrik Tonne wies das am Donnerstag zurück, ließ sich aber eine Hintertür offen: Das Ministerium halte nicht dogmatisch an den Prüfungen fest, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Auch bei Lehrern und Eltern stieß der Vorschlag, die Prüfungen abzusagen, auf Ablehnung. Der Schülerrat warb indes für inhaltliche Anpassungen.
DAS FORDERN DIE SCHULLEITER
Der Schulleitungsverband ist am Mittwochabend mit einem Katalog von acht Forderungen vorgeprescht. Darin dringen die Schulleiter mit Blick auf den Corona-Unterricht auf «einen großen Wurf»: Bis zu den Osterferien solle es an allen Schulformen keinen normalen Präsenzunterricht mehr geben, sondern standardmäßig das Szenario B mit Wechselunterricht in geteilten Klassen gelten. Die Abschlussprüfungen sollen entfallen, wobei freiwillige Ersatzleistungen möglich sein sollen. Eine Wiederholung des Schuljahrs solle es nur auf Wunsch des Schülers geben. Das Land müsse zudem dafür sorgen, dass alle Schulbediensteten FFP2-Masken erhalten. Nach bisheriger Planung beginnen die Abiturprüfungen am 19. April.
SO REAGIERT DIE POLITIK
«Mir liegt sehr daran, den Prüflingen auch in der gegenwärtig schwierigen Gesamtlage hochwertige Abschlüsse zuzusichern. Prüfungen zum jetzigen Zeitpunkt abzusagen, ist das falsche Signal», sagte Kultusminister Tonne (SPD). Er warnte davor, dass die Abschlüsse ohne Prüfung einen «Corona-Makel» bekommen könnten. Das sei nicht im Sinne der Schüler. «Es gilt, passgenaue Prüfungsformate anzubieten, um den Jugendlichen das Recht auf Prüfung einzuräumen.» Eine finale Planungssicherheit gebe es in der Pandemie allerdings nicht. «Wir hoffen sehr, dass sich durch den allgemeinen Shutdown die Gesamtlage derart stabilisiert, dass diese Planungen halten.»
Die Vorgaben für das Abitur stehen bereits auf dem Prüfstand. Alle Prüfungsaufgaben würden im Ministerium noch einmal auf ihre Angemessenheit geprüft und möglicherweise überarbeitet, heißt es in einem Schreiben an die Schulleitungen vom Dienstag. Zudem sollen Inhalte, die dem vierten Semester zugeordnet sind, teilweise nicht prüfungsrelevant sein, um Unwägbarkeiten für den noch bevorstehenden Unterricht im kommenden Halbjahr vorzubeugen. Mit den Maßnahmen soll die Durchführung des Zentralabiturs sichergestellt werden.
Mit Blick auf das Sitzenbleiben betonte Tonne, dass es bereits Erleichterungen für die Schüler gebe. Mit Zusatzleistungen könnten sie sich noch verbessern, wenn die Versetzung gefährdet ist. «Darauf haben sie ein Recht, das war vorher nicht so», erklärte der Minister. «Es gilt zudem das Motto: Im Zweifel für die Schüler!» Bei engen Entscheidungen müssten die Lehrer die besondere Lage berücksichtigen. «Das halte ich für situationsangemessen, ein generelles Aufrücken aller Schülerinnen und Schüler hingegen nicht», sagte Tonne.
DAS SAGEN SCHÜLER, ELTERN UND LEHRER
Die Lehrer dringen auf ein bundesweit einheitliches Vorgehen. Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen (PHVN), Horst Audritz, sagte, für die Abiturienten wäre es «verheerend», wenn es keine Vergleichbarkeit der Abschlüsse auf Bundesebene gebe. «Auf Prüfungen vorschnell zu verzichten, ist das falsche Signal. Das relativiert die Bedeutung des Abiturs», kritisierte Audritz. Auch der Vorsitzende des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR), Torsten Neumann, betonte, es müssten bundesweit gemeinsame Regelungen getroffen werden. Es dürfe keine «Notabschlüsse» geben, die mit den bisherigen Abschlüssen nicht vergleichbar seien.
Beim Landeselternrat stieß der Ruf, auf Prüfungen zu verzichten, ebenfalls auf Unverständnis. Die Forderung sei «zu kurz gedacht», sagte die Vorsitzende Cindy-Patricia Heine. «Damit hätten wir immer noch keine Lösung für die kommenden Wochen.» Wichtiger seien Investitionen in den Infektionsschutz an den Schulen für alle Beteiligten, um möglichst schnell zum Präsenzunterricht zurückkehren zu können. Das hätten die Entscheidungsträger bisher versäumt.
Der Schülerrat begrüßt die Debatte dagegen. Das Kultusministerium solle nicht zu lange mit Anpassungen der Prüfungen warten, sagte der Vorsitzende Florian Reetz am Donnerstag. Den Lernstoff zu ändern oder zu dezentralen Prüfungen zu wechseln, sei schon jetzt kaum mehr möglich. Das Land könne den Schulen aber mit einem «Abschlussprüfungspuzzle» mehr Auswahlmöglichkeiten bei der Gestaltung der Prüfungen geben, schlug Reetz vor. «Die Lehrer wissen am besten, was ihre Schüler verpasst haben oder nicht», sagte er.
DAS MACHEN ANDERE BUNDESLÄNDER
Von einer einheitlichen Linie sind die Länder in Sachen Schule derzeit weit entfernt. So hat Bayern die Faschingsferien im Februar abgesagt, um ausgefallenen Unterricht nachzuholen. In Niedersachsen ist eine solche Änderung der Ferientermine bisher kein Thema. Nordrhein-Westfalen hat seine Abiturtermine bereits im Sommer um neun Unterrichtstage nach hinten verschoben. In Rheinland-Pfalz haben die Abiturprüfungen dagegen schon im Januar begonnen.
Schüler für «Prüfungspuzzle» mit größerer Auswahl
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Schülerrat hat die Diskussion über die Form der Abschlussprüfungen in diesem Jahr begrüßt. Das Kultusministerium solle nicht zu lange mit Anpassungen der Prüfungen warten, sagte der Vorsitzende Florian Reetz am Donnerstag. Den Lernstoff zu ändern oder zu dezentralen Prüfungen zu wechseln, sei schon jetzt kaum mehr möglich. Das Land könne den Schulen aber mit einem «Abschlussprüfungspuzzle» mehr Auswahlmöglichkeiten bei der Gestaltung der Prüfungen geben. «Die Lehrer wissen am besten, was ihre Schüler verpasst haben oder nicht», sagte Reetz.
Alternativ könne die Durchschnittsnote für den Abschluss herangezogen werden. Im vergangenen Frühjahr hatte der Schülerrat dieses Verfahren noch ausdrücklich gefordert. Das sei in diesem Jahr anders, weil es bereits inhaltliche Anpassungen des Lernstoffs gegeben habe. Wichtig sei, dass der Stellenwert der Prüfungen erhalten bleibe. «Wir wollen nicht, dass das Niedersachsen-Abi vorbelastet ist», sagte Reetz.
Für eine abschließende Positionierung will sich der Schülerrat noch mit weiteren Schülern und Lehrern austauschen, um die Forderung des Schulleitungsverbands, die Prüfungen abzusagen, besser verstehen zu können. Oft gebe es für die Probleme einer einzelnen Schule oder Klasse keine Lösung nach Schema F, betonte Reetz.
KMK-Präsidentin Ernst will «Notabitur» vermeiden
Berlin (dpa) Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst (SPD), will Abiturienten trotz der Pandemie einen vollwertigen Schulabschluss ermöglichen. «Wir werden uns innerhalb der KMK mit allen Bundesländern austauschen, wie wir unter Beibehaltung unserer gemeinsamen Standards das Abitur auch unter diesen Rahmenbedingungen gerecht durchführen können», sagte Ernst der Zeitung «Welt».
Die Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen, müssten die Sicherheit haben, dass sie nicht benachteiligt werden. «Ein Notabitur hätte fatale Folgen. Wir brauchen eine gleichwertige Hochschulzugangsberechtigung.» Ob die bisherigen Maßnahmen an den Schulen nachjustiert werden müssten, hänge von der weiteren Entwicklung der Infektionszahlen ab, sagte Ernst, die auch Bildungsministerin in Brandenburg ist.
«Sollten die harten Einschränkungen im Schulbetrieb jetzt noch viel länger dauern, müssen wir uns das Thema Abschlüsse noch einmal vornehmen.» In Berlin und Brandenburg sei schon entschieden worden, dass die dortigen Schulen beim Abitur eine Aufgabe mehr zur Auswahl bekommen.
Auf die Forderung von Schülerverbänden, Schulabgängern angesichts der Unterrichtsausfälle einen Nachteilsausgleich zu gewähren, um so die Chancengleichheit im Studium zu gewährleisten, wollte die KMK-Präsidentin dem Bericht zufolge erst einmal nicht eingehen. Die Diskussion darüber sei verfrüht. Versäumten Unterrichtsstoff durch Anhängen eines weiteren Schuljahrs zu kompensieren, sei nicht notwendig, sagte Ernst. «Wir müssen ja auch sorgfältig mit der Lebenszeit der jungen Menschen umgehen. Abgesehen davon hätten wir auch gar nicht das Personal dafür.»
Baden-Württemberg lässt Grundschulen und Kitas zunächst weiter zu
Vielerorts ist die Sorge groß, dass die neuen Varianten des Coronavirus sich noch schneller verbreiten könnten. Im Südwesten war noch eine Lockerung bei Kitas und Grundschulen angedacht. Doch diese Hoffnung musste jetzt auch begraben werden.
Stuttgart (dpa) - Baden-Württemberg will Grundschulen und Kitas nun doch zumindest bis Ende Januar geschlossen halten und verzichtet angesichts der weiter hohen Corona-Infektionszahlen auf einen angedachten Sonderweg. Wie die Deutsche Presse-Agentur dpa am Donnerstag in Stuttgart erfuhr, verständigten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) darauf, zunächst auf die angedachte Lockerung zu verzichten. Es solle aber eine Öffnungsperspektive für Grundschulen und Kitas erarbeitet werden, sollte der Lockdown über Januar hinaus gelten, hieß es.
Baden-Württemberg wolle darauf dringen, dass das Thema Öffnung von Grundschulen und Kitas auch in der nächsten Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) besprochen wird, erfuhr die dpa. Insbesondere der Bund hat sich wiederholt dagegen ausgesprochen, Schulen bald wieder zu öffnen. Die Konferenz soll auch wegen der Gefahr neuer Virus-Varianten möglicherweise vom ursprünglich geplanten 25. Januar auf nächste Woche vorgezogen werden.
Kretschmann hatte zuletzt massiv vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus gewarnt und schärfere Ausgangsbeschränkungen ins Gespräch gebracht. «Wenn das richtig aus dem Ruder läuft, wie wir das in London oder so sehen, und wenn das Gesundheitswesen kollabiert, dann muss man drastische Ausgangssperren machen. Das ist dann das einzige Mittel, das noch wirksam ist», sagte er bei einem Online-Bürgerdialog am Dienstagabend. Zuvor hatte er erklärt, er sei skeptisch, was die Öffnung von Schulen und Kitas angeht.
Eisenmann, die auch CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im März ist, hatte vehement auf eine Öffnung im Sinne der Kinder gedrungen. Sie wollte Grundschulen und Kitas eigentlich schon am vergangenen Montag öffnen - «unabhängig von den Inzidenzzahlen».
Kretschmann und Eisenmann hatten sich am Mittwochabend per Videoschalte mit Virologen, Epidemiologen und Kinder- und Jugendmediziner beraten. Zuletzt hatte es immer wieder geheißen, Schulen seien zwar keine Treiber der Pandemie, sie seien aber Teil des Infektionsgeschehens. Kanzlerin Merkel hatte am Dienstag gesagt, vor Anfang nächster Woche werde es keinen klaren Überblick über die Infektionszahlen nach dem Jahreswechsel geben.
Mit einer Lockerung hätte Baden-Württemberg, das in vielen Bereichen einen strengen Corona-Kurs fährt, einen Sonderweg beschritten. Bund und Länder hatten Anfang des Jahres den Lockdown auch an Schulen und Kitas bis Ende Januar verlängert. Allerdings sind die Länder für die Bildungspolitik zuständig, und der Beschluss der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin lässt ihnen Spielraum. Demnach ist Präsenzunterricht möglich, wenn die Präsenzpflicht ausgesetzt ist. Das ist in Baden-Württemberg schon seit Sommer der Fall.
Auch in anderen Bundesländern sind teilweise Schulen und Kitas grundsätzlich offen, aber eher als erweiterte Notbetreuung. Die Präsenzpflicht ist ausgesetzt oder Eltern werden gebeten, ihre Kinder nicht zu bringen - so etwa in Hessen. So umging man es, Ausnahmeregeln für bestimmte Berufsgruppen zu schaffen für eine Notbetreuung.
Streit um Abitur-Bedingungen in Niedersachsen
Hannover (dpa/lni) - Das niedersächsische Kultusministerium hat die Abitur-Regelungen angesichts der Corona-Pandemie erneut angepasst. Alle Prüfungsaufgaben würden im Ministerium noch einmal auf ihre Angemessenheit geprüft und möglicherweise überarbeitet, hieß in einem Schreiben an die Schulleitungen. Zudem sollen Inhalte, die dem vierten Semester zugeordnet sind, teilweise nicht prüfungsrelevant sein, um Unwägbarkeiten für den noch bevorstehenden Unterricht im kommenden Semester vorzubeugen.
Die Maßnahmen seien beschlossen worden, um die Durchführung des Zentralabiturs zu sichern, steht in dem Schreiben des Ministeriums vom Dienstag. Der Schulleitungsverband Niedersachsen hatte am Mittwoch angesichts der Corona-Pandemie einen grundlegenden Kurswechsel für das gesamte Schuljahr gefordert. Auf Abiturprüfungen solle verzichtet und dafür eine Durchschnittsnote gebildet werden. Auch auf Abschlussarbeiten in den Jahrgängen 9 und 10 solle verzichtet werden, hieß es in einer Stellungnahme des Schulleitungsverbandes Niedersachsen (SVLN). Sowohl bei Abiturienten als auch für die Jahrgänge 9 und 10 könnten aber freiwillige Prüfungsersatzleistungen durchgeführt werden.
Der SLVN forderte konsequente Lösungen, ein «Ende der Flickschusterei» und einen «großen Wurf». Es sei Zeit, der Pandemie Covid-19 mit konsequenten Maßnahmen zu begegnen, um die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen zu schützen. Der Verein plädierte zudem dafür, Schulleitungen und ihre Stellvertretungen von der Unterrichtsverpflichtung im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2020/21 vollständig zu befreien.
Hochschulen bekommen weitere 71,5 Millionen Euro Corona-Hilfen
Heilbronn (dpa/lsw) - Die Hochschulen im Südwesten bekommen weitere 71,5 Millionen Euro Corona-Hilfen. Diese Summe will die grün-schwarze Landesregierung ihnen nach Informationen der «Heilbronner Stimme» und des «Mannheimer Morgen» (Donnerstag) zur Verfügung stellen. Die Zeitungen berufen sich auf eine Kabinettsvorlage von Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), die der Ministerrat in seiner Sitzung am kommenden Dienstag verabschieden will. Bauer schreibe darin, es müsse sichergestellt werden, dass es wegen der Krise «nicht zu verlorenen Kohorten an hochqualifizierten Fachkräften kommt». Hochschulen müssten in die Lage versetzt werden, Studenten innerhalb der Regelstudienzeiten erfolgreiche Abschlüsse auf hohem Qualifikationsniveau zu ermöglichen.
Die größte Unterstützung erhalten demnach die Universitäten im Südwesten mit 37 Millionen Euro. Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bekommen 14,8 Millionen Euro, die Medizinischen Fakultäten 13,7 Millionen Euro. Weitere Mittel fließen an die Pädagogischen Hochschulen (2,7 Millionen), die Dualen Hochschulen (1,8 Millionen) und an die Kunst- und Musikhochschulen sowie Akademien des Landes (1,5 Millionen).
Studie aus Mecklenburg-Vorpommern: Schulen sind keine Pandemietreiber
Wie mit den Schulen in der Corona-Pandemie umzugehen ist, war einer der strittigsten Punkte bei den Verhandlungen von Bund und Ländern Anfang Januar. Eine Studie aus Mecklenburg-Vorpommern kommt nun zum Schluss, dass eine Schließung der Schulen nicht notwendig ist.
Rostock/Greifswald (dpa/mv) - Schulen sind nach Erkenntnissen von Medizinern aus Mecklenburg-Vorpommern keine Pandemietreiber. Verantwortlich für Infektionen bei Schülern seien insbesondere Kontakte mit positiv Getesteten und ungeordnete Zusammenkünfte außerhalb des Haushaltes und der Schule, heißt es in einer Studie von Medizinern der Universitäten Rostock und Greifswald sowie dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus). «Es gibt derzeit aus infektionsepidemiologischer Sicht keinen Grund für präventive oder reaktive Schulschließungen in Mecklenburg-Vorpommern», hieß es. Die Studie soll Anfang Februar im Ärzteblatt MV veröffentlicht werden. Zunächst hatte die «Schweriner Volkszeitung» (Mittwoch) berichtet. MV hat seit Pandemiebeginn vergleichsweise geringe Infektionszahlen.
Bund und Länder hatten vereinbart, den Lockdown an Schulen und Kitas zunächst bis Ende Januar zu verlängern. Für Abschlussklassen sind Ausnahmen möglich, das wird im Nordosten so gehandhabt. Hintergrund der Entscheidung von Bund und Ländern ist, dass alles daran gesetzt werden müsse, Kontaktmöglichkeiten zu reduzieren. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Maßnahmen als notwendig bezeichnet. Schulen seien vielleicht keine Treiber der Pandemie, sie seien aber Teil des Infektionsgeschehens, sagte sie. Zum Thema gibt es zahlreiche Studien mit verschiedenen Ergebnissen.
Die These der Nordost-Mediziner werde dadurch belegt, dass es im zweiten Halbjahr mit 47 Lehrkräften und 162 Schülern eine hohe Zahl positiv getesteter Fälle an einzelnen Schulen gegeben habe, gleichzeitig aber nur sechs Ausbrüche mit mehr als 10 Infizierten. In der zweiten Dezemberwoche alleine seien 14 Schüler und eine Lehrkraft mit Sars-CoV-2 infiziert gewesen. Gleichzeitig befanden sich 2828 Schüler und 323 Lehrkräfte in Quarantäne. Die Mediziner kommen zu dem Schluss, dass bei effektiven Hygienekonzepten die Vorteile offener Schulen gegenüber den enormen Belastungen bei Kindern und Eltern überwiegen.
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD), die die Studie in Auftrag gegeben hat, sagte, dass das Infektionsgeschehen an den Schulen nicht Halt macht. Allerdings habe sich in den meisten Fällen die Ausbreitung des Virus innerhalb der Schule in Grenzen gehalten. Das Hygienekonzept an den Schulen habe bisher gut gegriffen.
Sie betonte aber die aktuell sehr schwierige Entwicklung bei den Infektionszahlen. «Deswegen war es der richtige und notwendige Schritt, dass wir auch in den Schulen im Januar den Präsenzunterricht stark einschränken.» Dazu stelle die in England aufgetretene Mutation des Virus auch in Deutschland eine Gefahr dar. An den gut 510 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in MV unterrichten 13 100 hauptberufliche Lehrkräfte, die Gesamtschülerzahl liegt bei mehr als 153 000.
13.01.2021 19.00 Uhr
Streit um Nutzung von Video-Konferenzsystem Zoom in Schulen
Schulunterricht per Zoom-Konferenz in Schleswig-Holstein? Das Bildungsministerium prüft eine Nutzung des US-Produkts. Die Datenschutzbeauftragte des Landes ist jedoch skeptisch.
Kiel (dpa/lno) - Um eine Nutzung des Video-Konferenzsystems Zoom im Distanzunterricht der schleswig-holsteinischen Schulen in der Corona-Pandemie ist politischer Streit entbrannt. «Wir müssen in dieser Situation alle Optionen ernsthaft in Erwägung ziehen, die gutes Lernen auf Distanz ermöglichen», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch. Deshalb prüfe das Ministerium auf Fachebene im Austausch mit dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD), «ob Zoom nicht zumindest dann eingesetzt werden kann, wenn bevorzugte Lösungen nicht verfügbar sind».
Prien hofft, den Schulen bald ein positives Signal geben zu können. Das Land stelle mit Jitsi aber bereits eine datenschutzkonforme Lösung bereit, die sich in den vergangenen Tagen durchaus bewährt habe. Auch andere Tools für Videokonferenzen seien bereits positiv als datenschutzkonform bewertet worden. «Im November hat Zoom seine Datenschutzparameter erneut geändert, in der vergangenen Woche hat das Unternehmen unser Ministerium entsprechend angeschrieben», sagte die Ministerin.
Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragte Marit Hansen verwies auf die besondere Fürsorgepflicht bei Minderjährigen. «Kinderdaten sind besonders sensibel und haben auf Servern in Staaten mit ungenügendem Datenschutzniveau nichts zu suchen.» Auch sonst müssten Datenschutz und Sicherheit gewährleistet sein.
Hansen wies Äußerungen des CDU-Bildungspolitikers Tobias von der Heide zurück. Das ULD beschäftige sich zwar ständig mit dem rechtskonformen Einsatz von Software in allen möglichen Einsatzbereichen, sei aber nicht «Zulassungsstelle für Software in Schulen». Der Verfasser einer CDU-Pressemitteilung sei «offensichtlich einer Fehlinformation aufgesessen».
Von der Heide hatte darin zuvor gefordert, für einen möglichst komfortablen Distanzunterricht alle hilfreichen Tools zu nutzen. Mit Blick auf das US-Produkt Zoom sagte er, «es ist nicht verständlich, warum das System in vielen professionellen Bereichen eingesetzt werden kann, in Schulen aber nicht». Das kritisierten auch viele Eltern. Nach seiner Darstellung kann das System aktuell nicht genutzt werden, weil eine Überprüfung durch das ULD nicht abgeschlossen ist.
Hansen verwies darauf, dass Videokonferenzsysteme datenschutzkonform sein müssten. Wünsche das Bildungsministerium die Unterstützung durch die Datenschützer, könne es beim ULD anfragen. «Eine solche Anfrage zu Zoom aus dem Bildungsministerium liegt dem ULD bisher nicht vor.»
Es sei aber denkbar, die Risiken ausreichend einzugrenzen, sagte Hansen der Deutschen Presse-Agentur. «Die Kostenlos-Version, die viele kennen, ist aber zurzeit nicht so umgesetzt - hier müssten erst die datenschutzrechtlichen Bedenken ausgeräumt werden.»
Laut ULD bieten einige Dienste die Möglichkeit der Installation und des Betriebs auf eigenen Servern an. Dadurch werde sichergestellt, dass keine personenbezogenen Daten von Schülern und Lehrern an ein Drittland mit geringerem Datenschutz übertragen werden. «Mit solchen Realisierungen ist ein datenschutzkonformer Einsatz weiterer Videokonferenzdienste denkbar, auch für den Schulbereich."
Durch Videokonferenzen erhalten andere Teilnehmer laut ULD nicht nur Einblicke in die häusliche Umgebung der Schüler. Es würden dabei auch personenbezogene Daten verarbeitet. Dazu zählten neben Video- und Audiodaten oder gezeigten Bildschirminhalten Informationen darüber, wer wann und mit wem von welchem Gerät eine Konferenz veranstaltet oder an ihr teilgenommen hat.
Allerdings fehlen laut den Datenschützern bisher im Schulgesetz Regelungen für den Einsatz solcher digitalen Lehr- und Lernmittel. Es sei - unabhängig vom eingesetzten Dienst - zu klären, ob Schüler beziehungsweise Eltern «ohne eine entsprechende gesetzliche Grundlage verpflichtet werden können, einen Videokonferenzdienst zu nutzen».
Berlin plant umfangreiche Schnelltests für die Schulen
Berlin (dpa/bb) - In Berlin soll es nach dem Wunsch der Senatsverwaltung für Bildung bald regelmäßige Schnelltests für die Schulen geben. Das sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch dem «Tagesspiegel» (online). «Nachdem wir bereits vor vielen Wochen Testzentren für das Dienstpersonal eingerichtet haben und nun auch mobile Testteams an Kitas und Schulen im Einsatz sind, wollen wir nun möglichst bald auch flächendeckende Schnelltests für das Schulpersonal und die Schülerinnen und Schüler einführen.» Die Bildungsverwaltung sei dazu im Gespräch mit der Gesundheitsverwaltung, so die Senatorin. «Mehrere Anbieter wurden bereits in den Blick genommen, ein Konzept soll nun erstellt werden.»
Derzeit findet wegen der Corona-Pandemie kein Regelunterricht an den Schulen statt, die meisten Schülerinnen und Schüler lernen zu Hause. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte, ein Zeitpunkt, wann die flächendeckenden Schnelltests starten sollen, lasse sich noch nicht nennen. Auch wie häufig die Tests dann angeboten werden sollen, stehe noch nicht fest.
Scheeres war in der vergangenen Woche in die Kritik geraten, nachdem die Bildungsverwaltung angekündigt hatte, die Berliner Schulen schrittweise schon während des bis Ende Januar befristeten Lockdowns zu öffnen; zunächst nur die abschlussrelevanten Jahrgänge, dann auch die Grundschulen.
Sowohl die Bildungsgewerkschaft GEW als auch Elternvertreter und Schulen hatten dagegen protestiert. Der Senat nahm die Pläne daraufhin zurück. Angesichts des jüngsten Hin und Hers um Schulöffnungen und anderer Probleme hat die Berliner CDU am Mittwoch die Entlassung von Scheeres gefordert.
Dem «Tagesspiegel» zufolge haben einzelne Schulen bereits Erfahrungen mit dem umfangreichen Einsatz von Schnelltests gesammelt, etwa das Humboldt-Gymnasium in Tegel. Die Reaktionen von der Schulleitung bis zu den Schülerinnen und Schülern seien positiv gewesen.
Lehrer-Umfrage: Deutliche Lernrückstände bei Kindern wegen Corona
Stuttgart (dpa) - Die Corona-Pandemie hat aus Sicht der Lehrer im Land bereits jetzt zu erheblichen Lernrückständen bei vielen Schülern geführt. Das ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung mit Sitz in Stuttgart, über die die Wochenzeitung «Die Zeit» berichtet. Demnach bemängelt fast jeder dritte Lehrer (27 Prozent) bei mehr als der Hälfte der Schüler messbare Defizite. 11 Prozent gaben an, dass die Pandemie zu Lernrückständen bei fast allen Schülern geführt habe. 29 Prozent gehen davon aus, dass weniger als die Hälfte der Schüler Lernrückstände aufweisen. Besonders Förderschüler leiden der Umfrage zufolge unter den Corona-Bedingungen. Hier bestätigt jede zweite Lehrkraft (54 Prozent) bei mehr als der Hälfte der Schülerschaft messbare Defizite.
Bei der digitalen Ausstattung sind die Schulen in Deutschland nach Auffassung der Lehrer trotz Corona-Krise kaum vorangekommen. 61 Prozent der befragten Lehrkräfte gaben an, dass sie weniger gut oder schlecht auf den Fernunterricht vorbereitet seien. Dieser Wert ist im Vergleich zum April (66 Prozent) nur wenig gesunken. Trotzdem haben die Lehrer nach eigenen Angaben beim Einsatz von Geräten und Software dazugelernt. So berichteten 62 Prozent der Befragten, digitale Technik zur Vermittlung und Aneignung neuer Lerninhalte zu nutzen - zum Beispiel für die Erstellung eigener Erklärvideos. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr machten dies nur 36 Prozent.
«Deutschland hängt bei der Digitalisierung der Schulen fünf bis acht Jahre zurück. Das kann man leider nicht in neun Monaten aufholen», kommentierte die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die brandenburgische Schulministerin Britta Ernst (SPD), die Umfrage in einem Interview mit «Die Zeit».
Kostenlose Schnelltests für Lehrer und Schüler in Sachsen
Dresden (dpa/sn) - Bevor Schüler in Sachsen an die Schulen zurückkehren, können sie sich einmalig und kostenlos mit einem Schnelltest auf das Coronavirus untersuchen lassen. Das teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit. Das Angebot gilt auch für Lehrer an öffentlichen und privaten Schulen. Am nächsten Montag (18. Januar) beginnen die Abschlussklassen wieder mit dem Präsenzunterricht. Für sie werde es das Testangebot erstmals geben, hieß es. Rund 48 000 Schüler im Freistaat drücken dann wieder die Schulbank.
Nach den Winterferien sollen sich auch Schüler ab der siebten Klasse testen lassen können. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) verwies darauf, dass es keine Testpflicht gibt. Dennoch wünsche er sich, dass sich zum Schutz aller möglichst viele testen lassen. «Die Tests sollen sicherstellen, dass nach der langen Zeit des Lockdowns nur gesunde Personen die Schulen besuchen.»
Laut Ministerium soll es nach derzeitigem Stand rund 100 ausgewählte Schulen geben, in denen sich Lehrer und Schüler zeitlich gestaffelt testen lassen können. Zudem sollen mobile Teams zum Einsatz kommen, die etwa Schulen in ländlichen Regionen anfahren. Die Anreise soll mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder selbstorganisiert erfolgen, hieß es im Kultusministerium. Die Tests werden in der Regie von Hilfsorganisationen liegen - unter anderem vom DRK, dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und den Maltesern.
Karliczek: Müssen Gleichwertigkeit aktueller Abschlüsse sicherstellen
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek fordert eine gleichwertige Anerkennung von Schulabschlüssen, die unter dem Eindruck der Corona-Pandemie standen. «Wir müssen dafür sorgen, dass auch im Schuljahr 2020/2021 die Bildungsziele so weit wie möglich erreicht werden», sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Und wir müssen - ebenfalls im Interesse der jungen Leute - sicherstellen, dass die Prüfungen in diesem Jahr in der Bewertung durch Betriebe und Hochschulen gleichwertig zu allen anderen Jahren anerkannt werden.»
Verantwortliche müssten derzeit ein besonderes Augenmerk auf Schülerinnen und Schüler in Abschlussklassen legen, sagte Karliczek. «Viele Jugendliche, die etwa vor dem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur stehen, sind derzeit stark verunsichert. Sie wissen nicht, ob sie sich ausreichend auf die Prüfungen vorbereiten können und auch nicht, ob ihre Abschlüsse als vergleichbar mit denen ihrer Vorgänger angesehen werden.»
Die allgemeine Infektionslage sei derzeit sehr kritisch, sagte die Ministerin. Es gebe «wegen des allgemeinen Infektionsgeschehens momentan keine andere Möglichkeit, als Schulen geschlossen zu halten».
Corona-Schnelltests in Sachsen-Anhalts Schulen: Fast keine Treffer
Magdeburg (dpa/sa) - An Sachsen-Anhalts Schulen und Kitas haben sich Tausende Beschäftigte freiwillig auf das Coronavirus getestet, es wurden aber fast keine Infektionen nachgewiesen. Fast alle Kita-Träger hätten gemeldet, dass sich viele ihre Erzieherinnen beteiligt haben und alle negativ getestet worden seien, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Dienstag.
An den Schulen nutzten laut Bildungsminister Marco Tullner (CDU) rund 70 Prozent aller Beschäftigten die Testmöglichkeit. Seinem Ministerium zufolge gingen bis Dienstagnachmittag nur Meldungen über zwölf positive Schnelltests ein, von denen bisher nur einer von einem ergänzenden Labor-Test bestätigt werden konnte. Weitere Labor-Ergebnisse stünden noch aus, hieß es.
Das Land hatte jeweils rund 40 000 Tests an den Schulen sowie den Kitas verteilt, damit sich dort kurz vor Ende der Weihnachtsferien sämtliches Personal von den Pädagoginnen über die Hausmeister bis hin zu den Sekretärinnen selbst und freiwillig auf das Coronavirus testen konnten. Die Tests waren für vorigen Donnerstag und Freitag angesetzt. Die Rückmeldungen zogen sich über das Wochenende hin.
Kritiker hatten moniert, dass es zu unsicher sei, wenn die Beschäftigten den Abstrich für den Schnelltest selbst nehmen. Es bestehe die Gefahr, dass Tests negativ ausfielen, obwohl die Betroffenen infiziert seien, hieß es. Normalerweise wird das von entsprechend geschultem medizinischen Personal übernommen.
Zeigt die geringe Trefferquote bei tausenden durchgeführten Corona-Schnelltests und landesweit vergleichsweise hohen Fallzahlen, dass die Kritiker Recht hatten? Die zuständigen Minister wiesen das zurück. Es sei ausdrücklich erlaubt, die Schnelltests auch von den Betreffenden selbst durchführen zu lassen, sagte Bildungsminister Tullner. Das Land sei zufrieden mit der Aktion und überlege, weitere Schnelltests anzuschaffen, um diese etwa vor der Rückkehr zum Wechselunterricht erneut breit einzusetzen, sagte Grimm-Benne.
Bildungsausschuss diskutiert über Attacken auf Lernplattform
Mainz (dpa/lrs) - Die Computerattacken auf die wichtigste Lernplattform in Rheinland-Pfalz dauern nach Angaben von Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann (SPD) auch in dieser Woche an. Dennoch laufe das Moodle-System bereits deutlich besser als in der vergangenen Woche, sagte Beckmann am Dienstag im Bildungsausschuss des Landtags Rheinland-Pfalz. «Ich hoffe sehr, dass wir diese Probleme bald ganz in den Griff kriegen.»
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Beilstein, warf dem Bildungsministerium vor, den Beginn des Fernunterrichts nicht gut genug vorbereitet zu haben. «Es war ein Chaos mit Ansage», sagte Beilstein. So gebe es viele kommerzielle Anbieter, die einen Schutz vor solchen Angriffen einrichten könnten.
«Natürlich lief nicht alles perfekt», sagte die Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts, Birgit Pikowsky, zum Start des Fernunterrichts am 4. Januar. Wie in Rheinland-Pfalz sei es in den vergangenen Tagen auch zu Attacken auf die Lernplattformen aller Länder gekommen. Bei der DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) auf das rheinland-pfälzische Moodle-System seien die Web-Server mit bis zu 10 000 Zugriffen je Sekunde geflutet und so lahmgelegt worden.
In der zurückliegenden Woche seien Filtersysteme eingerichtet worden, um die Angriffe abzuwehren. So seien die Bedingungen für den Fernunterricht kontinuierlich verbessert worden, sagte Pikowsky. Die Zahl der Moodle-Nutzer stieg nach ihren Angaben von rund 213 000 am 4. Januar auf 309 000 am 11. Januar, die der Nutzer von Videokonferenzen mit dem System Big Blue Button im gleichen Zeitraum von 120 000 auf 222 000.
12.01.2021 18.22 Uhr
Cyber-Angriff auf Schul-Cloud - Betreiber erhöht Abwehr-Kapazitäten
Bundesweit kam es am Montag zu Problemen bei der Schul-Cloud des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts. Das Unternehmen teilte mit, auf das System wurde ein Cyber-Angriff verübt. Unbekannte wollten den Server in die Knie zwingen.
Potsdam (dpa/bb) - Nach einem Cyber-Angriff auf die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam hat der Betreiber zusätzliche Abwehr-Kapazitäten aktiviert. «Zur Sicherstellung des Betriebs haben wir mit unseren Hosting-Dienstleistern kurzfristig umfangreiche Anpassungen vorgenommen und die Server-Kapazitäten nochmals deutlich erhöht», teilte der HPI-Direktor und Leiter des Schul-Cloud-Projekts, Christoph Meinel, am Dienstag mit.
Am Montag war es wegen des Cyber-Angriffs bundesweit zu kurzzeitigen Schul-Cloud-Ausfällen gekommen, wie eine Sprecherin des Instituts bestätigte. Matthias Luderich, operativer Projektleiter der Schul-Cloud, erklärte: «Wir hatten am Montag drei Mal so viele Zugriffe auf die Brandenburger Schul-Cloud». Es seien zuvor rund 400 000 Zugriffe pro Minute gewesen, dann habe sich die Zahl auf 1,5 bis 1,7 Millionen erhöht. Die massenhaften Zugriffe kamen nach HPI-Angaben aus Amerika. Die Probleme habe man am Montagabend in den Griff bekommen, hieß es.
Da die Brandenburger Schul-Cloud im selben Rechenzentrum liege wie die für Thüringen und Niedersachsen und die bundesweit genutzte HPI-Schul-Cloud-Lösung, sei das System bundesweit kurzzeitig gestört gewesen. Dass der Angriff auf die Brandenburger Lösung abzielte, sei reiner Zufall, vermutete Luderich. Das Unternehmen sei bereits mit der Abteilung für Cybercrime des Landeskriminalamtes in Kontakt und wolle Strafanzeige stellen.
Die Site wurde den Angaben zufolge bei dem sogenannten DdoS-Angriff von vielen Computern gleichzeitig mit Datenpaketen überschüttet und damit blockiert. Im Unterschied zu einem Hackerangriff geht es den Angreifern nicht darum, Daten abzugreifen oder in ein System einzubrechen, sondern den Server in die Knie zu zwingen.
Welches Ziel die Angreifer verfolgten, ist bislang offen. «Ein solcher DdoS-Angriff ist ein seltener Angriff», erklärte Jochim Selzer der Nicht-Regierungsorganisation Chaos Computer Club. Zur Motivation der Täter sagte Selzer: «Entweder jemand hat sich einen Spaß erlaubt, es war eine politische Aktion oder ein Versuch, Geld zu erpressen». Das seien aber reine Mutmaßungen. Nach Angaben von HPI hat es bislang keinerlei Kontaktaufnahme seitens der Täter mit dem Unternehmen gegeben.
Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat nach dem Cyber-Angriff von einer kriminellen Handlung gesprochen. «Also ehrlicherweise: Vor Hackerangriffen aus dem Ausland ist überhaupt niemand geschützt», sagte sie am Dienstagmorgen im rbb-Inforadio. «Das kann passieren. Da wird mit Hochdruck dran gearbeitet, um das zu beseitigen.»
Zur technischen Aufrüstung an Schulen sagte Ernst, die Schüler und Lehrkräfte hätten deutlich dazu gelernt. «Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf.» Sie sprach von einer Aufholjagd: Im März hätten 50 der mehr als 900 Schulen in Brandenburg die Lernplattform genutzt - nun seien sie bei 570. - Namensgeber des Hasso-Plattner-Instituts ist der Gründer des SAP-Konzerns.
Ob Schulen die Cloud nutzen, entscheiden die Schulträger. Die Lernplattform zählt ebenso wie zum Beispiel Bücher zur Ausstattung, erklärte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 400 Schulträger, darunter Gemeinden, Kirchen und private Träger.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) verurteilte den Angriff zutiefst. «Er macht in diesen ohnehin angespannten Zeiten Schule noch schwieriger. Es ist damit nicht nur ein Angriff auf IT-Infrastruktur, sondern auch auf die Bildung unserer Kinder.»
Kretschmann hält Verschärfung des Corona-Lockdowns für möglich
Ein Licht am Ende des Corona-Tunnels ist noch nicht in Sicht: Ministerpräsident Kretschmann bereitet die Baden-Württemberger auf eine weitere Geduldsprobe vor. Doch eine Idee im Kampf gegen die Pandemie lehnt Kretschmann ab.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen eine Verschärfung des Corona-Lockdowns im Februar für möglich. Die Zahlen seien nicht so, dass man «ein großes Öffnungskonzert» veranstalten könne, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. «Wenn es nicht gut kommt, müssen wir eventuell sogar noch mal verschärfen.» Seit Montag gilt bereits ein verschärfter Lockdown bis Ende Januar. Eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im Nahverkehr und beim Einkaufen wie in Bayern steht im Südwesten aber nicht zur Debatte.
Kretschmanns rote Linie
Kretschmann will dafür an den strengen Ausgangsbeschränkungen am Abend und in der Nacht festhalten. «Die nächtlichen Ausgangssperren werden mal sicher nicht gelockert, vorher lockern wir was anderes.» Seit Wochen gelten im Südwesten Ausgangsbeschränkungen zwischen 20.00 Uhr und 05.00 Uhr. Der Regierungschef wandte sich auch gegen die Forderung des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (ebenfalls Grüne), von Februar an die Corona-Maßnahmen auf breiter Front zu lockern. Er sei ein «strikter Gegner» davon, unabhängig von den Infektionszahlen zu handeln. «Sowas wird ja kein verantwortlicher Politiker machen», sagte der Regierungschef. «Die rote Linie ist immer die Belastbarkeit des Gesundheitswesens.»
Öffnung von Grundschulen und Kitas wackelt
Ob man Grundschulen und Kitas wie angedacht am kommenden Montag öffnen könne, sei noch nicht klar. Die Zahlen gingen nicht herunter - «jedenfalls nicht belastbar», meinte Kretschmann. Es gebe aber noch keine Vorentscheidung. Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Montag bei 138,5. Alle 44 Stadt- und Landkreise lagen über dem Wert von 50 - der Wert, von dem an ein Kreis als Risikogebiet gilt. In drei Regionen - Heilbronn, Pforzheim und der Landkreis Calw - wurde sogar die Marke von 200 überschritten.
Der Ministerpräsident und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wollen sich am Donnerstag verständigen, wie man mit Grundschulen und Kitas weiter verfährt. Eisenmann dringt vehement auf eine Öffnung im Sinne der jüngeren Kinder. In den weiterführenden Schulen soll es bis Ende Januar Fernunterricht geben, für Abschlussklassen sind allerdings Ausnahmen vorgesehen.
Was tun, wenn sich Pflegepersonal nicht impfen lassen will?
Kretschmann wandte sich gegen eine Impfpflicht für Pflegepersonal. Man habe sich die ganze Zeit gegen eine Impfpflicht in dieser Pandemie ausgesprochen. «Das ändern wir jetzt nicht mittendrin.» Gleichwohl sei er dafür, dass sich der Ethikrat mit dieser Frage befasse. «Das finde ich sehr wichtig.» Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte gesagt, es sei auffällig, dass sich viele Pflegekräfte nicht impfen lassen wollten. Deshalb müsse man eine Debatte über eine Impfpflicht für diese Berufsgruppe führen.
Kretschmann sagte, man müsse «sehr stark werben, dass das Personal sich impfen lässt». Ansonsten wachse das Misstrauen in der Bevölkerung, weil diese sich frage: «Aha, die sind näher dran, warum machen die das nicht?» Er sei auch nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen sei, dass sich die Regierungschefs im Land nicht vorrangig impfen ließen. «Ich bin da eigentlich schon sehr dafür, dass wir uns öffentlichkeitswirksam impfen lassen.» Wenn sich die führenden Politiker nicht sofort impfen ließen, entstehe daraus ebenfalls Misstrauen. Er versprach aber: «Sobald ich dran bin, werde ich mich impfen lassen.»
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) erklärte, nach seinen Informationen wollten sich etwa 60 Prozent des Pflegepersonals in Pflegeheimen und Krankenhäusern im Südwesten impfen lassen. Er berichtete, auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern seien sich in einer Schalte am Montag einig gewesen, dass es keine Impfpflicht für das Pflegepersonal geben könne. Der Tenor sei gewesen: «Wir können jetzt nicht schon wieder für Verunsicherung sorgen.» Lucha versicherte für sich: «Ich würde mich auch als oberster Minister impfen lassen.»
Lucha wehrt Kritik der Pflegeheimbetreiber ab
Der Minister verwahrte sich gegen die Vorwürfe der Evangelischen Heimstiftung, die der Landesregierung schwere Versäumnisse beim Schutz besonders gefährdeter Menschen in Pflegeheimen vorgeworfen hatte. Dass es mit den Impfungen noch eher langsam vorangehe, liege am fehlenden Impfstoff, sagte der Grünen-Politiker. Wenn sich der Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider über die Teststrategie des Landes beschwere, müsse er ihn tadeln. Das Land habe den Trägern von Heimen extra Geld für werktägliche Schnelltests zukommen lassen. Nun müssten sie auch dafür sorgen, dass ihr Personal diese Selbsttests zu Hause vor dem Weg zur Arbeit mache.
Schneider hatte bemängelt, die neue Corona-Verordnung sei nicht tragfähig. «Alle Besucher und Mitarbeiter, also alle Personen, die ein Haus betreten, müssen unmittelbar vorher einen Schnelltest machen und während des Aufenthaltes eine FFP2-Maske tragen.» Zwar komme jetzt für alle Besucher die Testpflicht und die FFP2-Maske. «Doch der Test muss nicht am Tag des Besuchs und auch nicht vor Ort gemacht werden», bemängelte Schneider. «Sollen wir mit Coronaleugnern diskutieren, ob ein Test von gestern ausreicht?» Er warnte: «Da wird eine Sicherheitslücke aufgemacht, die sehr riskant und unnötig ist.» Die Evangelische Heimstiftung ist nach eigenen Angaben das größte Pflegeunternehmen im Südwesten, zu dem unter anderem 86 Pflegeheime gehören.
Nur 23 haben gefehlt - Abitur in Rheinland-Pfalz gut angelaufen
Mainz (dpa/lrs) - Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig hat eine positive Auftaktbilanz zu den Abiturprüfungen gezogen. «Das schriftliche Abitur ist problemlos angelaufen», sagte die SPD-Politikerin am Dienstag im Bildungsausschuss des Landtags. Bei den Deutsch-Prüfungen in der vergangenen Woche hätten nur 23 von mehr als 6500 Abiturientinnen und Abiturienten gefehlt, davon die Mehrheit nicht coronabedingt. Die Zahl sei etwas niedriger als in den Jahren zuvor.
Am Dienstag fanden an den Gymnasien mit neun Unterrichtsjahren und an den Integrierten Gesamtschulen die Prüfungen in Englisch statt. Die jungen Menschen seien fachlich gut auf die Prüfungen vorbereitet, sagte Hubig. Es sei alles getan worden, damit es keine pandemiebedingten Nachteile gebe. Letztlich habe es im zurückliegenden Schuljahr mehr Unterricht und mehr Lerngelegenheiten gegeben als sonst üblich, da außerschulische Veranstaltungen wie Klassenfahrten nicht möglich gewesen seien.
Tullner: Ferien werden nicht verschoben - Distanzlernen im Februar
Magdeburg (dpa/sa) - Anders als andere Bundesländer hält Sachsen-Anhalt an seinem regulären Termin für die Winterferien fest. Er gehe davon aus, dass es angesichts der steigenden Corona-Fallzahlen auch im Februar weiterhin Distanzunterricht geben werde, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) am Dienstag nach Beratungen mit dem schwarz-rot-grünen Kabinett. Daher habe er sich entschieden, den Ferientermin nicht anzutasten und Planungssicherheit für Familien und Lehrkräfte zu ermöglichen. Damit sind in Sachsen-Anhalt ab 8. Februar eine Woche lang Ferien.
Am Montag sind die Schülerinnen und Schüler im Land fast ausnahmslos mit Fernunterricht und Aufgaben für zuhause aus den dreiwöchigen Weihnachtsferien zurückgekehrt. Bis mindestens Ende Januar gibt es nur für die Abschlussjahrgänge Präsenzunterricht. Für Kinder bis zur sechsten Klasse gibt es eine Notbetreuung, wenn ihre Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten.
Vorige Woche hatte Tullner offen gelassen, die Winterferien zu verschieben oder ausfallen zu lassen, um nach dem aktuellen Notbetrieb möglichst viel Unterricht in den Klassenzimmern zu ermöglichen. Hintergrund waren Überlegungen mehrerer Bundesländer, ab Februar wieder mehr Klassenstufen in der Schule zu unterrichten. Aus Sicht von Tullner ist das angesichts der aktuellen Infektionslage im Land kein realistisches Szenario.
Bayern kündigte vorige Woche an, seine Faschingsferien Mitte Februar zugunsten von mehr Präsenzunterricht zu streichen. Thüringen und Sachsen wollen ihre Ferientermine nach vorn verlegen und anschließend mit Wechselunterricht starten, in denen die Klassen geteilt werden und abwechselnd in der Schule und mit Aufgaben zuhause lernen. In beiden Bundesländern ist die Belastung mit Corona-Fällen höher.
Berlin plant Winterschule für die Ferien im Februar
Berlin (dpa/bb) - In den Ferien Anfang Februar soll es in Berlin für bis zu 4400 Schüler eine sogenannte Winterschule geben. Das Projekt beschloss der Senat in seiner Sitzung am Dienstag auf Vorlage von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), wie deren Verwaltung mitteilte. Das Angebot gilt den Angaben zufolge vor allem für Schülerinnen und Schüler, die in beengten Wohnverhältnissen leben und nicht ausreichend Hilfe durch erwachsene Bezugspersonen erhalten, während die Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind.
Das Projekt, bei dem Unterrichtsstoff nachgeholt werden kann, soll es für allgemeinbildende (4000 Plätze) und berufliche Schulen (400 Plätze) geben. Dafür stehen laut Bildungsverwaltung zunächst 650 000 Euro zur Verfügung.
Die Winterschule richtet sich an Schüler, die von der Zahlung des Eigenanteils bei Lernmitteln befreit, Anspruchsberechtigte nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz (LmB/BuT) sind und von den Lehrkräften für das Projekt vorgeschlagen werden. Bei der Auswahl sollen nach Angaben der Bildungsverwaltung die neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen besonders berücksichtigt werden.
«Mir ist wichtig, dass kein Schüler, keine Schülerin mit pandemiebedingten Lernrückständen alleine gelassen wird. Deshalb haben wir nun auch die Winterschule 2021 etabliert», erklärte Scheeres. Ähnliche Angebote hatte es bereits in den Sommer- und Herbstferien gegeben. An der Sommerschule hatten 11 500 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Vom 1. bis 6. Februar hat Berlin eine Woche Winterferien.
Neun Prozent der bayerischen Grundschulkinder in Notbetreuung
München (dpa/lby) - In Bayern haben neun Prozent der Grundschüler seit Wiederbeginn des Distanzunterrichts nach den Weihnachtsferien von der Möglichkeit der Notbetreuung in ihren Schulen Gebrauch gemacht. Bei den Förderschulen liege die Quote bei 14 Prozent, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Kabinettsitzung in München. Er dankte insbesondere den Grundschullehrern, die mit Notbetreuung und Distanzunterricht doppelt belastet seien.
Piazolo sagte, es sei ein deutlicher Unterschied, ob man einem Grundschüler Lesen und Rechnen beibringen müsse oder mit einem Gymnasiasten oder Berufsschüler arbeite, der sich viel selbständiger organisieren könne. Den Schulstart insgesamt halte für gelungen. Es habe keine schwerwiegenden technischen Probleme gegeben, auch nicht bei der umstrittenen Lernplattform Mebis.
Kretschmann hält Verschärfung des Corona-Lockdowns für möglich
Stuttgart (dpa/lsw) - Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält angesichts der weiter hohen Corona-Infektionszahlen eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen im Februar für möglich. Die Zahlen seien nicht so, dass man «ein großes Öffnungskonzert» veranstalten könne, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. «Wenn es nicht gut kommt, müssen wir eventuell sogar noch mal verschärfen.» Baden-Württemberg sei mit dem bisherigen strengen Kurs gut gefahren.
Kretschmann erklärte, die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen seien sehr wirksam. «Die nächtlichen Ausgangssperren werden mal sicher nicht gelockert, vorher lockern wir was anderes.» Seit Wochen gelten im Südwesten Ausgangsbeschränkungen zwischen 20.00 Uhr und 05.00 Uhr.
Kretschmann wandte sich damit auch gegen die Forderung des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (ebenfalls Grüne), von Februar an die Corona-Maßnahmen auf breiter Front zu lockern. Er sei ein «strikter Gegner» davon, unabhängig von den Infektionszahlen zu handeln. «Sowas wird ja kein verantwortlicher Politiker machen», sagte der Regierungschef. «Die rote Linie ist immer die Belastbarkeit des Gesundheitswesens.»
Ob man Grundschulen und Kitas wie angedacht am kommenden Montag öffnen könne, sei noch nicht klar. Die Zahlen gingen nicht herunter - «jedenfalls nicht belastbar», meinte Kretschmann. Es gebe jedoch noch keine Vorentscheidung. Der Ministerpräsident und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wollen sich am Donnerstag verständigen, wie man mit Grundschulen und Kitas weiter verfährt. Eisenmann dringt vehement auf eine Öffnung im Sinne der jüngeren Kinder. In den weiterführenden Schulen soll es bis Ende Januar Fernunterricht geben, allerdings sind für Abschlussklassen Ausnahmen vorgesehen.
Saarland will wegen Corona Regelstudienzeit verlängern
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland wollen die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD die Regelstudienzeit für Studenten aller Hochschulen während der Corona-Pandemie verlängern. «Uns ist es wichtig, den von der Pandemie betroffenen Studierenden zu helfen und existenzielle Sorgen zu nehmen», teilten die wissenschaftspolitischen Sprecher Jutta Schmitt-Lang (CDU) und Jürgen Renner (SPD) am Dienstag mit. Eine entsprechende Verlängerung der Regelstudienzeit werde das Saarland nun «auf den Weg bringen».
Damit verbunden sei auch eine Anpassung der Bezugsdauer des Bafög zur finanziellen Unterstützung. «Eine mögliche pandemiebedingte Überziehung der Regelstudienzeit soll nicht zur Exmatrikulation führen», hieß es in einer Mitteilung.
Es sei «unumstritten», dass die Pandemie auch die Studierenden vor große Herausforderungen stelle. «Viele haben ihre Nebeneinkünfte verloren, es fehlt das gemeinsame Lernen und der Austausch mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen.» Die gestiegenen Belastungen drohten sich auch auf die Studienfortschritte auszuwirken.
Knapp 83 000 Nothilfe-Anträge von Studenten im November und Dezember
Berlin (dpa) - Im November und Dezember wurden bei den Studenten- und Studierendenwerken in Deutschland fast 83 000 Anträge auf finanzielle Nothilfe gestellt. Die Zahl gab das Deutsche Studentenwerk (DSW) am Dienstag bekannt. Seit dem 20. November kann die sogenannte Überbrückungshilfe des Bundesbildungsministeriums wieder beantragt werden, nachdem sie Ende September vor dem Hintergrund der Entspannung der Corona-Lage im Sommer zunächst ausgelaufen war.
Von den im November gestellten Anträgen wurden 65 Prozent bewilligt, von den bisher aus dem Dezember abgearbeiteten Anträgen 74 Prozent. Rund 21 Millionen Euro seien ausgezahlt worden. Der Antrag muss jeden Monat neu gestellt werden.
Die Leistung richtet sich an Studierende, die zum Beispiel durch einen wegbrechenden Nebenjob in eine finanzielle Notlage geraten sind. Abhängig vom Kontostand gibt es 100 bis maximal 500 Euro im Monat, die nicht zurückgezahlt werden müssen. DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde wies darauf hin, dass die Nothilfe zunächst bis zum Ende des Wintersemesters befristet ist: «Wir können uns nicht von Überbrückungshilfe zu Überbrückungshilfe hangeln», sagte er laut Mitteilung und bekräftigte die Forderung, das Bafög in Krisensituationen wie dieser für in Not geratene Studenten zu öffnen.
Lernplattform Moodle läuft an Tag zwei nach den Ferien besser
Stuttgart (dpa/lsw) - An Tag zwei nach den Schulferien macht die digitale Lernplattform Moodle nach Ministeriumsangaben keine Probleme mehr. Moodle sei am Morgen landesweit reibungslos gestartet, teilte das Kultusministerium mit. Es gebe weder Überlastanzeigen noch Ausfälle. Die Plattform sei am Dienstagvormittag mit etwa 275 000 aktiven Nutzern stabil gelaufen. In der Nacht zu Dienstag seien weitere Optimierungen vorgenommen worden. Die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) beim Landeskriminalamt prüfe darüber hinaus einen möglichen Angriff auf einen Moodle-Server und die Frage, ob die Probleme am Montag teils damit zusammengehangen hätten, erklärte ein Sprecher.
Am Montag war Moodle zu Unterrichtsbeginn in Ton und Bild immer wieder ausgefallen. Über Twitter beschwerten sich zahlreiche Lehrer und Eltern. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollen Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg frühestens am kommenden Montag öffnen, alle anderen Schulen nicht vor Ende Januar. Der Fernunterricht soll unter anderem über Moodle laufen. Schüler und Lehrer können darüber online miteinander in Kontakt treten. Außerdem können Lerngruppen eingerichtet und Aufgaben verteilt und dann bearbeitet zurückgegeben werden.
Laut Oliver Hintzen, Digital-Experte beim Verband Bildung und Erziehung (VEB) Baden-Württemberg, gibt es aber weiter Probleme beim Fernunterricht. Dass Moodle am Dienstag wohl besser laufe, liege nur zum Teil an zwischenzeitlich unternommen technischen Verbesserungen. Die Zugriffszahlen auf die digitale Lernplattform Moodle seien deutlich gesunken. Denn an den Schulen griffen wegen der Probleme nun Lehrer «auf Plan B und C» zurück: andere Plattformen oder ganz und gar analoge Mittel.
Aus Rückmeldungen der Lehrer wisse er, dass manche nun Telefonkonferenzen mit ihren Schülern veranstalteten oder gar die einzelnen Schüler per Telefon abklapperten, erklärte Hintzen. Manche verschickten Arbeitsblätter per Mail, und wo nicht einmal das funktioniere, würden Eltern aufgefordert, die ausgedruckten Arbeitsblätter an den Schulen abzuholen. «Das ist ein Armutszeugnis.» Ein Hauptproblem seien die unzureichenden Datenleitungen im Land.
Schulsenator will bei Datennetz für Homeschooling weiter zulegen
Tausende Schüler müssen daheim arbeiten, doch die Technik gerät an ihre Grenzen. Programme haken, Übertragungsgeschwindigkeiten sind zu langsam. Hamburgs Schulsenator verspricht Besserung und verweist gleichzeitig auf Erfolge der Hansestadt bei den Geräten.
Hamburg (dpa/lno) - Damit die Schulprogramme fürs Homeschooling in Hamburg noch zuverlässiger eingesetzt werden können, soll die Übertragungsgeschwindigkeit in der Hansestadt noch weiter verbessert werden. In Hamburg sei sie bereits vervierfacht worden, sagte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag dem Radiosender NDR 90,3. «Gemessen daran, wo wir gestartet sind, sind wir sehr weit gekommen. Aber ich gebe zu, die erheblich hohen Nutzungen stoßen jetzt an viele Grenzen.» Er habe aber große Hoffnungen, «dass wir hier noch zulegen können».
In den Schulen wird für den Unterricht der Bildungsserver IServ genutzt. Am Montag war dort wegen einer Technikpanne zunächst kein Videounterricht möglich. Aus strengen Datenschutzgründen können staatliche und städtische Einrichtungen Programme wie Zoom oder Microsoft Teams nicht nutzen. «Das ist tatsächlich schade und stellt uns schon vor große Herausforderungen, denn die Ausweichprogramme, die wir wählen müssen, haben eben nicht die Marktpräsenz und damit auch nicht immer diese Störungssicherheit.»
Rabe zufolge hat die Stadt sei März rund 45 000 weitere Laptops und Tablets für die Schulen angeschafft. «Kein anderes Bundesland hat auch nur annähernd so viele Tablets und Laptops gekauft gemessen an der Schülerzahl.» Mindestens 90 Prozent der insgesamt rund 62 000 Geräte würden seines Wissens nach derzeit auch eingesetzt.
Bildungsministerin: Vor Hackerangriffen niemand geschützt
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat nach dem Hackerangriff auf eine Schulplattform von einer kriminellen Handlung gesprochen. «Also ehrlicherweise: Vor Hackerangriffen aus dem Ausland ist überhaupt niemand geschützt», sagte sie am Dienstagmorgen im rbb-Inforadio. «Das kann passieren. Da wird mit Hochdruck dran gearbeitet, um das zu beseitigen.»
Die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts war Ziel eines Hackerangriffs geworden. Wegen eines DDoS-Angriffs kam es zu «kurzzeitigen Ausfällen», wie eine Sprecherin des Instituts bestätigte. Bei solchen Angriffen wird eine Seite von vielen Computern gleichzeitig angefragt und damit blockiert.
Sie hätten die Probleme bis Montagabend in den Griff bekommen, sagte die Sprecherin am Dienstagmorgen. «Momentan läuft alles stabil.» Solche Attacken kämen immer mal wieder vor, die Massivität von Montag sei allerdings eine Ausnahme. Die Schul-Cloud wird in Brandenburg von Hunderten Schulen für den Distanzunterricht genutzt, aber auch in Berlin und anderen Bundesländern eingesetzt.
Zur technischen Aufrüstung an Schulen sagte Ernst, die Schüler und Lehrkäfte hätten deutlich dazu gelernt. «Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf.» Sie sprach von einer Aufholjagd: Im März hätten 50 Schulen in Brandenburg die Lernplattform genutzt - nun seien sie bei 570.
GEW beklagt Probleme beim Digitalunterricht - «Es ruckelt gewaltig»
Berlin (dpa) - Die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, prangert große technische Schwierigkeiten beim Start in den Distanzunterricht an - und sieht nun die Politik in der Verantwortung. «Es ruckelt technisch gewaltig. Viele Lernplattformen und Server halten den Zugriffen nicht stand», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Als die Programme entwickelt worden seien, sei nie die Idee gewesen, dass so viele Schüler gleichzeitig auf sie zugriffen. «Die Situation ist jetzt so, als stünden elf Millionen Schüler gleichzeitig vor der Schultür.»
Tepe sagte, die Politik müsse jetzt so schnell wie möglich alles für die Digitalisierung in den Schulen mobilisieren, was gehe. «Der erste Schultag nach Weihnachten hat deutlich gemacht: die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und die Eltern haben Besseres verdient.» Sie bekräftigte ihren Vorwurf, dass es die Politik im Sommer verschlafen habe, Distanz- und Wechselunterricht besser vorzubereiten. «Stattdessen haben die Minister sich auf die Option konzentriert, die für sie selbst mit am wenigsten Arbeit verbunden war: auf die Hoffnung, dass es mit dem Präsenzunterricht schon irgendwie klappt. Das war fahrlässig.»
Nach dem Ende der Weihnachtsferien im ganzen Bundesgebiet sind die meisten Schulen in eine Phase des Fernunterrichts gestartet, deren Dauer noch nicht absehbar ist. Mit Ausnahme von Abschlussklassen gilt für fast alle Schüler zunächst «Homeschooling».
Zum Unterrichtsbeginn gab es am Montag teilweise wieder Probleme mit Lernplattformen. Angesichts der andauernden Schwierigkeiten wirbt die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, um Verständnis bei frustrierten Kindern und Eltern. Dass Server in Schulen manchmal nicht funktionierten, sei ärgerlich, sagte die brandenburgische Bildungsministerin (SPD) am Montagabend in den ARD-«Tagesthemen». «Aber was wir in den vergangenen fünf bis acht Jahren versäumt haben an Initiativen für die digitale Bildung, holen wir nicht in sechs bis neun Monaten auf.» Sie fügte an: «Ich gebe zu, wir wären gerne woanders.»
Auf die Frage, warum nicht leerstehende Theater oder Messehallen für die Schulen angemietet werden können, sagte Ernst, die Idee sei gut, aber begrenzt umsetzbar, weil beim Unterricht ja nicht eine Gruppe den ganzen Tag zusammenkomme. Zum Thema Schulschließungen sagte sie, die Kultusminister wollten keinen Automatismus anhand der Infektionsstatistik. «Wir möchten genau hingucken und die Gesamtsituation beurteilen.»
KMK-Chefin wirbt um Verständnis bei frustrierten Schülern und Eltern
Berlin (dpa) - Angesichts andauernder Schwierigkeiten mit überlasteten Lernplattformen für Schulen wirbt die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, um Verständnis bei frustrierten Kindern und Eltern. Dass Server in Schulen manchmal nicht funktionierten, sei ärgerlich, sagte die brandenburgische Bildungsministerin (SPD) am Montagabend in den ARD-«Tagesthemen». «Aber was wir in den vergangenen fünf bis acht Jahren versäumt haben an Initiativen für die digitale Bildung, holen wir nicht in sechs bis neun Monaten auf.» Sie fügte an: «Ich gebe zu, wir wären gerne woanders.»
Auf die Frage, warum nicht leerstehende Theater oder Messehallen für die Schulen angemietet werden können, sagte Ernst, die Idee sei gut, aber begrenzt umsetzbar, weil beim Unterricht ja nicht eine Gruppe den ganzen Tag zusammenkomme. Zum Thema Schulschließungen sagte sie, die Kultusminister wollten keinen Automatismus anhand der Infektionsstatistik. «Wir möchten genau hingucken und die Gesamtsituation beurteilen.»
Nach dem Ende der Weihnachtsferien im ganzen Bundesgebiet sind die meisten Schulen in Deutschland in eine Phase des Fernunterrichts gestartet, von der noch nicht klar ist, wie lange sie dauert. Mit Ausnahme von Abschlussklassen gilt für fast alle Schüler zunächst «Homeschooling». Zum Unterrichtsbeginn gab es am Montag teilweise wieder Probleme mit Lernplattformen.
Ernst übernimmt am 14. Januar offiziell die Präsidentschaft von der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Ihren Vorsitz will Ernst unter das Thema «Lehren und Lernen und guter Unterricht in den Zeiten der digitalen Transformation» stellen.
11.01.2021 08.50 Uhr
Kanzleramt kritisiert Schulöffnung in Niedersachsen
Berlin/Hannover (dpa/lni) - Die teilweise Öffnung der Schulen in Niedersachsen stößt im Bundeskanzleramt auf Kritik. «Die vorzeitige Schulöffnung ist sehr eindeutig gegen den Geist der Beschlüsse von Bund und Ländern», sagte der Staatsminister im Kanzleramt, Hendrik Hoppenstedt, der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag). «Die Schule ist ein normaler Infektionsort. Es gibt keine Erkenntnisse, dass es in den Schulen besser ist als im Rest der Gesellschaft.»
Für die niedersächsischen Schüler hat der Unterricht nach den Weihnachtsferien am Montag wieder begonnen - die meisten müssen dabei von zu Hause aus lernen. Abschlussklassen werden allerdings im sogenannten Szenario B in geteilten Klassen abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet. Von kommender Woche an gilt der Wechselunterricht bis Ende Januar auch für Grundschüler.
Eine Sprecherin der Landesregierung verteidigte dieses Konzept. «Die Kritik von Herrn Hoppenstedt ist nicht korrekt: Das Vorgehen in Niedersachsen bewegt sich selbstverständlich innerhalb des zwischen Bund und Ländern vereinbarten Rahmens», sagte sie der «HAZ».
Eine Online-Petition gegen den Präsenzunterricht in Niedersachsen fand bis Montagmorgen rund 2400 Unterzeichner. Darin werden Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusminister Grant Hendrik Tonne (beide SPD) aufgefordert, «die weitreichenden Öffnungen unverzüglich rückgängig zu machen», weil Schüler, Lehrer und Mitarbeiter an den Schulen unkalkulierbaren Risiken ausgesetzt würden.
Müller räumt Fehler bei Plänen zur Schulöffnung ein
Berlin (dpa/bb) - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat Fehler bei den Vorbereitungen zur raschen Wiedereröffnung der Schulen eingeräumt, die am vergangenen Freitag nach viel Kritik schließlich abgeblasen wurde. «Erstmal muss man sagen, dass es natürlich nicht gut gelaufen ist und wir da einen Fehler gemacht haben in der Kommunikation», sagte der SPD-Politiker am Montag im rbb-Inforadio. «Weil der Eindruck erweckt wurde, als ob ab heute nun alle Schulen wieder öffnen sollen. Das ist natürlich überhaupt nicht der Fall gewesen.»
Ziel sei immer gewesen, analog zu gemeinsamen Bund-Länder-Beschlüssen und abhängig von der Entwicklung der Infektionszahlen zunächst den Abschlussklassen zu ermöglichen, «im Präsenzunterricht in die Schulen zu kommen, weil es einfach für die wichtig ist, dass sie da einen entsprechenden Rahmen haben vor ihren Schulabschlüssen», so Müller. «Und wir wollten einfach darstellen, wie schrittweise ein Beschulen aussehen kann, dass erst die Abschlussklassen kommen, dann die kleineren Jahrgänge von 1 bis 3, dann von 3 bis 6.» Zumal andere Bundesländer hier «nicht so strikt wie wir» vorgegangen seien und schon im Dezember oder Anfang Januar Abschlussklassen in den Schulen gehabt hätten und Mitte Januar die Grundschulen hätten öffnen wollen.
«Aber die Verunsicherung war groß», so Müller. «Viele Eltern und Lehrer hatten Sorge, dass auf einmal zu viele sich wieder in der Schule treffen. Und da musste man es eben auch korrigieren.»
Nach einigem Hin und Her hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass das schulisch angeleitete Lernen zu Hause für Schüler der Klassen 1 bis 9 sowie für einige höhere Klassenstufen bis mindestens 25. Januar verlängert wird. Bis dahin gilt keine Präsenzpflicht. Für die Abschlussklassen 10, 12 und 13 an Gymnasien und Sekundarschulen sollten indes ab Montag Präsenzangebote in kleinen Gruppen möglich sein.
10.01.2021 17.31 Uhr
Schulbeginn nach dem Ferienende - Fernunterricht fast überall
Stuttgart (dpa/lsw) - Zum Schulauftakt nach den Weihnachtsferien müssen die meisten Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg von Montag an wieder auf den Fernunterricht ausweichen. Nach wie vor sind die Corona-Infektionszahlen zu hoch für Unterricht in den Klassenzimmern. Deshalb haben sich Bund und Länder in ihren jüngsten Beratungen darauf geeinigt, frühestens Ende Januar wieder in den flächendeckenden Präsenzunterricht für alle Schularten einzusteigen.
Eine Ausnahme gibt es allerdings in Baden-Württemberg: Denn Kitas und Grundschulen sollen am 18. Januar wieder öffnen, falls das die Infektionszahlen zulassen. Auch Abschlussklassen sollen dann nach Möglichkeit wieder in den Schulgebäuden unterrichtet werden. Eine Entscheidung will die Landesregierung am kommenden Donnerstag treffen. Die meisten anderen Bundesländer setzen wie vereinbart komplett auf Unterricht von zu Hause aus.
Rund 69 000 Nutzer auf Online-Lernplattform des Saarlandes
Saarbrücken (dpa/lrs) - In der ersten Schulwoche nach den Weihnachtsferien ist die Nutzerzahl der Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS) gestiegen. Am ersten Schultag nutzten nach Angaben des saarländischen Bildungsministeriums rund 67 000 Menschen die Plattform. Am Freitag derselben Woche waren es bereits 72 000. Im Schnitt erreichte die Plattform für digitales Lernen demnach rund 69 000 Nutzer täglich.
«Digitale Bildung ist ein permanenter Lernprozess. Unsere Bildungscloud Online-Schule Saarland entwickeln wir ständig weiter und passen sie den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer an», teilte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Sonntag mit. «Dabei ist es ein großer Vorteil, dass die OSS eine landeseigene Bildungscloud ist.»
Rund 300 Einrichtung, größtenteils Schulen, seien auf der Plattform registriert. Mit dem Videokonferenzsystem Big Blue Button (BBB) seien nun auch virtuelle Elternabende möglich. Mit Ausnahme der Abschlussklassen ist der Regelunterricht mit Präsenz an den saarländischen Schulen bis zum 31. Januar ausgesetzt.
Verlängerter Corona-Lockdown: Was sich in MV ändert
Schwerin (dpa/mv) - Bund und Länder haben sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar verständigt. Damit müssen sich die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns vor dem Hintergrund der hohen Corona-Infektionszahlen auf verschärfte Regelungen einstellen. Eine Übersicht:
GRUNDSÄTZLICH
Die neuen Regelungen gelten seit Sonntag und zunächst bis zum 31. Januar. Wie es im Februar weitergeht, ist derzeit noch unklar. Bund und Länder wollen am 25. Januar darüber beraten. In der Zwischenzeit sind auf Landesebene Gespräche geplant, wie Unternehmen und Beschäftigten weiter geholfen werden kann.
KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN
Ein Haushalt darf sich nur noch mit einer weiteren Person treffen. Kinder bis 12 Jahre können davon ausgenommen sein, wenn dies für die Betreuung der Kinder notwendig ist. Ursprünglich hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass sich künftig ein Haushalt nur noch mit einer weiteren Person treffen darf, unabhängig vom Alter. Es ist egal, wo das Treffen stattfindet - bei der Einzelperson oder beim Haushalt mit mehreren Menschen.
SCHULEN
Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen können am Montag landesweit wieder in die Schule gehen, müssen es jedoch nicht. Die Präsenzpflicht ist weiterhin aufgehoben. Alle anderen Jahrgänge sollen zu Hause lernen. Eine Betreuung vor Ort für Schüler von der 1. bis zur 6. Klasse wird weiterhin angeboten, sofern Eltern sie nicht zu Hause betreuen können. Verpflichtende Klausuren werden bis zum Beginn der Winterferien im Februar nicht geschrieben.
KITAS
Eltern, die ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können, können sie weiterhin in die Kita bringen. Es wird jedoch auch hier appelliert, wenn möglich, zu Hause zu bleiben. Die Betreuungszeit wird demnach nicht eingeschränkt. Eltern müssen ihre Kinder vorher in der Kita anmelden. Ein entsprechendes Formular können Eltern über die Homepage des Sozialministeriums oder der Kita erhalten.
HOTSPOTS
In Landkreisen mit mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche dürfen sich Einwohner nicht mehr als 15 Kilometer von ihrer Meldeadresse entfernen, sofern kein triftiger Grund vorliegt - wie Arztbesuche oder der Weg zur Arbeit. Als bislang einziger Landkreis hat die Mecklenburgische Seenplatte diese Marke überschritten. Ludwigslust-Parchim droht mit einem Wert von 188,4 (Stand Samstag-Nachmittag) ebenfalls bald zum Corona-Hochrisikogebiet zu werden.
Sofern nicht wichtige Gründe wie Arztbesuche oder die Arbeit vorliegen, dürfen Einwohner aus anderen Regionen nicht in diese Gebiete fahren. Wer dort einen Zweitwohnsitz hat, darf ebenfalls nicht dort hin.
Die Betreuung in der Kita ist in solchen Gebieten eingeschränkt. Diese soll nur noch in begründeten Ausnahmefällen möglich sein. Dazu zählen etwa Alleinerziehende.
Die Betreuung an Schulen für die Jahrgangsstufen eins bis sechs wird in solchen Gebieten ebenfalls eingeschränkt. Die Notbetreuung ist dann für Kinder vorgesehen, deren Eltern oder Erziehungsberechtigte in der sogenannten kritischen Infrastruktur arbeiten. Das sind laut Bildungsministerium etwa Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich und Lebensmittelhandel. Postboten, Polizisten und Feuerwehrleute sind weitere Beispiele.
WEITERES
Viele Geschäfte bleiben auch weiterhin geschlossen. Dies gilt ebenfalls für viele Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Theater, Museen und Fitnessstudios. Gastronomiebetriebe dürfen nur außer Haus verkaufen oder ihre Waren ausliefern. Weiterhin geöffnet sind etwa Supermärkte, Drogeriemärkte, Banken und die Post.
Keine Klausuren in Hamburg im Januar für Schüler bis zur 10. Klasse
Hamburg (dpa/lno) - Schülerinnen und Schüler bis zur 10. Klasse müssen in Hamburg vor dem Hintergrund des verlängerten Corona-Lockdowns bis Ende Januar keine Klausuren schreiben. Diese können zu einem späteren Zeitpunkt nachgeschrieben oder durch andere Leistungen wie Hausarbeiten ersetzt werden, wie die Schulbehörde am Sonntag in der Hansestadt mitteilte.
Klausuren in den Oberstufen sollen hingegen im selben Zeitraum in der Schule geschrieben werden. Diese hätten eine große Bedeutung für das spätere Abitur. Nach Angaben eines Sprechers betrifft dies die Jahrgänge 11 und 12 an Gymnasien, sowie die Klassen 12 und 13 an Stadtteilschulen. Für Stadtteilschüler in der 11. Klasse gebe es im Januar ebenfalls keine Klausuren.
In den Märzferien sollen laut Behörde freiwillige Lernangebote organisiert werden. Diese sind demnach in Kleingruppen von etwa sechs bis acht Schülern an jeweils drei bis vier Unterrichtsstunden täglich vorgesehen. Die Angebote seien kostenlos.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) kündigte erneut an, dass es Anpassungen bei der Mittleren Reife und dem Abitur geben soll. Dazu werde die Kultusministerkonferenz in den kommenden Wochen beraten.
Nach Pause wegen Corona - Einschulungsuntersuchungen laufen wieder an
Bevor Kinder in die Schule kommen, soll ihr Entwicklungsstand untersucht werden. 2020 fanden die Begutachtungen in Hamburg wegen der Corona-Pandemie viel seltener statt als sonst. Das soll sich laut zuständiger Behörde nun ändern. Die Linke fordert mehr Engagement.
Hamburg (dpa/lno) - Wochenlang sind in Hamburg coronabedingt so gut wie keine Termine für die sogenannte Schuleingangsuntersuchung vergeben worden - ab Montag soll sich das ändern. Die Schuleingangsuntersuchungen für Kinder, die nach den Sommerferien eingeschult werden, würden nun wieder aufgenommen, teilte die Gesundheitsbehörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Für die Einschulung in diesem Jahr nahmen den Angaben zufolge bislang erst elf Prozent der Kinder an der Untersuchung teil.
Seit 15. Dezember seien als Maßnahme zur Kontakteinschränkung in ganz Hamburg keine neuen Termine mehr vergeben worden, teilte die Behörde weiter mit. Ausnahmen galten etwa für Kinder mit Beeinträchtigungen oder besonderem Förderbedarf.
«Es ist aufgrund der andauernden Pandemiesituation davon auszugehen, dass die Vor-Corona-Untersuchungsquote noch nicht wieder erreicht wird», hieß es. Auch wenn es die Termine nun wieder geben soll: Zunächst werden laut Behörde weiterhin Kinder, bei denen ein besonderer Förderbedarf absehbar ist, priorisiert eingeladen.
Im aktuellen Schuljahr gehen nach Angaben der Hamburger Schulbehörde 17 285 Jungen und Mädchen in die erste Klasse. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl im nächsten Schuljahr ähnlich hoch sei. Angehende Schulkinder werden untersucht, um frühzeitig eventuelle gesundheitliche Probleme zu erkennen. Genau angeschaut wird der körperliche, motorische und sprachliche Entwicklungsstand.
Für 2020 liegen laut Gesundheitsbehörde noch nicht alle Zahlen zu den Untersuchungen vor. Doch sie schätzt, dass die Quote wegen der Corona-Pandemie lediglich bei etwa 50 Prozent liegen wird. Grund sei die ab März 2020 erfolgte Schließung der Bezirksämter für den Publikumsverkehr. «Es konnten wegen erforderlicher Abstände und veränderter Hygienebedingungen weniger Kinder als bisher eingeladen werden», hieß es.
Die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus, kritisierte, die Gefahr wachsender ungleicher Bildungschancen sei groß. «Wenn die Behörde nun Besserung verspricht, ist das zu begrüßen, aber auch längst überfällig», sagte sie. In den Bezirken seien in den vergangenen Jahren zu wenig zusätzliche Stellen für den schulärztlichen Dienst geschaffen worden. «Das zeigt, dass sich eine solche Politik der knappen Tischtücher in Krisenzeiten bitter rächt und es immer die Schwächsten am härtesten trifft», betonte Boeddinghaus. «Deswegen erwarte ich vom Senat an dieser Stelle ein besonderes Engagement, damit kein Kind mehr aus dem Blick gerät.»
09.01.2021 17.23 Uhr
Debatte um Präsenzunterricht für Kinder mit Behinderung
Anders als die meisten Schulen bleiben die Einrichtungen für Kinder mit Handicap geöffnet. Lehrer und Betreuer sehen sich dadurch besonderen Infektionsgefahren ausgesetzt. Das Kultusministerium begründet seine Entscheidung.
Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz des verlängerten Corona-Lockdowns und fast flächendeckender Schulschließungen sollen Kinder mit Behinderung weiter vor Ort unterrichtet werden. Die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und körperliche und motorische Entwicklung bleiben nach Angaben des Kultusministeriums geöffnet.
Lehrer und Betreuer machen in einer Petition aber auf die besonderen Umstände an den Einrichtungen aufmerksam und fordern, die Schulen an SBBZ nur dann zu öffnen, wenn der Gesundheitsschutz gewährleistet ist.
Das Ministerium betonte am Samstag die Bedeutung der Betreuung für die Kinder und verwies darauf, dass Eltern ihre Kinder nicht in die Zentren schicken müssten. Die Präsenzpflicht sei ausgesetzt.
«Die Einhaltung der Hygieneregeln gestaltet sich an unserer Schulart als fast unmöglich», heißt es in dem öffentlichen Schreiben an Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Abstand zu Schülern zu halten, sei bei Pflegetätigkeiten wie Wickeln, Essen reichen und Anziehen unmöglich. «Im Gegensatz zu Pflegekräften im Krankenhaus, steht uns dafür aber keine entsprechende Schutzausrüstung zur Verfügung.» Auch der Unterricht erfordere an vielen Stellen direkte, körpernahe Zuwendung. Viele Kinder könnten nur mit Hilfestellung Regeln beim Husten oder Niesen einhalten oder Hände waschen, wiederum aber keine Masken tragen, machten die Autoren deutlich.
«Am schwierigsten für uns ist es aber, dass unsere Schüler*innen zur Risikogruppe gehören», hieß es weiter. Wegen Einschränkungen bei der Kommunikation könnten sie nur schwer von Krankheitssymptomen berichten und würden daher vermutlich erst deutlich später als andere Menschen zum Arzt gebracht oder getestet. «In der Impfstrategie wurde dies zum Glück bereits berücksichtigt und Menschen mit geistiger Behinderung werden bereits in Gruppe 2 geimpft.»
Die Ausnahmeregelung für die SBBZ scheine all dies aber außer Acht zu lassen. Daher würden dringend Schutzausrüstung und Schnelltests benötigt und die Möglichkeit, Wechselunterricht anzubieten, heißt es in der Petition. «Wir müssen so schnell wie möglich geimpft werden.»
Unterstützung kam aus den Landtagsfraktionen der SPD und FDP. «Diese Kinder und ihre Eltern fühlen sich komplett vergessen, die Lehrkräfte und Betreuer sowieso», erklärte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch. Sein liberaler Amtskollege Hans-Ulrich Rülke forderte unter anderem, Kinder und Lehrer an den SBBZ sollten bevorzugt geimpft werden.
Das Ministerium erklärte seine Entscheidung mit dem hohen Pflege- und Betreuungsbedarf der SBBZ-Schüler. «Bei einem Wegfall des Präsenzunterrichts stünden Eltern dieser Kinder vor enormen Herausforderungen, die sie in der Regel nicht alleine schultern können.» Ein weiterer Grund für die Entscheidung sei gewesen, dass Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung der geistigen oder motorisch-körperlichen Entwicklung noch einmal mehr als andere auf klare und regelmäßige Strukturen in ihrem Alltag angewiesen seien und ihnen das Wegfallen dieser Strukturen enorme Schwierigkeiten bereite.
Das Kultusministerium plant den Angaben zufolge, den SBBZ und den Schulkindergärten zu Beginn dieses Jahres noch einmal Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen, und steht dazu mit dem Sozialministerium in Kontakt. Die Einrichtungen hätten aber auch schon Hygieneartikel und Schutzausrüstung - wie FFP2-Masken, Einwegschutzkleidung und Einweghandschuhe - bekommen.
Land stellt 250 000 FFP-2-Masken aus Landesproduktion bereit
Mainz (dpa/lrs) - Nach dem Rückruf chinesischer Schutzmasken an Schulen stellt Rheinland-Pfalz 250 000 FFP-2-Masken aus rheinland-pfälzischer Produktion für Schulen bereit. Das kündigte das Bildungsministerium am Samstag an. «Man muss sich darauf verlassen können, dass eine Schutzausrüstung, die zertifiziert ist, dieser Zertifizierung auch gerecht wird», betonte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung. «Umso ärgerlicher ist es, dass bei den vom Bund unter anderem an Rheinland-Pfalz gelieferten Masken erneut Probleme aufgetreten sind.» Zum zweiten Mal sei ein chinesischer Maskentyp zurückgerufen worden.
Die zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd hatte berichtet, dass eine Prüfung amerikanischer Behörden ergeben hatte, dass die Masken des zurückgerufenen Typs nicht alle die erforderliche Filterleistung von mindestens 95 Prozent einhielten. Als zuständige Marktüberwachungsbehörde habe die Genehmigungsdirektion Süd vorsorglich empfohlen, die Atemschutzmasken nicht zu verwenden. «Zweifel an der Einhaltung der Prüfkriterien und an der Prüfbescheinigung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Masken keine Schutzwirkung haben», hieß es.
Wien plant Corona-Selbsttests für Schüler - «einfach wie Nasenbohren»
Wien (dpa) - Österreich will Schülern zur Wiederöffnung der Schulen wöchentlich einfach anwendbare Corona-Schnelltests anbieten. Testen sei «letztlich die einzige Antwort, um über die schwierige Phase bis zur Durchimpfung zu kommen», sagte der österreichische Bildungsminister Heinz Fassmann (ÖVP) am Samstag in Wien. Insgesamt fünf Millionen Antigen-Tests sollen dafür an die Schulen verteilt werden.
Die Tests können von den Schülern selbst unter Anleitung von Erwachsenen angewendet werden. Die Stäbchen müssen etwa ein bis zwei Zentimeter in die Nase eingeführt werden. Das sei so einfach wie Nasenbohren, hieß es in einem Video mit Anleitung, das am Samstag gezeigt wurde. Eltern von Grundschülern sollen ihren Kinder einmal pro Woche montags zu Hause beim Testen helfen. Bei älteren Schülern könnten die Tests zu Hause oder in der Schule vorgenommen werden.
Die Selbsttests sollen für die Schüler kostenlos und freiwillig sein. Das Vorgehen gebe die Möglichkeit, die Schulen zu öffnen und auch offen zu halten, sagte Faßmann. Ob die Schulen in Österreich wie ursprünglich geplant am 18. Januar wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren, soll nächste Woche geklärt werden. Der Lockdown in Österreich ist zunächst bis zum 24. Januar geplant. Am Freitag hatte Deutschlands Nachbarland fast 2300 Corona-Infektionen innerhalb eines Tages verzeichnet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit 161 je 100 000 Einwohner etwas höher als in Deutschland (136,5).
Schulsenator Rabe: Corona-Lockdown wird tiefe Spuren hinterlassen
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat den Corona-Lockdown als eine große Belastung für die Schüler bezeichnet. «Es werden tiefe Spuren hinterlassen bei den Kindern und Jugendlichen, nicht nur im Bereich der kognitiven Bildung, sondern auch im Bereich der sozialen Bildung, auch der Persönlichkeitsentwicklung», sagte der Senator der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten der betroffenen Schüler hätten bereits im vergangenen Frühjahr 13 Wochen Unterrichtsausfall hinnehmen müssen.
Beim sogenannten Distanzunterricht werde das Lernen trotz aller Bemühungen nicht die übliche Qualität haben. «Ich habe von Anfang an gesagt, dass dieses System von den Schulen und den Lehrern sehr, sehr viel verlangt», erklärte Rabe und fügte hinzu: «Das gilt insbesondere, wenn man wirklich den Anspruch hätte, dass zu Hause eins zu eins Unterricht wie in der Schule stattfinden sollte und zugleich ein großer Teil der Schüler in der Schule betreut wird. Beides gleichzeitig passt kaum zusammen.»
Seit kurz vor Weihnachten hat Hamburg die Präsenzpflicht an den Schulen aufgehoben. Nach Möglichkeit sollen die Kinder und Jugendlichen zu Hause digital unterrichtet werden. Sie können bei Bedarf aber auch weiter in die Schule kommen.
Juso-Chefin und Göring-Eckardt fordern kreative Ideen für Unterricht
Die Corona-Pandemie bringt auch den Schulalltag durcheinander. Beim Digitalunterricht hakt es noch. Politikerinnen haben noch ein paar andere Ideen.
Berlin (dpa) - Um Schulunterricht auch in der Corona-Pandemie zu gewährleisten, setzen Jusos und die Grünen auf kreative Lösungen. Die neue Juso-Chefin Jessica Rosenthal schlug vor, Lehramtsstudentinnen und -studenten in der Corona-Krise als zusätzliche Lehrer einzusetzen. Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, regte an, auch geschlossene Museen und Theater zu nutzen. Nicht wie erhofft voran kommt die Digitalisierung des Unterrichts.
Zuletzt war kontrovers diskutiert worden, ob es in einigen Schulen oder zumindest ausgewählten Klassen trotz der hohen Infektionszahlen wieder Präsenzunterricht vor Ort geben soll. In mehreren Bundesländern soll dies trotz wachsender Proteste noch im Januar zumindest für Abschlussklassen gelten.
Die neue Juso-Chefin Rosenthal sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit dem Einsatz von Studentinnen und Studenten als zusätzliche Lehrer könnten kleinere Lerngruppen gebildet und die Infektionsgefahr verringert werden. «Wir können die Studierenden einstellen, die ja sowieso oft gerade ihre Nebenjobs verloren haben», sagte die 28-Jährige, die selbst Lehrerin ist und seit dem vergangenen Jahr an einer Bonner Schule unterrichtet. Sie forderte Bund und Länder ferner auf, sie sollten Hotels und Messegelände anmieten und die Klassen aufteilen.
Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt fragte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): «Warum sollen geschlossene Museen und leere Theatersäle nicht für den Unterricht genutzt werden? Warum holt man nicht das Technische Hilfswerk und Messebauer in die Schulen, um Luftfilter einzubauen?» Sie schlug auch vor, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre interaktiven Bildungsangebote ausbauen. Ganz normaler Unterricht werde an vielen Orten noch lange nicht möglich sein. «Daher müssen wir andere, kreative Lösungen finden», betonte die Fraktionschefin.
Göring-Eckardt bezeichnete es als «eine Vollkatastrophe, dass so viele Schulen immer noch keinen vernünftigen Digitalunterricht hinbekommen». Nach einer Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) unter den Bundesländern, läuft der Digitalpakt weiterhin schleppend. Bis Ende 2020 seien 916 Millionen Euro als Fördermittel bewilligt worden, also weniger als ein Fünftel der Gesamtsumme, die der Bund bereitstellt. Allerdings kam demnach im zweiten Halbjahr etwas mehr Schwung in die Sache. Während laut RND bis zum Sommer 2020 erst 242 Millionen Euro bewilligt worden waren, waren es Ende 2020 dann 674 Millionen Euro mehr.
Der Digitalpakt war am 17. Mai 2019 in Kraft getreten. Über das Förderprogramm stellt der Bund den Schulen fünf Milliarden Euro für Investitionen in digitale Tafeln (Smartboards), Schul-WLAN, Online-Lernplattformen und mobile Geräte zur Verfügung. Von den Ländern kommen insgesamt weitere 500 Millionen dazu.
Die «Welt» berichtete am Samstag allerdings unter Berufung auf Experten von aktuellen Lieferproblemen bei Tablets und Laptops. «Der Markt für Laptops und Tablets ist seit dem Herbst - nicht nur in Deutschland, sondern weltweit - leergefegt», sagte Martin Mayr, Senior Vice President beim Münchner IT-Dienstleister Cancom, der Zeitung.
Rosenthal forderte eine wissenschaftlich fundierte Prüfung, welche Infektionsgefahr von den neuen Virusmutationen in den Schulen ausgeht - und zwar vor dem 25. Januar, wenn Bund und Länder über weitere Maßnahmen entscheiden wollen. Sie mahnte ferner, schon jetzt müsse man aus der Corona-Krise lernen und direkt mehr Lehrerinnen und Lehrer einstellen. «Wir brauchen doch sowieso mehr Personal im Bildungsbereich. Das können wir jetzt schon machen», betonte sie. Derzeit wird aus Sicht der Juso-Chefin für eine sichere Öffnung der Schulen zu wenig getan: «Wo sind denn die FFP2-Masken, wo sind denn die Schnelltests, wo sind die angemieteten Räume, wo ist das zusätzliche Personal?», fragte Rosenthal.
Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus mahnte klare Perspektiven für die Schulen für das restliche Schuljahr an. «Schulen, Eltern und Kinder brauchen Planungssicherheit. Müssen wir Maßnahmen verlängern? Welche Auswirkungen hat das auf Prüfungen? Verkürzen wir die Osterferien? Die Menschen wollen planen, das Familienleben regeln», mahnte der CDU-Politiker in der in Bielefeld erscheinenden «Neuen Westfälischen» (Samstag).
08.01.2021 19.09 Uhr
Nach viel Streit nun neuer Plan für Schulöffnung in Berlin
Jeder Tag im Homeschooling könne vor allem kleine Kinder in ihrer Lernleistung weiter zurückwerfen, warnen Bildungsforscher. Deshalb sollten die wegen Corona geschlossen Schulen in Berlin schrittweise und rasch wieder öffnen. Doch es kommt anders.Berlin (dpa/bb) - Nach tagelangem Streit sind die Pläne des Senats zur schrittweisen Öffnung der Berliner Schulen trotz Corona-Lockdowns teilweise vom Tisch. Das schulisch angeleitete Lernen zu Hause für Schüler der Klassen 1 bis 9 sowie für einige höhere Klassenstufen werde bis mindestens 25. Januar verlängert, teilte die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag mit. Bis dahin gilt keine Präsenzpflicht.Für die Abschlussklassen 10, 12 und 13 an Gymnasien und Sekundarschulen sollen indes ab kommender Woche Präsenzangebote in kleinen Gruppen möglich sein. Ob Wechselunterricht mit Lernen zu Hause und in der Schule angeboten wird oder alles über Homeschooling läuft, sollen die jeweiligen Schulen mit den Elternvertretern selbst entscheiden.Am 19. Januar will der Senat darüber entscheiden, wie es ab dem 25. Januar mit dem Schulbetrieb an Grundschulen weitergeht. Bis dahin liegen wahrscheinlich verlässlichere Daten vor, wie sich die Feiertage auf das Corona-Infektionsgeschehen ausgewirkt haben und welche Rolle die neue Virus-Mutation spielt. Zudem sollen die Schulen sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern zusätzliche Förder- und Unterstützungsangebote unterbreiten, wie es hieß. An Grundschulen gibt es wie bisher eine Notbetreuung.Am Mittwoch hatte der Senat beschlossen, den Lockdown bis 31. Januar zu verlängern, aber ab 11. Januar an Schulen für abschlussrelevante Jahrgänge generell wieder Wechselunterricht in kleinen Gruppen anzubieten. Ab 18. Januar sollten Grundschüler der Klassen 1 bis 3 folgen und dann Schritt für Schritt weitere Klassenstufen. Eine Woche nach den Winterferien sollte, so der Plan, der Präsenzunterricht ab 15. Februar für alle wieder regulär wie vor dem Lockdown laufen.Dieses Vorgehen rief viel Kritik etwa bei der Lehrergewerkschaft GEW, einigen Schulleitern, Eltern- und Schülervertretern, aber auch innerhalb der rot-rot-grünen Koalition hervor. Angesichts dessen übten sich Koalitionäre am Freitag nach dpa-Informationen in Krisendiplomatie.Linke und Grüne machten dem Vernehmen nach Druck auf Scheeres. Auch die neue SPD-Landeschefin, Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, und ihr Co-Vorsitzender Raed Saleh schalteten sich ein. Schließlich wurde die neue Linie in einer langen Schalte unter anderem mit Scheeres und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) abgesteckt. Grüne und Linke tragen den Kompromiss mit, wie aus ihren Reihen zu hören war.Scheeres erklärte zu dem neuen Plan: «Wir gehen damit auf die vielfach geäußerten Sorgen an Schulen ein. In den nächsten Wochen brauchen wir an den Schulen einen möglichst breiten Konsens, um den Herausforderungen durch die Pandemie zu begegnen.»Giffey begrüßte die neue Regelung. «Ich finde es richtig, dass Bildungssenatorin Sandra Scheeres jetzt nach Abstimmung in der Koalition beschlossen hat, die Präsenzpflicht an Berliner Schulen bis zum 25. 1. auszusetzen», erklärte die Bundesfamilienministerin.«Die aktuellen Infektionszahlen machen deutlich, dass wir uns noch immer in der schwersten Pandemielage befinden, die wir bisher erlebt haben.» Bei allem richtigen Bemühen um Bildungsgerechtigkeit dürfe die Rückkehr zum Präsenzunterricht daher nicht vorschnell erfolgen. «Wir müssen jetzt konsequent und verantwortungsvoll handeln und den Gesundheitsschutz an oberste Stelle setzen.»Saleh verwies darauf, dass Berlin nun ähnlich handele wie das Nachbarland Brandenburg. «Damit ist ein einheitliches Vorgehen im Metropolenraum Berlin-Brandenburg sichergestellt.»Der CDU-Vorsitzende Kai Wegner sprach von einem «Scheitern mit Ansage». «Kurz vor knapp zieht Rot-Rot-Grün die Notbremse. Aber der Schaden ist bereits angerichtet», erklärte er. «Mit ihrem eigensinnigen Vorpreschen hat die SPD-Bildungssenatorin maximale Verunsicherung ausgelöst.»Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, hatte den ursprünglichen Plan, auch Grundschüler wieder schnell an die Schulen zu bringen, positiv bewertet. «Es sind immer schwierige Abwägungen. Aber gerade in den ersten Schul- und Lebensjahren ist der Präsenzunterricht einfach nicht ersetzbar», sagte der Bildungsforscher am Freitag dem rbb-Inforadio. «Insofern ist der Ansatz in Berlin, wenn das die Gesundheitslage zulässt, sehr vernünftig, dass man gerade bei den kleinsten Kindern schnell anfängt, auch in begrenzten Klassen.»Bildung sei immer Beziehungsarbeit und nicht nur Wissensvermittlung, erläuterte Schleicher. Und in den ersten Schuljahren sei schon deshalb Präsenzunterricht nötig, weil man bei Grundschülern kein selbstständiges Lernen zu Hause erwarten könne. Hier könne digitale Wissensvermittlung also «nicht sehr viel erreichen». Bei höheren Jahrgängen hingegen könnten Wechselunterricht und Digitalisierung mehr bringen.
Ministerium: Täglich zwei FFP2-Masken für Lehrer
Düsseldorf (dpa) - Das Land NRW will jeden Lehrer im Präsenzunterricht mit zwei FFP2-Masken pro Tag ausstatten. Es würden entsprechende Gelder zur Verfügung gestellt, um das bis zu den Osterferien zu gewährleisten, so das Bildungsministerium in einer Email an alle Schulen. In dem Schreiben wurde am Donnerstag auch klargestellt, dass die angekündigten Gratis-Corona-Tests für Lehrer bis Ende Januar nur in Anspruch genommen werden können, wenn die Personen «in dieser Zeit tatsächlich einen Präsenzdienst in den Schulen leisten.»
Grundsätzlich gibt es bis zum Ende des Monats Distanzunterricht. Es gibt aber Notbetreuungsangebote für Schüler der Klassen 1 bis 6, die nicht zu Hause betreut werden können oder bei denen nach Ansicht des Jugendamts eine Kindeswohlgefährdung vorliegen könnte. Lehrer, die in dieser Zeit in den Schulen sind, können sich bereits kostenfrei auf Corona testen lassen. Für alle anderen Beschäftigten soll es von Februar bis zu Beginn der Osterferien die Möglichkeit zu sechs anlasslosen Tests geben.
Die FFP2-Masken, die einen besseren Schutz bewirken als «normale» Masken, sollen laut Ministerium über die Schulträger und Bezirksregierungen verteilt werden. Die Lehrergewerkschaft GEW begrüßte die Maßnahme. «Bei Millionen Schutzmasken, die pro Woche dann gebraucht werden, muss aber die Logistik stimmen, um die Schulen und Kitas nicht zusätzlich zu belasten», sagte die Vorsitzende der GEW in NRW, Maike Finnern am Freitag.
Kretschmann: Schulöffnung am 18. Januar nicht garantiert
Stuttgart (dpa/lsw)Die grün-schwarze Landesregierung will erst am kommenden Donnerstag darüber entscheiden, ob Grundschulen und Kitas am 18. Januar wieder geöffnet werden können. Im Interesse der Kinder würde man gern zu dem Datum wieder öffnen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Freitag im Landtag in Stuttgart. «Doch garantieren können wir es heute noch nicht.» Dazu brauche man «belastbarere Zahlen über die Infektionslage», die noch nicht vorlägen. «Deshalb werden wir diese Entscheidung erst am kommenden Donnerstag treffen.» Der verlängerte Corona-Lockdown bedeutet für die meisten Schüler, dass es im Januar statt Präsenz- nur Fernunterricht geben wird. Nur für jüngere Kinder könnte es Ausnahmen geben.
Kinderschutzbund: Kontaktregel wie «geschlossene Unterbringung»
Hannover (dpa/lni) - Der Kinderschutzbund Niedersachsen hat die geplante Verschärfung der Corona-Kontaktregeln auch für Kinder scharf kritisiert. Nach dem jüngsten Bund-Länder-Beschluss, der in Niedersachsen von Sonntag an gelten soll, dürfen sich bis Ende Januar nur noch die Mitglieder eines Haushalts mit einer weiteren Person treffen, egal welchen Alters. Zwei Geschwister etwa dürfen demnach nicht mehr gemeinsam zu den Großeltern gehen, zwei Elternteile sich nicht mehr mit ihren jeweiligen Kindern am Spielplatz treffen.
«Im Grunde genommen ist das vergleichbar mit einer geschlossenen Unterbringung», sagte der Landesvorsitzende des Kinderschutzbunds, Johannes Schmidt. «Es ist das Kappen unglaublich vieler elementarer Grundbedürfnisse von Kindern.» Darunter leide etwa die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Sprache. «Die Gesellschaft für Kinder zuzumachen, ist ein ganz furchtbarer Schritt», betonte Schmidt. «Es fehlen die Impulse für den Spaß am Leben.» Das könne schlimmstenfalls auch zu Gewalt in der Familie oder gegenüber anderen Kindern führen.
Aus Kontakten zu den Jugendämtern wisse er, dass es seit Beginn der Corona-Krise mehr Meldungen von Kindeswohlgefährdungen gebe. Genaue Zahlen lägen darüber aber noch nicht vor. Für die Zeit nach der Pandemie forderte Schmidt, die Unterstützung von Jugendämtern und Kinderprojekten um Millionen zu erhöhen - auch, um Schäden der Corona-Krise aufzuarbeiten.
07.01.2021 20.36 Uhr
NRW-Minister wollen Kita-Beiträge für Januar erstatten
Der verschärfte Corona-Lockdown ist eine Herausforderung für die Familien - und vor allem für Alleinerziehende. Zumindest finanziell soll es im Januar eine Entlastung geben.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) und Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) wollen die Kita-Beiträge für den Monat Januar erstatten. Darauf hätten sich die beiden Minister geeinigt, schrieb Stamp in einem Brief an die Kita-Eltern in NRW, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Beschluss des Landeskabinetts zur Aussetzung der Beiträge wegen des Corona-Lockdowns stehe aber noch aus, sagte ein Sprecher des Familienministeriums am Donnerstag. Die Kosten sollen sich das Land und die Kommunen teilen. Auch der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtete.
Die mehr als 10 000 Kindertagesstätten in NRW bieten wegen der vielen Corona-Infektionen im Land ab dem kommenden Montag nur noch eine eingeschränkte Betreuung an. Eltern können ihre Kinder dann nur noch zehn Stunden weniger pro Woche in die Kita bringen als normalerweise - wenn irgend möglich sollen Eltern ihre Kinder ganz zu Hause betreuen.
Dem Familienministerium zufolge ist die nächste Sitzung des Kabinetts für Dienstag geplant. Stamp hatte sich am Donnerstagmorgen im WDR2-Interview optimistisch gezeigt, dass es in NRW eine Aussetzung der Gebühren geben werde. «Ich gehe davon aus, dass wir da heute im Laufe des Tages was verkünden können», sagte er.
«Ich weiß, dass ich Ihnen viel abverlange», schrieb Stamp am Donnerstag in dem Elternbrief. Aber auch die Kitas müssten im verschärften Lockdown einen Beitrag leisten. Der Minister appellierte noch einmal an die Eltern: «Lassen Sie Ihre Kinder, wenn es irgendwie geht, zu Hause! Wenn Sie aber die Betreuung in Anspruch nehmen müssen, steht Ihnen Ihr Angebot zur Verfügung.» Über die Erzieher sowie Tagesmütter und -väter schrieb er, sie seien «Heldinnen und Helden dieser Pandemie, die sich mit großem Engagement liebevoll um unsere Jüngsten kümmern».
Auch die 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler sollen ab Montag komplett zu Hause unterrichtet werden - das gilt auch für Grundschüler und die Abschlussklassen. Eine Verlängerung des Distanzunterrichts über den 31. Januar hinaus lehnte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) aber ab. Damit sei nun das «Maximum herausgeholt, danach darf es mit Distanzunterricht so nicht weitergehen», sagte Gebauer am Donnerstag dem Fernsehsender Phoenix.
Gebauer, die sich bisher immer für Präsenzunterricht eingesetzt hatte, sagte in dem Interview: «Ich darf Ihnen sagen, dass ich nicht erfreut gewesen bin über den Beschluss, den die Kanzlerin zusammen mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten getroffen hat.» Es sei auch wenig Spielraum für die Auslegung des Beschlusses geblieben. Nun hoffe sie, dass man schnellstmöglich in den Präsenzunterricht zurück wechseln könne.
Vor allem viele alleinerziehende Mütter und Väter wüssten im Moment kaum, wie sie die nächsten Wochen stemmen sollten, kritisierte deren Verband. «Die erneute Umstellung auf Distanzunterricht und der eingeschränkte Pandemiebetrieb in der Kindertagesbetreuung ist für Eltern und insbesondere erwerbstätige Alleinerziehende wieder eine enorme Belastung», sagte Nicola Stroop, Vorstand beim Verband allein erziehender Mütter und Väter (VAMV) NRW, der Deutschen Presse-Agentur.
Auch die beschlossenen Kontaktbeschränkungen auf nur noch eine Person außerhalb des Haushaltes führten in Trennungsfamilien zu großen Verunsicherungen, sagte Stroop. Viele Anrufer bei einer Krisenhotline des Verbands in NRW fragten beispielsweise, ob ein Geschwisterpaar künftig nicht mehr zusammen sein getrennt lebendes Elternteil besuchen dürfe. «Wir warten hier dringend auf die konkrete Klarstellung durch das Bundesjustizministerium», sagte Stroop. In NRW leben etwa 327 000 alleinerziehende Elternteile mit ihren minderjährigen Kindern zusammen.
Weiter kein Präsenzunterricht an Brandenburger Schulen
Die Zahl der Corona-Neuinfektion in Brandenburg ist auch im Lockdown weiter hoch. Die Landesregierung lässt die Schulen deshalb erst einmal zu und will die Lage nächste Woche neu bewerten.
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Schülerinnen und Schüler müssen vorerst weiter von zu Hause aus lernen: Der Präsenzunterricht an Schulen bleibt bis zum 22. Januar ausgesetzt. Das teilte die Landesregierung am Donnerstagabend nach Gesprächen mit den Landkreisen und kreisfreien Städten mit. Ausgenommen davon bleiben die Abschlussklassen und die Förderschulen. In der übernächsten Woche (ab 18. Januar) solle die Situation neu bewertet werden, hieß es nach den Beratungen.
Dann solle entschieden werden, ob die Grundschulen aufgrund eines deutlich gesunkenen Infektionsgeschehens für einen Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht in der Woche vor den Winterferien geöffnet werden könnten. Die Schulen sollen an diesem Freitag über den Beschluss informiert werden.
Die Landesregierung stehe weiterhin dazu, dass Schulen und Kitas so schnell wie möglich wieder in den Regelbetrieb gehen sollten, erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). «Das Infektionsgeschehen erlaubt aber derzeit leider keine Öffnung der Schulen. Deshalb haben wir den Distanzunterricht für zwei Wochen verlängert.»
Die Kitas bleiben demnach wie bisher geöffnet. Es wird allerdings an die Eltern appelliert, ihre Kinder soweit wie möglich zu Hause zu betreuen und für den Zeitraum die Lohnersatzleistungen des Bundes und die Ausweitung der Anspruchsdauer des Kinderkrankengelds zu nutzen. In Abhängigkeit von der lokalen Situation können Kitas jedoch geschlossen sein, wie dies beispielsweise derzeit für den Kreis Oberspreewald-Lausitz gilt.
Die Situation werde zu Beginn kommender Woche vor dem Hintergrund aktueller Daten neu bewertet, teilte Ernst mit. Wenn sich die Infektionslage bis dahin deutlich verbessert haben sollte, tritt ihr zufolge die zweite Stufe des Stufenplans in Kraft - an den Grundschulen gebe es dann wieder Unterricht im Wechselmodell.
Die Kultusministerkonferenz der Länder hatte am Montag einen Stufenplan vorgelegt, demzufolge der Präsenzunterricht bei sinkenden Infektionszahlen in den Grundschulen wieder beginnen könnte. Danach sollen die älteren Schüler im Wechselunterricht folgen. Einen Zeitplan dafür gab es allerdings noch nicht.
Über die weitere Verlängerung und Verschärfung von Corona-Beschränkungen für die Bürger will das Kabinett an diesem Freitag entscheiden. Bei Gesprächen mit den Landkreisen und Oberbürgermeistern der kreisfreien Städte sollte es insbesondere um die Vereinbarung der Regierungschefs von Bund und Ländern gehen, in Corona-Hotspots den Bewegungsradius der Menschen auf 15 Kilometer um den Wohnort zu beschränken.
Zurück ins Klassenzimmer? - Streit um die Teilöffnung der Schulen
Schrittweise sollen immer mehr Kinder und Jugendliche in Berlin wieder Unterricht in der Schule bekommen. Das finden manche gut und andere unverantwortlich. Kritik kommt nicht nur von der Opposition.
Berlin (dpa/bb) - Die Entscheidung des Senats, schon bald wieder eingeschränkten Unterricht in Schulen zu ermöglichen, ist in Berlin hochumstritten. Im Abgeordnetenhaus gingen die Meinungen dazu bei der Sondersitzung am Donnerstag deutlich auseinander - auch innerhalb der Koalition. Nach dem Willen des Senats sollen in den kommenden Wochen noch während des Lockdowns schrittweise immer mehr Jahrgänge zumindest zum Teil wieder in den Schulen unterrichtet werden. Das halten manche für genau richtig und andere für unverantwortlich.
«Es ist eine bewusste Entscheidung, eine durchdachte Entscheidung», sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die Folgen seien unabsehbar, wenn etwa Grundschüler für sechs Wochen nicht in den Schulen seien. Deshalb hätten auch Experten empfohlen, behutsam mit Kleinsten anzufangen: «Damit sie uns nicht wegrutschen.»
Junge Menschen bräuchten gute Bildung und Schulabschlüsse für ihre Zukunft. Daher gelte es, verantwortungsvoll abzuwägen zwischen dem nötigen Gesundheitsschutz und dem Recht auf Bildung. «Hier müssen wir einfach einen guten Mittelweg gehen, dass wir hier die besten Möglichkeiten für unsere Kinder, Jugendlichen, Familien, aber eben auch für unsere Lehrkräfte haben.» Natürlich stehe jede Entscheidung unter dem Vorbehalt der Infektionslage.
Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller verteidigte die Entscheidung als Ergebnis eines Abwägungsprozesses. Eine schnelle komplette Öffnung der Schulen hält der SPD-Politiker indes nicht für möglich. Denn man könne nicht wegdiskutieren, «dass es auch Infektionsketten gibt aus dem Schulgeschehen heraus.»
Linke-Bildungspolitikerin Regina Kittler forderte, die Entscheidung zur raschen Schulöffnung zurückzunehmen. Sie plädierte dafür, die Schulen bis nach den Winterferien geschlossen zu halten. Auch CDU-Fraktionschef Burkard Dregger kritisierte die Schulöffnung. Die Entscheidung sei getroffen worden «unabhängig von der Inzidenz, im Unwissen über die Virusmutationen und in Unkenntnis des Infektionsgeschehens während der Feiertage.»
Der Senat hatte am Mittwoch die Verlängerung des Lockdowns beschlossen und gleichzeitig mitgeteilt, dass der Unterricht an den Schulen Schritt für Schritt wieder möglich sein soll. Nach Angaben der Bildungsverwaltung ist zunächst ab dem 11. Januar für die abschlussrelevanten Jahrgänge Wechselunterricht geplant, also die Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause. Dabei sollen die Lerngruppen maximal halb so groß sein wie üblich.
Ab dem 18. Januar soll es dann auch in den Klassen 1 bis 3 mindestens drei Stunden täglich Unterricht in der Schule geben, ebenfalls in Gruppen, die höchstens halb so groß wie üblich sein dürfen. Ab dem 25. Januar soll das auf die Klassen 4 bis 6 ausgeweitet werden und nach den Winterfeien ab dem 8. Februar auf alle Schularten und Jahrgänge. Ab 15. Februar - so die Hoffnung - soll der Unterricht für alle wieder regulär wie vor dem Lockdown laufen.
Die Berliner Grünen finden diesen Weg richtig. «Jeder Tag Schulschließung ist ein Tag mehr, an dem wir riskieren, dass Kinder und Jugendliche zurückbleiben», sagte Fraktionschefin Silke Gebel. «Jeder Tag Lockdown bedeutet ein weiterer Tag, an dem die Schere zwischen denen, die lernen können, und denen, die nicht lernen können, größer wird.»
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Sebastian Czaja sagte, er sei Bildungssenatorin Scheeres dankbar dafür, dass es eine schrittweise Öffnung der Schulen gebe. Homeschooling und Homeoffice funktionierten in der Realität nicht. Auch die SPD-Fraktion ist für die schrittweise Öffnung, die AfD forderte die sofortige komplette Rückkehr zum normalen Unterricht.
Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Tom Erdmann, bemängelte dagegen, es passe nicht zusammen, die Abschlussjahrgänge und bald danach auch die Grundschüler in die Schulen zurückzuholen, während die Bevölkerung angehalten sei, die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.
«Ab der nächsten Woche sind die halben Oberstufen wieder in der Stadt unterwegs», kritisierte Erdmann. «Ich gehe nicht davon aus, dass die Infektionszahlen dann wieder so gut sind, dass man sich das leisten kann.» Bis zum Ende des Lockdowns dürfe es keinen Unterricht in den Schulen geben. In einer Mitteilung kritisierte die GEW, Gesundheitsexperimente auf dem Rücken von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie Schülern seien unverantwortlich.
Auch Elternvertreter äußerten sich nach den Beschlüssen des Senats vom Mittwoch skeptisch: «Die häuslichen Kontakte werden auf eine Person reduziert. In den Schulen dürfen sich aber Schülerinnen und Schüler aus bis zu 16 Haushalten mit ihren Lehrkräften in Unterrichtsräumen treffen», kritisierte der Landeselternausschuss.
Die Interessenlage der Eltern sei allerdings sehr unterschiedlich. «Die Bandbreite der Forderungen reicht von der Fortführung des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause bis zur sofortigen Öffnung der Schulen», erklärten die Elternvertreter.
Der Elternausschuss erinnerte an seine Forderung von Ende Dezember, Regelunterricht erst wieder vollständig zu ermöglichen, sobald das mit Blick auf die Infektionszahlen vertretbar sei. Der Landesschülerausschuss schloss sich dem am Donnerstag an.
Bayerischer Rundfunk erweitert Angebot «Schule daheim»
München (dpa/lby) - Angesichts des ausfallenden Präsenzunterrichts wegen der Corona-Krise baut der Bayerische Rundfunk (BR) seine Lernangebote zusammen mit der ARD erneut aus. Unter «Schule daheim» finden sich in der BR Mediathek Lerninhalte für alle Schularten, wie der öffentlich-rechtliche Sender am Donnerstag in München mitteilte.
So sende der Bildungskanal ARD-alpha von Montag an werktags zwischen 09.00 und 12.00 Uhr spezielle Lernformate. Zudem starte eine runderneuerte Version des Youtube-Bildungskanals «alphaLernen».
Das Angebot in der BR Mediathek sei seit dem ersten Lockdown im März 2020 aufgebaut und beständig erweitert worden. Insgesamt seien zu den Lernprogrammen mehr als 250 Neuproduktionen hinzugekommen.
Auch eine Alternative zum entfallenden Sportunterricht gibt es: Der BR bietet morgens täglich auf ARD-alpha die Mitmach-Sendung «Fit mit Felix» an - mit Ex-Skistar Felix Neureuther.
Trotz Lockdown Präsenzunterricht für Abschlussklassen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Bei der wegen des Lockdowns ausgesetzten Präsenzpflicht für Schüler im Saarland gibt es Ausnahmen: Schüler, die dieses Schuljahr an allgemeinbildenden Schulen Abschlussprüfungen ablegen, werden ab dem 11. Januar wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. «Für sie gilt Präsenzpflicht», teilte das saarländische Bildungsministerium am Donnerstag in Saarbrücken mit.
Konkret heißt das, dass Schüler der Klasse 12 an Gymnasien und Schüler der Klasse 13 an Gemeinschaftsschulen ab nächsten Montag zum Unterricht in Schulen kommen müssen. Für Schüler an Gemeinschaftsschulen, die in Klassen 9 und 10 den Hauptschulabschluss oder den Mittleren Bildungsabschluss anstreben, beginnt der Präsenzunterricht ab dem 18. Januar.
An den beruflichen Schulen soll es auch ab dem 11. Januar für einen Teil der Schüler wieder Unterricht vor Ort geben. Den Anfang machten Schüler, die in diesem Jahr das Abitur an Oberstufengymnasien ablegen wollten. Die Beratungen seien aber noch nicht abgeschlossen, hieß es.
Für alle anderen Schüler bleibe die Präsenzpflicht vom 11. bis 24. Januar vorerst ausgesetzt: Es finde Fernunterricht statt. Es gebe aber Angebote für Schüler der Klassen 1 bis 6, die nicht anderweitig betreut werden könnten. Überlegungen, die Winterferien (15. bis 19. Februar 2021) zu verschieben oder zu streichen, gebe es derzeit nicht. Die Familien hätten mit den Winterferien geplant.
Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) erklärte, sie setze sich zudem bei den Kontaktbeschränkungen für Ausnahmen zur Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen ein. «Die Beschränkung auf eine weitere Person aus einem anderen Haushalt verschärft die angespannte Situation für viele Familien und insbesondere Alleinerziehende deutlich», sagte sie. Das sei «nicht zumutbar». Familien müssten sich Kinderbetreuung teilen können.
Bayern lockert wegen Corona Lehrpläne und Prüfungsvorgaben
München (dpa/lby) - Der Freistaat Bayern will es den Schülern in der Corona-Pandemie ein wenig leichter machen: Es werde verbindliche Hinweise für Schwerpunktsetzungen im Lehrplan geben, damit Lehrkräfte und Schüler nicht unter Zeitdruck gerieten, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München.
An Realschulen und Gymnasien könne die vorgegebene Zahl der Schulaufgaben in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn reduziert werden, um eine Ballung von Leistungsnachweisen und übermäßigen Zeitdruck zu vermeiden. Die Lehrkräfte sollen dabei alle Spielräume nutzen. Es müsse aber auch die Chancengerechtigkeit, etwa mit Schülern und Schülerinnen aus anderen Bundesländern beim Rennen um Studienplätze oder Lehrstellen gewährleistet bleiben.
Dies gelte besonders für die Abschlussklassen. Schülerinnen und Schüler sollen sich darauf verlassen können, dass nicht prüfungsrelevante Themengebiete auch wirklich nicht in der Prüfung abgefragt werden. Die Lehrkräfte sollen sich ihrerseits darauf verlassen können, dass genügend Zeit für eine angemessene Prüfungsvorbereitung bestehe und nicht jedes Detail im Lehrplan durchgepaukt werden müsse.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Mittwoch nach einer Sondersitzung des Kabinetts erklärt, die Schulen blieben bis mindestens 31. Januar für den Präsenzunterricht geschlossen, es werde nur Notbetreuung und Distanzunterricht geben. Nach der Rückkehr in den Präsenzunterricht gelte es, besonders auf die Schüler zu achten, die im Distanzunterricht nicht so gut zurechtgekommen sind. Die «Brückenangebote» aus dem ersten Halbjahr würden fortgesetzt.
Landeselternrat fordert Luftfilteranlagen für Klassenzimmer
Hannover/Oldenburg (dpa/lni) - Der Landeselternrat Niedersachsen hat seine Forderung nach Luftfilteranlagen und Trennwänden für Klassenzimmer erneuert. Die aktuell beschlossenen Maßnahmen in Schulen versprächen nur kurzfristigen Erfolg, beklagte das Gremium.
Das Alte Gymnasium in Oldenburg schaffte mobile Luftfilteranlagen bereits im Dezember an. Corona-Fälle habe es an der Schule keine gegeben, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. «Die Geräte haben ihren Dienst getan.»
Wie viele Schulen in Niedersachsen bisher mobile Luftfilteranlagen wie das Oldenburger Gymnasium haben, dazu konnte das Kultusministerium in Hannover bisher keine Auskunft geben. Mitte November hatte die Landesregierung angekündigt, 45 Millionen Euro für weitere Maßnahmen an den Schulen wie Hilfskräfte zur Entlastung, FFP2-Masken für Lehrer oder in begründeten Ausnahmen auch Luftfilteranlagen und Plexiglasschutzwände zur Verfügung zu stellen. Wie viele Schulen bisher Gelder aus dem neuen Programm beantragten, war bisher nicht aus dem Ministerium zu erfahren.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Göttingen hatte Ende 2020 ein Belüftungskonzept mit Filtersystem getestet. Ergebnis: Die Virenlast in Räumen verringerte sich. «Als Strömungsforscher bescheinigen wir dem Konzept ein großes Potenzial und halten es für besser als das Lüften per Fenster», sagte Testleiter Andreas Westhoff vom dortigen Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik. Das aus der Raumfahrt und Medizin entliehene Konzept lasse sich einfach in Räumen nachrüsten.
Beim sogenannten vertikalen Lüftungskonzept strömt Frischluft am Boden aus, wird an der Decke abgesaugt und nach dem Filtern wieder am Boden ausgepustet. So könnten sich die in der Atemluft enthaltenen virenbelasteten Aerosole nicht unkontrolliert im Raum ausbreiten.
Grüne halten schrittweise Schulöffnung für richtig
Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Grünen haben die Pläne für eine schrittweise Wiedereröffnung der Schulen trotz anhaltenden Corona-Lockdowns verteidigt. «Jeder Tag Schulschließung ist ein Tag mehr, an dem wir riskieren, dass Kinder und Jugendliche zurückbleiben», sagte Fraktionschefin Silke Gebel am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. «Jeder Tag Lockdown bedeutet ein weiterer Tag, an dem die Schere zwischen denen, die lernen können, und denen, die nicht lernen können, größer wird.» Und weiter: «Aber auch in der Pandemie dürfen wir den Anspruch nicht aufgeben, dass jedes Kind zum Bildungserfolg kommt.»
Geschlossene Schulen seien nicht gut für diejenigen Kinder, die schon im Normalzustand nur mit Ach und Krach einen Abschluss schafften. «Deshalb ist in der Abwägung zwischen Infektionsschutz und Recht auf Bildung der langsam beginnende Wechselunterricht an Grundschulen ab dem 18. Januar unter strengen Hygieneregeln richtig.» Begleitet werden müsse dies durch kostenlose Schnelltests für Lehrer sowie kostenlose FFP2-Masken und Luftfilteranlagen in allen Bildungseinrichtungen, sagte Gebel.
Der rot-rot-grüne Senat hatte am Mittwoch beschlossen, ab 11. Januar schrittweise zumindest wieder Wechselunterricht anzubieten, also eine Kombination aus Lernen zu Hause und in der Schulen in kleinen Gruppen. Den Anfang sollen die abschlussrelevanten Jahrgänge machen, eine Woche später sollen Grundschüler der Klassen 1 bis 3 folgen.
Linke-Fraktionschef Carsten Schatz nannte die Kombination aus Schulöffnung und Verschärfung der Kontaktbeschränkungen für private Treffen widersprüchlich. Es sei «wenig überzeugend», bis 31. Januar faktisch zu untersagen, dass sich Kinder treffen dürfen, aber gleichzeitig wieder den Präsenzunterricht zu starten. Denn da kämen «sicherlich» mehr Kinder als nur aus zwei Haushalten zusammen.
Auch Gebel nannte die ab Sonntag geltende Regel für private Treffen - eigener Hausstand plus maximal eine Person - falsch. Konkret wünscht sie sich, dass Kinder dabei wie bisher generell nicht mitgezählt werden, also noch dazukommen dürfen. Hier müsse nachgesteuert werden. Im Senat hatten Linke und Grüne den Beschluss mitgetragen.
Abiturprüfungen unter Coronabedingungen gestartet
Mainz (dpa/lrs) - Für rund 12 000 Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz haben am Donnerstag die Abiturprüfungen begonnen. «Wir drücken die Daumen und wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg», schrieb Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den jungen Menschen auf Twitter.
An der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim nahmen am Morgen 47 Abiturientinnen und Abiturienten aus drei Deutsch-Leistungskursen ihre Prüfungsaufgaben auf. Schulleiter Roland Wollowski begrüßte sie und gab ihnen letzte Informationen zu den besonderen Rahmenbedingungen in der Corona-Situation. «Wir schreiben das Abitur an Orten, die wir vorher nie dafür genutzt haben», erklärte der Schulleiter. Um den vom Bildungsministerium für die Abiturprüfungen im Land empfohlenen Zwei-Meter-Abstand zu ermöglichen, wurden die Prüfungen im Foyer und in der Bibliothek der Schule organisiert. Im Sinne eines möglichst angenehmen Prüfungsumfelds entschied sich die Schule gegen Prüfungen in der Turnhalle.
«Die Rahmenbedingungen sind gut», sagte Wollowski. Angesichts der Prüfungsdauer von fünf Stunden werde regelmäßig gelüftet. Es gebe keine Pflicht, die Prüfung mit Mund-Nasen-Schutz zu absolvieren. «Aber wir empfehlen, die Maske zu tragen und nur zum Durchschnaufen abzunehmen. Da fühlen wir uns alle wohler dabei.»
Die schriftlichen Arbeiten in den verschiedenen Fächern erstrecken sich bis zum 27. Januar. Zwischen den einzelnen Prüfungen gibt es an der IGS Mainz-Bretzenheim einen Abstand von zwei bis drei Tagen.
In Rheinland-Pfalz absolvieren mehr als 9000 junge Menschen der Jahrgangsstufe 13 von G9-Gymnasien die Abiturprüfungen, ebenso wie 3000 an Integrierten Gesamtschulen. Die Prüfungen für rund 1200 Schülerinnen und Schüler an G8-Gymnasien mit einer Gymnasialzeit von acht Jahren beginnen am 30. April, ebenso wie für die etwa 2500 Absolventen der Beruflichen Gymnasien.
Im Unterschied zu anderen Bundesländern wie dem Saarland wurden die Abiturprüfungen trotz der Einschränkungen der Corona-Situation nicht verschoben. «Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler ihre Abschlüsse erreichen, und dass sie dann Abschlüsse haben, auf die sie stolz sein können», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
CDU-Fraktionschef Dregger wirft Senat Fehler bei der Schulöffnung vor
Berlin (dpa/bb) - Die Berliner CDU-Fraktion hat dem Senat erhebliche Versäumnisse in der Schulpolitik während der Corona-Krise vorgeworfen. «Die Bildungssenatorin hatte versprochen, unsere Schulen seien gut vorbereitet. Nun wurde sie leider erneut von der Wirklichkeit eingeholt», sagte Fraktionschef Burkard Dregger am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Homeschooling und Distanzunterricht seien zur neuen Normalität geworden, in den meisten Bundesländern habe das mehr oder weniger gut geklappt. «Berlin nimmt hier eine unrühmliche Rolle ein», kritisierte Dregger.
Gleich am ersten Schultag im neuen Jahr sei die zentrale Lernplattform zusammengebrochen. «Und was sind jetzt die Schlussfolgerungen des Senates aus diesem Versagen? Er vertraut seiner Schulplattform selbst nicht mehr und öffnet die Schulen, unabhängig von der Inzidenz, im Unwissen über die Virusmutationen und in Unkenntnis des Infektionsgeschehens während der Feiertage.» Der Senat hatte am Mittwoch beschlossen, in den kommenden Wochen schrittweise immer mehr Jahrgängen in verkleinerten Gruppen den Unterricht in der Schule wieder zu ermöglichen.
Dregger warf dem Senat vor, mit seiner Politik verzweifelte Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer zurück zu lassen und forderte, die Schulen müssten pandemiesicher werden. «Sie gefährden die Zukunft unseres Landes, das keine wichtigere Ressource kennt als die Bildung unserer Kinder.»
GEW verlangt: Kein Unterricht in den Schulen bis Ende des Lockdowns
Berlin (dpa/bb) - Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW ist die Entscheidung des Senats falsch, schon bald wieder Unterricht in Berlins Schulen zu ermöglichen. Während die Bevölkerung angehalten sei, die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, sei geplant, die Abschlussjahrgänge und bald danach auch die Grundschüler in die Schulen zurückzuholen. «Das passt alles nicht zusammen», sagte der Berliner GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Ab der nächsten Woche sind die halben Oberstufen wieder in der Stadt unterwegs», kritisierte Erdmann. «Ich gehe nicht davon aus, dass die Infektionszahlen dann wieder so gut sind, dass man sich das leisten kann.»
Es habe schon eine Vielzahl von kritischen Rückmeldungen gegeben. «Viele Kollegen, die mir geschrieben haben, unterstellen der Bildungssenatorin, dass sie billigend in Kauf nimmt, dass es zu Infektionen unter Lehrkräften kommt.» Die GEW fordere, bis zum Ende des Lockdowns, dessen Verlängerung bis zum 31. Januar der Senat am Dienstag beschlossen hat, keinen Unterricht in den Schulen anzubieten.
Auch die Ankündigung des Senats, ab Mitte Februar zum Präsenzunterricht wie vor dem Beginn des Lockdowns im Dezember zurückzukehren, hält die GEW für einen Fehler. «Das ist in sechs Wochen. Zurückblickend vor sechs Wochen hat sich keiner vorstellen können, dass wir in einer Situation wie jetzt sind», warnte Erdmann.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung vom Dienstag ist zunächst ab dem 11. Januar für die abschlussrelevanten Jahrgänge Wechselunterricht geplant, also die Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause. Dabei sollen die Lerngruppen maximal halb so groß sein wie üblich.
Ab dem 18. Januar soll es dann auch in den Klassen 1 bis 3 mindestens drei Stunden täglich Unterricht in der Schule geben, ebenfalls in Gruppen, die höchstens halb so groß wie üblich sein dürfen. Ab dem 25. Januar soll das auf die Klassen 4 bis 6 ausgeweitet und ab dem 8. Februar auf alle Schularten und Jahrgänge.
Mehr als 8 Millionen Kinder müssen zu Hause betreut werden
Wiesbaden (dpa) - Der verlängerte Corona-Lockdown mit weiter geschlossenen Schulen und Kitas stellt vor allem berufstätige Eltern mit jungen Kindern vor zusätzliche Betreuungsprobleme. Das Statistische Bundesamt nannte am Donnerstag für das Jahr 2019 die Zahl von rund fünf Millionen Paarfamilien mit Kindern unter elf Jahren und mindestens einem Erwerbstätigen. Dazu kommen noch 581 000 berufstätige Alleinerziehende mit jüngeren Kindern.
Bei zwei von drei der genannten Paare arbeiteten beide Elternteile. Von den Alleinerziehenden waren 90 Prozent Frauen und 41 Prozent arbeiteten Vollzeit. Nach weiteren Zahlen gingen im vergangenen Schuljahr in Deutschland rund 4,5 Millionen Kinder in die Klassen 1 bis 6 und weitere 3,7 Millionen wurden in Kindertagesstätten betreut.
Schüler von deutschem Privatginternat Schloss Torgelow in England in Selbstquarantäne
Torgelow am See/Oxford (dpa/CL) - Eine Schülergruppe des Privatinternats Schloss Torgelow bei Waren an der Müritz befindet sich derzeit in Großbritannien in Quarantäne. Dabei handelt es sich um elf Mädchen und Jungen einer neunten Klasse und zwei Betreuer, wie Schülträger Mario Lehmann am Donnerstag sagte. Die Klasse sei am Montag von Berlin aus mit allen nötigen Genehmigungen zu einem regulären Schüleraustausch in die Nähe von Oxford geflogen, dort dann aber von den plötzlich verhängten Corona-Schutzmaßnahmen in England überrascht worden. Die Schüler kommen aus acht Bundesländern, darunter Berlin, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zuvor hatte der Neubrandenburger «Nordkurier» über den Fall berichtet. An der Internatsschule Torgelow lernen 250 Schüler aus Deutschland und dem Ausland.
Die betroffenen Neuntklässler waren die zweite neunte Klasse, die in diesem Schuljahr - ungeachtet der Corona-Einschränkungen in Deutschland - aus Torgelow die den dreimonatigen Schüleraustausch mit der Internatsschule "Kingham Hill" nahe Oxford praktizieren sollte. Sie waren mit negativem Tests aus den Weihnachtsferien nach Berlin gekommen und von dort geflogen. «Wenn die zehn Tage Quarantäne in England um sind, können sie an die englische Schule, aber dort lernen wegen des Lockdowns derzeit nur internationale Schüler», sagte Lehmann. Die englischen Schüler dürften derzeit dort nicht zur Schule. Insofern müsse entschieden werden, ob der Austausch Sinn mache oder die Gruppe lieber wieder zurückgeholt werde.
Das Internatsgymnasium habe für den Internatsbetrieb in Torgelow eine Ausnahmegenehmigung des Kreises. Bevor der Schulbetrieb nach dem Jahreswechsel startete, seien alle Schüler und Mitarbeiter getestet worden. Dabei habe es einen positiven Fall bei einem Betreuer gegeben, der aber nach den Ferien keinen Kontakt zu anderen hatte. Heimreisen am Wochenende sind den Schülern aus Sicherheitsgründen aktuell nicht erlaubt.
Schule beginnt nach den Ferien mit Distanzlern-Übungstagen
Nach dem Ende der Weihnachtsferien beginnt am Donnerstag in Schleswig-Holstein wieder die Schule - aber ohne regulären Unterricht. Zwei Tage sind als so genannte Distanzlern-Übungstage angesetzt. Auch danach bleiben die meisten Schüler zuhause.
Kiel (dpa/lno) - Nach den Weihnachtsferien startet die Schule am Donnerstag offiziell wieder in Schleswig-Holstein - aber die Schüler müssen wegen der Corona-Pandemie noch einige Zeit zu Hause bleiben. Für Donnerstag und Freitag hat das Bildungsministerium zwei sogenannte Distanzlern-Übungstage angeordnet. Diese Maßnahme hatte es bereits im November verfügt, um mit dem Wochenende vier kontaktarme Tage mehr zu gewinnen im Kampf gegen das Coronavirus.
Von Montag an werden die meisten Schüler in Schleswig-Holstein bis Ende Januar wieder unterrichtet - aber nicht in den Schulen. Stattdessen ist Lernen auf Distanz verfügt, kündigte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch an. Die Schüler sollen Unterricht per Videochats oder Lernmanagementsystem erhalten. Der Präsenzunterricht in den Schulen ist ausgesetzt. Das gilt auch für die Berufsschulen.
Eine Ausnahme sind die Abschlussjahrgänge. Wie schon im Frühjahr werde es auch eine Notbetreuung für Schüler der Jahrgangsstufen eins bis sechs geben, hieß es. Die Schüler sollen dann in festen Gruppen in ihrer Schule betreut werden.
Gelingt es, die Zahl der Corona-Neuinfektionen deutlich zu senken, soll voraussichtlich im Februar schrittweise wieder Präsenzunterricht in den Schulen eingefürht werden.
Brandenburg legt Corona-Regeln für Schulunterricht fest
Potsdam (dpa/bb) - Die Brandenburger Landesregierung will am Donnerstag die Regelungen für den weiteren Schulunterricht unter den Bedingungen der Corona-Pandemie festlegen. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wann die Schulen wieder für den Präsenzunterricht geöffnet werden sollen. Abgesehen von den Abschlussklassen und den Förderschulen müssen seit dem 4. Januar alle Kinder und Jugendlichen zuhause lernen. Diese Regelung solle vorerst auch bestehen bleiben, hatte Regierungssprecher Florian Engels angekündigt. Die Kitas bleiben geöffnet. Allerdings sind die Eltern gebeten, ihre Kinder möglichst zuhause zu betreuen.
Die Kultusministerkonferenz der Länder hatte am Montag einen Stufenplan vorgelegt, demzufolge der Präsenzunterricht bei sinkenden Infektionszahlen in den Grundschulen wieder beginnen könnte. Danach sollen die älteren Schüler im Wechselunterricht folgen. Einen Zeitplan dafür gab es allerdings noch nicht.
Über die weitere Verlängerung und Verschärfung von Corona-Beschränkungen für die Bürger will das Kabinett erst am Freitag entscheiden. Zuvor sind noch Abstimmungen mit den Landkreisen und kreisfreien Städten notwendig. Dabei geht es insbesondere um die Vereinbarung der Regierungschefs von Bund und Ländern, in Corona-Hotspots den Bewegungsradius der Menschen auf 15 Kilometer um den Wohnort zu beschränken.
Piazolo informiert über Schulstart nach den Weihnachtsferien
München (dpa/lby) - Nach der Sondersitzung des bayerischen Kabinetts informiert Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag (13 Uhr) über die Regelungen zum Schulstart. Trotz des Endes der Weihnachtsferien am kommenden Montag sollen Schulen und Kindergärten vorerst geschlossen bleiben. In allen Jahrgangsstufen soll es stattdessen Angebote für Distanzunterricht geben.
Piazolo muss sich seit einigen Wochen mit Rücktrittsforderungen und auch Kritik aus der Regierung auseinandersetzen. Grund ist die instabile Online-Lernplattform Mebis, die vor den Weihnachtsferien wie schon im Frühjahr dem Ansturm von Schülern im Distanzunterricht nicht gewachsen war. Söder hatte ihm im Dezember indirekt eine Frist gesetzt, dass das System nach den Weihnachtsferien einwandfrei laufen müsse.
Kultusminister: Präsenzpflicht an Hessens Schulen wird ausgesetzt
Wiesbaden (dpa/lhe) - Schüler der Klassen 1 bis 6 in Hessen müssen bis Ende Januar nicht für den Unterricht an die Schulen kommen. Die Präsenzpflicht werde für sie ausgesetzt, für Schüler ab Klasse 7 werde mit Ausnahme von Abschlussklassen grundsätzlich Distanzunterricht angeboten, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden. In dieser Woche sind noch Weihnachtsferien in Hessen.
Damit ist für jüngere Schüler ab Montag (11.1.) noch Präsenzunterricht in den Schulen möglich, wenn Eltern arbeiten gehen müssen und sich nicht zu Hause um sie kümmern können. Sie würden dann in der Schule in festen Lerngruppen unterrichtet, sagte Lorz. «Ich appelliere aber an alle Eltern, ihre Kinder - wann immer möglich - im Sinne der Kontaktreduzierung zu Hause zu behalten.» Schüler in Abschlussklassen sollten unter Einhaltung des Mindestabstands weiter unterrichtet werden, sagte Lorz.
Damit setzt Hessen für die Schulen den Weg fort, den das Land Mitte Dezember eingeschlagen hatte. Auch damals war die Präsenzpflicht für die jüngeren Schüler bis zum Beginn der Weihnachtsferien ausgesetzt worden.
Außerdem führt Hessen verschärfte Corona-Regeln ein, die ab dem kommenden Montag (11.1.) zunächst bis zum Ende des Monats gelten. Das hat das Corona-Kabinett der hessischen Landesregierung am Mittwoch in Wiesbaden beschlossen. Danach dürfen sich künftig nur noch Angehörige eines Haushalts mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person im öffentlichen Raum treffen. Der Lockdown mit der Schließung zahlreicher Geschäfte war zunächst bis zum 10. Januar befristet gewesen.
Landeselternrat fordert Corona-Schutzkonzept für Schulen
Hannover (dpa/lni) - Der Landeselternrat Niedersachsen hat erneut einen umfassenden Gesundheits- und Infektionsschutz an den Schulen gefordert. «Die aktuell beschlossenen Maßnahmen, um die Inzidenzzahlen weiter zu senken, werden nur einen kurzfristigen
Effekt bringen», beklagte das Gremium am Mittwoch. Das Kultusministerium habe es versäumt, schon im Frühjahr Vorkehrungen für die vorausgesagte zweite Welle zu treffen. Die Vorsitzende des Landeselternrats, Cindy-Patricia Heine, plädierte für das Schutzkonzept des Münchner Strömungsforschers Christian Kähler. Der Wissenschaftler spricht sich in der Corona-Pandemie für seitliche Trennwände zwischen den Schülern sowie Raumluftreiniger in den Klassenräumen aus.
Die meisten niedersächsischen Schülerinnen und Schüler werden in den nächsten drei Wochen wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen zu Hause unterrichtet. Ausnahmen gibt es für Grundschüler und Abschlussklassen. An Präsenzunterricht mit ganzen Klassen sei derzeit nicht zu denken, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens begrüßte die Sonderregelungen für Abschlussklassen und den Abiturjahrgang. Der 13. Jahrgang sollte bei ausreichender räumlicher Kapazität in kompletten Kursen in der Schule unterrichtet werden, erklärte der Verband. Zudem sollte die Zeit des verlängerten Lockdowns genutzt werden, um eine möglichst schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht für alle ab Februar zu ermöglichen. Notwendig seien eine Verbesserung der Hygienevorkehrungen, Schnelltests sowie bei Verfügbarkeit Impfungen für Lehrkräfte und Schüler.
MV:
Präsenzunterricht für Abschlussklassen von kommender Woche an möglich
Zumindest ein Teil der Schüler in Mecklenburg-Vorpommern kann in der kommenden Woche wieder zur Schule gehen. Die Corona-Infektionszahlen stiegen im Bundesland indes weiter deutlich an.
Schwerin (dpa/mv) - Zehntausende Schüler der Abschlussklassen Mecklenburg-Vorpommerns können von kommender Woche an wieder in die Schule kommen. Dann sei Präsenzunterricht möglich, sagte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Mittwoch in Schwerin. Zuvor hatte dies bereits Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) angekündigt. Das Ministerium veröffentlichte nun Details zum weiteren Vorgehen im verlängerten Corona-Lockdown, der bis Ende Januar gelten soll.
«Wir müssen die Jugendlichen auch unter Pandemiebedingungen gut auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten. Mecklenburg-Vorpommern ist das erste Land, in dem schon im April die Abiturklausuren und die Prüfungen für die Mittlere Reife geschrieben werden», sagte Martin.
Demnach können etwa die Jahrgänge 10 und 12 von kommender Woche an in die Schule gehen; Abschlussklassen an Berufsschulen zählen ebenfalls dazu. Schülerinnen und Schüler müssen dann eine Bestätigung vorlegen, dass sie keine Symptome haben, die auf eine Corona-Infektion schließen lassen. Zudem ist eine Erklärung erforderlich, dass sie sich in den vergangenen zehn Tagen nicht in einem Corona-Risikogebiet außerhalb des Bundeslandes aufgehalten haben. Das entsprechende Formular werde über die Schulen zur Verfügung gestellt, hieß es.
Ein Ministeriumssprecher sagte, dass die Präsenzpflicht landesweit weiterhin für alle Jahrgangsstufen aufgehoben sei. Wenn Schüler aus Abschlussklassen also lieber zu Hause lernen möchten, sei dies nach wie vor möglich. In der Schule selbst sei eine Fokussierung auf Präsenzunterricht in den Kern- und Prüfungsfächern möglich. An den Schulferien im Februar solle ebenfalls festgehalten werden.
Für die anderen Jahrgangsstufen ändert sich zunächst nichts. Kinder der Jahrgangsstufen 1 bis 6 können weiterhin in die Schule kommen, sofern die Eltern sie nicht zu Hause betreuen können. Sie sollen dort dann von Lehrern bei den Aufgaben betreut werden. Für diese Inanspruchnahme muss laut Ministerium von den Eltern eine Erklärung abgegeben werden. Dieses Formular könnten Eltern über die Schulen oder die Internetseite des Bildungsministeriums erhalten. Auch hier müsse eine Bestätigung vorgelegt werden, dass die Kinder keine Symptome haben und nicht in einem Corona-Risikogebiet außerhalb des Bundeslandes waren in den vergangenen zehn Tagen.
Wenn die Corona-Neuinfektionen in Landkreisen und den beiden kreisfreien Städten pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche bei verlässlich unter 50 liegen, soll vom 18. Januar an geprüft werden, ob Präsenzunterricht für Grundschüler möglich ist. Wie viele Tage dieser Wert genau unterschritten sein muss, war zunächst weiterhin unklar. Am Mittwoch lag nur die Stadt Rostock mit 44,9 unter dieser Marke.
«Dass das Land ab 18. Januar zumindest bei niedrigen Inzidenzen die Rückkehr in die Präsenzpflicht für die Grundschulen prüfen will, begrüßen wir», sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maik Walm. Eine Rückkehr der Abschlussklassen in die Schulen sei ebenfalls richtig. Er plädierte jedoch für geteilte Klassengrößen, die im Wechselunterricht zur Schule kommen sollen. Für den genauen Ablauf der Abschlussprüfungen brauche es schnellstmögliche Regeln vom Land. Für Schüler ab Klasse 7 gilt laut Ministerium weiterhin Fernunterricht, es werden also Aufgaben zu Hause erledigt. Die besagten Abschlussklassen sind hiervon ausgenommen.
Das Ministerium verwies darauf, dass für Lehrer und weiteres pädagogisches Personal an den Schulen im Dezember insgesamt 100 000 Mund-Nase-Bedeckungen zur Verfügung gestellt worden seien. Diese würden Selbst- und Fremdschutz vor einer Corona-Infektion bieten. Den Angaben zufolge gilt für Lehrer eine Maskenpflicht im Unterricht.
Zudem könnten sich alle Lehrkräfte landesweit weiterhin auf das Coronavirus testen lassen. Gleiches gilt laut Sozialministerium ebenfalls für Erzieherinnen und Erzieher.
Schulpraktika in Unternehmen sind laut Bildungsministerium weiterhin nicht möglich, wie auch Klassenfahrten. Zudem gebe es keinen Sportunterricht, Schwimmen zähle ebenfalls dazu.
Für den weiteren Januar ändert sich in Kitas laut Sozialministerium grundsätzlich nichts. Wer seine Kinder nicht zu Hause betreuen kann, kann diese weiterhin zur Kita bringen. «Wir bitten aber alle Eltern, dieses Angebot nur in Anspruch zu nehmen, wenn es beruflich gar nicht anders geht und keine Möglichkeit besteht, ihre Kinder zu Hause zu betreuen», erklärte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD).
Eltern müssen ihre Kinder für eine Betreuung in Kitas vor dem Hintergrund des verlängerten Lockdowns von kommender Woche an jedoch vorher anmelden. Diese Regelung gilt den Angaben zufolge bis zum 31. Januar. Das Formular können Eltern über die Homepage des Sozialministeriums oder der Kita erhalten. Nach Angaben eines Sprechers muss es keinen Nachweis geben, dass Eltern sogenannten systemrelevanten Berufen, wie etwa in Krankenhäusern, nachgehen.
Die Ministerin betonte, dass es für die Betreuung der Kinder zu Hause weitere Unterstützung gibt. «Der Bund hat zugesagt, das Kinderkrankengeld im Jahr 2021 für zehn zusätzliche Tage pro Elternteil und 20 zusätzliche Tage für Alleinerziehende zu gewähren.»
Die unvermindert hohe Zahl an Corona-Neuinfektionen hat im Bundesland indes den Sieben-Tage-Inzidenzwert über 100 ansteigen lassen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock meldete am Mittwoch 481 neue Fälle. Das waren fast so viele wie am Vortag. 15 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Damit erhöhte die Zahl der Gestorbenen auf 215.
Kein Präsenzunterricht bis Ende Januar in Schleswig-Holstein
Der Lockdown in Schleswig-Holsteins Schulen geht weiter: Statt Präsenzunterricht ist bis Ende Januar «Lernen auf Distanz» angesagt - ausgenommen sind Abschlussjahrgänge. Und für die Jahrgangsstufen eins bis sechs wird eine Notbetreuung angeboten.
Kiel (dpa/lno) - Wegen der Corona-Bekämpfung werden die meisten Schüler in Schleswig-Holstein nach den Weihnachferien bis Ende Januar nicht in den Schulen unterrichtet. «Die Lage ist ernst», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch in Kiel mit Blick auf die Pandemie-Lage. «Das Schiff "Schule" steckt in schwerer See.» Am Donnerstag und Freitag gibt es, wie bereits im November beschlossen, nach den Ferien zwei sogenannte Distanzlern-Übungstage. Von Montag (11.1.) an sollen die Schüler Unterricht per Videochats oder Lernmanagementsystem erhalten, der Präsenzunterricht in den Schulen ist ausgesetzt. Das gilt auch für die Berufsschulen.
Eine Ausnahme sind die Abschlussjahrgänge. Sie sollen ab Montag Lern- und Vorbereitungsangebote in den Schulen erhalten. «Die Angebote finden in Kleingruppen mit Abstand und Hygienekonzept statt und es gilt natürlich weiterhin die Maskenpflicht», betonte Prien. Wie schon im Frühjahr werde es auch eine Notbetreuung für Schüler der Jahrgangsstufen eins bis sechs geben. Die Schüler sollen dann in Kohorten in ihrer Schule betreut werden.
Die Ministerin betonte, es könnte schon vor Ende Januar schrittweise zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts kommen. Voraussetzung sei, dass in Schleswig-Holstein die Zahl der Neuinfektionen dauerhaft deutlich unter der Grenze von 50 pro 100 000 Einwohner pro Woche liegt. Was «dauerhaft» und «deutlich» konkret bedeute, darauf wollte Prien sich nicht festlegen. Mitte Januar werde die Lage mit Experten bewertet und dann entschieden. Es müsse auch einschätzbar sein, wie gefährlich die Coronavirus-Mutationen aus England für Deutschland sind.
Für die Zeit nach dem Lockdown habe das Bildungsministerium zudem den Corona-Reaktionsplan überarbeitet, sagte die Ministerin. «Zukünftig werden wir in Landkreisen, in denen die Inzidenz über 50 pro 100 000 Einwohner steigt, automatisch für die Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe sieben in den Wechselunterricht gehen, und selbstverständlich werden wir auch weiterhin eine inzidenzabhängige Maskenpflicht in unseren Schulen haben.»
Das Aussetzen des Präsenzunterrichtes hat laut Prien ein vorrangiges Ziel: «Möglichst schnell und dauerhaft unter eine landesweite Inzidenz von 50 zu kommen (...) Wir streben diese niedrige Inzidenz insbesondere an, damit die Schulen wieder im Präsenzunterricht öffnen können.» Ende Januar solle abhängig vom Infektionsgeschehen, den Inzidenzwerten und der Entwicklung der Mutationen des Virus sowie der Beschlusslage von Bund und Ländern gesehen werden, «ob und unter welchen Bedingungen wir die Schulen im Februar wieder schrittweise für den Präsenzunterricht öffnen können».
Prien warnte vor falschen Erwartungen an die Digitalisierung. Schule sei darauf ausgerichtet, dass Kinder und Jugendliche persönlich zusammenkommen. Die Vielzahl der eingeleiteten Maßnahmen solle vor allem den Auswirkungen der Pandemie entgegensteuern: «Seit März 2020 haben wir mit unzähligen Maßnahmen versucht, die Schäden in Grenzen zu halten, die die Pandemie unserem Bildungssystem zufügt.»
Der Unterricht im Klassenverband diene nicht nur dazu, Wissen zu vermitteln, betonte die CDU-Politikerin. «Er ist ein sozialer Raum, ein Lernraum und für manche Kinder und Jugendliche auch ein Schutzraum. Selbst das beste Lernmanagementsystem, selbst die perfekte Videokonferenz, können das Erlebnis gemeinsamen Lernens im Klassenraum nicht ersetzen».
Am Ende dieser Phase wolle man daher die Erfahrungen im Lernen auf Distanz auch wissenschaftlich auswerten. Laut Prien sind inzwischen 80 Prozent der Schulen in Schleswig-Holstein ans Glasfasernetz angeschlossen und haben schnelles Internet.
Die Ministerin geht davon aus, dass alle Abschlüsse gemacht werden können. In Schleswig-Holstein sei das Schuljahr früh gestartet und es habe insbesondere im Spätsommer bei sehr niedrigen Inzidenzen kaum Unterrichtsausfälle gegeben. «Insgesamt hatten wir bisher ein nahezu reguläres Schuljahr durchführen können, anders als im Süden der Republik», sagte Prien. Seit den Wochen vor Weihnachten habe sich die Lage aber zugespitzt.
Der Philologenverband kritisierte, dass nach dem 1. Februar bei Überschreiten des Corona-Inzidenzwertes von 50 wöchentlicher Wechselunterricht stattfinden soll. «Dies bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen kompletter Präsenzunterricht bis in den frühen Nachmittag und danach noch einmal mehrere Stunden Distanzunterricht mit der zweiten Hälfte der Klasse inklusive individueller Lehrer-Schüler-Kommunikation über Digitalgeräte», sagte der Verbandsvorsitzende Jens Finger. Das sei in dieser Form nicht zumutbar. Finger verwies auf «die verhängnisvollen Auswirkungen längerer Schulschließungen insbesondere für Kinder aus bildungsfernen Schichten und für junge Menschen mit Migrationshintergrund».
Lockdown-Regeln: Opposition wirft Ramelow Zickzackkurs vor
Der Lockdown bis Ende Januar wird hart in Thüringen - auch wenn die umstrittene 15-Kilometer-Beschränkung zunächst nur eine Empfehlung ist. Die Opposition kritisiert Regierungschef Ramelow, die AfD will eine Sondersitzung des Parlaments.
Erfurt (dpa/th) - Verlängerter Lockdown, strengere Kontaktbeschränkungen, vorgezogene Winterferien, aber keine 15-Kilometer-Beschränkung: Thüringens Landesregierung hat sich auf die neuen, teilweise verschärften Corona-Einschränkungen bis Ende Januar verständigt. «Die Minimierung von Kontakten hat jetzt höchste Priorität», sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).
Die Entscheidungen der rot-rot-grünen Regierung, die nach mehrstündiger Beratung in der Nacht zu Mittwoch fielen, stießen auf Zustimmung und Kritik. Die Opposition warf vor allem Ramelow einen Zickzackkurs vor. Er habe zur Verwirrung der Bürger beigetragen, erklärte die CDU. Auch FDP und AfD äußerten Kritik. AfD-Fraktionschef Björn Höcke kündigte einen Antrag zu einer Landtagssondersitzung an. Das Parlament solle über die weitere Verschärfung der Corona-Regeln beraten, die die AfD für unverhältnismäßig halte, sagte Höcke.
Bei der Kritik von CDU und FDP ging es vor allem um Ramelows Vorschlag, den Bewegungsradius der Bürger nach dem Vorbild Sachsen auf 15 Kilometer um ihren Wohnort bei hohen Infektionszahlen zu beschränken. Damit konnte sich der Regierungschef trotz einer entsprechenden Empfehlung der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Thüringer Kabinett letztlich nicht durchsetzen. Eine Vorschrift, die Mobilität einzuschränken, gibt es damit nicht.
«Eine Einschränkung des Bewegungsradius auf 15 Kilometer ist jetzt nur als Empfehlung formuliert - denn sie sollte angesichts der derzeitigen Inzidenzen in Thüringen nicht zu einer Ungleichbehandlung von Stadt und Land führen», erklärte Umweltministerin Anja Siegesmund. In Thüringen hatten am Mittwoch 14 von 17 Kreisen einen Sieben-Tage-Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern über 200 sowie zwei der sechs kreisfreien Städte. Ramelow sprach von alarmierenden Zahlen.
Siegesmund, aber auch SPD-Minister hatten seit Tagen Bedenken gegen Ramelows Vorschlag geäußert. Eine 15-Kilometer-Regelung sei kaum zu kontrollieren, meinte etwa Innenminister Georg Maier (SPD). Nun wird den Thüringern empfohlen, Einkäufe, Besorgungen, Sport und Freizeitaktivitäten wohnortnah zu erledigen - im Umkreis von 15 Kilometern. Wintersporte, denen ein Massenansturm droht, sollen künftig abgeriegelt werden - durch Zufahrtsbeschränkungen.
Er sei froh, dass Ramelows Vorschlag in Thüringen zunächst vom Tisch sei, sagte CDU-Generalsekretär Christian Herrgott am Mittwoch in Erfurt. «SPD und Grüne haben Ramelow zu Recht wieder an die Leine gelegt.» Die CDU halte die Verlängerung des Lockdowns für notwendig - «ebenso wie die Begrenzung von Menschenansammlungen, aber mit den richtigen und umsetzbaren Mitteln», so ihr Generalsekretär.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Robert-Martin Montag, erklärte, «mit seiner Kommunikation sorgt der Ministerpräsident seit Monaten für Chaos». Die Landesregierung habe auch zehn Monate nach dem ersten Lockdown noch keine langfristige Strategie entwickelt.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) appellierte an die Thüringer, durch ihr individuelles Verhalten alles dafür zu tun, dass der Lockdown erfolgreich ist. Der Lehrerverband bewertete Regelungen im Bildungsbereich als nicht ausgewogen. Der Wille, die Pandemie einzudämmen, sei erkennbar, gleichzeitig gebe es jedoch viel Aktionismus, sagte der Verbandsvorsitzende Rolf Busch.
Es gebe zwar die Entscheidung, die Winterferien auf Ende Januar vorzuverlegen, aber noch keine Festlegung zu den Halbjahreszeugnissen. Wahrscheinlich würden sie wie geplant am 5. Februar ausgegeben, sagte Busch. Für die Schulen bleibe wegen der Vorverlegung der Ferien damit eine Woche weniger Zeit für die Vorbereitung der Zeugnisse.
Bedenken meldete Busch auch gegen das Vorhaben an, die Schulpflicht für die zweite Februarwoche auszusetzen, um Eltern mögliche Urlaubspläne mit ihren Kindern in der ursprünglichen Ferienwoche nicht zu durchkreuzen. Das bedeute mehr Stress für die Schulen als es Nutzen bringe.
ARD und ZDF vergrößern Angebot an Lerninhalten wegen Schullockdown
Berlin (dpa) - ARD und ZDF erweitern nach eigenen Angaben ihr Bildungsangebot vor dem Hintergrund der aktuellen Schulschließungen. Der Bildungskanal ARD-alpha reagiere auf den Lockdown und die Schließungen und sende unter dem Titel «Schule daheim» ab dem kommenden Montag werktags zwischen 9 und 12 Uhr Lernformate für alle Schularten und Fächergruppen, teilte eine ARD-Sprecherin am Mittwoch mit. Zudem werde es ab Montag auf allen Plattformen des Kinderkanals von ARD und ZDF (KiKA) für insgesamt drei Wochen «Sonderprogrammierungen» geben.
Das ZDF hat nach Angaben einer Sprecherin bereits sein Angebot unter dem Titel «Terra X plus Schule» in der ZDF-Mediathek und auf dem entsprechenden Youtube-Kanal «beträchtlich verstärkt». Wie eine Sendersprecherin der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte, kommen jede Woche neue Erklärvideos aus den Fächern Erdkunde, Biologie, Chemie und Physik hinzu. Ergänzt werde das Angebot in der Mediathek durch je nach Schulfächern sortierte Dokumentationen, Videos und Beiträge zur rechtefreien Nutzung.
Bei Twitter hatten mehrere Nutzer auf ein Angebot der öffentlich-rechtlichen BBC in Großbritannien verwiesen. Diese hatte angekündigt, wegen des Lockdowns mehrere Stunden täglich im Fernsehen ein Schulprogramm zu zeigen. «Ein solches Schulfernsehen wäre auch bei uns eine sinnvolle Unterstützung für Rundfunkbeitragszahlende Eltern und Kinder beim Homeschooling», twitterte zum Beispiel Linksfraktionschef Dietmar Bartsch.
Schule in NRW vorerst auf Distanz - Kitas arbeiten eingeschränkt
Der Corona-Lockdown bis Ende Januar ist eine Herausforderung für die Familien: Schulen schließen ab Montag weitgehend, Kitas betreuen nur noch in eingeschränktem Umfang. Eltern steht ein Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling bevor.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Der verschärfte Corona-Lockdown trifft in Nordrhein-Westfalen Schüler und Eltern noch einmal härter. Die 2,5 Millionen Schüler sollen ab Montag komplett zu Hause unterrichtet werden. Zugleich bieten die mehr als 10 000 Kitas ab Montag nur noch eine eingeschränkte Betreuung mit weniger Stunden an - wenn möglich, sollen Eltern ihre Kinder ganz zu Hause lassen. Die Maßnahmen gelten zunächst bis Ende Januar, kündigten Familienminister Joachim Stamp und Schulministerin Yvonne Gebauer (beide FDP) am Mittwoch nach einer Sitzung des Landeskabinetts an.
Für die FDP in der schwarz-gelben Landesregierung bedeutet der Verzicht auf den Präsenzunterricht eine Kehrtwende ihrer bisherigen Strategie in der Pandemie. Stamp, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, hatte vor Weihnachten mehrfach garantiert, dass es mit ihm keine landesweiten Schul- und Kitaschließungen geben werde. Für den Bildungsteil müsse er diese Garantie «ein Stück weit» relativieren. Aber niemand habe sich in dieser Pandemie bisher nicht korrigieren müssen - ob Politik oder Wissenschaft.
Stamp verwies auf das in England aufgetauchte mutierte Virus, von dem auch die Wissenschaft noch nicht wisse, welch ein «Brandbeschleuniger» es sein könne. «Wir haben kein Drehbuch, was die Pandemie angeht. Es gibt immer wieder Einschläge, mit denen wir nicht gerechnet haben.»
Auch Gebauer relativierte ihr bisheriges Festhalten am Präsenzunterricht. «Dieser Kampf war richtig, ich führe ihn auch weiter», sagte sie. «Kinder und Jugendliche leiden am meisten unter dieser Pandemie.» Bei Lockerungen sei klar, dass die Schulen «von Anfang an dabei sind». Derzeit aber müssten auch die Schulen ihren Beitrag zu Kontaktreduzierungen leisten.
Die Maßnahmen in NRW im Einzelnen:
SCHULEN: Alle Schüler in NRW gehen nach den Weihnachtsferien ab kommenden Montag in den Distanzunterricht. Der Präsenzunterricht in den Klassenräumen wird bis zum 31. Januar ausgesetzt - auch für Abschlussklassen. Wenn eine Schule mehr Vorbereitungszeit braucht, kann das Homeschooling dort auch erst am 13. Januar beginnen. Alle Schulen bieten eine Betreuung für Schüler der Klassen 1 bis 6 an, wenn dies etwa aus Gründen der Kindeswohlgefährdung erforderlich ist. Es finde aber kein regulärer Unterricht statt, sagte Gebauer.
Mit dem kompletten Verzicht auf Präsenzunterricht verschärfte die Landesregierung ihre Maßnahmen von Dezember, als Eltern unterer Klassen noch die Wahl hatten, ob ihre Kinder in der Schule oder von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen sollten.
Die SPD-Opposition forderte den Verzicht auf Halbjahreszeugnisse für die Sekundarstufe 1 und auf Nicht-Versetzungen wie im vergangenen Halbjahr. Gebauer sagte zu, dass das Ministerium die Lage prüfe. Keinem Schüler solle durch die Pandemie ein Nachteil entstehen. Die Grünen forderten ein längerfristiges Konzept bis zum Schuljahresende. Lehrerverbände und die Gewerkschaft GEW unterstützten die Entscheidung für Unterricht auf Distanz.
PRÜFUNGEN: Bis Ende Januar, wenn auch das Halbjahr endet, sollen an den Schulen laut Gebauer grundsätzlich keine Klassenarbeiten geschrieben werden. Ausnahmen gebe es lediglich für Abschlussjahrgänge an Gymnasien und Berufskollegs. In Einzelfällen könnten auch noch für das Halbjahr zwingend notwendige Klassenarbeiten geschrieben werden. Die Abiturprüfungen und Abschlussprüfungen der Klasse 10 seien für 2021 bereits um neun Unterrichtstage nach hinten verschoben worden. Der Aufgabenpool werde erweitert.
FERIEN: Gebauer empfahl den Schulen, auf die Karnevalsferien zu verzichten. Viele Schulen nutzten die vier beweglichen Ferientage in der Regel dafür, den Kindern in den Tagen um Rosenmontag frei zu geben. Da Karneval wegen der Pandemie dieses Jahr ausfalle, könnten die Tage dafür genutzt werden, Unterrichtsinhalte nachzuarbeiten.
KITAS: In den Kindertagesstätten wird der maximale Betreuungsumfang für jedes Kind um 10 Stunden pro Woche reduziert. Gruppen sollen strikt voneinander getrennt werden. Zugleich appellierte Stamp, die Kinder möglichst zuhause zu betreuen. Mit den von Bund und Ländern vereinbarten zusätzlichen Kinderkrankentagen soll eine Betreuung laut Stamp bis Ende Januar ermöglicht werden, ohne dass die Eltern «parallel am Laptop mit dem Kind auf dem Schoß» arbeiten müssten.
TESTS: Lehrkräfte und Kita-Beschäftigte können sich weiter anlasslos und kostenfrei auf Corona testen lassen. Bis zu den Osterferien sei dies bis zu sechs Mal möglich, sagte Stamp.
GEBÜHREN: Stamp will sich für eine Aussetzung der Kita-Gebühren während des Lockdowns stark machen. Dazu würden Gespräche mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem Finanzminister geführt. Die SPD forderte, die Gebühren für Kitas und den Offenen Ganztag (OGS) für Dezember und Januar auszusetzen.
HOTSPOTS: Bund und Länder hatten sich am Dienstag auf eine Einschränkung des Bewegungsradius in Corona-Hotspots geeinigt. In Kreisen mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen sollen die Länder «weitere lokale Maßnahmen» ergreifen - «insbesondere zur Einschränkung des Bewegungsradius auf 15 km um den Wohnort, sofern kein triftiger Grund vorliegt». Stamp bezeichnete die neue Regelung lediglich als «Möglichkeit» für Hotspots in NRW. Das müsse jeweils mit dem NRW-Gesundheitsministerium besprochen werden. In NRW überschritt am Mittwoch kein Kreis und keine kreisfreie Stadt den Wert von 200.
VIRUS-MUTATION: Eine mögliche weitere Verbreitung der aus Großbritannien bekannten Coronavirus-Mutation in NRW kann laut Gesundheitsministerium mangels ausreichender Erkenntnisse noch nicht beurteilt werden. Es würden bundesweit weitere Untersuchungen durchgeführt. Nach dem ersten Nachweis der mutierten Variante bei einer Person im Kreis Viersen habe es in NRW bisher keine weiteren Nachweise gegeben.
