Schulkinder nach Distanzunterricht mit großen Handschrift-Defiziten
Der digitale Wandel und die Corona-Pandemie haben unter anderem bei der Handschrift von Schülerinnen und Schülern Spuren hinterlassen.
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Die Pubertät ist eine emotionale Achterbahnfahrt – nicht nur für Kinder, sondern auch für die Eltern. Und leider sacken die schulischen Leistungen in dieser aufregenden Zeit des Erwachsenwerdens oft ab.
Auch wenn es Eltern nicht immer so vorkommt: Ein Kind in der Pubertät leistet wahnsinnig viel, lernt täglich unzählige Dinge und muss sich mit völlig neuen Emotionen auseinandersetzen. Ganze Gehirnareale unterliegen während der Pubertät so tiefgreifenden Umstrukturierungen, dass eigentlich ein »Wegen Umbauarbeiten geschlossen!«-Schild davor hängen müsste. Was wir als Eltern oft als »null Bock« wahrnehmen, ist also alles anderes als »Nichtstun«.
Von Antriebslosigkeit kann also bei Kindern in der Pubertät kaum die Rede sein. Sie entwickeln und entfalten sich nur so rasant in so viele verschiedene Richtungen, dass das Interesse an der Schule zwangsläufig zeitweise leidet. Denn aus Sicht der Kinder sind jetzt Identitätsfindung und Beziehungen zu gleichaltrigen Freunden und Freundinnen viel wichtiger als Formeln und Vokabeln. Auch der Weg in die Eigenständigkeit ist ein wichtiger Lernprozess, der viel Energie kostet. So mancher Teenager schießt dabei auch mal übers Ziel hinaus und kommt seiner Familie ziemlich ungenießbar vor. Nur Verständnis für die Situation des Kindes und seine Versuche, sich erwachsen und selbstbestimmt zu verhalten, bringt Eltern die Gelassenheit, die sie brauchen, um diese Zeit möglichst entspannt zu überstehen.
Die Pubertät ist eine Zeit des Ausprobierens, des Testens und auch der Rebellion. Kinder nehmen die Umstände, in denen sie leben, als gegeben hin. Jugendliche hinterfragen sie und testen Grenzen. Für Lehrer und Eltern bedeutet das eine anstrengende Phase. Denn plötzlich müssen sie sich Diskussionen stellen und sich selbst damit auseinandersetzen, dass Teenager ihre Autorität oder ihren Lebensstil hinterfragen. Jeder Lehrer kennt die Frage »Wofür brauche ich das denn überhaupt?« und oft genug ist es gar nicht so leicht, diese Frage sinnvoll zu beantworten.
Vielen Schülern wird in der Pubertät auch bewusst, dass sie während ihrer bisherigen Schulzeit demotivierende Erlebnisse angesammelt haben. Oft tut sich zwischen der Eigenwahrnehmung der Schüler und der Benotung eine schmerzliche Lücke auf. Der eine Schüler arbeitet wirklich hart, um eine Vier zu bekommen, dem anderen fliegen die Einser nur so zu, obwohl er gar nichts dafür tut. Das fühlt sich für viele Schüler – berechtigterweise – ungerecht an. Das Gefühl, nicht richtig wertgeschätzt und wahrgenommen zu werden, ist für jeden Menschen demotivierend, besonders aber für sensible Kinder in der Pubertät.
Auch die sozialen Erfahrungen in der Schule spielen eine wichtige Rolle bei der Motivation. In einer Klasse, in der Einserkandidaten als Streber ausgeschlossen werden, ist der einzig logische Schritt für viele gute Schüler der Weg in die Leistungsverweigerung. Denn in der Pubertät ist es viel wichtiger, im Hier und Jetzt dazuzugehören, als sich auf ein gutes Abitur vorzubereiten.
Natürlich wünschen alle Eltern ihren Kindern schulische Erfolge, denn sie ebnen den Weg in ein erfülltes Berufsleben. Allerdings machen Eltern aus diesem Wunsch heraus manchmal den Fehler, als ein »verlängerter Arm des Gesetzes« zu Hause die besseren Lehrer zu sein. Lehrer haben die Aufgabe, Bildung zu vermitteln, Lernzielkontrollen durchzuführen und Schüler zu benoten. Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder zu lieben, wie sie sind. Wenn die schulischen Leistungen zeitweise absacken, weil die Pubertät viel Kraft und Energie kostet, ist Leistungsdruck keine Hilfe.
Gelassenheit, Humor und viel Toleranz sind die einzigen Gegenmittel im Umgang mit schwierigen Teenagern. Der Gedanke, dass die Pubertät nur eine Phase ist, in der aber wichtige Lernschritte fürs ganze Leben vollzogen werden, sollte Eltern helfen, die Leistungen ihres Kindes zu schätzen – auch, wenn sie sich vielleicht nicht auf dem Zeugnis widerspiegeln. Statt mit Druck Gegendruck zu erzeugen, sollten Eltern also lieber die Lernschritte ihres Kindes ganzheitlich betrachten und nicht nur die schulischen Leistungen sehen. Praktische Hilfestellung auf der Suche nach einem neuen, eigenverantwortlichen Lernstil sorgt auch schnell wieder für Erfolgserlebnisse!
Sacken die Schulnoten sehr plötzlich ab, sollten Eltern herausfinden, ob es einen bestimmten Auslöser dafür gibt, wie beispielsweise Mobbing, den ersten Liebeskummer oder Probleme mit einem bestimmten Lehrer. Für konkrete Probleme finden sich oft auch konkrete Lösungen. Geduldig nachzufragen und dann praktische Unterstützung anzubieten ist in solchen Fällen viel effektiver als Hausaufgaben zu kontrollieren oder Vorwürfe zu machen!
Abnabelung und das Gefühl, Dinge allein regeln zu können, sind in der Pubertät für viele Kinder besonders wichtig, denn sie bedeuten den ersten Schritt in erwachsenes Handeln. Wir sollten es als Eltern also nicht persönlich nehmen, wenn wir das Gefühl haben, ausgeschlossen zu werden. Damit die Kommunikation aber nicht abreißt, ist es umso wichtiger, liebevoll, aber unaufdringlich immer wieder Gesprächsbereitschaft zu zeigen – ohne erhobenen Zeigefinger.
So schwierig ist es gar nicht, Kindern das Lernen wieder schmackhaft zu machen, wenn wir als Eltern verstehen, dass die Bedürfnisse sich in der Pubertät ändern. Altersentsprechende Lernangebote wie »Wenn du deine Freunde zum Lernen einlädst, bestelle ich euch Pizza!« kommen oft viel besser an als Ermahnungen. Auch wird es spätestens jetzt Zeit, den Lerntyp des Kindes zu respektieren. Ja, es gibt tatsächlich Teenager, die sich besser konzentrieren können, wenn laute Musik aus dem Zimmer dröhnt!
Kinder wachsen heute mit digitalen Medien auf und finden es selbstverständlich, Informationen aus dem Internet zu beziehen. Und es gibt tatsächlich coole YouTuber, die binomische Formeln erklären und es gibt Influencer, die ihren Followern Fremdsprachen schmackhaft machen. Teenagern Medienkompetenz zu vermitteln und auf ihren Wissenshunger zu vertrauen bringt also viel mehr als Handyverbot bei schlechten Noten!
Autor: F.H.