Donnerstag, 07. Juli 2022

FSJ, Ausbildung oder Studium: Wie geht es weiter nach dem Abitur?

Monatelang haben Schüler intensiv gelernt und nun halten sie ihren Abschluss in den Händen. Ein neues Abenteuer wartet schon auf die Schüler. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach dem Abschluss für ein Studium. Mittlerweile ist das in vielen Bundesländern sogar ohne Abitur möglich. Wo liegen die Chancen und welche Herausforderungen bestehen aktuell?

Die Welt erkunden.

 

Die Zahl der Menschen, die sich für ein Studium eingetragen haben, ist in den letzten 20 Jahren stark angestiegen. Im Wintersemester 2002/2003 haben laut “Statista” 1.939.233 studiert. Im Jahr 2020/2021 stieg die Zahl auf 2.944.145 an. Ein Studium ist aber nicht die einzige Möglichkeit, nach dem Schulabschluss ins Berufsleben einzusteigen.

Fernab von der Theorie gibt es auch praktische Erfahrungen, die Absolventen sammeln können. Ein “Freiwilliges Soziales Jahr” oder ein “Work and Travel” eignet sich sehr gut für Personen, die erstmal etwas anderes sehen möchten und in einen ausgewählten Bereich hineinschnuppern wollen.

Fällt die Entscheidung auf die erste Option für ein “Freiwilliges Soziales Jahr” packt man direkt mit an und startet ab Tag 1 ins Berufsleben. Hierbei kann man seinen Einsatzort aus verschiedenen Berufsgruppen auswählen. Es gibt viele regionale Einrichtungen und Verbände, die sich sehr über den Zuwachs freuen.

Eine Reise durch die Kunst und Kultur unserer Welt? Kein Problem mit einem Einsatz in einem Kunstmuseum. Versorgen, Nähe und Zeit mit Menschen spricht einen mehr an? Viele Kindergärten, Seniorenheime oder Pflegeeinrichtungen beteiligen sich an dem Projekt. Ausgeschrieben werden freie Stellen deswegen meistens bei dem zugehörigen Landkreis. Sollte mal nichts ausgeschrieben sein, lohnt sich eine Nachfrage im Wunschunternehmen.

Für noch mehr Abenteuer und eine Erweiterung des Sprachschatzes gibt es die Option, an einem “Work and Travel” teilzunehmen. Im Rahmen dieses Projektes vereist man in ferne Länder und arbeitet direkt vor Ort. Grenzen sind dabei kaum vorhanden. Gesucht werden Kundenberater in Griechenland, Tierpfleger in Afrika oder Au-Pair in Amerika.

Das Beste daran ist egal, ob es sich um ein “Freiwilliges Soziales Jahr” handelt oder ein “Work and Travel”, die Planung kann direkt von zuhause aus am Computer starten. Dennoch sollte man sich vorher über mögliche Kosten informieren. Bei einem FSJ hat man Anspruch auf ein kleines Taschengeld, kostenfreie Unterkunft und Verpflegung und auch auf Sozialversicherungen.

 Das Ganze sieht bei einem “Work and Travel” Einsatz anders aus. Hier muss man oftmals die Reisekosten selbst tragen. Wer die unbegrenzten Möglichkeiten der USA schon vor sich sieht, sollte vorsichtig sein. Hierbei kann es auch zu zusätzlichen Kosten für ein Visum kommen. Genauere Informationen bieten regionale Beratungsstellen an.

Es gibt außerdem viele Vermittlungsangebote im Internet auf dafür vorgesehenen Webseiten. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, ob das Angebot auch seriös ist. Wenn man sich mal unsicher ist, bietet es sich an, die Vermittlung persönlich zu kontaktieren.

Praxis erleben.

Wer sich Nähe, Flexibilität und Sicherheit wünscht, entscheidet sich oft für einen praxisorientierten Weg. Eine Ausbildung bietet hier das Beste aus beiden Welten. Auszubildende sind in einem Unternehmen fest angestellt und besuchen in regelmäßigen Abständen die Berufsschule, um gleichermaßen ihr theoretisches Wissen zu vertiefen. Der Auszubildende erhält von seinem Arbeitgeber dafür ein jährlich steigendes Einkommen.

Wer gerne viel Abwechslung erlebt, entscheidet sich für einen kreativen Beruf wie die Ausbildung als Gärtner. Personen, die gerne mit Zahlen jonglieren, entscheiden sich eher für eine Ausbildung zur “Kaufleute für Versicherungen und Finanzen”. Insgesamt gibt es eine große Auswahl an Ausbildungsberufen.

 Weitere Informationen bietet in diesem Fall die Agentur für Arbeit oder der Besuch einer Berufsmesse. Viele Unternehmen kommen sogar direkt in die Schule und geben Einblicke in das Berufsleben.

Verzahnung von Theorie und Praxis erleben, aber dennoch einen Hochschulabschluss erwerben; das geht mit dem dualen Studium. Die Studierenden bekommen die Möglichkeit zu arbeiten und zur gleichen Zeit zu studieren. Das Gelernte kann damit direkt vor Ort mit der Praxis verknüpft werden.

Der Unterschied zu einer Ausbildung liegt im Abschluss. Statt einen Berufsschulabschluss erwirbt man hier einen Bachelor oder Master. Es gibt allerdings auch Alternativen, bei der man sowohl einen Berufsschulabschluss als auch einen Bachelor anstrebt.