UNTERNEHMEN: NRW-Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff erklärte zu den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns: «Deutschland muss jetzt dringend aufpassen, dass es seine Wirtschaft in den kommenden Wochen nicht komplett abwürgt.» Die Lage werde für die besonders betroffenen Betriebe und Arbeitsplätze von Woche zu Woche immer existenzgefährdender. Die Politik müsse ab sofort einen Plan erarbeiten, der «deutliche Lockerungen» spätestens ab Ende Januar ermögliche.
Schul-Lockdown verlängert - aber Hoffnung für Grundschulen und Kitas
Der Lockdown für Schulen und Kitas soll bis Ende Januar verlängert werden. Das haben Bund und Länder wegen der Corona-Gefahr vereinbart. Doch Baden-Württemberg will vor allem für jüngere Kinder eine Ausnahme machen.
Stuttgart (dpa) - Wer sich nach den verlängerten Weihnachtsferien auf die Wiedereröffnung der Schulen und Kitas am kommenden Montag gefreut hat, der wird enttäuscht. In Südwesten wird der Lockdown wegen weiter zu hoher Corona-Infektionszahlen verlängert. Das bedeutet für die meisten Schülerinnen und Schüler, dass es im Januar statt Präsenz- nur Fernunterricht geben wird. Für Kita-Kinder, Grundschüler und Schüler der Abschlussklassen gibt es aber Hoffnung.
Die grün-schwarze Landesregierung will Grundschulen und Kitas am 18. Januar wieder öffnen - «wenn wir nächste Woche Klarheit über die Infektionszahlen haben und es vertretbar ist», sagte Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) nach den Bund-Länder-Beschlüssen zu den Corona-Maßnahmen. Baden-Württemberg geht mit der Lockerung bei den Schulen einen Sonderweg. Nur in Niedersachsen und in Berlin soll es nach jetzigem Stand eine teilweise Öffnung der Grundschulen ab dem 18. Januar geben.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte sich massiv für eine rasche Öffnung von Grundschulen und Kitas eingesetzt. Sie wollte diese eigentlich schon am kommenden Montag öffnen - «unabhängig von den Inzidenzzahlen». Am Mittwoch sagte sie: «Es ist unerlässlich, dass wir den Schulen und Kitas weitere Perspektiven für die kommende Zeit aufzeigen».
Geschlossene Kitas und Schulen über einen längeren Zeitraum hätten negative Folgen für den Lernerfolg und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen. «Sie sind zudem eine enorme Belastung für die Familien in unserem Land.» Bei den Funke-Zeitungen zeigte sie Verständnis für den längeren Lockdown, sagte aber auch: «Allerdings hätte ich mir bei den so wichtigen und sensiblen Themen Bildung und Betreuung eine differenzierte Entscheidung schon ab kommenden Montag gewünscht.»
Kretschmanns Sprecher Rudi Hoogvliet machte die Öffnung von Grundschulen und Kitas aber davon abhängig, dass die Corona-Zahlen klar sinken. «Die Kurve muss deutlich nach unten zeigen. So ist es vom Ministerpräsidenten mit der Kultusministerin vereinbart worden», teilte der Regierungssprecher am Mittwoch mit. Im Südwesten enden am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130 000 Lehrkräfte.
Die vom Kultusministerium vorgesehenen Regeln im Einzelnen:
GRUNDSCHULEN: Grundschüler sollen - zumindest in der ersten Schulwoche - wie im ersten Lockdown im Frühjahr mit Materialien zu Hause lernen - dies soll analog oder digital organisiert werden. Zudem soll es eine Notbetreuung geben. Vom 18. Januar an soll es - wenn möglich - wieder Präsenzunterricht geben.
WEITERFÜHRENDE SCHULEN: Für Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 5 soll Fernunterricht angeboten werden. «Für den Fernunterricht gibt es seit Juli 2020 landesweit verbindliche Qualitätskriterien und Vorgaben», schreibt das Ministerium. Falls schriftliche Arbeiten für die Notenbildung zwingend erforderlich sind, sollen die Schüler dafür in die Schulen kommen können.
ABSCHLUSSKLASSEN: Um eine angemessene Vorbereitung für Abschlussprüfungen möglich zu machen, soll schon ab 11. Januar «ergänzend zum Fernunterricht auch Präsenzunterricht angeboten werden». Bedingung: Präsenz müsse «zwingend zur Prüfungsvorbereitung erforderlich» sein.
NOTBETREUUNG: Für Kinder in Kindertagesstätten und Kindertagespflege sowie für Schüler der Klassen 1 bis 7 werde wieder eine Notbetreuung eingerichtet - allerdings nur für Kinder, «deren Eltern zwingend auf eine Betreuung angewiesen sind». Eltern müssen nachweisen, «dass beide entweder in ihrer beruflichen Tätigkeit unabkömmlich sind oder ein Studium absolvieren oder eine Schule besuchen, sofern sie die Abschlussprüfung im Jahr 2021 anstreben».
Die Grünen-Fraktion mahnte, Eisenmann müsse nun konkrete Konzepte für Hybrid -, Wechsel- und Fernunterricht vorlegen, die über den Januar hinaus tragfähig seien. «Viele Schulen sind bereit, den Unterricht teilweise oder ganz digital umzusetzen. Wichtig ist, dass die Schulen für ihre individuellen Lösungen Rechtssicherheit und Unterstützung bekommen», sagte Sandra Boser. Zudem forderte die Bildungssprecherin, den Lehrkräften an den Grundschulen kostenlose FFP2-Masken nicht mehr zu verwehren.
Auch die Lehrergewerkschaft GEW drang darauf, es müsse mehr getan werden, um Kitas und Schulen zu schützen. Lehrkräfte und Erzieher müssten mit zertifizierten FFP2-Masken ausgestattet, Luftreinigungssysteme beschafft und eine Maskenpflicht für Erwachsene in Teilen der Kitas und Grundschulen ausgesprochen werden. Die GEW sprach sich zudem dafür aus, ab dem 18. Januar Wechselunterricht an allen Schularten anzubieten. Bei einem Wechselmodell kommt die eine Hälfte der Klasse in die Schule, während die andere Hälfte zu Hause lernen soll. Das Modell kann im tageweisen Wechsel ebenso umgesetzt werden wie im Wochenrhythmus.
Zunächst noch kein Regelunterricht an Berliner Schulen
Berlins Eltern müssen noch Geduld haben. Schulunterricht wie vor der Corona-Krise ist nicht in Sicht. Aber in den nächsten Wochen sollen schrittweise immer mehr Schüler zurück in die Klassenzimmer.
Berlin (dpa/bb) - Angesichts der hohen Infektionszahlen bleiben die Berliner Schulen vorerst weitgehend geschlossen. Allerdings soll sich das schrittweise ändern. «Es ist so, dass ab dem 11. Januar weiterhin kein Regelunterricht an den Berliner Schulen stattfindet», sagte Kultursenator und Bürgermeister Klaus Lederer (Linke) nach einer Sondersitzung des Senats am Mittwoch.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung ist aber bereits ab dem 11. Januar für die abschlussrelevanten Jahrgänge Wechselunterricht geplant, also die Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause. Dabei sollen die Lerngruppen maximal halb so groß sein wie üblich. Das gilt zum Beispiel für die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 an Gymnasien und 9, 10, 12, 13 an Integrierten Sekundarschulen.
Prüfungen sollen stattfinden können. Auch für Klassenarbeiten und Klausuren ist vorgesehen, dass die Schülerinnen und Schüler in allen Jahrgangsstufen in die Schule kommen. Dabei muss aber der Mindestabstand von 1,5 Metern dabei eingehalten werden.
Ab dem 18. Januar soll es dann auch in den Klassen 1 bis 3 mindestens drei Stunden täglich Unterricht in der Schule geben, ebenfalls in Gruppen, die höchstens halb so groß wie üblich sein dürfen. Im nächsten Schritt wird diese Regel nach den Planungen der Bildungsverwaltung ab dem 25. Januar auf die Klassen 4 bis 6 ausgeweitet und ab dem 8. Februar auf alle Schularten und Jahrgänge.
Ab dem 15. Februar ist den Angaben zufolge geplant, zum Präsenzunterricht wie vor dem Beginn des Lockdowns im Dezember zurückzukehren. Dann würde allerdings weiter der Berliner Stufenplan gelten, der für jede Schule je nach Infektionslage unter Umständen Einschränkungen vorschreibt.
Das Probejahr an Gymnasien gilt nach Angaben der Bildungsverwaltung im laufenden Schuljahr nicht. Alle Schüler an Gymnasien werden am Ende der Jahrgangsstufe 7 in die nächste Jahrgangsstufe versetzt.
Die Kitas in Berlin bieten weiter nur eine Notversorgung für Kinder an. Sie kann der Bildungsverwaltung zufolge in Anspruch genommen werden, wenn Eltern den Betreuungsbedarf als «außerordentlich und dringlich» einschätzen. Eltern seien allerdings aufgefordert, die Betreuung ihrer Kinder soweit wie möglich zu Hause beziehungsweise anderweitig zu organisieren.
Auch über die Frage, ob die Winterferien - geplant in der ersten Februarwoche - in diesem Jahr ausfallen sollten, sei diskutiert worden, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Der Senat habe entschieden, daran festzuhalten. Pop appellierte allerdings an die Berlinerinnen und Berliner, nicht in den Winterurlaub zu fahren.
Ob es in diesem Jahr besondere Regeln für Abitur und Mittleren Schulabschluss (MSA) gebe, sei noch offen. Damit müsse sich die Kultusministerkonferenz befassen, sagte Pop. «Die Frage, wage ich zu prognostizieren, wird aber aufkommen.»
Präsenzunterricht für Abschlussklassen bereits ab 18. Januar geplant
Stuttgart (dpa) - Zusätzlich zur Öffnung der Grundschulen und Kitas soll nach Angaben des Kultusministeriums vom 18. Januar an auch flächendeckend Präsenzunterricht für Abschlussklassen in Baden-Württemberg angeboten werden. «Dazu wird es kommende Woche auf der Basis dann vorliegender Daten erneut Gespräche geben», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch in Stuttgart. Neben dem Fernunterricht sei Präsenzunterricht in Ausnahmefällen auch bereits vom kommenden Montag (11. Januar) an möglich sein. Dieser müsse dann aber «zwingend zur Prüfungsvorbereitung erforderlich» sein.
Ziel bleibe es zudem, Kindertageseinrichtungen, Einrichtungen der Kindertagespflege sowie Grundschulen und Schulkindergärten ab dem 18. Januar wieder flächendeckend zu öffnen. Das hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits am Dienstagabend nach den Beratungen von Bund und Ländern erklärt. Schülerinnen und Schüler in anderen Jahrgängen der weiterführenden Schulen sollen Fernunterricht erhalten.
«Es ist unerlässlich, dass wir den Schulen und Kitas weitere Perspektiven für die kommende Zeit aufzeigen», sagte Eisenmann. Geschlossene Kitas und Schulen über einen längeren Zeitraum hätten negative Folgen für den Lernerfolg und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen. «Sie sind zudem eine enorme Belastung für die Familien in unserem Land.» Schulen und Kitas müssten die ersten Bereiche sein, in denen es Lockerungen gebe.
Im Südwesten enden am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130 000 Lehrkräfte.
Schulen bleiben im Januar weitgehend im Fernunterricht
Nach den Bund-Länder-Beschlüssen stellt Bildungsministerin Hubig das weitere Vorgehen in Rheinland-Pfalz vor. Dazu gehört auch die weitere Betreuung für Kinder und Jugendliche, die auf Kitas und Schulen angewiesen sind.
Mainz (dpa/lrs) - Mehr als 407 000 Kinder und Jugendliche an den allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz müssen in der nächsten Zeit weiter auf das Lernen in der Klassengemeinschaft verzichten. Der bislang bis 15. Januar vorgesehene Fernunterricht wird bis zum 22. Januar verlängert, wie Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Mittwoch mitteilte. Bei besonderem Betreuungsbedarf bleiben Kitas und Schulen weiter geöffnet.
Sobald die Infektionszahlen nach unten gehen und belastbarer sind als jetzt, sollen die Schulen in der letzten Januarwoche für die Klassenstufen 1 bis 6 in den Wechselunterricht übergehen. Die Lerninhalte werden dann abwechselnd daheim und in der Schule vermittelt. Die Präsenzpflicht für die Schülerinnen und Schüler soll weiter aufgehoben bleiben.
Für die Abschlussklassen gibt es ab 15. Januar eine Sonderregelung mit dem Ziel, sie in geteilten Gruppen mit Abstandsregeln in der Schule zu unterrichten. Auch Auszubildende sollen vor ihren Abschlussarbeiten häufiger in die Schule kommen können. Dabei solle der jeweiligen Schulgemeinschaft vor Ort auch eine gewisse Gestaltungsfreiheit gegeben werden, sagte Hubig.
Im Februar sei dann angestrebt, sich je nach Infektionsgeschehen nach dem Stufenplan der Kultusministerkonferenz (KMK) zu richten und für die ersten sechs Klassenstufen den Präsenzunterricht zu ermöglichen, sagte Hubig. Dies soll auch in den Abschlussklassen möglich sein, während alle anderen abwechselnd daheim und in der Schule unterrichtet werden. «Die nächste Stufe, die wir hoffentlich bald erreichen werden, ist der volle Präsenzunterricht.» Angesichts der ungewissen Entwicklung der Infektionslage sei es nicht anders möglich als «ein Stück weit auf Sicht zu fahren».
«Wir haben eine Situation, die uns allen enorm viel abverlangt», sagte die Ministerin. Die Kindertagesstätten bleiben weiterhin für die Jungen und Mädchen offen, deren Eltern keine Betreung sicherstellen können. Auch Kinder mit einem besonderen Unterstützungsbedarf sollen weiter in die Kita gehen können. Hubig appellierte an die Arbeitgeber, ihren Beschäftigten bei der häuslichen Betreuung von Kindern entgegenzukommen.
Auch die Schulen sollen für die Betreuung jener Schülerinnen und Schüler der ersten sieben Klassen geöffnet bleiben, die darauf angewiesen sind. Diese Möglichkeit stehe auch Schülerinnen und Schülern offen, für die es daheim etwa wegen beengter Wohnverhältnisse kein gutes Lernumfeld gebe, sagte Hubig.
Im Fernunterricht habe es trotz aller Vorbereitungen «etwas geruckelt», sagte Hubig mit Blick auf die Computerangriffe gegen die Lernplattform Moodle, zu denen das Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen hat. Die Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts, Birgit Pikowsky, sprach von zeitweise mehr als 10 000 Anfragen je Sekunde, die das Web-System lahmgelegt hätten. Es werde alles getan, um Moodle wieder zu stabilisieren. Gleichwohl sei «Fernunterricht mehr als eine Videokonferenz und mehr als eine Lernplattform», es gehe um die sinnvolle Verbindung aller verfügbaren Werkzeuge.
Die integrierte Lernplattform Schulcampus Rheinland-Pfalz solle so schnell wie möglich an allen Schulen eingerichtet werden, sagte Pikowsky. Einzelne Teile wie die digitale Lehrplan-Umgebung Curriculum stünden schon jetzt allen Schulen zur Verfügung.
Der Kinder- und Jugendmediziner Fred Zepp von der Universitätsmedizin Mainz bekräftigte am Mittwoch, «dass Kitas und Schulen ganz sicher nicht die Treiber der Pandemie sind». Kinder und Jugendliche seien zwar auch am Infektionsgeschehen beteiligt, erkrankten aber seltener und weniger schwer als Erwachsene. Der Mainzer Virologe Bodo Plachter sagte, mit der in Südengland verstärkt aufgetretenen Virus-Mutante gebe es ein neues Infektionsgeschehen, das besonders beachtet werden müsse. Diese Mutante habe den vorherigen Stamm zwar zumindest teilweise verdrängt. Es gebe aber keine Hinweise, dass damit eine verstärkte Krankheitslast verbunden sei.
Gebauer: Grundsätzlich keineKlassenarbeiten bis Ende Januar
Düsseldorf (dpa/lnw) - An den nordrhein-westfälischen Schulen sollen während des verlängerten Lockdowns bis Ende Januar grundsätzlich keine Klassenarbeiten geschrieben werden. Ausnahmen gebe es lediglich für Abschlussjahrgänge, kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf an. In Einzelfällen könnten hier noch für das Halbjahr zwingend notwendige Klassenarbeiten geschrieben werden.
Die Landesregierung hatte zuvor beschlossen, dass alle Schüler in NRW nach den Weihnachtsferien ab kommendem Montag in den Distanzunterricht gehen. Der Präsenzunterricht in den Klassenräumen werde bis zum 31. Januar ausgesetzt - das gelte auch für Abschlussklassen.
Kultusminister: Distanzunterricht «keine Ferien»
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat betont, dass der Schulunterricht trotz der verschärften Corona-Regeln nach dem Ferienende am 11. Januar weitergeht. Zwar sollen viele Schüler zu Hause bleiben, um Ansteckungen zu verhindern. Der SPD-Politiker betonte am Mittwoch aber zum Distanzunterricht: «Das sind keine Ferien, das ist keine inhaltliche Schulschließung.» Für einen gelungenen Unterricht brauche es dabei «einen Mix an Maßnahmen», das Ziel seien weder mehrstündige Videokonferenzen noch die reine Abarbeitung ausgedruckter Arbeitsblätter.
Mit Blick auf die Abschlussklassen versicherte der Minister, dass sich niemand Sorgen um seinen Abschluss machen müsse. «Kein Prüfling wird wegen Corona den Abschluss nicht bekommen», sagte Tonne. Jeder Schüler solle eine faire Prüfung auf Basis des tatsächlich behandelten Unterrichtsmaterials bekommen.
Je nach Schulform und Jahrgang findet der Unterricht in Niedersachsen bis Ende des Schulhalbjahres drei Wochen lang entweder mit geteilten Klassen im Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht oder komplett zu Hause statt. An Präsenzunterricht mit ganzen Klassen sei derzeit nicht zu denken, sagte Tonne.
Philologenverband warnt vor Belastungen für Lehrer und Schüler
Dresden (dpa/sn) - In der Debatte um verkürzte Winterferien und eine Rückkehr zum Präsenzunterricht hat Sachsens Philologenverband vor weiteren Belastungen für Schüler und Lehrer gewarnt. Lernen und Lehren von zu Hause und im Wechselmodell sei harte Arbeit, betonte Verbandschef Thomas Langer am Mittwoch in einer Mitteilung. «Dafür braucht es professionelle Bedingungen und Verschnaufpausen. Beides ist mit dem derzeitigen Stand bei Lernsax und der Kürzung der Winterferien nicht ausreichend gegeben.» Der Philologenverband ist ein Berufsverband von Gymnasiallehrern.
Wechselmodelle zwischen Unterricht in der Schule und zu Hause müssten praktikabel sein, die digitale Ausstattung und Belastbarkeit von Schülern berücksichtigen und dürften nicht zu Lasten der Gesundheit der Lehrer «durchgepeitscht» werden, mahnte Langer. «Ich erwarte, dass das Sächsische Kultusministerium Unterricht an den Schulen erst dann anordnet, wenn die Infektionszahlen in Sachsen dies auch zulassen.» Zudem forderte er klare Regelungen zu Lehrplaninhalten und der Durchführung der Abiturprüfungen. «Vollwertigkeit und bundesweite Vergleichbarkeit des Abiturs auf hohem Niveau müssen auch dieses Jahr gewährleistet werden.»
05.01.2021 20.15 Uhr
Nur Fernunterricht im Januar auch in Baden-Württemberg
Stuttgart/Berlin (dpa) - In baden-württembergischen Schulen wird es nach Ende der Weihnachtsferien zunächst keinen Präsenzunterricht geben. Die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich am Dienstag mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf eine Verlängerung des Lockdowns an Schulen und Kitas. In Baden-Württemberg enden am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130 000 Lehrkräfte.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte gefordert, dass Kitas und Grundschulen am 11. Januar in jedem Fall wieder in Präsenz öffnen sollten - «unabhängig von den Inzidenzzahlen». Dies wurde von den Ministerpräsidenten aber mit Blick auf die Corona-Zahlen abgelehnt.
Eisenmann hatte jüngst erklärt, sie sei gegen eine Verlängerung der Weihnachtsferien. Dem Vernehmen nach sollen Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen Fernunterricht erhalten. Grundschüler sollen wie im ersten Lockdown im Frühjahr mit Materialien zu Hause lernen. Zudem soll es eine Notbetreuung für kleinere Kinder geben.
Die grün-schwarze Landesregierung besprach am Dienstagabend die Beschlüsse von Bund und Ländern, die unter anderem weitere Kontaktbeschränkungen vorsehen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wollte gegen 20.00 Uhr über die Gespräche und Maßnahmen informieren.
Schulen und Kitas bleiben weitgehend zu - mehr Kinderkrankentage
Arbeitsaufgaben per E-Mail, Videounterricht übers Tablet und in der Kita nur Betreuung, wenn es nicht anders geht - die seit Mitte Dezember geltenden Lockdownmaßnahmen an Schulen und Kitas werden bis Ende Januar verlängert - Ausnahmen sind aber möglich.
Berlin (dpa) - Die meisten Schüler in Deutschland und auch viele Kita-Kinder werden wohl auch in den nächsten drei Wochen noch zu Hause bleiben müssen. Schulen und Kindertagesstätten sollen bis mindestens Ende Januar weitestgehend geschlossen bleiben oder nur eingeschränkten Betrieb anbieten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder verständigten sich am Dienstag bei ihrer Videoschalte darauf, die seit Mitte Dezember in den Bundesländern geltenden Lockdown-Regeln für die Einrichtungen bis Monatsende zu verlängern. Wie es im Februar weitergeht, darüber soll erneut am 25. Januar beraten werden.
Bund und Länder vereinbarten vor dem Hintergrund der Einschränkungen an Schulen und Kitas außerdem, in diesem Jahr die Zahl der Kinderkrankentage für Eltern zu verdoppeln.
«Der Betrieb von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen hat höchste Bedeutung für die Bildung der Kinder und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern», heißt es im gemeinsamen Beschlusspapier. Darin wird auch auf negative Folgen von Schließungen für Bildungsbiografien und soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen hingewiesen. Dennoch müssten die Maßnahmen entsprechend des letzten Beschlusses von Bund und Ländern vom 13. Dezember bis Ende Januar verlängert werden, heißt es weiter.
Damals hatten Merkel und die Länderchefs ausdrücklich eine Ausnahmeregelung für Abschlussklassen bei geschlossenen Schulen vereinbart. Theoretisch könnten somit Klassen, die vor Prüfungen stehen, weiterhin in die Schule gehen. Das konkrete Vorgehen an Schulen und Kitas regeln die Länder wie immer selbst, weil es in ihre eigene Zuständigkeit fällt. So wurden etwa auch Kitas im bisherigen Lockdown nicht überall geschlossen. Stattdessen wurden Eltern gebeten, ihre Kinder nicht zu bringen.
Die Kultusminister der Länder hatten bereits am Montag für die Schulen vereinbart, dass für den Fall einer Rückkehr zum Präsenzunterricht zuerst Grundschüler zum Zuge kommen und danach schrittweise die älteren Jahrgänge.
Weil viele Eltern nun wegen der Lockdown-Verlängerung nun gleich zum Jahresbeginn wieder ein Betreuungsproblem bekommen, haben sich Bund und Länder am Dienstag auch darauf verständigt, die Zahl der Kinderkrankentage in diesem Jahr zu verdoppeln. Demnach soll sich jedes Elternteil in diesem Jahr 20, statt 10 Tage für das Kind krankschreiben lassen dürfen. Alleinerziehende bekommen 40 statt der üblichen 20 Kinderkrankentage.
Die Regelung ist ausdrücklich nicht nur für den Fall einer Erkrankung der Kinder gedacht, sondern auch für den Fall, dass sie zu Hause betreut werden müssen, weil Schule oder Kita geschlossen oder nur eingeschränkt im Betrieb sind. Schon im vergangenen Jahr war die Zahl der Kinderkrankentage erhöht worden. Kinderkrankengeld zahlt die gesetzliche Krankenkasse, wenn Eltern wegen der Pflege eines kranken Kindes nicht arbeiten gehen können. Es beträgt 90 Prozent des Nettoverdienstes.
Bildungsministerin Hubig informiert über Kitas und Schulen
Mainz (dpa/lrs) - Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) informiert an diesem Mittwoch (14.00 Uhr) über das weitere Vorgehen an Kindertagesstätten und Schulen. Besonders im Blick steht der Schutz von Kindern, Jugendlichen und pädagogischem Fachpersonal vor einer Corona-Infektion. An der virtuellen Pressekonferenz nehmen auch Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz teil - der Virologe Bodo Plachter, der Hygiene-Experte Wolfgang Kohnen und der Kinder- und Jugendmediziner Fred Zepp.
An den Kitas in Rheinland-Pfalz wird zurzeit weiter ein Regelbetrieb für dringenden Bedarf angeboten. Die Träger der Einrichtungen, der Landeselternausschuss und das Bildungsministerium haben die Familien aber dazu aufgerufen, Kinder nach Möglichkeit nicht mehr in die Kita zu schicken und selbst zu betreuen. An den Schulen ist zumindest für die ersten beiden Wochen des Jahres der Fernunterricht als Szenario 3 für die unterschiedlichen Entwicklungen in Zeiten der Corona-Pandemie vorgesehen.
Baustelle Lernraum - Berlins Schulen bekommen ein Alternativangebot
Der Lernraum ist die wichtigste Plattform für das digitale Lernen in Berlin. Aber es gab damit mehrfach Probleme. Nun bekommen die Schulen eine Alternative. Wie es langfristig weitergeht, bleibt abzuwarten.
Berlin (dpa/bb) - Nach erheblichen Schwierigkeiten am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien hat es am Dienstag neue Probleme mit der Plattform Lernraum Berlin gegeben. Während Dutzende Eltern und Lehrkräfte am Montag unter anderem auf Twitter über lange Wartezeiten geklagt hatten oder sich gar nicht erst anmelden konnten, waren tags darauf zumindest viele Inhalte für den Online-Unterricht nicht gleich auf der Startseite auffindbar. Die Bildungsverwaltung ging am Dienstag aber davon aus, dass die Plattform wieder stabil funktioniert. Bereits vor Weihnachten hatte es Probleme gegeben.
Am Montag habe die hohe Zahl der Nutzer dazu geführt, dass der Lernraum kaum erreichbar gewesen sei, räumte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, ein. Das Zuse-Institut Berlin, bei dem die Server für den Lernraum stehen, habe drei eigentlich für andere Zwecke vorgesehene Hochleistungsrechner zur Verfügung gestellt, so dass der Lernraum wieder stabil sei und von Schulen genutzt werden könne.
Bereits am Montag kündigte die Bildungsverwaltung an, dass die Berliner Schulen auch die Lernplattform itslearning in Kürze nutzen können. Klesmann betonte am Dienstag, sie solle den Lernraum grundsätzlich nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten mit dem Lernraum am Montag begrüßte das die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Regine Kittler. «Wir haben beim Lernraum Berlin 108 000 Accounts angelegt, was eine enorme Steigerung zum Frühjahr ist», sagte Kittler am Dienstag. «Aber ob da viel mehr möglich ist, kann man bezweifeln. Insofern ist es völlig richtig, noch auf ein anderes Lernmanagementsystem auszuweichen.»
Auch Stefanie Remlinger, in der Grünen-Fraktion Expertin für das Thema Digitalisierung der Schulen, hält es für vernünftig, itslearning dazuzunehmen. «Die Not ist groß», sagte Remlinger mit Blick auf den holprigen Lernraum-Start nach den Ferien. Es sei aber wichtig, den Lernraum Berlin nicht still und heimlich zu beerdigen, sondern weiter auszubauen.
«Ich kann mir vorstellen, dass wir perspektivisch verschiedene Angebote haben, aber wir sind noch nicht weit genug, die Entscheidung zu treffen, wir verzichten auf dieses oder jenes», sagte Remlinger. Sie sei dafür, den Lernraum weiterzuentwickeln. «Wenn er erfolgreich sein soll, muss er wachsen, auch qualitativ. Und dann müssen wir immer wieder gucken, ob er mithalten kann.»
Der Lernraum ist Klesmann zufolge in den Wochen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr schnell ausgebaut worden. Bis Dezember sei die Zahl der Nutzer erheblich gestiegen. «Am ersten Tag des zweiten Lockdowns kurz vor Weihnachten zeigten sich aber dann die Wachstumsschmerzen überdeutlich: Der Lernraum war für einen Tag schwer erreichbar», sagte Klesmann.
Die hohe Zahl zusätzlicher Nutzer hätten eine sehr viel höhere Rechnerleistung notwendig gemacht. Außerdem sei die Software nicht frei von Fehlern gewesen. Seit Mitte Dezember arbeitet die Bildungsverwaltung mit zusätzlichen externen Dienstleistern zusammen, die schon über Weihnachten und Silvester versucht hätten, die Open-Source-Software zu verbessern. Weiterhin werde nun parallel zum Routinebetrieb an einer schlankeren Neustrukturierung des Lernraum-Programms gearbeitet.
Lehrerverband lehnt Pläne für Streichung der Winterferien ab
Dresden (dpa/sn) - Der Sächsische Lehrerverband hat Pläne der Landesregierung für eine Streichung der Winterferien abgelehnt. «Schüler und Lehrkräfte brauchen eine Ruhephase vor dem Start ins zweite Schulhalbjahr», sagte der Verbandsvorsitzende Jens Weichelt am Dienstag. Die Erstellung und Betreuung der häuslichen Lernaufgaben bedeuteten einen enormen Zeitaufwand für die Lehrer. Auch die angedachte Verlängerung der Osterferien um vier Tage sei kein akzeptabler Ersatz, hieß es. Viele Eltern könnten zudem ihren geplanten Urlaub nicht einfach verschieben.
Sachsen denkt über eine Streichung der Winterferien im Februar und einen Ausgleich in den Osterferien nach. Darüber will das Kabinett diskutieren. Auch wie es mit den Schulen und Kitas weitergehen soll, steht auf der Agenda. Am Abend will sich dazu Kultusminister Christian Piwarz (CDU) äußern.
Das Infektionsgeschehen müsse wieder auf ein niedriges Niveau sinken, bevor die Schulen schrittweise geöffnet werden könnten, mahnte der Lehrerverband. Medienberichten zufolge sollen Kitas und Schulen in Sachsen bis Ende Januar geschlossen bleiben, lediglich Abschlussklassen früher starten. Ab Februar ist demnach unter anderem Unterricht im Wechselmodell geplant - die Schüler haben dann abwechselnd Unterricht in der Schule und zu Hause.
Der Landeselternrat bezweifelte unterdessen, dass sich durch eine Verschiebung der Winterferien versäumter Lernstoff nachholen lässt. Viele Schulen seien zudem personell und technisch nicht auf Wechselunterricht vorbereitet, hieß es. Das Gremium warf dem Kultusministerium Versäumnisse vor: Zehn Monate nach dem ersten Lockdown sei es nicht gelungen, die Schulen flächendeckend an hybride Unterrichtsformen heranzuführen, sagte ein Sprecher.
Dafür wäre neben einer technischen Ausstattung der Klassenräume mit Kamerasystemen vor allem eine schnelle Internetverbindung notwendig. Zudem müssten die Lerninhalte inhaltlich wie auch didaktisch an die neue Lernform angepasst werden.
04.01.20201 22.30 Uhr
Schulen sollen in Stufen wieder öffnen
Bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach dem Lockdown soll das Motto gelten: die Jüngeren zuerst. Doch den genauen Zeitplan lässt ein Beschluss der Kultusminister vorerst offen.
Berlin (dpa) - Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland müssen sich zur Eindämmung der Corona-Pandemie voraussichtlich länger als bisher geplant auf Fernunterricht einstellen. Allerdings soll es stufenweise Öffnungen für untere Klassen und Abschlussklassen geben. Das beschlossen die Kultusminister der Länder am Montag in einer Schaltkonferenz, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin mitteilte. Der Schul-Lockdown war von Bund und Ländern Mitte Dezember als Teil des Herunterfahrens des gesamten öffentlichen Lebens ursprünglich bis Ende dieser Woche vereinbart worden.
Aufgrund der nach wie vor hohen Inzidenzwerte und der nicht sicheren Einschätzung des Infektionsgeschehens nach den Feiertagen müssen laut dem Beschluss «unter Umständen die im Dezember beschlossenen Maßnahmen in Deutschland oder in einzelnen Ländern fortgeführt werden».
Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sei in Stufen möglich - «sollte es die Situation in den einzelnen Ländern zulassen». Zuerst sollten dann die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 wieder Präsenzunterricht haben und die weiteren Jahrgänge im Distanzunterricht bleiben. Durch eine Halbierung der Klassen solle in einer zweiten Stufe dann ergänzend Wechselunterricht für Schülerinnen und Schüler höherer Klassen ermöglicht werden.
Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen soll es demnach erst in einer Stufe drei geben. Für Abschlussklassen soll aber weiterhin eine Ausnahme von den Beschränkungen gelten, so dass sie sich angemessen auf Prüfungen vorbereiten können.
Wie es aus Kreisen der Kultusminister hieß, soll es mit diesem Beschluss möglich werden, dass Länder ihre Schulen in der kommenden Woche für die Klassen 1 bis 6, 10 und 12 öffnen. In ihrem Beschluss betonten die Kultusminister, dass die Öffnung von Schulen höchste Bedeutung habe. «Sollte es zu Lockerungen der im Dezember 2020 beschlossenen Maßnahmen kommen, müssen die Schulen von Anfang an dabei sein.»
Allerdings sollte die Videokonferenz der Kultusminister vor allem der Vorbereitungen erneuter Beratungen der Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Dienstag dienen. Einzelne Länder waren mit eigenen, teils strengeren Ansagen für die Schulen vorgeprescht.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) begrüßte in einer Mitteilung den Beschluss. «Der Präsenzunterricht ist und bleibt die beste Option für den Lernerfolg. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidentenkonferenz und die Bundeskanzlerin bei der bevorstehenden Entscheidung dies ebenfalls berücksichtigen.» Im Vorfeld der KMK-Sitzung hatte sie gefordert, Kindergärten und Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder zu öffnen. «Gerade mit kleineren Kindern in der Grundschule ist digitaler Unterricht nur sehr schwer bis gar nicht möglich», sagte sie.
Berlins Regierender Bürgermeister und Chef der Ministerpräsidentenkonferenz Michael Müller (SPD) sieht im Januar nur wenig Chancen für Präsenzunterricht. «Wenn wieder erste Schritte in Richtung Normalität möglich seien, müssten die Schulen an oberster Stelle stehen, sagte Müller am Montagabend dem rbb. Er gehe aber davon aus, dass Präsenzunterricht in diesem Monat nicht mehr möglich sein werde. Allenfalls an Grundschulen sei Ende Januar wieder Unterrichtsbetrieb vorstellbar, wenn die Inzidenzahlen dies hergäben.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte bei SWR Aktuell, der Fernunterricht an den Schulen in Rheinland-Pfalz solle auf jeden Fall mindestens bis zum 15. Januar weiterlaufen. «Wir hoffen, dass wir dann aber auch Stück für Stück wieder mehr Schule in der Schule machen können.» Auch das sei allerdings abhängig von den Corona-Zahlen. Möglich sei Wechselunterricht. Wichtig sei, dass die Abschlussklassen ihre Prüfungen ablegen könnten.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte der «Bild»-Zeitung (Montag): «Angesichts des Infektionsgeschehens und der unsicheren Datenlage bin ich Schulöffnungen im Präsenzunterricht zum 11. Januar gegenüber sehr skeptisch.»
In Hamburg sollen wegen der weiteren zahlreichen Corona-Neuinfektionen viele Schüler noch bis voraussichtlich Ende Januar zu Hause lernen. Der Senat der Hansestadt hatte die Anwesenheitspflicht für eine weitere Woche ausgesetzt und nicht ausgeschlossen, dass es auch in den letzten beiden Januarwochen keinen regulären Präsenzunterricht geben wird.
Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag), eine vollständige Rückkehr zum Präsenzunterricht in allen Jahrgängen sei aufgrund der Infektionslage «nicht vorstellbar». Die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, sagte: «Wechselunterricht ist, denke ich, das Gebot der Stunde.» Im Sender RTL sagte sie: «Wir haben in Sachsen festgestellt, dass die Lehrkräfte dreimal so häufig betroffen sind von Infektionen wie andere.» Die Sicherheit müsse sichergestellt werden. SPD-Chefin Saskia Esken bezeichnete eine schnelle Rückkehr der Schulen zum Regelbetrieb nach dem 10. Januar in der «Rheinischen Post» als «illusorisch».
Distanzunterricht: Verbände beklagen mangelnde Planungssicherheit
Angesichts der weiterhin zu hohen Zahl von Corona-Neuinfektionen sollen die Schulen auch in Brandenburg geschlossen bleiben - für ungewisse Zeit. Lehrern und Eltern macht dies besonders zu schaffen.
Potsdam (dpa/bb) - Mit dem neuerlichen Start des Distanzunterrichts in den Brandenburger Schulen wegen der Corona-Pandemie haben Eltern- und Lehrerverbände insbesondere die mangelnde Planungssicherheit für den Unterricht beklagt. «Die Eltern haben ein massives Betreuungsproblem», sagte der Vorsitzende des Landeselternrats, Renè Mertens, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Eltern bräuchten für die Umstellung auf Heimunterricht einen längeren Vorlauf, um Beruf und Kinderbetreuung organisieren zu können.
Auch der Präsident des brandenburgischen Pädagogen-Verbandes, Hartmut Stäker, beklagte die kurzfristigen Entscheidungen. «Ich muss doch als Lehrer längerfristig wissen, unter welchen Umständen ich unterrichten kann, um die Vermittlung des Lehrstoffs bis zu den Sommerferien zu organisieren», erläuterte Stäker. «Da macht es schon einem gewaltigen Unterschied, ob die Schulschließungen bis Anfang Februar oder bis März oder April andauern.» Eine Verkürzung von Ferien zum Nachholen versäumten Stoffs lehnte der Verbandschef ab: «Schüler und Lehrer brauchen die Ferien, um sich von den Anstrengungen zu erholen.»
Die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder hatte am Montag beschlossen, dass es vorerst bei der Schließung der Schulen bleibt. Sollte es die Situation in einzelnen Ländern erlauben, sei die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in Stufen möglich, teilte die KMK mit.
Zuerst sollten dann die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 an die Schulen zurückkehren. Durch eine Halbierung der Klassen solle für höhere Klassen Wechselunterricht ermöglicht werden. Abschlussklassen sollen wegen der notwendigen Vorbereitung auf die Prüfungen ausgenommen sein. Ursprünglich war ein Lockdown für die Schulen bis Ende dieser Woche vorgesehen.
Der Landeselternrats-Vorsitzende Mertens kritisierte zudem, dass viele Schulen immer noch nicht ausreichend auf den Fernunterricht vorbereitet seien. Von den mehr als 900 Schulen im Land seien nur rund 500 an die Brandenburger Schulcloud angeschlossen. «Die anderen versuchen, den Fernunterricht über andere Videotools zu organisieren», berichtete er. Doch wenn sich dann nur ein Elternpaar über mangelnden Datenschutz beschwere, dürfe die Schule dieses System nicht mehr nutzen. «Und dann sind wir wieder bei schriftlichen Aufgaben per Email», klagte Mertens.
Der Vorsitzende kritisierte, dass bislang weder das Bildungsministerium noch die Landesdatenschutzbeauftragte Dagmar Hartge eine Positivliste vorgelegt habe, welche Systeme neben der Schulcloud genutzt werden dürften. Sowohl bei dem Anschluss der Schulen an die Schulcloud als auch bei der Ausstattung mit Technik sei viel verschlafen worden. «Die Schulen, die im Dezember endlich Mittel beantragt haben, bekommen die Technik doch frühestens im März», lautete seine Prognose.
Das Bildungsministerium berichtete am Montag, dass die Brandenburger Schulcloud stabil laufe. In Vorbereitung des Distanzunterrichts habe das Hasso-Plattner-Institut umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung des Systems ergriffen. Zusätzlich seien 100 neue Server angeschlossen worden, um trotz der bundesweit angestiegnen Zugriffszahlen einen stabilen Betrieb der Cloud-Struktur zu gewährleisten. Nach Angaben des Ministeriums nutzen mittlerweile 574 Schulen die Schulcloud. «Während des Distanzunterrichts werden vor allem Funktionen genutzt, um Aufgaben zu verteilen und deren Abgabe zu verwalten sowie das Videokonferenzsystem BigBlueButton.»
In der Landeshauptstadt Potsdam und im Landkreis Prignitz sind wegen der hohen Infektionszahlen in diesen Kommunen seit Montag auch die Kitas geschlossen. Bis zum Montagmittag hätten Eltern 1266 Anträge auf Notbetreuung gestellt, teilte die Kreisverwaltung Prignitz mit. Dies ist möglich, wenn die Sorgeberechtigten in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten. «Um den immensen Aufwand zu bewältigen, wurde der Sachbereich durch weitere eigene Mitarbeiter verstärkt, die auch am Samstag, 2. Januar 2020, Bescheide erstellten», teilte die Kreisverwaltung mit.
In Potsdam hätten Eltern für 1900 Kita-Kinder Anträge auf Notbetreuung gestellt, berichtete Stadtsprecher Jan Brunzlow. Dies seien etwa 20 Prozent der Kita-Kinder in der Landeshauptstadt. Zudem lägen 1200 Anträge auf Notbetreuung von Grundschulkindern vor, das seien etwa 16 Prozent der Grundschüler.
Kaum Hoffnung auf Schulöffnung in Bayern nach Kultusministerkonferenz
Die Kultusminister der Bundesländer einigten sich in der sensiblen Frage des Schulstarts nur auf einen groben Rahmen. Über den Inhalt muss jedes Land selbst entscheiden. Bayern will das am Mittwoch tun. Bis dahin heißt es für Schüler, Eltern und Lehrer: Weiter warten!
München (dpa/lby) - Das Rätselraten und die Unsicherheit bei Familien und Lehrern dauern an: Auch nach der Konferenz der Kultusminister am Montag ist nicht klar, wann an welchen Schulen und in welchen Jahrgängen nach dem Ende der Weihnachtsferien wieder Unterricht an Bayerns Schulen stattfindet. Die Kultusminister einigten sich auf einen Stufenplan. Öffnungen sollen dort möglich sein, «wo es die Situation erlaubt». Für Bayern soll am Mittwoch im Kabinett eine Entscheidung getroffen werden.
Hoffnung auf eine schnelle Öffnung zumindest der Grundschulen besteht kaum. Bayern hat vergleichsweise hohe Inzidenzwerte von derzeit rund 160 im Durchschnitt. Zielmarke ist eine Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner von höchstens 50.
Bayerns Ressortchef Michael Piazolo (Freie Wähler) verteidigte am Montag eine stark unterschiedliche Vorgehensweise innerhalb Deutschlands. Die Corona-Inzidenzwerte in einigen Gegenden seien vier Mal so hoch wie in anderen. «Daher ist es weiter sinnvoll und richtig, dass die Länder bei unterschiedlichen Ausgangslagen auch teilweise unterschiedlich agieren», sagte Piazolo am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir tun dies aber innerhalb eines gemeinsamen Rahmens, den wir in der Kultusministerkonferenz gemeinsam abstimmen.»
Die bildungspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Gabriele Triebel, forderte schnell verlässliche Vorgaben für den Rest des Schuljahres. «Unsere Schulfamilie braucht Planungssicherheit, um dieses Ausnahmeschuljahr noch einigermaßen geordnet über die Bühne bringen zu können», betonte sie. Die Übertritts- und Prüfungsbedingungen 2021 müssten jetzt genau definiert und kommuniziert werden. «Ein Fahrplan für das restliche Corona-Schuljahr ist längst überfällig», sagte Triebel.
Die Kultusministerkonferenz hatte am Montag beschlossen, nur dort, wo es die Situation erlaube, die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach einem Stufenplan zu ermöglichen, der sich am jeweiligen Infektionsgeschehen orientiert. Damit können einzelne Länder ihre Schulen öffnen. So hatte etwa Baden-Württemberg sich dafür stark gemacht, zumindest den Grundschülern Präsenzunterricht zu ermöglichen.
Auch Piazolo betonte, Präsenzunterricht lasse sich pädagogisch nicht adäquat ersetzen und sprach sich deshalb für Wechselunterricht aus. «Soziale Gerechtigkeit, Integration und Inklusion – diese wichtigen Ziele lassen sich im Distanzunterricht bei Weitem nicht so gut verwirklichen», sagte er. Für jüngere Schüler, für Schüler mit Sprachdefiziten oder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sei Wechselunterricht eine bessere Alternative als Distanzunterricht. «Gerade diese Schüler brauchen den unmittelbaren Kontakt zu den Lehrkräften und das tägliche soziale Miteinander in der Schule.»
Hacker-Angriff auf Plattform für Fernunterricht in Rheinland-Pfalz
Mainz (dpa) - Ausgerechnet am ersten Schultag des neuen Jahres in Rheinland-Pfalz ist es auf der wichtigsten Plattform für das digitale Lernen zu massiven technischen Problemen gekommen. Die dafür vorgesehenen Server - also Hochleistungsrechner für Zugriffe von außen - waren am Montag zeitweise nicht erreichbar. Ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums nannte als Ursache einen Hacker-Angriff. Experten seien mit Hochdruck dabei, die Probleme zu lösen. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollen die Schulen in Rheinland-Pfalz bis Mitte Januar im Fernunterricht bleiben.
Die Lernplattform moodle@RLP ist bislang an rund 900 Schulen in Rheinland-Pfalz im Einsatz. Obwohl die entsprechenden Server-Kapazitäten vor Weihnachten nochmals um ein Vielfaches aufgestockt worden seien, sei es zu Problemen beim Zugang zur Plattform oder zu langen Ladezeiten gekommen, teilte das Ministerium mit. Bei der Fehlersuche habe sich herausgestellt, «dass die Systeme auch durch Hackerangriffe massiv belastet wurden». Auch das Videokonferenzsystem BigBlueButton (BBB) war nach Angaben des Ministeriums Ziel eines Hacker-Angriffs, läuft aber inzwischen wieder stabil, wenn es außerhalb der Lernplattform Moodle über einen Web-Browser aufgerufen wird.
02.01.2021 18.30 Uhr
Lauterbach kritisiert Vorschlag zu Schulöffnungen im Südwesten
Baden-Baden (dpa/lsw) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat den Vorschlag, die Schulen in Baden-Württemberg ab dem 11. Januar wieder zu öffnen, scharf kritisiert. Sollte Unterricht wieder in den Schulen stattfinden, wäre die gesamte Arbeit der vergangenen Wochen umsonst gewesen, sagte Lauterbach am Samstag dem Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. Er richtete sich damit gegen den Vorschlag von Kultusministerin Susanne Eisenmann. Die CDU-Politikerin hatte gefordert, Kindergärten und Grundschulen unabhängig von den Infektionszahlen schon ab dem 11. Januar wieder zu öffnen - und dies auch dann, wenn der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert werden sollte.
«Mit der Einstellung hätten wir uns das alles hier sparen können», sagte Lauterbach dem SWR. Für den SPD-Gesundheitsexperten wäre die Rückkehr zu Präsenzunterricht etwa mit Blick auf das medizinische Personal auf Intensivstationen unverantwortlich. Den Menschen, die dort arbeiteten, könne man eine solche Haltung nicht vermitteln. Stattdessen schlug Lauterbach vor, den Präsenzunterricht ab der Mittelstufe für längere Zeit auszusetzen. Dafür sollten zur Not die Sommerferien verkürzt werden. Über Lockerungen könne man einzig bei Kitas und Grundschulen diskutieren.
Ministerin Eisenmann hatte ihre Forderung nach baldigen Schulöffnungen zuletzt nochmals bekräftigt. Neben der SPD gab es auch Kritik von der Bildungsgewerkschaft GEW. Deren Chefin Marlies Tepe hatte gefordert, schnell Klarheit zu schaffen. Kitas, Schulen und Unis bräuchten Zeit, um sich vorzubereiten. Die GEW-Chefin sprach sich zudem für Wechselunterricht in kleinen Gruppen aus.
Schulleitungsverband: Lehrer früher impfen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Schulleitungsvereinigung NRW fordert, dass Lehrerinnen und Lehrer früher als derzeit vorgesehen geimpft werden. Medizinisches Personal und Pflegepersonal in Hotspots müssten sicherlich Vorrang haben, aber es könne auch nicht sein, dass Lehrerinnen und Lehrer irgendwann im Sommer dran kämen, sagte der Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung NRW, Harald Willert, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
In einem Brief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schrieb Willert: «Wer flächendeckenden Präsenzunterricht bei 200er Inzidenzwerten fordert, muss dafür sorgen, dass diejenigen, die diesen Unterricht erteilen, vorher geimpft wurden.» Überall dort, wo die Impfungen nicht rechtzeitig zum Schulbeginn nach den Weihnachtsferien ermöglicht werden könnten, müssten die Schulleiterinnen und Schulleiter selbstständig über die Organisation des Unterrichts ab 11. Januar entscheiden.
Es gehe nicht darum, sich in Konkurrenz zu anderen Gruppen nach vorne zu drängen, sagte Willert. Man müsse aber auch berücksichtigen, dass die Lehrer, die geimpft wären, nicht mehr ausfallen würden, weil sie in Quarantäne müssten. Das wäre ein erheblicher Vorteil für alle.
Neue Virus-Variante: Schulen in London bleiben vorerst geschlossen
London (dpa) - Schulen in London bleiben auch nach dem Ende der Weihnachtsferien vorerst flächendeckend geschlossen. Zu dieser Entscheidung sah sich die britische Regierung aufgrund hoher Infektionszahlen gezwungen. Es sei die Ultima Ratio, teilte Bildungsminister Gavin Williamson am Freitagabend mit. Die Lehrergewerkschaft National Education Unit forderte eine landesweite Verlängerung der Weihnachtsferien.
Großbritannien verzeichnete am Neujahrstag zum vierten Mal in Folge mehr als 50 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Vor allem in London und dem Süden und Osten Englands ist das Niveau der Infektionen hoch. Größtenteils wird dies auf die Ausbreitung einer neuen und möglicherweise ansteckenderen Virus-Variante zurückgeführt. «Die Mehrheit der Fälle, die in London, dem Südosten und dem Osten Englands festgestellt werden, sind von der neuen Variante», hieß es in einer Mitteilung der Regierung. Härtere Maßnahmen seien erforderlich, um das Virus unter Kontrolle zu bringen.
Krankenhäuser in London kommen Berichten zufolge an ihre Kapazitätsgrenzen. Patienten werden demnach auf Fluren untergebracht oder müssen stundenlang in Krankenwagen warten, bis ein Bett frei wird. Der Präsident des britischen Ärzteverbands «Royal College of Physicians», Andrew Goddard, riet Kliniken landesweit, sich auf ähnliche Verhältnisse vorzubereiten. «Diese neue Variante ist definitiv ansteckender und breitet sich im ganzen Land aus», sagte er der BBC.
Immerhin meldete das britische Gesundheitsministerium zum Jahreswechsel, es seien mittlerweile eine Million Menschen in Großbritannien gegen Corona geimpft worden. Von kommender Woche an soll neben dem Impfstoff von Biontech und Pfizer auch das von der Universität Oxford und dem britisch-schwedischen Konzern Astrazeneca entwickelte Präparat verabreicht werden. Bis der Anteil der Geimpften der Situation tatsächlich spürbare Erleichterung verschafft, dürften jedoch noch Wochen und Monate vergehen.
Sorge vor mehr Depressionen bei Kindern durch Corona-Regeln
Corona-Regeln und verlängerte Ferien könnten laut dem Chefarzt der Clemens-August-Jugendklinik, Andreas Romberg, zu schweren Depressionen bei Kindern und Jugendlichen führen. Schon jetzt sieht er steigende Zahlen.
Neuenkrichen-Vörden (dpa/lni) - Der Chefarzt der Clemens-August-Jugendklinik in Neuenkirchen-Vörden (Landkreis Vechta), Andreas Romberg, sieht in den Corona-Regeln einen Auslöser für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen. «Wir spüren schon jetzt, dass die psychischen Belastungen der Kinder und Jugendlichen besonders hoch sind. Die Betroffenen leiden unter anderem an schweren Depressionen und Angstzuständen», so Romberg. Er rechne auch in Zukunft mit mehr psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen.
Der Lockdown und auch die verlängerten Ferien würden die Rückzugsräume von Kindern und auch Eltern verringern. Konflikte seien deswegen laut Romberg vorprogrammiert. Besonders Kinder und Jugendliche, die sich nur schwer in Gruppen integrieren können und zudem aus ärmeren Familien stammen, treffe es härter. Spaziergänge oder Spielplatzbesuche würden sowohl Eltern als auch Kindern helfen. Besonders wichtig sei es außerdem, Hilfseinrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe weiter offen zu halten.
Schulpsychologen für frühe Schulöffnung - mehr Schulverweigerer
Manche Kinder chillen den ganzen Tag, tauchen in virtuelle Welten ab oder sehen fern: Schule scheint im Lockdown oft weit weg. Wenn der Unterricht wieder startet, kostet das viele Schüler Überwindung. Schulpsychologen sehen gar einen Trend zur Verweigerung.
Gerlingen (dpa/lsw) - Wenige Tage vor den Weichenstellungen für den Schulbetrieb nach dem Lockdown dringen Psychologen mit Blick auf die wachsende Zahl von «Schulverweigerern» auf eine rasche Öffnung der Bildungseinrichtungen. «Wir haben schon nach dem ersten Shutdown eine dramatische Zunahme der Fälle von Schulverweigerung bemerkt», sagte die Vorsitzende des Verbandes der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen Baden-Württemberg (LSBW), Nina Großmann. Schüler aller Altersgruppen gewöhnten sich während der Pandemie zu Hause an das Nichtstun, vernachlässigten ihre Aufgaben und fühlten sich bei der Rückkehr auf die Schulbank überfordert. Auch während des Lockdowns stünden die Telefone der Beratungsstellen nicht still, sagte Großmann der Deutschen Presse-Agentur.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs beraten am kommenden Dienstag über das weitere Vorgehen in der Pandemie nach dem zunächst bis 10. Januar befristeten Shutdown. Einen Tag vor dem Gespräch wollen sich die Kultusminister der Bundesländer in der Schulfrage abstimmen.
Baden-Württembergs Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) will Kitas und Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder öffnen und hat sich für diesen Vorstoß massive Kritik aus Infektionsschutzgründen eingehandelt. Großmann hingegen befürwortet den Plan. Gerade bei Grundschülern seien deutliche Leistungsdefizite und Wissenslücken zu beobachten.
Ein Viertel der Fälle in den 28 Beratungsstellen im Land sei derzeit auf das Phänomen der Schulverweigerung zurückzuführen, erläuterte die Diplom-Psychologin aus Gerlingen bei Stuttgart. Vor der Corona-Krise lag dieser Anteil bei etwa fünf Prozent. «Den Kurs von Ministerin Eisenmann, die Schüler schnell wieder an die Schulen zu holen, finde ich absolut richtig und mutig.»
Ein Sprecher Eisenmanns sagte: «Wir sehen uns durch die Aussagen des Verbands bestätigt.» Die Einschätzung der Schulpsychologen decke sich mit der Sicht von Kinderärzten und Kinderpsychologen, dass junge Menschen die durch den Schulbesuch vorgegebene Struktur und Stabilität sowie den sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen und ihren Lehrkräften dringend benötigten. «Gerade kleinere Kinder aus nicht so stabilen sozialen Verhältnissen dürfen wir in diesen schwierigen Zeiten nicht aus dem Blick verlieren», betonte der Sprecher. Dieser Aspekt müsse bei dem Spitzengespräch am kommenden Dienstag eine wichtige Rolle spielen.
Zudem seien Schulen auch keine Infektionstreiber. Stand 14. Dezember seien 7 von rund 4500 Schulen coronabedingt komplett geschlossen und 813 von ungefähr 67 500 Klassen vorübergehend in Quarantäne gewesen.
Verbandschefin Großmann sagte, die Probleme der Kinder und Jugendlichen - zu zwei Dritteln männlichen Geschlechts - äußerten sich auch körperlich mit Bauch- und Kopfschmerzen sowie Erbrechen. In einem Fall hätten massive Versagensängste eines Mittelstufenschülers zum Suizid geführt. Die Hauptmotivation der Schüler zum Lernen seien die sozialen Beziehungen - sei es zu den Mitschülern, sei es zum Lehrer.
«Das ureigene Interesse an den Inhalten steht nicht im Vordergrund», betonte Großmann, die eine Beratungsstelle in Ludwigsburg leitet. Angesichts von Wartezeiten bei den Beratungsstellen von zwei bis drei Wochen halten sich die Schulpsychologen Extra-Termine für Schulverweigerer frei. Großmann: «Da kommt es auf jeden Tag an.»
Der Verband mit seinen 200 Mitgliedern fordert Entlastung von Verwaltungsaufgaben wie Telefonate annehmen, Termine vergeben, Akten führen und Statistiken anlegen. Auf die 28 Beratungseinheiten entfielen 18 ganze oder Teilzeit-Verwaltungsstellen. «Wir wollen und müssen uns auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren», betonte Großmann. Deshalb müsse die Anzahl der Verwaltungsstellen mindestens verdoppelt werden.
Von den landesweit 200 Stellen für Schulpsychologie seien nur rund 160 besetzt. Dabei fehle es nicht an geeigneten Kräften auf dem Arbeitsmarkt. «Vielmehr kommt das für die Ausschreibung von Stellen zuständige Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung wegen Personalengpässen auf der Führungsebene damit nicht nach.»
Die Schulpsychologen beraten nicht nur Eltern und Schüler, sondern auch Lehrer. «Es kommen mehr Lehrkräfte, die sich wegen der Corona-Situation mit den neuen Unterrichtsformen und dem Wechsel von Präsenz und Fernunterricht überfordert fühlen», sagte Großmann. «Das geht bis hin zum Burnout.»
Merz: Schulen so schnell wie möglich wieder öffnen
Berlin (dpa) - CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz pocht auf eine schnellstmögliche Öffnung der Schulen in der Corona-Pandemie. Im Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Online Freitag/Print Samstag) stellte er sich hinter eine entsprechende Forderung von Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). «Susanne Eisenmann hat den Mut, etwas Richtiges zu sagen, dass nämlich die Schulen so schnell wie möglich wieder geöffnet werden müssen», sagte Merz. «Und es ist ja auch der politische Wille aller Beteiligten, je nach Inzidenzlage in diese Richtung zu gehen.»
Eisenmann ist Spitzenkandidatin der CDU zur Landtagswahl im März 2021 in Baden-Württemberg. Sie hatte gefordert, dass Kindergärten und Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder öffnen sollten. Diesen Beschluss sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten bei ihrer Konferenz an diesem Dienstag fällen, hatte sie zuletzt in der «Bild»-Zeitung erklärt. Einen Tag vor dem Gespräch der Kanzlerin mit den Regierungschefs wollen sich die Kultusminister der Bundesländer in der Schulfrage abstimmen.
Merz sagte, von der Runde der Kanzlerin mit den Regierungschefs der Länder wünsche er sich ein «möglichst einheitliches Vorgehen». Zum Thema Schulen in der Corona-Pandemie sagte er: «Was mich am meisten beschwert, ist nicht der ökonomische Schaden durch den Lockdown, sondern der massive Schaden in der Bildung unserer Kinder durch die geschlossenen Schulen.» Darunter litten vor allem die Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien. «Das ist meines Erachtens die größte Herausforderung in und nach der Pandemie.»
31.12.2020 10.30 Uhr
Unklarheit über Schulbetrieb im neuen Jahr
Eltern, Schüler und Lehrer müssen sich weiter gedulden: Wie es für sie im neuen Jahr weitergeht, bleibt zunächst weitgehend unklar. Entscheidungen darüber, ob und in welchem Umfang die Schulen im Januar wieder öffnen, dürften erst Anfang kommender Woche fallen.
Berlin (dpa) - Der bis 10. Januar geltende Lockdown in Deutschland wird wahrscheinlich verlängert, und auch an den Schulen wird es nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes zunächst nicht im Normalbetrieb weitergehen. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte am Mittwoch bei ntv, allen sei klar, dass das im Januar nach den Ferien nicht möglich sein werde. «Die Infektionslage wird das nicht zulassen.» Deswegen müsse man sich nach wie vor entweder auf Distanzunterricht oder bestenfalls Wechselbetrieb vorbereiten.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann bekräftigte dagegen ihre Forderung, Kindergärten und Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder zu öffnen. Diesen Beschluss sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten fällen, forderte die CDU-Politikerin in der «Bild»-Zeitung. «Auch wenn der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird, sollten Kitas und Grundschulen wieder öffnen für Präsenzunterricht. In diesen Altersklassen ist es unerlässlich, dass Kinder in Kitas gehen und in Schulen lernen.»
Eisenmann hatte wenige Tage zuvor dafür geworben, Kitas und Grundschulen «unabhängig von den Inzidenzzahlen» wieder zu öffnen. SPD-Chefin Saskia Esken bezeichnete diese Aussage in einem Interview der Funke-Mediengruppe als «geradezu unverantwortlich».
Merkel und die Länderchefs beraten am kommenden Dienstag über das weitere Vorgehen in der Pandemie nach dem zunächst bis 10. Januar befristeten Lockdown. Es deutet sich immer mehr an, dass die Maßnahmen angesichts anhaltend hoher Corona-Zahlen verlängert werden. Einen Tag vor dem Gespräch der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten wollen sich die Kultusminister der Bundesländer in der Schulfrage abstimmen.
Möglicherweise verkünden einzelne Länder aber auch schon vorher ihre Pläne - Bildung ist Ländersache. So hatte etwa Hamburg am Dienstag die bereits vom 5. bis 10. Januar ausgesetzte Anwesenheitspflicht in Schulen um eine Woche verlängert. Der Senat schloss zudem nicht aus, dass es auch in den letzten beiden Januarwochen keinen regulären Präsenzunterricht geben wird.
Für möglichst viel Unterricht in den Schulen sprach sich auch Eisenmanns Kollegin, Yvonne Gebauer, die Schulministerin des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, aus. Die FDP-Politikerin verwies in der «Rheinischen Post» auf das in ihrem Land geltende Stufenmodell. Sie hoffe sehr darauf, «dass die Infektionszahlen deutlich zurückgehen und so nach dem 10. Januar 2021 einen Schulbetrieb auf der Grundlage des Stufenmodells und mit möglichst viel Präsenzunterricht ermöglichen.»
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte: «Ich wünsche mir, dass die Schülerinnen und Schüler, insbesondere in der Primarstufe und in den abschlussrelevanten Jahrgängen, wieder möglichst schnell in den Präsenzunterricht wechseln können.» Sie gehe zum jetzigen Zeitpunkt aber davon aus, dass das Lernen von zu Hause in Berlin um eine Woche verlängert werden müsse.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin, die Frage, wie es an Schulen und Kitas weitergeht, betreffe Millionen Menschen, und es sei nachvollziehbar, dass darüber diskutiert werde. «Und gleichzeitig bin ich jedenfalls im Zweifel dafür, lieber jetzt am Stück eine Woche zu lang, als eine Woche zu wenig», fügte er mit Blick auf Einschränkungen und Schließungen hinzu. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich gegen eine Rückkehr zum normalen Schulbetrieb nach dem 10. Januar ausgesprochen.
Die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlies Tepe, forderte, schnell Klarheit zu schaffen. «Kitas, Schulen und Unis brauchen Zeit, um sich vorzubereiten», sagte sie der «Rhein-Neckar-Zeitung». Allerdings dürfe nicht weiter ignoriert werden, «dass in den Klassenräumen und auf den Schulhöfen kein Abstand gehalten werden kann». Tepe fordert: «Mit dem Gesundheitsschutz ließe sich in der augenblicklichen Situation aber nur ein Wechselunterricht in kleinen Gruppen verbinden, das fordern wir genau wie auch das Robert Koch-Institut.»
Lehrerverbandspräsident Meidinger sprach sich dafür aus, wegen der Einschränkungen gegebenenfalls Abschlussprüfungen nach hinten zu verschieben. «Man muss sehen, wie man diesen Nachteil ausgleicht. Wir haben ja einige Bundesländer, die schon ihre Abschlussprüfungstermine verschoben haben.» Es müsse überlegt werden, ob sie nochmals verschoben werden müssten und was getan werden müsse, um die Schüler fit zu bekommen für die Prüfungen.
Berlins Bildungssenatorin rechnet nicht mit Präsenz vor 18. Januar
Berlin (dpa) - Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres rechnet nicht damit, dass der reguläre Unterricht in der Schule wieder vor dem 18. Januar beginnen kann. «Ich wünsche mir, dass die Schülerinnen und Schüler, insbesondere in der Primarstufe und in den abschlussrelevanten Jahrgängen, wieder möglichst schnell in den Präsenzunterricht wechseln können», teilte sie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. «Doch das können wir nicht unabhängig vom Infektionsgeschehen entscheiden. Ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass wir in Berlin die Phase des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause noch bis zum 17. Januar verlängern müssen.» Der 17. Januar ist ein Sonntag, der Unterricht in der Schule könnte dann am Montag darauf wieder beginnen.
«Ausgenommen davon sollten die abschlussrelevanten Jahrgänge sein, für die auch in dieser Zeit Wechselunterricht stattfinden soll», sagte Scheeres. «Ich bedaure, dass ein solches Vorgehen insgesamt mit zusätzlichen Belastungen für die Eltern verbunden sein wird», so die SPD-Politikerin. «Die Regierungschefinnen und -chefs der Länder werden sich in der kommenden Woche mit der Kanzlerin treffen und die Lage besprechen. Erst danach können wir verlässlich eine weitere Perspektive bis zu den Winterferien aufzeigen.»
Die Winterferien beginnen in Berlin am 1. Februar. Die Länderchefs wollen sich am Dienstag, 5. Januar, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie austauschen.
MV: Schüler lernen im neuen Jahr erst einmal weiter zu Hause
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Schüler lernen in der ersten Woche des neuen Jahres zunächst weiter zu Hause. «Die Präsenzpflicht an den Schulen ist wie in den Tagen vor den Weihnachtsferien für alle Schülerinnen und Schüler aufgehoben», sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Henning Lipski, am Mittwoch.
Für Kinder bis zur sechsten Klasse, die nicht zu Hause betreut werden können, seien die Schulen ab dem 4. Januar geöffnet. «Diese Schülerinnen und Schüler bleiben in der Schule in ihrem Klassenverband und bearbeiten die gleichen Aufgaben wie jene Schülerinnen und Schüler, die von zu Hause lernen.»
Wer jedoch in den zurückliegenden zehn Tagen in einer deutschen Region mit einem Inzidenzwert von mehr als 200 war, darf nicht in die Schule kommen, wie es hieß. Dies gelte auch nach Besuchen in ausländischen Risikogebieten. Ausnahmen gebe es etwa nach Treffen innerhalb der Kernfamilie in einem solchen Gebiet.
In den letzten Tagen vor den Weihnachtsferien, als die gleichen Regeln für die MV-Schulen galten wie in der ersten Januarwoche, wurden laut Ministerium nur wenige Kinder in die Schulen geschickt. In den Grundschulen waren es demnach 25 Prozent und in den Klassen fünf und sechs 13 Prozent der Mädchen und Jungen.
Die Kindertagesstätten in MV sind nach Angaben des Sozialministeriums geöffnet. Die Eltern seien aber angesichts der Infektionslage gebeten, ihre Kinder zu Hauses zu betreuen, sofern das möglich ist, sagte ein Sprecher.
Schulsenator unter Druck - Sondersitzung des Schulausschusses
Die einen beklagen, dass Senator Rabe Hamburgs Schulen offen gelassen habe, obwohl sie wegen der Corona-Pandemie nicht sicher seien. Andere wiederum schimpfen, dass er die Präsenzpflicht an den Schulen schon jetzt um eine weitere Woche ausgesetzt hat.
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) gerät wegen seines Vorgehens in der Corona-Pandemie an den Schulen immer stärker unter Druck. Die CDU-Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft kündigte am Mittwoch an, eine Sondersitzung des Schulausschusses zu beantragen. Dort soll der Umgang des Senators mit einer Studie zum Corona-Ausbruch an der Heinrich-Hertz-Schule mit rund 40 Infizierten aufgearbeitet werden. Außerdem schickten die Eltern-Initiativen «Kinder brauchen Kinder» und «Familien in der Krise» einen offenen Brief an Rabe, in dem sie sich über den inzwischen bis Ende Januar drohenden Teil-Lockdown an Hamburgs Schulen beklagen. Rabe hatte am Dienstag die Präsenzpflicht an den Schulen um eine weitere Woche bis zum 17. Januar ausgesetzt und Folgemaßnahmen nicht ausgeschlossen.
Mit Blick auf die Studie zur Heinrich-Hertz-Schule sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering: «Senator Rabe muss jetzt umgehend aufklären, seit wann er die Ergebnisse der Untersuchung kennt und warum er diese Ergebnisse gegenüber der Öffentlichkeit und der Bürgerschaft zurückgehalten hat.» Ähnliches hatten zuvor bereits die Linken verlangt und eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt.
Hintergrund ist eine Studie des Heinrich-Pette-Instituts (HPI) und des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) vom September, wonach sich mehrere Schüler in der Schule mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Möglichkeit, dass der Ausbruch aus unabhängigen Einträgen resultierte, schlossen die Forscher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus. Veröffentlicht wurde die Untersuchung kurz vor Weihnachten - allerdings nicht von der Schul-, sondern der Sozialbehörde und auch nicht automatisch, sondern erst nach einer Bürgeranfrage über das Portal «Frag den Staat».
Die rot-grüne Koalition lehnte eine Sondersitzung des Schulausschusses ab und kündigte an, die Angelegenheit im Rahmen einer Selbstbefassung auf die reguläre Sitzung des nächsten Schulausschusses zu setzen. Auch verteidigte sie die Nicht-Veröffentlichung der Studie. «Da die Zahlen vor dem Ende der Untersuchung nicht belastbar sind, haben die Behörden bisher auch keine gesonderte Veröffentlichung vorgenommen», erklärten SPD und Grüne.
CDU-Fraktionschef Thering sagte dagegen, trotz der Kenntnis der Studienergebnisse «behauptete Hamburgs Schulsenator mit Unterstützung des Ersten Bürgermeisters (Peter Tschentscher) bis zuletzt und offensichtlich wider besseren Wissens, dass Hamburgs Schulen sichere Orte seien». Tatsächlich hatte Rabes Schulbehörde bislang stets betont, dass Ansteckungen vor allem außerhalb der Schulen stattfänden. Unter Hinweis darauf, dass sie alle Schulen im Blick habe, während die Gutachter nur die Heinrich-Hertz-Schule selbst betrachtet hätten, erklärte sie, dass sich zwischen den Sommer- und Herbstferien «von 372 infizierten Schülerinnen und Schülern höchstens 80 (21,5 Prozent) in ihrer jeweiligen Schule (...) infiziert haben».
Für die CDU-Schulexpertin Birgit Stöver habe Rabes Ignoranz dazu geführt, dass Hamburgs Schulen nicht ansatzweise auf sicheres Lernen unter Coronabedingungen vorbereitet seien. «Es bleibt der Eindruck hängen, dass Senator Rabe sich verrannt hat und nur noch versucht, gesichtswahrend aus der Sache herauszukommen.» Das sei unseriös. Rabe sollte stattdessen Planungssicherheit schaffen. «Jetzt muss umgehend "Butter bei die Fische", wie es mit einem sicheren Schulbetrieb ab dem 18. Januar weitergehen soll», forderte Stöver.
Dem pflichtete die Linken-Fraktionsvorsitzende Sabine Boeddinghaus bei. «Deshalb brauchen wir jetzt eine Sondersitzung des Schulausschusses, in der wir Aufklärung und Transparenz erwarten - sowohl über die Studienergebnisse zum Infektionsgeschehen an der Heinrich-Hertz-Schule, als auch über kurz-, mittel-, und längerfristige Strategien im Umgang mit der Pandemie bis zu den Sommerferien.» Es stünden ja auch Prüfungen unmittelbar bevor - auch hier hätten die Schülerinnen und Schüler «ein Recht auf Sicherheit, Gesundheitsschutz und faire Chancen».
Die Eltern-Initiativen «Kinder brauchen Kinder» und «Familien in der Krise» kritisierten indes scharf, dass Rabe den Fernunterricht verlängert habe. «Das steht im krassen Widerspruch zum bisher gut begründeten Kurs, so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten und bei der Planung von Distanzunterricht und Wechselmodellen auch das Alter der Schüler mit einzubeziehen», sagte Mitbegründerin Anna-Maria Kuricová. Die Aussetzung der Präsenzpflicht habe dazu geführt, dass in vielen Schulen kein Unterricht mehr vor Ort stattfindet und lediglich eine Notbetreuung angeboten werde. Damit seien de facto alle Schüler im Distanzunterricht - mit allen Belastungen, die das für Kinder und Eltern mit sich bringe.
Eltern-Initiative kritisiert Entscheidung für längeren Fernunterricht
Hamburg (dpa/lno) - Die Eltern-Initiative «Familien in der Krise» hat die Entscheidung von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD), den Fernunterricht bis zum 17. Januar zu verlängern, scharf kritisiert. «Das steht im krassen Widerspruch zum bisher gut begründeten Kurs, so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten und bei der Planung von Distanzunterricht und Wechselmodellen auch das Alter der Schüler mit einzubeziehen», sagte Mitbegründerin Anna-Maria Kuricová am Mittwoch in Hamburg. Auch in Hamburg sei Wechselunterricht bislang nur für die älteren Jahrgänge ab Klasse acht bei hoher Inzidenz vorgesehen, die jüngeren Kinder sollten weiter in die Schule kommen.
«Uns ist völlig unverständlich, weshalb all diese Überlegungen nun offensichtlich über Bord geworfen wurden», sagte Kuricová. Die Aussetzung der Präsenzpflicht in Hamburg habe dazu geführt, dass in vielen Schulen kein Unterricht mehr vor Ort stattfindet und lediglich eine Notbetreuung angeboten werde. Damit seien de facto alle Schüler im Distanzunterricht - mit allen Belastungen, die das für Kinder und Eltern mit sich bringt. Der Senat hatte am Dienstag die Anwesenheitspflicht in Schulen bis zum 17. Januar aufgehoben. Auch in den letzten beiden Januarwochen könne voraussichtlich kein regulärer Präsenzunterricht in allen Klassenstufen stattfinden.
Die bundesweite Initiative fordert die vollständige Öffnung der Schulen im Januar. «Die Schulen sind die Einrichtungen, die als letzte geschlossen und als erste wieder geöffnet werden sollen – dieses Bekenntnis der deutschen Politik haben wir als Fortschritt empfunden», sagte Kuricová. Sie könne nicht verstehen, warum Hamburg bereits jetzt über eine Verlängerung des Fernunterrichts entschieden hat, noch bevor über eine Lockdown-Verlängerung entschieden wurde.
«Wir vermissen ein pädagogisches Konzept, das den Kindern gerecht wird. Wir fordern Bildungsgerechtigkeit auch in der Pandemie», sagte Kuricová. Die jetzige Entscheidung hebele das Recht der Kinder auf Bildung aus und werfe Chancengerechtigkeit über Bord. Kinder, deren Eltern zu Hause nicht beim Homeschooling unterstützen können, würden erneut abgehängt. Das sei auch eine Lehre aus dem ersten Lockdown im Frühjahr gewesen – und sollte sich nicht wiederholen.
Lehrerverband sieht keine Möglichkeit für Normalbetrieb im Januar
Berlin (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, bleibt bei seiner Einschätzung, dass es nach den Weihnachtsferien zunächst keinen Normalbetrieb an den Schulen geben wird. Allen sei klar, dass das im Januar nach den Ferien nicht möglich sein werde, sagte er am Mittwoch bei ntv. «Die Infektionslage wird das nicht zulassen.» Deswegen müsse man sich nach wie vor entweder auf Distanzunterricht oder bestenfalls Wechselbetrieb vorbereiten.
Meidinger sprach sich dafür aus, gegebenenfalls Abschlussprüfungen nach hinten zu verschieben. «Man muss sehen, wie man diesen Nachteil ausgleicht. Wir haben ja einige Bundesländer, die schon ihre Abschlussprüfungstermine verschoben haben.» Es müsse überlegt werden, ob sie nochmals verschoben werden müssten und was getan werden müsse, um die Schüler fit zu bekommen für die Prüfungen.
Entscheidungen zum weiteren Vorgehen an den Schulen werden spätestens am Dienstag kommender Woche erwartet, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über die Zeit nach dem zunächst bis 10. Januar befristeten Lockdown beraten. Einen Tag vorher wollen sich die Kultusminister der Länder in der Schulfrage abstimmen.
Möglicherweise verkünden einzelne Bundesländer aber auch schon vorher ihre Pläne - Bildung ist Ländersache. So hatte etwa Hamburg bereits am Dienstag die bereits vom 5. bis 10. Januar ausgesetzte Anwesenheitspflicht in Schulen um eine Woche verlängert. Der Senat schloss nicht aus, dass es auch in den letzten beiden Januarwochen keinen regulären Präsenzunterricht geben wird.
Eisenmann bekräftigt: Rückkehr zum Präsenzunterricht nach 10. Januar
Berlin (dpa) - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann bekräftigt ihre Forderung, Kindergärten und Grundschulen auf jeden Fall schon ab dem 11. Januar wieder zu öffnen. Diesen Beschluss sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten bei ihrer Konferenz an diesem Dienstag fällen, forderte die CDU-Politikerin in der «Bild»-Zeitung (Mittwoch).
Sie sagte: «Auch wenn der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird, sollten Kitas und Grundschulen wieder öffnen für Präsenzunterricht. In diesen Altersklassen ist es unerlässlich, dass Kinder in Kitas gehen und in Schulen lernen.»
Eisenmann betonte, im Unterricht in der Schule sei der Lernerfolg am größten. «Wir müssen in dieser Krise auf Virologen genauso wie auf Kinderärzte und Kinderpsychologen hören. Und die sagen uns, dass die Langzeitfolgen für Kinder durch geschlossene Schulen enorm sind», gab sie zu bedenken.
SPD-Chefin Saskia Esken bewertete den Vorschlag Eisenmanns in einem Interview der Funke-Mediengruppe als «geradezu unverantwortlich». Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich gegen eine Rückkehr zum normalen Schulbetrieb nach dem 10. Januar ausgesprochen. «Nach dem Lockdown darf es keine Rückkehr zum regulären Präsenzunterricht geben. Maske, Lüften plus 30 Kinder geht nicht, ansonsten droht wieder exponentielles Wachstum der Infektionszahlen», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post». Er forderte «bundesweit geteilte Klassen, zusätzliche Unterstützung für Lernschwächere, ausnahmslose Maskenpflicht in den Schulgebäuden und verkürzte Sommerferien zum Ausgleich der Defizite».
Verkürzte Sommerferien hatte vor kurzem auch schon der Deutsche Kinderschutzbund gefordert und sich im Gegenzug für eine Verlängerung der Weihnachtsferien bis Ende Januar ausgesprochen.
Die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlies Tepe, forderte, schnell Klarheit zu schaffen. «Kitas, Schulen und Unis brauchen Zeit, um sich vorzubereiten», sagte Tepe der «Rhein-Neckar-Zeitung». Allerdings dürfe nicht weiter ignoriert werden, «dass in den Klassenräumen und auf den Schulhöfen kein Abstand gehalten werden kann». Tepe fordert: «Mit dem Gesundheitsschutz ließe sich in der augenblicklichen Situation aber nur ein Wechselunterricht in kleinen Gruppen verbinden, das fordern wir genau wie auch das Robert Koch-Institut.»
29.12.2020 20.30 Uhr
Hamburgs Schüler bleiben nach Ferien länger zu Hause
Die Corona-Infektionszahlen gehen nicht runter, nun hat der Hamburger Senat reagiert und verlängert den Fernunterricht um eine Woche. Aber bis die Schulen wieder in den Normalbetrieb gehen, kann es noch länger dauern.
Hamburg (dpa/lno) - Für Hamburgs Schüler und Schülerinnen geht der Fernunterricht im Januar weiter. Die Anwesenheitspflicht in den Hamburger Schulen wird wegen der Corona-Pandemie bis mindestens zum 17. Januar aufgehoben. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen. Damit gelte weiterhin ein eingeschränkter Schulbetrieb. Bisher galt die Regel bis zum 10. Januar.
Darüber hinaus geht der Senat davon aus, dass auch in den letzten beiden Januarwochen kein regulärer Präsenzunterricht in allen Klassenstufen stattfinden kann. Die endgültige Entscheidung darüber werde der Senat nach Abstimmung mit den anderen Bundesländern sowie unter Berücksichtigung der Infektionslage im Januar treffen.
Die Eltern wurden aufgefordert, ihre Kinder wann immer möglich zu Hause zu betreuen, können sie aber zur Betreuung und zum Unterricht auch in die Schule schicken, sofern dies zwingend notwendig ist.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte, noch sei unklar, welchen Erfolg der geltende Lockdown haben werde. «Aber aufgrund der anhaltend zu hohen Infektionszahlen ist zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass die Schulen in Hamburg wie in den anderen Bundesländern im Januar noch nicht zum regulären Präsenzunterricht zurückkehren werden.»
Rabe erklärte weiter, der Senat habe bereits vor den Weihnachtsferien festgelegt, dass in der ersten Schulwoche vom 5. bis 10. Januar die Eltern entscheiden könnten, ob ihre Kinder in der Schule oder zu Hause lernen. Rund 80 Prozent der Grundschulkinder und weit über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus den weiterführenden Schulen würden deshalb in der ersten Schulwoche zu Hause bleiben. «Diese Regelung werden wir jetzt auch auf die zweite Schulwoche vom 11. bis 17. Januar ausdehnen.»
Der Schulsenator betonte, mit der Verlängerung verschaffe der Senat den Schulen mehr Sicherheit und Vorbereitungszeit für die kommenden Wochen. «Für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Eltern ist das keine leichte Situation.» Die derzeitige Infektionslage lasse aber keine großen Spielräume für einen vollwertigen Schulbetrieb.
Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen in Hamburg war am Dienstag sprunghaft um 462 gestiegen. Am Montag waren noch 153 Neuinfektionen gemeldet worden. Die Zahl der Toten in der Corona-Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg um 9 auf 598.
Prien: Beratungen über Schulbetrieb am Wochenende
Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien hat Forderungen nach sehr schnellen Entscheidungen über die Gestaltung des Schulunterrichts ab 11. Januar zurückgewiesen. «In Schleswig-Holstein werden wir am Wochenende nach Gesprächen mit unseren wissenschaftlichen Beratern intern beraten, wie das Infektionsgeschehen im Land zu bewerten und welche Schlussfolgerungen daraus für den Schulbetrieb zu ziehen sind», erklärte die CDU-Politikerin am Dienstag. Am Montag folgten dann die Beratungen in der Kultusministerkonferenz und in der Koalition zur Vorbereitung der Beratungen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten am kommenden Dienstag.
«Danach treffen wir eine Entscheidung, wie es ab dem 11. Januar weitergeht», sagte Prien. Die Schulen im Norden gingen wie geplant am Donnerstag und Freitag kommender Woche in Distanzlerntage und seien auf alle Szenarien vorbereitet. Offen ist besonders, in welchem Umfang und ab wann es nach den Ferien Präsenzunterricht an den Schulen geben wird. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte zu Weihnachten eine frühzeitige Entscheidung über den Schulbetrieb im neuen Jahr verlangt.
«Es ist unser Ziel, die Schulen als ersten gesellschaftlichen Bereich wieder zu öffnen, aber Grundlage für diese Entscheidung muss das Infektionsgeschehen sein», sagte Prien.
Forderungen nach längeren Schulschließungen in Großbritannien
London (dpa) - Angesichts der Rekordwerte bei Corona-Patienten und Neuinfektionen in Großbritannien werden Forderungen nach einer längeren Schließung der Schulen nach den Weihnachtsferien lauter. Es sei nicht sicher, die Schulen wie geplant an diesem Montag (4. Januar) zu öffnen, sagte Zubaida Haque vom wissenschaftlichen Expertengremium Sage am Dienstag dem Fernsehsender ITV.
«Kinder müssen in die Schule gehen, aber sie müssen auf eine sichere Schule gehen», sagte Haque. Die in Großbritannien entdeckte Mutation des Coronavirus habe die Lage geändert, die Situation sei kritisch. Über ein Regierungstreffen zur Schulfrage am Montag wurde zunächst nichts bekannt.
Um die geplanten Massentests von Schülern und Studenten durchführen zu können, setzt die Regierung auf die Hilfe des Militärs. 1500 Armeeangehörige sollen die jungen Leute unterstützen, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte. Allerdings wird der Großteil über das Telefon oder das Internet Hilfe leisten. Schüler und Studenten sollen sich unter Aufsicht eines Lehrers oder Freiwilligen selbst testen.
Seit drei Wochen läuft landesweit eine Massenimpfung mit dem Mittel des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Partners Pfizer. In Kürze wird zudem die Zulassung eines Impfstoffs erwartet, den das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat. Die Prüfung laufe noch, teilte die zuständige Aufsichtsbehörde am Dienstag auf Anfrage mit.
Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Am Montag hatten die Behörden 41 385 Corona-Neuinfektionen gemeldet - Tagesrekord seit Beginn der Pandemie. Außerdem werden derzeit mehr Corona-Patienten in Krankenhäusern behandelt als zum bisherigen Höhepunkt im Frühling.
CDU-Chef Wegner fordert pannenfreien Schulstart nach den Ferien
Berlin (dpa/bb) - Berlins CDU-Vorsitzender Kai Wegner fordert, dass der digitale Schulstart nach den Ferien in der Corona-Pandemie nicht von technischen Problemen überschattet sein dürfe. «Es fehlt an allem: keine Luftreinigungsgeräte, keine organisatorischen Konzepte, keine funktionierende Technik», sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn sich von 108 000 Usern nur 8000 auf die Schulplattform Lernraum Berlin einloggen können, ist das einfach nur peinlich», kritisierte der CDU-Landeschef mit Blick auf die Panne zu Beginn der digitalen Unterrichtsphase in der Woche vor Weihnachten. «Ich erwarte, dass Frau Scheeres das endlich in den Griff bekommt und die Technik spätestens zum Schulbeginn funktioniert», sagte er in Richtung von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung erwiderte am Dienstag, der Lernraum Berlin sei stabil und habe zuletzt Zugriffsrekorde verzeichnet. Die Kapazitäten seien massiv ausgebaut worden. «Zum Jahreswechsel wird dort nun auch das Videokonferenz-Tool Big Blue Button installiert sein, so dass Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern auch aus der Ferne datensicher von Angesicht zu Angesicht lernen können.»
Wegner, der seine Partei 2021 in den Wahlkampf ums Abgeordnetenhaus führen will, kritisierte, die Bildungssenatorin habe in den vergangenen Monaten verschlafen, die Schulen auf die zweite Coronawelle vorzubereiten. «Mitten in der Coronakrise zeigt sich das ganze Ausmaß der Scheereskrise», sagte der CDU-Politiker. «Die Digitalisierung scheitert im Land Berlin nicht zwingend am Geld. Liegen die Konzepte vor, brauchen wir schnelle Genehmigungsverfahren, am besten, indem wir in jedem Bezirksamt Digitalisierungslotsen benennen, die sich um zügige Genehmigungsverfahren und die Logistik kümmern», sagte der CDU-Chef.
«Das vorhandene Geld muss schleunigst abgerufen werden. Das hybride Lernen wird nicht im Februar beendet sein. Wenn man es klug anstellt, kann das hybride Lernen auch ein fester Baustein für die Schule der Zukunft werden», sagte Wegner. «Der Bund stellt dem Land Berlin 257 Millionen Euro aus dem Digitalpakt zur Verfügung. Doch erst klägliche dreieinhalb Prozent der Fördermittel wurden bislang abgerufen.»
Die Schulen würden alleine gelassen. «Sie sollen Förderpläne, Unterrichtspläne, Hygienepläne und Medienpläne erstellen – ohne zusätzliches Personal», sagte Wegner. «Dabei könnte vieles davon zentral gesteuert laufen und die Schulen entlasten.»
Lauterbach gegen Rückkehr zum Präsenzunterricht nach Lockdown
Berlin (dpa) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich gegen eine Rückkehr zum normalen Schulbetrieb nach dem 10. Januar ausgesprochen. «Nach dem Lockdown darf es keine Rückkehr zum regulären Präsenzunterricht geben. Maske, Lüften plus 30 Kinder geht nicht, ansonsten droht wieder exponentielles Wachstum der Infektionszahlen», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post».
Er forderte «bundesweit geteilte Klassen, zusätzliche Unterstützung für Lernschwächere, ausnahmslose Maskenpflicht in den Schulgebäuden und verkürzte Sommerferien zum Ausgleich der Defizite». Verkürzte Sommerferien hatte vor kurzem auch schon der Deutsche Kinderschutzbund gefordert und sich im Gegenzug für eine Verlängerung der Weihnachtsferien bis Ende Januar ausgesprochen.
Wie es nach dem 10. Januar an den Schulen weitergeht, ist noch weitgehend offen. Am nächsten Dienstag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über die Zeit nach dem zunächst bis zu diesem Datum befristeten Lockdown beraten. Einen Tag zuvor wollen die Kultusminister der Länder über das Schulthema sprechen. Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte sich dafür ausgesprochen, zumindest Kitas und Grundschulen «in jedem Fall wieder» in Präsenz zu öffnen.
28.12.2020 20.30 Uhr
Eisenmann will Grundschulen und Kitas Mitte Januar wieder öffnen
Kultusministerin Eisenmann hält nichts von Unterricht aus der Ferne - schon gar nicht für jüngere Kinder. Die CDU-Politikerin pocht darauf, dass Schulen bald im neuen Jahr wieder ihre Pforten öffnen. Unabhängig von den Infektionszahlen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann will sich mit aller Macht um die Wiedereröffnung zumindest von Grundschulen und Kitas nach dem 10. Januar einsetzen. «Ich gehe davon aus und werbe sehr dafür, dass wir Kitas und Grundschulen in jedem Fall wieder in Präsenz öffnen und auch Klasse 5, 6 und 7 sowie die Abschlussklassen im Blick haben - unabhängig von den Inzidenzzahlen», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Gerade mit kleineren Kindern in der Grundschule sei digitaler Unterricht im Grunde nicht möglich. «Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen.» Von einer Verlängerung oder Verschiebung der Weihnachtsferien halte sie gar nichts.
Das Staatsministerium wiederum bremste die Ministerin am Montag aus. Präsenzunterricht, gerade für die Jüngeren, sei eminent wichtig und nicht einfach zu ersetzen, ließ die Landesregierung über ihren offiziellen Twitter-Account verkünden. «Aber auch im Schulbereich hängen sämtliche Maßnahmen vom Infektionsgeschehen ab.»
Eisenmann hält damit an der Linie fest, mit der die Politik über viele Monate offene Schulen gerechtfertigt hat: «Schulen stehen nicht im Mittelpunkt des Infektionstreibens», sagt sie. Das belegen aus ihrer Sicht auch bis zuletzt die Zahlen. Kurz vor dem Beginn des Weihnachts-Lockdowns waren nach Angaben des Kultusministeriums lediglich 7 der rund 4500 Schulen coronabedingt komplett geschlossen und 813 von rund 67 500 Klassen im Land vorübergehend in Quarantäne (Stand: 14. Dezember).
Eisenmann lehnt auch eine Verlängerung der Weihnachtsferien über den 10. Januar hinaus strikt ab, wie sie etwa der Deutsche Kinderschutzbund vor kurzem gefordert hatte. «Davon halte ich gar nichts», sagt sie. «Jeder Eingriff in die Ferien bringt neue Probleme mit sich, neue Herausforderungen für Eltern und auch für die Schulen.» Eine Verlängerung der Ferien sei auch mit dem Bildungsanspruch nicht zu vereinbaren. Bildung müsse auch in Pandemie-Zeiten möglich sein. «Ich würde es für einen Fehler halten, analog zu März und April Schulen, Kitas und Kindertagespflege über viele Wochen hinweg komplett geschlossen zu halten.»
Doch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich Mitte Dezember skeptisch gezeigt mit Blick auf die Öffnung von Schulen. «Wo wir sind am 11. Januar, wird man sehen», hatte der Regierungschef gesagt. «Keine Maßnahmen erfolgen unabhängig von den Infektionszahlen.» Die Ministerpräsidenten wollen am 5. Januar über das weitere Vorgehen entscheiden. Denkbar ist, dass der Lockdown verlängert wird, sollten die Zahlen nicht deutlich sinken.
Bildung und Betreuung müssten endlich eine Sonderstellung in der Lockdown-Debatte haben, fordert Eisenmann. «Ich fand ganz schwierig, mit welcher Leichtigkeit in der Diskussion gesagt wurde: Dann schließen wir halt mal die Schulen», sagt die CDU-Politikerin. «Es ist wichtig, dass wir Schulen anders behandeln als Baumärkte - bei aller Wertschätzung für die Baumärkte». Eisenmann betonte auch immer wieder Betreuungsprobleme für Eltern als Folge von Schulschließungen - und Probleme für schwächere Kinder, die durch Fernunterricht noch mehr abgehängt würden. «Manchmal ist es auch hilfreich, nicht nur auf Virologen zu hören, sondern auch auf Kinderpsychologen und Kinderärzte, die eine ganz klare Haltung haben zu Schulschließungen.»
Lernen am Bildschirm kann aus ihrer Sicht den Lehrer im Klassenzimmer nicht ersetzen. «Ausschließlich digital zu lernen, war und ist nicht Teil der Gesamtkonzeption Schule. Homeschooling ist in Deutschland eigentlich verboten. Das gibt es nur, weil es die Pandemie von uns gefordert hat», sagte Eisenmann. Nur wenige, begabte Schüler kämen mit so einer Art des selbstorganisierten Lernens gut zurecht. «Der Großteil hat damit ein Problem», sagte Eisenmann. «Fernunterricht ist immer die schlechtere Alternative zum Präsenzunterricht, zur Struktur, zum Arbeiten vor Ort, mit der Lehrkraft und in der Gruppe.»
Die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl sieht die Mehrheit der Lehrer in ihrem Streben nach mehr Präsenzunterricht an ihrer Seite. «Die Unterstellungen, die man manchmal hört, sind zutiefst ungerecht und falsch», sagte sie mit Blick auf Vorwürfe, Lehrer wollten sowieso lieber daheim bleiben. «Die allermeisten Lehrer sind engagiert und wollen überwiegend auch in die Schule.»
Die Bildungsgewerkschaft GEW betont, dass auch die Lehrkräfte so viel Präsenzunterricht wie möglich wollten. «Doch sie würden auch gerne einmal den Satz hören: "Soviel Sicherheit wie möglich für 130 000 Lehrerinnen und Lehrer!"», teilte GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider mit.
Auch die FDP unterstützt das Bestreben nach Präsenzunterricht. «Präsenzunterricht ist nicht zu ersetzen, auch um die Schülerinnen und Schüler nicht zu verlieren, die zu Hause nicht über die technischen Möglichkeiten und die notwendige Präsenz der Eltern verfügen», sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Die Bilanz von Eisenmann während der Corona-Zeit sei dennoch mangelhaft. «Die Digitalisierungsmöglichkeiten der Schulen bleiben weit hinter den Anforderungen zurück, die digitale Lernplattform selbst bleibt Flickwerk und die Schulen sind nicht ausreichend gerüstet, etwa mit Luftfiltergeräten oder passenden Masken.»
SPD-Chef Andreas Stoch hält überhaupt nichts von einer Wiedereröffnung von Schulen unabhängig von Inzidenzzahlen. «Da fliegt jedem das Dach weg, der nur im Entferntesten mit Medizin oder Bildung zu tun hat», sagte Stoch der dpa. Eisenmann stelle sich damit radikal gegen jede wissenschaftliche Empfehlung. Die Inzidenzen seien immer noch viel zu hoch, die Infektionsketten nicht kontrollierbar. Es gebe mehr Möglichkeiten als die komplette Öffnung und die komplette Schließung von Schulen. Stoch fordert Stufenmodelle mit Wechselunterricht und zusätzliche Raummöglichkeiten wie Turnhallen und Foyers für jüngere Schüler.
Für ein abgestuftes Modell und geteilte Lerngruppen plädiert auch die Bildungsgewerkschaft GEW. «Wechselunterricht dürfen wir nicht verteufeln, das muss für hohe Inzidenzzahlen das Mittel der Wahl seien», sagt GEW-Landeschefin Monika Stein. Die Situation sei anders als im Frühjahr, viele Schulen seien vorbereitet. Es brauche eine Strategie, die nicht nur die Betreuung der Kinder in den Fokus nimmt, sondern auch den Gesundheitsschutz von Erziehern, Lehrern und Kindern. Eisenmann gebe aber der Betreuung den totalen Vorrang, kritisiert Stein. In Grundschulen und Kitas gebe es weiterhin keine Sicherheitsmaßnahmen außer Händewaschen und Lüften. Man sei schlecht beraten, von Präsenzunterricht nach dem 10. Januar auszugehen. Eine Öffnung, wie sie Eisenmann fordert, wäre «fahrlässig».
Zusätzliche Millionen für mehr Busse für die Schülerbeförderung
Stuttgart (dpa/lsw) - Das Verkehrsministerium gibt weitere 30 Millionen Euro, um die Schülerbeförderung in Corona-Zeiten mit zusätzlichen Busse zu entzerren. Dies teilte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag in Stuttgart mit. Das entsprechende Programm werde bis zu den Pfingstferien 2021 fortgesetzt. Damit soll mehr Abstand zwischen den Fahrgästen in den Bussen der Schülerbeförderung sichergestellt werden.
Das Förderprogramm für den Schülerverkehr sei ein Teil des Rettungsschirms des Landes Baden-Württemberg für den öffentlichen Personennahverkehr. Dieser werde gleichfalls fortgesetzt. Schon vor Weihnachten hatte dies das Kabinett beschlossen. Dazu werden 65 Millionen Euro Rettungsschirmmittel aus 2020 in das kommende Jahr übertragen. Hermann erwartet, dass sich der Bund wieder zur Hälfte finanziell an einem entsprechenden Rettungsschirm beteiligen wird.
Vor diesem Hintergrund ersetzt das Land bereits vorab den Verkehrsunternehmen die Hälfte der coronabedingten Fahrgeldausfälle für 2021.
Kieler Ministerium: Klarheit zum Schulbetrieb Anfang Januar
Kiel (dpa/lno) - Das Bildungsministerium in Schleswig-Holstein hat den Fahrplan für Entscheidungen zum Schulunterricht ab dem 11. Januar bekräftigt. «Die Abstimmungen beginnen mit der Kultusministerkonferenz am 4. Januar, dann folgt die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin am 5. Januar», sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dies geschehe immer mit Blick auf die aktuellen Corona-Infektionszahlen und die wissenschaftliche Expertise.
Offen ist besonders, in welchem Umfang und ab wann es nach den Ferien Präsenzunterricht an den Schulen geben wird. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte zu Weihnachten eine frühzeitige Entscheidung über den Schulbetrieb im neuen Jahr verlangt. «Es ist abzusehen, dass die Lockdown-Maßnahmen über den 10. Januar hinaus verlängert werden müssen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Lehrer, Schüler und Eltern bräuchten Konzepte rechtzeitig, um sich auf die Situation einstellen zu können. «Ansagen am Freitag, die am Montag umgesetzt sein sollen, darf es nicht mehr geben.»
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte schon vor den Weihnachtsferien erklärt, die Organisation des Schulbetriebs ab dem 11. Januar müsse sich nach den aktuellen Infektionszahlen und den Beschlüssen der Ministerpräsidenten richten. Das weitere Vorgehen werde über den Jahreswechsel vorbereitet.
Bildungsminister rechnet mit Wechselunterricht nach dem Lockdown
Die Kleinen und die Großen zuerst: Abschlussklassen und Schulkinder bis einschließlich der sechsten Klassen sollten nach Meinung des Bildungsministers als erste wieder in die Schulen zurückkehren dürfen. Ob das schon ab 11. Januar so kommt, ist aber noch unklar.
Erfurt (dpa/th) - Für die Zeit nach dem derzeit gültigen harten Corona-Lockdown hat Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) Wechselunterricht vorgeschlagen. «Alle Beteiligten - auch die Bundeskanzlerin, die Ministerpräsidenten und meine Kolleginnen und Kollegen der Kultusministerkonferenz - sind der Meinung, dass der Distanzunterricht so kurz wie möglich sein sollte», sagte Holter. Es brauche für die Zeit nach dem 10. Januar ein Konzept für einen Mix aus Unterricht zu Hause und in der Schule.
Seiner Meinung nach müssten zunächst alle Schüler der Klassen eins bis sechs sowie alle Abschlussklassen wieder in die Schulen zurückkehren. Es komme jedoch stark darauf an, wie sich das Infektionsgeschehen entwickele. Sein Ministerium bereite sich aber darauf vor, ab dem 11. Januar «bestimmte Formen des Unterrichtes für Thüringen zu organisieren», machte Holter klar.
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) äußerte sich skeptisch mit Blick auf eine mögliche Öffnung der Schulen nach dem 10. Januar. «Solange wir kein wirkliches Sinken der Infektionszahlen haben, sehe ich auch noch nicht das Öffnen der Schulen», sagte Werner. Sie wisse, dass die Betreuung der Kinder für viele Eltern, die arbeiteten, ein Problem sei. «Aber an der Stelle, denke ich, geht es darum, die Pandemie zu besiegen.»
Die Landesregierung mache es sich nicht leicht mit diesem Thema. «Mit steigenden Infektionszahlen könnte ich eine Öffnung der Schulen nicht vertreten», betonte Werner. Man müsse aber Bedingungen schaffen, wie Besprechungen mit Lehrern für Abschlusskandidaten organisiert werden könnten und wie eine Notbetreuung gestaltet werden könne.
27.12.20210 17.00 Uhr
Künftige KMK-Präsidentin stellt Digital-Unterricht in den Mittelpunkt
Mitten in der Corona-Pandemie übernimmt die Brandenburger Bildungsministerin Ernst die Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz. Auch in Zeiten des Fernunterrichts will die SPD-Politikerin die Frage der Qualität nach vorne rücken.
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) will die Digitalisierung des Unterrichts in dem Mittelpunkt ihrer Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz (KMK) stellen. «Der Unterricht muss auch mit Einsatz digitaler Mittel gut sein, damit die Kinder etwas lernen», sagte Ernst der Deutschen Presse-Agentur. «Wir müssen systematisch erforschen, welche Unterrichtsmethoden geeignet sind, um Schülerinnen und Schüler gut zum Lernen zu bringen, auch auf unterschiedlichem Niveau.» Ernst übernimmt am 14. Januar offiziell die Präsidentschaft von der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Ernst will ihren Vorsitz unter das Thema «Lehren und Lernen und guter Unterricht in den Zeiten der digitalen Transformation» stellen.
Durch die Corona-Pandemie habe es zeitweise weniger Anträge zu der technischen Ausstattung der Schulen aus dem Digitalpakt des Bundes gegeben, räumte die Bildungsministerin ein. Inzwischen gebe es jedoch eine große Aufholjagd. «Aber die Technik muss ja auch mit guten Inhalten gefüllt werden.» Daher rücke nun die Qualität des Unterrichts in den Fokus. «Seit dem Pisa-Schock arbeiten wir daran, die Qualität des Lernens in der Schule zu verbessern», sagte Ernst. «Das müssen wir stärker mit der digitalen Technik verzahnen.»
Ihre Sorge gelte dabei insbesondere dem Kernfach Mathematik, erklärte die Ministerin. «Da stagnieren wir nach den Studien bei einem nicht so guten Wert.» Neben verstärkten Bemühungen der Forschungseinrichtungen müsse auch die Ausbildung der Lehrer in diesem Punkt verbessert werden. «Wir haben im Moment in Deutschland die Situation, dass man sich damit schmücken kann, von Mathe nix zu verstehen. Das ist eine unglückliche Legitimierung, die auch nach wie vor die jungen Leute erreicht.»
Doch ohne Grundkenntnisse in der Mathematik komme man nicht gut durchs Leben, betonte Ernst. Dies zeige nicht zuletzt die Corona-Pandemie. «Wir schauen auf Statistiken und Steigerungsraten und da braucht man schon Grundkenntnisse in Mathematik, um solche Daten auch verstehen zu können.»
Während der Corona-Pandemie stehe die Frage des Präsenzunterrichts für die Kultusministerkonferenz ganz oben auf der Agenda. «In der KMK sind alle dafür, dass die Schulen möglichst lange offen gehalten werden können», erklärte Ernst. Dazu sei aber eine Gesamtabwägung notwendig. Denn auch die Schulen müssten einen Beitrag zur Reduzierung der Kontakte leisten.
«Aber wir ringen um bestimmte Gruppen: Wir schauen sehr stark auf die Abschlussjahrgänge», betonte Ernst. «Das haben wir auch im Frühjahr gemacht, als wir diese als erste wieder in die Schulen geholt haben.» So hätten die Schüler ihr Abitur, Mittlere Abschlüsse und berufliche Abschlüsse erfolgreich absolvieren können, alleine in Brandenburg über 50 000. «Wir wollen erreichen, dass die Schüler auch im nächsten Jahr keine großen Nachteile durch die Pandemie haben und erfolgreich ihre Abschlüsse machen können», sagte die Ministerin.
Gelitten habe allerdings in diesem Jahr die Berufsorientierung der Jugendlichen. So habe es nur wenige Schülerpraktika in Betrieben gegeben, auch die großen Ausbildungsmessen konnten nicht stattfinden und es gab laut Ernst einen Rückgang an Ausbildungsverträgen in Deutschland. Daher sollen die Folgen der Pandemie für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt im März das Thema der KMK sein. «Wir wollen mit der Bundesagentur für Arbeit beraten, wie die Berufsorientierung auch mit anderen Methoden gut stattfindet und wir appellieren an die Betriebe, dass sie in den Ausbildungsanstrengungen nicht nachlassen», kündigte die Ministerin an. «Damit die Jugendlichen auch 2021 nach der Schule eine gute Perspektive haben.»
Digitalausstattung der Schulen kommt voran - Unterschiedliches Tempo
Notebooks und Tablet-Computer sind für den Fernunterricht nach den Ferien von zentraler Bedeutung. Für ihre Anschaffung gibt es mehrere Förderprogramme. Diese werden bislang ganz unterschiedlich in Anspruch genommen.
Mainz (dpa/lrs) - Vor Beginn des Fernunterrichts an den rheinland-pfälzischen Schulen am 4. Januar ist die Ausstattung von Schülern und Lehrern mit digitalen Endgeräten besser als beim ersten Lockdown im Frühjahr. Mehr als vier Jahre nach der ersten Ankündigung eines Digitalpakts von Bund und Ländern ist allerdings nur ein Teil der verfügbaren Mittel dafür abgerufen worden. Nahezu vollständig bewilligt sind hingegen die Mittel aus dem Sofortausstattungsprogramm dieses Jahres.
«Wir haben auf allen Ebenen einen Kraftakt unternommen, um die digitale Ausstattung auszubauen», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig in der letzten Sitzung des Jahres im Fachausschuss des Landtags. «Ja, es bleibt viel zu tun. Und wir wissen: In Deutschland insgesamt hätte es früher anfangen müssen.» Aber in Rheinland-Pfalz sei in diesem Jahr auch viel auf die Beine gestellt worden und «wir sind einen großen Schritt vorangekommen».
Über den Digitalpakt Schule hat der Bund Rheinland-Pfalz 241 Millionen Euro zugesagt. Davon waren Mitte Dezember knapp ein Viertel (23 Prozent) beantragt und gut zehn Prozent bewilligt. Tatsächlich abgerufen von den kommunalen Schulträgern waren bis dahin aber nur etwas mehr als 0,1 Prozent - rund 295 000 Euro. Das Land gibt zu den abgerufenen Mitteln mindestens zehn Prozent dazu. Ziel des Programms ist es, dass möglichst viele Schüler von zu Hause aus digital am Unterricht teilnehmen können, wenn der normale Schulbetrieb wegen der Pandemie ausgesetzt werden muss.
Förderfähig sind sechs Bereiche von Investitionen, darunter die WLAN-Abdeckung, Präsentationsgeräte wie interaktive Tafeln und mobile Endgeräte wie Tablet-Computer und Notebooks. Zu den förderfähigen Landesinvestitionen zählen unter anderem der Aufbau und die Weiterentwicklung von Lernplattformen im Netz und Strukturen für die professionelle Administration und Wartung digitaler Systeme.
Als erste Schule in Rheinland-Pfalz erhielt im Dezember 2019 eine Grundschule im Westerwald Geld aus dem Digitalpakt: Der Zuschuss von nahezu 25 000 Euro war für die Vernetzung des Schulgebäudes sowie die Anschaffung von interaktiven Tafeln und digitalen Arbeitsgeräten vorgesehen.
Die auch als Digitalpakt 2 bezeichnete Zusatzvereinbarung für ein Sofortausstattungsprogramm ist nach Angaben des Bildungsministeriums bereits zu 99 Prozent bewilligt. Aus dem Anfang Juli gestarteten Programm erhielt Rheinland-Pfalz 24,1 Millionen Euro, dafür wurde die Anschaffung von mehr als 57 000 Geräten bewilligt. Vor allem Schülerinnen und Schüler, die in ihrer Familie keinen Zugang zu einem Computer haben, sollen einen Laptop oder Tablet-Computer als Dauerleihgabe erhalten. Die Mittel wurden in Rheinland-Pfalz nach einem Sozialindex auf alle Schulträger verteilt.
Im Frühjahr stellten Land und Schulträger gemeinsam rund 15 000 Geräte, die bereits an den Schulen vorhanden waren, zum Verleih an bedürftige Schülerinnen und Schüler bereit.
Verzögert hat sich nach Angaben des Bildungsministeriums die Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt für Lehrergeräte, so dass diese Mittel des Bundes bis Mitte Dezember auch noch nicht abgerufen werden konnten. Rheinland-Pfalz habe aber mit Landesmitteln bereits 3000 dienstliche Notebooks für Lehrkräfte angeschafft, die aus gesundheitlichen Gründen von zuhause aus unterrichten.
Lange vor dem Digitalpakt gestartet wurde das Landesprogramm «Medienkompetenz macht Schule», aus dem bislang rund 20 000 Notebooks für Schulen angeschafft wurden. Die Haushaltsmittel für die Digitalisierung der Schulen steigen im kommenden Jahr von 17 auf 21 Millionen Euro.
Schülervertreter: Weniger Lernstoff und mehr Digitales im neuen Jahr
Fast immer nur Overhead-Projektoren und Beamer: Mit der technischen Ausstattung an Schulen kann Distanzunterricht oft nicht funktionieren. Schülervertreter fordern Modernisierungen - auch von Lehrplänen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nach Monaten voller Ungewissheit durch die Corona-Pandemie fordert die Landesschülervertretung ausgedünnte Lehrpläne für das neue Jahr an Nordrhein-Westfalens Schulen. Der verpasste Stoff sei bei einem engmaschigen Lehrplan nicht mehr nachzuholen. «Deswegen muss man sagen: Wir kürzen die Pläne. Thema XY wird ersatzlos gestrichen, um die anderen Themen vernünftig zu behandeln», sagte Sophie Halley, Vorstand der Landesschülervertretung, der Deutschen Presse-Agentur.
Nur mit entschlackten Plänen könnten Kinder nach der Pandemie zurück zur Normalität finden. Kinder und Jugendliche stünden unter Druck, weil sich durch den ausgefallenen Unterricht ein Themen-Rückstau bilde.
Mit Distanzunterricht hat die Schülervertretung zudem «ein riesiges Problem». Die notwendigen Medien seien nicht vorhanden. «Die digitale Ausstattung an Schulen ist fast immer auf Overhead-Projektoren und Beamer beschränkt», so Halley. Es sei ein immenser Bürokratieaufwand, Mittel aus dem Digitalpakt zu beantragen.
«Dafür bräuchte man einen weiteren Menschen, der sich nur mit der Bestellung dieser Endgeräte aus dem Digitalpakt beschäftigt», sagte Halley. Bei dem Lehrkräftemangel könne sich das aber keine Schule leisten. Bislang sei der rund eine Milliarde Euro schwere Digitalpakt nur zu einem Viertel ausgeschöpft worden, hieß es aus dem zuständigen Schulministerium. Lehrkräften müssten auch Fortbildungen zum Umgang mit digitalen Medien angeboten werden.
Die Schülervertreter fordern zudem, dass nur Abschlussjahrgänge und Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe benotet werden sollen. Abiturientinnen und Abiturienten sollen entscheiden dürfen, ob sie die Abiturklausuren schreiben oder stattdessen eine Durchschnittsnote bisher erbrachter Leistungen als Abschlussnote bekommen. Durch Distanzunterricht würden Kinder aus sozial schwächeren Haushalten benachteiligt werden.
Saarland investiert 137 Millionen Euro in digitale Bildung
Das Corona-Jahr 2020 hat die digitale Bildung im Saarland beschleunigt. Vor allem bei der IT-Ausstattung ist viel passiert. Aber es gibt immer noch viel zu tun, sagt die Ministerin.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Das Saarland will alle seine rund 9400 Lehrkräfte bis zum Ende des Schuljahres 2021/22 mit dienstlichen Endgeräten wie Computer oder Laptops ausrüsten. Zudem sollten alle Schüler, die nach dem Schülerförderungsgesetz als bedürftig gelten, wohl im ersten Quartal 2021 digital ausgerüstet sein, teilte das saarländische Bildungsministerium in Saarbrücken mit. Bis 2024 werde das Saarland 137 Millionen Euro in die digitale Bildung investieren; 66,8 Millionen kommen über den Digitalpakt Schule vom Bund.
«Wir haben in diesem Jahr vieles nach vorne gebracht – bei der IT-Ausstattung unserer Schulen, der Fortbildung unserer Lehrkräfte und insbesondere mit unserer Bildungscloud Online-Schule Saarland», sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist aber auch noch viel zu tun.» Das sehe man zum Beispiel beim Netzausbau: in der vergangenen Woche seien einige Netze überlastet gewesen.
Zum Programm Digitalpakt Schule (2019-2024) seien bereits 10,3 Millionen Euro beantragt worden: Bis zum Beginn der Herbstferien hätten 111 Anträge vorgelegen, teilte das Ministerium mit. Bereits an 109 Schulen im Saarland - und somit einem Drittel aller Schulen - liefen Maßnahmen, die aus Mitteln des Digitalpaktes gefördert würden, sagte ein Sprecher. Geld aus dem Digitalpakt wird in die IT-Ausstattung und IT–Infrastruktur der Schulen investiert.
Für Schüler haben die Schulträger insgesamt 12 000 Endgeräte bestellt, wie das Ministerium weiter mitteilte. 1000 Laptops stehen bereits zur Verfügung, so dass Schüler, die im Lockdown keine geeigneten Geräte hatten, ausgestattet werden konnten. In einem zweiten Schritt werde das Ministerium mit den Schulträgern eine landesweite Geräte- und Medienleihe aufbauen, die die bisherige Schulbuchausleihe ablösen solle. Gespräche mit der kommunalen Seite liefen.
Das wichtigste Instrument für digitalen Unterricht und Lernen zu Hause sei die landeseigene Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS). Die Zahl der Nutzer der OSS wachse stetig und habe sich seit Mai 2020 nahezu verdoppelt. Aktuell seien rund 70 000 Schüler sowie 8700 Lehrkräfte registriert. Für das vergangene Schuljahr 2019/20 gab es rund 550 Anmeldungen von Lehrkräften zu OSS-Fortbildungen, im laufenden Schuljahr 2020/21 bisher rund 770 Anmeldungen.
Bildungsverbände fordern klare Aussagen zu Schulbetrieb und Prüfungen
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt eine frühzeitige Entscheidung, wie es ab dem 10. Januar an den Schulen weitergeht. «Es ist abzusehen, dass die Lockdown-Maßnahmen über den 10. Januar hinaus verlängert werden müssen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Lehrer, Schüler und Eltern bräuchten Konzepte rechtzeitig, um sich auf die Situation einstellen zu können. «Ansagen am Freitag, die am Montag umgesetzt sein sollen, darf es nicht mehr geben. Das hat in der Vergangenheit alle Beteiligten oft genug vor unlösbare Probleme gestellt», kritisierte Tepe. Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten.
Kultusministerien und Schulbehörden müssten die verlängerte Ferienzeit nutzen, um tragfähige Konzepte für unterschiedliche Szenarien zu entwickeln, forderte die GEW-Chefin. «Dazu gehört, sich endlich von der Schimäre des bedingungslosen Offenhaltens der Schulen zu verabschieden.» Die Schulen müssten auf Wechselunterricht umstellen. Nur so könne das Recht auf Bildung aufrechterhalten werden, nur so könnten die Lehrer den Kontakt zu den Schülern halten. Und nur so könne es gelingen, insbesondere ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche nicht zu verlieren.
Auch das Thema Prüfungen treibt Bildungsgewerkschaften und -verbände um. «Prüfungen und Tests, die zurzeit nicht viel mehr als soziale Ungleichheiten widerspiegeln, sollen ausgesetzt werden», forderte GEW-Chefin Tepe. Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, forderte im RND von der Kultusministerkonferenz «dringend Aussagen», wie Prüfungen durchgeführt und bewertet werden sollen, «aber auch welche Anpassungen an den Curricula und der Anzahl der Leistungstest sowie deren Inhalt vorgenommen werden». Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, sagte dem RND: «Die Kultusministerien müssen die realen Daten erheben, wie viel Unterricht in diesem Schuljahr und im letzten Schuljahr im Vergleich zu den letzten Schuljahren bisher ausgefallen ist. Daraus müssen entsprechende Konsequenzen für Prüfungen und für die Förderung von Schülerinnen und Schülern gezogen werden.»
Piazolo: Mebis wird ertüchtigt
Augsburg (dpa/lby) - Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist optimistisch, dass der Schulunterricht in Bayern technisch besser wird. «Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich, dass wir einen guten Distanz-Unterricht hinbekommen», sagte der Minister der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch). Das umstrittene und zuletzt stark absturzgefährdete System Mebis solle in den bevorstehenden drei Ferienwochen weiter ertüchtigt werden, sagte Piazolo.
Zudem solle es nach den Ferien eine zeitliche Entzerrung bei der Nutzung geben, damit nicht alle gleichzeitig darauf zugreifen. Zudem solle es eine Erweiterung des Instrumenten-Kastens geben: «Wir wollen die ganze Bandbreite an digitalen und analogen Möglichkeiten nutzen», betonte der Minister. Er wies zudem darauf hin, dass nur ein Achtel aller Schülerinnen und Schüler in Bayern pro Tag mit der Online-Lernplattform Mebis arbeiten. Andere Hilfsmittel zum Distanzunterricht hätten einwandfrei gearbeitet.
Lehrerverband dringt wegen Corona auf schlankeren Lehrplan
München (dpa/lby) - Der Lehrplan für Bayerns Schüler sollte nach Vorstellung der größten Lehrervereinigung im Freistaat coronabedingt verschlankt werden. «Ferner müssen unbedingt zeitnah weitere verbindliche Lehrplaninhalte, die Gegenstand der Abschlussprüfungen sind, gestrichen werden», forderte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) am Mittwoch in München. «Darüber hinaus muss den einzelnen Schulen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders stark getroffen wurden, das Recht eingeräumt werden, in Eigenverantwortung alle Inhalte, die nicht behandelt wurden, auch nicht prüfen zu müssen.»
Wie Abschlussprüfungen für den Qualifizierenden Abschluss der Mittelschule, den Mittleren Schulabschlusses oder das Abitur ausgestaltet werden müssen, sollte rechtlich klar geregelt werden. Jede Schule sei von Corona unterschiedlich stark betroffen - es brauche daher verschiedene Konzepte. «Ein bloßer Aufschub, um Druck und Stress bei allen Beteiligten zu vermindern, reicht hier keinesfalls aus», so der BLLV.
Wegen der noch immer nicht absehbaren Folgen der Corona-Krise für das laufende Schuljahr hatte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag angekündigt, dass an den Realschulen und Gymnasien die Zahl der Prüfungen reduziert werden könne. Bei Bedarf sollte bei Leistungsnachweisen schulartbezogen flexibel nachjustiert werden.
Mit modularisierten individuellen Förderangeboten sollte laut BLLV versucht werden, die derzeitige Bildungsungerechtigkeit unter den Kindern wenigstens etwas aufzufangen. «Es darf nicht sein, dass den Schülerinnen und Schülern in den Folgeschuljahren Nachteile entstehen, die aus den durch Wechsel- und Distanzunterricht oder Quarantäne-Fehlzeiten verursachten Lernrückständen resultieren», sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann.
Weihnachtsbotschaft von Gebauer: Weiter Corona-Tests für Lehrer
Düsseldorf (dpa/lnw) - Schulministerin Yvonne Gebauer hat (FDP) angekündigt, dass es auch im neuen Jahr das Angebot anlassloser Corona-Tests für Lehrer geben wird. Details werde man zum Jahresbeginn bekanntgeben, hieß es in einem Weihnachtsgruß der Ministerin per E-Mail an alle Schulen in Nordrhein-Westfalen.
Die für das Schulpersonal kostenfreien Tests waren ursprünglich bis zu den vergangenen Herbstferien angesetzt und dann verlängert worden. Nach den Weihnachtsferien soll es auch Schnelltests an Schulen geben, wie die Landesregierung Anfang Dezember mitgeteilt hatte.
In ihrer Mail bedankt sich Gebauer bei allen Lehrern - und geht auf Ärger bei Personal und Verbänden ein: Entscheidungen müssten «mitunter auch an Freitagen» kommuniziert werden - «selbst dann, wenn die Kritik daran in Umfang und Schärfe vorhersehbar ist».
Den «Ruf nach frühzeitigen, flächendeckenden Wechselmodellen» für den Unterricht habe man vernommen. Aber: «Unser Festhalten am Präsenzunterricht hatte und hat einen Grund», so Gebauer.
Verband: Lehrer leiden unter zusätzlichen Belastungen durch Corona
Für rund 245 000 Schülerinnen und Schüler beginnen am Mittwoch die Weihnachtsferien. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Kinder und Jugendlichen schon seit einer Woche nicht mehr in die Schule. Für die Lehrer bedeutete dies teils zusätzliche Belastungen.
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Lehrkräfte starten nach Einschätzung des Lehrerverbandes geschafft in die Weihnachtsferien. Die Corona-Pandemie habe für die Lehrer eine zusätzliche Belastung bedeutet, sagte Rolf Busch, Vorsitzender des Thüringer Lehrerverbandes. Gerade der sogenannte Distanzunterricht, bei dem die Schüler zu Hause lernen und zum Beispiel per Videokonferenzen mit ihren Lehrern Aufgaben besprechen, sei für die Lehrkräfte anstrengend und erfordere viel Vorbereitung. «Wenn wir nicht noch diesen eklatanten Lehrermangel hätten, könnten wir das auch besser abfedern», sagte Busch.
Seiner Meinung nach räche sich die Personalpolitik der vergangenen Jahre in der Corona-Pandemie nun doppelt.
Obwohl die Weihnachtsferien für die rund 245 000 Schüler in Thüringen erst an diesem Mittwoch beginnen, sind die Kinder und Jugendlichen bereits seit mindestens einer Woche zu Hause. Grund ist die Corona-Pandemie. Im Zuge des harten Lockdowns wurden im Freistaat auch Kitas und Schulen weitgehend geschlossen. Schüler sollten von zu Hause aus lernen. In anderen Bundesländern wurde der Beginn der Weihnachtsferien teils vorgezogen, Thüringen entschied sich jedoch anders.
Auch nach den Weihnachtsferien ist zunächst keine Rückkehr in die Klassenräume geplant - die jetzt gültigen Regeln sollen noch bis mindestens 10. Januar bestehen bleiben.
Busch forderte mit Blick auf die Zeit nach den Weihnachtsferien klarere Regeln für die Notbetreuung. In der vergangenen Woche konnten nicht nur Eltern bestimmter Berufsgruppen ihre Kinder in die Notbetreuung geben, sondern alle, die glaubhaft machen konnten, dass sie ihre Kinder nicht regelkonform selbst betreuen können.
Die Entscheidung darüber sollten die Schulleitungen treffen. Busch nannte diese Regelung realitätsfern. In der Praxis bleibe den Schulleitungen meist nichts anderes übrig, als jeden Antrag der Eltern auch zu akzeptieren. «Von der Politik erwarte ich, dass sie klare Regeln gibt, mit denen vor Ort auch tatsächlich gearbeitet werden kann», sagte er.
22.12.20202 14.15 Uhr
Laschet: Kann nicht für reguläres Abitur 2021 garantieren
Düsseldorf (dpa/lnw) - Angesichts der weiter grassierenden Corona-Pandemie ist nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) noch nicht klar, ob es 2021 ein reguläres Abitur geben kann. Das Abitur 2021 gehöre zu den «Unwägbarkeiten» der Pandemie, sagte Laschet am Dienstag in Düsseldorf. Prognosen, die über den 10. Januar hinausgingen, seien nicht möglich. Laschet verwies aber darauf, dass im ablaufenden Jahr 2020 trotz der Corona-Pandemie deutschlandweit ein reguläres Abitur ermöglicht worden sei. «Wir tun alles, dass das nächstes Jahr auch möglich wird», betonte Laschet. «Aber garantieren kann ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht.»
Ministerin: Entscheidung über Schulöffnung fällt am 5. Januar
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Entscheidung über den Weiterbetrieb der Schulen nach dem harten Corona-Lockdown am 11. Januar fällt erst wenige Tage vorher. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) teilte am Dienstag in Stuttgart mit, dass man die Konferenz der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 5. Januar abwarten wolle. «Unser grundsätzliches Ziel ist, so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten», erklärte die Ministerin, die sich kürzlich mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu dem Thema beraten hatte. Denkbar ist, dass der Lockdown verlängert wird, sollten die Infektionszahlen nicht deutlich sinken.
Eisenmann betonte: «Der Lernerfolg ist im Präsenzunterricht am größten. Zudem dürfen wir soziale und psychologische Aspekte nicht vergessen. Schule gibt Kindern und Jugendlichen gerade in der schwierigen Pandemiesituation Struktur und Halt.» Das Ministerium bereite ein Konzept für den Wiedereinstieg nach dem 10. Januar vor. «Dieses Konzept soll ein flexibles Handeln ermöglichen, je nach regionaler Infektionslage und nach Alter der Kinder.» Dies habe sie den Schulen am Montag in einem Schreiben mitgeteilt.
Darin informierte die Ministerin auch darüber, dass die Halbjahreszeugnisse diesmal nicht schon zum 10. Februar ausgegeben werden müssen, sondern bis Ende des Monats Zeit ist. Hintergrund sei, dass in der Zeit vom 16. bis zum 23. Dezember teilweise Klassenarbeiten angesetzt waren, die nicht geschrieben werden konnten. «Um die Lage an den Schulen etwas zu entspannen, haben wir entschieden, den Schulen mehr Zeit für die Ausgabe der Halbjahreszeugnisse zu geben.»
Von der Verlängerung seien die Klassen ausgenommen, bei denen eine Entscheidung über die weitere Schullaufbahn ansteht. «Das betrifft die vierte Klasse in der Grundschule, wo die Grundschulempfehlung ansteht, sowie die Klasse 8 und 9 der Gemeinschaftsschulen, in denen ebenfalls eine Entscheidung über die weitere Schullaufbahn erfolgt.»
Schulleitungsverband: Über Unterricht muss vor Ort entschieden werden
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Schulleitungsvereinigung NRW wirft dem Schulministerium mangelndes Vertrauen in die Schulen vor Ort in der Corona-Pandemie vor. Der Verband reagierte damit auf Ankündigungen von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vom Montag. Gebauer hatte drei Szenarien für den Schulbeginn im neuen Jahr skizziert. Abhängig von den Infektionszahlen könne es Einschränkungen geben, die aber konkret erst am 5. Januar 2021 bei der Sitzung der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin getroffen werden.
Es werde deutlich, dass das Ministerium «offensichtlich kein Vertrauen in die Schulen und die Schulleitungen vor Ort» habe, erklärte die Schulleitungsvereinigung. Dabei seien die Schulleiterinnen und Schulleiter gerade die Menschen, denen alle Rahmenbedingungen ihrer Schule bekannt seien. Die zentrale Forderung der Verbandes laute daher, dass Schulen zum Schulbeginn 2021 unter «den dann aktuellen, lokalen Bedingungen vor Ort entscheiden, wie der Unterrichtsbetrieb organisiert und aufrechterhalten» werden könne.
Das Ministerium wehrte sich entschieden gegen die Kritik. «Das Ministerium für Schule und Bildung hat bereits zu Beginn des Schuljahres eine Verordnung zum Distanzunterricht erlassen, darin spielen die Schulleitungen die zentrale Rolle bei der Einrichtung sowie der Organisation des Distanzunterrichts», erklärte Staatssekretär Mathias Richter. Keiner außer ihnen kenne die Situation vor Ort so gut und könne passgenaue Konzepte und Lösungen erarbeiten. Dabei hätten die Schulleiter «viele Freiräume».
«Die Kritik der Schulleitervereinigung zielt daher ins Leere und zeugt von fehlendem Praxisbezug sowie mangelnder Kenntnis über die bereits seit Monaten geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Anwendung in den Schulen», erklärte Richter.
Bayerns Schulen können Zahl der Prüfungen wegen Corona senken
Quarantäne, Wechselunterricht, Hybrid-Unterricht - Die Pandemie stellt Bayerns Schüler und Lehrer vor große Probleme. Mit weniger Leistungsnachweisen will das Ministerium sie nun entlasten.
München (dpa/lby) - Wegen der noch immer nicht absehbaren Folgen der Corona-Krise für das laufende Schuljahr kann an Bayerns Realschulen und Gymnasien die Zahl der Prüfungen reduziert werden. «Mir ist vor allem sehr wichtig, dass wir eine Ballung von Leistungsnachweisen verhindern. Deswegen schaffen wir faire und flexible Regelungen zur Reduzierung von Leistungsnachweisen», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag in München.
Es dürfe nicht sein, dass die Schüler wegen längerer Phasen von Wechsel- oder Distanzunterricht unter Druck geraten. Piazolo weiter: «Wir werden abhängig davon, wie es nach den Weihnachtsferien weitergeht, auch die Termine für die Abschlussprüfungen der anderen Schularten anpassen und bei Bedarf auch bei Leistungsnachweisen schulartbezogen flexibel nachjustieren.»
Konkret sieht die Neuregelung für Gymnasien und Realschulen vor, dass die Lehrer an den Schulen für sich entscheiden können, ob und wie sie die vorgeschriebene Zahl an sogenannten großen Leistungsnachweisen senken. «Die konkrete Entscheidung trifft das Lehrkräfteteam unter genauer Abwägung der Situation in der einzelnen Klasse», teilte das Ministerium mit. Bei den Leistungsnachweisen könne die Ausgangslage auch an einer Schule von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich sein.
Die abiturrelevanten Klausuren - auch an den Fach- und Berufsoberschulen - können die Schulen zudem ins zweite Halbjahr verschieben und den Zeugnistermin entsprechend verlegen.
An den Mittel- und Wirtschaftsschulen besteht den Angaben zufolge ohnehin größere Flexibilität. Es solle «insgesamt sichergestellt sein», dass am Ende des Schuljahres ohne Zeitdruck eine valide und aussagekräftige Zeugnisnote gebildet werden könne, hieß es. Auch die Förderschulen, die nach den Lehrplänen der allgemeinen Schulen unterrichten, sollten sich an den für sie entsprechenden Vorgaben orientieren.
Zudem soll die Wiederholung der Corona-Schuljahre 2019/20 und 2020/21 nicht auf die Höchstausbildungsdauer angerechnet werden. Hierzu läuft dem Ministerium zufolge derzeit eine entsprechende Verbändeanhörung zur Änderung der Schulordnung.
Hubig hält Fernunterricht auch in zweiter Januarhälfte für denkbar
Mainz (dpa/lrs) - Die Schulen in Rheinland-Pfalz müssen sich bei einer weiterhin schnellen Ausbreitung der Corona-Pandemie auf einen längeren Fernunterricht einstellen als bislang geplant. «Wenn die Infektionszahlen nach dem 15.1. hoch bleiben, muss grundsätzlich auch der Fernunterricht fortgesetzt werden», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Montag in einer digitalen Sondersitzung des Bildungsausschusses. Ziel bleibe es aber, vor allem in den unteren Jahrgängen und den Abschlussklassen schnell wieder in den Präsenzunterricht an den Schulen zu gelangen.
«Alle weiteren Schritte werden maßgeblich von der Entwicklung des Infektionsgeschehens bestimmt sein», sagte Hubig. Mit den drei Szenarien Präsenzunterricht, Wechselunterricht, Fernunterricht gebe es eine grundsätzliche Planungssicherheit für die Schulen. Angesichts der unberechenbaren Entwicklung der Pandemie sei es aber notwendig, flexibel zu reagieren und bei Bedarf nachzusteuern.
«Auch im Kita-Bereich haben wir ein Konzept und einen Plan», sagte Hubig mit Blick auf wiederholte Kritik der CDU, dass es kein langfristiges Konzept zur Bildungspolitik in der Corona-Krise gebe. Für Kinder, deren Eltern aufgrund ihres Arbeitsplatzes keine andere Betreuungsmöglichkeit hätten, müsse die Kita weiter geöffnet bleiben. «Wir sehen, dass dieser Bedarf besteht und deswegen ist es gut und richtig, dass wir es so gemacht haben.» Alle Bundesländer seien im Moment in der gleichen Situation und hätten deswegen mehrheitlich ähnliche Regelungen getroffen.
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Beilstein, warf Hubig «Beratungsresistenz, Ignoranz gegenüber Erkenntnissen der Wissenschaft, dieses ständige Schleifenlassen» vor. Auf Sicht zu fahren, sei «absolut unverantwortlich». Beilstein fügte hinzu: «Hier war kein echtes Krisenmanagement da und erst recht nichts, was in die weitere Zukunft hineinträgt». Hubig wies die Vorwürfe zurück und wandte sich entschieden gegen «persönliche Angriffe und persönliche Unterstellungen».
21.12.2020 13.45 Uhr
Kreise: Beratungen der Kultusminister am 4. Januar
Berlin (dpa) - Die Kultusminister der Länder werden voraussichtlich am 4. Januar über das weitere Vorgehen an den Schulen in der Corona-Pandemie beraten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Kultusministerkonferenz (KMK). Einen Tag später sind Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder geplant. Dabei soll es um die Zeit nach dem zunächst bis 10. Januar geplanten Lockdown gehen.
Die bis zum Jahresende amtierende KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte der «Rheinischen Post» gesagt, dass die KMK vor dem Gespräch Merkels mit den Ländern «zum weiteren Verlauf des Schuljahrs 2020/2021 beraten und abstimmen» wolle. Bisher ist noch weitgehend offen, in welcher Form der Unterricht ab dem 11. Januar weitergeht.
In der Corona-Pandemie: Schulen nicht zum Zentral-Abitur verpflichtet
Osnabrück/Hannover (dpa/lni) - In der Corona-Pandemie dürfen die Schulen Niedersachsens im kommenden Jahr statt des Zentral-Abis auch eigene Aufgaben in der Abiturprüfung stellen. Allerdings sei das dezentrale Abitur eine «Rückfalloption», die präventiv vorbereitet worden sei und nur zum Einsatz kommen solle, wo es unbedingt nötig sei, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Montag. Zuvor hatte eine Sprecherin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» gesagt, die Möglichkeit gelte für Schulen, die besonderes von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen seien.
Damit weiche das Land ausnahmsweise vom Grundsatz ab, landesweit zentral gestellte Aufgaben zu verwenden, sagte sie dem Blatt. Der Sprecher betonte jedoch, die zentralen Aufgabenstellungen böten Schülerinnen und Schülern nach Anpassungen der thematischen Hinweise im Sommer und der abschließenden Bearbeitung der Abituraufgaben in diesen Tagen «in der Regel alle Chancen für eine faire Prüfung».
Dem Bericht zufolge sind in jedem Fall der Erwerb der allgemeinen Hochschulreife sowie eine bundesweite Anerkennung des Abschlusses in Absprache mit den anderen Bundesländern sichergestellt. «Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass trotz der Corona-Pandemie alle Abschlüsse auf hohem Qualitätsniveau gemacht werden können», sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne der Zeitung.
Das gelte für das Abitur sowie für die Haupt-, Real-, und Förderschulabschlüsse. Es werde keinen «Corona-Makel» geben, alle Abschlüsse seien gleichwertig mit denjenigen der Vorjahre, sagte der SPD-Politiker. «Unsere Regelungen kürzen nicht bei der Qualität, sondern reagieren zielgenau auf Stoff, der vielleicht weniger abgearbeitet werden konnte.» Daher müssten sich alle Abiturienten «genauso anstrengen und auf den Hosenboden setzen» wie immer.
Schulministerin nennt drei Szenarien zum Schulstart in NRW
Eine Verlängerung der Winterferien bis Ende Januar lehnt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer als «nicht praktikabel» ab. Nun hat sie ein Stufenmodell abhängig von der Infektionslage vorgestellt.
Düsseldorf (dpa/lnw) - NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat Schüler und Lehrer auf drei verschiedene Szenarien beim Schulbeginn im neuen Jahr vorbereitet. Abhängig von den Infektionszahlen der Corona-Pandemie könne es Einschränkungen geben, die aber konkret erst am 5. Januar 2021 bei der Sitzung der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin getroffen werden, kündigte Gebauer am Montag in Düsseldorf an. Bis zum 7. Januar werde dies dann für den Schulbetrieb in NRW konkretisiert. Der Unterricht soll nach Ende der Winterferien am 11. Januar beginnen.
In einem Schreiben an die Schulen skizzierte das Schulministerium ein Stufenmodell für den Schulunterricht im neuen Kalenderjahr. Im günstigsten Fall («Stufe 1») werde es landesweiten Präsenzunterricht für alle unter Berücksichtigung der Vorgaben für Hygiene und Infektionsschutz geben. Nur in Einzelfällen, etwa bei konkreten Quarantäne-Maßnahmen, werde auf Distanzunterricht ausgewichen.
Als «Stufe 1+» bezeichnete das Ministerium das zweite Szenario: Einen angepassten Schulbetrieb in Hotspots. In Kreisen oder kreisfreien Städten mit einer 7-Tages-Inzidenz oberhalb von 200 können die Behörden Einschränkungen des Schulbetriebs anordnen, die zum Beispiel zu einer Teilung von Klassen oder Kursen führen können «und damit in der Regel parallel bzw. im Wechsel Präsenz- und Distanzunterricht erforderlich machen.» Dies soll nicht für die Klassen 1 bis 7 und Abschlussklassen gelten.
Bei «Stufe 2» käme als drittes Szenario ein landesweit eingeschränkter Schulbetrieb in Frage. «Ziel ist es dabei, den Präsenzunterricht für die Klassen 1 bis 7 - wo immer möglich - sicherzustellen. Ab einschließlich Klasse 8 kann Distanzunterricht im Wechsel von Präsenz- und Distanzbetrieb mit Ausnahme der Abschlussklassen vorgesehen werden.» Zudem gelte dann die Maskenpflicht auch im Unterricht.
Gebauer verriet, dass es noch ein weiteres Szenario gebe: «Ich will es nicht hoffen, aber es kann auch darüber hinaus noch eine Eskalationsstufe geben. Die betrifft dann aber nicht nur die Schulen», sagte Gebauer. Dies habe man bewusst nicht aufgeführt. Wie ein solches Szenario aussähe, wollte sie auch auf Nachfrage nicht ausführen.
Eine Verlängerung der Winterferien bis Ende Januar, wie vom Deutschen Kinderschutzbund gefordert, lehnte Gebauer als «nicht praktikabel» ab. Die Ministerin kündigte an, alle Lehrkräfte und das weitere Personal an den Schulen für die Zeit bis zu den Osterferien mit FFP-2-Masken auszustatten.
Der Verband Bildung und Erziehung begrüßte, dass das NRW-Schulministerium am Montag mit der Tradition der «Freitag-Schulmails, gerne nach oder kurz vor Unterrichtsschluss» gebrochen habe.
«Es ist ein Fingerzeig in eine Richtung, die Schulen frühzeitiger über Entscheidungswege- und mögliche Szenarien zu informieren.» Immer wieder hätten die Schulen zuvor sehr kurzfristige Entscheidungen ausbaden müssen.
«Ja, die Situation ist dynamisch, aber die Landesregierung ist gefordert, vorausschauender zu agieren, um gerade in stürmischen Zeiten unnötige Hektik zu vermeiden», forderte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. «Es bleibt zu hoffen, dass das kommende Jahr besser beginnt, als das Jahr 2020 geendet hat.»
19.12.2020 23.00 Uhr
Schulen und Corona: Chaos in Familien und Zoff in der Koalition
Es ist ein Jahr, an das sich Schüler wie Lehrer noch lange erinnern werden: Abstandsgebote, Maskenpflicht, Wechsel- und Distanzunterricht bestimmten das Jahr 2020. Doch selbst jetzt noch gibt es mit dem Distanzunterricht Probleme.
München (dpa/lby) - Die Nachricht von den bevorstehenden Schulschließungen platzte an einem Freitagvormittag Mitte März in den Unterricht. Schon am Montag drauf war für die 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern alles anders: Der Schulalltag in seiner gewohnten Form, mit Unterricht im Klassenzimmer und den Pausen, mit Lernen, Ratschen und Raufen war passé. Neun Monate später gibt es nun schon den zweiten Lockdown, beim Distanzunterricht hapert es aber noch immer. Das sorgt für heftigen Streit in der Koalition.
Das Fass zum Überlaufen gebracht haben in dieser Woche die wiederholten Probleme bei der Lernplattform Mebis. Seit Mittwoch sind sämtliche Schulen dicht, doch zahlreiche Schüler konnten sich morgens nicht in das staatliche System einloggen - obwohl die Server schon im ersten Lockdown im Frühjahr regelmäßig in die Knie gegangen waren.
Entsprechend harsche Kritik ergoss sich über Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), dessen Ministerium zudem erst zu Wochenbeginn mit einer unklaren Anweisung zu Distanzunterricht und Distanzlernen für Verwirrung gesorgt hatte. Nachdem Piazolos Agieren schon in den Vormonaten öfter unter Beschuss stand, forderte die FDP nun sogar seinen Rücktritt.
Zeigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuletzt noch öffentlich Verständnis für die schwierige Rolle seines Ministers, der es nie allen recht machen könne, änderte auch er am Mittwoch die Tonlage. Er habe sich «geärgert über diese Kommunikationspanne».
Mit Blick auf Mebis wurde Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) noch deutlicher: Die erneuten Störungen seien «unverständlich und ärgerlich. Wir haben den klaren Auftrag an das Kultusministerium erteilt, die Probleme umgehend zu beheben. (...) Nach den Ferien muss der Distanzunterricht reibungslos stattfinden können, wenn es notwendig ist.»
Eine scharfe Ansage also an ihren Kultusminister - das ließen die Freien Wähler nicht auf sich sitzen. «In einer Koalition arbeitet man zusammen und stellt sich keine gegenseitigen Ultimaten oder verteilt Schuldzuweisungen», betonte der Chef der Landtagsfraktion, Florian Streibl. Kurz vor Weihnachten hängt der Haussegen in der Koalition nun mächtig schief.
Das liegt auch daran, dass das Thema Schule per se ein hoch emotionales ist. Zudem lagen - und liegen - die Nerven in vielen Familien durch den monatelangen Distanz- und Wechselunterricht samt dadurch entstehender Betreuungslücken blank. Die häufig wechselnden und oft kurzfristig kommunizierten Vorgaben führten dazu, dass es auch bei Lehrern und Direktoren kräftig rumorte.
Wie es nach den Ferien am 10. Januar weitergeht, ist derzeit noch offen. Eine sofortige Rückkehr in den normalen Unterricht ist aber nicht zu erwarten. Wahrscheinlicher scheint ein Wechselmodell aus Präsenz- und Distanzunterricht.
«Jeder Lehrer, alle Schulen sind inzwischen in der Lage, diesen Distanzunterricht anzubieten. Aber das Level, die Effizienz, die Art und Weise, wie dieser Distanzunterricht angeboten wird, ist sehr unterschiedlich», räumt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, ein.
Zwar hätten die Lehrkräfte heuer außergewöhnlich viele Fortbildungen gerade zum digitalen Unterricht besucht. Dennoch gebe es schlicht noch keine jahrzehntelangen Erfahrungen wie im Präsenzunterricht. Doch der Anspruch sei hoch: «Es kann nicht nur um Beschäftigung und Betreuung der Kinder gehen, es ist ein Bildungsangebot!»
Das manchmal schon am schleppenden Breitbandausbau und den langsamen Internetverbindungen der Schulen scheitert, wie Michael Schwägerl, der Vorsitzende des Philologenverbands, berichtet. Auch längst nicht alle Kinder haben Zuhause ein stabiles Internet zur Verfügung. Immerhin: Inzwischen scheinen alle Schüler, die selbst keinen Laptop oder Tablet besitzen, versorgt zu sein.
«Dennoch können wir den Distanzunterricht definitiv nicht mit 100 Prozent Präsenzunterricht vergleichen», betont Fleischmann. Es sei klar, dass dieses Schuljahr kein normales sei, findet auch Söder.
Druck rausnehmen - dieses Schlagwort hört man seit Wochen immer wieder. Die Abiturprüfungen wurden bereits um knapp zwei Wochen nach hinten verschoben, über die Verschlankung des Lehrplans und die Reduzierung von Proben wird intensiv diskutiert.
Doch vieles sei noch in der Schwebe. «Wir betreten Neuland, wenn es darum geht, im Distanzunterricht Leistungsnachweise einzufordern», führt Schwägerl als Beispiel an. Auch der Datenschutz oder die Sicherheit beim Streamen des Unterrichts seien noch ungeklärt.
Neben den technischen Faktoren gibt es noch weitere Bausteine für guten Unterricht und guten Lernerfolg, um die sich die Lehrer sorgen. «Jetzt hat das Kind ein Endgerät, top ausgestattet von der Schule, hat aber null Raum Zuhause, null Ruhe, keinesfalls die Struktur, die wir in der Schule bieten. Dann ist das Kind zwar ausgestattet, aber nicht in der Lage, am Distanzunterricht erfolgreich teilzunehmen», schildert Fleischmann. «Es gibt auch Kinder, die sind aufgrund ihrer Behinderung, ihres Förderbedarfs, ihrer psychischen Verfassung daran gehindert, alleine zu Hause dem Unterricht beizuwohnen.»
Zwar legen sich viele Lehrer krumm, um den Familien mit Elternchats und Videosprechstunden beizustehen. Schulsozialarbeiter rufen die Kinder daheim an, um sich ihre Sorgen anzuhören. Und doch steht nach Experteneinschätzung zu befürchten, dass vor allem die Kinder, die es ohnehin nicht leicht haben, zu den Bildungsverlierern der Corona-Krise gehören werden.
Hubig kündigt Beratungen der Kultusminister zu Präsenzunterricht an
Berlin (dpa) - Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig (SPD), hat Beratungen mit ihren Amtskollegen vor dem nächsten Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Anfang Januar angekündigt. «Die Kultusministerkonferenz wird sich im Vorfeld der Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin zum weiteren Verlauf des Schuljahrs 2020/2021 beraten und abstimmen», sagte Hubig der «Rheinischen Post» (Samstag).
«Maßgeblich ist jetzt, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten, die Pandemie wieder einzudämmen, damit möglichst bald unsere Schulen wieder an den Start gehen können.» Die Schulen hätten sich in diesem Jahr auf alle möglichen Szenarien vorbereitet: Fernunterricht, Wechselunterricht und Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen. «Das war ein immenser Kraftakt, den sie hervorragend umgesetzt haben», sagte Hubig. Die nächste Ministerpräsidentenkonferenz ist für den 5. Januar geplant.
Der Bundeselternrat forderte derweil mit Blick auf eine mögliche Verlängerung des Lockdowns über den 10. Januar hinaus Konzepte für eine möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht. «Es ist vermutlich damit zu rechnen, dass der momentane Shutdown über den 10. Januar andauern wird», sagte die Vizechefin des Bundeselternrates, Sabrina Wetzel, der «Rheinischen Post». Die Schulen müssten sich verstärkt darauf einstellen, etwa an Grundschulen Unterricht in kleinen Gruppen und digitalen Unterricht für die älteren Schülerinnen und Schüler anzubieten. Vorteilhaft wäre auch «eine Staffelung der Unterrichtszeiten, um die Problematik der teilweise überfüllten Busse und Bahnen zu entschärfen», sagte Wetzel.
In den Schulferien kommt Lernplattform Mebis zur Inspektion
München (dpa/lby) - In den Weihnachtsferien lässt das bayerische Kultusministerium die digitale Lernplattform Mebis einem umfangreichen Lasttest unterziehen. Die Plattform war nach dem Lockdown ab Mittwoch zeitweise nicht oder nur nach Wartezeiten erreichbar, weil sich wegen des Distanzunterrichts viele Schüler am Vormittag gleichzeitig angemeldet hatten.
Am Samstag und Sonntag würden die Systeme mit externen IT-Firmen umfassend durchleuchtet, teilte das Ministerium am Freitag in München mit. Der Lasttest sei der erste Schritt zu weiteren Maßnahmen, um die Erreichbarkeit der Plattform für den ab 11. Januar zu erwartenden Distanz- oder Wechselunterricht zu verbessern. In Bayern gibt es 1,65 Millionen Schüler.
Keine zentrale Prüfungen für Hauptschul- und mittleren Abschluss
Saarbrücken (dpa/lrs) - Wegen Einschränkungen in der Corona-Pandemie hat das saarländische Bildungsministerium die Regelungen für die Prüfungen zum Hauptschul- und mittleren Bildungsabschluss angepasst. Anstatt landesweit zentraler Abschlussprüfungen in den Fächern Deutsch, Mathe und Fremdsprachen werde es schulzentrale Abschlussarbeiten geben, teilte das Ministerium am Freitag mit. Nach den Klausuren könnten die Schüler ihre Leistungen in bis zu drei Fächern bei einer freiwilligen mündlichen Prüfung verbessern. Die schriftlichen Arbeiten finden vom 14. bis 20. Mai statt.
Mit diesen Anpassungen solle «auf die außergewöhnliche Situation Rücksicht» genommen werden, teilte das Ministerium mit. Zudem sollten sie dazu beitragen, dass den Schülern «aufgrund der pandemiebedingten Ausnahmesituation bei den Abschlussprüfungen kein Nachteil entsteht».
Land verteilt Masken an Lehrkräfte - Zweifel an Sicherheit
Stuttgart (dpa/lsw) - Das Kultusministerium hat an die Lehrer im Land Masken verteilt, die mittlerweile nicht mehr nach Europa importiert werden dürfen. Bei den Lehrkräften gibt es nun Zweifel an der Sicherheit der Schutzmasken. Sowohl das Kultus- als auch das Sozialministerium versichern jedoch, die Masken seien geprüft und sicher.
Es handle sich dabei um Filterschutzmasken mit chinesischer Norm KN95, teilte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Freitag mit. Die Masken seien bereits im Frühjahr beschafft worden, als auch Schutzausrüstung eingeführt werden durfte, die nicht den formalen Vorgaben der EU entsprochen habe, gab das Sozialministerium in einer Stellungnahme bekannt. Seit Ende August dürfen solche Masken, wie sie in den vergangenen Tagen an die Lehrer in Baden-Württemberg verteilt wurden, nicht mehr in die EU importiert werden. Das Sozialministerium habe die Masken vor der Auslieferung einer Zertifikatsprüfung und einer technischen Prüfung unterzogen. Das Kultusministerium gehe davon aus, dass der Schutz der Masken mit der Norm für sogenannte FFP2-Masken vergleichbar sei, hieß es.
Bei den Lehrern gibt es daran durchaus Zweifel. Das Kultusministerium habe zahlreiche kritische Rückfragen von Schulen zu den Schutzmasken erhalten, teilte die Sprecherin mit. Deshalb sei das Sozialministerium um Stellungnahme gebeten worden. Zuvor hatte die Ludwigsburger Kreiszeitung darüber berichtet.
Das Kultusministerium hatte Ende November angekündigt, Millionen von FFP-2- und OP-Masken an die Lehrkräfte in Baden-Württemberg verteilen zu wollen.
Großteil der Schüler ist im Homeschooling
Hannover (dpa/lni) - Die meisten Eltern sind dem Aufruf, ihre Schulkinder schon in dieser Woche zum Distanzlernen zu Hause zu behalten, nach Angaben des niedersächsischen Kultusministeriums gefolgt. Der Anteil der in den Klassenräumen unterrichteten Schüler liege über alle Schulformen hinweg «deutlich unter zehn Prozent», sagte ein Ministeriumssprecher in Hannover unter Berufung auf eine stichprobenartige Abfrage in den Schulen vom Freitagmorgen. «Im Großen und Ganzen haben wir die Rückmeldung, dass häufig nur ein, zwei Schüler da sind, vielleicht mal zehn aus einer Klasse.» Auch für die Notbetreuung am Montag und Dienstag gebe es wenige Anmeldungen.
Bund und Länder hatten dazu aufgerufen, die Schulkinder vom 16. Dezember an nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen. In Niedersachsen hatten Eltern schon vom 14. Dezember an die Möglichkeit dazu. Mit der Maßnahme sollten die Kontakte weiter reduziert werden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Lehrerverband kritisiert Alleingang der Länder bei Lernplattformen
Berlin (dpa) - Nach den Pannen bei digitalen Lernplattformen für den Distanzunterricht von Schulen hat der Lehrerverband kritisiert, dass jedes Land sein eigenes System hat. «Ich verstehe bis heute auch nicht, warum jedes Land hier das Rad neu erfinden muss. Da hätte es eigentlich einer gemeinsamen Anstrengung bedurft», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger am Freitag dem ZDF-«Morgenmagazin».
In kaum einem Bundesland gebe es derzeit eine wirklich funktionierende Lernplattform. «Es ist auch leider im letzten halben Jahr wenig dafür getan worden, dass diese Lernplattformen dann entsprechend aufgerüstet werden, und das rächt sich jetzt.»
Die Politik habe nicht erkannt, wie wichtig Digitalisierung von Schulen sei. Sie habe eher auf die Wirtschaft als auf die Schulen geschaut und ausgeblendet, dass wieder eine Phase des Distanzlernens kommen könne. An 60 Prozent der Schulen gebe es nach wie vor kein schnelles Internet, monierte Meidinger.
Er sieht durch den ersten Lockdown nach wie vor Wissenslücken bei den Schülern. «Deswegen fordern wir von allen Schulministerien, dass jetzt ein Masterplan entwickelt wird, wie man langfristig tatsächlich das Bildungsniveau sichert.» Es gehe dabei um die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen, betonte Meidinger.
In mehreren Ländern hatte es seit Beginn des neuerlichen Lockdowns Ausfälle bei den Plattformen gegeben. Dies betraf etwa das bayerische System Mebis sowie Lernraum Berlin. Auch bei der sächsischen Lernplattform Lernsax hatte es Störungen sowie einen Hackerangriff gegeben.
16.12.2020 21.00 Uhr
Lernplattform in Sachsen-Anhalt wegen hoher Nachfrage überlastet
Magdeburg (dpa/sa) - Am ersten Tag der schärferen Corona-Regeln in Sachsen-Anhalt ist die Lernplattform des Landes wegen hoher Nachfrage zusammengebrochen. Es habe in Sachsen-Anhalt ähnlich wie in anderen Bundesländern am Mittwoch Schwierigkeiten gegeben, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. Grund sei die hohe Zahl an Zugriffen auf den Server. Noch am Mittwoch begannen Experten damit, die Systeme zu warten und konnten das Problem zunächst beheben.
Seit Mittwoch gelten in Sachsen-Anhalt wie bundesweit weitere Schließungsanordnungen. Für jüngere Schülerinnen und Schüler wurde die Präsenzpflicht aufgehoben. Jahrgänge ab der 7. Klasse sollen bis zum Wochenende mit digitalen Angeboten und Aufgaben für zu Hause im Fernunterricht lernen. Ziel ist es, dass möglichst wenig Schülerinnen und Schüler in die Schulen kommen und einander begegnen. Anschließend starten dreiwöchige Weihnachtsferien.
Sachsen-Anhalt sei derzeit dabei, seine Bildungsangebote auf die Server eines externen Dienstleisters umzusiedeln, so ein Sprecher des Bildungsministeriums. Sobald der Umzug abgeschlossen sei, könnten die Kapazitäten bei hoher Nachfrage auch kurzfristig aufgestockt werden. Bis dahin soll das System weiter stabilisiert werden, um weitere Ausfälle zu vermeiden.
Auch andere Bundesländer meldeten überlastete Lernplattformen. So fielen die Angebote unter anderem in Bayern, im Saarland, in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zeitweise aus oder sorgten für lange Wartezeiten.
Lockdown in Bayern: Schüler gefrustet, Lernplattform stürzt ab
Täglich grüßt das Murmeltier: Während das öffentliche Leben in Bayern weitgehend geräuschlos noch weiter runtergefahren wird, gibt es erneut Ärger beim Distanzunterricht. Der Kultusminister muss in den Weihnachtsferien nachsitzen - und verärgert auch die Staatskanzlei.
München (dpa/lby) - Bayern geht in den harten Lockdown, und die Lernplattform Mebis für Bayerns Schüler geht in die Knie: Zum Start der verschärften Beschränkungen des öffentlichen Lebens am Mittwoch gab es im Freistaat prompt wieder Probleme beim Distanzunterricht. Das sorgte für reichlich Ärger, nicht nur unter Schülern und Eltern. Da dies nicht die erste Panne im Kultusministerium ist, bekam Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) öffentlich einen Rüffel.
Im Freistaat sind sämtliche Schulen nun vorerst ebenso geschlossen wie weite Teile des Einzelhandels, Friseure oder Kosmetikstudios. Zugleich gelten strikte Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung. So soll die Verbreitung des grassierenden Corona-Virus gestoppt und das Gesundheitssystem funktionsfähig erhalten werden.
Auch Krippen, Kitas und Schulen sind nun grundsätzlich dicht, wobei es eine großzügige Notbetreuungsregel gibt. Die meisten der 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern büffeln dennoch nun zu Hause - und durften sich gleich am ersten Tag des Lockdowns mal wieder über die Lernplattform Mebis ärgern.
Über das staatliche digitale Angebot sollen die Schüler eigentlich Lerninhalte abrufen. Doch am Mittwochmorgen kam es zu langen Wartezeiten beim Einloggen, andere Nutzer flogen kurzerhand wieder aus dem System raus. In den sozialen Netzwerken teilten viele ihren Frust, aber auch Hohn und Spott.
Mebis geht zu Stoßzeiten bereits seit den ersten coronabedingten Schulschließungen im Frühjahr in die Knie. «Leider zeigt sich seit letzter Woche unter erhöhter Last: Alle umgesetzten Maßnahmen zeigen bislang nicht die Wirkung, die ich mir wünsche», räumte Piazolo ein. «Das ist für mich nicht akzeptabel.»
Piazolo steht wegen seines Corona-Krisenmanagements und der teils als ungeschickt empfundenen Kommunikation ohnehin in der Kritik. Nun teilte auch Ministerpräsident Söder im Radiosender Bayern 3 aus: «Ich habe mich, ehrlich gesagt, geärgert über diese Kommunikationspanne, dass da an vielen Schulen Unsicherheit herrschte.»
Am Montag hatte ein Schreiben des Kultusministeriums für viel Aufregung gesorgt, in dem stand, dass nur die Abschlussklassen Distanzunterricht erhalten sollten. Piazolo musste klarstellen, dass die Möglichkeit dazu auch in den anderen Jahrgangsstufen besteht - wenn auch optional und nicht verpflichtend.
Mit Blick auf Mebis versprach Piazolo nun eine Lösung für die Zeit nach den Weihnachtsferien. Der Minister und sein Team müssen in den Ferien also nachsitzen, denn auch die Staatskanzlei hat diese Frist gesetzt. «Die erneuten Störungen bei Mebis sind unverständlich und ärgerlich. Wir haben den klaren Auftrag an das Kultusministerium erteilt, die Probleme umgehend zu beheben», sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). «Nach den Ferien muss der Distanzunterricht reibungslos stattfinden können, wenn es notwendig ist.»
Söder hatte Lehrer, Schüler und Eltern zuvor auf einen längeren Ausnahmezustand eingestimmt. Er gehe davon aus, dass es wegen Corona auch nach dem 10. Januar noch Wechselunterricht geben werde.
Die aktuelle Corona-Verordnung gilt ebenfalls bis zum 10. Januar. Sie könnte jedoch verlängert werden, wenn die Zahl der Infizierten nicht signifikant sinkt. 50 Ansteckungen innerhalb einer Woche auf 100 000 Einwohner gelten als Richtwert, ab dem die Gesundheitsämter wieder in der Lage sind, Kontakte nachzuverfolgen. In Bayern liegt dieser sogenannte Inzidenzwert derzeit bei mehr als 200. Das Gesundheitssystem ächzt bereits unter den vielen Covid-19-Patienten in den Kliniken.
Deshalb sind neben den Schulen und Kitas auch Zoos, Restaurants, Einzelhandel, Fitnessstudios und Vereinssporthallen erstmal dicht. Öffnen dürfen lediglich Händler mit Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittelläden, Getränkemärkte, Reformhäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, aber auch Tankstellen, Kfz-Werkstätten oder Reinigungen. Auf Wochenmärkten dürfen nur Lebensmittel verkauft werden. Der Einzelhandelsverband Bayern zeigte sich enttäuscht, dass die Läden ihren Kunden keinen Abholservice anbieten dürfen.
Wer keinen triftigen Grund wie einen Arztbesuch, Einkaufen oder Arbeiten vorweisen kann, darf tagsüber nur noch zum Luftschnappen oder für den Besuch eines anderen Hausstandes die eigene Wohnung verlassen. Zwischen 21.00 Uhr abends und 05.00 Uhr morgens ist der Aufenthalt im öffentlichen Raum aus noch weniger Gründen erlaubt. Zu ihnen gehören lang geplante Zug- und Flugreisen, wie das Gesundheitsministerium klarstellte. Der Flughafen München etwa erwartet in der verlängerten Ferienzeit rund 200 000 Passagiere, bei 15 000 Starts und Landungen.
Auch soziale Kontakte sind reglementiert: Es dürfen sich höchstens zwei Hausstände mit insgesamt nicht mehr als fünf Personen treffen, Kinder unter 14 Jahre nicht eingerechnet. Eine Ausnahme gibt es vom 24. bis zum 26. Dezember: Im engsten Familienkreis - nicht im Freundeskreis - darf die Runde etwas größer ausfallen. Dann dürfen zum eigenen Hausstand vier weitere Erwachsene zuzüglich deren Kinder bis 14 hinzukommen, gleichgültig aus wie vielen Hausständen diese vier Personen kommen. Bei Verstößen winken saftige Bußgelder.
Im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie traten am 21. März schon einmal weitreichende Ausgangsbeschränkungen in Bayern in Kraft. Nach einer Entspannung im Sommer stieg die Zahl der Infizierten im Herbst wieder stark an, bevor am 2. November ein Teil-Lockdown im Freistaat begann.
Doch die Maßnahmen reichten nicht aus, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit registrierte am Mittwoch 268 117 Infizierte in Bayern, knapp 4600 mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesfälle stieg um 155 auf 5173. Am schlimmsten ist die Lage weiterhin im Landkreis Regen mit rund 622 Infizierten je 100 000 Einwohner in sieben Tagen.
Viele Hoffnungen ruhen daher auf den Impfungen, die bald zur Verfügung stehen sollen. In Bayern gibt es nach bisherigem Stand 102 Impfzentren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums könnten dort täglich mehr als 30 000 Menschen geimpft werden. In Würzburg etwa haben bereits die ersten Testläufe begonnen, um die Abläufe im Zentrum aufeinander einzuspielen.
Ministerium verkündet Höchststand an Nutzern auf Lernplattform
Stuttgart (dpa/lsw) - Am ersten Tag der Schulschließungen in Baden-Württemberg hat das Kultusministerium beim Fernunterricht einen Höchststand an Nutzern auf der digitalen Lernplattform Moodle registriert. «Das Videokonferenztool BigBlueButton hatte heute Vormittag einen Nutzerrekord mit 32.500 Usern online», teilte eine Sprecherin am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. Das sei etwa das dreifache Nutzungsaufkommen als zu Hochzeiten bei den coronabedingen Schulschließungen im Frühjahr. Die Lernplattform Moodle, in die das Videokonferenztool integriert ist, laufe stabil.
In Bayern war es zu Beginn des bundesweiten Lockdowns zu Problemen mit der dortigen Plattform Mebis gekommen, die nur eingeschränkt erreichbar gewesen war. Im Südwesten gibt es derzeit nur für Abschlussklassen Fernunterricht, der bis zu Beginn der regulären Weihnachtsferien am 23. Dezember läuft. Die große Mehrheit der knapp 1,5 Millionen Schüler hat schon vorgezogene Weihnachtsferien.
Das Kultusministerium hatte die Plattform Moodle verbessern müssen, nachdem sie im Frühjahr überlastet gewesen war. Bildungsverbände hatten das Ministerium kritisiert, weil das System nicht an jeder Schule genutzt wurde. Der Philologenverband dagegen lobte die Nutzung zuletzt.
Moodle ist ein Lernmanagementsystem, über das Schüler und Lehrer online miteinander in Kontakt treten. Darin können Lerngruppen eingerichtet und Aufgaben verteilt und dann bearbeitet zurückgegeben werden. Schüler und Lehrer können in Foren miteinander diskutieren und Informationen austauschen. Zudem gibt es eine Art Chatfunktion.
51 Corona-Neuinfektionen an Hamburgs Schulen vor Lockdown registriert
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburgs Schulen sind am Dienstag, dem letzten Tag vor dem Lockdown, 51 Corona-Neuinfektionen an insgesamt 41 Schulen gemeldet worden. Davon waren 38 Schülerinnen und Schüler sowie 13 Schulbeschäftigte betroffen, wie die Schulbehörde am Mittwoch mitteilte. Im Wochenvergleich sei die Anzahl der Neuinfektionen damit um 17 Prozent gestiegen. Insgesamt haben damit 202 Schulen 464 Infektionen gemeldet. Die Schulen waren am Mittwoch zwar geöffnet, aber es gab keine Anwesenheitspflicht und damit wesentlich weniger Schüler.
Lernplattformen fallen zum Lockdown-Start in mehreren Ländern aus
Schülerinnen und Schüler sollen während des Corona-Lockdowns von Zu Hause aus lernen. Doch einige Online-Lernplattformen sind überlastet. In mehreren Bundesländern gibt es Probleme.
