AOK: Hamburger Eltern vermuten häufig ADHS bei ihrem Kind
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten psychischen Störungen im Kinder- und Jugendalter. Besonders oft vermuten Eltern in Hamburg diese Störung.
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Dienstag, 12. November 2024
Dieses und vergangenes Jahr sind junge Menschen in MV an Ecstasy gestorben. Solche Drogen üben einer Expertin zufolge auf die Jugend einen größeren Reiz aus. Grund sei auch die Cannabis-Legalisierung.
Foto von Alexander Grey auf Unsplash
Rostock/Zingst (dpa/mv) - Die Teil-Legalisierung von Cannabis für Erwachsene macht andere Drogen wie etwa Ecstasy nach Auffassung einer Expertin reizvoller für Jugendliche. Bisher habe das Rauchen von Cannabis einen subversiven Charakter gehabt, sagte Clara Evers-Zimmer, Fachdienstleitung der Suchtberatung der Caritas für die Hansestadt Rostock und den umliegenden Landkreis, der Deutschen Presse-Agentur. Das entnehme die Psychologin und Psychotherapeutin Therapiegesprächen. Durch die Legalisierung sei das Subversive weggefallen. «Sie suchen dann natürlich nach anderen Wegen, um genau das auszudrücken, was in der Jugendzeit schon immer ausgedrückt werden musste: den Protest, die Rebellion, die Abgrenzung.»
Dafür werde nicht zu harmloseren Substanzen gegriffen, sondern beispielsweise zu Ecstasy oder etwa zu sogenannten Badesalzen oder «Spice». Dabei handelt es sich um psychoaktive Substanzen, die laut Evers-Zimmer eine unvorhersehbare Wirkung haben.
Ende September war ein 15-Jähriger in Zingst gestorben - wegen der Einnahme gleich mehrerer Ecstasy-Pillen, wie die Polizei unter Verweis auf ein toxikologisches Gutachten der Rechtsmedizin mitteilte. Voriges Jahr war eine 13-Jährige aus Altentreptow nach dem Konsum von besonders potentem Ecstasy gestorben. Weitere Mädchen waren nach dem Konsum solcher Pillen in Kliniken gekommen.
Der physische Schaden und das Abhängigkeitspotenzial etwa von Alkohol werden laut Evers-Zimmer zwar eigentlich als größer eingestuft als bei Ecstasy. Diese Klassifizierung beziehe sich allerdings auf Erwachsene.
Für Jugendliche ergebe sich besonders aus einem anderen Aspekt Gefahr, erklärte die Expertin. «Die Schwierigkeit beim Ecstasy ist ja, dass es eine linear wirkende Droge ist.» Das bedeute mit der Steigerung der Dosis gingen keine Warnsignale einher. «Die Person selber merkt nicht, dass sie auf den Tod zuläuft. Es gibt keine biologischen Warnzeichen, die jetzt sagen: "Okay, ich müsste jetzt mal aufhören".» Beim Alkohol hingegen würden etwa Übelkeit oder Unwohlsein auftreten. Nicht so bei Ecstasy. «Das wirkt weiter und weiter, bis der Tod eintritt.»
Dass sich das Gehirn Jugendlicher noch in der Entwicklung befinde, verschärfe das Problem. Der Teil, der für die Planung von Handlungen und auch die Steuerung möglicher Konsequenzen zuständig sei, sei noch nicht ausgereift. «Der ist bei jungen Männern noch viel später ausgereift als bei jungen Frauen.» Stattdessen reagiere das Gehirn junger Menschen nur auf Belohnungsreize. Die Belohnungswirkung der Droge erschwere es insbesondere den Jugendlichen, adäquat zu reagieren. Sie bedürften daher besonderem Schutz.
Nach Aussage von Evers-Zimmer gibt es im Rostocker Innenstadtgebiet in den Klassenstufen neun bis zehn Klassen, in denen etwa 80 bis 90 Prozent der Schüler Konsumerfahrungen mit Drogen haben. «Vor allen Dingen mit Cannabis und dann aber auch nachfolgend mit MDMA, also Ecstasy.»
Dass der Konsum eher zunehme, sehe sie auch daran, dass vermehrt Menschen im Alter von Anfang 20 zur Beratung kämen, die mit 16 mit Drogen angefangen hätten und jetzt einsähen, dass sie davon wegkommen müssten. Ebenso kämen vermehrt besorgte Eltern.
Zu Möglichkeiten der Prävention sagte die Expertin, dass Kindern und Jugendlichen Aktivitäten ermöglicht werden müssten, die Belohnungsgefühle ermöglichten. Sie nannte Erlebnis- oder Waldpädagogik oder als Beispiel den Besuch eines Kletterwalds. Hier könnten sich Erwachsene im Hintergrund halten, seien teilweise auch unterlegen, was die Fähigkeiten anginge. Jugendliche könnten sich beweisen und Nervenkitzel verspüren. «Meiner Meinung nach gibt es da zu wenige Möglichkeiten.» Ein Problem sei auch, dass soziale Erfahrungen durch die Corona-Pandemie weggefallen seien.
«Ich erlebe viel soziale Unsicherheit und Selbstwertprobleme bei den Jugendlichen.» Es gebe zudem viel Druck auch durch die sozialen Medien. Wichtig sei, dass Erwachsene hinschauten und mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch seien. «Fragen stellen, sich dumm stellen, neugierig bleiben, ja akzeptieren, dass ein 14-Jähriger sich erwachsener fühlt als ein 40-Jähriger» sowie möglichst oft Gelegenheiten für Belohnungen schaffen, darum gehe es.