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Freie Waldorfschule Filstal, Göppingen-Faurndau

Gesamtnote 5,0

Statt Individualität Konformität & fehlende Förderung

Als Eltern von zwei ehemaligen Schülern dieser Schule können wir leider nur von sehr negativen Erfahrungen berichten. In den Einführungselternabenden wurden uns tolle pädagogische Konzepte und Lehrmethoden vorgestellt, durch die die Individualität der Kinder gewürdigt und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gut begleitet und gestärkt werden sollten. Dies waren für uns wesentliche Gründe, unsere beiden Kinder auf diese Schule zu schicken. Nach zwei und vier Jahren haben wir unsere Kinder auch auf deren eigene Wünsche hin von der Schule genommen, weil sie sich völlig unterfordert und nicht wahrgenommen gefühlt haben und die soziale Situation in beiden Klassen sehr schwierig war (die Kinder wurden sich in der Lösung von Konflikten weitestgehend selbst überlassen und Kinder, die sich am Ende einer Eskalationskette wehrten, mussten ohne Klärung des Verlaufs von den Eltern abgeholt werden, was mehrfach passiert ist und dazu führte, dass sich viele Kinder und auch unsere Kinder rein aus der Beobachtung dieses Vorgehens nicht trauten, sich zu wehren). Die Lehrer (man muss übrigens kein staatlich ausgebildeter Lehrer sein, um hier unterrichten zu können, die Teilnahme am Waldorfseminar über einige Zeit hinweg befähigt ohne Studium zum Lehrer) überschätzen sich völlig darin, eine Klasse mit in der Regel 38 Kindern (wir hatten zeitweise 40 Kinder in einer Klasse) gut leiten zu können. Das ging vermutlich noch zu Steiners Zeiten, als Kinder leider noch Angst vor dem Lehrer haben mussten (auch in der Waldorfschule haben Kinder Angst vor einigen Lehrern, die gerne Kinder vor der ganzen Klasse mit Fehlern bloß stellten oder vorne beim Lehrer in der Ecke stehen ließen, Strafarbeiten wurden zudem oft verteilt und mussten von den Kindern teils weinend neben dem Lehrer bearbeitet werden). Es ist überwiegend sehr laut in den Klassen, so dass oft kaum Unterricht oder ein Konzentrieren auf diesen möglich war. Von einigen Lehrern wurde daher viel rumgeschrien. Im Hauptunterricht, der jeden Morgen zwei Stunden im Klassenverband stattfindet und in Epochen immer wieder Deutsch und Mathe abdeckt, sind es dann immer um die 38 Kinder, nur für den Fachunterricht werden die Klassen geteilt, was an der Lautstärke aber leider wenig änderte. An dem Konzept der großen Klassen wird wie an vielen anderen von Steiner seinerzeit fortschrittlich gedachten Konzepten dogmatisch festgehalten. Dabei müsste man diese notwendigerweise an aktuelle entwicklungspsychologische Erkenntnisse anpassen, um heutigen Kindern gerecht zu werden. Aber wie überall im Dogmatismus schadet das starre Festhalten und Missverständnis von ursprünglich gut gedachten und gut gemeinten Konzepten den Menschen, auf die sie angewendet werden. Wenn Kinder Förderbedarf haben, haben wir in der Beobachtung miterlebt, dass dieser jahrelang von der Schule gegenüber den Eltern weggeredet wurde, um dann zu einem späteren Zeitpunkt, wenn auch die Schule erkennt, dass etwas nicht stimmt, diesen Familien den Schulvertrag zu kündigen, da das Kind auf der (Gesamtschule!) Waldorfschule nicht mehr ausreichend gefördert werden könne. Der Weg dieser Kinder ist völlig verbaut, denn ein Wechsel ins staatliche Schulsystem ist nach unserer Erfahrung bereits nach 2 Jahren wegen der großen Lücken insbesondere in deutscher Rechtschreibung und Lesefertigkeiten nur möglich, wenn man eine sehr negative Stigmatisierung mit defizitorientierten Rückmeldungen für das eigene Kind in Kauf nehmen möchte. Nach 4 Jahren ist beim Wechsel ins staatliche Schulsystem das Wiederholen der Klasse notwendig, was aber vor dem Hintergrund, dass die Kinder ja eh schon vom Waldorfkonzept her später eingeschult werden, den Selbstwert des Kindes gegenüber den deutlich jüngeren Klassenkameraden zusätzlich belastet. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass es nur einmal im Jahr ein schriftliches Zeugnis (von der Schule für die Eltern und nicht für die Kinder vorgesehen) mit notenlosen Bewertungen gibt, in dem hauptsächlich die erbrachten Leistungen der Lehrer beschrieben werden und teils nur ein Satz (vor allem von den Fachlehrern) über das ganze Schuljahr zum eigenen Kind drin steht. Entwicklungsgespräche sind nicht vorgesehen und müssen von den Eltern erfragt werden. So fehlt den Kindern die notwendige und motivierende Rückmeldung über ihre schulischen Leistungen gerade in den ersten Schuljahren sehr, was bei unseren Kindern ihre intrinsische Lernmotivation erstickte. "Das interessiert doch eh niemand", bekamen wir oft von unseren Kindern zu hören.
Wenn man sich für diese Schule entscheidet, muss einem klar sein, dass nach unserer Einschätzung lange Jahre nur ein unteres Mittelniveau an Lerninhalten bedient wird, in beide Richtungen kaum gefördert wird, und es nur mit äußerst großen Folgen für die ganze Familie (wir nehmen täglich viel Autofahrzeit in Kauf aus Mangel an alternativen Schulen vor Ort, was auch die soziale Integration belastet) zu einem Schulwechsel kommen kann. Zudem sollte einem bewusst sein, dass man für diese Privatschule ein beträchtliches Schulgeld zahlen, in der Schule regelmäßige Putzdienste wahrnehmen und an vielen weiteren Ecken außergewöhnlich viel elterliches Engagement einbringen muss, was wir gerne getan haben, aber was den Kindern auch letztlich wirklich zugute kommen und zu guten Resultaten führen sollte.
Alle konstruktiv geäußerte Kritik von uns und mehreren anderen Familien hat leider am Ende zu keiner positiven Entwicklung geführt, weil am liebsten alles unter den heiligen Waldorfmantel gekehrt wird. Viele der geschilderten Probleme haben wir auch in anderen Klassen mitbekommen. Da eine hierarchische Struktur mit klaren Ansprechpartnern fehlt (was erstmal gut klingt), gibt es leider immer wechselnde Ansprechpartner und niemand fühlt sich wirklich zuständig. Wir haben schließlich auch den Freien Bund der Waldorfschulen als übergeordnete Institution eingeschaltet mit der ernüchternden Folge, dass auch dieser für unsere Berichte nur einen Dank ausgesprochen und uns alles Gute gewünscht hat. Passiert ist für uns nichts Erkennbares. Wir sind froh, den Absprung von dieser Schule noch einigermaßen rechtzeitig für unsere Kinder geschafft zu haben. Viele andere Familien sind laut deren Berichten trotz der großen Unzufriedenheit geblieben, weil sie keine Alternativen für ihre Kinder und sich sahen und nicht, weil sie glücklich sind mit dem, was an der Schule passiert. Am Ende schaffen es an dieser Schule wenige Schüler bis zum Abitur, nach unserer Einschätzung trotz und nicht wegen der Waldorfschule.