München (dpa) - In mehreren Bundesländern sind zum Start des Lockdowns die digitalen Lernplattformen ausgefallen. Mit dem Wechsel vieler Schülerinnen und Schüler in den Distanzunterricht traten auf mehreren Online-Portalen, über welche die Schülerinnen und Schüler mit Aufgaben und Unterrichtsmaterial versorgt werden sollen, Probleme auf.
In Bayern fiel die ohnehin störanfällige Lernplattform Mebis am Mittwochmorgen aus. Nach dem Einloggen wurden Wartezeiten von bis zu 15 Minuten angezeigt, doch der Nutzer gelangte auch danach nicht auf die gewünschte Webseite. «Aktuell melden sich sehr viele Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig an der Lernplattform an. Dadurch kommt es leider zu langen Wartezeiten. Alle anderen Mebis-Teilangebote stehen voll zur Verfügung», hieß es auf der Webseite. Bei Mebis hatte es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) steht in der Kritik, weil die Lernplattform zu Stoßzeiten nach wie vor immer wieder in die Knie geht.
Auch im Saarland fiel die Lernplattform für Tausende Schüler und Lehrer zeitweise aus. Sie sei wegen der vielen Zugriffe wahrscheinlich überlastet gewesen, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Bildungsministeriums in Saarbrücken. Im Laufe des Vormittags sei die Plattform «Online Schule Saarland» wieder erreichbar gewesen. Es werde daran gearbeitet, dass sich dieses Problem nicht wiederhole. Auf die Plattform mit Unterrichtsstoff und anderen Lernmaterialien können rund 300 Schulen und andere pädagogische Einrichtungen zugreifen, angemeldet sind rund 70 000 Schüler und 8700 Lehrer.
Auch in Berlin gab es am Morgen Probleme mit der digitalen Plattform Lernraum. Etliche Schüler wie Lehrer, die das System für das schulische Lernen von zu Hause aus nutzen wollen, konnten sich dort am Mittwoch nicht anmelden, wie Nutzer unter anderem in sozialen Netzwerken berichteten. Bei anderen funktionierte das nur mit Verzögerung. «Die Senatsbildungsverwaltung und die zuständigen externen Dienstleister arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung», sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Der Lernraum wird vom Berliner Senat als datensicheres System empfohlen und wurde seit Beginn der Pandemie im Frühjahr stetig ausgebaut und weiterentwickelt. Aktuell haben dort laut Bildungsverwaltung 108 000 Nutzer einen aktiven Account.
In Mecklenburg-Vorpommern brach am Mittwoch der Server für die Lernplattform der Schulen unter der Last der Zugriffe zusammen. Der Zugriff der Schulen auf das Lernmanagementsystem sei am Mittwoch sprunghaft angestiegen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin. Diese «enorme Nutzung» habe dazu geführt, dass die Server, auf denen «itslearning» laufe, an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen seien und die Arbeit mit dem System zeitweise nicht möglich gewesen sei. «Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, um schnellstmöglich zusätzliche Serverkapazitäten zur Verfügung zu stellen und damit das System zu stabilisieren», erklärte der Sprecher. Mehr als 300 Schulen in MV haben demnach bislang einen Zugang zu der Lernplattform.
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind deutschlandweit die Schulen geschlossen oder der Präsenzpflicht ausgesetzt worden. Die meisten Schülerinnen und Schüler erhalten Distanzunterricht, das heißt, sie sollen unter Anleitung von Zuhause aus lernen. Dazu werden sie von Schulen unter anderem über digitale Lernplattformen der Länder mit Aufgaben und Unterrichtsmaterial versorgt.
Server für Lernplattform der Schulen in MV zusammengebrochen
Schwerin (dpa/mv) - Am ersten Tag des Lockdowns ist in Mecklenburg-Vorpommern der Server für die Lernplattform der Schulen unter der Last der Zugriffe zusammengebrochen. Nach der Aufhebung der Präsenzpflicht sei der Zugriff der Schulen auf das Lernmanagementsystem am Mittwoch sprunghaft angestiegen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin. Diese «enorme Nutzung» habe dazu geführt, dass die Server, auf denen «itslearning» laufe, an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen seien und die Arbeit mit dem System zeitweise nicht möglich gewesen sei.
«Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, um schnellstmöglich zusätzliche Serverkapazitäten zur Verfügung zu stellen und damit das System zu stabilisieren», erklärte der Sprecher. Mehr als 300 Schulen haben demnach bislang einen Zugang zu der Lernplattform, über die Lehrer ihren Schülern schriftlich Aufgaben stellen können und auch schriftlich mit ihnen kommunizieren können. Das ist mehr als die Hälfte aller Schulen im Land.
15.12.2020 10.45 Uhr
Giffey: Kitas und Schulen zuerst vollständig öffnen
Berlin (dpa) - Bundesfamilienministerin Franziska Giffey fordert, Kitas und Schulen vorrangig zu behandeln, wenn es wieder zu Lockerungen der strengen Corona-Beschränkungen kommt. «Wenn wir wieder Schritte der Lockerung nehmen können, dann muss es wieder zu einem vollständigen Angebot in Kitas und Schulen kommen. Das ist die oberste Priorität», sagte die SPD-Politikerin am Dienstag im ZDF-«Morgenmagazin».
Giffey appellierte angesichts des bevorstehenden Lockdowns in Deutschland erneut an die Arbeitgeber, Familien zu unterstützen. Die Ministerin sagte, die Ausstattung für das Lernen von Schülern zuhause sei «ausbaufähig» Im Vergleich zum Frühjahr gebe es aber an vielen Stellen eine Weiterentwicklung. «Wir sind ein Stück weiter als im Frühling.»
Schulen entlasten: Gewerkschaft fordert weniger Klassenarbeiten
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit weniger Klassenarbeiten will die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen Schüler und Lehrer entlasten. «Es ist eine Illusion, dass wir ein normales Schuljahr haben», sagte die NRW-Landesvorsitzende Maike Finnern der «Rheinischen Post» (Dienstag). Sie sei der festen Überzeugung, dass man nicht am 11. Januar mit dem normalen Unterricht weitermachen werde. «Deshalb wäre jetzt dringend eine Abkehr vom Dogma des Präsenzunterrichts notwendig. Es gibt doch zahlreiche gute Konzepte», sagt Finnern.
Lehrerverband: Vorbereitung auf Wechselunterricht wurde versäumt
Berlin (dpa) - Der Lehrerverband wirft den Landesregierungen und Schulministerien in der Corona-Pandemie ein «teilweise katastrophales Krisenmanagement» vor. Man habe es versäumt, sich auf eine neue Phase des Wechselunterrichts vorzubereiten, etwa durch mehr Tempo bei der digitalen Modernisierung der Schulen, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag). «Das rächt sich jetzt.»
«Bei der Versorgung der Schulen mit schnellem Internet stehen wir nicht viel besser da als im März diesen Jahres. Und schnelles Internet ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Videokonferenzsysteme funktionieren», sagte Meidinger. «Wir fordern von der Politik die Vorlage eines Gesamtkonzepts, wie in Pandemiezeiten die Bildungsqualität und die Zukunftschancen unserer Kinder und Jugendlichen gesichert werden können.»
Mehr Geld für bessere Luft im Klassenzimmer
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Land Hessen gibt mehr Geld für Maßnahmen zur Luftverbesserung in hessischen Klassenzimmern. Schon Anfang November war ein Sofortprogramm zur Umsetzung von Lufthygienemaßnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro aufgelegt worden. Inzwischen wurde das Programm auf 75 Millionen Euro aufgestockt, wie das Kultusministerium der Deutschen Presse-Agentur sagte. Geld bekommen können nun auch Kitas.
«Das Geld wird durch das Finanzministerium an die Schulträger überwiesen, eine Antragsstellung ist dazu nicht notwendig», teilte ein Sprecher mit. Daher könne man aktuell auch nicht sagen, wie viele und welche Geräte schon angeschafft worden sind. Die Empfänger müssen aber später über die Ausgaben Bericht ablegen.
Unterstützt wird nicht nur die Anschaffung von Luftfilteranlagen, sondern auch kleinere Instandhaltungen und größere Investitionen, «die den Infektionsschutz verbessern und dazu beitragen, den Unterricht und die Betreuung von Kindern in Schulen und Kindertageseinrichtungen gerade in den Wintermonaten noch sicherer zu machen», hieß es aus Wiesbaden.
Derzeit ist es in vielen Klassenzimmern kalt. Mit Winterjacke, Schal, Mütze und Handschuhen sitzen Kinder bei geöffneten Fenstern im Unterricht. Viele nehmen eine Decke mit in die Schule und einen warmen Tee in der Thermoskanne. Alle 20 Minuten Stoßlüften soll einer Corona-Übertragung vorbeugen, aber die Lehrer legen das ganz unterschiedlich aus. Bei einigen bleibt das Fenster die ganze Stunde geöffnet - auch bei Temperaturen um die null Grad.
Viele Eltern hätten gern Luftfilter für die Klassenräume und wären auch bereit, diese selbst zu finanzieren - aber es gibt Hürden. Das Ministerium stellt klar, dass die Entscheidung, ob und welche Geräte eingesetzt werden, ausschließlich bei den Schulträgern liegt. «Der Grund dafür ist darin zu sehen, dass nur in Zusammenarbeit mit dem Schulträger Fragen der richtigen Aufstellung, Sicherheit, Folgekosten, Wartung usw. geklärt werden können.»
14.12.2020 20.30 Uhr
Kritik an Hamburger Schulpolitik in der Pandemie
Vor allem im Süden Deutschlands werden die Schulen im Corona-Lockdown dichtgemacht. In Hamburg sind die Regelungen des rot-grünen Senats lockerer - zum Ärger der Opposition. Und Schulleiter fordern endlich einen «Masterplan für die Schule in Pandemiezeiten».
Hamburg (dpa/lno) - CDU- und Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft haben die Entscheidung des rot-grünen Senats, die Schulen im Corona-Lockdown nicht komplett zu schließen, kritisiert. Die CDU-Schulexpertin Birgit Stöver sprach am Montag von einem «falschen Signal». Ihre Kollegin von der Linken, Sabine Boeddinghaus, warf dem Senat vor, «Eltern und Schulen den Schwarzen Peter» zuzuspielen.
Der Senat hatte am Sonntag beschlossen, dass die Türen der Schulen in Hamburg grundsätzlich bis zu den Weihnachtsferien geöffnet bleiben. Allerdings wurde die Schulpflicht ab Mittwoch zunächst bis zum
10. Januar ausgesetzt. Volljährige Schüler und Eltern sollen sich verbindlich festlegen, ob sie beziehungsweise die noch minderjährigen Kinder trotz Lockdowns zur Schule gehen.
«Aus organisatorischen Gründen wird die Teilnahme wochenweise festgelegt», heißt es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben von Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack an die Schulleitungen. Dazu sollen die Schulen «eine verbindliche Rückmeldung der Sorgeberechtigten oder der volljährigen Schülerinnen und Schüler» einholen.
Bis Dienstag finde noch regulärer Unterricht statt. «Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler bereiten in dieser Zeit den Fernunterricht für die Tage vom 16. bis 18. Dezember 2020 sowie vom 05. bis 08. Januar 2021 vor und klären, welche Schülerinnen und Schüler Fernunterricht bzw. Präsenzunterricht erhalten», schrieb Altenburg-Hack.
Der Präsenzunterricht solle während des Lockdowns quantitativ die übliche Zeit umfassen. Qualitativ müsse er «nicht dem regulären Unterricht nach Stundentafel entsprechen», aber deutlich über eine reine Notbetreuung hinausgehen, heißt es weiter in dem Schreiben des Landesschulrats. Schülern, die zu Hause lernen, sollen die Schulen «geeignetes Lernmaterial» zur Verfügung stellen und sie im häuslichen Lernen begleiten. «Grundlage ist das bestehende Konzept für den Fernunterricht.»
Am Sonntag hätten die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin verabredet, dass die Schulen in Deutschland ab Mittwoch grundsätzlich geschlossen oder auf Präsenzunterricht möglichst verzichtet werden solle, sagte CDU-Schulexpertin Stöver. Der Hamburger Weg sei «nicht im Geist dieser Vereinbarung und das Gegenteil einer Notbetreuung». Eltern und Schulen seien bei der Umsetzung auf sich allein gestellt, kritisierte auch die Linken-Politikerin Boeddinghaus. «Die Behörde sitzt auf der Tribüne. So geht verantwortungsvolles und präventives Regieren nicht.»
Die Vereinigung der Schulleitungen der Stadtteilschulen und der Verband der Schulen des gemeinsamen Lernens kritisierten ebenfalls den Senat und forderten einen «Masterplan für die Schule in Pandemiezeiten.» Die Aufhebung der Präsenzpflicht und die damit verbundenen Vorgaben für die Zeit bis zum 10. Januar erschwerten die Situation in den Schulen und ließen «weder Plan noch Ziel erkennen», hieß es am Montag in einer Erklärung.
«Notwendig ist aus unserer Sicht ein klarer, verlässlicher Kurs.» So hätten die Umsetzung der «Lockdown»-Beschlüsse einen verpflichtenden Distanzunterricht vom 16. Dezember bis 10. Januar und schulische Betreuungsgruppen zur Folge haben müssen. Senat und Schulbehörde wurde vorgehalten, nicht die notwendige Verantwortung zu übernehmen, den beschlossenen «Lockdown» umzusetzen. Bereits in der vergangenen Woche habe der Schulsenator die Verantwortung für den Hybridunterricht mit all seinen weitreichenden Bildungs- und Sozialfolgen an die Schulkonferenzen abgegeben.
Der Masterplan müsse die längst fälligen Instrumente an die Hand geben, auf die so zahlreich unterschiedlichen Einzelsituationen in den Schulen flexibel, pandemiegerecht und rechtssicher reagieren zu können, heißt es in der Erklärung. Dazu gehörten veränderte Anforderungen für das verbleibende Schuljahr.
Zentrale, einheitliche Prüfungen sollten durch die Möglichkeit flexibler und individueller Prüfungsformate ersetzt werden. Flexible Organisationsformen des Unterrichtes müssten rechtssicher gemacht und in die Hand der Schule gelegt werden. Notwendig seien auch klare Grenzwerte, ab denen aus Infektionsschutzgründen die Zahl der Schüler in einer Schule zu reduzieren seien.
Schule ohne Anwesenheitspflicht - Verbände kritisieren Umsetzung
Die Schüler in Brandenburg sollen seit Montag möglichst zuhause bleiben. Das kommt für viele Eltern überraschend. Die kurzfristige Regelung stößt bei ihnen und bei Lehrern auf Kritik.
Potsdam (dpa/bb) - Für die meisten Schüler in Brandenburg ist die Anwesenheitspflicht in den Schulen seit diesem Montag zum Schutz vor dem Coronavirus ausgesetzt. Sie sollen wenn möglich zuhause lernen, um Kontakte zu vermeiden, ausgenommen sind Abschlussklassen und Förderschulen. Der Brandenburger Landeselternrat kritisierte die kurzfristige Regelung. Gewerkschaften dringen auf weitergehende Schritte.
«Auf der einen Seite war es richtig, dass man so schnell wie möglich gehandelt hat», sagte der Vorsitzende des Landeselternrates, René Mertens, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Kontakte müssten reduziert werden. Er sprach aber von einem «Schnellschuss». «Wenn es für den aufmerksamen Beobachter sowieso klar war, dass der Tag X irgendwann kommt, hätte man ja schon etwas vorbereiten können.»
Seit diesem Montag ist die Präsenzpflicht in den meisten Schulen ausgesetzt. Dies hatten Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bildungsministerin Britta Ernst (beide SPD) am Sonntag angekündigt. Ernst sagte: «Ich hoffe, dass viele Eltern davon Gebrauch machen.» Wer keine Betreuungsmöglichkeit für sein Kind hat, soll es in die Schule bringen können. Nach den Weihnachtsferien soll ab 4. Januar für eine Woche nur Unterricht zu Hause stattfinden mit Notbetreuung.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Brandenburgische Pädagogen-Verband forderten schon ab Mittwoch nur noch häuslichen Unterricht. «Die jetzt getroffenen Maßnahmen für die Woche vor den Weihnachtsferien reichen nicht aus», kritisierte GEW-Landeschef Günther Fuchs. Der Vorsitzende des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes, Hartmut Stäker, erklärte in einem Brief an Ministerin Ernst, die Entscheidungen der Eltern über die Präsenz der Kinder in den Schulen unterstützten den Lockdown nicht konsequent. Der Regierungschef verteidigte die Pläne für Distanzunterricht erst im Januar. Dafür sei Vorlauf notwendig gewesen, sagte er.
Die AfD-Landtagsfraktion warf dem Ministerium fehlende Planung vor. «Da soll der Lehrer die Schüler unterrichten, die erschienen sind und gleichzeitig die, die nicht gekommen sind - wie soll das gehen?», fragte der schulpolitische Sprecher Dennis Hohloch am Montag. «Das Chaos, das wir schon vor den Sommerferien hatten, wird fortgesetzt.»
Das Bildungsministerium informierte die Schulen am Sonntag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch über die geplante Ausweitung der Maskenpflicht auf Schüler ab der ersten Klasse. Der Elternratsvorsitzende Mertens sagte: «Gerade für Kinder im Grundschulbereich ist das sehr belastend.» Der Mund-Nasen-Schutz soll aber für die erste bis vierte Klasse nicht im Schulhof Pflicht sein.
Das Brandenburger Kabinett beschloss am Montag einen harten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen auch nachts, Ladenschließungen und einem Alkoholverbot in der Öffentlichkeit ab Mittwoch. Offen bleiben dürfen zum Beispiel Supermärkte, Drogerien und Apotheken.
Die Zahl neuer Corona-Infektionen in Brandenburg bleibt auf hohem Niveau. Am Montag wurden 562 neue Fälle innerhalb eines Tages bestätigt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das sind 222 Fälle mehr als vor einer Woche. Nicht alle Kreise meldeten am Montag neue Zahlen. Derzeit werden 799 Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung in Krankenhäusern behandelt, davon 158 auf einer Intensivstation.
Inzwischen haben zwei Landkreise einen Wert von mehr als 500 neuen Infektionen je 100 000 Einwohner in einer Woche erreicht: Im Corona-Hotspot Oberspreewald-Lausitz liegt das Niveau bei 550, gefolgt vom Kreis Elbe-Elster bei rund 523. Seit diesem Montag gelten in Oberspreewald-Lausitz noch schärfere Corona-Regeln - dazu zählen eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 20.00 Uhr bis 5.00 Uhr, die Schließung von Schulen für den Präsenzunterricht und ein Besuchsverbot in Krankenhäusern.
Gymnasien-Elternvertreter: Bankrotterklärung der Bildungspolitik
Schleswig-Holsteins Schulen im Corona-Wirrwarr: Der Landeselternbeirat Gymnasien wirft der Politik eine Bankrotterklärung vor, da immer noch kein Digitalunterricht flächendeckend funktioniert. Ministerin Prien wehrt sich.
Kiel (dpa/lno) - Der Landeselternbeirat Gymnasien Schleswig-Holstein hat der Bildungspolitik in der Corona-Pandemie eine Bankrotterklärung bescheinigt. «Seit Ende Juni existiert eine verbindliche Vorgabe für Schulen, ein Distanz-Lernkonzept aufzulegen», sagte die Vorsitzende Claudia Pick am Montag in Flintbek bei Kiel. Das aktuelle Vorgehen eröffne Spekulationen, «ob vielleicht verbindlicher Distanzunterricht nicht möglich, nicht durchsetzbar ist».
Eltern fragten sich zu Recht, was in den vergangenen neun Monaten an Entwicklung passiert sei. «Bastelarbeiten als Distanzunterricht vorzuschlagen, ist nicht akzeptabel», meinte Pick. «Eltern sind erstaunt, dass nicht vorgesehen ist, verlässlichen und verpflichtenden Distanzunterricht für alle Schüler aller Klassenstufen zu gewährleisten». Es sei verwirrend für Eltern, dass sie ihre Kinder zum beginnenden Lockdown beurlauben sollen, somit das Anrecht auf Unterricht verlieren, andererseits aber auch kein Unterricht mehr stattfinden soll.
«Wie ist das mit Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit vereinbar, quasi die Ferien vorzuziehen, anstatt wenigstens mit niederschwelligen Möglichkeiten bestmöglich Schule als echten Distanzunterricht fortzusetzen?», fragte die Beiratsvorsitzende. «Nach gut neun Monaten sind wir augenscheinlich keinen Schritt weiter», sagte Pick. «Wir erwarten vom Bildungsministerium, dass Unterricht nach Fachanforderungen gewährleistet wird - auch beim Distanzlernen! Insbesondere sind hier die Abiturjahrgänge vorrangig zu berücksichtigen.»
Seit Montag sollen Eltern in Schleswig-Holstein ihre Kinder - soweit andere Betreuungsmöglichkeiten bestehen - nicht mehr in die Schule oder in die Kita schicken. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur konnte eine Ministeriumssprecherin am Montag nicht sagen, ob ein Großteil oder nur wenige Eltern ihre Kinder zu Hause ließen.
Noch am Freitag hatte Bildungsministerin Karin Prien grundsätzlich Präsenzunterricht in den Klassen 1 bis 7 (mit Befreiungsmöglichkeit) angekündigt und ab der 8. Klasse in der Regel Distanzunterricht.
Die Kritik des Landeselternbeirates wies Prien zurück. «Für die Jahrgänge 1 bis 7 ist der Unterricht nach Fachanforderungen deshalb ausgesetzt, weil wir die Kinder nicht benachteiligen wollten, deren Eltern die Möglichkeit der Befreiung vom Präsenzunterricht wahrgenommen haben.» Ab der achten Jahrgangsstufe gelte am Montag dasselbe wie schon in der vergangenen Woche und wie es auch für die Distanzlern-Übungstage am 7. und am 8. Januar gelte: «Es wird kein neuer Unterrichtsstoff vermittelt, sondern gegebenenfalls zu Wiederholungen angeleitet, und gerade das ist mit Blick auf die anstehenden Abschlussprüfungen in diesen Jahrgängen besonders wichtig.» Die Einlassungen des Landeselternbeirates trügen «unnötig zur Verunsicherung von Eltern und Schülerinnen und Schülern bei».
Prien betonte zudem, solange wie möglich an dem Prinzip «so viel Präsenzunterricht wie möglich» festgehalten zu haben. «Leider hat sich die Zahl der Infektionen in den vergangenen Tagen in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein so dramatisch entwickelt, dass schnelles Handeln gefragt war und dass auch die Schulen davon nicht mehr ausgenommen werden konnten.» Es gehe darum, die Infektionszahlen drastisch zu senken. Dies sei Voraussetzung dafür, «dass wir so schnell wie möglich im Januar wieder zum Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler zurückkehren können». Die letzten Tage vor den Weihnachtsferien seien im Übrigen «ein besonders geeigneter Zeitraum für die getroffenen Maßnahmen, einschließlich der landesweiten Erprobung des Distanzlernens».
Laut Ministerium wurden in den vergangenen Monaten «viele Lösungen für die Schulen gefunden, um das Lernen mit digitalen Medien weiter zu unterstützen».
Umstrittene Öffnung von Kitas und Schulen bis Klasse sechs in MV
Zwar sind die Kitas und die Schulen bis zur sechsten Klasse in Mecklenburg-Vorpommern vom Lockdown ausgenommen, dennoch sollen die Eltern ihre Kinder möglichst zu Hause betreuen. Die Ministerinnen für Bildung und Soziales appellieren eindringlich an die Eltern.
Schwerin (dpa/mv) - Die Landesregierung hält Kitas und Schulen bis zur sechsten Klasse im Gegensatz zu anderen Bundesländern offen - und hofft trotzdem, dass die Kinder zu Hause bleiben. Bildungsministerin Bettina Martin und Sozialministerin Stefanie Drese (beide SPD) appellierten an die Eltern, ihre Kinder wegen der Corona-Pandemie von Mittwoch an bis zum 10. Januar möglichst zu Hause zu betreuen.
«Wir müssen jetzt alles dafür tun, Kontakte und damit die Zahl der Infektionen zu reduzieren. Ein Verzicht auf den Kita-Besuch ab Mittwoch trägt dazu bei, mit Oma und Opa sicher Weihnachten feiern zu können», erklärte Drese am Montag in einem Brief an die Eltern. Die Landesregierung habe sich aber im Gegensatz zu anderen Bundesländern auch jetzt gegen Schließungen mit einer Notfallbetreuung entschieden. Der Rechtsanspruch auf Betreuung bestehe weiter, die Betreuungszeiten würden nicht eingeschränkt.
Martin betonte in einem Schreiben an die Schulleiter: «Auch wenn die Schulen nach wie vor keine Treiber des Infektionsgeschehens sind, müssen wir die Weihnachtszeit gemeinsam in allen Bereichen des öffentlichen Lebens nutzen, um zur Kontaktreduzierung beizutragen.» Sie bat alle Erziehungsberechtigten, ihre Kinder ab dem 16. Dezember – soweit es ihnen möglich ist – zu Hause zu betreuen und dass die Schüler dort ihre Aufgaben für den Unterricht erledigen. Die Präsenzpflicht für die Schüler sei aufgehoben. Ab Klasse sieben ist bereits seit Montag in weiten Teilen des Landes Heimunterricht angeordnet. Ausgenommen sind die Stadt und der Landkreis Rostock, wo die Infektionszahlen bislang niedriger sind.
Der Landeselternrat begrüßte die Lösung. Sie sei die praktikabelste für die Eltern in der gegenwärtigen Situation, sagte der Landesvorsitzende Kay Czerwinski. So hätten sie einen gewissen Entscheidungsspielraum. Am 21. Dezember beginnen in MV ohnehin die zweiwöchigen Weihnachtsferien bis zum 3. Januar.
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) berichtete am Montag von Zustimmung. «Heute erreichen mich viele Nachrichten von Eltern, die in den nächsten Tagen arbeiten müssen und froh sind, dass ihre Kinder in #MV weiterhin die Kita nutzen können. Im Regelbetrieb mit Hygienekonzepte und nicht in Notgruppen. Das gilt auch für Grundschule», schrieb sie auf Twitter. Doch die Regierungschefin erntete dort auch Widerspruch. Ein Nutzer reagierte auf den Appell, die Kinder nach Möglichkeit doch zu Hause zu betreuen: «Ich finde, es ist ein Abwälzen der Verantwortung auf die Eltern.»
Die Lehrer- und Erziehergewerkschaft GEW forderte, dass ab Mittwoch und bis in den Januar hinein eine Betreuung in Kitas und Grundschulen nur dann möglich sein soll, wenn vom Arbeitgeber eine Unabkömmlichkeitsbescheinigung ausgestellt wird und keine anderweitige Betreuung möglich ist. Damit würden sich die Gruppen verkleinern und das Risiko von Infektionen verringert, erklärte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner. Außerdem forderte sie FFP-2-Schutzmasken für Lehrer und Erzieher sowie mobile Luftfilteranlagen. Der Kita- und Schul-Expertenrat müsse umgehend einberufen werden.
Piazolo: Schüler bekommen im Lockdown Angebote zum «Distanzlernen»
München (dpa/lby) - Während der landesweiten Schulschließungen in Bayern will die Staatsregierung Angebote für sogenanntes «Distanzlernen» zur Verfügung stellen. Im Rahmen des bundesweiten harten Corona-Lockdowns und der kompletten Einstellung des Präsenzunterrichts ab Mittwoch (16. Dezember) setze man verstärkt den Fokus auf «selbstständiges Wiederholen, Üben und Vertiefen», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag nach einer Kabinettssitzung in München. Bestimmte Gruppen wie Abschlussklassen oder berufliche Schulen sollen aber bis zum letzten Schultag vor den Ferien (18. Dezember) von Lehrern direkt gestalteten Distanzunterricht bekommen.
Piazolo wies darauf hin, dass das «Distanzlernen» schulart- und altersspezifisch flexibel zu gestalten sei: «Sie können natürlich anders agieren, wenn Sie einen 16-Jährigen vor sich haben, als wenn Sie einen Zweitklässler unterrichten.» Die Staatsregierung werde entsprechende Kontakt- und Feedbackmöglichkeiten für alle Schüler und Eltern schaffen.
Piazolo stellte außerdem eine Notbetreuung für Eltern, die ihre Kinder nicht selbst betreuen können, für die Zeit bis zu den regulären Weihnachtsferien (22. Dezember) in Aussicht.
Baerbock: Kitas und Schulen nicht auf Notbetreuung umstellen
Berlin (dpa) - Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat an die Länder appelliert, auch im schärferen Lockdown im Kampf gegen die Corona-Pandemie Kitas und Schulen nicht auf Notbetreuung umzustellen. «Gerade für Eltern ist es wahnsinnig wichtig, dass die nächsten Tage jetzt nicht total chaotisch werden», sagte Baerbock am Montag in Berlin. Deswegen halte ich es für essenziell, dass das, was vereinbart wurde - Kitas und Schulen offen zu halten, aber Kinder vom Präsenzunterricht zu befreien - auch so umgesetzt wird, und jetzt nicht an einzelnen Orten angefangen wird, auf Notfallbetreuung umzustellen.»
Eine solche Notfallbetreuung etwa nur für Kinder von Eltern aus bestimmten Berufsgruppen würde dazu führen, dass Gruppen sogar größer werden könnten statt kleiner, argumentierte Baerbock. «Wenn man Kitas, wenn man Grundschulen offen lässt, aber an alle appelliert zu Hause zu bleiben, dann schafft man gerade für diejenigen Entlastung, die familiär keine andere Möglichkeit haben, weil sie berufstätig sind, weil sie Kinder nicht selber betreuen können, entzerrt aber wirklich vehement die Situation in den Klassenräumen.»
Es dürfe politisch eine Weihnachtspause geben, forderte Baerbock. Man müsse geordneter aus der Phase des Lockdowns hinausgehen, als man hineingehe.
Die geplanten Einschränkungen über Weihnachten treffen auch Baerbock persönlich: Eigentlich feiere sie immer «sehr groß mit Großfamilie, mit vielen Kindern unterm Tannenbaum», sagte sie. Dieses Jahr werde sie «ganz vertraut und klein zu viert leider nur» feiern. Baerbock und ihr Mann haben zwei Töchter.
Scheeres kündigt Notbetreuung an Schulen auch in den Ferien an
Berlin (dpa/bb) - An Berliner Schulen soll während des gesamten Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine Notbetreuung für jüngere Kinder angeboten werden - auch während der Weihnachtsferien. Das kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag bei einer Sondersitzung des zuständigen Ausschusses im Abgeordnetenhaus an. Demnach soll das Angebot für diejenigen Schüler gelten, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Dazu zählen etwa das Gesundheitswesen, Polizei, Feuerwehr oder Verkehrsbetriebe. Im Blick sind dabei in erster Linie Schüler der Primarstufe, also bis einschließlich der sechsten Klasse.
Im Zuge des zunächst bis 10. Januar geplanten bundesweiten Lockdowns schließen Berliner Schulen am Mittwoch, die Ferien beginnen am Wochenende. Vom 16. bis 18. Dezember sowie in der Woche vom 4. bis 8. Januar sollen die Schüler zu Hause lernen - angeleitet von Lehrern, die an diesen Tagen trotz Schulschließung im Dienst sind. Für Schüler, die in beengten Verhältnissen leben oder aus anderen Gründen nicht zu Hause lernen können, sollen die Schulen Scheeres zufolge «einzelne Lernplätze» einrichten, wenn das notwendig ist.
Für die Woche danach plant Scheeres, dass die Schulen wieder öffnen und in den Präsenzunterricht übergehen. Bei einer Zahl ab 200 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche im Bezirk sollen sie indes die Möglichkeit haben, in Hybridunterricht zu wechseln, wie die Senatorin im Ausschuss erläuterte. Dabei lernen Schüler abwechselnd in der Schule in kleineren Gruppen und zu Hause. Auf Grundschüler käme bei diesen hohen Infektionszahlen eine Maskenpflicht zu. Bisher gilt diese an Schulen je nach Infektionslage nur für ältere Schüler. Denkbar ist aber auch, dass der Lockdown verlängert wird.
Gymnasien-Elternvertreter: Bankrotterklärung der Bildungspolitik
Kiel (dpa/lno) - Der Landeselternbeirat Gymnasien Schleswig-Holstein hat der Bildungspolitik in der Corona-Pandemie eine Bankrotterklärung bescheinigt. «Seit Ende Juni existiert eine verbindliche Vorgabe für Schulen, ein Distanz-Lernkonzept aufzulegen», sagte die Vorsitzende Claudia Pick am Montag in Flintbek bei Kiel. Das aktuelle Vorgehen eröffne Spekulationen, «ob vielleicht verbindlicher Distanzunterricht nicht möglich, nicht durchsetzbar ist».
Eltern fragten sich zu Recht, was in den vergangenen neun Monaten an Entwicklung passiert ist. «Bastelarbeiten als Distanzunterricht vorzuschlagen ist nicht akzeptabel», meinte Pick. «Eltern sind erstaunt, dass nicht vorgesehen ist, verlässlichen und verpflichtenden Distanzunterricht für alle Schüler aller Klassenstufen zu gewährleisten». Es sei verwirrend für Eltern, dass sie ihre Kinder zum beginnenden Lockdown beurlauben sollen, somit das Anrecht auf Unterricht verlieren, andererseits aber auch kein Unterricht mehr stattfinden soll.
«Wie ist das mit Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit vereinbar, quasi die Ferien vorzuziehen, anstatt wenigstens mit niederschwelligen Möglichkeiten bestmöglich Schule als echten Distanzunterricht fortzusetzen?», fragte die Beiratsvorsitzende. «Nach gut neun Monaten sind wir augenscheinlich keinen Schritt weiter», sagte Pick. «Wir erwarten vom Bildungsministerium, dass Unterricht nach Fachanforderungen gewährleistet wird - auch beim Distanzlernen! Insbesondere sind hier die Abiturjahrgänge vorrangig zu berücksichtigen.»
Seit Montag sollen Eltern in Schleswig-Holstein ihre Kinder - soweit andere Betreuungsmöglichkeiten bestehen - nicht mehr in die Schule oder in die Kita schicken. Noch am Freitag hatte Bildungsministerin Karin Prien grundsätzlich Präsenzunterricht in den Klassen 1 bis 7 (mit Befreiungsmöglichkeit) angekündigt und ab der 8. Klasse in der Regel Distanzunterricht.
Schule und Kita zu: Bei Verdienstausfall Entschädigung für Eltern
Die Kitas und Schulen schließen wieder: Wer wegen der Kinderbetreuung nicht arbeiten kann, hat als Elternteil Anspruch auf Entschädigung. Das Infektionsschutzgesetz gilt aber nicht in jedem Fall.
Berlin/Köln (dpa/tmn) - Nach den neuen Beschlüssen zum Lockdown sind oder machen Kitas und Schulen in Deutschland zu. Das stellt erwerbstätige Eltern vor ein Problem. Wer seine Kinder zu Hause betreuen muss, kann nicht arbeiten.
Hier greift aber eine Regelung aus dem Infektionsschutzgesetz, die im Frühjahr und zuletzt noch einmal im Herbst angepasst wurde. Aufgrund dieser Änderung besteht ein Entschädigungsanspruch bei Verdienstausfall wegen notwendiger Kinderbetreuung, wenn die Einrichtung zu Kinderbetreuung vorübergehend geschlossen oder das Betreten untersagt wurde, erklärt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) verwies am Montag auf diese Regelung.
Laut Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln gilt der Entschädigungsanspruch nur, wenn die Kitas und Schulen offiziell geschlossen werden, aber nicht, wenn nur die Empfehlung besteht, die Kinder zu Hause zu lassen.
Diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein
Voraussetzung für die Entschädigung ist weiter, dass das Kind das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet hat oder wegen einer Behinderung auf Hilfe angewiesen ist. Außerdem darf es für den Zeitraum der Schließung keine andere zumutbare Betreuungsmöglichkeit für das Kind geben, erklärt Bredereck.
Bei der Frage, was eine zumutbare Betreuungsmöglichkeit ist, sei aber im Einzelnen noch vieles unklar. Der Einschätzung des Arbeitsrechtsexperten zufolge könnten darunter nur solche Möglichkeiten fallen, die ohne Gefährdung Dritter und im Rahmen der aktuellen Vorgaben gewährleistet werden können. «Der 80-jährige Großvater muss nicht zu Betreuung herangezogen werden», erläutert der Fachanwalt.
Keine Entschädigung während der Ferien
Die Entschädigung beträgt 67 Prozent des entstandenen Verdienstausfalls. Die Summe ist aber gedeckelt und beträgt höchstens 2016 Euro monatlich für einen vollen Monat, wie das BMAS in einem FAQ erläutert. Die Auszahlung der Entschädigung erfolgt durch den Arbeitgeber. Der Arbeitgeber wiederum kann einen Erstattungsantrag bei der zuständigen Behörde stellen.
Während der Schulferien besteht allerdings kein Entschädigungsanspruch. Und auch wenn beim Arbeitgeber ohnehin gerade Betriebsferien sind, zum Beispiel während der Feiertage, greift die Entschädigungsregel nicht, so der Fachanwalt.
Notbetreuung und andere Lösungen
Bei Eltern von Kindern über 12 Jahren geht der Gesetzgeber davon aus, dass diese Kinder sich selbst betreuen können. Hier bleibt die Option, in Absprache mit dem Arbeitgeber eine Lösung zu finden. Das könne alles sein, was der Arbeitgeber anbietet. Dazu zählen zum Beispiel unbezahlter oder bezahlter Urlaub, Homeoffice oder der Abbau von Überstunden, so Bredereck.
Sollte nichts davon möglich sein und die Betreuung anderweitig nicht sichergestellt werden, können Arbeitnehmer Nathalie Oberthür dennoch zu Hause bleiben, bekommen dann aber für diese Zeit kein Gehalt.
Wie im Frühjahr soll es auch eine Notbetreuung geben. Auch dazu ist laut Bredereck vieles noch unklar. Es sei davon auszugehen, dass die Notbetreuung für alle systemrelevanten Berufe gilt. In einigen Bundesländern solle der Kreis aber erweitert werden. «Wer im Frühjahr Anspruch auf Notbetreuung hatte, wird das jetzt sicherlich auch haben», meint der Fachanwalt. Alle anderen empfiehlt er, sich vor Ort informieren.
Ministerium will private Betreuungsgruppen für Kinder verhindern
Erfurt (dpa/th) - Mit neuen Regeln für eine Notbetreuung während des harten Lockdowns will das Thüringer Bildungsministerium verhindern, dass Kinder privat außerhalb des eigenen Haushalts betreut werden. «Eltern sollen ihre Kinder möglichst auch nicht bei den Großeltern abgeben, es sei denn, diese leben sowieso im gleichen Haushalt», sagte Ministeriumssprecher Felix Knothe am Montag in Erfurt. Landesweit werden ab Mittwoch Kitas und Schulen geschlossen, allerdings ist eine Notbetreuung geplant.
Während beim ersten harten Lockdown im Frühjahr nur Kinder von Eltern bestimmter Berufsgruppen in die Notbetreuung durften, soll es diesmal keine solche Unterscheidung geben. «Es gilt ganz klar der Appell die Notbetreuung möglichst nicht in Anspruch zu nehmen», sagte Knothe. Der generelle Betreuungsanspruch sei ausgesetzt.
Eltern, die nachvollziehbar nicht in der Lage seien, ihre Kinder unter Beachtung der geltenden Anti-Corona-Regeln zu betreuen, könnten sie in die Kita bringen. «Diese Eltern müssen darlegen, worin das Problem besteht. Die jeweilige Kita- oder Schulleitung entscheidet dann entsprechend», erklärte Knothe. In jedem Fall sei eine Anmeldung erforderlich.
13.12.2020 16.45 Uhr
Schulen und Einzelhandel in Sachsen-Anhalt ab Mittwoch im Lockdown
Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt drückt das öffentliche Leben ab Mittwoch gemäß der Einigung von Bund und Ländern auf ein Minimum. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach auf einer Pressekonferenz am Sonntag von einem «der gravierendsten Einschnitte in das gesellschaftliche Leben, die wir in überschaubarer Zeit erlebt haben». Unter anderem sollen Schüler ab Mittwoch zu Hause bleiben und der Einzelhandel - bis auf wenige Ausnahmen wie Supermärkte - schließen.
Für Schüler bis zur 6. Klasse soll der Unterricht ausfallen, ältere Schüler sollen von zu Hause unterrichtet werden, wie die Landesregierung am Sonntag mitteilte. Außerdem soll in Sachsen-Anhalt der Einzelhandel bis auf einige Ausnahmen ab Mittwoch nicht mehr öffnen dürfen. Auch darauf hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten zuvor verständigt.
Laut Bildungsministerium fällt ab dem 16. Dezember die Präsenzpflicht für die Schuljahrgänge 1-6 aller Schulformen und darüber hinaus ab dem 7. Schuljahrgang an Förderschulen weg. Die älteren Jahrgänge sollen demnach ab Mittwoch in den Distanzunterricht wechseln. Am Montag und Dienstag soll dieser mit den Schülern vorbereitet werden.
«Es wird empfohlen, wo immer möglich, die Kinder zu Hause zu betreuen», teilte das Bildungsministerium mit. «Die Teilnahme am Präsenzunterricht ist nicht verpflichtend.» Ausgenommen werden demnach die für den Schulabschluss unaufschiebbaren Klausuren und Klassenarbeiten, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen stattfinden dürfen.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte bislang versucht, Schulschließungen zu vermeiden. In einer nur einstündigen Sitzung am Sonntag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den drastischen Schritt dann aber mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten beschlossen. In den Tagen zuvor waren die Infektionszahlen in ganz Deutschland wieder schnell gestiegen.
Der zweite wesentliche Bestandteil der neuen Regeln betrifft den Einzelhandel. «Bis auf die Grundversorgung werden alle Einkaufsmöglichkeiten eingeschränkt», kündigte Haseloff an. Ausnahmen seien Anbieter von Waren, die «originär mit dem Weihnachtsfest verbunden» sind, wie der Handel mit Weihnachtsbäumen.
Schulen und Kitas werden im Südwesten ab Mittwoch geschlossen
Etwa 1,5 Millionen Schüler, 130 000 Lehrer, zahlreiche Kita-Kinder und all ihre Eltern sind vom neuen Corona-Lockdown betroffen. Die Regierung von Baden-Württemberg zieht die Weihnachtsferien vor.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach dem bundesweiten Beschluss für einen harten Corona-Lockdown werden in Baden-Württemberg von Mittwoch an die Schulen und Kitas geschlossen. Wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Sonntag bestätigten, werden die Weihnachtsferien nach vorn verlegt, um weitere Kontakte zu vermeiden. «Dieser drastische Schritt ist angesichts der Infektionszahlen auf Rekordniveau unausweichlich», erklärte die CDU-Politikerin.
Nur für Abschlussklassen solle es Fernunterricht geben. «Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge werden im verbleibenden Zeitraum bis zu Beginn der regulären Weihnachtsferien am 23. Dezember verpflichtend im Fernunterricht unterrichtet», teilte Eisenmann mit.
Außerdem sei eine Notbetreuung von Kindern geplant. Eisenmann erklärte: «Für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 7, deren Eltern zwingend darauf angewiesen sind, wird im Zeitraum 16. bis 22. Dezember an den regulären Schultagen eine Notbetreuung eingerichtet.»
Für Kita-Kinder werde an den regulären Öffnungstagen ebenfalls eine Notbetreuung angeboten. «Die Notbetreuung erfolgt durch die jeweiligen Lehrkräfte beziehungsweise Betreuungskräfte.» Anspruch auf Notbetreuung hätten Kinder, bei denen beide Erziehungsberechtigte beziehungsweise Alleinerziehende von ihrem Arbeitgeber als unabkömmlich gelten. «Bitte verzichten Sie aber auf die Notbetreuung, wo immer das für Sie möglich ist», bat Kretschmann am Sonntagnachmittag.
Die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sich am Sonntagvormittag darauf verständigt, dass Schüler und Kita-Kinder spätestens ab Mittwoch deutschlandweit - wann immer möglich - für zunächst dreieinhalb Wochen zu Hause bleiben sollen.
Eisenmann sagte aber auch: «Allerdings brauchen wir klare und verbindliche Perspektiven für die Kitas und Schulen, sie müssen prioritär wieder geöffnet werden, denn unsere Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf Bildung.» Die Politik müsse im Blick behalten, dass Schulschließungen mit zahlreichen negativen Folgen für die Gesellschaft, insbesondere für Kinder und Jugendliche, verbunden seien. «Deshalb sollten die Einschränkungen des Regelbetriebs so kurz wie möglich werden und auf den Zeitraum bis 10. Januar 2021 beschränkt bleiben.»
Ramelow: Harter Lockdown in Thüringen von Mittwoch an
Thüringen zieht die Reißleine: Angesichts hoher Infektionszahlen fährt die Landesregierung das öffentliche Leben nicht erst am 19. Dezember, sondern bereits ab Mittwoch herunter. Regierungschef Ramelow appelliert: «Bleibt möglichst zu Hause.»
Erfurt (dpa/th) - Thüringen zieht den Lockdown zur Eindämmung der extrem hohen Corona-Infektionszahlen auf den 16. Dezember vor. Das teilte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Sonntag nach der Schaltkonferenz von Bund und Ländern mit. Eigentlich waren im Freistaat drastische Einschränkungen unter anderem mit der Schließung großer Teile des Handels erst für den 19. Dezember vorgesehen. Thüringen habe «nicht eine Sekunde einen Zweifel daran gelassen, dass wir jeden früheren Termin mittragen», sagte Ramelow.
Die Landesregierung werde alle Vereinbarungen von Bund und Ländern umsetzen und in jedem Fall die jeweils schärfste Einschränkung wählen, sagte der Regierungschef. Schließlich habe der Freistaat nach Sachsen den höchsten Wert der Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit.
Der Regierungschef appellierte an die Bürger, «bleibt bitte zu Hause». Kontakte sollten so weit wie irgendwie möglich auch an den Feiertagen eingeschränkt werden. Priorität habe, dass das Gesundheitssystem funktionsfähig bleibe. «Es geht darum, Leib und Leben zu schützen.» Das Kabinett wollte noch am Sonntagnachmittag zusammenkommen und die nötige Verordnung beraten.
Für Schüler gibt es jetzt von Mittwoch an keinen Unterricht im Klassenzimmer mehr: Sie müssen ihren Schulstoff zu Hause lernen. Der Präsenzunterricht an den Schulen werde ausgesetzt, teilte Bildungsminister Helmut Holter mit. Die Regelung gelte vom 16. bis zum 22. Dezember und auch nach den Weihnachtsferien vom 4. bis 8. Januar.
Ausnahmen gebe es für Klassenarbeiten und Klausuren, die für den Schulabschluss 2021 unaufschiebbar sind, hieß es beim Ministerium. Diese dürfen unter Einhaltung der Hygienebestimmungen stattfinden. Für Kinder der Klassenstufen 1 bis 6 und der Förderschulen werde bei Bedarf eine Notbetreuung angeboten.
Konkrete Aussagen zu Betreuung in der Kindergärten sollten im Laufe des Sonntags noch kommen. Eine Betreuung sei weiterhin möglich, dort, wo es nötig sei, sagte Ramelow. Er forderte die Eltern aber auf, ihre Kinder nach Möglichkeit nicht in den Kindergarten zu bringen.
Weiterhin möglich seien Gottesdienste in der Weihnachtszeit - allerdings mit Auflagen. Es gebe strenge Einschränkungen, die in Verantwortung der Kirchen umgesetzt werden sollen, so der Regierungschef. Gesang sei bei Gottesdiensten nicht möglich, zudem müssten Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden und ausreichend Abstand der Besucher gewährleistet sein. Er habe Vertreter der Kirchen über diese Regelung bereits informiert, sagte Ramelow.
Nach Angaben des Ministerpräsidenten wurden die Landtagsfraktionen über die Beschlüsse von Bund und Ländern von ihm informiert. Wie der Landtag an der Ausgestaltung der Thüringer Lockdown-Verordnung beteiligt wird, werde gerade geklärt. Der Chef der Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), führe dazu Gespräche. «So, wie es vereinbart werden kann, wird es laufen», so Ramelow. Das Infektionsgeschehen dulde jedoch keinen Zeitverzug.
Am Wochenende spitzte sich die Corona-Lage in Thüringen weiter zu. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz betrug nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am frühen Sonntagmorgen 231. Einen Tag zuvor lag die Zahl registrierter Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb der vergangenen sieben Tage je 100 000 Einwohner bei 210. Deutschlandweit lag der Wert laut RKI bei 169 (Stand Sonntag, 00.00 Uhr).
Seit Beginn der Pandemie wurden in Thüringen 25 671 Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus registriert. Das waren 860 mehr als am Samstag. 16 920 Menschen gelten Schätzungen zufolge als genesen. 512 Menschen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, starben.
Schwesig: Schulen bis Klasse 6 und Kitas können offen bleiben
Schwerin (dpa) - An den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern kann Präsenzunterricht in den Jahrgangsstufen bis zur 6. Klasse im verschärften Corona-Lockdown weiterhin grundsätzlich möglich sein. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte am Sonntag in Schwerin aber, dass sie empfehle, Kinder, wo dies möglich sei, zu Hause zu lassen. Die Präsenzpflicht könne auch nach den Weihnachtsferien zunächst ausgesetzt werden, und es könne stattdessen von zu Hause aus gelernt werden.
Kitas sollen demnach ebenfalls grundsätzlich offen bleiben. Auch hier sprach sich Schwesig dafür aus, dass Eltern ihre Kinder, sofern möglich, zu Hause lassen sollen.
Von Montag an sind in weiten Teilen des Bundeslandes bereits verschärfte Maßnahmen für Schüler ab der 7. Klasse geplant. Diese sollen dann per Internet unterrichtet werden. Diese Maßnahmen sind zunächst bis zum 10. Januar vorgesehen.
Möglichst keine Schul- und Kita-Besuche ab Mittwoch bis 10. Januar
Kurz vor dem Jahreswechsel kommen wegen Corona nun doch noch flächendeckende Schul- und Kitaschließungen. Es gibt aber Ausnahmen, und die Schließungen überschneiden sich größtenteils mit den sowieso anstehenden Weihnachtsferien.
Berlin (dpa) - Neun Monate nach dem ersten Corona-Lockdown an Kitas und Schulen sollen die meisten Einrichtungen nun erneut überall in Deutschland geschlossen oder nur noch eingeschränkt betrieben werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder vereinbarten bei einer Corona-Krisenschalte am Sonntag, dass Schüler und Kita-Kinder spätestens ab Mittwoch für zunächst dreieinhalb Wochen zu Hause bleiben sollen.
Konkret heißt es dazu in einem gemeinsamen Beschlusspapier, dass Kinder zwischen dem 16. Dezember und dem 10. Januar «wann immer möglich» zu Hause betreut werden sollten. Schulen sollen dafür entweder «grundsätzlich geschlossen» werden, oder die Präsenzpflicht werde ausgesetzt, das bedeutet Unterricht zu Hause. In Kindertagesstätten werde analog verfahren, heißt es weiter. Wie im Frühjahr soll es aber eine Notbetreuung geben, und an den Schulen sollen Ausnahmen für Abschlussklassen möglich sein. Auch von Extra-Urlaub ist die Rede: «Für Eltern werden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, für die Betreuung der Kinder im genannten Zeitraum bezahlten Urlaub zu nehmen.»
Der Zeitraum der Vereinbarung überschneidet sich größtenteils mit den Weihnachtsferien. Spätestens Ende nächster Woche wäre mit Schule oder Präsenzunterricht sowieso fast überall in Deutschland vorerst Schluss. In den meisten Ländern beginnen dann die Ferien, in anderen war die Präsenzpflicht für die letzten Tage bis Weihnachten aufgehoben oder generell auf «Homeschooling» umgestellt worden. Einige Länder hatten auch bereits weitergehende Maßnahmen verkündet und die Präsenzpflicht an Schulen für alle oder für bestimmte Klassen schon ab diesem Montag ausgesetzt. Sachsen schließt ab dann sogar bereits alle Schulen und Kitas.
In mehreren Bundesländern dauern die Ferien bis zum 10. Januar. In anderen sieht der Ferienkalender zwei oder zweieinhalb Wochen schulfrei vor. Aber auch hier war für die Tage bis 10. bereits «Homeschooling» angekündigt worden. Unklar ist, wie es danach weitergeht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte die Kultusminister der Länder zu einer gemeinsamen Planung dafür aufgerufen. Der Deutsche Lehrerverband plädiert für eine längere Phase des Wechsel- oder Distanzunterrichts.
12.12.2020 18.00 Uhr
Aussetzung der Präsenzpflicht: Schulleiter beklagen Kurzfristigkeit
Rund 2,5 Millionen Schüler in NRW haben ab Montag keine Pflicht mehr, im Klassenraum am Unterricht teilzunehmen. Sowohl Schulleiter als auch Eltern kritisieren die Kurzfristigkeit der Entscheidung.
Düsseldorf/Köln (dpa/lnw) - Schulleiter und Eltern haben die kurzfristige Aussetzung der Präsenzpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen kritisiert. «Es wäre schön und einfach nützlich gewesen, wenn wir das nicht wieder zu einem Zeitpunkt erfahren hätten, wo ein Teil der Kollegen bereits auf dem Weg nach Hause ist und die Schüler weitestgehend auf dem Weg nach Hause sind», sagte Harald Willert, Vorsitzender der Schulleitungsvereinigung, am Samstag in der Radiosendung «Morgenecho» auf WDR 5.
Die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW begrüßt zwar die Aufhebung der Präsenzpflicht an den Schulen, fragt sich aber, «warum das alles erst jetzt passiert ist und nicht schon vor Wochen, als sich die hohen Infektionszahlen bereits deutlich abgezeichnet haben».
Für die rund 2,5 Millionen Schüler in NRW endet wegen der Corona-Pandemie die Präsenzpflicht im Klassenraum kurzfristig schon am kommenden Montag. Bei Schülern der unteren Jahrgänge bis Stufe sieben haben die Eltern die Wahl, ob die Kinder in der Schule oder von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen. Für ältere Schüler ab Klasse acht wird das Lernen vollständig auf Distanz umgestellt. Das hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf angekündigt.
Hätte das Ministerium die Zeit genutzt und Konzepte für neue Arten von Unterricht entwickelt, wären die Schulen demnach besser aufgestellt und komplette Schulschließungen deutlich unwahrscheinlicher gewesen, beklagte die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW am Samstag in einer Mitteilung. Es sei nun höchste Zeit, den Unterricht für alle Jahrgangsstufen zu sichern.
Viele Schulen hätten ihren Schülern so kurzfristig keine Materialien mehr mitgeben können, sagte Willert von der Schulleitungsvereinigung am Morgen dem WDR. Außerdem hätten nicht alle ausreichend gute Kommunikationswege, um über das Wochenende abzufragen, wer von den Schülern am Montag auftaucht.
Zwar seien die Schulen seit einiger Zeit auf praktisch jede Anforderung vorbereitet. Aber: «Das Ministerium lebt ständig von der Hand in den Mund. Es gibt keine Strategie, es gibt keine Konzepte. Es gibt nur eine Deutungshoheit», kritisierte Willert.
Noch am Freitagabend hatte die SPD-Opposition Ministerin Gebauer zum Rücktritt aufgefordert. Unter ihrer Verantwortung sei das Chaos an den Schulen auf die Spitze getrieben worden. Die Schulministerin habe Wissenschaftlern die Kompetenz abgesprochen und nun angesichts dramatischer Infektionszahlen panikhaft eine Kehrtwende vollzogen.
Scheeres kündigt mehr Corona-Tests an Berliner Kitas und Schulen an
Offene Kitas, mehr Corona-Tests an Schulen und Kitas und geschlossene Geschäfte - ist das Berlins Strategie, um die Infektionszahlen zu drücken?
Berlin (dpa/bb) - Unmittelbar vor den Beratungen der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über schärfere Corona-Regeln hat Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) angekündigt, dass die Tests an Berliner Kitas und Schulen ausgeweitet werden. Dafür sollen ab kommender Woche acht Busse mit geschultem Personal bereitgestellt werden, wie die Bildungsverwaltung am Samstag mitteilte. Für die Kitas solle der Einsatz sofort starten, bei den Schulen erst nach den Weihnachtsferien. Pro Tag seien bis zu 1600 Tests möglich. Die Schnelltests sollen Einrichtungen mit einem konkreten Infektionsgeschehen oder Verdachtsfällen zur Verfügung gestellt werden.
In Berlin standen laut Lagebericht der Gesundheitsverwaltung zuletzt zwei Indikatoren der Corona-Ampel auf Rot (Stand Freitag): Sowohl beim Sieben-Tage-Wert der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner als auch bei der Auslastung der Intensivbetten wurden die jeweils kritischen Marken deutlich überschritten. Es wurden 1002 neue Ansteckungen innerhalb eines Tages und 22 weitere Todesfälle verzeichnet.
Trotz des Infektionsgeschehens will Berlin die Kitas offen halten. «Derzeit ist kein Lockdown des Kitasystems geplant», teilte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am Freitag auf Anfrage mit. Viele Kitas seien jedoch wegen über die Feiertage und über Neujahr geschlossen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hatte angekündigt, dass Geschäfte im Einzelhandel vorübergehend bis zum 10. Januar schließen müssten. Trotz der angekündigten Einschränkungen für die Branche vor dem nahenden Weihnachtsfest hielt sich der Andrang auf Berlins Shoppingmeilen Tauentzienstraße, Kurfürstendamm und Schloßstraße am Samstagvormittag noch in Grenzen, nahm dann aber sichtbar zu.
Bundesweit werden unterdessen die Rufe nach einem schnellen Lockdown lauter. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartete am Samstag, dass ein harter Lockdown noch vor Weihnachten kommen werde. In Sachsen zum Beispiel soll schon am Montag das öffentliche Leben drastisch heruntergefahren werden. Entsprechende Beschlüsse für Berlin könnte der Senat am Dienstag fassen.
Esken will bei Digitalisierung unfähigen Lehrern helfen
Berlin (dpa) - SPD-Chefin Saskia Esken hat sich für Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer ausgesprochen, die mit den Anforderungen der Digitalisierung nicht zurecht kommen. Entscheidend sei, «dass diejenigen Lehrkräfte, die - sei es aus Aversion oder sei es aus Unfähigkeit und mangelnden Kompetenzen -, die da Unterstützung brauchen, dass sie die auch bekommen», sagte Esken am Samstag beim SPD-Debattencamp in Berlin. «Deswegen wollen wir ja auch eine vernetzte Bildungsplattform schaffen, die eben all das, was schon da ist (…) zusammenführt.»
Esken nannte dafür Schnittstellen und Standards und sprach sich für die Einführung eines Schulweb aus. Dieses digitale Netz solle Schulen, Schüler und Lehrkräfte in ganz Deutschland und möglichst auch darüber hinaus verbinden.
Bei der Ausstattung der Schulen mit digitalen Geräten wie Tablets sei Deutschland auch durch die jüngsten Hilfen des Bundes gut vorangekommen, sagte Esken. Auf Kritik, dass der Bund viel zu langsam auf die Anforderungen der Schuldigitalisierung reagiere, wies die SPD-Chefin auf den 2019 in Kraft getretenen Digitalpakt Schule hin. Der Bund habe damals allerdings den Fehler gemacht, den Bestand an Digitalisierung nicht zu berücksichtigen. «Der Bund hat sich überlegt, wir erfinden mal die Welt neu», sagte Esken, «das ist natürlich Quatsch.» Nicht ernst zu nehmen, was es an Bildungsplattformen, Lernmanagementsystemen oder Bildungsclouds bereits gegeben habe, sei «ein Fehler des Bundes» gewesen.
Das milliardenschwere Förderprogramm «Digitalpakt Schule» (5,5 Milliarden Euro, davon 5 Milliarden vom Bund) wurde für den Aufbau der digitalen Infrastruktur an den Schulen aufgelegt, etwa zur Installation von schuleigenem WLAN oder zur Anschaffung digitaler Tafeln - sogenannter Smartboards. Der Digitalpakt wurde in der Corona-Krise zudem mehrfach aufgestockt - unter anderem mit 500 Millionen Euro für Leihgeräte für Schüler.
12.12.2020 09.30 Uhr
Gebauer: Präsenzpflicht ausgesetzt - SPD fordert Rücktritt
Bis zuletzt hatte die Schulministerin für NRW vehement auf so viel Präsenzunterricht wie möglich gesetzt. Jetzt kommt die Kehrtwende. Für die SPD bringt dies das Fass zum Überlaufen. Gebauer müsse zurücktreten.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Für die rund 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen endet wegen der Corona-Pandemie die Präsenzpflicht im Klassenraum kurzfristig schon am kommenden Montag.
Bei Schülern der unteren Jahrgänge bis Stufe sieben haben die Eltern die Wahl, ob die Kinder in der Schule oder von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen. Für ältere Schüler ab Klasse acht wird das Lernen vollständig auf Distanz umgestellt. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf an.
«Alle Schulen bleiben offen, Unterricht findet statt», sagte die Ministerin. Kurz zuvor hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bereits die Kernpunkte genannt.
Bisher hatte Gebauer stets betont, es solle trotz der Pandemie möglichst aus Gründen der Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler beim Präsenzunterricht bleiben. Nur in Einzelfällen solle «schulscharf» digital unterrichtet werden. Das ändert sich nun.
Für die SPD-Opposition ist das Maß damit voll: Sie forderte Gebauer am Freitagabend zum Rücktritt auf. Es brauche einen personellen Neustart in der Schulpolitik des Landes NRW, erklärten Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, und Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Gebauer habe das Vertrauen, das es zur Bewältigung der Corona-Krise brauche, nachhaltig beschädigt. Die vergangenen Wochen und Monate hätten in der Schulpolitik für Chaos, Verwirrung und Verunsicherung gesorgt. «Die heutige Schulmail, die die Schulen wieder nach Schulschluss erreicht hat, bringt das Fass zum Überlaufen.»
Nachdem die Schulministerin in den vergangenen Tagen renommierten Wissenschaftlern die Kompetenz abgesprochen habe, müsse sie nun angesichts dramatischer Infektionszahlen panikhaft eine Kehrtwende vollziehen. Der über Wochen dogmatisch abgelehnte Distanzunterricht solle es nun doch richten.
Angekündigt worden sei diese drastische Wendung erneut in das Wochenende der Schulbeschäftigten. Keiner könne sagen, wie die neuen Anforderungen bis zum Montag umgesetzt werden sollen. «Wir sollten den Jahreswechsel nutzen, um personell und inhaltlich dieser Pandemie an den Schulen mit einem Plan zu begegnen», so die SPD-Politiker.
Gebauer kündigte weiter an, dass es nach den Weihnachtsferien zwei zusätzliche unterrichtsfreie Tage geben werde, so dass bis zum 10. Januar schulfrei ist. Die Landesregierung hatte schon vor Wochen entschieden, dass die Ferien zudem zwei Tage früher beginnen, also der 18. Dezember der letzte Schultag ist.
Für Klassenarbeiten und Klausuren, die in der kommenden Woche aber fest eingeplant und nicht verschiebbar sind, müssen Schüler in die Klassenräume kommen. Das gelte auch für den 21. und 22. Dezember, der für alle anderen unterrichtsfrei sei, erläuterte Gebauer.
Laschet hatte betont, er hoffe, dass möglichst viele Kinder bis Klasse sieben zu Hause bleiben. Gebauer unterstrich dagegen, die Möglichkeit des Präsenzunterrichts bleibe für die Klassen eins bis sieben bestehen, die Betreuung der jüngeren Kinder sei gesichert.
Die Ministerin sieht die Schulen für die schnelle Umstellung gut gerüstet. Der rechtliche Rahmen für Distanzunterricht bestehe schon seit dem Sommer, Lehrer hätten «fachliche und didaktische Hinweise» zur Verknüpfung von Distanz- und Präsenzunterricht erhalten.
Zwar seien weiterhin nicht alle Schüler und Schulen mit digitalen Endgeräten ausgestattet, man sei aber auf einem guten Weg, meinte die FDP-Politikerin. Laut Staatssekretär Mathias Richter ist Distanzunterricht zwar einfacher mit digitalen Endgeräten, er könne aber auch ohne diese erteilt werden.
Für Hotspot-Kommunen mit einer Wocheninzidenz von über 200 - also 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - stehe auch für die Schulen ein Maßnahmenkasten bereit, sagte Gebauer.
Es sei dann doch die Einführung eines Wechselmodells möglich - aber nur für die Oberstufe - und hier wiederum nicht für Abschlussklassen. Solingen hatte vor Wochen Wechselunterricht für weiterführende Schulen einführen wollen, das Schulministerium untersagte das damals.
Die Lehrergewerkschaft GEW nannte die neuen Maßnahmen «sinnvoll und unausweichlich». Die Entwicklung der Infektionszahlen lasse keinen Unterricht in vollen Klassen mehr zu. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte die Entscheidung, monierte aber: «Wieder einmal stellt die kurzfristige Ankündigung über die Aufhebung der Präsenzpflicht und die Umstellung auf den Distanzunterricht die Schulen und die Familien vor immense Herausforderungen.»
Mehr Corona- und Quarantäne-Fälle bei Schülern in Sachsen-Anhalt
Magdeburg (dpa/sa) - Parallel zum Infektionsgeschehen in Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Corona- und Quarantäne-Fälle bei Schülerinnen und Schülern erneut gestiegen. Etwas mehr als 8000 Kinder und Jugendliche waren am Freitag auf behördliche Anordnung zuhause, wie das Bildungsministerium mitteilte. Das waren knapp 1700 beziehungsweise 27 Prozent mehr als vor einer Woche. Gleichzeitig stieg die Zahl der Corona-Fälle bei Schülern um 42 Prozent auf 524.
Bei den Lehrkräften gab es 113 gemeldete Ansteckungen und damit 22 mehr als vor einer Woche. Gut 2,4 Prozent der landesweit 19 754 Lehrerinnen und Lehrer waren als Verdachtsfälle in Quarantäne. Im besonders stark betroffenen Burgenlandkreis wurde der reguläre Schulbetrieb für ältere Jahrgänge ab der 7. Klasse bis Weihnachten bereits aufgegeben. Sie werden in Gruppen geteilt und lernen abwechselnd zuhause und in der Schule.
Für das Land als Ganzes hält Bildungsminister Marco Tullner (CDU) bisher am Ziel fest, möglichst regulären täglichen Unterricht anzubieten. Wie lange das so bleibt, ist offen. Am Wochenende sollen nach bisherigen Planungen Bund und Länder gemeinsam über schärfere Maßnahmen beraten. Anfang kommender Woche will die schwarz-rot-grüne Landesregierung neue Regeln festlegen, die deutlich schärfer ausfallen könnten.
Seit Anfang November ist das öffentliche Leben teilweise heruntergefahren. Damit soll erreicht werden, dass es flächendeckend wieder weniger als 50 Infektionen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen gibt. Bisher geht es jedoch eher in die andere Richtung. Am Donnerstag meldete das Gesundheitsministerium einen Wert von 147, am Freitag vor einer Woche betrug er im Sachsen-Anhalt-Schnitt noch 115.
Nordrhein-Westfalen schwenkt auf harten Corona-Kurs ein
Die Weihnachtsferien sollen länger werden, die meisten Geschäfte noch vor Weihnachten schließen: Mit deutlich härteren Maßnahmen will NRW-Ministerpräsident Laschet nun die vielen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den Griff bekommen - auch an Kitas und Schulen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalen schwenkt auf rigorose Kontaktbeschränkungen in Schulen und Kitas um und wirbt für einen harten bundesweit einheitlichen Lockdown. Angesichts fortlaufend ansteigender Corona-Infektions- und Todeszahlen sei jetzt «eine gesamtdeutsche Antwort» nötig, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag in Düsseldorf. «Wir brauchen eine echte Trendwende für ganz Deutschland.»
Bei Schulen und Kitas legte sich die schwarz-gelbe Landesregierung schon vor der «schnellstmöglich» erwünschten Abstimmung der 16 Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin fest: Schon ab Montag muss niemand mehr seine Kinder zur Schule schicken. An der Schulpflicht werde aber festgehalten, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP).
Konkret bedeutet das: Ab Klasse acht wird der Unterricht grundsätzlich nicht mehr im Klassenzimmer erteilt, sondern auf Distanz. Die Schulen bleiben dennoch bis zum 18. Dezember geöffnet für Schüler der Klassen 1 bis 7 sowie Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Die Eltern können aber entscheiden, ihre Töchter und Söhne nicht zur Schule zu schicken. «Ich gehe davon aus, dass das sehr viele Eltern machen werden», sagte Laschet. Somit wären Abstände für den Infektionsschutz viel leichter einzuhalten.
Darüber hinaus werden die - bereits um zwei Tage vorgezogenen - Weihnachtsferien um weitere zwei Tage verlängert. Erster Schultag wäre demnach der 11. Januar. Lehrer-Verbände begrüßten die Entscheidung grundsätzlich. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nannte die vorgestellten Maßnahmen «sinnvoll und unausweichlich». Jetzt benötigten Kitas und Schulen aber «ein abgestimmtes Test- und Quarantänekonzept».
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellte fest: «Wieder einmal stellt die kurzfristige Ankündigung über die Aufhebung der Präsenzpflicht und die Umstellung auf den Distanzunterricht die Schulen und die Familien vor immense Herausforderungen.» Der Verband Lehrer NRW nannte die Kommunikation der Landesregierung mit den Schulen «ein Desaster».
SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty bilanzierte nach dem langen Streit um Präsenz- und Distanzunterricht: «Das Chaos an den Schulen ist jetzt komplett.» Er forderte, ebenso wie die Grünen, ein langfristiges Handlungskonzept.
Kindergartenkinder sollten möglichst zwischen dem 14. Dezember und dem 10. Januar nicht in die Kita gebracht werden. Familienminister Stamp (FDP) appellierte an alle Eltern, das Angebot nur zu nutzen, wenn es absolut notwendig sei und ihre Kinder ansonsten möglichst zu Hause zu lassen.
Grundsätzlich bleiben die Einrichtungen aber offen - soweit sie in dem Zeitraum nicht ohnehin Betriebsferien geplant hatten. Landesweit einheitliche Weihnachtsferien gibt es für Kitas nicht.
«Wir werden kein Betretungsverbot für Schulen und Kitas aussprechen», versicherte der stellvertretende Ministerpräsident. Die Betreuungsgarantie werde trotz Pandemie aufrechterhalten: Jedes Kind, für das der Kita-Besuch unverzichtbar sei, werde ein Betreuungsangebot bekommen.
Der von Laschet geforderte harte Lockdown muss aus seiner Sicht auch dazu führen, alle Geschäfte «schnellstmöglich» bis zum 10. Januar zu schließen. Er wolle aber kein Anfangsdatum nennen, weil auch hier ein bundesweiter Konsens sinnvoll sei.
«Wir brauchen keinen Flickenteppich in Deutschland, wo jedes Land eigene Wege geht.» Ausgenommen werden sollten bei den Geschäftsschließungen nur Läden mit Waren für den täglichen Bedarf, aber - anders als im März - keine Baumärkte, sagte er.
Private Weihnachtsfeste werden in NRW voraussichtlich doch nur mit maximal fünf Personen aus bis zu zwei Hausständen erlaubt sein. Auch hier will Laschet, der sich um den CDU-Bundesvorsitz bewirbt, möglichst eine einheitliche Lösung. Allerdings ließ er keinen Zweifel, dass Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten angesichts der Coronazahlen zu spät wären. Ursprünglich waren für die Weihnachtstage in NRW Lockerungen geplant und Familienfeiern mit bis zu zehn Personen in Aussicht gestellt worden.
Laschet will auch keine öffentlichen Partys an Silvester. «An Silvester darf es auf öffentlichen Plätzen keine Versammlungen geben», sagte er. Auch zum Jahreswechsel müsse dieselbe Personenbeschränkung gelten.
Am Dienstag möchte Laschet den Landtag über die Ergebnisse der Länderberatungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) informieren. Die Staatskanzlei stellte deshalb einen Antrag auf eine Sondersitzung.
Bildungsgewerkschaft fordert Plan für Schulen nach Weihnachtsferien
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Kultusminister zu einer gemeinsamen Planung für das weitere Vorgehen an den Schulen nach den Weihnachtsferien aufgerufen. «Jetzt darf nicht einfach weitergewurschtelt werden», sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Marlis Tepe laut einer Mitteilung am Freitag. Für Rechthaberei sei aber nicht die Zeit, man biete den Kultusministerien die Zusammenarbeit bei der Suche nach Lösungen an.
Spätestens Ende nächster Woche ist mit Schule oder Präsenzunterricht fast überall in Deutschland vorerst Schluss. In den meisten Ländern beginnen dann die Weihnachtsferien, in anderen wurde die Präsenzpflicht für die letzten Tage bis Weihnachten aufgehoben oder generell auf «Homeschooling» umgestellt. Einige Länder haben nun bereits weitergehende Maßnahmen verkündet: Am Montag wird in Nordrhein-Westfalen die Präsenzpflicht an Schulen ausgesetzt, Schleswig-Holstein schickt die höheren Klassen ebenfalls in den Fernunterricht und die Jüngern können, müssen aber nicht zu Hause bleiben. Das besonders betroffene Sachsen schließt alle Schulen und Kitas.
Diskutiert wird nun darüber, wie es an den Schulen nach den Ferien ab dem 4. oder 11. Januar - je nach Ferienplan der Bundesländer - weitergeht. Der Deutsche Lehrerverband hatte sich für eine längere Phase des Wechsel- oder Distanzunterrichts ausgesprochen. Tepe forderte die Kultusminister auf, gemeinsam mit Schulleitungen und Bildungsgewerkschaften Szenarien für die Zeit nach den Ferien vorzubereiten. Die Kultusministerien müssten sich «von ihrer Fixierung auf Prüfungen und Tests sowie dem Festhalten an Stoffplänen» lösen. Für Abschlussklassen seien die Anforderungen neu zu definieren.
Hohe Corona-Zahlen machen Fernunterricht wahrscheinlich
Die Kultusministerkonferenz stellt sich auf Schulschließungen ein. Einschränkungen vom Unterricht im Klassenraum sollen möglichst kurz gehalten werden, fordern die Länderminister. Kritik kommt von der GEW und der CDU Rheinland-Pfalz.
Berlin/Mainz (dpa) - Unter dem Eindruck neuer Corona-Höchstwerte stellen sich die Bildungsminister auf eine Schließung von Schulen ein. Wenn die Ministerpräsidenten am Wochenende einen harten Lockdown beschließen sollten, seien die Bildungsminister «auch bereit, unseren Teil beizutragen», sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Stefanie Hubig (SPD). Einschränkungen des Regelbetriebs an den Schulen sollten aber möglichst kurz gehalten werden, auch mit Blick auf die Abschlussklassen. Es gebe keine Beschlüsse, aber dies sei die einhellige Haltung der KMK, sagte der hessische Bildungsminister Alexander Lorz (CDU).
Eine Verlängerung der Weihnachtsferien soll es nach den Worten Hubigs nicht geben. Möglich sei aber Anfang Januar eine zeitweilige Befreiung von der Präsenzpflicht in der Schule. «Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst viel Präsenzunterricht haben, aber nicht in eine Situation geraten, dass im Januar die Infektionszahlen hochgehen», sagte die Mainzer Bildungsministerin. Besondere Aufmerksamkeit benötigten jüngere Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen. Es sei wichtig, «sie schnell wieder in den Regelbetrieb zu bekommen». Auch sei in den unteren Jahrgangsstufen im Fall von Schulschließungen wieder eine Notbetreuung erforderlich.
Mit ihrer Erklärung vom Freitag gestehe die KMK ein, «nicht rechtzeitig und mutig für ausreichenden Gesundheitsschutz gesorgt zu haben», kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Ihre Behauptung, die Schulen seien sicher, habe sich als falsch erwiesen. Auch gebe es bei Lehrkräften einen höheren Inzidenzwert als im Durchschnitt der Bevölkerung. Hubig betonte am Freitag: «Wir werden unsere Lehrerinnen und Lehrer nicht in Gefahr bringen.»
«Ob Deutschland einen Lockdown macht, das entscheiden die Ministerpräsidenten», sagte der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD). Wenn dann auch Schulen geschlossen werden müssten, sollten die Erfahrungen vom Frühjahr mitbedacht werden. «Jüngere können alleine gar nicht lernen, sie brauchen die Anleitung durch Erwachsene.» Fernunterricht sei auch für Kinder und Jugendliche in beengten Wohnverhältnissen ihrer Familien problematisch. «Uns wundert, wie schnell das in Vergessenheit geraten ist», sagte Rabe zu Forderungen nach Schulschließungen und mehr Wechselunterricht von Lernen in der Klassengemeinschaft und zu Hause.
Niemand solle glauben, dass eine Schließung von Schulen «die entscheidende Stellschraube» für die Eindämmung der Corona-Pandemie wäre, sagte der hessische Minister Lorz. Wenn es nicht auch weitere Einschränkungen wie im Einzelhandel gäbe, würden sich die jungen Menschen dann außerhalb der Schulen infizieren. Die bisherigen Erkenntnisse zeigten, «dass Schulen natürlich keine virusfreien Blasen sind, aber dass sie auch keine Brandbeschleuniger sind, keine Treiber der Pandemie».
Der hessische Bildungsminister und CDU-Politiker Lorz gab Hubig «ein großes Kompliment dafür, wie sie uns durch dieses Jahr geführt hat». Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in Rheinland-Pfalz, Anke Beilstein, warf der Ministerin jedoch vor, «mit ihrer völlig störrischen persönlichen Haltung der vergangenen Wochen vollständig gescheitert» zu sein. Sie habe Zeit verschenkt und müsse «sich fragen lassen, welcher Anteil an den hohen Infektionszahlen auf ihre Weigerung zur Risikominimierung zurückzuführen ist».
Die Empfehlungen der Wissenschaftler seien im gesamten Verlauf der Pandemie ernst genommen worden, sagten alle drei Bildungspolitiker. «Aber die Virologen haben immer deutlich gemacht, dass es am Ende eine politische Abwägungsentscheidung geben muss», sagte Rabe. In der Diskussion über Schulschließungen sei er «betrübt, dass der Wert und die Bedeutung der Schule nicht immer die nötige Anerkennung gefunden haben».
Schleswig-Holsteins Schulen fahren Präsenzunterricht runter
Auch die Schulen in Schleswig-Holstein trifft der verschärfte Kampf gegen Corona: Präsenzunterricht findet ab Montag ab der 8. Klasse nicht mehr statt, sondern nur Distanzunterricht. Und die unteren Jahrgänge können sich beurlauben lassen.
Kiel (dpa/lno) - Wegen der Corona-Ausbreitung werden Schleswig-Holsteins Schulen ab Montag ihren Präsenzunterricht weitgehend einstellen. Ab der 8. Klasse gibt es keinen Unterricht mehr in den Schulen. Für die Klassen eins bis sieben gilt der Appell an die Eltern zu prüfen, ob ihre Kinder zuhause bleiben können. Das Bildungsministerium veröffentlichte am Freitagnachmittag die Regeln für die kommende Woche bis zu den Weihnachtsferien. Damit können viele Schüler vom 14. Dezember bis 10. Januar einschließlich, also insgesamt vier Wochen, zuhause bleiben.
Am Vormittag hatte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Landtag die Notwendigkeit eines harten Lockdowns eindringlich beschrieben, um eine Trendwende bei den hohen Infektionszahlen zu erreichen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verwies auf Günthers Regierungserklärung, «das dramatische Infektionsgeschehen in Schleswig-Holstein erfordert jetzt Disziplin und Verantwortungsbewusstsein von uns allen». Dazu müssten jetzt möglichst umgehend alle Lebensbereiche einen Beitrag leisten.
An den öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Schleswig-Holstein, den Förderzentren sowie den Ersatzschulen in privater Trägerschaft findet deshalb ab Montag für alle Schüler ab Jahrgangsstufe 8 Lernen auf Distanz statt; an den Förderzentren und beruflichen Schulen sind Ausnahmen möglich.
Für die Schüler der Klassen 1 bis 7 ist weiter Präsenzunterricht vorgesehen. «Eltern können aber jederzeit formlos ihre Kinder vom Unterricht beurlauben lassen», erläuterte die Ministerin.
Bereits angesetzte Klassenarbeiten und Klausuren, die für die Schulabschlüsse zählen, dürften geschrieben werden. «Dabei gelten dann unsere Hygieneregeln an den Schulen, mit denen wir während den Abschlussprüfungen 2020 sehr gute Erfahrungen gemacht haben», sagte Prien. «Soweit Familien über die Weihnachtstage ältere Verwandte treffen, soll diese Maßnahme zum Schutz aller Beteiligten beitragen.» Dies funktioniere aber nur, wenn Schülerinnen und Schüler auch entsprechend ihr Freizeitverhalten einschränkten.
Eltern sollten sich nicht sorgen, dass ihre Kinder durch eine Beurlaubung schulische Nachteile hätten. Auch rief die Ministerin die Arbeitgeber dazu auf, Eltern zu unterstützen, ihre Kinder frühzeitig aus der Schule zu nehmen, damit diese zuhause bleiben können.
Damit Schülern, die in der nächsten Woche beurlaubt sind, keine Nachteile entstehen, sollen laut Prien die Lehrkräfte nach den Weihnachtsferien sicherstellen, dass alle Schüler einer Klasse auf dem gleichen Unterrichtsstand sind und gleich gut auf anstehende Leistungsnachweise vorbereitet sind.
«Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation», sagte Prien. Die Infektionszahlen stiegen überall im Land. Schulen seien zwar weiterhin «überwiegend nicht für diese Ausbrüche verantwortlich, aber wir müssen jetzt alles tun, damit sich weniger Menschen begegnen». Die Schüler hätten in den vergangenen Monaten echten Gemeinsinn unter Beweis gestellt, lobte die Ministerin. Sie hätten sich an die Maskenpflicht gehalten und die Hygieneregeln in der Schule befolgt. «Jetzt gilt es für alle: Bleiben Sie wann immer möglich zuhause. Denken Sie an Ihre Mitmenschen. Die Lage ist ernst.»
Wenn das Infektionsgeschehen es zulässt, soll ab 11. Januar der Präsenzunterricht im Corona-Regelbetrieb fortgesetzt werden.
10.12.2020 17.30 Uhr
Corona-Lage an Schulen: Gewerkschaft GEW kritisiert Kultusminister
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Kultusminister der Länder für bevorstehende Schulschließungen und eine mögliche weitere Ferienverlängerung verantwortlich gemacht. Sie sei «enttäuscht und verärgert», dass die Minister nicht den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina gefolgt seien und rechtzeitig auf Wechselunterricht umgestellt hätten, sagte Gewerkschaftschefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Nun müssen Schulen geschlossen und offenbar auch die Weihnachtsferien verlängert werden. Mit anderen Worten: Jetzt zahlen die Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler die Rechnung», sagte die GEW-Vorsitzende.
Das Robert Koch-Institut hatte ab 50 Ansteckungsfällen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche empfohlen, auf geteilte Klassen und Wechselunterricht umzustellen. Bildungsgewerkschaften hatten seit dem Herbst immer wieder Druck gemacht, dies umzusetzen. Die Länder hatten die Wichtigkeit des Präsenzunterrichts betont und mit dem Bund besprochen, dass es erst ab einer Inzidenz von 200 Fällen weitergehende Maßnahmen wie Wechselunterricht geben soll. Die Kultusminister hielten am Donnerstag bei einer Videokonferenz an ihrer Linie fest, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten, hieß es in Teilnehmerkreisen.
Regional ist es seit Schuljahresbeginn immer wieder zu vorübergehenden Schulschließungen gekommen. Angesichts der anhaltend hohen Corona-Zahlen wird nun aber über weitergehende Maßnahmen diskutiert, wie eine weitere Ausdehnung der Weihnachtsferien und eine vorübergehende Aussetzung der Schulpflicht. Sachsen will zudem wegen besonders hoher Corona-Zahlen als erstes Bundesland ab der kommenden Woche wieder flächendeckend die Einrichtungen einschließlich Kitas zumachen.
Bildungsminister beraten über Corona-Situation an Schulen
Die Infektionszahlen steigen, und in Sachsen sollen die Schulen wieder geschlossen werden. Die Kultusministerkonferenz bemüht sich auf ihrer letzten Sitzung des Jahres um gemeinsame Orientierung.
Berlin/Mainz (dpa) - Angesichts von Forderungen nach verschärften Corona-Maßnahmen haben die Bildungsminister der Länder am Donnerstag über mögliche Folgen der jüngsten Pandemie-Entwicklung für den Schulunterricht beraten. Die Teilnehmer der Kultusministerkonferenz (KMK) tauschten sich nach Informationen aus Teilnehmerkreisen über die Situation in den einzelnen Bundesländern aus. In Sachsen wurden wegen der hohen Infektionszahlen bereits für die kommende Woche wieder Schulschließungen wie im März angekündigt.
Die Mehrheit der Ministerrunde vertrete weiter die Linie, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten, hieß es in Teilnehmerkreisen. Ein Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht soll es in einzelnen Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen geben. Die letzte Entscheidung für weitere Maßnahmen zum Schulunterricht soll dem Vernehmen nach nicht bei den Bildungsministern liegen, sondern der Ministerpräsidentenkonferenz vorbehalten sein. Das Bundesbildungsministerium wurde von Staatssekretär Christian Luft vertreten.
Zum Schulunterricht in der Corona-Pandemie mehrten sich zuletzt die Stimmen gegen den Vorrang für den Präsenzunterricht in der Klassen- und Kursgemeinschaft. Die Schülerinnen und Schüler müssten so flächendeckend wie möglich in den Distanzunterricht wechseln, forderte am Donnerstag der Vorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm. Mit Blick auf die hohen Infektionszahlen kritisierte er in einer Mitteilung: «Es rächt sich nun, dass man in den Ländern und Kultusbehörden in den vergangenen Wochen die klaren Inzidenz- und Infektionswerte ignoriert hat und den Präsenzunterricht unter allen Umständen durchdrücken wollte.»
Vor der letzten regulären Sitzung der Kultusministerkonferenz in diesem Jahr tauschte sich die KMK-Runde mit der Hochschulrektorenkonferenz über Erfahrungen in der Lehrerausbildung aus. Auf der Tagesordnung der zweitägigen Videokonferenz unter dem Vorsitz der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) standen auch Vorbereitungen für die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz: Ursprünglich als Bildungsrat geplant, soll diese Kommission mit Bildungswissenschaftlern besetzt werden, die die künftige Gestaltung der Bildungspolitik der Länder mit wissenschaftlicher Expertise begleiten sollen.
Außerdem wollten sich die Teilnehmer der KMK-Sitzung mit dem Bedarf der Einstellung von Lehrern bis 2030 befassen und dazu Modellrechnungen der Länder betrachten. Schließlich sollte auch die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) zur KMK-Präsidentin für das kommende Jahr gewählt werden.
Forscher: Schulschließungen wichtig für Corona-Trendwende
Karlsruhe (dpa) - Frühzeitige Schulschließungen können nach einer Analyse des Karlsruher Instituts für Technologie bei den täglichen Corona-Fallzahlen eine Trendwende ausmachen. Je eher die Schulen geschlossen worden seien, desto deutlicher habe sich der Effekt gezeigt, sagte Wirtschaftsinformatiker Niklas Kühl einer Mitteilung von Donnerstag zufolge. «Hätten wir im Frühjahr in Deutschland einen Tag länger gewartet, bis wir die Schulen schließen, hätte dies laut unseren Analysen 125 000 zusätzliche Infektionen bedeutet, die Schließung sieben Tage später sogar 400 000 zusätzliche Fälle.»
Die Wissenschaftler hatten Zahlen der Johns-Hopkins-Universität für neun europäische Länder - darunter Deutschland - und 28 US-Bundesstaaten aus dem Zeitraum 22. Januar bis 12. Mai analysiert. Den Angaben nach untersuchten sie die Auswirkungen der allgemeinen Einschränkung von Versammlungen, des Reduzierens persönlicher Kontakte, des Lockdowns und von Schulschließungen. Berücksichtigt worden seien Merkmale wie die Altersstruktur, Bevölkerungsdichte, medizinische Infrastruktur und das Klima in den jeweiligen Ländern und Bundesstaaten.
«Bis eine Maßnahme wirkt, dauert es im Durchschnitt zwei Wochen», schreiben die Forscher. Dass Schulschließungen den Analysen zufolge effektiv sind, heiße jedoch nicht, dass andere Maßnahmen nicht auch wesentlichen Einfluss haben könnten. Wegen großer Unterschiede bei der Umsetzung gebe es ein hohes Maß an Unsicherheit. Zudem seien manche Faktoren gar nicht berücksichtigt worden. So analysierten die Karlsruher das Tragen von Masken nicht, «weil diese Maßnahme in den betrachteten Ländern zumeist erst spät eingeführt wurde».
Die Studie soll im «European Journal of Information Systems» veröffentlicht werden. Eine Vorabfassung ist schon online zu lesen.
Fernunterricht ab Klasse 8 in Hotspot-Regionen mit 300 Neuinfektionen
Je stärker die Corona-Zahlen steigen, desto mehr stellt sich wieder die Frage: Schulen offenhalten oder schließen? Ministerin Eisenmann wehrt sich gegen Schließungen. Doch in den besonders betroffenen Hotspot-Regionen soll es nun Fernunterricht für ältere Schüler geben.
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Landesregierung hat für Regionen mit extrem ausufernden Corona-Infektionszahlen neue einschneidende Maßnahmen für Schulen beschlossen. Spätestens vom kommenden Montag an sollen in Regionen mit mehr als 300 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen alle allgemein bildenden und beruflichen Schulen ab Klassenstufe 8 vollständig in den Fernunterricht übergehen, teilte das Kultusministerium am Donnerstag in Stuttgart mit. Ausgenommen seien lediglich Abschlussklassen.
Nach den jüngsten Infektionszahlen wäre nur Pforzheim (337,4) von den neuen Regeln betroffen. Allerdings lag Heilbronn auch schon bei 298,6. Die Maßnahmen sind Teil einer erweiterten «Hotspot»-Strategie zur Eindämmung des Coronavirus. Die Schulen seien am Dienstag über den neuen Erlass informiert worden.
Das Ministerium erläuterte, in der Zeit des Fernunterrichts müssten in den betroffenen Klassenstufen bereits geplante Klassenarbeiten abgesagt werden. Wenn diese für die Note der Schülerinnen und Schüler «zwingend erforderlich» sei, müssten die Arbeiten nachgeholt werden, sobald wieder Präsenzunterricht möglich ist.
Ex-Kultusminister Andreas Stoch (SPD) warf seiner Nachfolgerin Susanne Eisenmann (CDU) vor, die Situation komplett unterschätzt zu haben. «Hätte die Ministerin, wie vor Wochen von der SPD gefordert, den Unterricht für ältere Schülerinnen und Schüler auf Wechselunterricht umgestellt, müsste sie nun nicht ganze Klassen nach Hause schicken.» Der CDU-Spitzenkandidatin sei die Profilierung wichtiger gewesen als ihr Krisenmanagement, kritisierte der SPD-Partei-und Fraktionschef.
Bisher galt die Regelung, dass Schulen in Kreisen mit einem Inzidenzwert von mehr als 200 in Absprache mit dem Gesundheitsamt und der Schulverwaltung Wechselunterricht ab Klasse 8 anbieten können. Zudem soll es an den letzten beiden Schultagen vor Weihnachten, am 21. und 22. Dezember, Fernunterricht geben.
Stoch sagte, es sei besonders gefährlich, dass die Ministerin auch Ratschläge der Wissenschaft, etwa vonseiten der Leopoldina, ignoriere und als nicht zeitgemäß abkanzele. «Wer in der aktuellen Situation glaubt, Wissenschaftsbashing betreiben zu müssen, gefährdet den gesellschaftlichen Konsens über die jetzt notwendigen Maßnahmen.» Stoch ergänzte: «Frau Eisenmann, Sie und Ihre Bildungspolitik sind nicht auf der Höhe der Zeit!»
Eisenmann hatte den Vorschlag der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina für eine zeitweise Aufhebung der Schulpflicht schon ab der nächsten Woche kritisiert. Zudem hatte sie moniert, die Leopoldina liege mit ihren Vorschlägen auch manchmal daneben: «Manche Forderungen zeigen, dass die Leopoldina bei den Corona-Maßnahmen nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein scheint. Die Idee, Gruppenaktivitäten im Bereich von Sport und Kultur einzustellen, ist in Baden-Württemberg bereits seit Wochen Realität.»
Die Lehrergewerkschaft GEW vermisst weiterhin eine landesweit einheitliche Regelung. Man habe sich seit Anfang November dafür eingesetzt, dass ab der 7. Klasse die Schülerinnen
und Schüler von Regelschulen nur noch im Wechselunterricht unterrichtet werden sollen. «Jetzt ist dies möglich, aber wieder einmal kommt Mehrarbeit auf die Schulleitungen zu, anstatt eine klare landesweite Regelung zu treffen», kritisierte GEW-Landeschefin Monika Stein.
Im Gegensatz zu anderen Lebensbereichen nehme die Landesregierung bei Kitas und Schulen in Kauf, dass Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher Gefahren ausgesetzt sind. Das Robert-Koch-Institut (RKI) habe bereits ab einer Inzidenz von 50 den Wechselunterricht empfohlen. Dabei könne eine Hälfte der Klasse in die Schule kommen, und die andere Hälfte zu Hause lernen.
Schwesig: Distanzunterricht für ältere Schüler in Risikogebieten
Monatelang konnte Mecklenburg-Vorpommern in der Corona-Pandemie auf niedrige Fallzahlen verweisen. Dies hat sich in den vergangenen Tagen drastisch verändert. Die Landesregierung zog nun die Konsequenzen.
Schwerin (dpa/mv) - Für ältere Schüler ab der 7. Klasse, die in Risikogebieten leben, gibt es vom kommenden Montag an Distanzunterricht. Die Regelung gelte für die Landkreise und kreisfreien Städte, die eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner erreicht haben, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstag in Schwerin. Nur die Hansestadt und der Landkreis Rostock sowie der Landkreis Vorpommern-Rügen hatten am Mittwoch geringere Inzidenzen. Allerdings werde die Unterrichts-Regelung auch auf den Landkreis Vorpommern-Rügen ausgeweitet, da er voraussichtlich die Schwelle zur Ausweisung als Risikogebiet überschreiten werde, sagte Schwesig. Mecklenburg-Vorpommern ziehe damit die Konsequenzen aus den rasant gestiegenen Corona-Infektionszahlen der vergangenen Tage.
Schwesig kündigte auch an, dass sich Mecklenburg-Vorpommern einer bundesweiten Lockdown-Regelung anschließen werde. Anfang Dezember hatte sie wegen der damals noch sehr niedrigen Fallzahlen einen Sonderweg Mecklenburg-Vorpommerns nicht ausgeschlossen.
In den Alten- und Pflegeheimen werde vom kommenden Montag an das Personal regelmäßig auf eine Corona-Infektion getestet. Dies gelte auch für die Bewohner. Besucher sollen nur noch mit einem negativen Test in die Heime kommen.
In Mecklenburg-Vorpommern waren am Mittwoch 298 Corona-Infektionen registriert worden. Das ist der zweite Tag in Folge mit dem jeweiligen höchsten Tageswert für den Nordosten seit Beginn der Pandemie im Frühjahr. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich durch den hohen Tageswert deutlich, auf landesweit nunmehr 66,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
Bereits am Dienstag waren für Mecklenburg-Vorpommern verschärfte Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Infektionen erlassen worden. Danach müssen Menschen nun auch auf häufiger frequentierten Plätzen oder Straßen Mundschutz tragen.
Lehrer kritisieren erneute Kehrtwende beim Distanzlernen
Hannover (dpa/lni) - Die Ankündigung der Landesregierung, den Wechsel vom Unterricht in den Schulen zum Lernen zu Hause vor Weihnachten zu erleichtern, stößt bei Lehrervertretern auf Kritik. Torsten Neumann vom Verband Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR nannte die Regelung am Donnerstag praxisuntauglich und halbherzig. «Die Regelung wälzt die Verantwortung einseitig auf Eltern ab», sagte er. Für die Schulen bedeute das eine große Belastung, weil alle Vorüberlegungen über den Haufen geworfen worden seien und ein geordneter Unterrichtsablauf nicht mehr gewährleistet sei. «Die heutige Regelung mutet wie ein Adventskalender an, jeden Tag wird ein neues Türchen geöffnet.»
Auch die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte, die Regelung, die zu leereren Klassenräumen und damit weniger Ansteckungen mit dem Coronavirus führen soll, beschere den Schulbeschäftigten erneut doppelte Arbeit. «Das freiwillige Distanzlernen soll offenbar Versäumnisse beim Arbeits- und Gesundheitsschutz an den Schulen beheben», sagte GEW-Landeschefin Laura Pooth. Die Gewerkschaft lehnte zudem Klassenarbeiten und Klausuren in der kommenden Woche ab, wenn die Schüler dafür dann doch in die Klassenräume kommen müssten. Lediglich für Abschlussarbeiten sollten Ausnahmen möglich sein.
09.12.2020 20.30 Uhr
Laschet für «Jahreswechsel-Lockdown» - Ferien unklar - neues «Raster»
Harte Einschränkungen des öffentlichen Lebens nach Weihnachten werden immer wahrscheinlicher. Ob das eine weitere Verlängerung der Weihnachtsferien bedeutet, ist noch unklar. Dafür gibt es jetzt ein Reaktionsraster für extrem betroffene Kommunen.
Düsseldorf/Berlin (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) möchte angesichts hoher Corona-Infektionszahlen einschneidende Kontaktbeschränkungen nach den Feiertagen. «Wir brauchen nach Weihnachten einen echten Jahreswechsel-Lockdown, um uns für 2021 wieder eine Perspektive hin zu mehr Normalität zu erarbeiten», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
«Von Weihnachten bis zum Ende der Ferien im neuen Jahr kann das Land am ehesten komplett heruntergefahren und so die Ausbreitung der Pandemie effektiv gestoppt werden», warb Laschet für seinen Vorschlag. «Zugleich halten wir in diesen Wochen die Schäden für Bildungschancen von Kindern sowie für Wirtschaft und Arbeitsplätze so gering wie in keiner anderen Zeit des Jahres.»
Was das konkret für die Schulen und eventuell verlängerte Weihnachtsferien in NRW bedeutet, ließ Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zunächst offen. Nun sei abzuwarten, zu welcher Einigung die Ministerpräsidenten - möglicherweise bei einem weiteren Treffen mit der Kanzlerin am Wochenende - kämen, sagte sie im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Es müsse schnell geklärt werden, ob der 7. und 8. Januar nach den Weihnachtsferien nun normale Unterrichtstage seien oder nicht. Dass die Ferien in NRW dieses Jahr coronabedingt zwei Tage früher starten, nämlich schon am 21. Dezember, war bereits beschlossen worden.
Unverhohlen empört äußerte sich Gebauer über einen Vorstoß zum coronabedingten Aussetzen der Schulpflicht. Das von der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina vorgeschlagene Aussetzen der Schulpflicht ab dem 14. Dezember werde es mit ihr als Schulministerin nicht geben, erklärte sie.
Nach Empfehlungen der Leopoldina sollte das öffentliche Leben in ganz Deutschland vom 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar 2021 weitgehend ruhen. Laschet, der sich auch für den CDU-Vorsitz bewirbt, sagte der dpa: «Wir sind gut beraten, bereits jetzt damit zu beginnen, den Jahreswechsel-Lockdown umfassend vorzubereiten – damit er mitgetragen wird, tatsächlich Wirkung entfaltet und den Weg in ein besseres neues Jahr weisen kann.»
Auch andere Ministerpräsidenten hatten sich für härtere Maßnahmen über die Feiertage ausgesprochen. Laschet warb für eine «gemeinsame deutsche Antwort» auf die steigenden Zahlen. Alleingänge von Ländern in dieser Phase seien falsch. Wann die Ministerpräsidenten erneut mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Beratungen über mögliche Verschärfungen zusammenkommen, blieb zunächst unklar.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellte im Landtag einen Maßnahmen-Katalog für Kommunen mit besonders hohen Corona-Neuinfektionsraten vor. «Schulscharf» sollte dort auch Unterricht auf Distanz erwogen werden, sagte er im Gesundheitsausschuss. Die jüngsten Schüler und die Abschlussklassen benötigten aber weiterhin Präsenzunterricht vor Ort. Versetzter Unterrichtsbeginn sei sinnvoll.
Nach Gesprächen mit allen Städten und Kreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 habe das Ministerium unter anderem auch folgende Empfehlungen in einem «Raster» zusammengefasst: verschärfte Kontaktbeschränkungen auf maximal zwei Personen im öffentlichen Raum, erweiterte Maskenpflicht - zum Beispiel auch im Grundschulunterricht, vor Schulen oder in der Nachmittagsbetreuung.
Möglich seien auch weitere Schließungen von Kultur-, Sport- und Bildungsangeboten. Dazu könne das Aussetzen des Schulsports zählen - soweit nicht prüfungsrelevant. Die Nutzung von Spielplätzen könne auf einen Zeitraum bis 16.30 Uhr begrenzt werden, damit sich anschließend dort keine Jugendlichen treffen.
Weitere Optionen: Alkoholkonsumverbot im öffentlichen Raum sowie Personenbegrenzungen bei Trauungen und Beerdigungen. In Bussen und Bahnen sollten in stark betroffenen Kommunen keine Stehplätze mehr angeboten werden, sondern nur noch weit voneinander entfernte Sitzplätze. Dies erfordere einen Ersatzverkehr.
SPD und Grüne forderten von der schwarz-gelben Landesregierung ein Konzept, wie es für die Prüflinge und Abschlussklassen im zweiten Corona-Jahr 2021 weitergehe. Nötig sei unter anderem ein erweiterter Prüfungsaufgaben-Katalog, damit die Lehrer aus einem größeren Pool Themen schöpfen könnten, die trotz Corona-Krise überhaupt im Unterricht durchgenommen wurden. Es gebe derzeit auch keine Rechtssicherheit bei Versetzungen und Sitzenbleiben. Gebauer versicherte, es gelte das Versprechen, dass keinem Schüler Nachteile aus der Corona-Krise entstehen sollen.
Nach den jüngsten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in NRW weiter leicht an. Am Mittwoch lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz landesweit bei 147,5. Im Vergleich zum höchsten Wert im November (176) sei das aber ein Fortschritt, bilanzierte Laumann. Dennoch gelte: «Wir können die hohen Zahlen nicht über Wochen halten, sonst fliegt uns das um die Ohren.»
Der Einzelhandel warnte, ein «Jahreswechsel-Lockdown» würde die Branche schwer treffen. «Wir reden da im Non-Food-Handel pro Tag in Nordrhein-Westfalen über Umsätze zwischen 200 und 250 Millionen Euro», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW, Peter Achten, in der Radiosendung «Morgenecho» auf WDR 5.
Dagegen sprach sich der Städtetag NRW sogar für einen vollständigen Lockdown nach Weihnachten bis Anfang Januar aus. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte sollte nach Weihnachten bis zum 10. Januar 2020 flächendeckend schließen, forderte der Verband.
Etliche Schulleiter wollen auf Wechselunterricht umstellen
Der Bedarf der Schulen an Wechselbetrieb scheint groß. In den Corona- Hotspots besteht jetzt die Möglichkeit, ihn unter bestimmten Bedingungen wieder einzuführen. Bei der Lehrergewerkschaft löst vor allem ein Umstand Unmut aus.
Karlsruhe/Stuttgart/Freiburg (dpa/lsw) - Die Möglichkeit für Schulen in Corona-Hotspots ab der achten Klasse Wechselunterricht einzuführen, stößt auf reges Interesse. Nachdem die Schulleitungen am Montagabend durch das Kultusministerium über die aktualisierte Corona-Verordnung informiert worden waren, gingen bereits am Dienstagmorgen die ersten Anfragen bei den Regierungspräsidien und staatlichen Schulämtern als zuständigen Schulbehörden ein. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nur Schulen in Orten, in denen der Inzidenzwert bei über 200 liegt, kommen für den Wechselbetrieb infrage.
Die Lehrergewerkschaft GEW befürchtet ein langwieriges Genehmigungsverfahren und fordert landesweite Lösungen. Dem Philologenverband geht die Maßnahme nicht weit genug. Weiterführende Schulen müssten ab Klasse 7 sofort auf einen Wechselbetrieb von Präsenz- und Fernunterricht umschalten, bis die Inzidenz-Werte im Stadt- oder Landkreis wieder unter 50 gesunken seien. So könne die Komplettschließung von Schulen dauerhaft verhindert werden.
Im Regierungsbezirk Freiburg meldeten sich nach Angaben vom Mittwoch Schulleiter von drei Schulen in Tuttlingen und drei weiteren im Schulamtsbezirk Lörrach sowie von sieben Gymnasien.
Im Regierungsbezirk Karlsruhe zeigten bereits Leiter von mehr als zehn Schulen Interesse. Laut einer Sprecherin des Regierungspräsidiums der Fächerstadt waren dies berufliche, Real- und andere Schulen in Mannheim, Pforzheim, Nagold (Kreis Calw) und Calw. «Wir rechnen mit vermehrten Anfragen», sagte die Sprecherin. Es werde zeitnah im Einvernehmen mit Schulleitungen und den Gesundheitsämtern entschieden, ob die Schulen sich umstellen können. Dem Regierungspräsidium Stuttgart sind sechs Meldungen aus beruflichen Schulen im Stadt- und Landkreis Heilbronn bekannt. Auch ein Heilbronner Gymnasium will die Möglichkeit nutzen.
Als Voraussetzung für den Hybrid-Betrieb gilt laut aktueller Corona-Verordnung, dass die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sich in einem Hochrisikogebiet befinden; das heißt, dass die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus nach Feststellung des Landesgesundheitsamts im Durchschnitt in den vergangenen sieben Tagen bei über 200 pro 100 000 Einwohner liegt.
Als einzige Stadt im Südwesten weist Pforzheim mit 357,3 Neuinfektionen (Stand: Dienstag) einen Wert von mehr als 300 aus, gefolgt von Heilbronn mit 268,6 Infektionen; insgesamt überschreiten sieben Stadt- und Landkreise den 200er-Wert. Der Landkreis Calw ist wieder unter die 200er Marke gerutscht. Im Bereich des Regierungspräsidiums Tübingen gibt es keine Hotspots mit dieser Infektionsrate.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte, dass das Kultusministerium den Schulleitungen wieder Mehrarbeit zumute, anstatt eine klare landesweite Regelung zu treffen. «Der Coronavirus wartet nicht, bis ein langwieriges Abstimmungsverfahren zwischen überlasteten Gesundheitsämtern, der Schulverwaltung und den Schulleitungen zum Start des Wechselunterrichts abgeschlossen ist», sagte GEW-Landeschefin Monika Stein.
Beim Wechselunterricht werden die Klassen oder Lerngruppen geteilt, so dass mindestens 50 Prozent des Unterrichts im gewohnten Klassenzimmer und der Rest online stattfindet. Ziel ist es, im Präsenzunterricht einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu den und zwischen den Schülern zu gewährleisten. Es gibt einige Ausnahmen: So sind etwa Schüler, die 2021 ihren Abschluss anstreben, ausgenommen.
Kritiker des Fernunterrichts mahnen an, dass Unterricht in der Schule besser sei und die Betreuung zu Hause Eltern vor neue Probleme stellen könnte. Das Kultusministerium gibt zu bedenken, dass beim Unterricht zu Hause vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien abgehängt werden könnten. Andere sehen die Chance, dass die Zahl der Kontakte auf dem Weg zur Schule und in Bussen und Bahnen reduziert werden kann.
Bildungsminister blicken auf Corona-Situation an den Schulen
Berlin/Mainz (dpa) - Die Bildungsminister der Länder beraten in der letzten regulären Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) im Corona-Jahr 2020 noch einmal über den Umgang mit der Pandemie an den Schulen. Die in einer Videokonferenz ab Donnerstag (14.00 Uhr) tagende Runde steht zum letzten Mal unter dem Vorsitz der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Während der zweitägigen Sitzung soll die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) zur KMK-Präsidentin für das kommende Jahr gewählt werden.
Auf der Tagesordnung steht mit der Umsetzung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen KMK-Arbeit. Ursprünglich als Bildungsrat geplant, soll diese Kommission nun mit Bildungswissenschaftlern besetzt werden, die die künftige Gestaltung der Bildungspolitik der Länder mit wissenschaftlicher Expertise begleiten sollen. Außerdem wollen sich die Teilnehmer der KMK-Sitzung mit dem Bedarf der Einstellung von Lehrern bis 2020 befassen und dazu Modellrechnungen der Länder betrachten. Vor der KMK-Sitzung ist ein Treffen des KMK-Präsidiums mit der Hochschulrektorenkonferenz zur Lehrerausbildung geplant.
Rund ein Viertel an Mitteln aus Digitalpakt Schule beantragt
Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben bislang nur rund 223 Millionen Euro aus dem eine Milliarde Euro schweren Digitalpakt Schule bezogen. Rund zwei Drittel der Anträge (146 Millionen Euro) seien bereits bewilligt worden, hieß es aus dem NRW-Schulministerium am Mittwoch. Noch vor einem halben Jahr hatten die Kommunen Anträge in Höhe von 87,4 Millionen Euro gestellt.
Weil die Förderrichtlinie zu den Hilfen erst spät in Kraft getreten sei, habe NRW viel Zeit verloren, kritisierte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW, Maike Finnern. Zudem seien die Kommunen offenbar personell unterbesetzt und überfordert, die Mittel zeitnah abzurufen.
Wie das Schulministerium weiter mitteilte, seien zum Stichtag am 30. November aus dem Sofortausstattungsprogramm von den Schulträgern 136 Millionen Euro für Digitalgeräte beantragt worden. Davon seien 115 Millionen bereits genehmigt worden. Insgesamt können 178 Millionen Euro aus diesem Programm für bedürftige Schüler abgerufen werden.
Für die Ausstattung der Lehrer wurden bislang 79 Millionen von zur Verfügung stehenden 103 Millionen Euro beantragt und 72 Millionen Euro bereits bewilligt.
Bildungsverwaltung prüft: Wie lange dauern die Weihnachtsferien?
Regulär dauern die Weihnachtsferien für Berlins Schüler bis zum 4. Januar. Doch die Bildungsverwaltung möchte die Schulen gleich danach noch nicht wieder öffnen. Wie geht es dann weiter? Details sind noch in der Abstimmung.
Berlin (dpa/bb) - Wann Berlins Schulen nach Weihnachten wieder öffnen, steht noch nicht fest. Die Bildungsverwaltung überlegt, die Ferien auszuweiten und ist dazu mit den Schulleitungen im Gespräch. Einfach eine Woche Ferien mehr soll es aber nicht sein. «Wir prüfen eine unterrichtsfreie Zeit in der Woche nach den Weihnachtsferien, in der Schüler Lernmaterial und Lernangebote erhalten», teilte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch mit. «Lehrkräfte würden Kontakt halten und ansprechbar sein. Auch Kinder, deren Eltern dringenden Bedarf haben, sollen selbstverständlich betreut werden.» Nach der bisherigen Planung wäre der 4. Januar der erste reguläre Schultag im neuen Jahr.
In der Diskussion ist außerdem, den weiterführenden Schulen zu erlauben, in der Woche nach den verlängerten Ferien, freiwillig in den Hybridunterricht zu wechseln, so dass dann nur noch ein Teil des Unterrichts in der Schule stattfindet. Aus Sicht der Berliner Elternvertreter stellen sich bei diesen Themen aber noch viele Fragen.
Die Ferien schlicht zu verlängern, sei jedenfalls keine Lösung, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Schülerinnen und Schüler hätten von März bis in den Juni hinein schon deutlich weniger Unterricht gehabt. «Wir können es uns nicht leisten, auch nur fünf Tage die Schülerinnen und Schüler ohne Aufgaben zu Hause zu haben.»
Heise, der auch Mitglied im von Scheeres' initiierten Hygienebeirat ist, forderte deshalb: «Wenn es zu der Verlängerung der Ferien kommt, dann wollen wir Lockdown plus Bildung und dass es dann ganz klar Aufgaben und schulisch angeleitetes Lernen zu Hause gibt mit entsprechender Vorbereitung und Kontakthalten durch die Lehrkräfte.»
Gegen eine weitere Ferienwoche ohne jedes Lernen spricht aus Heises Sicht auch, dass dadurch das Infektionsrisiko für die Kinder steigen könnte - wenn sie in der freien Zeit mehr Kontakte zu anderen haben.
Die Überlegung, anschließend an weiterführenden Schulen eine Woche Hybridunterricht zu erlauben, sieht Heise skeptisch. «Einige Schulen machen A-B-Wochen», so der Elternvertreter - wechseln also im Wochenrhythmus zwischen Unterricht in der Schule und Lernen zu Hause. Da stelle sich die Frage, ob es nicht besser sei, mit dem Hybridunterricht gleich nach den regulären Ferien zu beginnen - und ihn zwei Wochen lang anzubieten.
Voraussetzung für den Hybriduntterricht ist in jedem Fall, dass zu Hause die nötige Technik für digitalen Unterricht vorhanden ist. Bildungssenatorin Scheeres übergab am Mittwoch am Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik in Berlin-Britz die ersten 67 von 41 610 neuen Tablets, mit denen Berliner Schülerinnen und Schüler besser durch die Corona-Pandemie kommen sollen. Die übrigen Geräte sollen in den kommenden Wochen ausgegeben werden. Sie sind für sozial benachteiligte Jugendliche gedacht und sollen ihnen das schulisch angeleitete Lernen zu Hause ermöglichen.
Vor den Sommerferien wurden zunächst 9500 Tablets an Schülerinnen und Schüler ausgegeben, die selbst über kein digitales Endgerät verfügten. Nun folgt die zweite Stufe. Zur Finanzierung bekommt Berlin aus dem Sofortausstattungsprogramm des Bundes rund 25,7 Millionen Euro. Davon könnten laut Bildungsverwaltung etwa 40 000 Geräte gekauft werden. Für die Anschaffung der weiteren 1610 Geräte werden den Angaben zufolge rund 1,4 Millionen Euro aus dem laufenden Haushalt der Bildungsverwaltung genutzt.
Emotionaler Appell von Merkel für weitere Kontaktreduzierung
Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat weitere Corona-Maßnahmen noch vor Weihnachten gefordert und in einem emotionalen Appell dazu aufgerufen, in der Pandemie-Bekämpfung auf die Wissenschaft zu hören. In der Generaldebatte im Bundestag forderte sie mit Blick auf die aktuellen Zahlen nachdrücklich, die Weihnachtsferien um weitere drei Tage auf den 16. Dezember vorzuziehen. Die Wissenschaft flehe geradezu darum, vor Weihnachten, bevor man Oma und Opa sehe, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen, sagte Merkel. «Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun», sagte Merkel.
Die Bundeskanzlerin bezeichnete die Empfehlungen der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina für Geschäftsschließungen und eine Verlängerung der Weihnachtsferien bis zum 10. Januar als richtig und verteidigte den Kurs, bei der Pandemiebekämpfung der Wissenschaft zu folgen. Europa heute stehe heute, wo es stehe, wegen der Aufklärung und dem Glauben an die Wissenschaft. «Ich habe mich in der DDR zum Physikstudium entschieden, (...) weil ich ganz sicher war, dass man vieles außer Kraft setzen kann, aber die Schwerkraft nicht, die Lichtgeschwindigkeit nicht und andere Fakten nicht, und das wird auch weiter gelten.»
08.12.2020 20.30 Uhr
Eisenmann kritisiert Leopoldina: «Nicht ganz auf der Höhe der Zeit»
Stuttgart (dpa) - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann sieht den Vorschlag der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina für eine zeitweise Aufhebung der Schulpflicht schon ab der nächsten Woche äußerst kritisch. «Denn das bedeutet nichts anderes als landesweite Schulschließungen - und noch nicht mal Fernunterricht», teilte die CDU-Politikerin am Dienstag in Stuttgart mit. «Diesen drastischen Schritt der flächendeckenden Schulschließungen wollen wir weiterhin zwingend vermeiden, weil wir aus der Zeit im Frühjahr gelernt haben.»
Stattdessen ermögliche man in Regionen mit sehr hohen Corona-Zahlen einen Wechselbetrieb zwischen Präsenz- und Fernunterricht. «Zudem sind die Zahlen der geschlossenen Schulen und Schulklassen oder Gruppen in Quarantäne nach wie vor vergleichsweise gering.» Einen landesweiten Stillstand für die Bildung wolle man unbedingt vermeiden. «Dass ausgerechnet eine wissenschaftliche Institution dies fordert, überrascht doch ein bisschen», kritisierte Eisenmann. Die Ministerin ist auch CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im März 2021.
Die Ministerin und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im März 2021 ist zwar einverstanden mit einem Lockdown nach den Weihnachtsfeiertagen, wenn die Schulen ohnehin geschlossen sind. Doch die Leopoldina liege mit ihren Vorschlägen auch manchmal daneben: «Manche Forderungen zeigen, dass die Leopoldina bei den Corona-Maßnahmen nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein scheint. Die Idee, Gruppenaktivitäten im Bereich von Sport und Kultur einzustellen, ist in Baden-Württemberg bereits seit Wochen Realität.»
Die Wissenschaftler hatten wegen der anhaltend hohen Corona-Zahlen auf eine drastische Verschärfung der Beschränkungen bereits ab kommender Woche gepocht. Die Feiertage und der Jahreswechsel sollten für einen «harten Lockdown» genutzt werden, hieß es. In einem ersten Schritt sollte die Schulpflicht vom kommenden Montag (14. Dezember) an bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben werden. Damit sei gemeint, dass die Schüler nicht mehr in die Schule kommen müssen, erläuterte eine Sprecherin der Leopoldina. Das entbinde nicht von der Pflicht, zu Hause Aufgaben zu lösen. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte dann «in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen».
Mecklenburg-Vorpommern verschärft Maßnahmen gegen Corona-Pandemie
Die Hoffnungen auf sinkende Infektionszahlen durch eingeschränkte Kontakte hat sich bislang nicht erfüllt. Statt der herbeigesehnten Lockerungen gibt es in MV nun weitergehende Schutzmaßnahmen. Der jüngste Infektionszuwachs scheint die Notwendigkeit zu bestätigen.
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern reagiert mit verschärften Schutzmaßnahmen auf die gestiegene Zahl von Corona-Infektionen. Das Kabinett beschloss am Dienstag in Schwerin, die Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen zu erweitern und Schüler ab der 7. Klasse nach den Weihnachtsferien zunächst für eine Woche per Internet zu Hause zu unterrichten. Der Ausschank von Alkohol in der Öffentlichkeit ist untersagt, für Pflegeheime gelten verstärkte Schutzvorschriften.
«Die Zahlen gehen auch in Mecklenburg-Vorpommern weiter nach oben. Wir sind jetzt auch Risikogebiet», begründete Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nach der mehrstündigen Videokonferenz die zusätzlichen Maßnahmen. Die zweite Infektionswelle drücke massiv aus südlichen Bundesländern und aus Polen auch nach Mecklenburg-Vorpommern herein. Deshalb gelte es, Kontakte, wo es nur geht, zu vermeiden.
Ob Weihnachten in den Kernfamilien mit bis zu zehn Personen gefeiert werden darf und auswärtige Familienmitglieder dann auch in Hotels übernachten können, ließ die Regierungschefin offen. Darüber werde unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens auf dem nächsten MV-Gipfel am 15. Dezember entschieden. Aktuell dürfen bis zu fünf Mitglieder einer Familie aus zwei Haushalten zusammenkommen.
Für einen scharfen Lockdown mit Ladenschließungen sehe sie derzeit für Mecklenburg-Vorpommern keine Notwendigkeit. Zwar sei auch im Nordosten die Sieben-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - über 50 gestiegen. Doch sei das Land damit weit entfernt von der Situation etwa in Sachsen mit einer Inzidenz von über 300, betonte Schwesig.
Allerdings verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern am Dienstag weitere 228 Corona-Infektionen. Das ist der höchste Tageszuwachs für den Nordosten seit Beginn der Pandemie im Frühjahr, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock am Abend bestätigte. Acht weitere Menschen seien im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Damit stieg im Land die Zahl der registrierten Todesfälle auf 86. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich deutlich, auf landesweit nunmehr 57,6 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) erneuerte angesichts der weiter steigenden Fallzahlen seinen Appell an die Bevölkerung, Disziplin bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen zu wahren. «Viele halten sich an die Vorgaben, es reichen allerdings wenige, damit das Virus sich weiter ausbreiten kann», betonte der Minister.
Wie Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) sagte, ist es bislang gelungen, für 95 Prozent der Schüler im Land den Präsenzunterricht zu sichern. Um den Vireneintrag weiterhin gering zu halten, würden Schüler der oberen Klassenstufen und der Berufsschulen für die erste Schulwoche nach den Weihnachtsferien, also vom 4. bis 8. Januar, zu Hause via Internet unterrichtet oder erhielten für diese Zeit Aufgaben.
Der Unterricht für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 solle weiterhin in der Schule stattfinden und am 4. Januar nach Ende der Ferien beginnen. Lehrer sollen dort auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßte den befristeten Distanzunterricht, beklagte erneut aber, dass längst nicht alle Schulen technisch dafür auch gerüstet seien.
Wegen der insgesamt hohen Infektionszahlen soll im gesamten Bundesland die Maskenpflicht auch auf belebte Plätze ausgeweitet werden, wie Schwesig sagte. Bewohner von Pflegeeinrichtungen dürfen nur noch von jeweils einem Angehörigen am Tag besucht werden. Um dort Infektionsherde schnell aufspüren zu können, wird es nach Angaben von Gesundheitsminister Glawe verstärkt Antigentests für Personal und Bewohner geben. Außerdem soll Alkohol nicht mehr in der Öffentlichkeit ausgeschenkt werden dürfen. Damit soll offenbar verhindert werden, dass sich an Glühwein-Theken in den Innenstädten Menschenansammlungen bilden.
Zudem wird es dem Beschluss zufolge auch in Mecklenburg-Vorpommern Ausgangsbeschränkungen geben, sobald eine Stadt oder Region 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche erreicht. Die noch Ende November von der Regierung erwogene Öffnung von Massagepraxen oder Kosmetikstudios wurde angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens verworfen.
Innenminister Torsten Renz (CDU) kündigte verstärkte Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Schutzvorkehrungen wie Maske tragen und Abstand halten an. Die Beamten würden insbesondere an den Samstagen in den Einkaufstraßen Präsenz zeigen. An der Grenze zu Polen gebe es Einreise- und Ausreisekontrollen. Einkaufsfahrten nach Polen ziehen laut Renz eine zehntägige Quarantäne nach sich. Renz appellierte an die Bevölkerung, die geltenden Kontaktbeschränkungen strikt einzuhalten. «Wenn es zu unzulässigen Menschenansammlungen kommt, dann werden die Sicherheitsbehörden handeln», betonte der Minister.
Sachsen schließt Schulen, Kitas und viele Geschäfte
Am Ende war der Druck zu groß. Zunächst wollte Sachsen noch ein paar Tage abwarten, um über weitere Einschränkungen in der Corona-Krise zu entscheiden. Doch angesichts drastischer Zahlen ist Gefahr im Verzug.
Dresden (dpa) - Sachsen fährt wegen massenhafter Corona-Infektionen das öffentliche Leben weiter herunter. Wie die Regierung am Dienstag in Dresden mitteilte, wird der bisher geltende Teil-Lockdown ab kommenden Montag verschärft. Schulen, Kitas, Horte und viele Geschäfte sollen geschlossen werden. Geöffnet bleiben sollen Lebensmittelgeschäfte und Geschäfte für den Grundbedarf. Das Virus habe eine viel stärkere Kraft als im Frühjahr, die Menschen würden die Lage aber bei Weitem nicht so ernst nehmen, wie Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte. Die Infektionen seien hier sprunghaft angestiegen.
Sachsen hatte sich in den vergangenen Tagen zum bundesweit größten Hotspot der Pandemie entwickelt. Über das Wochenende stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionsfälle um 5810 auf insgesamt 71 320. Inzwischen sind 1298 Todesfälle zu beklagen. Die Landkreise Bautzen (500,7) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (508) übersprangen nach Angaben des Robert Koch-Institutes wieder die Marke von 500 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Bundesweit hatte lediglich der Landkreis Regen in Niederbayern am Dienstag mit 578,7 einen höheren Inzidenzwert. Für ganz Sachsen wies das Robert Koch-Institut am Dienstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 319 aus, bundesweit waren es 147.
2492 Menschen befinden sich derzeit in Sachsen mit einer Covid-19-Diagnose im Krankenhaus, davon 458 auf der Intensivstation. Manche Krankenhäuser sind bereits an der Belastungsgrenze angelangt. „Die Situation in den Krankenhäusern ist nicht nur angespannt, sondern extrem gefährlich“, erläuterte Kretschmer. Mancherorts gebe es keine Intensivbetten mehr. Daher habe das Kabinett entschieden, „dass wir dieses Land zur Ruhe bringen müssen. Es ist die einzige Möglichkeit, um das Infektionsgeschehen zu stoppen.“
Kretschmer hatte die Sachsen bereits in den vergangenen Tagen auf neue Einschränkungen eingestimmt. Allerdings wollte das Kabinett mit neuen Entscheidungen noch ein paar Tage warten, um die Entwicklung weiter zu beobachten. Offenkundig war der Druck der Zahlen am Ende zu groß. Kretschmer hatte am Montag zugesagt, zunächst ein Einvernehmen mit dem Landtag, der kommunalen Ebene sowie der Wirtschaft und gesellschaftlichen Gruppen herzustellen. Den Katastrophenfall - so wie in Bayern inzwischen verkündet - sah Kretschmer indes für Sachsen nicht.
Kretschmann dringt auf scharfen Corona-Lockdown
Fünf Wochen Teil-Lockdown und was passiert? Die Zahl der Infizierten und Toten steigt und steigt. Regierungschef Kretschmann sieht nur noch einen Ausweg: erneut das gesellschaftliche Leben stilllegen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will die gefährlich anschwellende Corona-Welle mit drastischen Maßnahmen brechen - bis hin zu einem harten Lockdown nach den Weihnachtsfeiertagen. Der Grüne nannte die Lage am Dienstag «gefährlich» und verwies auf neue Rekordwerte bei Infektionszahlen und Corona-Toten im Land sowie den sogenannten R-Wert, der den dritten Tag in Folge wieder über 1 liege. «Es deutet sich an, dass das exponentielle Wachstum zurück sein könnte.» Um die Lage wieder in den Griff zu bekommen, könne es sein, «dass wir einen kurzen scharfen Lockdown machen müssen». Damit würde wie im März fast das komplette gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben stillgelegt. Die Menschen müssen sich auf strengere Ausgangsbeschränkungen und die Schließung von Läden einstellen.
Aber kein Alleingang Baden-Württembergs
Allerdings müsse eine Lockdown im Kreise der anderen Ministerpräsidenten und mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) abgestimmt werden - Kretschmann hofft auf ein Treffen in der nächsten Woche. «Es hängt einfach von den Menschen selber ab, wie stark sie sich an die Regeln halten.» Einen Alleingang Baden-Württembergs schloss Kretschmann gleichwohl aus. Als Sofortmaßnahme will die grün-schwarze Regierung den Ausschank von Glühwein unter freiem Himmel unterbinden. Man werde ein flächendeckendes Alkoholverbot in die nächste Corona-Verordnung aufnehmen, kündigte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) an. Die Kommunen sollten das schon zum 3. Advent umsetzen.
Drastische Maßnahmen für Hotspot-Regionen
Darüber hinaus soll es drastische Maßnahmen für Regionen mit extrem ausufernden Corona-Infektionszahlen geben. Man werde noch diese Woche für Regionen mit mehr als 300 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen weiter einschneidende Maßnahmen beschließen müssen. Er hoffe, dass die Maßnahmen für die extremen Hotspots Anfang nächster Woche in Kraft treten könnten. Nach den jüngsten Infektionszahlen wäre nur Pforzheim von den neuen Regeln betroffen.
Der Städtetag unterstützt die Linie der Regierung: «Die Städte und Gemeinden tragen härtere Maßnahmen nicht nur mit – sie fordern sie teilweise selbst, um die Infektionszahlen endlich wieder zu senken», teilte Vorstandsmitglied Gudrun Heute-Bluhm mit. Die Kommunen spürten die Unsicherheit der Bevölkerung und merkten, wie sich die Lage in den Krankenhäusern täglich zuspitze.
Die bisherige Hotspot-Strategie des Landes zielt ab auf Regionen mit mehr als 200 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Diese Regeln beinhalten zum Beispiel bereits schärfere Kontaktregeln und nächtliche Ausgangsbeschränkungen. An Schulen in betroffenen Stadt- und Landkreisen kann es Wechsel- und Fernunterricht in älteren Jahrgangsstufen geben.
Eisenmann für Lockdown, aber gegen Schulschließungen
Wegen der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen mehren sich bundesweit die Forderungen, das öffentliche Leben deutlich stärker als bisher einzuschränken. Die CDU-Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann ist für einen harten Lockdown nach den Feiertagen. «Wenn die schweren und tödlichen Infektionsverläufe sich so fortsetzen, scheint ein harter Lockdown unausweichlich», sagte sie der dpa. «In der Zeit vom 27. Dezember bis 10. Januar ergäbe ein radikales Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit schärferen Kontaktbeschränkungen absolut Sinn, weil Schulen und Kitas ohnehin geschlossen sind und viele Menschen Urlaub genommen haben.»
Eisenmann wandte sich aber strikt gegen den Vorschlag der Leopoldina, die Schulpflicht schon ab der nächsten Woche zeitweise aufzuheben. «Denn das bedeutet nichts anderes als landesweite Schulschließungen - und noch nicht mal Fernunterricht.» Einen landesweiten Stillstand für die Bildung wolle man unbedingt vermeiden. «Dass ausgerechnet eine wissenschaftliche Institution dies fordert, überrascht doch ein bisschen.» Manche Forderung der Leopoldina zeige, dass sie «bei den Corona-Maßnahmen nicht ganz auf der Höhe der Zeit» scheine.
Die Wissenschaftler hatten wegen der anhaltend hohen Corona-Zahlen auf eine drastische Verschärfung der Beschränkungen bereits ab kommender Woche gepocht. Die Feiertage und der Jahreswechsel sollten für einen «harten Lockdown» genutzt werden, hieß es. In einem ersten Schritt sollte die Schulpflicht vom kommenden Montag (14. Dezember) an bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben werden. Damit sei gemeint, dass die Schüler nicht mehr in die Schule kommen müssen, erläuterte eine Sprecherin der Leopoldina. Das entbinde nicht von der Pflicht, zu Hause Aufgaben zu lösen. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte dann «in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen».
Teil-Lockdown hilft kaum
Nach fünf Wochen Teil-Lockdown ist weder im Land noch im Bund ein Absinken der Zahl der Neuinfektionen in Sicht ist. Vom Ziel, die Zahl unter den Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern über sieben Tage zu drücken, ist Baden-Württemberg wie andere Länder weit entfernt. Landesweit lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei 152,1. Alle 44 Stadt- und Landkreise liegen über dem Grenzwert von 50, ab dem ein Kreis als Risikogebiet gilt. Acht davon überschreiten derzeit die kritische 200er-Marke pro 100 000 Einwohnern - darunter Pforzheim, Mannheim, Heilbronn sowie die Landkreise Calw, Tuttlingen und Lörrach.
Schärfere Kontrollen und null Toleranz für Quarantäneverweigerer
Uneinsichtige Quarantäneverweigerer sollen künftig in einem von zwei bis drei ausgewählten Krankenhäusern untergebracht werden. Nach einigem Hin und Her einigten sich Lucha und Innenminister Thomas Strobl (CDU) auf diese Lösung. Strobl kündigte zudem Schwerpunktkontrollen im ganzen Land an, ob sich die Menschen an die Auflagen halten.
Expertensignale im Streit um Wechselunterricht
Das Bildungsministerium hat Wissenschaftler um Einschätzungen zur aktuellen Corona-Situation gebeten. Nach einer Studie des Landesuntersuchungsamts ist die Infektionsgefahr für Jugendliche zu Hause höher als in der Schule.
Mainz (dpa/lrs) - Nach einem Expertengespräch mit mehreren Corona-Experten hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium die Überzeugung bekräftigt, dass Schulen keine Treiber der Pandemie sind. Daher sei «möglichst viel Präsenzunterricht» bei gleichzeitigem Gesundheitsschutz das Ziel, erklärte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Wo es das Infektionsgeschehen erfordere, «gehen wir in einen Wechselbetrieb, der täglich oder wöchentlich vollzogen wird».
Die CDU-Fraktion und der Philologenverband sahen sich nach der Expertenrunde am Montagabend jedoch in ihrer Forderung nach mehr Wechselunterricht bestätigt. Beide verwiesen auf den Leipziger Forscher Markus Scholz vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie. Demnach sei die Altersgruppe der bis zu 15-Jährigen in der jüngsten Welle der Pandemie «viel stärker betroffen» gewesen als im Frühjahr, erklärte die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz. «Wir haben keine andere Wahl als Wechselunterricht», wenn vollständige Schulschließungen vermieden werden sollten.
In der Videokonferenz mit dem Landeselternbeirat und Lehrerorganisationen präsentierte das Landesuntersuchungsamt die Ergebnisse einer bereits im November vorgestellten Studie, wonach die Infektionsgefahr für Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz zu Hause weitaus höher als in Kitas und Schulen ist. Der Studie zufolge liegt die Ansteckungsgefahr in Schulen und Kitas in Rheinland-Pfalz bei weniger als einem Prozent, im häuslichen Kontext dagegen bei rund 19 Prozent.
Die Studie «Secondary Attack Rate in Schools Surveillance» wurde am Institut für Hygiene und Infektionsschutz (IHIS) Landau des Landesuntersuchungsamts unter Leitung von Philipp Zanger erstellt. Auch der Virologe Alexander Kekulé aus Halle erklärte laut Ministerium in dem Gespräch, Übertragungen fänden bei Jugendlichen eher im privaten als im schulischen Umfeld mit seinen Hygienemaßnahmen statt. Die in Schulen praktizierten Schutzmaßnahmen zeigten Wirkung. Ein Wechselbetrieb von Unterricht im Klassenraum und daheim sei insbesondere ab den oberen Klassenstufen in Betracht zu ziehen.
Die Mehrheit der Experten sei sich einig gewesen, dass das Tragen der Maske sowie die Einhaltung der Hygiene- und Lüftungsregeln von zentraler Bedeutung seien, erklärte Hubig. «Schulen und Kitas sind nicht nur Orte des Lernens, sondern auch des Lebens und damit unglaublich wichtig für unsere Kinder, unsere Jugendlichen und ihre Familien.»
Zahl geschlossener Schulen in Deutschland leicht gesunken
Berlin (dpa) - Sachsen ist das erste Bundesland, das in der zweiten Corona-Welle flächendeckende Schulschließungen angekündigt hat. Vor diesem ab kommenden Montag geplanten drastischen Schritt ist die Zahl der Corona-bedingt geschlossenen Schulen in Deutschland zunächst leicht gesunken. Nach aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) waren in der vergangenen Woche 109 Schulen in Deutschland ohne Präsenzunterricht. Das waren 48 weniger als in der Vorwoche. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 32 000 allgemeinbildende Schulen und rund 9000 Berufsschulen.
Deutlich mehr Schulen meldeten allerdings eingeschränkten Präsenzbetrieb. Nach der am Dienstag veröffentlichten KMK-Statistik waren an 4389 von rund 25 000 Schulen, zu denen entsprechende Daten vorlagen, einzelne Klassen oder Lerngruppen im sogenannten Distanzunterricht, also zu Hause. In der Vorwoche waren es 3712 Schulen.
Die KMK veröffentlicht diese Zahlen seit kurzem einmal wöchentlich, indem verfügbare Daten aus den Bundesländern zusammengetragen werden. Sie können allerdings nur einen groben Überblick geben und sind nur begrenzt von Woche zu Woche vergleichbar. Nicht alle Länder übermitteln in allen abgefragten Bereichen Zahlen, und die Grundmengen der Schulen, Schüler und Lehrer, zu denen Daten übermittelt werden, variieren.
Nachweislich mit Corona infiziert waren den Daten zufolge in der vergangenen Woche 19 202 Schülerinnen und Schüler (Vorwoche: 18 240). Insgesamt gibt es rund 11 Millionen Schüler in Deutschland. Bei rund 890 000 Lehrkräften, zu denen eine Meldung aus den Ländern vorlag, wurden 3533 Corona-Fälle gezählt (Vorwoche: 2831 von knapp 805 000). Darüber hinaus waren 213 887 Schüler und 13 504 Lehrer in Quarantäne. (Vorwoche: 210 637 Schüler und 12 891 Lehrer).
Leopoldina rät zu «hartem Lockdown» über Jahreswechsel
Seit Anfang November gelten wieder zahlreiche Beschränkungen im Kampf gegen Corona - doch die erhoffte Entspannung der Lage bleibt bisher aus. Wissenschaftler empfehlen jetzt einen massiveren Einschnitt.
Berlin (dpa) - Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen fordert die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina eine drastische Verschärfung der Corona-Beschränkungen bereits ab kommender Woche. Die Feiertage und der Jahreswechsel sollten für einen «harten Lockdown» genutzt werden, um die deutlich zu hohen Neuinfektionen schnell zu verringern, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. In einem ersten Schritt sollte die Schulpflicht ab kommendem Montag (14. Dezember) bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben werden. Damit sei gemeint, dass die Schüler nicht mehr in die Schule kommen müssen, erläuterte eine Sprecherin der Leopoldina. Das entbinde nicht von der Pflicht, zu Hause Aufgaben zu lösen. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte dann «in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen».
In einem solchen «harten Lockdown» sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen notwendigen Waren schließen. Homeoffice müsse, wo möglich, die Regel sein. Soziale Kontakte seien auf einen sehr eng begrenzten Kreis zu reduzieren. Die Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und ein eingeschränkter Betrieb in Firmen und Behörden böten nun die Chance, in der Pandemie-Eindämmung ein großes Stück voranzukommen. Zwar erhöhten sich so kurzfristig Wertschöpfungsverluste. «Aber zugleich verkürzt sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit gesunken sind, dass Lockerungen möglich sind», erläutern die Wissenschaftler.
Trotz der Schließung zahlreicher Einrichtungen in einem Teil-Lockdown seit Anfang November bleiben die Zahlen auf hohem Niveau, in den letzten Tagen auch wieder mit eher steigender Tendenz. Die Gesundheitsämter meldeten 14 054 neue Fälle binnen 24 Stunden, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstagmorgen bekanntgab. Am vorigen Dienstag waren es 13 604, den bisher höchsten Tageswert gab es am 20. November mit 23 648. Binnen eines Tages wurden nun 423 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus gemeldet - eine Woche zuvor waren es 388 gewesen.
Beim Infektionsgeschehen gibt es in den Ländern jedoch weiter große Unterschiede. Mit 319 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen hat Sachsen mit Abstand den höchsten Wert, gefolgt von Thüringen (183) und Bayern (177). Die niedrigsten Werte haben demnach Mecklenburg-Vorpommern (52), Schleswig-Holstein (54) und Niedersachsen (76). Für ganz Deutschland gab das RKI nun einen neuen Höchstwert von 147 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen an. Zu Beginn des Teil-Lockdowns waren es um die 120 gewesen. Bund und Länder wollen erreichen, dass es weniger als 50 werden - so sollen Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen können.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag in einer Videositzung der Unionsfraktion nach Teilnehmerangaben betont, man komme mit den bisherigen Maßnahmen nicht von den hohen Infektionszahlen herunter. Bund und Länder hatten zuletzt beschlossen, den Teil-Lockdown bis 10. Januar zu verlängern - mit zwischenzeitlich möglicher Lockerung von Kontaktbeschränkungen vom 23. Dezember bis 1. Januar. Ob Merkel und die Ministerpräsidenten vor Weihnachten noch einmal direkt über die Lage und mögliche neue Maßnahmen beraten, ist unklar. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rechnet damit noch für diese Woche, wie er dem RBB-Inforadio sagte. Bisher ist das nächste Gespräch in diesem Rahmen für den 4. Januar geplant.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bekräftigte in der «Rheinischen Post» (Dienstag): «Wir sollten die Schulen vier Wochen in die Weihnachtsferien schicken, das heißt idealerweise schon innerhalb der nächsten Woche und dann bis einschließlich der ersten Januarwoche.» Zudem sollte der Einzelhandel nach Weihnachten für zwei Wochen schließen. «Wir sollten diese Maßnahmen noch in dieser Woche beschließen, die Zahl der Infektionen ist einfach zu hoch.»
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann pocht auf drastischere Einschränkungen. So könne man nicht weitermachen, «ein scharfer Lockdown nach den Weihnachtstagen rückt näher», sagte der Grünen-Politiker bei einer Kabinettssitzung, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Woidke hingegen sagte weiter: «Mir fehlt momentan keine Möglichkeit, die ich brauche von der Bundesregierung, um weiter agieren zu können.» Den Ruf nach neuen bundesweiten Regeln in der Corona-Krise halte er für nicht «ganz nachvollziehbar».
Die Leopoldina empfiehlt mit Blick auf einen Wiederbeginn der Schulen ab dem 10. Januar, für alle Jahrgangsstufen Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend zu machen. Zudem sollten ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht - also mit Präsenz in der Klasse und digital - in weiterführenden Schulen entwickelt werden, die ab einem bestimmten Infektionswert greifen sollten. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig aus Rheinland-Pfalz, sieht Schulschließungen in großem Umfang weiterhin grundsätzlich skeptisch. Zuerst müsse darüber diskutiert werden, wie man sich über Weihnachten und Silvester verhalte. Es sollte «nicht wieder als erstes» daran gedacht werden, Schülerinnen und Schüler möglichst zu Hause zu lassen, sagte die SPD-Politikerin auf Anfrage.
Ministerium: Keine Schulaufgaben bei Wechsel- oder Distanzunterricht
Für Schüler ab Klassenstufe acht aufwärts ändert sich das Schulleben nun deutlich, es gibt bis Weihnachten nur noch Wechsel- oder Distanzunterricht. Nun ist klar: Auch alle Klausuren entfallen.
München (dpa/lby) - In Schulklassen, die sich wegen Corona im Wechsel- oder Distanzunterricht befinden, werden vor Weihnachten keine Schulaufgaben, Kurzarbeiten oder ähnliches mehr geschrieben. Das teilte das Kultusministerium am Dienstag in München mit. Dies gilt somit unter anderem ab Klassenstufe acht aufwärts - mit Ausnahme der jeweils letzten Jahrgangsstufen der jeweiligen Schularten.
«Schriftliche Leistungsnachweise» könnten in den betreffenden Klassen beziehungsweise Kursen bis Weihnachten nicht stattfinden. Details zu gegebenenfalls notwendigen Nachhol- oder Härtefallregelungen würden derzeit erarbeitet. Mündliche Leistungsnachweise bleiben möglich. Neu ist zudem: An allen Schulen entfällt der praktische Sportunterricht.
Das Kabinett hatte am Sonntag neuerlich Verschärfungen der Anti-Corona-Maßnahmen insbesondere an den Schulen beschlossen, die an diesem Mittwoch in Kraft treten. Demnach bleiben die Klassen eins bis sieben sowie alle Klassen an Förderschulen vollständig im Präsenzunterricht. Ab Klassenstufe acht wird mindestens auf einen Wechselbetrieb von Präsenz- und Distanzunterricht umgestellt. In Landkreisen und kreisfreien Städten mit mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche wird sogar vollständig auf Distanzunterricht umgestellt. Ausnahmen sind jeweils die letzten Jahrgangsstufen der jeweiligen Schularten.
Alle beruflichen Schulen - mit Ausnahme der FOS/BOS und der Wirtschaftsschule - stellen komplett auf Distanzunterricht um.
«Der Schulbetrieb reagiert flexibel auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Von diesen Mittwoch an gingen rund 40 Prozent der Schüler in Bayern in den Wechselunterricht oder in den Distanzunterricht.
Angesichts der unverändert hohen Corona-Zahlen entfällt zudem voraussichtlich bis Weihnachten an allen bayerischen Schulen der praktische Sportunterricht. Lediglich «sporttheoretische Inhalte» sollen weiterhin unterrichtet werden können. Und auch in den 11. und 12. Klassen an Gymnasien bleibt Sport unter Auflagen möglich.
«Die Pandemie stellt die Schulfamilie vor die große Herausforderung, Gesundheitsschutz und gute Bildungschancen für alle zu gewährleisten», sagte Piazolo. Er sicherte aber zu: «Wir werden für faire Rahmenbedingungen für alle Schülerinnen und Schüler sorgen.»
Merkels Tipps für kalte Klassenräume: Kniebeuge und Klatschen
Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Schülern Tipps gegeben, wie sie sich in der Corona-Krise auch in gut durchlüfteten Klassenzimmern warm halten können. «Vielleicht macht man auch mal eine kleine Kniebeuge oder klatscht in die Hände», sagte Merkel im Interview mit dem Radiosender «Radyo Metropol FM» (Online). Das solle zwar jeder für sich entscheiden. «Nur wenn einem kalt ist, hilft es ja manchmal.» Außerdem müssten sich Schüler eventuell etwas Wärmeres zum Anziehen mitbringen.
Die Bundeskanzlerin betonte erneut, wie wichtig das Lüften in Klassenräumen sei, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Luftfilter seien zwar auch gut. Die meisten funktionierten aber auch nur richtig, wenn ausreichend gelüftet werde. «Sonst gibt es die Gefahr, dass man einfach nur die Luft herumwälzt. Davon wird die (Luft) aber noch nicht wieder frisch», so Merkel weiter.
Statistik: Digitales Lernen steigt - Unterschiede bei Ausstattung
Das digitale Lernen ist im ersten Quartal 2020 stark gewachsen, kein Wunder in Zeiten von Corona. Eine wichtige Voraussetzung bildet jedoch die technische Ausstattung - und die ist nicht überall gleich.
Wiesbaden (dpa) - Homeschooling statt Präsenzunterricht, Lernsoftware statt Bücher: Das digitale Lernen hat coronabedingt einen kräftigen Schub bekommen. Laut Statistik kommunizierten im ersten Quartal diesen Jahres 59 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 15 Jahren mit Lehrern oder Mitschülern über digitale Lernplattformen oder ähnliche Portale. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es nur acht Prozent.
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag weiter mitteilte, verdoppelte sich der Anteil bei den Schülern und Studierenden ab 16 Jahren auf 72 Prozent (1. Quartal 2019: 35 Prozent). Aufgrund der Corona-Pandemie wurden am 16. März in den meisten Bundesländern die Schulen wochenlang geschlossen.
Auch die Nutzung digitaler Lernmaterialien stieg erwartungsgemäß deutlich an. So verwendeten 64 Prozent der 10- bis 15-Jährigen beispielsweise audiovisuelle Medien, Online-Lernsoftware und elektronische Lehrbücher. Das waren doppelt so viele wie im ersten Quartal 2019. Bei den älteren Schülern und den Studierenden kletterte der Anteil von 54 Prozent auf 70 Prozent.
Die Ausstattung für das digitale Lernen in den Familien hängt laut den Statistikern deutlich vom Einkommen ab. Demnach besaß zum Jahresbeginn fast die Hälfte der Haushalte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren und einem Nettoeinkommen unter 2000 Euro kein Tablet. Bei Einkommen von monatlich 5000 bis etwa 18 000 Euro waren es dagegen nur 14 Prozent. Bei den Familien mit besonders geringen Einkommen hatten 18 Prozent kein Laptop oder Notebook, bei den Haushalten mit hohem Einkommen lag der Anteil lediglich bei sechs Prozent.
Da sich Schule, Leben und Arbeit für viele Familienmitglieder in die eigenen vier Wände verlagert hat, spielt auch die Anzahl der Computer pro Haushalt eine Rolle - egal ob stationär oder mobil als Laptop oder Tablet. Rein rechnerisch verfügten die Familien im bundesweiten Schnitt über 3,2 Computer. Bei den Gutverdienern waren es durchschnittlich 4,1, bei den Haushalten mit geringen Einkommen dagegen 2,2 Geräte.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Schuljahr 2019/2020 bundesweit 10,9 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterrichtet. In den vergangenen Wochen und Monaten war wiederholt eine Zögerlichkeit bei der Schuldigitalisierung kritisiert worden.
KMK-Präsidentin: Nicht als erstes daran denken, Schulen zu schließen
Berlin (dpa) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig sieht Schulschließungen in großem Umfang weiterhin skeptisch. In allererster Weise müsse darüber diskutiert werden, wie man sich über Weihnachten und Silvester verhalte und «nicht wieder als erstes» daran gedacht werden, Schulen zu schließen oder Schülerinnen und Schüler möglichst zu Hause zu lassen, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag auf Nachfrage.
Da wo es notwendig sei, müsse man in den Wechselunterricht gehen, das mache man auch, sagte Hubig. Präsenzunterricht sei aus Sicht der Bildungsministerinnen und Bildungsminister wichtig. Der Infektions- und Gesundheitsschutz müsse mitberücksichtigt werden. Die Zahlen deuteten nicht darauf hin, dass es starke Übertragungen in Schulen gebe. «Die Schulen sind nicht die Hotspots und nicht die Treiber der Pandemie», so die KMK-Präsidentin.
Hubig wollte sich nicht direkt zu den neuesten Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina äußern. Diese müsse sie sich zunächst genau ansehen. Die Wissenschaftler hatten angesichts anhaltend hoher Corona-Ansteckungszahlen gefordert, die Schulpflicht ab nächster Woche bis zu den Weihnachtsferien aufzuheben. Das würde bedeuten, dass Eltern selbst entscheiden könnten, ob ihre Kinder zur Schule gehen. Dieses Angebot gab es auch im Frühjahr schon in einigen Bundesländern, bevor die Schulen schließlich ganz geschlossen wurden.
Lauterbach: Schulen vier Wochen in die Weihnachtsferien schicken
Berlin (dpa) - Mit Blick auf die anhaltend hohe Zahl an Corona-Neuinfektionen hat der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach seine Forderung nach vier Wochen Weihnachtsferien erneuert. «Wir müssen rasch handeln, die Lage ist ernst», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post» (Dienstag). «Wir sollten die Schulen vier Wochen in die Weihnachtsferien schicken, das heißt idealerweise schon innerhalb der nächsten Woche und dann bis einschließlich der ersten Januarwoche.»
Für den Handel forderte er erneut: «Der Einzelhandel sollte nach Weihnachten für zwei Wochen in einen harten Lockdown gehen, also geschlossen werden. Zu Silvester darf es beim Kontaktverbot keine Lockerungen geben.» Lauterbach ergänzte: «Wir sollten diese Maßnahmen noch in dieser Woche beschließen, die Zahl der Infektionen ist einfach zu hoch.»
Die Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 14 054 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet, wie aus Zahlen des RKI vom Dienstagmorgen hervorgeht. Am Diesntag zuvor waren es 13 604.
07.12.2020 16.30 Uhr
Gericht: Grundschüler ohne Masken vom Schulbesuch ausschließen
Münster (dpa/lnw) - Eine Grundschule in Coesfeld hat nach einer Gerichtsentscheidung Schüler zu Recht vom Unterricht ausgeschlossen, die sich geweigert haben, in der Corona-Pandemie eine Maske zu tragen. Laut Mitteilung des Verwaltungsgerichts Münster vom Montag hatten die Schüler zwar mehrere ärztliche Atteste vorgelegt, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für sie aus medizinischer Sicht nicht zuzumuten sei. Nach Ansicht der Richter aber erfüllten die vorgelegten Atteste nicht die Mindestanforderungen. Sie lehnten die Eilanträge gegen den Ausschluss vom Schulbesuch ab. Das Land regelt in der Corona-Betreuungsverordnung, dass Maskenverweigerer vom Unterricht auszuschließen sind. Gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts ist Beschwerde am Oberverwaltungsgericht möglich (Az.: 5 L 1019/20, nicht rechtskräftiger Beschluss).
Zuletzt hatte das OVG für das Land Nordrhein-Westfalen entschieden, dass für eine Entscheidung über die Befreiung von der Maskenpflicht ein aktuelles ärztliches Attest mit konkreten und nachvollziehbaren Gründen vorgelegt werden muss. Vorerkrankungen müssen ebenfalls im Detail aufgezeigt werden, außerdem die Grundlage der ärztlichen Entscheidung.
NRW bleibt bei Präsenzunterricht - trotz Bayern-Vorstoß
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalen lehnt einen flächendeckenden Wechselunterricht in den Schulen zur Corona-Eindämmung auch weiterhin ab. Einen Weg, wie ihn gerade Bayern mit einer deutlichen Einschränkung des Präsenzunterrichts für ältere Schüler beschlossen hat, zeichnete sich für NRW auch am Montag nach wie vor nicht ab. Das Infektionsgeschehen mache sich zwar auch an Schulen in NRW bemerkbar, die Entwicklung sei aber «erkennbar positiv», hieß es aus dem Schulministerium in Düsseldorf.
Anfang Dezember nahmen demnach 96,5 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht teil. Ebenfalls zum Stichtag am 2. Dezember waren landesweit nur sechs Schulen vollständig geschlossen. An 84,3 Prozent der Einrichtungen findet regulärer Präsenzunterricht für alle Klassen statt - eine Woche zuvor waren es laut Ministerium 81,3 Prozent. Und an 15,6 Prozent der Schulen befinden sich einige Schüler oder Lerngruppen in Quarantäne.
Bayern will ab Mittwoch von Klassenstufe acht an die Klassen überall teilen und in den Wechselunterricht schicken. In Hotspots ab einer Inzidenz von 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche sollen die Schüler ab der achten Klasse komplett in den Distanzunterricht wechseln.
Für solche Hotspots in NRW gilt laut Düsseldorfer Schulministerium: Die Landesregierung werde mit den Kommunen «ein möglichst zielgerichtetes Vorgehen» vereinbaren. Man werde über die Möglichkeiten zur Einrichtung von Distanzunterricht in einzelnen Schulen reden und über «etwaige weitere Maßnahmen». Das Schulministerium sei dazu in engem Austausch mit dem Gesundheitsressort.
Das Recht auf Bildung für alle Schüler müsse sichergestellt werden, hieß es. Das gehe am besten mit möglichst viel Präsenzunterricht, hatte das Schulministerium schon seit Wochen immer wieder betont. Einen stadtweiten Wechselunterricht, wie ihn Solingen plante, hatte das Ministerium untersagt.
Nur 1,8 Prozent der Lehrkräfte sind derzeit in Quarantäne, und bei 0,4 Prozent wurde eine Corona-Infektion bestätigt. Unter den Schülern gilt für 2,5 Prozent aktuell eine Quarantäne, bei rund 0,19 Prozent ist eine Infektion bestätigt.
Neuer Hygieneplan für Schulen mit Bestimmungen zum Maskentragen
Mainz (dpa/lrs) - Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat den Hygieneplan für die Schulen erneuert und auch die Empfehlungen zum Verhalten bei Erkältungssymptomen neu gefasst. Im Hygienepapier wurden detaillierte Hinweise zum Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung aufgenommen, wie eine Sprecherin zum Wochenbeginn erläuterte. Außerdem enthält der Plan Empfehlungen zum Sport- und Musikunterricht.
Für den Schulbetrieb geeignet sind demnach Mund-Nasen-Bedeckungen, «die als textile Barriere aus handelsüblichen Stoffen Mund und Nase vollständig bedecken und sowohl an Nase, Wangen und Kinn eng anliegen». Nur ergänzend zugelassen sind Gesichtsvisiere aus Kunststoff, da sie keine Filterwirkung bieten. Zu FFP2-Masken wird empfohlen, diese «allenfalls temporär in besonderen Situationen» zu tragen, etwa bei Erster Hilfe. Damit Lehrkräfte in Bedarfsfällen darauf zurückgreifen können, wurden den Schulen FFP2-Masken zur Verfügung.
Sportunterricht kann im Freien weiterhin regulär ohne Maske, aber mit Abstand stattfinden. In Innenräumen ist sporttheoretischer Unterricht mit Maske möglich. Praktischer Musikunterricht ist möglich - aber nur, wenn dabei eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden kann. Singen und das Musizieren mit Blasinstrumenten sollten daher nicht unterrichtet werden.
In dem auch für Kitas gedachten «Schnupfenpapier» heißt es nun, dass Kinder mit einem Schnupfen mindestens 24 Stunden zu Hause behalten werden sollen. Wenn es ausschließlich bei der triefenden Nase bleibt und keine weiteren Symptome hinzukommen, kann das Kind die Einrichtung auch wieder besuchen.
Gewerkschaft GEW verlangt «Winterfahrplan» für Berliner Schulen
Ist an den Schulen angesichts der Corona-Pandemie weiterhin Unterrichten wie gewohnt möglich? Die GEW fordert deutlich mehr geteilte Klassen noch vor Weihnachten - und nicht nur dann.
Berlin (dpa/bb) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat von Bildungssenatorin Sandra Scheeres einen «Winterfahrplan» für die Berliner Schulen verlangt. «Die anhaltend hohen Inzidenzwerte in allen Berliner Bezirken erfordern ein entschiedenes Handeln», teilte der Vorsitzende der GEW Berlin, Tom Erdmann, am Montag mit. Ein Regelbetrieb sei an vielen Schulstandorten nicht mehr möglich.
Die GEW forderte daher, dass alle weiterführenden Schulen noch im Dezember in allen Jahrgängen auf das Wechselmodell umstellen können - und zwar unabhänig von den aktuellen Infektionszahlen. Außerdem müsse in den ersten beiden Wochen nach den Weihnachtsferien in allen Schulen mit Sekundarstufe der Unterricht im Wechselmodell organisiert werden. Nur so sei das Abstandgebot einzuhalten.
An Grundschulen sind nach Ansicht der GEW klare Vorgaben erforderlich, nur wenige Lehrkräfte in einer Lerngruppe einzusetzen und die Zahl der Unterrichtsstunden zu verringern, um den Schulen Möglichkeiten für eine Verkleinerung der Lerngruppen zu geben.
Der Senat müsse außerdem Mund-Nasen-Schutz für alle Schülerinnen und Schüler sowie FFP2-Masken für das gesamte Schulpersonal zur Verfügung stellen, forderte die GEW. Klassen- und Gruppenräume, Mensen und Sporthallen seien mit Raumluftfilteranlagen in ausreichendeR Anzahl auszustatten - vor allem, wenn kein Stoßlüften möglich sei.
Erdmann warf dem Senat am Montag in einem Gastbeitrag bei «t-online» vor, einen «schleichenden Lockdown» an den Schulen zu riskieren. «Was macht die Politik? Sie verordnet Stoßlüften und achtstündige Maskenpflicht in den Schulen ohne Atempausen», sagte er. «Dabei wissen wir, dass zu viele Schulen noch immer in einem erbärmlichen Zustand sind und die Fenster mit vier Schrauben an vier Ecken im Rahmen verankert sind. Instandsetzungsoffensive? Fehlanzeige!»
Aus Sicht der GEW reagiert die Politik in vielem zu langsam und zu unentschlossen: «Erst in diesem November, Monate nach Schuljahresstart und mit den höchsten Infektionszahlen seit Beginn der Corona-Pandemie, haben die ersten Bundesländer FFP2-Schutzmasken an die Schulbeschäftigten ausgeteilt», kritisierte der GEW-Vorsitzende. «In Berlin gut zwei Stück pro Person. Einmalig.»
Gewerkschaft verschärft Ton bei Forderung nach Wechselunterricht
Die Lehrergewerkschaft will wegen der Corona-Pandemie flächendeckenden Wechselunterricht. Das lehnt das Ministerium am. Die Fronten sind verhärtet.
Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - In der Debatte um die coronabedingte Einführung von Wechselunterricht an hessischen Schulen hat die Lehrergewerkschaft GEW den Ton verschärft. Die Vorsitzende Maike Wiedwald warf Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Montag Politikversagen vor. Er lehne das angesichts der Pandemie von der Gewerkschaft geforderte flächendeckende Wechselmodell zwischen Präsenz- und Distanzunterricht aus ideologischen Gründen ab, heißt es in einer Mitteilung.
Ein Sprecher des Ministeriums wies die Kritik zurück. Man verweigere sich nicht dem Modell. «Als Land sehen wir aber keinen Anlass, grundsätzlich alle Schüler ab der 7. Jahrgangsstufe in den Wechselunterricht zu schicken», sagte er. Dort, wo es die Infektionszahlen erforderten, könne er jederzeit von den Behörden vor Ort angewiesen werden.
Laut GEW fußen die bisherigen Entscheidungen des Ministeriums jedoch auf einer alten Datengrundlage. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz für die 11- bis 17-Jährigen liege aktuell «im Durchschnitt um einen Wert von gut 100 über dem jeweiligen Inzidenzwert», sagte die Ko-Vorsitzende Birgit Koch.
«Angesichts solcher Zahlen sollte die Landesregierung endlich den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts folgen und ab einem Inzidenzwert von 50 in den Wechselunterricht gehen.» Die Inzidenz beziffert die Zahl der Corona-Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen.
Die GEW hatte Lorz Anfang Dezember eine Petition mit 12 000 überwiegend digitalen Unterschriften zukommen lassen, in der sie flächendeckend Wechselunterricht und ein «praxistaugliches Konzept» für den Schulunterricht unter Corona-Bedingungen fordert.
Bei Corona-Tests an vier Schulen zwölf Infektionen entdeckt
Bremen (dpa/lni) - Bei Reihentests an vier Bremer Schulen sind an allen Corona-Infektionen entdeckt worden. Insgesamt waren zwölf von 1359 Proben positiv, wie das Bildungsressort am Montag mitteilte. Das ist eine Quote von knapp einem Prozent. Betroffen waren Schülerinnen und Schüler, beim Personal wurden keine Ansteckungen festgestellt. Mit den freiwilligen Tests für Schüler, Lehrkräfte und pädagogisches Personal wollte sich das Bildungsressort einen besseren Überblick über das Infektionsgeschehen verschaffen. Getestet wurde an zwei Grundschulen, einer Oberschule und an einem Gymnasium.
An der einen Grundschule wurden unter 202 Proben zwei Corona-Infektionen entdeckt, an der anderen Grundschule gab es bei 140 Tests ein positives Ergebnis. An der beteiligten Oberschule wurden nach 404 Proben drei Infektionen erkannt, an dem Gymnasium förderten 613 Corona-Tests sechs positive Ergebnisse zutage.
Kretschmann: «Haben die Ferien nicht für die Lehrer gemacht»
Konstanz (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Kritik von Lehrerverbänden an der ausbleibenden Verlängerung der Weihnachtsferien deutlich zurückgewiesen. «Wir haben die Ferien nicht für die Lehrer gemacht, damit die jetzt zwei zusätzliche Ferientage haben», sagte Kretschmann dem «Südkurier» (Montag). «Denen ist nichts Schlimmes passiert.» Dass das schwierig sei, bestreite niemand. «Aber die Pandemie ist schwierig. Sie ist für alle schwierig», betonte der Regierungschef.
Kretschmann verteidige das Rückrudern der grün-schwarzen Landesregierung, den Ferienbeginn nun doch nicht vorzuziehen, wie Bund und Länder das eigentlich beschlossen hatten. Man müsse nämlich eine Betreuung organisieren für Kinder der Menschen, die unbedingt arbeiten müssten - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) habe jedoch eine Betreuung durch Lehrer nicht gewollt. Lehrerverbände hatten das Vorgehen der Landesregierung scharf kritisiert.
Gesundheitsminister für Wechselunterricht
Baden-Baden (dpa/lsw) - Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) will Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) von der Notwendigkeit von Wechsel- beziehungsweise Fernunterricht in älteren Jahrgangsstufen überzeugen. «Das erscheint mir jetzt ein probates Mittel», sagte er am Montag im Radioprogramm «SWR Aktuell». Um die Zahl der Corona-Neuinfektionen zu reduzieren, sei es wichtig, Kontakte zu beschränken. Mit dem sogenannten Wechselunterricht, bei dem zum Beispiel Klassen halbiert und abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet werden, könnten auch Kontakte auf dem Weg zur Schule und in Bussen und Bahnen eingegrenzt werden, sagte Lucha. Daher wolle er Eisenmann «dingend bitten, jetzt auf diesen Kurs einzuschwenken».
Das Kultusministerium teilte mit, dass es auch in sogenannten Corona-Hotspots nicht automatisch Wechselunterricht geben solle. «Entscheidend ist, ob das Infektionsgeschehen den Schulbetrieb tatsächlich beeinträchtigt.» Das Haus von Ministerin Eisenmann habe dem Staats- und dem Sozialministerium einen Vorschlag gemacht, wonach ab 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen «sowie weitere(n) Voraussetzungen» zum Beispiel Schüler ab der Jahrgangsstufe 8 in den Wechselunterricht gehen könnten. Eine Entscheidung zu den Details stehe unmittelbar bevor, hieß es.
Das Thema wird seit Wochen in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern diskutiert. Lehrerverbände wie der Philologenverband Baden-Württemberg haben sich dafür ausgesprochen. Kritiker mahnen an, dass Unterricht in der Schule besser sei und die Betreuung zu Hause ansonsten Eltern vor neue Probleme stellen könnte.
«Die Erfahrungen aus der ersten Jahreshälfte haben bundesweit gezeigt, dass sich im Fern- und Wechselunterricht, insbesondere für Kinder aus sozial schwächeren Familien, dem Bildungsauftrag nicht auf die gleiche Weise gerecht werden lässt, wie im Präsenzunterricht», hieß es aus dem Kultusministerium. «Zudem ist ein Präsenzunterricht ein wichtiger Faktor für Struktur im Leben der Kinder und Jugendlichen und in vielen Fällen auch beim Thema Kindeswohl.» Auch Lucha räumte ein, dass Präsenzunterricht wichtig sei. Aber bei älteren Schülern erscheine ihm Wechselunterricht jetzt angesichts der Lage mit weiter steigenden Infektionszahlen vertretbar, sagte er.
06.12.2020 16.44 Uhr
Linke fordert weniger Klassenarbeiten wegen Corona
Schwerin (dpa/mv) - Die Linke im Schweriner Landtag hat eine weitere Reduzierung der Zahl der Klassenarbeiten und schriftlichen Tests in den Schulen während der Corona-Pandemie gefordert. Der Zensurendruck sei hoch und das führe zu Ungerechtigkeiten, erklärte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg am Sonntag.
Der Druck rühre daher, dass die Lehrer aufgrund ständig drohender Teil-Schulschließungen aufgrund von Infektionen und Quarantäne versuchten, schnell so viele Noten wie möglich zu sammeln, um am Ende des Schuljahres die erforderliche Mindestzahl erfüllt zu haben. Damit steige der Leistungsdruck auf die Schüler, die ohnehin mit den Corona-Auswirkungen zu kämpfen hätten.