Das duale Studium erfordert jedoch auch sehr viel Disziplin und Durchhaltefähigkeit. Im Gegensatz zu dem klassischen Studium, bei dem man kein Gehalt bekommt, erhält man bei einem dualen Studiengang meistens zwischen 700-1.500 Euro brutto monatlich.

Man hat also einige Vorteile bei einem dualen Studiengang. Die gesammelten Berufserfahrungen machen sich auch gut beim zukünftigen Arbeitgeber und helfen dabei, nach dem Studium direkt eine Festanstellung zu finden.

Foto: Adobe Stock, ©M.Dörr & M.Frommherz

Studieren ohne Abitur.

Kann ich trotz abgeschlossener Ausbildung noch mal studieren? In vielen Bundesländern ist das möglich. In allen 16 Bundesländern gibt es allerdings andere Zugangsvoraussetzungen, um studieren zu können. Hierbei ist es auch entscheidend, in welche Richtung man sich bewegt.

Der Freistaat Bayern bietet beispielsweise ein sehr umfassendes Angebot, um ohne Abitur studieren zu können. Hier reichen eine Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung. Ein Studium in Bayern ist also eine gute Option, die viele Chancen mit sich bringt.

Viele Absolventen möchten oder müssen nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen nach ihrem Schulabschluss von zuhause wegziehen. Daraus ergeben sich in den meisten Fällen einige vor allem finanzielle und organisatorische Herausforderungen. Die Zeit neben einem Vollzeit-Studium reicht natürlich nicht für einen Vollzeit-Job mit entsprechendem Gehalt, um alle anfallenden Kosten zu decken, weshalb ein solches Vorhaben bestenfalls weit im Voraus geplant werden sollte. Ein ausreichender finanzieller Puffer sollte vorab angespart werden. Was benötige ich und wie viel Geld kostet ein Umzug? An folgende monatliche Ausgaben sollte man dabei denken:

-         Miete

-         Strom

-         Internet

-         GEZ

-         Heizung und weitere Wohnnebenkosten

-         Kabelgebühren

-         Versicherungen

Nicht nur die monatlichen Kosten fallen an, sondern auch einmalige. Zu Beginn des Mietverhältnisses muss der Mieter eine Sicherheitsleistung für eventuelle Schäden hinterlegen, die sogenannte Mietkaution. Diese kann mit bis zu drei Kaltmieten recht hoch ausfallen. Inzwischen gibt es aber einige kurzfristig nutzbare Alternativen, falls man das Geld nicht sofort zahlen kann. Wichtig ist es, sich im Voraus genaustens über Rechte und Pflichten zu informieren, ganz gleich wie man die Mietkaution regelt.

Auch die Kosten für Wohnungseinrichtung und Co. müssen gestemmt werden. Gegebenen Falls wird ein Auto oder ein Fahrrad benötigt. Der Neuanfang für das Studium in einer anderen Stadt bringt also viele Veränderungen und Herausforderungen zusätzlich zum Lernstress und der Eingewöhnung in einer Hochschule oder Universität mit sich.

Nicht alles muss man aber allein meistern. Es gibt vor allem in großen Städten auch die Möglichkeit, in eine WG zu ziehen und sich dadurch viel Geld und auch Verantwortung zu teilen. Zusammen macht alles sowieso viel mehr Spaß und man hat gleich Unterstützung vor Ort, die sich im besten Fall bereits in der neuen Heimat auskennt und einem weiterhilft.

Foto: Adobe Stock, © Jacob Lund

 

Technischer Fortschritt.

Technologien ermöglichen uns große Fortschritte im Bildungsbereich. Gerade in den letzten Jahren haben wir gelernt, auf Abstand zu gehen und eine neue Sichtweise einzunehmen. Die Berufsorientierung während der Corona Pandemie ist vielen jungen Menschen sehr schwergefallen. Genau daraus haben sich jetzt neue Denkweisen gebildet.

Der Fernunterricht wird immer beliebter. Die Freiheit, von überall aus zu studieren ist ein fester Bestandteil unseres Bildungssystems geworden. Genau das schafft jetzt für viele studierende Erleichterung. Personen, die sich für ein duales Studium entscheiden, können mit Hilfe einer Fernschule den theoretischen Teil online abschließen.

Diese bieten Studiengänge auch ohne einen festen Numerus clausus an und ohne ein Abitur. Die Voraussetzungen sind hier sehr ähnlich und bestehen daraus, dass man einen Berufsschulabschluss und Berufserfahrung mitbringt. Der Unterschied ist das man nicht umziehen muss. In diesem Fall kann man sein Studium von daheim absolvieren und regional in einem Unternehmen mitarbeiten.

Das spart viel Zeit und Arbeit. Möglichkeiten zur beruflichen Neuorientierung gibt es im Portfolio der Fernuniversitäten genügend. Durch die Technologie wird uns eine neue Tür geöffnet. Gerade auch für junge Familien ist dieses Modell sehr ansprechend.

Fazit:

Ein erfolgreich bestandener Abschluss und keine Ahnung, wie es weiter geht? Vor dieser Herausforderung steht man nicht allein. Das geht vielen Absolventen so. Die ultimative Lösung, die für alle Menschen passt, gibt es nicht. Jede Person hat individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen für seine Zukunft. Genau deswegen ist es so wichtig, darüber zu sprechen und sich über alle Möglichkeiten zu informieren.

Ob man abenteuerlich auf eine Weltreise geht, aus dem vertrauten Dorf in die große Stadt zieht oder eine Ausbildung in der Region macht. Jeder Weg hat andere Vor- und Nachteile sowie ganz individuelle Herausforderungen.