Das Bildungsministerium hat bereits die Zahl der Klassenarbeiten und schriftlichen Tests zum Beginn des laufenden Schuljahrs gesenkt. So müssen in vielen Klassenstufen in den Hauptfächern statt drei nur zwei Arbeiten im Schuljahr 2020/2021 geschrieben werden. In manchen Fächern ist sogar nur eine Klassenarbeit vorgeschrieben.
Oldenburg forderte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) auf, die innerhalb eines Schuljahres vorgeschriebene Zahl der Klausuren und Leistungstests weiter zu reduzieren. Dafür könnten verstärkt mündliche Leistungen der Schüler benotet werden, meinte sie.
Corona-Gratwanderung mit Absturzgefahr - Söders Weihnachtskurs
Ausgerechnet an Nikolaus beschert Ministerpräsident Söder den Bayern eine erneute Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen. Er will damit Lockerungen zu Weihnachten nicht gefährden. Aber was kommt danach?
München (dpa/lby) - Für manche mag es eine böse Nikolaus-Überraschung sein, für andere ist es dagegen ein logischer Schritt: Angesichts nach wie vor dramatischer Corona-Zahlen verschärft Bayern zweieinhalb Wochen vor Weihnachten seinen Kurs im Kampf gegen das Virus. Zentrale Punkte: Schulen müssen ab Klasse acht auf Wechselunterricht umstellen, in extremem Hotspots über der 200er-Schwelle geht es dann sogar komplett in den Distanzunterricht. In Hotspots gilt zudem eine nächtliche Ausgangssperre: Nach draußen darf fortan nur noch, wer einen triftigen Grund hat, etwa zur Arbeit muss. Und landesweit gelten - wenn auch mit vielen Ausnahmen - ab Mittwoch strengere Ausgangsbeschränkungen sowie ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit.
Teil zwei und drei der Botschaft, die Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Sonder-Kabinettssitzung am Sonntag überbringt: Grundschulen und Kitas sollen geöffnet bleiben - und der Einzelhandel auch. Und: Es bleibt das Ziel, dass Weihnachten im engsten Familien- oder Freundeskreis gefeiert werden kann. Danach, auch für Silvester, ist es mit geplanten Lockerungen aber nun doch schon wieder vorbei.
All dies zeigt: Es ist eine herausfordernde Gratwanderung, die Söder - wie die gesamte deutsche Politik - in diesem Corona-Winter bewältigen muss. Die Absturzgefahr ist groß, in beide Richtungen. Einerseits sind die Corona-Zahlen nach wie vor viel zu hoch, teilweise steigen sie immer noch weiter, und das trotz des Anfang November begonnenen Teil-Lockdowns: Bei der Sieben-Tage-Inzidenz - also der Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche - liegt Bayern bundesweit (Stand: Sonntag) auf Platz drei.
Immer mehr Alten- und Pflegeheime sind wieder betroffen. Viele Kliniken sind an der Belastungsgrenze, und die Zahl der Toten in der amtlichen Corona-Statistik steigt Tag für Tag. Das treibt nicht nur Söder um - aber er steht als Ministerpräsident zuvorderst in der Verantwortung, nötige und mögliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Er ist damit auch ein Getriebener der dramatischen Zahlen in Bayern.
«Es reicht einfach nicht, wir müssen mehr tun, wir müssen handeln», sagt Söder. «Die Zahlen müssen runter.» Es wäre moralisch-ethisch nicht zu vertreten, es weiter laufen zu lassen. Der Freistaat sei stärker betroffen als andere Länder, deshalb müsse man auch mehr tun.
Andererseits muss Söder alles daran setzen, die Zustimmung der Bevölkerung zum Anti-Corona-Kurs nicht zu verlieren. Die Zahl derer, die die von Bund und Ländern verabredeten Corona-Schutzmaßnahmen komplett ablehnen, ist nach wie vor gering. Corona-Leugner und Maskenverweigerer sind eine kleine Minderheit. Doch die Zahl derer, die zumindest einzelne Gegenmaßnahmen kritisch hinterfragen, wächst. Söder betont deshalb auch, man müsse «ganz bewusst alles wägen».
Die Strategie von Bund und Ländern und auch Söders Strategie sah ja seit Anfang November - und sieht noch immer - so aus: Den Einzelhandel, Schulen und Kitas so lange wie möglich offen halten. Stattdessen mussten Freizeiteinrichtungen aller Art und die Gastronomie schließen - trotz meist ausgefeilter Hygienekonzepte, wie etwa die FDP beklagt.
Und auch Söders Vize, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, bremst. «Wir wollen keinen Dauer-Lockdown», sagte er noch am Donnerstag. Die Lage sei jetzt verglichen mit dem exponentiellen Wachstum im Oktober wieder beherrschbar.
Beim Großteil der Corona-Infektionen ist aber eben noch immer unklar, wo sich die Betroffenen angesteckt haben. Deshalb bleibt auch Söders einzige Chance, Kontakte wo immer möglich zu reduzieren - überall außerhalb seiner politischen Prioritäten Schule, Kita, Handel.
Inzwischen aber ist Söder an einem Punkt angelangt, wo er keinen großen Handlungsspielraum mehr hat, wenn er einen kompletten Lockdown wie im Frühjahr vermeiden will. Auch in der Schule setzte die Staatsregierung deshalb kürzlich an, beschloss Klassenteilungen ab Klasse acht, aber zunächst nur in extremen Hotspots. Manche fragten: Warum nur dort, und vor allem: Warum erst so spät? Wurde beim Thema Digitalisierung an den Schulen einfach zu lange geschlafen? Andere dagegen forderten, am Präsenzunterricht festzuhalten. Söder kann es nicht allen recht machen.
Und dann steht Söder insbesondere vor dem Weihnachtsproblem: Auch in diesem denkwürdigen Corona-Jahr, da waren sich Bund und Länder einig, sollen die Menschen wenigstens im kleinen Kreis zusammen feiern können. Deshalb verständigte man sich für diese Zeitraum auf eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen.
Das ist nach wie vor auch eine von Söders Prioritäten: dass die Regeln über Weihnachten tatsächlich wie geplant gelockert werden können. «Bayern ist ein christlich geprägtes Familienland», sagt Söder dazu. Und: «Wir müssen den Menschen schon ein bisschen Hoffnung geben.»
Um sozusagen Weihnachten zu retten, sieht sich Söder aber eben nun gezwungen, den Kurs noch einmal zu verschärfen - soweit es eben geht. Dass der Einzelhandel, für das Weihnachtsgeschäft offen bleibt, liegt aber auch daran, dass Finanzhilfen für betroffene Betriebe nicht ins Unendliche aufgepumpt werden können, jedenfalls nicht von Bayern allein. Und die Einzelhändler im Freistaat klagen jetzt schon.
Dabei wären dies nun die letzten noch denkbaren Schritte: auch den Handel - bis auf die nötige Grundversorgung - dicht zu machen; wie im Frühjahr, auch Grundschulen und Kitas zu schließen, und zudem noch einmal landesweite ganz strikte Ausgangsbeschränkungen zu erlassen. Dass man sich möglicherweise nicht scheuen dürfe, am Ende auch «sehr konsequent» zu sein - «und vielleicht einmal kürzer konsequenter als länger halbkonsequent», hatte Söder schon nach den jüngsten Bund-Länder-Beratungen gesagt.
Bis Weihnachten, so kann man die Kabinettsentscheidungen vielleicht deuten, versucht es Söder nun mit dem Kurs «dreiviertelkonsequent». Aber wie geht es danach weiter? Klar ist nach diesem Sonntag nur, dass an Silvester, anders als geplant, doch wieder strengere Kontaktbeschränkungen gelten werden.
Zuletzt hat sich jedenfalls gezeigt, wie kurz bei Corona die Halbwertszeit politischer Entscheidungen oft ist. Alles hängt davon ab, ob die Corona-Zahlen bald deutlich sinken. Bis dahin scheint ein neuer vollständiger Lockdown letztlich noch keineswegs vom Tisch.
Inzidenz in Sächsischer Schweiz über 500 - Weitere Schritte geplant
Gaststätten geschlossen, Weihnachtsmärkte abgesagt - doch die Corona-Pandemie grassiert in Sachsen ungebrochen. Der Inzidenzwert kletterte am Wochenende nach RKI-Zahlen über die Marke von 300. Besonders schlimm ist die Infektionslage in der Sächsischen Schweiz.
Pirna/Berlin (dpa/sn) - Trotz des mehr als einen Monat geltenden Teil-Lockdowns sind die Infektionszahlen in Sachsen Grund zur Sorge. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kletterte die 7-Tage-Inzidenz nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) über die Marke von 500 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Das habe es seit Ausbruch der Pandemie in Sachsen nicht gegeben, bestätigte am Sonntag das Gesundheitsministerium in Dresden. Das Land weist am Wochenende keine aktuellen Infektionszahlen aus. In dessen Übersicht hatte der Landkreis am Freitag noch bei 470,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern gelegen. Das RKI gab den Wert nun mit 534,6 an (Stand: Sonntag 0.00 Uhr). Zuvor hatte auch das Landratsamt selbst schon eine Inzidenz von mehr als 500 gemeldet.
Im bundesweiten Vergleich gehört die Region damit zu jenen, in denen die Pandemie derzeit am heftigsten grassiert. Höher liegt die Inzidenz laut RKI einzig im bayerischen Landkreis Regen.
Das Landratsamt in Pirna kündigte am Sonntag weitere Schritte an, um die Pandemie einzudämmen. So seien flächendeckende Tests in allen Senioren- und Pflegeheimen - den Angaben nach Schwerpunkte des Infektionsgeschehens - geplant. Dabei sollen alle Bewohner und Beschäftigten auf das Corona-Virus getestet werden, sagte eine Behördensprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Zudem soll der Zutritt nur noch nach einem negativen Test möglich sein. Diese Regeln würden voraussichtlich Mitte der Woche in Kraft treten, hieß es. Außerdem dringe der Landkreis zusammen mit anderen Landratsämtern beim Kultusministerium auf Wechselunterricht an allen Schulen.
Sachsen insgesamt ist seit einiger Zeit unter den Bundesländern negativer Spitzenreiter beim aktuellen Infektionsgeschehen. Der Inzidenzwert des Freistaates ist zuletzt laut RKI knapp über die Marke von 300 geklettert - das ist mehr als doppelt so hoch wie der Wert bundesweit (142).
Grundschulen reaktivieren Schulglocken für Corona-Lüftung
Berlin (dpa) - In vielen Grundschulen sind wegen der Lüftungsempfehlungen in der Corona-Krise abgeschaltete Schulglocken wieder reaktiviert worden. Das sagte der Vorsitzende des Grundschulverbands, Edgar Bohn, der Deutschen Presse-Agentur. «In vielen Grundschulen war die Glocke weitgehend außer Dienst. Vielfach wurde sie wieder in Dienst gestellt und läutet nun jeweils zur 20-Minuten-Lüftung.»
Das Umweltbundesamt hatte empfohlen, in Schulen regelmäßig alle 20 Minuten für rund fünf Minuten stoßzulüften, um die Ansteckungsgefahren zu verringern. Jetzt im Winter, wird es dadurch in vielen Klassenzimmern ungemütlich. Leider seien manche Kinder immer noch nicht passend angezogen, sagte Bohn.
«Der Unterrichtsfluss wird durch das Lüften während der Unterrichtszeit nicht unbedingt befördert», fügte der frühere Grundschulrektor hinzu. Nicht so sehr störe das Lüften, wenn Kinder in freien Unterrichtsformen selbstständig arbeiteten. Allgemein verläuft der Unterricht nach Einschätzung Bohns an den Grundschulen im Rahmen der Corona-bedingten Einschränkungen «verhältnismäßig ruhig und geregelt». In Deutschland gibt es rund 15 000 Grundschulen mit 2,8 Millionen Schülern.
Großes Interesse an Freiwilligem Sozialen Jahr in Corona-Pandemie
Kassel/Wiesbaden (dpa/lhe) - Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie ist das Interesse an einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in Hessen offenbar ungebrochen. «Im Moment sieht es so aus, dass wir viele Bewerbungen bekommen», sagte Christine Orth-Theis, Sprecherin der Volunta, einer Gesellschaft des Deutschen Roten Kreuzes, die Freiwilligendienste organisiert. Der Grund sei, dass alternative Angebote für junge Leute nach ihrer Schulzeit wie ein Auslandsjahr und Praktika weggebrochen seien.
Andere Organisationen in Hessen wie der Soziale Friedensdienst in Kassel bestätigen den Trend. Allerdings litt auch das FSJ zeitweise unter den Beschränkungen. «Am Anfang der Corona-Pandemie gab es große Verunsicherung in den Einsatzstellen», erklärte Orth-Theis. Teilweise hätten Freiwillige zu Hause bleiben müssen. Doch dies sei vorbei. Allerdings mussten die Trägerorganisationen und Einsatzstellen ihre Angebote an die Pandemiebedingungen anpassen. So finden die Schulungen der FSJler häufig nicht mehr in Seminaren sondern per Video statt.
Vor einem Jahr absolvierten landesweit 5854 junge Menschen ein FSJ in Hessen. Zahlen für die vergangenen Monate liegen dem Land noch nicht vor.
Hessen: Antigen-Schnelltests können Schulbetrieb sicherer machen
Antigen-Schnelltests zur Corona-Kontrolle sind billiger und einfacher zu handhaben als PCR-Tests. Aber können besonders gefährdete Menschen wie Lehrer sie auch selbst anwenden? Eine Studie in Hessen bringt erste Ergebnisse.
Wiesbaden/Frankfurt (dpa) - Das Land Hessen hat eine wissenschaftliche Studie positiv bewertet, zu der sich rund 600 Lehrer und Lehrerinnen selbst mit Antigen-Tests auf eine Sars-CoV-2-Infektion untersucht haben. Der Einsatz von Antigen-Tests mit hoher Frequenz könne dazu beitragen, das schulische Umfeld während der Pandemie sicherer zu machen, teilte das Sozialministerium in Wiesbaden am Samstag mit. Über das weitere Vorgehen an den Schulen ist laut Kultusministerium aber noch nicht entschieden.
Die Schnelltests können mit einem Abstrich im vorderen Nasenraum selbst durchgeführt werden, sind aber ungenauer als die standardmäßigen PCR-Tests. An der Studie der Uni-Klinik Frankfurt hatten über sieben Wochen mehr als 600 Lehrkräfte teilgenommen und und 10 836 Tests dokumentiert. In fünf Fällen wurden Infektionen richtig und frühzeitig entdeckt. Dazu kamen 16 falsch-positive Ergebnisse, die später mit einem PCR-Test richtig gestellt werden konnten.
Gefährlicher sind falsch-negative Tests, bei denen also die Infektion nicht erkannt wurde. Hier gehen die Wissenschaftler von mindestens drei Fällen aus. Die Lehrer hatten sich aus verschiedenen Gründen noch einmal mit PCR testen lassen. Studienautor Sebastian Hoehl warnte: «Das Auftreten von falsch negativen Antigentests in unserer Studie verdeutlicht, dass der Einsatz solcher Tests im Umfeld Schule nicht dazu führen darf, dass bestehende Hygieneregeln vernachlässigt oder gelockert werden.»
Das Fazit bleibt aber positiv. «Die Safe School-Studie hat gezeigt, dass die regelmäßige Anwendung von Antigen-Schnelltests einen wertvollen Beitrag leisten kann. Das ist auch deshalb wichtig, weil durch Antigentests die für PCR-Tests notwendigen Labore entlastet werden können», kommentierte der hessische Sozial- und Integrationsminister Kai Klose (Grüne) die Ergebnisse. Bei entsprechender Anleitung der Teilnehmer sei auch kein medizinisches Fachpersonal nötig.
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) wies darauf hin, dass sich auch weiterhin sämtliche hessischen Lehrer kostenfrei und ohne Anlass in Arztpraxen mit einem Antigen-Test untersuchen lassen können.
Hintergrund ist eine Debatte über Selbsttests an Schulen und Kitas. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums können diese ab jetzt bundesweit Corona-Schnelltests beziehen und auch selbst nutzen. Grundlage dafür seien eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei.
05.12.2020 11.30 Uhr
Hessen: Antigen-Schnelltests können Schulbetrieb sicherer machen
Antigen-Schnelltests zur Corona-Kontrolle sind billiger und einfacher zu handhaben als PCR-Tests. Aber können besonders gefährdete Menschen wie Lehrer sie auch selbst anwenden? Eine Studie in Hessen bringt erste Ergebnisse.
Wiesbaden/Frankfurt (dpa) - Das Land Hessen hat eine wissenschaftliche Studie positiv bewertet, zu der sich rund 600 Lehrer und Lehrerinnen selbst mit Antigen-Tests auf eine Sars-CoV-2-Infektion untersucht haben. Der Einsatz von Antigen-Tests mit hoher Frequenz könne dazu beitragen, das schulische Umfeld während der Pandemie sicherer zu machen, teilte das Sozialministerium in Wiesbaden am Samstag mit. Über das weitere Vorgehen an den Schulen ist laut Kultusministerium aber noch nicht entschieden.
Die Schnelltests können mit einem Abstrich im vorderen Nasenraum selbst durchgeführt werden, sind aber ungenauer als die standardmäßigen PCR-Tests. An der Studie der Uni-Klinik Frankfurt hatten über sieben Wochen mehr als 600 Lehrkräfte teilgenommen und und 10 836 Tests dokumentiert. In fünf Fällen wurden Infektionen richtig und frühzeitig entdeckt. Dazu kamen 16 falsch-positive Ergebnisse, die später mit einem PCR-Test richtig gestellt werden konnten.
Gefährlicher sind falsch-negative Tests, bei denen also die Infektion nicht erkannt wurde. Hier gehen die Wissenschaftler von mindestens drei Fällen aus. Die Lehrer hatten sich aus verschiedenen Gründen noch einmal mit PCR testen lassen. Studienautor Sebastian Hoehl warnte: «Das Auftreten von falsch negativen Antigentests in unserer Studie verdeutlicht, dass der Einsatz solcher Tests im Umfeld Schule nicht dazu führen darf, dass bestehende Hygieneregeln vernachlässigt oder gelockert werden.»
Das Fazit bleibt aber positiv. «Die Safe School-Studie hat gezeigt, dass die regelmäßige Anwendung von Antigen-Schnelltests einen wertvollen Beitrag leisten kann. Das ist auch deshalb wichtig, weil durch Antigentests die für PCR-Tests notwendigen Labore entlastet werden können», kommentierte der hessische Sozial- und Integrationsminister Kai Klose (Grüne) die Ergebnisse. Bei entsprechender Anleitung der Teilnehmer sei auch kein medizinisches Fachpersonal nötig.
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) wies darauf hin, dass sich auch weiterhin sämtliche hessischen Lehrer kostenfrei und ohne Anlass in Arztpraxen mit einem Antigen-Test untersuchen lassen können.
Hintergrund ist eine Debatte über Selbsttests an Schulen und Kitas. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums können diese ab jetzt bundesweit Corona-Schnelltests beziehen und auch selbst nutzen. Grundlage dafür seien eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei.
Ernste Corona-Situation in Thüringen - mehr als 1000 neue Fälle
Lange gehörte Thüringen zu den Bundesländern mit wenigen Corona-Fällen. Inzwischen übertrifft es bei den auf die Einwohnerzahl bezogenen Sieben-Tages-Werten große Bundesländer.
Erfurt/Hildburghausen (dpa/th) - Die Corona-Situation in Thüringen hat sich weiter zugespitzt. Nach Sachsen ist Thüringen derzeit das Bundesland mit dem höchsten Sieben-Tages-Wert bei Neuinfektionen - vor bevölkerungsreichen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Stadtstaaten wie Berlin. In den vergangenen sieben Tagen infizierten sich nach Zahlen des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag 3412 Menschen neu mit dem Sars-CoV2-Virus. Das entspricht knapp 160 Fällen je 100 000 Einwohner in diesem Zeitraum. Sachsen liegt bei 276 Fällen bezogen auf 100 000 Einwohner.
Erstmals seit Beginn der Pandemie wurden am Freitag in Thüringen mehr als 1000 Neuinfektionen mit dem Sars-CoV2-Virus gemessen. Von Donnerstag zu Freitag wurden 1035 neue Fälle gezählt, wie das Gesundheitsministerium unter Berufung auf RKI-Zahlen mitteilte. Die Zahl der Gestorbenen, die mit dem Virus infiziert waren, erhöhte sich seit Donnerstag um elf auf jetzt 405. Auf Intensivstationen von Krankenhäusern wegen Covid-19 behandelt wurden 89 Menschen. 38 von ihnen sind so schwer erkrankt, dass die künstlich beatmet werden müssen.
Es sei «besorgniserregend, dass die Zahlen trotz Beschränkungen weiter steigen», sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) nach einer Videokonferenz mit dem wissenschaftlichen Beirat, der die Landesregierung in der Pandemie berät. Zwar hielten sich viele Menschen an die Regeln zur Eindämmung der Pandemie. Offensichtlich sei aber, dass sie auch im privaten Umfeld konsequent beherzigt werden müssten. Die CDU-Landtagsfraktion hatte zuvor das Krisenmanagement der Landesregierung kritisiert. Dieses wirke offensichtlich nicht, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Andreas Bühl am Freitag.
Derweil endeten im Landkreis Hildburghausen die großangelegten Antigen-Schnelltests für Kinder und Personal von Schulen und Kindergärten. Nach Angaben des Landratsamtes haben sich 2418 der dazu berechtigten etwa 9000 Kinder, Lehrer und Erzieher an den freiwilligen Tests beteiligt. Bei 15 von ihnen wurde bei den Antigen-Tests eine Corona-Infektion festgestellt, in 14 Fällen wurden sie durch einen zusätzlichen PCR-Test bestätigt. In einem Fall steht das Ergebnis des zusätzlichen Tests noch aus.
Für Landrat Thomas Müller (CDU) ist es angesichts der Ergebnisse ersichtlich, «dass bei einer so dominanten Infektionsrate wie im Landkreis Hildburghausen Schulen und Kitas ebenso ihren Beitrag zum hohen Infektionsgeschehen haben», wie es in einer Mitteilung des Landratsamtes hieß. Werner wollte diese Einschätzung zunächst noch nicht teilen. Das Ministerium werde die Testergebnisse genau auswerten, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Das Land hatte für die Aktion 11 000 Antigen-Tests beschafft.
In dem Kreis an der Grenze zu Bayern waren die Kindergärten und Schulen am 25. November geschlossen worden, es gilt ein Lockdown mit strengen Kontaktbeschränkungen und einem Versammlungsverbot. Er war tagelang die Region in Deutschland mit der höchsten Inzidenz mit bis zu 630 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Am Freitag lag der Wert bei gut 414. Damit liegt der Kreis immer noch im bundesweiten Spitzenfeld.
Im Saale-Orla-Kreis ist die Situation nach Einschätzung des dortigen Landratsamtes dabei zu entgleiten. Der Leiter des Gesundheitsamtes, Torsten Bossert, bezeichnete die zweite Pandemie-Welle am Freitag als «Tsunami». Die medizinische Versorgung in der Region könne nur noch vielerorts mit großer Mühe aufrechterhalten werden. Der Landkreis im Südosten Thüringens hatte am Freitag einen Sieben-Tages-Wert von rund 312 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern erreicht. Das ist der dritthöchste Wert in Thüringen. Die Kreisverwaltung bereitet verschärfte Einschränkungen vor.
Nach Einschätzung des CDU-Politikers Bühl hat sich in Thüringen eine mehrdimensionale Problemlage entwickelt. Einerseits habe etwa das Bildungsministerium beim Umgang mit dem Corona-Stufenkonzept für Schulen zögerlich und unklar gehandelt oder sei die neue Corona-Verordnung «miserabel» vermittelt worden. «Und auf der anderen Seite bringt ein nicht zu vernachlässigender Teil der Bevölkerung kein Verständnis für die Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen auf», konstatierte Bühl.
Seit Pandemiebeginn haben sich 19 462 Menschen im Freistaat mit dem Coronavirus infiziert, 13 490 gelten als genesen.
Ministerium: Schnelltests an Schulen erst nach Weihnachtsferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Schnelltests für Lehrer an Schulen soll es in NRW frühestens nach den Weihnachtsferien geben. Darauf haben sich laut der «Neuen Westfälischen» Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Familienminister Joachim Stamp und Schulministerin Yvonne Gebauer (beide FDP) geeinigt. Details zur Umsetzung werde die Landesregierung rechtzeitig bekannt geben, teilte das Gesundheitsministerium der Zeitung mit.
Bis dahin sollen demnach die bisherigen Regeln für die kostenlosen Tests für Lehrer und Kita-Personal gelten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündigt, dass Kitas und Schulen schon von Freitag an eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen könnten. «Lehrerinnen und Lehrer werden sich regelmäßig selbst testen dürfen», sagte Spahn der Funke-Mediengruppe. Stamp und Gebauer hatten genau das vorher gefordert.
Ausgelieferte Schutzmasken an Schulen erfüllen teils nicht die Norm
Mainz (dpa/lrs) - Einige der vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) an Schulen verteilten Schutzmasken haben laut einem belgischen Prüfbericht nicht dem nötigen Standard entsprochen. Betroffen seien 16 000 der 207 900 an Schulen gelieferte Masken des chinesischen Herstellers Jiangxi Mailin Kangda, teilte das LSJV am Freitag mit. Das Landesamt habe die Schulen aufgefordert, die Masken zu vernichten und kündigte an, Ersatz zu liefern.
Die ausgelieferten Masken stammten demnach von unterschiedlichen Herstellern und seien im April vom TÜV Nord auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft worden. Nun sei der belgische Bericht bekanntgeworden, wonach die Filterleistung der Masken des Herstellers Jiangxi Mailin Kangda leicht unter der geforderten europäischen Norm lag. Laut LSJV führe der Prüfbericht die Filterleistung mit 92 Prozent statt der mindestens geforderten 94 Prozent auf. Das Risiko einer Ansteckung mit dem Corona-Virus beim Tragen dieser Maske sei deshalb dennoch als gering anzusehen.
Das LSJV hatte Schulen mit zusätzlicher Schutzausrüstung ausgestattet, um Lehrkräfte zu schützen, die Kindern und Jugendlichen in besonderen Situationen, etwa bei Erster Hilfe, sehr nah kommen müssen. Darunter befanden sich auch die rund 200 000 Schutzmasken. Das Landesamt erklärte, es habe zu diesem Zeitpunkt keine Kenntnisse über den belgischen Prüfbericht gehabt.
Corona-Selbsttests: Ärzte warnen vor «trügerischer Sicherheit»
Berlin (dpa) - Niedergelassene Ärzte wenden sich gegen selbstdurchgeführte Corona-Schnelltests und warnen vor Gefahren. Durch Selbsttests erhöhen sich die Rate an falsch-negativen Tests und die Gefahr von Superspreadern, hieß es am Freitag in einer Mitteilung des Virchowbundes, der die Interessen der Haus- und Fachärzte vertritt. Abstriche auf das Coronavirus könnten nur durch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden. «Es wäre fatal, wenn Menschen nach einem fehlerhaften Selbstabstrich ein falsch-negatives Ergebnis erhalten und sich dadurch in trügerischer Sicherheit wiegen. Das gefährdet Menschenleben, anstatt sie zu schützen.»
Hintergrund ist eine Debatte über Selbsttests an Schulen und Kitas. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums können diese ab jetzt Corona-Schnelltests beziehen und auch selbst nutzen. Grundlage dafür seien eine in Kraft tretende Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei. Allerdings müssten die Tests durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Freitag, es handele sich nicht um eine Verpflichtung, sondern um ein Angebot. Es habe den entsprechenden Wunsch gegeben. «Wir haben es möglich gemacht als zusätzliche Option (...)». Jetzt könnten die Verantwortlichen vor Ort entscheiden, ob und wie sie dies umsetzen wollten.
MV-Lehrergewerkschaft fordert späteren Schulbeginn im Januar
Schwerin (dpa/mv) - Zum Schutz der Lehrer sollte es in Mecklenburg-Vorpommern gleich nach den Weihnachtsferien im Januar drei unterrichtsfreie Tage an Schulen geben. Das hat die Lehrergewerkschaft GEW am Freitag in Schwerin gefordert. Diese Zeit sei für Organisation vor Ort und Weiterbildung nötig. Darüber hinaus müssten, abhängig von der Schullage in den Regionen, auch weitergehende individuelle Lösungen ermöglicht werden.
So unterstützt die GEW den Vorschlag der Europäischen Gesamtschule Heringsdorf/Ahlbeck (Vorpommern-Greifswald). Dort habe der Personalrat in einem offenen Brief an die Schweriner Landesregierung vorgeschlagen, ab 4. Januar die erste Woche nach den Weihnachtsferien im Distanzunterricht abzuhalten. Damit bleibe Zeit, um etwaige Infektionsherde auszumachen und zu reagieren, ohne gleich die gesamte Lehrer- und Schülerschaft zu gefährden. Dies käme einer Art Vorsorgequarantäne gleich, die sich nur positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken könne. Dafür bedürfe es aber einer kurzfristigen Entscheidung.
«Wenn dieser Vorschlag aus der Schule selbst kommt, sollte dem eigentlich nichts im Wege stehen», sagte GEW-Landechef Maik Walm. Vom Land brauche es spätestens zu Beginn der kommenden Woche ein Signal, wie die erste Januarwoche gestaltet werden kann. Schulen und Familien bräuchten Zeit zur Vorbereitung. In Vorpommern-Greifswald lag der Wochenwert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zuletzt bei 83,6.
04.12.2020 13.00 Uhr
Gewerkschaften kritisieren Lehrer-Selbsttests - Mehrarbeit
Um Corona-Infektionen an Schulen und Kitas schneller zu erkennen, sind dort jetzt auch direkt Schnelltests in Eigenregie möglich - ohne Gesundheitspersonal oder Arzt. Bildungsgewerkschaften in Niedersachsen sehen Probleme.
Hannover (dpa/lni) - Bildungsgewerkschaften in Niedersachsen haben den Plan des Bundesgesundheitsministeriums zu Corona-Schnelltests von Kita- und Schulpersonal kritisiert. Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) lehnt dadurch verursachte Mehrarbeit ab.
Studien hätten gezeigt, dass Schulleitungen kaum noch in der Lage seien, alle notwendigen Aufgaben in der vorgesehen Zeit zu erledigen - und schon werde ein neues Aufgabenfeld eröffnet, sagte Niedersachsens VBE-Landeschef Franz-Josef Meyer am Freitag. Lehrer seien zudem durch unbezahlte Mehrarbeit massiv belastet.
Mit dem Plan der Corona-Schnelltests in Eigenregie in der Schule «werden wieder einmal vorschnell von der Politik realitätsferne Erwartungen geweckt, die gar nicht erfüllt werden können», kritisierte Meyer und betonte gleichzeitig: «Der VBE ist für Antigen-Schnelltests in Schulen, aber durchgeführt und ausgewertet von geschultem Personal.»
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums können Kitas und Schulen eigenständig Corona-Schnelltests beziehen und auch nutzen. Grundlage dafür seien eine in Kraft tretende Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei. Allerdings müssen die Tests nach Ministeriumsangaben durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Laura Pooth, erklärte: «Wer organisiert den Kauf und die Verteilung der Schnelltests? Sollen Schulbeschäftigte nun ernsthaft zu Corona-Testfachleuten ausgebildet werden?» Das Infektionsrisiko werde durch Antigen-Schnelltests nicht geringer. Der Personalmangel und die Versäumnisse bei der Hygieneausstattung an den Schulen blieben vielerorts ungelöst. Sie warf auch die Frage auf, ob Beschäftigte später eventuell auch die Schülerinnen und Schüler testen sollen. «Dem würde sich die GEW deutlich entgegenstellen!»
«Corona-Tests bei Kindern durch Lehrkräfte sind für den VBE ohnehin absolut tabu», betonte auch Meyer. Völlig inakzeptabel sei es, Schulleitungen noch mehr Aufgaben bei der Bewältigung der Corona-Krise aufzubürden. Auch Fragen im Zusammenhang mit dem Ankauf der Tests und der Weitergabe von Daten seien ungeklärt. Das geplante Verfahren sei schon jetzt «in dieser Form zum Scheitern verurteilt.» Personelle Ressourcen für die zusätzlichen Aufgaben fehlten und es sei unklar, ob genügend Testkapazitäten für alle interessierten Schulen und Kitas verfügbar seien.
Corona-Selbsttests: Ärzte warnen vor «trügerischer Sicherheit»
Berlin (dpa) - Niedergelassene Ärzte wenden sich gegen selbstdurchgeführte Corona-Schnelltests und warnen vor Gefahren. Durch Selbsttests erhöhen sich die Rate an falsch-negativen Tests und die Gefahr von Superspreadern, hieß es am Freitag in einer Mitteilung des Virchowbundes, der die Interessen der Haus- und Fachärzte vertritt. Abstriche auf das Coronavirus könnten nur durch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden. «Es wäre fatal, wenn Menschen nach einem fehlerhaften Selbstabstrich ein falsch-negatives Ergebnis erhalten und sich dadurch in trügerischer Sicherheit wiegen. Das gefährdet Menschenleben, anstatt sie zu schützen.»
Hintergrund ist eine Debatte über Selbsttests an Schulen und Kitas. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums können diese ab jetzt Corona-Schnelltests beziehen und auch selbst nutzen. Grundlage dafür seien eine in Kraft tretende Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei. Allerdings müssten die Tests durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.
Kultusminister Tonne will Präsenzunterricht nach den Ferien
Die Corona-Infektionszahlen steigen langsamer, der Teil-Lockdown wird verlängert - und was geschieht mit den Schulen? Niedersachsens Kultusminister Tonne hat eine klare Meinung dazu.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister Grant Henrik Tonne will in der Corona-Pandemie möglichst viel Präsenzunterricht auch nach den Weihnachtsferien. Das geschehe «aber nicht auf Biegen und Brechen, sondern immer einsortiert in die Entwicklung der Infektionszahlen», sagte der SPD-Politiker der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag). Der «Bild-Zeitung» sagte er, es gebe keine Debatte darüber, wegen der Pandemie die Ferien zu verlängern: «Man muss sich auch die Lage nach dem Jahreswechsel angucken. Die Ferien haben wir vorgezogen, um eine mögliche Infektion vor Heiligabend zu erkennen und Verwandte besuchen zu können.»
Es gebe drei klare Szenarien für den Unterricht, keines dieser Szenarien bedeute, dass kein Unterricht stattfinde, sagte Tonne der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». «Diese Szenarien tragen uns durch das Schuljahr. Es gilt aber, immer wieder den Rahmen dafür anzupassen.» Infektionen in der Schule würden getrieben durch das Verhalten außerhalb: «Wir haben keine massenhafte Verbreitung in den Schulen.»
Er sprach von einer aktuell längeren Phase des leichten Rückgangs der Infektionszahlen, auch an Schulen. «Wenn wir es schaffen, Weihnachten und Silvester vernünftig zu sein, dann werden wird das Schuljahr am 11. Januar mit weniger Belastung angehen als wir das zum heutigen Stand erleben», betonte der Minister.
Wenn der Präsenzunterricht über Wochen beeinträchtigt sei, werde es die Möglichkeit geben, von einem zentralen Abitur zu einem dezentralen Abitur überzugehen, kündigte Tonne an. Es werde Rücksicht darauf genommen, welche Themen an der Schule behandelt werden konnten: «Es gibt aber kein geschenktes Abitur.» Das gelte auch für Haupt-, Real-, und Förderschulabschlüsse.
Niedersachsen hat nach Tonnes Einschätzung die schärfsten Infektionsschutzmaßnahmen aller Bundesländer. «Deshalb sind bei uns mehr als 90 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht. 80 Prozent der Schulen sind vom Infektionsgeschehen gar nicht betroffen», sagte er der «Nordwest-Zeitung» in Oldenburg. «Der erste Lockdown hat uns doch gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in der Schule lernen.»
Die Forderung, alle Schulen in Szenario B und damit die Hälfte aller Schüler nach Hause zu schicken, widerspreche der Faktenlage, sagte Tonne mit Blick auf die Entscheidung in Salzgitter, die Schulen der Stadt bis zu den Weihnachtsferien im Wechselbetrieb zu lassen. Mit dem Wechselunterricht würden Familien zusätzliche Belastungen zugemutet. Allein in Salzgitter müssten 7200 Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben. «Auch diese Jugendlichen haben einen Anspruch darauf, faire Chancen auf Bildung zu bekommen», sagte er der Zeitung.
Schnelltests bei Lehrern und Erziehern: Tonne kritisiert Ankündigung
Hannover (dpa/lsn) - Die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Kitas und Schulen beziehungsweise deren Träger könnten eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen, sind beim niedersächsischen Kultusministerium auf Kritik gestoßen. «Die Fragen des sachgerechten Einsatzes, der Finanzierung der Anschaffungen und der Abrechnung sind noch völlig offen», teilte Minister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag mit. Zudem dürfe nicht die Botschaft gesendet werden, das Coronavirus sei mit den Antigen-Schnelltests erledigt - sie seien kein Ersatz für die Hygienekonzepte. Antigen-Schnelltest könnten aber einen Beitrag leisten, das System zu stabilisieren und den Beschäftigten Sorgen zu nehmen.
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums können Kitas und Schulen ab diesem Freitag eigenständig Corona-Schnelltests beziehen und auch nutzen. Grundlage dafür seien eine in Kraft tretende Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung und die kürzlich beschlossenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen sei. Allerdings müssen die Tests nach Ministeriumsangaben durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.
Grün-Schwarz im Corona-Chaos
Ist das schon Wahlkampf? Oder schiere Unfähigkeit? Im Kampf gegen die Pandemie gibt die grün-schwarze Landesregierung kein gutes Bild ab.
Stuttgart (dpa/lsw) - Andreas Stoch schimpft oft und gerne auf die grün-schwarze Landesregierung, das gehört zu seinem Jobprofil als Oppositionspolitiker. Aber dass immer noch keine Strategie für Corona-Hotspots im Land vorliegt, regt den SPD-Fraktionschef richtig auf. «Es heißt ja Hotspot, weil es heiß ist», sagt er. «Das ist so, wie wenn die Feuerwehr vor dem brennendem Haus steht und diskutiert, welchen Schlauch sie nehmen will.»
Das Haus brennt. Das Land steckt mitten in der zweiten Corona-Welle. Die Infektionszahlen halten sich hartnäckig auf hohem Niveau, während sich die Intensivstationen mehr und mehr füllen. Hunderte Menschen sterben bundesweit jeden Tag. Und der Winter ist noch lang. Am Donnerstag beschließt der Corona-Lenkungskreis der Regierung nach tagelanger Debatte nächtliche Ausgangsbeschränkungen für Hotspots. Aber mit einem klaren Kurs kann die Landesregierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Kampf gegen das Virus derzeit nicht dienen - im Gegenteil. Drei aktuelle Beispiele:
WEIHNACHTSFERIEN-WIRRWARR - Erst nennt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) einen früheren Start in die Ferien ein kluges Vorgehen, um die Kontakte kurz vor Weihnachten zu minimieren. Sie wolle das aber nicht landesweit anordnen. Ein paar Tage später verkündet dann aber Ministerpräsident Kretschmann einen landesweit früheren Start. Eisenmann hält davon nichts, sagt Probleme mit der Notbetreuung voraus. Bund und Länder beschließen die Verlängerung der Ferien dennoch. Diese Woche macht Baden-Württemberg dann die Rolle rückwärts - mit Verweis auf Betreuungsprobleme. Die Ferien starten nun wie ursprünglich geplant erst am 23. Dezember. Eltern und Schüler sind verwirrt, die Lehrer sind sauer.
HOTSPOT-STRATEGIE - Seit Anfang November ufert das Infektionsgeschehen in manchen Regionen im Land völlig aus. In Mannheim, Pforzheim, Heilbronn und drei weiteren Landkreisen liegt der sogenannte Sieben-Tages-Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche, derzeit über der Marke von 200. Die Bayern haben längst eine Strategie für solche Hotspots beschlossen. In Baden-Württemberg stritten Grüne und CDU tagelang über Ausgangsbeschränkungen - die CDU hatte vor allem Bedenken. Selbst in Koalitionskreisen war von einem «Armutszeugnis» die Rede. Am Donnerstag einigt sich der Lenkungskreis der Regierung darauf, dass nächtliche Ausgangsbeschränkungen in den Hotspots kommen sollen. Aber betroffene Kommunen wollen nicht länger auf das Land und den geplanten Erlass warten. In Mannheim sollen bereits ab Freitagabend Ausgangsbeschränkungen gelten. Auch der Kreis Tuttlingen und der Schwarzwald-Baar-Kreis wollen am Freitag strengere Maßnahmen ankündigen.
ZWANGSQUARANTÄNE - Was tun mit Menschen, die sich partout nicht an Quarantäneregeln halten wollen und andere gefährden? Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist für eine strikte Zwangseinweisung solcher Personen in eine zentrale Klinik im Land. Da will Lucha aber nicht mitgehen. Es gehe um Einzelfälle, da sollen sich die Kommunen dezentral drum kümmern, findet der Gesundheitsminister. Auch bei dem Thema gibt es seit Wochen keine Bewegung - auch hier tagt eine Arbeitsgruppe. «Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis», spottet Stoch. Das Krisenmanagement sei katastrophal.
Ist das also schon Wahlkampf? Vor den Kameras lassen die Verantwortungsträger des Landes verlautbaren, dass sich wahlstrategische Manöver über den Kurs in der Pandemie verböten, dafür gehe es um zu viel. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Wahlkampf sei in vollem Gange. Die grüne Seite wirft der CDU vor, dass sie permanent in der Pandemie-Politik auf der Bremse stehe, um Lobby-Interessen zu bedienen, von Gastronomen, Hoteliers, Lehrern.
Die CDU-Seite steht zunehmend unter Druck. Ein zartes Rumoren ist zu spüren im Landtag. Die Unruhe wächst mit Blick auf den 14. März 2021. Denn die Umfragewerte für die Christdemokraten lassen weiter zu wünschen übrig, Eisenmann ist vielen Bürgern noch unbekannt. Wenn sie Schlagzeilen macht, dann meist durch den Ärger, der auf sie als Kultusministerin von allen Seiten einprasselt. Eisenmann muss sich nun profilieren und abgrenzen, wenn sie selbst einmal eine Regierung führen möchte. Auch beim Thema Wechselunterricht in Schulen in Hotspots ging sie mehrfach offen auf Distanz zu Kretschmann. Das macht das Regieren nicht einfacher.
Kretschmann hingegen profitiert zwar weiter von seiner hohen Beliebtheit in Umfragewerten. Da mag der Wähler vielleicht hin und wieder ein Auge zudrücken, wenn der Regierungschef nicht immer ganz so tief im Detail steckt. Mitte Oktober zeigten sich zwei von drei Befragten mit der Arbeit von Grün-Schwarz noch zufrieden. Da war die zweite Welle aber noch kaum im Anrollen.
Weitere Kehrtwenden und Zick-Zack-Kurse wie bei den Ferien dürften auch Kretschmanns Ansehen schaden. Aber der Wahltermin rückt näher, in den den kommenden Wochen dürfte sich das grün-schwarze Gezerre noch zuspitzen. «Die Gemeinsamkeiten von Grünen und CDU sind aufgebraucht», sagt Stoch. Corona wird auf jeden Fall zum Wahlkampf-Thema - allein schon, weil der Umgang mit dem Virus alle anderen Themen überlagert.
02.12.2020 17.45 Uhr
Wenig Veränderung bei Zahl geschlossener Schulen in Deutschland
Berlin (dpa) - In Deutschland waren nach aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) in der vergangenen Woche insgesamt 157 Schulen geschlossen. Das waren 45 mehr als in der Woche davor. Allerdings lagen in der Vorwoche auch nur Daten zu 27 400 Schulen vor, während es nun Daten aus 28 600 Schulen waren. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 32 000 allgemeinbildende Schulen und rund 9000 Berufsschulen.
Eingeschränkten Präsenzbetrieb gab es nach der am Mittwoch veröffentlichten KMK-Statistik an 3712 von knapp 25 000 Schulen, die entsprechende Daten meldeten - dort waren etwa einzelne Klassen oder Lerngruppen im sogenannten Distanzunterricht, also zu Hause. In der Vorwoche waren es 3702 von knapp 27 000 Schulen.
Die KMK veröffentlicht diese Zahlen seit kurzem einmal wöchentlich, indem verfügbare Daten aus den Bundesländern zusammengetragen werden. Sie können allerdings nur einen groben Überblick geben und sind nur begrenzt von Woche zu Woche vergleichbar. Nicht alle Länder übermitteln in allen abgefragten Bereichen Zahlen, und die Grundmengen der Schulen, Schüler und Lehrer, zu denen Daten übermittelt werden, variieren.
Nachweislich mit Corona infiziert waren den Daten zufolge in der vergangenen Woche 18 240 Schülerinnen und Schüler, in der Woche davor waren es 20 185. Insgesamt gibt es rund 11 Millionen Schüler in Deutschland. Bei rund 800 000 Lehrkräften, zu denen eine Meldung aus den Ländern vorlag, wurden 2831 Corona-Fälle gezählt (Vorwoche 3169 von knapp 900 000 Lehrkräften). Darüberhinaus waren 210 637 Schüler und 12 891 Lehrer in Quarantäne (Vorwoche: 199 932 und 11 598).
93 Prozent von Bayerns Schulklassen sind derzeit im Präsenzunterricht
München (dpa/lby) - Rund 93 Prozent der Schulklassen in Bayern können trotz der Corona-Krise derzeit in ihren Klassenzimmern unterrichtet werden. Das teilte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Mittwoch bei der ersten Regierungsbefragung zur Pandemie mit.
Vier Prozent der Klassen würden im Distanzunterricht geschult, davon ein Großteil wegen Quarantänefällen. Die restlichen drei Prozent der Klassen seien im Wechselunterricht, hierfür sei die Infektionslage verantwortlich. In Kommunen, wo es mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche gibt, müssen die Klassen geteilt werden, sofern nicht durchgehend ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern gewährleistet werden kann.
«Ich erwarte, dass die Zahlen beim Wechselunterricht steigen werden», sagte Piazolo. Er verwies dabei auf die landesweit in vielen Kommunen steigenden Infektionszahlen.
10 000 Schüler in Brandenburg in Quarantäne
Potsdam (dpa/bb) - Wegen Corona müssen viele Schülerinnen und Schüler in Brandenburg in Quarantäne. Derzeit seien mehr als 10 000 der insgesamt 292 659 Kinder und Jugendlichen in Isolation, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Der Anteil liegt nach Worten von Gesundheits-Staatssekretär Michael Ranft bei 3,7 Prozent.
437 Schülerinnen und Schüler (0,1 Prozent) seien positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Unter den Lehrkräften sind den Angaben zufolge derzeit 3,2 Prozent in Quarantäne. 155 Schulen im Land seien teilgeschlossen, das bedeute, dass sich mindestens eine Lerngruppe in Quarantäne befinde. Von 915 Schulen insgesamt sind das rund 17 Prozent.
In der Kita sind nach Angaben des Ministeriums 1,8 Prozent der Betreuenden in Quarantäne und 1,3 Prozent der Kinder. Von 2000 Einrichtungen landesweit seien 13 komplett geschlossen, 22 seien in Teilschließung.
Digitale Schule - Opposition wirft Eisenmann schwere Versäumnisse vor
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat aus Sicht der Opposition im Landtag die Digitalisierung der Schulen völlig verschlafen. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timm Kern, sprach am Mittwoch im Landtag von einer «hartnäckigen Arbeitsverweigerung» der Regierung was die Zukunftsfähigkeit des Landes angeht. SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sagte, viel zu lange habe man Eisenman «zum Jagen tragen» müssen bei der Digitalisierung der Schulen. Fulst-Blei nannte etwa die mangelhafte Ausstattung von Lehrern mit Laptops und Tablets und eine nicht ausreichende digitale Fortbildung - das seien Versäumnisse aus der Vor-Corona-Zeit, die die Schulen massiv eingeholt hätten.
Eisenmann räumte ein, dass es Handlungsbedarf gebe. Allerdings finanzierten Bund und Länder etwa 300 000 Laptops für die Schulen im Land. Der Landtag habe zudem vor kurzem neun Millionen Euro Förderung für die digitale Fortbidung von Lehrern bewilligt.
Laschet: Fast 96 Prozent der Schüler im Präsenzunterricht
Düsseldorf (dpa/lnw) - Trotz der Corona-Pandemie sind derzeit in Nordrhein-Westfalen 95,9 Prozent aller Schüler im Präsenzunterricht. Das betonte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Mittwoch im «Morgenmagazin» von WDR2. Alle Bundesländer seien sich einig, dass der Unterricht im Klassenraum für die Bildungschancen der Kinder am besten geeignet sei.
Werde eine Infektion in einer Schule bekannt, gebe es klare Regeln für die Gesundheitsämter, ob eine Klasse oder ein Teil der Schule in Quarantäne geschickt werden müsse. Diese Regeln würden eingehalten, sagte der Regierungschef. Das Prinzip bliebe: Nur in einzelnen Fallen sei «schulscharf» Hybridunterricht möglich - also wechselweise Präsenzunterricht und Lernen daheim im Online-Modus.
Drei Schulen in MV wegen Corona-Infektionen geschlossen
Schwerin (dpa/mv) - Trotz der weiterhin hohen Zahl an Corona-Neuinfektionen auch in Mecklenburg-Vorpommern kann der Schulbetrieb im Land weitgehend regulär laufen. Wie das Bildungsministerium am Dienstag in Schwerin mitteilte, können aktuell 98,2 Prozent aller Schüler an öffentlichen Schulen am Präsenzunterricht teilnehmen. In Quarantäne befinden sich demnach 3363 Schüler und 278 Lehrkräfte. Dabei handele es sich allerdings nicht nur um Personen, die mit einem positiven Fall an einer Schule in Zusammenhang stehen. In Quarantäne seien vorsorglich auch diejenigen, die außerhalb der Schule Kontakt mit Infizierten hatten und deshalb zu Hause bleiben müssen.
Laut Ministerium gibt es derzeit an 22 Schulen im Land coronabedingte Quarantäne-Maßnahmen. Drei öffentliche Schulen seien vorübergehend geschlossen. Dabei handele es sich um die Grundschule Jürgenstorf (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), die Grundschule Selmsdorf (Landkreis Nordwestmecklenburg) und die Förderschule Ferdinandshof (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Wegen hoher Infektionszahlen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte komme es dort zu Einschränkungen am Unterricht an allen vier Berufsschulen.
Hohe Dunkelziffer an Schulen? - Testbeginn im Corona-Hotspot
Die Aktion ist ungewöhnlich: Tausende Kinder, Jugendliche, Lehrer und Erzieher sind zu einem freiwilligen Corona-Test eingeladen. Der Kreis Hildburghausen will damit nicht nur Sicherheit für Schul- und Kita-Öffnungen bekommen.
Hildburghausen (dpa/th) - Zum Glück für die Kleinsten hat es in der Nacht geschneit. Vor einem Seiteneingang des Kindergartens «Werraspatzen» in Hildburghausen liegen am Dienstag stellenweise mehrere Zentimeter Schnee. Ein schöner Zeitvertreib für etwa ein halbes Dutzend Kinder, die mit ihren Eltern auf ihren Corona-Schnelltest vor der Kita warten.
Sie sind die ersten Teilnehmer einer laut Thüringer Gesundheitsministeriums bisher einmalige Aktion, die bis 4. Dezember läuft: Im Corona-Hotspot Hildburghausen können sich tausende Kindergarten- und Schulkinder sowie Lehrer und Erzieher freiwillig auf das Virus testen lassen.
Das soll in dem Kreis an der Grenze zu Bayern die Wiederöffnung der Kindergärten und Schulen ermöglichen. Sie sind nach einem explosionsartigen Anstieg der Infektionszahlen seit dem 25. November geschlossen. Der Landkreis war tagelang die Region in Deutschland mit der höchsten Inzidenz mit bis zu 630 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Am Dienstag ging der Wert weiter zurück und lag laut Gesundheitsministerium bei 519.
Aber es geht bei den Tests nicht nur um die Schulöffnung. Es solle auch herausgefunden werden, ob Schulen und Kitas eine erhöhte Corona-Dunkelziffer aufwiesen, sagte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) in Erfurt. Ob sich dafür ausreichend Testkandidaten finden, ist allerdings bisher fraglich.
Etwa ein Drittel der Kinder aus den städtischen Kindergärten und die Mehrheit der Erzieherinnen und Erzieher hätten sich zum Test angemeldet, sagt Hildburghausens Bürgermeister Tilo Kummer (Linke), der sich am Dienstag ebenfalls untersuchen lässt. Die Tests seien auch dann wichtig und richtig, wenn nur ein Teil der Kinder in der Region untersucht werde. «Wir werden dann sehen, wie hoch der Anteil der Tests ist, die positiv ausfallen.»
Nicht alle Kommunalpolitiker des Kreises unterstützen wie Kummer die Aktion. Eltern, die mit ihren Kindern vor der Kita warteten, haben keine Vorbehalte. Sie sei Kindergarten-Erzieherin, habe also viel Kontakt mit den Kleinsten und wolle sich deshalb testen lassen, sagt eine Mutter. Angst, dass ihrem einjährigen Sohn der Test schaden könne, habe sie nicht. «So was ist schnell wieder vergessen.» Eine andere Mutter äußert sich ähnlich. Sie habe ihrer vierjährigen Tochter gesagt, dass sie kurz zum Arzt müsse. Damit sei die Sache erledigt gewesen.
Beide Kinder spielen mit großem Abstand zwischen sich fast eine Stunde lang im Schnee. Geplant war dieses lange Spielen eigentlich nicht. Doch der Beginn der Tests verzögerte sich - die Räume des Kindergartens, der in einigen Wochen saniert werden soll, waren nicht rechtzeitig eingerichtet.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stehen insgesamt rund 11 000 Antigen-Tests im Kreis Hildburghausen zur Verfügung. Unterstützung leisten dabei das Deutsche Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr. Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums gibt es in dem Kreis etwa 6300 Schüler und 2700 Kindergartenkinder. Hinzu kämen ihre Betreuer.
Ministerin Werner sieht den Grund für die hohe Inzidenz in der Südthüringer Region in einer «gewissen Sorglosigkeit über den Sommer», als es kaum Infektionen gab. So habe eine Hochzeitsfeier zu einer großen Anzahl Infizierter geführt. Auch sogenannte Garagen-Partys hätten eine Verbreitung des Virus zur Folge gehabt, so dass jetzt ein diffuses Infektionsgeschehen vorliege. Außerdem spiele wohl auch die hohe Zahl der Pendler nach Bayern eine Rolle, sagte Werner.
Nach einer in der Nacht zu Dienstag veröffentlichten neuen Verordnung des Kreises können Kindergärten und Schulen, an denen es Schnelltests gab, Kinder und Jugendliche mit negativem Testergebnis am Folgetag wieder betreuen. Unabhängig davon sollen alle Schulen des Kreises am 14. Dezember wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb gehen.
Erst am Wochenende waren die Beschränkungen im Kreis Hildburghausen mit einem Verbot unangemeldeter Versammlungen nochmals verschärft worden. Damit reagierte das Landratsamt auf eine spontane Protestaktion gegen den Lockdown vor einer knappen Woche, bei der Hunderte Menschen singend und teilweise ohne Einhaltung der Infektionsschutzregeln durch die Stadt gezogen waren. Seitdem ist abends mehr Polizei auf den Straßen als sonst.
Beschluss: Schülerin muss trotz vorerkranktem Vater zur Schule
Düsseldorf (dpa/lnw) - Eine Schülerin muss auch dann während der Corona-Pandemie am Präsenzunterricht teilnehmen, wenn ihr Vater an Vorerkrankungen leidet. Das hat das Düsseldorfer Verwaltungsgericht am Dienstag entschieden und mitgeteilt. Einen Eilantrag der Schülerin auf Befreiung vom Präsenzunterricht lehnten die Richter ab (Az.: 18 L 2278/20).
Die Antragstellerin habe nicht ausreichend belegt, dass das Gesundheitsrisiko für ihren Vater im Fall einer Covid-19-Infektion so groß sei, dass ihr Distanzunterricht erteilt werden müsse. Die vorgelegten ärztlichen Bescheinigungen seien insoweit nicht aussagekräftig genug.
Der Präsenzunterricht habe mit Blick auf den staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag Vorrang vor sogenanntem Distanzunterricht. Durch die vom Gesetzgeber im Schulbereich vorgesehenen Hygiene-Maßnahmen ließen sich Infektionsrisiken auch für Angehörige von Schülern verringern.
Zum Schutz vorerkrankter Angehöriger seien zudem zuerst Vorsorgemaßnahmen im betreffenden Haushalt vorzunehmen. Gegen den Beschluss kann noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalens in Münster eingelegt werden.
Berlin plant acht mobile Teststationen für Schulen und Kitas
Berlin (dpa/bb) - Für den Einsatz an Berliner Schulen und Kitas soll es angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie künftig acht mobile Teststellen geben. Das kündigte Kultursenator und Vize-Regierungschef Klaus Lederer (Linke) am Dienstag nach der Sitzung des Senats an, der dies zuvor auf Vorschlag der Bildungsverwaltung beschlossen hatte. «Die mobilen Testteams können in der Stadt unterwegs sein und Tests abnehmen», erklärte Lederer. Die Schnelltests sollen bei Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern zum Einsatz kommen. Dadurch soll an Schulen und Kitas schneller als bisher möglich sein, Corona-Fälle festzustellen und Infektionsketten zu unterbrechen.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung sollen pro Teststelle bis zu 200 Tests am Tag möglich sein. Die Bildungsverwaltung entscheidet in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern, wo die mobilen Teststellen jeweils eingesetzt werden. Die Tests muss aus rechtlichen Gründen medizinisch qualifiziertes Personal übernehmen. Der Senat sieht darin ein Problem - aus diesem Grund sei noch nicht die Zahl möglich, die wünschenswert sei. «Da sind wir wieder an dem Flaschenhals Personal», sagte Lederer.
Und das gilt nicht nur für Schulen und Kitas: «Wir haben derzeit ein Engpass-Problem bei den Schnelltests in nahezu allen sozialen Einrichtungen», stellte der Senator fest. Aber nicht etwa, weil Tests fehlten: «Der Zwang, dass ausschließlich medizinisches Fachpersonal diese Tests ausführen kann, führt dazu, dass nicht genügend Leute da sind, die diese Tests am Ende anwenden können», erläuterte er. «Es ist eine Bundesverordnung, die dafür geändert werden muss.»
Die Gesundheitsministerkonferenz habe bereits eine entsprechende Aufforderung an den Bund gerichtet, Selbsttestungen und Tests durch angeleitetes Personal zu ermöglichen, sagte Lederer. «Wir sind der Ansicht, dass das jetzt dringend passieren muss.» Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) teilte dazu mit, ihr sei wichtig, dass das gesamte Dienstpersonal an Schulen und Kitas bei konkreten Anlässen möglichst zügig getestet werden könne. Das gelte insbesondere, wenn es Corona-Fälle in den Einrichtungen gegeben habe.
01.12.2020 13.30 Uhr
Gewerkschaft bekräftigt per Petition Forderung nach Wechselunterricht
Frankfurt (dpa/lhe) - Die Lehrergewerkschaft GEW Hessen fordert per Petition ein «praxistaugliches Konzept» für den Schulunterricht unter Pandemie-Bedingungen. Die Vorsitzende Maike Wiedwald überreichte am Dienstag eine Liste mit 12 000 überwiegend digitalen Unterschriften an Kultusminister Alexander Lorz (CDU) in Wiesbaden. Außer der Vorgabe zum regelmäßigen Lüften sei dem Minister noch nicht viel eingefallen, um die Schulen auf einen Winter in der Corona-Pandemie vorzubereiten, erklärte Wiedmann.
Angesichts der unverändert hohen Infektionszahlen in ganz Hessen müssten die Schulen endlich flächendeckend in das Wechselmodell zwischen Präsenz- und Distanzunterricht übergehen. «Nur mit Abstand in kleineren Gruppen ist es gegenwärtig möglich, das Risiko einer Infektion zu minimieren und gleichzeitig guten Unterricht unter akzeptablen Rahmenbedingungen sicherzustellen», hieß es.
Per Petition fordert die Gewerkschaft auch mehr Vertretungskräfte für die Schulen, die Anschaffung von hochwertigen Lüftungsgeräten sowie der beschleunigte Ausbau der digitalen Infrastruktur. Ein Sprecher des Ministeriums verwies auf ein für diesen Freitag geplantes Gespräch des Ministers mit Lehrerverbänden.
Ministerium: Forderungen nach längeren Weinachtsferien verfrüht
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerium hält Forderungen für längere Weihnachtsferien nach Neujahr für verfrüht. «Der MV-Gipfel Mitte Dezember wird sich natürlich auch mit dem Schulunterricht nach den Weihnachtsferien beschäftigen und das Infektionsgeschehen sehr genau beobachten», sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Voreilige Schlüsse würden niemandem helfen.
Unterdessen werden die Forderungen nach einem späteren Start der Schule im neuen Jahr lauter. Nach dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) schlug am Dienstag die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine spätere Öffnung der Schulen nach Silvester zum Schutz der Lehrkräfte vor. «Die Ferien sollten um drei Tage verlängert werden, damit erreichen wir fünf Tage Abstand zum Neujahr», erklärte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm. Am Vortag hatte der VBE eine Verlängerung von bis zu einer Woche ins Gespräch gebracht. Nach bisheriger Planung enden die Weihnachtsferien am 2. Januar; die Schule beginnt dann nach dem Wochenende am 4. Januar.
Das Bildungsministerium betonte, alle wissenschaftlichen Untersuchungen zeigten bislang, dass Schulen nicht für die Ausbreitung des Virus verantwortlich seien und von ihnen kein Anstieg der allgemeinen Infektionszahlen ausgehe. Aktuell lägen die Inzidenzzahlen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich unter denen anderer Bundesländer. «Das gilt auch für die Schulen im Land», stellte der Sprecher fest.
Den Eltern von Kita- und Hortkindern sollte das Land nach Vorstellung der GEW «dringend» empfehlen, die Kinder nach dem Jahreswechsel nach Möglichkeit drei weitere Tage zu Hause zu behalten. Dies sollte auch deutlich an die Unternehmen adressiert werden, forderte die Co-Landesvorsitzende Annett Lindner. In Schulen und Kitas träfen die Pädagogen und Erzieher ständig auf zahlreiche Haushalte und hätten damit ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Die GEW verlangte zudem - ebenso wie der VBE am Tag zuvor - FFP-2-Masken für das Personal.
Baden-Württemberg startet doch nicht früher in die Weihnachtsferien
Stuttgart (dpa) - Die Weihnachtsferien in Baden-Württemberg starten trotz der Corona-Pandemie nun doch erst wie ursprünglich vorgesehen erst am 23. Dezember. Das teilte das Staatsministerium am Dienstag mit. Für die Klassen 1 bis 7 sei vorher regulärer Präsenzunterricht an den Schulen vor Ort vorgesehen. Die Präsenzpflicht sei für den Unterricht am 21. und 22. Dezember allerdings ausgesetzt. Eltern könnten ihre Kinder zuhause lassen, wenn sie die Tage vor Weihnachten für die Minimierung der Kontakte nutzen wollen. Schüler ab Klasse 8 sollen im Fernunterricht unterrichtet werden.
Auf diese Regelung hätten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) geeinigt. Schulen, die an den letzten beiden Schultagen vor Weihnachten bewegliche Ferientage einsetzen, seien von der Regelung nicht betroffen.
Kretschmann bezeichnete die Pläne als «guten Kompromiss». Denn bei vorgezogenen Ferien habe man auch die Frage bedenken müssen, wer sich um die Kinder und Jugendlichen kümmere, die nicht von ihren Eltern betreut werden könnten, sagte Kretschmann. «Das ging nicht ohne Betreuung.» Außerdem sei es wichtig, dass Menschen in wichtigen Berufen weiter arbeiten könnten.
Damit widerspricht Baden-Württemberg einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, die die Regierungschefs vergangene Woche getroffen haben. Ministerpräsident Kretschmann hatte eigentlich bereits vor der Absprache mit seinen Länderkollegen für vorgezogene Weihnachtsferien plädiert. Damit Kontakte vermieden werden, sollten die Weihnachtsferien bereits am 19. Dezember starten.
Kultusministerin Eisenmann hatte sich zuvor gegen die Verlängerung der Weihnachtsferien gestemmt, weil sich das Problem der Betreuung nicht auflösen lasse. «Wir ziehen als Land Baden-Württemberg die Weihnachtsferien nicht vor», sagte sie der «Schwäbischen Zeitung». Aber man handle, um Schülerbewegungen und damit Kontakte zu reduzieren.
GEW scheitert vor Gericht mit Klage für Corona-Schutzmaßnahmen
München (dpa/lby) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist mit einem Eilantrag für mehr Corona-Schutzmaßnahmen in Bayerns Schulen gescheitert. Das Verwaltungsgericht in München lehnte den Antrag am Montag als unzulässig ab. Wie ein Sprecher des Gerichts mitteilte, wurde allerdings gar nicht in der Sache entschieden. Die Richter gingen ging davon aus, dass die GEW überhaupt nicht klageberechtigt ist (Az. M 26a E 20.5999).
Die Gewerkschaft wollte mit ihrem Antrag kleinere Klassen und die Wahrung des Mindestabstands in den Schulen durchsetzen. Lehrer und Schüler würden durch den bisherigen Präsenzunterricht an bayerischen Schulen nicht ausreichend vor Corona-Ansteckungen geschützt, begründete die GEW den Eilantrag.
Das Gericht betonte, dass der GEW die Antragsbefugnis fehle. Der Antragsteller müsse zunächst erst einmal geltend machen, möglicherweise in seinen eigenen Rechten verletzt zu sein. Dies sieht das Verwaltungsgericht bei der Gewerkschaft nicht. Eine Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit entfalle, da dieses Grundrecht nicht auf Gewerkschaften anwendbar sei. Die GEW könne auch nicht mit dem Antrag stellvertretend Rechte von Mitgliedern wahrnehmen.
Zahl der Corona-Infektionen an Schulen sinkt im Wochenvergleich
Hamburg (dpa/lno) - Die Zahl der Corona-Infektionen an Hamburger Schulen ist von Freitag bis Sonntag um 56 gestiegen. Betroffenen seien 44 Schüler und 12 Beschäftigte an 46 Schulen, teilte die Schulbehörde am Montag mit. Im Wochenvergleich sei die Zahl neuer Ansteckungen um 36 Prozent gesunken.
Insgesamt gibt es den Angaben zufolge derzeit 335 Infektionen an 153 Schulen. In 274 Fällen sei das Virus bei Schülern nachgewiesen worden - damit seien 0,11 Prozent aller Hamburger Schüler betroffen. Die 61 infizierten Schulbeschäftigten machten 0,18 Prozent aller Mitarbeiter an Schulen aus. 69 von insgesamt 9500 Klassen befinden sich danach in präventiver Quarantäne. Das bedeute, dass 2102 Schüler oder 0,8 Prozent der Gesamtschülerschaft Hamburgs in häuslicher Isolation seien.
30.11.2020 16.30 Uhr
Frustrierter Lehrer: «Natürlich leidet der Unterricht»
Bildungsverbände haben ihre Probleme mit der Arbeit des Kultusministeriums und wollen mehr eingebunden werden. Das wehrt sich gegen die Kritik. Ein Lehrer spricht über den Job als Netzwerkberater - und fühlt sich alleine gelassen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Bildungsverbände aus dem Südwesten kritisieren das Kultusministerium für Versäumnisse beim digitalen Wandel an Baden-Württembergs Schulen. Das Ministerium vermittelt nach Einschätzung der Bildungsexperten zwar Betriebsamkeit, doch die Substanz der Aktivitäten halten sie für zu gering, wie Bildungsverbände am Montag mitteilten. «Wenn wir die letzten viereinhalb Jahre nüchtern betrachten, müssen wir sagen: Für die Qualitäts- und Zukunftsentwicklung der Schulen im Land geht eine verlorene Legislaturperiode zu Ende», bilanzierte Matthias Wagner-Uhl, der Vorsitzende des Vereins für Gemeinschaftsschulen.
Die Verbände kritisieren zu viele Alleingänge des Ministeriums und wollen mehr in aktuelle Prozesse eingebunden werden. Im Bundesland gebe es genügend Expertise, die Aufgabe der digitalen Transformation gemeinsam zu lösen. Viel Expertise von außen verpuffe in den Mühlen der Verwaltungsorgane, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Mit Konferenzen und Schalten gebe es einen engen Kontakt mit den Bildungsverbänden in Baden-Württemberg, betonte eine Sprecherin des Kultusministeriums. Durch Projekte wie dem Digitalpakt und einer digitalen Bildungsplattform sei zudem die Aussage einer verlorenen Legislaturperiode nicht nachvollziehbar.
Vor allem viele Lehrer, die nebenher als Netzwerkberater arbeiten, seien überfordert bei der Einrichtung von Geräten und den zusätzlichen Gesprächen mit Eltern und Schülern, heißt es beim Verband Bildung und Erziehung. Der stellvertretende Vorsitzende Oliver Hintzen erzählt von einem Lehrer, der in der vergangenen Zeit mehr als 500 Geräte einrichten musste. Im Medienentwicklungsplan seien eigentlich viel weniger Stunden für die Arbeit der Netzwerkberater vorgesehen - zurzeit häuften sich die Überstunden.
Ein Lehrer an einem Gymnasium, der anonym bleiben möchte, hat in diesem Jahr 150 Geräte einrichten müssen. Für eins braucht er nach eigenen Angaben etwa eine halbe Stunde - zusätzlich muss er Schüler und Kollegen mit den Geräten vertraut machen. Er findet klare Worte an das Kultusministerium: «Wir werden mit diesem Schwung an Geräten alleine gelassen.» Die Arbeit als Netzwerkberater sei nicht mehr von einer Lehrkraft machbar, sagt der 40-jährige Mathe- und Physiklehrer.
Er fordert einen IT-Betreuer pro Schule. Die Forderung ist nicht neu. Doch das Kultusministerium und die Kommunen werden sich bei der Finanzierung nicht einig, heißt es bei den Bildungsverbänden. David Warneck von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt daher ein Gesetz vor mit einem klaren Finanzierungsmodell.
«Die müssen IT-Berater finden, die bereit sind, sich in das System einzufinden. Ich merke aber nicht, dass es da Fortschritte gibt», sagt der Lehrer. Durch die Nebenaufgabe habe er kaum Zeit, Unterricht vorzubereiten und Materialien auf den neuesten Stand zu bringen: «Natürlich leidet der Unterricht in meinen eigenen Fächern.»
Schulbeginn jetzt schon ab 7 Uhr möglich
Zum Schulbeginn sind die Bahnen und Busse besonders voll. Damit das Infektionsrisiko dort gesenkt werden kann, bekommen die Schulen mehr Spielraum für den Unterrichtsbeginn. Das dürfte nicht jeden freuen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Für den einen oder anderen Jugendlichen ist diese Uhrzeit eine echte Herausforderung: Der Unterricht kann in Nordrhein-Westfalen mitunter jetzt schon um 7 Uhr statt 7.30 Uhr beginnen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat am Montag ein größeres Zeitfenster für den Schulbeginn bekanntgegeben. Die Schulen und Schulträger wie die Kommunen haben damit mehr Spielraum, den Andrang bei der Anfahrt und damit das Infektionsrisiko zu senken. Der frühere Unterrichtsbeginn eigne sich eher für ältere Schüler und vor allem im Bereich der Beruflichen Bildung. Aber auch ein späterer Schulstart bis 9 statt 8.30 Uhr ist nun an den Schulen möglich.
Etwa jede fünfte Schule in Nordrhein-Westfalen mache bereits von der Möglichkeit des zeitversetzten Unterrichtsbeginns Gebrauch, ergänzte Staatssekretär Mathias Richter bei einer Online-Pressekonferenz. Der Großteil davon habe sich dazu wegen der Corona-Pandemie entschlossen. Fast ebenso viele Schulen stellten Überlegungen an, wie aus einer repräsentativen Umfrage per Mail hervorgehe. Falls sich alle dazu entschlössen, würden dann insgesamt knapp 40 Prozent der Schulen in NRW die Möglichkeiten des flexiblen Unterrichtsbeginns nutzen. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Kommunen wie Herne im Ruhrgebiet versetzte Anfangszeiten für die weiterführenden Schulen beschlossen.
An den Grundschulen besteht nach den jüngsten Rundschreiben des Schulministeriums unverändert keine Maskenpflicht im Unterricht. Die Schüler der Primarstufe müssten weiterhin keine Alltagsmaske tragen, solange sie sich im Klassenverband im Unterrichtsraum aufhielten, heißt es darin. Im Offenen Ganztag besteht demnach innerhalb einer festen Gruppe ebenfalls keine Pflicht zum Tragen einer Alltagsmaske. Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände müssten grundsätzlich alle Schüler hingegen eine sogenannte Alltagsmaske tragen. Ab der 5. Klasse gelte auch im Unterricht und am Sitzplatz die Maskenpflicht.
Die sehr beliebten Klassenfahrten könne es bis Ostern wegen der Corona-Lage nicht geben, machte Gebauer weiter deutlich. Bis Ende März, dem Beginn der Osterferien, sollen wegen der Corona-Pandemie keine Schulfahrten stattfinden. Bereits geplante Fahrten seien abzusagen und neue Schulfahrten in dem Zeitraum dürften nicht genehmigt werden. Davon ausgenommen seien allerdings außerschulische Bildungsangebote wie eintägige Exkursionen, erläuterte sie.
Der Unterrichtsbetrieb funktioniere dank der Schutzmaßnahmen verlässlich: Zum Stichtag 25. November nahmen den Angaben zufolge knapp 96 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht teil und gut 94 Prozent der Lehrer waren dafür einsetzbar. Gut 64 000 Schüler befanden sich zum Stichtag in Quarantäne. An gut 81 Prozent der Schulen hatten alle Klassen Präsenzunterricht. 13 Schulen waren geschlossen. Bestätigte Corona-Fälle hat es laut den Angaben bisher bei landesweit knapp 4900 Schülern und knapp 700 Lehrern gegeben.
Sollte Corona in einer Schule dazu führen, dass Präsenzunterricht nicht in ausreichendem Maß erteilt werden kann, richte die Schulleitung Distanzunterricht ein. Modelle eines stadt- oder kreisweiten Wechselunterrichts, unabhängig vom Infektionsgeschehen an der einzelnen Schule, seien nicht mit den Verordnungen des Landes vereinbar. Sie kämen nur schulspezifisch in Betracht. «Also wir bremsen nicht aus, wir schauen uns die Schulen schulscharf an», betonte Gebauer. Sie hatte Solinger Pläne zu einem Wechselunterricht an allen Schulen mit Verweis auf Bildungsgerechtigkeit untersagt.
Bayern verschiebt Beginn der Abitur-Prüfungen auf Mitte Mai
München (dpa/lby) - Wegen der Corona-Krise wird der Beginn der Abiturprüfungen im kommenden Jahr um knapp 14 Tage nach hinten auf den 12. Mai 2021 verschoben. «Wir wollen, dass alle Abiturientinnen und Abiturienten faire Bedingungen vorfinden - in den Prüfungen selbst wie in der Vorbereitung», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag in München. Bisher war der Beginn der Abitur-Prüfungen für den 30. April 2021 geplant.
«Die Gymnasien starten früher in die Abschlussprüfungen als die anderen Schularten. Daher machen sich in den Abiturklassen Quarantänemaßnahmen und auch längere Phasen mit Distanzunterricht besonders bemerkbar und können zu Termindruck führen», betonte Piazolo. Um die Abiturvorbereitung zeitlich zu entlasten, werde hier nun frühzeitig gegensteuert.
«Sollte sich die Infektionslage weiter verschärfen, ist auch eine weitere Verschiebung des Abiturs nicht ausgeschlossen - hierfür müssen wir jedoch die nächsten Monate noch abwarten», sagte Piazolo weiter. Wenn nötig werde auch an den anderen Schularten der Termin für die Abschlussprüfungen der Corona-Lage noch angepasst.
Noch keine Entscheidung über Konsequenzen für Schulleiterin
Wiesbaden (dpa/lhe) - Über die möglichen dienstrechtlichen Folgen für eine Schulleiterin aus Südhessen, die an einer großen Demonstration gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen teilgenommen hat, ist noch keine Entscheidung gefallen. Es müssten noch Gespräche mit dem Elternbeirat und Kollegen geführt werden, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. Dabei gehe es darum, ob die Frau bereits an anderer Stelle in ähnlicher Art aufgefallen sei.
Die Leiterin einer Grundschule in Froschhausen, einem Stadtteil von Seligenstadt im südhessischen Landkreis Offenbach, hatte an einer «Querdenken»-Demonstration teilgenommen und sich dabei auch öffentlich kritisch geäußert. Bei der Kritik war es insgesamt um die Corona-Maßnahmen und dabei gerade auch um das Tragen von Masken zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Virus gegangen.
Die Frau hat sich nach Angaben des Sprechers mittlerweile auch schriftlich ausdrücklich bei der Schulgemeinde für ihr Verhalten entschuldigt. Aus Sicherheitsgründen war ihr danach für 14 Tage der Zutritt zur Schule untersagt worden. In Hessens Schulen gelten strenge Hygieneauflagen zum Schutz der Kinder und Lehrer vor einer Corona-Erkrankung. Landesweit einheitlich gilt, dass Schüler ab Klasse 5 im Unterricht eine Maske tragen sollen.
Lehrergewerkschaft für längere Weihnachtsferien in MV
Schwerin (dpa/mv) - Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat eine Verlängerung der Weihnachtsferien in Mecklenburg-Vorpommern vorgeschlagen, um das Risiko von Corona-Infektionen nach Neujahr zu vermindern. Denkbar ist aus Sicht der Lehrergewerkschaft, die Ferien um einige Tage zu verlängern oder die zweite Winterferienwoche vorzuziehen. Damit kämen die Schüler erst später nach den Kontakten zu den Feiertagen wieder in den Unterricht und Kontakte in Größenordnungen würden vermieden, sagte der VBE-Landesvorsitzende Michael Blanck am Montag.
«Wir brauchen jetzt eine kluge Voraussicht.» Sonst könne es passieren, dass die Schulen nach den Ferien zum Superspreader würden. Die Weihnachtsferien enden in MV am 3. Januar. Blanck verwies darauf, dass viele Bundesländer die Weihnachtsferien um eine Woche verlängerten. «Gegenüber fast allen Bundesländern haben wir aber zweiwöchige Winterferien im Februar, was wir jetzt in die Waagschale werfen könnten, ohne Unterrichtsausfall zu erzeugen.»
Der VBE-Chef forderte einen besseren Corona-Schutz für die Lehrkräfte. Zwar werde versucht, vieles auf den Weg zu bringen, aber noch sei zu wenig davon an den Schulen angekommen. «Überall findet man jetzt Plexiglasscheiben, nur in Schulen - vor allem in engen Räumen - nicht.». Auch fehle es an FFP-2-Masken für die Lehrer.
Bei der technischen Ausstattung für das Distanzlernen gebe es immer noch große Lücken, stellte Blanck fest. So seien beim Anschluss der Schulen an das schnelle Internet seit dem Frühjahr kaum Fortschritte zu verzeichnen. Mobile Endgeräte für Schüler seien zwar zum Teil angekommen, aber bei vielen fehle noch die entsprechende Software. «Von den Endgeräten für Lehrkräfte können wir derzeit nur träumen.»
Bildungsverbände aus dem Südwesten kritisieren Kultusministerium
Stuttgart (dpa/lsw) - Mehrere Bildungsverbände werfen dem Kultusministerium vor, den digitalen Wandel an Baden-Württembergs Schulen verschlafen zu haben. Das Ministerium vermittele zwar hektische Betriebsamkeit, doch die Substanz dieser Aktivitäten sei zu gering, kritisierten sie am Montag. «Wenn wir die letzten viereinhalb Jahre nüchtern betrachten, müssen wir sagen: Für die Qualitäts- und Zukunftsentwicklung der Schulen im Land geht eine verlorene Legislaturperiode zu Ende», bilanzierte Matthias Wagner-Uhl, der Vorsitzende des Vereins für Gemeinschaftsschulen.
Es gebe zu viele Alleingänge des Ministeriums, außerdem wollten die Verbände stärker in aktuelle Prozesse eingebunden werden. Im Bundesland gebe es genügend Expertise, die Aufgabe der digitalen Transformation gemeinsam zu lösen. Viel Erfahrung von außen verpuffe aber in den Mühlen der Verwaltungsorgane, hieß es in einer Erklärung.
Mit Konferenzen und Schalten gebe es einen engen Kontakt mit den Bildungsverbänden in Baden-Württemberg, wie eine Sprecherin des Kultusministeriums mitteilte. Durch Projekte wie dem Digitalpakt und einer digitalen Bildungsplattform sei zudem die Aussage einer verlorenen Legislaturperiode nicht nachvollziehbar.
Auch viele Schulleiter im Südwesten sehen in der Digitalisierung der Schulen die größte Baustelle während der Corona-Krise. Fast jeder zweite befragte Schulleiter gab in einer Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) an, fehlende Geräte und Schwierigkeiten beim Online-Unterricht seien die größten Probleme.
Schülerinnen müssen trotz Attests Maske tragen
Mit wortgleichen Attesten wollten sich drei Schülerinnen von der Maskenpflicht befreien lassen. Doch das Verwaltungsgericht Stuttgart lässt das nicht gelten.
Stuttgart (dpa/lsw) - Drei Schülerinnen, die sich mit einem ärztlichen Attest von der Maskenpflicht an einem Gymnasium befreien lassen wollten, müssen die Mund-Nasen-Bedeckung weiterhin aufziehen. Das hat das Verwaltungsgericht Stuttgart am Montag mitgeteilt. Die behauptete «Unmöglichkeit oder Unzumutbarkeit des Tragens einer Mund-Nasen-Bedeckung» sei nicht glaubhaft gemacht worden, begründete das Gericht die Entscheidung.
Der Vater der Schülerinnen hatte ärztliche Atteste vorgelegt, die allesamt von derselben Neurologin ausgestellt waren. Weil sich die Gymnasiastinnen in neurologischer Behandlung befänden, sei es ihnen aus gesundheitlichen Gründen nicht zuzumuten, Masken zu tragen, heißt es darin.
Der Schulleiter lehnte eine Befreiung von der Maskenpflicht ab, da die Atteste nicht aussagekräftig seien. Dagegen zog der Vater vor Gericht. Das Verwaltungsgericht lehnte den Eilantrag ab: Aus den wortgleichen Attesten gehe nicht hervor, welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch das Tragen einer Maske bei den Schülerinnen jeweils hervorgerufen würden und wie es dazu komme. Es sei auch nicht zu erkennen, auf welcher medizinischen Grundlage die behandelnde Neurologin zu der Einschätzung gelangt sei.
Die Vermutung liege nahe, «dass hier tatsächlich gar nicht bestehende medizinische Gründe für eine Unzumutbarkeit bescheinigt hätten werden sollen», da konkrete Aussage zu auftretenden medizinischen Symptomen gefehlt hätten, erklärte das vom Gericht. Die Entscheidung vom 23. November ist noch nicht rechtskräftig.
Keine Schulfahrten bis zu den Osterferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Bis Ende März, dem Beginn der Osterferien, sollen wegen der Corona-Pandemie keine Schulfahrten stattfinden. Bereits geplante Fahrten seien abzusagen und neue Schulfahrten in dem Zeitraum dürften nicht genehmigt werden, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag. Davon ausgenommen seien außerschulische Bildungsangebote wie eintägige Exkursionen.
Hamburger Schülerinnenkammer gegen Hybrid-Unterricht
Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburger Schülerinnenkammer hat sich gegen einen coronabedingt wechselweise zu Hause digital und in der Schule in Präsenz abgehaltenen Unterricht ausgesprochen. Wer einen solchen Hybridunterricht zum jetzigen Zeitpunkt fordere, habe den Ernst der Lage nicht verstanden, sagte der Landesvorsitzende Henry Behrens am Montag. Der Bildungsauftrag könne so nicht voll erfüllt werden. «Wir sehen heute den Schaden, den die Schulschließung im Frühjahr angerichtet hat.»
Viele Schüler müssten den Stoff aus dem letzten Schuljahr noch nacharbeiten und bräuchten dafür die Präsenzbetreuung durch eine Lehrkraft. «Wenn man diese Schüler nun nur noch wochenweise in die Schule ließe, wäre der Verlust von Schulstoff nicht mehr nachzuholen», warnte Behrens. Weil Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen von der Krise härter betroffen seien, klaffe bereits eine «große soziale Lücke im Bildungswesen».
Die aktuellen Hygienemaßnahmen sind laut Behrens sinnvoll und effektiv, wenn sie konsequent angewandt würden. «Das Tragen einer Maske ist zwar störend, jedoch genauso wie das regelmäßige Stoßlüften zumutbar.» Hybridunterricht dürfe es deshalb erst im äußersten Notfall geben, dieser sei aber noch nicht eingetreten.
In diesem Jahr wohl keine Laptops mehr für Lehrer
Berlin (dpa) - Die Lehrer in Deutschland werden wahrscheinlich erst im kommenden Jahr flächendeckend mit Laptops ausgestattet. «In diesem Jahr wird sich das nicht mehr umsetzen lassen», sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD), der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag). Grund für die Verzögerung ist laut der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Beratungsbedarf des Bundes bei der Finanzierung. Zum anderen seien die Lieferfristen für Geräte deutlich länger geworden. Die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern könne nun aber rasch geschlossen werden.
Das Dienstlaptop-Programm hatten Ländervertreter, SPD-Chefin Saskia Esken und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im August bei einem «Schulgipfel» im Kanzleramt angestoßen.
Schüler in Bremerhaven planen Homeschooling-Tag aus Protest
Bremerhaven (dpa/lni) - Schüler in Bremerhaven wollen aus Protest gegen aus ihrer Sicht mangelnde Corona-Schutzmaßnahmen nicht zur Schule kommen. Der Stadtschüler*innenring betonte in einer Mitteilung vom Sonntag, dass es sich nicht um ein Fernbleiben vom Unterricht handle, sondern der Unterricht von Zuhause aus besucht werde. Demnach sollen sich am Dienstag beziehungsweise Freitag voraussichtlich drei Schulen beteiligen. Wie viele der rund 1500 Schülerinnen und Schüler dann tatsächlich in den Distanzunterricht wechseln, ist aber unklar.
Der Umgang mit der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte und ihrer Familien sei unverantwortlich, erklärte der Stadtschüler*innenring. In den Oberstufenjahrgängen werden teilweise Gruppengrößen von 200 Schülern erreicht, während außerhalb der Schulen Treffen auf bis zu zwei Hausstände begrenzt seien. «Da die Buskapazitäten nicht ausreichend erhöht wurden, ist nicht einmal der Weg zur Schule oder von der Schule nach Hause zumutbar gesichert.»
In der Stadt hatte der Wert der nachgewiesenen Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen gerechnet auf 100 000 Einwohner nach Angaben der Senatorin für Gesundheit am Samstag bei 86,6 gelegen.
28.11.2020 17.30 Uhr
Landkreistag kritisiert Corona-Regelungen für Schulen
Das Bildungsministerium lässt Schulleitern ab Dezember einen großen Handlungsspielraum beim Ausbruch von Corona-Fällen. Der Landkreistag sieht damit die Arbeit der Gesundheitsämter unterlaufen.
Erfurt (dpa/th) – Der Thüringische Landkreistag hat das Corona-Konzept des Bildungsministeriums für die Schulen kritisiert. Dass den Schulleitern während der Corona-Pandemie mehr Verantwortung übertragen werden solle, sei «verantwortungslos», sagte die Präsidentin des Thüringischen Landkreistages, Martina Schweinsburg (CDU), der Deutschen Presse-Agentur.
Mit der entsprechenden Anordnung unterlaufe das Bildungsministerium zudem die Arbeit der Gesundheitsämter, die fachlich für derartige Entscheidungen zuständig seien, monierte Schweinsburg. «Hier wird die Verantwortung für schwerwiegende Entscheidungen auf dem Rücken der Direktoren abgeladen und das Ministerium macht sich einen schlanken Fuß.»
Die Schulleiter sollen der Anordnung zufolge bei Corona-Infektionen selbstständiger entscheiden können, welche Schutzmaßnahmen sie ergreifen. Das betrifft alle Schulen in Regionen mit weniger als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Bei einem bestätigten Corona-Fall kann die jeweilige Schulleitung ab Dienstag je nach Lage vor Ort Maßnahmen aus dem Stufenplan Gelb ergreifen. Dazu zählt unter anderem auch eine Maskenpflicht im Unterricht.
Schweinsburg kritisierte, damit versuche das Ministerium erneut die Arbeit der Gesundheitsämter auszuhebeln, die bei den Landkreisen und kreisfreien Städten angesiedelt sind. Die Präsidentin verwies auf den besonders stark von Corona betroffenen Kreis Hildburghausen. Dort habe sich das Ministerium in den vergangenen Wochen zunächst geweigert, der Forderung von Landrat Thomas Müller (CDU) nach Schließung der Schulen nachzukommen.
Damit sei der politische Wille, die Schulen und Kindergärten offen zu halten, über fachliche Erwägungen des dortigen Gesundheitsamtes gestellt worden, sagte die Präsidentin. Im Kreis Hildburghausen gilt seit Mittwoch ein regionaler Lockdown, Schulen und Kindergärten sind seither geschlossen. Am Samstag wurden die Corona-Regeln dort noch einmal verschärft.
Landesschülerrat: Bedingungen für Wechselunterricht Schule überlassen
Dresden (dpa/sn) - Bei der derzeitigen Infektionslage in Sachsen hält der Landesschülerrat (LSR) die Einführung von Wechselunterricht in den Schulen für richtig. «Schulen sollten dabei die Freiheiten besitzen, für die konkreten Bedingungen – zum Beispiel die Häufigkeit der Wechsel – auf ihre jeweiligen Besonderheiten einzugehen, vor allem räumliche Situation und Klassenstärken», sagte Landesschülersprecherin Joanna Kesicka laut einer Mitteilung vom Samstag. Die Formate sollten in Absprache mit den Schülervertretern gestaltet werden.
Generell begrüßte der Landesschülerrat die am Freitag beschlossenen Maßnahmen der Landesregierung. Bei 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen soll der Regelbetrieb an Schulen eingeschränkt werden. An den Grundschulen soll es feste Klassen geben, weiterführende Schulen gehen in Absprache mit dem Kultusministerium in den Wechselunterricht. «Im Interesse jedes einzelnen Schülers müssen wir dafür sorgen, dass der Unterricht an Schulen, die nur wenig oder gar nicht von Infektionen betroffen sind, im Regelbetrieb weiterlaufen kann, solange es möglich ist», sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU).
Grundsätzlich ausgenommen von den Wechselmodellen sind die Abschlussklassen. Zudem gilt ab Klassenstufe 7 Maskenpflicht im Unterricht. Am Freitag lagen laut Gesundheitsministerium zehn der 13 Landkreise und kreisfreien Städte über der kritischen Grenze von 200 Infektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen.
Der Landesschülerrat forderte bei der Einführung von Wechselunterricht entsprechende Nachteile für die Schüler auszugleichen. «Spätestens mit dem Wechselmodell wird auffällig, dass dieses Schuljahr kein normales Schuljahr ist. Deswegen können es auch nicht normale Maßstäbe sein, die für Zeugnisse und Abschlüsse angelegt werden», erläuterte Kesicka.
Maskenpflicht im Unterricht - Neue Corona-Regeln in Sachsen-Anhalt
Seit Beginn der Pandemie heißt es, dass Einschränkungen des öffentlichen Lebens notwendig seien, bis ein Impfstoff da sei. Das könnte bald der Fall sein. Sachsen-Anhalt bereitet sich darauf vor - und beschließt längere Corona-Beschränkungen.
Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt sollen bis 15. Dezember in allen Kreisen und kreisfreien Städten zentrale Anlaufstellen eingerichtet werden, in denen gegen das Coronavirus geimpft werden kann. Das Land soll zunächst rund 130 000 Impfdosen bekommen, sobald ein erster Stoff zugelassen ist, wie Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Freitag bekanntgab. Wann das der Fall sein wird, ist offen. Das Land wolle vorbereitet sein, sagte sie.
Ab dem 1. Dezember gelten neue Corona-Regeln in Sachsen-Anhalt, das Kabinett beschloss die entsprechende Verordnung mit Gültigkeit bis zum 20. Dezember am Freitag. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) rief die Menschen zum Mitmachen und Ernstnehmen auf. Die Botschaft: «Wir sind immer noch in schwierigen Zeiten.» Was ist beschlossen?
TEIL-LOCKDOWN: Sachsen-Anhalt trägt die bundesweiten Verabredungen mit und verlängert die seit Anfang November geltenden Maßnahmen zunächst bis zum 20. Dezember. Das heißt: Restaurants und Hotels bleiben geschlossen, der Kultur-, Freizeit- und Sportbetrieb ruht weitgehend, um die Kontakte der Menschen untereinander zu minimieren.
KONTAKTE: Sachsen-Anhalt gestaltet die Kontaktregeln etwas lockerer als von Bund und Ländern verabredet. Zwar dürfen sich ab Dienstag nur noch fünf statt zehn Menschen treffen, Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt. Die bisherige Beschränkung auf zwei Haushalte fällt - anders als bundesweit - weg. Die Fixierung auf Hausstände sei schwer zu fassen und entspreche nicht der Lebensrealität vieler Menschen im Land, hieß es zur Begründung. Welche Regelungen zwischen Weihnachten und Neujahr gelten, soll Mitte Dezember beschlossen werden.
SCHULEN UND KITAS: Sachsen-Anhalt bleibt bei dem Ziel, Schulen und Kitas im regulären Betrieb zu halten. Präsenzunterricht sei das Beste unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Das Wechselmodell, bei dem Klassen für mehr Sicherheitsabstand im Klassenzimmer aufgeteilt werden und abwechselnd in der Schule und zuhause lernen, benachteilige jene Familien, denen technische Ressourcen fehlten sowie Schüler mit Lernschwierigkeiten.
Am Freitag waren 63 Schulen wegen Corona-Infektionen und vieler Quarantäne-Fälle geschlossen oder stark eingeschränkt. Das war ein Drittel weniger als in der Woche zuvor. Jeweils gut zwei Prozent der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler waren in Quarantäne.
MASKENPFLICHT: Monatelang hatte Minister Tullner eine Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht als unzumutbar abgelehnt, jetzt aber kommt diese Regelung. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, diese Schutzmaßnahme für den Unterricht ab der siebten Klasse einzuführen. Sachsen-Anhalt folgt dem. Bisher gilt nur eine Maskenpflicht für alle auf dem Schulgelände, aber explizit nicht im Unterricht. Vertreter von Lehrern, Eltern und Schülern hatten immer wieder eine Einführung gefordert, um das Ansteckungsrisiko zu senken.
FERIEN: Bereits am Montag kündigte der Bildungsminister an, dass die Weihnachtsferien um zwei Tage verlängert werden sollen. Damit würde der Unterricht nicht am 7., sondern erst am 11. Januar starten. Zwischen Neujahr und Schulbeginn lägen dann zehn Tage, in denen mögliche Ansteckungen bei Feierlichkeiten erkannt werden könnten. Die zusätzlichen Ferientage sollen auch genutzt werden, damit sich Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher freiwillig auf das Coronavirus testen lassen können. Das Land will dafür Schnelltests einsetzen.
LICHTBLICK FÜR JUNGE SPORTLER: Eine vorsichtige Öffnung gewährt Sachsen-Anhalt im Bereich des Kinder- und Jugendsports. Dort wird Training in Gruppen von bis zu fünf Personen einschließlich der Betreuer oder Trainer möglich sein. Grimm-Benne sagte, das solle auch für Ballett- und Tanzunterricht gelten.
EINKAUFEN: Bundesweit sollen schärfere Regeln gelten, wie viele Menschen gleichzeitig in einem Laden einkaufen dürfen. Bis 800 Quadratmeter Fläche ist ein Kunde pro 10 Quadratmeter erlaubt, für alle darüber hinausgehenden Flächen nur einer pro 20 Quadratmeter. Zudem soll die Maskenpflicht laut Bund-Länder-Beschluss auf Parkplätze und die Plätze vor Einkaufsläden ausgeweitet werden.
WEIHNACHTSBESUCH: Kommen Verwandte von weit her zu Besuch nach Sachsen-Anhalt, dürfen sie zu diesem Zweck in einem Hotel übernachten. Laut Sozialministerin Grimm-Benne durften sie dies bislang auch schon, ebenso wie Geschäftsreisende. Untersagt seien aber rein touristische Übernachtungen.
PFLEGEEINRICHTUNGEN: Es gibt weder einen generellen Besucherstopp noch ein Ausgehverbot, wurde klargestellt. Jeder Bewohner sollte täglich Besuch erhalten können. Die Schnelltests sollten genutzt werden, appellierte Grimm-Benne. Ein befristetes Besuchsverbot könne die Leitung der Einrichtung lediglich im Einvernehmen mit dem Gesundheitsamt festlegen, wenn es eine bestätigte Corona-Infektion gebe.
CORONA-FALLZAHLEN: Die Zahl der Corona-Infizierten in Sachsen-Anhalt hat am Freitag die 4000er Marke überschritten und 4021 erreicht. Vor einer Woche waren es noch 3298. Am Freitag kamen laut dem Sozialministerium 435 neue Fälle hinzu, es starben sechs weitere Menschen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde - insgesamt sind es 160. Die Zahl der Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 je 100 000 Einwohner im Land kletterte weiter - auf 95,86. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 73,63.
IMPFZENTREN: Noch ist nicht klar, wann der erste Impfstoff zugelassen wird. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte es aber zuletzt eine begründete Hoffnung, dass das noch in diesem Jahr der Fall sein könnte. In Sachsen-Anhalt laufen die Vorbereitungen, um möglichst schnell das Serum verabreichen zu können. In allen Kreisen werden Impfzentren aufgebaut. Dazu kommen mobile Teams, die in Pflegeeinrichtungen und zu wenig mobilen Menschen kommen sollen.
Laut Kassenärztlicher Vereinigung signalisierten bereits rund 600 praktizierende Ärzte und Kolleginnen im Ruhestand, in den Teams mitarbeiten zu wollen. Mit der ersten Lieferung sollen zunächst Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern sowie Bewohner in Pflegeeinrichtungen geimpft werden.
IMPFREIHENFOLGE: Je nach Liefernachschub wird der Kreis derjenigen erweitert, die als nächstes geimpft werden sollen. Grimm-Benne geht davon aus, dass sich Einzelpersonen ab Januar oder Februar in den zentralen Anlaufstellen impfen lassen können. Termine sollen online oder über die Servicenummer der Kassenärztlichen Vereinigung, 116 117, vergeben werden.
Die Lagerung des aussichtsreichsten Impfstoffs sei eine große Herausforderung, hieß es vom Gesundheitsministerium. Das Serum müsse bei minus 70 Grad tiefgekühlt und nach der Aufbereitung schnell verabreicht werden. Zudem sei eine Wiederholung nach 21 Tagen nötig. Das erfordere ein gutes Termin-Management.
IMPFPFLICHT: Eine Impfpflicht soll es nicht geben, betonte Grimm-Benne. Wie hoch die Bereitschaft zur Beteiligung sein werde, sei schwer vorherzusagen, sagte der Landeschef der Kassenärztlichen Vereinigung, Burkhard John.
Gericht kippt generelle Maskenpflicht für Lehrer in Münster
Münster (dpa) - Eine generelle Maskenpflicht für Lehrer in Münster (NRW) ist rechtswidrig. Das hat das Verwaltungsgericht Münster am Freitag entschieden. Es gab dem Eilantrag eines Lehrers gegen eine Allgemeinverfügung der Stadt vom 20. November statt. Diese Regel sei unverhältnismäßig, heißt es zur Begründung in der Mitteilung des Gerichts. Die Stadt könne die Notwendigkeit für eine verschärfte Maskenpflicht nicht auf hohe Infektionszahlen stützen. Münster hatte am 27. November 56,8 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner und hat damit den niedrigsten Wert in Nordrhein-Westfalen (Az.: 5 L 1008/20, nicht rechtskräftiger Beschluss).
Die Stadt kündigte an, vor das Oberverwaltungsgericht ziehen zu wollen. Die niedrigen Infektionszahlen seien mit Schutzmaßnahmen erreicht worden, die über die Vorgaben des Landes hinaus gegangen seien. Daher sei die Entscheidung des Gerichts nur schwer nachvollziehbar. Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) sagte laut Mitteilung: «Selbstverständlich akzeptieren wir die Autorität der Gerichte und werden den Beschluss umgehend umsetzen, bis unsere Position in der nächsten Instanz erneut abgewogen wird. Ich gehe davon aus, dass der richterliche Beschluss von heute keinen Bestand haben wird.»
27.11.2020 17.00 Uhr
Corona-Krise stresst Schulleiter - Wenige Schulen derzeit geschlossen
In der Corona-Krise muss an den Schulen viel improvisiert werden. Die Schulleitungen setzt das zunehmend unter Druck: Jobzufriedenheit und Motivation sinken. Von kompletten Schließungen betroffen sind momentan immer noch relativ wenige Schulen.
Berlin (dpa) - Der Frust unter den Schulleitern in Deutschland wächst im Zuge der Corona-Krise. Wie eine am Freitag veröffentlichte repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, gibt es eine zunehmende Unzufriedenheit unter Direktoren und Rektoren. Zugleich sinkt die Motivation. Nur noch 24 Prozent der Befragten üben demnach ihren Beruf «sehr gern» aus. Bei einer Befragung zu Beginn der Corona-Krise im März waren es noch 42 Prozent, 2019 sogar 58 Prozent.
Deutlich gestiegen ist der Anteil der Schulleiterinnen und Schulleiter, die ihren Beruf «eher ungern» oder «sehr ungern» ausüben: von 4 Prozent im vergangenen Jahr auf 11 Prozent im März und nun 27 Prozent. In der Gesamtschau hat die große Mehrheit (72 Prozent) aber immer noch eine positive Einstellung zu ihrem Job («eher gern» und «sehr gern»).
Verbandschef Udo Beckmann sagte: «Die Formel ist so einfach wie bedrückend: Zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit lassen die Zufriedenheit der Schulleitungen bei der Erfüllung von Aufgaben sinken und damit auch ihre Motivation.» Die Umfrage wurden zum Deutschen Schulleiterkongress veröffentlicht, der wegen Corona erstmals digital stattfand. Der VBE vertritt nach eigenen Angaben als Gewerkschaft mehr als 160 000 Pädagogen.
Gefragt wurde auch, wie sehr die Schulleitungen ihre Aufgaben zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können. Auch hier verschlechterten sich die Zahlen: 63 Prozent gaben an, dass das «immer» oder «häufig» der Fall ist. Im März waren es noch 72 und vor einem Jahr 82 Prozent.
Auf die Frage nach Corona-bedingten Problemen nannten die Schulleiter Themen wie fehlende Digitalisierung, Probleme mit Online-Unterricht, zu wenig Personal, Einhaltung von Abstandsregeln und beengte Raumsituation. Für die Schulpolitik in ihrem jeweiligen Bundesland vergaben sie im Schnitt die Note 3,9. Hier gab es keine Veränderung zum März. 2019 war es im Schnitt eine 3,7.
Die Corona-Lage an den Schulen scheint nach Zahlen der Kultusministerkonferenz vom Freitag insgesamt immer noch relativ entspannt zu sein. Demnach waren von rund 30 000 abgefragten Schulen in Deutschland Ende vergangener Woche 118 geschlossen, zwölf mehr als in der Vorwoche. Eingeschränkten Präsenzbetrieb gab es an 3702 Schulen (Vorwoche: 3320). Dort waren etwa einzelne Klassen oder Lerngruppen im sogenannten Distanzunterricht, also zu Hause.
Leicht gestiegen ist die Zahl der betroffenen Schüler, während sie bei den Lehrern leicht gesunken ist. Von mehr als 10 Millionen Schülern in Deutschland waren Ende vergangener Woche 199 932 in Quarantäne (Vorwoche: 190 937). 20 185 waren mit Corona infiziert (Vorwoche: 19 364). Bei den knapp 900 000 Lehrern gab es 3169 Corona-Fälle (Vorwoche: 3219). 11 598 waren darüber hinaus in Quarantäne (Vorwoche: 12 120). Die Daten geben allerdings nur einen groben Überblick, da nicht alle Bundesländer in allen genannten Bereichen Zahlen übermittelt haben.
Land verteilt Millionen Masken an Schulen und andere Einrichtungen
Stuttgart (dpa/lsw) - Noch vor Weihnachten sollen Schulen in Baden-Württemberg rund 8,4 Millionen FFP2-Masken erhalten. Direkt nach den Weihnachtsferien werden außerdem 24,3 Millionen OP-Masken an 2700 Schulen verschickt, wie das Kultusministerium am Freitag mitteilte. Ausgenommen seien nur die Grundschulen. Mehr als 11 Millionen Masken sollen außerdem an Obdachlose sowie an Pflege- und Behinderteneinrichtungen gehen. Die verschiedenen Lieferungen sollen den Bedarf von drei Monaten abdecken.
«Zwar haben uns die Fachleute aus Virologie und Medizin dargelegt, dass OP-Masken ausreichend sind, um den Gesundheitsschutz von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen zu gewährleisten», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) der Mitteilung zufolge. Alle Lehrkräfte, die sich das wünschten, sollten dennoch auch FFP2-Masken erhalten. Jede Lehrkraft in Vollzeit soll bis zu drei Mund- und Nasenschutzmasken pro Tag zur Verfügung gestellt bekommen. Auch für weitere Mitarbeiter wie die Hausmeister seien Masken vorhanden.
Dies sei die zweite große Lieferung des Landes. Bereits in den letzten beiden Wochen der Sommerferien seien rund 24 Millionen Masken an die Schulen im Südwesten geschickt worden.
Zahl Corona-infizierter Schüler um 42 gestiegen
Hamburg (dpa/lno) - Die Zahl der mit Corona infizierten Schülerinnen und Schüler in Hamburg ist innerhalb eines Tages um 42 gestiegen. Zudem hätten sich am Donnerstag sechs Beschäftigte infiziert, teilte die Schulbehörde am Freitag mit. Betroffen seien insgesamt 37 Schulen, für drei Klassen seien Quarantänemaßnahmen veranlasst worden. Insgesamt seien damit derzeit 403 von rund 256 000 Schülerinnen und Schüler infiziert. Das entspreche einer Quote von 0,16 Prozent.
Bei den Schulbeschäftigten sind es den Angaben zufolge 81 von etwa
34 400, was einem Anteil von 0,24 Prozent entspreche. Seit Schuljahresbeginn sind damit insgesamt 2678 Corona-Infektionen von den Schulen gemeldet worden, davon 2188 Schülerinnen und Schüler und 490 Schulbeschäftigte.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte unterdessen die Einigung der Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). «Die Vereinbarungen bestätigen die Hamburger Schulpolitik.» Das bundesweite Verbot von Klassenreisen sei in Hamburg bereits seit Monaten gültig. «Die vereinbarte Maskenpflicht ab Klasse 7 haben wir ebenfalls bereits erfüllt und übertroffen: In Hamburg gilt die Maskenpflicht sogar ab Klasse 5», erklärte Rabe. Zudem könne sich jeder Schulbeschäftigte mehrfach und auch ohne Symptome kostenlos bei seinem Hausarzt testen lassen.
Rabe betonte, er freue sich, dass Merkel und die Ministerpräsidenten sich klar für den Präsenzunterricht ausgesprochen hätten und Wechselunterricht nur bei mehr als 200 Infektionen in der Woche auf 100 000 Einwohner eingeführt werden solle. «Diese Entscheidung bestätigt unseren bisherigen Kurs», sagte der Senator. In Hamburg sei dieser Wert nur halb so hoch. «Deshalb bleiben wir beim flächendeckenden Präsenzunterricht als Regelangebot und schränken ihn weiterhin nur in besonderen Ausnahmefällen an einzelnen Schulen mit einer hohen Zahl von Corona-Infektionen für eine befristete Zeit ein.»
EU-Kommission genehmigt Finanzhilfen für Jugendherbergen
Brüssel (dpa) - Deutschland darf Jugendherbergen und ähnlichen Einrichtungen in der Corona-Krise finanziell unterstützen. Die EU-Kommission genehmigte am Freitag die deutschen Hilfen. Mit dem Geld sollen bis zu 60 Prozent der Einnahmeverluste ausgeglichen werden, die im Zeitraum zwischen dem Beginn des Lockdowns im Frühjahr und dem 31. Juli 2020 entstanden sind.
Insgesamt hält der Bund laut Kommission etwa 75 Millionen Euro bereit, allerdings nicht ausschließlich für dieses Hilfsprogramm. Hinzu kommen weitere Programme, so etwa das Sonderprogramm «Kinder- und Jugendbildung, Kinder- und Jugendarbeit», das für den Zeitraum April bis Dezember Hilfen als nicht rückzahlbare Zuschüsse vorsieht.
Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) rechnete im Herbst mit einem Rückgang bei Umsatz und Übernachtungen von 80 bis 90 Prozent für das laufende Jahr. Insbesondere der Wegfall der meisten Klassenfahrten bereite den etwa 450 im DJH organisierten Betrieben Probleme. Allein die Schul- und Klassenreisen machten etwa 40 Prozent des Umsatzes der Betriebe aus, erklärte ein Sprecher damals.
Dicke Luft im Lehrerzimmer - Umfrage: Stimmung wegen Krise schlecht
Sieben Monate Coronavirus, das sorgt für dicke Luft auch in den Lehrerzimmern. Denn wo es bereits vor der Krise viel zu tun gab und der Nachwuchs fehlte, häufen sich nun die Aufgaben. Das größte Problem: die Zeit. Helfen könnten neue Lehrer. Aber die fehlen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Fragt man Gerhard Brand nach der Laune in den baden-württembergischen Lehrerzimmern, verdunkelt sich seine Miene schlagartig. Im Frühjahr, da zogen die Kollegien noch an einem Strang, erinnert er sich, da waren alle zuversichtlich und zeigten Verständnis für die Corona-Auflagen. Das habe sich nach sieben Monaten Ausnahmezustand verändert. «Die Aggressivität ist gewachsen», sagt Brand. «Und die anfängliche Rationalität ist emotionalen Empfindungen gewichen.»
Als Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) spricht der frühere Hauptschulrektor viel mit den Pädagogen an den 4200 Schulen im Land. Nun wird sein Eindruck zur Stimmungslage gestärkt durch die jüngste Umfrage des Lehrer-Dachverbands. Demnach herrscht ziemlich dicke Luft in den Kollegien.
Die Stimmung sei so schlecht wie lange nicht mehr, sagt Brand bei der Präsentation der Ergebnisse aus 269 Fragebögen. Die anfängliche Zuversicht und das Verständnis für die Einschränkungen durch die Pandemie seien in vielen Schulen einer steigenden Aggressivität und Emotionalität gewichen. Schuld daran trage vor allem das Virus, sagt Brand. Schulleitungen benötigten aber vor allem mehr Zeit. «Und hier ist die Politik gefragt», sagt er.
In der Digitalisierung der Schulen sehen viele Schulleiter laut VBE die größte Baustelle im Schulalltag während der Corona-Krise. Fast jeder zweite befragte Schulleiter gab fehlende Geräte und Schwierigkeiten beim Online-Unterricht als größte Probleme an. Derzeit verfügten nur vier Prozent der Schulen über Endgeräte für die Schüler, etwa jede zehnte biete Fortbildungen für den Einsatz digitaler Medien an, und nur in vier von zehn Schulen gebe es ein schuleigenes WLAN in allen Räumen. «Statt eines echten Digitalschubs hat es eher einen kleinen Digitalschubser gegeben», meint Brand.
Die Vereinigung von Schulleiterinnen und Schulleitern sieht zwar den Bedarf an Hardware. Für den Vorsitzenden Werner Weber, Rektor einer Schule in Heidenheim, ist es aber wichtiger, zunächst eine einheitliche Lernplattform anzubieten. Die Geräte könne man dann im Laufe des Prozesses bestellen und einrichten. Die Unzufriedenheit unter den Kolleginnen und Kollegen nimmt er nicht so stark wahr, wie es die Umfrage darstellt.
Nach dieser Befragung bemängelt jede dritte Schulleitung zudem fehlendes Personal. Große Probleme bereiten demnach auch die Hygienevorschriften, die höhere Arbeitsbelastung - und zunehmend auch uneinsichtige und aufgebrachte Eltern. «Aus dem Lager der Maskengegner befreien Eltern immer öfter ihre Kinder vom Präsenzunterricht», kritisiert Brand. Das Land müsse schärfer formulieren, unter welchen Umständen die Schulpflicht aufgehoben werden darf.
Die Politik habe zwar gute Ausstattungsprogramme auf den Weg gebracht. Die weitere Umsetzung des Konzeptes zur Entlastung der Schulleitungen dürfe nun aber nicht wie angekündigt auf das Schuljahr 2022/2023 verschoben werden. «Uns brennt jetzt der Kittel, und deshalb brauchen wir auch jetzt die Stellen und nicht erst in zwei Jahren.»
Nach den Plänen des Kultusministeriums sollen Schulleiter mehr Geld für ihre Aufgaben bekommen. Grund für das Konzept war vor allem das Problem, für solche Stellen überhaupt Bewerber zu finden. Größere Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I sollen zudem einen Konrektor bekommen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will den Schulleitern auf längere Sicht vor allem mehr Zeit für ihre Leitungsfunktionen geben und ihre Pflicht, Unterricht zu erteilen, herunterfahren.
Sie zeigt auch Verständnis für den Hilferuf der Schulleitungen: «Wir wissen, dass es dringenden Handlungsbedarf bei der Leitungszeit und beim allgemeinen Entlastungskontingent der Schulen gibt», sagt Eisenmann. Die Leitungszeit könne aber erst in einem zweiten Schritt umgesetzt werden, weil Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden müssten, «die aktuell leider noch Mangelware sind». Die Teile des Konzepts, die sich schon umsetzen ließen - also die höhere Besoldung für die Leitungen kleiner Grundschulen und eine Zulage für kommissarische Schulleitungen – seien wie geplant in Gang gekommen.
Das lässt die Gewerkschaft nicht gelten. Die Schulleitungen fühlten sich von der Landesregierung im Stich gelassen, sagte Monika Stein von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es sei absehbar, dass viele in diesem Dauerstress nicht das ganze Schuljahr durchhalten könnten. Sie schlägt vor, mehr Lehramtsstudierende in Schularten mit Lehrkräftemangel einzusetzen und arbeitslose Gymnasiallehrkräfte zu beschäftigen.
Corona-Lage an Schulen insgesamt weiter relativ entspannt
Berlin (dpa) - Trotz anhaltend hoher Corona-Zahlen ist die Lage an den Schulen nach aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) weiter relativ entspannt. Es gibt allerdings einen leichten Anstieg bei der Zahl geschlossener oder nur eingeschränkt arbeitender Schulen.
Von den rund 30 000 abgefragten Schulen im Land waren demnach zum Ende der vergangenen Woche 118 geschlossen, 12 mehr als in der Vorwoche. Eingeschränkten Präsenzbetrieb gab es an 3702 Schulen - dort waren etwa einzelne Klassen oder Lerngruppen im sogenannten Distanzunterricht, also zu Hause. In der Woche zuvor waren es 3320 Schulen.
Leicht gestiegen ist die Zahl der betroffenen Schüler, während sie bei den Lehrern leicht gesunken ist. Von den mehr als 10 Millionen Schülern in Deutschland waren Ende vergangener Woche 199 932 in Quarantäne (Vorwoche: 190 937), darüber hinaus waren 20 185 mit Corona infiziert (Vorwoche: 19 364). Bei den knapp 900 000 Lehrern gab es 3169 Corona-Fälle (Vorwoche: 3219), 11 598 waren darüber hinaus in Quarantäne (Vorwoche: 12 120).
Die Kultusministerkonferenz hatte angekündigt, künftig einmal wöchentlich über den deutschlandweiten Stand zu berichten. Bisher war es schwierig, ein genaues Gesamtlagebild zu erhalten, weil die Daten in den Bundesländern unterschiedlich erhoben und nicht zentral erfasst wurden. Die Daten werden nun regelmäßig von der KMK zusammengetragen, soweit die Länder sie übermitteln. Nicht alle stellen etwa konkrete Quarantänezahlen zu Schülern zur Verfügung oder Zahlen zu Schulen, die im eingeschränkten Betrieb sind.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte die Erhebung und Veröffentlichung der Daten. VBE-Chef Udo Beckmann ergänzte aber, die Zahlen lieferten keinen Grund, berechtigte Ängste der Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte herunterzuspielen. Es handele sich um eine «beachtliche Anzahl» an Schülern und Lehrern, die in Quarantäne oder infiziert seien.
Umfrage unter Rektoren: Digitalisierung an Schulen größtes Problem
Schulbetrieb in der Pandemie und fehlende Wartung von Laptops: Schulen im Südwesten müssen derzeit viele Herausforderungen meistern. Am häufigsten geben Schulleiter in einer Umfrage Probleme bei der Einrichtung von Geräten und beim Online-Unterricht an.
Stuttgart (dpa/lsw) - Viele Schulleiter in Baden-Württemberg sehen in der Digitalisierung der Schulen die größte Baustelle im Schulalltag während der Corona-Krise. Fast jeder zweite befragte Schulleiter gab in einer Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fehlende Geräte und Schwierigkeiten beim Online-Unterricht als größte Probleme an. Der Landesverband will Details und weitere Ergebnisse der Umfrage am Freitag (10.00 Uhr) in Stuttgart veröffentlichen. An der Forsa-Umfrage hatten 269 Schulleiterinnen und Schulleiter aus Baden-Württemberg teilgenommen.
Am Dienstag hatte die Landesregierung Schulen im Südwesten für coronabedingte Investitionen - unter anderem in Laptops - mit 40 Millionen Euro ausgestattet. Lehrkräfte und Verbände hatten jedoch immer wieder fehlende Unterstützung bei der Einrichtung der Geräte kritisiert. In einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag aller baden-württembergischen Tageszeitungen hatten Ende Oktober auch 69 Prozent aller Befragten und 68 Prozent der Eltern bezweifelt, dass Lehrer für den digitalen Unterricht ausreichend geschult und ausgebildet sind.
Die Schulpolitik wird von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verantwortet, die bei der Landtagswahl im kommenden März den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) herausfordert.
Thüringen bleibt bei Ferienbeginn am 23. Dezember
Erfurt (dpa) - Anders als andere Bundesländer zieht Thüringen seinen Ferienbeginn nicht auf einen einheitlichen 19. Dezember vor, sondern bleibt beim 23. Dezember. Ältere Schüler sollen aber in den Tagen vor Weihnachten zu Hause bleiben und dort Distanzunterricht erhalten. Das hatte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) dem Kabinett am Donnerstag vorgeschlagen, nun soll es so umgesetzt werden, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums bestätigte. Zuhause bleiben sollen Schüler ab der Klassenstufe 7 ab 21. Dezember und bis zum 10. Januar.
Die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sich am Mittwoch bei einer Schalte darauf verständigt, dass bereits der 18. Dezember der letzte Schultag sein soll. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte bei dem Thema aber zu Protokoll gegeben, dass er diesen Punkt noch mit seinem Kabinett abstimmen wolle.
Das Thüringer Bildungsministerium gab am Donnerstag zudem bekannt, dass der Betrieb aller Schulen und Kitas ab Dezember eingeschränkt wird. Um Kontakte zu reduzieren, sollen dann feste Klassen und Kita-Gruppen von möglichst jeweils denselbenen Lehrern und Erziehern unterrichtet und betreut werden. «Das wird sicherlich gerade für die weiterführenden Schulen eine Herausforderung sein», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums.
Weitere Verschärfungen sind für Landkreise mit einem Inzidenzwert von über 200 geplant. Ab der Klassenstufe 7 soll dann ein Mindestabstand von 1,5 Metern in den Klassen gelten. «Dadurch kommt es in der Regel zum Wechselbetrieb aus Präsenzunterricht und häuslichem Lernen», heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.
Lehrerverbandspräsident lobt und kritisiert Corona-Beschlüsse
Berlin (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, zieht eine gemischte Bilanz zu den Schulbeschlüssen von Bund und Ländern. Es sei gut, dass es jetzt zumindest ab einem Inzidenzwert von 200 weitere Schutzmaßnahmen an den Schulen geben solle, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das sei aber nur eine Kann-Bestimmung, fügte er hinzu.
Meidinger kritisierte außerdem, dass die für möglichen Wechselunterricht vorgegebene Zahl von 200 Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche vier Mal so hoch liege wie die Empfehlung des Robert Koch-Instituts. «Es ist fragwürdig, wenn Politiker sich eigene Zahlen ausdenken, die nichts mehr mit dem zu tun haben, was die Virologen sagen.»
Merkel und die Ministerpräsidenten hatten am Mittwoch beschlossen, dass sogenannter Wechselunterricht, bei dem Klassen geteilt werden und Schüler abwechselnd zu Hause und in der Schule lernen, als eine mögliche Maßnahme lokal an Schulen eingeführt werden kann, wenn die Corona-Zahlen in der Umgebung extrem nach oben gehen. Regional gab es auch bisher schon solche Maßnahmen. Der 200-er Wert wird laut aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts in den meisten deutschen Landkreisen nicht überschritten.
Positiv hob Meidinger heraus, dass Bund und Länder Mindeststandards für Masken an Schulen festgelegt haben. Ab einem Inzidenzwert von 50 soll es künftig ab der 7. Klasse Maskenpflicht auch im Unterricht geben. Ausnahmen sind aber möglich, wenn es an der Schule selbst keine Corona-Fälle gibt. In den meisten Bundesländern gilt allerdings bereits Maskenpflicht im Unterricht ab Klasse 5. «Die Beschlüsse der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin sind ein leichter Fortschritt, aber es fehlt die Konsequenz», sagte Meidinger.
Umfrage: Mehrheit der Jugend nimmt Rücksicht in der Pandemie
Berlin (dpa) - Eine große Mehrheit der jüngeren Generationen in Deutschland zeigt sich nach einer aktuellen Umfrage in der Pandemie solidarisch. So finden es zwei Drittel der Interviewten zwischen 14 und 39 zurzeit wichtig, zum Schutz von Familie und Freunden auf Partys zu verzichten, heißt es in einer Vorab-Auswertung für die repräsentative Studie «Junge Deutsche 2021», die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Lediglich acht Prozent der Befragten antworten, dass sie einen Verzicht auf Feiern unwichtig finden. Rund ein Viertel (26 Prozent) gibt dazu «teils teils» an. Eine große Mehrheit (73 Prozent) hat auch mit Abstandhalten und Masketragen kein Problem.
Online interviewt wurden für die Studie 1602 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen Mitte Oktober und Mitte November. Insgesamt zeigen sich bis zu drei Viertel der jungen Generationen dabei optimistisch, diese Krise zu meistern. Die Älteren, die schon im Beruf sind, sehen ihre Perspektiven dabei allerdings positiver als junge Leute in der Ausbildung. Ein Viertel bis ein Drittel der Befragten fühlt sich in der Pandemie jedoch noch weiter abgehängt als vorher. Es sind oft junge Männer mit niedrigem Bildungsniveau.
Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann befürchtet mit Blick auf die aktuelle Umfrage, dass die Pandemie die Kluft zwischen der flexiblen und anpassungsfähigen «Generation Greta» und einer frustriert-pessimistischen «Generation Corona» verbreitern könnte.
26.11.2020 08.30 Uhr
Kretschmann: Bei hohen Fallzahlen Wechselunterricht an Schulen
Stuttgart (dpa) - An Schulen in Baden-Württemberg soll es bei sehr hohen Fallzahlen künftig Wechselunterricht geben. Dies sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach den Beratungen von Bund und Ländern zu neuen Corona-Maßnahmen am Mittwochabend dem Südwestrundfunk.
Die Maßnahme, bei der etwa Klassen halbiert und abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet werden, greift Kretschmann zufolge bei mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche. Nach den Daten des Landesgesundheitsamts vom Mittwoch wurde diese Grenze zuletzt in den Stadtkreisen Heilbronn, Mannheim, Pforzheim und im Landkreis Tuttlingen überschritten.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte sich am Mittwoch gegen Forderungen gewandt, Schüler im Wechsel in der Schule und zu Hause unterrichten zu lassen. «Wechselunterricht in Baden-Württemberg wäre ein existenzieller Fehler», sagte sie bei einer Kundenkonferenz der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.
Corona-Beschlüsse: Ein wenig Lockerung zwischen den Jahren
Silvester feiern zu zehnt? Als große Party zählt das in normalen Jahren nicht. Doch im Vergleich zu den sonstigen Dezember-Beschränkungen wäre das schon eine Lockerung. Die Kanzlerin richtet einen Appell ans Volk.
Berlin (dpa) - Mitten im harten Corona-Winter sollen die Weihnachtstage ein wenig Entspannung bringen: Ab dem 23. Dezember und höchstens bis zum 1. Januar sollen zehn Personen im Familien- und Freundeskreis zusammenkommen können, Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt. Doch davor stehen weitere Einschränkungen an. «Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstrengung», betonte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend nach mehrstündigen Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder. «Geduld, Solidarität, Disziplin werden noch einmal auf eine harte Probe gestellt.»
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen. «Dinge zu ermöglichen heißt ja nicht, dass alles genutzt werden muss, was möglich ist», sagte der SPD-Politiker. Noch sei das Ende der Pandemie nicht gekommen. «Wir sind in einer Situation, wo es wirklich auch in vielen Bereichen um Leben und Tod geht.» Merkel sagte, man sei sehr davon abhängig, dass die Bürger auch weiterhin «vernünftig und solidarisch» seien. «Es ist überhaupt kein Signal der Entwarnung zu geben, sondern im Gegenteil.»
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief ebenfalls zu Zurückhaltung an den Festtagen und Silvester auf. «Jeder kann helfen, wirklich jeder», sagte er. Vor Weihnachten wollen Bund und Länder die Lage erneut bewerten. Zunächst soll gelten:
TEIL-LOCKDOWN: Kneipen, Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sollen bis mindestes 20. Dezember geschlossen bleiben. Der Groß- und Einzelhandel bleibt geöffnet, allerdings mit Maskenpflicht nun auch vor Einzelhandelsgeschäften und auf Parkplätzen. In Geschäften mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern soll sich höchstens eine Person je 10 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten. Bei Geschäften, die größer sind, darf auf die zusätzliche Fläche dann höchstens eine Person pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen.
KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN: Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Haushalt und in jedem Fall auf fünf Personen zu beschränken, Kinder bis 14 ausgenommen. Schleswig-Holstein hält an seinen eigenen Regeln fest.
MUND-NASEN-SCHUTZ: In geschlossenen Räumen, die öffentlich zugänglich sind, hat jeder eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Das gilt auch für öffentliche Verkehrsmittel und belebte öffentliche Orte - welche das sind, legen die lokalen Behörden fest.
FEUERWERK: Silvesterfeuerwerk auf belebten Plätzen und Straßen wird untersagt. Grundsätzlich wird «empfohlen», zum Jahreswechsel auf Feuerwerk zu verzichten. Sachsen appelliert an die eigenen Bürger, beim Silvesterfeuerwerk besonders auf Mindestabstände zu achten.
BETRIEBSFERIEN: Arbeitgeber werden «dringend gebeten» zu prüfen, ob Betriebsstätten durch Betriebsferien oder großzügige Homeoffice-Lösungen vom 23. Dezember bis 1. Januar schließen können.
SCHULEN UND KITAS: Kinderbetreuung und Schulen sollen offen bleiben. Vereinbart wurde eine Maskenpflicht im Unterricht ab der 7. Klasse, abhängig von den regionalen Corona-Zahlen. Als unscharfe Grenze werden hier im Papier «deutlich mehr» als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner genannt. Positiv getestete Schüler und ihre Mitschüler sollen sofort in eine fünftägige Quarantäne. Wer dann negativ getestet wird, darf die Quarantäne beenden.
SCHUTZ VON RISIKOGRUPPEN UND SCHNELLTESTS: Der Schutz von Risikogruppen soll verbessert werden. Für Pflegebedürftige in Einrichtungen soll es ab dem 1. Dezember mindestens 30 Schnelltests pro Monat geben.
BAHNVERKEHR: Um den Reiseverkehr sicherer zu machen, soll die «Sitzplatzkapazität» deutlich erhöht werden, um noch mehr Abstand zwischen den Reisenden zu ermöglichen. Die Reservierbarkeit der Sitzplätze soll parallel dazu beschränkt werden. Die «Maskenkontrollen» sollen weiter verstärkt werden, so dass täglich mehr Fernzüge kontrolliert werden.
FINANZHILFEN: Die Novemberhilfen für vom Teil-Lockdown betroffene Firmen und Einrichtungen sollen im Dezember fortgeführt werden. Der Bund plant Finanzhilfen im Umfang von voraussichtlich 17 Milliarden Euro, wie die dpa erfuhr.
Städtetagspräsident Burkhard Jung zeigte Verständnis für die Maßnahmen. «Es schmerzt, dass der Teil-Lockdown fortgesetzt werden muss. Jetzt die Kontakte noch weiter zu reduzieren, verlangt uns viel ab», sagte er den Zeitungen der «Funke Mediengruppe». «Aber die Corona-Lage lässt derzeit nichts anderes zu. Je stärker wir jetzt die Regeln einhalten, desto besser kommen wir hoffentlich durch den Winter.» Er hoffe auf Lockerungen, wenn Impfstoffe verfügbar seien.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte den «Funke»-Zeitungen, die Lockerungen für Weihnachten und Silvester seien riskant. Er hoffe, dass daraus kein «Kickstarter für die Pandemie» entstehe. «Aber die Befürchtung ist, dass schärfere Regeln für diese Zeit von der Bevölkerung auch nicht akzeptiert würden.» Er räumte ein: «De facto haben wir keine Möglichkeit, die Erhaltung der Vorschriften wirksam zu kontrollieren. Daher müssen wir an die Bevölkerung appellieren - und schauen, ob es funktioniert oder nicht.»
Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, unterstützte den Appell zum Verzicht auf das Silvesterfeuerwerk. Die Kliniken seien in der Pandemie ohnehin schon sehr belastet. «Die Ärztinnen und Ärzte in den Notaufnahmen werden es allen danken, die keine Raketen zünden und erst recht auf Chinaböller verzichten. An Silvester müssen jedes Mal schwerste Verletzungen an Händen und Augen behandelt werden, auch Knalltraumata sind häufige Folgen», sagte sie den «Funke»-Zeitungen. Hinzu komme die Belastung von Umwelt und Gesundheit durch Feinstaub. «Das alles sollten wir uns diesmal bitte sparen.» In den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschlands verlangte Johna, Bund und Länder müssten endlich dafür sorgen, dass ausreichend Schnelltests für Klinikpersonal zur Verfügung stünden.
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, nannte die Beschlüsse für den Schulbereich «enttäuschend und riskant». Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, sie hätte sich stärkere Entscheidungen für den Wechselunterricht gewünscht, also die Aufteilung von Klassen in Schülergruppen, die dann abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet werden.
DAK-Umfrage: Lehrer fühlen sich durch Corona-Krise mehr belastet
Berlin (dpa) - Die große Mehrheit der Lehrer empfindet einer Umfrage zufolge ihren Job in der Corona-Krise als belastender als vorher. 84 Prozent gaben in einer Befragung der Krankenkasse DAK an, sie hätten das Gefühl, dass der Schulalltag unter Corona-Bedingungen zu Mehrarbeit führe. 90 Prozent stimmten der Aussage zu, das Unterrichten sei im Vergleich zur Situation vor einem Jahr deutlich anstrengender. Meistgenannte Gründe waren das Durchsetzen der Corona-Regeln bei den Schülern, der eigene Gesundheitsschutz und der Ausfall von Kollegen.
Für die Studie, die im Auftrag der DAK vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel erstellt wurde, wurden im Oktober 2300 Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen befragt. Laut Studienleiter Reiner Hanewinkel kann sie aber auch auf andere Bundesländer und Schulen übertragen werden, da die Ausnahmesituation und Herausforderungen bundesweit größtenteils vergleichbar seien.
Die meisten Lehrerinnen und Lehrer (66 Prozent) haben wegen Corona keine Angst im Job. Immerhin ein Drittel stimmte aber der Aussage zu, aufgrund der Situation Angst zu haben, zur Schule zu gehen. Zwei von drei Befragten gaben an, sich seit Corona größere Sorgen um die eigene Gesundheit zu machen. Angst sich bei Schülern anzustecken äußerten 51,5 Prozent. 48,6 sagten sie hätten keine oder eher keine Angst davor.
«Wir erleben aktuell, wie stark die seelische Gesundheit vieler Lehrkräfte unter der Corona-Pandemie leidet», sagte DAK-Chef Andreas Storm. Die Arbeitssituation der Lehrkräfte unter Pandemie-Bedingungen gehöre verstärkt in den Fokus der Politik. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, begrüßte die vorgelegte Studie. Diese liefere eine umfassende Bestandsaufnahme über die Mehrbelastung von Lehrkräften in Corona-Zeiten und zeige konkreten Handlungsbedarf auf. «Viele Lehrkräfte machen sich Sorgen um ihre eigene Gesundheit und die der Schülerinnen und Schüler. Das ist ein Hinweis darauf, dass die gegenwärtigen Hygieneschutzmaßnahmen nicht ausreichen.»
Kultusminister Tonne stellt «Hotspot-Strategie Schule» vor
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne will an diesem Donnerstag (11.30 Uhr) in Hannover seine «Hotspot-Strategie Schule» vorstellen. Schulische Bildung in Corona-Hotspots zu ermöglichen und zugleich den Infektionsschutz zu gewährleisten, sei ein schwieriger Balanceakt, teilte das Ministerium vorab mit. Es habe daher Corona-Maßnahmen speziell für Regionen mit dynamischem Infektionsgeschehen ergänzt, um auch hier Bildung und Gesundheitsschutz nachhaltig zu gewährleisten. Der Landkreis Cloppenburg zum Beispiel will laut NDR 1 Niedersachsen wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen das sogenannte Szenario B an den Schulen bis zu den Weihnachtsferien verlängern. In diesem Modell werden die Klassen geteilt und im wöchentlichen Wechsel zu Hause beziehungsweise in der Schule unterrichtet.
Schulen und Kitas bleiben offen - Schutzmaßnahmen leicht verschärft
Die Corona-Zahlen sind durch den Teil-Lockdown nicht wie erhofft gesunken, sondern stagnieren auf hohem Niveau. Deswegen drehen Bund und Länder jetzt auch noch einmal an der Maßnahmen-Schraube bei den Schulen. Große Einschränkungen wird es aber nicht geben.
Berlin (dpa) - Schulen und Kitas in Deutschland sollen in der Corona-Pandemie auch weiterhin grundsätzlich geöffnet bleiben. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch bei ihrer Videokonferenz verständigt. Gleichzeitig verabredeten sie Maßnahmen, um Ansteckungen an Schulen einzudämmen. In der Summe bleiben diese aber eher zurückhaltend.
So ist ein großflächiges Umschwenken auf sogenannten Wechselunterricht in Deutschland trotz anhaltend hoher Corona-Zahlen nicht geplant. Merkel und die Länderchefs vereinbarten, dass über solche Maßnahmen - bei denen etwa Klassen halbiert und abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet werden - weiterhin vor Ort und «schulspezifisch» entschieden werden soll. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte nach den Gesprächen, dies bedeute, dass es nicht um pauschale Maßnahmen für ganze Kreise oder ganze Städte gehe.
Zum Einsatz kommen soll Wechselunterricht zudem nur bei Schülern ab der 8. Klasse und wenn die Corona-Zahlen in einer Region extrem steigen. Als Grenze wird eine Zahl von 200 Neuansteckungen pro 100 000 Einwohnern pro Woche genannt. Diese Zahl wird in den meisten Landkreisen Deutschlands laut aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts momentan nicht überschritten. Der sogenannte Hybridunterricht wird auch nicht verpflichtend, sondern nur als Beispiel für etwaige Zusatzmaßnahmen bei starkem Infektionsgeschehen genannt.
Bund und Länder betonen in ihrem gemeinsamen Beschluss: «Das Offenhalten von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen hat höchste Bedeutung.» Mit Blick auf die Schulen wird betont, das Recht auf Bildung könne am besten durch Lernen und Lehren in Präsenz gewährleistet werden.
Zusätzlich vereinbart wurde außerdem eine Maskenpflicht im Unterricht ab der 7. Klasse, ebenfalls abhängig von den regionalen Corona-Zahlen. Als unscharfe Grenze werden hier im Papier «deutlich mehr» als 50 Neuinfektionen pro 100 00 Einwohner genannt. Allerdings gilt in den meisten Bundesländern längst eine Maskenpflicht im Unterricht und zwar schon ab der 5. Klasse, in Bayern sogar an Grundschulen. Keine flächendeckende Maskenpflicht im Unterricht gab es zuletzt nur noch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
Um die Zahl der Kontakte direkt vor den Feiertagen und damit die Ansteckungsgefahr im Familienkreis zu verringern sollen auch die Weihnachtsferien in fast ganz Deutschland gleichzeitig am 19. Dezember beginnen, dem Samstag vor Heiligabend. In mehreren Ländern, die das in den vergangenen Tagen bereits angekündigt hatten, werden die Ferien damit vorgezogen. Bremen und Thüringen behalten sich als einzige laut dem Beschluss vom Mittwoch vor, «eine länderindividuelle Regelung hinsichtlich des Ferienbeginns» zu treffen.
Bei Corona-Fällen an Schulen soll zudem künftig einheitlich vorgegangen werden. Schüler, die sich mit Corona angesteckt haben, sollen gemeinsam mit ihren Mitschülern - in der Regel die Schulklasse - sofort in eine fünftägige Quarantäne geschickt werden. Die Tage am Wochenende zählen mit. Nach fünf Tagen soll es einen Schnelltest geben. Ist der negativ, dürfen die Schüler wieder in die Schule. Wer positiv ist, soll alle drei Tage erneut getestet werden, bis der Test negativ ausfällt. Lehrer sollen dem Beschluss zufolge wegen «des zeitlich befristeten und anders strukturierten Kontakts» nicht in diese «Clusterisolation» einbezogen werden.
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, begrüßte die Möglichkeit, Wechselunterricht ab einer sogenannten Inzidenz von 200 Corona-Fällen einzuführen. Dies sei unbedingt angebracht, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Beckmann kritisierte aber die Einschränkung, dass dies erst ab der 8. Klasse möglich sein soll und nicht für Abschlussklassen. Das heiße, dass lediglich die 8., 11. und gegegebenenfalls 12. Klassen dies wahrnehmen könnten. «Ob das also die erhoffte Entlastung verspricht, bleibt fraglich.» Insgesamt zeigte sich der Verbandschef enttäuscht über die vereinbarten Infektionsschutzmaßnahmen für die Schulen. Wenn diese offengehalten werden sollten, brauche es einen besseren Schutz der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler, sagte Beckmann.
Maskenpflicht in Schulen bei hohen Infektionszahlen
Mainz (dpa/lrs) - Schülerinnen und Schüler ab der achten Klassen sollen in Rheinland-Pfalz ab der kommenden Woche eine Maske im Unterricht tragen, wenn die Corona-Infektionen regional besonders hoch sind. Dies solle schulspezifisch in Abstimmung mit der Schulaufsicht umgesetzt werden, sobald in einem Kreis oder einer Stadt in den vergangenen sieben Tagen mehr als 200 Menschen auf 100 000 Einwohner angesteckt worden seien, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwochabend nach Bund-Länder-Beratungen in Mainz. Davon betroffen seien zurzeit Schulen in den Städten Speyer und Mainz.
Schulen seien keine Infektionsherde, betonte die Staatskanzlei in Mainz. «Wir wollen möglichst lange am Unterricht vor Ort festhalten und haben gleichzeitig den Infektions- und Gesundheitsschutz im Blick.» Die Landesregierung habe dabei das regionale Geschehen fest im Blick, sagte Dreyer. Es gehe darum, «Schule in der Schule» so weitgehend zu praktizieren, «wie das möglich und verantwortbar ist». Keine Schülerin, kein Schüler solle in Gefahr geraten, wegen der Corona-Pandemie den Anschluss zu verlieren, sagte Dreyer. Einzelheiten zu den neuen Bestimmungen werde das Bildungsministerium demnächst den Schulen mitteilen.
Weihnachtsferien beginnen fast überall am 19. Dezember
Berlin (dpa) - Die Weihnachtsferien sollen in diesem Jahr fast überall in Deutschland gleichzeitig am 19. Dezember beginnen. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch bei ihrer Videokonferenz verständigt. Neue Tatsachen werden damit nicht geschaffen. Bereits vor dem Gespräch mit Merkel hatten Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen und Baden-Württemberg angekündigt, ihre Ferien auf den 19. Dezember vorzuziehen. In den meisten übrigen Bundesländern stand dieser Termin schon lange vor Corona als Ferienstart fest. Der 19. Dezember ist der Samstag vor Heiligabend, der in diesem Jahr auf einen Donnerstag fällt.
Bis auf Bremen und Thüringen sollen die Ferien nun überall an diesem Tag beginnen. Die beiden Länder behalten sich laut Beschluss vom Mittwoch «eine länderindividuelle Regelung hinsichtlich des Ferienbeginns» vor.
Mit der Maßnahme soll die Zahl der Kontakte direkt vor den Feiertagen und damit die Ansteckungsgefahr im Familienkreis verringert werden. Eltern in den Bundesländern, die ihre Ferien jetzt vorziehen, müssen sich nun allerdings um eine Betreuung für die zusätzlichen schulfreien Tage vor Heiligabend kümmern. Es ist aber eine Notbetreuung im Gespräch.
Hamburg bietet auch im Frühjahr Lernferien an
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Schüler bekommen auch in den Frühjahrsferien kostenlose und freiwillige Lernangebote, um durch die Corona-Pandemie verursachte Lernrückstände aufzuholen. Die Bürgerschaft beschloss am Mittwoch einen entsprechenden Antrag der Koalition aus SPD und Grünen und forderte den Senat zudem auf, gleiche Angebote für die Sommer- und Herbstferien 2021 zu prüfen. Lernferien waren bereits im vergangenen Sommer- und Herbst angeboten worden. Damals beteiligten sich in den Sommerferien 241 Schulen und knapp 7000 Schüler, in den Herbstferien waren es 95 Schulen und knapp 4000 Schüler.
Mehr Unterrichtsausfall zum Schuljahresstart - Corona-Effekt spürbar
Erfurt (dpa/th) - In Thüringen hat der Unterrichtsausfall zu Beginn des laufenden Schuljahres einen neuen Höchststand erreicht. Nach einer Auflistung des Bildungsministeriums, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt, fielen in der Woche vom 28. September bis 2. Oktober 6,2 Prozent der Unterrichtsstunden an allgemeinbildenden und weiterführenden Schulen aus. Das entspricht gut 18 100 Stunden. Ein Jahr zuvor lag der Anteil der ersatzlos gestrichenen, gekürzten oder mangels Lehrkräften mit sogenannter stiller Arbeit in den Schulklassen ausgefüllten Unterrichtsstunden am Anfang des Schuljahres bei 5,6 Prozent.
Allerdings sei die Situation wegen der Corona-Pandemie nicht ganz vergleichbar mit den früheren Jahren, schätzten Ministerium und Thüringer Lehrerverband (TLV) ein. Zum Zeitpunkt der Erhebung hatten sich Schulen laut Ministerium wegen gehäufter Corona-Fälle in den betreffenden Regionen im eingeschränkten Regelbetrieb mit besonderem Infektionsschutz befunden oder waren gar geschlossen. Sie wurden in der Erhebung nicht erfasst. 43 von ihnen hatten in dieser Zeit Lernangebote vollständig oder fast vollständig aufrechterhalten, wie aus einer Ministeriumsstatistik hervorgeht.
«Inwiefern auch in den nicht von der Pandemie betroffenen Schulen der Corona-Effekt zuschlägt, Lehrkräfte deswegen krankgeschrieben sind, lässt sich schwer sagen», bemerkte der TLV-Landesvorsitzende Rolf Busch der dpa. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte: «Es ist klar, dass die Schulen, auch wenn sie sich nicht in Stufe gelb oder rot befanden, in diesem Schuljahr pandemiebedingt in einer besonders angespannten Situation waren und es noch sind.» Erneut seien die Herausforderungen durch Lehrermangel und langzeiterkrankte Pädagogen deutlich geworden. Krankschreibungen von Lehrern sind seit Jahren neben dem Mangel an Fachlehrern Hauptgrund für Unterrichtsausfall.
«Wir schleppen seit 2018 einen Mangelzustand weiter - trotz der Neueinstellung von Lehrern», erklärte Busch. Viele dieser Pädagogen ersetzten nur jene, die in den Ruhestand gingen. «Aber die Schülerzahlen steigen seit Jahren und dafür brauchen wir auch zusätzliche Lehrer.» Das Ministerium erhebt in den 978 Schulen dreimal pro Schuljahr Daten zum Unterrichtsausfall: zu Beginn, im November und im Frühjahr. In diesem Jahr wurde wegen der pandemiebedingt hohen Belastungen der Schulleitungen auf die Novembererhebung verzichtet.
Berlins Schulen warten noch auf Luftfiltergeräte
Geräte mit Luftfiltern können helfen, das Infektionsrisiko während der Corona-Pandemie zu verringern. Zumindest ein Teil der Berliner Schulen soll welche bekommen. Lüften wird dadurch aber nicht überflüssig.
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulen sollen wegen der andauernden Corona-Pandemie mit 1200 Luftfiltergeräten ausgestattet werden. Dafür stehen nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung 4,5 Millionen Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Die Luft zu filtern, bietet sich vor allem in Räumen an, in denen Lüften schwierig ist. «Die Beschaffung der Luftfiltergeräte ist im Gange», teilte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, mit. «Den Bezirken wurde eine Auftragsvergabe ohne Teilnahmewettbewerb empfohlen.» Das Ziel sei, eine schnellstmögliche Lieferung zu ermöglichen.
Bis die rund 1200 Geräte in den Schulen angekommen sind, dürfte es allerdings noch etwas dauern, wie eine Umfrage unter den Berliner Bezirksämtern zeigt. Viele der gut 800 Berliner Schulen brauchen sich für dieses Jahr keine Hoffnung mehr zu machen. Manche dürften ohnehin leer ausgehen. Es ist nicht vorgesehen, dass die Geräte flächendeckend zum Einsatz kommen. Zuvor hatten die «Berliner Morgenpost» und der «Tagesspiegel» (Mittwoch) über das Thema berichtet.
Schon bei den Erwartungen an die Kosten für die Geräte gibt es je nach Bezirk zum Teil deutlich abweichende Erwartungen. Rechnerisch darf ein Luftfiltergerät 3750 Euro kosten, damit die vom Senat vorgesehene Summe reicht.
Die Senatsverwaltung empfiehlt für die Anschaffung Geräte mit Filtern mindestens der Klasse Hepa 13, die außerdem nicht lauter als 40 Dezibel sein und keine deutliche Zugluft erzeugen sollen. Wie vernünftig die Anschaffung von Luftfiltergeräten ist, gilt als umstritten. Laut einer Untersuchung hessischer Wissenschaftler ist Stoßlüften deutlich wirksamer.
Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hatten dafür in einem nicht genutzten Klassenzimmer die Wirkung auf zuvor freigesetzte Aerosole ermittelt. «Als wesentliches Resultat zeigte sich, dass die Stoßöffnung aller Fenster über drei Minuten bei Außentemperaturen von 7 bis 11 Grad Celsius die eingebrachte Konzentration an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent senkte», teilte die THM mit. Mit vier mobilen Luftfiltergeräten in dem Raum sei nach etwa 30 Minuten eine um 90 Prozent verringerte Konzentration gemessen worden.
In Berlin sind die Bezirke gerade dabei, sich um Luftfiltergeräte zu bemühen. Der Planungsstand ist überall ähnlich. Das Bezirksamt in Spandau hat den Bedarf an den Schulen ermittelt und will nun Angebote einholen. Geräte sollen für 72 unzureichend zu belüftende Räume an Spandauer Schulen angeschafft werden. Wie schnell sie zum Einsatz kommen, hänge unter anderem davon ab, wie schnell die Anbieter liefern könnten.
Das Bezirksamt Reinickendorf kalkuliert mit 270 000 Euro für die Anschaffung. Das Vergabeverfahren werde zurzeit vorbereitet. «Das Bezirksamt hofft, dass die Geräte noch bis zum Ende des Jahres zum Einsatz kommen werden.» Sicher sei das aber nicht.
Das Bezirksamt in Mitte, das dafür über knapp 260 000 Euro verfügt, hat ebenfalls noch keine Geräte bestellt. «Die Beschaffung soll so schnell wie möglich vorgenommen werden.» Ein Verhandlungsverfahren ohne Teilnehmerwettbewerb, wie von der Bildungsverwaltung gewünscht, gehe schneller als normale Vergabeverfahren, benötige aber ebenfalls Zeit, etwa für die Markterkundung.
Auf den Bezirk Neukölln entfallen rund 268 000 Euro. Derzeit läuft die Bedarfsabfrage in den Schulen. «Fest steht, dass mit den zur Verfügung gestellten Mitteln nur rund 76 Geräte - bei einem zugrundliegendem Gerätewert von 3500 Euro - für unsere 59 Schulen angeschafft werden können.» Ob der Bedarf darüber gedeckt werde, sei abzuwarten. «Einen Einsatztermin zu benennen, wäre zum aktuellen Zeitpunkt allerdings spekulativ.»
In Pankow stehen 361 000 Euro zur Verfügung. «Nach einer Markterkundung gehen wir von einem Stückpreis von circa 3000 Euro aus, so dass eine Größenordnung von 120 Geräten bei über 60 Schulen im Bezirk realistisch ist. Bei kurzen Lieferzeiten ist eine Aufstellung der Geräte noch vor den Weihnachtsferien angestrebt.»
Das Bezirksamt Lichtenberg rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Geräte erst im neuen Jahr zum Einsatz kommen. Zur Verfügung stehen 275 000 Euro. Kalkuliert wird dort mit einem Stückpreis von 2500 Euro, womit sich 110 Geräte finanzieren ließen.
Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf hofft, die ersten Geräte im Januar, spätestens im Februar einsetzen zu können. Es arbeitet bei der Ausschreibung nach eigenen Angaben mit einem externen Vergabebüro zusammen und will nicht nur das Angebot eines Anbieters einholen. Zur Verfügung stehen 250 000 Euro.
Auch im Bezirksamt Treptow-Köpenick sind noch keine Bestellungen rausgegangen. Derzeit wird ausgewertet, wie der Bedarf an den Schulen ist. «In Anhängigkeit von den tatsächlichen Lieferzeiten werden die Geräte vermutlich Anfang 2021 zum Einsatz kommen.»
Eisenmann lehnt Wechselunterricht ab - und schimpft über Berlin
Bildung ist traditionell Ländersache. Aber in Corona-Zeiten hat auch der Bund Vorstellungen, wie es an den Schulen weitergehen soll. Von den Ideen aus Berlin hält Kultusministerin Eisenmann wenig.
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) stemmt sich vehement gegen Forderungen, Schüler im Wechsel in der Schule und zu Hause unterrichten zu lassen. «Wechselunterricht in Baden-Württemberg wäre ein existenzieller Fehler», sagte sie am Mittwoch bei einer dpa-Kundenkonferenz in Stuttgart. Gleichzeitig wies sie bildungspolitische Vorstöße des Bundes scharf zurück. «Die Vorschläge, die aus Berlin zu diesen Themen kommen, sind ja durchaus skurril zum Teil - Unterrichten in irgendwelchen Museen oder so etwas», sagte sie. «Das zeigt: Es ist schon richtig, das die Kompetenz bei den Ländern ist.»
Eisenmann spielte damit auf einen Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) an. Der hatte vor kurzem vorgeschlagen, Schulunterricht in geschlossenen Gaststätten und Hotels abzuhalten, um die Abstandsregeln besser einhalten zu können. «In Klassenräumen ist es oft schwer, den ausreichenden Abstand einzuhalten», hatte Altmaier gesagt. «Ich würde es begrüßen, wenn der Unterricht deshalb auch zum Beispiel in Gemeindezentren, Kulturhäusern oder in den ungenutzten Räumen von Gaststätten und Hotels stattfinden würde.»
Zugleich warnte sie vor Problemen und weitreichenden Folgen der derzeit diskutierten Beschlüsse - etwa vor Betreuungsproblemen aufgrund einer Verlängerung der Weihnachtsferien. Man müsse mit scharfer Kritik arbeitender Eltern und Problemen mit der Notbetreuung rechnen. «In der Lebenswirklichkeit löst das schon bei dem einen oder anderen Probleme aus», sagte sie. «Das ist vor Ort ein großes Thema.»
Der Schulferienbeginn im Dezember ist einer der größten Streitpunkte bei den Verhandlungen zwischen Länderregierungen und Kanzleramt über einen Corona-Plan bis Januar. In Baden-Württemberg wie in einigen anderen Ländern ist bislang der letzte Schultag der 22. Dezember (Dienstag). Wenn die Schüler bereits am 18. (Freitag) oder 19. Dezember (Samstag) in die Ferien entlassen würden, hätten sie bis Heiligabend eine Strecke von fünf bis sechs Tagen, die genutzt werden könnte, um Kontakte zu minimieren.
Ungeklärt ist bislang aber, wie der Ausfall zusätzlicher Tage kompensiert werden und wie eine Notbetreuung am 21. und 22. Dezember sichergestellt werden kann. Eigentlich hätten die Winterferien am 23. Dezember begonnen.
Eisenmann sieht das Vorhaben mit Skepsis. Wenn man plane, die Weihnachtsferien um einige Tage nach vorne zu verlegen, werde der Ruf nach einer Notbetreuung laut, warnte die CDU-Politikerin. Das widerspräche aber dem Ansatz der Selbstquarantäne. Ziel der Ferienverlängerung sei ja, dass die Schüler ein paar Tage länger zuhause blieben. «Deshalb glaube ich, dass die Maßnahme nicht wirklich greift, sondern Probleme macht», sagte Eisenmann.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte Dienstag angekündigt, die Weihnachtsferien zu verlängern. Eisenmann plädiert hingegen seit Tagen für eine lokale Lösung: Statt einer landesweiten Regelung könnten einzelne Schulen die Weihnachtsferien dieses Jahr durch bewegliche Ferientage verlängern. In Baden-Württemberg gibt es in diesem Schuljahr vier bewegliche Ferientage. Sie bleibe zwar bei ihren Bedenken, wolle aber die Beschlüsse von Bund und Ländern umsetzen, sagte sie.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte die Verlängerung der Ferien. «Wir bedanken uns für die zwei zusätzlichen Ferientage und sehen dies als ein Zeichen der Anerkennung für die außerordentliche Leistung der Lehrkräfte», sagte der Landesvorsitzende Gerhard Brand.
Der Philologenverband Baden-Württemberg hingegen bezweifelt, dass man dadurch mehr Sicherheit schafft. «Wenn die Scheinsicherheit durch einen früheren Beginn der Weihnachtsferien bei vielen Familien dazu führt, Weihnachten in der gewohnten Form mit Großeltern und Freunden zu feiern, besteht die große Gefahr, dass die Feiertage zu einer großen Corona-Party werden», sagte der Landesvorsitzende Ralf Scholl. Der Verband fordert flächendeckende Corona-Tests kurz vor Weihnachten, mehr Raumluftreiniger - und vor allem Wechselunterricht ab Klasse 7.
Doch auch die Forderungen nach Wechselunterricht lehnt Eisenmann strikt ab. «Wechselunterricht in Baden-Württemberg wäre ein existenzieller Fehler», sagte sie am Mittwoch. Es gebe auch keine guten Argumente, warum diese Form des Unterrichts aus Schutz vor Corona-Infektionen eingeführt werden sollte. «Für den Wechselunterricht spricht gar nichts. Es gibt keine inhaltliche Begründung, weder Zahlen noch Fakten.» Der Wechselunterricht sei in Baden-Württemberg bereits zwischen Pfingsten und den Sommerferien ausprobiert worden - allerdings ohne durchschlagenden Erfolg, kritisierte Eisenmann.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die SPD im Landtag sprechen sich für einen Schichtunterricht mit geteilten Kassen aus. «Diese Option muss ihnen ermöglicht werden, wenn es das örtliche Infektionsgeschehen erfordert», sagte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch. Die Einigung der Ministerpräsidenten vor den Verhandlungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am heutigen Mittwoch sieht flächendeckenden Wechselunterricht bislang aber nicht vor.
Verbände: Schüler leiden unter Corona-Lockdown
Stuttgart (dpa/lsw) - Viele Schüler leiden nach Einschätzung von Sozialverbänden unter den Beschränkungen während der Corona-Krise. Bei einer Umfrage hätten mehr als 40 Prozent der Befragten aus allen Schularten angegeben, dass die Situation im ersten Lockdown für sie belastend oder sehr belastend gewesen sei, teilten am Mittwoch die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit (LAG JSA) und das Netzwerk Schulsozialarbeit Baden-Württemberg in Stuttgart mit. Die Verbände forderten das Land auf, eine wissenschaftliche Studie zur Frage, was junge Menschen jetzt brauchen, auf den Weg zu bringen.
«Jugendliche leiden unter Kontaktbeschränkungen, der Reduzierung von Freizeitangeboten und der Freiheit, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten und sich mit anderen zu treffen», sagte die 1. Vorsitzende der LAG JSA, Bernadette Ruprecht, laut Mitteilung. Philipp Löffler, verantwortlich für die Schulsozialarbeit und Mobile Jugendarbeit in der LAG JSA, sagte: «Junge Menschen dürfen nicht nur in den Blick genommen werden, wenn es Randale gibt.»
25.11.2020 08.30 Uhr
FDP-Kritik: Bundesmillionen für Lehrerlaptops zu spät
Berlin (dpa) - Bei der geplanten Anschaffung von Dienstlaptops für Lehrer geht es nach Ansicht der FDP im Bundestag viel zu langsam voran. Von einem «Sofort-Förderprogramm» könne nicht mehr die Rede sein, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzenden Katja Suding der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund ist eine Formulierung in der entsprechenden Bund-Länder-Vereinbarung zur Finanzierung der Geräte. Dort heißt es, dass die vom Bund bereitgestellten 500 Millionen Euro für die Lehrerlaptops bis Ende nächsten Jahres ausgegeben sein sollen.
Suding rechnet damit, dass in diesem Jahr kein Lehrer mehr eines der Leihgeräte erhalten wird. «In einer Situation, in der sogar die Rufe nach Hybridunterricht immer lauter werden, ist das katastrophal.»
Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass die Bundesmillionen für die Laptops bald fließen könnten, nachdem die entsprechende Verwaltungsvereinbarung mit den Bundesländern dafür getroffen sei. Diese muss nun noch in jedem Land und zum Schluss von Karliczek unterschrieben werden, bevor die Mittel freigegeben werden.
Das komplizierte Verfahren hängt mit dem deutschen Föderalismus zusammen. Für Bildung und Schulen sind die Länder jeweils selbst zuständig. Der Bund darf eigentlich nicht mitreden und einfach Geld zuschießen, weshalb solche Vereinbarungen nötig werden.
Das Dienstlaptop-Programm hatten Ländervertreter, SPD-Chefin Saskia Esken und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im August bei einem «Schulgipfel» im Kanzleramt angestoßen. Es ist neben einem 500-Millionen-Programm zur Beschaffung von Leihlaptops für bedürftige Schüler und weiteren 500 Millionen zur Finanzierung von IT-Administratoren für die Schulen die dritte Aufstockung des sogenannten Digitalpakts Schule. Dieses Förderprogramm mit ursprünglich 5 Milliarden vom Bund wurde 2019 für den Aufbau der digitalen Infrastruktur an den Schulen aufgelegt.
SPD-Chefin Esken für Wechselunterricht - Lehrer fordern klare Linie
Berlin (dpa) - Vor dem Corona-Spitzengespräch am Mittwoch fordert SPD-Chefin Saskia Esken eine Entlastung der Schulen durch Wechselunterricht - also Klassenteilung und abwechselndes Lernen zu Hause und in der Schule. Um dies zu ermöglichen, habe der Bund die Länder bei der digitalen Ausstattung der Schulen, Schüler und Lehrer unterstützt, sagte Esken dem «Tagesspiegel» (Mittwoch). «Auch gestufte Anfangs- und Pausenzeiten sind empfehlenswert, gerade auch zur Entzerrung des Schülertransports.» In den Schulbussen seien die Kinder und Jugendlichen «teils wie die Sardinen untergebracht».
Aus Sicht der Lehrergewerkschaft GEW besteht bei der Digitalisierung indes noch dringender Nachholbedarf. Die Anschaffung entsprechender Endgeräte für Lehrkräfte und Schüler müsse beschleunigt werden, außerdem brauche es eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur und genügend IT-Systemadministratoren. Was den Wechselunterricht angehe, so bräuchten die Schulen «eine klare Ansage» von Bund und Ländern, bei welcher Entwicklung des Infektionsgeschehens der Präsenzunterricht einzuschränken sei, sagte Gewerkschaftschefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). «Bisher hat die Politik leider nicht so gut vorgearbeitet, dass vom Präsenzunterricht reibungslos in das digitale Lernen umgeschaltet werden kann.»
Einer der Streitpunkte bei den Verhandlungen zwischen Länderregierungen und Kanzleramt über einen Corona-Plan bis Januar könnte am Mittwoch der Schulferienbeginn im Dezember werden. Die Idee eines vorgezogenen Beginns der Weihnachtsferien findet die SPD-Vorsitzende Esken überlegenswert: Dies könne «dem Schutz von Oma und Opa dienen, weil so den Familientreffen an den Weihnachtstagen eine Quarantäne vorangehen könnte», sagte sie dem «Tagesspiegel».
Der Bundeselternrat zweifelt den Nutzen eines früheren Ferienbeginns an. Er sei skeptisch, ob die zusätzlichen freien Tage auch wirklich zu einer freiwilligen Selbstisolierung genutzt würden, sagte der Gremiumsvorsitzende Stephan Wassmuth der «Welt». Allerdings wäre ein etwas früherer Ferienbeginn aus seiner Sicht auch kein sonderlich großes Problem: «Die Lehrer neigen derzeit ohnehin dazu, ihren Stoff in hohem Tempo durchzupeitschen, weil sie befürchten, dass demnächst wieder Schulschließungen oder Quarantäne drohen. Insofern machen zwei Tage Ferien nicht mehr viel aus.»
Landeselternvertretung gegen generelle Maskenpflicht im Unterricht
Ilmenau (dpa/th) - Vor dem Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch hat die Thüringer Landeselternvertretung (LEV) ihre Forderung bekräftigt, weiterhin auf eine generelle Maskenpflicht im Unterricht zu verzichten. Wo es das Infektionsgeschehen erfordere, sei die Einhaltung der Abstandsregeln im Unterricht und der damit verbundene Wechsel zu geteilten Klassen der Maskenpflicht im Unterricht vorzuziehen, teilte die LEV am Dienstagabend mit. Dort, wo die Mindestabstände nicht eingehalten werden können, sieht die LEV das Tragen der Alltagsmaske hingegen als unkritisch an.
Niedersachsen startet vor Weihnachten nun doch früher in Schulferien
Berlin/Hannover (dpa/lni) - Die Weihnachtsferien in Niedersachsen werden nach Angaben der Staatskanzlei verlängert. Start ist nun doch bereits einige Tage früher als bisher geplant. Das sagte eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstag. Letzter Schultag vor den Ferien soll Freitag, der 18. Dezember, sein. Bislang war der 22. Dezember als letzter Schultag geplant gewesen.
Zuvor hatten sich die Ministerpräsidenten bei ihren Gesprächen über die Corona-Regeln darauf geeinigt, die Ferien zu verlängern - mit Ausnahme von Bremen habe Einigkeit geherrscht, hieß es aus der Stuttgarter Staatskanzlei. Nach bisherigem Stand soll die Schule in Niedersachsen im neuen Jahr am 11. Januar wieder beginnen. Niedersachsens Kultusministerin Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte einen früheren Start zuletzt noch abgelehnt.
Sachsen-Anhalt plant im neuen Jahr Schnelltests in Schulen und Kitas
Magdeburg (dpa) - Mit Schnelltests an Schulen, Kitas und Horten will Sachsen-Anhalt das Corona-Ansteckungsrisiko nach den Weihnachts- und Silvesterfeiertagen minimieren. Es sei angedacht, Lehrkäfte, Erzieherinnen und Erzieher nach dem Feiertag Heilige Drei Könige auf freiwilliger Basis auf den Erreger zu testen, sagten Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) und Bildungsminister Marco Tullner (CDU) am Dienstag in Magdeburg. Für die Tests sollen zwei zusätzliche Ferientage am 7. und 8. Januar genutzt werden. Wie die Tests organisiert werden sollen, ist noch offen.
Bereits am Montag hatte Tullner angekündigt, die am 19. Dezember beginnenden Weihnachtsferien um zwei Tage verlängern zu wollen. Damit soll die Gefahr minimiert werden, dass die Schulen nach den Silvesterfeiern zu Infektionsherden werden.
Corona und Schule - Was die Bundesländer nun vorschlagen
Die Bundesländer sind sich einig: Grundsätzlich sollen die Schulen in der Corona-Pandemie weiter offen bleiben. Über Sonderregeln zu Masken und Wechselunterricht soll weiterhin regional und auf Landesebene entschieden werden - je nach Infektionsgeschehen.
Berlin (dpa) - Flächendeckende Schul- oder Kita-Schließungen stehen in der Corona-Pandemie in Deutschland auch weiterhin nicht auf der Tagesordnung. Die Bundesländer haben vor den abschließenden Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Krise ihre Position dazu noch einmal bekräftigt. Auch ein flächendeckender Wechselunterricht ist nicht geplant.
«Das Offenhalten von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen hat höchste Bedeutung. Kinderbetreuungseinrichtungen (Kitas, Kinderkrippen, Kindergärten, Horte etc.) und Schulen bleiben geöffnet», heißt es in einer gemeinsamen Beschlussvorlage für die Videokonferenz an diesem Mittwoch mit der Kanzlerin, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Länder haben sich darin auf verschiedene Maßnahmen und Empfehlungen geeinigt, um die Weiterverbreitung des Virus und Ansteckungen in Schulen einzudämmen. Die konkrete Umsetzung bleibt aber weiterhin jeweils den Bundesländern selbst vorbehalten, so wie das rechtlich auch vorgesehen ist. Bildung und Schulen liegen in ihrer Zuständigkeit. Die geltenden Corona-Regeln an den Schulen sind in den Ländern zum Teil auch bereits strenger als im gemeinsamen Papier vorgeschlagen.
MASKENPFLICHT: In Hotspotregionen mit «deutlich mehr» als 50 Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche sollen Schüler ab der 7. Klasse auch im Unterricht Maske tragen, schlagen die Länder vor. In Schulen ohne Corona-Fälle soll davon abgewichen werden können.
In der Realität gibt es je nach Bundesland schon längst schärfere Maskenvorschriften: In Bayern etwa müssen auch Grundschüler im Unterricht Maske tragen, in anderen Ländern gilt eine Maskenpflicht ab der 5. Klasse auch im Unterricht.
WECHSELUNTERRICHT: Klassenteilung und abwechselndes Lernen zu Hause und in der Schule findet auch heute schon regional statt. Es gibt dazu etwa landeseigene Stufenpläne und auch örtliche Anordnungen für die Schulen durch die Behörden, abhängig vom Infektionsgeschehen.
Im Papier der Bundesländer wird dieses regionale Prinzip nun noch einmal bekräftigt. Weitergehende Maßnahmen, wie sogenannter Hybridunterricht, solle in «besonderen Infektionshotspots» schulspezifisch umgesetzt werden. Explizit genannt werden dabei die «älteren Jahrgänge». Einig sind sich die Länder, dass jüngere Schülerinnen und Schüler und Grundschüler als letzte auf Präsenzunterricht verzichten sollen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der momentan auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz der Länder ist, sagte am Dienstag mit Blick auf das Gespräch mit Merkel, dass die Länder beim Thema Schule wenig Verhandlungsspielraum sehen. «Es gibt einen Punkt, da würde ich sagen, da ist der Verhandlungsspielraum sehr gering, und das ist beim Thema Schule.» Die Länder sagten ganz klar, es könne nicht von der Bundesebene aus entschieden werden, welches Unterrichtsmodell umgesetzt werde.
QUARANTÄNEREGELN FÜR SCHÜLER: Hier schlagen die Länder ein einheitliches Vorgehen vor. Wird ein Schüler positiv auf Corona getestet, soll eine vom örtlichen Gesundheitsamt festgelegte Gruppe an Mitschülern sofort in eine fünftägige Quarantäne geschickt werden - die Tage am Wochenende zählen mit. Die Lehrer sollen wegen «des zeitlich befristeten und anders strukturierten Kontakts» nicht in diese «Clusterisolation» einbezogen werden.
Nach fünf Tagen Quarantäne sollen die betroffenen Schüler dann einen Schnelltest machen. Wer negativ ist, darf wieder in die Schule. Wer positiv ist, soll alle drei Tage erneut getestet werden, bis der Test negativ ist, und erst dann wieder in die Schule dürfen. Die Länder erwarten vom Bund, dass er ausreichende Testkapazitäten sichert.
LÄNGERE WEIHNACHTSFERIEN: Damit könnte die Zahl der Kontakte direkt vor den Feiertagen und damit die Ansteckungsgefahr im Familienkreis verringert werden. Mehrere Bundesländer, etwa Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg haben inzwischen eine Ausdehnung ihrer Weihnachtsferien angekündigt. Sie sollen nun, so wie in den meisten anderen Bundesländern, nicht einen Tag vor Heiligabend, der dieses Jahr auf einen Donnerstag fällt, sondern am Wochenende davor beginnen.
MOBILE LÜFTER IM KLASSENZIMMER: Auch dazu sind dem Länderpapier zufolge keine Beschlüsse geplant. Das Umweltbundesamt bekräftigte erneut seine Einschätzung, dass solche Geräte nur eine Ergänzung sein könnten, wenn Fenster nicht ausreichend geöffnet werden können. Hessische Wissenschaftler haben in einer Untersuchung herausgefunden, dass Stoßlüften in Schulen um ein Vielfaches wirksamer ist. Wie die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) mitteilte, hatten zwei Professoren der Hochschule in einem nicht genutzten Klassenzimmer einer Wiesbadener Schule die Wirkung auf zuvor freigesetzte Aerosole ermittelt, die per Ventilator im Raum verteilt wurden.
Wissenschaftler sollen nun auch Corona-Lage an Schulen untersuchen
Berlin (dpa) - So wie das bereits bei den Kitas passiert, soll nun auch das Infektionsgeschehen an den Schulen in Deutschland im größeren Stil wissenschaftlich untersucht werden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat nach eigenen Angaben das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und die Kinderklinik der Uniklinik Köln damit beauftragt.
Ziel ist es demnach unter anderem Studien, Zahlen und Datenerhebungen, die bereits in den Bundesländern gemacht werden und wurden, zusammenzuführen, «um daraus in einer Gesamtschau belastbare Zahlen für die gesamte Republik zu haben», wie die amtierende KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag mitteilte. Es gehe darum, Aussagen zum Infektionsgeschehen und den an Schulen angewandten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie treffen zu können.
Bereits seit Mai läuft eine bundesweite «Corona-Kita-Studie» des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Deutschen Jugendinstituts. Darin werden Gesundheitsdaten zu Infektionen und regelmäßige Befragungen von Mitarbeitern in den Einrichtungen ausgewertet.
Millionen für Laptops und Luftfilter an Schulen - aber reicht das?
Das Land greift Südwest-Schulen mit einer Millionensumme unter die Arme. Das Geld sollen Bildungseinrichtungen vor allem in Laptops und Filteranlagen in Klassenzimmern investieren. Manchen geht das Hilfepaket aber nicht weit genug.
Stuttgart (dpa/lsw) - Damit Schulen die Herausforderungen in der Corona-Krise besser meistern, gibt das Land ihnen 40 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen Bildungseinrichtungen zusätzlich mit Laptops und Luftfilteranlagen in Klassenzimmern ausgestattet werden. «Dabei ist es mir wichtig, dass im Interesse der Schulen individuell, schnell und unbürokratisch auf Bedürfnisse vor Ort reagiert werden kann», teilte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Dienstag mit.
Alle 4500 Schulen im Land sollen nach Planung des Ministeriums einen grundsätzlichen Betrag in Höhe von 3000 Euro erhalten - zusätzlich gibt es weitere Geldhilfen, die sich nach der Schülerzahl richten. Die Kommunen als Schulträger haben laut Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) freie Hand, das Geld gezielt für erforderliche Anschaffungen einzusetzen.
Nach Ansicht von Gemeindetagspräsident Roger Kehle ist es eine gute Lösung, Schulträger und Schulen entscheiden zu lassen, für welche Maßnahmen sie das Budget einsetzen. «Die Beschaffung von mobilen Luftfilteranlagen für einen Großteil der Klassenräume lässt sich damit nicht realisieren», sagte Kehle. Dies sei nach den Empfehlungen des Umweltbundesamtes aber auch nicht erforderlich, da das Fensterlüften den besten Luftaustausch gewährleiste. Die Geräte eigneten sich vorrangig für schwer zu lüftende Räume.
Für den Philologenverband ist das Förderprogramm «ein Tropfen auf den heißen Stein». Der Verband fordert weiterhin, alle Klassenräume mit Filteranlagen auszurüsten. Mit der Summe von 40 Millionen wäre, so schätzt Verbandschef Ralf Scholl, nur etwa ein Achtel der Klassenzimmer mit luftreinigenden Geräten versorgt. Sandra Boser (Grüne) begrüßte die zusätzlichen Hilfen: Neben Abstand, Hygiene, Mund-Nasen-Maske und Lüften könnten Luftfilter laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ein wirkungsvoller Baustein sein, um gesundheitliche Risiken zu minimieren, sagte Boser.
Nach Ansicht von SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sollten Schulleitungen nicht zwischen digitalen Geräten und der Gesundheit der Schüler entscheiden müssen. Der SPD-Politiker hält die Beträge für die Luftfilteranlagen - auf einzelne Schulen heruntergebrochen - für «relativ bescheiden». «Das Schlimme an Frau Eisenmanns Vorgehen ist, dass sie den Eindruck erweckt, die jetzt zur Verfügung gestellten Mittel würden ausreichen», teilte er mit.
Piazolo erwartet häufigen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht
München (dpa/lby) – Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen rechnet Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) für die nächste Zeit mit einem häufigen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht. Besonders für Schüler ab der siebten Jahrgangsstufe sei der verstärkte Wechsel zu erwarten, während an Grund- und Förderschulen der Unterricht vor Ort und persönlicher Kontakt besonders wichtig seien, sagte Piazolo am Dienstag in München. Er sprach sich für eine konkrete Hotspot-Strategie aus: «Entscheidungen werden sicher vor Ort fallen müssen, aber eine Linie muss vorgegeben werden.»
Details ließ Piazolo zunächst offen und verwies auf das für Mittwoch geplante Bund-Länder-Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In «besonderen Infektionshotspots» soll es in älteren Jahrgängen außer Abschlussklassen schulspezifisch «weitergehende Maßnahmen für die Unterrichtsgestaltung» wie Hybridunterricht geben, hieß es in einer Beschlussvorlage der Länder-Ministerpräsidenten.
Derzeit sind Piazolo zufolge etwa 94 Prozent der Klassen in Bayern im Präsenzunterricht, während zwei Prozent der Schüler im Wechselunterricht und vier Prozent im Distanzunterricht lernen.
Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt Schüler, Eltern und Lehrer auf Klassenteilungen und Wechselunterricht zumindest in einigen Klassenstufen und in schweren Corona-Hotspots eingestimmt. Die Schulen sollten zwar offenbleiben, allerdings nicht «auf Biegen und Brechen», hatte Söder betont.
Gericht: Bei Corona-Fall nicht zwingend ganze Klasse in Quarantäne
Würzburg (dpa/lby) - Nach einem Corona-Fall in seiner Schulklasse hat sich ein Schüler vor dem Verwaltungsgericht Würzburg erfolgreich gegen die angeordnete Quarantäne gewandt. Der Antragsteller habe glaubhaft dargelegt, dass er nach den Kriterien des Robert Koch-Instituts keinen engen Kontakt mit der positiv getesteten Schülerin oder dem Schüler gehabt habe, teilte das Gericht am Dienstag mit. Damit sei ein Abstand beider von weniger als 1,5 Meter über mindestens 15 Minuten gemeint. Die Entscheidung vom Montag gilt nur für den Jungen, nicht für die gesamte Klasse. Gegen sie kann Beschwerde am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingelegt werden. (Az. W 8 S 20.1793)
Das Gesundheitsamt hatte die Klasse des Zwölfjährigen Mitte November in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt, nachdem ein Kind positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden war. Weitere Kriterien wie die Größe und Beschaffenheit des Klassenraumes, die Anzahl der darin befindlichen Menschen und vor allem die tatsächliche Lüftungspraxis hatte es dabei nicht geprüft. Dagegen hatte sich die Familie des Jungen gewandt.
Rund 90 Prozent der Schulen nutzen digitale Plattform «Schulportal»
Wiesbaden (dpa/lhe) - Rund 90 Prozent aller öffentlichen weiterführenden Schulen in Hessen nutzen die digitale Lehr- und Lernplattform «Schulportal» des Landes. Die Corona-Pandemie sei für die Schulen unzweifelhaft die größte Herausforderung seit Jahrzehnten, erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. «Sie bietet aber in Sachen Digitalisierung auch eine einmalige Chance.» Das belegten die zuletzt stark gestiegenen Anmeldezahlen auf dem landesweiten «Schulportal».
Derzeit nutzen 534 der insgesamt 593 öffentlichen weiterführenden Schulen das Angebot, wie der Kultusminister mitteilte. Das Schulportal ist eine Onlineplattform zur Organisation des Schulalltags, zum Materialaustausch und zur Kommunikation. Es richtet sich sowohl an Lehrkräfte als auch an Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen.
Das Schulportal sei nicht nur für das Lernen zuhause geeignet, sondern könne auch im Klassenraum sinnvoll zum Einsatz kommen, erläuterte Lorz. Über die Pandemiezeit hinaus werde es eine entscheidende Rolle für die Schul- und Unterrichtsorganisation spielen.
Land hilft Schulen mit 40 Millionen Euro für Corona-Investitionen
Stuttgart (dpa/lsw) - Für coronabedingte Investitionen in Laptops und Luftfilteranlagen stattet das Land Schulen im Südwesten mit 40 Millionen Euro aus. Damit sollen Bildungseinrichtungen die Herausforderungen in der Pandemie besser meistern können. Das Förderprogramm ist Teil des Nachtragshaushalts und greift Schulen mit Investitionen in Digitales und Luftreinigungsgeräte unter die Arme. «Dabei ist es mir wichtig, dass im Interesse der Schulen individuell, schnell und unbürokratisch auf Bedürfnisse vor Ort reagiert werden kann», teilte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Dienstag mit.
Alle der 4500 Schulen im Land sollen nach Planung des Ministeriums einen grundsätzlichen Betrag in Höhe von 3000 Euro erhalten - zusätzlich gibt es weitere Geldhilfen, die sich nach der Schülerzahl richten. Sandra Boser (Grüne) begrüßte die zusätzlichen Hilfen: Neben Abstand, Hygiene, Mund-Nasen-Maske und Lüften könnten Luftfilter laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ein wirkungsvoller Baustein sein, um gesundheitliche Risiken zu minimieren, sagte Boser.
24.11.2020 07.30 Uhr
Söder: Bayern zieht Start der Weihnachtsferien vor
München (dpa/lby) - Nun ist es endgültig: Bayern zieht wegen der Corona-Pandemie den Start der Weihnachtsferien vor. Letzter Schultag vor Weihnachten ist Freitag, der 18. Dezember. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dem Bayerischen Rundfunk. Damit fallen zwei Schultage weg: Ursprünglich wäre der 23. Dezember der erste Ferientag gewesen.
Der Abstand zwischen Unterricht und Weihnachten werde so vergrößert, sagte Söder. «Damit verbessern wir die Möglichkeiten, dass die Familien in Bayern das wichtigste Fest des Jahres gesund und unbeschwerter feiern können.» Das Infektionsrisiko werde durch die fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunterricht und Weihnachten «erheblich gesenkt», argumentierte der Ministerpräsident.
Vor den neuen Bund-Länder-Beratungen über den weiteren Kurs im Umgang mit dem Coronavirus hatten sich die Unions-regierten Länder für eine solche Verlängerung der Ferien ausgesprochen - so stand es jedenfalls in einem gemeinsamen Papier. Zunächst war Nordrhein-Westfalen in Vorlage gegangen und hatte einen früheren Start in die Ferien angekündigt. In den meisten Bundesländern ist der 18. Dezember ohnehin planmäßig der letzte Schultag vor Weihnachten.
Holter rechnet mit Verschärfung der Corona-Regeln für Schulen
Bislang lehnte Thüringen eine Maskenpflicht im Unterricht ab. Inzwischen schließt Bildungsminister Helmut Holter sie nicht mehr aus - unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Entscheidung könnte am Mittwoch nach Beratungen der Länder und des Bundes fallen.
Erfurt (dpa/th) - Nach Einschätzung von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) müssen sich die Thüringer auf strengere Corona-Regeln an Schulen einstellen. Er rechne mit verstärkten Infektionsschutzmaßnahmen an Schulen, sagte Holter der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die für Mittwoch geplanten Gespräche der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). «Ich gehe davon aus, dass es sicherlich in den oberen Klassen an den Gymnasien und den berufsbildenden Schulen zu geteilten Klassen kommen wird - und damit auch zu Wechselunterricht oder auch die Maskenpflicht eingeführt wird», sagte Holter.
Entschieden sei noch nichts, aber es deute sich an, betonte der Linke-Politiker. In Thüringen müssen Schüler und Lehrer einen Mund-Nasen-Schutz in den Gängen und an Orten der jeweiligen Schule tragen, wo sich viele Menschen relativ nahe kommen. Lange Zeit sprach sich der Freistaat aber klar gegen eine Maskenpflicht im Unterricht aus, wie es sie bereits in einigen Bundesländern gibt.
Holter betonte, dass er eine allgemeine Maskenpflicht im Unterricht noch immer nicht gut fände. Seiner Meinung nach sei es sowohl für Lehrer als auch für Schüler schwer, sechs Stunden Unterricht oder mehr mit Maske durchzuhalten. «Die Unterrichtsqualität ist eine andere. Ich empfinde es als eine zusätzliche Belastung für alle Beteiligten», sagte Holter.
Bei der jüngsten Schalte der Kultusminister der Länder am Freitag habe er darauf gedrungen, dass bei dieser Maßnahme jede Schule einzeln betrachtet wird. «Wenn es keine Infektion an einer Schule gibt, dann gibt es auch keinen Grund, eine Maske zu tragen», sagte Holter.
Lufthygiene-Experten: An Schulen auf langfristige Lösungen setzen
Lüftungsanlagen, Geräte mit Filtern oder UV-Licht - was sollte in Corona-Zeiten in Schulen zum Einsatz kommen? Die beste Akut-Lösung sei eine, die für manchen vielleicht «übersimpel und steinzeitlich» klinge, heißt es dazu vom Umweltbundesamt.
Berlin (dpa) - Statt auf mobile Luftreiniger sollten Schulen Experten zufolge besser auf sinnvollere langfristige Lösungen setzen. «Fest installierte Lüftungsanlagen sind auch nach der Corona-Pandemie noch von großem Nutzen», sagte der Präsident des Umweltbundesamtes (Uba), Dirk Messner, der Deutschen Presse-Agentur. Anders als viele mobile Luftreiniger verursachten sie häufig nur geringe Geräusche im Klassenzimmer und ließen nicht nur die Menge an Krankheitserregern in der Raumluft sinken, sondern auch die an Kohlendioxid und ausgedünsteten Schadstoffen. Kurzfristig stehe ohnehin eine ebenso simple wie hoch effektive Lösung im Vordergrund: regelmäßiges Lüften.
Derzeit ist unklar, wie es für die Schüler in den nächsten Wochen weitergeht. Bund und Länder hatten ihre Entscheidung über das weitere Vorgehen im Zuge der Corona-Pandemie auf den kommenden Mittwoch (25. November) verschoben.
Die Kommission für Innenraumlufthygiene (IRK) am Umweltbundesamt (Uba) mit 23 Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatte erst kürzlich wieder betont, dass mobile Luftreiniger kein Ersatz für ausreichendes Lüften seien. Sie seien nur dort eine sinnvolle Ergänzung, wo Fenster nicht ausreichend geöffnet werden könnten und auch keine einfachen Zu- und Abluftsysteme in Frage kämen. Luftreiniger mit speziellen Filtern sammeln Viruspartikel aus der hindurchströmenden Luft, andere Geräte sollen Erreger etwa mittels UV-Licht abtöten.
Etliche Hersteller preisen ihre Luftreiniger derzeit als ideale Lösung unter anderem für die rund 33 000 Schulen bundesweit an, in einigen Klassenzimmer sind solche Geräte bereits im Einsatz. Wenn für einen mobilen Luftreiniger angegeben werde, dass er 99,99 Prozent der Viren herausfiltere, sei dies in Bezug auf eine Virenlast im Raum nicht erreichbar, erklärte Messner. «In der Praxis können 80 bis 90 Prozent erreicht werden, wenn die Reinigung lange genug erfolgt und das Gerät im Raum richtig aufgestellt ist.» Von einem entfernt davon sitzenden infizierten Schüler oder Lehrer abgegebene Viruspartikel gelangten unter Umständen aber erst nach längerer Zeitdauer zum Gerät.
Viele Menschen hofften in der Corona-Pandemie auf technische Lösungen, erklärte Messner. Luftreiniger könnten dazu verführen, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. «Und so übersimpel und steinzeitlich diese Lösung für manchen klingen mag: Lüften funktioniert nun mal am besten.» Erreger verschwänden nach draußen, ebenso das für Müdigkeit und Konzentrationsschwäche sorgende Kohlendioxid, gesundheitsschädliche Stoffe, die aus Materialien im Klassenraum ausdünsten und auch Feuchte, die zu Schimmel führen könne.
Aber offene Fenster bei kalter Außenluft sorgen für Erkältungen, oder? Diese Sorge sei unberechtigt, hatte der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing kürzlich erklärt. Im Gegenteil sei es wahrscheinlicher, sich in einem schlecht gelüfteten Raum bei anderen anzustecken. Denn Luftaustausch hält nicht nur die Menge an Sars-CoV-2 klein, sondern auch die anderer möglicherweise vorhandener Erreger wie Grippeviren oder Bakterien.
Die Ansteckungsgefahr in Schulen grundsätzlich und nachhaltig zu senken, könne mit fest installierten zentralen Lüftungsanlagen erreicht werden, sagte Messner. «Es ist seit Jahren Forderung des Uba, Schulen damit auszustatten.» Bei einem Neubau entfielen nur wenige Prozent der Bausumme auf eine solche Anlage.
«Als rasche Maßnahme empfehlen sich Zu- und Abluftanlagen für einzelne Klassenräume», ergänzte Messner. Professionelle Modelle mit Wärme- und Feuchterückgewinnung könnten an der Fensterfront angebracht werden. «Das wäre zeitnah umzusetzen und hält viele Jahre», so der Uba-Präsident. Auch improvisierte Abluftanlagen aus Baumarktmaterialien könnten Abhilfe im Klassenraum schaffen, wie ein Vorschlag der Max-Planck-Gesellschaft gezeigt habe. Bei den mobilen Luftreinigern hingegen sei unklar, wie lange sie nach der Pandemie überhaupt noch eingesetzt werden. Auch aus Umweltgesichtspunkten seien Lüftungsanlagen daher besser.
Philologenverband: Weihnachtsferien nicht kurzfristig verlängern
Berlin (dpa) - Der Deutsche Philologenverband warnt davor, zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie kurzfristig die Weihnachtsferien zu verlängern. Dies hätte nur ein «Planungschaos» zur Folge, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Lehrerinnen und Lehrer wollten ihren Unterricht vernünftig planen. «Unter kurzfristigen Ferienverlängerungen hätten im Zweifel insbesondere diejenigen zu leiden, die bald Abitur machen oder bei denen andere Prüfungen anstehen.» Statt eines hektischen Herumdokterns an den Ferienzeiten brauche es vielmehr Reihentestungen zum Schulbeginn im neuen Jahr - also freiwillige Corona-Tests für alle Schüler und Lehrer.
Kretschmann will Weihnachtsferien verlängern
Stuttgart (dpa) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist wegen der Corona-Pandemie für einen früheren Start der Schüler in die Weihnachtsferien als bisher geplant. Er wolle sich auch bei der anstehenden Bund-Länder-Schalte für längere Weihnachtsferien stark machen, sagte ein Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend. In Baden-Württemberg wie in einigen anderen Ländern sei bislang der letzte Schultag der 22. Dezember (Dienstag). Wenn die Schüler bereits am 18.12. (Freitag) in die Ferien entlassen würden, habe man bis Heiligabend eine Strecke von fünf bis sechs Tagen, die man nutzen könne, um Kontakte zu minimieren. «Dann wird man an den Feiertagen mit einem entspannteren Gefühl zu den Großeltern fahren und im Kreise der Familie das Weihnachtsfest begehen können», hieß es aus dem Staatsministerium.
Das Kultusministerium hatte vor zwei Wochen betont, dass es keine längeren Weihnachtsferien landesweit anordnen werde, weil es organisatorische Fragen auslösen und zahlreiche Eltern vor Betreuungsprobleme stellen könnte. Allerdings sei es einzelnen Schulen im Land erlaubt, die Weihnachtsferien dieses Jahr durch bewegliche Ferientage zu verlängern. In Baden-Württemberg gibt es in diesem Schuljahr vier bewegliche Ferientage.
Am Mittwoch wollen Bund und Länder Klarheit schaffen, wie es weitergeht mit den Corona-Maßnahmen - und wie Deutschland Weihnachten und Silvester verbringt. Kretschmann will sich den Informationen zufolge dabei besonders für eine allgemeine Maskenpflicht im öffentlichen Raum einsetzen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung soll nach seiner Auffassung verpflichtend werden an allen Orten mit Publikumsverkehr in Innenstädten - auch dort im Freien, wo sich Menschen auf engem Raum oder nicht nur vorübergehend aufhal
Alle Schulen und Kitas im Landkreis Hildburghausen schließen
Erfurt/Hildburghausen (dpa) - Nach besonders hohen Infektionszahlen binnen einer Woche werden von Mittwoch an im Thüringer Landkreis Hildburghausen alle Schulen und Kitas geschlossen. Darauf verständigte sich der Kreis mit der Landesregierung, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Montag in Erfurt sagte. Zuvor hatte der MDR darüber berichtet.
Sachsen-Anhalt könnte Weihnachtsferien um wenige Tage verlängern
Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt könnten die Weihnachtsferien um wenige Tage verlängert werden, um das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus nach den Feiertagen zu senken. Derzeit werde die Option geprüft, erst am 11. statt am 7. Januar wieder mit der Schule zu starten, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Stefan Thurmann, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. In diesem Fall blieben zwischen den Silvesterfeiern und dem Unterrichtsbeginn zehn Tage Pause. «Damit würden Infektionen aus den Feiertagen nicht in die Schule getragen werden», so Thurmann.
Im Gegenzug würden wegen des dazwischen liegenden Wochenendes durch die verlängerten Ferien nur zwei geplante Schultage wegfallen. Die zehn Tage Pause orientieren sich auch an Zeiträumen, für die Corona-Verdachtsfälle von den Gesundheitsämtern in vorsorgliche heimische Quarantäne gesteckt werden. Sie werden anhand der Erkenntnisse angepasst, wie lange infizierte Menschen ansteckend sind und ab wann sie in der Regel Symptome zeigen.
Zuvor hatte bereits Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) angedeutet, dass die Weihnachtsferien in diesem Jahr coronabedingt verlängert werden könnten. Das Infektionsgeschehen an den Schulen und der Umgang mit den Weihnachtsferien gehörten zu den Themen, die derzeit zwischen Bund und Ländern besprochen würden. Am Mittwoch sollen in einer Bund-Länder-Schalte Entscheidungen fallen. Es gilt als abgemacht, dass die Corona-Beschränkungen über den November hinaus verlängert und teilweise verschärft werden.
Gebauer: Präsenzunterricht bleibt in NRW erste Wahl
Düsseldorf (dpa/lnw) - Für NRW bleibt Präsenzunterricht auch in der Pandemie die «erste Wahl». Das betonte Schulministerin Yvonne Gebauer am Montag in Düsseldorf. Das sei die «höchste Form von Bildungsgerechtigkeit». Die FDP-Politikerin bekräftigte, dass die Landesregierung flächendeckenden Wechselunterricht ablehne. So hatte etwa Solingen für alle weiterführenden Schulen der Stadt je zur Hälfte Lernen im Klassenraum und zur anderen Hälfte Lernen daheim im digitalen Modus umsetzten wollen, was ihr aber untersagt worden war.
Auch ihre Amtskollegen in den anderen Bundesländern teilten allesamt ihre Auffassung, dass es möglichst beim Präsenzunterricht bleiben solle, sagte Gebauer. Sie verschließe sich Wechselmodellen aber nicht im Einzelfall. Je nach Infektionsgeschehen könne das für einzelne Schulen sinnvoll und sogar geboten sein.
Gebauer: Rund 5200 Schüler in NRW mit Coronavirus infiziert
Düsseldorf (dpa/lnw) - Von rund 2,5 Millionen Schülern in Nordrhein-Westfalen sind nach Zahlen des Schulministeriums 5203 aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Unter den etwa 200 000 Lehrern gebe es derzeit 721 Infektionsfälle, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag in Düsseldorf. Zum Stichtag 19. November waren 72 711 Schüler und 4231 Lehrer in Quarantäne. Es seien 13 Schulen komplett geschlossen. Trotz Pandemie könnten 95,4 Prozent aller Schüler weiter im Präsenzunterricht lernen.
Lehrerverband für geöffnete Schulen in der Corona-Pandemie
Dresden (dpa/sn) - Der sächsische Landeslehrerverband hat sich in der Corona-Krise erneut für regionale Regelungen statt einer allgemeinen Schulschließung oder Klassenteilung ausgesprochen. Je nach Infektionsgeschehen sollten sowohl ein Normalbetrieb mit Unterricht nach regulärem Stundenplan als auch ein eingeschränkter Regelbetrieb mit Klassen- und Gruppentrennung möglich sein, teilte der Verband am Montag mit. Flächendeckende Einschränkungen des Schulbetriebs seien nicht für jede konkrete Situation vor Ort passgenau, sagte der Vorsitzende Jens Weichelt.
In einer Mitgliederbefragung des Verbandes lehnten es 72 Prozent ab, dass der Unterricht wieder ausschließlich zu Hause stattfinden sollte; 64 Prozent sprachen sich für einen Normalbetrieb unter Pandemiebedingungen aus - wenn es die Infektionszahlen gestatteten; 77 Prozent der Befragten befürworteten einen eingeschränkten Regelbetrieb bei steigenden Infektionszahlen im Umfeld. Der Verband befragte nach eigenen Angaben 2300 Lehrer.
Allerdings hätten sich die Infektionsfälle an einigen Schulen «massiv gehäuft», hieß es. In diesem Fall sei eine Schließung notwendig, um dem Infektionsgeschehen wirksam zu begegnen. Handlungsbedarf sieht der Lehrerverband unter anderem bei der Schülerbeförderung. Er schlug vor, überfüllte Busse und Bahnen durch den Einsatz zusätzlicher Verkehrsmittel oder durch gestaffelten Unterrichtsbeginn zu entzerren.
100 000 Schnelltests für Beschäftigte in Schulen und Kitas
Erfurt (dpa/th) - Das Thüringer Bildungsministerium will von Anfang Dezember an Antigen-Schnelltests einsetzen, um die Beschäftigten an Schulen und Kindergärten auf eine Corona-Infektion zu testen. Mit der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) habe man eine Vereinbarung zur Beschaffung von 100 000 solcher Tests getroffen, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Bisher werden sogenannte PCR-Tests verwendet, wenn sich Lehrer oder Erzieherinnen testen lassen. Die Kosten dafür trägt das Land. Antigen-Schnelltests gelten als unkomplizierter und deutlich kostengünstiger. Ein Ergebnis liegt in der Regel schon nach wenigen Minuten vor, allerdings gelten diese Tests auch als ungenauer.
Bisher haben Lehrer und Erzieherinnen die PCR-Tests nur verhalten genutzt. Das Land Thüringen hatte mit der KVT einen Vertrag über
44 000 solcher Tests geschlossen. Allein im laufenden Jahr waren dafür drei Millionen Euro bereitgestellt; ein PCR-Test kostet das Land 69 Euro.
Bis auf Weiteres sollen sich Beschäftigte an Schulen und Kitas wöchentlich auf Kosten des Landes testen lassen können. Zunächst war geplant, dass diese Regelung nur befristet bis zum 22. November gilt. Inzwischen hat das Ministerium diese Frist aber gestrichen. In Thüringen arbeiten rund 44 000 Menschen in Kindergärten oder Schulen.
Schulferien in NRW schon ab 21. Dezember - Notbetreuung
Für die Schüler in NRW beginnen die Weihnachtsferien wegen Corona schon zwei Tage früher - für die Lehrer aber nicht. Denn es wird eine Notbetreuung geben, wie jetzt neu beschlossen wurde.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Da die Weihnachtsferien in NRW dieses Jahr zwei Tage früher starten, wird es für Schüler von der 1. bis zur 6. Klasse am 21. und 22. Dezember eine Notbetreuung geben. Das teilte das Schulministerium in einer Mail am Montag an alle Schulen mit. Die rund 200 000 Lehrkräfte haben aber an den beiden Tagen Dienst, wie die Landesregierung in Düsseldorf beschlossen hat.
An den zwei Tagen sollen die Lehrer im Bedarfsfall eine Notbetreuung anbieten für die Kinder, deren Eltern das zuvor beantragt haben. Die Anträge sollten möglichst früh gestellt werden, appellierte das Ministerium. Sofern die Notbetreuung den offenen Ganztag und weitere Betreuungsangebote umfasse, werde entsprechend weiteres Personal einbezogen.
Der zeitliche Umfang der Notbetreuung richtet sich den Angaben zufolge nach der allgemeinen Unterrichtszeit an den beiden Tagen. Die Schüler müssen Alltagsmasken tragen. Für jede Gruppe soll eine Teilnehmerliste geführt werden.
Zudem sollen Ausnahmen bei den zwei unterrichtsfreien Tagen zugelassen werden: Falls Schulen mit gymnasialer Oberstufe und berufliche Gymnasien ihre für den 21. oder 22. Dezember geplanten Klausuren oder mündlichen Prüfungen nicht verschieben können, sollen sie bei den Terminen bleiben. Auch bei Klassenarbeiten und Klausuren der Abschlussjahrgänge in Berufskollegs soll das gelten. Die Weiterbildungskollegs können an den vorgesehenen Prüfungsverfahren festhalten.
Bundesweite Daten zur Corona-Lage an Schulen geplant
Berlin (dpa) - Die Kultusminister der Länder wollen künftig einmal in der Woche bundesweite Daten zur Corona-Lage an den Schulen bereitstellen. Das kündigte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Montag in einem Gespräch mit Journalisten an. Bisher war es schwierig, ein genaues Gesamtlagebild über die Anzahl der geschlossenen Schulen, Corona-Infektionen bei Lehrern und Schülern und Betroffenen in Quarantäne zu bekommen, weil die Daten in den Bundesländern unterschiedlich erhoben und nicht zentral erfasst wurden.
Künftig werde eine regelmäßige wöchentliche Zusammenstellung veröffentlicht, sagte Hubig. Zum ersten Mal soll das ihren Angaben zufolge «in den nächsten Tagen» passieren. Der genaue Zeitpunkt war zunächst noch offen.
Die letzten bekannten Zahlen der KMK stammen vom 12. November. Zu dem Zeitpunkt befanden sich knapp 200 000 der rund 11 Millionen Schülerinnen und Schüler und 13 000 der rund 800 000 Lehrkräfte in Quarantäne. 106 der mehr als 30 000 Schulen waren komplett geschlossenen.
23.11.2020 07.25 Uhr
Spahn will kürzere Quarantäne für Schüler
Berlin (sde) Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schlägt ein neues Quarantänekonzept für Schulen vor. Bei einer auftretenden Infektion soll die Klasse zunächst in Quarantäne geschickt werden. Diese Quarantäne solle aber drastisch verkürzt werden. Bei Infektionsfällen müsse die betroffene Klasse zunächst zu Hause isoliert werden. Es solle aber die Möglichkeit des "Freitestens" geben. Schüle dürften aber in die Schule zurückkehren, wenn sie nach fünf Tagen einen negativen Schnelltest hätten. Ziel sei es, die Schulausfallzeiten deutlich zu reduzieren. Spahn ließ offen, ob dieses Prinzip auch bei Lehrern gelten solle.
«Wir sind sauer» - Italiens Schüler haben genug vom Distanzunterricht
Wegen Corona haben viele Schüler in Italien digitalen Unterricht zu Hause. Keine Freunde mehr treffen, nicht mehr zusammen im Klassenzimmer sitzen. Viele Schüler sind damit unzufrieden und verlegen ihr Klassenzimmer auf die Straße.
Rom (dpa) - Wenn Valeria morgens aufwacht, blüht ihr wieder ein langer Tag zu Hause vor dem Computer. Die Schülerin aus Rom hängt täglich gut sechs Stunden vor dem Laptop, denn da findet seit Wochen ihr Unterricht statt. Diese von der Corona-Pandemie hervorgerufene Art des Unterrichts regt junge Leute in Italien auf.
Im März hatte die Mitte-Links-Regierung Italiens die Schulen im Zuge der Pandemie geschlossen und erst Mitte September wieder geöffnet. Nach wieder gestiegenen Fallzahlen im Oktober wurde das Land mit rund 60 Millionen Einwohnern allerdings in drei Risiko-Zonen eingeteilt.
Seitdem gilt für Schüler in den höheren Jahrgangsstufen und Studenten an Universitäten in allen Risiko-Zonen wieder Unterricht auf Distanz. Je nach Region dürfen nur Kinder bis zu einem Alter von 10 bis 13 Jahren noch zur Schule gehen.
Valeria und ihre Mitschüler frustriert das. Deshalb haben die 17-Jährige und ein gutes Dutzend anderer den Distanzunterricht vor ihr Gymnasium, das Liceo Pilo Albertelli unweit vom Kolosseum, verlagert. An die Hauswand haben sie ein rotes Banner mit der Aufschrift «La scuola siamo noi» (Die Schule sind wir) gehängt.
«Wir sind sauer. Deshalb sind wir hier», sagt Valeria, während sie in warmer Jacke im Schneidersitz und mit ihrem Laptop auf den Beinen auf der kalten Straße sitzt. Die Regierung solle sie so ausstatten, dass sie wieder sicheren Unterricht in der Schule haben könne.
Das Prinzip des digitalen Unterrichts scheitert teils schon an der Ausstattung. Zahlen der italienischen Statistikbehörde aus dem vergangenen Jahr zufolge hatten zwölf Prozent der Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren keinen Computer oder kein Tablet.
Daniele, ein anderer Schüler, der vor dem Liceo protestiert, erzählt, dass in seiner Klasse manche den Unterricht auf dem Handy verfolgten. Andere müssten ein Gerät mit ihren Geschwistern teilen, sagt der 18-Jährige. Valeria hat nach eigener Aussage oft Kopfschmerzen vom langen Starren auf den Bildschirm und Augenweh.
Die Situation, zu Hause zu lernen, hat dem Psychiater Massimo Di Giannantonio zufolge auch Auswirkungen auf die mentale Verfassung und persönliche Entwicklung der Schüler. Die Verwirrung, zwischen dem, was real und dem, das virtuell ist, nehme für die ohnehin schon von Technik und Medien geprägten Jugendlichen zu. Es werde angenommen, dass sich die Zeit des Selbstständigwerdens und der Entwicklung des Verantwortungsbewusstseins dadurch verlangsamen könnte.
Auch in anderen Städten Italiens haben Schüler das Home-Schooling aus den eigenen vier Wänden auf die Straße verlegt. In Turin brachte die 12-jährige Anita den Stein für die Protest-Bewegung der Schüler ins Rollen, die bald im ganzen Land aufkeimen sollte. «Ich will nicht berühmt werden, sondern - mehr als alles andere - möchte ich wieder in die Schule gehen», sagte sie der Zeitung «La Repubblica».
Mittlerweile sehen auch Regierungsberater Grund zum Handeln. Agostino Miozzo, der Beauftragte für zivilen Schutz, der die Kommission der wissenschaftlichen Berater der Regierung koordiniert, sah in den geschlossenen Schulen einen Notzustand, wie er im Interview mit der Zeitung «Corriere della Sera» sagte. Die Schüler müssten wieder zurück in die Schulen. Viele Politiker hätten sich dafür entschieden, sie zu opfern, um ein Zeichen effizienter Reaktion gegen den Notfall zu setzen, merkte er weiter an.
Italiens Schulministerin Lucia Azzolina zeigte sich in einem in der Zeitung «La Stampa» abgedruckten Brief solidarisch mit den Schulkindern. «Es dürft nicht Ihr sein, die den höchsten Preis für diesen Notfall bezahlen», schrieb die Ministerin. Sie werde weiter dafür arbeiten, dass Schulen, die digitalen Unterricht anbieten, so bald wie möglich wieder geöffnet werden.
Wann Valeria und ihre Freunde wieder in die Schule dürfen, wissen sie nicht. Im März habe man ihnen noch gesagt, der Distanzunterricht sei eine Notlösung, im Sommer habe es wieder Hoffnung auf eine Rückkehr gegeben. Doch Valeria sagt, sie habe gewusst, dass es wieder vor dem Computer zu Hause ende.
Landeselternrat sieht beim digitalen Unterricht Luft nach oben
An den Schulen steigt die Zahl der Corona-Fälle, tausende Schüler sind in Quarantäne. Ist Sachsen besser auf Unterricht zu Hause vorbereitet als im Frühjahr? In Sachen Online-Unterricht hat sich zwar einiges getan. Nicht genug, sagen Kritiker.
Dresden (dpa/sn) - Der digitale Unterricht in der Corona-Pandemie läuft in Sachsen nach Einschätzung vieler Eltern noch nicht optimal. Sollten im Zuge der Krise wieder mehr Schulen geschlossen werden, fürchtet der Landeselternrat erneut Probleme. «Es war absehbar, dass die Infektionszahlen wieder steigen. Aber man hat viele Dinge über den Sommer verschlafen», sagte der stellvertretende Vorsitzende, Jörg Menke. Zwar habe sich schon einiges getan, dennoch fehle es vielen Schulen an technischer Ausstattung und am Zugang zu schnellem Netz.
Aus Sicht der Eltern brauche es in der aktuellen Situation staatliche Vorgaben, um Qualitätssicherung auch beim digitalen Unterricht zu gewährleisten. Nur so könnten die Schüler ihre Abschlüsse bewältigen. «Man braucht einen Mindeststandard, der sich am Bildungsplan orientiert.» Dazu sollten vom Kultusministerium Lehrpläne entrümpelt werden und eine Konzentration auf die Pflichtfächer erfolgen - zumindest für die Zeit der Pandemie.
Mit steigender Zahl von Neuinfektionen sind auch wieder mehr Schulen betroffen. Mehr als 9000 Schülerinnen und Schüler lernten zuletzt in häuslicher Quarantäne. Tendenz steigend.
Die Lage an Sachsens Schulen stellt sich aus Sicht des Landeselternrates unterschiedlich dar. «Wie der Unterricht gestaltet wird, hängt immer auch von dem jeweiligen Lehrer ab», berichtete Menke. Es gebe Bio- oder Chemielehrer, die eigene Videos zu ihren Experimenten erstellten. «Andere verstehen unter digitalem Unterricht, ein PDF-Dokument hochzuladen.» Aus Sicht des Landeselternrates hätten die vergangenen Wochen stärker genutzt werden müssen, um etwa Videokonferenzen oder digitalen Unterricht über Plattformen wie Lernsax parallel zum regulären Unterricht zu üben. «Viele schalten erst um, wenn der Präsenzunterricht ausfällt. Das geht aber nicht von einem auf den anderen Tag», so Menke.
Das Kultusministerium verwies hingegen auf eine Reihe von Maßnahmen - etwa auf den neuen Dienst «Schullogin», der sämtliche digitalen Dienste für Schulen auf einer Plattform bündelt. Darüber könnte nicht nur auf die Lernplattform Lernsax zugegriffen, sondern auch Nachrichten gesendet, Dateien geteilt sowie Videokonferenzen abgehalten werden. Seit Anfang Oktober gibt es dafür ein neues System, mit dem bei coronabedingten Schulschließungen schnell und einfach Videokonferenzen organisiert werden könnten, hieß es. «Wir sind für mögliche Schulschließungen oder vorübergehende Lernzeiten zuhause deutlich besser aufgestellt, als es vor den Sommerferien der Fall war», betonte ein Ministeriumssprecher.
Einen Beweis dafür sieht die Behörde auch in den steigenden Nutzerzahlen: Griffen vor der der Corona-Krise rund 200 000 Lehrer, Schüler und Eltern auf Lernsax zurück, waren es Ende des vergangenen Schuljahres mehr als 500 000. Auch 20 000 Zugänge für die Online-Lernplattform sofatutor mit Lernvideos und interaktiven Übungen hat Sachsen gekauft. Betroffene Schulen können vom Landesamt für Schule und Bildung bei Bedarf einen Zugang erhalten.
Aus Sicht von sofatutor-Geschäftsführer Stephan Bayer hat sich bisher zu wenig getan, was Konzepte für Hybridunterricht und digitales Fernlernen angeht. «Jetzt zu sagen „Fenster auf und Maskenpflicht für alle“ ist ein bisschen zu wenig.» Digitalisierung sei mehr als Scans aus dem Lehrbuch, digitales Lernen funktioniere vor allem multimedial. «Deswegen ist das, worüber wir gerade sprechen, auch eher digitaler Notfallunterricht», so Bayer.
Die Linksfraktion im Landtag stellte dem Freistaat in Sachen Netzausbau und digitales Lernen kein gutes Zeugnis aus. «Selbst wenn Schulen Bundesgeld für digitale Endgeräte abgerufen haben und sich besser ausstatten, heißt das nicht, dass die Familien im Schließungsfall digitalen Heimunterricht durchführen können», so die Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. Für klamme Elternhäuser blieben Tablets und Laptops weiterhin unerschwinglich. «Die Anzahl der zur Verfügung gestellten Endgeräte war da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.»
Die Ministerpräsidenten hatten jüngst Pläne von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgebremst, zur Halbzeit des bis Ende November geltenden Teil-Lockdowns weitergehende verbindliche Maßnahmen für Kontaktbeschränkungen - auch in Schulen - zu beschließen. Am 25. wollen die Länderchefs erneut mit der Kanzlerin zusammenkommen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) habe bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass er an dem Thema Schulen nicht rütteln möchte, so Regierungssprecher Ralph Schreiber im Vorfeld. Kretschmer sei es wichtig, dass die Schulen geöffnet blieben.
Bund und Länder bereiten Menschen auf längeren Teil-Lockdown vor
Die zweite Corona-Welle ist deutlich schlimmer als die im Frühjahr. Eigentlich sollten die derzeitigen Beschränkungen Ende November auslaufen. Das erwartet derzeit aber kaum noch jemand.
Berlin (dpa) - Angesichts anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen müssen sich die Menschen in Deutschland auf eine Verlängerung des Teil-Lockdowns im Dezember einstellen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bereiteten die Bürger vor der an diesem Mittwoch geplanten Runde mit den Ministerpräsidenten grundsätzlich auf eine Verschärfung der zunächst bis Ende November geltenden Kontaktbeschränkungen vor.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte im ARD-«Bericht aus Berlin», es gebe keinen Grund zur Entwarnung. Deswegen «werden wir den Lockdown sicherlich zu verlängern vorschlagen. Und an einigen Stellen - insbesondere in den Hotspots - auch deutlich zu vertiefen.»
Für die Staatskanzleichefs der Länder war es ein arbeitsreiches Wochenende: Gleich mehrfach schalten sie sich in unterschiedlichen Runden zusammen, um ihr weiteres Vorgehen in der Pandemie zu beraten. Am Montag wollten ihre Chefs die Vorlage der Länder für die Beratungen mit Merkel an diesem Mittwoch festzurren - damit es nicht wieder so konfliktträchtig abläuft wie in der Vorwoche.
Merkel sagte in Berlin bei einem gemeinsamen Auftritt mit Scholz nach dem G20-Gipfel führender Wirtschaftsmächte, welche Maßnahmen genau ergriffen würden, «dem kann ich und will ich heute nicht vorgreifen». Sie versicherte: «Die Bürgerinnen und Bürger sollen von Bund und Ländern eine geschlossene, gemeinsame Antwort bekommen. Darauf haben sie eigentlich ein Recht. Und daran arbeiten wir jetzt diesmal sehr intensiv.» Tatsache sei, «dass wir noch nicht soweit sind, wie wir gerne gekommen wären durch die Kontaktbeschränkungen».
Auch Scholz sagte, bei der Entwicklung der Fallzahlen sei man noch nicht dort, wo man hinwolle. «Und deshalb ahnt ja auch jeder, dass es noch Verlängerung geben muss.»
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), derzeit als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz für die Organisation einer Länder-Linie zuständig, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir sind uns einig, dass schon viel erreicht wurde, aber nicht genug.» Er ergänzte: «Wie lange wir verlängern müssen und wie genau wir das ausgestalten, wird gerade untereinander besprochen.»
Söder sagte am Sonntagabend in der ARD, neben weiteren Kontaktbeschränkungen müsse vor allem das Thema Schule diskutiert werden. Insbesondere in den Hotspots mit besonders hohen Corona-Zahlen sei es so, dass die Schule einer der Infektionsherde sei. Zwar sollten die Schulen grundsätzlich offen bleiben. Der Vorschlag sei aber, generell und auch in der Grundschule eine Maskenpflicht einzuführen und Wechselunterricht für die älteren Jahrgangsstufen. Ausnahmen sollten für die Abschlussklassen gelten. «Also: Insgesamt vertiefen, indem an der Schule nachgedacht wird - und auch weitere Kontaktbeschränkungen», sagte Söder.
DIE AKTUELLE SITUATION:
Seit Anfang November sind deutschlandweit alle Freizeit- und Kulturangebote auf Eis gelegt, Bars, Cafés und Restaurants geschlossen. Am Sonntag meldete das RKI 15 741 Fälle, die von den Gesundheitsämtern binnen 24 Stunden übermittelt wurden. Am Sonntag vor einer Woche lag die Zahl bei 16 947. Der Höchststand war am Freitag mit 23 648 Fällen erreicht worden. Die Zahl der Corona-Patienten auf der Intensivstation steigt laut Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin weiter, aber zuletzt weniger stark.
Was bedeutet das ...?
FÜR DIE NÄCHSTEN WOCHEN: Ohne Verlängerung müssten die Beschränkungen Ende November auslaufen. Wie lange sie darüber hinaus dauern sollen, ist noch unklar. Das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» hat unter Berufung auf Länderkreise das Datum 20. Dezember genannt. Das Magazin zitierte zudem aus einer Beschlussvorschlage mit Stand Samstag 19.00 Uhr des Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz: «Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Hausstand, jedoch in jedem Falle auf maximal 5 Personen zu beschränken. Eigene Kinder bis 14 Jahre sind hiervon ausgenommen», heiße es dort.
FÜR WEIHNACHTEN:
Laut «Bild» sind sich die Unionsländer einig, dass Kontaktbeschränkungen zumindest über die Weihnachtsfeiertage gelockert werden sollten. Auch die SPD-regierten Länder wollen laut «Bild am Sonntag» Lockerungen für die Festtage. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte der Zeitung: «Weihnachten und Silvester sollen die Menschen ihre Liebsten treffen können.» Kanzleramtschef Helge Braun sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag): «Es ist für mich nicht vorstellbar, dass die Großeltern an Weihnachten nicht mitfeiern.»
Bei einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) äußerten 41 Prozent der rund 1000 Befragten die Sorge, das Fest wegen der Pandemie im kleinen Kreis oder allein feiern zu müssen. Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, sagte dem «Tagesspiegel»: «Man kann doch wohl Mitte November schon sagen, dass Weihnachten in den Familien stattfinden kann.»
FÜR SILVESTER:
Söder sagt, Weihnachten solle «freier» sein, «dafür Silvester wieder konsequenter». Für Silvester wünscht er sich ein Böller- oder Alkoholverbot auf größeren Plätzen. «Ein generelles Böllerverbot braucht es aber nicht.»
FÜR SCHULEN:
Die Kultusminister der Länder beharren darauf, sie grundsätzlich offenzuhalten, plädieren aber nach Informationen des Nachrichtenportals «ThePioneer» (Samstag) und der Deutschen Presse-Agentur für Ausnahmen. Nach einem Beschluss vom Freitag sollen in Hotspot-Gebieten mit sehr vielen Infektionen besonders betroffene Schulen ab der 11. Klasse auf einen «rollierenden Präsenzunterricht» in verkleinerten Lerngruppen umstellen können, also einen Wechsel von Lernen in der Schule und zuhause.
In einem zweiten Schritt ist das auch für untere Klassenstufen weiterführender Schulen vorgesehen. Die Abschlussklassen sollen in jedem Fall in der Schule bleiben. Die Unionsländer wollen Ähnliches: In Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 soll es ab der 7. Klasse Wechselunterricht geben.
«Infektionsketten wirklich unterbrechen und gleichzeitig lebenspraktisch bleiben, das ist die Aufgabe», sagte Spahn dem RND (Montag). Konkret schlug er vor, dass beim Auftreten eines Infektionsfalls sofort die betroffene Klasse in die häusliche Isolation geschickt wird. Bisher ist das teilweise nicht oder nur bei Sitznachbarn Infizierter der Fall. «Nach negativen Schnelltests am fünften Tag könnten die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule zurückkehren», sagte Spahn.
An besonders von Corona betroffenen Schulen soll es nach dem Willen der Kultusminister mehr Tests geben. Nach Zulassung eines Impfstoffes solle das Schulpersonal vorrangig ein Impfangebot erhalten.
FÜR DIE EINZELNEN LÄNDER:
Nach dem Willen der Unionsländer sollen laut «Bild» Länder und Landkreise mit weniger als 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen die Möglichkeit bekommen, die Corona-Maßnahmen auszusetzen («Opt-Out-Regelung»). Davon könnten aktuell nur Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie rund zwei Dutzend Landkreise profitieren.
FÜR UNTERNEHMER:
Scholz will die Hilfen für Unternehmen, die wegen der Corona-Beschränkungen schließen müssen, gegebenenfalls auch im Dezember weiter zahlen. «Wenn die Beschränkungen verlängert werden, ist für mich klar, dass die finanzielle Unterstützung der direkt betroffenen Branchen dann ebenfalls weiter nötig ist», sagte er der «Bild am Sonntag».
Bundesmillionen für Lehrerlaptops können bald fließen
Berlin (dpa) - Die 500 Millionen Euro des Bundes zur Anschaffung von Dienstlaptops für Lehrer können nach Angaben von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bald fließen. Mit den Bundesländern sei nun die dafür notwendige Verwaltungsvereinbarung getroffen worden. Diese muss jeweils in den Ländern unterschrieben werden, dann von der Bundesbildungsministerin, bevor die Mittel freigegeben werden können.
Das komplizierte Verfahren hängt mit dem deutschen Föderalismus zusammen. Für Bildung und ihre Schulen sind die Länder jeweils selbst zuständig. Der Bund darf eigentlich nicht mitreden und nicht einfach Geld zuschießen, weshalb solche Bund-Länder-Vereinbarungen nötig werden.
«Ich hoffe, dass nun bald flächendeckend Lehrerlaptops aus dem Programm angeschafft werden können», sagte Karliczek der Deutschen Presse-Agentur. Im Zweifelsfall werde dies auch dazu beitragen, dass Distanzunterricht in der Corona-Pandemie erleichtert werde.
Das Dienstlaptopprogramm hatten Vertreter der Länder, SPD-Chefin Saskia Esken und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im August bei einem «Schulgipfel» im Kanzleramt angestoßen. Neben einem 500-Millionen-Programm zur Ausstattung von bedürftigen Schülern mit Leihlaptops und weiteren 500 Millionen zur Finanzierung von IT-Administratoren für die Schulen ist es die dritte Aufstockung des sogenannten Digitalpakts Schule.
Dieses Förderprogramm mit ursprünglich 5 Milliarden vom Bund wurde 2019 für den Aufbau der digitalen Infrastruktur an den Schulen aufgelegt, etwa zur Installation von schuleigenem WLAN oder zur Anschaffung digitaler Tafeln - sogenannter Smartboards.
GEW fordert kostenlose Masken für Schüler und FFP2 für Lehrkräfte
Berlin (dpa) - Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert zum Schutz gegen Corona-Infektionen im Unterricht kostenlose Alltagsmasken für Schüler und Lehrer. Auf Wunsch sollten Lehrkräfte auch die sichereren FFP2-Schutzmasken erhalten, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). «Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, für die notwendigen Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen der Beschäftigten, aber auch der Kinder und Jugendlichen zu sorgen.» Sie bekräftigte zudem die Forderung ihrer Gewerkschaft nach Wechselunterricht, also einer Teilung der Klassen und einem Wechsel von Präsenzunterricht in der Schule und Distanzunterricht zuhause.
21.11.2020 14.00 Uhr
Eltern-Initiative: «Viele Familien sind am Rande ihrer Kräfte»
Homeschooling und Homeoffice gleichzeitig: Viele Eltern und Schüler sind während des ersten Lockdowns im Frühjahr an ihre Belastungsgrenzen gekommen. Das soll nicht noch einmal passieren.
Hamburg (dpa/lno) - Die Initiative «Familien in der Krise» hat den Hamburger Senat aufgefordert, die Schulen während der Corona-Pandemie offen zu halten. «Das Recht der Kinder auf Sicherheit, Autonomie, Bildung und physischer und psychischer Gesundheit darf nicht hinter dem Schutz der Risikogruppen von Covid-19 zurückstehen», sagte Anna-Maria Kuricová, Mitbegründerin von «Familien in der Krise», der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch in einer Pandemie hätten Kinder und Jugendliche das Recht, sich kindgerecht entwickeln zu dürfen. Außerdem müsse in allen Maßnahmen berücksichtigt werden, dass Kinder seltener erkranken und nicht als Treiber der Pandemie gelten.
Mit einer Einschränkung des Schulbetriebs würden Bildungssicherheit und Chancengleichheit ausgehebelt. Zahlreiche Studien beschrieben mittlerweile die negativen Auswirkungen der Schulschließungen im ersten Halbjahr dieses Jahres. «Besonders hart trifft es
Kinder, die es sowieso schon schwerer haben», sagte Kuricová. Laut einer Studie des ifo-Instituts hat sich während des Lockdowns im Frühjahr die Zeit, in der sich die Kinder mit Schule beschäftigten, halbiert. Zudem «deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Coronakrise die ohnehin schon hohe Bildungsungleichheit in Deutschland weiter verschärft haben dürfte», heißt es darin.
Forderungen von Verbänden und auch einigen Elternvertretern, zum sogenannten Wechselmodell überzugehen, hält die Initiative für nicht zu Ende gedacht und überstürzt. «Sollte ein Umsteuern nötig werden, treten wir für ein abgestuftes Vorgehen je nach Altersklasse ein», sagte die Mutter von zwei Töchtern. An Grundschulen sei Wechselunterricht schlicht keine Alternative, weil die Kinder noch nicht so gut alleine lernen könnten. Wechselunterricht sei allenfalls für die älteren Schülerjahrgänge eine Notlösung und abhängig von der digitalen Grundausstattung von Schulen, Lehrern und Schülern.
Stattdessen fordert die Initiative bessere Präventionsmaßnahmen – etwa die Anschaffung von Luftfiltergeräten und FFP2-Masken. Auch eine neue Teststrategie mit Hilfe von Antigen-Schnelltests könnte den Schulbetrieb sichern. «Viele Familien sind nach dem ersten Lockdown am Rande ihrer Kräfte», sagte Kuricová. Nicht nur Alleinerziehende seien auf eine verlässliche Betreuung ihrer Kinder angewiesen, damit sie arbeiten gehen können. Auch zahlreiche Familien seien auf ein zweites Gehalt angewiesen. «Und was machen Eltern, die Kinder auf verschiedenen Schulen haben mit verschiedenen Wechselmodellen? Die könnten ebenfalls nicht arbeiten gehen», meinte die 46-Jährige.
Sie kenne Eltern, die wegen der extremen Doppelbelastung während des ersten Lockdowns sogar ihren Job aufgegeben haben. Wichtig sei ein Dialog mit Experten aller relevanten Disziplinen, darunter Kinderärzte, Psychologen, Schulleiter, Pädagogen, IT-Experten und nicht zuletzt Schüler und deren Eltern. «Wir wünschen uns von allen Beteiligten mehr Mut, Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen, wie Schule auch in der Pandemie funktionieren kann», sagte Kuricová.
Hamburg will vorerst an seinem Corona-Konzept festhalten und die Schulen offenhalten, da sich Schüler nicht überdurchschnittlich mit dem Virus anstecken. Am Mittwoch wollen sich die Länderchefs erneut mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen und neue Corona-Richtlinien verabschieden.
Kommt nun doch der Wechselunterricht? Druck für Corona-Verschärfungen
Die Schulen bleiben in der zweiten Corona-Welle offen - darauf haben die Kultusminister stets gepocht. Doch der Teil-Lockdown wirkt nur begrenzt. Und nun rücken doch die Schulen stärker in den Fokus. Was bahnt sich bei den Bund-Länder-Verhandlungen an?
Berlin (dpa) - Vor den Beratungen der Länder über die künftigen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie erhöht sich der Druck für eine Verlängerung oder Ausweitung der Beschränkungen. Unter anderem rücken nun die Schulen stärker in den Fokus, auf deren uneingeschränkte Offenhaltung die Kultusminister bisher gepocht haben. Denn das Ziel des Anfang November verhängten Teil-Lockdowns - eine starke Senkung der Infektionszahlen - ist bis jetzt verfehlt worden, wie Virologen und Mediziner beklagen.
Unklar ist noch, ob sich die Länder auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können, nachdem sie am vergangenen Montag die Bestrebungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem wirkungsvolleren Vorgehen blockiert hatten. Die Landesregierungschefs wollen sich am Montag auf eine eigene Vorlage für die Beratungen mit Merkel am Mittwoch verständigen.
Der Chef der CSU-Bundestagsabgeordneten, Alexander Dobrindt, forderte «zusätzliche Beschränkungen», um bis Weihnachten die Infektionszahlen stark einzudämmen. So müsse das Infektionsgeschehen an den Schulen stärker gebremst werden, sagte der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe der «Passauer Neuen Presse» (Samstag). «Die Schulen können zum Beispiel auf Wechselunterricht oder Hybridunterricht umstellen.» Schüler könnten auch mit besser schützenden FFP2-Masken ausgestattet werden. Zu diskutieren sei, ob die Schulferien früher beginnen und später enden sollten. Bisher beginnen sie je nach Land am 19. oder 23. Dezember und enden zwischen dem 3. und 10. Januar.
Auch Kanzleramtschef Helge Braun hatte auf die hohen Infektionsraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hingewiesen. Vor allem in den weiterführenden Schulen müsse «alles getan werden, um die Abstandsregeln einzuhalten», hatte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag) gesagt und vorgeschlagen, ältere Schüler vermehrt auch digital zu Hause zu unterrichten.
Wie das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» unter Berufung auf Länderkreise berichtet hatte, könnten die bisherigen Maßnahmen bis 20. Dezember verlängert und die Winterferien bundesweit bis 10. Januar ausgedehnt werden.
Trotz möglicher Verschärfungen setzt Kanzleramtschef Braun darauf, dass das Weihnachtsfest im Familienkreis gefeiert werden kann. «Es ist für mich nicht vorstellbar, dass die Großeltern an Weihnachten nicht mitfeiern», sagte er dem RND. «Wichtiger als die Anzahl der Menschen, die zusammenkommen, ist, dass man vorher seine Kontakte reduziert und darauf achtet, dass niemand Symptome hat.»
Für Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil kommt es bei den Bund-Länder-Beratungen darauf an, «verlässliche Regelungen zu treffen, die über Weihnachten und Neujahr hinaus reichen». Der SPD-Politiker schlug im «Handelsblatt» (Samstag) vor, oberhalb von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen überall dieselben Regeln gelten zu lassen. «Das gilt nicht für jedes Detail, aber die Linie muss über die Grenzen der Bundesländer hinweg möglichst klar und einheitlich sein», sagte er. «Sollte sich das Infektionsgeschehen im Laufe des Dezembers in einzelnen Ländern belastbar unterhalb des Schwellenwertes einpendeln, könnte man möglicherweise dort über Lockerungen nachdenken.»
Die Zahlen in den Landkreisen sind sehr unterschiedlich, im Norden und Nordosten liegen sie teils unter dem 50er-Wert, im Westen, Süden und Südosten hingegen teilweise über 200. Schleswig-Holstein plant laut «Welt» (Samstag) unter anderem bereits die Wiedereröffnung von Restaurants und Gaststätten, Hamburg die Wiedereröffnung von Kulturbetrieben unter Einhaltung strenger Hygiene-Auflagen.
Für Verschärfungen der bisherigen Maßnahmen plädieren auch Mediziner und Virologen. «Dazu sollte gehören, dass an allen weiterführenden Schulen die Klassen sofort geteilt werden und auf Wechselunterricht umgestellt wird», sagte der Virologe Alexander Kekulé von der Universität Halle-Wittenberg der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). «Zweitens sollten die Weihnachtsferien bundesweit eine Woche vor dem 24. Dezember beginnen.» Das könne helfen, um bis zum Jahreswechsel zurück in den grünen Bereich zu kommen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte der «Passauer Neuen Presse» (Samstag): «Man muss davon ausgehen, dass der Lockdown light im Dezember fortgesetzt wird. Das ist auch angesichts der Lage auf den Intensivstationen geboten.»
Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland ist weiterhin hoch. Am Samstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 22 964 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Im Vergleich zum Wert vor einer Woche wurden gut 500 Fälle mehr gemeldet. Am vergangenen Samstag hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 22 461 gelegen. Der Höchststand war am Freitag mit 23 648 gemeldeten Fällen erreicht worden.
Wenn der Teil-Lockdown weiterlaufe, müssten auch die Hilfen für die Betroffenen in der Wirtschaft weiterlaufen, sagte Dobrindt. «Dann werden auch die November-Hilfen verlängert.» Auch Weil forderte für diesen Fall weitere Unterstützung: «Es muss auch in Zukunft einen verlässlichen Ausgleich für Einbußen geben. Daran führt kein Weg vorbei.»
Experten: Gut sitzende Masken und Lüften für Schulunterricht wichtig
Wie weiter mit der Schule in Corona-Zeiten? Das ist eine der Fragen, denen sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten kommende Woche widmen müssen. Einfach Maskenpflicht anordnen, ginge aus Expertensicht nicht weit genug. Es kommt auf Details an.
Karlsruhe (dpa) - Vor der nächsten Runde der Regierungschefs, bei der es auch um neue Corona-Regeln in Schulen gehen könnte, raten Experten bei Mund-Nasen-Bedeckungen auf das korrekte Tragen zu achten. «Dies ist bei möglichst wirkungsvollen Masken der Schlüssel zum Erfolg des Bausteins Maske im Gesamtkonzept», sagte Achim Dittler, Leiter der Arbeitsgruppe Gas-Partikel-Systeme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Masken müssten so sitzen, damit man durch das Filtermedium atmet und keine Luft an der Maske vorbei entweicht.
«Brillenträger merken das am ehesten, wenn die Brille beschlägt», gab Dittler ein Beispiel. Auch ein Bart könne dazu führen, dass Aerosole mit Viruspartikeln um die Maske herum strömen und damit ungefiltert in die Umgebungsluft gelangen. Christian Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr München hatte dem «Tagesspiegel» jüngst gesagt: «Die ausgeatmete Luft mit den möglicherweise virenbelasteten Aerosolen geht den Weg des geringsten Widerstandes, tritt also durch die Lücken am Maskenrand an Nase, Wangen und Kinn aus.» Gleiches gelte beim Einatmen. Wenn man nebeneinander sitzt, wie Schüler in Klassenräumen oder auf Sitzbänken in Bahnen, könnten gerade Alltagsmasken keinen Schutz bieten.
Entscheidend ist aus Sicht der Fachleute neben der Frage, wie die Maske sitzt, auch die Qualität der Masken. Die selbst gemachten Alltagsmasken können - je nach Stoff und Lagenanzahl - im Vergleich zu OP-Masken oder sogenannten FFP-Masken bezüglich der Abscheidung feinster Aerosolpartikel schlechter abschneiden, wie Dittler betonte. Alltagsmasken wirkten sehr gut als Spuckschutz und hielten größere Tröpfchen wirkungsvoll zurück.
Die bläulichen OP-Masken, die zwar nicht für die Abscheidung sehr kleiner Partikeln vorgesehen sind, sondern für die Größe von Bakterien, hielten auch feinste Partikel gut zurück. Am wirksamsten seien sogenannte FFP3-Masken, die durch ihre Bauart oft schon enger am Gesicht anliegen. «Der beste Schutz ist eine möglichst wirksame Maske möglichst korrekt zu tragen», sagte Dittler.
Der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch, hat verschiedene Maskentypen untersucht und kommt zu dem Schluss, dass mindestens die Hälfte der Stoffmasken überhaupt keine oder weniger als zehn Prozent der Partikel zurückhalte. «Die lenken das ausgeatmete Aerosol nur ab.» Neben FFP-Masken böten auch chirurgische Masken einen gewissen Schutz. «Aber das gilt natürlich immer nur, wenn sie gut im Gesicht sitzen, sonst zischt das Aerosol an den Öffnungen der Masken vorbei.»
Im Unterricht sollte man Masken immer dann aufsetzen lassen, wenn die Schüler einen Test schreiben oder zuhören, aber nicht selbst sprechen müssen, führte Scheuch aus. «Ansonsten bieten Lüften und Raumluftfilter den viel besseren Schutz.» Ein gutes Raumluft-Filtergerät sei deutlich effektiver als eine Maske mit einer 50-Prozent-Filterwirkung - «was schon sehr gut wäre». Noch effektiver sei Stoßlüften, was man durch CO2-Messungen kontrollieren könne.
Auch Dittler machte mit Blick auf womöglich entweichende Aerosole deutlich: «Aus diesem Grund sind Masken nicht das Einzige. Masken sind nicht unfehlbar.» Daher sei die Kombination mehrerer Maßnahmen wie häufiges Lüften, Abstandhalten und eine geringe Zahl an Menschen bei möglichst kurzer Aufenthaltsdauer in einem möglichst großen Innenraum entscheidend, um einer Ansteckung bestmöglich vorzubeugen.
Ob ein Mund-Nasen-Schutz richtig sitzt, könne man beispielsweise bei OP-Masken leicht feststellen, sagte der KIT-Forscher: Wenn man die Maske etwa mit einem Nasenclip gut an der Nase befestige, unten übers Kinn ziehe und dann einatme, müsse sich der faltige Stoff beim Ausatmen leicht verformen und beim Einatmen leicht in Richtung Mund herangesaugt werden. «Wenn sich die OP-Maske beim Ein- und Ausatmen bewegt, ist es ein Zeichen, dass sie bestmöglich sitzt.»
Fast 100 Corona-Infektionen an Schule in Hamburg-Veddel
Corona breitet sich auch an den Hamburger Schulen aus. Besonders betroffen ist zurzeit eine Schule im Stadtteil Veddel. Der Anteil der infizierten Schüler und Lehrer in der Hansestadt ist aber gering.
Hamburg (dpa/lno) - An einer Schule in Hamburg-Veddel sind fast 100 Corona-Infektionen festgestellt worden. Die Zahl habe sich bis Donnerstag um 65 Fälle erhöht, so dass es nun insgesamt 94 Infektionen seien, teilte die Schulbehörde am Freitag mit. Insgesamt 550 Schüler und Beschäftigte der Grund- und Stadtteilschule seien getestet worden. Auch bei der sehr kleinen Schul-Zweigstelle Billbrookdeich deute eine Reihentestung darauf hin, dass viele der 100 Schüler mit Corona infiziert seien, hieß es. Beide Schulen würden bis zur Aufklärung der Lage vorsorglich auf Distanzunterricht umgestellt.
Über die näheren Ursachen der Infektionen sei noch nichts bekannt, berichtete ein Sprecher der Schulbehörde weiter. «Die Streuung der Infektionen über fast sämtliche Klassenstufen deutet aber darauf hin, dass vermutlich viele Kinder bereits mit einer Infektion in die Schule gekommen sind.» Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» über die hohe Zahl von Infektionen bei dem Massentest berichtet.
Hamburgweit meldete die Schulbehörde am Freitag 116 Neuinfektionen von Schülern und Lehrern an 44 Schulen. Damit sind derzeit insgesamt 633 Menschen an 206 Schulen infiziert, davon 528 Schüler sowie 105 Schulbeschäftigte. Die Infizierten machen den Angaben zufolge allerdings nur 0,2 Prozent aller Hamburger Schüler und 0,3 Prozent aller Hamburger Schulbeschäftigten aus.
Aktuell befänden sich 121 der rund 9500 Hamburger Schulklassen in Quarantäne, das seien 1,2 Prozent. Betroffen seien 3724 der insgesamt 256 000 Schüler, also 1,5 Prozent. Seit dem Ende der Herbstferien wurden 1874 Neuinfektionen an Schulen gezählt, davon 1511 bei Schülern und 363 bei Schulbeschäftigten.
Verlängerung des Teil-Lockdowns im Gespräch - Schulen erneut im Fokus
Vor neuen Bund-Länder-Beratungen zu den Anti-Corona-Maßnahmen zeichnen sich keine Lockerungen ab. Vor allem an den Schulen soll es Maßnahmen geben. Cafés und Restaurants könnten noch bis kurz vor Weihnachten geschlossen bleiben.
Berlin (dpa) - In den Beratungen zu den anstehenden Entscheidungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zeichnet sich eine Verlängerung des Teil-Lockdowns ab. Wie das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» unter Berufung auf Länderkreise berichtet, könnten die seit Anfang November geltenden Maßnahmen bis zum 20. Dezember verlängert werden. Auch nach Informationen der «Berliner Morgenpost» und des «Tagesspiegel» (Freitag) gibt es Überlegungen, den seit Anfang November und zunächst bis Ende des Monats begrenzten Teil-Lockdown bis mindestens kurz vor Weihnachten zu verlängern.
Ist das Infektionsgeschehen nach Weihnachten nicht im Griff, sollen zudem nach Willen der SPD-geführten Länder und einiger CDU-Länder die Winterferien bundesweit bis 10. Januar verlängert werden, berichtete das Wirtschaftsmagazin weiter. Zu weiteren Vorschlägen gehörten eine Ausweitung der Mund-Nasen-Bedeckung, neue Maßnahmen im Schulunterricht sowie eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen.
Am kommenden Mittwoch wollen die Länderchefs zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Schalte über das weitere Vorgehen entscheiden. Bis Montag wollten Ländervertreter gemeinsame Vorschläge zu den möglichen Maßnahmen ab 1. Dezember erarbeiten.
Unterdessen erreichte die Zahl der Neuinfektionen an diesem Freitag erneut einen Höchststand, die Gesundheitsämter meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) 23 648 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sprach sich mit Blick auf den anstehenden Bund-Länder-Gipfel dafür aus, besonders die Schulen in den Blick zu nehmen. «Was wir für den November beschlossen haben, hat die Infektionsdynamik gebrochen. Aber es hat noch nicht dazu geführt, dass die Zahlen nach unten gehen», sagte Braun dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Nun gehe es vor allem darum, Kontakte zu reduzieren und die hohen Infektionsraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu senken. «Sie tragen wesentlich zur Verbreitung der Infektion bei», sagte Braun. Vor allem in den weiterführenden Schulen müsse «alles getan werden, um die Abstandsregeln einzuhalten». Darüber würden Bund und Länder am Mittwoch diskutieren.
Braun schlug dem Bericht zufolge vor, ältere Schüler vermehrt zu Hause zu unterrichten und bei der Suche nach großen
Unterrichtsräumen auch außerhalb der Schulgelände zu
suchen, etwa «auf Bürgerhäuser und Kinosäle
auszuweichen». Ältere Schüler könnten ins Homeschooling geschickt werden.
Auch nach dpa-Informationen soll am Mittwoch über mögliche weitere Corona-Maßnahmen an den Schulen gesprochen werden. Laut «Berliner Morgenpost» und «Tagesspiegel» ist im Gespräch, an Oberstufen und Berufsschulen den sogenannten Präsenzunterricht einzuschränken. Schülerinnen und Schüler würden dann wie vor den Sommerferien wieder von zu Hause aus verstärkt digital lernen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) warb um Verständnis für ein regional unterschiedliches Vorgehen an den Schulen. «Es wird von der Länderseite nichts vorgestellt werden können, was einmal für alle in ganz Deutschland gilt, sondern man muss immer auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht nehmen», sagte sie am Freitag in Berlin.
Regierungssprecher Steffen Seibert nannte die Infektionszahlen am Freitag noch «weit, weit zu hoch». Sie seien bislang nicht auf ein niedrigeres Niveau gebracht worden. «Wir haben im Grunde nur den ersten Schritt bisher geschafft, also den starken, steilen, exponentiellen Anstieg zu stoppen und eine Stabilisierung zu erreichen.»
Seibert erinnerte daran, dass sich Merkel bereits bei den Beratungen mit den Ministerpräsidenten am vergangenen Montag «mehr gewünscht hätte». Bei der letzten Schalte der Länderchefs mit der Kanzlerin zur Halbzeit des Teil-Lockdowns am vergangenen Montag waren zunächst keine neuen verbindlichen Einschränkungen beschlossen worden. Das soll sich am kommenden Mittwoch ändern.
Seit Anfang November sind deutschlandweit alle Freizeit- und Kulturangebote auf Eis gelegt, Bars, Cafés und Restaurants sind geschlossen. Der Teil-Lockdown war zunächst bis Ende des Monats befristet worden.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warb am Freitag für scharfe Kontaktbeschränkungen. «Eine Familie darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen aus einem anderen Hausstand treffen», sagte Laschet der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Freitag). Das sei sein Vorschlag für die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte am Freitag der dpa in Mainz: «Schon jetzt lässt sich sagen, dass wir über die kommenden Monate ganz
20.11.2020 17.30 Uhr
Städte und Gemeinden sehen große Probleme bei Teilungsunterricht
Potsdam (dpa/bb) - Der Städte- und Gemeindebund Brandenburg sieht bei der Umsetzung von möglichem Teilungsunterricht an Schulen in der Corona-Pandemie große Schwierigkeiten. Das betreffe etwa die Halbierung von Schulklassen, sagte Geschäftsführer Jens Graf am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Bund-Länder-Gespräche über weitere Corona-Maßnahmen in der kommenden Woche.
Im Bereich der Kindertagesstätten und Horte in kommunaler Trägerschaft gebe es flächendeckend keine freien Kapazitäten, die dies auffangen könnten, gab Graf zu Bedenken. Voraussetzung für einen Teilungsunterricht in unteren Klassenstufen sei der Aufbau zusätzlicher Betreuungsangebote durch das Land. Die Mitarbeiterinnen hätten in den vergangenen Monaten Herausragendes geleistet, seien aber nun an der Belastungsgrenze angelangt.
Grundsätzlich unterstütze der Städte-und Gemeindebund den gemeinsamen Ansatz von Bund und Ländern, Schulen und Kitas offenzuhalten, betonte der Geschäftsführer. Aus Sicht der Kommunen sei es aber notwenig, sich rechtzeitig auf eine sich möglicherweise verschärfende Lage vorzubereiten. Graf befürwortete eine Ausweitung der Maskenpflicht auf die unteren Kalssenstufen. Gleiches gelte für Unterricht, wo Schülerinnen und Schüler bislang ungeschützten engen Kontakt haben, wie Schulsport oder Gesang. Auch stelle sich die Frage, ob die Lehrerzimmer weiterhin maskenfreie Zonen bleiben müssen.
Mit Stand Donnerstag waren laut dem Bildungsministerium in Potsdam 3 von 915 Schulen im ganzen Land wegen Corona komplett geschlossen. Von den Schulen wurden insgesamt 8897 Quarantäne-Fälle bei Schülerinnen und Schülern gemeldet, was einem Anteil von drei Prozent aller
292 659 Schüler entspricht. 682 Lehrkräfte sind derzeit in Quarantäne.
Zahl der Corona-Fälle an Berliner Schulen steigt weiter
An den Berliner Schulen ist mit Blick auf die Corona-Pandemie noch keine Besserung in Sicht, im Gegenteil. Die GEW fordert kleinere Lerngruppen und den Abschied von einem Mantra der Bildungssenatorin.
Berlin (dpa/bb) - Die Zahl der Corona-Fälle an Berliner Schulen ist erneut gestiegen. An den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen sind aktuell 1197 Corona-Fälle unter Schülern sowie 415 beim Personal bekannt. 765 Lerngruppen sind in Quarantäne. Das geht aus den Daten hervor, die die Senatsverwaltung für Bildung am Freitag veröffentlicht hat. Eine Woche zuvor waren es noch 1022 bekannte Infektionen bei Schülerinnen und Schülern und 341 beim Personal sowie 622 Lerngruppen in Quarantäne.
Am kommenden Mittwoch wollen sich Bund und Länder über mögliche neue Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie verständigen. Dabei soll auch über strengere Regeln für die Schulen gesprochen werden. Einigkeit gab es bei den Ländern bisher, komplette Schulschließungen möglichst verhindern zu wollen.
An Berlins öffentlichen beruflichen Schulen wurden 303 (251) positiv getestete Schüler und 23 (21) Corona-Fälle beim Personal sowie 60 (56) Lerngruppen in Quarantäne gezählt.
Zehn der insgesamt mehr als 800 Berliner Schulen bieten inzwischen keinen Regelunterricht mehr an, eine Woche davor waren es erst zwei. Bei der Überprüfung aller Schulen durch die Gesundheitsämter sind sie in die Stufe Rot eingeordnet worden. «An den zehn Schulen, die auf Stufe Rot sind, gibt es nun bis auf weiteres Hybridunterricht, so wie es unser Stufenplan vorsieht», teilte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag mit. «Das bedeutet Teilung der Lerngruppen sowie eine Mischung aus schulisch angeleitetem Lernen zu Hause und Präsenzunterricht.» Die Schulen seien auf die verschiedenen Eventualitäten gut vorbereitet.
In die Stufe Grün sind 42 Schulen eingeordnet worden, 573 in Stufe Gelb, 192 in Orange. Diese Einordnung ist laut dem Corona-Stufenplan mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verbunden. Unabhängig davon, in welcher Corona-Stufe sich eine Schule befindet, gilt in Berlin seit Mittwoch eine generelle Maskenpflicht auch im Unterricht für alle Klassen an weiterführenden Schulen und an den Berufsschulen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hat von der Senatsverwaltung für Bildung gefordert, berlinweit den Wechsel zwischen Unterricht in der Schule und digital zu Hause zu ermöglichen. «Und das am besten sofort», sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Freitag. An den weiterführenden Schulen ab Klasse 7 sollten die Gruppen tage- oder wochenweise wechseln. An den Grundschulen ist aus Sicht der GEW eine Kombination aus Unterricht und Hortbetreuung mit entsprechend kleineren Gruppen besser, bei dem die Kinder aber grundsätzlich in der Schule sind.
«Die Bildungssenatorin muss sich vom Mantra des Regelunterrichts verabschieden», forderte der GEW-Vorsitzende. Der sei bereits jetzt nicht mehr möglich. «Wir erleben sowieso einen schleichenden Lockdown an Schulen», sagte Erdmann mit Blick auf die gestiegene Zahl von Corona-Fällen unter Schülern und Lehrkräften. «Wenn die Gruppen reduziert werden, wird auch die Zahl derer, die in Quarantäne müssen, reduziert.»
In Berlin werden laut Bildungsverwaltung an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im laufenden Schuljahr rund 330 000 Schülerinnen und Schüler von rund 39 900 Lehrkräften unterrichtet. An den öffentlichen beruflichen Schulen sind es etwa 70 000 Schülerinnen und Schüler und 4100 Lehrkräfte.
Corona: Karliczek rechnet mit weiter regionalem Vorgehen an Schulen
Berlin (dpa) - Vor den nächsten Corona-Beratungen der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am kommenden Mittwoch hat Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) um Verständnis für ein regional unterschiedliches Vorgehen an den Schulen geworben. «Es wird von der Länderseite nichts vorgestellt werden können, was einmal für alle in ganz Deutschland gilt, sondern man muss immer auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht nehmen», sagte sie am Freitag in Berlin.
Bei den letzten Beratungen der Kanzlerin mit den Länderchefs am Montag hatte sich der Bund für schärfere Corona-Maßnahmen an allen Schulen stark gemacht, etwa für halbierte Klassen oder größere Räume, was in der Konsequenz Wechselunterricht für viele bedeuten würde. Der Bund hatte auch für eine Maskenpflicht im Unterricht für alle Schüler plädiert. Die Länder, die für die Schulen selbst zuständig sind, hatten das abgelehnt und wollen nun vor den nächsten Beratungen mit Merkel eigene Vorschläge vorlegen.
Neben den regionalen Gegebenheiten müsse man sich auch ansehen, ob es um kleinere Kinder und größere Kinder gehe, sagte Karliczek. «Vielleicht kann man da auch unterschiedlich vorgehen.» Auf die Frage, ob sie erwarte, dass es bei der Maßgabe bleibe, die Schulen möglichst offen zu halten, sagte die Ministerin, dies sei das oberste Prinzip, was nach dem ersten Lockdown gemeinsam vereinbart worden sei. Sie sprach zudem von Verlässlichkeit. «Wir wollen Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das muss natürlich auch in der Pandemie gelten. Deswegen glaube ich schon, dass wir alles dafür tun werden.»
Hohe Zahl von Infektionen bei Corona-Test an Schule erwartet
Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburger Schulbehörde erwartet eine hohe Zahl von Corona-Infektionen bei einem Massentest an der Schule auf der Veddel. Das sagte ein Sprecher der Schulbehörde am Freitag. Aber noch lägen der Behörde keine konkreten Zahlen zur Reihentestung von 550 Schülern und Beschäftigten der Grund- und Stadtteilschule vor. Auch bei der sehr kleinen Schul-Zweigstelle Billbrookdeich deute eine Reihentestung darauf hin, dass viele der 100 Schüler mit Corona infiziert seien. Beide Schulen würden bis zur Aufklärung der Lage vorsorglich auf Distanzunterricht umgestellt.
Über die näheren Ursachen der Infektionen sei noch nichts bekannt, berichtete der Sprecher weiter. «Die Streuung der Infektionen über fast sämtliche Klassenstufen deutet aber darauf hin, dass vermutlich viele Kinder bereits mit einer Infektion in die Schule gekommen sind.» Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» über die hohe Zahl von Infektionen bei dem Massentest berichtet.
GEW will kleinere Klassen und Mindestabstand einklagen
München (dpa/lby) - Kleinere Klassen und die Wahrung des Mindestabstands will die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor Gericht einklagen. Einen entsprechenden Eilantrag habe er am Freitag am Verwaltungsgericht München eingereicht, teilte der Anwalt der Gewerkschaft, Rainer Roth, mit. Wann dort darüber entschieden werden könnte, ist noch unklar.
Mit der Verbandsklage will die Gewerkschaft den Freistaat und die Stadt München nach eigenen Angaben «zum bestmöglichen Gesundheitsschutz an Schulen veranlassen». Lehrer und Schüler würden durch den Präsenzunterricht an bayerischen Schulen nicht ausreichend vor Corona-Ansteckungen geschützt.
«Es reicht jetzt einfach», sagte GEW-Landesvorsitzender Anton Salzbrunn am Freitag in München. «Seit Monaten fordern wir, dass der Schutz von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften ernst genommen wird, und nichts passiert – vor allem: kein Abstand.»
Mit der einstweiligen Anordnung wolle die Gewerkschaft nun erreichen, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zur Verkleinerung von Klassen und die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Meter flächendeckend umgesetzt werden.
Gymnasialdirektoren: Distanzunterricht nur als «Ultima Ratio»
Bruckmühl (dpa/lby) - Der coronabedingte Schulunterricht zuhause ist aus Sicht der Gymnasialdirektoren nur eine absolute Notlösung. «Ein Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht genauso wie der reine Distanzunterricht belasten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern enorm und sollten nur als Ultima Ratio in Betracht kommen», schrieb Walter Baier, Landesvorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien (BayDV), in einem am Freitag bekannt gewordenen Rundbrief an die Mitglieder.
Distanzunterricht sei nur als Mittel der Wahl einzusetzen, wenn die Inzidenzzahlen unkontrollierbar würden oder das individuelle Infektionsgeschehen an den Schulen es verlange. Durch Distanzunterricht werde der Klassenverband «aufgebrochen», worunter das soziale Miteinander leide, kritisierte Baier. Zudem drohten - wie aus seiner Sicht auch im vergangenen Schuljahr - manche Schüler etwa wegen mangelnder technischer Ausstattung oder fehlender Hilfe durch die Eltern im Distanzunterricht den Anschluss zu verlieren.
«Schülerinnen und Schüler, deren Eltern zu Hause bei der Bearbeitung der online zur Verfügung gestellten Aufgaben helfen können, sind klar im Vorteil», stellte Baier fest. Ein von der Schule gestelltes Leihgerät allein sei nicht die Lösung des Problems.
Schule dicht, länger Ferien? - Wie Familien sich vorbereiten können
Eltern fürchten die Nachricht, dass die Klasse ihrer Kinder in Corona-Quarantäne geschickt wird. Auch verlängerte Ferien bringen das Familienleben durcheinander. Wie kann man sich darauf vorbereiten?
München (dpa/tmn) - Wenn Schüler plötzlich daheim bleiben, weil ganze Klassen in Quarantäne müssen oder die Ferien coronabedingt verlängert werden, sind sie mitunter irritiert: Sie sind es nicht gewohnt, dass ihre Eltern zwar zu Hause, aber im Homeoffice dennoch nicht greifbar sind. «Auf diese Fälle sollten sich Familien schon jetzt vorbereiten», sagt Familiencoach Kira Liebmann aus München.
Liebmann rät, an der Tür zum «Heimbüro» ein einfaches Ampelsystem zu installieren. Das könnte die ganze Familie aus farbigen Kreisen und Pfeilen selbst basteln. «Steht der Pfeil auf Grün, kann das Kind jederzeit hineinkommen. Orange zeigt an, dass Mutter oder Vater nur im äußersten Notfall zu sprechen sind - und Rot, dass er oder sie absolut nicht gestört werden darf», erklärt Liebmann.
Ampelsystem auch an Kinderzimmertür
Damit das Modell fair bleibt, dürften die Kinder natürlich auch eine Ampel an der Kinderzimmertür anbringen, wenn sie mal allein für sich spielen wollen, findet Liebmann.
Einem Dauer-Rot bei pubertierenden Teenagern würde Liebmann aber mit gewissen roten Sperrzeiten vorbeugen. «Da könnte man etwa von 14.00 bis 16.00 Uhr eine Grün-Phase festlegen, wo Eltern auch das Kinderzimmer betreten dürfen - mit Anklopfen, versteht sich.» Die Privatsphäre zu respektieren, sei in der Pubertät enorm wichtig, weiß die zweifache Mutter, die als Pubertätstrainerin auch Eltern coacht.
Kurzes Alleinbleiben und Anrufen üben
Auch ein kurzes Alleinbleiben würde Kira Liebmann mit den Kindern für alle Fälle trainieren: «Achtjährige Grundschulkinder können ruhig schon mal für ein halbe Stunde allein zu Hause bleiben», findet sie. Dazu wird auf dem Telefon die Handynummer von Vater oder Mutter eingespeichert und während eines raschen Einkaufs das Anrufen geübt.
Hilfreich sei es auch, Tagesstrukturen zu schaffen. Dadurch sei jedem Familienmitglied sofort klar, wann daheim Arbeits- und Lernzeiten sind und wann sich wieder gemeinsam getroffen wird. «Werden die Ferien allerdings nur um zwei Tage verlängert, sollten die Kinder ruhig auch mal einen Vorteil in dem ganzen Chaos haben und sich über zwei Tage mehr frei freuen», sagt Liebmann.
Umfrage: Deutsche bei Frage nach Schulschließungen gespalten
Berlin (dpa) - Bei der Frage, ob bei steigenden Corona-Infektionszahlen erneut Schulschließungen erwogen werden sollten, sind die Deutschen einer Umfrage zufolge gespalten. 46,2 Prozent sprachen sich in der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der «Augsburger Allgemeinen» (Freitag) dafür aus, dies eindeutig oder eher in Betracht zu ziehen. Fast ebenso viele (43,6 Prozent) wollten Schulschließungen eher oder eindeutig ausschließen. 10,2 Prozent gaben an, unentschieden zu sein.
Während der ersten Welle der Corona-Pandemie waren bundesweit Schulen geschlossen worden. Inzwischen fährt die Politik einen anderen Kurs und hat es zur Priorität erklärt, Schulen auch im aktuellen Teil-Lockdown offen zu halten.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung»: «Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit die Schulen auch in den nächsten Wochen und Monaten geöffnet bleiben, soweit das verantwortbar ist». Dazu sei es sicher sinnvoll, die Hygiene-Maßnahmen, wie etwa das Maskentragen, auszureizen. «Nur so werden wir das Ziel erreichen, dass der Schulbetrieb mit einem möglichst hohen Präsenzanteil aufrechterhalten werden kann.»
Sie sieht die Schulen für das digitale Lernen besser gerüstet als im Frühjahr. «Wie gut das digitale Lernen im Einzelnen heute funktioniert, variiert häufig noch von Schule zu Schule. Das hängt auch von der jeweiligen Ausgangslage im Frühjahr ab», sagte die Ministerin. «Insgesamt sind wir heute in Sachen Digitalisierung der Schulen weiter als im März. Daran hat der Digitalpakt Schule einen enormen Anteil. Zudem hören wir, dass mehr und mehr Endgeräte aus unserem Sofortausstattungsprogramm bei denjenigen Schülerinnen und Schülern ankommen, die keine eigenen Geräte haben.»
Grünen-Chef Robert Habeck forderte mehr Unterstützung für die Schulen. «Die Bundesregierung hätte schon längst einen Fonds für zusätzliches Personal an den Schulen auflegen müssen», sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Habeck brachte dabei auch Studenten ins Spiel: «Die Schulen könnten dann den zusätzlichen Aufwand, der durch Corona entsteht – Dokumentation, Aufsicht, digitalen Unterricht für Kinder in Quarantäne – viel besser stemmen.»
19.11.2020 15.45 Uhr
Einfache Anlage soll Stoßlüften in Corona-Zeiten überflüssig machen
Eine vielversprechende Alternative zum Stoßlüften in Corona-Zeiten wird in gut 20 Mainzer Schulen erprobt. Die beim Max-Planck-Institut für Chemie erfundene Anlage stößt auch im Ausland auf Interesse - und ist vielleicht auch eine Lösung für manches Büro.
Mainz (dpa/lrs) - Die Idee ist einfach und könnte den Schulunterricht im Corona-Winter sicherer machen: «Jeder Mensch produziert warme Luft, die nach oben steigt. Richtet man diesen Luftstrom nach draußen, nimmt er Aerosolpartikel und mögliche Coronaviren mit sich», erläutert das Max-Planck-Institut (MPI) für Chemie in Mainz das Prinzip. Das dafür notwendige Abluftsystem lasse sich aus einfachen Materialien bauen, die im Internet bestellt werden könnten, sagt Frank Helleis, Physiker am MPI. «Die Anlage bringt so viel wie dreimal Stoßlüften pro Stunde.» Das ist die Empfehlung des Umweltbundesamtes für Klassenräume im Herbst und Winter.
Breite Schirme direkt über den Tischen, an den Decken verbunden mit einem Rohr - so sieht die Anlage aus. «Alle Rohre führen in ein zentrales Rohr, das wiederum durch ein gekipptes Fenster nach draußen führt», erläutert das MPI. «Ein Ventilator am Ende des Rohrs sorgt dafür, dass die Luft aktiv nach draußen transportiert wird.» Einen Baubericht und die Dokumentation der Messreihen veröffentlicht das MPI auf seiner Website. Die Materialkosten pro Klassenraum beziffert Helleis auf ungefähr 200 Euro.
In der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim seien bereits drei Abluftanlagen im Einsatz, in der Grundschule Marienborn zehn. Die anderen rund 20 Mainzer Grundschulen sollen so schnell wie möglich folgen sowie 58 Räume an weiterführenden Schulen, die gebraucht werden, in denen aber Stoßlüften nicht möglich ist. Das kündigte die Stadt Mainz am Donnerstag an. Sie geht von Kosten in Höhe von 130 000 Euro aus, will so den Präsenzunterricht möglichst lange ermöglichen und beruft sich auf die Einschätzung von Schulamt und Umweltbundesamt.
Die Anlagen seien «in Ordnung - und gut umsetzbar in der momentanen Notsituation», sagt der Fachmann für Innenraumhygiene beim Bundesumweltamt, Wolfram Birmili. «Besser wäre natürlich, richtige Lüftungsanlagen einzubauen.» Diese hielten länger und hätten somit einen nachhaltigeren Nutzen.
Bei ersten Messungen seien rund 90 Prozent der Aerosole und etwa 50 Prozent CO2 aus den Klassenräumen entfernt worden, berichtet Erfinder Helleis. «Den großen Unterschied haben wir noch nicht richtig verstanden.» Es werde weiter getestet, voraussichtlich von kommender Woche an auch unter ganz normalen Unterrichtsbedingungen - mit Meersalz-Aerosolen. Die Abluftanlage sorge - auch unabhängig von Covid-19 - für bessere Luft in den Klassenzimmern.
«Die Messwerte sind überzeugend», schildert die Sprecherin des Bildungsministeriums, Sabine Schmidt, die Einschätzung ihrer Fachabteilung. Wenn sie sich bestätigten, könne dies auch etwas für andere Schulen oder gar andere Einrichtungen wie Büros sein, sagt sie.
Birmili vom Umweltbundesamt stellt fest: «Lufthygienisch ist das Studiendesign und die Erfassung des Partikelreduktionserfolges auf den ersten Blick plausibel belegt und valide.» Allerdings ersetze die Anlage das Lüften in den Pausen nicht. Im Gegensatz zu mobilen Luftreinigern, deren Einsatz das Bundesamt nur als Ausnahme sehe, «kann mit dieser technischen Lösung auch während des Unterrichts eine Abfuhr von Schadstoffen, Feuchte und CO2 aus der Raumluft vorgenommen werden.»
Der Nachweis, dass die Absaugung mit nur einem Ventilator wirklich flächendeckend funktioniere, fehle aber noch. Fragezeichen sieht Birmili auch bei der elektrischen Sicherheit - eine simple Steckdose - und der Konstruktion - direkt über den Köpfen der Schüler. Zudem müsse ausreichend Zuluft nachströmen können, und er sieht etwas höhere Kosten. Dennoch sei es eine preiswerte Anlage, die zwei begabte Heimwerker an einem Vormittag installieren könnten.
Allein in den ersten zwei bis drei Tagen seien mehr als 2700 Anfragen aus Deutschland und einigen europäischen Nachbarländern eingegangen, berichtet MPI-Sprecherin Simone Schweller. Viele Anfragen seien kritisch gewesen, die Bedenken hätten aber bisher alle ausgeräumt werden können. Statik und Brandschutz nennt der Leiter der testenden IGS, Roland Wollowski, als Beispiele.
An der IGS mit ihren rund 1400 Schülern sollen am kommenden Wochenende Schüler, Eltern und Lehrer geschult und dann damit begonnen werden, 30 weitere der insgesamt 90 Räume auszustatten. Ob dann im Winter auch auf die Masken im Unterricht verzichtet werden könne, sei noch offen. «Noch muss die Anlage beweisen, dass sie das kann.» Helleis vom MPI empfiehlt den Mund-Nase-Schutz trotzdem weiter, weil er das Infektionsrisiko zusätzlich drücke.
Rabe: Daten deuten auf geringere Ansteckungsgefahr in Schule hin
Sind Schulen ein Treiber der Pandemie oder nicht? Eine neue Auswertung von Hamburger Daten deutet darauf hin, dass das nicht so ist. Im Gegenteil, sagt Schulsenator Rabe. Die Schulen könnten sogar sicherer sein, als das private Umfeld. Aber es gibt auch Kritik.
Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburger Schulbehörde hat die Infektionszahlen bei Schülern acht Wochen lang genau ausgewertet und dabei festgestellt, dass Bildungseinrichtungen selbst wahrscheinlich kein Treiber der Corona-Pandemie sind. «Unsere Zahlen sind recht klar: 4:1 Infektionen außerhalb der Schule im Vergleich zu Infektionen in der Schule», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag in Hamburg. Von den 372 Mädchen und Jungen, die sich zwischen den Sommer- und Herbstferien angesteckt haben, «haben 292 sich vermutlich gar nicht in der Schule infiziert», sagte Rabe dazu. Das habe die genaue Prüfung eines jeden Falles durch persönliche Gespräche ergeben. Im Erhebungszeitraum gab es an 171 von 472 Hamburger Schulen mindestens einen Corona-Fall.
«Sehr, sehr häufig haben wir einzelne Infektionen vorgefunden in Schulen, in denen es gar keine weitere Infektion gab. Dann muss man ganz nüchtern sagen: Dann kann man sich eigentlich in der Schule gar nicht infiziert haben. Dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Einzelfall.» Das sei bei fast drei Viertel der Schulen so gewesen. Bei 116 der 372 infizierten Schüler gab es an der Schule mindestens einen weiteren Fall. 36 davon wiederum holten sich die Infektion nachweislich in ihrer Freizeit, bei Feiern oder in der Familie. Damit könnten lediglich 80 Corona-Fälle vielleicht auf eine Infektion in der Schule zurückgehen, so Rabe weiter.
Auffällig war Rabe zufolge bei der vorläufigen Auswertung der Daten auch, dass sich jüngere Schüler unter zwölf Jahren nur halb so häufig infiziert hätten wie ältere. Deren Infektionsgeschehen sei dagegen mit dem von Erwachsenen zu vergleichen und zudem an Stadtteilschulen höher als an Gymnasien. «Warum es diese Unterschiede gibt, muss nun weiter untersucht werden.» Auch die Frage, warum es in 90 Prozent der Corona-Infektionen an Hamburger Schulen keine weiteren Fälle bei Mitschülern und Lehrern der Infizierten gab, müsse geprüft werden. «Wir haben hier sicherlich noch viele offene Fragen. Das ist ein erster Aufschlag. Jetzt braucht es Wissenschaftler und Gesundheitsexperten, die das weiter evaluieren.»
Die Hamburger Linken kritisierten die Folgerungen aus den Daten als «Nebelkerze» und «Schönwetterzahlen». «Die schulische Realität sieht anders aus, als der Schulsenator das jetzt vorläufig aus seinen Studien herleitet», sagte Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linke-Bürgerschaftsfraktion laut Mitteilung. Die Zahlen hätten mit Blick auf das derzeitige Infektionsgeschehen kaum Aussagekraft: «Von August bis Oktober war es ja sonnig und trocken.»
Auch die Hamburger CDU hält die Nachbetrachtung für wenig hilfreich. «Die Infektionszahlen sind erst nach den Herbstferien in der ganzen Stadt nach oben geschnellt. Mittlerweile sind die Infektionswege kaum noch nachvollziehbar», sagte Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Rabe solle nun endlich einen vernünftigen Corona-Notfall-Stufenplan für die Schulen vorlegen.
Die gesammelten Daten will Hamburg nun der Kultusministerkonferenz für weiterführende wissenschaftliche Studien zur Verfügung stellen. In Hamburg gibt es 472 staatliche und private Schulen mit 35 000 Lehrern und Mitarbeiter sowie 256 000 schulpflichtigen Mädchen und Jungen.
Mainz will 300 Klassenräume mit einfachen Lüftungsanlagen ausstatten
Mainz (dpa/lrs) - Die Stadt Mainz will mehr als 300 Klassenzimmer mit einfachen vom Max-Planck-Institut für Chemie erfundenen Abluftanlagen ausstatten. Alle 22 Grundschulen sollen in zwei Stufen damit ausgestattet werden, dazu kommen 58 Räume an weiterführenden Schulen, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Diese Räume würden für den Unterricht gebraucht, könnten aber nicht ausreichend belüftet und daher derzeit nicht genutzt werden. Die gesamten Materialkosten beziffert die Stadt auf rund 130 000 Euro. Wann die Anlagen funktionieren sollen, ist noch offen.
«Wir arbeiten mit Hochdruck an den Organisationsstrukturen für den Einbau und die ersten Ortsbegehungen in den Schulen finden diese Woche bereits statt», sagte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD).
Das Umweltbundesamt hat die von Hobbyhandwerkern einfach zu bauenden Anlagen geprüft und findet sie «in Ordnung - und gut umsetzbar in der momentanen Notsituation», wie der Fachmann für Innenraumhygiene bei der Behörde, Wolfram Birmili, der Deutschen Presse-Agentur sagte. «Besser wäre natürlich, richtige Lüftungsanlagen einzubauen.» Diese hielten länger und hätten somit einen nachhaltigeren Nutzen.
Die Stadt Mainz will mit den Lüftungsanlagen dazu beitragen, den Präsenzunterricht in Corona-Zeiten möglichst lange aufrecht zu erhalten. Die Anlagen des MPI transportieren die Aerosole der Schüler nach draußen und wurden an zwei Schulen getestet.
SPD für Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht ab 7. Klasse
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die SPD-Fraktion macht sich für einen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht in Hessen für Schüler ab der 7. Klasse zum Schutz vor einer Corona-Erkrankung stark. Ein strukturierter Wechselunterricht für jeweils die Hälfte einer Schulklasse schaffe Platz im Klassenzimmer und reduziere so das Infektionsrisiko in der Schule, erklärte der Bildungsexperte Christoph Degen am Donnerstag in Wiesbaden. Mit diesem Modell würde sich auch die Zahl der Schüler in den Bussen und Bahnen reduzieren. So könnte auf dem Schulweg besser Abstand eingehalten werden.
Es gehe nicht darum, starre Regeln für alle hessischen Schulen einzuführen, betonte Degen. In Klassen und Kursen, die entweder aufgrund einer kleinen Schülerzahl oder dank großzügiger Räumlichkeiten kein Abstandsproblem hätten, bestehe zunächst kein Anlass, die Lerngruppen zu teilen. Auf Basis des örtlichen Corona-Warnwerts bei den Neuansteckungen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche sollten die Schulen aber die Möglichkeit bekommen, den Unterricht zu entzerren.
Der Bildungsexperte warnte wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen zudem vor der Gefahr erneuter flächendeckender Schulschließungen. Ein Zustand wie im Frühjahr dürfe sich nicht wiederholen. Auch verlängerte Weihnachtsferien wären nichts weiter als eine «Schulschließung light», mahnte der SPD-Politiker.
Corona-Pandemie erhöht Armutsgefahr für Kinder und Jugendliche
Millionen Kinder in Deutschland müssen unter oder knapp an der Armutsgrenze leben. Experten rechnen damit, dass die Corona-Krise ihre Situation verschärfen wird. Auch um die Sicherheit zuhause gibt es weiter Sorgen.
Wiesbaden (dpa) - Schon vor der Corona-Krise war nach Zahlen des Statistischen Bundesamts fast jeder siebte junge Bundesbürger von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche waren den Angaben vom Donnerstag zufolge im vergangenen Jahr betroffen, ihr Anteil betrug 15 Prozent. Er sank zwar im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Punkte. Doch die Pandemie wird nach Einschätzung von Experten die Lage in vielen Familien zuspitzen.
Daten zu den Auswirkungen der Krise auf die Armutsgefährdung von Kindern gibt es zwar noch nicht, wie Antje Funcke, Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung, sagte. Besorgniserregend sei aber beispielsweise die abnehmende Zahl von Minijobs, die meist von Frauen als zweites Einkommen in die Familienkasse eingebracht würden. «Familien brauchen in der Regel zwei Einkommen», so Funcke. Auch wegen Kurzarbeit würden Ersparnisse angegriffen. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Armut von Kindern und Familien in Folge der Pandemie zunehme.
Kinder aus armen Familien seien zudem derzeit bei der Schulbildung noch mehr benachteiligt, jedes vierte der Kinder habe keinen internetfähigen Computer zu Hause. Hinzu kämen oft beengte Wohnungen. Nachhilfe oder Betreuung von Homeschooling sei für die Familien meist nicht leistbar. Einiges sei zwar nachholbar. Doch es sei zu erwarten, dass die Bildungsungleichheit zunehme, sagte Funcke.
Die Bertelsmann-Stiftung plädiere schon länger für die Einführung einer eigenen Grundsicherung, die alle Leistungen für Kinder bündele und vom Elterneinkommen abhängig sei. «Es ist allerhöchste Zeit, dass dies umgesetzt wird», so Funcke.
Neben weiteren Verbänden spricht sich auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) für eine Kindergrundsicherung aus. Ihr Experte für Kinderarmut, Valentin Persau, geht ebenfalls davon aus, dass sich in Folge von Corona die finanzielle Situation in vielen Familien zugespitzt hat. Einkommenseinbußen oder Arbeitsplatzverlust beträfen armutsgefährdete Menschen besonders. Damit die Krise nicht zu einem Entwicklungsrisiko für Kinder und Jugendliche werde, müssten die Investitionen steigen, etwa in die digitale Ausstattung von Schulen sowie mehr Ganztagsangebote.
Die Bertelsmann Stiftung war in einer Untersuchung zum Ergebnis gekommen, dass in Deutschland rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Armut aufwachsen - und damit 21,3 Prozent aller unter 18-Jährigen. Die Stiftung hatte sich am Familieneinkommen orientiert und Heranwachsende im Grundsicherungsbezug einbezogen, deren Familien Hartz IV erhalten.
Das Bundesamt geht von Armut oder sozialer Ausgrenzung aus, wenn eines oder mehrere der drei Kriterien Armutsgefährdung, erhebliche materielle Entbehrung oder Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung vorlägen. Es orientiert sich damit an einer europaweiten Vorgabe, was die Daten vergleichbar macht.
Demnach liegt Deutschland mit seinem Anteil von 15 Prozent Betroffenen zwar unter dem europäischen Schnitt von 22,5 Prozent - aber hinter Slowenien (11,7 Prozent), Tschechien (13,0 Prozent), Dänemark (13,2 Prozent) und Finnland (14,3 Prozent). Weitaus schlimmer ist die Situation beispielsweise in Rumänien, wo der Anteil betroffener Kinder und Jugendlicher bei 35,8 Prozent liegt, oder in Bulgarien (33,9 Prozent). Die Zahlen wurden zum Tag der Kinderrechte an diesem Freitag, dem 20. November, veröffentlicht.
Schon beim Lockdown im Frühjahr gab es große Sorgen vor einem Anstieg häuslicher Gewalt. Dies ist auch aktuell der Fall. Der Kinderschutzbund berichtete am Donnerstag, die Anrufe von Kindern beim Hilfetelefon «Nummer gegen Kummer» hätten zuletzt deutlich zugenommen. Ein Rückzug ins Private sei gefährlich, sagte Jörg M. Fegert, Direktor der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie der Uniklinikum Ulm. Ohne den Austausch mit anderen Kindern und Jugendlichen in der Schule werde die Gewalt seltener bemerkt. Auch Fegert verweist auf eine Schere zwischen Arm und Reich: Wo Eltern und Kinder in einer kleinen Wohnung aufeinander säßen, werde Gewalt wahrscheinlicher.
Angesichts vielfältiger Einschränkungen im medizinischen und sozialen Bereich warnt das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit weltweitem Blick vor einer «verlorenen Covid-Generation». Je länger die Krise dauere, desto gravierender seien ihre Auswirkungen auf Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden. Impfungen und medizinische Behandlungen fänden nicht statt, Mangelernährung nehme zu. Jeder dritte Schüler weltweit sei von Schulschließungen betroffen - insgesamt sind das 572 Millionen.
Tullner verteidigt Festhalten an regulärem Schulbetrieb
Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner hat die Entscheidung verteidigt, die Schulen trotz des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens möglichst regulär offen zu lassen. Das Recht auf Bildung stehe hoch an und gerade die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass Bildungserfolg viel mit sozialen Erleben zu tun habe, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in einer Regierungsbefragung des Landtages.
Digitaler Unterricht benachteilige Familien, die nicht über die nötigen technischen Ressourcen verfügten, so Tullner. Es sei politisch verabredet worden, dass die Schulen offen bleiben sollten und stattdessen in anderen Bereichen die Kontakte reduziert werden.
Zuvor hatte die Linke wiederholt gefordert, vom regulären Unterricht in einen Halbtagsbetrieb zu wechseln oder die Klassen zu teilen und sie abwechselnd zuhause und in der Schule zu unterrichten. Angesichts der aktuellen Lage seien Schulen «staatlich angeordnete Corona-Partys», kritisierte der Linken-Abgeordnete Wulf Gallert. Der Bildungsminister behaupte, dass Schulen keine Infektionsherde seien. Das gelte aber auch für Restaurants und Museen, die trotzdem geschlossen seien.
Tullner wies den Vergleich vom Schulbetrieb mit einer Corona-Party zurück. «Das finde ich fast unverschämt», sagte er und verwies darauf, dass sich Schulleitungen, Lehrkräfte und Ministerium viele Gedanken machten, um mit der Situation umzugehen. Sein Haus hinterfrage die geltenden Regeln und bessere nach.
Eine Maskenpflicht im Unterricht lehne er weiterhin ab, sagte Tullner. Das sei nicht zumutbar. Wenn es einzelne Schulen gebe, die sich gemeinsam für eine Maskenpflicht entschieden, werde er diesen aber keinen Ärger machen.
Angst vor dem «Corona-Abi» - Schul-Akteure fordern Rechtssicherheit
Schule soll trotz Corona möglichst normal ablaufen, sagt die Regierung. In der Schule läuft schon lange nichts mehr normal, sagen die Praktiker. Bei einem «Schul-Gipfel» kam Vieles auf den Tisch, etwa: Abi, Lernstoff, Sportunterricht und Sitzenbleiben.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Vertreter von Schülern, Lehrern, Eltern und Opposition fordern von der nordrhein-westfälischen Regierung Klarheit über Leistungsanforderungen im Corona-Jahr. Das Abitur müsse angepasst werden, sagte Sophie Halley von der Landesschülervertretung (LSV) am Mittwoch in Düsseldorf. «Es ist absolut nicht mehr realistisch, dass der Lehrplan in irgendeiner Weise eingehalten werden kann.» Dies erzeuge bei den Oberstufenschülern «den größten Druck». Vertreter von SPD, Grünen, Lehrergewerkschaften und Elternvereinen, die sich am Dienstagabend bei einem «Schul-Gipfel» ausgetauscht hatten, zeigten in ihren zentralen Anpassungswünschen große Einigkeit.
PRÜFUNGEN: Der Aufgaben-Pool für zentrale Prüfungen müsste aus Sicht aller Akteure mindestens erweitert werden, damit Lehrkräfte Themen aussieben können, die coronabedingt gar nicht im Unterricht behandelt werden konnten.
BEAMTEN-MIKADO: «Wir brauchen einen besonderen Rechtsrahmen für dieses Schuljahr», unterstrich die Schulexpertin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer. «Im Augenblick schwimmen alle.» Die Landesregierung müsse sich endlich für eine bundesweite Verständigung stark machen, forderte SPD-Fraktionsvize Jochen Ott. «Es ist wie immer im Beamten-Mikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.» Alle hätten Angst, dafür verantwortlich gemacht zu werden, das Abitur-Niveau abzusenken.
SITZENBLEIBER: Auch der Vorsitzende der Schulleitervereinigung NRW, Harald Willert, forderte einen einheitlichen Rechtsrahmen, um angemessen auf die Pandemie reagieren zu können. Normalität gebe es schon lange nicht mehr, stellte er fest. «Heute würde jede Nichtversetzung von jedem Verwaltungsgericht sofort aufgehoben werden, falls die Eltern das wollen.» Die üblichen Bildungsvoraussetzungen seien nicht mehr gegeben.
KINO: Unter den über 260 Teilnehmern des «Schul-Gipfels» aus rund 20 Verbänden herrsche Einigkeit, dass ein Mix aus Präsenz- und Digital-Unterricht in kleineren Gruppen - auch in außerschulischen Lernorten - zu ermöglichen sei, bilanzierte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. Beer berichtete von zahlreichen Angeboten aus der Zivilgesellschaft. «Eine Kino-Kette sagt: "Wir haben 14 000 Plätze in Nordrhein-Westfalen. Wir stellen die gerne Schulen zur Verfügung.» Auch Lehramtsstudierende, denen coronabedingt Jobs weggebrochen seien, hätten Hilfe angeboten.
WANDERN: In Zeiten, wo Schüler ständig hinter Masken büffeln müssen, ist aus Sicht der Landesschülervertretung auch über corona-konforme Bewegungsformen nachzudenken. Halleys Formel: «Eher Wanderungen und Fahrrad-Touren» als bei anstrengenden Übungen in stickigen Sporthallen zu schwitzen. Bei kopflastigeren Fächern - zum Beispiel Fremdsprachen oder Religion - wollen sie den stufenübergreifenden Unterricht zugunsten fester Gruppen aufbrechen, um mehr Infektionsschutz zu erreichen.
GEWALT: Die LSV spricht sich außerdem für einen tageweisen Wechsel der Schülergruppen im Präsenz- und Distanzunterricht aus. Um häusliche Gewalt nicht aus den Augen zu verlieren, wäre wochenweiser Wechsel nicht wünschenswert, erklärte Halley. «Der blaue Fleck soll nicht verheilen, bevor die Schülerin oder der Schüler wieder in der Klasse ist.» Außerdem seien mehr Schulsozialarbeiter nötig, um Schülern «Druck von den Schultern zu nehmen» und Lehrer zu entlasten.
BILDUNGSGERECHTIGKEIT: «Die Gleichung "Präsenzunterricht unter den jetzigen Bedingungen bedeutet Bildungsgerechtigkeit", geht so nicht auf», sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, zur Haltung der Landesregierung. «Kleine Lerngruppen sind mit gleichen Bildungschancen vereinbar.» Wichtig sei, mehrmals pro Woche mit Telefonaten, Videotelefonie, an Lernorten oder über Sozialarbeiter Kontakt zu halten.
REGIERUNG: Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekräftigte im Landtag, Wechselunterricht könne nicht generell ausgeschlossen werden, sei aber immer nur «zweitbeste Wahl». Erfreulich sei, dass derzeit trotz insgesamt hoher Infektionszahlen im Land fast 95 Prozent aller Schüler weiter im Klassenraum lernen könnten, sagte sie im Schulausschuss. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) twitterte: «Die Maßnahmen scheinen zu wirken. Das exponentielle Wachstum ist gebrochen. Aber noch sind die Inzidenzen nicht so, dass man von Entwarnung sprechen kann.»
MITMACHEN: Auch nach dem «Schul-Gipfel werden unter der Mail-Adresse «schule@machen-wir.de» Meinungen und Vorschläge gesammelt. SPD und Grüne wollen die Ergebnisse in der kommenden Woche ins Landtagsplenum einbringen.
18.11.2020 10.00 Uhr
Montgomery bringt Schichtdienst für Lehrer ins Gespräch
Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat angesichts der Corona-Krise mehr Engagement auch von Lehrern eingefordert. «Wo ist die Digitalisierung der Schulen, wo ist aber auch der gesplittete Unterricht und wo sind auch die Lehrer, die dann Schichtdienst machen?», sagte Montgomery am Dienstagabend im «heute journal» des ZDF. «Wir sind es im Krankenhaus zum Beispiel gewohnt, bei einem höheren Arbeitsanfall von Patienten, dass wir dann auch mal zwei Schichten machen, dass wir zusätzliche Arbeit leisten.»
Seiner Ansicht nach sei es geboten, in den Schulen hinsichtlich der Arbeitsformen und der Digitalisierung innovativer zu werden. «Damit wir den Kindern nicht ihre Zukunft rauben. Denn momentan betrügen wir Generationen um ihre Zukunft, weil sie keine ausreichende Schulbildung bekommen.»
Opposition will Plan für Mischung aus Präsenz- und Distanzlernen
Duisburg/Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei einem «Schulgipfel» hat die Landtagsopposition aus SPD und Grünen gemeinsame Strategien für den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie erörtert. Aus Sicht von SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty brauche es für einen «Plan B» kleinere Schulklassen, größere Räume und Wechselschichten zwischen Präsenzbetrieb und Distanzlernen. «Jetzt ist die Zeit für alternative Lösungen. Wenn die Infektionszahlen weiter steigen sollte, könnte es dafür auch bald zu spät sein», teilte er nach dem digitalen Treffen mit.
Einigkeit herrsche darüber, dass Kinder und Jugendliche so lange wie möglich in den Schulen unterrichtet werden sollen, sagte Grünen-Fraktionschefin Josefine Paul. Es brauche bei dem aktuell sehr dynamischen Infektionsgeschehen jedoch Modelle, «die mit einem verantwortungsvollen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht arbeiten, damit alle Schulen und Familien nicht in ad-hoc-Reaktionen getrieben werden und keine Vorsorge für die Kinder getroffen wird», ergänzte sie. Beide forderten die Landesregierung auf, entsprechende Konzepte vorzulegen. Die Ergebnisse sollen von den Fraktionsspitzen gemeinsam mit Schul-Akteuren ausführlich am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag vorgestellt werden.
An der digitalen Konferenz mit zwischenzeitlich 260 Teilnehmern hatten auf Einladung von SPD und Grünen unter anderem Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Schulleitervereinigung, der Landeselternkonferenz und Landesschülervertretung teilgenommen.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) nahm nicht an der Konferenz teil. VBE-Landeschef Stefan Behlau hatte seine Absage in der vergangenen Woche mit einer Absage an «Lagerbildung» verbunden. «Ein einseitig ausgerufener Schulgipfel wird bestehende Gräben eher vertiefen als zuzuschütten», mahnte er.
Bildungsministerium: Wenige Corona-Fälle an den Schulen
Schwerin (dpa/mv) - Die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Einschätzung des Bildungsministeriums kein Hotspot bei den Coronainfektionen. In den vergangenen drei Wochen sind nach Angaben des Ministeriums von Dienstag bei 37 Schülern Infektionen als sogenannte Indexfälle aufgetreten. Das bedeutet, dass sie das Virus von außen in die Schulen hineingetragen haben. In der Folge hätten sich zehn weitere Schüler mit dem Coronavirus angesteckt. Insgesamt sind an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen 187 200 Kinder und Jugendliche.
Im gleichen Zeitraum seien unter den 14 980 Mitarbeitern an den Schulen neun Infektionen mit dem Coronavirus bekannt geworden, daraus resultierten jedoch keine Folgeinfektionen. Von Infektionen waren in diesen drei Wochen landesweit 37 Schulen betroffen.
Aktuell sind wegen dieser Corona-Infektionen 2339 Schüler in Quarantäne. Drei Schulen in Grevesmühlen, Lübow sowie in Parchim sind derzeit geschlossen.
Behörde: Alle Schulmitarbeiter bekommen kostenlos FFP2-Masken
Hamburg (dpa/lno) - Für einen besseren Schutz gegen das Coronavirus und mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen auch an den Hamburger Schulen sollen alle 35 000 Lehrer und Mitarbeiter kostenlos FFP2-Masken bekommen. «Hamburgs Pädagogen und Schulbeschäftigte leisten einen wichtigen und sehr verantwortungsvollen Dienst an der Allgemeinheit und verdienen deshalb einen besonderen Schutz, den wir mit den zusätzlichen und besonders sicheren Masken erfüllen», sagte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag dazu laut Mitteilung.
Bereits am Dienstag habe die Behörde rund 350 000 entsprechende Masken an die 472 staatlichen und privaten Schulen ausgeliefert. Bis Ende der Woche sollen alle Schulen ausgestattet sein. Pro Mitarbeiter gibt es dann zwei bis drei Masken pro Woche. Mit der Lieferung gehe allerdings keine Pflicht zum Tragen der FFP2-Masken einher. Die Schulmitarbeiter dürften auch herkömmliche Mund-Nase-Bedeckungen tragen. In der Hansestadt sind 256 000 Mädchen und Jungen schulpflichtig.
Die Zahl der in Hamburg bestätigten Corona-Neuinfektionen ist am Dienstag um 424 gestiegen. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich in Hamburg 20 830 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.
Laschet nennt Homeoffice für Schüler schlechte Option
Oberhausen (dpa) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat dem Fern-Unterricht zuhause während der Corona-Pandemie eine Absage erteilt. «Uns sind Bildungschancen der Kinder wichtig und deshalb tun wir alles, um für den Präsenzunterricht zu kämpfen», sagte der CDU-Politiker den NRW-Lokalradios am Dienstag. Das Modell, wonach die Hälfte der Kinder ins Homeoffice geschickt werde, sei allenfalls in Einzelfällen sinnvoll, «eh eine ganze Schule in Quarantäne geht», so der CDU-Politiker.
Lehrerverband schlägt wegen Corona zusätzliches Schuljahr vor
Berlin (dpa) - Wegen der Corona-Krise kann sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger auch ein zusätzliches Schuljahr vorstellen. Es zeichne sich ab, dass auch dieses Schuljahr kein normales werde und es nicht gelinge, die Lehrpläne zu erfüllen, sagte Meidinger dem Nachrichtenportal «Watson». «Für viele Eltern und Schüler würde die Möglichkeit eines Zusatzjahres enormen Druck aus der jetzigen Situation herausnehmen, übrigens auch das Problem des Notendrucks, den manche Elternverbände beklagen, entschärfen.» Ähnlich äußerte er sich gegenüber der «Passauer Neuen Presse»
Vorstellbar sei vieles, etwa das freiwillige Wiederholen eines Schuljahres ohne Wertung als Sitzenbleiben oder das Angebot eines Zusatzjahres beispielsweise vor den Abschlussprüfungen, sagte Meidinger. Er forderte zudem einen «langfristigen Masterplan», damit Eltern, Lehrer und Schüler nicht tagtäglich durch neue kurzfristig Maßnahmen verunsichert würden.
Debatte um Unterricht an Schulen in Corona-Pandemie geht weiter
Auch an Brandenburger Schulen steigt die Zahl der Corona-Fälle. Unterdessen wird weiter über den Präsenzunterricht diskutiert. Die Gewerkschaft fordert einheitliche Regeln, der Lehrerverband sieht Probleme.
Potsdam (dpa/bb) - Ausweitung der Maskenpflicht, Abstand halten, Klassen halbieren: Schulen in Brandenburg wollen Klarheit im Umgang mit der Corona-Pandemie. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte ein einheitliches Vorgehen und klare Vorgaben für die Einrichtungen. «Wir brauchen ein klares Konzept zwischen Präsenz- und Distanzlernen», sagte ihr Landesvorsitzender Günther Fuchs am Dienstag.
Es sei nicht klug, Entscheidungen ständig zu vertagen. Fuchs zufolge müssten Räume angemietet und zusätzliches Lehrpersonal rekrutiert werden. So könnten man beispielsweise Lehrer im Ruhestand fragen. «Die Klassen müssen halbiert werden.» Der GEW-Chef nannte es unverantwortlich, dass jetzt keine klaren Vorgaben von der Politik kämen.
Aus Sicht von Hartmut Stäker, Präsident des brandenburgischen Pädagogen-Verbandes, ist ein situationsbedingtes Vorgehen wichtig. Dort, wo die Infektionszahlen gering seien, müsse der Präsenzunterricht so lange wie möglich beibehalten werden, sagte er am Dienstag. Den Wechselunterricht an den Schulen umzusetzen, sei nicht einfach. «Da haben wir ein Personal- und ein Platzproblem.»
Schüler könnten nicht einfach nach Hause geschickt werden, da Eltern dann nicht arbeiten könnten, gab der Verbandschef zu Bedenken. Blieben sie in der Schule, müssten Lehrer sie beaufsichtigen. «Dann muss dieselbe Person, die gerade Präsenzunterricht macht, die Schüler beaufsichtigen. Wie soll das gehen?»
Aus Sicht von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sind Schulen in der Corona-Pandemie nicht die Infektionstreiber. Nur ein Bruchteil von ihnen sei betroffen, sagte Woidke am Dienstag im RBB-Inforadio. Von mehr als 900 Schulen im Land seien fünf geschlossen worden, was einem Anteil von 0,5 Prozent entspreche.
Der Regierungschef befindet sich derzeit nach einer Corona-Infektion in häuslicher Quarantäne in Forst (Spree-Neiße). Die Diagnose sei ein Schock für ihn gewesen, mittlerweise sei er aber geheilt. Geblieben sei ein «Riesen-Respekt» vor der Krankheit. Natürlich sei das Virus auch an Schulen verbreitet, es werde aber auf unterschiedlichsten Wegen dort hineingetragen, stellte Woidke fest. Deshalb sei es richtig, sich auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens, wie zum Beispiel Restaurants und die Hotellerie zu konzentrieren, um die Schulen offen zu halten.
Mit Blick auf die vorübergehende Schließung der Schulen bemerkte Woidke: «Es war eine riesengroße Belastung für die Kinder, für die jungen Menschen, die sich aufs Abitur vorbereitet haben und es war eine genauso große Belastung für die Eltern. Nicht nur aus bildungspolitischer Sicht, sondern auch aus sozialer Sicht war das Gebot der Stunde, die Schulen wieder zu öffnen.»
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag mit den Ministerpräsidenten über weitere Corona-Maßnahmen beraten. In der ursprünglichen Fassung einer Beschlussvorlage des Bundes war noch von einer Ausweitung der Maskenpflicht an Schulen und einer Halbierung der Gruppengrößen die Rede gewesen. Am Ende vertagten Merkel und die Ministerpräsidenten jedoch die Entscheidung über derartige Maßnahmen bis kommende Woche.
Woidke verteidigte, dass bei den Bund-Länder-Gesprächen am Montag keine konkreten Verabredungen getroffen wurden. Das sei richtig, weil man erst einmal wissen müsse, was die Maßnahmen von vor zwei Wochen gebracht haben. Für das Treffen in einer Woche mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte sich der SPD-Politiker Einigkeit. Das erhöhe die Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung deutlich. Außerdem sei ein langfristiger Fahrplan nötig. Die Menschen wollten Sicherheit und nicht, dass «jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird».
Quote von Lehrern und Schülern in Corona-Quarantäne rückläufig
Das Kultusministerium sieht erste Erfolge des Teil-Lockdowns: Es müssen weniger Schüler und Lehrer in Quarantäne. Allerdings entscheidet jedes Gesundheitsamt vor Ort individuell, wie viele Menschen nach einem positiven Test zu Hause bleiben müssen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Quoten von Lehrern und Schülern, die wegen behördlicher Corona-Auflagen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, sind in Hessen seit einer Woche rückläufig. Seit 10. November sank der Wert bei den Schülern von rund 3,5 Prozent auf 2,1 Prozent, wie das Kultusministerium in Wiesbaden am Dienstag auf dpa-Anfrage mitteilte. Bei der Lehrkräften schrumpfte die Quote von 3,9 Prozent auf gut 2 Prozent.
«Wir sind optimistisch, dass die letzten landesweiten Änderungen mit einer Maskenpflicht ab Stufe 5 und konstanten Lerngruppen in den Stufen 1 bis 6 sowie die allgemeinen Beschränkungen im gesellschaftlichen Leben dafür verantwortlich sind», erklärte ein Ministeriumssprecher. Binnen einer Woche gingen rund 10 000 Schüler und 1400 Lehrkräfte mehr in den Unterricht.
Wer alles nach einem positiven Coronavirus-Test in der Schulgemeinschaft in Quarantäne muss, das entscheiden die Gesundheitsämter vor Ort und für jeden Fall individuell. In der Regel wird für einzelne Schüler, ganze Klassen oder Lerngruppen Quarantäne verhängt. Ganze Schulen werden eher selten geschlossen.
Wegen des Infektionsgeschehens haben laut Ministerium inzwischen fünf Kommunen für bestimmte Jahrgänge einen Wechselunterricht zwischen Präsenz in der Schule und Lernen von zu Hause aus verfügt. Laut dem vierstufigen Plan der Landesregierung entspricht dies Stufe 3. Er gilt in den Kreisen Lahn-Dill, Limburg-Weilburg und in Hanau (jeweils ab Jahrgangsstufe 7) sowie in Stadt und Kreis Offenbach für die Sekundarstufe II und Berufliche Schulen.
Sechs weitere Kommunen haben den Angaben zufolge einzelne Maßnahmen verfügt, die Teil der Stufe 3 sind. Dies sind Landkreis und Stadt Gießen, die Kreise Groß-Gerau, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg sowie die Städte Wiesbaden und Darmstadt. Hessens Landesregierung hatte wiederholt betont, den Präsenzunterricht an den Schulen soweit wie möglich aufrechterhalten zu wollen.
Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Wesselmann, mahnte zwar mit Blick auf die Gesundheit von Lehrern und Schülern, Präsenzunterricht nicht «auf Biegen und Brechen» durchzusetzen. Jedoch sei auch ein flächendeckendes Wechselmodell nicht sinnvoll. Dann würde die Notbetreuung für solche Kinder, die gerade nicht im Präsenzunterricht sind, zusätzliche Ressourcen an Räumen und Personal binden. Wesselmann sprach sich grundsätzlich dafür aus, die Entscheidungen vor Ort zu treffen. «Einfache Lösungen gibt es da nicht.»
Der Ministeriumssprecher kündigte an, dass das Angebot kostenloser Corona-Tests für Lehrer bis auf weiteres verlängert wird. Es greift, wenn keine konkreten Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus vorliegen. Einen Anspruch haben alle Mitarbeiter an Schulen oder der Jugendhilfe, die regelmäßig Kontakt zu Schülerinnen und Schülern haben. Sie können sich alle 14 Tage testen lassen. Seit Beginn des Schuljahres hat es laut Ministerium 70 000 solcher freiwilligen Tests gegeben.
Das Sozialministerium kündigte an, dieses Angebot für Fachkräfte in Kitas und Kindertagespflege ab dem 30. November ebenfalls fortzusetzen. Hessen will für beide Berufsgruppe das Verfahren auf Schnelltests umstellen.
Gerade in Einrichtungen mit kleinen Kindern sei es unverantwortlich, sich in der kalten Jahreszeit alleine auf das Lüften der Räume zu stützen, mahnte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Vor allem Kinder in den Krippen im Alter von unter drei Jahren könnten nicht ständig in kalten Räumen betreut werden. Von den Erzieherinnen könne auch nicht erwartet werden, dass diese die Kinder ständig an- und ausziehen. Pädagogische Arbeit verkomme dann zu einer reinen Aufbewahrung der Kinder. Helfen könnte aber in den Kitas der Einsatz von Luftfiltern.
Söder: Schule soll offen bleiben, aber nicht auf Biegen und Brechen
München (dpa/lby) - Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stimmt Schüler, Eltern und Lehrer in Bayern auf Klassenteilungen und Wechselunterricht zumindest in einigen Klassenstufen und in schweren Corona-Hotspots ein. «Ich bin der festen Überzeugung: Schulen sollen offen bleiben, aber nicht auf Biegen und Brechen», sagte Söder am Dienstag in München. Man müsse nun genau prüfen, in welchen Jahrgängen es ein besonders hohes Infektionsgeschehen gebe, wie man Lehrer besser schützen könne und wie man den Schulalltag möglicherweise mit einem Wechselunterricht für bestimmte Klassen gewährleisten könne. Dies könne auch ein Modell im Rahmen einer Hotspot-Strategie sein.
Bund und Länder hatten Entscheidungen über eine Fortsetzung des befristeten Teil-Lockdowns und über mögliche Verschärfungen an Schulen am Dienstag auf kommende Woche vertagt. In einer Beschlussvorlage des Bundes, die die Länder in wesentlichen Teilen einkassierten, war bereits von Klassenteilungen die Rede gewesen.
Söder verteidigte das Vorgehen: «Ich hätte mir gestern auch deutlich mehr vorstellen können. Aber es ist auch nicht falsch, das nächste Woche zu machen, und zwar mit einer längerfristigen Perspektive.» Er bekräftigte erneut, für Lockerungen sehe er «keinen Spielraum». «Denn die Zahlen gehen zwar etwas runter, aber sie gehen nicht so runter, dass es seriös wäre, jetzt einfach wieder alles aufzumachen.» Man müsse vielmehr überlegen, «wo wir es noch vertiefen können». Er sagte aber, es solle «keine Einschränkungen bei der Wirtschaft» geben.
Philologen-Verband gegen flächendeckende Klassenteilung
Düsseldorf (dpa/lnw) - In der Debatte um geteilte Schulklassen hat sich der Philologen-Verband NRW gegen einen solchen flächendeckenden Schritt ausgesprochen. Man müsse sich jede einzelne Schule und das lokale Infektionsgeschehen genau ansehen und Schulleitungen die Möglichkeit geben, im Einzelfall hybrid zu unterrichten, sagte der Vize-Vorsitzende des Lehrerverbands, Ulrich Martin am Dienstag.
Eine Teilung der Lerngruppen und wechselweises Lernen je zur Hälfte daheim im Online-Modus und im Klassenraum setze eine entsprechende digitale Ausstattung der Schulen voraus. «Und diese ist nicht flächendeckend vorhanden.» Grundsätzlich gelte es, das Recht auf Bildung und den Gesundheitsschutz abzuwägen.
Zur Frage nach zusätzlich erforderlichem Lehrpersonal bei Klassenteilungen sagte Martin der Deutschen Presse-Agentur, Teilzeitkräfte freiwillig um eine Stunden-Aufstockung zu bitten, sei zwar denkbar. Dadurch seien aber kaum Ressourcen zu erwarten. In Teilzeit beschäftigte Lehrer gegen ihren Willen zur Vollzeit zu verpflichten, sei abwegig und völlig abzulehnen. In NRW sind laut einer Statistik des Schulministeriums für das Schuljahr 2019/20 von rund 194 000 hauptamtlichen Lehrkräften gut 74 300 in Teilzeit tätig.
17.11.2020 07.30 Uhr
Stamp gegen Halbierung der Schulklassen - Thema Schulen vertagt
Düsseldorf (dpa/lnw) - Überlegungen der Bundesregierung zu verschärften Corona-Maßnahmen an Schulen sind bei Nordrhein-Westfalens Vize-Ministerpräsidenten Joachim Stamp (FDP) auf Ablehnung gestoßen. In der Nacht zu Montag war bekanntgeworden, dass Schulen nach Ansicht der Bundesregierung zwar offen bleiben sollen, die Klassen aber in große Räume verlegt oder halbiert werden sollen - dadurch könnte das Infektionsrisiko reduziert werden. Nach Darstellung von Familienminister Joachim Stamp (FDP) sind solche Vorgaben aber nicht umsetzbar, weil der Personalbedarf dadurch steigen würde. Das Bundeskanzleramt sei nicht Koalitionspartner der Landes-FDP, so der Liberale. «Dieser Passus kann nicht beschlossen werden.»
Nach Darstellung von Stamp fehlt das Personal, um die Klassen zu halbieren und im Wechsel in den Schulen zu unterrichten und daheim lernen zu lassen. «Wo kommen die doppelten Lehrerinnen und Lehrer für diesen Vorschlag her?», fragte er am Montagmorgen auf Twitter. «Wie weit weg ist das Bundeskanzleramt von unseren Kindern und Familien?» Stamp betonte, dass man Lehrkräfte bräuchte für digitalen Unterricht. Man könnte Schülern zwar Hausaufgaben mitgeben für eine Woche daheim. «Ohne Betreuung werden aber die Kinder den Anschluss verpassen, deren Eltern das nicht leisten können oder berufstätig sind», so Stamp.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder haben eine Entscheidung über das weitere Vorgehen an den Schulen vertagt: «Bund und Länder werden auf der nächsten Konferenz darüber beraten, wie Ansteckungsrisiken im Schulbereich in Hotspots reduziert werden können», beschlossen Merkel und die Länderchefs am Montag. Das nächste Gespräch sei für den 25. November geplant.
Corona: Weil sieht deutliche Fortschritte und verteidigt Schulkurs
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sieht in der Bekämpfung der Corona-Epidemie erste Erfolge, hält die Lage aber noch nicht für zufriedenstellend. «Wir können feststellen, dass wir deutliche Fortschritte gemacht haben», sagte Weil am Montagabend nach den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. Der Anstieg der Neuinfektionen in Niedersachsen sei abgebremst worden.
«Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen», betonte Weil aber. Das heiße, dass ein Stillstand und Rückgang bei den Infektionen noch nicht erreicht ist. «Wir erhoffen das für die zweite Novemberhälfte.» Über möglicherweise nötige Verschärfungen der Corona-Regeln wollten Bund und Länder am Mittwoch kommender Woche sprechen. Ob diese erforderlich werden oder nicht, hänge aber vom Infektionsgeschehen ab. Eine Änderung der niedersächsischen Corona-Verordnung sei erst ab dem 25. November geplant.
Weil verteidigte den Kurs der Länder, die den Wunsch des Bundes nach weitergreifenden Maßnahmen an den Schulen zurückgewiesen hatten. Zum einen sei die Infektionslage in den Regionen unterschiedlich. Andererseits habe sich in Niedersachsen der bisherige Kurs bewährt. An 80 Prozent der Schulen habe in der vergangenen Woche Präsenzunterricht stattfinden können. Unabhängig davon werde Niedersachsen sich auch in den nächsten Wochen intensiv für die Sicherheit in den Kitas und Schulen einsetzen. Weitere Maßnahmen dazu werde Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag vorstellen.
Der Ministerpräsident kritisierte, dass der Bund seine Vorschläge für weitere Einschränkungen an Schulen am späten Sonntagabend an die Länder übersandt habe. Das habe die Beratungen am Montag nicht erleichtert. «Aber ich setze drauf, dass wir im nächsten Anlauf auch die richtigen Schlussfolgerungen daraus ziehen.»
16.11.2020 22.00 Uhr
Wie geht's weiter im Corona-Winter - Beschlüsse erst kommende Woche
Zwei Wochen nach Beginn des Teil-Lockdowns haben Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten über das weitere Vorgehen beraten. Konkrete Entscheidungen etwa beim sensiblen Thema Schulen wurden aber erst einmal vertagt.
Berlin (dpa) - Bars, Restaurants, Fitnessstudios und Kultureinrichtungen sind seit Anfang des Monats zu. Als vorübergehender «Wellenbrecher»-Lockdown sollen die Maßnahmen die Corona-Zahlen wieder nach unten drücken, so der Plan. Zwei Wochen nach Inkrafttreten sind noch keine deutlichen Anzeichen für eine Trendumkehr beim Infektionsgeschehen zu erkennen, der rasante Anstieg bei den Neuinfektionen verlangsamt sich aber auch.
Vor diesem Hintergrund haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Montag darüber beraten, ob die Corona-Maßnahmen weiter verschärft werden müssen oder nicht. Konkrete Beschlüsse gab es am Ende nur wenige, weil sich Bund und Länder nicht einig wurden. Sie sollen nun bei der nächsten Gesprächsrunde am Mittwoch in einer Woche gefasst werden.
WO LIEGEN DIE KNACKPUNKTE?
Bei den Themen Kontakte und Schulen. Die Regierung wollte in beiden Bereichen bereits jetzt einen schärferen Kurs einschlagen, die Länder haben das zunächst verhindert. So hatte der Bund vorgeschlagen, Treffen im öffentlichen Raum weiter zu begrenzen, von jetzt zwei Hausständen mit maximal zehn Menschen auf einen Hausstand und einen weiteren mit maximal zwei Personen. Im aktuellen Beschluss bleibt es nun aber zunächst bei Appellen, auf alle nicht erforderlichen Kontakte, Partys und auf Reisen zu verzichten. «Heute haben wir gemahnt, nächste Woche müssen wir dann entscheiden», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach den Beratungen.
WORÜBER WIRD BEI DEN SCHULEN DISKUTIERT?
Auch hier hatte der Bund vor dem Gespräch mit den Ländern weitreichende Einschränkungen vorgeschlagen, scheiterte damit aber zunächst an deren Widerstand. Das heißt aber nicht, dass die Vorschläge alle vom Tisch sind. «Bund und Länder werden auf der nächsten Konferenz darüber beraten, wie Ansteckungsrisiken im Schulbereich in Hotspots reduziert werden können», heißt es im gemeinsamen Beschlusspapier.
Ginge es nach der Bundesregierung würden «ausnahmslos» feste Gruppen eingerichtet und die Klassen halbiert, was in der Konsequenz auch wieder Wechselunterricht bedeuten würde. Alternativ könnten zwar auch «größere Räumlichkeiten» für den Schulbetrieb genutzt werden, heißt es von der Regierung, allerdings war schon im Sommer ergebnislos darüber diskutiert worden, ob Unterricht nicht auch in Messegebäuden, Kulturhäusern oder Hotels abgehalten werden könnte. Inwieweit das diesmal regional ernsthaft erwogen wird, ist offen. Der Bund plädiert außerdem dafür, dass alle Schüler und Lehrer auch im Unterricht Masken aufsetzen und dass der Schulbusverkehr entzerrt wird.
WIE WAHRSCHEINLICH SIND ERNEUTE FLÄCHENDECKENDE SCHULSCHLIESSUNGEN?
Unwahrscheinlich, aber der Präsenzbetrieb, wie er seit den Sommerferien läuft, könnte wackeln, wenn die Corona-Zahlen nicht besser werden. Es gehe nicht um eine Schließung, sagte Merkel nach den Beratungen am Montag. Regierung und Länder hatten nach den Erfahrungen mit Schließungen und Schichtbetrieb und mit Blick auf die Zukunft der Schülerinnen und Schüler immer wieder gesagt: Die Schulen sollen möglichst offen bleiben. Lehrergewerkschaften hatten zuletzt den Druck erhöht und zumindest eine Rückkehr zum Wechselmodell bei hohem Infektionsgeschehen gefordert. Sie warnen davor, die gesundheitlichen Risiken für Lehrer und Schüler durch Corona auszublenden.
WAS IST FÜR CORONA-RISIKOGRUPPEN GEPLANT?
Der Schutz von Älteren, chronisch Kranken und Pflegeheimbewohnern mit erhöhtem Risiko für schwere Corona-Verläufe steht besonders im Blick. Dabei lautet die klare Ansage, dass eine völlige Abschottung von Millionen Betroffenen keine Antwort sein soll. Um den Schutz zu erhöhen, sollen aber etwa in Pflegeheimen Corona-Tests deutlich ausgeweitet werden, auch neue Schnelltests.
Dazu soll jetzt auch eine zentral vom Staat abgesicherte und organisierte Versorgung mit Schutzmasken kommen. Für den Winter sollen nach Plänen des Bundes pro Person insgesamt 15 höherwertige FFP2-Masken gegen «eine geringe Eigenbeteiligung» zu bekommen sein - das entspräche rechnerisch einer pro Winterwoche. Auf Landesebene hat Bremen schon ein ähnliches Angebot gestartet. Dort kann jeder Bürger über 65 Jahre zehn FFP2-Schutzmasken im Monat erhalten.
WAS IST MIT RESTAURANTS, BARS, KULTUREINRICHTUNGEN UND FITNESSSTUDIOS - BLEIBEN DIE AUCH NACH DEM NOVEMBER WEITER ZU?
Hier wurde keine Entscheidung getroffen. Wie es in den genannten Bereichen weitergeht, auch diese Frage werden Bund und Länder erst in der kommenden Woche bei ihrem nächsten Gespräch klären. Offiziell gilt bisher weiterhin die Aussage der letzten Beratungen der Kanzlerin mit den Länderchefs Ende Oktober, dass die Schließungen bis Ende November befristet sein sollen. Allerdings hatte etwa Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in der «Bild am Sonntag» bereits wenig Hoffnungen gemacht und gesagt, er sehe für das Öffnen von Restaurants und Kinos wenig Spielraum. Merkel sagte nach den Beratungen am Montag, man sei durch das Schließen bestimmter Einrichtungen im Freizeitbereich aus dem exponentiellen Wachstum herausgekommen und man müsse nun darüber sprechen, ob man das zum 1. Dezember alles wieder öffnen könne oder nicht.
Solingen sieht Rückenwind für Konzept der Klassenteilung
Solingen/Berlin (dpa/lnw) - Die Stadt Solingen sieht sich nach Signalen aus Berlin und Bayern in ihrem Konzept der Klassenteilung für weiterführende Schulen bestätigt. Vor zwei Wochen hatte die bergische Stadt zur Bekämpfung der Pandemie angekündigt, dass wechselweise eine Hälfte einer Klasse im Präsenz-, die andere Hälfte daheim im Distanzunterricht lernen soll. Die NRW-Landesregierung erteilte dem eine Absage. Auch im Vorfeld der Runde von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Montag ging es unter anderem um die Frage einer Klassenteilung. Das sei ermutigend, sagte ein Solinger Stadtsprecher vor dem Ende der Bund-Länder-Runde. «So schlecht kann unser Vorschlag also nicht gewesen sein.»
Merkel und die Länderchefs vertagten eine Entscheidung über das weitere Vorgehen an den Schulen auf den 25. November. Der Bund hatte zuvor verschärfte Maßnahmen an Schulen vorgeschlagen, wie eine Maskenpflicht für alle Schüler und Lehrer auch im Unterricht und eine Halbierung der Klassen. Damit konnte er sich am Montagabend aber nicht durchsetzen. Der bayerische Regierungschef Markus Söder (CSU) sprach sich im ZDF-«Morgenmagazin» ausdrücklich für die Möglichkeit eines Wechselunterrichts aus. «Der eine Teil wird via Internet zu Hause beschult, der andere in der Schule.»
Die schwarz-gelbe NRW-Regierung hatte den Solinger Weg untersagt, Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte als Grund die Bildungsgerechtigkeit angeführt. Laut dem Solinger Stadtsprecher hatte sich die Kommune über das Veto in einer sogenannten «Remonstration» beschwert und ihre abweichende Auffassung noch einmal klargestellt. Als Reaktion darauf habe die Bezirksregierung Düsseldorf der Kommune mitgeteilt, dass sie ihr Modell nicht für alle Schulen der Stadt habe anordnen dürfen, sondern nur im Einzelfall. Solingen habe in seinem Modell die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts aufgegriffen und halte das Konzept weiter für geeignet, um breite Schulschließungen zu vermeiden, erklärte der Stadtsprecher.
Corona: Weil sieht deutliche Fortschritte und verteidigt Schulkurs
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sieht in der Bekämpfung der Corona-Epidemie erste Erfolge, hält die Lage aber noch nicht für zufriedenstellend. «Wir können feststellen, dass wir deutliche Fortschritte gemacht haben», sagte Weil am Montagabend nach den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. Der Anstieg der Neuinfektionen in Niedersachsen sei abgebremst worden.
«Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen», betonte Weil aber. Das heiße, dass ein Stillstand und Rückgang bei den Infektionen noch nicht erreicht ist. «Wir erhoffen das für die zweite Novemberhälfte.» Über möglicherweise nötige Verschärfungen der Corona-Regeln wollten Bund und Länder am Mittwoch kommender Woche sprechen. Ob diese erforderlich werden oder nicht, hänge aber vom Infektionsgeschehen ab. Eine Änderung der niedersächsischen Corona-Verordnung sei erst ab dem 25. November geplant.
Weil verteidigte den Kurs der Länder, die den Wunsch des Bundes nach weitergreifenden Maßnahmen an den Schulen zurückgewiesen hatten. Zum einen sei die Infektionslage in den Regionen unterschiedlich. Andererseits habe sich in Niedersachsen der bisherige Kurs bewährt. An 80 Prozent der Schulen habe in der vergangenen Woche Präsenzunterricht stattfinden können. Unabhängig davon werde Niedersachsen sich auch in den nächsten Wochen intensiv für die Sicherheit in den Kitas und Schulen einsetzen. Weitere Maßnahmen dazu werde Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag vorstellen.
Der Ministerpräsident kritisierte, dass der Bund seine Vorschläge für weitere Einschränkungen an Schulen am späten Sonntagabend an die Länder übersandt habe. Das habe die Beratungen am Montag nicht erleichtert. «Aber ich setze drauf, dass wir im nächsten Anlauf auch die richtigen Schlussfolgerungen daraus ziehen.»
Lauterbach kritisiert Schulen: Problem unterschätzt
Berlin (dpa) - An deutschen Schulen wird nach Einschätzung von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nicht genug gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie getan. «Das Problem in den Schulen ist in Deutschland immer unterschätzt worden», sagte er am Montag in Berlin auf dem «Süddeutsche Zeitung Wirtschaftsgipfel». Die Infiziertenzahl bei den 10- bis 19-Jährigen sei derzeit ungefähr zehnmal so hoch wie während der ersten Corona-Welle im Shutdown.
Natürlich sei es auch denkbar, dass sich diese Kinder bei ihren Eltern infizierten, «aber die Studien zeigen, dass sich Kinder in erster Linie untereinander infizieren in der Schule und dann ihre Eltern infizieren», sagte Lauterbach. «Wenn es so weiter läuft, würden wir erwarten, dass wir das, was wir in den Restaurants, in den Gaststätten und dergleichen erkämpfen, dass wir das in den Schulen verlieren, und zwar komplett.»
Er plädiere «ohne Wenn und Aber» dafür, Schulklassen zu halbieren. Man habe sieben oder acht Monate Zeit gehabt, das Lernen von zu Hause aus vorzubereiten. Viele Länder in Skandinavien oder auch in Asien hätten das geschafft. Grundschulen nahm er von seinen Appellen aus, weil die Infektionszahlen hier geringer seien und das Ansteckungsrisiko geringer erscheine.
Mit Blick auf gesellschaftliche Entbehrungen sagte der Epidemiologe, man müsse sich «am Riemen reißen». Ein Teil der Menschen werde später auf eine verschobene Hochzeit zurückblicken, während andere mit Spätfolgen der Krankheit zu kämpfen hätten.
Bildungsverband fordert Corona-Register für Schulen und Kitas
Hannover (dpa/lni) - Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Niedersachsen hat die Schaffung eines bundesweiten Corona-Registers zur Erfassung von Infektionsdaten an Schulen und Kitas gefordert. Diese könnten dann als verlässliche Entscheidungshilfen für Corona-Maßnahmen an Schulen und Kindergärten dienen, teilte der VBE am Montag in Hannover mit. Bisher gebe es nur ein diffuses Bild über das tatsächliche Infektionsgeschehen an Schulen.
Der Verband kritisierte die Ablehnung der Bundesländer und auch Niedersachsens, vom Bund geforderte Maßnahmen wie halbierte Klassen oder eine Maskenpflicht für alle Schüler sowie Abstandsregeln im Schülertransport umzusetzen. Dies sei ein Spiel auf Zeit, die Zeit aber laufe davon, sagte der VBE-Landesvorsitzende Franz-Josef Meyer.
«Die Politik kann nicht weiter tatenlos zuschauen, wie sich das Virus rasant auch in den Schulen ausbreitet», so Meyer. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) müsse den Infektionsschutz zur Chefsache machen. «Die Politik muss jetzt ihre Handlungsfähigkeit beweisen.» Die Gesundheit der Lehrkräfte und der Schülerschaft dürfe nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Bei den am Montagabend noch andauernden Beratungen von Bund und Ländern zur Eindämmung des Coronavirus zeichnete sich ab, dass die Länder Pläne des Bundes für weitergehende Maßnahmen entschärfen wollten. Anders als in der Ursprungsfassung des Bundes verschwand bei den Ländern auch der Punkt Schulen praktisch vollends aus dem Entwurf. War dort ursprünglich unter anderem noch die Forderung nach einer Maskenpflicht für alle Schüler und Lehrer im Unterricht und auf dem Schulgelände enthalten, heißt es in der Länderfassung nur noch, dass die Offenhaltung von Schulen und Betreuungseinrichtungen im Präsenzunterricht «eine hohe politische Priorität» habe.
15.11.2020 15.45 Uhr
Kaum Maskenverweigerer an den Schulen im Norden
Kiel (dpa/lno) - Die Maskenpflicht an Schleswig-Holsteins Schulen wird von 99,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler eingehalten. «Eine aktuelle Abfrage an unseren Schulen hat ergeben, dass landesweit nur etwa 1400 Schülerinnen und Schüler keine Maske tragen», teilte Bildungsministerin Karin Prien am Sonntag mit. Davon könne nur knapp ein Viertel keine medizinischen Gründe glaubhaft machen. «Die sogenannten "Maskengegner" sind kein weit verbreitetes Problem», sagte die CDU-Politikerin.
Am Freitag hatte das Oberverwaltungsgericht in Schleswig-Holstein die seit zwei Wochen geltende Regelung bestätigt. Demnach muss auch in den Grundschulen während des Unterrichts ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, wenn die 7-Tages-Inzidenz in dem Landkreis über 50 liegt. «Die Pandemiebekämpfung ist eine gemeinsame Aufgabe der gesamten Gesellschaft», betonte Prien. «Schule und Elternhäuser müssen Hand in Hand arbeiten.»
100 Millionen Euro für Corona-Schutzmaßnahmen in Schulen und Kitas
Wiesbaden (dpa) - Das Land Hessen unterstützt Corona-Schutzmaßnahmen in Schulen und Kitas mit insgesamt 100 Millionen Euro. «Die Bildungseinrichtungen sollen möglichst offenbleiben. Dabei steht die Sicherheit der jungen Menschen sowie der Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher immer im Fokus», heißt in einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung von Landesregierung und Kommunalen Spitzenverbänden. Die Gelder seien «ein weiterer wichtiger Baustein (...), mit dem es den Schulen und Kitas hoffentlich gelingen wird, sicher durch den Winter und die Pandemie zu kommen».
Die Landesregierung unterstütze Kreise und Städte mit einer Kofinanzierung in ihren Anstrengungen, Schulen und Kitas «coronafest» zu machen. Die Gelder sollen beispielsweise dafür eingesetzt werden, die Belüftung in den Einrichtungen zu verbessern - etwa durch die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsanlagen für Klassenräume und Kitas, in denen ein regelmäßiges Stoßlüften nicht ausreichend möglich ist. Nach Auffassung von Experten ist regelmäßiges Lüften ein wirksames Mittel, um die Ausbreitung des Coronavirus in geschlossenen Räumen einzudämmen.
GEW und Eltern: Nicht nur starr am Präsenzuntericht festhalten
Die Corona-Pandemie belastet zunehmend den Schulalltag: Deshalb fordern GEW und Eltern in Schleswig-Holstein neben dem Präsenzunterricht auch besseren Hybridunterricht. Gewerkschaft und Landeselternbeirat weisen auf Widersprüche und Schwachstellen hin.
Kiel (dpa/lno) - Wegen der steigenden Corona-Belastungen an den Schulen fordern die Bildungsgewerkschaft GEW und der Landeselternbeirat Gymnasien Konsequenzen an Schleswig-Holsteins Schulen. «Das Bildungsministerium verdrängt statt zu handeln», sagte GEW-Geschäftsführer Bernd Schauer der Deutschen Presse-Agentur. «Dabei können wir das wachsende Gesundheitsrisiko für alle an Schule Beteiligten doch nicht einfach ausblenden.»
Die Landesregierung müsse endlich handeln. «Wir erwarten von Bildungsministerien Karin Prien (CDU), ihren eigenen Pandemie-Plan aus dem August und die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) in die Tat umzusetzen.» Demnach sollen Klassen halbiert werden, wenn ein Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen erreicht wird. «Das ist in Schleswig-Holstein leider inzwischen vielerorts der Fall», sagte Schauer. Im Landesdurchschnitt hatte Schleswig-Holstein Stand Freitag einen Inzidenzwert von 53,2, bundesweit lag der Wert bei 140,4.
Laut Bildungsministerium in Kiel waren zuletzt 205 Kohorten - also einzelne Schülergruppen, Klassen oder ganze Jahrgangsstufen - wegen Corona-Fällen oder (möglichen) Corona-Kontakten vom Präsenzunterricht in den Schulen ausgeschlossen und mussten zu Hause bleiben. Damit hat sich die Zahl der betroffenen Kohorten seit dem 30. Oktober (damals 95 Kohorten) in zwei Wochen mehr als verdoppelt. Komplett geschlossen waren zuletzt fünf Schulen, Ende Oktober waren es noch zwei. Ministerin Prien hat wiederholt betont, dass die Schulen keine Corona-Hotspots seien, und Präsenzunterricht durchweg erteilt werden solle, wo dies möglich sei.
«Jetzt Wechselunterricht ist viel besser, als später immer mehr Schulen in einen vollständigen Lockdown zu schicken», sagte Schauer. Lehrkräfte mit Vorerkrankungen müssten vom Präsenzunterricht ausgenommen werden. Aus Sicht der GEW bedarf es außerdem einer einheitlichen Linie der Gesundheitsämter bei Quarantäneanordnungen für Schüler und Lehrkräfte. «Da beobachten wir eine uneinheitliche Praxis, die in den Schulen Verwirrung stiftet», sagte Schauer.
Dieselbe Kritik äußerte auch Claudia Pick, Vorsitzende des Landeselternbeirats Gymnasien Schleswig-Holstein. Die Gesundheitsämter würden manchmal nur die Tischnachbarn von mit Sars-CoV-2 infizierten Schülern in Quarantäne schicken, manchmal dagegen ganze Klassen. «Das verunsichert und ist ein Flickenteppich.»
Auf Unverständnis stößt laut Pick der Widerspruch, dass im Supermarkt Abstand gehalten und ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden müsse - während in den Schulen zwar auch Maskenpflicht herrsche, aber die Abstände meist nicht einzuhalten seien. Und in den Schulbussen stünden die Kinder «im Zentimeterbereich» nebeneinander. «Es ist eng im Schulbus, wie passt das zum Rest der Situation?» Viele Eltern sorgten sich um die Gesundheit der Kinder, sagte Pick.
Wie die GEW empfahl auch Pick mehr Hybridunterricht, bei dem ein Teil der Klasse direkt vom Lehrer unterrichtet wird und andere Schüler übers Internet von zu Hause zugeschaltet sind. Die Schulen seien dafür sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gebe praktische Probleme wie unzureichendes WLAN in Schulen, mangelndes technisches Wissen bei Lehrern, Datenschutz-Aspekte und pädagogische Probleme wie «oh, jetzt spricht die Lehrerin nur mit den Zugeschalteten». Deshalb sei es wichtig, Hybridunterricht frühzeitig zu üben.
Ziel müsse sein, eine Unterrichtsversorgung auch zu Hause sicherzustellen. Und nicht nur Schüler nach Hause zu schicken und ihnen Aufgaben mitzugeben, was in der Praxis häufig geschehe, sagte Pick. Schüler hätten auch Sorge, den für Prüfungen notwendigen Stoff zu Hause nicht vermittelt zu bekommen. Unterrichtslücken seien so schon im Frühjahr entstanden - und drohten jetzt erneut.
Bildungsforscher: Ältere Schüler sollten bis März von zu Hause lernen
Halle/Kiel (dpa) - In der Debatte um Schulschließungen aufgrund der Corona-Infektionslage hat der Kieler Bildungsforscher und Psychologe Olaf Köller dafür geworben, zumindest ältere Schüler digital von zu Hause zu unterrichten. Programme für den Distanzunterricht sollten dabei langfristig bis Ende März angelegt werden und nicht nur bis Weihnachten, sagte Köller, der an mehreren Stellungnahmen der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, zur Corona-Pandemie mitgeschrieben hat.
Angesichts der aktuellen Lage müssten die jüngeren Klassen zudem wieder verkleinert und Abstände untereinander vergrößert werden. «So lange wir keine Massenimpfungen haben und es kalt und winterlich ist, wird das Infektionsgeschehen problematisch bleiben», so Köller.
Am Montag beraten die Regierungschefs von Bund und Ländern in einer Videoschalte über die aktuelle Lage und den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie. Zentral ist die Frage, ob die geltenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens verlängert oder ausgeweitet werden sollen. Dabei könnte es angesichts einer steigenden Zahl von Corona-Fällen und Quarantäne-Anordnungen bei Lehrkräften und Schülern auch darum gehen, wie die Schulen offen gehalten werden können.
Wissenschaftler Köller nannte für seinen Vorschlag mehrere Gründe. Zum einen könnten ältere Schüler mit dem Distanzlernen über mehrere Wochen hinweg besser umgehen als jüngere. Zum anderen müssten sie nicht von den Eltern betreut werden.
Wenn die älteren Jahrgänge von zu Hause aus lernten, gebe es zudem in den Schulen mehr Räume, um die jüngeren Jahrgänge zu verteilen, argumentierte der Wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Instituts für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. Auch mit Blick auf die Ausbreitung des Virus ist es aus seiner Sicht sinnvoll, Jugendliche aus den Schulen zu nehmen. Die Hoffnungen, dass Schüler weniger infektiös seien, habe sich nicht erfüllt. Vielmehr gebe es gerade bei jungen Menschen eine hohe Dunkelziffer, weil sie infiziert seien, ohne Krankheitssymptome zu zeigen.
Altmaier für Unterricht in geschlossenen Gaststätten und Hotels
Berlin (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat Schulunterricht in geschlossenen Gaststätten und Hotels vorgeschlagen, um die Abstandsregeln besser einhalten zu können. Er würde sich wünschen, «dass die physischen Möglichkeiten der Kommunen noch besser ausgeschöpft werden», sagte der CDU-Politiker der «Bild am Sonntag». «In Klassenräumen ist es oft schwer, den ausreichenden Abstand einzuhalten», begründete Altmaier seinen Vorstoß. «Ich würde es begrüßen, wenn der Unterricht deshalb auch zum Beispiel in Gemeindezentren, Kulturhäusern oder in den ungenutzten Räumen von Gaststätten und Hotels stattfinden würde.»
14.11.2020 19.30 Uhr
Vor Bund-Länder-Schalte: Debatte über Schulen im Fokus
Die Verlängerung der Corona-Beschränkungen scheint unumgänglich. Ins Zentrum der Debatte könnten am Montag bei der Schaltkonferenz von Bund und Ländern auch die Schulen rücken. Sie sollen unbedingt geöffnet bleiben - strittig sind die Maßnahmen dazu.
Berlin (dpa) - Vor der Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel rückt die Debatte über den Umgang mit den Schulen angesichts der hohen Infektionszahlen in den Fokus. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich dafür aus, die Schulen auf jeden Fall offen zu halten, warnte aber vor einer Fortsetzung des bisherigen Schulbetriebs. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte eine Entscheidung für Wechsel zwischen Home-Schooling und Präsenzunterricht. Sicher scheint, dass die im November verhängten Corona-Beschränkungen wohl fortgesetzt werden.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will zwei Wochen nach dem Start der für November angesetzten jüngsten bundesweiten Kontaktbeschränkungen an diesem Montag (14.00 Uhr) mit den Ministerpräsidenten der Länder eine Zwischenbilanz ziehen. Die Bundesregierung hat bereits klar gemacht, dass sie angesichts der bis zuletzt gestiegenen Zahlen derzeit keinen Anlass für Lockerungen sieht. Freizeiteinrichtungen sind derzeit geschlossen, Hotels dürfen keine Touristen beherbergen.
Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): «Wir kommen in eine Situation hinein, wo der Schulbetrieb für Kinder, Lehrer, Eltern und Großeltern zu einem hohen Risiko wird.» Er riet dazu, die Schulklassen aufzuteilen und «im Winter durchgehend mit Maske» zu unterrichten. Kinder im Alter von 10 bis 19 seien so ansteckend wie Erwachsene. Jedenfalls gehe er davon aus, dass der «Wellenbrecher-Shutdown» verlängert werden müsse. «Neben den Schulen ist eine zu geringe Beschränkung privater Kontakte wahrscheinliche Ursache.»
Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, forderte von der Politik, bei den Corona-Beratungen Wechselunterricht ab einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von 50 zu beschließen. «Ich erwarte, dass es eine Entscheidung für den Wechselunterricht gibt», sagte sie der «Passauer Neuen Presse» (Samstag). «Wir müssen die Gesundheit von Lehrern, Schülern und deren Eltern schützen.» Der Präsenzunterricht sei sehr wichtig, aber nicht um jeden Preis.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) lehnt die Idee etwaiger Schulschließungen wie im Frühjahr strikt ab. «Wir haben in einem großen Kraftakt viele Bereiche des öffentlichen Lebens geschlossen, damit Kitas und Schulen offenbleiben können, weil wir schmerzlich erfahren haben, wie sehr viele Kinder und ihre Familien in der Zeit der Schulschließung gelitten haben», sagte sie der «Rheinischen Post». «Daher halte ich die Diskussion um Schulschließungen aktuell für falsch.»
Derweil stellte Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus die Bürger auf weitere harte Wochen ein. Damit nicht wie bei europäischen Nachbarn deutliche schärfere Mittel wie Ausgangssperren, Schließungen von Geschäften und Massentests nötig seien, «müssen wir (..) in den nächsten Wochen erhebliche Anstrengungen unternehmen», schrieb der CDU-Politiker in einem der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegenden Brief an die Mitglieder der Unionsfraktion. Nach zwei Wochen Teil-Lockdown stelle man fest: «Der Trend bei Corona ist leider noch nicht durchbrochen.» Ziel sei es, «von den hohen Zahlen runterzukommen - nicht nur, die Dynamik des Anstiegs abzuschwächen».
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) stellte für die Ministerpräsidentenkonferenz eine «ungeschminkte Bestandsaufnahme über die Pandemielage in Deutschland» und eine mögliche Verschärfung der Schutz-Maßnahmen in Aussicht. «Wir müssen kritisch prüfen, ob unsere bislang ergriffenen Maßnahmen ausreichen, um das Infektionsgeschehen in Griff zu bekommen, oder ob wir und wo wir gegebenenfalls nachbessern oder sogar noch nachschärfen müssen», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag).
Die Veranstaltungs- und Messebranche forderte die Politik auf, langfristige Hilfsstrategien für ihren Wirtschaftszweig zu entwickeln. Zunächst sei die Event-Branche zufrieden mit den konkretisierten Novemberhilfen, sagte Tom Koperek, Mitgründer des Aktionsbündnisses «Alarmstufe Rot» der Kultur- und Veranstaltungsbranche, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Die Branche trage alle Maßnahmen mit, müsse sich dann aber auch auf kontinuierliche Hilfsmaßnahmen verlassen können, so lange die Krise dauert.
Der Zentralverband der Messe-Veranstalter kritisierte, dass die Bundesregierung auch Wirtschaftsmessen als «Freizeit-nahe Veranstaltungen» eingestuft und untersagt habe. «Der zweite Lockdown verhindert für viele Unternehmen Geschäftschancen, die sie dringend brauchen», sagte der Geschäftsführer des Verbands der deutschen Messewirtschaft (AUMA), Jörn Holtmeier, dem RND.
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) appellierte an Merkel und die Ministerpräsidentenkonferenz, bei ihrem Treffen von einer Verlängerung der Corona-Einschränkungen abzusehen. «Wir erwarten, dass nicht schon am Montag Entscheidungen für Dezember getroffen werden», sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der «Rheinischen Post» (Samstag). Die Entwicklung des Infektionsgeschehens solle abgewartet werden.
Lauterbach wies darauf hin, neue Studien bestätigten die enorme Bedeutung von Restaurants, Cafés, Bars, Hotels und Fitnessräumen für die Ausbreitung des Coronavirus. «Genau dort entstehen Superspreader-Ereignisse», sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Wenn wir diese Orte wieder öffnen wie vor dem Shutdown, sind wir in kürzester Zeit wieder dort, wo wir waren: im exponentiellen Wachstum.»
Derweil forderten Deutschlands Klinikärzte die Bundesländer mit vielen Corona-Fällen zu einem Stopp verschiebbarer Eingriffe in den Krankenhäusern auf. In einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Erklärung kritisieren die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften, dass Krankenhäuser aus Umsatzgründen ihre Kapazitäten nicht auf Covid-19-Patienten konzentrierten. «Die Krankenhäuser in stark belasteten Regionen müssen unverzüglich von der Politik aufgefordert werden, plan- und verschiebbare stationäre Eingriffe je nach Belastungssituation zu reduzieren beziehungsweise einzustellen.»
In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 22 461 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind 1 081 Fälle weniger als am Freitag, wie aus den Angaben des RKI vom Samstagmorgen hervorgeht. Auch im Vergleich zum Samstag vergangener Woche ist der Wert etwas niedriger. Zu dem Zeitpunkt hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 23 399 gelegen.
Ziel der Bundesregierung ist es, an eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 heranzukommen. Erst dann sei es wieder möglich, dass die Gesundheitsämter einzelne Kontakte von Infizierten nachvollziehen könnten. Diese Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche liegt seit Tagen deutlich über 130.
Landeselternrat: Gesundheitsschutz an Schulen nicht nachvollziehbar
Die Situation an niedersächsischen Schulen in der Corona-Krise halten viele für unübersichtlich. Kritik gibt es auch an einer mangelhaften Umsetzung von Quarantäne-Maßnahmen. Den Elternrat stört die ständige Wiederholung einer Behauptung ohne einen Beleg.
Hannover (dpa/lni) - Am niedersächsischen Konzept für Schulen in der Corona-Krise gibt es weiter Kritik. «Bisher wird in der Schule der geringstmögliche Gesundheitsschutz angewandt, das ist nicht nachvollziehbar», sagte die Vorsitzende des Landeselternrats, Cindy-Patricia Heine. Für mehr direkten Infektionsschutz fordert sie etwa das Aufstellen von Plexiglaswänden, damit im Unterricht auf Masken verzichtet werden könne. Mit überlasteten Gesundheitsämtern könne derzeit kein Gesundheitsschutz gewährleistet werden.
Für den Elternrat sei es unstrittig, dass alle Präsenzunterricht wollen, aber natürlich immer unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln, sagte Heine. Gesundheitsschutz werde gesellschaftlich überall gefordert und reglementiert, aber in den Schulen einfach weggelassen, ganz zu schweigen vom öffentlichen Nahverkehr, sagte sie. Der Elternrat hatte es mehrfach als Problem bezeichnet, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln und Schulbussen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.
Das Kultusministerium in Hannover hatte unter der Woche mitgeteilt, dass es seit Beginn des Schuljahres Ende August 1900 positive Corona-Tests bei Schülern gegeben habe. Hinzu kommen dem Corona-Meldeportal der Landesschulbehörde zufolge 334 positive Tests bei Lehrern sowie 167 positive Tests bei weiteren Schulbeschäftigten. Das Ministerium von Grant Hendrik Tonne (SPD) sah sich angesichts dieser Zahlen mit Blick auf den Meldezeitraum von zweieinhalb Monaten und 1,1 Millionen Menschen an den Schulen darin bestätigt, dass die Schulen «keine Infektionstreiber» seien.
Der Landeselternrat kritisiert, dass diese Aussage auch von der Kultusministerkonferenz kommt. «Das ist lediglich eine These ohne irgendeinen Nachweis, wird aber immer wieder als Hinweis und Bestätigung vorgetragen», sagte die Ratsvorsitzende Heine.
Keine Schulen geschlossen - aber 1022 Schüler positiv getestet
Berlin (dpa/bb) - In Berlin sind keine Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Allerdings sind derzeit 1022 Corona-Fälle bei Schülerinnen und Schülern sowie 341 bei Mitgliedern des Personals an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen bekannt. Das geht aus den Daten hervor, die die Senatsverwaltung für Bildung am Freitag veröffentlicht hat. Die Zahlen sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. 622 Lerngruppen sind aktuell geschlossen. An öffentlichen beruflichen Schulen gibt es 251 bestätigte Corona-Fälle unter den Schülern und 21 beim Personal sowie 56 geschlossene Lerngruppen.
Berlinweit bieten aktuell aber nur zwei Schulen keinen Regelunterricht mehr an. Sie sind bei einer Überprüfung aller Schulen durch die Gesundheitsämter in die Stufe Rot eingeordnet worden. Damit müssen sie auf kleinere Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und Lernen zu Hause umstellen. 44 Schulen sind aktuell in Stufe Grün und 586 in Stufe Gelb eingeordnet worden. Auf der orangenen Stufe befinden sich 178 Schulen. Je nach Stufe sind laut Corona-Stufenplan unterschiedliche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorgesehen.
Unabhängig davon, in welcher Corona-Stufe sich eine Schule befindet, gilt ab Mittwoch eine generelle Maskenpflicht auch im Unterricht für alle Klassen an weiterführenden Schulen und an den Berufsschulen. Das teilte die Bildungsverwaltung am Freitag mit. Der Unterrichtsbeginn soll zudem über zwei Stunden gestreckt werden, so dass nicht alle Schüler gleichzeitig morgens in den Bahnen und Bussen sitzen.
In Berlin werden laut Bildungsverwaltung an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im laufenden Schuljahr rund 330 000 Schülerinnen und Schüler von rund 39 900 Lehrkräften unterrichtet. An den öffentlichen beruflichen Schulen sind es etwa 70 000 Schülerinnen und Schüler und 4100 Lehrkräfte.
Gegenwind für Kultusminister - Maskenpausen für Schüler
Bis ein Lehrer-Funktionär die Fassung verliert, muss viel passieren. Doch die Corona-Verhältnisse an den Schulen zehren an den Nerven der Beteiligten. Das bekommt Kultusminister Piazolo immer deutlicher zu spüren. Der verkündet derweil ein paar gute Nachrichten für Schüler.
München (dpa/lby) - Der Ton wird rauer, der Gegenwind deutlicher: Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht sich zunehmender Kritik von Lehrern und Eltern ausgesetzt. Am Freitag forderte die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände samt entsprechender Elternverbände die Abkehr von der «Strategie des Offenhaltens der Schulen um jeden Preis». Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern teilte mit, dass dringend ein Gesamtkonzept für den Unterricht unter Pandemiebedingungen benötigt werde. «Der Schlingerkurs des Kultusministeriums muss aufhören!»
Piazolo zeigte Verständnis. «Wir nehmen das sehr, sehr ernst. Es ist viel Nervosität da im Moment», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe eine ganze Reihe von Herausforderungen, etwa beim Gesundheitsschutz. Für ihn und das Ministerium gelte: «Man muss immer wieder kommunizieren, man muss aber auch die Themen aufnehmen und einzeln angehen.»
Entsprechend verkündete er neue Regeln für erkältete Schüler und erfüllte damit einen weit verbreiteten Elternwunsch. Auch in den weiterführenden Schulen dürfen die Kinder und Jugendlichen künftig bei einer leichten Erkältung ohne Gang zum Arzt in den Unterricht zurückkehren - sofern sie 48 Stunden lang kein Fieber bekommen haben. Ein ärztliches Attest oder ein negativer Corona-Test sind auch bei höheren Fallzahlen in der jeweiligen Region nicht mehr erforderlich.
Piazolo wies zudem auf Maskenpausen hin. Unter Einhalten des Mindestabstandes dürfe der Mund-Nasen-Schutz auf den Pausenflächen abgesetzt werden. Dies gelte sowohl auf dem Pausenhof als auch innerhalb des Schulgebäudes - letzteres unter der Prämisse, dass der Raum dabei zugleich intensiv gelüftet werde.
Die Staatsregierung hatte das Beibehalten von Präsenzunterricht in den Schulgebäuden unabhängig von den Infiziertenzahlen in der jeweiligen Region zu einem der wichtigsten Ziele während der Corona-Pandemie erklärt. Einen vollständigen Wechsel in den Distanzunterricht soll es nur noch bei einem schweren Infektionsgeschehen in der Schule selbst geben.
«Der derzeitig durchgeführte Vollunterricht auf "Biegen und Brechen" unter den bestehenden Bedingungen und ständig steigenden Infektionszahlen ist nicht die richtige Lösung!», kritisierten nun Philologenverband, Realschullehrerverband, der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen sowie die Katholische Erziehergemeinschaft gemeinsam mit den entsprechenden Elternverbänden.
Sie wiederholten eine Forderung, die sich seit Wochen durch die Diskussion zieht: «Die Schulen, Lehrkräfte und Eltern brauchen Klarheit und einheitliche Vorgehensweisen bei vergleichbaren Situationen und erreichten Infektionsgrenzwerten.» Zudem müsse Präsenzunterricht mit maximalem Gesundheitsschutz einhergehen. Außerdem dürften den Kindern und Jugendlichen durch die Pandemie keine Nachteile entstehen: «Unterrichtsinhalte, Anzahl der Leistungsnachweise und Inhalte der jeweiligen Abschlussprüfungen müssen im Sinne einer Schwerpunktsetzung der Situation angepasst werden.»
Schon am Donnerstag hatten die großen bayerischen Elternverbände harsche Kritik geübt und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) um Hilfe gebeten. Sie forderten klare Regeln. Außerdem solle der Unterricht auf den Kern des Lehrplans reduziert werden. Einzelne Schüler, die sich in Quarantäne befinden, müssten Distanzunterricht erhalten. Ebenso solle ein freiwilliger Distanzunterricht möglich sein, indem der Unterricht live gestreamt werde.
Die Forderungen stießen auf Widerspruch des Philologenverbands. «Man hat fast das Gefühl, dass die Eltern nun alles selbst an den Schulen entscheiden wollen», kritisierte der Vorsitzende Michael Schwägerl. «Eltern sind allerdings nicht der oberste Dienstherr der Lehrkräfte.» Der Streit zeugt von der allgemeinen Anspannung, die am Freitag nach Teilnehmeraussagen auch auf einem «kleinen Schulgipfel» mit Eltern, Schülern und Lehrern von Gymnasien zu spüren war.
Saarland stellt 250 000 FFP2-Masken für Lehrer bereit
Saarbrücken (dpa/lrs) - Auf Wunsch vieler Lehrer stellt das saarländische Bildungsministerium kurzfristig 250 000 FFP2-Masken für Beschäftigte an Schulen bereit. Die Masken sollten den Schutz in Situationen erhöhen, in denen Lehrer und Schüler engeren Kontakt hätten, teilte das Bildungsministerium am Freitag in Saarbrücken mit. Eine Pflicht zum Tragen einer Maske für Lehrkräfte gebe es weiterhin nicht. Schüler ab der 5. Klasse dagegen müssen im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.
250 000 FFP2-Masken sollten in der kommenden Woche verteilt werden, teilte das Ministerium mit. Weitere 250 000 seien bestellt, um den künftigen Bedarf zu decken. Die Masken würden im Rahmen der sogenannten Wunschvorsorge zur Verfügung gestellt. «Wir nehmen die Bedürfnisse unserer Lehrkräfte und aller Beschäftigten an unseren Schulen sehr ernst», sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD).
FFP2-Masken schützen den Träger wirksamer vor einer Ansteckung mit dem Virus als eine einfache OP-Maske oder eine Alltagsmaske aus Stoff. «Diese Entscheidung ist ein wichtiges Signal», teilte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Saar-Landtag, Frank Wagner, mit. «Es ist eine Erleichterung für die Lehrkräfte, dass nun doch die geforderten FFP2-Masken bereitgestellt werden.»
13.11.2020 11.00 Uhr
Lehrer warten weiter auf Dienstlaptops
Braunschweig (dpa/lni) - Die Digitalisierung an Niedersachsens Schulen kommt nach Einschätzung der Grünen nicht voran. Das sei «ernüchternd», sagte deren Chefin der Landtagsfraktion, Julia Willie Hamburg, der «Braunschweiger Zeitung» (Freitag) zu einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen. «Die Lehrkräfte brauchen dringend Laptops, gerade in der aktuellen Corona-Lage ist das vorrangig», sagte die Politikerin der Zeitung.
In der Anfrage ging es um die Frage: «Auf welche Weise erfolgt die Ausstattung von Lehrkräften mit Dienstlaptops?» Das Kultusministerium wies in seiner Antwort auf den Beschluss hin, «Anstrengungen für den Ausbau digitaler Lehr-, Lern- und Kommunikationsmöglichkeiten für Schulen, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu intensivieren». Gemeint seien auch digitale Endgeräte für Lehrer.
Laut dem Ministerium unter Führung von Grant Hendrik Tonne (SPD) werde derzeit zwischen Bund und Ländern eine Vereinbarung zur Förderung dienstlicher Leihgeräte für Lehrkräfte ausgehandelt. Auf deren Grundlage solle dann eine Förderrichtlinie für die Umsetzung in Niedersachsen entwickelt werden. Dazu gehöre auch eine öffentliche Anhörung, dann folgten Antragsverfahren und Beschaffung. Den Grünen geht das nicht schnell genug.
«Die von Minister Tonne versprochene schnelle Anschaffung von Laptops droht zu einem weiteren Kapitel der Schlagzeilen-Politik unserer Landesregierung zu werden», beklagte die Grünen-Fraktionschefin. «Den Schulen helfen diese Ankündigungen allerdings wenig, wenn das Kultusministerium zur Digitalisierung seine Hausaufgaben nicht mit dem gebotenen Tempo macht.»
Digitale Ausstattung an deutschen Schulen unter dem EU-Durchschnitt
Brüssel (dpa) - Bei der digitalen Ausstattung liegen deutsche Schulen unter dem EU-Durchschnitt. Besonders drastisch sei die Lage an den Grundschulen von Klasse eins bis vier, heißt es in einem EU-Bildungsbericht, den die Europäische Kommission am Donnerstag vorstellte. Im Schuljahr 2017/18 besuchten demnach nur neun Prozent der Kinder in Deutschland eine «gut digital ausgestattete und vernetzte Schule» - das sind 26 Prozentpunkte weniger als der EU-Durchschnitt.
Nur ein Drittel der deutschen Schulen war laut Bericht digital gut auf den Corona-Lockdown vorbereitet. 35 Prozent der Lehrer standen während des Lockdowns sehr regelmäßig mit allen ihren Schülerinnen und Schülern in Kontakt. Etwa zehn Prozent der Pädagogen hatten hingegen sehr wenig oder gar keinen Kontakt.
Oft mangele es den Schülern an einfachsten IT-Kenntnissen, heißt es in dem Bericht. Unterdurchschnittliche Kenntnisse bei grundlegenden IT-Anwendungen seien in Deutschland bei 33,2 Prozent der Schülerschaft zu beobachten. In Frankreich (43,5 Prozent) und Italien (62,7 Prozent) liegen diese Werte sogar noch höher.
Eine Sonderauswertung der im September veröffentlichten Pisa-Ergebnisse kam zu einem ähnlich ernüchternden Befund. Demnach hatten zum Zeitpunkt der Pisa-Erhebung 2018 in Deutschland nur 33 Prozent der Schüler Zugang zu einer Online-Lernplattform; im OECD-Schnitt waren es mehr als 54 Prozent. Deutschland landete damit in der Schlussgruppe. In Singapur, einigen chinesischen Metropolen oder Dänemark hatten schon 2018 den Angaben zufolge mehr als 90 Prozent der Schüler Zugang zu Lernplattformen.
Stuttgart will Luftreiniger an ausgewählten Schulen testen
Stuttgart (dpa/lsw) - Wegen der Corona-Pandemie will die Stadt Stuttgart Klassenzimmer, die nicht gut gelüftet werden können, probeweise mit Luftreinigern ausstatten. Es wurden zehn Räume an neun Schulen unterschiedlicher Schularten ausgewählt, in denen die Geräte zum Einsatz kommen sollen, wie die Landeshauptstadt am Donnerstag mitteilte. Es handle sich um einen Versuch, der von der Universität Stuttgart wissenschaftlich begleitet werde.
Die Geräte sollen aber kein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, Stefan Ehehalt. Um der Ausbreitung von Viren vorzubeugen, habe an Schulen das Stoßlüften oberste Priorität. Luftreiniger können laut Ehehalt aber eine sinnvolle Ergänzung sein.
Die Geräte können demnach Staub, Pollen und andere Partikel aus der Luft filtern, führen aber keine frische Luft zu. Der Versuch soll zeigen, wie wirksam die Filter sind und welche Gerätetypen sich für welche Räume eignen. Auch der Stromverbrauch und mögliche Gefahren, die von den Geräten ausgehen, sollen eine Rolle spielen.
Auf Grundlage der Untersuchung soll den Angaben nach entschieden werden, ob Luftreinigungsgeräte künftig eingesetzt werden sollen. Zudem soll dadurch besser abgeschätzt werden können, welche Kosten dadurch auf die Stadt zukommen könnten. Im Vorfeld wurden für den Versuch rund 12 500 Schulräume inspiziert. Die Reinigungsgeräte sollen im Dezember aufgestellt werden.
Streit um längere Weihnachtsferien zum Corona-Schutz
Zwei Tage mehr Weihnachtsferien, um das Fest der Liebe vor Corona zu schützen? Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Laschet preschte damit vor. Andere wollen nicht mitziehen.
Berlin (dpa) - Längere Weihnachtsferien zum Schutz vor Corona wie in Nordrhein-Westfalen soll es in mehreren anderen Bundesländern nicht geben. NRW will damit Familien besser vor einer Corona-Infektion rund um Weihnachten schützen. Andere Länder halten wenig von der Idee. Es geht darum, ob der letzte Schultag Freitag, 18. Dezember, oder Dienstag, 22. Dezember, ist. In neun Ländern fangen die Ferien ohnehin bereits am 21. Dezember an.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Dienstag einen früheren Beginn der Winterschulferien in NRW um zwei Tage ins Spiel gebracht. «Die Idee ist nicht schlecht.» Hintergrund der Überlegungen ist, dass die Menschen einige Tage vor Weihnachten die Kontakte möglichst beschränken sollten, damit es bei den Familienfeiern nicht zu Ansteckungen kommt. Am Mittwoch gab NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) das Vorziehen bekannt.
Prompt regte sich Protest. Die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Maike Finnern, sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: «Aus Sicht der Familien kann die Maßnahme nur dann sinnvoll sein, wenn die Betreuung der Kinder gesichert ist und wenn sie wirklich die Zeit als vorgezogene Quarantäne nutzen, um zum Weihnachtsfest möglichst infektionsfrei zu sein.» Nicola Stroop, Vorstand des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter in NRW, nannte den Schritt «für Alleinerziehende eine Hiobsbotschaft».
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hingegen sprach im RBB-Inforadio von «einem pragmatischen Ansatz, den man diskutieren, den man machen kann». Planbarkeit für Eltern, Kinder, Lehrer und Erzieher sei wichtig.
Auch in Baden-Württemberg könnten die Schüler früher in die Weihnachtsferien starten - möglicherweise. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will das in die Verantwortung der Schulen geben und rief diese auf, die Weihnachtsferien durch bewegliche Ferientage um zwei Tage nach vorne zu verlängern. «Das ist sicher ein kluges Vorgehen, für das vieles spricht», sagte Eisenmann der «Südwest Presse» (Donnerstag). Die Entscheidung müssten aber die Schulen vor Ort treffen, das Vorgehen müsse örtlich einheitlich geregelt werden.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sagte hingegen: «Wir haben dann ein veritables Betreuungsproblem.» Familien hätten ihre Planungen mittlerweile abgeschlossen, auch ihre entsprechenden Urlaubsplanungen gemacht. Eisenmann riet Familien davon ab, die gewonnene Zeit bis zum 9. Januar für einen Urlaub zu nutzen.
Niedersachsen hält von einem Vorziehen nicht. Zwischen dem letzten Schultag und Heiligabend lägen dann lediglich fünf Tage - weniger als die Inkubationszeit von SARS-CoV-2 nach den aktuellen Erkenntnissen. «Die Botschaft von Scheinsicherheit zu senden, das können wir so nicht verantworten», sagte eine Ministeriumssprecher. Sollte sich die Erkenntnislage ändern, schließe man das aber nicht aus. Auch in Bremen ist das derzeit kein Thema, wie eine Sprecherin der Schulbehörde deutlich machte.
In einer am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen YouGov-Umfrage stimmten 63 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass es dieses Jahr einen bundesweit einheitlichen Beginn der Weihnachtsferien ab dem 21. Dezember geben sollte, damit eine längere Quarantäne-Zeit vor den Festtagen für die Schüler gewährleistet werden kann. 15 Prozent stimmten der Aussage nicht zu - 22 Prozent machten keine Angaben.
Schulen werden unterdessen immer mehr zu einem Ort des Infektionsgeschehens. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte: «Wir sehen immer mehr Ausbrüche in Schulen.» Zu beobachten seien hohe Neuinfektionszahlen in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen. Das Infektionsgeschehen werde in die Schulen und auch aus ihnen heraus getragen. «Wir wissen ja schon seit langer Zeit, dass natürlich auch Kinder infiziert werden können.» Hinweise auf eine geringere Sauerstoffversorgung und psychische Belastung von Kindern durch das Tragen von Mund-Nasen-Schutz gebe es nicht.
Nach einem Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) unter Berufung auf 14 Länder unterrichten rund 3000 Schulen in Deutschland nicht mehr im Regelbetrieb. Es geht um Schulen, die nicht mehr vollständig Präsenzunterricht anbieten. In Deutschland gibt es rund 40 000 Schulen mit insgesamt 11 Millionen Schülern und rund 800 000 Lehrern. Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des dortigen Kultusministeriums Schülerinnen und Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Baden-Württemberg gebe es an 273 Schulen keinen regulären Präsenzunterricht mehr.
In Bayern sind 24 der knapp 6200 Schulen wegen Corona-Infektionen geschlossen. Rund 34 500 Schülerinnen und Schüler sowie 2100 Lehrkräfte sind in Corona-Quarantäne. 2800 Kinder und Jugendliche sowie rund 400 Lehrer hatten am Donnerstag einen positiven Covid-19-Test, wie aus Daten des Kultusministeriums in München hervorgeht. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte am Mittwochabend im ZDF-«heute journal», in seinem Bundesland gingen 95 Prozent der Schüler weiter regulär zur Schule.
GEW-Chefin Marlis Tepe geht der Corona-Schutz nicht weit genug. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag): «So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch.» Die Klassen müssten geteilt werden. «Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause.» Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für Maskenpflicht im Unterricht auch auf Grundschulen ausgesprochen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte dem «Handelsblatt», alle Länder hätten «zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um den Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen möglich zu machen».
12.11.2020 11.00 Uhr
Land will in Corona-Krise mehr Geld für Schülerbeförderung ausgeben
Hannover (dpa/lni) - Das Land Niedersachsen will mit einem erweiterten Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs das Corona-Ansteckungsrisiko auf dem Schulweg verringern. Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) will den Kommunen dafür insgesamt 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen, wie der NDR am Donnerstag meldete. Einen entsprechenden Antrag müssten die Regierungsfraktionen nun in den Landtag einbringen, sagte ein Ministeriumssprecher dazu. Derzeit stehen in vielen Regionen Schülerinnen und Schüler dicht gedrängt in Bussen, Stadtbahnen und Zügen, um zur Schule zu kommen.
Baden-Württemberg für frühere Weihnachtsferien - Sachsen skeptisch
Ulm (dpa) - In Baden-Württemberg könnten die Schüler wegen der Corona-Pandemie früher in die Weihnachtsferien starten, so wie auch in Nordrhein-Westfalen geplant. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will das aber in die Verantwortung der Schulen geben und rief diese auf, die Weihnachtsferien durch bewegliche Ferientage um zwei Tage nach vorne zu verlängern. «Das ist sicher ein kluges Vorgehen, für das vieles spricht», sagte Eisenmann der «Südwest Presse» (Donnerstag). Die Entscheidung müssten aber die Schulen vor Ort treffen, das Vorgehen müsse örtlich einheitlich geregelt werden. Schüler würden dann in der Praxis nicht erst am Dienstag, 22. Dezember, in die Ferien entlassen, sondern schon am Freitag, 18. Dezember.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz ist da zurückhaltender. «Wir haben dann ein veritables Betreuungsproblem», sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im MDR mit Blick auf die Eltern. «Familien haben ihre privaten Planungen mittlerweile abgeschlossen, auch ihre entsprechenden Urlaubsplanungen gemacht.» Zudem seien viele Eltern an dem Montag und Dienstag vor Weihnachten vermutlich noch berufstätig. «Über die zwei Tage muss man nochmal nachdenken, ich bin im Moment aber eher skeptisch», sagte er.
Eisenmann riet Familien davon ab, die gewonnene Zeit bis zum 9. Januar für einen Urlaub zu nutzen. «Ich bitte dringend darum, an Weihnachten nicht zu verreisen, sondern zu Hause zu bleiben», sagte die Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl 2021.
Nordrhein-Westfalen war bei der Ferienverlängerung vorangegangen. Um den Familien ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest zu ermöglichen, habe man sich entschieden, den 21. und 22. Dezember freizugeben, hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch dem WDR gesagt, nachdem Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dies angeregt hatte.
Einige Schulen nicht mehr im Regelbetrieb - Rufe nach mehr Schutz
Deutschland ist im Teil-Lockdown, aber die Schulen sollen offen bleiben. Ein Teil kann aber wegen Corona gar nicht mehr vollständig Präsenzunterricht anbieten. Verbände sorgen sich in der Pandemie um die Gesundheit von Lehrern und Schülern.
Berlin (dpa) - Rund 3000 Schulen in Deutschland unterrichten nach Medienberichten wegen Corona nicht mehr im Regelbetrieb. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) unter Berufung auf Zahlen aus 14 Bundesländern. Es geht um Schulen, die nicht mehr vollständig Präsenzunterricht anbieten. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 40 000 Schulen mit insgesamt 11 Millionen Schülern und rund 800 000 Lehrern.
Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des dortigen Kultusministeriums Schülerinnen und Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Bayern gebe es an 255 Schulen keinen regulären Präsenzunterricht mehr, in Baden-Württemberg an 273 Schulen.
Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte am Mittwochabend im ZDF-«heute journal», in seinem Bundesland gingen 95 Prozent der Schüler weiter regulär zur Schule. «Das ist unter den Bedingungen, die wir im Moment in dieser Pandemie vorfinden, eine große Leistung.» Fernunterricht könne Präsenzunterricht nicht vollständig ausgleichen. Es müsse abgewogen werden zwischen dem Infektionsschutz einerseits und dem Bildungsauftrag andererseits.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, gehen die Corona-Schutzmaßnahmen in den Schulen aber nicht weit genug. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag): «So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch.» Die Klassen müssten geteilt werden. «Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause.» Für die Schüler sei es besser, rechtzeitig Klassen zu teilen und so im Unterricht Abstände einzuhalten, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten.
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, sagte dem RND, die Bestimmungen der Gesundheitsbehörden seien sehr unterschiedlich. «Wird in dem einen Landkreis die ganze Klasse in Quarantäne gesetzt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn - wenn überhaupt, weil ja gelüftet wurde.» Das sei nicht nachvollziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung. Es brauche klare und transparente Regeln, wann wer in Quarantäne müsse.
Am Mittwoch hatte eine Angabe des Deutschen Lehrerverbandes für Wirbel gesorgt, wonach sich derzeit mehr als 300 000 Schüler und bis zu 30 000 Lehrer in Quarantäne befinden. Tepe meinte, es gebe dazu keine verlässlichen Angaben. «Die Zahl von 300 000 ist aus der Luft gegriffen.» Auch Beckmann sagte: «Wir wissen nicht, wie viele Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in Quarantäne sind.»
Gebauer: Zwei Tage früher Weihnachtsferien für Schüler wegen Corona
Viele Schulkinder werden sich freuen: Die Winterferien werden zwei Tage früher beginnen als geplant. Damit soll das Infektionsrisiko bei den Familientreffen zu Weihnachten gesenkt werden. Aus Berlin kam vor der Entscheidung ein positives Echo, von der Opposition Kritik.
Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen können die Schüler wegen der Corona-Pandemie früher in die Weihnachtsferien starten als geplant. Um den Familien ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest zu ermöglichen, habe man sich dazu entschieden, den 21. und 22. Dezember freizugeben, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch dem WDR. Damit wird Freitag, der 18. Dezember, der letzte Schultag in diesem Jahr.
Sie wolle in den kommenden Tagen mit Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden klären, wie der Ausfall im laufenden Schuljahr kompensiert und wie eine Notbetreuung am 21. und 22. Dezember sichergestellt werden kann, kündigte Gebauer an. Eigentlich hätten die Winterferien am 23. Dezember begonnen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Dienstag einen früheren Beginn der Winterschulferien in NRW um zwei Tage ins Spiel gebracht. Die Landesregierung werde das mit Verbänden erörtern, hatte Laschet gesagt. «Die Idee ist nicht schlecht.» Hintergrund der Überlegungen ist, dass die Menschen einige Tage vor Weihnachten die Kontakte möglichst beschränken sollten, damit es bei den Familienfeiern nicht zu Ansteckungen kommt. Die Ministerin sprach bei dieser Idee von einer «Vorquarantäne», die sie umsetzen wolle.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich positiv zu Überlegungen geäußert. «Das ist sicherlich ein Teil der Debatte», sagte Spahn am Mittwoch in der Sendung «Frühstart» der Fernsehsender RTL und ntv. Für Eltern, Kinder und Lehrer sei Planbarkeit wichtig. «Das wäre mit so einer Maßnahme gegeben.» Das könnte auch Teil der Debatte am Montag sein, wenn die Länderchefs und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die weiteren Schritte zur Pandemiebekämpfung beraten.
SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty warf der Landesregierung in einer Mitteilung am Donnerstagabend einen «Zick-Zack-Kurs» vor, der «nur noch schwindelig mache». Noch vor wenigen Tagen habe Gebauer die Idee einer Verlängerung der Winterferien als untauglich bezeichnet. Außerdem kritisierte Kutschaty, dass die Landesregierung diese «bedeutende Maßnahme einsam und allein getroffen» habe, obwohl im Landtag an diesem Mittwoch Gelegenheit dazu gewesen wäre, das Parlament zu infomieren. «Die Leidtragenden sind einmal mehr die Schulen, Träger und Eltern, die unvorbereitet mit dieser Maßnahme konfrontiert werden.»
11.11.2020 11.30 Uhr
Sonderprogramm für mobile Lüftungsanlagen an Schulen bald abrufbereit
Düsseldorf (dpa/lnw) - Das angekündigte Landesprogramm für mobile Luftfiltergeräte an nordrhein-westfälischen Schulen und Sporthallen kann in Kürze abgerufen werden. Gefördert würden bis zu 100 Prozent, aber höchstens 4000 Euro je Gerät, teilte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf mit.
Insgesamt stellt das Land 50 Millionen Euro bereit. Das Geld ist vor allem für Unterrichtsräume, die weder über Fenster noch mit entsprechender Technik ausreichend gelüftet werden können. 73 Städte hätten dies für einzelne Unterrichtsräume gemeldet, die aber aktuell nicht genutzt würden, berichtete Scharrenbach. 315 Kommunen hätten dagegen angegeben, bei ihnen könnten sämtliche Unterrichtsräume intensiv gelüftet werden.
Gefördert werden könnten auch einfache bauliche Instandsetzungs- oder Umrüstungsmaßnahmen an Schulfenstern und entsprechende Maßnahmen in Sporthallen, erklärte die Ministerin. Derzeit erarbeite die Behörde einen bürokratiearmen Online-Antrag, der noch in diesem Monat bei den Bezirksregierungen freigeschaltet werden solle.
Gesundheitsamtsleiter gegen Schulschließungen
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, hält im Kampf gegen die Corona-Pandemie Schulschließungen für unnötig. «Es gibt überhaupt keinen Grund, Schulen zu schließen», sagte der Seuchenexperte im Interview der «Frankfurter Rundschau» (FR/Mittwoch). «Diese Entscheidung hatte schon im Frühjahr kaum einen Anteil daran, dass die Zahlen gesunken sind.»
Forderungen in dieser Richtung seien «eine Entscheidung der Politik, für die es keine infektiologische Notwendigkeit gibt». Natürlich gebe es Infektionen in Schulen, «wir müssen aber die Frage beantworten: Finden Ansteckungen in den Schulen statt? Und das ist nicht der Fall. Wir wissen von kleineren Kindern, dass sie erheblich weniger ansteckend sind als Erwachsene. Das heißt: Lehrkräfte stecken Kinder an und nicht umgekehrt.»
Von Luftfiltern in Klassenräumen hält Gottschalk «gar nichts». Im schlimmsten Fall sorgten sie sogar dafür, dass mit Viren beladene Tröpfchen länger in der Luft blieben. Lüften sei viel wichtiger.
Mit dem zu erwartenden Impfstoff werde sich die Lage nach Gottschalks Einschätzung «im Frühjahr und Sommer» verbessern. In einem Jahr «werden wir eine deutliche Entspannung erreicht haben, da bin ich sehr optimistisch». Eigentlich sei er aber mit Prognosen vorsichtig geworden, sagte Gottschalk: «Da habe ich mich bei dieser Pandemie geirrt wie bei noch keiner anderen.»
Lehrerverband: Mehr als 300 000 Schüler in Deutschland in Quarantäne
Berlin (dpa) - Mehr als 300 000 Schüler und bis zu 30 000 Lehrer befinden sich derzeit nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes in Quarantäne. Das berichtet die «Bild»-Zeitung (Mittwoch). Die Folge seien immer mehr Schulschließungen, sagte der Präsident des Verbandes, Heinz-Peter Meidinger, der Zeitung. «Wir erleben an den Schulen jetzt einen Salami-Lockdown.» Die Politik habe sich zurückgezogen, jetzt entschieden die Gesundheitsämter. In Deutschland gibt es rund 40 000 Schulen mit insgesamt 11 Millionen Schülern und rund 800 000 Lehrern.
Die Corona-Maßnahmen in den Schulen gehen Meidinger nicht weit genug. Der «Passauer Neuen Presse» (Mittwoch) sagte er: «In fast allen Bundesländern wurden die Hygienestufenpläne, die in den Corona-Hotspots wieder auf halbierte Klassen setzten, außer Kraft gesetzt. Schulen sollen auf Biegen und Brechen offen bleiben.»
Er hoffe, dass generelle Schulschließungen vermeidbar seien, sagte Meidinger. «Dazu müssen aber bei exponentiell wachsenden Infektionszahlen die präventiven Vorsichtsmaßnahmen an Schulen hochgefahren werden», fordert er. Dazu zähle neben der Maskenpflicht auch die vorübergehende Wiedereinführung der Abstandsregel, was halbierte Klassen und Wechselbetrieb bedeuten würde.
Knapp die Hälfte der Deutschen spricht sich für eine deutschlandweite Maskenpflicht an Grundschulen aus. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen YouGov-Umfrage äußerten sich 48 Prozent der Befragten so. 37 Prozent stimmten dem nicht zu. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich zuletzt für eine Maskenpflicht im Unterricht auch in Grundschulen ausgesprochen. In mehreren Bundesländern gilt wegen der gestiegenen Infektionszahlen derzeit eine Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat unterdessen eine Verlängerung der Winter-Schulferien im einwohnerstärksten Bundesland wegen der Corona-Pandemie ins Spiel gebracht - und im Gegenzug zwei schulfreie Tage weniger an Karneval. Dies sei eine «denkbare Möglichkeit», sagte Laschet am Dienstag im WDR Fernsehen zu Überlegungen, die Winterferien zwei Tage früher beginnen zu lassen.
Konkret würde das bedeuten, dass diese nicht erst am 23., sondern schon am 21. Dezember beginnen würden. Die Landesregierung werde das mit Verbänden erörtern, sagte Laschet. Hintergrund der Überlegungen ist, dass die Menschen vor Weihnachten die Kontakte möglichst beschränken sollten, damit es bei Familienfeiern zu Weihnachten nicht zu Ansteckungen kommt. «Eine Sicherheit gibt das aber auch nicht», betonte Laschet.
Die zwei zusätzlichen Winterferientage könnten nach Plänen der Landesregierung dann an Karneval wieder abgezogen werden. Normalerweise haben die Schüler in NRW rund um den Rosenmontag unterrichtsfrei. Das Schulministerium denke über diese Ersatzlösung nach, sagte Laschet. «Denn eines ist klar: Karneval gibt es nächstes Jahr gar nicht.» Und eigentlich sollte man in der Zeit auch nicht in Skiurlaub fahren, fügte er hinzu.
Ministerin: Schulen erhalten 40 Millionen Euro für Pandemie-Ausgaben
Freiburg (dpa/lsw) - Ob Luftfilter oder Laptops - für coronabedingte Investitionen sollen Schulen künftig eigene Budgets bekommen. Diese sollen von 40 Millionen Euro aus der Landeskasse gespeist werden, wie Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) im Interview der «Badischen Zeitung» (Mittwoch) ankündigte. Alle 4500 Schulen erhielten einmalig einen Grundsockel plus einen weiteren Betrag je nach Schülerzahl. «Eine Schule mit 100 Schülerinnen und Schülern wird etwa 5000 Euro bekommen, eine mit 500 Schülerinnen und Schülern etwa 15 000 Euro», erläuterte Eisenmann. Die Schulen könnten dafür Dinge kaufen, die ihnen im Kampf gegen die Pandemie wichtig seien.
Das Geld stehe als Teil des jüngst verabschiedeten Nachtragshaushalts zur Verfügung. «Wir werden mit dem Konzept zügig ins Kabinett gehen und wollen das in den nächsten Wochen umsetzen, damit das Geld rasch bei den Schulen ist», so Eisenmann, die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im kommenden Jahr ist.
Die Ministerin sprach sich trotz steigender Infektionszahlen gegen eine Rückkehr zu einem rollierenden Schulsystem mit Schichten aus, wie es das Robert Koch-Institut empfiehlt und SPD-Chefin Saskia Esken angeregt hat. «Wir machen nicht an Inzidenzen fest, ob wir flächendeckend Schulen und Kitas schließen», sagte Eisenmann dem Blatt. Ihr Ziel sei, Schulen und Kitas geöffnet zu halten. Alles jenseits des Präsenzunterrichts sei für viele junge Menschen mehr als schwierig. Vor den Sommerferien sei das rollierende System auf allergrößte Kritik gestoßen.
Eisenmann mahnte im Umgang mit der Krankheit zu Geduld. «Auch mit einem Impfstoff kehren wir nicht von heute auf morgen zur Normalität zurück. Ich gehe davon aus, dass das ganze Schuljahr ein Schuljahr unter Corona-Bedingungen werden wird.» Deshalb seien Prüfungen nach hinten verschoben worden. Es bestehe auch die Möglichkeit, den Lernstoff auf das Kerncurriculum zu reduzieren.
10.11.2020 09.00 Uhr
Corona: SPD-Chefin für wechselnden Unterricht in kleineren Gruppen
Berlin (dpa) - Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen hat sich die SPD-Vorsitzende Saskia Esken dafür ausgesprochen, in Schulen nur noch kleinere Gruppen im Wechsel zu unterrichten. «Es kommt wirklich darauf an, dass wir Präsenzunterricht auch weiterhin aufrechterhalten», sagte Esken am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». Für Kinder und Jugendliche sei es wichtig, ihre Lehrer und Mitschüler regelmäßig zu treffen. Deshalb müssten die Schulen offengehalten werden. «Auf der anderen Seite ist Infektionsschutz natürlich sehr wichtig. Und deswegen sind kleinere Gruppen auch sinnvoll.»
Konzepte mit einem sogenannten hybriden Wechselunterricht - sprich abwechselnd im Präsenz- und im Fernunterricht - seien sehr hilfreich. Mindestens in der Oberstufe könnten sie nach Auffassung der SPD-Chefin auch durchgängig eingesetzt werden. Man habe mittlerweile ein Infektionsgeschehen, das es nicht zulasse, nur an einzelnen Orten zu reagieren. «Deswegen würde ich mir wünschen, dass die Kultusminister sich jetzt auf den Weg machen, solche Modelle eben auch flächendeckend einzusetzen, um Bildung zu gewährleisten.
Anders als im Frühjahr sind im derzeitigen Teil-Lockdown die Schulen in der Regel weiterhin geöffnet.
Keine Unterstützung für Luftreiniger an Thüringer Schulen
Erfurt (dpa/th) - Das Thüringer Bildungsministerium wird vorerst kein Geld für Luftreiniger an Schulen zum Schutz vor dem Coronavirus ausgeben. Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte dem MDR, dass nach derzeitigem Stand keine Landesmittel für die Anschaffung von Luftfiltergeräten zur Verfügung stünden. Dem Ministerium sei außerdem kein passgenaues Förderprogramm für Schulen bekannt.
Das entsprechende Bundesprogramm fördert lediglich die Um- und Aufrüstung von bestimmten stationären Anlagen, so der MDR am Dienstag. Die Schulträger in Thüringen hätten mehrheitlich signalisiert, dass dieses Programm für Schulen nicht nutzbar sei. Außerdem müssten sich auch die Schulträger, also die Kommunen und kreisfreien Städte, sowie das Finanz- und Infrastrukturministerium finanziell an den Luftfiltern beteiligen, so das Bildungsministerium.
Aktuell sieht das Lüftungskonzept an Schulen eine Stoßlüftung der Räume aller 20 Minuten vor. Aufgrund der sinkenden Temperaturen hatten die FDP-Fraktion, die Thüringer Landeseltern- und die Landesschülervertretung gefordert, dass die Landesregierung finanzielle Mittel für den Kauf von Lüftungsanlagen bereitstellt bzw. die Schulen damit ausstattet.
Karliczek für Maskenpflicht im Unterricht an allen Schulen
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält eine Maskenpflicht im Unterricht an allen Schulen für sinnvoll - auch an Grundschulen. «Eine allgemeine Maskenpflicht im Unterricht halte ich in einer Phase hoher Infektionszahlen selbst an Grundschulen ebenfalls für zumutbar, auch wenn das Maskentragen über den Tag natürlich lästig ist», sagte die CDU-Politikerin der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Dienstag). «Das Maskentragen ist aber für mich das effektivste Mittel, um Unterricht zu ermöglichen.»
In mehreren Bundesländern gilt wegen der gestiegenen Infektionszahlen derzeit eine Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen. Grundschüler sind allerdings in der Regel davon ausgenommen.
Karliczek brachte weitere Vorschläge im Kampf gegen das Coronavirus ins Gespräch. So könnten Schulen zum Beispiel auf andere Räume wie etwa Pfarrzentren ausweichen, um mehr Abstand zu erreichen, schlug sie vor. Ein entsprechendes Angebot sei kürzlich auch aus dem Museumsbereich gekommen. «Natürlich sind solche Räume nicht immer für Unterricht geeignet. Hier ist insgesamt viel Kreativität und auch Toleranz von allen Seiten gefragt.»
Diese Flexibilität forderte Karliczek auch beim Thema Lüften in Klassenräumen ein. «Regelmäßiges Stoßlüften hilft, auch wenn es mal kalt wird in den Räumen. Das war auch das Resultat eines Gesprächs der Kultusministerkonferenz mit Experten des Umweltbundesamtes. Es ist in der momentanen Lage den Schülern zuzumuten, einen dickeren Pullover anzuziehen», sagte die Bildungsministerin. Mobile Luftfiltergeräte seien «kein Allheilmittel». Diese würden das Lüften nicht ersetzen.
Zwei kostenlose Corona-Schnelltests für Personal in Schulen und Kitas
Stuttgart (dpa/lsw) - Lehrer, Erzieher und alle anderen Mitarbeiter in Schulen und Kitas können sich Medienberichten zufolge bis zum Ende der Weihnachtsferien zweimal kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Über die Möglichkeit berichten die «Schwäbische Zeitung» und die «Heilbronner Stimme» (beide Dienstag) unter Berufung auf das Kultusministerium. Ein ähnliches Angebot hatte es bereits rund um das Ende der Sommerferien gegeben, eine Fortsetzung hatte das Sozialministerium eigentlich nicht geplant. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hingegen hatte weitere Testmöglichkeiten gefordert.
Bisher waren PCR-Tests zum Einsatz gekommen, das künftige Angebot bezieht sich den Zeitungsberichten zufolge auf Antigen-Tests. Diese gelten als weniger verlässlich, gehen dafür aber deutlich schneller.
Zu viele Quarantäne-Fälle - Erste Schulen wechseln in Fernunterricht
Magdeburg (dpa/sa) - Nach der Änderung der Corona-Regeln haben die ersten Schulen in Sachsen-Anhalt den täglichen Unterricht im Regelbetrieb aufgegeben. Mindestens drei Einrichtungen wechselten am Montag komplett in den Distanzunterricht von zu Hause aus, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte. Zuvor war für einen Großteil der dortigen Lehrerkollegien häusliche Quarantäne angeordnet worden. Wie viele Schulen insgesamt vom täglichen Unterricht auf eingeschränkten Betrieb wechselten, konnte das Ministerium zunächst nicht sagen. Eine Übersicht soll Ende der Woche vorliegen.
Seit Montag gelten für die Schulen strengere Corona-Regeln. So müssen alle, die sich auf dem Gelände bewegen, eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Eine Ausnahme ist der eigentliche Unterricht. Bisher konnten die Schulen selbst entscheiden, ob und wo sie eine Maskenpflicht anordnen.
Zudem ordnete das Land an, dass der seit Schuljahresbeginn aufrecht erhaltene tägliche Unterricht nicht mehr uneingeschränkt gelten soll. Dort, wo mindestens ein Viertel der Schülerinnen und Schüler oder der Lehrkräfte wegen Corona-Verdachts in Quarantäne geschickt wurde, werde der tägliche Unterricht aufgegeben.
Weiterführende Schulen wechseln in diesem Fall ins Wechselmodell, bei dem die Klassen in Gruppen geteilt werden und abwechselnd zuhause mit Aufgaben und in der Schule lernen. In betroffenen Grundschulen bleibt der tägliche Präsenzunterricht bestehen. Allerdings lernen die Kinder nur noch mit einem fest zugeteilten Lehrer.
Zuletzt verdreifachte sich die Zahl der Schüler, die als Corona-Verdachtsfälle in häuslicher Quarantäne bleiben mussten, binnen einer Woche auf knapp 2800. Trotz des für November angeordneten Teil-Lockdowns sollen Schulen und Kitas offen bleiben. Nach einer Bund-Länder-Vereinbarung gelten bis Ende des Monats Kontaktbeschränkungen. Touristische Übernachtungen sind verboten und der Betrieb in Gaststätten, dem Freizeit- und Kulturbereich ruht.
Philologenverband: Pandemie eindämmen statt abwarten
Hannover (dpa/lni) - Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen hat der Philologenverband Niedersachsen gefordert, die Quarantäne-Maßnahmen an betroffenen Schulen auszuweiten. Man müsse sich «von einer Politik des Abwartens und Reagierens verabschieden und zu einer aktiven, präventiven Eindämmung übergehen», mahnte der Vorsitzende Horst Audritz am Montag. «Angesichts der ernsten Lage ist das zögerliche Vorgehen des Kultusministers unverständlich, sein Beteuern, die Schulen seien sicher, geradezu fahrlässig.» Es sei abzusehen, dass Schulen keine isolierten Schutzzonen bleiben würden.
Audritz forderte, Schulen sollten schneller zum Wechselbetrieb zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling mit geteilten Klassen zurückkehren. Der Philologenverband verlangte zudem kontinuierliche Kontrolle der Infektionslage, konsequentes Tragen von Masken im Unterricht und Belüftungssysteme für unsichere Unterrichtsräume. Lehrkräften sollten FFP2-Masken zur Verfügung gestellt werden.
Audritz nannte es eine «Milchmädchenrechnung», die Sicherheit der Schulen mit der geringen Quote der Infizierten zu begründen: «Mit den steigenden Infektionszahlen insgesamt wird auch die Zahl der Infizierten an den Schulen deutlich zunehmen, so dass wissenschaftlich bereits gewarnt wird, Schulen könnten zu Verstärkern der Pandemie werden.»
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne will die Schulen in der zweiten Corona-Welle möglichst geöffnet halten. Nicht ausschließen will der SPD-Politiker aber die landesweite Rückkehr zu einem Wechselbetrieb, also abwechselnd Präsenzunterricht und Homeschooling mit geteilten Klassen - das sogenannte Szenario B.
Völlig fehl gehe die Einschätzung des Landesgesundheitsamtes, das empfehle, bei einem Corona-Ausbruch nur noch diejenigen Schüler in häusliche Quarantäne zu schicken, die wegen direkten Kontakts einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt waren, bemängelte Audritz. Das betreffe die Sitznachbarn und die unmittelbare Umgebung im Abstand von 1,5 Metern.
09.11.2020 08.00 Uhr
Lehrer und Erzieher nutzen kostenlose Corona-Tests bislang kaum
Schulen und Kitas bleiben während des Teil-Lockdowns geöffnet. Wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr können sich Beschäftigte der Bildungseinrichtungen kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Der große Run auf die Tests blieb bislang aus.
Erfurt (dpa/th) - Beschäftigte in Thüringer Kitas und Schulen nutzen die für sie kostenlosen Corona-Tests bislang nur zurückhaltend. Bis zum Ende der Herbstferien wurden in diesen Berufsgruppen 4511 Tests durchgeführt und vom Land bezahlt, wie aus Daten des Thüringer Bildungsministeriums hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Die Möglichkeit solcher kostenlosen Tests gibt es für rund 44 000 Beschäftigte an Schulen und Kitas. Bislang wurden damit nur etwas mehr als zehn Prozent der Testmöglichkeiten im Bildungsbereich genutzt.
Während des neuen Teil-Lockdowns mit geschlossenen Restaurants, Kneipen und Theatern bleiben Kitas und Schulen im November weitgehend geöffnet. Die kostenlosen Tests können auch ohne Erkältungssymptome oder vorherige Reisen in Risikogebiete in Anspruch genommen werden.
Das Bildungsministerium hatte erst vor kurzem die Testmöglichkeiten für Erzieher und Lehrer ausgeweitet: Sie können seit Schulstart nach den Herbstferien einmal wöchentlich kostenlos überprüfen lassen, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben oder nicht. Dieses Angebot gilt zwischen dem 2. und dem 22. November, hieß es.
Pro Test zahlt das Land 69 Euro. Allein im laufenden Jahr sind dafür rund drei Millionen Euro bereitgestellt. Nach Angaben des Bildungsministeriums seien so etwa 44 000 Corona-Tests möglich. Dafür hatte das Ministerium einen Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) geschlossen. Nach Angaben einer Sprecherin des Bildungsministeriums sei dieser Vertrag zeitlich nicht befristet. Zudem sei es möglich, den Vertrag anzupassen.
Ein Sprecher sagte, dass man derzeit zusammen mit der KVT auslote, ob künftig verstärkt Schnelltests eingesetzt werden können, um Lehrer und Erzieher auf eine Corona-Infektion zu testen. Auch eine Ausweitung der Testkapazitäten sei im Gespräch.
Sogenannte Antigentests sind deutlich günstiger und liefern schnellere Ergebnisse als die bisher mehrheitlich angewandten PCR-Tests. Allerdings gelten die Ergebnisse auch als weniger zuverlässig.
41 500 Berliner Schülerinnen und Schüler sollen ein Tablet bekommen
Berlin (dpa/bb) - Berlinweit sollen sozial benachteiligte 41 500 Schülerinnen und Schüler ein Tablet bekommen. Die Schulaufsicht hat diesen Bedarf inzwischen ermittelt, wie die Senatsverwattung für Bildung mitteilte. Für die Finanzierung sind 1,3 Millionen Euro zusätzlich aus Landesmitteln notwendig. Berlin erhält aus dem Sofortausstattungsprogramm des Bundes rund 25,7 Millionen Euro, mit denen 40 000 Tablets für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler angeschafft werden können. Die fehlenden 1500 Geräte finanziere das Land Berlin, so Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).
Bereits in der ersten Jahreshälfte haben Berliner Schüler 9500 Tablets für das digitale Arbeiten während der Corona-Pandemie erhalten, die mit Landesmitteln finanziert wurden. An allgemeinbildenden Schulen in Berlin gibt es rund 350 000 Schüler.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung wurde die Ausschreibung für die weiteren 41 500 Tablets in mehrere sogenannte Lose aufgeteilt. Dabei sind drei verschiedene Geräteanbieter mit den Betriebssystemen Android, iOS und Windows berücksichtigt worden. Außerdem sollen Berlins Lehrerinnen und Lehrer mit Laptops ausgestattet werden. Dazu laufe die Abstimmung zwischen Bund und Ländern derzeit noch.
Gericht: Behörden dürfen Schul-Exkursion wegen Corona verbieten
Mathe-Aufgaben mal in der Natur, das finden Schüler Klasse -erst recht, wenn es dafür für eine Woche auf eine Hütte geht. Die Corona-Pandemie kann dem aber einen Strich durch die Rechnung machen.
Karlsruhe (dpa/tmn) - Auch wenn es wehtut: Die Behörden dürfen Schulexkursionen, bei der Schüler, Lehrer und eine Betreuungsperson in einer Hütte wohnen, aufgrund der Corona-Pandemie untersagen. Das gilt auch, wenn die ganze Klasse wie in der Schule unter sich bleibt. Über diese Entscheidung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe (Az.: 3 K 4126/20) informiert das Rechtsportal anwaltauskunft.de des Deutschen Anwaltvereins (DAV).
Im konkreten Fall traf das Urteil eine Freie Waldorfschule. Sie führt traditionell mit jeder zehnten Klasse im Rahmen des Mathe-Unterrichts ein einwöchiges Praktikum durch. Dabei werden Lehrsätze der Trigonometrie auf die Feldvermessung angewendet. Während des Praktikums wohnen Schüler, Lehrer und eine Betreuungsperson in einer Hütte.
Das Regierungspräsidium untersagte das Praktikum aufgrund der aktuellen Corona-Lage. Zu der Zeit galt die zweite Pandemiestufe, wonach nur eintägige außerunterrichtliche Veranstaltungen möglich waren. Die Trägerin der Waldorfschule wollte sich damit nicht abfinden und rief das Gericht an. Sie argumentierte unter anderem, dass Schüler und Lehrer während des Aufenthalts wie im Klassenverband in der Schule unter sich seien.
Der Antrag der Waldorfschule scheiterte. Nach den einschlägigen Bestimmungen wären mehrtägige außerunterrichtliche Veranstaltungen wie die Exkursion derzeit untersagt - und Ausnahmegenehmigungen nicht vorgesehen.
Ministerium prüft Einführung von Schnelltests für Lehrer
Erfurt (dpa/th) - Das Thüringer Bildungsministerium prüft den Einsatz von Schnelltests für die Beschäftigten an Schulen und Kindergärten. Man lote derzeit zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung aus, ob künftig Schnelltests eingesetzt werden können, um Lehrer und Erzieher auf eine Corona-Infektion zu testen, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Auch eine Ausweitung der Testkapazitäten sei im Gespräch. Beschäftigte an Schulen und Kindergärten können sich in Thüringen kostenlos testen lassen - auch ohne Erkältungssymptome.
Bis zum Ende der Herbstferien wurden in diesen Berufsgruppen 4511 Tests durchgeführt und vom Land bezahlt, wie aus Daten des Thüringer Bildungsministeriums hervorgeht.
Wegen Maskengegnern: Münster lässt am Montag Schulwege überwachen
War alles nur Fake oder wollen Maskengegner ausgerechnet am 9. November Kinder vor ihren Schulen abpassen? Ministerium, Ordnungsbehörden und Polizei sind auf alle Fälle eingestellt.
Münster (dpa/lnw) - Nachdem Maskengegner Aktionen angekündigt haben, wollen Polizei und Ordnungsamt in Münster am Montag die Schulwege beobachten. «Wir sind auf eventuelle Aktionen der Initiative vorbereitet», sagte der Leiter des Ordnungsamtes, Norbert Vechtel. Außerdem könnten Betroffene anrufen oder eine E-Mail schreiben. Ob es am Montag tatsächlich zu Aktionen kommt, ist unklar.
Das Bildungsministerium hatte die Schulen in NRW vergangene Woche gewarnt: Es gebe Hinweise, dass die Initiative «Querdenken 711» am 9. November deutschlandweit an 1000 Schulen «Aktionen gegen die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckung durchführen will», so das Ministerium in einer Rundmail an alle Schulen.
Demnach sollen mit «Querdenken» sympathisierende Eltern planen, Kinder und deren Eltern auf dem Schulweg anzusprechen, ihnen unwirksame Masken mit dem «Querdenken»-Logo in die Hand zu drücken oder eine CO2-Messung unter den Masken der Kinder anzubieten. Der Gründer der «Querdenken 711»-Initiative hatte daraufhin mitgeteilt, die angebliche Aktion sei in Wahrheit nur ein Fake gewesen, um eventuelle undichte Stellen bei der internen Kommunikation zu finden.
Der Landtagsabgeordnete Marcel Hafke (FDP) blieb skeptisch und warnte ebenfalls vor «Querdenken»-Aktionen, die seinen Informationen nach auch in Wuppertal geplant sein könnten.
Wenig Corona-Infizierte an Sachsens Schulen - Gesamtzahl steigt
Die Corona-Neuinfektionen in Sachsen ebben nicht ab. Auch die Zahl der Toten steigt. An den Schulen gibt es dagegen wenig Infizierte.
Dresden (dpa/sn) - Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten an Sachsens Schulen ist trotz wachsender Zahlen von neuen Ansteckungen im Freistaat gering. Nach Angaben des Sozialministeriums in Dresden waren bis zum Wochenende 400 Schüler in Quarantäne, was einer Quote von 0,09 Prozent entspricht. Über 99 Prozent der insgesamt 413 000 Schüler lernen demnach weiter in der Schule. Bei den Lehrkräften wurden in der vergangenen Woche 52 von insgesamt 33 930 an den öffentlichen Schulen positiv getestet. Keine Schule musste schließen.
Die Neuinfektionen gehen den Angaben zufolge fast ausschließlich auf Ansteckungen in den Herbstferien zurück. In der Regel würden sie nicht unter den Schülern weitergegeben. Hotspots an Einzelschulen gibt es laut Ministerium nicht.
In Sachsen steigt die Zahl der bestätigten Corona-Neuinfektionen indes weiter. Innerhalb eines Tages wurden nach Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) am Sonntag 1632 neue Ansteckungen im Vergleich zu Vortag registriert. Damit stieg die Gesamtzahl auf 25 878. Mindestens 402 Menschen starben bislang an oder mit dem Coronavirus. Die Sieben-Tages-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektion pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen - liegt in Sachsen bei 145.
«sh.itslearning» - Lernplattform-Link erntet Spott
Kiel (dpa) - Der etwas zweideutige Internetlink zu einer Schulplattform sorgt in Schleswig-Holstein für Schmunzeln. «Dass man die Adresse auch als "Shit’s‘learning" lesen kann, mag für manche ein Schenkelklopfer sein, ist aber für den Erfolg des Projekts nicht von Belang», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Sonntag. Zum 30. Oktober seien im Land bereits 260 Schulen sowie mehr als 125 000 Schüler und Lehrer an dieses System angeschlossen. Zuvor hatten die «Lübecker Nachrichten» berichtet.
Das Lernmanagementsystem selbst heißt «its learning». Der Internetlink «Sh.itslearning» für den Norden sei ein beschreibender Domainname als Kombination aus dem Landeskürzel SH und der Domain des Anbieters, sagte der Ministeriumssprecher. «SH als Landeskürzel ist Teil vieler "Namen" und Webseiten.» Ziel sei eine leichte Erreichbarkeit einer Internetseite.
Schleswig-Holsteins SPD-Landesvorsitzende und Bildungspolitikerin Serpil Midyatli twitterte am Sonntag, «der verunglückte Name für das neue Lernportal in Schleswig-Holstein ist irgendwie symptomatisch für die Performance der Bildungsministerin während der Pandemie».
Ressortchefin Karin Prien (CDU) konterte wenig später, die Regierung habe in der Corona-Pandemie in Rekordzeit eine leistungsfähige Lernplattform eingeführt. Andere arbeiteten sich «an Pennälerhumor und der URL der Webseite eines Dienstleisters ab».
07.11.2020 14.30 Uhr
Ministerium: Zahl der Corona-Infizierten an Schulen gering
Dresden (dpa/sn) - Die Zahl der an Corona-Infizierten an Sachsens Schulen ist trotz hoher Neuinfektionen im Freistaat gering. Nach Angaben des Sozialministeriums vom Samstag in Dresden waren zum Wochenende 400 Schüler in Quarantäne, was einer Quote von 0,09 Prozent entspricht. Über 99 Prozent der insgesamt 413 000 Schüler lernen demnach weiter in der Schule. Bei den Lehrkräften wurden 52 der insgesamt 33 930 an den öffentlichen Schulen positiv getestet.
Die Neuinfektionen gehen den Angaben zufolge fast ausschließlich auf Ansteckungen in den Herbstferien zurück. In der Regel würden sie nicht unter den Schülern weitergegeben. Hotspots an Einzelschulen gibt es laut Ministerium nicht.
In Sachsen ebbt die Zahl der bestätigten Corona-Neuinfektionen nicht ab. Innerhalb eines Tages wurden 1777 nachgewiesene Ansteckungen registriert, wie aus der am Freitag veröffentlichten Statistik des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Neuere Zahlen lagen am Samstag zunächst nicht vor. Zugleich gab es in Sachsen binnen 24 Stunden elf neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. 386 Menschen starben bisher insgesamt an oder mit dem Coronavirus.
Berliner GEW fordert Umstellung auf mehr digitalen Unterricht
In Berlin steigen die Infektionszahlen. Kann der Unterricht an den Schulen weitergehen wie bisher - oder muss er zum Teil wieder digital stattfinden? Die GEW schlägt Alarm.
Berlin (dpa/bb) - Angesichts der aktuellen Enwicklungen in der Corona-Pandemie hat die Bildungsgewerkschaft GEW gefordert, den Regelunterricht an Berliner Schulen zu beenden. Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann sprach sich am Freitag dafür aus, die Lerngruppen zu halbieren und zur Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause zurückzukehren, wie es ihn in Berlin vor den Sommerferien gegeben hatte.
Aus den Schulen gebe es vermehrt Hilferufe. Die Lehrkräfte fühlten sich an ihrem Arbeitsort nicht ausreichend vor möglichen Ansteckungen mit dem Coronavirus geschützt, sagte Erdmann.
Astrid-Sabine Busse vom Interessenverband Berliner Schulleitungen sagte am Freitag, sie sei dafür, die Schulen so lange wie möglich im Regelbetrieb laufen zu lassen. Auch für den Vorsitzenden des Landeselternausschusses, Norman Heise, gibt es derzeit keinen Grund, die Schülerinnen und Schüler teilweise wieder zu Hause zu unterrichten. Solche Forderungen von Seiten der Bezirkselternausschüsse seien ihm auch nicht bekannt.
Frank Rudolph, Sprecher des Philologenverbandes Berlin/Brandenburg, sagte, es sei klar, dass die Probleme an den Schulen größer würden. Der Philologenverband sei aber dagegen, den Regelunterricht generell zu beenden, und dafür, dass die Schulleitungen entsprechend entscheiden können sollten.
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte, derzeit sei die Situation an den Schulen keineswegs so, dass der Präsenzunterricht ausgesetzt werden sollte. «Schulen sind keine Hotspots, sagen auch die Amtsärzte. Nach der gestern Nachmittag erfolgten Einstufung laut Stufenplan sind viele Schulen sogar eine Stufe runtergestuft worden.» So habe beispielsweise das Gesundheitsamt in Treptow-Köpenick fast 40 Schulen auf Grün gesetzt, was Regelbetrieb bedeute. «Wir wollen vermeiden, dass Kinder und Jugendliche den Anschluss verlieren.»
Der GEW-Vorsitzende Erdmann hält dem entgegen, an keinem anderen Ort begegneten sich aktuell so viele Menschen in geschlossenen Räumen ohne Abstand und in den meisten Fällen ohne Masken wie in der Schule. «Die Beschäftigten in den Schulen haben den Eindruck, dass Infektionen an den Schulen billigend in Kauf genommen werden.» Das Recht auf Bildung sei ein hohes Gut. «Aber wir dürfen die Schulen nicht auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten und der Schülerinnen und Schüler im Regelbetrieb halten.» Das werde zunehmend zu einem unkalkulierbaren Risiko.
Seit dem Ende der Herbstferien gilt für die Berliner Schulen ein Corona-Stufenplan. Er legt fest, welche Einschränkungen und Maßnahmen bei einer weiteren Zunahme der Infektionszahlen vorgesehen sind. Dabei wird zwischen vier farblich differenzierten Stufen unterschieden.
Derzeit bieten in Berlin nach diesem Stufenplan nur drei Schulen keinen Regelunterricht mehr an. Dabei handelt es sich um zwei berufliche Schulen und eine Grundschule. Sie wurden bei einer Überprüfung aller Schulen durch die Gesundheitsämter in die Stufe Rot eingeordnet. Entsprechend stellen sie auf kleinere Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und Lernen zu Hause um.
Dagegen sind 47 Schulen als grün und damit als unproblematisch mit Blick auf die Corona-Lage eingestuft, wie die Bildungsverwaltung am Freitag weiter mitteilte. 586 Schulen wurden in die Stufe Gelb eingeordnet. Dort sollen verstärkte Hygieneschutzmaßnahmen ergriffen werden. 154 Schulen sind auf der orangenen Stufe, wo weitere Maßnahmen wie eine Maskenpflicht im Unterricht greifen sollen.
Linke kritisiert aufgeschobene Einschulungsuntersuchungen
Schwerin (dpa/mv) - Die Linke hat die in mehreren Landkreisen aufgeschobenen Einschulungsuntersuchungen kritisiert. «Die Aussetzung der Untersuchungen hat zur Folge, dass möglicherweise Kinder eingeschult werden, die hätten zurückgestellt werden müssen. Zudem erhalten förderbedürftige Kinder über eine lange Zeit nicht die Unterstützung, die ihnen zusteht», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg am Freitag in einer Mitteilung.
Die Landesregierung müsse trotz der schwierigen Bedingungen in der Corona-Krise alles unternehmen, damit der Gesundheitsdienst personell in der Lage sei, seiner gesetzlichen Pflicht nachzukommen.
Das Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, dass schulärztliche wie auch die schulzahnärztlichen Untersuchungen bis Ende des Jahres ausgesetzt werden können. Die Mitarbeiter dieser Bereiche seien unverzichtbar für die Bewältigung der Corona-Pandemie.
Die Landkreise und kreisfreien Städte handhaben dies unterschiedlich, wie eine dpa-Umfrage ergab. Die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Ludwigslust-Parchim berichteten, dass sie diese Untersuchungen voraussichtlich bis Ende des Jahres aussetzen werden. Allein im November könnten die Einschulungsuntersuchungen für rund 300 Mädchen und Jungen an der Seenplatte nicht durchgeführt werden. Im Landkreis Vorpommern-Rügen sei dies zunächst bis Ende November nicht möglich.
Der Landkreis Rostock sprach davon, dass es die Einschuluntersuchungen nur noch ganz vereinzelt gebe. Im Landkreis Nordwestmecklenburg hieß es, dass die bereits vereinbarten Termine in jedem Fall abgearbeitet werden sollen. In Schwerin sollten diese Untersuchungen ursprünglich bereits im November statt Dezember starten, was angesichts der Corona-Lage wieder abgesagt worden sei. In Rostock finden diese Termine hingegen statt.
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald hatte in der vergangenen Woche bereits gemeldet, dass dort im November Einschulungsuntersuchungen für rund 2000 Kinder verschoben werden mussten.
06.11.2020 14.45 Uhr
Studie: Lehrer in Sachsen offen für digitale Schulbildung
Dresden (dpa/sn) - Lehrer in Sachsen stehen einer digitalen Wissensvermittlung zum Großteil aufgeschlossen gegenüber. Zu diesem Schluss kommt eine am Freitag vorgestellte Studie der TU Dresden im Auftrag des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB). Demnach stimmten knapp 70 Prozent der Befragten zu, dass digitale Medien ein selbstverständlicher Teil des Lernens werden sollten. Während sich Grundschullehrer skeptischer zeigten, wurde das Potenzial digitaler Medien vor allem an Oberschulen hoch eingeschätzt. Dass der Einsatz digitaler Medien zu einem größeren Lernerfolg der Schüler führt, glauben hingegen nur die Hälfte der Befragten.
«Obwohl sich Lehrkräfte aller Altersstufen einer zunehmenden Digitalisierung von Schule und Bildung gegenüber aufgeschlossen zeigen, offenbart die Befragung Generationsunterschiede», sagte Studienleiterin Nelly Schmechtig. Jüngere Lehrer zeigten sich optimistischer mit Blick auf den didaktischen Mehrwert digitaler Anwendungen im Unterricht. Ältere Befragte räumten - trotz prinzipieller Aufgeschlossenheit - häufiger ein, sich im Umgang mit technischen Neuerungen schwer zu tun.
Für die repräsentative Studie wurden im Mai und Juni 2019 rund 2300 Lehrer an Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien zum Einsatz und Umgang mit digitalen Medien befragt. 830 Lehrkräfte beteiligten sich an der Befragung.
Corona-Infektionen in Schulen steigen
Saarbrücken (dpa/lrs) - Die Corona-Infektionen an Schulen im Saarland steigen: Am Freitag waren laut Bildungsministerium 155 Schüler und elf Lehrkräfte mit dem Coronavirus infiziert. Eine Woche zuvor waren es noch 21 Schüler und eine Lehrkraft gewesen. Derzeit seien rund 4160 Schüler und rund 480 Lehrer in Quarantäne - nach 460 Schülern und 54 Lehrern eine Woche zuvor (30. Oktober). Von diesem Montag an müssen Schüler ab der fünften Klasse im Unterricht eine Maske tragen. Bislang gilt die Maskenpflicht im Unterricht ab der zehnten Klasse.
Mit der Ausweitung der Maskenpflicht stellt die Landesregierung zusätzliche 1,3 Millionen Mund-Nasen-Bedeckungen zur Verfügung. Sie könnten noch am Freitag und am Montag in Räumen des Zentrums für Biodokumentation in Landsweiler-Reden von den Schulen abgeholt werden, teilte das Ministerium mit. Am Donnerstagabend war nach Angaben eines Sprechers bereits knapp die Hälfte der Masken in Empfang genommen worden.
Für Lehrer gelte weiterhin die dringende Empfehlung, auch im Unterricht eine Maske zu tragen. Um die Kommunikation mit den Schülern zu erleichtern, könne sie ablegt werden, wenn der Mindestabstand eingehalten werde.
Zu einer möglichen bundesweiten Aktion von Maskengegnern am Montag teilte das Ministerium mit, es gebe derzeit für das Saarland keine konkreten Hinweise dafür. Die Lage werde aber sehr genau beobachtet. Wer unwirksame Masken verteile, nehme «eine Corona-Infektion Dritter mit allen möglichen Folgen in Kauf und untergräbt die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie».
Unter anderem in Nordrhein-Westfalen hatte es am Donnerstag Verwirrung um eine angebliche Aktion von Maskengegnern gegeben: Es gebe Hinweise, dass die Initiative «Querdenken 711» deutschlandweit an 1000 Schulen «Aktionen gegen die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckung durchführen will», warnte das dortige Bildungsministerium die Schulen in einer Rundmail. «Querdenken 711» teilte später mit, die angebliche Aktion sei nur ein Test gewesen - um die interne Kommunikation auf Lecks zu überprüfen.
Solche Aktionen wären «in der aktuellen Pandemiesituation schlicht vollkommen verantwortungslos», erklärte das saarländische Ministerium. Ohne eine geeignete Maske sei der Schulbesuch nicht erlaubt: Nicht zulässig seien Bedeckungen aus zu lose gewebtem Stoff oder mit Löchern, Mundschutz-Schilde oder Theater-und Fastnachtsmasken. Material und Form einer Maske müssten gewährleisten, dass sie die Funktion als mechanische Barriere erfüllen könne.
Viele Corona-Verdachtsfälle an Schulen - Maskenpflicht für alle kommt
Magdeburg (dpa/sa) - An allen staatlichen Schulen in Sachsen-Anhalt gilt ab Montag eine Maskenpflicht. Das sieht ein Plan mit Corona-Regeln vor, den das Bildungsministerium am Freitag veröffentlichte. Bisher konnten die Schulleitungen selbst entscheiden, ob sie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf dem Schulgelände anordnen.
Während des Unterrichts gilt die Maskenpflicht nicht. Zudem sind alle Veranstaltungen wie Wandertage, Fahrten, Messen, Sportwettkämpfe und Tage der Offenen Tür derzeit nicht erlaubt. Damit reagiert das Ministerium darauf, dass immer häufiger Schulen von angeordneter Quarantäne für Corona-Verdachtsfälle betroffen sind.
In besonders betroffenen Einrichtungen soll von Montag an auch der reguläre Unterricht aufgegeben werden. Dann werden Kinder und Jugendliche wieder abwechselnd zuhause und in der Schule lernen. Konkret greift das sogenannte Wechselmodell, wenn mehr als ein Viertel der Schülerinnen und Schüler oder der Pädagogen in Quarantäne sind, wie das Ministerium weiter mitteilte. In Grundschulen bleibt in diesem Fall der tägliche Präsenzunterricht bestehen. Allerdings lernen die Kinder dann nur noch mit einem fest zugeteilten Lehrer.
Laut aktueller Übersicht des Bildungsministeriums, sind in dieser Woche 120 Schulen von Quarantäne-Maßnahmen betroffen, doppelt so viele wie vor einer Woche. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die auf Behördenanordnung ihr Zuhause nicht verlassen dürfen, verdreifachte sich im gleichen Zeitraum von 900 auf 2800. Wie viele Schulen am Montag wegen der Quarantäne-Fälle den Unterrichtsbetrieb einschränken müssen, blieb zunächst offen.
Seit Schuljahresbeginn gibt es trotz der Corona-Pandemie regulären Schulbetrieb. Allerdings wurden größere Gruppen gebildet, die einander möglichst nicht begegnen sollen, um bei Corona-Fällen nicht alle in Quarantäne schicken zu müssen. Die Schulen sollen aber trotz des seit einer Woche geltenden Teil-Lockdowns weiter offen bleiben.
Diagnosen für Maskenbefreiung: Datenschützer warnt Schulaufsicht
Mainz/Trier (dpa/lrs) - Die Forderung von Diagnosen für eine Befreiung von der Maskenpflicht im Schulunterricht sieht der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte als rechtlich nicht abgesichert. Wie Dieter Kugelmann am Freitag mitteilte, hat er eine Warnung gegen die Schulaufsichtsbehörde ausgesprochen - weil diese Schulen raten wollte, ausführliche medizinische Angaben von Schülern als Voraussetzung für die Maskenfreiheit anzufordern.
Das Vorgehen sei datenschutzrechtlich äußerst kritisch zu bewerten, da es an einer tragfähigen Rechtsgrundlage für das Einfordern solcher qualifizierten Atteste mangele, sagte der Datenschutzbeauftragte. Eine Sprecherin der für die Schulaufsicht zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes erklärte, der Sachverhalt werde geprüft.
Nach der Corona-Bekämpfungsverordnung könne lediglich die Vorlage einer bloßen ärztlichen Bescheinigung verlangt werden, ohne dass diese nähere Begründungen wie etwa Diagnosen enthalten müsse, erklärte Kugelmann. An ihn hätten sich bereits Dutzende Eltern gewandt, die beklagten, dass die bisher üblichen Atteste in den Schulen nicht mehr akzeptiert würden. Derzeit sei die Befugnis zur Anforderung qualifizierter Atteste, die Gesundheitsangaben enthalten, rechtlich nicht festgelegt. Die Datenschutz-Grundverordnung stelle Gesundheitsdaten jedoch unter einen besonderen Schutz.
Corona in Frankreich: Sorge um Weihnachten und wegen Lage an Schulen
Paris (dpa) - Frankreich schaut wegen der Corona-Pandemie mit Sorge auf das Weihnachtsfest. Die Weihnachtsferien, wie man sie kenne, könne man wahrscheinlich vergessen, sagte Gilles Pialoux, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenkrankheiten eines Pariser Krankenhauses, am Freitag dem Sender BFM TV. «Ich meine, vielleicht wird der Weihnachtsmann dieses Jahr Skype sein», sagte er. Und das sei nicht die schlimmste Strafe für die Menschen im Land. Das Schlimmste wäre, wenn die Epidemie so fortschreite wie bisher.
Auch Gesundheitsminister Olivier Véran hatte bereits erklärt, dass Weihnachten «kein normaler Feiertag» sein werde. «Aber unser Ziel ist es, dass der Druck der Epidemie nachlässt, damit wir rechtzeitig einkaufen gehen, uns in Freude vorbereiten können, und die Bedingungen geschaffen werden, unter denen sich Familien treffen können», sagte Véran der Zeitung «Le Journal Du Dimanche». Die Corona-Lage ist in dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern extrem angespannt. Am Donnerstag wurden mehr als 58 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert - ein Höchstwert.
Auch die Situation an den Schulen bereitet vielen Sorgen. Zwar gelten in Frankreich seit einer Woche strenge Ausgangsbeschränkungen. Anders als im Frühjahr sind Schulen aber weiterhin geöffnet. Lehrerinnen und Lehrer bemängeln allerdings, dass die Hygienevorschriften dort nicht eingehalten werden könnten. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hatte am Donnerstagabend wegen der wachsenden Kritik Vorgaben für Oberschulen angepasst und mehr Heimunterricht zugestanden. Er versicherte, dass die Schulen kein extremer Ort der Ansteckung seien und die Lage unter Kontrolle sei. Für kommenden Dienstag haben Lehrergewerkschaften zu einem Streik aufgerufen.
GEW fordert Ende des Regelunterrichts an den Berliner Schulen
Berlin (dpa/bb) - Die Bildungsgewerkschaft GEW hat angesichts steigender Infektionszahlen gefordert, den Regelunterricht an Berliner Schulen zu beenden. Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann sprach sich am Freitag dafür aus, die Lerngruppen zu halbieren und zur Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause zurückzukehren, wie es ihn in Berlin vor den Sommerferien gegeben hatte. Aus den Schulen gebe es vermehrt Hilferufe. Die Lehrkräfte fühlten sich an ihrem Arbeitsort nicht ausreichend vor möglichen Ansteckungen mit dem Coronavirus geschützt, sagte Erdmann.
«An keinem anderen Ort kommen aktuell so viele Menschen in geschlossenen Räumen ohne Abstand und in den meisten Fällen ohne Masken zusammen», so der GEW-Vorsitzende. «Die Beschäftigten in den Schulen haben den Eindruck, dass Infektionen an den Schulen billigend in Kauf genommen werden.» Das Recht auf Bildung sei ein hohes Gut. «Aber wir dürfen die Schulen nicht auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten und der Schülerinnen und Schüler im Regelbetrieb halten.» Das werde zunehmend zu einem unkalkulierbaren Risiko.
Seit dem Ende der Herbstferien gilt für die Berliner Schulen ein Corona-Stufenplan. Er legt fest, welche Einschränkungen und Maßnahmen bei einer weiteren Zunahme der Infektionszahlen vorgesehen sind. Dabei wird zwischen vier farblich differenzierten Stufen unterschieden.
Grün steht für den üblichen Regelunterricht bei geringem Infektionsgeschehen, Gelb und Orange für Regelunterricht mit unterschiedlich verstärkten Hygienevorkehrungen. Rot bedeutet laut Bildungsverwaltung, dass bei hohen Infektionszahlen kein Regelunterricht mehr stattfindet, sondern eine Kombination aus schulisch angeleitetem Lernen zu Hause und Präsenzunterricht.
Tonne schließt Rückkehr zu Wechselmodell für Schulen nicht aus
Wie geht es weiter an Niedersachsens Schulen? Eine erneute flächendeckende Schließung will das Land vermeiden. Ein Unterricht im Wechselbetrieb mit geteilten Klassen ist dagegen wieder eine Option.
Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne will die Schulen in der zweiten Corona-Welle «mit einem verantwortungsvollen Blick auf den Infektionsschutz» geöffnet halten. Nicht ausschließen will der SPD-Politiker dabei eine landesweite Rückkehr zu einem Wechselbetrieb zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling mit geteilten Klassen, wie er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag) sagte. Die Zahl der Schulen mit coronabedingten Einschränkungen ist in Niedersachsen seit Wochenbeginn deutlich gestiegen. Schon jetzt befinden sich mehr als 100 Schulen im Wechselbetrieb - dem sogenannten Szenario B.
In Niedersachsen gibt es den Angaben zufolge rund 35 000 Klassen an 3000 Schulen. Wie die «NOZ» unter Berufung auf das Kultusministerium berichtete, gab es am Donnerstag an rund 340 Schulen Einschränkungen des Schulbetriebs. Am Freitag waren es einem Ministeriumssprecher zufolge bereits 396 Schulen: Darunter fielen 6 Schulschließungen, 263 Schulen ohne Präsenzunterricht und 127 Schulen mit geteilten Klassen.
Die CDU im Landtag nahm die Überlegungen des Kultusministers zum Wechselmodell wohlwollend auf. «Das würden wir, wenn sich die Infektionszahlen weiter so entwickeln, begrüßen», sagte Fraktionschef Dirk Toepffer am Freitag. Generell müsse das Land wegen der vielen Corona-Neuinfektionen eine Ausweitung des Teil-Lockdowns erwägen.
Vorgesehen ist das Szenario B für die Schulen derzeit in Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, wenn an der jeweiligen Schule eine Infektionsschutzmaßnahme angeordnet wurde, etwa eine Quarantäne für eine Lerngruppe.
05.11.2020 13.45 Uhr
Söder: Keine automatischen Klassenteilungen oder Schulschließungen
Die Staatsregierung vertritt die klare Linie: Schulen und Kitas sollen trotz Corona so lange wie möglich offen bleiben. Und: Auch Klassenteilungen sollen nur sehr lokal angeordnet werden können.
München (dpa/lby) - Ungeachtet der drastisch gestiegenen Corona-Zahlen soll es an bayerischen Schulen auf absehbare Zeit keine automatischen Klassenteilungen oder gar Schulschließungen geben - weder in Landkreisen noch in kreisfreien Städten. Selbst in Corona-Hotspots sollen Schulen nicht automatisch auf einen Wechsel von Präsenz- auf Distanzunterricht umstellen, sondern allenfalls einzelne, betroffene Schulen. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München zu den Ergebnissen eines Gesprächs mit Lehrer-, Eltern- und Schülervertretern am Vortag.
Es gebe keine fixen Corona-Inzidenzwerte, bei denen Schulen geschlossen werden müssten, erklärte Söder. Entscheidend sei nur, ob es an einer Schule ein Infektionsgeschehen gebe oder nicht. Auch bislang hatte kein Automatismus bestanden. Ein Stufenplan des Kultusministeriums sah die Möglichkeit ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 allerdings explizit vor - das ist nun endgültig vom Tisch.
«Schule und Kita bleiben in Bayern geöffnet», betonte Söder. Das gelte so lange, bis ein Gesundheits- oder Schulamt feststelle, dass die Infektionsgefahr in einer bestimmten Einrichtung zu groß sei.
Der Regierungschef forderte sehr deutlich, den Leistungsdruck an den Schulen angesichts der Corona-Krise nicht unnötig zu erhöhen und etwa im Eiltempo Proben schreiben zu lassen. Es dürfe «kein Durchhetzen von Noten und Klausuren» geben, forderte er. Auch die Lehrpläne müssten, wo notwendig, an das Infektionsgeschehen angepasst werden.
Zugleich kündigte Söder an, auch nach diesem Schuljahr solle das Vorrücken in die nächste Klassenstufe großzügiger gehandhabt werden. Und wenn jemand nicht vorrücke, dann solle dies nicht auf die Schulkarriere angerechnet werden. «Ziel ist, dass aus einem nicht normalen Schuljahr trotzdem ein faires Schuljahr wird.»
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte: «Corona macht nicht vor dem Schultor halt, Corona prägt auch den Schulalltag.» Man unternehme aber sehr viel, um Schulen und Kitas offen zu halten.
Piazolo warb aber um Verständnis, dass man das Schuljahr angesichts der ungewissen Corona-Entwicklung nicht jetzt schon komplett durchplanen könne, sondern dass man gegebenenfalls immer wieder nachsteuern müsse. Es lasse sich heute auch noch nicht sagen, wie beispielsweise Prüfungsstoff für Mai angepasst werde. Zum Lehrplan sagte der Kultusminister dagegen, man biete den Lehrerinnen und Lehrern bereits jetzt «Beispiele für Schwerpunktsetzungen».
Piazolo zeigte sich grundsätzlich offen für eine Anpassung der bisherigen Regelung, dass Schüler etwa bei einem bestätigten Corona-Fall in der eigenen Klasse für 14 Tage in Quarantäne müssen. Man werde die Quarantäne-Regelungen aber auch nicht «leichtfertig umschmeißen», sondern nur gedeckt von wissenschaftlichen Erkenntnissen und auch nicht in einem bayerischen Alleingang.
Zur Forderung nach einer Ausstattung von Lehrerinnen und Lehrern mit FFP2-Schutzmasken sagten Söder und Piazolo, man werde noch einmal weiter diskutieren, welche Möglichkeiten es hier geben könnte.
Sozialministerium: Einzelne Schüler statt ganze Klassen in Quarantäne
Statt ganzer Klassen könnten künftig nur noch einzelne Schüler bei einem Corona-Fall in Quarantäne geschickt werden. Das schlägt zumindest das Sozialministerium vor.
Stuttgart (dpa/lsw) - Angesichts der Maskenpflicht im Unterricht sieht es das baden-württembergische Sozialministerium nicht mehr als zwingend notwendig an, ganze Klassen bei einem Corona-Fall in Quarantäne zu schicken. Stattdessen könnten nur noch direkte Kontaktpersonen wie Sitznachbarn isoliert werden, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es, ein landesweit einheitliches Vorgehen zu erreichen. An entsprechenden Handlungshinweisen werde im Ministerium bereits gearbeitet. Darin folge man aktualisierten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts.
Ob einzelne Schüler oder ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden, entscheiden dem Sprecher zufolge aber nach wie vor die zuständigen Gesundheitsämter. Das Kultusministerium sieht das unterschiedliche Vorgehen kritisch und fordert Einheitlichkeit. Derzeit befinden sich im Land knapp 350 von 67 500 Klassen nicht im Präsenzbetrieb.
In Baden-Württemberg müssen Schüler weiterführender Schulen ab Klasse fünf einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch Berufsschüler sind zum Tragen der Masken im Unterricht verpflichtet.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hat allerdings kein Verständnis für eine Lockerung der Quarantäneregelungen - und kritisiert, dass Schulleitungen die Arbeit überlasteter Gesundheitsämter übernehmen und über die Quarantäne der Schüler entscheiden müssen. «Das Krisenmanagement des Kultus- und Sozialministeriums ist für die Schulen eine Zumutung, sorgt für Chaos und zu einer weiteren Belastung für die Schulleitungen», betonte die Landesvorsitzende Doro Moritz. Es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Covid-19 im Klassenzimmer harmlos sei. Die Schutzmaßnahmen in Kitas und Schulen müssten verbessert und mehr Personal zur Verfügung gestellt werden.
480 000 Einweg-Schutzmasken und Desinfektionsmittel für Schulen
Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulen bekommen weitere Ausrüstung für einen besseren Schutz vor dem Coronavirus. Die Gesundheitsverwaltung stelle den Schulämtern jeweils bis zu 40 000 Mund-Nasen-Schutzmasken zur Verfügung - insgesamt 480 000 Stück, teilte die Bildungsverwaltung am Donnerstag mit. Die medizinischen Einwegmasken sollen den Bezirksämtern demnach in den nächsten Tagen geliefert und von dort an die Schulen verteilt werden. Zudem könnten die Bezirke palettenweise Handdesinfektionsmittel abrufen; 8500 Liter habe ein Pharmakonzern gespendet, hieß es. Auch Schutzbrillen seien auf Paletten à 2000 Stück verfügbar.
Am Dienstag hatte der Senat beschlossen, dass auch 1200 mobile Luftreinigungsgeräte angeschafft werden. Diese sollen Schulen zugute kommen, deren Klassenzimmer aufgrund der baulichen Situation nur schwer belüftet werden können. In Berlin gibt es - Berufsschulen eingerechnet - 874 Schulen. Erklärtes Ziel ist, sie trotz zuletzt generell stark gestiegener Corona-Zahlen in der Stadt soweit wie möglich offen zu halten.
Ministerium in NRW warnt vor Maskengegnern auf Schulweg
Düsseldorf (dpa) - Das nordrhein-westfälische Bildungsministerium hat die Schulen in dem Bundesland vor Aktionen von Maskengegnern am 9. November gewarnt. Es gebe Hinweise, dass die Initiative «Querdenken 711» deutschlandweit an 1000 Schulen «Aktionen gegen die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckung durchführen will», so das Düsseldorfer Ministerium in einer Rundmail an alle Schulen.
Demnach sollen «Querdenken»-nahe Eltern planen, Kinder und deren Eltern auf dem Schulweg anzusprechen und ihnen unwirksame Masken mit dem «Querdenken»-Logo in die Hand zu drücken oder eine CO2-Messung unter den Masken der Kinder anzubieten. Laut Ministerium hat sich die Initiative dafür extra «das besondere Datum des 9. Novembers» ausgesucht. Auf einer in der E-Mail verlinkten Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung wird der «Schicksalstag» der deutschen Geschichte erklärt, an dem 1938 die Pogromnacht stattfand und 1989 die Mauer fiel.
Da aus Sicht des Ministeriums «damit zu rechnen ist, dass Schülerinnen und Schüler und deren Eltern möglicherweise zu Verstößen gegen geltende Rechtsnormen (...) aufgerufen werden sollen, mit denen sie ihre Gesundheit oder die Gesundheit anderer (auch in der Schule) gefährden können», sollen die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld gewarnt und aufgeklärt werden.
Sollten Maskengegner Schulgelände betreten oder Kinder und Jugendliche bedrängen, sollen die Lehrer die Polizei rufen, so das Ministerium.
Chef des Landeselternbeirats fordert kleinere Klassen und mehr Lehrer
Karlsruhe (dpa/lsw) - Kleinere Klassen und mehr Lehrer fordert der Chef des Landeselternbeirats (LEB), Michael Mittelstaedt. «Die Krise hat uns erneut vor Augen geführt, dass der Klassenteiler gesenkt werden muss und man mehr Lehrer braucht», sagte Mittelstaedt im Interview mit der «Heilbronner Stimme» und dem «Mannheimer Morgen» (Donnerstag). Es mache keinen Sinn, Gruppen mit 25 oder 30 Kindern zu unterrichten. «Mit kleineren Klassen ergibt sich eine viel bessere Unterrichtsqualität. Bildung kostet halt Geld», betonte der LEB-Vorsitzende.
Viele Klagen hört Mittelstaedt derzeit über die «Flut von Verordnungen und Erklärungen» wegen der Corona-Pandemie: «Keiner versteht mehr, welche Regeln gelten. Wer darf sich wann unter welchen Bedingungen treffen? Wie sind Elternabende unter der Pandemiestufe 3 möglich? Was ist online möglich?»
Weil es wohl nicht der letzte Winter unter Corona-Bedingungen sei, müsse man überlegen, was zu tun ist: «Wenn wir von zwei Wintern ausgehen, ist es naiv, alle 20 Minuten die Fenster aufzureißen. Das ist ein Notbehelf, der nichts mit einer geregelten Vorgehensweise zu tun hat.» Er forderte für den Fall Raumluftreiniger und Trennwände zwischen den Schülern.
Auch müssten sich Eltern auf eine stabile Betreuung der Kinder durch die Schule verlassen können. Eine Notlage von ein, zwei Wochen sei nicht das Problem. Aber, so unterstrich Mittelstaedt in dem Zeitungsinterview: «Eltern können doch nicht einfach ihren Job ein halbes Jahr an den Nagel hängen, um ihre Kinder zu betreuen. Ich verstehe die Mütter und Väter, die sagen, dass Schule primär außer Haus stattfinden muss.»
CO2-Messgeräte in Kölner Schulen
Köln (dpa/lnw) - Alle 260 Kölner Schulen bekommen in den nächsten drei Wochen ein CO2-Messgerät. Diese Geräte sollen das richtige Lüften in den Klassen erleichtern. Nach Angaben der Stadt messen die Geräte die Aerosol-Last in der Luft. Wenn ein bestimmter Wert überschritten wird, soll der Raum stoßgelüftet werden. Die Schulen sollen die Geräte zunächst in verschiedenen Räumen testen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, in welchen Zeitabschnitten gelüftet werden soll. Die Erfahrungen sollen Ende November stichprobenartig bei den Schulen abgefragt werden.
Verband: Alleinerziehende zu wenig unterstützt
Potsdam (dpa/bb) - Der Landesverband der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender in Brandenburg kritisiert in der Corona-Pandemie mangelnde Unterstützung der Betroffenen und ihrer Kinder. «Sie leiden derzeit besonders unter den Auswirkungen», sagte Birgit Uhlworm, Geschäftsführerin des Brandenburger Landesverbandes der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender (SHIA) und Sprecherin im Rat der Landesarmutskonferenz. «In dieser Gruppe spitzen sich alle Probleme, die Familien mit Kindern haben, noch einmal zu.»
Oftmals verfügten die Mütter und Väter nur über geringe Einkommen, seien auf Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder den Kinderzuschlag angewiesen. «Das Geld ist sehr knapp», sagte sie. Bedürfnisse der Menschen mit Kindern und Jugendlichen werden aus Sicht des Landesverbandes nicht ausreichend wahrgenommen. «Unternehmen werden in der Corona-Krise extra unterstützt, die große Gruppe aber viel zu wenig», sagte sie.
Die Familien fühlten sich an vielen Stellen alleingelassen und sehen sich bürokratischen Hürden ausgeliefert. «Diese Menschen haben keine Lobby», sagte Uhlworm. Die Lage der Eltern und ihrer Kinder ist aus ihrer Sicht katastrophal. Leistungen, die Kindern und Jugendlichen über das Bildungs- und Teilhabepaket eigentlich zustehen würden, werden oft nicht wie festgelegt geleistet. So sei es vielerorts schwierig den Zuschuss zum Mittagessen zu erhalten, wenn die Kinder nicht in die Schule dürfen. «Doch auch zu Hause muss es Mittagessen geben», sagte sie.
Viele Schulen verlangten zudem, dass die Eltern ihre Kinder mit einigen Mund-Nasen-Bedeckungen als Ersatz und Desinfektionsmitteln ausstatten müssten, sagte sie. Wenn das Geld knapp sei, könne das eine Herausforderung für die Eltern sein. Das Bildungsministerium des Landes habe glücklicherweise klar gestellt, dass die Kosten über den Schulsozialfonds finanziert werden sollen.
Bundesweit besteht nach Angaben des SHIA-Landesverbandes fast jede fünfte Familie aus einem alleinerziehenden Elternteil. In Brandenburg ist es bereits jede vierte Familie. 64 000 Mütter und Väter leben mit ihren Kindern allein.
04.11.2020 10.00 Uhr
Warten auf die Schüler-Tablets: Noch sind kaum welche in den Schulen
Ein halbes Jahr ist es her, dass der Bund 500 Millionen Euro für Laptops und Tablets für bedürftige Schüler bereitgestellt hat. Anlass waren die Erfahrungen des Lockdowns im Frühjahr gewesen. Die meisten Schulen warten immer noch auf die Geräte.
Schwerin (dpa/mv) - Ein halbes Jahr nach der Verkündung des 500 Millionen Euro schweren «Sofortprogramms Digitale Endgeräte» des Bundes warten viele Schulen in Mecklenburg-Vorpommern noch immer auf die versprochenen Laptops und Tablets für bedürftige Kinder und Jugendliche. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter kreisfreien Städten und Landkreisen.
Die Stadt Schwerin hatte aus dem Sofortprogramm die Beschaffung von 1500 Tablets beauftragt, wie Stadtsprecherin Michaela Christen sagte. Angekommen seien noch keine. «Die Lieferung der Geräte ist bis Jahresende geplant.» In Rostock wird erst ab Januar mit der Lieferung der 481 bestellten Notebooks und 2687 Tablets gerechnet.
Auf MV entfallen von dem Sofortprogramm zehn Millionen Euro. Die damit gekauften Geräte sollen im Fall erneuter Schulschließungen den Fernunterricht übers Internet besser als im Lockdown im Frühjahr ermöglichen. Denn nicht alle Kinder verfügten über die nötigen Computer. Nicht überall reichte das Netz aus. Überdies fehlte es an Konzepten für wirkliches Lernen in Internet-Klassenräumen. Mancher Schüler wurde während der Schulschließungen im Frühjahr gar nicht erreicht.
Der Landkreis Ludwigslust-Parchim geht spätestens im ersten Quartal 2021 von einer Lieferung seiner 1050 bestellten Geräte für die Schulen in Kreisträgerschaft aus - das sind die Gymnasien und die Berufsschulen. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist etwas optimistischer und rechnet damit, dass die Auslieferung bis Ende 2020 abgeschlossen sein wird. «Bei allen Herstellern ist aktuell mit Wartezeiten von bis zu fünf Wochen zu rechnen», sagte Kreissprecherin Haidrun Pergande.
In Vorpommern sieht es etwas besser aus: Im Landkreis Vorpommern-Rügen sind bereits 500 Leihgeräte beschafft und 420 davon auch ausgegeben, wie eine Sprecherin mitteilte. Weitere 230 sollen bis Jahresende geliefert werden.
Im Nachbarkreis Vorpommern-Greifswald sind nach Worten von Sprecher Achim Froitzheim die Schulen in Trägerschaft des Kreises vollständig mit gut 1000 Tablets beliefert worden. Lediglich zwei Schulen hätten wegen Lieferengpässen noch nicht bestückt werden können. So richtig losgehen kann es aber noch nicht, denn: «Für die iPads sind Einweisungen der Lehrkräfte geplant», erklärte Froitzheim. Wegen der aktuellen Lage seien die Termine in den Dezember verschoben worden.
«Wir können nur hoffen, dass die Schulen nicht wieder geschlossen werden müssen», sagte die Vorsitzende der oppositionellen Linksfraktion im Schweriner Landtag, Simone Oldenburg, angesichts der Situation. Der Zustand sei unhaltbar. Die meisten Schulen seien noch Welten von einem digitalen Homeschooling entfernt. Das liege nicht nur an fehlenden Endgeräten. «Es fehlt auch eine funktionierende Lernplattform, Breitbandanschlüsse sind nicht vorhanden.» Auch fehlten vielerorts Lehrer-Laptops. Zudem habe nicht jeder einen Internetanschluss. Oldenburg vermisst ein schlüssiges Konzept.
Aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim heißt es zum Thema Lehrer-Laptops: «Ein Vorgehen zur über die Pressemitteilungen angekündigten Förderung für Dienstgeräten der Lehrkräfte vor einigen Wochen durch Bund und Länder ist noch nicht spezifiziert worden. Insofern liegen dem Landkreis zur Ausstattung der Lehrkräfte keine weiteren Informationen vor.» Ähnliches ist aus der Stadt Rostock zu Lehrer-Laptops zu hören. Es gebe dazu noch keine Abstimmungen mit dem Bildungsministerium MV, so die Pressestelle der Stadtverwaltung. Auch gebe es derzeit zu diesem Programm keine Förderrichtlinie.
Das Bildungsministerium hatte zu den zehn Millionen Euro des Bundes für digitale Endgeräte in MV noch eine Million dazugelegt. Außerdem trieb es die Entwicklung der Lernplattform «Its learning» voran, die digitalen Unterricht ermöglichen soll. Knapp die Hälfte der Schulen arbeite bereits damit, erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) jüngst in der Tageszeitung «Nordkurier». Lehrer könnten Unterrichtsmaterial als Text oder Video bereitstellen, Schüler ihre Aufgaben digital abrufen, bearbeiten und einreichen. In Dokumenten oder für Projekte könnten Schülergruppen auch digital zusammenarbeiten und sich austauschen.
Luftfilter gegen Corona: Die Nachfrage steigt
Lüften hilft gegen Corona. Doch was, wenn man nicht lüften kann - weil Räume zu wenig Fenster haben oder es zu kalt ist? Dann könnten unter anderem mobile Raumluftfilter helfen. Die Nachfrage zieht an.
Heinsberg/Mainburg/Neubiberg (dpa) - Mit Beginn der kalten Jahreszeit wird Lüften als wichtige Waffe gegen die Verbreitung des Coronavirus schwieriger. Mehrere Bundesländer wollen daher hochwertige mobile Raumluftfilter für Klassenzimmer fördern. Auch aus der Bundespolitik gibt es entsprechende Forderungen. Für Restaurants oder Büros könnten solche Geräte ebenfalls interessant sein. Die Nachfrage steigt, doch könnte die Industrie überhaupt liefern oder drohen Engpässe wie bei Schutzmasken und Beatmungsgeräten im Frühjahr?
Mehrere Unternehmen haben seit Beginn der Corona-Pandemie mobile Luftfilteranlagen gegen Viren entwickelt. Dazu gehören auch Trotec aus Heinsberg in Nordrhein-Westfalen und Wolf aus dem bayerischen Mainburg. Bei beiden bemerkt man inzwischen ein deutliches Anziehen der Nachfrage und steigende Lieferfristen.
Drei bis vier Wochen betrug die Wartezeit zuletzt bei Trotec, drei bei Wolf. Alexandra Goertz, Geschäftsführerin bei Trotec, ist zuversichtlich, dass die Industrie die Nachfrage auch bei einem Boom bedienen kann - wenn auch mit gewissen Wartezeiten, wie sie sagt. Bei Wolf geht man von einer Produktionskapazität von rund 1000 Geräten pro Woche aus, bei einem geschätzten potenziellen Bedarf von 40 000 bis 50 000 alleine für die Schulen in Deutschland.
Eine weitere Herausforderung ist die Beschaffung der Teile. Die Komponenten seien nicht besonders exotisch, sagt Goertz. Engpässe bei speziellen Teilen könne man nicht ausschließen, doch bisher klappe es gut, heißt es. Auch bei Wolf hat man das Thema im Auge.
Die Geräte der beiden Anbieter weisen gewisse Ähnlichkeiten auf. Es sind Kästen in Kühlschrankgröße, die einfach in den Raum - beispielsweise ein Klassenzimmer - gestellt werden, nötig ist nur eine Steckdose. Dann saugen sie Luft an, schicken sie zuerst durch einen gröberen Vorfilter und dann durch einen speziellen Filter, der in der Lage ist, auch Viren weitestgehend aus der Luft zu holen.
Die Qualität dieses Filters ist nach Ansicht von Experten wie Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg essenziell für die Wirksamkeit. Er hat bereits mehrere Geräte getestet, unter anderem von Trotec. Kähler nennt zudem zwei weitere Bedingungen für einen erfolgreichen Einsatz: Um die Luft schnell zu reinigen, müssen die Geräte ein mehrfaches des Raumvolumens pro Stunde filtern und dabei leise genug sein, um im Dauerbetrieb zu laufen.
Technisch war die Entwicklung für die Unternehmen mit Erfahrung im Luftfilterbereich kein Hexenwerk - auch weil sich viel aus anderen Geräten übertragen lässt, wie Goertz bestätigt. Wolf-Chef Thomas Kneip sagt: «Unser Produkt ist eine Adaption einer bestehender Technik, welche bereits in Krankenhäusern oder Reinräumen eingesetzt wird.»
Beide Unternehmen haben Teile der Produktion umgestellt, um die erhoffte Nachfrage zu bedienen. Finanziell ist die Entwicklung der Geräte ein kleines Risiko für die Unternehmen - aber natürlich auch eine Geschäftschance. «Wie bei allen Produkten wollen wir auch Geld damit verdienen», sagt Kneip, betont aber, normale Preise zu verlangen. «Wir haben uns an den üblichen Margen orientiert.» Der Preis soll auch im Vergleich wettbewerbsfähig sein.
Und Kneip hofft, dass die Virenfilter keine Eintagsfliegen der Corona-Krise werden. «Langfristig könnte gereinigte Luft auch in Hotels oder Tagungsräumen zum Qualitätsmerkmal werden», sagt er. Das muss man sich allerdings auch leisten können. Einige Tausend Euro kosten die Geräte typischerweise, die Luftfilter, die je nach Hersteller nach ein bis zwei Jahren ausgetauscht werden sollen, einige Hundert.
Nach Kritik: Schulgipfel über Unterricht unter Corona-Bedingungen
Die Schulen in Bayern sollen unter allen Umständen so lange wie möglich offen bleiben - so lautet das Ziel. Die Vorgabe der Staatsregierung hat Folgen, und über die sind längst nicht alle glücklich. Ein Schulgipfel soll nun die Wogen glätten.
München (dpa/lby) – Themen gibt es reichlich: Bei einem virtuellen Schulgipfel wollen Vertreter der Staatsregierung am Mittwoch (14.00 Uhr) mit Lehrern, Schülern und Eltern über die Situation an den Schulen sprechen. Schon im Vorfeld hatte es teils harsche Kritik der Verbände an der Schulpolitik in der Corona-Pandemie gegeben.
Zwar sind in dieser Woche gerade Herbstferien im Freistaat, doch danach sollen die Kinder und Jugendlichen trotz Teil-Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wieder in ihre Klassenzimmer kommen - sofern nicht das Gesundheitsamt wegen eines konkreten Corona-Falles Quarantänemaßnahmen anordnet. Der Präsenzunterricht ganzer Klassen behagt - zumindest unter den aktuellen Bedingungen - vielen nicht.
So fürchten Lehrerverbände um die Sicherheit der Pädagogen und fordern von ihrem Dienstherrn die Bereitstellung von FFP2-Masken, die besser vor einer Ansteckung schützen als die Alltagsmasken. Auch Lüftungsgeräte für die Klassenzimmer sind ein Thema, ebenso der beständig drohende Distanzunterricht und dadurch provozierte geballte Anforderungen im Präsenzunterricht.
Neben den Lehrer- und Direktorenverbänden sind auch Eltern- und Schülervertreter zu dem Online-Gipfel eingeladen. Auch die kommunalen Spitzenverbände sollen dabei sein, ebenso wie Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), Ministerpräsident Markus Söder, Staatskanzleichef Florian Herrmann und Gesundheitsministerin Melanie Huml (alle CSU).
Die Staatskanzlei als Gastgeber dämpfte im Vorfeld allzu hochfliegende Erwartungen an konkrete Ergebnisse. Der Schulgipfel sei ein «reines Arbeitstreffen», sagte ein Sprecher. Entsprechend sei nicht geplant, die Öffentlichkeit inhaltlich über den Verlauf der Online-Veranstaltung zu informieren.
03.11.2020 17.00 Uhr
Land NRW verbietet geplanten Solinger Schulsonderweg
Die Corona-Neuinfektionen in NRW steigen weiter. Die Stadt Solingen plant als Gegenmaßnahme für ihre weiterführenden Schulen ein Sondermodell. Aber die Landesregierung sagt dazu im letzten Moment Nein.
Solingen (dpa/lnw) - Das Land NRW verbietet der Stadt Solingen ihren geplanten Corona-Sonderweg für weiterführende Schulen mit je zur Hälfte Präsenz- und Distanzunterricht. Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf habe die Kommune am Dienstag per Erlass angewiesen, ihre Verfügung zur Einführung eines solchen Blockunterrichts nicht umzusetzen, teilte die Stadt mit. Solingen hatte angekündigt, ab diesem Mittwoch angesichts anhaltend hoher Corona-Neuinfektionen die Klassenstärken zu halbieren und je 50 Prozent der Schüler digital zu unterrichten.
Konkret sollte bis Ende November wechselweise die Hälfte einer Klasse im Präsenz-, die andere Hälfte daheim im Distanzunterricht lernen. Das wurde nun gestoppt. Als Ziel hatte die Stadt am vergangenen Freitag betont, man wolle die insgesamt rund 20 000 Schüler vor einer Schulschließung bewahren. Ausgenommen hatte das Modell Grund- und Förderschulen sowie die Abschlussklassen der Sekundarstufen I und II.
Da es sich um eine Anweisung des Landes handele, müsse die Stadt ihre Pläne begraben und Folge leisten, erläuterte ein Sprecher in Solingen. Man habe allerdings eine andere Auffassung als das Land und werde das dem Ministerium auch deutlich darlegen.
Die Lehrergewerkschaft GEW hatte das Solinger Konzept noch kurz zuvor als «vorbildlich» begrüßt und von verantwortungsvollem Handeln gesprochen. Den Solinger Schulen sollte die organisatorische Umsetzung selbst überlassen werden - ob sie etwa einen Wechsel im Tages- oder Wochenrhythmus einführen. Die Planung vor Ort war laut Stadt bereits angelaufen. Auch andere Kommunen hätten Interesse gezeigt. Laut «Rheinischer Post» (Dienstag) gab es in Krefeld ähnliche Überlegungen.
Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts ist die Verkleinerung von Schulklassen «durch Teilung oder Wechselunterricht» ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen ratsam. In Solingen lag dieser Wert am Dienstag bei 227 und im Bundesland NRW bei 162,5. Der Wert zeigt an, wie viele Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen registriert wurden.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich erst kürzlich dagegen ausgesprochen, einen Teil der Schüler zu Hause und den anderen Teil in den Schulen zu unterrichten. In den mehr als 5000 Schulen in NRW ist aber nach Angaben des Schulministeriums die Zahl der bestätigten Corona-Fälle seit den Ferien bei Schülern wie Lehrern gestiegen.
Der Philologen-Verband NW mahnte, es brauche «klare Richtlinien und Handlungsanweisungen für den Fall, dass der Präsenzunterricht vor dem Hintergrund des lokalen Infektionsgeschehens nicht aufrechterhalten werden kann». Schulen sollten früher und umfassender informiert, alle relevanten Akteure regelmäßig ins Boot geholt werden. Wenn die Schulen offenbleiben sollten, müsse die Politik mehr für den Gesundheitsschutz tun.
Zunehmend Corona-Einschränkungen an den Schulen
Kiel (dpa/lno) - Die Corona-Einschränkungen an Schulen in Schleswig-Holstein nehmen zu. Wie ein Sprecher des Bildungsministeriums am Dienstag am Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, erhielten Stand Montag 145 Schul-Kohorten wegen Corona-Fällen oder (möglichen) Corona-Kontakten keinen Präsenzunterricht. Vergangenen Freitag (30. Oktober) waren es nur 95 Kohorten gewesen. «Kohorte» ist ein Sammelbegriff. Darunter fallen Schülergruppen, Klassen oder auch ganze Jahrgangsstufen.
Die Zahl der betroffenen Kohorten steige zwar, allerdings erhielten - grob überschlagen - deutlich mehr als 90 Prozent der Schüler weiterhin Präsenzunterricht, betonte der Sprecher. Die Zahl der komplett geschlossenen Schulen verdoppelte sich von zwei auf vier. In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 951 Schulstandorte.
Insgesamt 19 Corona-Fälle wurden jüngst an der Elmshorner Leibniz Privatschule nachgewiesen. Die Schule bleibt bis zum 15. November weitgehend geschlossen, lediglich die gymnasiale Oberstufe darf unter verschärften Hygieneauflagen geöffnet bleiben, hatte die Kreisverwaltung Pinneberg am Montag mitgeteilt. In Schulen im Kreis Pinneberg gibt es laut Ministerium 12 betroffene Kohorten, im Kreis Segeberg 11 und im Kreis Nordfriesland 23.
Zurzeit müssen die Schüler in Schleswig-Holstein von der ersten Klasse an auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Im Landtag hatte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) vergangene Woche trotz rasant steigender Infektionszahlen bekräftigt, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten.
Kretschmann: Stoßlüften in Schulen ist das Mittel der Wahl
Stuttgart (dpa) - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält den Einsatz von Luftreinigungsgeräten in Klassenzimmern für eine nicht umsetzbare Lösung im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Nach Auskunft des Kultusministeriums seien lediglich drei Prozent der Klassenzimmer im Land nicht belüftbar, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Und in der Regel finde in diesen Räumen kein Unterricht statt. Stoßlüften werde von Experten als außerordentlich wirksam geschildert und sei das «Mittel der Wahl». Dabei nehme die Temperatur um zwei bis drei Grad ab. Es wäre gar nicht möglich, Filtergeräte in allen Klassenzimmern im Land flächendeckend einzusetzen.
Kretschmann sprach sich auch gegen Wechselunterricht mit halbierten Klassen aus. Es sei schon viel Unterricht ausgefallen. Das Konzept der Landesregierung mache ein hohes Maß an Präsenzunterricht möglich. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in Baden-Württemberg an 250 Schulen insgesamt 347 Klassen beziehungsweise Gruppen vorübergehend aus dem Präsenzbetrieb herausgenommen (Stand: 3. November 2020). Zwei Schulen seien vollständig geschlossen.
Bildungsministerium: Quarantäne an 92 Schulen und Berufsschulen
Schwerin (dpa/mv) - Mit den steigenden Corona-Infektionszahlen nehmen in Mecklenburg-Vorpommern die Quarantänefälle an Schulen zu. Das Bildungsministerium in Schwerin meldete am Dienstag aktuelle Quarantänemaßnahmen an 79 allgemeinbildenden und 13 beruflichen Schulen. Betroffen seien derzeit 3626 Schüler sowie 410 Lehrkräfte und pädagogisches Personal.
An den allgemeinbildenden Schulen seien damit 2,3 Prozent aller Schüler und 3,4 Prozent der Lehrer betroffen. Ihre Zahl hat sich binnen einer Woche etwa verdoppelt: Am 26. Oktober waren den Angaben zufolge 1,3 Prozent aller Schüler und 1,7 Prozent aller Lehrer an den rund 560 allgemeinbildenden Schulen im Land in Quarantäne. Drei Schulen seien derzeit komplett geschlossen.
An den Berufsschulen sind die Zahlen betroffener Lehrer und Schüler geringer, sie steigen aber auch. Das Bildungsministerium erhebt die Zahlen jeweils montags. Sie liegen nach Auskunft eines Sprechers in der Regel am späten Abend vor.
Ein Ministeriumssprecher betonte, an 30 der 92 Schulen und Berufsschulen mit Quarantänemaßnahmen seien Infektionsfälle in der Schule festgestellt worden. An den anderen 62 Schulen seien lediglich Kontaktpersonen von Infektionsfällen außerhalb der Schule betroffen.
Seit Schuljahresbeginn waren den Angaben zufolge in MV 6805 Schüler und 780 Lehrkräfte und pädagogisches Personal vorübergehend in Quarantäne. An 151 Schulen habe es bislang Quarantänemaßnahmen gegeben. An den allgemeinbildenden Schulen in MV werden insgesamt 152 700 Schüler unterrichtet, an den Berufsschulen sind es 34 500.
«Wo drückt der Schuh?» Staatskanzlei lädt zum Schulgipfel ein
Im Freistaat gibt es einen Teil-Lockdown und Kontaktbeschränkungen, die Schulen aber bleiben trotz hoher Infektionszahlen offen. Am Unterricht in Krisenzeiten und seinen Bedingungen gibt es durchaus Kritik. Ein Schulgipfel soll die Gemüter nun besänftigen.
München (dpa/lby) – Es dürfte ein hitziges Treffen werden: Bei einem Schulgipfel der Staatskanzlei stoßen am Mittwoch Lehrer, Eltern, Schüler und Politiker aufeinander. Schon im Vorfeld hatte es teils harsche Kritik an der Schulpolitik der Staatsregierung in der Corona-Pandemie gegeben. In großer Runde soll nun beim Gipfel die aktuelle Lage an den Schulen im Freistaat diskutiert werden. Gesprächsbedarf dürfte es auch inmitten der Herbstferien reichlich geben: Distanzunterricht, geballte Leistungsproben im Präsenzunterricht, die Forderung nach hochwertigen Masken für Lehrer und fehlende Lüftungsgeräte in den Klassenzimmern sind nur einige der Themen, die die Schulfamilie derzeit umtreiben.
«Das wird als Videoschalte stattfinden, als reines internes Arbeitsgespräch mit einem größeren Kreis», sagte ein Sprecher der Staatskanzlei am Dienstag. Inhaltlich gehe es um ein «aktuelles Update, Lage der Dinge, wo drückt der Schuh?». Öffentlich äußern werde sich die Staatskanzlei nach dem auf mehrere Stunden angesetzten Gipfel am Nachmittag voraussichtlich nicht, um den Arbeitscharakter der Veranstaltung zu wahren.
Am Vortag hatten sowohl Eltern- als auch Schülerverbände in offenen Briefen fehlende Konzepte in Bayerns Corona-Schulpolitik beklagt und schnelle Verbesserungen gefordert. Trotz rasch steigender Corona-Infektionszahlen bleiben Bayerns Schulen und Kitas auch während des Teil-Lockdowns im November geöffnet - dies hat für die Politik höchste Priorität.
Die Landeselternvereinigung der Gymnasien (LEV) und der Bayerische Elternverband (BEV) bemängelten den Corona-Unterricht im Freistaat zum Wochenbeginn jedoch als planlos und ungerecht. Von einer «gelungenen Erziehungspartnerschaft» könne nicht die Rede sein, weil Eltern zu Ersatzlehrern werden müssten und keine Chancengleichheit mehr gegeben sei. Zudem herrsche auch acht Monate nach Beginn der Pandemie «digitales Chaos».
Die Elternverbände beklagten ebenso wie der Landesschülerrat eine «Notenjagd» aus Angst vor weiteren Schulschließungen. Dem entgegnete das Kultusministerium, dass die Schulaufsicht in diesem Punkt bereits tätig geworden sei, um die Schülerinnen und Schüler nicht übermäßig mit Proben zu belasten. Keine Lösung scheint hingegen bei den Lüftungsgeräten in Sicht, für die die Staatsregierung zwar Geld bereitstellt, die von vielen Kommunen aber nur zurückhaltend angeschafft werden.
Von Seiten des Kabinetts werden an dem Schulgipfel den Plänen zufolge Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sowie Ministerpräsident Markus Söder, Staatskanzleichef Florian Herrmann und Gesundheitsministerin Melanie Huml (alle CSU) teilnehmen. Eingeladen sind auch Vertreter der Lehrer-, Direktoren-, Eltern- und Schülerverbände sowie die kommunalen Spitzenverbände Landkreistag, Städtetag, Gemeindetag und Bezirketag.
Corona-Krankenstand führt zu einzelnen Engpässen an Hamburger Schulen
Hamburg (dpa/lno) - An Hamburger Schulen kommt es wegen coronabedingter Ausfälle von Lehrkräften zu einzelnen Engpässen. Das räumte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag bei NDR 90,3 ein. Zwar sei die eigentliche Zahl der von Corona betroffenen Lehrkräfte so gering, dass man sie kompensieren könne. «Viel schwieriger ist in der Tat, dass viele - was ja nicht verkehrt ist - bei Erkältungsanzeichen jetzt zu Hause bleiben.» Auch werde manchmal «ein halbes Kollegium in Quarantäne geschickt», wenn ein infizierter Schüler mit besonders vielen Lehrern in Kontakt gewesen ist.
Dann könne es vorkommen, dass Schüler auch mal vier Tage zu Hause lernen müssen, sagte Rabe. «Aber wir versuchen als Schulbehörde, dann gegenzusteuern und den Schulbetrieb möglichst schnell wieder hochzufahren.»
Insgesamt sei das Risiko für Lehrkräfte, sich in der Schule zu infizieren, mit einer Quote von 9:1 aber gering. «Das heißt, von 10 infizierten Lehrkräften hat nur eine sich in der Schule angesteckt, fast alle dagegen zu Hause.» Auch die Zahl der zur Risikogruppe zählenden Lehrerinnen und Lehrer sei in Hamburg vergleichsweise gering. «Das alles sind zusammen vielleicht zwei Prozent, drei Prozent aller Lehrkräfte», sagte Rabe.
Anstieg der Corona-Fälle in NRW-Schulen seit den Ferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - In den mehr als 5000 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der bestätigten Corona-Fälle bei Schülern und Lehrern seit den Ferien angestiegen. Nach Ende der Herbstferien wurden in der vergangenen Woche (44. KW) 1808 Corona-Fälle bei Schülern verzeichnet, wie aus einem Bericht des Schulministeriums für die Ausschusssitzung des Landtags an diesem Mittwoch hervorgeht. In der 41. Kalenderwoche waren 853 Fälle gemeldet worden. Die Zahl der Schüler in Quarantäne sank indes von mehr als 23 300 vor den Herbstferien auf knapp 13 600 nach den Ferien. In NRW gibt es rund 2,5 Millionen Schüler und mehr als 5500 Schulen.
Bei den Lehrkräften wurden demnach vergangene Woche 367 Corona-Fälle gemeldet, in der Woche vor den Ferien waren es noch 166. In Quarantäne befinden sich 1287 Lehrkräfte (KW 41: 2084). Der Anteil der Lehrkräfte, die wegen Corona nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden konnten, lag laut Bericht vergangene Woche bei 3,9 Prozent und damit etwas niedriger als vor den Ferien (4,3 Prozent).
An 98,4 Prozent der Schulen fand vergangene Woche laut Ministerium Präsenzunterricht für alle Klassen statt. An 68 Schulen habe es Teilschließungen gegeben, keine Schule sei vollständig geschlossen gewesen. In der Woche vor den Ferien hätten 360 Schulen pandemiebedingt teilweise schließen müssen und acht Schulen komplett.
Trotz landesweit steigender Corona-Zahlen sollen die Schulen in NRW offen bleiben. Das hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montag noch einmal bekräftigt. Seit Montag gilt in NRW ein Teil-Lockdown. Restaurants, Cafés, Sport- und Kultureinrichtungen bleiben bis Monatsende dicht. Schulen und Kitas bleiben dagegen offen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte die Lage an den Schulen als riskant bezeichnet. Die GEW fordert - wie auch Elternverbände - kleinere Gruppen in den Schulen, damit die Schüler mehr Abstand untereinander halten könnten.
02.11.2020 13.30 Uhr
Lehrerverband bemängelt «Raubbau mit der Gesundheit des Personals»
Stuttgart (dpa/lsw) - Vor den am Dienstag in Baden-Württemberg beginnenden Berufsschulprüfungen fordert der Verband der Lehrerinnen und Lehrern an beruflichen Schulen (BLV) einen besseren Gesundheitsschutz für Lehrkräfte und Schüler. Die Politik müsse ihre Hausaufgaben machen, sagte der BLV-Vorsitzende Thomas Speck am Montag in Stuttgart.
Teile der Lehrkräfte seien aufgrund «explodierender Corona-Fallzahlen in Quarantäne und stehen somit für die Abwicklung der Prüfungen nicht zur Verfügung». Neben diesem personellen Engpass führten die Hygienekonzepte zusätzlich zu räumlichen Engpässen. «Und dann wird natürlich erwartet, dass ein umfassender Gesundheitsschutz für die Prüflinge stattfindet. Eine äußerst schwierige Gemengelage», sagte der BLV-Chef.
Der Preis, den Schulleitungen und Lehrkräfte dafür zu zahlen hätten, sei hoch. «So wird Raubbau mit der Gesundheit des Personals getrieben», kritisierte Speck. In einem auf Kante genähten Betrieb werde den Schulen durch die Corona-Auflagen noch ein gewaltiges Paket aufgebürdet.
Am 3. November beginnen für mehr als 30 000 Auszubildende in Baden-Württemberg die Prüfungen in der Berufsschule.
Elternverbände: Corona-Unterricht ist planlos und ungerecht
München (dpa/lby) - In einem offenen Brief an Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) haben bayerische Elternverbände den Unterricht in Corona-Zeiten massiv kritisiert und fehlende Konzepte beklagt. «Wir Eltern werden nicht hinnehmen, dass unsere Kinder durch die Pandemie zu Verlierern werden», hieß es in dem am Montag veröffentlichten gemeinsamen Schreiben der Landeselternvereinigung der Gymnasien (LEV) und des Bayerischen Elternverbands (BEV).
Von einer «gelungenen Erziehungspartnerschaft» könne nicht die Rede sein, weil Eltern zu Ersatzlehrern werden müssten und keine Chancengleichheit gegeben sei: «Der Leistungs- und Bildungsstand des einzelnen Schülers hängt in der Pandemie mehr denn je von elterlicher Unterstützung und Förderung ab», hieß es.
Die Schulen seien wegen der Gefahr, jederzeit wieder auf Distanzunterricht umstellen zu müssen, auf schnelle Notengebung bedacht, was Schüler und Eltern massiv unter Druck setze. Dass oftmals Lernstoff noch nachgeholt werden müsse, werde aber nicht berücksichtigt, beklagten die Verbände. Zudem herrsche auch acht Monate nach Beginn der Pandemie «digitales Chaos».
Musikschulen bleiben offen
Hannover (dpa/lni) - Weil sie als Bildungseinrichtungen eingestuft werden, dürfen die mehr als 70 niedersächsischen Musikschulen trotz des Teil-Lockdowns im November offen bleiben. «Wir sind darüber sehr erleichtert», sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes niedersächsischer Musikschulen, Klaus Bredl, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir nehmen die Herausforderung sehr ernst und passen die Hygienevorschriften an.» Beim Musizieren müssen Lehrende und Schüler eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Auch Gruppenunterricht sei möglich, wenn die Abstände eingehalten werden können, sagte der Verbandschef.
In der ersten Phase der Corona-Pandemie war dagegen landesweit kein Publikumsverkehr in den städtischen und privaten Musikschulen erlaubt. Unterrichtet wurde meist online abgehalten. Dies habe den Musikschulen einen Digitalisierungs-Schub gegeben, sagte Bredl. Die 74 Musikschulen in Niedersachsen haben über 152 000 Schülerinnen und Schüler, mehr als die Hälfte von ihnen sind unter zehn Jahre alt. Viele Einrichtungen kooperieren mit Kitas und Schulen. Im Nachbarland Nordrhein-Westfalen müssen die Musikschulen dagegen an diesem Montag (2. November) coronabedingt schließen.
Schulunterricht startet unter teils verschärften Hygienemaßnahmen
Dresden (dpa/sn) - In Sachsen hat nach den Herbstferien der Schulunterricht unter teils verschärften Hygiene-Bedingungen begonnen. So müssen Gymnasiasten der Klassen 11 und 12 sowie Berufsschüler von nun an auch im Unterricht eine Maske tragen, wenn die Abstände in den Klassenräumen nicht eingehalten werden können. «Dazu gab es über das Wochenende zahlreiche Anfragen von Schülerinnen und Schülern», sagte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Montag. Begründet wurde die Maßnahme mit Verweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach das Infektionsrisiko bei Erwachsenen steige.
Alle Schüler ab Klassenstufe 5 sind zudem verpflichtet, außerhalb der Klassenzimmer eine Maske zu tragen, falls der erforderliche Abstand nicht möglich ist. Lehrerinnen und Lehrer erhalten auf Wunsch eine FFP2-Maske. Vor den Herbstferien wurden laut Ministerium mehr als 99 Prozent der Schüler in der Schule unterrichtet, die anderen mussten aufgrund von Quarantäne zu Hause lernen.
Laschet beharrt trotz Corona auf Präsenzunterricht in Schulen
Schwimmbäder, Sportvereine und Musikschulen sind diesen Monat wegen der Coronapandemie dicht, die Schulen hingegen nicht. Das begeistert nicht alle Eltern. Doch NRW-Regierungschef Laschet verteidigt die bisherige Linie.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Trotz gestiegener Corona-Zahlen will Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Schulen auf jeden Fall offenhalten. Der Präsenzunterricht sei ein unverzichtbarer Bildungszugang für Kinder und Jugendliche, sagte er am Montag bei WDR 2. «Wir wollen alles tun, um den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten.» In der Sendung hatte eine Radiohörerin und Mutter Bedenken gegenüber dieser Entscheidung geäußert: Sie habe Sorge, dass ihre Kinder das Coronavirus mit nach Hause brächten und dadurch auch eine Gefahr für die ältere Generation wären.
Laschet verteidigte dagegen die Fortsetzung des Präsenzunterrichts. Es gebe Regeln, wer wo sitze, und es gebe die Maskenpflicht. Die Mutter plädierte für die Teilung von Klassen, um die Abstände unter den Schülern zu erhöhen. Nach Darstellung von Laschet gibt es dafür aber nicht genügend Personal und Räume. Er wandte sich dagegen, im Wechsel einen Teil der Schüler nach Hause zu schicken und den anderen Teil in den Schulen zu belassen. Nicht alle Eltern könnten ihre Kinder daheim tagsüber angemessen unterstützen bei den Schularbeiten, viele hätten zudem nicht ausreichende digitalen Mittel daheim. Keinem Kind dürfe die Chance auf Bildung verwehrt werden, betonte Laschet.
Am Montag traten verschärfte Regeln in Kraft, mit denen die zuletzt sehr hohen Infektionszahlen wieder gedrückt werden sollen. So bleiben alle Restaurants und Cafés sowie Schwimmbäder, Fitnessstudios, Museen und Theater bis Monatsende dicht. Schulen und Kitas bleiben dagegen offen.
«Es ist kein schöner Tag», räumte der Regierungschef mit Blick auf die Maßnahmen ein. Sie seien aber nötig, um die Infektionszahlen wieder drücken zu können. Er appellierte an die Bevölkerung, soziale Kontakte so weit wie möglich herunterzufahren und sich an die Hygieneregeln zu halten. In den von den Schließungen betroffenen Branchen gibt es die Sorge, dass die Maßnahmen verlängert werden und die Läden auch im Dezember geschlossen bleiben müssen. Eine entsprechende Befürchtung äußerte der Inhaber einer Massagepraxis aus Soest in der Radiosendung.
Laschet sagte: «Mein Ziel ist es, dass wir das, was wir jetzt tun, nur für den Monat November machen.» Wenn die Infektionswelle gebrochen sei, könne man «in einen beruhigteren Dezember gehen». Allerdings gab er zu, dass der Verlauf der Infektionskurve unklar sei. «Weil wir nicht wissen, wie die Maßanhmen wirken, will ich nichts versprechen», bemerkte der CDU-Politiker. «Sobald wir irgendeine Chance haben, dass wir von diesen ganz strengen Maßnahmen herunterkommen, werde ich mit dafür sorgen.»
Der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, forderte in der «Westdeutschen Zeitung», noch in dieser Woche einen Schulgipfel abzuhalten. Er verwies auf das Vorgehen der Stadt Solingen, Schulklassen an weiterführenden Schulen zu trennen und Präsenzunterricht in wöchentlichem Wechsel zu erteilen. Solingen hat sehr viele Corona-Fälle. «Die Stadt musste die Reißleine ziehen, weil die Landesregierung den Corona-Zug ungebremst auf die Schulen zusteuern lässt», erklärte Kutschaty. «Dabei werden die Kommunen völlig allein gelassen.»
Beim Umgang mit der Corona-Pandemie setze Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) «allein auf das Prinzip Hoffnung», monierte der Oppositionspolitiker. Solingens Vorgehen steht beim Schulministerium auf dem Prüfstand.
iPad ist Luxus: Jobcenter muss Tablet für Schülerin nicht bezahlen
Celle (dpa) - Die Jobcenter müssen Schülerinnen und Schülern einem Gerichtsurteil zufolge kein iPad bezahlen, selbst wenn ihre Schulklasse den Unterricht auf diese Tablets umstellt. Für die Ausstattung mit Lernmitteln sei der Schulträger zuständig, befand das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen. Wenn Familien sich die Geräte nicht leisten könnten, müsse der Schulträger eine kostenfreie Leihmöglichkeit schaffen (L 7 AS 66/19). Das teilte das Gericht in Celle am Montag mit.
In dem Fall hatten eine Sechstklässlerin und deren Familie, die von Hartz IV lebt, beim Jobcenter 460 Euro für ein iPad beantragt. Ohne das Gerät bekomme das Mädchen die Hausaufgaben nur in Papierform
und sei damit in seiner Klasse ausgegrenzt, argumentierten sie. Das Jobcenter war allenfalls bereit, ein Darlehen zu gewähren.
Das Gericht gab der Behörde recht. Kosten für digitale Geräte seien aus dem Regelbedarf zu bestreiten. Es liege kein Mehrbedarf vor, weil ein iPad weder schulrechtlich vorgeschrieben sei, noch zum Erreichen des Schulabschlusses erforderlich sei. Gegenüber einkommensschwachen Familien knapp oberhalb von Hartz IV stelle ein iPad einen Luxus dar und keinen notwendigen Schulbedarf.
Das Landessozialgericht befand auch, die Schule habe durch die
Bevorzugung eines Produkts der Firma Apple gegen ihre Neutralitätspflicht verstoßen. Ein solcher Rechtsbruch könne nicht durch den Einsatz öffentlicher Mittel unterstützt werden. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Falls ließ das Gericht eine Revision zu.
Rund 90 Schüler positiv auf Corona getestet
Die Schule beginnt nach den Herbstferien. Bekannte Regeln in der Corona-Pandemie wurden verschärft, auch um so lange wie möglich Präsenzunterricht zu erlauben. Infektionszahlen an Schulen waren bislang übersichtlich.
Erfurt (dpa/th) - Seit Beginn des aktuellen Schuljahres Ende August wurde bei etwa 90 Schülerinnen und Schülern in Thüringen eine Infektion mit dem Corona-Virus nachgewiesen. Das geht aus jüngsten Zahlen hervor, die dem Bildungsministerium vorliegen. Daneben seien innerhalb dieses Zeitraums auch 12 Pädagogen positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Etwa 245 000 Schüler besuchen die 978 Schulen im Freistaat. Rund 20 000 Lehrer unterrichten dort.
Seit den Sommerferien waren den Ministeriumsangaben zufolge etwa 80 Schulen von zeitlich begrenzten Einschränkungen und Einzelmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie durch die Gesundheitsämter betroffen - 7 Schulen wurden geschlossen.
In der Pandemie hat Thüringen an Schulen und in Kindergärten ein Ampelsystem eingeführt. Grün bedeutet Regelbetrieb, bei Gelb gelten erste Einschränkungen, zum Beispiel abwechselnder Unterricht in der Schule und zu Hause. Rot bedeutet in der Regel, dass betroffene Einrichtungen schließen müssen.
Angesichts der zuletzt auch im Freistaat heftig gestiegenen Infektionszahlen hat das Bildungsministerium aber bereits geltende Corona-Regeln an den Schulen nach den Herbstferien etwa verschärft, ohne grundsätzlich für alle Schulen die Ampel auf Gelb zu stellen.
Unter anderem können sich Schüler und Lehrer mit Risikomerkmalen für einen besonders schweren Krankheitsverlauf vom Präsenzunterricht befreien lassen. Voraussetzung dafür ist, dass ihre Schule in einem Landkreis oder einer Stadt liegt, wo innerhalb von sieben Tagen der Wert von 50 nachgewiesenen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner überschritten wird. Zudem wurden etwa Klassenfahrten für die Zeit des für November angekündigten Teil-Lockdowns abgesagt.
Weiterhin gelten bereits bestehende grundsätzliche Vorgaben zum Infektionsschutz an Schulen. Dazu gehört etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Schulgebäuden, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann - insbesondere beim Raumwechsel in den Pausen. Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es dagegen nicht
Auch in Kindergärten gelten nach den Ferien verschärfte Regeln. So soll etwa in den Einrichtungen unter anderem häufig gelüftet und etwa auf gruppenübergreifende Aktivitäten verzichtet werden. Zudem sollten Eltern zeitlich versetzt ihren Nachwuchs in die Kitas bringen oder von dort abholen.
01.11.2020 17.15 Uhr
GEW kritisiert Regierung für Lehrbedingungen unter Corona
Stuttgart (dpa/lsw) - Bei Lehrern und Erziehern im Südwesten regt sich heftiger Widerstand gegen die Bedingungen, unter denen Schulen und Kitas im November geöffnet bleiben sollen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Umgang der Landesregierung mit den Einrichtungen am Sonntag als verantwortungslos. «Die Verunsicherung und der Unmut unter den 130 000 Lehrkräften im Land wächst», sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz laut eines Sprechers in Stuttgart.
Während es überall neue Schutzmaßnahmen gebe und erneut milliardenschwere Rettungspakete beschlossen würden, verweigere die Kultusministerin Lehrkräften weiterhin FFP2-Schutzmasken. Die Schulen warteten weiter auf CO2-Messgeräte und Raumluftfilter und die Landesregierung ignoriere seit Monaten die Vorschläge für eine bessere personelle Unterstützung zum Beispiel durch Lehramtsstudierende und Pädagogische Assistenzen, sagte Moritz demnach. «Wir haben erst wenige Wochen im Schuljahr hinter uns und den Lehrerinnen und Lehrern, allen voran den Schulleitungen geht die Luft aus und die Angst wird größer.»
Während von Bund und Ländern zur Kontaktreduzierung aufgerufen werde, sollten in den 4500 Schulen im Land ab morgen wieder viele Stunden bis zu 30 Kinder und Jugendliche mit ihren Lehrkräften in viel zu engen und oft nicht gut zu lüftenden Klassenzimmern sitzen, gab die Vorsitzende Moritz zu bedenken.
Die GEW setze sich deshalb für Wechselunterricht ab der siebten Klasse ein, bei der eine Hälfte der Klasse zu Hause lerne. Dieses Modell würde auch vom Robert Koch-Institut für die Pandemiestufe 3 empfohlen. Doch an vielen Schulen fehlten Lehrkräfte. Gebe es mehr Lehrkräfte, sei ein solches Konzept auch besser umsetzbar, heißt es von der GEW. Als kurzfristige Maßnahme sollten zudem CO2-Ampeln gekauft werden, damit die vorgeschlagenen Lüftungskonzepte umgesetzt werden können. Zudem solle es weiter kostenlose Corona-Tests für Lehrkräfte geben.
Gesamtschule in Schwerin geschlossen - rund 600 Schüler in Quarantäne
Schwerin (dpa/mv) - Wegen mehrerer Corona-Infektionen schließt die Landeshauptstadt Schwerin eine Gesamtschule für zwei Wochen. Es sei für rund 600 Schüler und 60 Lehrer Quarantäne angeordnet worden, wie die Stadt am Samstagabend mitteilte. Nach vorherigen Angaben waren bereits am Freitag mehr als 100 Schüler der Schule in Quarantäne, nun werde sie komplett geschlossen. Damit soll der Ausbruch eingedämmt werden, die Verfolgung der Infektionsketten sei kaum noch möglich, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD).
Wenn Symptome auftreten, solle umgehend getestet werden. Am Samstag seien zehn der 16 registrierten Neuinfektionen in der Landeshauptstadt im Zusammenhang mit der Gesamtschule gewesen.
Rund 400 Euro für Schutz in jedem Klassenraum an staatlicher Schule
Hamburg (dpa/lno) - Für zusätzliche Schutzmaßnahmen angesichts der Corona-Pandemie stellt die Schulbehörde für jeden Klassenraum in einer staatlichen Schule in Hamburg rund 400 Euro zur Verfügung. Damit sollen etwa Plexiglasscheiben oder sogenannte C02-Ampeln gekauft werden können, wie aus einem Brief von Schulsenator Ties Rabe (SPD) hervorgeht, den die Schulbehörde am Samstag auf Twitter veröffentlichte. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Mit C02-Ampeln sollen demnach Lüftungszeiträume besser abgeschätzt werden können. Dies könne das regelmäßige Lüften jedoch nicht ersetzen, dies würde weiterhin die größte Sicherheit darstellen.
Das Programm hat den Angaben zufolge ein Volumen von mehr als vier Millionen Euro. Details sollen in der kommenden Woche genannt werden.
31.10.2020 15.15 Uhr
Ministerin Eisenmann möchte Corona-Schnelltests an Schulen und Kitas
Um Infektionen in Kitas und Schulen schneller zu erkennen, fordert die Kultusministerin Corona-Schnelltests. Gesundheitsminister Lucha kritisiert den Zeitpunkt der Forderung und verweist auf das bisherige Schutzkonzept.
Heilbronn (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) möchte in Schulen und Kitas künftig auch Antigen-Schnelltests zur Eindämmung von Corona-Infektionen einsetzen. «Ich halte den Einsatz von Antigen-Schnelltests für sinnvoll, weil sie die Möglichkeit bieten, mehr Personen in kürzerer Zeit zu testen und Infektionen schneller zu erkennen», sagte die Ministerin der «Heilbronner Stimme» und dem «Mannheimer Morgen» (Samstag). Mit den Schnelltests soll ein Ergebnis dann innerhalb weniger Minuten vorliegen.
Bisher setzt die Landesregierung an Schulen und Kitas nach Angaben des Sozialministeriums einzig auf sogenannte PCR-Tests. Deren Ergebnisse liegen in der Regel erst nach ein bis zwei Tagen vor. Durch die Schnelltests könnten «betroffene Einrichtungen oder Gruppen schnell getestet, auch Infizierte ohne nennenswerte Symptome zügig identifiziert und isoliert und unsere Kinder, Jugendlichen und Beschäftigten so vor einer Ausbreitung des Virus geschützt werden», sagte Eisenmann den Zeitungen.
Die Kultusministerin möchte demnach erreichen, dass die Schnelltests, die im Gegensatz zu PCR-Tests als fehleranfälliger gelten, in die Teststrategie des Landes aufgenommen werden, das dann auch die Kosten für diese «weitgehend übernehmen solle».
Die Bundesländer haben sich bei ihrem Treffen am vergangenen Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lediglich darauf verständigt, dass Corona-Schnelltests künftig in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Senioren- und Behinderteneinrichtungen eingesetzt werden sollen.
In Baden-Württemberg konnten sich Lehrkräfte und Beschäftigte in Schulen, Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege bis November auch ohne Symptome zwei Mal kostenlos testen lassen. Ministerin Eisenmann würde dieses kostenlose Angebot gerne bis Ende November verlängern und auf drei Testungen erhöhen, Sozialminister Manne Lucha (Grüne) lehnt dies bislang ab.
Minister Lucha teilte zum Vorschlag seiner Kabinettskollegin am Samstag mit: «In dieser höchst angespannten Lage ist jetzt sicher nicht der Zeitpunkt, um mit neuen Forderungen vorzupreschen, sondern die Gesamtsituation im Auge zu haben.» Oberste Priorität habe jetzt ganz klar, die wichtigsten Infektionsherde herauszufiltern und die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen. Das seien Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeeinrichtungen, der Krankenhäuser sowie das Personal im Gesundheitswesen.
«Dies geht auch klar aus dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz von dieser Woche hervor», teilte Lucha mit. Natürlich würden nach klaren Infektionsherd-Kriterien dann auch andere Gruppen wie Schulen und Kitas berücksichtigt. Es herrsche Einigkeit darüber, dass die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehenden Tests selbstverständlich erst einmal dort eingesetzt würden, wo die Menschen am meisten gefährdet sind. Das Land habe sehr frühzeitig in einer ersten Tranche fünf Millionen Schnelltests geordert, um bei großen Ausbrüchen oder Lieferengpässen schnell reagieren zu können. In der Regel orderten die Einrichtungen die Schnelltests jedoch direkt über den Pharmahandel oder bei den Herstellern, so der Minister.
Gefährliche Enge - der Kampf gegen überfüllte Schulbusse
Im Unterricht und auf dem Schulhof müssen Schüler in Corona-Zeiten Abstand halten. Im Schulbus dagegen stehen sie oft dicht gedrängt. Das beunruhigt viele Eltern, die nun zusammen mit Schulen und Kommunen nach Lösungen suchen.
Lübeck (dpa/lno) - Im Kampf gegen überfüllte Schulbusse setzen erste Städte in Schleswig-Holstein jetzt auf eine Entzerrung der Schulanfangszeiten. Sie folgen damit auch dem Wunsch vieler Eltern, die seit Monaten Lösungen fordern, damit ihre Kinder auf dem Schulweg vor Ansteckungen mit dem Coronavirus möglichst geschützt werden.
Vertreter der Landeselternbeiräte der Gemeinschaftsschulen und der Gymnasien in Schleswig-Holstein sind dafür, den Unterrichtsbeginn zu entzerren und auf stark frequentieren Linien mehr Busse einzusetzen. In Flensburg haben sich 15 weiterführende Schulen bereits im September auf gestaffelte Schulanfangszeiten verständigt. Nach langem Zögern will jetzt auch Lübeck einen Runden Tisch nach Flensburger Vorbild einrichten.
Das hat der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Bislang hatte die Hansestadt Lübeck stets auf die Zuständigkeit des Bildungsministeriums verwiesen. «Wir haben gegenüber den Schulen keine Verfügungsgewalt», sagte Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Für das Bildungsministerium dagegen ist die Schülerbeförderung Sache der Kreise und kreisfreien Städte. «Wenn die die Beförderung entzerren wollen, können sie sich mit den Schulen auf einen gestaffelten Unterrichtsbeginn verständigen», sagte Sprecher David Ermes. Im Übrigen sehe das Ministerium im Schülerverkehr wegen der geltenden Maskenpflicht keine erhöhte Ansteckungsgefahr.
Elternvertreter kritisieren dagegen dieses Kompetenzgerangel. «Während im sonstigen öffentlichen Raum, in Geschäften und Restaurants, Abstandsregelungen auch mit Mundschutz gelten, scheint das mit dem Abstand im ÖPNV völlig belanglos zu sein», sagte Claudia Pick, Vorsitzende des Landeselternbeirats der Gymnasien in Schleswig Schleswig-Holstein. Dabei sei die Rückverfolgung von Kontakten bei überfüllten Bussen besonders schwierig.
Auch für den Vorsitzenden des Landeselternbeirats der Gemeinschaftsschulen, Thorsten Muschinski, führt die derzeitige Schülerbeförderung das Kohortenprinzip ad absurdum. «Sinnvoll wäre auf jeden Fall die Entzerrung des Unterrichtsbeginns», sagte er.
Das sei allerdings nicht so einfach, wie es sich zunächst anhöre, sagte Ellen Kittel, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Sport und Kultur der Stadt Flensburg. Sie hat schon im September Vertreter der weiterführenden Schulen, der Schulverwaltung und des kommunalen Busunternehmens an einen Tisch geholt, um die Schulanfangszeiten neu zu regeln. «Man muss jede Schule und ihre besonderen Gegebenheiten einzeln betrachten, doch wir sind auf einem guten Weg», sagte sie,
Doch nicht alle Eltern haben Probleme mit vollen Schulbussen. Eine Mutter aus Handewitt, deren zwei Kinder ein Gymnasium in Flensburg besuchen, sagte: «Das Busfahren stellt in meinen Augen kein größeres Risiko dar als der tägliche Schulbesuch mit Sportunterricht ohne Maske, den kleinen Klassenräumen und dem Gedränge an den Ein- und Ausgängen.»
Knapp zwei Prozent der Schulen melden Corona-Fälle
Während der Corona-Pandemie blicken viele Menschen auf die Lage in den Schulen. Die Behörden wollen die Bildungseinrichtungen offenhalten. Komplett verhindern lassen sich Corona-Fälle unter Lehrkräften und Schülern nicht.
Hannover/Bremen (dpa/lni) - Die erste Schulwoche nach den Herbstferien ist aus Sicht des niedersächsischen Kultusministeriums gut verlaufen. Die große Mehrheit der rund 3000 Schulen meldete demnach keine Corona-Fälle, wie Ministeriumssprecher Ulrich Schubert mitteilte. Eingeschränkt war der Betrieb am Freitag demnach an 52 Schulen, das sind knapp zwei Prozent. Nach den Zahlen des Ministeriums hatten zu diesem Zeitpunkt 38 Klassen, 20 klassenübergreifende Kohorten und vier Jahrgänge vorübergehend keinen Präsenzunterricht.
Wegen der hohen Fallzahlen in der Stadt Delmenhorst werden Schülerinnen und Schüler dort abwechselnd in der Schule und zuhause unterrichtet - so wird die Zahl der Menschen in einer Klasse verkleinert. Berufsschüler sind dort ausschließlich in ihren Ausbildungsbetrieben oder lernen zuhause, wie aus einer Verordnung der Stadt hervorgeht.
«Es ist uns weiterhin gelungen, trotz der schwierigen Gesamtentwicklung die Schulen offenzuhalten und damit dem Anspruch auf das Recht auf Bildung junger Menschen gerecht zu werden – bei maximalem Schutz der Schülerinnen, Schüler und Beschäftigten in den Schulen», so das Kultusministerium.
Von Montag an gilt für alle Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen in Corona-Hotspots eine Maskenpflicht, wie aus der am Freitag veröffentlichten neuen Verordnung des Landes hervorgeht. Inzwischen gilt mehr als die Hälfte der Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen als Corona-Risikogebiet, weil sie über 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen hatten. Außerdem wurde neu geregelt, wann Schulen vom Präsenzunterricht vorübergehend in den Wechselbetrieb mit geteilten Klassen gehen müssen. Dies gilt künftig, wenn in der Kommune der Inzidenzwert von 100 überschritten und für die Schule außerdem eine Infektionsschutzmaßnahme wie Quarantäne etwa für eine Klasse verordnet wurde.
Nach einer Abfrage zum Schuljahresbeginn arbeiten rund vier Prozent der landesbediensteten Schulbeschäftigten wegen der Corona-Pandemie von zu Hause aus. Ob seit den Herbstferien weitere Lehrkräfte mit Risikofaktoren Home Office beantragt haben, konnte das Kultusministerium nicht sagen. Wie viele Kinder und Jugendliche derzeit fürs Home Schooling angemeldet sind, weil sie oder Angehörige zu einer Risikogruppe gehören, wusste das Ministerium nicht. Die Entscheidung über solche Härtefälle liege bei den Schulleitungen.
In Bremen wurden nach Angaben des Bildungsressorts nur einige wenige Kinder und Jugendliche wegen Risikofaktoren vom Präsenzunterricht abgemeldet. Genaue Zahlen nannte Sprecherin Annette Kemp nicht. Knapp drei Prozent der Lehrkräfte arbeiten demnach von zu Hause, weil sie zur Risikogruppe gehören. «Die senatorische Behörde hat die Möglichkeit geschaffen, Personal zu rekrutieren – das ist bei dem leer gefegten Markt natürlich schwierig.» Manchmal würden Masterstudenten als «verlängerter Arm» der Lehrkräfte im Präsenzunterricht aushelfen.
Nach Angaben des Bremer Bildungsressorts liegt der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die seit Beginn dieses Schuljahres positiv auf Corona getestet wurden, bei 0,23 Prozent. Bei den Lehrkräften und dem betreuenden Personal sind es 0,37 Prozent.
30.10.2020 11.30 Uhr
Philologenverband verlangt besseren Corona-Schutz in Schulen
Erfurt (dpa/th) - Der Thüringer Philologenverband verlangt einen besseren Corona-Schutz in den Schulen, wenn am Montag der Unterricht nach den Herbstferien wieder beginnt. Es sei unverständlich, dass das Bildungsministerium die sogenannte Ampel unabhängig vom allgemeinen Infektionsgeschehen in der Region auf Grün lassen wolle, teilte der Verband am Freitag in Erfurt mit. «Lehrer und Schüler werden in der Schule Gefahren ausgesetzt, die andernorts mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden», erklärte Heike Schimke, die Vorsitzende des Thüringer Philologenverbandes.
Zur Eindämmung der Pandemie an Schulen und in Kindergärten hat Thüringen ein Ampelsystem eingeführt. Grün bedeutet Regelbetrieb, bei Gelb gelten erste Einschränkungen, zum Beispiel abwechselnder Unterricht in der Schule und zu Hause. Rot bedeutet in der Regel, dass betroffene Einrichtungen schließen müssen.
Dass sich Lehrer und Schüler, die Risikogruppen angehören, in Kreisen mit einer hohen Zahl von Ansteckungen auf Antrag vom Präsenzunterricht befreien lassen können, reicht nach Auffassung der Philologen als Gesundheitsschutz nicht aus. Bei einem Wert von über 50 Infektionen je 100 000 Einwohner in einer Woche müssten die Klassen wieder geteilt werden. Dabei gelte es zu beachten, dass jüngere Schüler so viel Präsenzunterricht wie möglich erhalten. Ältere Schüler könnten den Distanzunterricht effektiver nutzen.
Erkältet in Kita oder Schule - Was gilt in der Corona-Zeit?
Auch in Bayern wird es wieder harte Maßnahme im Kampf gegen die Corona-Pandemie geben. Aber: Kitas und Schulen sollen geöffnet bleiben - doch auch da gibt es wieder Hürden: zum Beispiel Rotznasen.
Würzburg (dpa/lby) - Schulen und Kitas sind von den neuen harten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgeschlossen. Doch jahreszeitbedingt läuft bei Kindern derzeit oft die Nase, sie husten ab und an: Das bringt vor allem dann Probleme, wenn sich in der eigenen Region in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Menschen je 100 000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert haben (Inzidenzwert). Und das ist in ganz vielen Orten in Bayern der Fall.
Darf mein Kind mit leichten Erkältungssymptomen wie Schnupfen und gelegentlicher Husten in die Schule gehen?
Ja, aber, heißt es beim Kultusministerium. Denn das richtet sich nach dem Alter der Schüler und Schülerinnen und den Infektionszahlen vor Ort. Grundschüler dürfen laut Rahmenhygieneplan Schulen bei Warnstufe Rot eigentlich erst nach einem negativen Covid-19-Test oder mit ärztlichem Attest zurück ins Schulhaus. Sprich: Ab zum Arzt, Abstrich nehmen lassen und so lange zu Hause bleiben, bis das hoffentlich negative Testergebnis da ist.
Allerdings haben die Gesundheitsämter einen gewissen Spielraum und können entscheiden, welche Warnstufe für die jeweilige Schule gelten soll. Das heißt, sie können von den Vorschriften abweichen und müssen nicht auf einen negativen Corona-Test bestehen.
Wie sind die Regeln für Schüler ab der 5. Klasse?
Ab dem Tag, an dem die Symptome wie Fieber, trockender Husten oder Durchfall aufgetreten sind, müssen sie zu Hause bleiben. Liegt der sogenannte Inzidenzwert in Stadt oder Landkreis unter 50 (Stufe 1 und Stufe 2), ist der Schulbesuch wieder erlaubt, wenn der Betroffene mindestens 24 Stunden nahezu symptomfrei ist. Fieberfrei sollten die Kinder sogar 36 Stunden sein.
Ab 50 Infizierten je 100 000 Einwohner heißt es allerdings auch auf den weiterführenden Schulen: Wer zurück ins Klassenzimmer will, muss 24 Stunden symptomfrei sein und zudem einen negativen Corona-Test oder ein ärztliches Attest mitbringen. Ausnahmen sind möglich.
Was soll in so einem Attest stehen?
Aus dem Attest könnte etwa hervorgehen, dass der Junge oder das Mädchen eine leichte bakterielle Erkrankung hat. Dem Landkreis München beispielsweise reicht ein Attest, «in dem der Arzt bescheinigt, dass das Kind nicht an Corona erkrankt ist». Könne der Arzt das nicht sicher ausschließen, so könne er statt des PCR-Tests (Rachenabstrichtests) auch einen sogenannten Corona-Schnelltest (Antigentest) durchführen. «Dieser zeigt innerhalb weniger Minuten an, ob eine Infektion vorliegt oder nicht», heißt es beim Landratsamt München.
Nur wenn der Schnelltest ein positives Ergebnis zeige, müsse zusätzlich ein PCR-Test folgen. Bei den PCR-Tests werden Erbgutspuren des Coronavirus in mehreren Durchgängen immer wieder verdoppelt. Auf das Ergebnis muss man in der Regel Tage warten.
Welche Vorschriften gelten in Kindertagesstätten?
Nach Angaben des Sozialministeriums trifft das örtliche Gesundheitsamt die Entscheidung, welche der Warnstufen - 1 (Inzidenzwert unter 35), 2 (zwischen 35 und 50) und 3 (über 50) - für eine Einrichtung gilt. Zudem entscheidet die Behörde selbstständig, ob diese Stufe für den gesamten Landkreis, die kreisfreie Stadt oder nur für Teile davon bindend ist. Ein Inzidenzwert von mehr als 50 bedeutet also nicht automatisch flächendeckende Kitaschließungen und damit eine Notbetreuung
Die Corona-Fallzahlen sollen für die Gesundheitsämter nur ein Anlass sein zu schauen, welche Maßnahmen in den Kitas notwendig sein könnten. «Wir wollen die Kitas für alle Kinder solange geöffnet lassen, wie es der Infektionsschutz in den jeweiligen Kommunen zulässt», erklärt Familienministerin Carolina Trautner (CSU).
Was bedeutet das für erkältete Kindergarten- und Krippenkinder?
Bayern will Kinder mit «laufenden» Nasen gerade in den kalten Monaten nicht generell von der Kinderbetreuung ausschließen. Wenn das lokale Gesundheitsamt für die jeweilige Einrichtung Stufe 1 oder 2 bestimmt, kann der Nachwuchs in der Regel in Krippe oder Kindergarten gehen.
Selbst wenn sich wie bei Stufe 3 das Infektionsgeschehen deutlich verschlechtert hat, heißt das nicht zwingend, dass fieberfreie Kinder mit leichtem Schnupfen oder Husten zu Hause bleiben müssen. Allerdings soll die Einrichtung laut Sozialministerium dann einen negativen Corona-Test oder ein ärztliches Attest verlangen.
Offene Schulen: KMK kündigt Gespräch mit Eltern und Lehrern an
Berlin (dpa) - Nach dem Bund-Länder-Beschluss für einen Teil-Lockdown bei Offenhaltung von Schulen und Kitas sind nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) Gespräche mit Eltern und Lehrern geplant. «Das Präsidium der Kultusministerkonferenz wird zeitnah mit den Lehrer- und Elternverbänden über die Situation in der Corona-Pandemie diskutieren», hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung nach erneuten Beratungen der Kultusminister der Länder.
«Die Ministerinnen und Minister, die Senatorinnen und Senatoren begrüßen den Beschluss, dass Schulen und Kitas weiter offenbleiben», hieß es weiter. Entsprechende Anpassungen der Maßnahmen zum Infektionsschutz würden regional in den Ländern geprüft. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und amtierende KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) sagte, es müsse vor Ort angepasst auf das Infektionsgeschehen reagiert werden, um das Recht auf Bildung mit dem bestmöglichen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler zu vereinbaren.
Im Teil-Lockdown-Beschluss Merkels und der Ministerpräsidenten heißt es zum Thema nur kurz: «Schulen und Kindergärten bleiben offen. Die Länder entscheiden über die erforderlichen Schutzmaßnahmen.»
Hessen kündigte am Donnerstagabend an, dass von der kommenden Woche an für Schüler ab der fünften Klasse eine Maskenpflicht auch im Unterricht gilt. In anderen Bundesländern ist das schon der Fall. In Bayern greift die Maskenpflicht sogar für Grundschüler automatisch, wenn in einer Stadt oder einem Landkreis mehr als 50 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner binnen einer Woche registriert werden. Inzwischen liegen nahezu sämtliche Kommunen in Bayern deutlich über diesem Wert.
29.10.2020 08.00 Uhr
Umfrage aller Zeitungen ergibt Unmut über Schulpolitik
Stuttgart (dpa/lsw) - Die meisten Baden-Württemberger sind zufrieden mit dem Corona-Management der Landesregierung, aber unzufrieden mit der Schulpolitik in der Krise. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag aller baden-württembergischen Tageszeitungen.
Demnach bewerten 60 Prozent der Befragten die Arbeit der grün-schwarzen Landesregierung in der Krise mit gut oder sehr gut. 57 Prozent halten die Schulpolitik des Landes für nicht gut oder weniger gut, nur 3 Prozent für sehr gut. 69 Prozent aller Befragten und 68 Prozent der Eltern bezweifeln, dass Lehrer für den digitalen Unterricht ausreichend geschult und ausgebildet sind. Die Schulpolitik wird von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verantwortet, die bei der Landtagswahl im kommenden März den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) herausfordert.
Die Tageszeitungen im Südwesten wollen bis zur Wahl jeden Monat eine Umfrage in Auftrag geben, um repräsentative Ergebnisse zu Themen wie Bildung, Verkehr und Wirtschaft zu erhalten. Mit diesem sogenannten BaWüCheck haben sich die Zeitungen erneut zu einer gemeinsamen Aktion zusammengeschlossen. Im vergangenen November hatten sie bereits eine einheitlich gestaltete Titelseite unter dem Motto «Die beste Zeit für guten Journalismus ist jetzt».
Das Institut für Demoskopie Allensbach befragte zwischen dem 8. und 20. Oktober mehr als 1000 Menschen in Baden-Württemberg. Die 78 beteiligten Zeitungstitel aus 45 Verlagen haben eine Auflage von 1,6 Millionen Exemplaren und erreichen täglich rund fünf Millionen Menschen im Land.
Karliczek: «Schulen dürfen nicht zu Corona-Hotspots werden»
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat eine Ausweitung der Maskenpflicht an Deutschlands Schulen im Kampf gegen das Coronavirus angeregt. «Wir müssen alles versuchen, die Schulen auch in den nächsten Wochen offen zu halten», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Alle in der Gesellschaft müssten sich an die neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten. Gleichzeitig müsse geklärt werden, wie der Schulbetrieb an die verschärfte Infektionslage angepasst werde. «Dies müssen die Länder entscheiden, die die Situation in den Regionen am besten einschätzen können», sagte Karliczek. «Dabei wird auch über eine Ausweitung der Maskenpflichten nachzudenken sein, um eine Art Sicherheitspuffer für den Schulbetrieb zu schaffen.»
Die CDU-Politikerin begrüßte den jüngsten Beschluss von Bund und Ländern, wonach Schulen und Kindergärten offen bleiben. «Die Corona-Zeit darf für die Schülerinnen und Schüler nicht zu einer verlorenen Zeit werden», sagte sie. Die Belastung der Familien dürfte nicht noch gesteigert werden. «Die Schulen dürfen aber auch weiter nicht zu Corona-Hotspots werden», betonte die Ministerin.
Denkbar sei auch die vermehrte Teilung von Unterricht. «Es ist besser, vielleicht an manchen Orten den Präsenzunterricht zu Gunsten von mehr Abstand zu reduzieren, als am Ende gar keinen Unterricht in der Schule anbieten zu können.» Ebenso könne die teils schon praktizierte Mischung von Präsenz- und Distanzunterricht sinnvoll sein.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte dagegen die Entscheidung, Schulen komplett offen zu halten. «Ob ein Lockdown light funktionieren kann, wenn man die Schulen weitgehend ausnimmt, möchte ich bezweifeln», sagte Meidinger der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag). «Da, wo die Neuinfektionszahlen durch die Decke gehen, ist der Wechselbetrieb mit halbierten Klassen sicher die beste präventive Möglichkeit, um vollständige Schulschließungen zu verhindern.» Diese wären unumgänglich, wenn das Infektionsgeschehen völlig unkontrollierbar werde.
GEW kritisiert Kita- und Schulbetrieb
München (dpa/lby) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern hat der Staatsregierung vorgeworfen, Schüler und Lehrer durch den Schulbetrieb in der Corona-Situation in Gefahr zu bringen. Für Ministerpräsident Markus Söder hätten Kita und Schule nur noch den Zweck, den Eltern den Rücken frei und die Wirtschaft am Laufen zu halten. «Das Personal in Kitas und Schulen hat täglich seine Gesundheit zu riskieren, damit Konzerne ungestört (wohlgemerkt überwiegend per Videokonferenz) globale Geschäfte fortführen können», kritisierte die Gewerkschaft am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
«Die Folgen sind tägliche Massenveranstaltungen mit tausenden von Teilnehmer*innen in teilweise maroden Klassenzimmern, ohne Abstand, bei offenen Fenstern, ohne medizinisches und sicherheitstechnisches Fachpersonal - und das bei desaströs knapper Personaldecke.» Kita- und Schulbetrieb dürfe es aber nur geben bei notfalls verkleinerten Klassen und Gruppen, ausreichend Lüftung auch mit technischen Mitteln, Begleitung durch Betriebsärzte und anderen Schutzmaßnahmen.
Restaurants zu, Schulen offen - Die Corona-Regeln im November
Berlin/Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Ziel ist klar formuliert: Familien und Freunde sollen sich zu Weihnachten wieder ohne größere Angst treffen können. Doch dafür müssten sich alle jetzt erstmal deutlich einschränken, meinen Bund und Länder. Die neuen Regeln kommen dem Shutdown vom Frühling schon recht nah. Sie sollen am 2. November in Kraft treten - und vorerst bis Monatsende gelten. Hessen hat angekündigt, die Beschlüsse so auch umzusetzen.
KONTAKTE: In der Öffentlichkeit dürfen sich nur noch Angehörige zweier Haushalte treffen - maximal zehn Personen. Bislang durften sich in Hessen bis zu zehn Menschen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen.
GASTRONOMIE: Restaurants, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen werden geschlossen. Erlaubt sind weiter Lieferdienste und Essen zum Mitnehmen. Kantinen dürfen geöffnet bleiben.
SCHULEN und KINDERGÄRTEN: Schulen und Kindergärten bleiben offen. Genauso Einrichtungen der Sozial- und Jugendhilfe.
FREIZEIT: Freizeiteinrichtungen werden geschlossen. Dazu gehören Theater, Opern, Konzerthäuser, Messen, Kinos, Freizeitparks, Saunen, Spielhallen, Spielbanken oder Wettannahmestellen. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Auch Bordelle in Hessen müssen nach wie vor geschlossen bleiben.
SPORT: Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbäder werden geschlossen. Der Amateursportbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen also nicht mehr trainieren. Individualsport, also etwa alleine oder zu zweit joggen gehen, ist weiter erlaubt. Profisport wie die Fußball-Bundesliga ist nur noch ohne Zuschauer zugelassen.
REISEN und HOTELS: Die Bürger sollen auf private Reisen, Tagesausflüge und Verwandtenbesuche verzichten - auch im Inland. Hotels und Pensionen dürfen keine Touristen mehr aufnehmen.
DIENSTLEISTUNGEN: Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios werden geschlossen, weil hier der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Medizinisch notwendige Behandlungen etwa beim Physiotherapeuten oder Fußpflege sind weiter möglich. Auch Friseure bleiben geöffnet.
SUPERMÄRKTE: Geschäfte im Einzelhandel bleiben geöffnet - es gibt aber Vorschriften, wie viele Kunden gleichzeitig im Laden sein dürfen.
ARBEIT: Überall, wo das möglich ist, soll wieder von zuhause gearbeitet werden.
FIRMEN: Betriebe, Selbstständige und Vereine, die von den neuen Corona-Regeln besonders betroffen sind, bekommen große Teile ihres Umsatzausfalls ersetzt. Bei Firmen mit maximal 50 Mitarbeitern gleicht der Bund 75 Prozent aus, bei größeren wird nach EU-Beihilferecht entschieden.
Vorstoß zu längeren Weihnachtsferien wegen Corona sorgt für Debatten
Zwei Tage längere Weihnachtsferien und damit eine Art natürliche Corona-Quarantäne vor dem Familienfest - dieser Vorschlag sorgt in Thüringen für Pro und Contra.
Erfurt (dpa/th) - Die Landtagsfraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, hat die Verlängerung der Weihnachtsferien in Thüringen um einige Tage vorgeschlagen. Wenn die Kinder ab dem
19. Dezember nicht mehr in die Schule gingen, würde das vor Weihnachten «wie eine sechstägige natürliche Quarantäne wirken», sagte Hennig-Wellsow am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Damit gäbe es beim Weihnachtsfest auch etwas mehr Sicherheit für ältere Familienmitglieder. «Niedersachsen prüft das auch.» Ihr Vorschlag stieß auf kontroverse Reaktionen von Zustimmung bis Ablehnung.
Das Erfurter Bildungsministerium reagierte distanziert. «Wir sind nicht dafür - Stand jetzt», sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Alle Untersuchungen belegten, dass von Schulen und Kindergärten keine erhöhte Infektionsgefahr ausgehe. «Die Ferien zu verlängern bringt damit nicht weniger Infektionen.» Allerdings schließe das Ministeriums nicht aus, dass einige Tage längere Weihnachtsferien Teil eines Stufenkonzepts sein könnten, sollte die Zahl der Corona-Infektionen nicht eingedämmt werden können.
Unterstützung kam dagegen vom Thüringer Lehrerverband. «Wir erachten es für sinnvoll, auf diese Weise das kontaktarme Zeitfenster vor den Feiertagen auszudehnen und so das Risiko von Ansteckungen innerhalb der Familien zu verringern», erklärte der Verband. Es gehe schließlich nicht um die massenhafte Verschiebung von Ferienzeiten. Diese beiden Tage könnten sicher von den Eltern gut organisiert werden. Ob für diese Zeit gesonderte Hausaufgaben verteilt werden, sollte im Ermessen der Lehrer liegen. Der Verband verlangte, schon heute den Schulen befristet Unterstützungspersonal für Aufsichten und Betreuung zu geben.
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, lehnte eine Verlängerung der Weihnachtsferien ab. «Es ist in den vergangenen Monaten bereits so viel Unterricht ausgefallen, dass es auf jeden Tag ankommt, den versäumten Stoff nachzuholen», erklärte er. Eine Verlängerung der Ferien sei faktisch nichts anderes als ein erneuter Lockdown. Wo Infektionen unter Schülern bekannt werden, würde bereits jetzt auf Distanzunterricht für die betroffenen Klassen umgestellt. Kritisch äußerte sich auch SPD und Grüne.
Schulschließungen stellten berufstätige Eltern vor eine enorme Herausforderung, erklärte die SPD-Abgeordnete Diana Lehmann. Auch sie sieht in dem Vorschlag von Hennig-Wellsow einen Lockdown für die Schulen. Die SPD erwarte einen Vorschlag aus dem Bildungsministerium, wie Kita- und Schulbetrieb trotz Corona sichergestellt würden.
Auch für die Grünen habe die Sicherung des Unterrichts Priorität, erklärte deren Fraktionsvorsitzende Astrid Rothe-Beinlich. Hennig-Wellsow betonte, Priorität habe auch für sie, dass Kindergärten und Schulen offen bleiben könnten.
Sandro Witt, Leiter des Landesbüros vom DGB Hessen-Thüringen, erklärte, der Ferien-Vorschlag würde nur funktionieren, wenn berufstätige Eltern dann zusätzliche Urlaubstage bekämen oder einen finanziellen Ausgleich für unbezahlten Urlaub. Besser wäre es jedoch, die Schulen offen zu halten.
27.10.2020 20.00 Uhr
Corona-Infektion in Wismar: 93 Schüler und 11 Lehrer in Quarantäne
Wismar (dpa/mv) - Nach dem positiven Covid-19-Befund bei einem Schulkind der 6. Klasse hat der Landkreis Nordwestmecklenburg für 93 Kinder und 11 Lehrkräfte einer Schule in Wismar Quarantäne angeordnet. Entsprechend dem vom Land vorgegebenen Plan sind davon alle Kinder der Klassenstufen 5 und 6 betroffen, teilte der Landkreis am Dienstag mit. Für die restlichen Klassenstufen könne der Unterricht weitergehen.
Wie üblich sollen zwei Runden Abstrichtests bei den Betroffenen mit einem Abstand von einigen Tagen erfolgen, deren Ergebnisse über das weitere Vorgehen entscheiden. Die ersten Abstriche sollen am Freitag in der Schule erfolgen.
16,8 Millionen Euro für IT-Administratoren an Schulen
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburger Schulen erhalten zusätzlich 16,8 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule zwischen Bund und Ländern. 15,1 Millionen Euro stammen vom Bund, Land und Kommunen müssten zehn Prozent kofinanzieren, teilte die Staatskanzlei nach der Kabinettssitzung am Dienstag mit.
Insgesamt stellt der Bund weitere 500 Millionen Euro als Finanzhilfen für die Länder im Rahmen des Digitalpaktes Schule zur Verfügung. Das Geld soll den Angaben nach zum Aufbau professioneller Strukturen beitragen. Die Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren, die an Schulen sowie an Schulen für Gesundheitsfachberufe eingesetzt werden, sollen damit gefördert werden. «Wir haben in den letzten Monaten gesehen, dass es dort zusätzlicher Unterstützung bedarf», betonte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) in der Mitteilung. Das Ministerium werde so schnell wie möglich eine Richtlinie mit den kommunalen Spitzenverbänden abstimmen.
Kultusminister plädieren weiter für Offenhaltung der Schulen
Berlin (dpa) - Die Kultusminister der Länder bleiben bei ihrer Position, dass die Schulen in der Corona-Pandemie möglichst geöffnet bleiben sollen. Das Recht auf Bildung von Kindern und Jugendlichen werde am besten im Präsenzunterricht in der Schule verwirklicht, heißt in einem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK), der am Dienstag veröffentlicht wurde. Schulen seien als Orte auch des sozialen Miteinanders von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. «Dies muss oberste Priorität bei allen Entscheidungen über einschränkende Maßnahmen haben, die aufgrund steigender Infektionszahlen zu ergreifen sind.»
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und amtierende KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) sagte: «Jetzt ist die Zeit, Prioritäten zu setzen. Wir alle müssen uns im Privaten einschränken, müssen auf Feiern, Treffen mit Freunden und vielleicht auch Hobbies verzichten, damit unsere Kinder und Jugendlichen die Bildung erhalten können, die ihnen zusteht.» Laut KMK bewegen sich die bundesweiten Infektionszahlen an Schulen derzeit «im Promillebereich und damit auf einem vergleichsweise geringen Niveau». Die Länder würden ihre Infektionslage sehr genau analysieren und über passgenaue Maßnahmen für ihre Schulen entscheiden.
Kritik kam vom Deutschen Lehrerverband und vom Verband Bildung und Erziehung (VBE). Der VBE sprach in einer Mitteilung von einem «weichgespülten Kompromiss». «Man begnügt sich damit, weiter zu manifestieren, dass überall die eigene Suppe gekocht wird.» Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger nannte die KMK-Erklärung «weitgehend Inhalts- und substanzlos». «Sie gibt keinerlei Antworten auf die drängenden Fragen, wie an den Schulen auf das stark anwachsende Infektionsgeschehen in Deutschland zu reagieren ist», teilte er mit.
Vom Deutschen Kinderschutzbund hieß es am Dienstag, die
Schließung von Kitas und Schulen müsse anders als im ersten
Lockdown die ultima ratio sein. Eine erneute Schließung von Kitas und Schulen würde Eltern, insbesondere Mütter, erheblich belasten. «Die Rechte der Kinder auf Bildung und Förderung sind dann nicht mehr garantiert», sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers.
25.10.2020 14.30 Uhr
Wenig Einigung bei Bundesschülerkonferenz
Saarbrücken (dpa/lrs) - Die Bundesschülerkonferenz (BSK) unter dem Motto «Demokratie jetzt!» ist in Saarbrücken mit wenigen Einigungen zu Ende gegangen. «Ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr verabschiedet hätten», sagte der Pressesprecher der Bundesschülerkonferenz, Torben Krauß, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Sowohl der geplante Schülerrechtekatalog als auch das Positionspapier zum Thema Schulen in Zeiten von Corona sind am Widerstand einzelner Landesschülervertretungen (LSV) gescheitert.
Demnach hatte sich die Mehrheit der 13 Landesvertretungen gegen weitere Schulschließungen und für die Durchführung von Abitur - und Abschlussprüfungen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen, aber ohne Maskenpflicht ausgesprochen. Da die BSK aber auf dem Konsensprinzip beruht, konnte der Beschluss ohne eine fehlende Stimme der Vertretung aus Sachsen nicht angenommen werden. Sachsen habe nicht zugestimmt, da im Bundesland noch keine Position ausgehandelt war, sagte Krauß. Das Positionspapier könnte aber noch nachträglich digital verabschiedet werden.
Auch der geplante Schülerrechtekatalog wurde nicht angenommen. Dieser hatte etwa die gesetzliche Verankerung der BSK vorgesehen. Es müssten noch einige Wünsche der Landesvertretungen berücksichtigt werden, sagte Krauß. Einig waren sich die Schülerinnen und Schüler beim ÖPNV. Sie fordern eine Ausweitung der Schülertickets sowie Preissenkungen.
Die BSK besteht aus 13 Landesschülervertretungen. Bremen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nicht vertreten. Rheinland-Pfalz war 2018 aus der BSK ausgetreten, nimmt aber als Gastdelegation an den Tagungen teil. Hintergrund waren eine veränderte Satzung und Personalentscheidungen, die nicht dem demokratischen Selbstverständnis der Rheinland-Pfälzer entsprachen.
Zurück in die Schule mit neuen Corona-Regeln in NRW
Stoßlüften, Querlüften und wieder Masken aufsetzen im Unterricht - an gravierend neue Corona-Schutzmaßnahmen müssen sich die Schüler in NRW nach den Herbstferien nicht gewöhnen. Aber frostiger wird es werden «im frierenden Klassenzimmer».
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nach zweiwöchigen Herbstferien kehren rund 2,5 Millionen Schüler und mehr als 200 000 Lehrer in Nordrhein-Westfalen am Montag zurück in den Unterricht - und zwar mit neuen Corona-Regeln. Wichtigste Änderung: Schüler ab der 5. Klasse müssen auch im Unterricht wieder eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Damit reagiert die Landesregierung auf stetig steigende Neuinfektionszahlen.
Die Wiedereinführung der Maskenpflicht soll zunächst bis zu den Weihnachtsferien am 22. Dezember gelten. Im Schulgebäude und auf dem -gelände gilt sie weiterhin landesweit - also auch für Grund- und Förderschüler der Primarstufe. Plexiglasvisiere werden als Alternative nicht akzeptiert. NRW hatte bereits nach den Sommerferien ab Mitte August für etwa zweieinhalb Wochen eine damals noch von vielen heftig kritisierte Maskenpflicht auch im Unterricht.
Lehrer müssen immer dann Maske tragen, wenn sie den Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten können. Wenn es der Unterricht erfordert, können sie sie zumindest zeitweise ausziehen - etwa beim Demonstrieren des «th» im Englischunterricht.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will so lange als möglich am Unterricht in den Klassen vor Ort festhalten und weder auf digitalen Unterricht auf Distanz noch auf Unterricht im Schichtbetrieb ausweichen. Viele Lehrer- und Elternverbände sowie Oppositionsparteien kritisieren das und wünschen sich rollierende Modelle, um auch im Klassenzimmer mehr Abstand halten zu können.
Das Schulministerium setzt dagegen auf die Wirkung regelmäßigen Stoß- und Querlüftens. Die SPD-Opposition hält das nicht für praktikabel und sieht die Schüler schon «im frierenden Klassenzimmer» bibbern. Auch die Schulleitervereinigung zweifelt, wie der Unterricht unter diesen Bedingungen aufrecht erhalten werden soll. Mit einem 50 Millionen Euro umfassenden Sonderprogramm will die Landesregierung mobile Luftreinigungsanlagen für Schulen finanzieren, die anders nicht ausreichend lüften können.
Nach Angaben der Schulministerin waren zum Stichtag 7. Oktober nur 8 und damit weniger als 0,2 Prozent der rund 6000 Schulen in NRW wegen Corona geschlossen. 2084 Lehrkräfte - 1,3 Prozent - seien in Quarantäne gewesen und mehr als 23 000 Schüler. Das seien 1,2 Prozent. Unter den Schülern seien 853 Corona-Infektionen bestätigt worden - bei den Lehrkräften seien es 166 gewesen.
Studieren in digitalen Hörsälen und Zelten - Unistart während Corona
Für Erstsemester beginnt mit dem Studium ein neuer Lebensweg. Doch der Start ins Wintersemester endet für einige vor dem Computer-Bildschirm. Zwar soll trotz Corona viel Lehre auf dem Campus ermöglicht werden - aber das Vorhaben scheitert vielerorts.
München (dpa/lby) - Die Corona-Beschränkungen haben die bayerischen Universitäten vor dem Start ins Wintersemester vor Hürden gestellt. Zwar dürfen den Vorgaben nach bis zu 200 Studierende an Präsenzveranstaltungen teilnehmen - es gibt aber kaum Räume, die diese Zahl an Studierenden unter Einhaltung des Mindestabstands zulassen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter zehn Universitäten im Freistaat. Obwohl Erstsemester bei Veranstaltungen vor Ort bevorzugt berücksichtigt werden sollen, müssen daher viele Einführungsveranstaltungen wegen der hohen Zahl an Studierenden online stattfinden.
«Selbst in unseren größten Innenstadt-Hörsaal passen mit dem Mindestabstand von 1,50 Metern nur etwa 77 Leute», sagte Oliver Jahraus, Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Mit mehr als 50 000 Studierenden ist die LMU die größte Präsenzuniversität im Freistaat.
Die Technische Universität München hat wegen des erhöhten Raumbedarfs mehrere Zelte für Lehrveranstaltungen auf den Campus einrichten lassen, von denen manche rund 190 Personen fassen. Die Vorlesungen sollen in drei Hörsäle gleichzeitig übertragen werden.
23.10.2020 15.30 Uhr
Schülerin scheitert mit Eilantrag gegen Quarantäne vor Gericht
Karlsruhe (dpa/lsw) - Erfolglose Klage einer Schülerin gegen häusliche Quarantäne: Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat einen Eilantrag einer Zwölftklässlerin eines Gymnasiums in Calw abgelehnt. Das Landratsamt hatte nach sechs Corona-Fällen in ihrer Jahrgangsstufe eine 14-tägige häusliche «Absonderung» für alle Zwölftklässler der Schule angeordnet. Dagegen wehrte sich die Schülerin. Nach Angaben des Gerichts vom Freitag verwies sie darauf, dass sie sich nur bei einzelnen Kursen und in gut belüfteten Räumen gemeinsam mit Infizierten aufgehalten und keine «Face-to-Face»-Kontakte mit ihnen gehabt habe. Zudem sei sie zwischenzeitlich negativ auf das Coronavirus getestet worden.
Dem folgte das Gericht nicht. Wegen des rollierenden Kurssystems der Oberstufe komme es zu einer größeren Durchmischung unter den Schülern. Entscheidend sei hier, dass die Antragstellerin Schulstunden mit mindestens einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person im selben Klassenraum gehabt habe. Auch ein negativer Corona-Test könne nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts als Momentaufnahme die Quarantänezeit nicht verkürzen (Beschluss vom 13.10.2020 - 8 K 4139/20).
Die Sache ist rechtskräftig. Eine Beschwerde der Antragstellerin wurde vom Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg (Beschluss vom 16.10.2020 - 1 S 3196/20) zurückgewiesen.
Gericht weist Eilantrag gegen Maskenpflicht im Unterricht ab
Mannheim (dpa) - Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) hat einen Eilantrag gegen die Maskenpflicht im Unterricht abgelehnt. Zwei Schüler aus dem Landkreis Ravensburg wollten das Verbot kippen. Aus ihrer Sicht ist es unklar, ob es an Schulen ein hohes Infektionsrisiko gibt. Zudem sei nicht nachgewiesen, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz die Ausbreitung des Coronavirus wirksam bekämpfe.
Die Richter sahen das anders: Die Maskenpflicht sei ein geeignetes Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Es sei nicht zu beanstanden, diese Maskenpflicht an Schulen landesweit zu verhängen. Auch wenn im Landkreis Ravensburg derzeit weniger Menschen als im Landesdurchschnitt infiziert sind: Dies könne sich jederzeit schnell ändern. Landkreisgrenzen würden von Schülern und Lehrern «in vielen Fällen täglich überschritten», teilte der VGH in Mannheim am Freitag mit. (Az. 1 S 3201/20)
Pädagogik-Professor: Nicht nur über Corona-Maßnahmen in Schule reden
Hannover (dpa/lni) - In der Debatte über Schule in der Corona-Pandemie vermisst der Erziehungswissenschaftler Prof. Manfred Bönsch Antworten auf pädagogische Fragen. Zu klären sei, welche Pläne es gebe, um Lernausfälle des vergangenen Schulhalbjahres aufzuholen, sagte der emeritierte Pädagogik-Professor der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag). «Vermutlich sind systematisch, flächendeckend und für alle Fächer kaum die Lernausfälle erhoben worden, sie werden aber erheblich sein.» Um die ausgefallenen Inhalte aufzuholen, werde wahrscheinlich keine Zeit gewesen sein, weil Corona-Maßnahmen stets im Vordergrund gestanden hätten.
Unklar sei auch noch immer, wie viele Schüler konstant mit digitalen Medien erreicht würden, kritisierte Bönsch. Voraussetzung für echten digitalen Unterricht sei, dass alle Lehrer und Schüler entsprechende Endgeräte hätten, betonte Joachim Maiß, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbandes. Auch müsse es entsprechende Konzepte geben, sonst blieben die Schüler, die zu Hause lernen, immer Schüler zweiter Klasse. Lehrer und Schüler müssten zudem den Umgang mit den digitalen Geräten lernen.
Bönsch warnt vor einem Lehrermangel an Haupt-, Real- und Oberschulen in Niedersachsen. Bis zu den Herbstferien sei krankheits- und coronabedingt wieder vielerorts Unterricht ausgefallen. Das Land müsse Auskunft darüber geben, in welchem Umfang Unterrichtszeiten und Lernzeiten wegen Hygiene- und organisatorischen Maßnahmen geschrumpft seien. Untersucht werden müsse auch, ob es mehr Frontalunterricht gebe, weil Lehrer den Kindern nicht zu nahe kommen dürften.
Schule in der Corona-Pandemie - Wir sind «ein Stück erfahrener»
Wie soll es nach den Ferien in der Schule weitergehen - reicht eine Maskenempfehlung im Unterricht für Corona-Hotspots? Andrea Kunkel, Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, sieht einen Vorteil im Vergleich zum Beginn der Pandemie.
Hannover (dpa/lni) - Der Schulstart nach den Herbstferien in Niedersachsen bedeutet aus der Sicht des Schulleitungsverbandes eine große Herausforderung. Eine Maskenpflicht statt einer Empfehlung ab der fünften Klasse für Schulen in einem Corona-Hotspot hätte vieles vereinfacht, sagte die Vorsitzende des Verbandes, Andrea Kunkel (60), der Deutschen Presse-Agentur. Entscheidend sei aber, am Präsenzunterricht festzuhalten.
Frage: Wie beurteilen Sie die Maßnahmen für die Schulen nach den Herbstferien?
Antwort: Wir brauchen so viel Präsenzunterricht wie nur irgend möglich und wir brauchen das so lange wie nur irgend möglich. Von daher teilen wir die Auffassung, dass es gut ist, am Präsenzunterricht festzuhalten. Das tragen wir eindeutig mit. Wir gehen auch mit in der Frage des Mund-Nasen-Schutzes. Das ist ja zunächst eine Empfehlung. Wir können uns aber gut vorstellen, dass daraus auch eine Verpflichtung werden kann. Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler so lange wie möglich in die Schulen kommen können. Natürlich muss die Gefährdungsbeurteilung sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für alle an Schule Beteiligten, also Lehrkräfte, Schulleitung und pädagogische Mitarbeiter, immer im Blick bleiben.
Frage: Was fehlt Ihnen bei den Corona-Maßnahmen für die Schule?
Antwort: Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, wie sich der Schulbetrieb ab Montag entwickelt. In dem neuen Hygiene-Plan sind für einzelne Fächer bestimmte Vorgaben noch mal deutlicher und klarer formuliert - gerade was beispielsweise das Singen betrifft. Aber die Tücke liegt immer im Detail: Wie wird es wirklich sein? Und die Vermutung liegt nahe, dass im Unterschied zu der Situation vor den Herbstferien vermutlich mehr und häufiger Schülerinnen und Schüler in Quarantäne gehen werden - und damit auch Lehrkräfte. Die Frage wird sein: Können wir unabhängig von infizierten Schülerinnen und Schülern und auch Lehrkräften den Unterricht in vollem Maße aufrechterhalten? Wie sieht es aus, wenn die Grippewelle rollt?
Frage: Hätten Sie eine Verpflichtung zum Tragen der Maske sinnvoller gefunden?
Antwort: Das wäre eine Möglichkeit gewesen - und hätte unser Handeln sicher in diesem Bereich vereinfacht. Wir finden wichtig, wirklich differenziert auf die einzelne Schule zu schauen. Wenn eine Schule oder ein Landkreis niedrige Inzidenzwerte aufweist, dann ist es natürlich auch schwierig, eine Verpflichtung zum Tragen der Masken zu verhängen. Es geht bei allen Maßnahmen auch immer darum, sie zu erklären und zu rechtfertigen beziehungsweise um Verständnis zu werben. Und es wird für uns eine große Herausforderung sein, permanent das Verständnis für die Corona-Maßnahmen einzufordern, sonst kann man den Schulbetrieb nicht aufrechterhalten.
Frage: Zu den Maßnahmen gehört auch regelmäßiges Lüften. Sehen Sie da Schwierigkeiten?
Antwort: Ich denke schon, dass das zur Zeit eine sinnvolle Maßnahme ist. Schwierig ist es immer dann, wenn sich Räume, insbesondere Klassenräume, nicht lüften lassen. In solchen Klassenräumen, das ist klargestellt worden, kann kein Unterricht stattfinden. Lüften heißt ja nicht nur, dass man das Fenster einen Spalt öffnet, sondern es muss eine richtige Querlüftung gewährleistet sein. Bis jetzt hat der Verband kaum Rückmeldungen, dass es an einzelnen Schulen nicht funktioniert. Wir vermuten aber, dass das durchaus so sein wird.
Andererseits ist in den Herbstferien auch einiges passiert: Es gibt Schulen, wo es gelungen ist, Fenster, die man jahrelang nicht öffnen konnte, doch zu öffnen. Die Frage ist immer: Was ist die Alternative?
Frage: Wie beurteilen Sie die Möglichkeit des Einsatzes von Lüftungsgeräten?
Antwort: Es ist illusorisch, zu meinen, Investitionen in Schule, die in den vergangenen 10 oder 20 Jahren aufgrund diverser Konzepte zum Einsparen öffentlicher Gelder nicht erfolgt sind, innerhalb kürzester Zeit aufholen zu können. Das gilt auch für den Einsatz von Lüftungsgeräten.
Frage: Was bedeuten die Maßnahmen für den Unterricht?
Antwort: Wichtig ist im Moment, alternative Möglichkeiten zu finden, wenn beispielsweise Lüften nicht möglich ist. Dann müssen alle Beteiligten an einen Tisch, miteinander verhandeln und pragmatische Lösungen finden. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung dafür, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Es geht hier um Bildungsgerechtigkeit. Dazu stellt sich in vielen Schulen die Frage der Unterrichtsversorgung: Wie viele Lehrkräfte habe ich wirklich, und wie kann ich das alles aufrechterhalten bei Umsetzung aller Hygienemaßnahmen? Und gelingt mir das, wenn ich nur wenig Personal habe und von dem wenigen Personal auch noch Kollegen nicht da sind, weil sie erkrankt sind? Wir werden vielleicht nicht drum herumkommen, an der einen oder anderen Stelle zu sagen, wir können den Unterricht so gar nicht voll erteilen.
Frage: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das Ende der Herbstferien beziehungsweise den Beginn der Schulzeit?
Antwort: Ich habe schon nach den Sommerferien gesagt, dass ich Respekt vor der Situation habe. Ich glaube schon, dass es weiterhin eine große Herausforderung bleibt. Dennoch sind wir ein Stück erfahrener.
ZUR PERSON: Andrea Kunkel (60) ist Vorsitzende des Schulleitungsverbands Niedersachsen und an einer Grundschule in Langenhagen tätig.
Gericht weist Eilantrag gegen Maskenpflicht im Unterricht ab
Mannheim (dpa) - Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) hat einen Eilantrag gegen die Maskenpflicht im Unterricht abgelehnt. Zwei Schüler aus dem Landkreis Ravensburg wollten das Verbot kippen. Aus ihrer Sicht ist es unklar, ob es an Schulen ein hohes Infektionsrisiko gibt. Zudem sei nicht nachgewiesen, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz die Ausbreitung des Coronavirus wirksam bekämpfe.
Die Richter sahen das anders: Die Maskenpflicht sei ein geeignetes Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Es sei nicht zu beanstanden, diese Maskenpflicht an Schulen landesweit zu verhängen. Auch wenn im Landkreis Ravensburg derzeit weniger Menschen als im Landesdurchschnitt infiziert sind: Dies könne sich jederzeit schnell ändern. Landkreisgrenzen würden von Schülern und Lehrern «in vielen Fällen täglich überschritten», teilte der VGH in Mannheim am Freitag mit. (Az. 1 S 3201/20)
Das Kultusministerium begrüßte den Beschluss. «Die Entscheidung bestätigt, dass unsere Maßnahmen zum Infektionsschutz an den Schulen angemessen und verhältnismäßig sind», teilte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) mit. Auch Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) zeigte sich zufrieden: «Es ist unser Ziel, dass Schulen und Kitas auch bei steigenden Infektionszahlen weiter geöffnet bleiben. Ein landesweiter Lockdown soll in jedem Fall verhindert werden.» Das Tragen von Masken, sei auch in der Schule ein wesentliches Mittel, um Ansteckungen zu vermeiden.
Attestpflicht für Schüler gefordert - Streit um Raumluftreiniger
Kommende Woche sind Herbstferien im Südwesten. Die Schüler freuen sich darauf, zuhause bleiben zu können. Wie es nach der unterrichtsfreien Zeit wegen Corona weitergeht, bleibt umstritten.
Stuttgart (dpa/lsw) - Der Philologenverband fordert die Einführung einer Attestpflicht für Schüler, die während der Corona-Krise nicht den Unterricht besuchen wollen. Baden-Württemberg sei das einzige Bundesland, in dem Eltern bestimmten, ob ihr Kind zur Schule gehe oder nicht, sagte Verbandschef Ralf Scholl am Freitag in Stuttgart. Die Schulpflicht im Sinne der Unterrichtsteilnahme sei praktisch ausgesetzt. Auch Lehrer, die zur Risikogruppe gehörten, müssten eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, wenn sie keinen Präsenzunterricht geben wollten.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte hingegen: «Die betroffenen Familien sind für diese Möglichkeit sehr dankbar.» Aber natürlich habe man diese Regelung im Blick. Aktuell führe ihr Haus erneut eine Abfrage an den Schulen durch, wie viele Lehrkräfte, aber auch Schülerinnen und Schüler vom Präsenzunterricht befreit seien. Sollte sich der Anteil der Schüler, der zuletzt bei unter einem Prozent gelegen habe, zwischenzeitlich deutlich erhöht haben, werde man das bisherige Vorgehen selbstverständlich überprüfen.
Der Verband, der die Interessen der Gymnasiallehrer vertritt, forderte gleichfalls die Einführung eines rollierenden Systems zum Schulbesuch nach den Herbstferien im Südwesten. Dadurch könnten die Abstandsregeln eingehalten werden und Busse und Bahnen würden entlastet. Erneut sprach sich die Interessenvertretung für die Anschaffung von Raumluftreinigern aus. Ihre Anschaffung koste 300 Millionen Euro. «In vielen Schulen lassen sich die Fenster nicht öffnen», sagte Scholl. Das Kultusministerium lehnt den Kauf solcher Geräte ab und verwies darauf, dass lüften das bessere Mittel sei.
SPD-Fraktionschef Andreas Stoch kritisierte Eisenmann. «Es geht hier nicht nur darum, dass die kalte Jahreszeit ins Haus steht.» Blamabel sei ferner, dass selbst deutlich finanzschwächere Länder wie Nordrhein-Westfalen inzwischen große Förderprogramme für die Luftreinigung in Klassenzimmern aufgelegt hätten.
22.10.2020 22.00 Uhr
Weitere Corona-Infektionen im Zusammenhang mit Güstrower Gymnasium
Güstrow (dpa/mv) - Im Zusammenhang mit dem Covid-19-Ausbruch an einem Gymnasium in Güstrow (Landkreis Rostock) sind 15 weitere Infektionen festgestellt worden. Darunter seien 9 Schülerinnen und Schüler, 5 Ansteckungen im privaten Umfeld der infizierten Lehrkräfte und eine im privaten Umfeld einer positiv getesteten Schülerin, wie der Landkreis am Donnerstagabend mitteilte. Dem Ausbruch seien damit nun insgesamt 20 Infektionen zuzuordnen.
Rund 760 Schüler sowie Beschäftigte der Schule waren am Donnerstag zur zweiten Testung aufgefordert. Diese seien an drei Standorten in Güstrow durchgeführt worden. Die Ergebnisse sollen demnach am Freitag und Samstag vorliegen. Die Schule bleibt laut Landkreis noch mindestens bis zum 3. November geschlossen.
Zur Unterstützung des Gesundheitsamtes seien Bundeswehrsoldaten beim Landeskommando angefordert worden. Alle Fachämter der Kreisverwaltung müssen demnach Personal für die Arbeit des Gesundheitsamtes bereitstellen. Zudem gelten den Angaben zufolge von kommender Woche an verschärfte Hygienevorschriften in den Kreishäusern.
Maskenpflicht an saarländischen Schulen wird ausgeweitet
Saarbrücken (dpa/lrs) - Wegen der stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen weitet die Landesregierung die Maskenpflicht an saarländischen Schulen aus. Nach Ende der Herbstferien müssen von Montag an alle Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse sowie der Berufsbildungszentren auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, wie das Bildungsministerium am Donnerstag mitteilte. Für alle Lehrer wurde eine «dringende Empfehlung» ausgesprochen, mit Maske zu unterrichten. Nur wenn der Mindestabstand eingehalten werden könne, dürften Lehrer ihre Mund-Nasen-Bedeckung ablegen. Die Regelung ist zunächst auf 14 Tage befristet.
Ausnahmen von der Maskenpflicht gibt es für Menschen, die wegen einer ärztlich attestierten gesundheitlichen Beeinträchtigung, einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können.
Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) sprach von einem «gravierenden Einschnitt», der das Lernen und Lehren nicht erleichtere. «Schulen selbst sind nicht Treiber der Pandemie, ebenso wenig Kinder», sagte sie. «Wir wissen, dass Infektionen vor allem im privaten Bereich stattfinden und von außen in die Schulen getragen werden. Vor allem private Feiern sind hoch problematisch.» Dennoch habe sie sich in Abstimmung mit Regierungschef Tobias Hans (CDU) und dessen Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) dazu entschieden, die Maskenpflicht an Schulen auszuweiten. Dies sei ein «zusätzlicher Baustein» bei der Bekämpfung der Pandemie und solle mithelfen, dass Schulen und Kitas weiter offen bleiben könnten.
Gymnasiallehrer für Unterricht mit halbierten Klassen
Kiel (dpa/lno) - Die Gymnasiallehrer in Schleswig-Holstein fordern angesichts der verschärften Corona-Situation kleinere Schulklassen. «Eine Halbierung der Klassen- und Kursgrößen wäre in der gegenwärtigen Krisenlage nicht nur pädagogisch geboten, sondern auch der beste Beitrag zum Gesundheitsschutz der Schüler- und der Lehrerschaft», sagte am Donnerstag der Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Jens Finger. «Noch sind die schleswig-holsteinischen Schulen keine Infektionsherde, aber dabei soll es auch bleiben.»
Das Bildungsministerium hatte sich am Dienstag dagegen ausgesprochen, bei den bisherigen Infektionszahlen im Norden den Präsenzunterricht zu halbieren. Dies widerspräche dem Ziel, bei gebotener Vorsicht so viel Präsenzunterricht wie möglich zu erreichen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hatte sich für Unterricht mit halbierten Klassen in Gebieten mit hohen Infektionszahlen eingesetzt.
Der Philologenverband unterstütze die eindeutige Priorisierung des Präsenzunterrichts, erklärte der Landesvorsitzende Finger. Das erfordere aber auch, für den Fall erneut notwendig werdender regionaler Schulschließungen einen realistischen und praktikablen «Plan B» zu konzipieren. Hier gebe es noch deutliche Schwächen. Eine Reihe kommunaler Schulträger habe die vom Land zur Verfügung gestellten Mittel noch nicht einmal abgerufen. Das gelte sowohl für die Versorgung mit digitalen Endgeräten für den Fernunterricht als auch für Hygienemaßnahmen.
Eisenmann: Präsenzunterricht an den Schulen ist oberstes Ziel
Stuttgart (dpa/lsw) - Das baden-württembergische Kultusministerium setzt trotz steigender Corona-Infektionszahlen auf den Präsenzunterricht. «Die Schulen sind nicht der Hort von denen das Infektionsgeschehen ausgeht», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag im Sozialausschuss des Stuttgarter Landtags. Man müsse den Kindern in der schwierigen Zeit eine gewisse Struktur und Zusammenarbeit mit den Lehrern ermöglichen. Aktuell seien 925 Klassen an 440 Standorten in Quarantäne. Insgesamt gebe es 67 500 Klassen im Südwesten.
Eisenmann sagte, Ziel sei es, flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden. «Wir setzen auf Schulöffnung.» Ein rollierendes System für den Unterricht oder die Rückkehr zum Fernunterricht lehnte die CDU-Politikerin erneut ab. Es gehe aber nicht alles, was zum Schulleben dazugehöre - wie ein Abschlussfest oder eine Abschlussfahrt.
Eine Million Euro Corona-Hilfe für Jugendherbergsverband
Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit Mitteln in Höhe von einer Million Euro hat das Land Hessen im Mai den hessischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergsverbands (DJH) im Rahmen der Corona-Soforthilfe unterstützt. Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag hervor. Zudem nutze der Landesverband die Möglichkeiten des Kurzarbeitergelds, hieß es zur Situation der hessischen Jugendherbergen während der Pandemie. Die genaue Höhe sei der Landesregierung nicht bekannt.
Für die weitere finanzielle Unterstützung der Jugendherbergen gebe es derzeit zwei Bundesprogramme, hieß es weiter. Dabei sehe das Sonderprogramm «Kinder- und Jugendbildung, Kinder- und Jugendarbeit» für den Zeitraum April bis Dezember Hilfen als nicht rückzahlbare Zuschüsse vor.
Ein Sprecher des DJH-Landesverband Hessen ging davon aus, dass in diesem Jahr von einem Verlust von etwa einer halben Million Übernachtungen auszugehen ist. «In Bezug auf die wirtschaftlichen Schäden gehen wir weiter von einem Umsatzverlust von 18 bis 19 Millionen Euro aus», sagte der Sprecher. Der Vorjahresumsatz lag den Angaben zufolge bei 24 Millionen Euro.
21.10.2020 09.00 Uhr
Städtetag kritisiert Förderkonzept zur Belüftung an Schulen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Schulen profitieren nach Meinung des Städtetags in Nordrhein-Westfalen kaum von der Förderung des Bundes für Belüftungsanlagen. «Viele Schulgebäude haben gar keine Anlage, über die sich Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftqualität beeinflussen lassen und die sich mit zusätzlichen Filtern weiter verbessern ließe», sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy, der «Rheinischen Post» (Mittwoch). Die Anschaffung mobiler Lüftungsanlagen werde aber nicht gefördert. Deshalb sei die Förderrichtlinie höchstens für einige öffentliche Gebäude, nicht jedoch für Schulgebäude relevant.
Hinzu komme, dass häufig der Platz fehle, um in bestehenden Anlagen zusätzliche Filter einbauen zu können. Technische und kostenintensive Aufwendungen seien aber durch finanzschwächere Kommunen nicht zu stemmen, denn die Bundesförderung sehe einen Eigenanteil von 60 Prozent vor, so Dedy weiter. Er forderte: «Hier müssen vom Bund Lösungen gefunden werden, den Eigenanteil zu reduzieren.»
Lehrer-Dienstlaptops kommen voraussichtlich 2021 an die Schulen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Für die geplante Anschaffung von Dienstlaptops für alle Lehrer könnte nach Einschätzung von Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) bis Ende dieses Jahres der Startschuss fallen. Derzeit werde an der nötigen Verwaltungsvereinbarung gearbeitet, sagte er der dpa in Wiesbaden. Es sei voraussichtlich nur noch eine Frage von Wochen, bis «alles unter Dach und Fach ist». Im Laufe des kommenden Jahres könnten die Geräte dann beschafft und verteilt werden.
«Auch wenn wir hier aufs Tempo drücken, muss das Vergabeverfahren sauber ablaufen», sagte Lorz. Bei den Dienstlaptops für die Lehrer gehe es allein um deutschlandweit 500 Millionen Euro vom Bund - plus zusätzliches Geld vom Land. «Wir reden allein für Hessen von 60 000 Endgeräten für die Lehrer», sagte der Minister. «Das ist schon ein Volumen.» Zusätzlich schaffe das Land derzeit rund 120 000 Laptops für Schüler an, bereits mehr als die Hälfte sei bestellt, sagte Lorz. Diese Geräte werden vom Land finanziert.
Hochschulen setzen wegen Coronakrise wieder auf digitale Lehre
Berlin (dpa/bb) - Als Folge des Anstiegs der Corona-Infektionen müssen Studierende an Berliner Hochschulen jetzt wieder auf digitale Lehrangebote setzen. Im Wintersemester soll ein Studium vor Ort mit sogenannten Präsenzveranstaltungen die Ausnahme sein. Die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Hochschulen und die Senatskanzlei - Wissenschaft und Forschung - teilten am Dienstag mit, der Anteil digitaler Lehre werde im Wintersemester wieder erhöht, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Noch im September war es der Plan, dass Studentinnen und Studenten trotz der Corona-Pandemie möglichst viel vor Ort an den Hochschulen sein können. Der Senat beschloss am Dienstag verschärfte Auflagen wegen der gestiegenen Infektionszahlen.
Die Vorlesungszeit begann für Kunsthochschulen und höhere Semester an Fachhochschulen am 1. Oktober. An den Unis und für Erstsemester an Fachhochschulen geht es am 2. November los.
In der Mitteilung vom Dienstag hieß es zudem, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei in allen Hochschulgebäuden verpflichtend.
Keine kostenlosen Tests mehr für Lehrer und Erzieher
Heilbronn/Stuttgart (dpa/lsw) - Das Angebot des Sozialministeriums für Lehrer und Erzieherinnen, sich kostenlos testen zu lassen, soll noch Ende dieses Monats auslaufen. «Stand jetzt wird es keine Verlängerung des kostenlosen Testangebots geben», sagte Sozialminister Manne Lucha der «Heilbronner Stimme» und dem «Mannheimer Morgen» (Mittwoch). Das Ministerium bestätigte das geplante Aus für die Gratistests.
Den Zeitungen zufolge kritisierte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die Entscheidung. «Angesichts der kühleren Tage und der aktuellen Infektionslage halte ich es für richtig, dieses Angebot um einen weiteren Monat zu verlängern und auf insgesamt drei Tests zu erhöhen», erklärte Eisenmann
Ruhe vor dem Sturm? NRW-Schulen dringen auf Antworten zur Corona-Lage
Wenige Tage vor dem Ende der Herbstferien ist in der Schullandschaft ordentlich Druck im Kessel: Wie geht es weiter nach den Herbstferien? Angesichts ständig neuer Corona-Hiobsbotschaften haben viele Lehrer, Eltern und Schüler ein mulmiges Gefühl.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Angesichts des rasanten Anstiegs der Corona-Infektionszahlen werden in Nordrhein-Westfalen Rufe nach verschärften Schutzmaßnahmen an den Schulen lauter. Immer mehr Lehrerverbände fordern inzwischen offensiv die Wiedereinführung der Maskenpflicht. Nach den Sommerferien war die damals neue Maßnahme von vielen Kritikern noch scharf als Zumutung verurteilt worden.
Zehn Wochen und rund 40 000 Neuinfektionen später weht ein anderer Wind: «Die Zeit drängt», sagte der nordrhein-westfälische Oppositionsführer Thomas Kutschaty am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) müsse den zurecht besorgten Lehrern, Schülern und Eltern unverzüglich ein Handlungskonzept vorlegen. Dazu gehörten kleinere Lerngruppen, mehr digitaler Unterricht in der Sekundarstufe II und der Einbau von effektiven Raumluftfilteranlagen. Ähnliche Forderungen stellten Lehrergewerkschaften auf.
Die Schullandschaft umfasst in NRW eine beachtliche Kulisse aus rund 2,5 Millionen Schülern und mehr als 200 000 Lehrern an über 5500 Schulen. Viele Lehrer und auch Eltern sind in schlagkräftigen Verbänden organisiert. In der Vergangenheit erwies sich Unmut über Schulpolitik als Sargnagel für manche Landesregierung in NRW.
Die Schulministerin will sich aber nicht treiben lassen. «Die Landesregierung beobachtet das Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen bis zum Ende der Herbstferien sehr genau», hieß es knapp aus Gebauers Behörde. «Weitere Maßnahmen werden kontinuierlich auf Wirksamkeit und Notwendigkeit geprüft.»
Bislang hat sich die Landesregierung nicht in die Karten blicken lassen, ob es nach den Herbstferien überhaupt neue Vorschriften geben wird. «Es kann jedenfalls nicht sein, dass sie damit wieder erst kurz vor Ende der Ferien um die Ecke kommt und alle Beteiligten im Hauruck-Verfahren reagieren müssen», meinte Kutschaty.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert neben der Rückkehr zur Maskenpflicht im Unterricht ein Stufenkonzept mit klaren Handlungsanweisungen zu Lerngruppengrößen, Hygiene-Auflagen und einem Wechselmodell aus Lernen in der Schule und von zuhause aus - je nach Infektionslage. In Bayern gebe es das schon seit September, stichelte GEW-Landeschefin Maike Finnern. Ein Wink mit dem Zaunpfahl für NRW-Regierungschef Armin Laschet - der auch CDU-Bundesparteichef und Kanzlerkandidat werden will - im Dauerwettbewerb mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Die Nachrichten über die strikten Ausgangssperren im Landkreis Berchtesgadener Land dürften die Sorgen auch im übrigen Bundesgebiet weiter schüren. Dort müssen angesichts des bundesweiten Spitzenwerts von rund 273 Neuinfektionen, gerechnet auf 100 000 Einwohner und sieben Tage (Stand: Montagabend), jetzt auch Schulen und Kitas geschlossen bleiben.
«Das Letzte, was passieren darf, ist dass die Schulen wieder geschlossen werden», ermahnte Finnern die Regierung in NRW. Immerhin gehe aus einer Ende September vom Schulministerium veröffentlichten Umfrage hervor, dass jede vierte Schule in NRW sich nicht in der Lage sehe, die Infektionsschutzstandards einzuhalten. «Hier ist dringend Abhilfe erforderlich.»
Derzeit halte sich die Landesregierung nicht an Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) für Schulen, kritisierte Finnern. Das RKI empfiehlt ab der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen Maskenpflicht im Unterricht mindestens an weiterführenden Schulen - ab der 50er-Schwelle auch für Grundschüler plus Unterricht im Schichtbetrieb in kleineren Klassen. In NRW haben einzelne Schulen die Maskenpflicht aufgrund hoher Infektionswerte bereits wieder eingeführt, an anderen wird auf freiwilliger Basis noch eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen.
Das Ministerium versicherte: «Die Schulen in Nordrhein-Westfalen sind nach wie vor sichere Orte.» Über 98 Prozent aller Schüler seien bis zum Beginn der Herbstferien im Unterricht gewesen. Schon eine Woche zuvor seien «ausführliche Informationen zum Schulbetrieb in Corona-Zeiten für die kommenden Wochen zur Verfügung gestellt worden».
In diesen Handreichungen steht etwa: Alle 20 Minuten Lüften und nach jeder Unterrichtsstunde für mindestens fünf Minuten. «Körperkontakt ist zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für Begrüßungsrituale wie Handschlag, Umarmungen oder Wangenkuss.» Unterricht vor Ort habe «absoluten Vorrang» vor digitalem Unterricht auf Distanz.
Schulfahrten sind auf Grundlage der Hinweise vom 8. Oktober nach den Herbstferien sogar ins Ausland wieder erlaubt - das Storno-Risiko sei aber groß. Welche Hallen für den Sportunterricht freigegeben werden, entscheiden die Behörden vor Ort. Was das in der Praxis bedeutet, berichtete am Dienstag die Stadt Wuppertal: «Leider gibt es in Wuppertal aktuell 12 Turn- und Sporthallen, die ein entsprechendes Lüften nicht zulassen.»
Kutschaty beklagt ein Handlungsdefizit der Landesregierung: «Draußen stürmt der Corona-Herbstwind, aber im Schulministerium gilt offenbar "Still ruht der See".» Auch Laschet lasse zu dem Thema nichts von sich hören.
20.10.2020 11.00 Uhr
Lehrerverband pocht auf Betrieb mit halben Klassen in Hotspots
Heidelberg (dpa) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat Ländern und Kommunen einen widersprüchlichen Umgang mit den Corona-Regeln für Schulen vorgeworfen. Der Regelbetrieb laufe vielerorts weiter, obwohl in Städten und Regionen immer häufiger der kritische Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten werde, sagte Meidinger der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Heidelberg). «Bei diesem Wert müsste es eigentlich eine Rückkehr zum Wechselbetrieb mit halbierten Klassen geben.» Er kenne aber kaum eine Kommune, die entsprechend handele.
«Es sorgt uns, dass diese Richtwerte für verschärfte Hygieneschutzmaßnahmen an Schulen komplett ignoriert werden, um Schulen auf Teufel komm raus offen zu halten.»
Ende vergangener Woche hatte die Kultusministerkonferenz trotz deutlich steigender Corona-Infektionszahlen nochmal bekräftigt, dass Schulen und Kitas möglichst lange offen bleiben sollen. Bei höheren Infektionszahlen könne es sinnvoll sein, die Maskenpflicht auch im Unterricht anzuordnen, hieß es.
Lehrer fordern besseren Schutz gegen Corona nach den Herbstferien
Düsseldorf (dpa/lnw) - Lehrer machen Druck für einen wirksameren Schutz gegen das Coronavirus an den nordrhein-westfälischen Schulen. «Ein "Weiter so" darf es nach den Herbstferien nicht geben», mahnte die Vorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler, am Montag in Düsseldorf. Die Ferien enden an diesem Wochenende.
Das von der Kultusministerkonferenz empfohlene regelmäßige Stoßlüften reiche nicht aus. «Schülerinnen und Schüler sollten in beheizten Klassenzimmern lernen, nicht in Kühlräumen», unterstrich die Chefin des überwiegend Gymnasiallehrer vertretenden Verbands.
Angesichts steigender Infektionszahlen sollte auch die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht kein tabu sein. «Wenn immer mehr Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen zu Risikogebieten werden, dürfen Schulen nicht zu Hotspots werden.»
Der Philologenverband fordert Luftfilteranlagen und einen Stufenplan mit einheitlichen Handlungsanweisungen für die Schulen. Zu prüfen seien auch Schichtmodelle mit kleineren Lerngruppen.
Mistler appellierte an die Fürsorgepflicht der Landesregierung. «Deshalb wird an den Schulen zu Recht erwartet, dass alles Machbare und Notwendige getan wird, um eine Infektion oder Weiterverbreitung der Corona-Viren zu verhindern.»
Unter dem Eindruck rasant steigender Infektionszahlen hatte CSU-Chef Markus Söder am Montag in München eine bundesweit einheitliche Maskenpflicht für Regionen mit vielen Corona-Fällen verlangt - in Schulen, auf öffentlichen Plätzen und auch am Arbeitsplatz.
19.10.2020 11.00 Uhr
Schulbeginn nach den Herbstferien mit schärferen Corona-Auflagen
Kiel (dpa/lno) - Nach den Herbstferien hat am Montag in Schleswig-Holstein wieder die Schule begonnen. Wegen der gestiegenen Infektionszahlen sind die Corona-Schutzmaßnahmen verschärft worden. In den ersten 14 Tagen nach den Ferien müssen die Schüler ab der 5. Klasse auch während des Unterrichts Masken tragen. Zudem hat das Bildungsministerium in Kiel angeordnet, dass während des Unterrichts alle 20 Minuten drei bis fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern gelüftet werden muss. Zudem muss durchgängig in allen Pausen gelüftet werden. Damit sollen die Aerosole in der Luft und damit das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus verringert werden. Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter unterstützen die Maßnahmen.
Corona-Kabinett beschließt neue Regeln - Schule startet
Wie geht der Kampf gegen Corona in Hessen weiter? Am Montag will die Landesregierung die Beschränkungen anpassen. Außerdem geht nach den Herbstferien der Unterricht in den Schulen weiter.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Corona-Kabinett der Landesregierung will am (heutigen) Montag die neuen Corona-Vorgaben für Hessen festzurren. Anschließend stellen Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Sozialminister Kai Klose (Grüne) in der Staatskanzlei in Wiesbaden die Ergebnisse vor (13.30 Uhr). Schon vorab wurde bekannt, dass Hessen das Beherbergungsverbot für Reisende aus innerdeutschen Corona-Hotspots abschaffen will.
Das Gremium will außerdem über die konkrete Umsetzung der Beschlüsse von Bund und Länder aus der vergangenen Woche beraten. Demnach soll die Schwelle für strengere Maßnahmen in deutschen Corona-Hochburgen gesenkt werden. Diese sollen bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen greifen statt bisher bei 50. So soll dort die Maskenpflicht ausgeweitet werden, die Gästezahl bei privaten Feiern weiter begrenzt und eine Sperrstunde für die Gastronomie eingeführt werden.
Nach zwei Wochen Herbstferien geht in den Schulen der Unterricht wieder los - unter besonderen Corona-Vorzeichen. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hatte an die Eltern appelliert, ihre Kinder nicht mit Symptomen einer möglichen Coronavirus-Infektion in die Schule zu schicken. Hier gehe es ausdrücklich nicht um die normale Schnupfennase, die kein Problem sei. Aber bei den typischen Symptomen wie Fieber, trockenem Husten oder einem Verlust des Geschmackssinns sei Vorsicht geboten.
In vielen Kommunen im Rhein-Main-Gebiet gilt wegen der hohen Zahlen bei Neuinfektionen eine generelle Maskenpflicht für alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse für zunächst 14 Tage nach Ende der Herbstferien. Betroffen sind die Landkreise Groß-Gerau, Hochtaunus, Main-Taunus, Main-Kinzig, Offenbach und Rheingau-Taunus sowie die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Darmstadt. Die Kommunen einigten sich außerdem unter anderem auf verschärfte Regeln für Besuche in Altenheime und für Sportveranstaltungen.
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen schränkt die Stadt Offenbach die Kontakte ihrer Bürger weiter ein. Ab Montag dürfen sich nur noch maximal drei Menschen aus verschiedenen Haushalten im öffentlichen Raum treffen. Dies gilt auch zuhause und für die Gastronomie. Zwischen 23.00 und 6.00 Uhr darf kein Alkohol verkauft werden, die entsprechende Sperrstunde für die Gastronomie wird verlängert. Auch für private Feiern und beim Sport gelten weitergehende Einschränkungen.
Mehr als die Hälfte aller Schulen nutzen bereits die Schul-Cloud
Potsdam (dpa/bb) - Ein Jahr nach ihrem Start nutzen 52 Prozent aller Brandenburger Schulen die Schul-Cloud für den Unterricht zu Hause. Ende August dieses Jahres beteiligten sich 432 Schulen von öffentlichen und 40 Schulen von freien Trägern am Fernunterricht über das vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) maßgeblich entwickelten Rechnernetz. Das teilte das Bildungsministerium in Potsdam auf eine Anfrage der Freie-Wähler-Landtagsfraktion mit. Von den aktuell insgesamt 916 Brandenburger Schulen befinden sich 733 in öffentlicher und 183 in freier Trägerschaft.
Den Angaben zufolge nutzten Ende August unter anderem 251 Grundschulen, 101 Oberschulen, 57 Gymnasien und 63 Förderschulen den Fernunterricht. Zu diesem Zeitpunkt konnten laut Ministerium 47 801 der rund 294 000 Schüler in Brandenburg mit der Lern- und Arbeitssoftware zu Hause arbeiten.
Die Schul-Cloud wird noch bis Ende Juli des kommenden Jahres als Pilotprojekt betrieben. Damit soll erfasst werden, welchen Bedarf Lehrer und Schüler für einen Unterricht außerhalb der Schule haben und welches Betriebs- und Betreibermodell sich eignet. Beides soll später bei der Weiterentwicklung der Schul-Cloud berücksichtigt werden.
Beteiligt an dem Projekt des Bildungsministeriums sind auch die DigitalAgentur Brandenburg und das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg. Laut Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Grünen in Brandenburg soll die Schul-Cloud nach Abschluss der Pilotphase allen Schulträgern des Landes zur Verfügung gestellt werden.
Derzeit nutzen vor allem Schüler der oberen Klasse die Lern- und Arbeitsplattform per Internet. Wie das Ministerium in der Antwort an die Freien Wähler mitteilt, sollen künftig die Schüler der 3. und 4. Klassen an die «aktive Nutzung» der Software herangeführt werden; Schüler der 4. und 5. Klassen sollen lernen, damit selbstständig zu arbeiten. Auch ABC-Schützen könnten die Schul-Cloud im Unterricht kennenlernen und gemeinsam mit den Lehrkräften nutzen, erläuterte das Ministerium.
Die Schul-Cloud wird laut HPI in allen Bundesländern genutzt. Derzeit könnten deutschlandweit mehr als 710 000 Menschen auf sie zugreifen. Neben Brandenburg stellen auch Niedersachsen und Thüringen die Schul-Cloud als digitale Lernumgebung zur Verfügung.
Kultusminister: Lüften beugt Coronavirus-Infektionen wirksam vor
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sieht regelmäßiges Lüften von Klassenräumen in der kalten Jahreszeit als eine sehr wirksame Methode gegen die Verbreitung des Coronavirus. Experten beurteilten es ohnehin eher kritisch, wenn Kinder in stickigen, überhitzten Räumen säßen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit Blick auf den Schulstart nach den Herbstferien am Montag. Nach Einschätzung von Hygienikern sei Lüften das beste Mittel, um Infektionen vorzubeugen.
Beim empfohlenen Stoßlüften alle 20 Minuten sinke die Raumtemperatur kurzzeitig nur um zwei bis drei Grad ab. Kinder- und Jugendmediziner würden ganz klar sagen, dass dies unbedenklich sei. «Das kann man aushalten - und sobald die Fenster wieder zu sind, steigt die Temperatur auch wieder zügig an», erläuterte Lorz.
Zu der Frage, ob spezielle Lüftungsgeräte für Klassenzimmer eingesetzt werden sollen, gebe es auch in der Wissenschaft noch keine abschließende Meinung. «Die Diskussion ist jetzt seit ungefähr vier bis fünf Wochen im Gange. Seither werden wir mit Angeboten von entsprechenden Firmen überschwemmt», sagte der Minister. Das müsse man sich sehr genau anschauen. «Wir brauchen valide Erkenntnisse, um dann gegebenenfalls sinnvoll investieren zu können.»
Erste Studien gäben Hinweise darauf, dass bestimmte Techniken unter bestimmten Umständen hilfreich sein könnten. «Experten sagen aber auch, das kann das Lüften nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen», betonte der Minister. «Im Endeffekt braucht auch nicht jeder Klassenraum ein Lüftungsgerät, sondern primär die Klassenräume, in denen Stoß- und Querlüften nicht gut funktionieren.»
Die Anschaffung sei dann Sache der Schulträger. Ob und in welcher Form die Landesregierung sie in dieser Frage unterstütze, stehe noch nicht abschließend fest.
17.10.2020 18.00 Uhr
Alarmstufe Rot im Südwesten - mehr Maskenpflicht, weniger Kontakte
Der Südwesten hat bei den Corona-Infektionen die «kritische Phase» erreicht und schaltet auf Alarmstufe Rot. Um das Virus einzudämmen, stehen nun weitere Einschränkungen bevor.
Stuttgart (dpa/lsw) - Wegen des starken Anstiegs der Infektionszahlen ruft Baden-Württemberg die höchste Corona-Alarmstufe aus. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie eine verschärfte Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und zusätzliche Kontaktbeschränkungen sollen am Montag in Kraft treten, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Samstag nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung mitteilte.
Die Pandemiestufe 3 bedeutet den Eintritt in die «kritische Phase». Die beginnt insbesondere dann, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche die Grenze von 35 überschreitet. Das ist im Südwesten seit vergangenem Donnerstag der Fall. Am Freitag lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 42,2.
Konkret gelten ab Montag landesweit folgende Maßnahmen - unabhängig vom Inzidenzwert in der jeweiligen Region:
- Maskenpflicht in der Öffentlichkeit, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
- Private Zusammentreffen werden auf zehn Personen oder zwei Hausstände begrenzt.
- Die Teilnehmerzahl für Veranstaltungen wird auf 100 beschränkt.
- Kliniken sollen ihre Kapazitäten für Corona-Patienten stufenweise anpassen und nicht zwingend notwendige Behandlungen schrittweise reduzieren.
- Die Fieber-Ambulanzen und Corona-Teststellen in den besonders betroffenen Regionen werden wieder hochgefahren. Telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten werden ausgeweitet - zur Vermeidung von Kontakten in Arztpraxen.
- Maskenpflicht gilt ab Klasse 5 in den weiterführenden Schulen sowie in den beruflichen Schulen nun auch im Unterricht - das hatte das Kultusministerium bereits am Freitag angekündigt. Bislang galt sie dort nur auf sogenannten Begegnungsflächen wie Schulfluren, Aula und Toiletten. Die nicht-schulische Nutzung des Schulgebäudes wird eingeschränkt. An Hochschulen soll eine weitreichende Maskenpflicht auch auf den Sitzplätzen gelten.
Städte und Landkreise, deren Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche über 50 liegt, können aber per Allgemeinverfügung noch schärfere lokale Maßnahmen ergreifen - wie zum Beispiel nächtliche Ausgangssperren verhängen.
Man müsse aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich die Pandemie entwickele, die Maßnahmen verschärfen, sagte Kretschmann am Samstag. Er appellierte erneut an die Bevölkerung: Die Menschen sollten unnötige Reisen und Kontakte vermeiden. «Das ist das Gebot der Stunde, damit nicht alles aus dem Ruder läuft.» Man könne die Dynamik nur dann brechen, wenn man die Kontakte um die Hälfte reduziere.
Kretschmann hatte die Ausrufung der dritten und höchsten Stufe bereits am Freitag in Aussicht gestellt. Das dreistufige Alarm-System hatte die Landesregierung im September eingeführt. Entscheidend für die Einstufung ist die Sieben-Tage-Inzidenz. Aber auch andere Faktoren spielen bei der Bewertung eine Rolle, etwa die absoluten Infektionszahlen, die Zahl der Tests oder der Reproduktionswert (R-Wert), der angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter im Schnitt mit dem Virus ansteckt.
Vor gut eineinhalb Wochen war die «Anstiegsphase» ausgerufen worden, in der Ausbrüche zunehmen, Landkreisgrenzen überschreiten und zunehmend nicht mehr nachzuvollziehen sind. Diese Stufe 2 wurde begleitet von verschärften Kontrollen und Appellen, beinhaltete aber keine weiteren Einschränkungen des Alltags.
Die dritte Phase zeichnet sich durch einen starken, möglicherweise exponentiellen Anstieg der Fallzahlen mit diffusen, häufig nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten aus. Das ursprüngliche Konzept der Landesregierung sah für dieses Phase weitere Maßnahmen vor, etwa eine Einschränkung der Anzahl der Personen pro Verkaufsstelle im Einzelhandel und eine Einschränkung des Ausschanks von Alkohol in der Gastronomie. Davon war am Samstag zunächst keine Rede.
Zwar sei der Anteil schwerer Verläufe und die Auslastung der Krankenhäuser vergleichsweise gering, teilte das Staatsministerium mit. Dennoch seien viele Lebensbereiche durch die zunehmende Verbreitung des Virus betroffen, was wiederum das Risiko für vulnerable Gruppen erhöhe. Außerdem falle es den örtlichen Gesundheitsbehörden zunehmend schwer, alle Kontaktpersonen von Neuinfizierten zu ermitteln. «Damit steigt das Risiko, dass sich das Virus diffus ausbreitet.»
Das dreistufige Konzept soll eigentlich eine zweite Welle verhindern. Ministerpräsident Kretschmann appellierte an die Bürger, sich bereits am Wochenende an die verschärften Regeln zu halten und nicht erst bei Inkrafttreten am Montag. «Jede Kontaktvermeidung bringt etwas. Jeder Tag zählt.» Kretschmann warnte die Bevölkerung vor einem erneuten Lockdown. Wenn die Einschränkungen der dritten Alarmstufe über sieben bis zehn Tage nicht wirkten, werde man die Maßnahmen verschärfen und etwa die Treffen im öffentlichen Raum drastisch einschränken, sagte der Grünen-Politiker. «Das muss jedem klar sein: Wenn das nicht geht, dann werden wir zum Schluss sehr viel härter Maßnahmen ergreifen müssen, die dann auch tiefer ins Arbeitsleben eingreifen.»
17.10.2020 8.30 Uhr
Lehrer, Eltern und Schüler unterstützen härtere Corona-Maßnahmen
Masken tragen auch im Unterricht und alle 20 Minuten lüften: Diese verschärften Corona-Schutzmaßnahmen in Schleswig-Holsteins Schulen stoßen auf breite Zustimmung bei Lehrern, Eltern und Schülern. Am Montag beginnt nach den Herbstferien wieder die Schule.
Kiel (dpa/lno) - Die härteren Corona-Maßnahmen, die nach den Herbstferien ab Montag an Schleswig-Holsteins Schulen gelten, stoßen bei Lehrern, Eltern und Schülern auf breite Zustimmung. Zunächst für 14 Tage müssen Schüler ab der 5. Klasse auch während des Unterrichts eine Maske tragen. Und es ist vorgeschrieben, dass während des Unterrichts alle 20 Minuten bei breit geöffneten Fenstern drei bis fünf Minuten gelüftet wird sowie durchgängig in den Pausen.
Die Maskenpflicht wird aus Sicht von Bildungsministerin Karin Prien funktionieren. Dies habe auch schon freiwillig nach den Sommerferien geklappt, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. «Wir dürfen unseren Schülerinnen und Schülern viel zutrauen.» Sie gingen gerade an weiterführenden Schulen verantwortungsbewusst mit den Verhaltensregeln in der Corona-Pandemie um. «Das ist ein tolles Signal für gegenseitige Rücksichtnahme, die gerade an Schulen wichtig ist für ein gutes Miteinander und eine gute Arbeitsatmosphäre.»
Die Elternbeiräte der weiterführenden Schulen unterstützten das Ministerium bei der Maskenpflicht, sagte Prien. Und der Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen rufe dazu auf, die Schüler beim Thema Mund-Nasen-Schutz zu unterstützen und zu ermutigen. «Unser Ziel für die nächsten Monate bleibt: Möglichst viel, möglichst lange Regelbetrieb für möglichst viele Schülerinnen und Schüler an möglichst vielen Standorten», sagte die Ministerin.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), in der viele Lehrer organisiert sind, hält Masken tragen und Lüften für gerechtfertigt angesichts der massiv gestiegenen Corona-Zahlen. Nach 14 Tagen werde man sehen, ob die Maskenpflicht möglicherweise weiterhin notwendig sei, sagte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Katja Coordes in Kiel. Das Lüften mache ebenfalls Sinn, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Allerdings sei nicht bedacht worden, dass die Unterbrechung des Unterrichts eine pädagogische Herausforderung für die Lehrkräfte bedeute. Kleinere Unterrichtsgruppen und digitaler Unterricht könnten Optionen sein, wenn die Infektionszahlen weiter steigen sollten.
Ein besonderes Problem sind laut Coordes Unterrichtsräume, in denen Stoßlüften nicht möglich sei und die deshalb gemäß den Empfehlungen des Umweltbundesamtes für Unterricht in Corona-Zeiten nicht genutzt werden dürften. Es seien noch nicht alle Räume entsprechend überprüft worden. Laut Coordes gibt es vom Land Geld für Unterrichtscontainer, falls Räume nicht geeignet sind.
Auch die Vorsitzende des Landeselternbeirates Gymnasien Schleswig-Holstein, Claudia Pick, steht hinter der Maskenpflicht im Unterricht: «Das ist eine gute Maßnahme, um das Infektionsrisiko soweit wie möglich zu minimieren.» Und das regelmäßige Lüften zur Reduzierung der Aerosole in der Luft sei eine logische, vernünftige Konsequenz. Zu möglichen Erkältungen durch Zugluft meinte Pick: «Welches Gefährdung stufen wir denn höher ein?» Man müsse sich darauf einstellen, «dass es nicht mehr so gemütlich ist im Klassenzimmer». In der Gastronomie sei es üblich, dass Menschen dick eingehüllt im Freien säßen.
Anna Weigand, Landesschülersprecherin Gymnasien, sieht keine große Umstellung durch die Maskenpflicht, da bereits nach den Sommerferien viele Schüler in den Schulen Masken getragen hätten. «Das Atmen unter der Maske dürfte jetzt leichter fallen, da es kälter ist». Die 14 Tage-Frist sei sinnvoll, denn durch Reiserückkehrer steige das Infektionsrisiko. Das Stoßlüften diene vor allem dem Schutz der Lehrkräfte. «Es ist natürlich nicht energiesparend. Und wegen der Kälte sollte überlegt werden, ob Kopfbedeckungen im Unterricht getragen werden dürfen.» Langfristig sollte jede Schule ihre digitalen Möglichkeiten ausbauen.
Lehrer dürfen in den Herbstferien auch in Corona-Risikogebiete reisen
Auch viele Lehrer wollen die Herbstferien für einen Urlaub nutzen. Reisebeschränkungen für sie hat das Land als ihr Dienstherr nicht ausgesprochen – dabei könnte das zu Einschränkungen nach den Ferien führen.
Erfurt (dpa/th) – Für Lehrerinnen und Lehrer gibt es mit Blick auf die Herbstferien keine Vorschriften, die ihnen das Reisen in Corona-Risikogebiete untersagen. Das gilt trotz der Gefahr, dass sie nach einer Reise eventuell vorübergehend ihren Dienst nicht wie üblich ausüben können. Weil Lehrer, die in den Ferien privat in ein ausländisches Corona-Risikogebiet reisten, den geltenden Verordnungen zufolge nach ihrer Rückkehr in Quarantäne müssten, habe das Land für sie Möglichkeiten geschaffen, von zu Hause aus zu arbeiten, sagte ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. «Weitere generelle arbeits- oder disziplinarrechtliche Konsequenzen hat die Einreise in ein Risikogebiet nicht.» An diesem Wochenende beginnen die Ferien.
Allerdings könne es bei verbeamteten Lehrern im Einzelfall sein, dass bei ihnen geprüft werde, ob sie gegen ihre Pflicht zur Gesunderhaltung verstoßen hätten, wenn sie wissentlich in ein ausländisches Corona-Risikogebiet einreisten, sagte der Sprecher. Da dem Ministerium bislang aber keine solchen Fälle bekannt seien, handle es sich dabei um eher theoretische Überlegungen. Diese gelten nach Angaben des Sprechers ohnehin nur für Corona-Risikogebiete außerhalb Deutschlands, weil es für Reiserückkehrer aus innerdeutschen Corona-Reisegebieten in Thüringen zumindest bislang keine Quarantäneregeln gibt.
Auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Thüringen hieß es, dort habe man keine Kenntnis davon, dass Lehrer in ausländischen Corona-Risikogebieten Ferien gemacht hätten. «Uns liegen auch keine Rechtsanfragen bezüglich möglicher dienstrechtlicher Konsequenzen vor», sagte ein Sprecher der Gewerkschaft.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte, im Kampf gegen die Pandemie seien alle Menschen unabhängig von ihren Berufen gefragt. «Selbstverständlich setzen wir auf die Verantwortung jedes einzelnen Bürgers und jeder einzelnen Bürgerin, sich angesichts der an vielen Orten wieder aufflammenden Pandemie umsichtig und sorgsam zu verhalten und die jeweils geltenden Regeln einzuhalten, im eigenen Interesse, aber auch im Interesse der Allgemeinheit», sagte Holter.
Gerichte zerpflücken staatliche Maßnahmen gegen Corona-Pandemie
Erst das Beherbergungsverbot, nun die Sperrstunde: Die Maßnahmen von Bund und Ländern zum Eindämmen der Corona-Pandemie finden vor Gericht wenig Zustimmung. Die Zahl der Neuinfektionen steigt derweil stetig weiter.
Berlin (dpa) - Bund und Länder werden bei ihren Schritten zum Eindämmen der Corona-Pandemie zunehmend von Gerichten ausgebremst. Nach den Urteilen gegen die Beherbergungsverbote in Baden-Württemberg und Niedersachsen hat am Freitag das Berliner Verwaltungsgericht die Sperrstunde in der Hauptstadt gekippt. Es gab den Eilanträgen von Gastronomen statt. Auch das Beherbergungsverbot für Urlauber aus Regionen mit hohen Infektionszahlen wird immer löchriger. Bayern lässt es an diesem Freitag auslaufen, wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München sagte. Hessen plant ebenfalls die Abschaffung. (VG 14 L 422/20 und VG 14 L 424/20)
Ungeachtet des Urteils in Berlin beschloss die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, dass künftig in Kommunen mit 50 oder mehr Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen eine Sperrstunde von 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens verhängt werden muss. Dies entspricht der erst am vergangenen Wochenende in Berlin in Kraft getretenen Regelung, die nun schon wieder obsolet ist.
Es sei nicht ersichtlich, dass die Sperrstunde für eine nennenswerte Bekämpfung des Infektionsgeschehens erforderlich sei, begründete das Berliner Gericht seinen Beschluss, gegen den die Landesregierung juristisch vorgeht, am Freitagabend aber zunächst scheiterte. Das teilte eine Sprecherin des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg am Freitag mit. Der Senat hatte eine sogenannte Zwischenverfügung beantragt. Die Entscheidung in der Hauptsache steht noch aus.
Sperrstunden sind ein zentraler Baustein im Konzept von Bund und Ländern, um die auch in Deutschland stark steigenden Neuinfektionen in den Griff zu bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten am Mittwoch vereinbart, dass ab einem Wert von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen eine Sperrstunde um 23.00 Uhr für Gastronomiebetriebe zwingend zu erlassen ist. Ab einem Wert von 35 Neuinfektionen wird eine Sperrstunde empfohlen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen 7334 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages - der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Am Vortag waren es 6638 neue Fälle gewesen. Die jetzigen Werte sind nur bedingt mit denen des Frühjahrs vergleichbar, weil heute wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.
Bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab. Laut RKI wurden am Donnerstag 655 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 329 davon beatmet. Eine Woche zuvor hatte der Wert noch bei 487 (239 beatmet) gelegen.
Das RKI verzeichnet auch wieder vermehrt Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. «Da sich wieder vermehrt ältere Menschen anstecken, nimmt die Anzahl der schweren Fälle und Todesfälle zu», schreibt das Institut in seinem aktuellen Lagebericht. Im Frühjahr hatte es mehrere große Corona-Ausbrüche in Altenheimen gegeben.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte im RTL/ntv-«Frühstart» zur Infektionslage: «Wir erwarten nicht, dass die Zahlen morgen geringer werden.» Deutschland habe es selbst in der Hand, ob es einen zweiten Lockdown geben werde. «Das A und O ist eben jetzt Vorsicht, sofort.» Der «Rheinischen Post» (Samstag) sagte Braun, «dass es als weitestgehende Maßnahme auch Beschränkungen der Mobilität in die besonders betroffenen Gebiete hinein und aus ihnen heraus geben kann». Das hätten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten schon vor Monaten festgestellt.
Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus hat laut einer Umfrage zugenommen. 43 Prozent der Menschen in Deutschland haben «sehr große» oder «eher große Angst»; im Juli waren es 40 Prozent gewesen. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, keine Angst zu haben. Das geht aus dem aktuellen YouGov-Covid-19-Tracker hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. 72 Prozent glauben zudem, dass die Corona-Lage in Deutschland derzeit schlimmer wird.
Das Beherbergungsverbot war beim Corona-Gipfel am Mittwoch im Kanzleramt hochumstritten gewesen. Länder wie Nordrhein-Westfalen und Thüringen setzten es gar nicht um, andere wie Mecklenburg-Vorpommern halten bis heute strikt daran fest. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat nur die Bereitschaft signalisiert, die in ihrem Land besonders strengen Regelungen etwas zu lockern. Bund und Länder fanden keine Einigung und vertagten das Thema bis zum 8. November.
Am Donnerstag kippten dann Gerichte in Baden-Württemberg und Niedersachsen die dortigen Verbote. Sachsen und das Saarland strichen die Regel freiwillig. Die Rechtssprechung ist allerdings nicht eindeutig. Das Oberverwaltungsgericht in Schleswig-Holstein wies am Donnerstag einen Eilantrag gegen das Beherbergungsverbot ab. Am Freitag scheiterte vor dem Verwaltungsgericht Hamburg ein Ehepaar aus Köln. Aus Sicht des Gerichts hätte es nahe gelegen, den Antrag «zu einem früheren Zeitpunkt bei dem Gericht anhängig zu machen».
Nach der Regelung durften Touristen aus Gegenden mit besonders hohen Infektionszahlen nur in ein Hotel oder eine Ferienwohnung, wenn sie einen negativen Corona-Test vorlegen konnten, der nicht älter als 48 Stunden war. In Mecklenburg-Vorpommern ist darüber hinaus eine fünftägige Quarantäne und anschließend ein zweiter negativer Corona-Test vorgeschrieben.
Prof. Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, zeigte sich enttäuscht über die Ergebnisse der Bund-Länder-Runde. «Wir haben Zeichen, dass das Virus sich gerade unkontrolliert ausbreitet», sagte er am Donnerstagabend im ZDF-«heute-journal». Er habe deshalb am Mittwoch im Kanzleramt eine «große Warnung» ausgesprochen. «Die Maßnahmen, die erfolgt sind, sind nicht die, die ich mir erhofft hatte», bedauerte Meyer-Hermann. «Die Bevölkerung muss einfach verstehen, dass es jetzt um die Wurst geht.» Die Menschen müssten Feste viel stärker einschränken, auf Reisen möglichst verzichten und konsequent Maske tragen.
Laut einer Umfrage im Auftrag des ARD-«Morgenmagazins stoßen die unterschiedlichen Maßnahmen und Regelungen in den Bundesländern bei den Bürgern auf wenig Akzeptanz: Gut zwei Drittel (68 Prozent) befürworten eher einheitliche Regelungen für Deutschland. Nach einer Forsa-Umfrage für RTL hat eine große Mehrheit der Bürger (74 Prozent) nicht den Eindruck, dass Bundesregierung und Bundesländer bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gut zusammenarbeiten.
Trotz der steigenden Infektionszahlen sollen Schulen und Kitas nach Auffassung der Kultusministerkonferenz (KMK) möglichst lange offen bleiben. «Lüften bleibt dabei das A und O», sagte KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) am Freitag in Mainz nach zweitägigen Beratungen der 16 Landesminister. «Räume, die man nicht lüften kann, können auch nicht für den Unterricht genutzt werden.» Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sprach sich gegen vorbeugende flächendeckende Kita-Schließungen aus. «Kitas selbst sind keine Infektionsherde und Kinder sind nicht die Infektionstreiber», sagte sie in Berlin. Kita- und Schulschließungen dürften nur das allerletzte Mittel sein.
Die Zuspitzung der Infektionslage in ganz Europa überschattet auch zunehmend die deutsche EU-Ratspräsidentschaft. Nach der Absage des EU-China-Gipfels im September in Leipzig strich die Europäische Union am Freitag auch ihren erst vor zwei Wochen beschlossenen und für den 16. November geplanten Gipfel zur China-Politik in Berlin.
16.10.2020 22.00 Uhr
Baden-Württemberg vor Alarmstufe Rot - Maskenpflicht im Unterricht
Das Land kämpft mit aller Macht darum, die Kontrolle über die Pandemie zu behalten. Baden-Württemberg bewegt sich Schritt für Schritt auf einen zweiten Lockdown zu - um einen kompletten Stillstand noch abzuwenden.
Stuttgart (dpa) - Wegen dramatisch steigender Infektionszahlen steht Baden-Württemberg vor der Ausrufung der höchsten Corona-Alarmstufe - und vor weiteren Einschränkungen des Alltags. Ab kommender Woche gilt die Maskenpflicht an weiterführenden Schulen auch im Unterricht. «Die Erweiterung der Maskenpflicht ab Klasse 5 auf den Unterricht gilt ab einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von über 35», teilte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. «Wir werden heute die Schulen darüber informieren, dass dies dann ab kommenden Montag zu beachten ist.»
Am Freitag lag die Inzidenz im Südwesten bei 42,2 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche. Im Landkreis Esslingen war dieser Wert mit 89,3 am höchsten.
Bislang galt die Maskenpflicht ab Klasse 5 und an weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg lediglich auf sogenannten Begegnungsflächen wie Schulfluren, Aula und Toiletten. An Grundschulen müssen weiterhin keine Masken getragen werden. Im Corona-Hotspot Stuttgart gilt bereits eine Maskenpflicht im Unterricht.
«Wenn die Zahlen so steigen wie jetzt in ganz Baden-Württemberg, müssen wir striktere Maßnahmen ergreifen», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Freitag bei einer Veranstaltung des Städtetags. «Ich bin zuversichtlich, dass das die Schulen hinbekommen.» Derzeit befänden sich gut 600 von 67 500 Klassen in Quarantäne. «Das verteilt sich gut.»
«Das halte ich für konsequent», kommentierte die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, die Maskenpflicht. Die Lüfterei in den Klassenzimmern funktioniere nicht wirklich. Man müsse jede weitere Maßnahme nutzen. Am wichtigsten sei aber Abstand. Moritz plädierte für einen Schichtbetrieb an den Schulen. So könnte beispielsweise im Tausch die halbe Klasse im Klassenzimmer lernen und die andere Hälfte den Unterricht digital verfolgen. Moritz sagte, sie denke nicht, dass man um eine erneute Einschränkung des Präsenzunterrichts herumkomme.
Die Landesregierung hatte im September ein dreistufiges Alarm-System im Kampf gegen eine zweite Corona-Welle eingeführt. Entscheidend für die Einstufung dabei ist die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz. Aber auch andere Faktoren spielen bei der Bewertung eine Rolle, etwa die absoluten Infektionszahlen, die Zahl der Tests oder der Reproduktionswert (R-Wert), der angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter im Schnitt mit dem Virus ansteckt.
Vergangene Woche wurde die «Anstiegsphase» ausgerufen, in der Ausbrüche zunehmen, Landkreisgrenzen überschreiten und zunehmend nicht mehr nachzuvollziehen sind. Diese Stufe 2 wird begleitet von verschärften Kontrollen und Appellen.
Die dritte, kritische Phase beinhaltet weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens - unter anderem die landesweite Maskenpflicht im Unterricht. Sie gilt vor allem ab einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Fällen auf 100 000 Einwohner. Dann besteht ein starker, möglicherweise exponentieller Anstieg der Fallzahlen mit diffusen, häufig nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten.
Nach dem Konzept der Landesregierung soll dann im Einzelhandel die Anzahl der Personen pro Verkaufsstelle eingeschränkt werden. In der Gastronomie könnten dann der Ausschank von Alkohol eingeschränkt und der Betrieb auf Außenbereiche beschränkt werden. Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten sollen eingeschränkt, Hygienemaßnahmen sowie Sanktionen bei Verstößen ausgeweitet werden. Die Regelversorgung in Krankenhäusern soll auf das Nötigste beschränkt werden. Mit diesen Maßnahmen soll ein allgemeiner Lockdown - die Schließung von Schulen und Betrieben - möglichst vermieden werden.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann kündigte am Freitag an, dass die Bürger damit rechnen müssten, dass spätestens am Montag die dritte Pandemiestufe ausgerufen werde. Wenn es so weitergehe, werde Baden-Württemberg am Wochenende bei mehr als 50 Neuinfektionen per 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche liegen, sagte der Grünen-Politiker bei der Hauptversammlung des Städtetags Baden-Württemberg, die per Videokonferenz stattfand.
Die SPD vermisst allerdings Konsequenz im Krisenmanagement der Landesregierung. «Die meisten Inhalte des Landeskonzepts zur zweiten Stufe stehen bisher nur auf dem Papier», sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch. «Daher habe ich die Befürchtung, dass es bei der dritten Stufe auch nicht anders wird. Aber die zweite Welle lässt sich nicht nur wegappellieren.»
Kretschmann appellierte am Freitag erneut an die Bevölkerung. «Wir können die Welle nur dann brechen, wenn wir jetzt handeln.» Mehr denn je komme es auf die Eigenverantwortung der Menschen an. Wenn die Infektions-Dynamik nicht gebrochen werde, werde es selbstverständlich auch keine Weihnachtsmärkte geben, sagte Kretschmann.
Im Streit um Beherbergungsverbote und das Krisenmanagement von Bund und Ländern machte sich Kretschmann für den Föderalismus stark und forderte ein Ende der «Debatte um Kleinstaaterei». In Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern gebe es eben vergleichsweise niedrige Infektionszahlen. «Die müssen doch nicht dieselben Regeln machen wie wir.» Mit dem Föderalismus sei man gut gefahren verglichen mit den Nachbarländern Deutschlands.
Gericht: Schüler-Quarantäne trotz Lüftens im Klassenzimmer rechtens
Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Schüler ist laut einer Gerichtsentscheidung nach dem Unterricht bei einem positiv auf das Coronavirus getesteten Lehrer zu Recht in Quarantäne gesteckt worden - obwohl das Klassenzimmer durchgängig gelüftet war. Das erklärte das Verwaltungsgericht Düsseldorf am Freitag, das sich mit dem Fall beschäftigt hatte. Das Gesundheitsamt der Stadt hatte für den Schüler nach der 45-minütigen Schulstunde eine 14-tägige häusliche Quarantäne angeordnet. Dagegen war der Schüler juristisch vorgegangen.
Zu Begründung hieß es, dass sich die Kammer an den Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts orientiert habe. Es sei zwar möglich, dass «wegen des konstanten Lüftens des Klassenraumes durch das Offenhalten jeweils eines Flügels von drei Flügelfenstern und der gegenüberliegenden Klassenzimmertüre eine gewisse Reduktion des Infektionsrisikos» erreicht worden sei. Ob die Lüftung aber ausgereicht habe, könne «im Rahmen der effektiven Gefahrenabwehr» nicht beurteilt werden. Der durch das Lüften erreichte Luftaustausch hänge unter anderem von der Witterung ab.
Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt werden.
Maskenpflicht im Unterricht an Berufsschulen und in den Oberstufen
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Berufsschüler und Schüler an den Oberstufen der allgemeinbildenden Schulen müssen von kommender Woche an auch im Unterricht Mund-Nase-Masken tragen. Zudem sollen die Klassenräume in allen Schulen nach den Herbstferien alle 20 Minuten gelüftet werden, teilte der Senat am Freitag mit.
16.10.2020 08.30 Uhr
Schülervertretung: Schüler sollen selbst über Maskenpflicht abstimmen
Bislang muss in Hamburgs Schulen nur außerhalb des Unterrichts Maske getragen werden. Doch die Corona-Infektionszahlen steigen auch in der Hansestadt. Die Schüler selbst wollen jetzt über eine mögliche Verschärfung der Regeln entscheiden.
Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburger Schülervertretung hat Schülerinnen und Schüler aufgefordert, über die Einführung einer Maskenpflicht im Unterricht abzustimmen. Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen gehe es darum, zumindest für die ersten beiden Wochen nach den Herbstferien die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung während der bisher Masken-freien Unterrichtsstunden zu fordern, sagte der Landesvorsitzende der Schülerinnenkammer Hamburg, Henry Behrens, der Deutschen Presse-Agentur. In Hamburg geht die Schule am Montag wieder los. Die Onlineumfrage sollte noch am Freitag beginnen.
In einer ersten Stichprobe mit rund 100 Schülern hätten sich 52 Prozent für und 48 Prozent gegen das Tragen einer Maske im Unterricht ausgesprochen. Über das Wochenende soll nun in einer größeren Onlineumfrage endgültig über die Position der Schülervertretung in dieser Frage entschieden werden.
Behrens selbst befürwortete eine generelle zweiwöchige Maskenpflicht in der Schule. «Es gibt Dinge, die schlimmer sind. Und wenn Operationen mit Maske durchgeführt werden, dann können sicherlich auch zwei Wochen Unterricht mit Maske passieren.»
Einen Aufruf zum freiwilligen Maske tragen würde er zwar auch unterstützen. Allerdings bezweifelte Behrens, dass sich dann alle Schülerinnen und Schüler daran halten würden. «Freiwillig ist gut, aber verpflichtend ist noch besser.»
Ein zweiter sogenannter Lockdown müsse auf jeden Fall verhindert werden, sagte der 18-jährige Gymnasiast. «Wir können es uns nicht noch einmal erlauben, die Schulen zu schließen. Genau wie für die Wirtschaft hätte eine Schließung auch für die Schüler fatale Folgen. Viele hinken jetzt schon hinterher.»
Bayern verschärft Maskenpflicht
Die Corona-Zahlen steigen auch in Bayern unaufhaltsam. Markus Söder warnt vor einem neuen Lockdown - und zieht die Zügel deutlich an.
München (dpa/lby) - In bayerischen Regionen mit hohen Corona-Zahlen gelten künftig strikte Beschränkungen für private Kontakte, zudem wird die Maskenpflicht in den betroffenen Städten und Landkreisen deutlich ausgeweitet. Eine entsprechende Verschärfung der bayerischen Anti-Corona-Maßnahmen hat das Kabinett am Donnerstag beschlossen, dies tritt am Samstag in Kraft. Mit dem Maßnahmenkatalog, der von den Kommunen verpflichtend umgesetzt werden muss, geht Bayern zum Teil deutlich über einen Bund-Länder-Beschluss vom Mittwoch hinaus.
«Es gibt keinen Anlass zu Panik in Deutschland, aber zu ernster und großer Sorge», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettssitzung. Wenn man jetzt nicht konsequent handle, rücke man einem Lockdown immer näher. «Wir wollen das nicht – aber wir müssen eine Menge noch tun, um das zu verhindern», mahnte er. Deshalb gehe Bayern über den Bund-Länder-Beschluss hinaus. «Corona ist kein Krieg, sondern eine Geduldssache, eine echte Geduldssache», betonte Söder.
Die Maskenpflicht gilt bei Überschreiten des 35er-Werts künftig quasi automatisch auch im Schulunterricht ab der fünften Klasse, beziehungsweise bei Überschreiten des 50er-Werts auch an Grundschulen. Bislang gab es hier keinen Automatismus, sondern lediglich einen Drei-Stufen-Plan des Kultusministeriums, auf dessen Grundlage die Gesundheitsämter vor Ort entscheiden mussten. Künftig müssen die Ämter die Maskenpflicht zwingend anordnen. Und diese gilt laut Söder dann auch in Horten und in Mittagsbetreuungseinrichtungen.
Wegen Corona: Franziskus warnt vor Schulabbruch von Millionen Kindern
Rom (dpa) - Papst Franziskus will mit einem globalen Pakt für Bildung den Kindern und Jugendlichen weltweit zu besseren Chancen verhelfen. «In der aktuellen Gesundheitskrise - wo es viel Verzagtheit und Orientierungslosigkeit gibt - sind wir der Meinung, dass dies der Zeitpunkt ist, einen globalen Bildungspakt für und mit den jüngeren Generationen zu unterzeichnen», sagte der Papst in einer Videobotschaft am Donnerstag in Rom. In dem Pakt würden «Familien, Gemeinschaften, Schulen und Universitäten, Institutionen, Religionen, Regierende, ja, die gesamte Menschheit dazu verpflichtet, reife Menschen heranzubilden». In der italienischen Hauptstadt tagten in der Päpstlichen Lateranuniversität internationale Experten zu dem Thema.
Die Idee zu einer Übereinkunft für bessere Bildung hatte das 83 Jahre alte katholische Kirchenoberhaupt bereits lange vor der Corona-Krise. Doch jetzt könnten etwa zehn Millionen Kinder weltweit wegen der Wirtschaftskrise, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, zum Schulabbruch gezwungen sein, warnte er. Die Generalsekretärin der
Zwei Schulen nehmen nach Corona-Zwangspause wieder Betrieb auf
Löcknitz/Neubrandenburg (dpa) - Die beiden Schulen in Löcknitz (Vorpommern-Greifswald) und Neubrandenburg, die wegen Corona-Fällen nach den Herbstferien zunächst geschlossen blieben, nehmen den Schulbetrieb von diesem Montag an wieder auf. Das teilten die beiden Schulleitungen am Donnerstag mit. Alle Schüler wurden daran erinnert, die geforderten Gesundheitsbestätigungen mitzubringen. An den Bildungseinrichtungen waren in den einwöchigen Ferien insgesamt drei Lehrer und acht Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Daraufhin schlossen sich Hunderte Tests für die anderen Schüler und Lehrer sowie das Umfeld an, die aber negativ verliefen. Betroffen waren das deutsch-polnische Gymnasium Löcknitz, wo rund 450 Schüler aus Polen und Deutschland lernen, sowie die Integrierte Gesamtschule «Vier Tore» in Neubrandenburg.
Umweltbundesamt legt Lüftungsempfehlungen für Schulen vor
Berlin (dpa) - Das Umweltbundesamt hat Empfehlungen für die Belüftung von Schulen in der Corona-Pandemie vorgelegt. Die vierseitige Handreichung wurde vor dem Hintergrund der Debatte über Ansteckungsrisiken im Unterricht erarbeitet. Zuletzt war über Mützen und Schals im Klassenzimmer diskutiert worden, weil empfohlen wird, auch im Winter in kurzen Abständen breit zu lüften. «Um sich vor infektiösen Partikeln zu schützen, sollte pro Stunde ein dreifacher Luftwechsel erfolgen. Das bedeutet, dass die Raumluft dreimal pro Stunde komplett gegen Frischluft von außen ausgetauscht wird», schreibt das Umweltbundesamt in seinen am Donnerstag veröffentlichten Empfehlungen.
In der kalten Jahreszeit soll demnach während des Unterrichts alle 20 Minuten mit weit geöffneten Fenstern für 3 bis 5 Minuten gelüftet werden - sogenanntes Stoßlüften. Zudem solle während der gesamten Pausen gelüftet werden. Das Amt rät davon ab, nur die Tür zum Lüften zu öffnen, weil sich kleine virushaltige Schwebeteilchen (Aerosole) dann von einem Raum über den Flur in andere Klassenräume verbreiten könnten. Auch von Lüften mit nur einem offenen oder mit gekippten Fenstern wird abgeraten.
«Sowohl beim Stoßlüften wie beim Querlüften sinkt die Temperatur im Raum nur um wenige Grad ab. Nach dem Schließen der Fenster steigt sie rasch wieder an», heißt es weiter. Zum «Einstudieren» des richtigen Lüftungsverhaltens schlagen die Experten den Einsatz von CO2-Messgeräten vor. Diese seien bereits für 50 bis 100 Euro zu erhalten. Die Geräte zeigen an, wann die Luft verbraucht ist. Sie geben damit einen Hinweis, wann wieder gelüftet werden sollte.
Für Klassenzimmer, in denen sich die Fenster nicht öffnen lassen - das ist zum Teil aus Sicherheitsgründen der Fall - seien «stationäre, in die Fensterbereiche eingebaute Zu- bzw. Abluftanlagen als baulich schnell realisierbare Option denkbar». Den Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte sieht das Umweltbundesamt eher skeptisch. Wenn, dann seien sie allenfalls als Ergänzung zum aktiven Lüften geeignet.
Langfristig spricht sich das Umweltbundesamt dafür aus, dass alle Schulen, aber auch Kultureinrichtungen mit Wärmetauschanlagen ausgestattet werden sollten. Bei solchen Lüftungsanlagen wird Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch die nach außen strömende Abluft erwärmt. Das sei die nachhaltigste Lösung für den Abstransport von Viren, CO2 und Feuchte, erklärten Heinz-Jörn Moriske und Wolfram Birmili am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Solche Anlagen empfehle man für Neubauten schon seit zehn Jahren.
Corona bringt die Digitalisierung an Musikschulen in Schwung
Der Lockdown im Frühjahr hat auch Sachsen-Anhalts Musikschulen getroffen - von einem auf den anderen Tag war Umdenken gefragt. Die Erfahrungen nutzen den Einrichtungen auch für die Zukunft.
Magdeburg (dpa/sa) - Die Corona-Krise hat die Digitalisierung der Musikschulen in Sachsen-Anhalt beschleunigt. «Die Pandemie hat die Zukunft in die Gegenwart geholt», sagte Christian Reineke, Geschäftsführer des Landesverbands der Musikschulen mit Sitz in Magdeburg. «Wir sind der Zeit jetzt schätzungsweise drei bis vier Jahre voraus.» Grund dafür ist der Ausfall des Präsenzunterrichts in allen 20 staatlich anerkannten Musikschulen während des Lockdowns. Damals mussten sich die Lehrkräfte laut Reineke schnell überlegen, wie der Unterricht trotzdem aufrecht erhalten werden könne.
Lehrkräfte hätten mit ihren Schülern beispielsweise via Handy kommuniziert, ihnen wöchentliche Aufgaben per Video zukommen lassen. «Die Notwendigkeit einer Digitalisierung ist durch die akute Lage offenkundig geworden», so Reineke. Dabei seien auch Baustellen aufgefallen: Mobile Dienstgeräte sind den Angaben nach nicht überall vorhanden, technische Grenzen wie eine schwache Internetverbindung, gerade im ländlichen Raum, traten auf, Fragen zum Datenschutz müssten geklärt werden.
Derzeit würden knapp 19 000 Schülerinnen und Schüler an den Musikschulen im Land unterrichtet. Etwa 2000 größtenteils Kinder und Jugendliche stehen zudem auf Wartelisten. Grund dafür sei der Lehrkräftemangel. Den habe es bereits vor der Pandemie gegeben. «Gerade im ländlichen Raum ist es schwer, Honorarkräfte zu finden», so Reineke. Mit mehr finanziellen Mitteln ließe sich das Problem seinen Angaben nach lösen - denn die Erfahrung zeige, dass bei ausgeschriebenen Festanstellungen Interesse bestehe.
Ziele für die Zukunft seien deswegen ausreichend Personal und die Erkenntnisse der vergangenen Monate zu nutzen. Digitale Unterrichtsmethoden sollen künftig den Präsenzunterricht ergänzen. Denn die Erfahrungen von Lehrkräften, Schülern und Eltern zeigten, wie wertvoll der direkte Kontakt zu Menschen sei. Zudem sei die nonverbale Ebene beim Musizieren entscheidend - die falle vor allem beim digitalen Zusammenspiel größtenteils weg. «Der digitale Unterricht ist eine gute Brücke zu den Schülern und sinnvoll, um die Motivation aufrechtzuhalten», bilanziert Reineke. «Er kann aber nicht mit dem Präsenzunterricht gleichgesetzt werden.»
14.10.2020 21.00 Uhr
Kultusminister beraten über Corona und vergleichbare Schulabschlüsse
Berlin/Mainz (dpa) - Die Kultusminister der Länder beraten an diesem Donnerstag und Freitag unter anderem über die Lage der Schulen in der Corona-Pandemie und über eine bessere Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen. Die Gespräche finden wegen Corona als Videokonferenz statt. Auf der Tagesordnung steht erneut der lange geplante Bildungsrat, der die Länder bei der Abstimmung bildungspolitischer Fragen beraten soll. Zudem wird weiter an einer vertraglichen Vereinbarung zwischen den Ländern gearbeitet, die unter anderem für mehr Vergleichbarkeit bei den Schulabschlüssen sorgen soll. Nach Angaben von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) geht es etwa darum, dass künftig verbindlich ein bestimmter Anteil der Abiturprüfungen aus einem gemeinsamen Aufgabenpool der Länder übernommen werden soll.
Erneut Fernunterricht an Moskauer Schulen wegen Corona
Moskau (dpa) - Angesichts dramatisch steigender Corona-Zahlen in Russland muss ein Teil der Schüler in Moskau wieder zu Hause lernen. Die Klassenstufen sechs bis elf werden vom kommenden Montag an in den Fernunterricht wechseln, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch mitteilte. Die jüngeren Schüler sollen nach den Herbstferien wieder zur Schule zurückkehren dürfen. Diese Regelung gilt demnach zunächst für zwei Wochen. Bereits im Frühjahr mussten in Russland alle Schüler zu Hause lernen.
Die Behörden meldeten am Mittwoch landesweit 14 231 neue Infektionen an einem Tag - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Damit erkrankten bislang mehr als 1,3 Millionen Menschen in dem Land. 23 205 starben im Zusammenhang mit dem Virus. Mehr als eine Million Menschen erholten sich bereits nach einer Erkrankung. Besonders viele Infektionen gibt es in Moskau.
Die Behörden in der Hauptstadt kontrollieren seit Tagen verstärkt, ob die Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Einkaufszentren und Supermärkten einen Mund-Nasen-Schutz tragen - und verhängen Bußgelder bei Verstößen. Viele Moskauer hatten in den vergangenen Wochen in öffentlichen Räumen auf eine Maske verzichtet.
Philologenverband fordert einheitliche Corona-Regeln an Schulen
Stuttgart (dpa/lsw) - Der Philologenverband Baden-Württemberg hat landesweit einheitliche Vorgaben für die Schulen beim Umgang mit dem Coronavirus gefordert. «Dass Stuttgart die Maskenpflicht an den Schulen einführt, Esslingen trotz noch höherer Inzidenz aber nicht, ist doch ein schlechter Witz. Dafür bedarf es klarer Richtlinien», sagte der PhVBW-Vorsitzende Ralf Scholl am Mittwoch. Entscheidungen über eine Maskenpflicht oder ein rollierendes System mit halben Klassenstärken dürften nicht von Zufällen oder den Vorlieben lokaler Entscheidungsträger abhängen.
Statt eine «völlig wirklichkeitsferne Debatte» über eine Verlängerung der Weihnachtsferien zu führen, sollten endlich wirksame Maßnahmen ergriffen werden, erklärte Scholl. «Die Schulen müssen für Schüler und Lehrkräfte sicher gemacht werden, damit sie geöffnet bleiben können, und dazu muss Geld im Rahmen des Nachtragshaushalts in die Hand genommen werden.»
Dazu gehöre besonders die Anschaffung von Raumluftreinigern. Zudem müssten die Verantwortlichen darüber nachdenken, in Risikogebieten ein rollierendes System mit halben Klassenstärken einzuführen. Auf diese Weise könne der Sicherheitsabstand besser eingehalten werden, erklärte Scholl.
Allerdings seien in den Risikogebieten weniger die Schulen das Problem bei den Corona-Infektionen, sondern ein «viel zu häufig unverantwortliches Freizeitverhalten», meinte Scholl. Solange es also im privaten Raum keine strengeren Regelungen gebe, hätten Vorgaben in allen anderen Bereichen nur begrenzte Wirkung.
13.10.2020 13.30 Uhr
Kultusministerin sieht Verlängerung der Weihnachtsferien kritisch
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat sich skeptisch zu dem Vorschlag geäußert, die Weihnachtsferien wegen Corona zu verlängern. Die Ministerin bezweifle, dass der Vorschlag eine geeignete Schutzmaßnahme sei, teilte eine Sprecherin des Ministeriums am Dienstag mit. «Auch Ende Januar ist der Winter ja noch nicht vorbei, deshalb ist das ein wenig zu kurz gedacht», sagte Eisenmann nach Angaben der Sprecherin.
Mit einer solchen Maßnahme entstünden außerdem eine ganze Reihe von neuen Problemen. Für die Schulen gäbe es dann zusätzliche organisatorische Herausforderungen, sagte Eisenmann. Zahlreiche Planungen wie Lern- und Prüfungszeiträume würden durcheinander gebracht. «Wir sollten den Schulen jetzt nicht noch zusätzliche Probleme aufhalsen, die Schulleitungen sind ohnehin schon sehr belastet durch die Corona-Krise», sagte die Ministerin.
Der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß hatte der «Bild» gesagt: «Wir sollten darüber nachdenken, die Winterferien um zwei bis drei Wochen zu verlängern und im Sommer entsprechend zu kürzen.» Ziel müsse sein, bestmöglich durch die Pandemie zu kommen. Der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) regte sogar bis zu vier Wochen längere Weihnachtsferien mit entsprechender Kürzung der Oster- und Sommerferien an. «Das Wohl der Schüler und Lehrer muss im Vordergrund stehen», begründete er seinen Vorschlag.
Streit über Beherbergungsverbot - längere Weihnachtsferien?
Der Streit über Beherbergungsverbote dürfte das Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch dominieren. Davon abzugehen kommt für manche Länderregierungschefs nicht in Frage. Auch ein Vorstoß zu Schulen löst ein Kontroverse aus.
Berlin (dpa) - Der Streit über das Beherbergungsverbot vieler Länder zum Schutz vor Corona-Infektionen nimmt vor dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder an Schärfe zu. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, forderte, das Verbot dabei nochmals auf den Prüfstand zu stellen. Länderregierungschefs wie Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) und Markus Söder (Bayern) verteidigten es dagegen. Für Diskussionen sorgt ein Vorstoß aus den Reihen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, wegen der Infektionszahlen die Weihnachtsferien zu verlängern.
Am Dienstagmorgen überschritt die Zahl der innerhalb eines Tages neu mit dem Coronavirus infizierten Menschen nach Angaben des Robert Koch-Instituts mit 4122 erneut die 4000er-Grenze. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 329 453 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Mit Leverkusen und Gelsenkirchen überschreiten seit Dienstag zwei weitere große Städte die wichtige Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen.
Söder rief vor dem Treffen an diesem Mittwoch dazu auf, strengere und einheitliche Maßnahmen zu ergreifen. Es müsse zum Beispiel erweiterte Maskenpflichten gelten. «Wir wollen keinen zweiten Lockdown. Aber ein zweiter Lockdown rückt näher, wenn es keinen Ruck gibt.»
Kanzlerin und Ministerpräsidenten kommen an diesem Mittwoch erstmals seit Mitte Juni wieder im Kanzleramt zusammen und tagen nicht in einer Videokonferenz. Laut «Bild»-Zeitung begründete Kanzleramtschef Helge Braun gegenüber den Staatskanzleichefs die Notwendigkeit hierfür mit der dramatischen Infektionslage in Deutschland. Man müsse eine offene Debatte führen, die «historische Dimensionen» haben könne, wurde er unter Bezug auf Teilnehmer in «Bild» zitiert.
Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus mahnte für das Treffen unter anderem in der Frage der Beherbergungsverbote eine einheitliche Linie an. «Ich erwarte morgen ein klares Signal gegen die Kleinstaaterei. Wir benötigen Klarheit für die Menschen in Deutschland. Dies gilt insbesondere für innerdeutsche Reisen», sagte der CDU-Politiker am Dienstag am Rande einer Veranstaltung in Hamburg.
Bareiß betonte: «Gerade Hotels haben in einem großen Kraftakt die Hygienemaßnahmen umgesetzt und für Sicherheit gesorgt. Ein nochmaliger Lockdown der ganzen Hotelbranche muss verhindert werden.» Der Chef des Landkreistages, Reinhard Sager, sprach im Nachrichtenportal «t-online» von einem «im Alltag kaum zu überblickenden Flickenteppich und großer Verunsicherung in der Gesellschaft».
Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, sagte der «Saarbrücker Zeitung» (Dienstag): «Ich habe die begründete Hoffnung, dass sich Bund und Länder von dieser Form des Beherbergungsverbots verabschieden müssen.» Hartges spielte damit offenbar auf die angekündigten Klagen gegen das Verbot an. Der Staatsrechtler Christoph Degenhart hält die Maßnahmen für nicht gerechtfertigt. «Sie greifen in die Grundrechte der Betriebe sowie der Reisenden ein», sagte er dem «Handelsblatt» (Dienstag).
Dagegen sprach sich Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Schwesig (SPD) im ARD-«Morgenmagazin» gegen Lockerungen aus: «Wir brauchen eine klare, stringente Linie. Die kann in einer Zeit, wo die Zahlen immer mehr in Deutschland steigen, nicht Lockerung sein.» Schwesig sprach sich stattdessen für strengere Regeln aus, «insbesondere in Risikogebieten». Bayerns Regierungschef Söder verlangte am Montagabend im Bayerischen Rundfunk «klarere Regeln für alle». Dabei schloss er nicht aus, Anti-Corona-Maßnahmen nicht nur regional, sondern flächendeckend etwas zu verschärfen.
Die meisten Bundesländer hatten am Mittwoch beschlossen, dass Bürger aus Orten mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen bei Reisen innerhalb von Deutschland nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorlegen können. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Als sicher gilt, dass am Mittwoch über das Thema gesprochen werden wird.
Diskutiert werden könnte beim Bund-Länder-Treffen auch über die Schulen - dass diese nicht wieder geschlossen werden müssen, gilt als eines der wichtigsten Ziele der Maßnahmen. Die Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß (CDU) und Stephan Pilsinger (CSU) machten in der «Bild»-Zeitung den Vorschlag, die Winterferien um zwei bis drei Wochen zu verlängern und im Sommer entsprechend zu kürzen. Unionssraktionsvize Thorsten Frei pfiff die beiden Abgeordneten aber wieder zurück. Er sagte bei RTL/ntv: «Angesichts der Verbreitungswege, die derzeit dominieren, befürchte ich, dass wir durch eine Verlängerung der Weihnachtsferien viel Unruhe stiften, aber letztlich keinen durchgreifenden Erfolg erringen.»
Das Robert Koch-Institut wies in einem Strategiepapier darauf hin, dass der Alltag auch nach Einführung eines Corona-Impfstoffs zunächst eingeschränkt bleiben werde - einschließlich Maskentragen und Abstandsgeboten. Demnach werden zwar voraussichtlich im kommenden Jahr ein oder mehrere Impfstoffe zur Verfügung stehen - und die Bekämpfung des Coronavirus entscheidend verbessern. Allerdings dürfte es ein solches Mittel zu Beginn nur in begrenzten Mengen geben und insbesondere Risikogruppen zugute kommen.
Für alle Schulen im Eichsfeld gilt «Stufe Gelb»
Erfurt (dpa/th) - Alle Schulen im Eichsfeldkreis gehen wegen des erhöhten Corona-Infektionsaufkommens von Mittwoch an in den eingeschränkten Regelbetrieb mit erhöhtem Infektionsschutz über. Als Folge seien Einschränkungen im Präsenzunterricht in unterschiedlichem Ausmaß möglich, teilte das Ministerium am Dienstag auf seiner Internet-Seite mit, das über die Schulen die «Stufe Gelb» verhängte. Über die konkrete Situation informiere die jeweilige Schule hieß es. Der Stufenplan des Ministeriums sieht für Schulen und Kindergärten je nach Infektionsgeschehen drei Stufen (Grün, Gelb, Rot) vor.
Nach einem Anstieg der festgestellten Neuinfektionen gelten im Landkreis Eichsfeld seit Montag schärfere Corona-Regeln. Demnach hatten sich zuletzt 36 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Besonders viele Neuinfektionen gab es in Uder (14) und Heiligenstadt (sechs). Mehr als 300 Menschen sind im Eichsfeld derzeit in Quarantäne.
Bildungsgewerkschaften: Nach «Schulgipfeln» tut sich zu wen
Vor zwei Monaten hatte Bundeskanzlerin Merkel das Thema Schule und Corona mit einem Treffen im Kanzleramt zur Chefsache gemacht. Im September folgte ein zweiter «Schulgipfel». Seitdem habe sich zu wenig bewegt, kritisieren Bildungsgewerkschaften.
Berlin (dpa) - Zwei Monate nach dem ersten Spitzengespräch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur schnelleren Digitalisierung der Schulen in Corona-Zeiten sehen Bildungsgewerkschaften bisher kaum Fortschritte. «Den Ankündigungen des Schulgipfels sind noch viel zu wenig Taten gefolgt. Die Mühlen mahlen langsam und so werden die Erwartungen, dass alles von heute auf morgen umgesetzt wird, enttäuscht», sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Verband Bildung und Erziehung rechnet damit, dass noch Monate vergehen, bis sich sichtbar etwas an den Schulen getan hat. «Ich gehe davon aus, dass es noch bis Ende dieses Schuljahrs dauert, um in Sachen Digitalisierung eine halbwegs akzeptable Situation an den Schulen herzustellen», sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann.
Am 13. August hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken, Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und Vertreter mehrerer Bundesländer vereinbart, dass Lehrer mit Dienstlaptops ausgestattet, alle Schulen «schnellstmöglich» an das schnelle Internet angeschlossen werden und Schüler eine Internetflatrate für maximal 10 Euro bekommen sollen. Bei einem zweiten Gespräch im Kanzleramt im September wurde zudem der Aufbau sogenannter digitaler Kompetenzzentren für die Lehrerweiterbildung vereinbart. Während der Schulschließungen waren die Defizite bei der technischen Ausstattung deutlich geworden.
Tepe sprach von einem «Zuständigkeitswirrwarr zwischen Bund, Ländern und Kommunen», in dem viele der Maßnahmen hängen blieben. Ein Blick auf die einzelnen Vorhaben:
LEHRERLAPTOPS
500 Millionen Euro hat der Bund dafür angekündigt. Möglichst noch in diesem Jahr sollen Hunderttausende Lehrer ausgestattet werden, hatte es zuletzt geheißen. Falls Schulen geschlossen oder Klassen und Lehrer in Quarantäne geschickt werden, sollen die Lehrkräfte künftig mit Dienstgeräten über sichere Kanäle und funktionierende Lernplattformen mit den Schülern kommunizieren, Online-Unterricht durchführen und Leistungen bewerten können. Das ist zumindest die Idee.
Die Bildungsgewerkschaften haben bei ihren Landesverbänden nachgefragt. Ergebnis: «Noch immer verfügen nur wenige Lehrkräfte über einen Dienstlaptop», heißt es beim VBE. «Bis heute müssen an die 90 Prozent der Lehrkräfte ihre Privatgeräte nutzen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe.
SCHÜLER-FLATRATE
In manchen Familien gibt es keinen Computer zur Bearbeitung von Schulaufgaben und auch keinen Internetzugang für die Kinder. Deshalb wurde im Zuge der Corona-Krise ein 500-Millionen-Euro-Programm für Leihlaptops für bedürftige Schüler aufgelegt. Nach dem letzten «Schulgipfel» war dann auch von Fortschritten beim Thema Schüler-Flatrate die Rede. Es habe Gespräche mit mehreren Telekommunikationsanbietern gegeben, die eine Flatrate für zehn Euro anbieten wollten, hieß es.
«Von der Vorstellung, dass für jede Schülerin und jeden Schüler der Zugang zu einem günstigen Internetzugang gewährleistet ist, sind wir noch weit entfernt», bilanzierte der VBE nun. Die GEW hat nach eigenen Angaben ebenfalls noch keine Rückmeldungen darüber, ob die zehn-Euro-Flatrate schon irgendwo angekommen ist.
Am Montag kündigte Vodafone nun eine solche Flatrate an: «Zehn Euro netto pro Monat für die feste Ende-zu-Ende-Verbindung zum Schulserver», wie es in einer Mitteilung hieß. Schulträger könnten den Tarif für ihre Schüler noch im November mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit buchen.
SCHNELLES NETZ AN SCHULEN UND LEHRERWEITERBILDUNG
Auch hier beklagen die Bildungsgewerkschaften, dass es zu langsam vorwärts geht. «Die Fort- und Weiterbildungslandschaft mit Angeboten für die Lehrkräfte, die sie für das Lehren in der digitalen Welt fit machen sollen, gleicht weiterhin einer Wüste, in der man die Oasen suchen muss», sagte Tepe. Auch beim schnellen Internet hapere es. «Was in Städten schon mal klappt, bleibt auf dem Land genauso oft ein Wunschtraum.»
Beckmann kritisierte, es würden weiterhin flächendeckende staatliche Angebote einer praxisorientierten Fort- und Weiterbildung für den digitalen Unterricht vermisst. Die Politik habe die Lösung all dieser Fragen zu lange zu wenig ernst genommen und auch in den zurückliegenden Monaten versäumt, die Probleme mit Nachdruck anzugehen. Der VBE-Vorsitzende bemängelte zudem, dass durch eine «jahrelange Schönfärberei im Schulbereich» ein massiver Personalmangel entstanden sei. «Unterrichten heißt Bilden und Erziehen und Bildungsarbeit ist und bleibt in erster Linie Beziehungsarbeit, daran ändert auch die notwendige digitale Ausstattung an Schulen nichts.»
12.10.2020 20.45 Uhr
Wechsel aus Distanz- und Präsenzunterricht im Landkreis Regen
Regen (dpa/lby) - Viele Schüler im Landkreis Regen müssen wegen der enorm hohen Zahl an Corona-Infektionen ab Dienstag wieder regelmäßig von zu Hause aus lernen. Die meisten Schulen könnten den geforderten Abstand von 1,5 Metern zwischen den Kindern nicht einhalten und teilten die Klassen auf, erklärte der Leiter des Schulamts Regen, Walter Kloiber. Nach eigener tagesaktueller Berechnung liegt der sogenannte Inzidenzwert derzeit bei fast 90 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen - so hoch wie nirgends in Bayern.
Jede Schule müsse selbst entscheiden, wie sie den Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht am besten umsetzt. Viele Schulen würden die Klassen nun teilen und im täglichen Wechsel unterrichten. «Der Unterricht wird in der Regel aber nicht reduziert, sondern stundenplanmäßig stattfinden», betonte Kloiber. Regen ist der erste Landkreis, der die vom Kultusministerium vorgesehenen Regelungen bei hohen Infektionszahlen auch tatsächlich beschlossen hat.
Schon seit Montag herrscht im Landkreis Regen Maskenpflicht im Unterricht. Außerdem gelten strengere Regeln für Veranstaltungen, Besuche in Pflegeeinrichtungen und die Gastronomie. «Wir wissen, dass wir den Bürgern viel zumuten», sagte Landrätin Rita Röhrl (SPD) am Wochenende. Die Allgemeinverfügung gilt zunächst bis kommenden Sonntag (18.10.).
Das Landratsamt reagiert damit auf die vielen Corona-Infektionen. «Das liegt einerseits an einem Abschlussjahrgang eines Gymnasiums mit vielen Infizierten», sagte ein Sprecher des Landratsamts. Ob sich die Schüler im Unterricht ansteckten oder bei Geburtstagsfeiern im erlaubten Rahmen, sei unklar. Andererseits erreiche ein Landkreis mit rund 77 000 Einwohnern viel schneller die kritischen Grenzwerte, betonte der Sprecher. «Tatsächlich haben wir nur etwa 70 Infizierte, in einer Großstadt würde das kaum ins Gewicht fallen.»
Zwei Schulen in Dessau-Roßlau wegen Corona geschlossen
Dessau-Roßlau (dpa/sa) - Wegen positiver Corona-Tests bei Schülern sind eine Grundschule und eine Sekundarschule in Dessau-Roßlau vorübergehend geschlossen. In beiden Einrichtungen hatten Lehrkräfte Kontakt zu erkrankten Geschwisterpaaren, wie die Stadt am Montag mitteilte. Insgesamt seien für 21 Lehrerinnen und Lehrer sowie die Kinder der Klassen Tests angeordnet worden. Die übrigen Schüler können den Angaben nach wegen des Lehrermangels nicht unterrichtet werden. Sofern die Tests des Personals negativ ausfallen, könne der Unterricht ab Mittwoch wieder aufgenommen werden.
Zusätzlich befinden sich eine Klasse einer Berufsschule sowie vier Lehrkräfte in Quarantäne. Grund ist der positive Corona-Befund eines 20-jährigen Berufsschülers, so die Stadt.
Mit Mütze, Schal und Daunenjacke im Klassenzimmer
Wegen Corona wird bald ein kalter Wind durch viele Schulen wehen. Für den Infektionsschutz soll regelmäßig gelüftet werden. Schüler dürften mit Mütze und Handschuhen im Klassenzimmer sitzen.
Berlin (dpa) - Schüler und Lehrer müssen sich nach den Herbstferien warm anziehen. Um Ansteckungen mit Corona in der Schule zu vermeiden, soll regelmäßig in relativ kurzen Abständen gelüftet werden. Bei sinkenden Temperaturen wird das zunehmend unangenehm. Lehrervertreter und Bildungspolitiker rufen deshalb zum Anziehen nach dem «Zwiebelprinzip» auf.
«Für die kalten Monate werden jetzt Pullover, Schals und Decken zur Grundausstattung der Schülerinnen und Schüler gehören», sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, der «Bild»-Zeitung (Montag). Der Philologenverband vertritt die Gymnasiallehrer. Schüler und Lehrer sollten sich schichtweise anziehen. Es gelte das «Zwiebelprinzip», sagte Lin-Klitzing der Deutschen Presse-Agentur.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte, begeistert sei niemand davon, aber es werde wohl kein Weg daran vorbeiführen, wenn man alle 20 Minuten bei Minusgraden lüften müsse.
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte sich vor ein paar Tagen in einem Brief an die Schüler seines Bundeslandes gewandt und sich für die Einhaltung der Corona-Regeln bedankt. Zum Thema Lüften schrieb Tonne: «Seid also bitte darauf vorbereitet, dass es zwischendurch etwas kühler wird und zieht euch warm genug an bzw. habt eine Jacke oder einen Pullover zum Überziehen dabei.»
ALLE 20 MINUTEN 3 BIS 5 MINUTEN FENSTER AUF
Räume regelmäßig zu lüften, ist eine empfohlene Maßnahme im Kampf gegen die Ausbreitung von Sars-CoV-2. Es wird davon ausgegangen, dass man sich über kleinste Schwebeteilchen, sogenannte Aerosole, die sich über die Atemluft im Raum verteilen, anstecken kann. Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hatte im September zu dem Thema Wissenschaftler aus Virologie, Hygiene und Strömungsmechanik angehört. Diese hatten sich dafür ausgesprochen, Klassenzimmer im 20-Minuten-Takt für 3 bis 5 Minuten stoßzulüften und während der Pausen zusätzlich die Türen für Durchzug zu öffnen. Der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte in Schulräumen wurde grundsätzlich nicht für nötig befunden, sofern sich in den Räumen die Fenster richtig öffnen lassen.
Im Umweltbundesamt wird eine Handreichung zum Lüften für alle Schulen im Bundesgebiet erarbeitet. Diese soll am Donnerstag pünktlich zur nächsten Konferenz der Kultusminister vorgelegt werden. Die Handreichung werde auf vier Seiten den Stand der Empfehlungen zum Thema und zum möglichen Einsatz von Luftreinigungsgeräten zusammenfassen, sagte ein Sprecher am Montag.
DAS PROBLEM MIT DEN FENSTERN
Lehrervertreter hatten in der Vergangenheit immer wieder bemängelt, dass die Sache mit dem Lüften ja gut und schön sei, aber dass sich viele Fenster in den Schulen gar nicht öffnen oder höchstens ankippen ließen. Manche sind aus Sicherheitsgründen zugenagelt oder zugeschraubt. Eine Abfrage des Schulministeriums im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hatte ergeben, dass jede zehnte Schule wegen «baulicher Mängel» Probleme bei der notwendigen Belüftung einiger Unterrichtsräume hat.
CO2-MESSGERÄTE MIT LÜFTUNGSANZEIGE
Der Lehrerverband fordert schon länger den Einsatz von Luftfilteranlagen und CO2-Messgeräten in Schulen, die anzeigen, wenn zu viel ausgeatmetes Kohlendioxid - und damit auch Aerosole - in der Luft sind und dringend gelüftet werden muss. Bayern gehe hier voran, sagte Meidinger. Das Kultusministerium in München hatte angekündigt, 37 Millionen Euro für solche Kohlendioxid-Ampeln und für Luftfilter, dort wo Lüften über die Fenster nicht geht, bereitzustellen.
ERKÄLTUNGSGEFAHR DURCH LÜFTEN?
Klar ist, wenn alle 20 Minuten die Fenster für fünf Minuten weit aufgerissen werden, dürften bei manchem Schüler und Lehrer die Zähne klappern, und es gibt Befürchtungen, dass das sogar die Gefahr für Infekte erhöht. Die Sorge hält HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte für unberechtigt. Es gebe keine Hinweise darauf. Im Gegenteil sei es wahrscheinlicher, sich in einem schlecht gelüfteten Raum bei anderen anzustecken.
CORONA-SCHULJAHR BISHER
Insgesamt lief der Schulbetrieb bisher verhältnismäßig normal. Rückmeldungen aus den Bundesländern zum Monatsanfang hatten gezeigt, dass mehrere Zehntausend der insgesamt rund 11 Millionen Schüler in Deutschland wegen Corona-Fällen oder Verdachtsfällen vorübergehend nicht am Präsenzunterricht teilnehmen konnten. Komplette Schulschließungen gab es nur vereinzelt. Nach den Erfahrungen im Frühjahr haben die Kultusminister der Länder und auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) es zur obersten Priorität erklärt, Schulen und Kitas jetzt offenzuhalten. Allerdings hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor ein paar Tagen auch schon wieder die Möglichkeit eines Schichtbetriebs ins Spiel gebracht.
Meidinger sagte: «Wir sollten alles dafür tun, dass der Präsenzunterricht in vollen Klassen weiter möglich ist.» Die Kultusminister seien in der Pflicht, die entsprechenden Bedingungen dafür zu schaffen.
Jugendherbergen teils weiter zu - bereits Vorbuchungen für 2021
Düsseldorf/Hagen (dpa/lnw) - Wegen der Coronavirus-Pandemie öffnen zahlreiche Jugendherbergen in NRW in diesem Jahr nicht mehr. Im Rheinland seien von den 33 Häusern zehn zu, in Westfalen-Lippe seien von 29 Häusern zwölf geschlossen, teilten die beiden Landesverbände des Deutschen Jugendherbergswerks am Montag in Düsseldorf und Hagen mit. Wegen der Pandemie seien viele Klassenfahrten abgesagt worden. Schulklassen gehören aber zu den Hauptkunden der Herbergen. Die Vorbuchungen für das kommende Jahr sähen aber sehr gut aus, berichteten beide Landesverbände.
Die Jugendherbergen im Rheinland meldeten für 2019 erneut mehr als eine Million Übernachtungen. Seit 2013 sei jedes Jahr die Millionengrenze überschritten worden.
Bildungsverwaltung löscht Tweet zu Interview-Äußerungen
Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung hat ihre Veröffentlichungen auf Twitter und Facebook zu Interview-Äußerungen der Grünen-Politikerin Bettina Jarasch am Montag gelöscht. Jarasch, die als Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Abgeordnetenhauswahl antreten will, hatte am Sonntag in Interviews mit der «Berliner Morgenpost» und dem «Tagesspiegel» Kritik an der Berliner Bildungspolitik geübt.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Frage, ob muslimische Lehramtsanwärterinnen in Berlin Kopftuch tragen dürfen, sagte sie: «Wir haben jetzt eine höchstrichterliche Entscheidung. Unser Neutralitätsgesetz ist nicht verfassungskonform.» Außerdem sprach sie sich unter anderem für multiprofessionelle Teams in Berlins Schulen aus, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen.
Die Bildungsverwaltung von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte auf Twitter und Facebook Stellung dazu genommen: «Frau Jarasch fordert multiprofessionelle Teams für Schulen. Fakt: Multiprofessionelle Teams sind in Berlin möglich und bereits im Einsatz.» Und: «Frau Jarasch behauptet, das Bundesarbeitsgericht hätte das Berliner Neutralitätsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Fakt: Das Bundesarbeitsgericht kann das Gesetz nicht für verfassungswidrig erklären und hat es auch nicht getan.»
Das Bundesarbeitsgericht hatte Ende August entschieden, dass das im Berliner Neutralitätsgesetz verankerte pauschale Kopftuchverbot für Lehrerinnen einen unzulässigen Eingriff in die Religionsfreiheit darstelle. Innerhalb der rot-rot-grünen Koalition gehen die Ansichten über das Gesetz auseinander.
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte am Montag, es sei in keiner Weise beabsichtigt gewesen, parteipolitisch zu agieren. Die Verwaltung sieht keinen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot bei öffentlichen Äußerungen. «Es waren keine rechtlichen Gründe, die uns veranlasst haben, den Tweet zu löschen», sagte der Sprecher.
Auf Twitter und Facebook erklärte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie: «Gestern haben wir Äußerungen einer Politikerin zu Themen der SenBJF kommentiert. Es ging uns um eine Klarstellung in Bezug auf die Arbeit des Hauses. Da aber teilweise der Eindruck entstand, wir würden uns in eine parteipolitische Debatte begeben, haben wir den Tweet gelöscht.»
Lern-Herbstferien an 95 Hamburger Schulen
Hamburg (dpa/lno) - An 95 Hamburger Schulen können Schülerinnen und Schüler in diesen Herbstferien coronabedingte Lernrückstände aufholen. Das Angebot richte sich vor allem an Jungen und Mädchen mit Lernschwächen und Sprachförderbedarf von der Vorschulklasse bis Klassenstufe 9, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag bei einem Besuch in der Grundschule Sterntalerstraße in Billstedt. Insgesamt würden dazu an den 95 teilnehmenden Schulen 516 Lerngruppen angeboten, deren Größe bei rund zehn Schülern liege, die dann täglich für drei Stunden zusammen lernen.
Ein ähnliches Angebot hatte es bereits in den Sommerferien gegeben. «Dieses großartige Engagement unserer Schulen in den Ferien ist keine Selbstverständlichkeit», betonte der Senator. Seine Behörde finanziert die zusätzlichen Angebote in den Ferien in diesem Jahr mit rund einer Million Euro.
Umweltbundesamt stellt Leitfaden zum Lüften für Schulen vor
Berlin (dpa) - Das Umweltbundesamt will am Donnerstag seinen angekündigten Leitfaden zum richtigen Lüften in Schulen in Corona-Zeiten vorstellen. Die Handreichung werde auf vier Seiten den Stand der Empfehlungen zum Thema und zum möglichen Einsatz von Luftreinigungsgeräten zusammenfassen, sagte ein Sprecher am Montag. Der Direktor im Umweltbundesamt, Heinz-Jörn Moriske, hatte bei einem Expertengespräch mit der Kultusministerkonferenz (KMK) im September die Erarbeitung einer entsprechenden Handreichung zum Lüften für alle Schulen im Bundesgebiet zugesichert. Die Länder haben auch in eigenen Hygieneplänen schon Vorgaben dafür formuliert.
Die KMK hatte zu dem Thema Wissenschaftler aus Virologie, Hygiene und Strömungsmechanik angehört. Diese hatten sich dafür ausgesprochen, Klassenzimmer im 20-Minuten-Takt für 3 bis 5 Minuten stoßzulüften und während der Pausen zusätzlich die Türen für Durchzug zu öffnen. Der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte in Schulräumen wurde grundsätzlich nicht für nötig befunden, sofern sich in den Räumen die Fenster richtig öffnen lassen.
11.10.2020 19.15U hr
Anstieg der Neuinfektionen: Stuttgart setzt auf strenge Maßnahmen
In Stuttgart ist die Sieben-Tage-Inzidenz über den Wert von 50 gestiegen. Die Politik appelliert deshalb an die Bürger. Es sollen auch strengere Regeln in Kraft treten.
Stuttgart (dpa/lsw) - Die zuletzt stark gestiegene Zahl der Corona-Neuinfektionen in Stuttgart hat Folgen - ab Mittwoch um Mitternacht treten strengere Regeln in der Landeshauptstadt in Kraft. «Wir müssen jetzt entschieden handeln, um die Zahl der Neuinfektionen sofort wieder runter zu bekommen», sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zur Begründung der Maßnahmen am Sonntag. «Die Zahlen steigen auf besorgniserregende Weise an, und zwar so stark, dass das Gesundheitsamt die für die Kontrolle der Pandemie so wichtige Kontaktpersonennachverfolgung nicht mehr gewährleisten kann», sagte der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts Stefan Ehehalt.
Die Landeshauptstadt mobilisiert zur Verfolgung von Kontaktpersonen im Zuge der Corona-Pandemie deshalb die ganze Stadtverwaltung. Zudem erbittet sie die Hilfe der Bundeswehr.
Um die Zahl der Neuinfektionen einzudämmen, ergreift die Stadt eine ganze Reihe neuer Maßnahmen. So sollen bei privaten Feiern nur noch zehn Teilnehmer erlaubt sein, in öffentlichen und angemieteten Räumen, seien dann noch 25 erlaubt, teilte ein Sprecher des Stadt am Sonntag mit. Illegale Party sollen durch mehr Kontrollen verhindert werden.
In der Innenstadt wird das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend. Der Verkauf von Alkohol soll auf bestimmten Plätzen ab 21 Uhr, der Konsum ab 23 Uhr verboten werden. Die betroffenen Plätze sollen vom Amt für öffentliche Ordnung noch bestimmt werden. Diese Beschränkungen gelten laut Stadt für zunächst zwei Wochen. Eine Sperrstunde für Gastronomiebetriebe ist demnach nicht geplant.
Weiter sind Zuschauer bei Fußball-Spielen vorübergehend nicht zulässig. Bei anderen Sport- oder Kultur-Veranstaltungen seien bis zu 500 Teilnehmer erlaubt. Diese müssten jedoch durchgehend eine Maske tragen, so ein Sprecher der Stadt. Die nun getroffenen Maßnahmen sollen in Allgemeinverfügungen rechtlich festgelegt und ab Dienstag veröffentlicht werden.
In einem weiteren Schritt soll der Beginn des Schulunterrichts entzerrt werden. Die Stadt denkt deshalb darüber nach, eine Anordnung auf Basis des Infektionsschutzgesetzes zu erlassen, die Schülern ab einer bestimmten Klassenstufe vorgibt, später mit dem Unterricht zu beginnen. Dies solle im Einvernehmen mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg geschehen. Oberbürgermeister Kuhn möchte sich am Montag zudem an wichtige Dienstleister in der Stadt, etwa Banken und Versicherungen, wenden und sie bitten, das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen.
Am Samstag war in der Landeshauptstadt die Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschritten worden, der Wert lag am Samstagabend bei 50,5. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden waren am Samstag in Stuttgart 82 neue Infektionen gemeldet worden.
Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den Bürgern nahe gelegt, auf den Urlaub im Herbst zu verzichten. «Vielleicht sollten die Bürger in den Herbstferien nicht groß in der Gegend herumreisen. Weder im Inland, noch im Ausland - und schon gar nicht in Risikogebiete», sagte der Grünen-Politiker im Interview mit der «Heilbronner Stimme», dem «Mannheimer Morgen» und dem «Südkurier» (Samstag).
Mediziner: Regelmäßiges Stoßlüften schützt die Gesundheit
Das Lüften von Räumen, insbesondere in Schulen und Kitas ist wichtig. So wichtig, dass sogar die bekannte AHA-Regel (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) erweitert wurde.
Rostock (dpa/mv) - Der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger hat auf die Notwendigkeit des regelmäßigen Stoßlüftens für die Dauer weniger Minuten in Schul- und Kitaräumen in der kühlen Jahreszeit hingewiesen. «Neben Tröpfchen gelten die wesentlich kleineren Aerosole als Hauptübertragungsweg der Coronaviren, wenn auch in geringerem Umfang», sagte Reisinger der Deutschen Presse-Agentur. Während die schweren Tröpfchen schnell auf den Boden sinken, könnten die leichteren Aerosole über eine längere Zeit in der Luft schweben und sich so in geschlossenen Räumen verteilen. In schlecht belüfteten Räumen steige so die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Schwebeteilchen anreichern und zur Übertragung führen können.
Werde richtig gelüftet, brauche sich auch niemand vor einer wachsenden Erkältungsgefahr zu fürchten, fügte der Mediziner hinzu. «Beim Stoßlüften von wenigen Minuten Dauer kühlt der Raum kaum aus.» Alle Gegenstände und auch die Wände behielten die Zimmertemperatur bei und geben diese gespeicherte Wärme auch wieder ab.
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) hatte mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass Unterricht in Räumen verboten sei, in denen das Lüften nicht möglich sei. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den zuständigen Kreisen und Städten ergab, dass es landesweit keine Schulen mit Räumen gibt, in denen nicht gelüftet werden kann.
Die Landeshauptstadt Schwerin machte auf mögliche Ausnahmen aufmerksam. «In einzelnen Räumen kann die Lüftung erschwert sein, weil Fenster nur angekippt werden können. Hier gelten dann entsprechend den Hygienekonzepten der Schulen längere Lüftungszeiten oder geänderte Raumbelegungen», sagte eine Sprecherin.
«Die Gewährleistung einer natürlichen Belüftung und Belichtung in
Klassenräumen ist entsprechend baulicher Vorgaben unerlässlich», teilte die Hansestadt Rostock mit. Alle Klassenräume verfügten über Fenster, die beides ermöglichen. Zusätzliche Möglichkeiten biete die Plus-Energie-Schule, das Gymnasium Reutershagen. «Hier ist ein
Luftaustausch über die Fenster möglich. Gleichzeitig verfügt das Gebäude über ein Lüftungssystem, das einen vollständigen Luftaustausch ermöglicht.»
10.10.2020 08.45 Uhr
Wegen Corona: Zwei Schulen im Nordosten bleiben nach Herbstferien zu
Vorsicht ist besser als Masseninfektion. Im Nordosten gehen die Herbstferien zu Ende, während sie in anderen Bundesländern erst beginnen. Weil einige Infektionen bei Lehrern und Schülern bekannt wurden, bleiben mindestens zwei Schulen vorerst dicht.
Neubrandenburg/Löcknitz (dpa/mv) - Wegen mehrerer Corona-Infektionen bleiben nach den Herbstferien zwei Schulen in Mecklenburg-Vorpommern ab 12. Oktober geschlossen. Neben dem deutsch-polnischen Gymnasium in Löcknitz (Vorpommern-Greifswald) handelt es sich um die Integrierte Gesamtschule «Vier Tore» in Neubrandenburg, wie das Gesundheitsamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte am Freitag mitteilte. Bei Tests wurden in Neubrandenburg bei einem Lehrer und drei Schülern Infektionen mit dem Corona-Virus festgestellt. Mit der vorübergehenden Schließung - geplant ist zunächst eine Woche - soll eine Weiterverbreitung des Erregers vermieden werden.
Schüler und Lehrer sollen auch persönliche Kontakte untereinander meiden. Woher die Infektionen kamen, sei unklar. Die Nachverfolgung der Kontakte im privaten Umfeld laufe. In Löcknitz sind inzwischen zwei Lehrer und fünf Schüler als «infiziert» eingestuft worden. Am Freitag wurden deshalb alle etwa 450 deutschen und polnischen Schüler sowie alle Lehrer der Schule entweder bereits zum zweiten Mal oder erstmals getestet.
Als Erstes war am vergangenen Wochenende in Löcknitz die Infektion eines Lehrers bekanntgeworden. Der Kreis hatte betont, dass Lehrer und Schüler, die seitdem als Verdachtsfälle galten, grundsätzlich zwei Wochen Quarantäne einhalten müssten. Die betraf bereits gut die Hälfte der Schüler. Schwere Infektionsverläufe mit Klinikaufenthalten seien bisher aber nicht bekannt.
Mit 14,3 beziehungsweise 13,9 Infektionsfällen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, weisen die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald die höchsten Inzidenzwerte im Nordosten auf, liegen aber noch deutlich unter dem sogenannten Risikowert von 50 Infektionen pro 100 000 Einwohner. Landesweit liegt dieser Wert für den Nordosten bei 7,9.
In Mainz geplante Kultusministerkonferenz nun virtuell
Mainz (dpa/lrs) - Die in der Mainzer Rheingoldhalle als Präsenzveranstaltung geplante Kultusministerkonferenz (KMK) in der kommenden Woche wird nun virtuell über die Bühne gehen. Das habe das Präsidium der KMK entschieden, teilte das KMK-Sekretariat in Berlin am Freitag mit. Weitere Informationen zu der Veranstaltung am 15. und 16. Oktober sollen den Angaben zufolge Anfang kommender Woche bekanntgegeben werden. Den KMK-Vorsitz hat derzeit Rheinland-Pfalz inne.
Landesregierung möchte Erkenntnisse über Luftreiniger gewinnen
Stuttgart (dpa/lsw) - Die Landesregierung möchte Unternehmen im Zuge der Corona-Pandemie Erkenntnisse zu Luftreinigern an die Hand geben. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) regt dazu den Aufbau spezieller Beratungszentren an wissenschaftlichen Einrichtungen und eine praxisnahe Studie über die Effizienz mobiler Luftreiniger an, wie «Stuttgarter Nachrichten» und «Stuttgarter Zeitung» berichten (Samstag). Für das Programm mit dem Titel «Healthy Air Initiative» möchte die Regierung demnach 1,5 Millionen Euro ausgeben. Der Ministerrat soll demnächst darüber entscheiden.
Die von der Landesregierung angedachten Beratungszentren sollen demnach insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Auskunft geben, wie sie durch technische Lösungen eine effektive Raumlüftung erzielen können. «Mit der flankierenden Studie zur Effizienz von mobilen Luftreinigern schaffen wir zudem die Faktengrundlage für gesicherte Empfehlungen in der Praxis», sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen.
Ministerium: Mehr Schüler in Quarantäne - aber kein größerer Ausbruch
München (dpa/lby) - Tausende Schüler in Bayern sind wegen der Corona-Pandemie in Quarantäne - einen größeren Ausbruch an Schulen sieht das Kulturministerium aber derzeit nicht. Bis Donnerstag seien 0,82 Prozent der 1,65 Millionen Schüler nicht im Präsenz-Unterricht in der Schule, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums in München. Das bedeutet rund 13530 Schüler und damit fast 1000 mehr als noch in der Vorwoche. 0,02 Prozent seien wegen eines positiven Tests in Quarantäne - das sind etwa 330 Schüler. Letzte Woche waren es noch etwa 400 mit positivem Testergebnis.
Zwar seien die Gesundheitsbehörden für das Erfassen der absoluten Infektionszahlen zuständig. Aber bislang gebe es an den Schulen nach Kenntnis des Ministeriums keine «auffälligen Infektionsentwicklungen», also keinen Hotspot innerhalb einer Schule. Nur eine Schule ist nach Angaben des Ministeriums komplett geschlossen.
Von rund 155 000 Lehrern in Bayern waren am Donnerstag 0,72 Prozent in Quarantäne (1116 in absoluten Zahlen/letzte Woche: 970) und rund 0,04 Prozent (62/letzte Woche 46) hatten einen positiven Coronatest.
09.10.2020 07.30 Uhr
Landesschülerrat warnt vor neuer Gelassenheit im Umgang mit Corona
Braunschweig (dpa/lni) - Mit Blick auf die kälteren Monate warnt der Landesschülerrat in Niedersachsen vor Sorglosigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie. «Derzeit gibt es das Phänomen einer neuen Gelassenheit», sagte der Vorsitzende des Schülergremiums, Florian Reetz, der Deutschen Presse-Agentur. Die Tatsache, dass es nach den Sommerferien ganz gut gelaufen sei, führe bei einigen Schülerinnen und Schülern zu einer sinkenden Toleranzgrenze für die Regeln. «Die Angst vor Corona geht immer weiter runter», sagte der 18-Jährige.
Diese Tendenz sei «super gefährlich». Dagegen müsse angegangen werden, erklärte der Schüler aus Braunschweig. Die Regeln seien für alle klar, weil sie gut kommuniziert würden. Mit Blick auf die kältere Jahreszeit forderte Reetz, genau zu klären, was bei regionalen Anstiegen der Infektionszahlen passieren müsse. Dabei stelle sich etwa die Frage, ab wann Masken im Unterricht nötig seien.
08.10.2020 20.45 Uhr
Ministerin Eisenmann rechnet mit Regelbetrieb der Schulen im Herbst
Baden-Baden (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann geht davon aus, dass der Regulärbetrieb der Schulen bis zu den Weihnachtsferien aufrechterhalten werden kann. «Dort, wo die Infektionszahlen auf über 50 Fälle pro 100 000 Einwohner steigen, können die Landkreise zum Beispiel auch Maskenpflicht im Unterricht vorschreiben», sagte die CDU-Politikerin dem «Badischen Tagblatt» (Freitag). Mit dem Ablauf des Schulstarts zeigte sich die Kultusministerin «sehr zufrieden». Vieles an Schwarzmalereien habe sich so nicht bewahrheitet.
Von weit entfernten Reisezielen in den bald anstehenden Herbstferien hält die Ministerin dagegen nichts. «Ich rate dazu, zuhause zu bleiben», sagte Eisenmann. Jedem müsse klar sein, Reisen, insbesondere in Risikogebiete, bedeute gegebenenfalls Quarantäne oder sogar die Infektion als Mitbringsel.
Auch Delmenhorst Corona-Risikogebiet - Schulen am Freitag geschlossen
Delmenhorst (dpa) - Die Stadt Delmenhorst hat nach dem Überschreiten des kritischen Corona-Grenzwertes für Neuinfektionen für Freitag die Schließung aller Schulen angeordnet. Auch Delmenhorster Schülerinnen und Schüler, die eine Schule außerhalb des Stadtgebietes besuchten, dürften am Freitag nicht am Unterricht teilnehmen, hieß am Donnerstag in einer Mitteilung der Stadt. Am Montag beginnen in Niedersachsen die Herbstferien.
Die Stadt hatte am Donnerstag die Marke von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten.
Viele Corona-Infektionen: Siegburg schließt seine Schulen
Siegburg (dpa) - Die Stadt Siegburg bei Bonn hat wegen hoher Corona-Infektionszahlen alle Schüler vorzeitig in die Ferien geschickt. Die Schulen blieben an diesem Freitag geschlossen, schrieb die Verwaltung am Donnerstag auf ihrer Homepage. Für die Schülerinnen und Schüler beginnen die Herbstferien damit einen Tag früher. Auch für die Kita-Betreuung gelten Einschränkungen. Zudem empfahl die Verwaltung den Bürgern, im gesamten Stadtgebiet auch draußen eine Maske zu tragen.
In Siegburg hatten sich in den vergangen sieben Tagen 69 Menschen pro 100 000 Einwohner angesteckt. Die Warnschwelle liegt bei 50. Der Kreis führt den Anstieg unter anderem auf einen Ausbruch in einer christlichen Gemeinde zurück - für 350 Mitglieder der Gemeinde sei Quarantäne angeordnet worden.
In der offiziellen Statistik des Robert Koch-Instituts taucht die Stadt mit ihrem hohen Ansteckungswert nicht auf: Sie gehört zum Rhein-Sieg-Kreis. Im gesamten Kreisgebiet war die Zahl der Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen mit 22,3 am Donnerstag deutlich niedriger.
Künftig weniger kostenlose Corona-Tests für Lehrer und Erzieherinnen
Düsseldorf (dpa/lnw) - Mitarbeitern von Schulen und Kitas stehen nach den Herbstferien weitere kostenlose Corona-Testmöglichkeiten zur Verfügung - allerdings seltener als bisher. Bis zu den Weihnachtsferien können sich Beschäftigte in Schulen und der Kindertagesbetreuung bis zu dreimal auf das Virus testen lassen, teilte die Landesregierung am Donnerstag mit. Der Zeitpunkt sei frei wählbar. Bislang hatten Lehrer und Erzieherinnen im neuen Schuljahr alle 14 Tage einen Abstrich machen können. Insgesamt hätten 241 326 Beschäftigte freiwillig das Angebot wahrgenommen - 153 771 davon an Schulen. Die Positivrate sei mit 0,2 äußert niedrig, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Schulen und Kitas seien keine Hotspots, betonte der Minister. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen müssten die Testkapazitäten allerdings ressourcenschonend eingesetzt werden. So werde für die Tests immer auch medizinisches Personal benötigt, dass dann in der Regelversorgung fehle, begründete Laumann die Anpassung der Testmöglichkeiten.
Berlins Schulen bekommen einen Stufenplan für die Corona-Pandemie
Virologen warnen vor steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter. Wie sollen die Schulen darauf reagieren? Ein neuer Corona-Stufenplan mit vier Farben gibt Antworten.
Berlin (dpa/bb) - Ein neuartiger Corona-Stufenplan für Berlins Schulen legt fest, welche Einschränkungen und Maßnahmen bei einer weiteren Zunahme der Infektionszahlen vorgesehen sind - bis hin zur erneuten Aufgabe des bisherigen Regelunterrichts. Das kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag an. Er soll ab Ende der Herbstferien gelten. Der Stufenplan wurde in Anlehnung an die Corona-Ampel der Gesundheitsverwaltung im Hygienebeirat entwickelt, den Senatorin Sandra Scheeres zu Beginn des Schuljahres einberufen hatte, wie die Bildungsverwaltung mitteilte.
Er unterscheidet zwischen vier, nach Farben unterschiedenen Stufen. Grün steht für den üblichen Regelunterricht bei geringem Infektionsgeschehen, Gelb für Regelunterricht mit verstärkten Hygienevorkehrungen. Dabei ist beispielsweise in der Oberstufe anders als bisher eine Mund-Nasen-Bedeckung auch im Unterricht zu tragen, im Lehrerzimmer ebenfalls.
Orange steht auch noch für Regelbetrieb mit verstärkten Hygienemaßnahmen. Dann gilt etwa eine Maskenpflicht in der gesamten Schule, auch unter Überdachungen im Freien. Arbeitsgemeinschaften sowie Religions- und Weltanschauungsunterricht, bei dem Schüler aus verschiedenen Klassen zusammenkommen, sollen dann nicht mehr stattfinden.
Rot bedeutet laut Bildungsverwaltung, dass bei hohen Infektionszahlen kein Regelunterricht mehr stattfindet, sondern eine Kombination aus schulisch angeleitetem Lernen zu Hause und Präsenzunterricht wie zuletzt vor den Sommerferien. Klassenverbände oder Lerngruppen werden wieder geteilt und nur noch als feste Gruppen betreut, um so das Infektionsrisiko zu senken. Es gibt jeweils für Grundschulen, weiterführende und die beruflichen Schulen einen eigenen Stufenplan.
«Der Infektionsschutz an unseren Schulen hat für mich Priorität», sagte Scheeres. «Der Stufenplan gibt den Schulen Handlungssicherheit und dient als Grundlage für ein berlinweit abgestimmtes Vorgehen.»
Jede Schule soll jeweils einer Stufe zugeordnet werden - unter anderem auf Grundlage des allgemeinen Infektionsgeschehens im Bezirk im Fall der Grundschulen beziehungsweise in Berlin bei den weiterführenden und beruflichen Schulen. «Berücksichtigt werden die konkrete schulische Infektionslage und die Rahmenbedingungen einer Schule», so die Bildungsverwaltung. «Es erfolgt eine Prüfung für jede einzelne Schule durch das jeweils zuständige bezirkliche Gesundheitsamt und die Schulaufsicht.» Am Ende entscheide das Gesundheitsamt einmal in der Woche, jeweils donnerstags.
Land verbietet Schulfahrten ins Ausland bis mindestens Anfang Februar
Magdeburg (dpa/sa) - Schulklassen dürfen wegen der Corona-Pandemie bis mindestens Anfang Februar nicht ins Ausland reisen. Sowohl Klassenfahrten als auch Studienreisen ins Ausland sowie internationale Schüleraustausche seien bis zum Ende des Schulhalbjahres untersagt, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag in Magdeburg mit. Minister Marco Tullner (CDU) habe die Schulleitungen bereits am Mittwoch aufgefordert, alle bereits geschlossenen Verträge zu Auslandsfahrten umgehend zu stornieren. Unvermeidbare Stornierungskosten übernehme das Land. Zuvor hatte die «Magdeburger Volksstimme» (Donnerstag) über das Verbot berichtet.
Hintergrund sind die steigenden Corona-Infektionszahlen. In vielen europäischen Ländern ist die Zahl der Fälle je 100 000 Einwohner höher als in Deutschland. Reiserückkehrer werden seit Wochen als ein Hauptgrund für steigende Fallzahlen in der Bundesrepublik genannt. Doch auch in Deutschland werden wieder mehr Infektionen gemeldet.
Zeitnah soll auch klar sein, wie mit Schulfahrten innerhalb Deutschlands umzugehen ist, teilte das Bildungsministerium weiter mit. Es sollen Gespräche der Regierungschefs und Gesundheitsminister zu dem Thema abgewartet werden. Am Mittwoch hatte sich ein Großteil der Länder bereits darauf verständigt, dass niemand in Hotels und Herbergen übernachten darf, der aus einem Corona-Hotspot kommt und keinen aktuellen negativen Test nachweisen kann. Das ist gegeben, wenn mehr als 50 Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner und Woche gemeldet werden. In Sachsen-Anhalt gilt diese Regel schon seit Juni.
08.10.2020 07.20 Uhr
Deutschland-Urlaub für Reisende aus Risikogebieten wird schwierig
In immer mehr Regionen überschreiten die Corona-Zahlen die Grenzwerte. Für viele Herbsturlauber wird es nun schwierig. Wo man hinfahren und übernachten kann, wo Quarantäne gilt, ist vielerorts unterschiedlich.
Berlin (dpa) - Bei Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands müssen sich Bürger aus Orten mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen im Herbst auf erhebliche Schwierigkeiten gefasst machen. Die Länder beschlossen am Mittwoch mehrheitlich, dass solche Urlauber nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test haben. Das wurde am Mittwoch nach einer Schaltkonferenz der Staatskanzleichefs der Länder mit Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) mitgeteilt. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Fünf Länder gaben zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen ab. Berlin und Thüringen teilten mit, sie wollten sich einem solchen Beherbungsverbot nicht anschließen.
Bund und Länder bekräftigten aber im Kern eine Linie, die bereits Ende Juni vor den Sommerferien grundsätzlich beschlossen worden war. In der Besprechung sollte es angesichts teils unterschiedlicher Regelungen um einen einheitlicheren Rahmen für den Herbst gehen.
In dem Beschluss heißt es mit Blick auf die Tests: «Die Eindämmung des Infektionsgeschehens und die Testungen im Gesundheitswesen sowie Testungen zur Aufrechterhaltung des Bildungswesens und der inneren Sicherheit haben Priorität.» Insofern könnten solche «Freitestungen für Reisezwecke» nur gemacht werden, wenn die regionalen Kapazitäten dies zusätzlich zulassen. Generell gibt es auch keine Regelung dazu, dass die Krankenkassen Tests bei Inlandsreisen zahlen. Dies gilt derzeit nur für Pflichttests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten im Ausland. Wer keine Symptome hat, muss einen Test in der Regel aus eigener Tasche bezahlen - es sei denn ein Arzt entscheidet es anders.
Bremen, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Thüringen legten Protokollerklärungen zu dem Beschluss vor. Niedersachsen will demnach prüfen, ob der Beschluss mitgetragen werden kann. Thüringen wies darauf an, «dass die Einschätzung der Gesundheitsbehörden der betroffenen Gebiete Grundlage und Maßstab für die Maßnahmen der Reisezielgebiete sein muss». Das Gesundheitsministerium in Erfurt erläuterte, de facto gebe es keine Einreiseverbot in Thüringen. Berlin forderte, bei der Bewertung des Infektionsgeschehens «als Gesamtstadt und Einheitsgemeinde» behandelt zu werden.
In Bayern sollen die Beherbergungsregeln auch für Bezirke innerhalb Berlins gelten, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte. Dies soll auch dann gelten, wenn das Land Berlin insgesamt unter der kritischen 50-er Marke bleibt. Konkret müssen die Bezirke aber noch vom bayerischen Gesundheitsministerium benannt werden.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, er habe den Eindruck, dass die Bundesländer in dieser Frage unterschiedliche Positionen haben und noch nicht dicht beieinander lägen. Warum alle Menschen aus einer Risikoregion nicht beherbergt werden sollten, sei ihm unverständlich, sagte Ramelow. Hoteliers zu zwingen, Menschen aus inländischen Corona-Risikogebieten aus dem Haus zu verweisen, bezeichnete er als «ein Eingriff in das Gewerberecht».
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte, innerdeutsche Testpflichten und Beherbergungsverbote seien wenig sinnvoll. «Wir werden bald so viele betroffene Regionen haben dass die Regel kaum umsetzbar, geschweige denn kontrollierbar ist.» Zudem müssten Angebote in Deutschland erhalten bleiben, gerade um zu verhindern, dass Deutsche in ausländische Hochrisikoregionen reisen.
Zentrales Kriterium beim Krisenmanagement ist, ob es in einer Region mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gibt. Anhand dieser Schwelle stuft die Bundesregierung auch andere Staaten als «Risikogebiete» für deutsche Urlauber ein. Im Inland haben Bund und Länder vereinbart, dass ab dieser Marke in «besonders betroffenen Gebieten» örtliche Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Lüftungsprobleme und volle Busse: Wie das Schuljahr bisher lief
Die Corona-Infektionszahlen steigen, die Erkältungszeit und der Winter stehen vor der Tür. Ob die Schulen für diese schwierige Zeit nach den Herbstferien ausreichend gewappnet sind, ist umstritten. Lüftungsfragen und Schulbusse stehen im Mittelpunkt der Debatte.
Mainz (dpa/lrs) - Das neue Schuljahr ist in der Corona-Pandemie trotz großer Bedenken nach einhelliger Auffassung recht gut angelaufen. Bei deutlich steigenden Infektionen beginnen am Freitag (9.10.) in Rheinland-Pfalz die Herbstferien. Wie wird es danach in den Schulen weiter gehen, wenn sinkende Temperaturen das Lüften erschweren und die Grippesaison dazu kommt? Lüften und das Gedränge in den Schulbussen werden nach Einschätzung von Lehrern und Schülern die größten Herausforderungen sein. Der Philologenverband mahnt das Bildungsministerium, seine Fürsorgepflicht wahrzunehmen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Rück- und Ausblick.
Ist der Start ins neue Schuljahr mit normalem Unterricht gelungen?
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) zieht eine positive Bilanz: «Die ersten Wochen des Schuljahres 2020/2021 sind angesichts einer historischen Herausforderung, wie der Corona-Pandemie sehr gut und ruhig verlaufen.» Dies sei vor allem den Schulen, Lehrkräften, Schülern, Eltern und der Schulaufsicht zu verdanken. Das Land habe die Schulen aber auch gut auf den Start vorbereitet - unter anderem mit einem «klar strukturierten und praxisnahen Hygieneplan».
Durch häufiges Lüften unter anderem hätten Schulschließungen bislang größtenteils verhindert werden können, sagt Landeselternsprecher Reiner Schladweiler. «Das Schuljahr 2020/21 ist insgesamt, trotz großer Bedenken mehr oder weniger gut gestartet», bilanziert Eric Grabowski von der Landesschülervertretung.
Die Lehrerverbände sehen das kritischer. «Das Experiment verlief mehr oder weniger glimpflich», sagt die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz. Die Kultusminister ignorierten jedoch Fakten oder redeten sie weg. So könnten Schüler sehr wohl infiziert werden und die Infektionen auch weitergeben. Der Einsatz mobiler Lüftungsgeräte erhöhe zudem den Gesundheitsschutz erheblich. Ein «Weiter so» an den Schulen werde nur immer tiefer in die Krise führen.
Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Bold sagt: «Hinter uns liegen turbulente Wochen, die an den Schulen durch das große Engagement der Lehrkräfte und Schulleitungen gut gemeistert werden konnten.» Das Ministerium habe dagegen erst in der letzten Ferienwoche Vorgaben zum Regelbetrieb unter Corona gemacht.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klaus-Peter Hammer, stellt fest: «Wir können feststellen, dass lokale Ausbrüche gut isoliert und Infektionsketten durchbrochen werden konnten.» Die getroffenen Hygieneregelungen würden bisher insgesamt tragfähig scheinen, so Hammer.
Wie viele Schulen mussten bisher wegen Corona schließen?
Zwei Schulen sind derzeit ganz geschlossen, insgesamt mussten sechs Schulen seit Beginn des Präsenzunterrichts im neuen Schuljahr vorübergehend wegen Corona-Infektionen zumachen, heißt es im Bildungsministerium. Dazu kommen Teilschließungen. Derzeit seien 106 Schüler und 8 Lehrer infiziert - bei rund 570 000 Menschen in den Schulen.
Ist die Digitalisierung vorangekommen?
Der Landeselternbeirat sieht «noch keinen richtigen Fortschritt auf breiter Basis» bei der Digitalisierung der Schulen. Nur wenige Schulträger seien dem Auftrag so richtig nachgekommen. Zudem gebe es weiterhin technische Probleme. Die Verlegung von Breitband und Glasfaser gehe nur schleppend voran. An vielen Schulen gibt es nach Erkenntnissen der GEW immer noch kein leistungsfähiges Internet. Ein Mix aus normalen Schul- und Heimunterricht bei weiter steigenden Infektionszahlen könne technisch noch immer nicht überall gewährleistet werden, sagt Bold vom VBE.
Die GEW sieht aber auch Fortschritte: «Wir erkennen einen deutlichen Schritt im Ausbau der digitalen Infrastruktur», sagt der Landesvorsitzende Hammer. Positiv sei auch, das rund 56 000 Schüler aus ärmeren Familien sowie etwa 3000 Lehrer im Fernunterricht kostenlos Laptops oder Tablets bekommen. Bald sollten alle Lehrer mit Dienstlaptops ausgestattet werden. Der Schulcampus mit Materialien für digitalen Unterricht werde Anfang 2021 verfügbar sein. Dennoch brauche es schnell tragfähige Konzepte für Fernunterricht und genügend qualifiziertes Personal für Vertretungsunterricht in der Erkältlungs- und Grippesaison. Fast 50 Millionen Euro stehen im Nachtragshaushalt für zusätzliches Vertretungspersonal bereit, heißt es im Ministerium.
Infektionsherd Schulbus: Hat sich die Lage verbessert?
Überfüllte Busse haben zu Beginn des Schuljahres für viel Ärger gesorgt und bleiben ein Kritikpunkt. Viele Eltern führen ihre Kinder deshalb mit dem Auto zur Schule, sagt Landeselternsprecher Schladweiler. In einem Schreiben unter anderem an die Landesregierung und den Landkreistag werde «auf die von vielen Eltern als unerhört empfundenen Missstände» hingewiesen. Zur Enge in vielen Bussen kommen Maskenverweigerer. Grabowski von der Landesschülervertretung hat die Erfahrung gemacht: «Wenn man Menschen im Bus daran erinnert, das diese bitte die Maske tragen sollen, bekommt man eher fragwürdige Rückmeldungen.»
Das Land hat auf die Kritik mit einer Bus-Börse reagiert, obwohl die Schülerbeförderung eigentlich kommunale Pflichtaufgabe ist. Die Unterstützung wurde bis Jahresende verlängert, heißt es beim Verband der privaten Verkehrsbetriebe Mobilität & Logistik Rheinland-Pfalz, der die Börse organisiert. Die bislang rund 220 Busse und ein Tagessatz von 300 Euro pro Fahrzeug reichten aber voraussichtlich nicht aus. Das Land bezahle allerdings in begründeten Fällen auch mehr. «Wir sind froh, dass es überhaupt mitfinanziert.» Möglicherweise könnten künftig auch Taxi-Busse eingesetzt werden.
Wie können die Klassenzimmer im Winter gelüftet werden?
Die GEW kritisiert: «Manche Schulträger haben es bisher immer noch nicht geschafft, dafür zu sorgen, dass alle Klassenräume gut gelüftet werden können.» Elternvertreter Schladweiler ergänzt: «Nur wenige Klassenräume verfügen über eine zweite, direkt gegenüberliegende Fensterfront.» Die Türen zu den Klassenräumen sollten Experten zufolge geschlossen bleiben. Schladweiler sieht den Bund in der Pflicht, Geld für mobile Raumlüfter, zusätzliche Unterrichtsräume sowie mehr Lehrkräfte bereitzustellen. Die GEW fordert kleinere Lerngruppen und eine wissenschaftliche Prüfung, ob schlecht gelüftete Räume überhaupt genutzt werden dürfen. Zudem müsse der Kauf von Lüftungsgeräten geprüft werden, die Schulen dürften dabei aber nicht allein gelassen werden.
Wird die Maskenpflicht doch auf den Unterricht ausgeweitet?
Steigende Infektionen bei sinkenden Temperaturen und vergleichsweise großen Klassen: Der Philologenverband sieht aus Infektionsschutzgründen im Moment nur die Möglichkeit, auch im Unterricht flächendeckend Masken zu tragen oder zum Unterricht im wöchentlichen Wechsel zurückzukehren, obwohl beides aus pädagogischen Gesichtspunkten nicht optimal sei und viel Koordinierung erfordere. Grabowski von der Landesschülervertretung sagt: Auf dem Schulhof, wo der Mindestabstand eingehalten werden kann, müssen Masken getragen werden. Nicht aber in den Klassen, wo das nicht gehe. Zudem hielten sich nicht alle Schüler und Lehrer daran. Mancherorts gebe es temporär Maskenpflicht im Unterricht, sagt Bold vom VBE. Das sei richtig und wichtig. Notwendig sei aber eine gewisse Verlässlichkeit.
07.10.2020 16.00 Uhr
Trotz Corona-Pause: Brandenburger Schüler müssen nicht nachsitzen
Die meisten Brandenburger Schüler können aufatmen: Zusätzlicher Unterricht in ihrer Freizeit wegen der Corona-Zwangspause im Frühjahr ist nur in Ausnahmefällen zu erwarten. Große Defizite gibt es in der Sekundarstufe 1 allerdings in einem Kernfach.
Potsdam (dpa/bb) - Trotz der wochenlangen Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie müssen die meisten Brandenburger Schüler nicht noch zusätzlich in ihrer Freizeit pauken. «Die Rückmeldungen aus den Schulen zeigen, dass flächendeckender Unterricht an Samstagen oder in den Ferien nicht notwendig ist», sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch zu den Ergebnissen der Lernstands-Erhebungen zu Beginn des Schuljahres. «An einzelnen Schulen kann es das allerdings geben.»
So wollen 28 Grundschulen zusätzliche Lernzeiten an Wochenenden anbieten. Dies werde in jedem Fall mit den Eltern abgesprochen, betonte die Ministerin. Einen Bedarf für Unterricht in den Ferien habe bislang keine Schule angemeldet. «Wir freuen uns, dass die Wochenenden meist den Familien gehören und die Ferien geplant werden können.»
Der Lernstand wurde in den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1 in den Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache ermittelt. Dabei zeigten sich die größten Defizite in den Fächern Deutsch und Mathematik, wie die zuständige Referatsleiterin im Bildungsministerium, Birgit Nix, erläuterte. Die Schulen wollen die Defizite mit der Erhöhung der Wochenstunden in den Problemfächern, zusätzlichen Lehrern und freiwilligen Lernangeboten ausgleichen.
Für Vertretungslehrer stellt die Landesregierung in diesem Jahr ein größeres Budget in Höhe von acht Millionen Euro bereit. Außerdem sollen Lehramtsstudenten an den Schulen eingesetzt werden. Dafür hätten sich bereits 450 Interessenten gemeldet, berichtete Nix.
Einen besonderen Rückstand meldeten die Schulen in den Klassen der Jahrgangsstufen 9 und 10: Dort zeigten 14,2 Prozent der Schulen Unterstützungsbedarf im Fach Mathematik an, während es bei anderen Kernfächern deutlich weniger waren. «Dieses Problem begleitet uns aber schon länger und ist nicht nur coronabedingt», erklärte Ernst.
Der Landesschülerrat habe gemeldet, dass die Abiturienten die Osterferien selbstständig für die Vorbereitungen auf die Prüfungen nutzen wollten, sagte Ernst. Die Standards für die Abiturprüfungen sollen anders als beim Mittleren Abschluss nicht gesenkt werden. Für diese Prüfung zum Abschluss der Jahrgangsstufe 10 soll der Bewertungsschlüssel etwas kulanter gehandhabt werden. Damit soll Ernst zufolge erreicht werden, dass den Schülern nach den wochenlangen Schulschließungen keine Nachteile entstehen.
«Diese Überprüfung war für die Lehrkräfte ein riesiger Aufwand und ein Kraftakt», betonte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Gordon Hoffmann. Es sei gut, dass keine Ferien gestrichen werden müssten und auf flächendeckenden Unterricht am Wochenende verzichtet werden könne. «Wichtig ist aber, dass die Kinder, die Nachholbedarf haben, nun auch die entsprechende Förderung bekommen.»
Verband beklagt Notbetrieb an Schulen und fordert Lehrergipfel
München (dpa/lby) - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) sieht den Unterricht an den Schulen in Gefahr und schlägt Alarm: «Wir haben noch nie so einen Notbetrieb erlebt, wie jetzt», sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Mittwoch in München. Zwei Krisen prallten momentan aufeinander: ein dramatischer Lehrermangel und die Coronakrise, die für Schulleiter und Lehrer mit sehr großen Herausforderungen und enorm vielen Zusatzaufgaben verbunden sei.
Fleischmann forderte deshalb einen Lehrergipfel. Hier müsse es Ergebnisse geben, wie Lehrer sofort entlastet und der Lehrermangel in Zukunft vermieden werden könne. «Schulverwaltung und Politik wollen weiter irgendwie diesen Schein wahren, und anstatt das Problem ehrlich zu benennen und anzugehen, eiern sie rum», warf sie unter anderem Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vor. Das Problem des Lehrermangels sei jahrelang kaschiert worden, auch weil die Schulen vieles aufgefangen hätten. Das sei wegen Corona nicht mehr möglich, da etwa Klassen nicht mehr zusammengelegt werden könnten, wenn ein Lehrer krank werde.
Tomi Neckov, Leiter einer Mittelschule in Schweinfurt, beklagte unter anderem den bürokratischen Aufwand, der sich durch Corona verschärft habe. «Deshalb erwarte ich im Moment von der Staatsregierung einfach nur Ehrlichkeit und das Eingeständnis, dass wir keinen Regelbetrieb im Augenblick an den Schulen haben», sagte er. Das würde den Druck gegenüber den Eltern herausnehmen. «Die denken, dass sie einen Anspruch haben auf normalen Unterricht, der eben nicht stattfinden kann im Augenblick.» Für die Grippewelle sieht er seine Schule nicht gerüstet. «Wenn die Saison beginnt und die Lehrkräfte noch zusätzlich ausfallen, dann weiß ich nicht, wie ich den Betrieb noch aufrecht erhalten kann.»
Piazolo verspricht Dienst-Laptops für alle Lehrer in Bayern
München (dpa/lby) - Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will in naher Zukunft jede Lehrerin und jeden Lehrer im Freistaat mit einem Dienst-Laptop ausstatten. «Das Ziel ist es, jedem Lehrer ein Dienstgerät zur Verfügung zu stellen», sagte Piazolo am Dienstag in München. Mit einer ersten Tranche von rund 25 000 Geräten sei bereits ein Anfang gemacht. Insgesamt bezifferte Piazolo den Bedarf auf rund 150 000 Geräte - so viele Lehrer gebe es in Bayern. Finanziert werden sollen die Laptops aus Bundes- und Landesmitteln.
Das Kultusministerium will laut Piazolo ungefähre Vorgaben machen, was die Computer leisten sollen. Anschaffen sollen die Geräte die Kommunen, die für die Ausstattung der Schulen zuständig sind. Dabei soll es sich um Laptops oder andere mobile Geräte handeln, die die Lehrer dann auch zu Hause nutzen können, beispielsweise auch dann, wenn coronabedingt kein Präsenzunterricht möglich sein sollte.
Insgesamt sieht Piazolo die Digitalisierung an Bayerns Schulen, für die es vielerorts die Corona-Krise als Initialzündung brauchte, auf einem sehr guten Weg. Die Zahl der digitalen Klassenzimmer habe man um 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf jetzt 37 900 gesteigert. Und mittlerweile gibt es laut Ministerium mehr als 126 000 mobile Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler - ein Plus von 158 Prozent.
Piazolo betonte aber auch: «Spannend ist nicht die Zahl der digitalen Klassenzimmer – sondern die Frage, was man damit anfängt.» Hier ließen sich die Lehrerinnen und Lehrer viel einfallen. Insgesamt sei das Thema Digitalisierung wegen Corona natürlich «hochgeschnellt».
Aktuell sind nach Angaben Piazolos mehr als 99,5 Prozent aller Schulklassen in Bayern im Präsenzunterricht. Lediglich 0,5 Prozent der Klassen sind demnach von coronabedingter Quarantäne betroffen.
06.10.2020 11.30 uhr
Schulministerin: Bei Digitalisierung ist «wahre Aufholjagd» nötig
Köln (dpa/lnw) - In Sachen Digitalisierung der Schulen muss NRW nach Ansicht von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) eine «wahre Aufholjagd» betreiben. «Die gelingt an der einen Stelle sehr gut und an der anderen weniger», sagte Gebauer am Dienstagmorgen in der WDR 5-Sendung «Morgenecho».
Nach einer Umfrage des Westdeutschen Rundfunks unter Schulleitern besteht bei der Digitalisierung an den Schulen noch erheblicher Verbesserungsbedarf. Insgesamt bewerteten die Schulleiter die digitale Ausstattung ihrer Schulen mit der Schulnote 3,8. Gebauer sagte dazu: «Wenn wir bei der Notenvergabe bleiben möchten, dann muss man sagen, wir haben von Rotgrün bei der Digitalisierung der Schulen eine fünf minus übernommen.» 2017 hatte die amtierende Koalition aus CDU und FDP die Regierung übernommen.
Sie glaube schon, dass es noch schneller gehen könne. Allerdings müsse man auch immer schauen, was alles umgesetzt werden müsse. «Es geht um die Infrastrutur, die an vielen Schulen schlicht und ergreifend noch fehlt.» Als Beispiele nannte die Ministerin Breitbandanschluss oder WLAN-Versorgung. Es gehe aber auch um Handhabung, sprich Aus- und Fortbildung. Alles müsse parallel laufen.
Gebauer sieht die Landesregierung auf einem guten Weg. 2017 seien nur 13 Prozent aller Schulen an ein leistungsfähiges Netz angeschlossen gewesen. «Ende des Jahres liegen wir bei 60 Prozent, dann kann man schon erkennen, wie viel die Landesregieung hier in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat», sagte sie in dem Interview.
Lauterbach: «Präsenzunterricht kann zum Superspreadingevent werden»
Berlin (dpa) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dämpft Hoffnungen auf einen schon 2021 verfügbaren Corona-Impfstoff für Kinder - und fordert angesichts steigender Infektionszahlen gestaffelte Unterrichtszeiten während der kalten Monate. «Präsenzunterricht kann zum Superspreadingevent im Herbst und Winter werden», sagte der studierte Epidemiologe der «Rheinischen Post» (Dienstag). Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, rät Lauterbach dazu, den Unterricht für einen Teil der Schüler morgens und für die anderen am Mittag zu beginnen. «Dafür braucht es einen entschlackten Lehrplan für das laufende Schuljahr, in dem manche Fächer ausnahmsweise nicht unterrichtet werden müssen - oder nur noch virtuell.» So würden überfüllte Klassenräume und Stoßzeiten an den Schulen verhindert und das Risiko für Ansteckungen etwa in Bussen und Bahnen verringert.
Zurzeit laute das Motto an den Schulen aufgrund fehlender Konzepte der Kultusministerien «Maske auf und durch», kritisierte Lauterbach. «So gefährden die zuständigen Behörden unter Umständen die Gesundheit der Schüler, Lehrer und Eltern und riskieren immer weiter steigende Infektionszahlen, weil Schüler das Virus genauso wie Erwachsene weitergeben können.»
Viele Eltern sehen Fernunterricht allerdings sehr skeptisch, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für «Focus Online» zeigt. Demnach sind sieben von zehn Befragten der Meinung, dass sogenanntes Homeschooling mehr Nachteile als Vorteile bedeutet. 76 Prozent finden, dass ihre Kinder durch Fernunterricht eher oder eindeutig schlechter auf die Zukunft vorbereitet werden als bei herkömmlichem Präsenzunterricht. Das liegt den Eltern zufolge sowohl an der mangelnden technischen Ausstattung der Schulen sowie der fehlenden Kompetenz der Lehrkräfte.
Lauterbach rechnet damit, dass die Schulen noch das ganze Schuljahr 2020/2021 mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben werden und ihre Unterrichtspraxis radikal umstellen müssen. Das gelte umso mehr, weil junge Menschen wahrscheinlich nicht zur gleichen Zeit wie Erwachsene geimpft werden könnten. «Es ist nicht zu erwarten, dass wir im kommenden Jahr Kinder und Jugendliche impfen können», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post». Sie seien nicht Teil laufender Studien, «weswegen ein möglicher Impfstoff für junge Menschen nicht zugelassen werden kann».
Landtags-Grüne fordern Zusatz-Schulbusse bis zum Ende der Pandemie
München (dpa/lby) - Zum Schutz vor Corona-Ansteckungen fordern die Grünen im bayerischen Landtag eine Verlängerung der Zusatzförderung des Freistaates für mehr Schulbusse bis zum Ende der Pandemie. «Für wirksamen Infektionsschutz und einen dauerhaft gewährleisteten Regelschulbetrieb brauchen wir gerade in der kalten Jahreszeit Abstand auch in Schulbussen», sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Markus Büchler, am Montag in München. Die Ende Oktober auslaufende finanzielle Unterstützung für die Kommunen müsse daher verlängert werden.
Zum Schutz vor Ansteckungen auf den Schulwegen sind in Bayern seit Anfang September 350 sogenannte Verstärkerbusse im Einsatz, die Kosten werden von der Staatsregierung kofinanziert. «Mindestens dieser Service muss bis zum Ende der Corona-Pandemie aufrechterhalten werden - auch um Konvois umweltschädlicher Elterntaxis zu vermeiden», betonte Büchler. Die Staatsregierung müsse hier schnell eine Entscheidung treffen, damit die Kommunen ihrerseits planen könnten. Die bisherige Regelung ist bis Ende Oktober genehmigt, für eine Verlängerung braucht es eine gesonderte Entscheidung des Kabinetts.
Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) sagte in einer Mitteilung, ihr Ministerium erarbeite bereits gemeinsam mit dem Finanzministerium ein Konzept dazu. «Wir brauchen die Verstärkerbusse noch länger und wollen die Kommunen auch unterstützen. Wir helfen, wo wir können.» Das Ministerium habe zudem eine Online-Plattform ins Leben gerufen, mit der sich Kommunen und Busunternehmer untereinander vernetzen und dem Bedarf an zusätzlichen Bussen gerecht werden könnten.
05.10.2020 14.15 Uhr
Ministerien: Nicht jeder Schnupfen weist auf Corona-Infektion hin
Dresden (dpa/sn) - Kinder in Sachsen können auch mit leichten Anzeichen einer Erkältung Kitas und Schulen besuchen. Nicht jeder Schnupfen und jedes Kratzen im Hals weise auf eine Corona-Infektion hin, teilten das Gesundheits- und das Kultusministerium am Montag mit Blick auf die beginnende Erkältungssaison mit. Kinder, die leichte Symptome aufweisen, benötigen demnach keine gesonderte Gesundheitsbescheinigung, hieß es. Grundsätzlich gehe es immer um einen «Abwägungsprozess zwischen Infektionsschutz und dem Recht der Kinder auf Teilhabe und Bildung».
Die Ministerien wiesen aber zugleich darauf hin, dass Kinder, die eindeutig krank seien, zu Hause bleiben sollten. Die Einschätzung sollten grundsätzlich die Eltern treffen. Bei Fieber, Husten, Durchfall oder Erbrechen müssten diese überlegen, ob ein Arzt aufgesucht werden soll. Erst wenn die Kinder 24 Stunden fieberfrei und gesund seien, sollten sie wieder in Schule oder Kita gehen.
NRW-Schulministerium droht Lehrern mit Gehaltskürzungen
Das NRW-Schulministerium befürchtet, dass Lehrer nach dem Ende der Herbstferien nicht zum Unterricht erscheinen könnten - weil sie nach ihrem Urlaub noch in Quarantäne sind. Für solche Fälle werden harte Konsequenzen angedroht.
Düsseldorf (dpa) - Lehrer müssen bei einer Urlaubsreise in ein Corona-Risikogebiet die danach fällige Quarantäne bis Ende der Herbstferien abgeschlossen haben. Darauf hat das NRW-Schulministerium hingewiesen. «Private Reisen können zwar (...) nicht untersagt werden, allerdings können bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet dienst- oder arbeitsrechtliche Konsequenzen (...) in Betracht kommen», heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die Bezirksregierungen, die wiederum die Schulen darüber informieren sollen. Bei unentschuldigtem Fernbleiben vom Dienst könnten auch Bezüge gestrichen werden, mahnt das Ministerium.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Thomas Kutschaty, kritisierte das Ministerium dafür. «Das ist auf keinen Fall der richtige Weg», sagte Kutschaty am Sonntag in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. «Das zeigt aber auch, welche Wertschätzung diese Landesregierung den Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Nordrhein-Westfalen entgegenbringt.» Mit Drohungen werde man die Lehrer kaum motivieren. «Das ist schädlich, das sollte man nicht tun», kritisiert der Oppositionsführer.
Die Schülerinnen und Schüler werden in dem Schreiben des Schulministeriums darauf hingewiesen, dass ihnen ein Betreten des Schulgeländes verboten werden kann, wenn sie nach einer Reise in ein Risikogebiet nicht die Quarantänebestimmungen einhalten, sondern einfach wieder zur Schule gehen. «Unabhängig von den rechtlichen Folgen stellt ein solches Verhalten einen schweren Verstoß gegen die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme in der Schule dar.»
Schülerinnen und Schüler, die über das Ferienende hinaus in Quarantäne bleiben, müssen nicht befürchten, dass ihnen dies als Schwänzen angerechnet wird. Das Urlaubsverhalten sei hier dem privaten Lebensbereich zuzurechnen, urteilt das Ministerium. Wenn eine Schule Zweifel hat, ob ein bestimmter Schüler wirklich deshalb dem Unterricht fernbleibt, weil er in Quarantäne ist, kann die Schule von den Eltern einen Nachweis für die Reise in das Risikogebiet verlangen. Die Quarantänepflicht entfällt wie stets durch den Nachweis eines negativen Testergebnisses. Die Herbstferien in NRW beginnen am 12. Oktober.
04.10.2020 11.00 Uhr
Angebot kostenloser Corona-Tests für Lehrer bis Mitte November
Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Angebot kostenloser Corona-Tests für hessische Lehrer wird verlängert. Das Land habe sich mit der Kassenärztlichen Vereinigung und einem Frankfurter Labor geeinigt, die Tests wie bisher bis 15. November fortzusetzen, teilte das Kultusministerium der dpa in Wiesbaden mit. Einen Anspruch haben alle Mitarbeiter an Schulen oder der Jugendhilfe, die regelmäßig Kontakt zu Schülerinnen und Schülern haben. Sie können sich alle 14 Tage testen lassen.
Das freiwillige Angebot war zunächst bis zu den Herbstferien begrenzt gewesen. Es greift, wenn keine konkreten Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus vorliegen.
Zum Schulstart nach den Herbstferien am 19. Oktober gilt in Hessens Schulen zudem ein aktualisierter Hygieneplan. Er sieht unter anderem detailliertere Angaben zu Hygiene, Alltagsmasken und Mindestabstand vor, wie aus einem Schreiben des Kultusministeriums an die Schulleiter hervorgeht.
Der Plan gibt unter anderem vor, auf eine intensive Lüftung der Räume zu achten. Alle 20 Minuten sei eine Stoßlüftung beziehungsweise Querlüftung durch vollständig geöffnete Fenster über die Dauer von drei bis fünf Minuten vorzunehmen, heißt es.
Überwiegende Zahl der Schulen trotz Corona in Betrieb
Berlin/Stuttgart (dpa/lsw) - Der überwiegende Teil der Schulen in Baden-Württemberg hat - wie in ganz Deutschland - bislang den Betrieb trotz Corona wie geplant aufrechterhalten können. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Kultusministerien der Länder und eine Auswertung aktuell zugänglicher Meldungen der Ministerien ergab, kommt es vereinzelt zwar zu deutlichen Einschränkungen für Tausende Schüler und Lehrer. Mit Blick auf die Gesamtzahl von bundesweit rund 40 000 Schulen mit 11 Millionen Schülern und rund 800 000 Lehrern, sind die Zahlen dennoch vergleichsweise überschaubar.
In Baden-Württemberg waren Stand 1. Oktober 194 von 4500 Schulen von Corona-Maßnahmen betroffen. 304 Schulklassen waren wegen Infektionen oder Verdachtsfällen nicht im Präsenzunterricht, zwei Schulen waren vollständig geschlossen.
Nach den zum Ende der Woche vorliegenden Daten der Landesbehörden oder Kultusministerien der Länder waren bundesweit zuletzt knapp 40 000 Schüler und fast 4000 Lehrer wegen Infektionsfällen, Verdachtsfällen oder eigener Infektion in Quarantäne oder als Vorsichtsmaßnahme im Fernunterricht. Daneben meldeten Bundesländer, die keine Einzelzahlen zu Schülern veröffentlichen, insgesamt rund 700 Klassen oder Lerngruppen, die zuletzt nicht in der Schule waren. Komplett geschlossen waren den aktuellen Zahlen zufolge 23 Schulen.
Lehrer dürfen bei Schulbeginn nicht mehr in Quarantäne sein
Düsseldorf (dpa) - Lehrer müssen bei einer Urlaubsreise in ein Corona-Risikogebiet die danach fällige Quarantäne bis Ende der Herbstferien abgeschlossen haben. Darauf hat das NRW-Schulministerium hingewiesen. «Private Reisen können zwar (...) nicht untersagt werden, allerdings können bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet dienst- oder arbeitsrechtliche Konsequenzen (...) in Betracht kommen», heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die Bezirksregierungen, die wiederum die Schulen darüber informieren sollen. Bei unentschuldigtem Fernbleiben vom Dienst könnten auch Bezüge gestrichen werden, mahnt das Ministerium.
Die Schülerinnen und Schüler werden darauf hingewiesen, dass ihnen ein Betreten des Schulgeländes verboten werden kann, wenn sie nach einer Reise in ein Risikogebiet nicht die Quarantänebestimmungen einhalten, sondern einfach wieder zur Schule gehen. «Unabhängig von den rechtlichen Folgen stellt ein solches Verhalten einen schweren Verstoß gegen die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme in der Schule dar.»
Schülerinnen und Schüler, die über das Ferienende hinaus in Quarantäne bleiben, müssen nicht befürchten, dass ihnen dies als Schwänzen angerechnet wird. Das Urlaubsverhalten sei hier dem privaten Lebensbereich zuzurechnen, urteilt das Ministerium. Wenn eine Schule Zweifel hat, ob ein bestimmter Schüler wirklich deshalb dem Unterricht fernbleibt, weil er in Quarantäne ist, kann die Schule von den Eltern einen Nachweis für die Reise in das Risikogebiet verlangen. Die Quarantänepflicht entfällt wie stets durch den Nachweis eines negativen Testergebnisses. Die Herbstferien in NRW beginnen am 12. Oktober.
02.10.2020 9.00 Uhr
Knapp 12 700 Schüler und Lehrer in Bayern in Corona-Quarantäne
München (dpa/lby) - Knapp 12 700 Schüler und Lehrer in Bayern müssen derzeit coronabedingt in Quarantäne bleiben. Zudem sind 400 Schülerinnen und Schüler sowie knapp 50 Lehrkräfte positiv auf das Virus getestet worden, wie aus aktuellen Daten des Kultusministeriums hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Demnach sind etwa 0,77 Prozent der 1,65 Millionen Schüler aufgrund einer angeordneten Quarantäne derzeit nicht im Präsenzunterricht, was etwa 11 700 Kindern und Jugendlichen entspricht. Weitere 0,03 Prozent, also rund 400, hatten zudem einen positiven Covid-19-Test. Bei den Lehrkräften betragen die Werte 0,61 sowie 0,03 Prozent. Somit sind rund 970 der bayernweit 155 000 Lehrerinnen und Lehrer in Quarantäne, etwa 46 sind erkrankt.
Mit Blick auf größere Quarantäne-Maßnahmen sind rund 0,54 Prozent der Klassen derzeit wegen einer entsprechenden Anordnung des Gesundheitsamts nicht im Präsenzunterricht. Komplett geschlossen sind aktuell nur zwei der mehr als 6000 Schulen im Freistaat.
Immer mehr Schüler müssen wegen Corona zu Hause bleiben
Ohne Maske im Unterricht, mit Maske außerhalb. Und immer schön in Gruppen - viel ist an Schulen anders, um das Risiko von Corona-Infektionen zu minimieren. Und trotzdem häufen sich die Fälle.
Stuttgart (dpa/lsw) - Drei Wochen nach dem Start des neuen Schuljahres müssen immer mehr Schüler wegen Corona-Infektionen und Verdachtsfällen zu Hause bleiben. Derzeit sind 304 Schulklassen im Südwesten wegen Infektionen oder Verdachtsfällen aus dem Präsenzunterricht genommen worden, wie das Kultusministerium unter Berufung auf die Rückmeldung aus den Regierungspräsidien auf Anfrage angab (Stand: 1. Oktober). Die Schüler dieser Klassen werden nun nur noch per Fernunterricht unterrichtet. Vor einer Woche waren es noch 172 Klassen. Zwei Schulen - eine in Ulm und eine in Mannheim - seien vollständig geschlossen.
Betroffen seien insgesamt 194 Schulen im Land, heißt es aus dem Ministerium. Bei insgesamt 4500 Schulen bedeutet das aber, dass derzeit nicht einmal jede zwanzigste Schule betroffen ist.
93 Schulen in Niedersachsen mit coronabedingten Einschränkungen
Hannover (dpa/lni) - Fünf Wochen nach dem Ende der Sommerferien sind in Niedersachsen 93 Schulen von coronabedingten Einschränkungen betroffen. Komplett geschlossen sei allerdings nur die private Berufsfachschule für Logopädie in Oldenburg (Stand 1. Oktober, 9.00 Uhr), teilte das Kultusministerium in Hannover auf dpa-Anfrage mit. An 92 Schulen würden einzelne Klassen, Lerngruppen oder Jahrgänge über das Distanzlernen unterricht.
Verfügt werden die Einschränkungen von den zuständigen örtlichen Gesundheitsämtern. Wenn der Präsenzunterricht ausgesetzt wird, sei dies nicht immer mit häuslicher Quarantäne für Schüler und Lehrer verbunden, erklärte ein Ministeriumssprecher. Der Fernunterricht könne auch vorbeugend angeordnet werden, etwa bei einem Verdacht.
Der Landkreis Friesland hatte wegen steigender Infektionszahlen beschlossen, alle seine Schulen am 1. Oktober zum Schichtmodell zurückkehren zu lassen. Das bedeutet, dass im Wechsel ein Teil der Schüler zu Haus unterrichtet wird. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) kritisierte diesen Schritt. In der Übersicht der Schulen mit coronabedingten Einschränkungen des Ministeriums vom 1. Oktober sind noch nicht alle Schulen des Landkreises Friesland aufgeführt.
Insgesamt gibt es in Niedersachsen rund 35 000 Klassen an 3000 Schulen, nach den Daten des Ministeriums waren demnach in dieser Woche an drei Prozent der Schulen einzelne Corona-Infektionen beziehungsweise Verdachtsfälle bekannt. Ohne Präsenzunterricht waren am 1. Oktober neben der komplett geschlossenen Berufsschule 134 Klassen, 84 Lerngruppen (Kohorten) sowie 23 Jahrgänge. Wie viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte positiv auf das Coronavirus getestet wurden, konnte das Ministerium nicht sagen. Landesweit gibt es mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler, die von über 100 000 Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeitern betreut werden.
01.10.2020 11.30 Uhr
Top oder Flop? Unterricht unter Corona-Bedingungen bleibt umstritten
Seit sieben Wochen läuft in Hessen wieder der Schulunterricht unter Corona-Bedingungen. War es Chaos oder ein Erfolg angesichts der Situation? Die Bewertungen gehen weit auseinander.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Zum Start der Herbstferien (2.10.) in Hessen stellt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Landesregierung für die Corona-Maßnahmen in Schulen ein schlechtes Zwischenzeugnis aus. «Es sind überhaupt keine Vorkehrungen getroffen, wie wir im Herbst und Winter unter Corona-Bedingungen zurechtkommen sollen», sagte die GEW-Vorsitzende Birgit Koch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das Kultusministerium beurteilt die vergangenen sieben Wochen dagegen positiver.
Mitte August hatte für mehr als 760 000 hessische Schüler das Schuljahr begonnen. Ein normaler Schulbetrieb wie vor Corona sollte es nicht werden. Zwar verzichtete das Land auf eine generelle Maskenpflicht in Klassenzimmern. Doch Hygieneregeln wurden festgelegt. Zudem galt für Schüler zwar wieder eine Präsenzpflicht. Doch digitale Angebote sollten den Unterricht ergänzen.
Bei Covid-19-Infektionen ordneten die örtlichen Gesundheitsbehörden Quarantäne an: mal für Lerngruppen, mal für komplette Jahrgänge, mal wurden Schulen geschlossen. Ende September durften beispielsweise 5562 Schüler, das entspricht laut Ministerium 0,73 Prozent, wegen Corona-Maßnahmen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Bei den Lehrern waren es 574 Lehrkräfte (0,92 Prozent). Seit Schuljahresbeginn seien 16 von 1795 Schulen zeitweise wegen positiver Corona-Tests geschlossen worden.
Das Fazit des Landes: «Bewährt hat sich, dass die lokalen Gesundheitsbehörden je nach Infektionslage eine Verschärfung der Maskenpflicht für das Tragen im Unterricht anordnen können», sagte ein Sprecher des Kultusministeriums. Darüber hinaus sei es sehr erfreulich, dass seit Schuljahresbeginn an jedem Tag immer mehr als 99 Prozent der Schüler in die Schule hätten gehen können. Wie viel Unterricht insgesamt ausgefallen ist, dazu hat das Land nach eigenen Angaben keine Zahlen.
Die GEW bezweifelt das. Von einer «Verschleierungstaktik» spricht die Vorsitzende Koch. Sie stellt dem Land auch in anderen Fragen schlechte Noten aus. Viele Ankündigungen seien nie erfüllt worden, sagt Koch: «Das hessische Kultusministerium hat die Sommerferien nicht genutzt, um entsprechend zielführende Dinge auf den Weg zu bringen, die einen geregelten Schulalltag unter Corona-Bedingungen ermöglichen.» Dazu gehöre die Anbindung aller Schulen an ein digitales Schulportal, ein hessenweit einheitliches Videokonferenzsystem. Mancherorts seien nicht einmal alle Klassenräume ausreichend belüftbar.
Die zentrale Kritik sei: «Wir haben viel zu viele Menschen viel zu lange Zeit und in viel zu kleinen Räumen ohne Abstand und ohne Mund-Nasen-Schutz.» Körperliche Distanz zu halten sei unter diesen Bedingungen nicht möglich, Unterricht mit Maske auch keine Lösung.
«Es gibt einige Punkte, bei denen der Schuh ganz schön heftig drückt», sagt Korhan Ekinci, Vorsitzender des Landeselternbeirats. So seien die Eltern mit den Bustransporten zu den Schulen nicht zufrieden, diese fänden unter völlig unterschiedlichen Hygienebedingungen statt. «Auch bei der Digitalisierung haben wir Bauchschmerzen.» Das Stoßlüften der Klassenräume werde angesichts des Herbstwetters zum Problem: «Seit letzter Woche bekommen wir vermehrt Meldungen, dass Kinder sich krank fühlen.»
Wie man darauf reagieren könne, dazu gebe es zwar Ideen. «Es fehlt aber ein Regisseur, der sagt: Ich habe den Überblick.» Insgesamt gehe es im Bereich Schule nicht so schnell voran, wie es die Infektionszahlen eigentlich verlangten. Das Land müsse auch den Mut haben, falsche Entscheidungen rückgängig zu machen.
«Viele Schüler sind froh, wieder zur Schule zu gehen», sagt Landesschulsprecher Paul Harder. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Unterricht zu Hause nicht funktioniere. «Die Lehrer sind dafür nicht ausgebildet, Geräte fehlen, für die Digitalisierung wurde viel zu wenig gemacht.» Harder kritisiert «leere Versprechungen» des Kultusministeriums: Das Schulportal als digitale Kommunikationsmöglichkeit für Lehrkräfte und Datenablage stehe entgegen Ankündigungen des Landes weiter nur der Hälfte der Schule zur Verfügung, Funktionen fehlten. Bei positiven Corona-Tests an ihrer Schule fühlten sich die Schüler zudem nicht ausreichend informiert. Auch wenn es nur Einzelfälle gebe, wolle man darüber in Kenntnis gesetzt werden.
Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, René Gottschalk, und seine Co-Autorin Ursel Heudorf werten im Hessischen Ärzteblatt die Entwicklung der Covid-19-Fälle bis Ende August in Frankfurt aus. Sie kommen zum dem Schluss: «Es gibt keine Hinweise, dass die schrittweise Wiedereröffnung der Schulen zu einer erkennbaren Zunahme an Infektionen bei Kindern und Schulpersonal geführt hat – obwohl wegen Ängsten und Sorgen von Schulgemeinden viele Tests vorgenommen wurden.»
40 000 Tablets für Berlins Schülerinnen und Schüler
Berlin (dpa/bb) - In Berlin sollen weitere 40 000 Schülerinnen und Schüler ein Tablet erhalten. Das Land bekommt dafür aus dem Sofortausstattungsprogramm des Bundes 25,7 Millionen Euro, wie die Senatsverwaltung für Bildung mitteilte. «Damit können neben den bereits ausgegebenen 9500 Tablets weitere 40 000 für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler beschafft werden.» Beschränkungen auf bestimmte Jahrgangsstufen gibt es dabei nicht. Die Ausschreibung wird den Angaben zufolge vorbereitet. Die 9500 Tablets, die ab dem Frühjahr ausgegeben wurden, wurden mit Landesmitteln finanziert.
Vorgesehen ist laut Bildungsverwaltung, die neue Ausschreibung in mehrere Lose aufzuteilen, so dass drei verschiedene Geräteanbieter mit den Betriebssystemen Android, iOS und Windows zum Zug kommen sollen. «Wir sorgen mit zügigen Ausschreibeverfahren nun dafür, dass die Schulen und Lehrkräfte zeitnah digitale Endgeräte erhalten», so Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).
Für die Ausstattung der Lehrerinnen und Lehrer mit Laptops stellt der Bund insgesamt 500 Millionen Euro bereit. Davon erhält das Land Berlin nach Angaben der Bildungsverwaltung voraussichtlich rund 25 Millionen Euro. Die Ausschreibung werde ebenfalls bereits vorbereitet, während mit Bund und Ländern noch Details zu klären seien.
Das sind die Hygieneregeln für Schulen
Wiesbaden (dpa/lhe) - Der Hygieneplan des Landes Hessen für Schulen sieht keine Mindestabstände in den Lerngruppen vor. Bei Krankheitssymptomen, die auf eine Covid-19-Erkrankung hindeuten, ist das Betreten der Schule verboten. Im Schulgebäude und auf dem Gelände muss eine Maske getragen werden - nicht aber im Unterricht. Auf Körperkontakte wie Umarmungen und Händeschütteln soll verzichtet werden. Die Schule muss auf eine intensive Lüftung der Räume achten: Mindestens alle 45 Minuten soll bei vollständig geöffneten Fenstern mehrere Minuten gelüftet werden.
Trotz Corona: Fast alle Schüler können regulär zur Schule gehen
Mecklenburg-Vorpommern startete bereits vor einigen Monaten ins neue Schuljahr in Corona-Zeiten. Fast alle Schüler konnten seitdem regulär zur Schule gehen. Bildungsministerin Martin kündigte einige Neuerungen für die Zeit nach den Herbstferien an.
Schwerin (dpa/mv) - Nach den Sommerferien hat in Mecklenburg-Vorpommern ein Großteil der Schüler trotz der Corona-Pandemie regulär zur Schule gehen können. Derzeit seien 54 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne, sagte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Mittwoch in Schwerin. Das sind laut Ministerium rund 0,03 Prozent aller Schüler im Bundesland.
Demnach seien derzeit insgesamt zwölf Lehrkräfte und pädagogisches Personal in Quarantäne. Nach den Sommerferien waren den Angaben zufolge bislang zwölf Schulen von Corona-Infektionsfällen betroffen. An insgesamt 30 Schulen habe es Quarantäne-Maßnahmen gegeben. Rund 1500 Schüler und 210 Lehrer waren demnach bislang in Quarantäne.
Laut Martin sind zusätzlich 256 Millionen Euro im zweiten Nachtragshaushalt für die Jahre 2020/2021 für Bildung vorgesehen. Der größte Einzelbetrag mit 100 Millionen Euro ist laut Ministerium demnach für Modernisierungen und Neubauten vorgesehen. Etwa 90 Millionen Euro sind für die bessere Ausstattung der Schulen mit Computertechnik und Fortbildungen der Lehrer eingeplant, weitere 40 Millionen Euro sollen die Hochschulen für die Digitalisierung erhalten.
«Das ich jetzt Handlungsspielräume kriege, die ich noch vor einem Jahr mir hätte gar nicht träumen lassen, das ist eine große Chance», sagte Martin. Es gehe nun darum, die Gelder sinnvoll und nachhaltig auszugeben, auch für eine Zeit nach der Corona-Pandemie. «Wir kriegen eine Aufmerksamkeit auf das Thema Bildung, die wir seit Jahren nicht mehr hatten.»
Beschäftigte an Schulen können sich in MV freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Bislang habe es etwa 2000 Tests gegeben, sagte Martin. Da sich ein Beschäftigter mehrfach testen lassen kann, könne nicht genau beziffert werden, wie viele Lehrer daran bislang teilgenommen hätten. Das Angebot werde mindestens bis Ende des Jahres weiterbestehen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht angesichts der bevorstehenden kalten Jahreszeit von einer höheren Beteiligung in den kommenden Monaten aus. An den allgemeinbildenden Schulen unterrichten landesweit rund 13 000 Lehrer.
Um das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren, soll nach den Herbstferien im Oktober laut Martin alle 20 Minuten für mindestens drei Minuten in einem Klassenraum gelüftet werden. Ebenfalls nach den Herbstferien soll ein Pilotprojekt beginnen, bei dem an Schulen Fieber gemessen wird. Die Teilnahme der Schüler sei freiwillig, in jedem Landkreis und den beiden kreisfreien Städten soll jeweils eine Schule daran teilnehmen.
Martin appellierte erneut an die Verantwortung der Eltern. Diese sollen ihr Kind unbedingt zu Hause lassen, wenn es krank sei oder aus einem Risikogebiet komme.
In den Sommerferien haben indes etwa 1400 Schüler am Förderunterricht teilgenommen, wie Martin berichtete. Dies ist etwas weniger als ein Prozent der Gesamtzahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Die Ministerin wies darauf hin, dass es jedoch weitere Angebote von Schulen und Lehrern gegeben habe. Einen solchen Förderunterricht solle es ebenfalls in den bevorstehenden Herbstferien geben.
Die Ministerin kündigte zudem Pläne für eine digitale Landesschule an. Dort sollen etwa Unterrichtseinheiten entwickelt werden, zu denen sich Schulen dann live dazu schalten können. Allerdings seien die Pläne noch in einer frühen Phase, ab wann diese umgesetzt werden, könne noch nicht gesagt werden.
An der Universitätsmedizin Rostock solle ein neuer Studiengang angeboten werden, dabei gehe es um die Ausbildung intensivmedizinischer Pflegekräfte. Dafür seien zunächst 15 bis 20 Studienplätze vorgesehen.
Im Bundesland sollen der Ministerin zufolge fürs digitale Lernen rund 25 000 Laptops und Tablets an sozial schwächere Kinder gehen. Wie viele davon bislang ausgeteilt worden sind, war zunächst unklar. Lehrer sollen diese Geräte ebenfalls erhalten.
Kritik äußerte die Linksfraktion. «Schon lange fehlen viele Lehrkräfte, jetzt sind auch noch zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer im Distanzdienst oder krankgeschrieben. Vielerorts kann Unterricht in einigen Fächern gar nicht angeboten werden und das digitale Lehren und Lernen funktioniert nur an einzelnen Schulen, weil es meist an Geräten und der passenden Internetanbindung fehlt», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg. Die Zwischenbilanz der Ministerin verdiene nicht einmal die Note ausreichend.
30.09.2020 09.30 Uhr
Bildungsministerin: Lehrer mit als Erste gegen Corona impfen
Berlin (dpa) - Lehrer sollten nach Auffassung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mit als Erste gegen das Coronavirus geimpft werden, wenn es den Impfstoff gibt. «Als Bundesbildungsministerin würde ich mir wünschen, dass Lehrerinnen und Lehrer aufgrund ihrer Vielzahl an Kontakten in der Schule zu den Ersten gehören, denen eine Impfung angeboten wird - insbesondere, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören», sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Das würde den Lehrern verständliche Sorgen vor einer Infektion nehmen, meinte sie. Auch würde eine bevorzugte Impfung für Lehrer helfen, den für die Gesellschaft so wichtigen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.
Karliczek verwies darauf, dass das Robert Koch-Institut, der Ethikrat und die Ständige Impfkommission gerade Empfehlungen entwickelten. «Die Impfung ist und bleibt freiwillig», betonte sie.
Der Wettlauf um einen Impfstoff läuft weltweit auf Hochtouren. Einige wenige Mittel sind bereits in der entscheidenden Testphase III mit Zehntausenden Probanden. Dabei wird überprüft, ob der Impfstoff nicht nur verträglich ist, sondern auch tatsächlich vor einer Corona-Infektion schützt. Noch ist das für kein Mittel nachgewiesen.
Weiter sagte die Ministerin, Herbst und Winter würden zu einer sehr großen Herausforderung für das Schulsystem. «Wenn die Infektionszahlen insgesamt steigen, werden davon auch die Schulen betroffen sein. Wir sollten uns nichts vormachen», sagte sie.
Es sei das Ziel aller Bundesländer, generelle Schulschließungen zu vermeiden. «Um bereits einzelne Schulschließungen zu umgehen, muss überall vor Ort rasch und entschieden reagiert werden, wenn in einer Klasse der Verdacht auf eine Infektion festgestellt wird.» Ein wesentlicher Punkt sei: «Es müssen die möglicherweise betroffenen Kinder schnellstens in Quarantäne gehen und dann auch getestet werden.»
Die CDU-Politikerin warb zudem dafür, den Bildungsgipfel von Bund und Ländern zu einer Dauerinstitution zu machen. «Die Krise hat dazu beigetragen, dass Bund und Länder sich schneller als vorher verständigen. Das müssen wir nach der Krise beibehalten und die Kooperation Schritt für Schritt weiterentwickeln.»
Holter: Corona-Pandemie an Schulen im Griff
Ein Stufenplan für Thüringens Schulen soll möglichst normalen Unterricht ermöglichen, ohne dass Corona-Infektionsketten entstehen. Nach Ansicht des Bildungsministers funktioniert das bisher gut. Dennoch mussten etliche Einrichtungen ihren Betrieb einschränken.
Erfurt (dpa/th) - Einen Monat nach Beginn des neuen Schuljahres ist die Corona-Pandemie an Thüringens Schulen nach Ansicht von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) bislang im Griff. «Der Betrieb an den Schulen Thüringen ist im ersten Monat des Schuljahres weitgehend normal, aber coronabedingt auch mit den leider erwartbaren kleineren Einschränkungen verlaufen», bilanzierte Holter auf Anfrage. Nach Daten seines Ministeriums mussten in den vier Wochen nach Ende der Sommerferien Dutzende Schulen in Thüringen ihren Betrieb zwischenzeitlich einschränken. Im Weimarer Land etwa betrifft dies derzeit alle Schulen.
Erstmals seit den landesweiten Schulschließungen im März im Zuge der Corona-Pandemie starteten alle Schulen nach den Sommerferien wieder im regulären Betrieb. Um auf neue Infektionen schnell reagieren zu können, führte das Bildungsministerium ein Stufenkonzept ein.
Während Stufe Grün Regelbetrieb bedeutet, gibt es bei Stufe Gelb erste Einschränkungen. So ist dann etwa abwechselnder Unterricht in der Schule und zu Hause möglich. Stufe Rot bedeutet in der Regel, dass die Schule wegen eines Corona-Ausbruchs vorübergehend geschlossen bleibt. Laut Bildungsministerium betraf dies bislang drei Schulen, wobei zwei davon inzwischen wieder geöffnet haben.
«Ich bin froh, dass an den Schulen und Kindergärten bisher keine gefährlichen Infektionsketten entstanden sind», erklärte Holter. Die meisten Corona-Fälle seinen von außen in die Schulen getragen worden. Die Pandemie sei bisher im Griff. «Ich appelliere aber weiter an alle, sich weiter umsichtig und vorsichtig zu verhalten», so Holter.
Vor den Herbstferien: Staatliche Corona-Maßnahmen werden verschärft
Die Herbstferien stehen vor der Tür und damit die Angst, dass die Corona-Infektionszahlen noch stärker steigen. In einigen Regionen könnten sie außer Kontrolle geraten, meint Ministerpräsident Söder.
Berlin (dpa) - Aus Angst vor stärker steigenden Infektionszahlen in den Herbstferien verschärfen Bund und Länder die Corona-Maßnahmen wieder. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnten am Dienstag eindringlich vor unnötigen Reisen in Risikogebiete. Zudem sollen private Feiern, von denen sich einige zuletzt als Hotspots erwiesen hatten, eingeschränkt werden, wenn die Infektionszahlen in bestimmten Regionen dies nötig machen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte abends im ZDF-«heute-journal», beim Geselligsein, in der Gastronomie sowie beim Reisen und in der Freizeit gebe es momentan das größte Ansteckungsrisiko. «Das Virus ist ja hier der Spielverderber, nicht ich oder wir in der Politik.»
Spahn sagte nach einer Schaltkonferenz der Kanzlerin mit den Länderregierungschefs, eine Differenzierung staatlicher Beschränkungen nach Regionen und nach der konkreten Infektionslage vor Ort sei weiter sinnvoll, sonst gehe die Akzeptanz der Bevölkerung verloren. Er rief die Bürger dazu auf, ihr Verhalten zu prüfen. Jeder könne sich etwa überlegen, ob jetzt, mitten in der Pandemie, die Zeit für eine größere Familienfeier sei. Freiheit heiße nicht, dass jeder machen könne, was er will. Jeder trage Verantwortung für die Menschen um ihn herum. «Mit staatlichem Zwang alleine wird es nicht gehen.»
Söder betonte, man wolle keinen zweiten Lockdown. In einigen Regionen könnten aber die Infektionszahlen außer Kontrolle geraten, wenn nicht gehandelt werde. Priorität hätten Arbeitsplätze, Schulen und Kitas. Eine Million Tote weltweit im Zusammenhang mit dem Coronavirus «kann doch keiner ignorieren», sagte Söder weiter. «Um uns herum explodieren die Zahlen.»
Merkel erläuterte, Deutschland sei gut durch den Sommer gekommen, nun stehe mit dem Herbst und Winter aber eine «schwierigere Zeit» bevor. Man könne sich dem aber entgegenstellen mit den richtigen Maßnahmen. Diese könnten nur durchgesetzt werden, wenn es die Bereitschaft der Bürger gebe, die Regeln zu befolgen, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreite. Vorrang habe, die Wirtschaft so weit es gehe am Laufen zu halten und dass Kinder in Schulen und Kitas gehen könnten, sagte auch sie.
Lehrer sollten nach Auffassung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mit als Erste gegen das Coronavirus geimpft werden, wenn es den Impfstoff gibt. Die sei aufgrund der Vielzahl an Kontakten in der Schule geboten, insbesondere, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Auch würde eine bevorzugte Impfung für Lehrer helfen, den für die Gesellschaft so wichtigen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, forderte eine bundeseinheitliche Corona-Ampel für Schulen. Er sagte der «Rheinischen Post»: «Von einer in allen Bundesländern geltenden Corona-Schulampel, die klar regelt, ab welchem Infektionsgeschehen welche Maßnahmen zum Gesundheitsschutz an Bildungseinrichtungen ergriffen werden müssen, sind wir auch nach einem solchen Beschluss weiterhin meilenweit entfernt.»
Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt erklärte, die nationale Strategie von Bund und Ländern «gibt den Menschen Orientierung und den Beschäftigten im Gesundheitswesen etwas mehr Planungssicherheit». Allerdings sei jetzt eine umfassende Teststrategie nötig, «die Tests da vorsieht, wo sie medizinisch sinnvoll sind und die vor allem die neuen Möglichkeiten der Corona-Schnelltests nutzt».
Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Noch können wir eine zweite Welle verhindern. Die verabredeten Feier-Obergrenzen sind daher ein richtiger Schritt als eine von wenigen bundesweiten Leitplanken.». Sager rief zugleich dazu auf, an einer dezentralen Eindämmungsstrategie festzuhalten.
Nach Auffassung der FDP sollten sich die Maßnahmen gegen das Virus nicht nur nach der Zahl der Neuinfektionen richten, sondern unter anderem auch nach der Auslastung der Gesundheitsämter oder der Krankenhäuser vor Ort. FDP-Chef Christian Lindner begrüßte, dass sich Bund und Länder bei Feiern in Privatwohnungen nur auf eine Empfehlung verständigt hätten. Für die Liberalen gelte die Unverletzlichkeit der Wohnung. Es sei für sie unvorstellbar, dass Polizei oder Orudnungsamt zur Kontrolle an die Wohnungstür klopften.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hielt Bund und Ländern in der «Rheinischen Post» vor, sie agierten in der Krise nicht vorausschauend. «Sie scheinen einmal mehr überrascht zu sein, dass die kalte Jahreszeit und die nächsten Ferien vor der Tür stehen». Sie forderte einen unabhängigen Pandemierat.
Folgende Beschlüsse fassten Bund und Länder:
PRIVATE FEIERN:
Alle Bürger werden gebeten, in jedem Einzelfall kritisch abzuwägen, ob, wie und in welchem Umfang private Feiern notwendig und vertretbar seien. Bei steigenden Infektionszahlen sollen Obergrenzen für die Teilnehmerzahl festgelegt werden, und zwar in zwei Stufen. Wenn es in einem Landkreis binnen sieben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen pro 100 000 Menschen gibt, sollen in öffentlichen oder angemieteten Räumen höchstens 50 Personen gemeinsam feiern dürfen. Für Partys in Privaträumen wird eine maximale Teilnehmerzahl von 25 Menschen «dringlich empfohlen» - aber nicht vorgeschrieben, wie der Bund es ursprünglich wollte.
Wenn es in einem Landkreis binnen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner gibt, sollen höchstens noch 25 Menschen in öffentlichen oder angemieteten Räumen feiern dürfen. Für Feiern in Privaträumen wird eine Obergrenze von zehn Teilnehmern «dringlich empfohlen». Ausnahmen könnten zugelassen werden, wenn es für angemeldete Feierlichkeiten vom Gesundheitsamt abgenommene gibt.
BUßGELD BEI FALSCHANGABEN IN RESTAURANTS:
Wer falsche persönliche Angaben beim Restaurantbesuch macht, dem soll ein Bußgeld von mindestens 50 Euro drohen. In Schleswig-Holstein soll das sogar bis zu 1000 Euro kosten. Gastwirte werden bei der Kontrolle dieser Angaben ebenfalls in die Pflicht genommen. Merkel forderte Gaststättenbetreiber auf, besser zu kontrollieren. Die Daten sind wichtig, denn sie werden zur Nachverfolgung möglicher Infizierten-Kontakte gesammelt.
FRÜHWARNSYSTEM GEPLANT:
Eine von NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) und auch Söder vorgeschlagene Corona-Warnampel wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt. Es heißt aber, die Länder würden bereits vor Erreichen einer Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen «ein geeignetes Frühwarnsystem» einrichten.
REISEN IN RISIKOGEBIETE:
In vielen europäischen Ländern sowie weltweit gibt es hohe Infektionszahlen, es gelten Reisewarnungen. Es soll aber Sonderregelungen etwa für notwendige Geschäftsreisen geben.
FIEBERAMBULANZEN FÜR DIE HERBST- UND WINTERZEIT:
Angesichts der zu erwartenden Grippewelle in der Herbst- und Winterzeit sollen die Möglichkeiten des Einsatzes von Fieber-Ambulanzen, Schwerpunktsprechstunden und Schwerpunktpraxen genutzt werden. Zugleich sollten sich gerade auch Risikogruppen vorsorglich gegen die saisonale Grippe impfen lassen.
29.09.2020 21.15 Uhr
Dreistufiger Corona-Warn- und Aktionsplan gilt in Rheinland-Pfalz
Gelb-Orange-Rot: Rheinland-Pfalz will flexibel und passgenau auf die Entwicklung der Infektionszahlen reagieren. Die Schrauben können angedreht und gelockert werden. Ein «Grün» gibt es bei dieser besonderen Ampel nicht.
Mainz (dpa/lrs) - Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat einen dreistufigen Warn- und Aktionsplan zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erarbeitet, der am Dienstag in Kraft getreten ist. Er sieht auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte doe drei Warnstufen Gelb, Orange und Rot mit jeweils speziellen Regelungen und Einschränkungen vor, die bei Bedarf schrittweise gesteigert oder zurückgenommen werden können. Damit wollen Land und Kommunen regional flexibel auf mögliche Änderungen der Lage reagieren, gegebenenfalls sogar bezogen auf einzelne Gemeinden.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing Lichtenthäler (beide SPD) haben den Plan am Dienstag vorgestellt. Er trat mit sofortiger Wirkung in Kraft. Mit Stand Dienstagmittag war nirgends in Rheinland-Pfalz eine Warnstufe erreicht.
Die gelbe Warnstufe ist erreicht, wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage fünf Tage lang bei 20 Fällen pro 100 000 Einwohnern oder darüber liegt. Übersteigt diese sogenannte 7-Tage-Inzidenz fünf Tage hintereinander den Wert von 35, wird die Stufe Orange erreicht, bei über 50 dann Rot. Die Maßnahmen reichen von eher allgemeinen Verhaltensmaßregeln bei Stufe Gelb über Verschärfungen der Personenbegrenzung und Maskenpflicht bei Orange bis hin zu Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen und dem Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht bei Rot.
Die Farbe Grün fehlt bei dem Alarmplan. Dreyer hatte dazu vorher klar gemacht, dass sie das Bild einer Ampel «für weniger passend» hält. «Denn in der Corona-Pandemie stehen die Zeichen nicht auf Grün, das führt zu einer falschen Sicherheit», hatte sie noch am Montag gesagt. Sie habe aber nichts dagegen, wenn im allgemeinen Sprachgebrauch von einer Ampel die Rede sei, fügte sie am Dienstagabend hinzu. Eine Ampel mit den Farben Grün-Gelb-Rot gibt es seit Längerem in Berlin.
Das Hauptproblem beim Infektionsgeschehen seien derzeit die privaten Feiern, sagte Dreyer. Der Beschluss der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sehe daher unter anderem vor, dass Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen auf maximal 50 Teilnehmer beschränkt werden sollen. Das soll gelten, wenn in einem Landkreis innerhalb von sieben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner auftreten. Bei Feiern in privaten Räumen soll eine maximale Teilnehmerzahl von 25 empfohlen werden. Wenn die Zahl von 50 Neuinfektionen überschritten wird, soll die Teilnehmerzahl auf 25 begrenzt werden, in privaten Räumen auf 10.
Bürgerinnen und Bürger, die in einem Restaurant oder anderen Gastwirtschaften falsche Angaben zu ihrer Person machen, müssen künftig mit einem Mindestbußgeld von 50 Euro rechnen. Über die genaue Höhe der Bußgelder in Rheinland-Pfalz werde die Landesregierung in den kommenden Tagen entscheiden, kündigte Dreyer an.
Der vorgelegte Warn- und Alarmplan soll eine Handlungsempfehlung für die kommenden Wochen sein. Die örtlichen Behörden sollen befugt und notfalls auch verpflichtet sein, über die Verordnung hinausgehende Maßnahmen, aber auch Ausnahmen anzuordnen, teilte die Landesregierung mit. Automatismen sollen keine ausgelöst werden. Außerdem soll berücksichtigt werden, ob die Fälle auf ein eingrenzbares Geschehen - beispielsweise in einer Pflegeeinrichtung - zurückzuführen sind.
DIE EINZELNEN STUFEN:
GELB - «Warnstufe»
tritt in Kraft bei einem 7-Tage-Inzidenzwert von 20 Fällen über fünf Tage. Es gilt bei Gelb wie auch bei den anderen beiden Farben die Einschränkung: «Es sei denn, das Geschehen ist eingrenzbar». In dieser Phase soll an die Bevölkerung appelliert werden, sich verantwortungsvoll zu verhalten, die Hygieneregeln einzuhalten und zu lüften.
ORANGE - «Gefahrenstufe»
Am ersten Tag, wenn der 7-Tage-Inzidenzwert 35 Fälle erreicht, tritt auf Einladung des Gesundheitsministeriums eine regionale Corona-Task-Force zusammen. Sie setzt sich zusammen aus Vertretern der jeweils betroffenen Kommunen, Ordnungsbehörden, des Gesundheitsamts, von Gesundheits -, Innen- und Bildungsministerium, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, kommunalen Spitzenverbände und der Polizei. Dieses Gremium empfiehlt dann die jeweiligen Maßnahmen. In dem Plan werden als Beispiele genannt: Verschärfung der Personenbegrenzung auf eine Person je zehn Quadratmeter; Erweiterung der Maskenpflicht zum Beispiel in Schulen, Freizeitparks, Messen; Reduzierung von erlaubten Veranstaltungsgrößen auch für private Feiern; keine Möglichkeit der Ausnahmegenehmigung zur Erweiterung der Personenanzahl für Veranstaltungen bis zu einer Regelgrenze von 20 Prozent der am Veranstaltungsort vorhandenen Platzkapazitäten; Verbot von Kontaktsport.
ROT - «Alarmstufe»
Die Task Force gibt in diesem Fall Empfehlungen für regionale Maßnahmen mit dem Hauptziel, eine flächendeckende Ausbreitung des Corona-Geschehens zu verhindern. Als Beispiele werden in dem Plan folgende Einschränkungen - zusätzlich zur Stufe Orange - aufgeführt: Verschärfung der Personenbegrenzung auf eine Person je 20 Quadratmeter; Kontaktbeschränkung auf maximal fünf Personen; Maskenpflicht auf öffentlichen stark frequentierten Plätzen; Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht an Schulen; Etablierung von Notbetreuungen; Entscheidung über Maskenpflicht auch an festem Platz bei Veranstaltungen; weitere Reduzierung von erlaubten Veranstaltungsgrößen auch für private Feiern; Schließung einzelner gesellschaftlicher und gewerblicher Bereiche; Entscheidung über Sperrstunden.
Merkel: Nicht ganze Schulen schließen
Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat betont, dass komplette Schulschließungen in der Corona-Krise künftig vermieden werden sollen. Schulen und Kitas wolle man «unbedingt betreiben», sagte Merkel am Dienstag nach einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder zur Abstimmung über die weitere Corona-Strategie.
Es brauche eine Teststrategie für Lehrer und Kinder «und ein bestimmtes Verhalten, wenn ein Infektionsfall auftritt. Hier soll nicht eine ganze Schule geschlossen werden». Merkel verwies auf das Hygienekonzept der Kultusministerkonferenz, das darauf hinauslaufe, dass nicht alle Schüler mit allen Kontakt hätten, sondern nur innerhalb ihres Jahrgangs - «was dann im Gegensatz bedeutet, dass man nicht die gesamte Schule stilllegen muss».
Zu den geplanten Bußgeldern für Falschangaben in Namens- und Adresslisten von Restaurants sagte Merkel: «Falsche Personenangaben, das ist kein Kavaliersdelikt». Deswegen lege man ein Bußgeld von 50 Euro fest.
Hamburger Schulen lüften gegen Corona - Weiter keine Klassenreisen
355 Corona-Infektionen hat es seit Anfang August bei Hamburger Schülern und Schulbeschäftigten gegeben. 48 Klassen sind in aktuell in Quarantäne. Dennoch sei die Schule ein sicherer Ort, sagt Schulsenator Rabe - und zieht Bilanz.
Hamburg (dpa/lno) - Mit einem strengen Lüftungskonzept will die Hamburger Schulbehörde steigenden Corona-Infektionszahlen entgegenwirken. Nach den Herbstferien müsse an allen Schulen alle 20 Minuten für mindestens fünf Minuten gelüftet werden, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) nach der Senatssitzung am Dienstag.
«Das bedeutet, dass die Unterrichtsstunde ein Mal unterbrochen werden muss», um «alles aufzureißen». Der Temperaturunterschied sorge für einen Luftaustausch. Filteranlagen oder CO2-Ampeln seien dann unnötig. Klassenreisen könne es aus Infektionsschutzgründen aber zumindest bis Jahresende nicht wieder geben. «Eintägige Schulausflüge sind durchaus denkbar, Klassenreisen nicht», sagte Rabe.
Insgesamt sei die Schule aber «im Großen und Ganzen» ein sicherer Ort. «Seit dem 4. August wurden aus 149 Schulen 355 mit Covid-19 infizierte Schülerinnen, Schüler und Schulbeschäftigte gemeldet. In den meisten Fällen verlief die Krankheit altersbedingt sehr milde, oft symptomfrei», sagte er. Größere gesundheitliche Probleme seien nicht bekannt.
In drei Fällen habe es offenbar Infektionen innerhalb einer Schule gegeben. Betroffen waren demnach die beiden Stadtteilschulen in Winterhude sowie die Julius-Leber-Schule in Schnelsen. «Dort haben sich vermutlich Schüler und Schulbeschäftigte sowohl außerhalb als auch innerhalb der Schule selbst infiziert.» In den anderen 146 Schulen sei das Virus von außen in die Schule eingetragen worden.
Derzeit befänden sich 58 der rund 9500 Schulklassen sowie 162 Schulbeschäftigte in Quarantäne. Schulschließungen habe es in hamburg noch keine gegeben, betonte Rabe.
Die CDU-Opposition warf dem Senator vor, das «Regelungschaos im Umgang mit dem Lernen unter Corona-Bedingungen» noch immer nicht in den Griff bekommen zu haben. «Es gibt noch immer kein einheitliches Vorgehen bei Corona-Verdachtsfällen und –Infektionen, die Kommunikation mit den Gesundheitsämtern läuft schleppend, immer wieder werden Eltern viel zu spät informiert», monierte die Schulexpertin der Fraktion, Birgit Stöver. «Gerade mit Blick auf die insgesamt wieder stark gestiegenen Infektionszahlen und die kommende Erkältungssaison im Herbst und Winter wird es immer knapper, das Ruder herumzureißen.»
28.09.2020 17.00 Uhr
Eltern und Lehrer warnen vor Microsoft-Nutzung an Schulen
Stuttgart (dpa/lsw) - Elternvertreter und Lehrer haben eindringlich vor einer Nutzung von Microsoft-Programmen für die geplante digitale Bildungsplattform des Landes gewarnt. Die Schulen bräuchten möglichst schnell eine Lernplattform, deren Server innerhalb der EU stünden, die datenschutzkonform seien und Persönlichkeitsrechte von Lehrern und Schülern schützten, teilten der Landeselternbeirat, die Arbeitsgemeinschaften gymnasialer Elternvertreter und der Philologenverband am Montag in Stuttgart mit. Die digitale Souveränität des Staates dürfe nicht in Frage gestellt werden durch dominante Anbieter und die Abschaltmöglichkeit von Cloud-Produkten. «Was, wenn Trump nicht nur Soldaten abzieht, sondern auch Clouddienste einschränkt?», sagte Cord Santelmann vom Philologenverband mit Blick auf US-Präsident Donald Trump. «Das ist nicht absurd, sondern die Welt, in der wir heute leben.»
Auch die Opposition hat Bedenken hinsichtlich der Microsoft-Nutzung an Schulen. Das Kultusministerin entgegnete am Montag, dass die Entscheidung über den Einsatz von Microsoft-Produkten noch gar nicht getroffen sei. Das Ministerium prüfe lediglich den Einsatz von Bestandteilen von Microsoft 365 und sei dazu fortlaufend mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz im Gespräch. Ziel sei es, bis Anfang Oktober zu bestimmen, wie die Nutzung dieser Bestandteile unter datenschutzkonformen Bedingungen aussehen könne. Damit solle etwa sichergestellt werden, dass keine Daten außerhalb der EU gespeichert würden.
Hamburger Schule gibt allen Fünftklässlern iPads
Hamburg (dpa/lno) – Im Rahmen des Projekttags «Jedem Kind seinen Apfel» ist am Montag der erste Jahrgang der Lessing-Stadtteilschule in Hamburg-Harburg flächendeckend mit iPads ausgerüstet worden. «Alle Geräte werden als Dauerleihgabe ausgegeben - das heißt, in der Schule verbleibt kein Gerät», sagte Schulleiter Tobias Stapelfeldt der Deutschen Presse-Agentur. Während demnach bereits die Jahrgänge neun und elf Tablets vereinzelt für den Seminarunterricht und die Projektarbeit genutzt haben, machten die fünften Klassen nun den Anfang für den normalen Schulunterricht.
Finanziert wurden die insgesamt 400 Geräte den Angaben zufolge aus Corona-Hilfen und Mitteln des Digitalpakts. Ziel des jungen Kollegiums ist es laut Schulleiter, jeden Schüler mit einem Gerät auszustatten. «Bei 1000 Schülern ist das natürlich nicht in einem Schritt zu machen», gab Stapelfeldt zu bedenken.
Vom ersten Impuls bis zur Ausgabe der ersten Geräte seien nur wenige Monate vergangen, berichtete der Schulleiter. Die besondere Lage in Zeiten von Corona habe dafür den Anlass gegeben. «Ziel war es, dass vor den Herbstferien zu machen, damit wir auf alle Szenarien eingehen können», sagte Stapelfeld. Solche Szenarien sind demzufolge, dass beispielsweise einzelne Schüler oder ganze Klassen in Quarantäne kommen.
Einziger Knackpunkt bleibe weiterhin das heimische Internet, denn nicht jeder Haushalt verfüge über eine ausreichend gute Verbindung, sagt Stapelfeldt. «Wir versuchen aber die Geräte so einzurichten, dass auch ohne Internetverbindung Programme zu nutzen sind».
Auf den Tablets seien Apps für Fächer wie Deutsch, Mathe oder Fremdsprachen vorinstalliert, Lehrerin und Tabletexpertin Merle Heintz erklärte. Im Sinne des Datenschutzes müssten Schüler zu keinem Zeitpunkt persönliche Daten angeben.
«Wir entscheiden genau, welche Einstellungen verändert - und welche Programme installiert werden dürfen», betonte Stapelfeldt. Sollte ein Gerät aus Versehen kaputt gehen, hafte dafür die Schule. Geschehe das aber mutwillig, kämen die Eltern mit in die Haftung.
26.09.2020 22.50 Uhr
Corona sorgt für Engpässe bei Jugend-Sozialstunden
Straffällig gewordene Jugendliche werden häufig zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt - doch die Einsatzstellen werden mancherorts knapp.
Erfurt (dpa/th) - In Thüringer Kommunen suchen Jugendhilfeeinrichtungen in der Corona-Pandemie händeringend nach Einsatzstellen, an denen straffällig gewordene Jugendliche Sozialstunden ableisten können. «Gerade in der aktuell schwierigen Phase wären weitere Einsatzstellen von Nöten», sagte Regina Püschel, Bereichsleiterin Jugendkonflikthilfe beim Verein «Horizont» in Nordhausen.
Grundsätzlich mangele es an Einrichtungen, die auch nachmittags oder am Wochenende Möglichkeiten bereitstellen könnten. Die gemeinnützige Arbeit ist eine von mehreren «Erziehungsmaßregeln» im Strafrecht. Durch die Corona-Einschränkungen habe sich die Lage verschärft. Von ähnlichen Problemen berichten auch die Jugendkonflikthilfestellen in Erfurt, Weimar, Gera und Eisenach.
Während in Nordhausen jedes Jahr im Schnitt 140 Jugendliche gemeinnützige Arbeit verrichten, sind es in Weimar jährlich etwa 130, in Gera, Eisenach und Jena um die 80. «Die Jugendlichen müssen die Einhaltung von Regeln, Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen lernen», so Püschel. «Dieses Modell funktioniert dafür sehr gut.» Etwa 80 bis 90 Prozent der jungen Täter schlössen die Maßnahmen erfolgreich ab. Das größte Problem der jungen Leute liege darin, dass deren soziale Kompetenz in den vergangenen Jahren abgenommen habe. Immer wieder komme es zu Problemen mit Unpünktlichkeit, mangelnder Motivation oder Unzuverlässigkeit.
Deshalb sei der direkte Kontakt zu den Einsatzstellen wichtig, um Jugendliche rechtzeitig in andere Stellen vermitteln zu können. In etwa 40 Prozent der Fälle erfüllten die Jugendlichen alle Auflagen ohne Komplikationen.
In den Einsatzstellen sorge vermehrt Personalmangel für Probleme, erklärt Monique Hubka von der Stadtverwaltung Gera. Die Teilnehmer müssten oft permanent begleitet werden, viele Stellen hätten dafür nicht die nötigen Kapazitäten. Die Schließungen und nur zaghafte Wiederöffnungen trügen dazu bei, dass die Sozialstunden aktuell nicht oder nur in sehr reduzierter Form abgeleistet werden könnten.
Die Bereiche, in denen Jugendliche für gemeinnützige Arbeiten eingesetzt werden, sind vielfältig. Sie reichen je nach Kommune von Alten-, Jugend- und Pflegeeinrichtungen über Tierheime, Bauhöfe bis zu Sportvereinen, Feuerwehren oder dem Technischen Hilfswerk. «Bei solchen externen Stellen kommt es immer wieder vor, dass die Jugendlichen ihr Interesse für den jeweiligen Bereich entdecken und sich nach Abschluss der Maßnahme privat engagieren», hat Püschel beobachtet. Wenn wie aktuell Arbeitsstunden wegen Corona nicht abgeleistet werden können, werden die gesetzten Fristen in der Regel verlängert - was aber den Stellenbedarf nach der Krise noch steigere.
Sinn der gemeinnützigern Arbeit ist es laut dem Thüringer Justizministerium, den Jugendlichen bewusst zu machen, dass sie für ein begangenes Unrecht einstehen müssen. Erzieherische Gesichtspunkte müssten immer im Vordergrund stehen, etwa um sinnvolle Alltagsstrukturen zu erlernen. Bei Jugendstraftaten handele es sich zudem «oft um vorübergehende Entgleisungen».
In den vergangenen Jahren wurden in Thüringen jährlich im Schnitt um die 500 Jugendlichen zu sogenannten Erziehungsmaßregeln wie Sozialarbeit verurteilt. Statistisch nicht erfasst werden Arbeitsstunden, die etwa bei einer außergerichtlichen Einigung verhängt werden.
Den Kommunen zufolge werden die meisten Arbeitsstunden für Delikte wie Diebstahl, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Ordnungswidrigkeiten oder Sachbeschädigung verhängt. Neben den Arbeitseinsätzen gibt es zudem Maßnahmen wie den Täter-Opfer-Ausgleich, Betreuungsweisungen, Suchtberatungen und Verkehrskurse.
Kultusministerin drückt Schulbank und schaut digitalem Unterricht zu
Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann schaut sich am Montag den Unterricht an einer Gemeinschaftsschule an. Vor allem digitale Bildung steht dabei auf dem Lehrplan. Der Besuch war nach einer TV-Talk-Show zustande gekommen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) kommt am Montag (09.30 Uhr) einer Einladung im Zuge der Talk-Show «hart aber fair» nach und besucht eine Schule. Ende Mai hatte sie mit Verena Pausder, Gründerin eines Digitalvereins, im ARD-Polit-Talk über die durch die Corona-Pandemie bedingten Schulschließungen diskutiert. Am Montag will Pausder an der Gemeinschaftsschule Leutenbach (Rems-Murr-Kreis) eine digitale Unterrichtsstunde halten. Bei ihrem Besuch besucht Eisenmann die Klassen vier und neun und will sich nach Angaben eines Ministeriumssprechers vor allem über den Stand der Digitalisierung an Schulen in Baden-Württemberg informieren.
Seit zwei Wochen läuft der Schulbetrieb nach den Ferien im Südwesten wieder. An 128 Standorten werden die Klassen wegen einer Infektion mit dem Coronavirus oder dem Verdacht einer Infektion vorübergehend nur im Fernunterricht unterrichtet, wie das Kultusministerium Donnerstag mitteilte. 172 Schulklassen sind bislang aus dem Präsenzunterricht genommen worden.
25.09.2020 23.00 Uhr
Kultusministerium plant Rekordausgaben für Bildung
Hannover (dpa/lni) - Die Landesregierung möchte im kommenden Jahr so viel Geld in Bildung investieren wie nie zuvor. Der von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag vorgestellte Bildungsetat sieht für Kindergärten, Schulen und Berufsbildung Ausgaben von 7,5 Milliarden Euro vor. Das seien 350 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr, teilte das Kultusministerium mit. Die Ausgaben für frühkindliche Bildung sollen von 1,4 auf 1,6 Milliarden Euro steigen, das Geld soll in mehr Plätze und Qualitätsverbesserungen bei Krippen und Kindergärten fließen.
Investiert wird auch in das Einstellen der erforderlichen Zahl von Lehrern, dazu sollen 520 Studienratsstellen neu in den Haushalt aufgenommen werden. Für den Ausbau von Ganztagsschulen sind 300 Millionen Euro eingeplant. Und das angesichts der Corona-Krise zunächst über die Sommerferien angebotene freiwillige Bildungsprogramm mit Unterstützung der Kirchen und anderer Träger soll fortgesetzt werden. Die Bildungsausgaben sollen im kommenden Jahr 20,9 Prozent des Landeshaushaltes ausmachen, über den der Landtag noch beraten und abstimmen muss.
Lüften in der Schule: Gewerkschaften und Eltern sehen offene Fragen
Berlin (dpa) - Bildungsgewerkschaften und der Bundeselternrat haben die Politik zu schnellen Hilfen beim Thema Frischluft in der Schule in Corona-Zeiten aufgefordert. «Die Schulen brauchen dringend Orientierung und Unterstützung, die kalte Jahreszeit beginnt jetzt. Die Lüftungsregelung 20-5-20 wird bei Regen und niedrigen Temperaturen eine riesige pädagogische Herausforderung», erklärten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Bundeselternrat (BER) am Freitag in einer gemeinsamen Mitteilung.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte am Mittwochabend Wissenschaftler aus Virologie, Hygiene und Strömungsmechanik zu dem Thema angehört. Wie die KMK danach mitteilte, hätten sich die Experten dafür ausgesprochen, Klassenzimmer im 20-Minuten-Takt für 3 bis 5 Minuten stoßzulüften und während der Pausen zusätzlich die Türen für Durchzug zu öffnen. Den Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte in Schulräumen halten die befragten Experten laut KMK grundsätzlich nicht für nötig, sofern sich dort die Fenster richtig öffnen lassen. Der Direktor im Umweltbundesamt, Heinz-Jörn Moriske, sicherte bei dem Gespräch die Erarbeitung einer Handreichung zum Lüften für alle Schulen im Bundesgebiet zu.
Dies werde begrüßt, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme von Bundeselternrat, GEW und VBE. Dennoch seien bei dem Experten-Treffen, an dem auch die drei Organisationen teilnahmen, «viele Fragen offen geblieben». Die KMK müsse das Tempo beschleunigen und so schnell wie möglich einen klaren Zeitplan für die Umsetzung von Maßnahmen vorlegen. «Dabei dürfen Kosten für notwendige Umbauten oder Geräte kein K.o.-Kriterium sein.» So müsse etwa mit Hochdruck daran gearbeitet werden, dass bisher nicht zu öffnende Fenster in den Schulen entsprechend umgebaut werden.
Landtag verlängert Regelstudienzeit in MV - Bafög-Bezug gesichert
Schwerin (dpa/mv) - Die coronabedingten Einschränkungen im Lehrbetrieb der Universitäten und Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns haben für Studenten mit Bafög-Bezug finanziell keine negativen Folgen. Im Eilverfahren verlängerte der Landtag die Regelstudienzeit um ein Semester. Nur zwei Tage nach Einbringung verabschiedete das Parlament am Freitag die dazu erforderliche Gesetzesänderung, ohne nochmals darüber zu debattieren.
Somit können betroffene Studenten auch ein halbes Jahr lang länger Bafög beziehen, da diese staatliche Finanzhilfe nur für die jeweilige Regelstudienzeit gezahlt wird. Ein gesonderter Antrag auf Fristverlängerung samt ausführlicher Begründung ist nicht mehr nötig.
«Das ist eine sehr gute Nachricht für die Studierenden an unseren Hochschulen», sagte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). Die coronabedingten Einschränkungen im Sommersemester 2020 hätten gerade bei Bafög-Empfängern zu Unsicherheiten geführt. «Mit der pauschalen Verlängerung der Regelstudienzeit haben sie nun die notwendige Sicherheit, um ihr Studium ohne finanzielle Sorgen abschließen zu können», erklärte die Ministerin. Die Verlängerung der Regelstudienzeit sei ein wichtiger Schritt, der außerdem Bürokratie einspare, für Studierende und Studierendenwerke.
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatten im März Universitäten und Hochschulen im Land ihre Lehrtätigkeit von Präsenz- auf Online-Veranstaltungen umgestellt. Bibliotheken blieben geschlossen, Konsultationen waren kaum möglich, und Prüfungsabläufe wurden geändert. Daraus dürften Studenten keine Nachteile erwachsen, hatte Martin die befristete Änderung des Hochschulgesetzes begründet. Das Land sei aktiv geworden, weil es nicht zu einer bundesweit einheitlichen Lösung gekommen sei.
Sollte es auch im Wintersemester 2020/2021 zu coronabedingten Studienverzögerungen kommen, kann die Regelstudienzeit im Nordosten per Verordnung um ein weiteres Semester verlängert werden.
24.09.2020 18.00 Uhr
Experten empfehlen alle 20 Minuten Stoßlüften im Klassenzimmer
In vielen Schulen wird wohl bald ein kalter Wind wehen. Die Kultusministerkonferenz hat mit Blick auf die Corona-Pandemie und die kommenden Monate Experten zum Thema Lüften im Klassenzimmer befragt. Diese empfehlen: Alle 20 Minuten die Fenster weit auf.
Berlin (dpa) - Zur Vermeidung von Corona-Ansteckungen in den Schulen empfehlen Wissenschaftler nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) regelmäßiges Lüften in kurzen Abständen und sehen nur in «Einzelfällen» die Notwendigkeit für mobile Luftreinigungsgeräte. Wie die KMK am Donnerstag mitteilte, hätten mehrere Experten bei einer Anhörung am Mittwochabend zum Stoßlüften der Klassenzimmer im zeitlichen Abstand von 20 Minuten für etwa 3 bis 5 Minuten Dauer sowie zum Querlüften der Räume in den Pausen geraten. Im Klartext: Alle 20 Minuten sollen alle Fenster weit aufgemacht werden - und in den Pausen zusätzlich die Tür für Durchzug.
An der KMK-Runde nahmen den Angaben zufolge Wissenschaftler aus den Bereichen Hygiene, Virologie und Strömungsmechanik teil. Zudem waren Vertreter des Umweltbundesamtes, der Kommunen, der Bildungsgewerkschaften und des Bundeselternrats dabei.
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Stefanie Hubig sagte: «Gerade mit Blick auf die bevorstehende kühlere Jahreszeit ist es wichtig, dass wir jetzt für alle Schulen in Deutschland zu einer Handreichung mit klaren und nachvollziehbaren Vorgaben kommen, die überall gut umsetzbar sind.» Der Direktor im Umweltbundesamt, Heinz-Jörn Moriske, sicherte nach KMK-Angaben die Erarbeitung einer solchen Handreichung für alle Schulen im Bundesgebiet zu.
Den Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten in Schulräumen halten die befragten Experten laut KMK grundsätzlich nicht für nötig, sofern sich dort die Fenster richtig öffnen lassen. Zur Vermeidung von Corona-Ansteckungen könne aber der Einsatz solcher Geräte in Räumen, die nicht über komplett zu öffnende Fenster verfügen, «flankierend und in Einzelfällen sinnvoll sein». Wenn dann sollten nach Auffassung der Wissenschaftler aber nur «qualitätsgeprüfte Geräte, die mit Hochleistungsschwebstofffiltern ausgerüstet sind» zum Einsatz kommen. Sie müssten zudem leise arbeiten und «einen ausreichenden Volumenstrom, gemessen an der Raumgröße» garantieren.
Über das Thema Frischluft im Klassenraum wird seit kurzem verstärkt diskutiert. Vertreter aus dem Bildungswesen hatten die Frage aufgeworfen, wie das mit dem Lüften in der kalten Jahreszeit unter Corona-Bedingungen funktionieren soll. Kritisiert wurde wiederholt auch, dass sich in manchen Schulräumen die Fenster gar nicht richtig öffnen lassen.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung, Joachim Maiß, sagte am Donnerstag: «Bei Herbststürmen und Schlagregen kann man nicht stoßlüften, ohne die Klassenräume zu fluten und Erkältungskrankheiten unter allen Anwesenden Vorschub zu leisten.» Die Kultusminister setzten Lehrkräfte und Schüler Gefahren aus, die auf offener Straße mit Bußgeldern belegt würden - «ganz so, als ob es das Virus in den Schulen nicht gäbe». Wenn man nicht in wirksame Filtertechnik investieren wolle oder könne, brauche man «einen verlässlichen Mix aus Präsenz- und Onlineunterricht».
Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, forderte Schritte wie in Bayern. Dort hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, den Kommunen 50 Millionen Euro zum Kauf von Raumlüftern und Filtern in Schulen und Kitas zur Verfügung zu stellen. Lin-Klitzing sprach sich zudem für Plexiglaswände zwischen den Schülern und für die Lehrkräfte aus. Der Deutsche Lehrerverband hatte Lüftungsanlagen und CO2-Messgeräte gefordert, die anzeigen, wann dringend gelüftet werden muss.
Corona-Krise: Schüler aus 172 Klassen müssen zu Hause bleiben
Dass der Schulbetrieb nach dem Sommer nicht reibungslos anläuft, war abzusehen. Einige Schüler werden wegen Corona schon kurz nach dem Schulstart wieder nach Hause geschickt. Ein Problem ist auch dicke Luft in den Klassenzimmern.
Stuttgart (dpa/lsw) - Knapp zwei Wochen nach dem Start des neuen Schuljahres sind 172 Schulklassen im Südwesten aus dem Präsenzunterricht genommen worden. An 128 Standorten werden die Klassen wegen einer Infektion mit dem Coronavirus oder dem Verdacht einer Infektion vorübergehend nur im Fernunterricht unterrichtet, wie das Kultusministerium am Donnerstag mitteilte. Drei Schulen in Ulm, Friedrichshafen und Schorndorf seien vorerst vollständig geschlossen. Zuvor hatte die «Stuttgarter Zeitung» berichtet. In Baden-Württemberg gibt es rund 67 500 Klassen an 4500 Schulen.
Die Landtagsgrünen fordern einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch für Luftfilter, um die Ansteckungsgefahr in Schulen und Kitas zu verringern. «Die Kultusministerin muss jetzt schnelle Vorarbeit leisten, bevor in den Wintermonaten noch mehr Schulklassen zu Hause bleiben müssen», sagte der technologiepolitische Sprecher der Fraktion, Thomas Poreski, am Donnerstag. Man müsse herausfinden, inwieweit Luftreiniger geeignet sind, in Klassenzimmern und Kitaräumen für eine effektive Verbesserung der Luft zu sorgen. Es müsse etwa geklärt werden, ob die Geräte eine Strömung erzeugen, die Aerosole schneller zu Boden bringen und eine Ausbreitung der Viren mindern. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) müsse Vorbereitungen für technische Nachbesserungen an Schulen und Kitas treffen.
Bei der CDU-Fraktion zeigte man sich verwundert über die Forderung des Koalitionspartners. Man habe so einen Modellversuch schon vor Wochen gefordert, zuständig sei dafür das Sozialministerium, teilte ein Sprecher mit. «Das grün geführte Sozialministerium hat damals eher abwiegelnd reagiert und auf Empfehlungen des Umweltbundesamtes verwiesen, das Geräte zur Säuberung der Raumluft in Klassenzimmern eher nicht für angezeigt hält.»
Aerosole sind flüssige Partikel, die stundenlang in einem Raum schweben können und bei Einatmung tief in die Lunge vordringen. Sie gelten als ein Haupttreiber der Corona-Pandemie. Wenn sich im Herbst und Winter das private und öffentliche Leben vermehrt in geschlossene Räume verlagert, sei es von erheblicher Bedeutung, die Ausbreitung der Aerosole einzudämmen, hieß es am Donnerstag aus dem Staatsministerium. Die Raum- und Luftverhältnisse beeinflussten das Infektionsrisiko entscheidend. Wissenschaftsministerium und Sozialministerium sollen deshalb nach einem Beschluss der Lenkungsgruppe einen multidisziplinären Expertenkreis einberufen, um neue Erkenntnisse über Aerosole zu gewinnen und damit das Risiko einer zweiten Corona-Welle einzudämmen.
Corona-Schnelltests kommen - doch was können sie wirklich?
Schnelltests erlauben einen Corona-Nachweis mit relativ wenig Aufwand. Erste Produkte werden erprobt und bereits eingesetzt. Was können die Tests leisten - und was nicht?
Berlin (dpa) - Vor dem Unterricht, dem Besuch in einer Pflegeeinrichtung oder einem Kino: Wenn Menschen zügig und zuverlässig auf das Coronavirus getestet werden könnten, wäre es möglich, Infektionen einfach zu erkennen. Dies versprechen sogenannte Antigentests. Sie sind vergleichsweise schnell und unkompliziert. Erste Produkte sind bereits auf dem Markt.
Anders als die üblicherweise durchgeführten PCR-Tests suchen Antigentests in Abstrich-Proben nicht aufwendig nach dem Erbgut des Virus, sondern nach Molekülen, die charakteristisch für die Viren sind. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest wird auf einem Teststreifen angezeigt, ob das gesuchte Molekül gefunden wurde und die Person positiv ist oder nicht.
In den vergangenen Wochen und Monaten wurden zahlreiche Antigentests entwickelt und erprobt - so etwa in der Berliner Charité. Die Ergebnisse sähen gut aus, sagte der dortige Virologe Christian Drosten kürzlich im NDR-Podcast «Das Coronavirus-Update». Etwa am Eingangstor von Seniorenwohnheimen könnten sie «unglaublich viel Gutes» bewirken: Sie brächten die Möglichkeit mit sich, harte Besuchseinschränkungen verhindern zu können.
Zwar erkennen Antigentests eine Infektion insbesondere in den Anfangstagen und im späteren Verlauf deutlich weniger zuverlässig als die PCR-Methode, welche selbst kleinste Mengen des Erbguts korrekt anzeigen kann. Doch die Ergebnisse der aufwendigeren und teureren PCR-Tests sind im Normalfall erst frühestens nach einem Tag verfügbar. Und: In der infektiösen Phase können die Schnelltests das Virus laut Drosten recht sicher erkennen - daher könnten sie ein schnelles und pragmatisches Verfahren darstellen, um zu erkennen, ob eine Person hochansteckend ist.
An einigen deutschen Kliniken kommen die Schnelltests bereits zum Einsatz: So etwa an der Uniklinik Heidelberg, die einen Antigen-Test der Firma SD Biosensor verwendet. Die HNO-Klinik nutzt den Schnelltests laut einer Sprecherin bei Eingriffen im Nasen-Rachenraum – bei Notfall-Patienten und bei Patienten, die stationär aufgenommen werden möchten, aber kein gültiges Testergebnis vorweisen können. Auch der Helios-Konzern setzt an einzelnen Klinikstandorten die Antigen-Schnelltests ein – allerdings nur im Bereich von Notaufnahmen, sofern ein sehr schnelles Test-Ergebnis dringend benötigt wird.
Erst vor wenigen Tagen kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Blick auf die kalte Jahreszeit für Mitte Oktober unter anderem eine neue Corona-Teststrategie an. Teil dieser Strategie sollen Schnelltests werden, weil sie mittlerweile auch qualitativ besser seien. So könnten beispielsweise Besucher von Pflegeheimen schnell getestet werden, um direkt ein Ergebnis zu erfahren.
In einem Eilverfahren wurde in den USA im August ein Antigentest des Konzerns Abbott zugelassen, der auch das für den Marktzugang in Europa nötige CE-Kennzeichen erhalten hat.
Die Firma Roche teilte am Mittwoch mit, ihr neuer Antigentest sei nun in Deutschland erhältlich. Allerdings werden die Tests nicht für jedermann angeboten, sondern sie sollen nur von medizinischem Personal angewandt werden. Laut einer Roche-Sprecherin ist der Grund die Probenahme: «Hierfür muss ein Abstrichtupfer tief in den Nasen-Rachenraum eingeführt werden, denn nur so kann aussagekräftiges Material gewonnen werden.» Auch Tests der Firma Nal von Minden aus Moers sind nur für die Anwendung durch medizinisches Fachpersonal vorgesehen.
«Es handelt sich nicht um einen Heimtest», erklärt auch Abbott zu seinem Produkt. Da Covid-19 eine hoch ansteckende Krankheit ist, verbiete das Infektionsschutzgesetz es, Heimtests für Laien zu entwickeln oder zu verkaufen. Tatsächlich sieht dieses vor, dass Infektionskrankheiten wie Covid-19 nur von Ärzten festgestellt werden. Auch die Medizinprodukte-Abgabeverordnung schreibt vor, dass die Tests nur an Ärzte, Kliniken und Gesundheitsbehörden abgegeben werden dürfen, außer wenn das Robert Koch-Institut eine befristete Ausnahme genehmigt hat.
In Hessen soll eine Studie nun die Anwendung der Tests durch Laien erforschen. Rund 1000 Lehrer sollen jeden zweiten Tage selbst Abstriche bei sich vornehmen und diese mittels Schnelltest untersuchen. So soll einerseits der Selbsttest erprobt, andererseits aber auch Infektionen an Schulen erkannt werden. Eingesetzt wird ein Test des Darmstädter Unternehmens R-Biopharm.
Antigen-Schnelltests «sind schnell und unkompliziert im Prinzip von jeder Person und überall durchzuführen», erklärte Hessens Sozialminister Kai Klose. Das Prozedere für den Test dauert 20 Minuten und ist erheblich komplexer als ein Schwangerschaftstest. Nach dem Abstrich, der in der Nase erfolgen soll, muss das im Tupfer befindliche Sekret aufbereitet und mit verschiedenen Flüssigkeiten vermischt werden, wie in einem Erklärvideo des Herstellers zu sehen war. Nach zwei Warteperioden von je 10 Minuten zeigt der Teststreifen entweder nur einen Strich zur Kontrolle an, dann ist der Test negativ - oder zwei Striche, wenn er positiv ausfällt.
Volle Schulbusse während Corona-Pandemie im Fokus des Landtags
Wie groß sind die Corona-Gefahren im Schulbus? Masken bieten den Kindern laut Landesregierung Schutz vor einer Ansteckung. Die SPD fordert zusätzliche Busse.
Kiel (dpa/lno) - Mit den Gefahren einer Corona-Infektion in engbesetzen Schulbussen hat sich Schleswig-Holsteins Landtag auseinandergesetzt. Die SPD fordert, mehr Schulbusse einzusetzen. Was bringe der Unterricht in Kohorten, wenn der Schulbus auf dem Land nur einmal am Morgen fahre, sagte der SPD-Verkehrspolitiker Kai Vogel während der Debatte am Donnerstag. Es müsse darum gehen, die Zahl der Neuinfektionen in Schleswig-Holstein so gering wie möglich zu halten.
Für die Schülerbeförderung sind im Norden die Kreise und kreisfreien Städte zuständig. «Eng an eng steht man in den Bussen», sagte Vogel. Weil sie teilweise Schulwege von mehr als 20 Kilometern hätten, seien viele Schüler auf Fahrten mit dem Schulbus angewiesen. Derzeit stünden Busse teilweise ungenutzt herum. «Wenn wir dieser Branche nicht das Ende bereiten wollen, müssen wir denen doch ohnehin helfen.» Schon Ende August hatte das private Omnibusgewerbe angekündigt, für den Schulbusverkehr stünden insgesamt rund 100 Reisebusse kurzfristig und landesweit bereit.
Nach Angaben der Landesregierung wäre es mit 100 Bussen aber ohnehin nicht getan. «Ja, die Busse sind unbestreitbar voll», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Dort schütze aber auch die Maske. Wenn es darum gehe, jedem Schüler einen Sitzplatz im Bus zu verschaffen, «brauchen wir 1000 zusätzliche Busse». Bei Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern seien sogar 2000 nötig. Das würde 30 Millionen Euro pro Jahr kosten.
Ähnlich argumentierte die Grünen-Abgeordnete Ines Strehlau. Um jedem Schüler einen Sitzplatz zu sichern, müsste beispielsweise der Kreis Segeberg die Zahl der Busse von aktuell 150 verdoppeln. «Diese Kosten können sich weder die Kommunen noch das Land leisten.» Derzeit scheine ein ausreichender Schutz der Schüler in Bussen vorhanden zu sein. Schulbusse seien «kein Hotspot für eine Ansteckung mit Covid-19».
Thema der Debatte war auch ein Antrag der AfD zur Maskenpflicht an den Schulen. Deren Bildungspolitiker Frank Brodehl verwies auf psychologische Folgen des Maskenzwangs wie Schlafstörungen und Waschzwänge oder Bindungsstörungen. «Kinder spüren sehr genau, was für Ängste sich in unserer Gesellschaft entwickeln.» Die Masken seien nicht zuletzt auch «ein Ausdruck des Panikmodus». Deshalb sollten Masken nicht zur neuen Normalität für die Kinder werden.
Bildungsministerin Prien entgegnete, das nördlichste Bundesland sei bisher vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Das Infektionsgeschehen steige an, sei aber nach wie vor niedrig. Prien verwies auf das Präventionsparadox: Wegen der niedrigen Fallzahlen stelle ein Teil der Menschen die Notwendigkeit der Beschränkungen infrage. «Von Panikmodus an unseren Schulen kann keine Rede sein.» Die AfD versuche, ein Problem herbeizureden.
Lehrer und Erzieher können sich länger auf Corona testen lassen
Stuttgart (dpa/lsw) - Lehrer und Erzieher können sich länger als zunächst geplant zwei Mal kostenfrei und freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Das Zeitfenster, in dem dies für das gesamte Personal an Schulen, Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege gelte, werde bis zum 1. November verlängert, teilte das Kultusministerium am Donnerstag in Stuttgart mit. Die Tests seien wie bisher auch ohne Symptome möglich, das Land übernehme bis zum Ende der Herbstferien die Kosten. «Damit können sie auch noch die ersten kühleren Tage abwarten, bevor sie sich testen lassen und ihre Tests gezielt wahrnehmen», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).
Ursprünglich galt dieses Angebot, das sich auch an Hausmeister, Schulsekretärin sowie alle weiteren Beschäftigten richtet, seit Mitte August und noch bis Ende September. Nach dem 1. November soll laut Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) ermittelt werden, wie viele Menschen von der Testmöglichkeit Gebrauch gemacht haben. «Diese Informationen und die weitere Beobachtung des Infektionsgeschehens im Umfeld von Schulen und Kitas werden uns Aufschlüsse für die weitere Teststrategie des Landes Baden-Württemberg geben», erklärte Lucha.
Von Oktober an sollen zusätzlich sogenannte Sentineltests starten, in je zwei Kitas und Schulen pro Regierungspräsidium. Das diene dazu, das Infektionsgeschehen zu beobachten und frühzeitig Hinweise auf bestimmte Entwicklungen zu bekommen. Sentinelerhebungen beruhen auf freiwilliger Mitarbeit, Daten werden als Nebenprodukt der gesundheitlichen Vorsorge oder Versorgung erfasst.
«Wir sind immer noch dabei, das Coronavirus zu verstehen und mehr Informationen über dessen Verbreitung zu gewinnen. Hier hilft uns das Sentinelverfahren und wird uns zusätzliche Informationen bringen, die wir dann nutzen können, um unsere Strategien im Umgang mit dem Coronavirus weiter zu verbessern», sagte Lucha.
23.09.2020.05.00 Uhr
GEW-Chefin für Maskenpflicht im Unterricht
Berlin (dpa) - Im Kampf gegen eine Verbreitung des Coronavirus hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine generelle Maskenpflicht in Schulen gefordert. «Die meisten Lehrkräfte finden eine Maskenpflicht auch im Unterricht eher hilfreich. Diesen Schutz muss man ihnen bieten», forderte die Vorsitzende Marlis Tepe in der «Passauer Neuen Presse» (Mittwoch). Pädagogisch sei dies zwar nicht sinnvoll, «aber es schützt Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern».
Derzeit gibt es in den meisten Bundesländern eine Maskenpflicht in Schulgebäuden, nicht aber im Unterricht. Die Kultusministerkonferenz hatte Anfang September festgestellt, dass die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung von den Ländern in Abhängigkeit vom jeweiligen Infektionsgeschehen ausgesprochen und bei Bedarf in Absprache mit den zuständigen Gesundheitsbehörden auf den Unterricht ausgeweitet werden könne.
Tepe forderte weiter Gefährdungsbeurteilungen für jede Schule und ein bundesweit einheitliches Konzept für das Lüften der Unterrichtsräume. «Es gibt marode Schulen, in denen nicht einmal die Fenster geöffnet werden können. Da muss es Alternativlösungen geben», sagte die GEW-Chefin der Zeitung.
Land sagt Hilfe bei Beförderung der Schüler in Corona-Pandemie zu
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landesregierung sagt den Kommunen bei der Beförderung der Schüler in der Corona-Pandemie Unterstützung zu. Sollte durch eine Entzerrung der Anfangszeiten in der Schule keine ausreichende Entlastung für die vollen Bussen erreicht werden, sei Schwarz-Grün grundsätzlich zu Hilfen zwischen den Herbst- und Osterferien bereit, erklärte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in einem Schreiben an den Landrat des Wetteraukreises, das der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden vorliegt.
Darin brachte der Minister den Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge und Reisebusse sowohl im freigestellten Schüler- als auch im Linienverkehr ins Spiel. Die genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen für einen unkomplizierten Einsatz dieser Fahrzeuge seien von seinem Haus mit dem Kultusministerium und den Regierungspräsidien bereits abgestimmt worden. Die Weichen für eine kurzfristige finanzielle Förderung seien ebenfalls gestellt.
Da die Situation und die Anforderungen in den Kommunen sehr unterschiedlich sind, wurde nach Angaben des Ministers eine Abfrage in die Wege geleitet, um den Bedarf an zusätzlichen Bussen zu prüfen. Erste Antworten deuteten auf ein sehr differenziertes Bild hin. Die Staffelung der Schulanfangszeiten sei teilweise schon sehr erfolgreich und sollte von den Schulträgen für alle ihre Schulen geprüft werden.
Al-Wazir betonte in seinem Schreiben an CDU-Landrat Jan Weckler, dass die Landkreise, kreisfreien Städte und Sonderstatusstädte sowohl Aufgabenträger für den ÖPNV als auch Träger der Schulen seien. Der Landesregierung sei aber gerade mit Blick auf die bevorstehende Herbst- und Winterzeit die gemeinsamen Verantwortung bewusst, für die Schüler den Weg zur Schule möglichst sicher zu gestalten.
Der Landrat hatte sich zuvor in einem Schreiben an den Verkehrsminister gewandt und gebeten, den Einsatz von Reisebussen im Linienverkehr dafür zu prüfen. «In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist dies schon der Fall. Ich wäre froh, wenn das auch in Hessen, und damit auch im Wetteraukreis möglich wäre.» Als Grund für sein Schreiben an die Landesregierung nannte der Landrat die seit Schuljahresbeginn wieder zum Teil übervollen Busse im Morgenverkehr.
22.09.2020 18.00 Uhr
Niedersachsen für Präsenzunterricht an Schulen mit viel Frischluft
Hannover (dpa/lni) - Um flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden, soll das Thema Frischluft in Gebäuden noch mehr Bedeutung bekommen. Das Thema Lüften auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen sei dabei zentral, betonte Kultusminister Grant Hendrik Tonne nach dem Schulgipfel am Montag im Kanzleramt. «Wir in Niedersachsen orientieren uns dabei an der Faustformel 20-5-20: 20 Minuten Unterricht 5 Minuten Stoßlüften und 20 Minuten Unterricht.» Dieser Rhythmus lasse sich gut in den Ablauf einer Schulstunde integrieren. So könne der Präsenzunterricht auch in der kalten Jahreszeit trotz Corona gelingen.
Das Gespräch habe gezeigt, dass ein konstruktiver Austausch und konkrete Ergebnisse möglich seien, ohne den Bildungsföderalismus in Frage zu stellen, betonte der SPD-Politiker am Dienstag. «Wir müssen das aufgenommene Tempo aber hochhalten und dürfen nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Es gibt zu Recht die hohe Erwartungshaltung, dass die Rahmenbedingungen für Schule und zeitgemäßen Unterricht zügig verbessert werden.»
So müsse man raus aus der Kreidezeit und rein ins digitale Klassenzimmer. Der Bund werde sehr zügig weiteres Geld zur Verfügung stellen, 500 Millionen Euro für Lehrer-Endgeräte und 500 Millionen Euro für den Bereich Administration und Qualifizierung. «Damit können wir in Niedersachsen erneut mit zweimal rund 50 Millionen Euro rechnen. Nach den rund 50 Millionen Euro für Endgeräte für bedürftige Schülerinnen und Schüler sind dies weitere relevante Summen, um den Ausbauprozess zusätzlich zu beschleunigen», ergänzte der Minister. Ein weiteres gutes Signal sei die 10-Euro-Schüler-Bildungsflatrate für bedürftige Schüler.
Für den Landeselternrat bleibt das Ganze ein «Flickwerk am unzureichend ausgestalteten Regelbetrieb, wenn nicht endlich finanzielle Mittel in wirklich angemessener Höhe von Bund und Ländern in die Hand genommen werden, um unser marodes Bildungssystem insgesamt zu stabilisieren». Die Elternvertreter stellen zudem infrage, ob das Lüften allein die Infektionszahlen niedrig halten kann. Die TU Berlin habe eine Studie veröffentlicht, wonach sich die gefährlichen Aerosole in voll besetzten Klassenzimmern innerhalb von zwei Minuten im gesamten Raum ausbreiten könnten, schrieb die Elternvertretung.
«Ob das von Minister Tonne vorgeschlagene Lüftungskonzept 20-5-20 das Infektionsrisiko im vertretbaren Rahmen senken kann, ist aus Sicht der Elternschaft fraglich.» Ein weiterer Aspekt sei auch, dass sich in vielen Klassenzimmern die Fenster nicht oder nicht vollständig öffnen ließen.
Prien zieht positive Bilanz des Schul-Gipfels von Bund und Ländern
Laptops für alle Lehrer, günstige Daten-Flatrates für Schüler: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen des Schul-Gipfels im Kanzleramt - und dringt auf eine schnelle Umsetzung des Digitalpaktes. Die SPD äußert Zweifel.
Kiel/Berlin (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat eine positive Bilanz des Schulgipfels von Bund und Ländern gezogen. Der Termin am Montagabend mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und den Kultusministern der Länder im Kanzleramt «hat uns alle weitergebracht», sagte Prien am Dienstag in Kiel. «Die Ausstattung der Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten werden wir zügig umsetzen können und auch die Sicherstellung von Administratoren für die digitale Infrastruktur an den Schulen ist auf einem guten Weg.» Die SPD äußerte Zweifel am Durchsetzungsvermögen Priens.
Bei einem Treffen bereits im August war im Kanzleramt grundsätzlich vereinbart worden, Dienstlaptops für die 800 000 Lehrer in Deutschland anzuschaffen. Vom Bund gab es nun am Montag die Zusage, die dafür veranschlagten 500 Millionen Euro schneller als geplant bereitzustellen. Bekräftigt wurde außerdem, dass sich der Bund mit 500 Millionen Euro an den Kosten zur Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren beteiligen will, die sich um die Technik an den Schulen kümmern sollen. Zudem wurde der Aufbau einer bundesweiten Bildungsplattform und sogenannter digitaler Kompetenzzentren verabredet, in denen Lehrer für die Arbeit mit digitalen Unterrichtsmitteln weitergebildet werden sollen.
«Die Bildung von Kompetenzzentren für digitales und digital unterstütztes Unterrichten wird den Schulen konkret weiterhelfen», sagte Prien. «Die Planungsressourcen der Schulträger müssen jetzt gebündelt werden, damit alle Schulen ans Netz kommen und der Digitalpakt schnellstmöglich umgesetzt werden kann!», sagte Prien. Insgesamt zeige sich, dass die digitale Bildungsgerechtigkeit ein gemeinsames Anliegen aller Beteiligten sei.
Fortschritte gibt es nach Angaben von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) beim Thema Daten-Flatrate für Schüler. Es solle eine Flatrate geben für alle Schüler für zehn Euro pro Monat. Für bedürftige Schüler soll der Tarif kostenlos sein, finanziert aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket für Familien mit geringem Einkommen. Prien hatte vor dem Treffen im Kanzleramt betont, «wir benötigen dringend mobile Datentarife mit sozialverträglichen Preisen für alle Schülerinnen und Schüler, damit die Ausstattung zuhause nicht über den Bildungserfolg entscheidet.»
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat kritisierte Priens Handlungskompetenz. Noch im September habe die Ministerin die Frage nicht beantworten können, wie bei den Endgeräten für Lehrkräfte die Datensicherheit gewährleistet werden und wie der Zugang zum Landesnetz organisiert werden solle - «hoffentlich nicht mit der privaten Mailadresse», meinte Habersaat.
Solche Antworten müssten die Länder jetzt schnell finden. Und auch der Zugang der Schulen zum schnellen Internet müsse zügig vorangebracht werden. Schleswig-Holstein sei relativ weit beim Anschluss der Schulen ans Glasfasernetz. «Dennoch musste unsere Landesregierung gerade einräumen, dass entgegen anderslautender Ankündigungen in dieser Wahlperiode nicht alle Schulen ans schnelle Netz angeschlossen werden können». Vielleicht helfe ja der Schubs vom Bund hier ebenso wie beim nötigen Ausbau der Ganztagsschulen.
Sachsen weitet kostenlose Corona-Tests aus
Mehr Menschen als bisher können sich in Sachsen kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Das Angebot gilt für Ärzte oder Praxis-Mitarbeiter, die selbst Tests vornehmen und Menschen, die sich in eine Pflege- oder Reha-Einrichtung begeben.
Dresden (dpa/sn) - Von Anfang Oktober an können sich in Sachsen weitere Menschen aus dem medizinischen und pflegerischen Bereich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Wie das Kabinett in Dresden am Dienstag beschlossen hat, können je bis zu vier Mitarbeiter von Arztpraxen, in denen Kinder auf das Virus getestet werden, alle zwei Wochen kostenlose Abstriche machen. Die Praxen bekämen die Labor- und Logistikkosten erstattet. Das Angebot gelte zunächst befristet für drei Monate, teilte das Gesundheitsministerium mit.
«Ganz bewusst unterstützen wir mit dem Test-Angebot für Ärzte Strukturen, die die wichtigen Testungen vornehmen», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Das diene auch dem reibungslosen Betrieb von Kitas und Schulen.
Einmalig kostenlos testen lassen können sich zudem Menschen ohne Symptome mit Wohnsitz in Sachsen, die voll- und teilstationär in sächsische Alten-, Behinderten- oder Pflege-Einrichtungen aufgenommen werden sollen. Das gleiche Angebot gilt für Menschen, die sich zur Behandlung in eine Reha-Einrichtung innerhalb oder außerhalb Sachsens begeben wollen. Bund und Freistaat teilen sich die anfallenden Kosten. Diese Möglichkeit ist zunächst bis Ende des Jahres befristet.
Weiter können sich noch bis Ende September einmalig Mitarbeiter ohne Symptome in stationären und ambulanten Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege, Eingliederungshilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Schulsozialarbeit testen lassen. Der Freistaat übernimmt die Kosten für Testung von Reiserückkehrern aus dem Inland oder oder einem Nicht-Risikogebiet im Ausland vor Wiederaufnahme der Tätigkeit, wenn das Urlaubsende nicht länger als 72 Stunden zurückliegt. Für Rückkehrer aus Risikogebieten im Ausland gibt es weiter Testpflicht. Der Bund übernimmt hier die Kosten.
In Sachsen wurden am Dienstag 76 Neuinfektionen gemeldet. Am Montag hatte die Steigerung verglichen mit dem Freitag der Vorwoche noch bei 112 gelegen. Die Zahl der insgesamt Infizierten stieg auf 6796.
Nur wenige Lehrkräfte nicht für Präsenzunterricht verfügbar
Mainz (dpa/lrs) - Gut einen Monat nach Beginn des neuen Schuljahrs in Rheinland-Pfalz steht nur ein kleiner Teil der Lehrkräfte nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung. Die Zahl der Pädagogen, die nicht dafür eingesetzt werden könnten, weil sie im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus einen schweren Verlauf der Erkrankung befürchten müssten, sei konstant niedrig, sagte der Staatssekretär im Bildungsministerium, Hans Beckmann (SPD), am Dienstag im Fachausschuss des Landtags. Die Sitzung wurde als Videokonferenz organisiert.
Mitte vergangener Woche waren nach Angaben Beckmanns 365 Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte nicht für den Präsenzunterricht verfügbar, darunter 82 an Grundschulen, 68 an Realschulen und 86 an Gymnasien. Je nach Schulart waren 0,7 bis 1,3 Prozent aller Pädagogen nicht in der Schule einsatzbereit. Viele Sorgen zu möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schulbetrieb hätten sich zum Glück nicht erfüllt, sagte Beckmann.
Nach «Schulgipfel» im Kanzleramt Kritik an Ergebnissen
Bund und Länder wollen bei der Schuldigitalisierung vorankommen und haben bei einem Treffen im Kanzleramt die nächsten Schritte vereinbart. Es bleiben aber Fragen offen und es gibt viel Kritik.
Berlin (dpa) - Bildungsgewerkschaften und Elternvertreter haben die Ergebnisse des Schultreffens bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montagabend als zu dürftig kritisiert. Es handele sich lediglich um «Ankündigungen». Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bezeichnete die Gespräche im Kanzleramt dagegen am Dienstag als «wegweisend».
An dem Treffen hatten neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister von 14 Bundesländern teilgenommen. Die Runde verabredete, bereits geplante Vorhaben zur Schuldigitalisierung nun zügig umzusetzen, damit es im Falle regionaler Schließungen wegen Corona mit dem Fernunterricht besser klappt. Flächendeckende Schließungen soll es nicht mehr geben.
Der Bund engagiere sich so stark wie noch nie, sagte Karliczek mit Verweis auf Mittel, die Berlin den Ländern für die Anschaffung von Lehrerlaptops, Leihgeräten für bedürftige Schüler und für die Ausbildung und Einstellung von IT-Administratoren bereitstellt oder noch bereitstellen will. «Ein Programm in dieser Art, von dieser Art der Zusammenarbeit, hat es in der Geschichte der Bildungsrepublik in Deutschland noch nicht gegeben.»
Der große Wurf sei ausgeblieben, kritisierte dagegen der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann. «Das war ein Schulgipfel der Ankündigungen», sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Stephan Wassmuth, der Vorsitzende des Bundeselternrats, nannte das Treffen eine Enttäuschung und warnte: «Wenn es wegen der Corona-Pandemie wieder zu Schulschließungen kommt, wird wenig besser laufen als im März.»
LEHRER-LAPTOPS
Die Anschaffung war bereits vereinbart. Beim Treffen im Kanzleramt erklärte sich der Bund nun bereit, zügig 500 Millionen Euro für die Dienstgeräte vorzuschießen. Ursprünglich sollte das Vorhaben aus dem EU-Corona-Aufbaufonds finanziert werden. Den gibt es aber noch gar nicht, deswegen geht der Bund zunächst in Vorleistung. Ziel ist es, noch in diesem Jahr, Hunderttausende Lehrer auszustatten. Verantwortlich für die Anschaffung und Ausgabe sollen Schulen und Schulträger sein.
Falls Schulen geschlossen oder Klassen und Lehrer in Quarantäne geschickt werden, sollen die Lehrer künftig mit Dienstgeräten über sichere Kanäle und funktionierende Lernplattformen mit den Schülern kommunizieren, Online-Unterricht durchführen und Leistungen bewerten können. Das ist zumindest die Idee.
Bildungsgewerkschaften hatten das lange gefordert, ebenso dienstliche Email-Adressen. Das Argument: In der Wirtschaft käme auch niemand auf die Idee, von Angestellten zu verlangen, ihren privaten Rechner zu nutzen. Es geht auch um Datenschutz. Sensible Schülerdaten, wie Noten, Bewertungen, Kommunikation müssen besonders geschützt werden. Bei einem Privatrechner ist das möglicherweise nicht gewährleistet und die Lehrer haften selbst dafür.
SCHUL-ADMINISTRATOREN
Wenn Schulen und Lehrer technisch aufgerüstet werden, muss sich auch jemand um die Technik kümmern. Der Bund bekräftigte, was ebenfalls schon länger vereinbart ist, dass er hierfür 500 Millionen Euro bereitstellen wird. Zwei Möglichkeiten sind angedacht: Entweder stellen die Schulen eine Art «IT-Hausmeister» ein oder beauftragen Firmen damit. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei möglich, dass Administratoren auch mehrere Schulen betreuten. Wichtig seien aber «ortsnahe Kräfte», die schnell an der Schule seien.
SCHÜLER-FLATRATE
Hier berichteten die Teilnehmer des Schulgipfels von Fortschritten. Es habe Gespräche mit mehreren Telekommunikationsanbietern gegeben, die nun eine günstige Schüler-Flatrate für diesen Preis anbieten wollten. «Die zehn Euro pro Monat sind gesetzt», sagte die Bundesbildungsministerin am Dienstag. Für Schüler aus Familien mit geringem Einkommen soll die Monatsgebühr vom Staat übernommen werden. Wann die Tarife bei welchem Anbieter zur Verfügung stehen und wie das konkret ausgestaltet wird, blieb am Dienstag aber weiter unklar.
SCHULSCHLIESSUNGEN
Bei diesem Thema wurde Karliczek nach dem Schultreffen deutlich: «Eine weitere flächendeckende Schulschließung kommt nicht infrage», sagte sie. Wichtig sei, dass regional das Infektionsgeschehen im Griff behalten werde.
In mehreren Bundesländern sind seit Beginn des neuen Schuljahres wegen Corona-Fällen Schulen bereits vorübergehend wieder geschlossen oder Klassen in Quarantäne geschickt worden. Das bayerische Kultusministerium hatte etwa zu Wochenbeginn mitgeteilt, dass sich im Freistaat derzeit mehr als 8800 Schüler und 771 Lehrer in Quarantäne befänden.
WEITERE BAUSTELLEN
Damit der Schulbetrieb auch in der kalten Jahreszeit weiterlaufen kann, fordern Lehrervertreter und Bildungsgewerkschaften Maßnahmen für Frischluft, um Corona-Ansteckungen durch sogenannte Aerosole - kleine Schwebeteilchen - zu verhindern. Der Lehrerverband bemängelt immer wieder, dass sich viele Fenster in den Schulen nur spaltweise öffnen ließen und fordert Lüftungsanlagen und CO2-Messgeräte, die anzeigen, wann dringend gelüftet werden muss.
Für diesen Mittwoch hat die Kultusministerkonferenz der Länder eine Expertenanhörung geplant, um darüber «auf Grundlage wissenschaftlicher Expertise beraten zu können», wie die KMK-Vorsitzende und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) ankündigte.
Karliczek: Flächendeckende Schulschließung «kommt nicht infrage»
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat sich nach dem Kanzleramtstreffen zur Lage der Schulen in der Corona-Pandemie deutlich gegen erneute flächendeckende Schulschließungen ausgesprochen. Wichtig sei, dass regional das Infektionsgeschehen im Griff behalten werde, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin. Das sei das Ziel. «Eine weitere flächendeckende Schulschließung kommt nicht infrage. Ist aber auch, glaube ich, überhaupt nicht nötig.»
In mehreren Bundesländern waren seit Beginn des neuen Schuljahres wegen Corona-Fällen Schulen wieder vorübergehend geschlossen oder Klassen in Quarantäne geschickt worden. Das bayerische Kultusministerium etwa hatte am Montag mitgeteilt, dass sich im Freistaat derzeit mehr als 8800 Schüler und 771 Lehrer in Quarantäne befänden.
Karliczek bezeichnete den Schulgipfel am Montag im Kanzleramt als «wegweisend». Der Bund engagiere sich so stark wie noch nie, sagte sie mit Verweis auf Mittel, die Berlin den Ländern für die Anschaffung von Lehrerlaptops, Leihgeräten für bedürftige Schüler und für die Ausbildung und Einstellung von IT-Administratoren bereitstellt oder noch bereitstellen will. «Ein Programm in dieser Art, von dieser Art der Zusammenarbeit, hat es in der Geschichte der Bildungsrepublik in Deutschland noch nicht gegeben.» Die Digitalisierung der Schulen werde nicht über Nacht wirklich werden, aber man wolle Tempo machen. «Mittelmaß kann nicht unser Anspruch sein. Wir müssen besser werden und wir werden besser werden.»
Karliczek hatte am Abend bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und den Kultusministern der Länder über weitere Schritte zur Digitalisierung der Schulen beraten. Dabei verabredeten die Teilnehmer, bereits geplante Vorhaben zur Lehrerfortbildung, zur Beschäftigung von Technikern an den Schulen, zur Anschaffung von Dienstgeräten und zum Anschluss der Schulen an schnelles Internet voranzutreiben.
21.09.2020 23.00 Uhr
«Schulgipfel» vereinbart schnelle Anschaffung von Lehrerlaptops
Bund und Länder wollen die Schuldigitalisierung unter dem Eindruck der Corona-Krise vorantreiben. Bei einem Treffen im Kanzleramt wurde am Montagabend dafür eine weitere Finanzzusage gemacht. Konkrete Beschlüsse gab es ansonsten nicht.
Berlin (dpa) - Die 800 000 Lehrer in Deutschland sollen möglichst zügig ihre versprochenen Dienstlaptops bekommen. Bei einem Treffen am Montagabend im Kanzleramt verabredeten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister aus 14 Ländern entsprechende Schritte zur Finanzierung. «Ausdrücklich zu begrüßen ist die Bereitschaft der Bundesregierung, noch in diesem Jahr die Beschaffung der Endgeräte für Lehrkräfte zu ermöglichen», sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) nach dem Gespräch.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr, will der Bund die für die Lehrergeräte veranschlagten 500 Millionen Euro zunächst vorstrecken, damit die Anschaffung schneller geht. Erst nachträglich soll die Finanzierung dann, wie von der großen Koalition ursprünglich vereinbart, aus dem 750 Milliarden Euro schweren Corona-Aufbaufonds der EU erfolgen, den die EU-Mitglieder vereinbart hatten. Dieser Fonds muss erst noch aufgebaut werden.
Bekräftigt wurde bei dem Treffen im Kanzleramt außerdem, dass sich der Bund mit 500 Millionen Euro an den Kosten zur Ausbildung und Finanzierung von Administratoren, die sich um die Technik an den Schulen kümmern sollen, beteiligen will. Nach früheren Angaben von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek ist die entsprechende Vereinbarung dazu schon «fast unterschriftsreif».
Fortschritte gibt es der CDU-Politikerin zufolge beim Thema Daten-Flatrate für Schüler. Eine solche Zehn-Euro-Flatrate hatten Merkel und einige Ländervertreter im August bei ihrem ersten Schultreffen vereinbart. Sie habe mit einigen Telekommunikationsanbietern gesprochen, andere hätten sich dem angeschlossen, «so dass es eine Flatrate geben soll, für alle Schüler, einen Datentarif für zehn Euro pro Monat», sagte Karliczek nach dem Treffen im Kanzleramt. Für bedürftige Schüler soll der Tarif kostenlos sein, finanziert aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Zudem wurde der Aufbau einer bundesweiten Bildungsplattform und sogenannter digitaler Kompetenzzentren verabredet, in denen unter anderem Lehrer für die Arbeit mit digitalen Unterrichtsmitteln weitergebildet werden sollen. Dies hatten Union und SPD allerdings auch schon bei ihrem Koalitionstreffen Ende August vereinbart.
Kritik kam vom Verband Bildung und Erziehung. «Der große Wurf ist heute ausgeblieben», sagte der Vorsitzende Udo Beckmann. Er sprach von Absichtserklärungen und fehlendem Bewusstsein für die notwendige Geschwindigkeit. Der Verband hatte, wie auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, neben dem Thema Digitalausstattung auch auf Fortschritte beim Infektionsschutz mit Blick auf die kalte Jahreszeit gedrängt und einheitliche Regeln für den möglichen Einsatz von Luftfiltern und Kohlendioxid-Messgeräten gefordert.
KMK-Präsidentin Hubig kündigte nach dem Treffen im Kanzleramt für diesen Mittwoch ein Gespräch mit Experten zum Thema Lüftungshygiene an, «um auf Grundlage wissenschaftlicher Expertise beraten zu können».
Die Beratungen im Kanzleramt standen auch unter dem Eindruck gestiegener Infektionszahlen in Deutschland und in den europäischen Nachbarländern. In mehreren Bundesländern waren seit Beginn des neuen Schuljahres wegen Corona-Fällen vereinzelt Schulen wieder vorübergehend geschlossen oder Klassen in Quarantäne geschickt worden. «Bund und Länder sind gemeinsam entschlossen, eine erneute flächendeckende Schließung der Schulen nach Möglichkeit zu verhindern», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert nach dem Treffen.
Im Frühjahr waren die Schulen wochenlang geschlossen. Bis zu den Sommerferien gab es danach meist nur eingeschränkten Betrieb. Dabei waren die Defizite bei der Digitalisierung der Schulen deutlich geworden. Fernunterricht und Kommunikation auf elektronischem Wege funktionierten während der Schulschließungen nur bedingt. Bildungsgewerkschaften hatten darauf verwiesen, dass es in manchen Haushalten keinen Computer gibt und außerdem bemängelt, dass Lehrer ihre Privatrechner nutzen müssen und dabei Gefahr laufen gegen Datenschutzbestimmungen zu verstoßen, wenn sie darauf sensible Schülerdaten, wie Noten, Zeugnisse oder Bewertungen speichern.
Baerbock fordert vor Schulgipfel Belüftungskonzepte
Berlin (dpa) - Vor dem Schulgipfel im Kanzleramt hat Grünen-Chefin Annalena Baerbock Belüftungskonzepte für alle Schulen sowie einen Bürokratie-Abbau für eine schnellere Digitalisierung gefordert. Schulen müssten beim Pandemieschutz jetzt Priorität haben, sagte Baerbock nach einer Sitzung des Grünen-Vorstands in Berlin. Es müsse beim Gipfel am Montagabend sichergestellt werden, dass in den nächsten Wochen Lüftungskonzepte in allen Schulen umgesetzt und Filteranlagen eingebaut würden. Schulen bräuchten eine Pauschalgenehmigung, um schnell Geld aus dem «Digitalpakt» zu bekommen, über den der Bund die Digitalisierung mitfinanziert.
Jedes Kind, auch in Quarantäne, müsse den Unterricht übers Internet verfolgen können, forderte Baerbock. Dazu gehöre W-Lan in jedes Klassenzimmer, außerdem müsse sichergestellt sein, dass jedes Kind ein Gerät dafür zur Verfügung habe - etwa einen Laptop.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister der Länder wollten am Montagabend über die Lage an den Schulen in Corona-Zeiten beraten.
Elternvertreter: Schulen nicht besser vorbereitet als im März
Viele Eltern befürchten steigende Infektionszahlen an den Schulen in der kalten Jahreszeit. Drohen dann wieder Schließungen?
Berlin (dpa/bb) - Die Infektionszahlen in Berlin steigen und Berlins Elternvertreter sehen der Corona-Pandemie in Herbst und Winter, wenn die Möglichkeiten für den Aufenthalt im Freien abnehmen, mit großen Sorgen entgegen. «Die Schulen sind nicht besser vorbereitet als im März», sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Beim digitalen Lernen und dem Arbeiten mit Lernplattformen habe es zu wenig Fortschritte gegeben. «Schulen, die das während des Lock-downs sehr gut gemacht haben, werden das auch weiter sehr gut machen», sagte Heise. «Aber das sind Schulen, die sich da schon in den letzten Jahren gut aufgestellt haben und entsprechende Technik und schnelle Internetanschlüsse haben.»
«Die Schulen, die das im März noch nicht hatten, die haben das jetzt auch nicht. Da sind wenige Schulen dabei, die ihre IT-Technik so aufstocken konnten, dass man sagt, wir können ruhigen Gewissens schauen, was auch immer da kommt», stellte Heise fest. Die wenigsten Schulen hätten breitbandigen Internetanschluss, um Videokonferenzen anzubieten, so dass man hybriden Unterricht machen könnte - «sprich, eine Gruppe ist zu Hause, die andere ist vor Ort, und beide können dem Unterricht folgen». Dafür fehlten die technischen Voraussetzungen.
Insgesamt sollte aus Sicht der Elternvertreter Unterricht möglichst nicht wieder nach Hause verlagert werden. «Wir müssen darauf schauen, den Schulalltag auch im Herbst und Winter so gut wie möglich geregelt zu bekommen und mit so viel Präsenzunterricht wie möglich», sagte Heise. «Was die Schulschließungen mit sich gebracht haben, haben wir alle erlebt und das wollen wir alle weitestgehend vermeiden.» Wie und nach welchen Kriterien Schulen eventuell geschlossen werden, sei auch ein Thema im von der Bildungsverwaltung eingesetzten Hygienebeirat.
Aktuell ist in Berlin keine Schule komplett geschlossen, es sind aber einzelne Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne. Bisher gab es auch noch keine bestätigte Ansteckung innerhalb einer Schule. Die positiv getesteten Personen waren überwiegend Reiserückkehrer oder es gab eine Infektion im privaten Umfeld. Die Berliner Schulen sind mit Beginn des neuen Schuljahrs zum Unterricht in gewohnten Klassengrößen zurückgekehrt, die Abstandsregeln gelten nicht mehr.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister der Bundesländer wollten am Abend über die Lage an den Schulen in Corona-Zeiten und über weitere Schritte bei der Digitalisierung der Schulen beraten.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres begrüßte am Montag, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern die digitale Weiterentwicklung der Schulen vorantreiben wolle. «Wichtig ist mir, dass wir zum Beispiel bei der Beschaffung von Dienst-Laptops für Lehrkräfte praktische Unterstützung vom Bund erfahren, um diese äußerst sinnvolle Maßnahme möglichst unbürokratisch und zeitnah umsetzen zu können.» Laptops für Lehrer war bereits ein Thema beim vergangenen Treffen der Kultusminister mit der Kanzlerin im August.
Land testet Fiebermessungen in Schulen und Kitas
Schwerin (dpa) - Aus Sorge vor vermehrten Corona-Infektionen in der bevorstehenden kalten Jahreszeit will Mecklenburg-Vorpommern Fiebermessungen für Kitas und Schulen testen. «Wir werden erproben, ob es Sinn macht, die Kinder vor Beginn von Kita und Schule zu testen», sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Montag nach einer Kabinettsklausur in Schwerin. «Wir werden solche Geräte anschaffen, wissen aber nicht, ob sich Aufwand und Nutzen flächendeckend lohnen. Deshalb starten wir mit einer Pilotphase.» Die Teilnahme sei freiwillig. Ziel ist laut Schwesig, dass pro Landkreis und kreisfreier Stadt eine Kita und eine Schule mitmachen.
Corona und Schulen - Gipfel im Kanzleramt berät über Lage
Vor ein paar Wochen hatte Kanzlerin Merkel das Thema Schulen in der Corona-Zeit zur Chefsache gemacht. Nach einem kleinen Schulgipfel im August kommen nun an diesem Montag die Bildungsminister aus Bund und Ländern, SPD-Chefin Esken und Merkel zu weiteren Beratungen zusammen.
Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat vor Gesprächen über die Schulen im Kanzleramt an diesem Montag (18.00 Uhr) an alle appelliert, die Hygieneregeln einzuhalten und damit zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs in der Corona-Pandemie beizutragen. Schule sei keine isolierte Veranstaltung. «Die Gesellschaft hat es durch ihr Verhalten insgesamt stark in der Hand, wie der Schulbetrieb in den nächsten Monaten laufen wird», sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Karliczek, SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister der Bundesländer beraten am Abend über die Lage an den Schulen in Corona-Zeiten und über weitere Schritte bei der Schuldigitalisierung. Die Schulschließungen im Frühjahr hatten in dem Bereich viele Defizite offengelegt.
MERKEL: KINDER DÜRFEN NICHT VERLIERER DER PANDEMIE SEIN
Merkel nannte den Termin in ihrem Videopodcast am Wochenende «ein wichtiges Treffen». Zwar liege die Zuständigkeit für die Schulen bei den Ländern, aber es gehe jetzt darum, «gemeinsam alles dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche nicht die Verlierer der Pandemie sind. Dies ist mir auch persönlich ein ganz wichtiges Anliegen».
Vertreter von Bund und Ländern betonten vor den Gesprächen im Kanzleramt erneut, dass flächendeckende Schulschließungen, wie im Frühjahr, vermieden werden sollen. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte der dpa: «Die gesamte Schulfamilie ist sich einig, dass wir den Präsenzunterricht aufrechterhalten und keine Schulschließungen mehr wollen.»
WORÜBER KONKRET GESPROCHEN WIRD
Das Treffen knüpft an ein Gespräch Merkels, Eskens und mehrerer Ländervertreter im August an. Damals wurde unter anderem besprochen, dass für Schüler eine günstige mobile Internetflatrate angeboten werden soll und die Lehrer in Deutschland mit Dienstlaptops ausgestattet werden. Die 500 Millionen Euro für die Dienstgeräte sollen aus dem Corona-Aufbauprogramm der EU finanziert werden. Das gibt es allerdings noch gar nicht. Nach dpa-Informationen könnte es darum gehen, dass Bund und Länder das Geld vorstrecken, damit es schneller geht.
Weitere Themen sind der Anschluss der Schulen an schnelles Internet, die Fort- und Ausbildung von Lehrern und der Aufbau bundesweiter Online-Bildungsinhalte. Esken brachte am Wochenende auch kostenlose Nachhilfe für benachteiligte Schüler ins Gespräch.
WAS WÄHREND CORONA SCHON AUF DEN WEG GEBRACHT WURDE
Das milliardenschwere Förderprogramm «Digitalpakt Schule» (5,5 Milliarden Euro) für den Aufbau der Infrastruktur an den Schulen war im Zuge der Corona-Krise um 500 Millionen Euro vom Bund aufgestockt worden. Mit dem Geld können die Schulen Leihgeräte für bedürftige Schüler anschaffen für den Fall erneuten Fernunterrichts. Außerdem sollen die Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren in den Förderkatalog des Digitalpakts aufgenommen werden, damit die Technik an den Schulen professionell betreut wird. Eine Entsprechende Vereinbarung zwischen Bund und Ländern ist nach Angaben Karliczeks «fast unterschriftsreif».
LEHRERVERBAND UND BILDUNGSGEWERKSCHAFTEN SEHEN FORTSCHRITTE, ABER...
Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatten zuletzt von Fortschritten bei der Schuldigitalisierung gesprochen. Allerdings sei noch viel Luft nach oben. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte der dpa vor dem Treffen: «Unser Problem ist im Moment nicht das Geld. Unser Problem ist tatsächlich die Umsetzung.» 30 bis 40 000 Schulen und 800 000 Lehrkräfte in Deutschland, da sei ein «dickes Brett» zu bohren. «Auch wenn wir mittlerweile einen wesentlich größeren Bohrer aufgeschraubt haben und die Schlagzahl deutlich erhöht haben, wird das trotzdem noch etwas dauern, bis wir durch das Brett durch sind.»
WEITERGEHENDE FORDERUNGEN VON DGB UND PHILOLOGENVERBAND
Über Schulen und digitale Ausstattung zu reden könne nur ein erster Schritt sein, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack, der dpa. «Wir brauchen noch in diesem Herbst einen echten Corona-Bildungsgipfel, denn die Corona-Krise trifft Kitas, Schulen, berufliche Bildung, Weiterbildung und Hochschulen gleichermaßen.» Dabei müssten auch die Beschäftigten im Bildungssystem, Eltern, Schüler, Studenten und Azubis zu Wort kommen.
Der Deutsche Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, forderte mit Blick auf wahrscheinlich steigende Ansteckungszahlen im Winter Lüftungskonzepte für alle Schulen. «Das geht von der einfachen Instandsetzung nicht zu öffnender Fenster über mobile Raumlüfter bis hin zu kurzfristigen baulichen Belüftungsmaßnahmen», sagte die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing der dpa. Der Bund müsse entsprechende finanzielle Hilfen dafür bereitstellen.
Zeitung: Rund 7000 Schüler und 580 Lehrer in Quarantäne
Düsseldorf (dpa/lnw) - Im Zuge der Corona-Pandemie befinden sich nach jüngsten Zahlen des nordrhein-westfälischen Schulministeriums knapp 7000 Schüler und rund 580 Lehrer in Quarantäne. Bei 238 Schülern und 46 Lehrkräften sei eine Infektion mit dem Virus bestätigt worden, berichtete die in Düsseldorf erscheinende «Rheinische Post» (Montag) unter Berufung auf das Ministerium. Vier Schulen seien wegen der Pandemie komplett geschlossen, dazu kämen 106 Teilschließungen.
Das Bildungsministerium hat die Zahlen laut Zeitung in einer Umfrage ermittelt, an der 4510 von 4862 Schulen teilgenommen hätten. Danach waren zuletzt exakt 6987 Schüler und 576 Lehrer in Quarantäne.
Nach Auffassung des Verbandes Lehrer NRW fehlt dem Blatt zufolge ein klares Konzept für den Schulbetrieb in Corona-Zeiten. Vor allem die Abschaffung der Maskenpflicht nach zwei Wochen habe zu massiver Verunsicherung bei Schülern und Lehrern geführt.
Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Sven Christoffers kritisierte, dass die Schulen hier alleingelassen würden, weil sie selbst keine verbindlichen Regelungen für eine Maskenpflicht im Unterricht beschließen dürften. «So bleibt es bei freiwilligen Vereinbarungen, die an den allermeisten Schulen eingeführt wurden», zitierte ihn die Zeitung. Von schulischer Normalität sei man noch weit entfernt.
20.09.2020 22.00 Uhr
Lernen unter anderen Umständen - Schulen meist gut gestartet
Ohne Maske im Unterricht, mit Maske außerhalb. Und immer schön in Grüppchen. Schule unter Corona-Bedingungen geht. Doch das fordert von allen Seiten Disziplin. Und Ideen. Eltern beklagen Regel-Chaos.
Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lsw) - Maske, Gruppenbildung und mehr Disziplin: Corona macht den Schulalltag komplizierter. Doch der Unterrichtsbeginn nach den großen Ferien ist im Land in der Regel relativ geordnet angelaufen. «Es ist sehr erfreulich, dass nach aktuellem Stand die Schulen alle gut in das neue Schuljahr gestartet sind», sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Die Rückmeldungen der Schulen zeigten aber auch, dass sie einiges an Mehrarbeit und Planung leisten mussten, um den Schulalltag unter Pandemiebedingungen zu organisieren.
Dass das im Großen und Ganzen an den 4500 Schulen Baden-Württembergs klappte, finden auch die Schüler: «Der Unterricht fühlt sich weitgehend normal an», berichtet Elisabeth Schilli, Sprecherin des Landesschülerbeirats. Ans Masken-Tragen habe man sich mittlerweile gewöhnt. Auch die neue Gruppenbildung (Kohortenprinzip), die mehr Nähe innerhalb einer Gruppe erlaubt, sei in der Schule für die meisten kein Problem. Die erste Schulwoche sei überwiegend als positiv empfunden worden.
«Alle freuen sich, dass sie sich wieder sehen und soziale Kontakte pflegen können», beobachtet Uwe Müller, Direktor des Karlsruher Max-Planck-Gymnasiums. Er ist positiv überrascht, wie strikt bislang das Masken-Tragen auch auf dem Pausenhof befolgt wurde. Schwierig findet er bei fast 1000 Schülern in seinem Gymnasium die Einhaltung des Kohorten-Prinzips auf den Gängen. Doch er betont: «Es geht darum, den Präsenzunterricht durchzuführen und aufrechtzuerhalten.»
Bislang ist nach seiner Ansicht alles «sehr ordentlich» angelaufen. Das Vorstandsmitglied der Direktorenvereinigung Nordbaden räumt aber ein: «Es gibt natürlich eine gewisse Unsicherheit und Unruhe, weil wir nicht genau wissen, was auf uns zukommt.»
Kein gutes Gefühl haben schon jetzt manche Eltern, wenn sie die Berichte ihrer Kinder hören. So erzählt eine Mutter aus Bretten (Kreis Karlsruhe) von drängelnden Schülern, von Masken-Verweigerern, die nicht ermahnt werden und von ihren Bauchschmerzen, wenn sie hört, dass ausgerechnet der Mannschaftssport Basketball im Sportunterricht auf dem Plan steht.
Vereinzelt wurden schon in der ersten Woche nach den Ferien Schulklassen und Lehrer vorsorglich wegen Corona-Fällen nach Hause geschickt, etwa in Karlsruhe, Pforzheim, Waiblingen oder in Rottenburg am Neckar. Dem Kultusministerium zufolge gab es aber nur «ganz wenige klassenbezogenen Teilschließungen von Schulen». Bis Donnerstag wurden 17 Fälle gemeldet - von insgesamt rund 67 500 Klassen in Baden-Württemberg. Dass Klassen wegen Corona-Verdachts vorübergehend aus dem Präsenzbetrieb herausgenommen werden müssen, werde die Schulen weiter begleiten, so Eisenmann. Insgesamt begann der Unterricht für 1,5 Millionen Schüler und 35 000 Lehrkräfte im Land.
Die Zeiten sind schwierig, das weiß auch der Landeselternbeirat (LEB). Teils «sehr chaotische Vorgaben» des Landes kritisiert LEB-Chef Michael Mittelstaedt aber doch. «Es wurde relativ wenig geplant und wenig kommuniziert.» Zudem seien Eltern nicht rechtzeitig einbezogen worden.
«Ich hätte mir gewünscht, dass manche Entscheidungen klarer kommuniziert worden wären», sagt auch der Karlsruher Direktor Müller. Für Verwirrung und Ärger sorgte die Gesundheitserklärung für Schüler. Lag sie nicht vor, wurden Schüler mancherorts wieder nach Hause geschickt. Im Max-Planck-Gymnasium durften sie bleiben - mussten die Erklärung aber am nächsten Tag nachliefern. «Ich habe die Anweisung des Ministeriums pädagogisch interpretiert», sagt Müller.
Doch selbst wenn die Schule unter Corona-Bedingungen funktioniert - auf dem Weg dorthin kann es heikel sein. «Chaotisch gelaufen ist die Beförderung der Kinder», sagt der LEB-Vorsitzende Mittelstaedt. In den Schulbussen sei es weiter eng: «Die Kinder werden immer noch wie Ölsardinen transportiert. Da fühlt sich keiner richtig wohl.»
Ein großes Problem haben ihm zufolge Schüler, die zu Hause bleiben müssen: «Die sind aus dem Raster gefallen.» Dass es beim Fernlernunterricht Schwierigkeiten gab, räumt das Kultusministerium ein. Manche Schüler hätten dabei nicht die Lernfortschritte erzielt, die sie im regulären Unterricht erreicht hätten. Im neuen Schuljahr sollen nun Inhalte wiederholt und vertieft werden. Zugleich sollen Lücken und Förderbedarf identifiziert werden.
Direktor Müller schmerzt es, dass jahrgangsstufenübergreifende Aktivitäten wie Theater AG, Unterstufenchor oder Orchester derzeit noch nicht möglich sind. Doch seine Schüler und Kollegen sind kreativ: Statt zusammen auf der Bühne zu stehen, hat der Chor des Karlsruher Max-Planck-Gymnasiums zum Beispiel die einzelnen Sänger zu einer Video-Aufführung zusammengeschnitten.
Rege Nachfrage nach Mitteln für Computer an Schulen
Mainz (dpa/lrs) - Aus dem Sofortprogramm des Bundes zur Versorgung bedürftiger Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten sind in Rheinland-Pfalz bis Ende vergangener Woche 17,7 Millionen Euro bewilligt worden. 45 500 Laptops und Tablet-Computer können damit angeschafft werden, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums mitteilte. Das Ausmaß der bewilligten Mittel entspricht einem Anteil von 73,4 Prozent der auf Rheinland-Pfalz entfallenden Mittel von 24,1 Millionen Euro.
Grundlage des Programms ist eine am 3. Juli unterzeichnete Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt des Bundes mit den Ländern. Vor allem Schülerinnen und Schüler, die in ihrer Familie keinen Zugang zu einem Computer haben, sollen einen Laptop oder Tablet-Computer als Dauerleihgabe erhalten. Die Mittel werden in Rheinland-Pfalz nach einem Sozialindex auf alle Schulträger verteilt.
Zum Start des Programms erklärte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), die Mittel sollten «genau dort ankommen, wo sie auch gebraucht werden, nämlich bei den Schülerinnen und Schülern, die von zu Hause aus nicht mit einem Endgerät ausgestattet werden können». In der Corona-Pandemie sei die Frage der Ausstattung mit digitaler Technik zu einer Frage der Bildungsgerechtigkeit geworden.
Grundlage der Mittelverwendung ist eine Förderrichtlinie. Die kommunalen, kirchlichen und sonstigen Schulträger können Anträge bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) stellen.
18.09.2020 17.09 Uhr
Generelle Maskenpflicht im Unterricht läuft aus - lokale Unterschiede
Auch wenn sich die bayerischen Schüler vorbildlich daran gehalten haben: Sie werden die Maskenpflicht im Unterricht wohl kaum vermissen. Die allgemeine Vorschrift läuft nun nach den ersten beiden Schulwochen aus. Dennoch darf die Bedeckung nicht überall herunter.
München (dpa/lby) - Bayerns Schüler können aufatmen: Die im Unterricht der weiterführenden Schulen zuletzt verpflichtende Maske darf ab nächster Woche wieder runter - sofern es das Infektionsgeschehen vor Ort zulässt. Die entsprechende Anordnung für die ersten beiden Wochen dieses Schuljahres laufe wie geplant aus, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag in München.
Er sei überzeugt, dass die - von den Schülern gut befolgte - Maskenpflicht sinn- und wirkungsvoll gewesen sei. Doch nach nunmehr knapp zwei Wochen Unterricht sei die Gefahr durch Reiserückkehrer deutlich niedriger als zu Schuljahresbeginn, eine generelle Pflicht sei daher nicht mehr nötig. Diese von Politik wie der Schulfamilie begrüßte Entscheidung befeuerte jedoch die Forderungen nach der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten.
Trotz der wegfallenden Maskenpflicht im Klassenzimmer müssen vom Erstklässler bis zum Abiturienten auf dem übrigen Schulgelände alle weiterhin eine Mund-Nasen-Bedeckung anlegen. Und auch die Pflicht im Unterricht kann jederzeit wieder angeordnet werden, wenn die Infektionszahlen in der jeweiligen Region zu hoch sind. So verlängerte zum Beispiel die Stadt München am Freitag die Maskenpflicht für weiterführende Schulen, nachdem sie mit 50,7 den entscheidenden Grenzwert überschritten hatte.
Die Behörden orientieren sich dabei an einem Drei-Stufen-Plan: Werden in einer Stadt oder einem Landkreis mehr als 35 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner binnen einer Woche registriert, müssen im Normalfall alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse auch im Unterricht wieder eine Maske tragen, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Steigt der Wert auf über 50, gilt auch für Grundschüler Maskenpflicht, und der Mindestabstand ist obligatorisch. Dies wird aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten in der Regel dazu führen, dass Klassen aufgeteilt und im Wechsel in der Schule und zu Hause unterrichtet werden. Dieses grundsätzlich vorgesehene Vorgehen ist allerdings nicht obligatorisch; die Gesundheitsbehörden vor Ort können davon auch abweichen, beispielsweise wenn in dem Landkreis nur eine Gemeinde, ein Großbetrieb oder das Nachtleben besonderes betroffen ist.
Am Freitag wurden zudem wieder Stimmen laut, die Luftreinigungsgeräte für die Klassenzimmer forderten. «Eine Kurzumfrage unter den Gymnasien und Beruflichen Oberschulen zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht: Mehr als die Hälfte der rückmeldenden Schulen berichtet von vielen schlecht zu lüftenden Klassenzimmern», teilte etwa der Bayerische Philologenverband mit. Eine Investition in entsprechende Geräte würde das Infektionsrisiko gerade auch mit Blick auf die kalte Jahreszeit deutlich reduzieren. Auch die FDP-Landtagsfraktion argumentierte: «Da Tröpfcheninfektionen und winzige Aerosol-Partikel über die Luft eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Sars-CoV-2 spielen, reicht regelmäßiges Lüften im Unterricht bei Weitem nicht aus.»
Derzeit befinden sich nach den jüngsten Daten des Kultusministeriums vom Freitagnachmittag knapp 8500 der 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler sowie rund 770 Lehrkräfte in coronabedingter Quarantäne; vier Schulen sind aktuell komplett geschlossen. Bei 335 Kindern und Jugendlichen sowie 49 Lehrern wurde eine Infektion festgestellt. Insgesamt sind gut fünf Prozent der 150 000 Lehrkräfte derzeit aus verschiedenen Gründen krankgeschrieben oder wegen Corona vom Präsenzunterricht befreit, weil sie einer Risikogruppe angehören oder schwanger sind.
Diese Lehrer stellen weiterhin Unterrichtsinhalte etwa für den Distanzunterricht bereit oder lehren im Duett mit sogenannten Teamlehrkräften. 800 solcher Stellen wurden eigens geschaffen, mit 600 der rund 6000 Bewerbern gebe es inzwischen Vereinbarungen, berichtete Pizaolo.
Für den Wechsel in das Lernen zu Hause sieht der Minister die Schulen gut aufgestellt: Es gebe inzwischen klare Regeln und Strukturen sowie Vorgaben zu Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und regelmäßigem direkten Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Selbst mündliche Leistungsnachweise dürften inzwischen auf Distanz erbracht werden.
Dennoch bedauerte Piazolo mit Blick auf die strikten Hygienevorgaben auch für den Unterricht in den Schulen: «Es geht manches nicht, was pädagogisch sinnvoll ist.» Doch ein distanzierter Umgang, Frontalunterricht statt Arbeitsgruppen oder ausgefallene Klassenfahrten ließen sich nun einmal nicht vermeiden. «Es macht keinen Sinn zu jammern. Wir haben Corona, Corona nimmt keine Rücksicht auf Schule, deshalb müssen wir Rücksicht auf Corona nehmen und uns gut organisieren.»
18.09.2020 15.54 Uhr
Quarantäne für Schüler rechtens - Eilantrag gescheitert
Saarlouis/Homburg (dpa/lrs) - Ein Schüler, der gemeinsam mit einem positiv auf das Coronavirus getesteten Mitschüler betreut wurde, durfte für 14 Tage in häuslicher Quarantäne geschickt werden. Das entschied das Verwaltungsgericht des Saarlandes in Saarlouis in einem am Freitag veröffentlichten Beschluss (Az.: 6 L 977/20). Es wies damit einen Eilantrag der Eltern des betroffenen Schülers, der in eine Grundschule in Homburg geht, zurück.
Die Eltern hatten angegeben, ihr Kind habe keinen näheren Kontakt mit dem Infizierten gehabt und sei zudem zwei Mal negativ auf das Coronavirus getestet worden. Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht. Der Schüler habe sich während der Nachmittagsbetreuung mehr als 90 Minuten in einem Raum mit dem positiv getesteten Schüler aufgehalten. Auch die negativen Testergebnisse des Schülers seien nur «Momentaufnahmen» und rechtfertigten nicht die Annahme, dass der betroffene Schüler nicht mehr ansteckungsverdächtig sei. Die Anordnung der Quarantäne durch das Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises sei deshalb rechtens gewesen.
18.09.2020 13.58 Uhr
Generelle Maskenpflicht im Unterricht läuft aus - lokale Unterschiede
Auch wenn sich die bayerischen Schüler vorbildlich daran gehalten haben: Sie werden die Maskenpflicht im Unterricht wohl kaum vermissen. Die allgemeine Vorschrift läuft nun nach den ersten beiden Schulwochen aus. Dennoch darf die Bedeckung nicht überall herunter.
München (dpa/lby) - Bayerns Schüler können aufatmen: Die im Unterricht der weiterführenden Schulen zuletzt verpflichtende Maske darf ab nächster Woche wieder runter - sofern es das Infektionsgeschehen vor Ort zulässt. Die entsprechende Anordnung für die ersten beiden Wochen dieses Schuljahres laufe wie geplant aus, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag in München. Er sei überzeugt, dass die - von den Schülern gut befolgte - Maskenpflicht sinn- und wirkungsvoll gewesen sei. Doch nach nunmehr knapp zwei Wochen Unterricht sei die Gefahr durch Reiserückkehrer deutlich niedriger als zu Schuljahresbeginn, eine generelle Pflicht sei daher nicht mehr nötig.
Vom Erstklässler bis zum Abiturienten müssen jedoch alle jenseits ihres Sitzplatzes im Klassenzimmer weiterhin eine Mund-Nasen-Bedeckung auf dem übrigen Schulgelände anlegen. Und auch die Pflicht im Unterricht kann jederzeit wieder angeordnet werden, wenn die Infektionszahlen in der jeweiligen Region zu hoch sind.
Die Behörden orientieren sich dabei an einem Drei-Stufen-Plan: Werden in einem Landkreis mehr als 35 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner binnen einer Woche registriert, müssen im Normalfall alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse auch im Unterricht wieder eine Maske tragen, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Steigt der Wert auf über 50, gilt auch für Grundschüler Maskenpflicht, und der Mindestabstand ist obligatorisch. Dies wird aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten in der Regel dazu führen, dass Klassen aufgeteilt und im Wechsel in der Schule und zu Hause unterrichtet werden. Dieses grundsätzlich vorgesehene Vorgehen ist allerdings nicht obligatorisch; die Gesundheitsbehörden vor Ort können davon auch abweichen, beispielsweise wenn in dem Landkreis nur eine Gemeinde, ein Großbetrieb oder das Nachtleben besonderes betroffen ist.
Derzeit befinden sich nach den jüngsten Daten des Kultusministeriums vom Freitag knapp 7660 der 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler sowie rund 770 Lehrkräfte in coronabedingter Quarantäne; vier Schulen sind aktuell komplett geschlossen. Bei 298 Kindern und Jugendlichen sowie 46 Lehrern wurde eine Infektion festgestellt. Insgesamt sind gut fünf Prozent der 150 000 Lehrkräfte derzeit aus verschiedenen Gründen krankgeschrieben oder wegen Corona vom Präsenzunterricht befreit, weil sie einer Risikogruppe angehören oder schwanger sind.
Diese Lehrer stellen weiterhin Unterrichtsinhalte etwa für den Distanzunterricht bereit oder lehren im Duett mit sogenannten Teamlehrkräften. 800 solcher Stellen wurden eigens geschaffen, mit 600 der rund 6000 Bewerbern gebe es inzwischen Vereinbarungen, berichtete Pizaolo.
Für den Wechsel in das Lernen zu Hause sieht der Minister die Schulen gut aufgestellt: Es gebe inzwischen klare Regeln und Strukturen sowie Vorgaben zu Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und regelmäßigem direkten Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Selbst mündliche Leistungsnachweise dürften inzwischen auf Distanz erbracht werden.
Dennoch bedauerte Piazolo mit Blick auf die strikten Hygienevorgaben auch für den Unterricht in den Schulen: «Es geht manches nicht, was pädagogisch sinnvoll ist.» Doch ein distanzierter Umgang, Frontalunterricht statt Arbeitsgruppen oder ausgefallene Klassenfahrten ließen sich nun einmal nicht vermeiden. «Es macht keinen Sinn zu jammern. Wir haben Corona, Corona nimmt keine Rücksicht auf Schule, deshalb müssen wir Rücksicht auf Corona nehmen und uns gut organisieren.»
18.09.2020 07.33 Uhr
GEW: Arbeitsbelastung von Lehrern in Corona-Krise erneut gestiegen
Hannover (dpa/lni) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Belastung von Lehrerinnen und Lehrern in der Corona-Pandemie scharf kritisiert. Die Arbeitsbelastung sei schon vor der Krise hoch gewesen, aber während der Pandemie habe die Belastung noch einmal zugenommen, warnte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth im Gespräch mit der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag). «Viele Lehrkräfte sind am Rande ihrer Kräfte und völlig erschöpft.» Vor allem die Berufsschulen stünden «kurz vor dem Kollaps», weil dort der Lehrermangel seit jeher besonders groß und die Klassen voll seien.
Pooth beklagte, viele Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen hätten, flüchteten in vollzeitschulische Bildungsgänge: «Sie sind frustriert und haben keinerlei Perspektive.» Laut Industrie- und Handelskammer seien in Niedersachsen im laufenden Jahr 3500 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen worden als im Vorjahr - ein Rückgang um ein Viertel. «Mir haben Pädagogen berichtet, dass sie zwei Klassen gleichzeitig unterrichten müssen. Waren früher in einer Klasse mit 25 Schülern zwei schwierig, sind unter 25 Schwierigen jetzt zwei Lernwillige», sagte sie.
Belastend wirke sich aber auch aus, dass die Lehrkräfte die Einhaltung der Hygienevorschriften «ständig kontrollieren müssen». Sie müssten Kinder vom Schulhof abholen und in den Klassenraum bringen, sie müssten zudem überprüfen, dass die Schüler den Sicherheitsabstand einhielten. Und die Mühe scheine umsonst, wenn «die Schüler die Schule verlassen haben und in den überfüllten Schulbussen sitzen».
Auch kritisierte sie, das Land habe keine Lehren aus den vergangenen Monaten gezogen - man lerne besser in kleinen Lerngruppen und Schüler freuten sich über Rückmeldungen der Lehrer zu ihren Online-Aufgaben. Es sei ein Vorurteil, dass Lehrer im Homeoffice «abgetaucht» seien. «Wie engagiert sie sind, zeigt doch auch, dass eigentlich 17 Prozent der Lehrkräfte zur Corona-Risikogruppe gehören und zu Hause bleiben könnten, tatsächlich aber nur 6 Prozent auch davon Gebrauch machen.»
18.09.2020 05.30 Uhr
Nach zwei Wochen Unterricht: Kultusminister Piazolo zieht Bilanz
Es ist ein ganz besonderes Schuljahr, das betonen alle Verantwortlichen immer wieder unisono. Am augenfälligsten: Erstmals müssen alle Schüler ab der fünften Jahrgangsstufe auch im Unterricht Masken tragen. Nun gibt der Minister bekannt, wie lange noch.
München (dpa/lby) - Kann die Maske im Unterricht nächste Woche runter oder nicht? Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zieht am Freitag (10.00 Uhr) in München Bilanz über die ersten beiden Wochen des neuen Schuljahres. Dabei dürfte es vor allem um die Frage gehen, ob die derzeit an allen weiterführenden Schulen geltende Maskenpflicht im Unterricht verlängert wird oder nicht. Piazolo hatte bereits angedeutet, dass diese «Zumutung» wie geplant Ende dieser Woche auslaufen dürfte.
Es ist ein Novum, dass sich Schüler und Lehrer im Unterricht nicht ins Gesicht schauen können. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hat das Kultusministerium angeordnet, dass alle Personen auf dem kompletten Schulgelände einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.
Eine Ausnahme gilt grundsätzlich nur im Unterricht - doch für die ersten beiden Schulwochen gab es eine Ausnahme von der Ausnahme: Um die Auswirkungen möglicherweise infizierter Reiserückkehrer nach den Sommerferien abzufedern, mussten alle Schüler der weiterführenden Schulen für neun Tage auch im Unterricht eine Alltagsmaske tragen.
Es ist nicht die einzige Maßnahme, die Schüler wie Lehrer vor einer Ansteckung schützen soll. So bleiben die Klassenverbünde so weit wie möglich unter sich. Neben Abstandsregeln gibt es genaue Hygienevorgaben, etwa zum Lüften oder für den Musik- oder Sportunterricht. Und: Erkältete Schülerinnen und Schüler müssen mindestens 24 Stunden zu Hause bleiben. Eine Ausnahme gibt es auch von dieser Regel, und zwar für Grundschüler: Sie dürfen analog zu Krippen- und Kindergartenkindern bei guter Infektionslage auch mit Schnupfen und leichtem Husten die Schule besuchen.
Zudem arbeiten die Behörden mit einem sogenannten Stufenplan: Werden in einem Landkreis mehr als 35 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner binnen einer Woche registriert, müssen im Normalfall alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse auch im Unterricht wieder eine Maske tragen, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Steigt der Wert auf über 50, gilt auch für Grundschüler Maskenpflicht und der Mindestabstand ist zwingend. Dies wird aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten in der Regel dazu führen, dass Klassen wieder aufgeteilt und im Wechsel in der Schule und zu Hause unterrichtet werden.
18.09.2020 04.40 Uhr
Lehrerverband: «Eigentliche Bewährungsprobe steht uns noch bevor»
Berlin (dpa) - Nach dem Start des Schuljahres in allen Bundesländern ziehen Lehrervertreter und Bildungsgewerkschaften eine durchwachsene Zwischenbilanz. Dass es unter Corona-Bedingungen bis jetzt so gut funktioniert habe, liege weniger an «vollmundigen Hygieneplänen» der Kultusministerkonferenz und der einzelnen Landesministerien, sondern daran, dass das Infektionsgeschehen in Deutschland derzeit noch überschaubar sei, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der Deutschen Presse-Agentur. «Die eigentliche Bewährungsprobe steht uns noch bevor», sagte er mit Blick auf den Herbst und Winter.
«Alle geben sich wirklich Mühe, aber es läuft ein bisschen auf gut Glück», sagte Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Es gebe viel Verunsicherung. Schulleitungen beschwerten sich, dass vieles an ihnen hängenbleibe und der Rückhalt von der Politik fehle. «Es gibt Vorgaben, die zum Teil – etwa wegen baulicher Gegebenheiten – nicht erfüllt werden können. Und wenn dann etwas schiefgeht, heißt es da hat wohl jemand 'ne Party gefeiert.» Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, äußerte sich ähnlich. «Das neue Schuljahr ist mit großen Unsicherheiten gestartet, die bis heute nicht ausgeräumt wurden.»
17.09.2020 17.35 Uhr
Neun Schüler und drei Lehrer an Rostocker Schule infiziert
Wochenlang war es rund um das Coronavirus ruhig in Rostock. Nun ist es mit Macht wieder in der Hansestadt aufgetaucht.
Rostock (dpa/mv) - An der Hundertwasser-Gesamtschule in Rostock-Lichtenhagen sind neun Schüler und drei Lehrer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Für knapp 800 Schüler und mehr als 80 Beschäftigte der Schule sei deshalb eine umfassende Quarantäne ausgesprochen worden, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit. Sie dürften sich nur noch im häuslichen Umfeld aufhalten. Aufgehoben werde die Isolierung erst nach einem zweimaligen Test mit negativem Ergebnis.
«Jetzt kommt es darauf an, schnell und wirkungsvoll zu sein. Das Virus ist unter uns und wir müssen sofort und umfassend dafür sorgen, dass es sich nicht weiter verbreiten kann», sagte Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos). Die Mithilfe aller Betroffenen und deren Umfeld sei nötig. «Bitte bleiben Sie streng in der angeordneten Umgebung. Es geht um den Schutz aller», mahnte Madsen.
Zunächst war am Dienstag bei einer Lehrerin ein positiver Befund erstellt werden. Anschließend war die Schule am Mittwoch nach positiven Tests bei zwei weiteren Lehrern vorübergehend geschlossen worden. Die erste Vermutung, dass die Lehrerin das Virus in die Schule hineingetragen hat, scheinen sich nicht zu bestätigen, sagte Stadtsprecher Ulrich Kunze. Es werde davon ausgegangen, dass es aus der Schülerschaft stamme. Belastbare Details lägen aber nicht vor.
Die neun infizierten Schüler seien aus mehreren Klassenstufen, sagte Kunze. Die sei der Grund, dass die ganze Schule in Quarantäne geschickt worden sei. Details zur Übertragung müssten nun geklärt werden. Das Modell der Landesregierung zur Verhinderung von Übertragungen sieht vor, dass bei den älteren Schülern jeweils zwei aufeinanderfolgende Klassenstufen feste Gruppen bilden. Kontakte zu Mitschülern sind nur innerhalb einer Gruppe erlaubt.
Ein Krisenstab im Rathaus hat die Arbeit aufgenommen und koordiniere das weitere Vorgehen, wie Kunze weitere berichtete. Am Freitag soll das Bürgertelefon seine Arbeit wieder aufnehmen und Fragen Ratsuchender beantworten. Ratsuchende Eltern und Familienangehörige könnten ein digitales Merkblatt nutzen, das über Quarantäne-Regeln, Symptome und Ansprechpartner informiert.
17.09.2020 15.04 Uhr
Schulsenatorin Scheeres ist in Quarantäne
Berlin (dpa) - Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist daheim in Quarantäne, weil sie nach Angaben ihrer Behörde auf das Ergebnis eines Corona-Tests wartet. Sie habe den Test vorsorglich machen lassen, erläuterte ein Sprecher der Bildungsverwaltung am Donnerstag. Er bestätigte damit einen Bericht der «Berliner Morgenpost» und andere Medienberichte. Grund sei, dass Scheeres bei einer größeren Gesprächsrunde einer Person begegnet sei, die anschließend positiv getestet worden sei.
Die Veranstaltung sei nicht in der Bildungsverwaltung gewesen. «Wir gehen davon aus, dass es keinen direkten Kontakt gegeben hat», sagte der Sprecher. Scheeres sei vorübergehend zu Hause geblieben, bis das Testergebnis feststehe. Das gelte auch für ihre Staatssekretärin in der Bildungsverwaltung. Mit einem Ergebnis des Tests werde voraussichtlich Freitag gerechnet.
17.09.2020 11.08 Uhr
Gericht: Attest gegen Maskenpflicht an Schulen nur mit Diagnose
Ein simpler Satz ohne jegliche Diagnose auf einem ärztlichen Attest reicht nicht aus, um Kinder und Jugendliche von der Maskenpflicht in den Schulen zu befreien. Das hat nun ein Gericht entschieden. Einer der Gründe: Sonst bestehe die Gefahr von Gefälligkeitsattesten.
Würzburg (dpa/lby) - Ein pauschales Attest ist nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Würzburg für die Befreiung von der Maskenpflicht in Schulen zu wenig. Atteste, die Schülern ohne jede Begründung bescheinigten, aus gesundheitlichen Gründen keine Mund-Nasen-Masken tragen zu können, reichten nicht aus um glaubhaft zu machen, dass das Tragen einer Alltagsmaske tatsächlich unzumutbar sei, argumentierte das Gericht in einer am Donnerstag veröffentlichten Eilentscheidung. «Es fehlt an der konkreten Diagnose eines Krankheitsbildes.»
Im vorliegenden Fall hatte eine Mutter stellvertretend für ihre sieben und neun Jahre alten Grundschülerinnen geklagt, weil ihre Kinder trotz eines pauschalen Attestes zunächst vom Unterricht ausgeschlossen und später alternativ zum Tragen eines Visieres aufgefordert worden waren.
Das Gericht fand die Anordnung einer Maskenpflicht zur Bekämpfung der Corona-Pandemie grundsätzlich verhältnismäßig. Zudem hätten die Schülerinnen nicht glaubhaft gemacht, dass ihnen das Tragen einer Maske aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich oder unzumutbar sei; das aus einem Satz bestehende pauschale Attest reiche dafür nicht aus. «Für eine Glaubhaftmachung bedarf es somit - wie auch in anderen Rechtsgebieten - ärztlicher Bescheinigungen, die konkrete und nachvollziehbare Angaben enthalten», hieß es in der Entscheidung. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Gefälligkeitsatteste die Maskenpflicht und deren Wirksamkeit unterliefen.
In Bayerns Schulen müssen Schüler wie Lehrer auf dem gesamten Gelände eine Maske tragen, also etwa auch in der Pause oder auf dem Weg zur Toilette. In den ersten neun Tagen des Schuljahres galt die Pflicht wegen der Reiserückkehrer zudem auch im Unterricht - ausgenommen davon waren allerdings die Grundschüler.
Würzburg ist aktuell einer der Schwerpunkte der Pandemie in Bayern. Seit Tagen wird dort der Grenzwert von mehr als 50 Infizierten pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gerissen. Nach den jüngsten Daten vom Mittwoch lag der Inzidenzwert bei 75.
17.09.2020 10.01 Uhr
Lehrerfortbildung in Corona-Zeiten ausgeweitet
Mainz (dpa/lrs) - Die Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz haben in diesem Jahr verstärkt an Fortbildungsangeboten teilgenommen. Seit Beginn der Corona-Pandemie Ende Februar hätten mehr als 12 000 Lehrerinnen und Lehrer insgesamt 465 Fortbildungsangebote des Pädagogischen Landesinstituts genutzt, teilte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Donnerstag in einer Fragestunde des Landtags in Mainz mit. Hinzu komme die Arbeit von zwei weiteren Instituten mit kostenlosen pädagogischen Fortbildungsangeboten.
Allein in den Sommerferien nutzten 10,2 Prozent der Lehrkräfte nach Angaben Hubigs die unterrichtsfreie Zeit für ihre Fort- und Weiterbildung - gut 26 Mal so viel wie im vergangenen Jahr. «Trotz der zusätzlichen Belastungen der Corona-Pandemie haben Lehrkräfte Fortbildungen besucht, um sich für die Digitalisierung fit zu machen», sagte die Ministerin. Das Pädagogische Landesinstitut habe neue Fortbildungsformate entwickelt, um den Corona-Bedingungen gerecht zu werden.
16.09.2020 16.25 Uhr
Schärfere Corona-Regeln für Schulen in Mecklenburg-Vorpommern
Schwerin (dpa) - Aus Sorge vor vermehrten Corona-Infektionen im Herbst hat das Schweriner Bildungsministerium die Hygiene-Auflagen für die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern verschärft. Danach müssen die Eltern künftig eine Erklärung abgeben, ob ihr Kind in einem Risikogebiet gewesen ist, ob es Kontakt zu infizierten Personen hatte und ob es gesund ist. Geben sie diese Erklärung nicht ab, darf das Kind nach den Herbstferien bis zu zwei Wochen lang die Schule nicht besuchen. Das geht aus einer neuen Verordnung hervor, die am Mittwoch in Kraft getreten ist. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Schüler, die für den Schulweg Bus oder Bahn nutzen, sollen künftig auch auf dem Schulweg einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn sie in großen Gruppen zusammen sind und der Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten werden kann. Das ist oft an Haltestellen der Fall.
Als Grund für die neuen Regeln gibt das Ministerium die wieder gestiegenen Infektionszahlen mit dem Coronavirus in Deutschland und auch in Mecklenburg-Vorpommern an. Zuletzt waren im Nordosten binnen sieben Tagen 27 Ansteckungen registriert worden (Stand: 10. September).
15.09.2020 12.23 Uhr
Überlegungen für längeres Corona-Testangebot an Schulen und Kitas
Schwerin (dpa/mv) - Die Linke im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat eine Verlängerung des Corona-Testangebots für Schulmitarbeiter über die Herbstferien hinaus gefordert. «Gerade nach der Reisewelle in den Ferien müssen Testungen vorgenommen werden, um Lehrkräfte als Überträger auszuschließen», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg am Dienstag. Es müsse verhindert werden, dass Schulen und Ausbildungseinrichtungen sich zu Hotspots des Infektionsgeschehens entwickelten. Die einwöchigen Herbstferien beginnen am 5. Oktober.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte allen Schul- und Kita-Mitarbeitern jeweils fünf kostenlose Corona-Tests zwischen den Sommer- und den Herbstferien angeboten. In den ersten zwei Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres Anfang August hatten davon allerdings nur rund zwei Prozent der Beschäftigten an den Schulen Gebrauch gemacht, wie es aus dem Bildungsministerium hieß. Aktuellere Zahlen lagen zunächst nicht vor.
Auch in den Kitas sei die Nutzung der Testmöglichkeit gering, hieß es aus dem Sozialministerium. Nach Worten von Ministeriumssprecher Alexander Kujat gibt es dennoch Überlegungen in der Landesregierung, das Testangebot über die Herbstferien hinaus zu verlängern. Es war vor allem eingeführt worden, um dem Personal in Kitas und Schulen mehr Sicherheit zu geben.
Mecklenburg-Vorpommern ist bundesweit am geringsten von Corona betroffen, es gibt aber immer wieder vereinzelte Infektionen an Bildungseinrichtungen. Aktuell sind die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege in Güstrow mit sieben Fällen und eine Berufsschule in Greifswald mit einem Fall betroffen.
15.09.2020 12.23 Uhr
Berlins Schulen sollen CO2-Messgeräte bekommen
Berlin (dpa/bb) - CO2-Messgeräte sollen den Lehrern in Berliner Schulen künftig erkennen helfen, wann es Zeit zum Lüften ist. Das ist während der Corona-Pandemie umso wichtiger, weil häufiges Lüften als Maßnahme empfohlen wird, das Risiko zu senken, sich mit dem Covid-19-Virus zu infizieren.
«Wenn der CO2-Gehalt in der Raumluft steigt, verfärbt sich die Anzeige von Grün über Gelb auf Rot», sagte Martin Klesmann, Sprecher der Senatsbildungsverwaltung, der «Berliner Morgenpost» (Dienstag) über die Funktionsweise der Messgeräte. Spätestens bei Gelb-Rot sollten die Fenster geöffnet werden, möglichst auch die Tür, damit Durchzug entsteht.
Mit dem Ende des Sommers nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass die Fenster in Schulen regelmäßig geöffnet werden. Die Kohlendioxid-Messgeräte sind den Angaben zufolge kaum größer als ein Wecker. Die Anschaffung laufe über die Senatsbildungsverwaltung. Kosten und Anzahl der C02-Messgeräte, die jede Schule bekommen soll, sind noch offen. Laut Bildungsverwaltung bekommt aber nicht jeder Klassenraum ein eigenes CO2-Messgerät; infrage kommen etwa besonders große Lerngruppen oder Räume, die sich schlecht lüften lassen.
Tom Erdmann, Vorsitzender der Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), begrüßte den Einsatz der Geräte. «Ich halte das für eine gangbare Möglichkeit», sagte er der Zeitung. Aber besser wäre natürlich, sie in größerer Anzahl zu haben, «am besten in jedem Klassenzimmer». Landeselternsprecher Norman Heise schätzt das ähnlich ein: «Warum kann man das nicht flächendeckend machen?»
Dagegen ist der Einsatz von Luftreinigern mit Luftfiltern noch nicht sicher. An einigen wenigen Berliner Schulen startet nach Angaben der Bildungsverwaltung ein Pilotprojekt mit Hepa-Filtern, die auch Viren aus der Luft entfernen sollen. Wie effektiv das sei, müsse zunächst getetet werden, sagte der Sprecher der Senatsverwaltung. Die Zahl der belastbaren Studien zu dem Thema sei überschaubar.